STYL_H_BS_WOB_03_S.78-85_Oper
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Text: Katja Eggers | Fotos: Thomas Maximilian Jauk<br />
Ein Abend<br />
voller Emotionen<br />
Mit großer Stimme und viel Leidenschaft verzaubert die armenische<br />
Sopranistin Karine Babajanyan derzeit als „Manon Lescaut“<br />
in Giacomo Puccinis gleichnamiger <strong>Oper</strong> das Publikum. Stylus-<br />
Redakteurin Katja Eggers durfte an ihrer Seite hinter die Kulissen<br />
der Staatsoper Hannover blicken und die Vorbereitungen dieser<br />
aufwändigen Inszenierung miterleben.<br />
Architektur. Interieur. Design. Fotografie.<br />
<strong>03</strong> | 2016 ·<br />
Bevor Karine Babajanyan vor ihr Publikum<br />
tritt, dürfen drei Dinge auf keinen Fall fehlen:<br />
Erstens muss irgendwo hinter der Bühne die<br />
kleine Holztafel mit dem armenischen Vaterunser<br />
platziert sein. Zweitens sollte unbedingt<br />
eine Banane in der Garderobe bereit liegen.<br />
Und drittens muss hinter den Kulissen das<br />
Smartphone aufnahmebereit sein. Kleine<br />
Rituale, aber für Karine Babajanyan von großer<br />
Bedeutung. Mit dem Smartphone zeichnet<br />
sie ihren Auftritt für private Zwecke auf. Die<br />
Holztafel mit dem Vaterunser ist ihr Talisman.<br />
Bei früheren Auftritten steckte die Tafel stets<br />
in einer Tasche des Kostüms. Als die Kleider<br />
bei den Bregenzer Festspielen nach einem heftigen<br />
Regenschauer jedoch in die Reinigung<br />
mussten, wäre die Tafel fast verloren gegangen.<br />
Seitdem trägt die Grand Dame den Talisman<br />
nicht mehr am Körper, sondern legt ihn<br />
irgendwo hinter der Bühne ab, wo sie ihn nach<br />
dem Auftritt schnell wiederfindet.<br />
Mindestens genauso wichtig ist ihr die<br />
Banane. Diese isst sie in der Pause, wenn die<br />
Zuschauer sich ein Glas Sekt gönnen. „Die<br />
Banane gibt mir Energie und Kraft – Sportler<br />
machen das doch auch so“, sagt die Sängerin<br />
und lacht. Ihre <strong>Oper</strong>nauftritte sind mit sportlichen<br />
Höchstleistungen auch durchaus<br />
vergleichbar. Die Rolle der „Manon Lescaut“<br />
fordert der Sopranistin höchste Konzentration,<br />
viel Ausdauer und Professionalität ab.<br />
Der zweieinhalbstündige Bühnenmarathon<br />
ist sowohl physisch als auch emotional<br />
anstrengend. „Ich bin die ganze Zeit angespannt,<br />
singe mit einer bestimmten Technik<br />
und muss mir meine Kräfte bis zum letzten<br />
Ton genau einteilen“, erklärt Karine<br />
Babajanyan. Bis sie in Hannover heute als<br />
„Manon Lescaut“ auf der Bühne steht und am<br />
Schluss in den Armen ihres Geliebten stirbt,<br />
ist es aber noch eine Weile hin.<br />
Jetzt sitzt die Grand Dame erst einmal in der<br />
Damen-Solo-Garderobe. Der Raum ist klein<br />
und schlicht. Vier Friseurstühle vor großen<br />
Spiegeln, ein paar Regale und Schränke, Schuhe<br />
in Kisten, an Kleiderhaken hängen Schminkmäntel<br />
auf Bügeln, auf der Ablage vor dem Spiegel<br />
liegen etliche Pinsel und Puderquasten, Lidschattenpaletten,<br />
Kajal- und Lippenstifte. Für<br />
Karine Babajanyan ist die Garderobe auch ein<br />
Stück Zuhause, ein Rückzugsraum, in dem sie<br />
Ruhe vor dem Sturm findet. Weil sie in der<br />
Puccini-<strong>Oper</strong> die einzige weibliche Hauptrolle<br />
spielt und Frauenchor und weibliche Statisten<br />
in eigenen Garderoben untergebracht sind, hat<br />
sie die Solo-Garderobe an diesem Abend ganz<br />
für sich allein. „Bei den Herren eine Etage höher<br />
ist jetzt viel mehr los“, weiß Babajanyan<br />
und lehnt sich entspannt zurück.<br />
Sie ist – wie immer – etwas zu früh in der<br />
Garderobe erschienen, um nicht unnötig in<br />
Stress zu kommen. Ruhe ist ihr vor den Auftritten<br />
am wichtigsten.<br />
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<strong>03</strong> | 2016 ·Architektur. Interieur. Design. Fotografie.<br />
„Am Tag der Aufführung mache ich fast nichts<br />
– ich spare Energie“, sagt die Sängerin. Zu Hause<br />
noch einmal die Noten ansehen, schön frühstücken<br />
und manchmal spazieren gehen, um<br />
den Kreislauf in Schwung zu bringen. Ganz<br />
wichtig: Das Mittagessen nicht später als vier<br />
Stunden vor der Vorstellung einnehmen, keine<br />
zu großen Portionen essen und unbedingt selber<br />
kochen. „Dann weiß ich, was drin ist. Heute<br />
gab es Hähnchenleber und Rucolasalat“, erzählt<br />
die Sopranistin.<br />
Sie sitzt im Schminkmantel vor dem Spiegel<br />
und verfolgt, wie Maskenbildnerin Nelli Abel<br />
sie in knapp 45 Minuten Schritt für Schritt in<br />
„Manon Lescaut“ verwandelt. Erst das extrastarke<br />
Bühnen-Make-up, dann Puder und<br />
Rouge auf die Wangen, dann die falschen Wimpern,<br />
zum Schluss der Lippenstift. „Eben war<br />
ich noch ich, aber mit der Maske nehme ich<br />
mehr und mehr meine Rolle an“, erklärt Karine<br />
Babajanyan. Als letztes setzt ihr Nelli Abel<br />
noch die dunkle Perücke mit den streng nach<br />
hinten gekämmten Haaren und dem braven<br />
Seitenzopf auf.<br />
Im Laufe des Abends wird die Sängerin die<br />
Zopffrisur gegen zwei weitere Perücken auswechseln.<br />
Im zweiten Akt ist es eine graue Rokoko-Perücke.<br />
In der Gefängnisszene im dritten<br />
Akt und der Sterbeszene im vierten Akt<br />
sind die Haare wirr und offen. Alle drei Perücken<br />
sind aus Echthaar. Nelli Abel hat sie selber<br />
geknüpft und an jeder von ihnen fast 50<br />
Stunden gesessen. „Je größer der Kopf, desto<br />
größer der Aufwand“, sagt die Maskenbildnerin.<br />
An Herrenperücken sitzt man daher etwas<br />
länger.<br />
Plötzlich betritt unerwarteter Besuch die Garderobe.<br />
<strong>Oper</strong>nsänger Michael Dries schaut<br />
vorbei. In „Manon Lescaut“ spielt er den „Geronte<br />
de Ravoir“, einen alternden Lebemann,<br />
der „Manon Lescaut“ für kurze Zeit ein Leben<br />
im Luxus bietet, sie später aber wegen Diebstahls<br />
verhaften lässt. Seinen edlen Gehrock<br />
und die graue Rokoko-Perücke trägt der Solist<br />
jetzt allerdings noch nicht. Von seinem Kostüm<br />
hat er lediglich schon die schwarze Kniehose<br />
an. Die Füße stecken auch noch nicht in<br />
eleganten Schnallenschuhen, sondern in gemütlichen<br />
Filzpantoffeln.<br />
„Wollen wir nochmal tanzen?“, fragt Michael<br />
Dries. Karine Babajanyan zückt sofort ihr<br />
Handy und kurze Zeit später erklingt daraus<br />
die Melodie des Menuetts, das beide als „Manon“<br />
und „Geronte“ in etwa zwei Stunden gemeinsam<br />
auf der Bühne tanzen werden. Jetzt<br />
tanzen sie auf dem Flur. Verbeugung, Knicks,<br />
eins, zwei, aufeinander zu, umeinander herum.<br />
Michael Dries schaut skeptisch. Da kommt<br />
Unterstützung. Anastasia Bobrykova, ehemalige<br />
Solotänzerin des hannoverschen Ballettensembles<br />
und jetzt Inspizientin, korrigiert<br />
die Haltung des Tanzpaares. „Die Verbeugung<br />
muss präzise sein“, betont sie. Dries zieht die<br />
1 5<br />
2 6<br />
3 7<br />
4 8<br />
9<br />
Die Ruhe vor dem Sturm<br />
Pantoffeln aus und macht auf Strümpfen weiter.<br />
Das Menuett gelingt. „Jetzt hammer’s“,<br />
freut sich der gebürtige Münchner. Noch eine<br />
letzte herzliche Umarmung vor dem Auftritt<br />
und der Solist verschwindet wieder in Richtung<br />
Herren-Garderobe.<br />
Karine Babajanyan huscht derweil in den Einsingraum.<br />
Durch die geschlossene Tür dringt<br />
kurz darauf Gesang und Klaviermusik. Die Sopranistin<br />
macht zuerst Übungen zum Aufwärmen<br />
der Stimme und singt danach ein paar<br />
Passagen aus dem Stück. Anschließend geht es<br />
wieder zurück in die Garderobe. Ankleiderin<br />
Birgit Klötzer wartet schon mit dem ersten<br />
Kostüm – einem schwarzen, schlichten Kleid.<br />
Babajanyan nennt es ihr „Klosterkleid“. Es hat<br />
unzählige Haken, Ösen und Knöpfe. Klötzer<br />
hat mit dem Schließen alle Hände voll zu tun.<br />
Sie zurrt die rosafarbene Korsage darunter fest<br />
und streicht das Kleid darüber glatt. „Alle Kostüme<br />
sind historisch an das 18. Jahrhundert<br />
angelehnt“, sagt die Ankleiderin.<br />
Karine Babajanyans absolutes Lieblingskleid<br />
ist aber das gelbe, das sie im zweiten Akt trägt.<br />
Ein Traum aus viel, viel Stoff mit ellbogenlangen<br />
und halb aufgesetzten Ärmelaufschlägen<br />
und ausgestelltem Rock. Um die schwarze gegen<br />
die gelbe Robe auszutauschen, bleiben der<br />
<strong>Oper</strong>nsängerin in der Umbaupause zwischen<br />
dem ersten und zweiten Akt gerade einmal drei<br />
Minuten. Die Zeit ist so knapp bemessen, dass<br />
die Sopranistin den so genannten schnellen<br />
Umzug samt Perückenwechsel nicht in ihrer<br />
eigenen Garderobe, sondern in einer mobilen<br />
Extrakabine direkt hinter der Bühne bewerkstelligen<br />
muss.<br />
Nur noch etwa 45 Minuten bis Vorstellungsbeginn:<br />
In der Garderobe kommt ein wenig Hektik<br />
auf. Erst schaut der Regieassistent vorbei,<br />
dann eine Mitarbeiterin aus dem künstlerischen<br />
Betriebsbüro. Beide wünschen: „Toi, toi,<br />
toi!“ Als nächstes schneit Generalmusikdirektor<br />
Ivan Repušsiće herein, der die Vorstellung<br />
heute dirigieren wird. Er trägt Frack, weißes<br />
Hemd und Fliege und hat die Noten dabei. Er<br />
will noch kurz auf etwas hinweisen, spricht<br />
schnell, gestikuliert – und ist auch schon wieder<br />
weg.<br />
1 - 4 Mit viel Schminke und dunkler<br />
Perücke verwandelt Maskenbildnerin<br />
Nelli Abel die Sängerin Karine<br />
Babajanyan in „Manon Lescaut“.<br />
5 + 6 Kurz vor Vorstellungsbeginn<br />
proben Karine Babajanyan und<br />
Michael Dries (er spielt die Rolle<br />
des „Geronte de Ravoir“) das<br />
Menuett, das sie auf der Bühne<br />
tanzen werden.<br />
7 + 8 Noch ein letzter Blick auf<br />
die Noten, bevor die Sopranistin<br />
mit Gesangsübungen ihre Stimme<br />
aufwärmt.<br />
9 Letzte Minuten voller Konzentration<br />
in der Garderobe hinter der<br />
Bühne.<br />
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<strong>03</strong> | 2016 ·<br />
Dann die erste Lautsprecherdurchsage von Inspizientin<br />
Anastasia Bobrykova: „Das ist das<br />
erste Zeichen für die fünfte Vorstellung von<br />
„Manon Lescaut“. Die Vorstellung beginnt in<br />
30 Minuten.“ Die Durchsage ist für die Kollegen.<br />
Die letzten Minuten bis zum Auftritt brechen<br />
an. Weitere Durchrufe folgen um 19.15<br />
Uhr und um 19.25 Uhr.<br />
Im Orchestergraben spielen sich derweil die 60<br />
Musiker ein. Direkt hinter der Bühne herrscht<br />
jetzt höchste Konzentration. Statisten in<br />
Rokoko-Kostümen eilen umher, unterhalten<br />
sich leise, kichern. Stelzenläufer staksen auf<br />
und ab. Es ist warm, auf der Bühne sind die<br />
Scheinwerfer an. Im Regal liegen die Requisiten<br />
bereit: Spielkarten für das gesellige Marktplatztreiben<br />
im ersten Akt, Armfesseln für die<br />
Deportierten der Gefängnisszene im dritten<br />
Akt. Anastasia Bobrykova sitzt bereits am Inspizientenpult<br />
mit den vielen Reglern, Knöpfen<br />
und Bildschirmen. Von dort aus wird sie in<br />
wenigen Minuten die gesamte Vorstellung<br />
10<br />
11<br />
Im Rokoko-Rausch der Gefühle<br />
Karine Babajanyan<br />
an der<br />
Staatsoper Hannover<br />
Wer Karine Babajanyan nicht<br />
in der Vorstellungsserie von<br />
Giacomo Puccinis <strong>Oper</strong> „Manon<br />
Lescaut“ erlebt hat, kann die<br />
<strong>Oper</strong>nsängerin in einer anderen<br />
Puccini-Rolle hören: In der<br />
<strong>Oper</strong> „La Bohème“ ist sie am<br />
10., 13. und 28. Dezember<br />
2016 als „Mimì“ zu hören.<br />
Im nächsten Jahr singt die<br />
Sopranistin zudem die Senta in<br />
Richard Wagners <strong>Oper</strong> „Der<br />
fliegende Holländer“, und<br />
zwar am 26. März sowie am 7.,<br />
19. und 31. Mai 2017.<br />
Karine Babajanyan schloss ihr Gesangsstudium<br />
am Konservatorium<br />
ihrer Heimatstadt Jerewan in Armenien<br />
mit Auszeichnung ab und wurde<br />
sofort am dortigen Nationaltheater<br />
engagiert. Schon früh führten Engagements<br />
nach Deutschland, unter anderem<br />
nach Berlin, Hannover und Essen.<br />
Von 20<strong>03</strong> bis 2011 war sie<br />
Ensemblemitglied der Staatsoper<br />
Stuttgart. Ihr vielfältiges Repertoire<br />
umfasst u. a. Partien in „Madame Butterfly“,<br />
„Der Troubadour“, „Die Macht<br />
des Schicksals“ und „Falstaff“ sowie die<br />
Titelpartien in „Carmen“, „Jenůfa“,<br />
„Aida“, „Tosca“, „Manon Lescaut“, „Suor<br />
Angelica“ und „Norma“. Seit 2011 ist<br />
Karine Babajanyan freischaffend tätig.<br />
Gastverpflichtungen führen sie<br />
an <strong>Oper</strong>nhäuser auf der ganzen Welt.<br />
In dieser Saison ist sie der einzige<br />
Neuzugang im Ensemble der Staatsoper<br />
Hannover. In der Spielzeit<br />
2016/17 singt die Sopranistin u. a. zudem<br />
an der Staatsoper Budapest die<br />
Mimi in „La Bohème“ und an der Deutschen<br />
<strong>Oper</strong> in Düsseldorf die Titelpartie<br />
in „Ariadne auf Naxos“. An der<br />
Bayerischen Staatsoper war sie im<br />
November als „Elena“ in „Mefistofele“<br />
zu hören.<br />
koordinieren und den Bühnentechnikern Zeichen<br />
für die Umbauten und Beleuchtern den<br />
Zeitpunkt für den Wechsel der Lichtstimmungen<br />
geben. Alles in allem sind an diesem Abend<br />
um die 25 Mitarbeiter der Bühnentechnik im<br />
Einsatz.<br />
Langsam füllt sich nun auch der Zuschauerraum.<br />
Karine Babajanyan verlässt ihre Garderobe.<br />
Von dort aus sind es nur noch ein paar<br />
Schritte bis zur schweren, grauen Bühnentür.<br />
Dahinter beginnt in wenigen Sekunden eine<br />
andere Welt. Pünktlich um 19.30 Uhr öffnet<br />
sich der Vorhang für die fünfte Aufführung<br />
des prächtigen Kostümdramas. Die Premiere<br />
im September war ausverkauft. 1200 Besucher<br />
feierten die Akteure mit stehenden<br />
Ovationen.<br />
Mit Chor, Extrachor, Solisten und Statisten<br />
stehen auch diesmal mehr als 100 Personen<br />
auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Jeder<br />
der vier Akte hat eine andere Kulisse, was in<br />
Zeiten knapper Theaterkassen keinesfalls<br />
selbstverständlich ist. Aus Kostengründen<br />
gibt es oft nur ein einziges Bild. An der Staatsoper<br />
Hannover darf Gast-Bühnenbildner<br />
Frank Philipp Schlössmann hingegen umfangreich<br />
umbauen lassen. Für die Bühnentechniker<br />
ist die Vorstellung ein echter Kraftakt. Für<br />
Karine Babajanyan verläuft er am Ende – wie<br />
so üblich für Puccini-Heldinnen – tödlich:<br />
„Manon Lescaut“ haucht ihr Leben in den Armen<br />
ihres Geliebten aus. Die letzten Akkorde<br />
12<br />
verklingen. Der Vorhang schließt sich. Die Zuschauer<br />
erheben sich von ihren Sitzen. Tosender<br />
Beifall. Die Künstler verbeugen sich. Die<br />
Titelheldin strahlt. Alle Anspannung ist gewichen.<br />
Sie wirft Kusshändchen ins Publikum<br />
und tauscht Bussis mit dem Dirigenten aus.<br />
Der Beifall nimmt kein Ende. Hinter der Bühne<br />
fallen sich alle in die Arme. Durchatmen, alles<br />
ist gut gegangen.<br />
„Ach, ich bin so glücklich“, seufzt die <strong>Oper</strong>ndiva.<br />
„Und so aufgedreht, dass ich die ganze „Manon“<br />
sofort nochmal singen könnte.“ Auch das<br />
Sterben war schön. Nicht so dramatisch wie der<br />
Bühnentod, den sie in ihrer Paraderolle in „Madame<br />
Butterfly“ erleidet (Cio-Cio San begeht<br />
Selbstmord), aber sehr unbequem. „Manon<br />
Lescaut“ verendet in der Wüste und liegt dabei<br />
auf harten Steinen. „Aber mit so einem tollen<br />
Partner stirbt man gern“, sagt Frau Babajanyan<br />
augenzwinkernd und lässt sich noch einmal von<br />
Tenor Ricardo Tamura, dem „Des Grieux“, drücken.<br />
Gerade im vierten Akt müsse sie sich immer<br />
sehr zurückhalten, damit die Emotionen<br />
sie nicht überwältigen. „Da geht mir dann so<br />
viel im Kopf herum, manchmal muss ich sogar<br />
weinen“, gesteht die Sopranistin. Bevor sie wieder<br />
in der Garderobe verschwindet, wirft sie<br />
noch schnell einen Blick auf ihr Handy – ja, die<br />
Aufnahme hat geklappt. Sogar der Beifall ist<br />
mit drauf. „Wenn die Menschen so begeistert<br />
klatschen“, sagt Karine Babajanyan, „ist das für<br />
mich jedes Mal der allerschönste Moment!“<br />
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13<br />
10 - 12 Perückenwechsel und Kleidertausch: Im zweiten Akt wird aus der Klosterschülerin „Manon Lescaut“ die Lebefrau an der Seite<br />
von „Geronte de Ravoir“. 13 Der Vorhang fällt, Beifall am Ende des 2. Aufzuges: Die schöne „Manon Lescaut“ an der Seite von „Chevalier<br />
Renato Des Grieux“ (Ricardo Tamura, links), „Lescaut“ (Brian Davis, 2. von links) und „Geronte de Ravoir“ (Michael Dries, rechts).<br />
14 Stürmischer Applaus und stehende Ovationen für Solisten, Chor, Statisten und den Dirigenten.<br />
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