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WOLL Magazin Winter 2016 für Brilon, Olsberg, Marsberg, Willingen und Diemelsee

Woll, sagt man im Sauerland. WOLL - Das Magazin aus dem Sauerland über Sauerländer Lebensart. WOLL wie Worte, Orte, Land und Leute.

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13 . <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong><br />

SAUERLAND<br />

<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>, <strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>, <strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />

<strong>WOLL</strong><br />

Worte, Orte, Land <strong>und</strong> Leute.<br />

Für Sie<br />

kostenlos,<br />

aber nicht umsonst -<br />

Ihr Stadtmagazin <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>,<br />

<strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>, <strong>Willingen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />

<strong>Winter</strong>freuden<br />

Sport, Spaß <strong>und</strong> Spiel<br />

Gemeinsam vieles erlebt<br />

Franz-Josef <strong>und</strong> Maria Brandenburg<br />

Nicht nur zur Weihnachtszeit<br />

Kirchen, Orgeln, Weihbischöfe<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 1


Warum<br />

muss auch<br />

Tissue<br />

nachhaltig<br />

sein?<br />

Weil uns seine Zukunft wichtig ist,<br />

sind sorgfältig ausgesuchte,<br />

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nachhaltigen Hygienepapiere.<br />

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2 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>, <strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>, <strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />

<strong>WOLL</strong><br />

Worte, Orte, Land <strong>und</strong> Leute.<br />

AUSGABE 13 / WINTER <strong>2016</strong><br />

■<br />

5 Editorial<br />

SEITE<br />

18<br />

■<br />

■<br />

6 Haben fast alles gemeinsam gemacht<br />

Franz-Josef <strong>und</strong> Maria Brandenburg<br />

9 Auf dem Gipfelkreuz<br />

Schon dort gewesen?<br />

■<br />

10 Zeitreise<br />

Alte Forstscheune kehrt zurück<br />

■<br />

16 Spaß im Schnee<br />

Nicht nur <strong>für</strong> Zweibeiner<br />

■<br />

24 Spiegelbild der Seele<br />

W<strong>und</strong>erbare Welt der Märchen<br />

SEITE<br />

20<br />

SEITE<br />

27<br />

■<br />

■<br />

30 Geburt Jesu Christi<br />

Propstei- <strong>und</strong> Nikolaikirche<br />

32 Die ganze Gans<br />

Ein beliebter Bratvogel<br />

■<br />

40 Ferdinand Lohmann<br />

Lebenserinnerungen 1815<br />

■<br />

50 Vom Fluch zum Segen<br />

110 Jahre Skisport im Sauerland<br />

■<br />

52 <strong>Winter</strong> auf dem Land<br />

Erinnerungen an das Dorfleben<br />

■ 54 Dorfkinder 2017<br />

Fotoaktion in Helmeringhausen<br />

SEITE<br />

36<br />

SEITE<br />

44<br />

■<br />

56 Ein treuer Begleiter<br />

Wir <strong>und</strong> das Holz<br />

■<br />

60 Hubertas Ecke<br />

■<br />

61 Heimat oder Karriere?<br />

■<br />

62 Impressum<br />

Täglich aktuelle Informationen aus<br />

<strong>Brilon</strong>, <strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>,<br />

<strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />

unter<br />

SEITE<br />

46<br />

www.woll-magazin.de<br />

www.facebook.com/<strong>WOLL</strong><strong>Brilon</strong><br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 3


WILLKOMMEN im SAUERLAND<br />

Im <strong>WOLL</strong>-MAGAZIN über das SAUERLAND zu lesen ist spannend, aber dieses Stück Heimat zu<br />

schmecken geht am besten mit einem leckeren WARSTEINER. Eine perfekte Kombination aus<br />

SPANNENDEN GESCHICHTEN <strong>und</strong> SCHMACKHAFTEM BIER aus dem Sauerland.<br />

Diese schöne Warsteiner-<strong>WOLL</strong>-Tulpe gibt es in ausgewählten Geschäften<br />

<strong>und</strong> im <strong>WOLL</strong>-Onlineshop www.woll-onlineshop.de<br />

4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Editorial<br />

LIEBE <strong>WOLL</strong>-LESERINNEN<br />

UND LESER!<br />

Über keine Jahreszeit sind wir so unterschiedlicher<br />

Meinung wie über die <strong>Winter</strong>zeit. Während<br />

die einen mit dem <strong>Winter</strong> hadern, ihn regelrecht<br />

<strong>für</strong>chten <strong>und</strong> hoffen, dass er rasch vorbei sei, können<br />

andere vom <strong>Winter</strong> nicht genug bekommen.<br />

Entdecken Sie die Stimmungen des <strong>Winter</strong>s früher<br />

<strong>und</strong> heute in unseren Orten <strong>und</strong> auf den Bergen<br />

(ab Seite 50).<br />

Doch auch <strong>für</strong> die <strong>Winter</strong>muffel gibt es wieder<br />

Interessantes, Unterhaltendes <strong>und</strong> Spannendes in<br />

diesem <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong> zu lesen. Zum Beispiel<br />

über die w<strong>und</strong>erbare Welt der Märchen (Seite 24)<br />

oder über Franz-Josef <strong>und</strong> Maria Brandenburg, die<br />

ein ganzes Leben fast immer alles gemeinsam<br />

gemacht haben (Seite 6). Oder lesen Sie unseren<br />

Beitrag über einen treuen Begleiter unseres Lebens:<br />

das Holz (Seite 56).<br />

Oftmals sind es die ganz kleinen <strong>und</strong> auf den ersten<br />

Blick unbedeutend erscheinenden Geschichten, die<br />

uns begeistern, ermuntern, inspirieren oder die uns<br />

zumindest ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Es wäre<br />

schön, wenn es uns auch mit den Geschichten <strong>und</strong><br />

Berichten in dieser <strong>WOLL</strong>-Ausgabe gelingt, ein<br />

bisschen Sauerland-Gefühl zu Ihnen nach Hause zu<br />

bringen. In diesem Sinne wünschen die Macher<br />

vom <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>/<strong>Marsberg</strong>/Olsber/<br />

<strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong> eine frohe <strong>und</strong> besinnliche<br />

Weihnachtszeit <strong>und</strong> alles Gute <strong>für</strong> das neue Jahr.<br />

■<br />

Das <strong>WOLL</strong>-Team <strong>für</strong><br />

<strong>Brilon</strong>/<strong>Marsberg</strong>/<strong>Olsberg</strong>/<strong>Willingen</strong>/<strong>Diemelsee</strong><br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 5


Über ein halbes<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

FRANZ-JOSEF UND MARIA BRANDENBURG<br />

HABEN FAST ALLES GEMEINSAM ERLEBT<br />

VON CHRISTIANE HEILIGERS<br />

Die Schule ist aus. Er geht wie immer zu seiner Oma in die<br />

Südstraße. „Plötzlich sehe ich ganz viele Flugzeuge. Eines<br />

davon wird abgeschossen <strong>und</strong> fällt Richtung Messinghausen<br />

vom Himmel. Die restlichen werfen Bomben ab. Steine fliegen<br />

auf die Straße, die Deelentür neben mir wackelt, alle Menschen<br />

schreien.“ Dann ist die ganze Familie in den Keller gelaufen –<br />

um ihr Leben. Franz-Josef Brandenburg aus <strong>Brilon</strong> hat den Krieg<br />

hautnah miterlebt.<br />

Auch Onkel Otto hat seine Kriegserinnerungen geprägt. „Bei<br />

dem Heiligen-Häuschen oben an der Straße ist er dreimal umgekehrt<br />

zum Hof, um seine Oma wieder <strong>und</strong> wieder in den Arm<br />

zu nehmen. Er ist nicht mehr zurückgekommen.“ Seinem Onkel<br />

Albert zollt Franz-Josef ganz besonderen Respekt. Dieser hat<br />

eigentlich den heimatlichen Hof übernehmen <strong>und</strong> sein Vater<br />

Franz in den Krieg ziehen sollen. Da Franz aber schon Kinder<br />

gehabt hat, ist Albert an seiner Stelle an die Front gegangen. Bis<br />

zum letzten Kriegstag hat er überlebt, sogar noch auf dem Schiff<br />

die Heimreise angetreten. „Bis nach Hause allerdings hat er es<br />

nie geschafft.“<br />

Foto: privat<br />

Foto: Christiane Heiligers<br />

6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Auch abenteuerliche Kindheit<br />

Franz-Josef hat aber auch positive<br />

Erinnerungen an seine Kindheit, wenn seine<br />

Eltern da auch anderer Meinung gewesen<br />

sind. „Unser Nachbar soll uns helfen, Mist<br />

einzuladen. Ich bin sechs Jahre alt <strong>und</strong> sitze<br />

alleine auf dem Wagen, während mein Vater<br />

geht, um ihn zu holen. Plötzlich sehe ich die<br />

Peitsche, überlege nicht lange <strong>und</strong> schlage die<br />

Pferde. Dann gehen sie mit dem Gespann<br />

durch, werden schneller, immer schneller. Die<br />

können laufen. Der Nachbar ist dann hinterher<br />

- mit dem Fahrrad - <strong>und</strong> hat sie eingefangen.<br />

Ich habe mich wahnsinnig erschrocken.“<br />

Auch bei den Pferden kam damals keine<br />

Langeweile auf. Der Hof Brandenburg ist von<br />

1938 bis 1968 Deckstelle <strong>für</strong> Stuten gewesen,<br />

ungefähr 150 pro Jahr sind von zwei Hengsten<br />

„bedient“ worden. „Die hatten viel zu tun.“<br />

Fast alles gemeinsam<br />

Mit seiner Frau Maria ist Franz-Josef mittlerweile<br />

53 Jahre verheiratet – <strong>und</strong> sie machen<br />

fast alles gemeinsam. So auch einen Ausflug<br />

vor langer Zeit mit einem geliehenen Auto<br />

nach Paderborn. Als Abschiedsgruß hat es nur<br />

geheißen: „Nehmt Wasser mit - spätestens in<br />

Büren ist der Kühler leer- <strong>und</strong> einen<br />

Bindfaden, damit die Tür nicht so wackelt.“<br />

Als ob das nicht schon gereicht hätte, der<br />

Kommentar der Polizei ist dann noch gewesen:<br />

„Wir haben Sie schon von weitem kommen<br />

hören, der Auspuff ist so laut.“<br />

Sie hat ihre Lehre zur Hauswirtschafterin in der<br />

<strong>Brilon</strong>er Jugendherberge absolviert <strong>und</strong> monatlich<br />

45 Mark erhalten. Damit hat sie wesentlich<br />

mehr verdient als ihr zukünftiger Mann.<br />

Er hat praktisch ohne Lohn Landwirt gelernt<br />

– hier gab es höchstens mal 5 Mark zwischendurch;<br />

Opa <strong>und</strong> Papa sind die Ausbilder<br />

gewesen. Was früher so als Ausbildung gegol-<br />

Fotos: Sabrinity<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 7


ekommen: Doris, genau wie das Pferd. Weil Doris dann auch<br />

noch am ersten Weihnachtstag geboren worden <strong>und</strong> die Mama<br />

deswegen nicht an der Bescherung teilgenommen hat, ist<br />

Christel eingeschnappt gewesen.<br />

Harter Alltag<br />

Das Leben auf dem Hof ist nicht immer leicht gewesen. Maria<br />

Brandenburg hat die Wäsche in der Aa gewaschen, die Windeln<br />

auf dem Herd ausgekocht <strong>und</strong> die Heu-Ernte ist mit Hand <strong>und</strong><br />

Forke vonstatten gegangen. Bis 1979 hat es keinen Strom gegeben.<br />

In den 60er Jahren ist immer ein Trecker gelaufen, der einen<br />

Dynamo angetrieben hat, damit es überhaupt Licht gegeben hat.<br />

Mit geplatzter Fruchtblase, die zunächst <strong>für</strong> eine Blasenentzündung<br />

gehalten worden ist, sind im Juni während eines Schneesturms<br />

die Steckrüben gepflanzt worden, <strong>und</strong> zur Geburt sind sie erst<br />

gefahren, als die Kühe gemolken waren.<br />

Fotos: Sabrinity<br />

ten hat: Aufgr<strong>und</strong> der vielen Arbeit durch Ernte <strong>und</strong> Schafe<br />

hüten ist Franz-Josef im letzten Lehrjahr sage <strong>und</strong> schreibe nur<br />

einen Tag in der Schule gewesen – es hat einfach Wichtigeres zu<br />

tun gegeben. „Damals durfte man das noch.“<br />

Franz-Josef <strong>und</strong> Maria Brandenburg haben fünf Kinder im Alter<br />

zwischen 36 <strong>und</strong> 53 Jahren <strong>und</strong> dreizehn Enkel. „Das Aawasser<br />

gilt als liebesfördernd. Eigentlich muss man das abkochen, sonst<br />

ist das zu stark.“ Das erste Kind Franz-Josef jun. ist am<br />

Poppenberg „passiert“, weil dort Petrus die Mutter gemacht hat.<br />

„Da war das naheliegend, aber der Berg hieß vorher schon so“,<br />

erzählt Franz-Josef mit einem strahlenden Lächeln.<br />

Die zweitgeborene Rita ist zuhause geboren worden, weil der<br />

Opa das so gewollt hat. „Das bringt Glück ins Haus.“ Das dritte<br />

Kind der beiden hat nach Franz-Josefs Wunsch eigentlich<br />

Heinrich heißen sollen, was Maria aber gar nicht schön gef<strong>und</strong>en<br />

hat. Daraufhin hat sie sich anhören müssen: „Du brauchst<br />

ihn ja nicht Heinrich rufen.“ In dem Moment hat der älteste<br />

Sohn das Martinslied gesungen <strong>und</strong> so hieß er kurzerhand<br />

Martin. Christel als Vierte ist wiederum im Krankenhaus geboren,<br />

weil zu der Zeit Hausgeburten nicht mehr erlaubt gewesen<br />

sind. Kind Nummer fünf hat ihren Namen von der Schwester<br />

Einen Schutzengel haben sie auch gehabt. „Die Pferde sind vor<br />

der Kutsche eingespannt, Maria ist mit dem Kinderwagen unterwegs.<br />

Der Hengst auf der Weide springt auf die Straße <strong>und</strong> jagt<br />

hinter der Kutsche her. Mit vollem Galopp geht es auf die B7,<br />

zwischen die Autos.“ Die Tiere sind wieder umgedreht <strong>und</strong> eingesperrt<br />

worden, ohne dass etwas passiert ist.<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Schützenfest<br />

„Heute ist alles wesentlich leichter.“ Das liegt einerseits an der<br />

Mechanisierung – <strong>und</strong> andererseits daran, dass sich Sohn Martin<br />

<strong>und</strong> die Enkelkinder mittlerweile hauptsächlich um die<br />

Landwirtschaft kümmern. „Langsam werden wir uns zurückziehen.“<br />

Auch beim alljährlichen Schützenfest ist Martin als<br />

Kutscher mit an Bord <strong>und</strong> wechselt sich mit Vater Franz-Josef<br />

ab. Seit 60 Jahren sitzt dieser inzwischen auf dem Bock <strong>und</strong><br />

putzt bis heute die Pferde <strong>für</strong> ihren großen Auftritt heraus, während<br />

seine Frau Maria sich um Kutsche <strong>und</strong> Geschirre kümmert.<br />

„Solange es geht, machen wir das selbst.“ Mit der blumigen<br />

Dekoration der Pferde hingegen haben sie nichts zu tun – das<br />

übernimmt immer ein vom König bestellter Gärtner.<br />

Beide stehen mitten im Leben, blicken voller Stolz darauf zurück<br />

<strong>und</strong> bereuen nicht einen Tag, an dem sie zusammen gewesen<br />

sind. Liebe, Achtsamkeit <strong>und</strong> Respekt voreinander sind deutlich<br />

spürbar - seit über einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert. ■<br />

8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Schon dort gewesen?<br />

AUF DEM GIPFELKREUZ<br />

VON PETER PADBERG<br />

Wer kennt sie nicht, die Bruchhauser Steine?! Und wer sie nicht<br />

kennt, sollte sie doch einmal mit den vier großen Felsmonumenten<br />

betrachten.<br />

Von weitem kann man die großen Felsen schon über den<br />

Wipfeln des Waldes im Sauerland sehen. Die beeindruckenden<br />

Felsformationen am Nordhang des Istenbergs unterscheiden sich<br />

auch namentlich. Ca. 45m hoch <strong>und</strong> niedrigster Stein mit dem<br />

Gipfelkreuz ist der Feldstein, danach mit etwa 60m der<br />

Goldstein, der Ravenstein misst ca. 72m <strong>und</strong> der Bornstein ca.<br />

92m. Ein schönes Schauspiel der Natur durch Vulkangestein<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig ein beeindruckendes Kulturdenkmal. Die<br />

Entstehungsgeschichte der Bruchhauser Steine kann jeder<br />

Interessierte am Informationszentrum nachlesen <strong>und</strong> über den<br />

geologischen Wanderpfad r<strong>und</strong> um das Gipfelkreuz wandern.<br />

Jedoch darf nur der Feldstein, der sogenannte Königsstein,<br />

bestiegen werden. Von dieser Anhöhe gibt es außergewöhnliche<br />

Panoramablicke. Die vier Gipfel werden immer wieder gerne<br />

betrachtet <strong>und</strong> besichtigt, egal ob beim Wandern, Besteigen oder<br />

auch als Fotomotiv. Die bekannte Wanderstrecke, der<br />

Rothaarsteig, führt um die Bruchhauser Steine herum.<br />

Ein kühles Bornsteiner Bier, benannt nach einem der Felsen,<br />

können Sie in der Gutsschänke des „Rosenbogen Heidrich“ in<br />

der Nähe des Schlosses Bruchhausen genießen.<br />

Foto: AirStativ<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 9


Foto-Montage: Franz Rüther<br />

DER DORFPLATZ (BACKHAUS LINKS UND „ALTE FORSTSCHEUNE“<br />

RECHTS), BALD NICHT NUR ALS FOTO-MONTAGE, SONDERN IN ECHT.<br />

Zeitreise<br />

ALTE FORSTSCHEUNE KEHRT NACH MADFELD ZURÜCK<br />

VON PETRA KLEINE<br />

Weit über 100 Jahre hatte sie treu jedem Förster ihre Dienste<br />

geleistet, die Forstscheune, die 1828 <strong>für</strong> die kur<strong>für</strong>stliche<br />

Forstdienststelle in Madfeld errichtet wurde. In ihrer Deele trafen<br />

sich die Frauen, die die Anpflanzungen im Wald machten,<br />

um die Bäume zu sortieren. Einem Pferd <strong>und</strong> einer Ziege, sowie<br />

einigen Schweinen bot sie ebenso Unterkunft wie einem<br />

Heuwagen <strong>und</strong> so allerlei landwirtschaftlichem Gerät.<br />

Bald sollen in ihr Familienfeiern stattfinden, <strong>und</strong> sie soll zu einem<br />

Ort der Begegnung zwischen Jung <strong>und</strong> Alt werden. Soweit nicht<br />

ungewöhnlich, auch wenn ihr neuer Standort dann einige h<strong>und</strong>ert<br />

Meter von ihrem Ursprungsstandort entfernt sein wird. Aber diese<br />

Scheune hat schon eine jahrzehntelange R<strong>und</strong>reise hinter sich:<br />

Bis Anfang der 70er Jahre war sie noch im Einsatz, aber dann<br />

wurde sie nicht mehr gebraucht. Das Freilichtmuseum in<br />

Detmold wurde auf das betagte Gebäude mit seinem prägnanten<br />

Krüppelwalmdach aufmerksam <strong>und</strong> zeigte Interesse daran, es in<br />

ihr Museumsdorf zu holen <strong>und</strong> da mit anderen historischen<br />

Gebäuden zusammen herzurichten. So sollte das Leben von<br />

„anno dazumal“ in anschaulicher Weise der Nachwelt erhalten<br />

bleiben.<br />

So wurde die Scheune dann tatsächlich Anfang der 80er Jahre<br />

vom LWL Freilichtmuseum fachgerecht abgebaut <strong>und</strong> trat ihren<br />

Weg nach Detmold an. Geschützt <strong>und</strong> trocken eingelagert, wartete<br />

sie nun darauf, in neuem Glanz als Museumsstück zu<br />

10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


erstrahlen. So vergingen Jahrzehnte. Mittlerweile stellte das LWL<br />

fest, dass es bereits über zu viele Bauwerke dieser Art verfügte<br />

<strong>und</strong> kein Interesse mehr am Wiederaufbau bestand.<br />

Da aber begab es sich, dass Anna Stein, eine gebürtige Madfelderin<br />

<strong>und</strong> wissenschaftliche Mitarbeiterin des LWL, ihrem Arbeitgeber<br />

von den Aktivitäten ihres Dorfes anlässlich der 1000-Jahr-Feier<br />

von 2011 erzählte. Neben vielen erfolgreichen Festivitäten<br />

wurde damals ein neuer Dorfplatz geschaffen. Schmuckstück ist<br />

dort ein nach alten Unterlagen neu <strong>und</strong> mit viel Eigenleistung<br />

errichtetes historisches Backhaus.<br />

Wäre es da nicht ideal, auf der anderen Seite des Platzes die alte<br />

Forstscheune wieder aufzurichten? Der LWL war einverstanden<br />

<strong>und</strong> bot seine Unterstützung an. Viele Madfelder waren auch<br />

sofort ganz begeistert. Aber was soll das kosten??? Schnell wurde<br />

klar, dass man gerne bereit war, Eigenleistungen zu erbringen,<br />

<strong>und</strong> zwar vom Handlanger bis zum Facharbeiter, aber der<br />

Großteil der verbleibenden Kosten wäre einfach nicht allein zu<br />

stemmen.<br />

So wurde geprüft, ob es zu einem geförderten LEADER-Projekt<br />

werden könnte. Aber so einfach war es nicht. Anträge wurden<br />

ausgefüllt <strong>und</strong> eingereicht. Erste Widerstände tauchten auf, <strong>und</strong><br />

die Absage flatterte ins Haus. Aber wenn der Verein „1000 Jahre<br />

Madfeld“ etwas möchte, dann bleibt er hartnäckig. So, wie es sich<br />

gerade ja auch beim Madfelder Ortseingangsschild gezeigt hat!<br />

Es wurde also Einspruch eingelegt <strong>und</strong> nochmals<br />

darauf verwiesen, welchen Stellenwert die<br />

liebevoll zu restaurierende Scheune <strong>für</strong> den Ort<br />

haben würde: Sie solle die Attraktivität des<br />

Dorfplatzes steigern <strong>und</strong> als Versammlungsort<br />

(Jugend- <strong>und</strong> Seniorentreff) gelten, behindertengerechte<br />

sanitäre Anlagen erhalten, Teile von<br />

ihr als Heimatmuseum in Betracht kommen,<br />

Ausstellungen heimischer Künstler ermöglichen,<br />

Ort <strong>für</strong> Feiern <strong>und</strong> historische<br />

Vorführungen sein <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Das Konzept <strong>und</strong> die Hartnäckigkeit überzeugten,<br />

<strong>und</strong> der Bewilligungsbescheid <strong>für</strong> eine<br />

LEADER-Förderung ging schließlich ein. Die<br />

Freude war groß <strong>und</strong> mit viel Elan wird nun an<br />

den konkreten Plänen zur Umsetzung gearbeitet.<br />

Dabei gibt man sich keinen Illusionen hin.<br />

„Es kommt viel Arbeit auf uns zu“, so Horst Kurzer, 2.<br />

Geschäftsführer des Vereins. In der Tat werden wohl nur die<br />

imposanten Eichenbalken noch da sein. „Alles originalgetreu zu<br />

rekonstruieren verschlingt natürlich ein Vielfaches der Zeit, als<br />

wenn neu gebaut würde“, ergänzt Franz Rüther.<br />

Der Beisitzer, Planer <strong>und</strong> Designer hat sich sofort daran<br />

gemacht, Skizzen zu erstellen, wie alles einmal fertig aussehen<br />

könnte. Unten soll es einen schönen großen Raum mit Kamin<br />

<strong>für</strong> Feiern mit bis zu 40 Personen geben, nebenan eine Küche<br />

mit separatem Eingang, oben einen kleinen Museumsraum, <strong>und</strong><br />

unten in einem harmonisch dazu passenden Anbau die<br />

Sanitäranlagen, ebenfalls mit direktem Zugang von außen.<br />

Aber wie genau soll der große Raum gestaltet werden? Soll es<br />

eine Empore geben? Eine hölzerne Treppe nach oben? Müssen<br />

Stahlträger die Balken stützen? Schiefer oder Pfannen <strong>für</strong>s Dach?<br />

Wie soll alles energiesparend hergerichtet werden? Welche<br />

Auflagen bei Brandschutz <strong>und</strong> Statik müssen eingehalten werden?<br />

Von Seiten des LWL ist alles abgesegnet, <strong>und</strong> man hat jederzeit<br />

Unterstützung zugesagt. Auch von der Handwerkskammer<br />

Paderborn kam unerwartet Hilfe. Man plant, unter dem Thema<br />

„Mauern wie früher“, kostenlos einige Maurer zu einem<br />

Praxiskurs nach Madfeld zu schicken. Denn wo gibt es schon<br />

mal die Gelegenheit, an einem so historischen Gebäude originalgetreu<br />

arbeiten zu dürfen?<br />

Skizzen: Franz Rüther, Fotos: Sabrinity<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 11


„Da werden mit Sicherheit mehrere Tausend St<strong>und</strong>en ehrenamtlicher<br />

Arbeit hineingesteckt werden“, ist sich der 2. Vorsitzende<br />

Hans-Georg Kramps sicher. Aber er ist zuversichtlich, dass die<br />

Madfelder auch diese Herausforderung meistern werden.<br />

„Der 1. Spatenstich soll gleich Anfang 2017 erfolgen“, so<br />

Ortsvorsteher Heinz Bickmann. „Dann wird das Gelände vorbereitet<br />

<strong>und</strong> die Bodenplatte gegossen. Im Frühjahr soll die<br />

Aufstellung des Fachwerks erfolgen.“ Aber es wird nicht nur viel<br />

Arbeit, manchen Frust <strong>und</strong> etliche Rückschläge, sondern auch<br />

noch viel Zeit kosten, bis die feierliche Eröffnung erfolgen kann<br />

<strong>und</strong> die alte Scheune in neuem Glanz erstrahlen wird. Dann<br />

wird sie ihre ungewöhnliche R<strong>und</strong>reise beendet <strong>und</strong> ihren<br />

Altersruhesitz in ihrem Heimatort Madfeld gef<strong>und</strong>en haben.<br />

Viele Menschen werden sich dann hoffentlich an ihr erfreuen<br />

können. Frei nach dem Motto „Der Heimat die Liebe, die Treue<br />

dem Brauch, so dachten die Väter, so denken wir auch!“<br />

NOCH IST SIE NUR AUF<br />

DEM PAPIER ZU SEHEN…<br />

Wir ● lasern ● stanzen ● schneiden<br />

● kanten ● schweißen ● strahlen<br />

<strong>und</strong> ● lackieren Schönes aus Metall.<br />

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<strong>und</strong> gerne auch <strong>für</strong> Sie.<br />

VOSS Die Blechprofis GmbH, <strong>Brilon</strong>-Madfeld Tel.: 02991-9612-0 www.voss-blechprofis.de<br />

12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

BÜCHER VERÖFFENTLICHEN IM <strong>WOLL</strong>-SELBSTVERLAG<br />

Das eigene Buch schreiben: Für viele ein Traum, der ganz einfach wahr werden kann. Der <strong>WOLL</strong>-Selbstverlag bietet Sauerländer<br />

Autoren die Möglichkeit, ihre Bücher kostengünstig in eigener Regie zu veröffentlichen. Ein schönes Stück Sauerländer Kultur finden<br />

Lesefre<strong>und</strong>e im umfangreichen Programm des <strong>WOLL</strong>-Selbstverlages über die Webseite woll.meinbestseller.de/shop<br />

Der Rasenkrieg<br />

9,90 €<br />

Aneinandergereihte Wörter<br />

22,78 €<br />

Thelim<br />

14,95 €<br />

Vom Leben ich die tollsten<br />

Geschichten erfind...<br />

21,50 €<br />

Samson & Hadig<br />

14,95 €<br />

Warum kann ich keine Frauen<br />

weinen sehen<br />

14,39 €<br />

Und dann kam Wudi<br />

12,95 €<br />

Der späte Wurm<br />

überlebt den Vogel<br />

18,95 €<br />

Sauerländer Urlaubsküche<br />

16,00 €<br />

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1977 – 2017: 40 JAHRE HERMANN BECKER<br />

Die Firma Hermann Becker GmbH &<br />

Co. wurde am 01.03.1977 von Hermann<br />

Becker gegründet <strong>und</strong> feiert im nächsten<br />

Jahr 40-jähriges Jubiläum.<br />

Hermann Becker machte fachlich einwandfreie<br />

Arbeit <strong>und</strong> konsequente<br />

Termineinhaltung zum obersten Gebot<br />

der Firmenphilosophie. Nicht gr<strong>und</strong>los<br />

tragen alle Fahrzeuge deshalb die Aufschrift<br />

„K<strong>und</strong>endienst ist unsere Stärke“.<br />

Kurze Zeit später erfolgte der Umzug in<br />

die Scharfenberger Straße. Es stellte sich<br />

jedoch schnell heraus, dass eine neue<br />

modernere Betriebstätte gef<strong>und</strong>en werden<br />

musste, um den Erfordernissen gerecht zu<br />

werden. 1985 erfolgte der Umzug zum<br />

Ratmerstein 9. Der Standort wurde 1989<br />

um die Badausstellung erweitert. Seinerzeit handelte es sich hierbei<br />

um die erste betriebsbereite Sanitär – <strong>und</strong> Fliesenausstellung<br />

im Hochsauerland.<br />

„Das Bad aus einer Hand“<br />

Das Konzept „ Das Bad aus einer Hand “<br />

wurde geboren <strong>und</strong><br />

ebnete den Weg <strong>für</strong> viele erfolgreich<br />

durchgeführte Badmodernisierungen.<br />

Nach Beendigung der verschiedenen<br />

Ausbildungsstufen mit den Stationen<br />

<strong>Willingen</strong>, Dortm<strong>und</strong>, Münster <strong>und</strong><br />

Konstanz ist Ralf Becker 1999 in das familieneigene<br />

Unternehmen eingestiegen <strong>und</strong><br />

führt dieses in der 2. Generation weiter.<br />

1500 Quadratmeter Bad- <strong>und</strong><br />

Technikzentrum<br />

Seit dem 1. November 2010 befindet sich<br />

der Firmensitz am <strong>Brilon</strong>er Ortseingang<br />

an der Möhnestraße 56. In das Gebäude<br />

zog auch das neugegründete Unternehmen b–cube ein, welches<br />

sich auf die Badplanung, den stationären Handel sowie den<br />

Onlineverkauf der Produkte zur Badausstattung über den eige-<br />

Fotos: Marc Zähler, DER BILDerZÄHLER<br />

14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Anzeige<br />

DIE ERSTE BETRIEBSSTÄTTE WAR EINE GARAGE IN DER NORDSTRASSE IN BRILON. DAS<br />

FOTO ENTSTAND AM MORGEN DES 1. MÄRZ 1977, BEVOR ES ZUM ERSTEN KUNDEN,<br />

HERRN KARL – JOSEF HÜTTER, NACH RIXEN GING. FOTO: PRIVAT<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 15


Spaß<br />

im Schnee<br />

NICHT NUR FÜR ZWEIBEINER<br />

Es gibt doch zu dieser Jahreszeit nichts Schöneres als ein<br />

Spaziergang im schneebedeckten Sauerland. Die Stille <strong>und</strong><br />

nur das Knarzen der gefrorenen Flocken, das bei jedem Schritt<br />

unter den dicken <strong>Winter</strong>schuhen ertönt. Es sei denn, man ist<br />

mit einem vierbeinigen Fre<strong>und</strong> unterwegs. Dann ist pure<br />

Lebensfreude mit auf dem Weg. Egal, ob junger H<strong>und</strong> oder auch<br />

schon die betagteren Semester, die weiße Pracht scheint eine<br />

magische Anziehungskraft auf die meisten H<strong>und</strong>e auszuüben.<br />

Die Bilder in dieser Geschichte sprechen <strong>für</strong> sich. Kaum ist das<br />

freie Feld erreicht <strong>und</strong> die Leine ausgeklinkt, wird getobt, was<br />

das Zeug hält.<br />

Der ersten wilden Hatz durch den Schnee folgt meist ein ausgiebiges<br />

Schnüffeln <strong>und</strong> Wühlen in der weißen Pracht.<br />

Wer jetzt noch mit seinem Vierbeiner mit im Schnee tobt oder<br />

die sowieso schon heißgeliebten Apportierspiele mit ihm macht,<br />

hat die Höchstpunktzahl von seinem treuen Begleiter sicher.<br />

Obwohl Herrchen oder Frauchen ja eh schon die Besten sind,<br />

sind jetzt noch die obersten Stufen der Beliebtheitsskala erreicht.<br />

Ein <strong>Winter</strong>spaß, von dem sichtlich alle profitieren. Kommt jetzt<br />

noch ein Artgenosse ins Spiel, ist der Tag perfekt.<br />

Natürlich ist Rücksichtnahme oberstes Gebot. Nicht jeder Spaziergänger<br />

bleibt entspannt, wenn zwei Irrwische auf vier Pfoten<br />

tobend auf einen zugestürmt kommen. Das Gleiche gilt <strong>für</strong> die<br />

Skilangläufer, die in der Loipe ihre R<strong>und</strong>en drehen möchten.<br />

Dass H<strong>und</strong>e nicht in den Loipen laufen <strong>und</strong> diese kaputt trampeln<br />

oder zerwühlen, muss <strong>für</strong> jeden H<strong>und</strong>ebesitzer genauso<br />

Foto: Christoph Kloke<br />

Foto: Christoph Kloke<br />

16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


selbstverständlich sein, wie das Beseitigen der H<strong>und</strong>ehaufen. Es<br />

ist scheinbar ein weitverbreiteter Irrglaube, dass die H<strong>und</strong>ehaufen<br />

mit der Schneeschmelze ebenfalls verschwinden. Anders sind die<br />

überaus zahlreichen H<strong>und</strong>ehinterlassenschaften entlang der<br />

Wanderwege scheinbar nicht zu erklären. Also bitte wie im<br />

Sommer - ab in die Tüte <strong>und</strong> ordnungsgemäß in der nächsten<br />

öffentlichen Mülltonne oder zu Hause in der Tonne entsorgt!<br />

Rücksicht eben. Die Tiere können nichts da<strong>für</strong>, daher sind die<br />

Halter in der Pflicht.<br />

Das sind die H<strong>und</strong>ebesitzer auch, wenn sie mit ihren vierbeinigen<br />

Fre<strong>und</strong>en unterwegs sind, <strong>und</strong> der H<strong>und</strong> fängt an, sich nicht<br />

mehr wohl zu fühlen. Zittern ist ein verlässliches Anzeichen<br />

da<strong>für</strong>, dass dem H<strong>und</strong> zu kalt ist. Aber auch, wenn er beim<br />

Laufen verspannt wirkt oder auch eine verkrampfte Körperhaltung<br />

einnimmt. Damit es nicht so weit kommt, sollte man auf gleichmäßige<br />

Bewegung achten, damit dem H<strong>und</strong> nicht kalt wird <strong>und</strong><br />

natürlich auf die H<strong>und</strong>erasse, die Fellart oder das Alter Rücksicht<br />

nehmen!<br />

Doch der Spaß hat bei solchen Aus flügen immer Prio ri tät wie<br />

<strong>für</strong> „Schlit tenh<strong>und</strong> Lina“. Kaum am Bri lo ner Poppen berg angekommen,<br />

wartet sie schon aufgeregt, dass Frauchen Kathi den<br />

roten Bobschlitten am Geschirr festmacht, <strong>und</strong> dann geht es <strong>für</strong><br />

Lina im Spurt den Berg hinauf. Oben wartet sie dann ungeduldig<br />

auf ihr Frauchen, um gemeinsam auf dem Schlitten ins Tal<br />

zu sausen. Wer von beiden mehr Spaß dabei hat, ist schwer einzuschätzen.<br />

Damit der Spaß ohne Reue bleibt, sollte man einige<br />

Dinge beachten. Auch wenn der H<strong>und</strong> gerne Schnee fressen<br />

möchte, unterbinden Sie es. Beim Schneefressen ist es <strong>für</strong> den<br />

H<strong>und</strong> leicht möglich, Streusalz oder andere unges<strong>und</strong>e Dinge<br />

aufzunehmen. Selbst eine unangenehme Mandelentzündung<br />

kann sich der Vierbeiner dabei einfangen. Also lieber etwas zu<br />

trinken neben den obligatorischen Leckerlies, die sowieso immer<br />

dabei sind, mitnehmen.<br />

festsetzten. Man kann dies<br />

minimieren, indem man<br />

das Fell zwischen den Ballen<br />

kurz schneidet. Im Übrigen<br />

zeigt der H<strong>und</strong> unterwegs<br />

im Regelfall auch an, wenn<br />

ihn die Knubbel unter den<br />

Füßen stören. Raus geknibbelt,<br />

<strong>und</strong> schon geht das<br />

Toben weiter. Lästig, aber<br />

leider nicht immer vermeidbar,<br />

ist das Streusalz, das die<br />

Ballen w<strong>und</strong> werden lassen<br />

kann. Hier hilft nach dem<br />

BETTY SITZT IM SCHNEE<br />

Spaziergang ein Saubermachen<br />

mit warmen Wasser. Im Vorfeld kann man auch Hirschtalg<br />

oder Melkfett aus rein pflanzlichen Fetten, das ist wichtig,<br />

da sich H<strong>und</strong>e an den Pfoten lecken <strong>und</strong> bei synthetischen<br />

Fetten giftige Inhaltsstoffe aufnehmen, nutzen. Dieses vor dem<br />

Spaziergang reichlich auf die Pfoten geschmiert, <strong>und</strong> schon<br />

schützt die Fettschicht dann die Ballen vor der Kälte <strong>und</strong> dem<br />

Streusalz.<br />

So schön die <strong>Winter</strong>zeit auch ist, es ist aber morgens <strong>und</strong> abends<br />

ziemlich dunkel. Reflektierende Halsbänder oder Geschirre oder<br />

eine kleine Lampe am Halsband machen den H<strong>und</strong> auch im<br />

Dunklen gut sichtbar <strong>und</strong> erhöhen damit auch die Sicherheit von<br />

Mensch <strong>und</strong> Tier. So bleibt das <strong>Winter</strong>vergnügen ungetrübt.<br />

Nicht unbedingt gefährlich, aber <strong>für</strong> den Vierbeiner lästig, sind<br />

die Schnee-Kügelchen, die sich im Fell zwischen den Ballen<br />

Foto: Christoph Kloke<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 17


Begegnung auf Augenhöhe<br />

MARSBERGER BÜRGERWIESE BEFINDET<br />

SICH AUF DER ZIELGERADEN<br />

VON CHRISTIANE HEILIGERS<br />

AUF DEM GRUPPENBILD<br />

BEFINDEN SICH DER VORSTAND<br />

DES VEREINS BÜRGERWIESE UND<br />

EINIGE DER INITIATOREN SOWIE<br />

EINIGE HELFER<br />

„Die Courage über die Länge der Zeit ist Wahnsinn.“ Gerlind<br />

Ulrich vom Vorstand der <strong>Marsberg</strong>er Bürgerhilfe zeigt sich<br />

beeindruckt von der Durchhaltekraft ihrer „BüWi-Mädels“ –<br />

Sandra Pohlmeyer, Petra Franz, Sarah Massino, Nicole Zelder,<br />

Adriane Ritter <strong>und</strong> Helga Hefer sind die Initiatoren der<br />

Bürgerwiese <strong>und</strong> haben das Projekt von der Ideenfindung bis zur<br />

praktischen Umsetzung mit Herzblut begleitet.<br />

Alleine die Verhandlungen haben eineinhalb Jahre gedauert.<br />

Nebenbei noch die Suche nach Unterstützung, die Aneignung<br />

rechtlicher Gr<strong>und</strong>lagen oder das Informieren der Öffentlichkeit.<br />

„Bei der Stadt sind wir direkt auf offene Ohren gestoßen.“<br />

Als sich das heraus kristallisiert hat, ist die Bürgerhilfe ins Spiel<br />

gekommen. Weil sie gute Ideen hat <strong>und</strong> alle Generationen<br />

zusammenbringt, hat man sich ihr angeschlossen, auch um keinen<br />

eigenen Verein gründen zu müssen. „Wir haben uns gesucht<br />

<strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en.“ Die Umsetzung ist dann nach <strong>und</strong> nach<br />

gewachsen.<br />

Sich rücksichtsvoll auf gleicher Augenhöhe begegnen <strong>und</strong> altersübergreifende<br />

neue soziale Kontakte schließen – das sind einige<br />

der Beweggründe des LEADER-Projektes „<strong>Marsberg</strong>er<br />

Bürgerwiese.“ Dabei handelt es sich um ein europäisches<br />

Förderprogramm zur Entwicklung regionaler Räume mit<br />

Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen, welches den<br />

Anspruch stellt, Prozesse vor Ort selber zu gestalten.<br />

Der naturnahe Treffpunkt an der Diemel auf dem Gelände des<br />

ehemaligen Freibades soll mehr Akzeptanz zwischen allen<br />

Altersklassen schaffen <strong>und</strong> dazu anregen, über den Tellerrand zu<br />

schauen.<br />

Nachdem Kino, Freibad <strong>und</strong> Spielplätze geschlossen worden<br />

sind, ist es dringend an der Zeit gewesen, das Freizeitangebot im<br />

Stadtgebiet zu beleben. Einfach die Lust anregen, vor die Tür zu<br />

gehen <strong>und</strong> ins Gespräch zu kommen.<br />

Im Rahmen eines Planungsworkshops mit Landschaftsarchitekten<br />

von der „Ideenwerkstatt Lebenstraum“ ist ein Modell erstellt<br />

18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


worden unter direkter Einbeziehung der Einwohner, um möglichst<br />

viele Bedürfnisse befriedigen zu können. Zwischen 5 <strong>und</strong><br />

75 Jahren sind die Teilnehmer voller Eifer dabei gewesen. Vor<br />

allem die Kinder haben sich sehr eingebracht <strong>und</strong> alle realisierbaren<br />

Vorschläge sind umgesetzt worden.<br />

Kürzlich haben dann in einer zweitägigen Freiwilligen-Aktion<br />

zahlreiche <strong>Marsberg</strong>er, auch Bürgermeister, Ortsbürgermeister,<br />

Flüchtlinge <strong>und</strong> Sponsoren, kräftig mitgeholfen, <strong>für</strong> die jüngere<br />

Generation Balancier-Elemente, Seilgarten, Kriechtunnel,<br />

Hangelrampe <strong>und</strong> ein Baumstamm-Mikado entstehen zu lassen.<br />

Bis Ende des Jahres beziehungsweise im nächsten Frühjahr folgen<br />

noch Rutsche, Wasser-Matschplatz, Baumhaus <strong>und</strong><br />

Kletterturm sowie zusätzlich <strong>für</strong> alle Mitbürger eine Bühne <strong>für</strong><br />

Open-Air-Veranstaltungen <strong>und</strong> Outdoor-Fitnessgeräte, die auch<br />

zum Teil von Rollstuhlfahrern bedient werden können.<br />

Die Stadt <strong>Marsberg</strong> hat im Rahmen der Umgestaltung zugesagt,<br />

den Radweg an die Diemel <strong>und</strong> damit in unmittelbare Nähe zur<br />

Bürgerwiese zu verlegen, die alten Umkleiden abzureißen <strong>und</strong> die<br />

Verkehrssicherungspflicht <strong>für</strong> die Spielgeräte zu übernehmen.<br />

152.000 Euro betragen die Gesamtkosten <strong>und</strong> werden zu 65<br />

Prozent von LEADER übernommen. Die restliche Finanzierung<br />

wird durch Material- <strong>und</strong> Sachspenden, Sponsoren <strong>und</strong><br />

Eigenleistung abgedeckt.<br />

Selbst Ideen entwickeln, anpacken, mitreden <strong>und</strong> mitbestimmen<br />

gehören zu den positiven Nebenwirkungen eines solchen<br />

Vorhabens – wovon nicht nur die <strong>Marsberg</strong>er profitieren, sondern<br />

jeder Mensch. ■<br />

Fotos: Christiane Heiligers<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 19


FALKLANDKARKARA<br />

Falknerei Eulenhof<br />

35 GREIFVÖGEL UND EINE<br />

GEMEINSAMKEIT: LEIDENSCHAFT<br />

VON LAURA PADBERG<br />

Tatjana <strong>und</strong> Stefan Kosfeld sind leidenschaftliche Falkner. In<br />

ihrer Falknerei befinden sich derzeit 35 Greifvögel. Neben den<br />

gefiederten Fre<strong>und</strong>en besitzt das Ehepaar noch Schafe, Alpakas<br />

<strong>und</strong> H<strong>und</strong>e.<br />

Mit dem großen Traum, irgendwann mit Greifvögeln auf Jagd<br />

zu gehen, machte Tatjana ihren Jagd- <strong>und</strong> Falknerschein. Vor 9<br />

Jahren machte sie dann ihre erste Falknerei auf, mit dem Ziel,<br />

Menschen die Tiere nahezubringen. Vor 6 Jahren stieg dann ihr<br />

Mann in die Vollzeitbeschäftigung mit ein.<br />

WÜSTENBUSSARD CASPER<br />

20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


In dieser Falknerei sind die verschiedensten Greifvögel zu finden,<br />

unter anderem der Gerfalke, Uhu oder Wüstenbussard. Aber<br />

auch Exoten wie der Falklandkarkara, liebevoll wegen seiner<br />

vielen Flausen im Kopf auch „Flying devil“ genannt, können<br />

dort betrachtet werden.<br />

Die kleinen Hütten der Tiere zeigen die richtige <strong>und</strong> artgerechte<br />

Haltung <strong>für</strong> Beitz- <strong>und</strong> Fluggreifvögel. Volieren, wie oft irrtümlich<br />

geglaubt, sind nur <strong>für</strong> Zuchtvögel geeignet. An dem<br />

Drahtgeflecht können sich die Vögel ihr Gefieder beschädigen<br />

<strong>und</strong> das Herausnehmen ist jedes Mal ein Vertrauensbruch mit<br />

den Besitzern. Dieses Vertrauen ist aber bei der Arbeit mit<br />

Greifvögeln <strong>und</strong> Eulen, welche auch frei fliegen sollen, unerlässlich.<br />

Besser sind Hütten mit Bewegungsfreiheit, die nachts mit<br />

Klappen verschlossen werden können.<br />

Tatjana <strong>und</strong> Stefan haben es sich zur Aufgabe gemacht, in den<br />

Menschen ein Verständnis <strong>für</strong> unsere Natur <strong>und</strong> die Greifvögel<br />

zu wecken. Um die Natur auch hautnah erleben zu können,<br />

gehen die beiden mit verschiedenen Eulen in Schulen <strong>und</strong><br />

Kindergärten. Dort erklären sie den Kindern die Verhaltensweisen,<br />

Jagdmethoden <strong>und</strong> Lebensräume der Tiere. Auch eine Flugshow<br />

gehört mit zum Programm. Ebenfalls besuchen sie auch<br />

Altersheime, um den älteren Bürgern ein Lächeln aufs Gesicht<br />

zu zaubern.<br />

Wieder zurück zu Hause, gehört neben Füttern <strong>und</strong> Säubern ein<br />

ausgiebiges Flugtraining zum Alltag, was bei 35 Greifvögeln eine<br />

ganze Menge Arbeit ist. Abgesehen von den Vögeln, verlangen<br />

aber auch Schafe, Alpakas <strong>und</strong> H<strong>und</strong>e die Aufmerksamkeit des<br />

Das hat auch den Vorteil, dass die Tiere alle Umwelteinflüsse<br />

direkt mitbekommen. Greifvögel sind richtige Energiesparer.<br />

Die einzigen Gründe, sich zu bewegen <strong>und</strong> zu fliegen, sind<br />

Futter, Flüchten oder die Vermehrung. „Sie fliegen niemals nur<br />

aus Spaß an der Freude!“, so Tatjana Kosfeld.<br />

MÄUSEBUSSARD CHICO<br />

Fotos: AirStativ<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 21


Ehepaars. Die zu bewirtschaftende Fläche beträgt dabei ca.<br />

10.000 Quadratmeter.<br />

Fotos: AirStativ<br />

Während bei anderen Menschen nach 8 St<strong>und</strong>en der Stift auf<br />

den Tisch gelegt <strong>und</strong> der PC runtergefahren wird, ist in der<br />

Falknerei Eulenhof noch lange nicht Schluss. „Wenn man mit<br />

Tieren arbeitet, gibt es kein `Schluss, wir sehen uns dann morgen,<br />

seht zu, wie ihr klarkommt`. Nein, mit Tieren <strong>und</strong><br />

Leidenschaft dreht sich der ganze Tag ums Tier. Ich sage immer,<br />

meine Kinder haben Federn, einen Schnabel <strong>und</strong> Krallen“, so<br />

Tatjana. Und genau diese Liebe zwischen Mensch <strong>und</strong> Tier kann<br />

man in dieser Falknerei hautnah sehen <strong>und</strong> erleben. ■<br />

STEFAN KOSFELD MIT VIGINA UHU SHOOPY<br />

TATJANA KOSFELD MIT WÜSTENBUSSARD BARKIEL<br />

22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


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Die w<strong>und</strong>erbare Welt der Märchen<br />

MÄRCHEN SIND EIN SPIEGELBILD UNSERER SEELE<br />

TEXT: SILVIA PADBERG<br />

Unmengen von Märchen fangen mit „Es war einmal ...“,<br />

„Vor vielen Jahrh<strong>und</strong>erten ...“, „Es lebte einst ...“,<br />

„Vor Zeiten ...“, „Vor vielen Jahren ...“ an <strong>und</strong> enden<br />

am Schluss öfters mit „Und wenn sie nicht gestorben sind,<br />

dann leben sie noch heute“ oder „Und sie lebten vergnügt bis<br />

an ihr Ende“.<br />

Die schönsten Märchen aus unseren Kindertagen wurden von<br />

dem Franzosen Charles Perrault, Ludwig Bechstein, Hans<br />

Christian Andersen <strong>und</strong> den Gebrüdern Grimm gesammelt,<br />

niedergeschrieben <strong>und</strong> weitere selbsterf<strong>und</strong>ene geschrieben. Im<br />

Jahre 2012 wurde der 200-jährige Geburtstag ihrer „Kinder- <strong>und</strong><br />

Hausmärchen“ von den bekanntesten Märchensammlern Jacob<br />

Ursprünglich wurden vor H<strong>und</strong>erten von Jahren Märchen-<br />

Geschichten <strong>für</strong> Erwachsene erzählt. Menschen versuchten, aus<br />

ihren eigenen Erfahrungen ihre Weisheiten an die Bevölkerung<br />

weiterzugeben <strong>und</strong> dienten damit, in schwierigen<br />

Lebenssituationen zu helfen. Das Märchenerzählen galt als<br />

Botschaft, als eine Art Lebensanleitung in einer Zeit, wo es noch<br />

keine Medien wie Bücher oder Radio gab, auch konnten die<br />

meisten Individuen noch nicht lesen <strong>und</strong> schreiben. Diese<br />

Erzählungen waren ein Lebensfahrplan, ein Wegweiser, der tief<br />

in die Herzen drang <strong>und</strong> im weiteren Leben verankert blieb,<br />

bevor man die Märchen dann verniedlichte, die Härte, die<br />

Herzlosigkeit <strong>und</strong> alle Grausamkeiten herausnahm <strong>und</strong> zu<br />

Kinder- <strong>und</strong> Hausmärchen wurden.<br />

<strong>und</strong> Wilhelm Grimm gefeiert. Märchen sind uralt, aber nicht<br />

veraltet. In diesen Märchen liegen tiefgründige Wahrheiten,<br />

denen wir uns so nicht bewusst sind, denn sie erscheinen uns<br />

unrealistisch, wirklichkeitsfremd, <strong>und</strong> in der Realität ergibt dieses<br />

<strong>für</strong> uns keine Bedeutung. In jedem einzelnen Märchen stekken<br />

Weisheiten <strong>und</strong> Wahrheiten <strong>und</strong> beinhalten ein Wissen um<br />

die menschliche Seele, ihre Verwirrungen <strong>und</strong> Verstrickungen.<br />

Sie sind wie Träume, Tore zu unserem Unbewussten, <strong>und</strong> sie<br />

zeigen uns, innere Wahrheiten zu erkennen, zu begreifen <strong>und</strong> zu<br />

erleben. In diesen Erzählformen herrschen andere Lehren als die<br />

in unserer Realität erkennbar sind: Tiere <strong>und</strong> Pflanzen können<br />

sprechen, ständig passiert W<strong>und</strong>erschönes <strong>und</strong> Zauberhaftes,<br />

Wünsche gehen in Erfüllung, Helden fliegen, Sterne, Sonne <strong>und</strong><br />

Mond können besucht werden, es wird gezaubert, gehext. Diese<br />

24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Figuren sind entweder gut oder böse, arm oder reich, schön oder<br />

hässlich, arm oder reich. Und am Ende geht immer alles gut aus,<br />

es wird belohnt, derjenige der schlecht war, bekommt eine<br />

Strafe.<br />

In der Kinder- <strong>und</strong> Erwachsenenpsychologie werden mit Hilfe<br />

von Märchenfiguren die eigenen unbewussten <strong>und</strong> bewussten<br />

Stärken <strong>und</strong> Schwächen therapeutisch gefiltert, um dann die<br />

Schwächen aufzugreifen <strong>und</strong> zu behandeln. Geschichten,<br />

Sagen, Erzählformen, die wir lieben, haben eine Bedeutung, sie<br />

zeigen unsere Sehnsüchte, Bedürfnisse <strong>und</strong> Wünsche. Wir identifizieren<br />

uns mit vielen Charakteren in einem Märchen, sehen<br />

Höhen <strong>und</strong> Tiefen in den Geschichten, die uns widerspiegeln,<br />

wo unsere menschlichen Probleme liegen, wie wir anders uns<br />

sehen wir fast tagtäglich eine Verbindung zu einem Märchen.<br />

Wir lesen unseren Kleinkindern Märchenbücher vor, wir besuchen<br />

einen Märchenpark, <strong>und</strong> zu verschiedenen Anlässen gibt es<br />

noch Geschenke, in denen sich oftmals ein Märchen widerspiegelt.<br />

Vierlerorts gibt es abgewandelte Theateraufführungen, die<br />

nicht nur <strong>für</strong> Kinder aufgeführt werden.<br />

Märchen sind als wichtiges Kulturgut Teil des Unterrichtsplans<br />

in Schulen, denn diese Erzählform wirkt auf Kinder faszinierend.<br />

Lebenssituationen, Symbole <strong>und</strong> Bilder werden durch den<br />

Unterricht erkannt <strong>und</strong> zeigen eigene Charakterzüge auf. In<br />

vielen Erzählungen geht es um sprechende Tiere, Hexen, Zauberer,<br />

Riesen, Zwerge, Feen usw., die entweder glücklos, erfolglos,<br />

boshaft <strong>und</strong> lieblich sind, <strong>und</strong> böse Menschen oder Tiere werden<br />

Fotos: AirStativ • Motive: Daniela Drescher<br />

verhalten oder geben können. Die sogenannte Märchentherapie<br />

ist eine sehr bekannte Methode, den Weg in das Innere des<br />

Menschen zu finden. Es wird eine Brücke zwischen Unbewusstem<br />

<strong>und</strong> Bewusstem geschaffen, emotionale Prozesse aufgedeckt <strong>und</strong><br />

es entwickeln sich Lösungsansätze. Märchen setzen heilende<br />

Kräfte frei, geben in extremen Lebenssituationen Hoffnung <strong>und</strong><br />

Zuversicht <strong>und</strong> helfen Aufgaben zu bewältigen.<br />

Wir alle lieben doch Märchen, oder? Egal, ob Kind oder als<br />

Erwachsener. Immer wieder gibt es Anlass, uns in eine Figur zu<br />

verwandeln, sei es, dass wir zu Karneval in ein feenhaftes Wesen,<br />

in eine Königin, einen König, Teufel, Hexe, Tier, Rotkäppchen<br />

oder Gestiefelten Kater schlüpfen. Weitere Verwandlungen entstehen<br />

bei „Motto-Hochzeiten“, bei „Motto-Betriebsfesten“,<br />

Geburtstags- <strong>und</strong> Mottopartys. Wenn wir genau hinschauen,<br />

bestraft <strong>und</strong> Helden gefeiert. Kinder nehmen all diese Charaktere<br />

in sich auf <strong>und</strong> identifizieren sich mit diesen Kennzeichen.<br />

Märchen sind aber nicht nur Begleiter in Schulen <strong>und</strong> in<br />

Therapien von Psychologen, sie werden auch häufig bei Demenz-<br />

Erkrankten angewandt. Märchen behandeln Alltags schwie rigkei<br />

ten, die wir alle kennen, sie sprechen Wut, Neid <strong>und</strong><br />

Sehnsucht an, die Gefühlsebene. Menschen mit Demenz bleibt<br />

diese Ebene der Gefühle sehr lange erhalten <strong>und</strong> schafft durch<br />

diese Erzählform Sicherheit, Geborgenheit- ein Ventil <strong>für</strong><br />

Gefühle. Durch den sehr schlichten Aufbau <strong>und</strong> der einfachen<br />

Sprache verstehen Demenzkranke die alten Märchen, die sie als<br />

Kind schon gelesen oder gehört haben. Durch verschiedene<br />

Methoden mit Bildern, Details oder Kleinigkeiten werden<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 25


Erkrankte durch das Näherbringen thematischer Märchen motiviert,<br />

in ein Märchen einzusteigen <strong>und</strong> zu erzählen. Gerade<br />

ältere Menschen haben ihre Wünsche über die vergangenen<br />

Zeiten oft zurückgesteckt – aber „Wünschen“ <strong>und</strong> „Sehnen“<br />

gehören einfach zum Leben dazu. Und zur <strong>Winter</strong>- <strong>und</strong><br />

Weihnachtszeit werden viele Theaterstücke <strong>und</strong> TV-Filme über<br />

das Aschenbrödel, Schneewittchen, Die Sterntaler oder die<br />

W<strong>und</strong>erbare Geschichte von Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte,<br />

... Der alte Ebenezer Scrooge“ gezeigt.<br />

Und seien wir doch ehrlich zu uns selbst, wir alle schauen diese<br />

Märchen immer noch gerne an.


Paderborner Weihbischöfe mit Sauerländer Wurzeln<br />

<strong>WOLL</strong> HAT DIE WEIHBISCHÖFE MATTHIAS KÖNIG<br />

UND DOMINICUS MEIER IN PADERBORN BESUCHT<br />

VON HERMANN-J. HOFFE<br />

D<br />

as Sauerland ist<br />

gut vertreten un ter<br />

den Bischö fen in<br />

Paderborn. Der Erzbischof<br />

Hans-Josef<br />

Becker kommt aus<br />

Belecke <strong>und</strong> zwei der<br />

drei Weihbischöfe,<br />

Altabt Dominicus<br />

Meier <strong>und</strong> Matthias<br />

König, stammen aus<br />

dem Sauerland bzw.<br />

sind eng mit dieser<br />

Region verb<strong>und</strong>en.<br />

Ist das Sauerland also<br />

eine gute Region <strong>für</strong><br />

höhere Aufgaben in<br />

der katholischen Kirche? – <strong>WOLL</strong>-Redakteur Hermann-J. Hoffe<br />

<strong>und</strong> <strong>WOLL</strong>-Fotograf Ralf Litera haben sich im Spätherbst zu<br />

einem Interview mit Matthias König <strong>und</strong> Dominicus Meier auf<br />

den Weg in die Domstadt gemacht. Im Gespräch mit den beiden<br />

Weihbischöfen wollten wir wissen, welchen Blick man von<br />

Paderborn aus auf das Sauerland <strong>und</strong> auf die kirchliche<br />

Entwicklung hier bei uns hat.<br />

Sauerland: Mistbeet <strong>für</strong> geistliche Berufungen<br />

„Das Sauerland gehört erst seit 1821 zum Erzbistum Paderborn.<br />

Bis dahin zählten die katholischen Gemeinden im Sauerland zum<br />

Erzbistum Köln.“ Mit diesen Worten antwortet Weihbischof<br />

Matthias König, gebürtiger Dortm<strong>und</strong>er, aber mit starken<br />

Wurzeln im Sauerland (S<strong>und</strong>ern), auf die Frage, ob das Sauerland<br />

eigentlich ein guter Boden <strong>für</strong> Bischöfe <strong>und</strong> geistliche Würdenträger<br />

sei. Denn nicht nur zwei der drei Weihbischöfe sind Sauerländer,<br />

auch Erzbischof Hans-Josef Becker bekennt sich an jeder Stelle zu<br />

seiner Heimat Warstein-Belecke. „Bis vor wenigen Jahrzehnten<br />

hat man gesagt, das Sauerland sei das Mistbeet <strong>für</strong> geistliche<br />

Berufungen, <strong>für</strong> Priester, <strong>für</strong> Ordensleute, gerade <strong>für</strong><br />

Ordensschwestern“, sagt der in Grevenbrück aufgewachsene<br />

Weihbischof Domini<br />

cus Meier, bis 2013<br />

Abt der Benedik tiner<br />

ab tei Königsmünster<br />

in Meschede.<br />

„Ich habe mal<br />

ein Bild von einem<br />

Treffen mit dem<br />

damaligen Erz bischof<br />

Jäger Ende der<br />

60er Jahre in Olpe<br />

gesehen, da waren<br />

40 bis 50 Priester<br />

<strong>und</strong> Ordensleute aus<br />

dem Sauerland<br />

drauf.“<br />

Beide Würdenträger betonen, dass im Sauerland ein Bewusstsein <strong>für</strong><br />

das Erzbistum in Paderborn da ist, dass aber die Entfernungen doch<br />

relativ weit seien – was man bei den Firmreisen auch am eigenen<br />

Leibe feststelle.<br />

Dominicus Meier: Vor allem die Unterschiedlichkeit der<br />

Mentalitäten sind <strong>für</strong> mich eine große Herausforderung, wenn ich<br />

durch das Erzbistum Paderborn fahre. Da unterscheidet sich das<br />

Sauerland schon, zum Beispiel vom Warburger Land, wo ich<br />

gerade unterwegs bin. Ich habe manchmal den Eindruck, man<br />

fühlt sich im Sauerland immer noch mehr nach Kurköln als nach<br />

Paderborn hingezogen.<br />

Matthias König betont, dass die Unterschiede der Regionen auch dabei<br />

eine Rolle spielen, wie sich Kirche jetzt <strong>und</strong> in Zukunft gestaltet.<br />

Matthias König: „Es gibt in den Regionen manche Ähnlichkeiten<br />

wie das Schützenwesen, die Vereine <strong>und</strong> die Feuerwehr. Eng damit<br />

verb<strong>und</strong>en sind die Darstellung eines Ortes <strong>und</strong> die jeweilige Be deutung<br />

der Kirche. Die sind allerdings – wie ich bei meinen Reisen,<br />

aktuell durch das Wendener, das Olper <strong>und</strong> das übrige Sauer land,<br />

festgestellt habe – von Dorf zu Dorf sehr unterschiedlich.“<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 27


Aufgaben eines Weihbischofs:<br />

von der Dorf- bis zur Weltkirche<br />

<strong>WOLL</strong>: In den Kirchengemeinden des Sauerlandes sind<br />

Veränderungen zu spüren: Priestermangel, weniger Gottesdienste,<br />

weniger Kirchenbesucher, Kirchen werden geschlossen.<br />

Wie sieht man diese Entwicklung in Paderborn <strong>und</strong> was<br />

kommt in Zukunft auf die Christen allgemein <strong>und</strong> speziell im<br />

Sauerland zu? Worauf müssen sich insbesondere die Katholiken<br />

einstellen?<br />

Matthias König: Die Gemeinden sind durch ihre Regionalität<br />

geprägt. Dabei ist es ein Unterschied, ob ich nun im Sauerland<br />

oder in einer Gegend bin, die aus katholischer Sicht Diaspora ist.<br />

Dort herrschen andere Gegebenheiten. Im Lippischen zum<br />

Beispiel muss ich viel weiter fahren als im Sauerland, wo noch an<br />

jeder Ecke eine Kapelle oder eine Dorfkirche steht. Ich erlebe, dass<br />

katholische Gegenden sehr durch die Vereine <strong>und</strong> das Vereinsleben<br />

geprägt sind, was in Diasporagegenden so nicht der Fall ist –<br />

Vereine haben dort einen anderen Stellenwert. Bei zurückgehenden<br />

Priesterzahlen muss <strong>und</strong> kann es nicht immer der Priester sein,<br />

der das Gemeindeleben antreibt. Immer wichtiger wird das<br />

Engagement der ganzen Gemeinde. Das erlebe ich allerdings in der<br />

Diaspora als stärker ausgeprägt. Die Menschen dort sagen: „Wir<br />

wollen etwas <strong>für</strong> uns tun!“ Es gibt also Unterschiede, die regional<br />

bedingt sind <strong>und</strong> die sich auch dadurch erklären lassen, ob eine<br />

Region einmal reformatorisches Gebiet war oder eben nicht. Ein<br />

gutes Beispiel ist die Stadt Dortm<strong>und</strong>: Einerseits merkt man, dass<br />

dort vieles wegbricht, andererseits gibt es auch in Dortm<strong>und</strong> sehr<br />

Fotos: Ralf Litera<br />

engagierte Gruppierungen. Wir schauen überall auf das<br />

Pfarrprinzip, aber daneben bilden sich viele Möglichkeiten, Orte<br />

<strong>und</strong> Gruppierungen heraus, die genauso lebendig sind – vielleicht<br />

sogar ohne die ganze Belastung einer Verwaltungs struktur <strong>und</strong><br />

darum viel kreativer <strong>und</strong> glaubhafter. Ich denke, man sollte diese<br />

Unterschiede genau wahrnehmen <strong>und</strong> schauen, wie wir es schaffen,<br />

die Unterschiedlichkeit oder Vielfalt einzuschätzen ohne zu<br />

sagen, die anderen müssen so werden wie wir oder umgekehrt.<br />

Dominicus Meier: Je stärker der soziale Zusammenhalt <strong>und</strong> je<br />

intakter das Vereinsleben in einem Ort ist, desto mehr Kirche ist<br />

sichtbar <strong>und</strong> lebendig. Und doch sind natürlich große Veränderungen<br />

erkennbar, wenn zum ersten Mal seit Jahrh<strong>und</strong>erten kein<br />

Pfarrer mehr vor Ort ist. Zum Glück gibt es oft viele Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter, die bereit sind, Aufgaben zu übernehmen,<br />

die sie bisher zwar auch schon gemacht haben, jetzt aber mit einer<br />

anderen Verantwortung, um das gemeindliche Leben aufrechtzuerhalten.<br />

Wenn ein Priester sie gut begleitet, fördert <strong>und</strong> unterstützt,<br />

obwohl er eben nicht mehr am Ort ist, wenn klar ist, wer<br />

Ansprechpartner ist <strong>und</strong> die Kommunikationswege feststehen,<br />

dann entwickelt sich Gemeinde weiter <strong>und</strong> neu. Und wenn dann<br />

noch jemand zeigt „Ihr interessiert mich, ich bin <strong>für</strong> euch da, auch<br />

wenn manches etwas anders ist als früher!“ dann funktioniert<br />

Gemeindeleben w<strong>und</strong>erbar. Das erlebe ich oft, da<strong>für</strong> gibt es genug<br />

Beispiele im Sauerland.<br />

Kirche heute: junge Menschen begeistern<br />

Matthias König: Ich möchte noch etwas davorsetzen. Ich glaube,<br />

jeder einzelne Christ <strong>und</strong> jede einzelne<br />

Christin muss sich fragen:<br />

„Was ist mir mein Glaube wert <strong>und</strong><br />

was will ich da<strong>für</strong> tun?“ Das erleben<br />

wir gerade vor den Firmungen. Da<br />

sitzen Leute, die wirklich Unglaubliches<br />

auf sich nehmen, um den<br />

Jugendlichen etwas zu ermöglichen.<br />

Leute, die an vier Firm wochenenden<br />

mitfahren, die einen Teil ihres<br />

Urlaubs opfern, um Taizé-Fahrten<br />

zu begleiten oder Fahrten nach<br />

Lourdes. Das ist schon enorm! Und<br />

entlastet natürlich die Priester, die<br />

das alles so nicht mehr mitmachen<br />

können. All das hängt natürlich<br />

auch an der eigenen Leidenschaft<br />

<strong>und</strong> in dieser Hinsicht hat der<br />

28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Weihbischof Dominicus recht: Es sieht gar nicht so schlecht aus.<br />

<strong>WOLL</strong>: Die Veränderungen in den Sauerländer Kirchengemeinden<br />

sind spürbar. Aber was erzählen die Weihbischöfe<br />

den anderen Würdenträgern im Erzbistum über das Sauerland?<br />

Matthias König: Muss man da überhaupt noch was erzählen? Ich<br />

glaube nicht, denn die meisten kennen das Sauerland. Vor mir ist<br />

Weihbischof Grothe durch das Südsauerland gereist, sechs Jahre<br />

lang; hat die Gemeinden besucht, die er aus anderer Sicht ja schon<br />

Jahrzehnte kannte, weil er <strong>für</strong> diese der Finanzverantwortliche<br />

war. Er war in der Region stark verwurzelt. Für mich war manches<br />

Dort habe ich Kontakte, die mir etwas bedeuten, nicht nur die<br />

Familie, sondern auch Fre<strong>und</strong>schaften. Ich versuche, zu bestimmten<br />

Festen nach Grevenbrück zu kommen – <strong>und</strong> habe all die<br />

Jahre, auch als Abt, versucht, bei Prozession <strong>und</strong> Schützenfest<br />

dabei zu sein. Den dreifachen Spurt muss man aber erst mal schaffen.<br />

Irgendwann will ich ja auch noch in Meschede bei der<br />

Gemeinschaft sein.<br />

<strong>WOLL</strong>: Und wie ist das bei Ihnen, Herr Weihbischof König?<br />

Matthias König: Ich habe schon immer gesagt: „Das Sauerland<br />

steckt mir in den Genen“, obwohl ich ja gebürtiger Dortm<strong>und</strong>er<br />

bin. Immer wenn die Berge kommen, gibt es so ein Gefühl der<br />

neu, ich bin an Orte gekommen, an denen ich noch nie war, <strong>und</strong><br />

habe gestaunt. Gerade auch in den kleinen Gemeinden – wie liebevoll<br />

die Leute da ihre Kirchen <strong>und</strong> Kapellen in Ordnung halten!<br />

Na gut, wir erzählen schon manchmal, was wir <strong>für</strong> Erlebnisse<br />

gesammelt haben – positive, Gott sei Dank, nur selten negative.<br />

<strong>WOLL</strong>: Letzte Frage, Herr Weih bischof Dominicus: Was<br />

mögen Sie persönlich am Sauerland, als Sauer länder?<br />

Dominicus Meier: Das ist schwierig. Ich persönlich verbinde mit<br />

dem Sauerland bestimmte Menschen, die mir wichtig sind. Und<br />

Orte, durch meine Geburt etwa Heggen. Also, ich komme eigentlich<br />

aus Grevenbrück, in Heggen war nur das Krankenhaus, in<br />

dem ich geboren wurde. Die Grevenbrücker gehen immer auf die<br />

Barrikaden, wenn irgendwo steht: „Der Heggener wird<br />

Weihbischof.“ All das verbinde ich einfach mit dem Sauerland.<br />

Beheimatung. Ich bin ja mit meiner ersten Stelle im Sauerland<br />

gewesen, das waren prägende vier Jahre, was auch mit den<br />

Menschen zusammenhing, vom Pfarrer bis zu den Familien, die<br />

ich dort kennenlernen durfte <strong>und</strong> zu denen ich heute teilweise<br />

noch Kontakt habe. Außerdem ist es meine Verwandtschaft, ebenfalls<br />

Sauerländer, durch die ich eine enge Bindung zu dieser Region<br />

habe – <strong>und</strong> natürlich die Erfahrungen <strong>und</strong> die Herzlichkeit, die ich<br />

auf meinen Firmreisen, durch die Firmbegegnungen, spüre.<br />

<strong>WOLL</strong>: Ganz herzlichen Dank, Weihbischof Dominicus<br />

Meier <strong>und</strong> Weihbischof Matthias König, <strong>für</strong> das Gespräch. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 29


Darstellung der Geburt Jesu Christi<br />

MOTIVE IN DER PROPSTEI –UND NIKOLAIKIRCHE<br />

VON VOLKER GEDASCHKE<br />

Propsteikirche St. Petrus <strong>und</strong> Andreas in <strong>Brilon</strong><br />

Chorraum<br />

An der Nordwand des Chorraumes befindet sich eine spätgotische<br />

Sakramentsnische (95x195cm) aus der Zeit um 1450, die<br />

zur Aufbewahrung geweihter Hostien diente. Darüber liegt ein<br />

Hochrelief in einem R<strong>und</strong>bogen mit der Anbetung der Heiligen<br />

Drei Könige. Sie verkörpern im Mittelalter die drei bekannten<br />

Kontinente <strong>und</strong> das damals angenommene Alter dieser Erdteile.<br />

Alle Drei werden als Könige, Magier, Weise oder Wissenschaftler<br />

gedeutet.<br />

Deutung der Namen <strong>und</strong> Geschenke<br />

Caspar, der aus Afrika kommt, ist ein Jüngling. Balthasar aus<br />

Asien wird als Mann dargestellt. Melchior, der Europäer,<br />

erscheint als Greis. Die mitgebrachten Geschenke sind Gold,<br />

Weihrauch <strong>und</strong> Myrrhe. Das Geschenk von Gold symbolisiert<br />

den neugeborenen König. Weihrauch verweist auf die<br />

Göttlichkeit des Beschenkten. Er gilt als Gottesduft. Die Myrrhe<br />

soll das spätere Leiden <strong>und</strong> Sterben Jesu Christi verdeutlichen.<br />

Es verweist auch auf das nachfolgende Leben. In der Mitte steht<br />

der Stern von Bethlehem, der die Könige geführt hat.<br />

Nördliches Querschiff<br />

In der Nische des nördlichen Querschiffes steht ein dreiteiliger<br />

neugotischer Altaraufsatz, ein Triptychon, mit einem Mittelbild<br />

<strong>und</strong> zwei Seitenflügeln. Der Altar besteht aus Eiche <strong>und</strong> ist<br />

300cm hoch, 265cm breit <strong>und</strong> 94cm tief. Eingeschnitzt sind<br />

acht Motive aus der Erlösungsgeschichte. Im Mittelbild sind die<br />

Kreuzigungsszenen dargestellt <strong>und</strong> im Hintergr<strong>und</strong> bekannte<br />

<strong>Brilon</strong>er Stadtmotive: Marktplatz mit Rathaus, Turm der<br />

Propsteikirche <strong>und</strong> das ehemalige Krankenhaus in der<br />

Königstraße.<br />

Das sakrale Kunstwerk ist ein Geschenk des <strong>Brilon</strong>er Matthias<br />

Hillebrand an das Krankenhaus. Der im Stil der Neugotik<br />

gestaltete Klappaltar stammt aus der Werkstatt des Holzschnitzers<br />

<strong>und</strong> Bildhauers Anton Becker aus Wiedenbrück. Die Bilder auf<br />

Die Wappen von Stift Köln sind links <strong>und</strong> rechts von Arnsberg<br />

angebracht, dem Verwaltungssitz des Kurkölnischen Herzogtums<br />

Westfalen. Auf den Konsolen stehen links die Apostel Petrus mit<br />

Buch <strong>und</strong> Schlüssel <strong>und</strong> rechts Paulus mit Buch <strong>und</strong> Schwert.<br />

SAKRAMENTSNISCHE<br />

ANBETUNG DER<br />

HEILIGEN DREI<br />

KÖNIGE<br />

Fotos: Volker Gedaschke<br />

DARSTELLUNG DER GEBURT JESU CHRISTI<br />

30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


den Rückseiten der beiden Seitenflügel wurden von einem<br />

Regensburger Künstler gemalt. Der Altar stand ab 1900 in der<br />

Krankenhauskapelle.<br />

Die damalige Werkstatt ist heute zu einem Museum umfunktioniert<br />

worden. Das Museum „ Wiedenbrücker Schule “ zeigt<br />

Kunst <strong>und</strong> Kunsthandwerk des Historismus. Es befindet sich in<br />

Rheda-Wiedenbrück, Hoetger –Gasse 1.<br />

Nordseite des Querschiffes<br />

An der Nordseite des Querschiffes steht ein Reliefstück aus<br />

Lindenholz. Es sind die Überreste einer Darstellung der Geburt<br />

Christi mit der Anbetung der Hirten; Höhe: 185cm; Breite:<br />

80cm. Sie stammen aus dem Mittelbild des alten barocken<br />

Hochaltares, der vom Bildhauer Theodor Gröninger um 1655<br />

angefertigt wurde. Der Altar hatte eine stattliche Höhe von 13<br />

Metern.<br />

RELIEFSTÜCK DES BAROCKALTARES UM 1655<br />

Die Nikolaikirche<br />

Der Chorraum<br />

Der hochaufragende<br />

Haupt altar bildet im<br />

Innenraum der Kirche<br />

den Mittelpunkt <strong>und</strong><br />

Abschluss des Gotteshauses.<br />

Zentrale Bedeutung<br />

hat nach Größe <strong>und</strong><br />

Anordnung das Ölgemälde<br />

oberhalb des modern<br />

gestalteten Tabernakels.<br />

Gemalt wurde es von dem<br />

damals berühmten Maler<br />

Anton Stratmann aus<br />

Paderborn (1785). Es<br />

stellt die Anbetung des DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE IM STALL ZU<br />

BETHLEHEM<br />

Christuskindes in der<br />

Krippe durch die Heiligen Drei Könige im Rembrandstil dar.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 31


Die ganze Gans<br />

EIN BELIEBTER BRATVOGEL<br />

VON VOLKER GEDASCHKE<br />

Besonders in der Weihnachtszeit werden gern die alten<br />

Traditionen gepflegt. Was wären diese Festtage ohne<br />

Weihnachtsstollen, Weihnachtsgebäck, Weihnachtsbaum <strong>und</strong><br />

„Stille Nacht“? Fehlen darf jetzt auch nicht die Martinsgans, der<br />

liebste <strong>Winter</strong>braten der Deutschen.<br />

Der Namensgeber<br />

Startschuss wird am 11.November gegeben, dem Festtag des<br />

Heiligen Martin von Tours (316 –397). Von ihm hat die populäre<br />

Form des Gänsebratens ihren<br />

Namen. Der Sohn eines römischen<br />

Rittmeisters ist<br />

Schutzpatron unter anderem der<br />

Hirten, Wirte, Bettler, Haustiere<br />

<strong>und</strong> Gänse. Bis heute unvergessen<br />

ist das Mantel –W<strong>und</strong>er. An<br />

einem kalten <strong>Winter</strong>tag flehte ein<br />

halbbekleideter Bettler um ein<br />

Almosen. Da nahm er sein<br />

Schwert <strong>und</strong> teilte seinen weiten<br />

Offiziersmantel in der Mitte <strong>und</strong> gab ihm die Hälfe. Eine weite-<br />

re Legende berichtet, dass er sich in einem Gänsestall versteckt<br />

haben soll, als man ihn 371 zum Bischof von Tours wählen<br />

wollte. Aber die Gänse konnten den Schnabel nicht halten,<br />

schnatterten, was das Zeug hielt <strong>und</strong> haben ihn so verraten.<br />

Daraufhin hat er die Gänse geschlachtet <strong>und</strong> gebraten. Der<br />

Martinstag war in früheren Zeiten zugleich ein Zins – <strong>und</strong><br />

Abgabetermin. In der Naturalwirtschaft galt die Gans als ein<br />

beliebtes Zahlungsmittel. An diesem Tag wurde der Gänsebraten<br />

gegessen <strong>und</strong> der dazu gehörende neue „Märtnswein“ getrunken,<br />

um sich <strong>für</strong> die bevorstehende vierzigtägige Fastenzeit bis<br />

Weihnachten zu stärken.<br />

Die Füllung<br />

Wird die Gans unter kulinarischem Aspekt betrachtet, so findet<br />

sich eine Fülle von Rezepten, ausgehend vom Mittelalter bis in<br />

unsere Gegenwart. Auch stellt sich die Frage nach der Füllung.<br />

Die bekannteste Einlage stammt aus der alten ostjüdisch –polnischen<br />

Küche, bestehend aus Äpfeln, geschälten Kastanien <strong>und</strong><br />

Beifuß.<br />

Deutsche Köchin <strong>und</strong> französischer Koch<br />

Hilfe bietet auch Henriette Davids (1801 –1876), die berühmteste<br />

Kochbuchautorin Deutschlands. Ihr „Praktisches<br />

Kochbuch“ entwickelte sich zum Bestseller des späten 19. <strong>und</strong><br />

frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Das Buch gehörte zur Gr<strong>und</strong>ausstattung<br />

vieler deutscher Haushalte. Paul Bocuse ist ein französischer<br />

Koch, Gastronom <strong>und</strong><br />

Kochbuchautor, der bekannteste<br />

<strong>und</strong> einer der besten Köche des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Er meint, dass<br />

Weihnachten ein außergewöhnliches<br />

Fest sei, deshalb sollte es<br />

schon etwas Besonderes geben. Er<br />

macht Lust auf etwas Neues <strong>und</strong><br />

entführt seine Gans nach Asien.<br />

Das Rezept der Großmutter<br />

Soll es aber bodenständig sein, so greifen viele zurück auf das<br />

Rezept der lieben Großmutter. Ihre Bratregeln lauten: Gans<br />

waschen, trocken tupfen, innen <strong>und</strong> außen salzen, Füllung nach<br />

Belieben. Haut mit Holzstäbchen einstechen. Den Bratvogel<br />

zuerst mit der Brust nach unten auf die Saftpfanne legen. Häufig<br />

mit Bratensaft oder heißem Wasser übergießen. Bei circa 4 kg<br />

Gewicht 170 –200 Grad Celsius etwa 3 ½ St<strong>und</strong>en braten. Die<br />

Großmutter dachte immer daran, die Gans vor dem Tranchieren<br />

wenigstens zehn Minuten ausruhen zu lassen, damit der Saft sich<br />

verteilen kann <strong>und</strong> nicht herausläuft.<br />

...oder doch lieber ins Restaurant<br />

Wird in der Weihnachtszeit ein Restaurant aufgesucht, so haben<br />

die Gäste heute die Möglichkeit, eine Gans <strong>für</strong> vier Personen mit<br />

Beilagen <strong>und</strong> inklusiv einer Flasche Rotwein zu einem Festpreis zu<br />

ordern. Es ist doch auch amüsant, wenn ein beflissener Ober diesen<br />

edlen Bratvogel offeriert <strong>und</strong> die existenzielle Frage, die aus<br />

drei Worten besteht, an die Gäste richtet: „Brust oder Keule?“<br />

32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


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Becker Immobilien in <strong>Brilon</strong><br />

Im Frühjahr 1992 wurde die Becker Immobilien GmbH von<br />

Robert Becker als Geschäftsführer gegründet. Ihm zur Seite steht<br />

seine Ehefrau Christine Becker, Mechthild Henke als Immo bi lienfachfrau<br />

<strong>für</strong> den Verkauf <strong>und</strong> Vermittlung von Immobilien aller<br />

Art. Gerda Wiedemeier <strong>für</strong> das Sekretariat <strong>und</strong> Annegret Müller<br />

als Bauzeichnerin.<br />

Im Jahre 1994 kam der Geschäftszweig Verwaltung <strong>und</strong><br />

Vermietung dazu, heute vertreten durch Frank Schindler als<br />

Geschäftsführer, mit seinen Mit ar bei terinnen Maria Becker-<br />

Rüther, Heike Kautz <strong>und</strong> Sabine Hillebrand.<br />

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25 Jahre Kompetenz <strong>und</strong> regionale Stärke<br />

1995 erweitert sich die Firma Becker Immobilien GmbH <strong>und</strong><br />

nimmt die Tätigkeit als Bauträger mit der Erstellung schlüsselfertiger<br />

Bauten aller Art auf. Bis heute sind mehr als 200<br />

Eigentumswohnungen <strong>und</strong> eine Vielzahl von Einfamilienhäusern<br />

erstellt <strong>und</strong> verkauft worden.<br />

Ermöglicht wurde dieses durch den Architekten Willi Men gering<br />

hausen, Architekturbüro Schmidt <strong>und</strong> Mengeringhausen in<br />

<strong>Olsberg</strong>, der seit Beginn der Bauträgertätigkeit <strong>für</strong> die hochwertige<br />

Qualität der Immobilien sorgt, ebenso die gute Zu sam menar<br />

beit mit den beteiligten Baufirmen aus dem regionalen Raum<br />

<strong>und</strong> den zuständigen Ämtern.<br />

Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Erschließung<br />

von Baugebieten. Aktuell in Meschede, Drüerberg, mit insgesamt<br />

13 Baugr<strong>und</strong>stücken, in den Größen 400 – 1.000 m². Die<br />

Hälfte der Gr<strong>und</strong>stücke sind verkauft <strong>und</strong> mit der Bebauung<br />

wurde bereits begonnen. In Planung befindet sich ein attraktives<br />

Baugebiet in grüner Randlage von <strong>Marsberg</strong>. Mit der<br />

Vermarktung ist im Frühjahr 2017 zu rechnen.<br />

In den vergangenen 24 Jahren wurden über 1.000 Objekte an<br />

K<strong>und</strong>en vermittelt. Hierbei handelt es sich um Ein- <strong>und</strong><br />

Mehrfamilienhäuser, Eigentumswohnungen, Geschäfts- <strong>und</strong><br />

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bemüht sich die Firma Becker Immobilien GmbH <strong>für</strong> ihre<br />

K<strong>und</strong>en mit Werbung in den Medien <strong>und</strong> im Internet,<br />

Besichtigungen mit K<strong>und</strong>en, Finanzierungsgespräche mit<br />

Banken, Kaufvertragsgestaltung, Begleitung zum notariellen<br />

Kaufvertrag, bis hin zur Kaufpreiszahlung.<br />

So wie in der Vergangenheit, möchte die Firma Becker Immo bi lien<br />

GmbH auch in Zukunft vertrauensvoll <strong>für</strong> Ihre K<strong>und</strong>en da sein.<br />

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hat die Immobilienwirtschaft einen starken Zuwachs zu<br />

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Verwaltung auch die regelmäßige Kontrolle des<br />

Gebäudezustandes <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene langfristige<br />

Werterhaltung der Immobilie“ unterstreicht der Geschäftsführer<br />

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inwieweit eine Begutachtung sinnvoll ist“, so Schindler. „Wir<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 35


Orgelbauer Raphael Jürgens<br />

LEIDENSCHAFT WURDE ZUM BERUF<br />

VON SILVIA UND PETER PADBERG<br />

Einmal eine Orgel von innen sehen, einmal ganz nahe an den<br />

Pfeifen stehen. Der 42-jährige Bigger Raphael Jürgens zeigt uns<br />

ein komplett selbstständig, aus seinen Händen erschaffenes Werk,<br />

eine Orgel in der Kapelle in der Elisabeth-Klinik <strong>Olsberg</strong>-Bigge.<br />

Auf die Frage, wie Jürgens auf so einen außergewöhnlichen Beruf<br />

kommt, antwortete er: „Das war das feine Gehör.“ Als Jugend licher<br />

im Alter von nur 12 Jahren spielte er in der Bigger Kirche<br />

St. Martin auf einer Orgel ohne Noten.<br />

36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Der damalige Organist wurde hellhörig, ohne Noten, nur nach<br />

Gehör eine Orgel zu spielen? Dieses musste eine Begabung, eine<br />

auffallend musikalische Person sein. Der Organist besuchte die<br />

Eltern von Raphael Jürgens <strong>und</strong> riet ihnen, dem Jungen ein<br />

Klavier zu kaufen. Gesagt, getan, ein Klavier stand im Raum.<br />

Es gilt das bekannte Sprichwort „Von nichts, kommt nichts“,<br />

<strong>und</strong> Jürgens wurde zu einer interaktiven, musikalischen<br />

Gehörbildung geschickt, um seine Fähigkeiten zu trainieren,<br />

noch besser, Intervalle hörend, zu erkennen, Melodien <strong>und</strong><br />

Tonfolgen aus dem Gedächtnis heraus nachzuspielen.<br />

Während seiner Schulzeit fand das übliche Schulpraktikum statt<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> ihn stand fest, einen Platz bei einem Orgelbauer zu finden.<br />

In Oberkirchen in Schmallenberg bei der Firma Albers<br />

konnte er sich seinen Wunsch erfüllen. Die Schule, die jeden<br />

Prak ti kan ten aufsucht, war über diese Ent fer nung nicht gerade<br />

angetan, dennoch trugen seine Eltern sämtliche Kosten, um<br />

einen Einblick in den Beruf des Orgelbauers zu schaffen. Nach<br />

diesem bedeutungsvollen Praktikum stand nun endgültig fest, es<br />

wird der Beruf des Orgelbauers werden.<br />

Mit dem Eintritt in die Lehrzeit 1991 bei der Firma Sauer in<br />

Höxter, konnte Jürgens sich das Wissen, die Feinmechanik, die<br />

verschiedenen Werkstoffe, aneignen. Nach den Lehrjahren verbrachte<br />

er weitere Gesellenjahre in Höxter <strong>und</strong> bei seiner damaligen<br />

Praktikumsfirma in Oberkirchen, bis er sich zur<br />

Meisterschule in Ludwigsburg einschrieb. Ein Jahr Vollzeit, um<br />

den letzten Schliff seines Traumberufs zu unterschreiben. 40 bis<br />

50 Orgeln hat er bereits in verschiedenen Firmen mitgebaut <strong>und</strong><br />

bislang 3 eigenständige Orgeln in seiner Werkstatt in Elpe. Eine<br />

kleine Orgel befindet sich mit 4 Registern - geeignet <strong>für</strong> Chor<br />

<strong>und</strong> Orchestermusik - in der St. Martin Kirche, eine im eigenen<br />

Wohnzimmer <strong>und</strong> eine 11 Register große in der Kapelle in der<br />

Klinik.<br />

Durch eine großzügige Spenderin im Jahr 2012 konnte der<br />

Orgelbaumeister sein ganzes kreatives Schaffen zeigen.<br />

„Wie lange braucht man, um so eine große Orgel fertigzustellen?“,<br />

fragen wir den sehr sympathischen Orgelbaumeister. „Von<br />

der Planung über die komplexe Gedanken- <strong>und</strong> Ideenentwicklung<br />

bis zum Ende reift <strong>und</strong> gedeiht so ein Projekt gute 2 Jahre“, so<br />

Jürgens. „Orgelbauer sind Handwerker, gleichzeitig auch<br />

Künstler.<br />

Die Orgel muss als Gesamtkunstwerk gesehen werden. In der<br />

Einige Gedanken des Orgelbauers<br />

Der Gedanke beim Entwurf der Orgel <strong>und</strong> deren<br />

Schleierbretter war etwas <strong>für</strong> die Region Typisches aufzugreifen,<br />

was hier die weitläufigen Eichenwälder sind. Aus<br />

Eichenholz, das die Orgelbauer seiner Dauerhaftigkeit wegen<br />

seit jeher gerne verwenden, ist auch die ganze Orgel gearbeitet.<br />

Also Eichenlaub in hartes Eichenholz gehauen, das passt.<br />

Ob es nun Zufall ist oder nicht, mit ihrer symbolischen<br />

Bedeutung steht die Eiche ihrer Standfestigkeit <strong>und</strong> ihres<br />

Alters wegen <strong>für</strong> Widerstand <strong>und</strong> ewiges Leben.<br />

Ich hoffe, dass gerade hier im Krankenhaus sich die Kraft der<br />

Eiche auf den Betrachter überträgt <strong>und</strong> auch er den Stürmen<br />

seines Lebens trotzt <strong>und</strong> die Krankheit überwindet. Möge die<br />

ganze Orgel mit ihrem harmonisch klassischen Prospekt wie<br />

ein Ruhepol in unserer aufgekratzt hektischen Welt sein <strong>und</strong><br />

mit dem Frieden der Eichenwälder das Leben symbolisieren.<br />

Raphael Jürgens<br />

Fotos: AirStativ<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 37


Planungsphase spielen der vorgegebene Raum, die Akkustik, der<br />

Baustil <strong>und</strong> die Tradition der Kirchengemeinde eine große Rolle.<br />

Im Kopf wächst eine gewisse Vorstellung, erste Skizzen,<br />

Konstruktionspläne, dann erste Prospektzeichnungen am PC bis<br />

zu Detailzeichnungen. Von Skizze zu Skizze wird die Gestaltung<br />

deutlicher. Die Klangvorstellung, die Architektur der Orgel, die<br />

Verläufe der mechanischen Spieltrakturen <strong>und</strong> der<br />

Registermechanik, Stück <strong>für</strong> Stück nimmt es ein Gesamtbild ein.<br />

Orgel <strong>und</strong> Raum, Werkstatt <strong>und</strong> Orgel, Denken <strong>und</strong> Fühlen bis<br />

hin zu dem, den Raum mit Musik erfüllenden Gesamtkunstwerk.“<br />

Und wir können nur bestätigen, es handelt sich hier um ein<br />

Kunstwerk.<br />

2014 wurde die Orgel aus massivem Eichenholz in einem feierlichen<br />

Rahmen eingeweiht. Die Orgel verfügt über 11 Register.<br />

Durch die Aufteilung der Register auf zwei Manuale <strong>und</strong> Pedal<br />

wird ein großes Klangspektrum erreicht.<br />

Durch viele feine Akzente spiegelt sich die „Liebe zum Detail“<br />

wie ein roter Faden in der Orgel wider. Die Untertasten der<br />

Manualklaviaturen sind mit Ebenholz belegt, die Obertasten aus<br />

Padoukholz mit Rindsknochen. Die Klaviaturen sind von den<br />

Klaviaturwangen eingefasst. In diesen befinden sich Windrosen<br />

als Intarsienarbeiten. Das Notenpult ist mit einer Kreuzfuge aus<br />

Eichenholz - Wurzelfunier gefertigt. Die Registerzüge sind aus<br />

Ebenholz gedrechselt. Die Registernamen sind auf<br />

Porzellanschildern mit Blattgoldumrandung handgraviert.<br />

In den Holzschnitzarbeiten der Schleierbretter, die den Korpus<br />

der Orgel oberhalb der Prospektpfeifen zieren, fallen dem<br />

Betrachter der Orgel die kleinen „Spielereien“ erst auf den zweiten<br />

oder dritten Blick auf. So entstand in den Verzierungen ein<br />

kleiner Vogel, auf dem Ast sitzend, ein Schmetterling, oder eine<br />

Eidechse, die sich durch die Blätter des Eichenlaubes schlängelt.<br />

Jürgens schwärmt von seinem Beruf, indem er mit den verschiedensten<br />

Werkstoffen wie Holz, Metall, Leder <strong>und</strong> Filz arbeitet<br />

<strong>und</strong> somit sein handwerkliches Geschick unter Beweis stellt.<br />

Die von Hand gegossenen Metallpfeifen unterscheiden sich<br />

nicht nur durch die Länge <strong>und</strong> den Durchmesser des<br />

Pfeifenkörpers, sondern auch durch die unterschiedlichen<br />

Metalllegierungen aus Zinn <strong>und</strong> Blei. Mit den verschiedenen<br />

Längen <strong>und</strong> Durchmessern der Pfeifen erzielt man die unterschiedlichen<br />

Tonhöhen. Durch die verschiedenen Anteile von<br />

Zinn <strong>und</strong> Blei erreicht man ein weiches warmes oder schärferes<br />

Klangbild.<br />

38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Schöpferische Kräfte wurden bei dieser Orgel gebündelt.<br />

Wenn Jürgens nicht gerade eine Orgel plant <strong>und</strong> baut, betreut er im hiesigen Raum<br />

viele Orgeln. Orgeln müssen eine gewisse Orgelpflege erhalten, sollten gesäubert,<br />

repariert oder restauriert werden. Gleichzeitig müssen auch die Pfeifen mal wieder<br />

neu gestimmt werden.<br />

Spannend <strong>und</strong> bewegend wird es, als Raphael Jürgens mit dem Aufschließen der<br />

Orgel uns das innere Werk der Orgel zeigt.<br />

Noch nie konnten wir ein solches Werk so betrachten <strong>und</strong> einen kleinen Bruchteil<br />

in den Beruf eines Orgelbaumeisters einsehen. Das waren sehr interessante Einblicke<br />

in den doch sehr seltenen Handwerksberuf, der gleichzeitig mit dem Orgelbau <strong>und</strong><br />

der Orgelmusik in das b<strong>und</strong>esweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in<br />

Deutschland aufgenomnen wurde.<br />

Begeistert <strong>und</strong> <strong>für</strong> die sehr bewegende Zeit bei den Erzählungen von Jürgens möchten<br />

wir uns recht herzlich bedanken. ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 39


Lebenserinnerungen 1815<br />

AUSZÜGE AUS DER<br />

CHRONIK VON FERDINAND<br />

LOHMANN (1772–1828)<br />

Neunter Teil: Die Aufzeichnungen Ferdinands beschreiben<br />

ausführlich die Witterung <strong>und</strong> die große Mäuseplage. In<br />

diesen Zeilen zeichnet sich schon eine baldige Katastrophe <strong>für</strong> die<br />

Menschen ab, die durch den Krieg noch potenziert wurde. Denn<br />

es folgt das Elend der Hunger- <strong>und</strong> Notjahre.<br />

VON VOLKER GEDASCHKE<br />

Private Ereignisse<br />

Der Schwiegervater verstarb in diesem Jahr an einer<br />

Lungenentzündung. Einige wertvolle Haustiere verendeten,<br />

unter anderem das Pferd.<br />

Die Wetterlage<br />

Der Auftakt zum Frühling war viel versprechend, so dass man<br />

schon früh sein Feld bestellen konnte. Die Obstbäume standen<br />

in bester Blüte. Aber ein plötzlicher Frosteinbruch im Frühjahr<br />

vernichtete die Blüten <strong>und</strong> die <strong>Winter</strong>saat.<br />

Die Mäuseplage<br />

Die Mäuseplage hatte in diesem<br />

Jahr verheerende Ausmaße angenommen.<br />

Nicht nur das Getreide,<br />

sondern auch die Baumrinde wurde<br />

von den Tieren aufgefressen. Aus<br />

dieser Not heraus beteten die<br />

Menschen zur heiligen Gertrud von<br />

Nivelles <strong>und</strong> baten um ihre Hilfe.<br />

Der Legende nach beendete sie<br />

einst durch ihr Gebet eine Mäuse<strong>und</strong><br />

Rattenplage <strong>und</strong> rettete damit<br />

die Ernte ihres Landes. Deshalb<br />

wird sie als Patronin der Gärtner<br />

<strong>und</strong> Bauern, als Beschützerin der<br />

Feld- <strong>und</strong> Gartenfrüchte angerufen.<br />

Der Bildstock der heiligen Gertrud<br />

von 1695 steht an der Keffelker<br />

Straße am Abzweig Nehdener Weg.<br />

Es war die dritte Station der früheren<br />

Feldprozession. Die Heilige<br />

wird hier als Klostervorsteherin<br />

(Äbtissin) dargestellt. An ihrem<br />

Gewand zupfen unten Mäuse. Sie<br />

lebte im 7. Jahrh<strong>und</strong>ert in Belgien.<br />

Viele Bauernregeln sind mit ihrem<br />

Fest am 17. März verb<strong>und</strong>en. Am<br />

bekanntesten: „Die Gertrud mit dem frommen Sinn, sie ist die<br />

erste Gärtnerin.“ Mit ihr beginnt das Gartenjahr.<br />

BILDSTOCK (1695) DER HEILIGEN GERTRUD: KEFFELKER STR. AM<br />

ABZWEIG NEHDENER WEG<br />

Karriere des Sohnes Joseph<br />

Der Sohn Joseph musste in Münster das Gymnasium besuchen,<br />

da im Zuge der Säkularisation (1803) die Klosterschule in <strong>Brilon</strong><br />

geschlossen wurde. Erst 1821 war es durch eine Stiftung möglich,<br />

das Progymnasium zu eröffnen <strong>und</strong> ab 1858 das „Gymnasium<br />

Petrinum“. Sein Sohn Joseph (1799- 1858) machte eine glänzende<br />

Karriere als Jurist. Er leitete das<br />

Justizamt in Eslohe, danach<br />

Direktor des Stadt- <strong>und</strong><br />

Landgerichts in <strong>Brilon</strong> <strong>und</strong> schließlich<br />

Direktor des neugegründeten<br />

Kreisgerichts. Ab 1849 gehörte er<br />

dem preußischen Abgeord ne tenhaus<br />

an. Auf Gr<strong>und</strong> seiner<br />

Verdienste erhielt er 1847 den<br />

Roten Adlerorden.<br />

Foto: Volker Gedaschke<br />

Die politische Lage<br />

R<strong>und</strong> 15km von Brüssel in der<br />

Nähe des Dorfes Waterloo fand die<br />

letzte Schlacht Napoleons statt.<br />

General Wellington <strong>und</strong><br />

Feldmarschall Blücher beendeten<br />

seine Herrschaft, die zur endgültigen<br />

Abdankung Napoleons führte.<br />

Die Redewendung „Sein Waterloo<br />

erleben“ steht als Synonym <strong>für</strong> eine<br />

totale Niederlage. Wellington soll<br />

beim Angriff der Garde Napoleons<br />

gegen 19h auch gesagt haben: „Ich<br />

wünsche, es wäre Nacht, oder die<br />

Preußen kämen.“<br />

Die Katastrophe nimmt ihren Lauf<br />

„1815. In diesem Jahr hatte ich ebenfalls vieles <strong>und</strong> besonders<br />

40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Mäuseinvasion<br />

In diesem Jahr hatten wir eine ungeheure Anzahl von Mäusen,<br />

die beinahe alles verzehrten, was auf dem Felde gewachsen war.<br />

Mehrere Felder konnten gar nicht gemäht werden. Und von<br />

dem, was gewachsen war, überließen uns diese schändlichen Tiere<br />

kaum ein Viertel. Eine so ungeheure Menge von Mäusen wissen<br />

sich auch die ältesten Menschen nicht zu besinnen, denn sie fraßen<br />

nicht allein beinahe die ganze <strong>Winter</strong>- <strong>und</strong> Sommersaat,<br />

sondern sogar das Gras von den Wiesen <strong>und</strong> das junge Holz im<br />

Walde. An vielen Orten, wo diese Mäuse alle Baumrinde wegfraßen<br />

<strong>und</strong> das Holz dadurch trocken wurde, ist der Schaden auf<br />

mehrere Tausend Taler geschätzt worden. Auch der im Herbst<br />

gesäte grüne Roggen war von ihnen aufgefressen worden.<br />

Familiäre Ereignisse<br />

In diesem Jahr, nämlich den 15. April, reiste ich nach Münster<br />

<strong>und</strong> brachte meinen Sohn daselbst aufs Gymnasium. Am 11.<br />

Dezember abends um vier Uhr starb mein Schwiegervater J.<br />

Casp. Lohmann an einer Lungenentzündung.<br />

GRABKREUZ: JOSEPH LOHMANN<br />

wegen des Viehsterbens zu erleiden, denn mein bestes Pferd, eine<br />

<strong>für</strong> 24 Reichstalern frisch gekaufte Kuh <strong>und</strong> zwei Schweine krepierten<br />

mir in kurzer Zeit.<br />

<strong>Winter</strong>einbruch im Frühjahr<br />

Die Witterung in diesem Jahr war abwechselnd gut <strong>und</strong> schlecht.<br />

Der <strong>Winter</strong> immer regnerisch, nur wenig kalt. Das Frühjahr<br />

zeigte sich sehr früh, denn schon am 18. Februar konnten die<br />

Pflüge zu Felde ziehen. In den Gärten wurde gearbeitet, um 12.<br />

April waren alle Obstbäume schon in der herrlichsten Blüte.<br />

Auch die <strong>Winter</strong>saat blühte allenthalben. Diese schöne<br />

Frühlingszeit dauerte aber nur bis zum 16. April. Vom 17. auf<br />

den 18. April in der Nacht fing es an, so stark zu frieren, dass alle<br />

Blüten, das Laub an den Bäumen verfror. Und diese Kälte mit<br />

Regen <strong>und</strong> Schnee vermischt, hielt an bis August. Von dieser Zeit<br />

an blieb es gut bis nach vollendeter Arbeit, den 18. Oktober.<br />

Napoleons Waterloo <strong>und</strong> Verbannung auf St. Helena<br />

In der politischen Welt trug sich in diesem Jahr eine große<br />

Begebenheit zu. Napoleon, der von den Alliierten auf der Insel<br />

Elba im vorigen Jahr verbannt war, kam am 1. März wieder in<br />

Frankreich an. Er hatte kaum 300 Mann bei sich <strong>und</strong> eroberte<br />

damit in 20 Tagen ganz Frankreich, denn am 21. März hielt er<br />

schon seinen Einzug in Paris. Am 20. März war der König<br />

geflüchtet. Bis zum 14. Juni war seine Armee schon bis über<br />

30.000 Mann angewachsen. Hätte er diese Armee auf einem<br />

Punkt fechten lassen, hätte er damit im Sinn gehabt, damit<br />

Frankreich auf allen Punkten zu decken <strong>und</strong> vor fremden Einfall<br />

zu bewahren, so wäre er wieder als Sieger aus dem Feld gezogen<br />

<strong>und</strong> dann wehe dem armen Deutschland.<br />

Am 14. Juni rückte er mit seiner Armee bis Waterloo vor. Bis zum<br />

18. dauerte die Schlacht <strong>und</strong> bis dahin war er immer noch Sieger<br />

über die zwei berühmten Feldherren Wellington <strong>und</strong> Blücher.<br />

Am 18. aber sammelte sich die geschlagene preußische Armee.<br />

Während er mit Wellington stark im Gefecht war, fiel sie ihm im<br />

Rücken <strong>und</strong> schlug ihn so total, dass Napoleon seine Flucht zu<br />

Fuß nehmen musste.<br />

Er eilte nach Paris, legte dort nochmals die Kaiserkrone nieder,<br />

ergab sich den Engländern zum Gefangenen <strong>und</strong> wurde auf die<br />

Insel St. Helena verbannt.<br />

Weitere Katastrophen kündigen sich an<br />

Da das ganze Menschengeschlecht nun in diesem Jahr so viel<br />

Elend durch den schweren Krieg, durch die anhaltende Witterung,<br />

durch den ungeheuren Mäusefraß ausgestanden, so glaubte man,<br />

mit dem Frieden wäre nun auch alles Unglück überstanden <strong>und</strong><br />

schmeichelte sich eine frohe Zukunft.<br />

Aber keiner berechnet, was Johannes schon in seiner Offenbarung<br />

sagte, wo er das Elend der Menschen beschreibt: „Siehe, ein<br />

Unglück ist vorbei <strong>und</strong> ein größeres folgt auf dem Fuße nach!“ ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 41


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ZURÜCKKOMMEN – WARUM NICHT?<br />

Für viele junge Sauerländer ist klar: Nach dem Abi geht’s<br />

erstmal raus aus dem Sauerland. Doch auch, wenn jeder<br />

dritte junge Sauerländer die Heimat verlässt, ist er immer<br />

wieder gern hier. Egal ob zu Geburtstagen, Schützenfest<br />

oder einfach nur, weil man<br />

gerne zuhause ist. Immer<br />

mehr Menschen entscheiden<br />

sich, wieder komplett zurück in<br />

die Heimat bzw. aufs Land zu<br />

ziehen, was auch neueste Studien<br />

bestätigen.* Und das Zurückkommen<br />

lohnt sich besonders im<br />

Sauerland: Der Hochsauerlandkreis ist Teil der Region<br />

TOP-GRÜNDE FÜRS ZURÜCKKOMMEN<br />

Gute Karriereaussichten<br />

Beste Work-Life-Balance<br />

Coole Wohnqualität<br />

Zuhause ankommen<br />

Familienfre<strong>und</strong>lich<br />

Südwestfalen, die als drittstärkste Industrieregion<br />

Deutschlands über 150 Weltmarktführer beheimatet.<br />

Aktuell befinden sich allein <strong>für</strong> den HSK über 800 Jobs auf<br />

der Karriereplattform karriere-suedwestfalen.de. Ob<br />

Designkoordinator, Bau-Ingenieur, App-Entwickler,<br />

Techniker, SAP-Berater oder Vertriebsleiter – die Chancen<br />

auf ein Ticket zurück in die Heimat stehen gut. Auch die<br />

Vorteile einer guten Lebensqualität liegen auf der Hand:<br />

beispielsweise der bezahlbare Wohnraum oder die gute<br />

Work-Life-Balance durch entspannte Pendlerfahrten <strong>und</strong><br />

vielzählige Freizeitmöglichkeiten. Vielleicht der Trend <strong>für</strong><br />

2017?<br />

* u.a. vom Deutschen Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung (DIW)<br />

ZURÜCKKOMMEN – ABER WIE?<br />

Wenn die Entscheidung gefallen ist, zurück in die Heimat zu ziehen,<br />

ist die wichtigste Voraussetzung, eine passende berufliche<br />

Herausforderung zu finden. Wir vom Team HEIMVORTEIL<br />

HSK unterstützen alle interssierten Exil-Sauerländer bei der Jobsuche<br />

<strong>und</strong> sehen uns als Schnittstelle zu den heimischen Unternehmen.<br />

Zum Beispiel ist in Kooperation mit der Südwestfalen<br />

Agentur <strong>und</strong> der Online-Plattform karriere-suedwestfalen.de ein<br />

Bewerberpool entstanden. Hier können Rückkehrwillige<br />

ein anonymisiertes Profil erstellen <strong>und</strong> sich von Unternehmen<br />

finden lassen. Wir bieten außerdem die Möglichkeit, sich<br />

DIE RÜCKKEHRER-JOB-CHECKLIST E<br />

Jobalarm <strong>für</strong> Traumjob auf karriere-suedwestfalen.de<br />

einrichten<br />

Bewerberprofil auf karriere-suedwestfalen.de erstellen<br />

HEIMVORTEIL HSK <strong>für</strong> Steckbrief-Erstellung anschreiben<br />

Bekannten, Fre<strong>und</strong>en im HSK erzählen, welche Stelle<br />

gesucht wird<br />

Newsletter HEIMVORTEIL HSK anmelden<br />

Für weitere Hilfestellungen, etwa bei der<br />

Wohnungssuche, HEIMVORTEIL HSK kontaktieren<br />

über einen Steckbrief bei<br />

heimischen Unternehmen<br />

zu präsentieren. Nach der Erstellung<br />

<strong>und</strong> Abstimmung des<br />

gestalteten Steckbriefes wird<br />

dieser an die lokalen Wirtschaftsförderer<br />

im Hochsauerlandkreis<br />

sowie an die Südwestfalen<br />

Agentur gesendet. Die<br />

Wirtschaftsförderer senden den Steckbrief gezielt an passende Unternehmen<br />

weiter. Die Südwestfalen Agentur übermittelt den Steckbrief<br />

auf Wunsch an alle Mitgliedsunternehmen des Vereins „Wirtschaft<br />

<strong>für</strong> Südwestfalen e.V.“. Wir stehen jedem Exil-Sauerländer auch bei<br />

anderen Fragestellungen wie beispielsweise der Kitaplatz- oder Wohnungssuche<br />

gerne zur Verfügung.


DER T REND 2017: ZURÜCK IN DIE HEIMAT<br />

Bilder: suedwestfalen.com<br />

DIE ERST EN ANLAUFST ELLEN<br />

Facebook-Gruppe „Neu im Hochsauerland“<br />

Rückkehrer-Stammtische Neheim, <strong>Olsberg</strong>,<br />

<strong>Brilon</strong> <strong>und</strong> <strong>Winter</strong>berg<br />

WhatsApp-Gruppe „Rückkehrer“<br />

von HEIMVORTEIL HSK<br />

Vereinsleben <strong>und</strong> neue Hobbies<br />

ZURÜCKKOMMEN – UND DANN?<br />

… ist unser Willkommensnetzwerk <strong>für</strong> Sie da! Über die<br />

Facebook-Gruppe „Neu im Hochsauerland“ lassen sich schnell<br />

andere Rückkehrer oder Neu-Sauerländer <strong>für</strong> dieselben<br />

Interessen oder Aktivitäten finden. Egal ob <strong>für</strong> eine Laufgruppe<br />

oder Besuche im Kino. Für Arnsberg <strong>und</strong> Schmallenberg bestehen<br />

sogar eigene „Neu in …“-Gruppen auf Facebook. Bei<br />

unseren regelmäßig stattfindenden Rückkehrer-Stammtischen<br />

bietet sich ebenfalls die Gelegenheit <strong>für</strong> einen Austausch mit<br />

Gleichgesinnten. Neben unseren Treffen in <strong>Olsberg</strong> <strong>und</strong> Neheim<br />

gibt es bereits neue Stammtische in <strong>Brilon</strong> <strong>und</strong> <strong>Winter</strong>berg, die<br />

von unseren Kollegen von LEADER Hochsauerland gesteuert<br />

werden. Unter den Stammtisch-Besuchern existiert auch eine<br />

WhatsApp-Gruppe, in der unterschiedliche Aktivitäten wie<br />

gemeinsames Frühstücken oder Besuche von Veranstaltungen<br />

organisiert werden. Für einen Beitritt in die Gruppe einfach die<br />

0160 / 46 35 904 kontaktieren.<br />

Für die meisten Rückkehrer entfällt nach dem Umzug in die<br />

Heimat der tägliche Pendlerstau. Mit der dadurch gewonnenen<br />

Zeit lassen sich z.B. neue Hobbies entdecken oder alte neu aufleben.<br />

Dazu bietet sich w<strong>und</strong>erbar das lokale Vereinsleben an.<br />

Ob im Musikverein, Chor oder Sportverein – hier wird sicherlich<br />

jeder fündig <strong>und</strong> neue Kontakte ergeben sich sowieso.<br />

Und wie wäre es eigentlich, die Heimat einfach mal neu zu<br />

erleben? Denn die meisten verlassen die Heimat oft, ohne die<br />

nächst größere Stadt oder naheliegende Sehenswürdigkeiten<br />

wirklich zu kennen. Darüber hinaus hat sich in den letzten<br />

Jahren einiges in der Region getan. Wie wäre es also mit einem<br />

Frühstück am Sorpesee oder einem Wandertag entlang des<br />

Rothaarsteigs in <strong>Winter</strong>berg? Auch eine Altstadt-Führung in<br />

Arnsberg mit anschließender Kneipentour ist einer unserer<br />

Geheimtipps. Und wer Lust hat, diese Dinge mit anderen<br />

Rückkehrern zu unternehmen, findet in der Facebook- oder<br />

WhatsApp-Gruppe sicher schnell eine passende Begleitung.<br />

IHRE RÜCKKEHRER-HOTLINE<br />

Werden Sie zum Ex-Exil-Sauerländer <strong>und</strong> kommen Sie zurück<br />

in Ihre Heimat. Genießen Sie Ihr Leben in einer attraktiven<br />

Region mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten <strong>und</strong><br />

besten Jobaussichten. Wir helfen Ihnen dabei! Und falls Sie<br />

schon längst zurück gekommen sind, freuen wir uns auf Ihre<br />

Geschichte.<br />

Sandra Schmitt<br />

Projektleitung HEIMVORTEIL HSK<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

Hochsauerlandkreis mbH<br />

Tel. 0291.94 1510<br />

Mobil 0160.46 35 904<br />

sandra.schmitt@hochsauerlandkreis.de<br />

www.heimvorteil-hsk.de<br />

#meinheimvorteil<br />

HEIMVORTEIL HSK<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 43


Hoai woait dät oit seynem graiten Baike<br />

CASPAR LAHME AUS ALME HAT EIN SAUERLÄNDER WÖRTERBUCH VERFASST<br />

Foto: Hermann-J.Hoffe<br />

V<br />

ermutlich wird es nicht so viele Leser geben, welche die<br />

Überschrift zu diesem Bericht sofort oder überhaupt lesen<br />

können. Dort steht die erhellende Botschaft „Er weiß das aus<br />

einem großen Buche“, verfasst in Almer Platt. Almer Platt, das<br />

ist die Sprache, die Caspar Lahme, 75 Jahre, leidenschaftlicher<br />

Sauerländer <strong>und</strong> noch leidenschaftlicherer Almer, gerne <strong>und</strong> mit<br />

großem Vergnügen spricht. Nur gibt es leider immer weniger<br />

Sauerländer, mit denen er sich auf diese Weise unterhalten kann.<br />

In Alme ist es noch sein Vetter Franz Hillebrand. Umso größer<br />

die Bereitschaft <strong>und</strong> Freude, sich über mehr als 15 Jahre lang mit<br />

dem ausgewiesenen Kenner <strong>und</strong> Papst des Sauerländer Platts,<br />

mit Werner Beckmann vom Sauerländer M<strong>und</strong>artarchiv im<br />

Stert schulten hof in Cobbenrode, regelmäßig zu treffen <strong>und</strong> mit<br />

ihm zu „küren“ (reden).<br />

VON HERMANN-J. HOFFE<br />

Im Laufe der Jahre ist aus der Begeisterung <strong>und</strong> Leidenschaft <strong>für</strong><br />

das Sauerländer Platt <strong>und</strong> in unglaublicher Detailarbeit ein Buch<br />

entstanden, ein „Plattdeutsches Wörterbuch <strong>für</strong> Alme“. Doch ist<br />

das Buch nicht nur <strong>für</strong> Almer oder <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>er, das Wörterbuch<br />

ist ein Lesevergnügen <strong>für</strong> alle Menschen, die Freude am<br />

Sauerländer Platt haben, an der Entstehung, an der unvergleichlichen<br />

Vielfalt <strong>und</strong> einzigartigen Wärme dieser von immer weniger<br />

Menschen gesprochenen <strong>und</strong> verstandenen M<strong>und</strong>art, die<br />

unsere Region <strong>und</strong> die Sauerländer Lebensart geprägt hat. Dr.<br />

Adalbert Müllmann, der ehemalige Oberkreisdirektor des<br />

Hochsauerlandkreises <strong>und</strong> Ehrenvorsitzender des Sauerländer<br />

Heimatb<strong>und</strong>es schreibt dazu im Vorwort des Buches: „Ein<br />

Wörterbuch <strong>für</strong> das Plattdeutsche? Braucht man so etwas überhaupt<br />

noch? Wer so fragt, der sollte sich vielleicht einmal mit der<br />

Bedeutung des Plattdeutschen <strong>für</strong> unser heimatliches Sauerland<br />

befassen.“<br />

Und was hat den Almer Caspar Lahme bewogen, ein solches Buch<br />

<strong>für</strong> seinen Heimatort zu erstellen? Caspar Lahme dazu: „Ein plattdeutsches<br />

Wörterbuch eigens <strong>für</strong> Alme, ist das denn notwendig<br />

<strong>und</strong> sinnvoll? Ja, <strong>und</strong> es wird höchste Zeit! Denn bald gibt es<br />

keine Almer mehr, die diese schöne Sprache noch aktiv, das heißt<br />

im alltäglichen Umgang miteinander pflegen. Diese Entwicklung<br />

ist leider nicht aufzuhalten. Daher will ich mit meinem Wörterbuch<br />

den aktuellen Wortschatz <strong>für</strong> kommende Generationen festhalten.<br />

R<strong>und</strong> 4.200 Begriffe sind ins Plattdeutsche übersetzt. Die<br />

vielfältigen Beispielsätze geben dem Leser eine Hilfe, sich in das<br />

Almer Platt einzufinden.“ Für die grammatikalischen Zusätze <strong>und</strong><br />

die ausführliche Grammatik hat Dr. Werner Beckmann vom<br />

44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Sauerländer M<strong>und</strong>artarchiv gesorgt. Und so ist das Buch <strong>für</strong> alle<br />

Sprachinteressierten <strong>und</strong> auch <strong>für</strong> spätere, wissenschaftliche<br />

Arbeiten nutzbar <strong>und</strong> mehr als ein augenblickliches Zeitzeugnis<br />

<strong>für</strong> Alme geworden. Es lohnt sich, in dem 268-seitigen Werk zu<br />

schmökern <strong>und</strong> sich auf eine Reise durch das Sauerländer Platt zu<br />

begeben. So erfährt man nicht nur, dass „jappen“ ein viel schöneres<br />

Wort <strong>für</strong> „gähnen“ oder „wullacken“ ein sehr passender<br />

Ausdruck <strong>für</strong> „schwer arbeiten“ ist.<br />

Man kann aber auch durch die Gegenüberstellung einzelner<br />

Sätze <strong>und</strong> Redewendungen die Unterschiede zum Beispiel zwischen<br />

Almer, Cobbenroder, Mescheder oder Olper Platt erkennen.<br />

Schön ist auch die Zusammenstellung einiger elementarer<br />

Redensarten <strong>und</strong> Sprichwörter in Sauerländer Platt. Hier zeigt<br />

sich ausdrucksvoll, dass man große <strong>und</strong> entscheidende Dinge,<br />

wenn man es nur will, in einem kurzen, knappen Satz so treffend<br />

wie sonst kaum beschreiben kann. Beispiel gefällig? „Kloaine<br />

Muise het aik Steertkes“ – „Kleine Mäuse haben auch ein<br />

Schwänzchen“ oder: „Gutt froihstücken hällt en ganßen Dag,<br />

gutt schlachten dät ganße Johr, gutt friggen dät ganße Leäben“<br />

– „Gut frühstücken hält den ganzen Tag, gut schlachten das<br />

ganze Jahr, gut friggen (die Zeit bevor man heiratet) das ganze<br />

Leben.“<br />

Für Almer enthält das Buch noch alle Hausnamen <strong>und</strong> die<br />

Flurnamen <strong>und</strong> <strong>für</strong> alle an schönen Geschichten interessierten<br />

Leser zum guten Schluss noch einige w<strong>und</strong>erschöne<br />

Kurzgeschichten <strong>und</strong> derbe Witze, die das Leben in Alme <strong>und</strong><br />

im Sauerland in früherer Zeit in Plattdeutsch <strong>und</strong> mit hochdeutscher<br />

Übersetzung außerordentlich bildreich beschreiben.<br />

Historische Fotos gewähren darüber hinaus noch einen Blick auf<br />

die Zeit im vorigen Jahrh<strong>und</strong>ert. „Wenn dieses Wörterbuch dazu<br />

beiträgt, unser Almer Platt in Erinnerung zu halten, <strong>und</strong> wenn<br />

es künftigen Sprachforschern von Nutzen ist, um plattdeutsche<br />

Texte zu lesen <strong>und</strong> zu verstehen, hat sich mein Bemühen<br />

gelohnt“, so Caspar Lahme zum Schluss. ■<br />

Caspar Lahme – in Zusammenarbeit mit Dr. Werner Beckmann:<br />

Plattdeutsches Wörterbuch <strong>für</strong> Alme, Podszun-Verlag, <strong>Brilon</strong><br />

ISBN 9-783-86133832-1, 24,90 Euro<br />

Apothekerin Sandra<br />

Dietrich-Siebert e.Kfr.<br />

Bahnhofstr. 30, 59929 <strong>Brilon</strong><br />

Tel.: 02961 966100<br />

Fax: 02961 9661030<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 45


Der größte Ortsteil von <strong>Brilon</strong> ist die Gemeinde Alme mit r<strong>und</strong><br />

1836 Einwohnern. Im Mühlental befinden sich die idyllischen<br />

Almequellen, ein Juwel der Natur. Ein R<strong>und</strong>wanderweg führt<br />

Wanderer von Nah <strong>und</strong> Fern zu den saubersten Quellschüttungen<br />

Deutschlands, mit 104 Einzelflüssen. Ein erhabener Ort der<br />

Stille, der Mystik zwischen Nieder- <strong>und</strong> Oberalme. Jährlich werden<br />

auf dem Dorfplatz am Entenstall so einige Feste u.a. das<br />

Entenrennen <strong>und</strong> den Weihnachtsmarkt gefeiert.<br />

In Alme entstand eine ALME AG, die sich <strong>für</strong> sämtliche Belange<br />

<strong>und</strong> Aktionen des Dorfes bemüht <strong>und</strong> den Blick auf ihre<br />

Gemeinde setzt. Ein schönes Beispiel um die Gemeinschaft, die<br />

Kultur eines Dorfes zu erhalten, mit Rat <strong>und</strong> Tat zu fördern <strong>und</strong><br />

Neubürger zu integrieren.<br />

Alme prägt sich auch durch sehr viele Vereine, St. Ludgerus<br />

Schüt z en bruderschaft Alme 1901 e.V., die St. Sebastian-<br />

Schützenbruderschaft, der Fußballverein BV 23 Alme e.V.,<br />

Musikverein, TC Alme <strong>und</strong> der Löschgruppe Alme.<br />

Gerne gesehen ist nicht nur von den Almern das Freibad<br />

Badcelona, Sommerspaß <strong>für</strong> Groß <strong>und</strong> Klein.<br />

Historisch am nördlichen Ortsausgang hascht man einen Blick<br />

auf das „Schloss Alme“, welches im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert mit zweigeschossigem<br />

Herrenhaus entstand.<br />

Wanderer, Biker <strong>und</strong> Urlauber haben die Möglichkeit, sich im<br />

Hotel-Restaurant Eulenhof, in der Almer Schlossmühle, in der<br />

Gaststätte Klön-Ecke sowie im Gasthof Lahme eine Auszeit zu<br />

gönnen.<br />

Viele weitere Informationen erhalten Sie auf der Dorf-<br />

Internetseite www.alme-online.de. ■ (pp)<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Fotos: AirStativ<br />

46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 47


SCHLOSS ALME<br />

SAVE THE DATE<br />

18. Februar 2017<br />

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kontrolliertem biologischem Anbau zur Unterstützung<br />

bei Müdigkeit <strong>und</strong> Schwäche gefühl sowie zur<br />

Förderung der Konzentrationsfähigkeit.<br />

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Abonnieren Sie uns! Tel. (0 29 61) 5 45 87<br />

50<br />

Jahre<br />

1967 2017<br />

Feiern Sie mit uns!<br />

48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Ombré Amarula Kekse<br />

WINTERLICHES GEBÄCK MIT FARBVERLAUF<br />

VON LAURA PADBERG<br />

DDiese kleinen Fre<strong>und</strong>e sind einfach in der Zubereitung <strong>und</strong><br />

ein Gaumenschmaus. Dank dem Kakao <strong>und</strong> Amarula sind<br />

die Kekse nicht zu süß <strong>und</strong> haben einen herrlich dunklen<br />

Geschmack.<br />

Zutaten <strong>für</strong> den Teig:<br />

150 g Butter<br />

200 g Zucker<br />

1 Prise Salz<br />

1 Ei<br />

1/2 Vanilleschote<br />

50 ml Amarula<br />

1 TL Backpulver<br />

350 g Dinkelmehl Type 630<br />

10 g echtes Kakaopulver<br />

Zutaten <strong>für</strong> die Ombré-Glasur:<br />

90 g Puderzucker<br />

1 TL Wasser<br />

4 TL Amarula<br />

1 TL Kakaopulver<br />

Zubereitung:<br />

Die zimmerwarme Butter schaumig schlagen <strong>und</strong> anschließend<br />

den Zucker <strong>und</strong> eine Prise Salz unter die Butter schlagen, bis sich<br />

beides cremig verb<strong>und</strong>en hat. Das Mehl sieben <strong>und</strong> mit dem<br />

Backpulver, dem Mark einer halben Vanilleschote <strong>und</strong> den<br />

Kakao gut verrühren. Die trockenen Zutaten mit dem Ei <strong>und</strong><br />

dem Amarula unter die Zucker-Butter-Mischung geben <strong>und</strong> zu<br />

Keksteig verkneten.<br />

Den fertigen Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben <strong>und</strong><br />

nochmals mit den Händen gut durchkneten. Wenn der Teig<br />

noch klebrig ist, etwas Mehl darunter kneten, bis sich der Teig<br />

gut ausrollen lässt. Den Teig flach ausrollen <strong>und</strong> gewünschte<br />

Plätzchenformen ausstechen. Die Keksteigstücke auf ein<br />

Backblech mit Backpapier legen <strong>und</strong> neun Minuten bei 180<br />

Grad Umluft backen.<br />

Während die Kekse auskühlen, kann die Glasur angerührt werden.<br />

Für den Ombré-Effekt werden drei Glasuren benötigt:<br />

Weiße Glasur:<br />

Ein Drittel des Puderzuckers (30g) mit ungefähr einem Teelöffel<br />

Wasser glatt rühren.<br />

Hellbraune Glasur:<br />

Ein Drittel Puderzucker mit ungefähr zwei Teelöffel Amarula<br />

glatt rühren.<br />

Braune Glasur<br />

Ein Drittel Puderzucker mit zwei Teelöffel Amarula <strong>und</strong> einem<br />

Teelöffel Kakao glatt rühren.<br />

Auf die ausgekühlten Kekse unten die braune Glasur, in die<br />

Mitte die hellbraune Glasur <strong>und</strong> oben die weiße Glasur streichen<br />

<strong>und</strong> mit einem Zahnstocher die Übergänge vorsichtig vermischen.<br />

Dies ergibt den gewünschten Ombré-Effekt.<br />

Lasst euch die Kekse schmecken!<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 49


<strong>Winter</strong> – vom Fluch zum Segen<br />

SAUERLAND FEIERT 110 JAHRE SKISPORT<br />

VON TINY BROUWERS<br />

Fotos: <strong>Winter</strong>sport-Arena<br />

D<br />

ie <strong>Winter</strong>sport-Arena Sauerland feiert in den kommenden<br />

Monaten 110 Jahre Skisport. Während die heutigen Skifahrer<br />

ungeduldig auf Schnee <strong>und</strong> Kälte warten, waren frostige Zeiten<br />

damals eher Fluch als Segen. Gerade in den hoch gelegenen<br />

Dörfern des Sauerlandes bereiteten sie der Bevölkerung große<br />

Probleme. Im <strong>Winter</strong> waren Dörfer <strong>und</strong> entlegene Höfe oft<br />

wochenlang von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Aber man<br />

war erfinderisch. Überlieferungen zufolge sollen im 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert Bewohner von Langewiese auf Schneeschuhen talwärts<br />

gefahren sein, um Wasser aus einer Quelle zu holen. Und<br />

1896 hat sich der Altastenberger Pfarrer Skier aus dem<br />

Schwarzwald kommen lassen. Er war nach einem Schneesturm<br />

bis zu den Schultern im Schnee stecken geblieben <strong>und</strong> musste<br />

befreit werden. Das wollte er kein zweites Mal erleben.<br />

Beginn des Skitourismus<br />

Geschichten von Skiläufern aus Norwegen erreichten das<br />

Sauerland <strong>und</strong> sportbegeisterte Bürger im Ruhrgebiet <strong>und</strong><br />

Rheinland. Sie regten Unternehmer zu neuen Geschäftsideen an.<br />

Im Februar 1906 bestellte der <strong>Winter</strong>berger Kaufmann Georg<br />

Brinkmann fünf Paar Skier aus dem Schwarzwald. Um bei den<br />

ungelenken Versuchen nicht gesehen zu werden, probierte er sie<br />

des Nachts aus. Auch die Eröffnung des letzten Teilstücks der<br />

Bahnstrecke Bestwig-<strong>Winter</strong>berg im Oktober 1906 trug einen<br />

wesentlichen Teil zur Entwicklung der abgelegenen Bergdörfer<br />

zu angesagten <strong>Winter</strong>sportorten bei. Kluge, vorausschauende<br />

Köpfe nutzten die Gunst der St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> gründeten im Februar<br />

1907 den Skiklub Sauerland (SKS), den Vorläufer des heutigen<br />

Westdeutschen Skiverbands (WSV). Innerhalb weniger Jahre<br />

nach Gründung des SKS entstanden im ganzen Sauerland<br />

Ortsgruppen, denn die umliegenden Orte wollten an der<br />

Entwicklung teilhaben. <strong>Brilon</strong>, <strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> Schmallenberg<br />

schlossen sich zum Beispiel schnell an <strong>und</strong> schufen ihrerseits<br />

Attraktionen.<br />

Die ersten Skitouristen im Sauerland waren Tourengänger. Auf<br />

ihren Skiwanderungen genossen sie die Stille der Berge <strong>und</strong> die<br />

Schönheit der verschneiten <strong>Winter</strong>landschaft. Sie fühlten sich<br />

gleichzeitig als „Bezwinger“ der rauen winterlichen Natur. Auf<br />

bis zu 2,20 Meter langen Skiern durchquerten sie die Bergwelt.<br />

50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Teil der Ausrüstung war anfangs ein langer Bergstock mit einer<br />

eisernen Spitze, der zum Bremsen benutzt wurde.<br />

Alpinski-Ära<br />

Mitte der 30er Jahre fand der alpine Skilauf immer mehr<br />

Fre<strong>und</strong>e. Das Problem: Jeder Abfahrt folgte der mühsame<br />

Aufstieg. Bald gab es Ideen <strong>für</strong> Aufstiegshilfen, auch im<br />

Sauerland. Wann hier der erste Skilift entstand, ist nicht ganz<br />

sicher. 1933/34 soll es am Nordhang des Kahlen Astens einen<br />

Lift mit einem Hanfseil gegeben haben. Skifahrer konnten sich<br />

daran festhalten <strong>und</strong> sich hoch zum Gipfel ziehen lassen. Mit<br />

dem Entstehen der Lifte verlor das anstrengende Skiwandern<br />

immer mehr Anhänger. Und an Gebieten ohne Skilift verloren<br />

die Gäste das Interesse. Selbst wenn die Orte es schafften, kleine<br />

Anlagen zu installieren, bevorzugten die Skifahrer die teuren,<br />

damals modernen Schlepplifte, die sich nicht jedes Gebiet leisten<br />

konnte. Ebenso waren es lange Hänge <strong>und</strong> die Anzahl der zur<br />

Verfügung stehenden Abfahrten, welche die Attraktivität eines<br />

Ski gebiets bestimmten. Die Ansprüche an Sicherheit, Qualität,<br />

Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Komfort im <strong>Winter</strong>sport stiegen. Das war<br />

auch so in Sachen Pistenpflege, Liftangebot <strong>und</strong> Schneesicherheit.<br />

Erste professionelle Pistenpflegegeräte hielten Ende der 60er<br />

Jahre Einzug. Das Skigebiet Rimberg bei Bad Fredeburg schaffte<br />

sich 1969 eine der ersten Pistenwalzen an. Laut eines<br />

Zeitungsberichtes war das Gerät die seinerzeit einzige serienmäßig<br />

hergestellte Pistenraupe in Deutschland <strong>und</strong> hatte stolze<br />

55 PS. Heute garantieren r<strong>und</strong> 500 Schnee-Erzeuger die<br />

Schneesicherheit in der <strong>Winter</strong>sport-Arena Sauerland.<br />

Aber nicht jeder Gast liebte den Trubel der Skigebiete in den<br />

<strong>Winter</strong>sporthochburgen. Seit den 70er Jahren fand der<br />

Skilanglauf als Breitensport immer mehr Anhänger. Nach dem<br />

Vorbild der früheren Skiwanderer zogen sportlich orientierte<br />

Naturgenießer durch die winterliche Landschaft. Langlaufspuren<br />

entstanden bis dahin noch durch Läufer, die sie selbst mit ihren<br />

Skiern in den frisch gefallenen Schnee zogen. Die ersten motorisierten<br />

Spurgeräte in den 80er Jahren waren Eigenbauten, gezogen<br />

von einem Motorschlitten. Die Spuren wurden fester, die<br />

Ski schmaler, die Stöcke länger. Einen Qualitätsschub erhielten<br />

die Loipenskigebiete der Region im <strong>Winter</strong> 2013/14. 500<br />

Loipenkilometer wurden neu vermessen, kartographiert <strong>und</strong><br />

frisch beschildert. Der Segen des <strong>Winter</strong>sports hat den Fluch des<br />

<strong>Winter</strong>s längst abgelöst. ■<br />

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Wir schreiben das Jahr <strong>2016</strong>...<br />

R M<br />

N O A L<br />

...<strong>und</strong> die traditionsreichen Druckereien<br />

werden von der Digitalisierung<br />

überholt. Alle Druckereien? Nein!<br />

Ein kleiner Haufen von unbeugsamen,<br />

widerborstigen Sauerländern hört nicht auf,<br />

Widerstand zu leisten <strong>und</strong> mit seinem Können dem Wandel zu folgen.<br />

ist anders!<br />

Lernen Sie die eigenwilligen Köpfe kennen, die schon längst die modernsten<br />

Digitaldruck-Systeme einsetzen. Wo sitzen die kreativen Köpfe mit den<br />

genialen Ideen <strong>für</strong> Layout <strong>und</strong> Gestaltung? Wie kommt das I-Tüpfelchen<br />

durch solide Handarbeit auf das digitale Produkt?<br />

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unter 130 Jahre Tradition verstehen. Normal ist anders...<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 51


<strong>Winter</strong> auf dem Land<br />

ERINNERUNGEN AN DAS DORFLEBEN IM SAUERLAND<br />

VON SILVIA PADBERG<br />

Der <strong>Winter</strong>, so heißt es, war früher ganz anders, so sagen wir in<br />

der heutigen Zeit doch alle. War er wirklich kälter, beständiger<br />

<strong>und</strong> schneereicher? Und doch hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />

viel verändert. Über Nacht hat es früher so feste geschneit, <strong>und</strong><br />

eine dicke Schicht umhüllte Bäume, Wege <strong>und</strong> Häuser. Eine<br />

Jahreszeit- viele Wochen mit meterhohem Schnee, klirrender<br />

Kälte <strong>und</strong> Dorfstraßen, die mit Schneepflügen zumindest einspurig<br />

wurden.<br />

In der Dämmerung saß Oma in der guten Stube am Ofen,<br />

strickte aus dicker Wolle Socken <strong>und</strong> Mützen, andere Verwandte<br />

fertigten Pullover aus Angorawolle an, immer gut eingemummelt<br />

<strong>für</strong> die <strong>Winter</strong>monate.<br />

In der früh vor der Schule tranken wir warmen Kakao, die Milch<br />

kam direkt jeden Tag frisch vom Bauer. Ein Marmeladenbrot auf<br />

dem Brettchen, zog man sich dicke <strong>Winter</strong>stiefel an, die<br />

Wisst Ihr noch, damals? Wir waren alle Kinder der Natur, haben<br />

bei Schneegestöber im Freien unsere Abenteuer gef<strong>und</strong>en, <strong>und</strong><br />

dieses haben wir auch am ganzen Körper gespürt. Unsere<br />

Schlafräume waren nicht beheizt, in der guten Stube wurde der<br />

Ofen mächtig angeheizt <strong>und</strong> wochenlang waren die<br />

Fensterscheiben mit Eisblumen verziert. Habt Ihr es auch so<br />

geliebt? Ein Loch in die Eisblumen hauchen, mit dem Zeigefinger<br />

darauf malen oder mit der Zunge daran lecken, fast wäre meine<br />

Zunge damals festgeklebt. Bevor wir ins Bett hüpften, füllten die<br />

Mütter mit kochendem Wasser eine Wärmflasche, umhüllt in<br />

einem Handtuch, damit das Bett kuschelig warm wurde.<br />

Bommelmütze über die Ohren, die alte Jacke von der großen<br />

Schwester, <strong>und</strong> es ging zur Schule <strong>und</strong> das natürlich zu Fuß,<br />

denn es gab früher in jedem Ort eine Volksschule <strong>und</strong> nicht<br />

jeder Haushalt besaß ein Auto. Die Straßen waren dann doch<br />

nicht so glatt, es wurde mit Asche <strong>und</strong> Sand gestreut.<br />

War die Schule endlich zu Ende, lief man nach Hause, das<br />

Mittagessen stand bereits auf dem Tisch, schnell essen <strong>und</strong> mit<br />

Karacho zur Haustür, durch das Gartentor hinaus, um das nächste<br />

Abenteuer mit Fre<strong>und</strong>en zu finden. Oh je, die bekannten<br />

Schlittschuhe, nicht die modernen von heute. Wir mussten diese<br />

Hackreißer an die Schuhsohlen schrauben <strong>und</strong> ältere Menschen<br />

schnallten sich die Spikes um die Stiefel.<br />

52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Wenn der Schneepflug kam, waren sämtliche Bürgersteige <strong>und</strong><br />

Vorgärten meterhoch mit Schnee bedeckt. Mit unseren<br />

Schneeschaufeln bauten wir am Haus große Iglus oder ganz<br />

große Schneemänner, die wir tagelang bestaunen konnten, ohne<br />

dass er den Tag darauf hinwegschmolz.<br />

Jeder <strong>Winter</strong>tag war anders, mit Skiern auf der Schulter liefen<br />

wir zum Hang, brauchten eine gefühlte Ewigkeit, bis wir den<br />

Berg erklommen hatten, schnallten die Skier um die Stiefel, <strong>und</strong><br />

ab ging es die Piste hinunter. Unten angekommen, mussten wir<br />

die Skier abschnallen, <strong>und</strong> es ging wieder den Berg hinauf, die<br />

Piste haben wir selbst platt bekommen, ohne Pistenjäger.<br />

Mit stumpfen Schlittschuh-Kufen ging es zum nächsten See,<br />

keine Angst, dass das Eis brach, <strong>und</strong> glitten mit Fröhlichkeit<br />

über das gefrorene Eis.<br />

Wir waren immer auf Achse, eine ganze Schlitten-Kolonne<br />

wurde mit Bändern zusammengefügt <strong>und</strong> ab ging es über selbst<br />

gebaute Sprungschanzen, um kurvige Begebenheiten, <strong>und</strong> wir<br />

hatten so viel Spaß dabei, wenn immer wieder ein Holzschlitten<br />

aus der Kurve flog, eine Kettenreaktion, wir lagen alle lang.<br />

Hatten wir dann doch einmal Frostbeulen an den Fingern <strong>und</strong><br />

Zehen, stürmten wir mit blau gefrorenen Lippen, laufender<br />

Nase zur Dämmerungszeit ins Haus. Es gab wieder warmen<br />

Kakao, die Finger unter Wasser gehalten <strong>und</strong> die Füße am<br />

Ofenrohr, hätte man fast weinen können. Es brauchte so einige<br />

Minuten, bis der Schmerz des Erfrierens nachließ.<br />

Heute sagen wir alle:,,Wo bleibt der Schnee?“ Die letzten Jahre<br />

waren nicht wirklich <strong>Winter</strong>, nur Chaos, wenn es minimal<br />

geschneit hat. Unsere Fenster sind trotz Kälte nicht mit<br />

Fotos: AirStativ<br />

Ohne die selbstgestrickten Handschuhe, die nur störten, haben<br />

wir einen Wettstreit mit Schneeballschlachten, hier geht es um<br />

Schnelligkeit <strong>und</strong> Volltreffer, ausgefochten. Handschuhe störten<br />

nur, Weg mit den Dingern, wir wollten Eis <strong>und</strong> Schnee spüren!<br />

Mit einem Rückenfall in tief verwehte Schneelandschaften fuchtelten<br />

wir mit den Armen, um so einen Engel zu zaubern, <strong>und</strong><br />

aus Jux rieben wir uns gegenseitig den Schnee ins Gesicht <strong>und</strong><br />

Nacken.<br />

Überall an Häuser- <strong>und</strong> Scheunen fanden wir riesige Eiszapfen,<br />

versuchten diese von den Dachrinnen mit Schneebällen zum<br />

Fallen zu bringen <strong>und</strong> lutschten das kalte Eis gegen unseren<br />

aufkommenden Durst.<br />

Eisblumen versehen, jedes Zimmer im Haus ist beheizt, immer<br />

warmes Essen, warme Kleidung, <strong>und</strong> das Wasser aus der Leitung<br />

wird warm. Heute ist <strong>für</strong> uns eben alles selbstverständlich, <strong>und</strong><br />

doch hoffen wir alle auf einen <strong>Winter</strong> mit viel Schnee.<br />

Für einige historische <strong>Winter</strong>motive bedanken wir uns bei Herrn<br />

Helmut Hoffschildt im Westdeutschen <strong>Winter</strong>sport Museum<br />

e.V. in <strong>Winter</strong>berg-Neuastenberg. Und wer einmal in <strong>Winter</strong> erinne<br />

rungen schwelgen möchte, besucht das einmalige sehenswerte<br />

Museum.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 53


Mit “<br />

Original Dorfkindern“ durch das Jahr 2017<br />

FOTOAKTION DER KOLPINGSFAMILIE HELMERINGHAUSEN<br />

FÜR NEUEN DORFKALENDER<br />

VON DER KOLPINGSFAMILIE HELMERINGHAUSEN<br />

Ein Dorfkind weiß, dass<br />

Kühe nicht lila sind. Ein<br />

Dorfkind weiß, wieviel Spaß es<br />

macht, mit Fre<strong>und</strong>en im Garten<br />

zu zelten, auf der Straße zu spielen<br />

<strong>und</strong> aus Blumen Haarschmuck<br />

zu basteln. Ein Dorfkind<br />

weiß auch, dass der Osterhase<br />

nicht die Ostereier legt<br />

<strong>und</strong> woher man zu Weihnachten<br />

einen schönen Tannenbaum<br />

bekommt. All diese Momente<br />

– Momente, die jedes „Original Dorfkind“ kennt – hat die<br />

Kolpingsfamilie Helmeringhausen nun an einem Aktionstag<br />

Ende September in zwölf einzigartigen Fotos festgehalten, um<br />

daraus ihren Dorfkalender <strong>für</strong> das Jahr 2017 zu gestalten.<br />

Helmeringhausen ist der kleinste Ortsteil der Stadt <strong>Olsberg</strong> <strong>und</strong><br />

wird nicht nur von seinen r<strong>und</strong> 320 Einwohnern als „das schönste<br />

Fleckchen Erde am Ende der Welt“ bezeichnet. Bereits seit<br />

einigen Jahren wird von verschiedenen Vereinen <strong>und</strong><br />

Arbeitsgruppen des Ortes ein Dorfkalender gestaltet, der jeweils<br />

einem übergeordneten Thema folgt. In der Vergangenheit wurden<br />

so immer wieder besondere Augenblicke aus dem Dorfleben<br />

festgehalten.<br />

Für das kommende Jahr hat sich die Kolpingsfamilie Helmeringhausen<br />

entschieden, den Kalender unter das Motto „Origi nal<br />

Dorfkind“ zu stellen <strong>und</strong> im<br />

Rahmen eines Aktions tags r<strong>und</strong><br />

15 interessierten Hobbyfotografen<br />

die Mög lich keit zu<br />

geben, aktiv an dessen<br />

Gestaltung mitzuwirken. An<br />

diesem spätsommerlichen Tag<br />

Ende September sollten bewusst<br />

Szenen fotografiert werden, die<br />

das Leben eines echten<br />

Dorfkinds ausmachen <strong>und</strong> bei<br />

Jung <strong>und</strong> Alt Assoziationen wecken<br />

<strong>und</strong> Erinnerungen wachrufen. Vormittags treffen sich die<br />

Fotografen zu einer ersten Besprechung im Dorfgemeinschaftshaus.<br />

Wer lichtet welche Szene ab? Welche Kinder passen zu welchem<br />

Motiv? Welche Requisiten werden benötigt? Und vor allem: Wie<br />

kann eine ganze Geschichte mit nur einem Foto erzählt werden?<br />

Damit dies gelingt, erhält die Kolpingsfamilie tatkräftige<br />

Unterstützung von Carina Faust <strong>und</strong> Björn Lülf. Die Profifotografen<br />

betreiben ihr Studio an der Bahnhofstraße in <strong>Olsberg</strong><br />

<strong>und</strong> haben in der Vergangenheit bereits mehrere Fotoaktionen in<br />

Helmeringhausen begleitet. „Nah ans Motiv rangehen, auf die<br />

Kinder konzentrieren, gezielt mit Schärfe <strong>und</strong> Unschärfe arbeiten“,<br />

das sind die Tipps, die Björn Lülf den Hobbyfotografen<br />

mit auf den Weg gibt. Er zeigt ihnen auch, durch welche<br />

Kameraeinstellungen sie ein optimales Ergebnis erhalten.<br />

Unterdessen erklärt Carina Faust vor Ort an den einzelnen<br />

Locations, wie man mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen<br />

54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Fotos: Kolpingsfamilie Helmeringhausen<br />

umgehen <strong>und</strong> diese gezielt nutzen kann. Oft reichen auch kleine<br />

Requisiten oder die Veränderung des Blickwinkels, um ein<br />

Motiv besser zur Geltung kommen zu lassen <strong>und</strong> dem Foto<br />

Leben einzuhauchen.<br />

Mittags treffen die „Models“ ein: r<strong>und</strong> 30 Kinder aus<br />

Helmeringhausen, aber auch aus benachbarten Orten.<br />

Mittlerweile ist das halbe Dorf auf den Beinen, um bei der<br />

Aktion mitzuwirken. Neben den Fotografen können auch die<br />

Kinder ihre eigenen Ideen <strong>für</strong> die Kalendermotive einbringen.<br />

Während im Dorfgemeinschaftshaus Teig geknetet wird – ein<br />

echtes Dorfkind weiß eben, dass die Engel nicht die Plätzchen<br />

backen –, fahren an der Vogelstange Kinder mit Bobby-Cars <strong>und</strong><br />

Trettraktoren eine Straße hinunter. Seitlich im Gebüsch liegen<br />

drei Fotografen, die die Szene ablichten. Zu wenig Action. Es<br />

folgt ein neuer Versuch, dieses Mal querfeldein über einen sandigen<br />

Weg. Staub soll aufgewirbelt werden. „Wenn Ihr gegen das<br />

Licht fotografiert, ist der Staub besonders gut zu sehen“, gibt<br />

Björn Lülf den Fotografen mit auf den Feldweg. Anderenorts ist<br />

gerade ein Huhn entlaufen, das <strong>für</strong> die Szene „Ein Dorfkind<br />

weiß, dass der Osterhase nicht die Eier legt“ als Statist benötigt<br />

wird. Aber ein Dorfkind weiß eben auch, wie man Hühner wieder<br />

einfängt. Auch am Vossbach muss improvisiert werden, denn<br />

der Bach ist nach mehreren Tagen spätsommerlichen<br />

Sonnenscheins trocken <strong>und</strong> die Szene „Ein Dorfkind weiß, dass<br />

der Fisch nicht aus der Dose kommt“ droht zu scheitern. Doch<br />

auch hier helfen die Tipps der Profis. Die Hobbyfotografen lernen,<br />

das Problem mithilfe eines passenden Bildausschnitts zu<br />

umgehen. Am anderen Ende des Dorfes soll zeitgleich eine<br />

Horde Kühe mit einem Korb voller Äpfel davon überzeugt werden,<br />

als Statisten <strong>für</strong> das Motiv „Ein Dorfkind weiß, dass Kühe<br />

nicht lila sind“ Modell zu stehen. Doch die Tiere haben ihren<br />

eigenen Kopf, <strong>und</strong> so dauert es eine ganze Weile, bis das<br />

Kalenderfoto im Kasten ist.<br />

Am späten Nachmittag treffen sich alle Beteiligten wieder am<br />

Dorfgemeinschaftshaus. Bei Kaffee <strong>und</strong> Kuchen werden die<br />

Ergebnisse gemeinsam mit Carina Faust <strong>und</strong> Björn Lülf gesichtet<br />

<strong>und</strong> besprochen. Der fertige Kalender wird demnächst bei<br />

der Kolpingsfamilie Helmeringhausen erhältlich sein<br />

(Ansprechpartnerin: Katharina Alkan, 02962-7358466) <strong>und</strong> ist<br />

sicherlich nicht nur <strong>für</strong> die Bewohner des Ortes, sondern auch<br />

<strong>für</strong> alle anderen „Original Dorfkinder“ aus dem Sauerland interessant.<br />

■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 55


Wir <strong>und</strong><br />

das Holz<br />

EIN TREUER BEGLEITER –<br />

NICHT NUR IN DER NATUR<br />

Manches in unserem Leben ist so selbstverständlich geworden,<br />

dass wir es gar nicht mehr wahrnehmen. Natürlich fällt jedem<br />

von uns sofort etwas zum Thema Holz ein, doch wie omnipräsent<br />

dieser Werkstoff unser Leben begleitet, zeigt sich Tag <strong>für</strong><br />

Tag. Wir stehen morgens auf, im Regelfall aus einem Bett aus<br />

Holz, öffnen eine Tür aus Holz, gehen anschließend vielleicht<br />

über Parkett oder Dielen ins Bad, manchmal ist der Toilettendeckel<br />

noch aus Holz, aber spätestens beim Griff zum Toilettenpapier<br />

sind wir wieder bei einem Produkt aus Holz. Nach dem Duschen<br />

zurück zum Kleiderschrank, dem Holzprodukt. Über die<br />

Treppe, wahrscheinlich zumindest ein Teil davon aus Holz, geht<br />

es hinunter in die Küche. Auch wenn die Oberfläche vielleicht<br />

im Kunststofflack glänzt, innen befindet sich ein Kern aus<br />

gepressten Sägespänen. Ja, sogar die Filtertüte um einen leckeren<br />

Kaffee aufzubrühen, ist aus dem Ursprungsprodukt Holz. Wer<br />

macht sich schon darüber Gedanken, wenn man auf dem Stuhl<br />

<strong>und</strong> Tisch aus Holz sein Butterbrot auf dem hölzernen<br />

Frühstücksbrettchen zurechtmacht, während die Zeitung aus<br />

Papier, eben wieder einem Holzprodukt, griffbereit daneben<br />

liegt. So zieht sich der Werkstoff Holz durch unseren gesamten<br />

Tagesablauf. Genau wie jetzt, wenn Sie, lieber Leser, eben jetzt<br />

diese <strong>WOLL</strong>-Ausgabe in ihren Händen halten. Auch <strong>WOLL</strong> ist<br />

eigentlich aus Holz. Ein Produkt, das insbesondere hier im<br />

Sauerland scheinbar im Überfluss wächst. Doch so einfach wie<br />

es scheint, ist es leider nicht.<br />

Was <strong>für</strong> die meisten als willkommener Ort <strong>für</strong> Wanderungen<br />

oder Spaziergänge genutzt wird, ist <strong>für</strong> den Forstmann dasselbe<br />

wie <strong>für</strong> den Landwirt Feld <strong>und</strong> Acker. Nach einem gut durchdachten<br />

System heißt es, die richtigen Standorte <strong>und</strong> Sorten <strong>für</strong><br />

einen ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ertragreichen Wald zu wählen. Auch wenn<br />

ein Baum scheinbar von ganz allein wächst, bedeutet es in<br />

Wirklichkeit aber ein über mehrere Jahrzehnte dauerndes permanentes<br />

<strong>und</strong> vorausschauendes Handeln <strong>für</strong> den Forstmann.<br />

Waren vor nicht allzu langer Zeit großflächige Kahlschläge ganzer<br />

Wälder <strong>und</strong> anschließender Aufforstung von Hand durch<br />

Setzlinge noch die Regel, so geht man heute neue Wege. „Wir<br />

lassen die Natur <strong>für</strong> uns arbeiten“, erklärt Revierleiter Sebastian<br />

Schönnenberg in einem Waldstück zwischen <strong>Brilon</strong> <strong>und</strong> <strong>Olsberg</strong>,<br />

das zur Durchforstung ansteht. „Durch gezieltes Auslichten<br />

erneuert sich der Wald durch die sogenannte Naturverjüngung.<br />

Doch den kleinen Bäumen, die scheinbar zu Hauf in kleinen<br />

Gruppen auf dem lichten Waldboden wachsen, muss besondere<br />

Beachtung geschenkt werden.“<br />

„Wenn die Triebspitze länger als die Äste des obersten Kranzes<br />

ist, fängt der Baum an in die Höhe zu ziehen <strong>und</strong> wächst zu<br />

einem schlanken geraden Stamm“, zeigt der Förster an einer<br />

jungen Fichte. „Sind die Seitentriebe allerdings länger, dann ist<br />

der Nachwuchsbaum am sogenannten Hocken. Das bedeutet,<br />

wir müssen <strong>für</strong> mehr Licht sorgen <strong>und</strong> gezielte Fällungen aus<br />

dem Bestand vornehmen. Dabei ist aber auch der Gesamtbestand<br />

56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Förster. „Das hat zu Irritationen geführt, ja sogar von einer<br />

Waldautobahn war die Rede. Doch die Maßnahme hat einen<br />

wichtigen Hintergr<strong>und</strong>. Bei den alten Rinnen hätte der<br />

Rücketrecker so tief gestanden, dass das Rückeseil über die denkmalgeschützten<br />

Wüsten gescheuert <strong>und</strong> irreparable Schäden<br />

verursacht hätte. In ein, zwei Jahren ist dieser Weg wieder bis auf<br />

einen schmalen Trampelpfad zugewachsen.“<br />

FÖRSTER ZEIGT TRIEBSPITZE<br />

zu betrachten. Die hier angrenzende Jungbuchenbestand braucht<br />

immer noch einen passenden Kronenschirm, um optimal heranwachsen<br />

zu können.“<br />

Jetzt fällt auf, dass aus den ehemaligen Fichtenmonokulturen ein<br />

breitgefächerter Mischwald nachwächst. Man hat aus den Folgen<br />

des Jahrh<strong>und</strong>ertsturms `Kyrill´ gelernt. Mit fachmännischem<br />

Blick wählt der Revierleiter einzelne Bäume in dem 106 Jahre<br />

alten Bestand aus <strong>und</strong> markiert diese mit einem schrägen Strich<br />

aus einer Spraydose.<br />

FÖRSTER MARKIERT FÄLLBAUM<br />

Das Zeichen <strong>für</strong> seine Forstwirte, welcher Baum gefällt werden<br />

soll. In diesem Bereich eine besondere Herausforderung. „Hier<br />

neben dem Weg befinden sich historische Überreste einer alten<br />

Siedlung, sogenannte Wüstungen“, zeigt Schönnenberg in den<br />

Bestand, der eigentlich aussieht wie ein ganz gewöhnlicher Wald.<br />

Doch diese Wüstungen stehen unter Denkmalschutz, genau wie<br />

der alte Hohlweg, der durch den Bestand führt. „Wir mussten<br />

den von den großen Treckerreifen total ausgefahrenen sowie<br />

vom Regenwasser tief ausgespülten Weg auffüttern“, erklärt der<br />

Dann zeigt er auf die in kurzen Abständen eingebrachten<br />

Rinnen <strong>und</strong> Wälle in dem Weg, die das Regenwasser seitlich in<br />

den Wald ableiten. „So ist das halt“, resümiert der Förster. „In<br />

den alten Rinnen hatte sich ein dort verlaufendes Kabel frei<br />

gespült, <strong>und</strong> ein Mountainbiker ist dadurch zum Sturz gekommen.<br />

Wir waren Schuld. Jetzt ist der Weg sicher <strong>und</strong> trotzdem<br />

sind nicht alle zufrieden. Wir bewegen uns immer in einem<br />

Spagat, um alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Die<br />

Forstwirtschaft, die Jagd, den Tourismus, den Denkmal- <strong>und</strong><br />

Naturschutz sowie <strong>für</strong> die allgemeine Sicherheit im Wald zu<br />

sorgen.“ Dann schlägt der Mann des Waldes ein Notizbuch auf.<br />

Zahlenkolonnen reihen sich an Zahlenkolonnen. Für den Laien<br />

ein Wirrwarr, doch der erfahrene Förster kann in eben dieser<br />

Forstbetriebskarte genau nachlesen, auf welchen Flächen welche<br />

Baumarten wachsen, wie viel in einem Jahr an Masse nachwächst,<br />

wie dicht die Bäume stehen <strong>und</strong> welche Qualität heranwächst<br />

<strong>und</strong> wie viel gefällt werden kann, um keinen Raubbau zu<br />

betreiben. „Es geht nicht einfach nach Gutdünken wie viel ich<br />

herausnehmen kann, sondern es gibt klare Regeln, um die<br />

Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Im Schnitt wird so alle fünf<br />

Jahre jeder Bestand einmal durchforstet“, fasst der Revierleiter<br />

zusammen, ehe es in den benachbarten Bestand geht, in dem die<br />

Fällarbeiten schon im vollen Gange sind. Eine Motorsäge<br />

kreischt, dann verstummt sie kurz <strong>und</strong> ein lautes „Aaachtung“<br />

schallt aus dem deutlich abgesperrten Waldstück. Die Säge heult<br />

wieder auf <strong>und</strong> als sie wieder verstummt, ist erst ein Knacken,<br />

dann ein Rauschen, geendet mit einem dumpfen Aufschlag, zu<br />

hören. Ein weiterer Baum liegt am Boden, <strong>und</strong> schon heulen die<br />

Motorsägen wieder auf, um den Stamm <strong>für</strong> den Abtransport<br />

durch den Holzrücker mit seinem Spezialschlepper vorzubereiten.<br />

Am Wegesrand liegen schon Fichtenstämme in verschieden<br />

Längen <strong>und</strong> Dicken entlang des Weges <strong>und</strong> warten auf den<br />

Abtransport. Drei Meter lange `Rollen´, sei es der untere Teil des<br />

Stammes oder als Normstücke entweder <strong>für</strong> die Sägewerke, um<br />

Dachlatten oder Bretter daraus zu schneiden oder als Holz <strong>für</strong><br />

die Spanplattenindustrie. Daneben, unübersehbar das 20 Meter<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 57


der Luchs oder nun auch der Wolf haben den Weg genau in<br />

diese bewirtschafteten Wälder gef<strong>und</strong>en. Ein Wald, der nicht<br />

gepflegt wird, ist kein besserer Wald.“<br />

LANGHOLZ AM WEGESRAND<br />

messende Langholz. Jedes einzeln beschriftet mit Stammlänge<br />

<strong>und</strong> mittlerem Stammdurchmesser sowie einer eingeschlagenen<br />

Kunststoffmarkierung, anhand der der Stamm bei eventuellen<br />

Nachfragen oder Qualitätsmängeln auch noch im Sägewerk<br />

zurückverfolgt werden kann.<br />

Ausgestattet mit Warnweste <strong>und</strong> Sicherheitshelm geht es in<br />

Begleitung des Fachmanns durch die Sicherheitsabsperrung. „Es<br />

sind internationale Zeichen <strong>und</strong> auch das `Stop´ ist extra in der<br />

englischen Schreibweise gewählt, um jedem deutlich zu machen,<br />

dass es hier zu seiner eigenen Sicherheit nicht weitergeht“, erklärt<br />

Sebastian Schönnenberg sehr ernst. „Eine Missachtung wird<br />

konsequent mit 25 Euro Bußgeld geahndet. Auch wenn keine<br />

Säge zu hören ist, besteht in den abgesperrten Bereichen immer<br />

erhöhte Gefahr. Wie zum Beispiel Bäume, die beim Fällen im<br />

„Was hier an Stämmen liegt, haben zuvor die Waldarbeiter im<br />

angrenzenden Bestand geerntet“, erklärt der Förster <strong>und</strong> legt<br />

besonderen Wert auf den Begriff Ernte. „So wie ein Landwirt<br />

seine Ernte einfährt, geschieht es auch hier bei uns Forstwirten.<br />

Das, was über r<strong>und</strong> 100 Jahre herangewachsen ist, bringt nun<br />

den Erlös <strong>für</strong> die jahrzehntelange Hege <strong>und</strong> Pflege. Sei es <strong>für</strong> uns<br />

als Stadtforst, als auch <strong>für</strong> jeden privaten Waldbesitzer. Der Wald<br />

ist <strong>und</strong> bleibt auch bei der vielfältigen Nutzung ein Wirtschaftsgut.<br />

Es ist daher völlig unverständlich, dass die Politik immer mehr<br />

Flächen stilllegen will, mit dem Argument des Naturschutzes.<br />

Seit über dreih<strong>und</strong>ert Jahren achten die Waldbesitzer darauf,<br />

dass ihr Wald auch den nächsten Generationen zur Verfügung<br />

steht. Die Tiere leben in Wäldern, die durchforstet werden <strong>und</strong><br />

fühlen sich darin wohl. Immer mehr Arten wie der Schwarzstorch,<br />

FORSTLEUTE VOR GEFÄLLTEM BAUM<br />

Nachbarbaum hängengeblieben sind, <strong>und</strong> bevor eine<br />

Rückemaschine vor Ort ist, um ihn zu lösen, sich plötzlich von<br />

allein lösen <strong>und</strong> zu Boden stürzen.“ Aus dem satten Grün des<br />

Waldes sticht neonfarbene Schutzkleidung ins Auge.<br />

SICHERHEITSABSPERRUNG<br />

Markus Decker, Forstwirt <strong>und</strong> Ausbilder im <strong>Brilon</strong>er Forstbetrieb,<br />

hat mit seinem Praktikanten Alexander Grothus aus Solingen<br />

eine Fichte gefällt. Eine Arbeit, nur <strong>für</strong> absolute Profis. Vor dem<br />

eigentlichen Fällvorgang wird die Fallrichtung bestimmt. Immer<br />

wieder geht der Blick von Markus Decker nach oben in die<br />

Baumkronen. Das Gestrüpp <strong>und</strong> die Äste um den Baum ent-<br />

58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


fernt er mit Akribie, um in einer Gefahrensituation nicht hängenzubleiben.<br />

Dann heult seine Säge auf. Zuerst wird nach<br />

genauer Berechnung der Fallkerb geschnitten, der die Fallrichtung<br />

des Baumes bestimmt.<br />

Literatur wird lebendig<br />

BUCH UND BÜHNE FREI FÜR<br />

DIE SAUERLAND-KOMÖDIE<br />

UM BÄUERIN KÄTHE!<br />

FÄLLSCHNITT<br />

Eine letzte Kontrolle durch den Forstwirt, dann erschallt wieder<br />

ein „Aaachtung“, <strong>und</strong> er setzt die Säge zum Fällschnitt an. Ein<br />

Knacken ist auch aus der sicheren Entfernung deutlich zu hören,<br />

<strong>und</strong> Markus Decker verlässt die Gefahrenzone.<br />

ZERTEILTE BÄUME<br />

Mit einem knatschenden Geräusch <strong>und</strong> fast wie in Zeitlupe<br />

neigt sich der Baum in die berechnete Richtung, ein Rauschen<br />

folgt, <strong>und</strong> mit einem dumpfen Aufschlag, der auch in der sicheren<br />

Entfernung noch zu spüren ist, schlägt der r<strong>und</strong> 800<br />

Kilogramm schwere Baum auf dem Waldboden auf. Im nächsten<br />

Schritt wird dieser nun nach Qualität <strong>und</strong> Normmaß abgelängt<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> den Abtransport durch den Rückeschlepper vorbereitet.<br />

Mit dieser Reise beginnt <strong>für</strong> das Holz, das r<strong>und</strong> 100 Jahre<br />

als Baum im <strong>Brilon</strong>er Stadtwald gewachsen ist, das zweite Leben.<br />

Vielleicht als Dachstuhl <strong>für</strong> ein Familienheim, als Bett, Schrank<br />

oder Stuhl oder auch als Papier, auf dem vielleicht sein<br />

Lebenszyklus vom Sämling bis zur Holzernte dokumentiert<br />

wird. ■<br />

Der Theatermensch William<br />

Danne, Schauspieler, Regisseur<br />

<strong>und</strong> Autor, hat im Oktober<br />

1983 im Arnsberger Land das holt die KUH vom EIS<br />

Die Knaller-Komödie von <strong>und</strong> mit<br />

William Danne.<br />

Licht der Welt erblickt. Sein<br />

literarischer Zögling „Käthe“,<br />

eine rüstig-rustikale Bäuerin von<br />

einem Hof gleich hinter<br />

Kuhschitt-Hagen, wird selbiges<br />

nicht allein in Buchform tun,<br />

sondern im März 2017 auch auf<br />

den berühmten Brettern, die die<br />

Welt bedeuten! Der <strong>WOLL</strong>-<br />

Verlag bringt in Kürze William<br />

Dannes deftige, in bester Tradition des Boulevardlustspiels stehende<br />

Bauernkomödie „Käthe holt die Kuh vom Eis!“ als mit<br />

Illustrationen versehenes Textbuch heraus! Ein Besuch auf<br />

www.woll-onlineshop.de lohnt sich also – wie eigentlich immer!<br />

Was Sie im Buch <strong>und</strong> auf der Bühne erwartet? Nun, stellen Sie<br />

sich vor, wie in der Szenerie eines in die Jahre gekommenen<br />

Bauernhofes die hektische Großstadtwelt auf die beschauliche<br />

Gemütlichkeit des Sauerlandes trifft. Ein verlorener Berliner,<br />

eine überdrehte Frankfurterin, ein schnöseliger Wiener <strong>und</strong> eine<br />

herrische Bochumerin suchen die in einem Inserat versprochene<br />

Entspannung vom hektischen Alltag. Doch da ist ja noch eine<br />

sprichwörtliche „Kuh vom Eis“ zu holen <strong>und</strong> so kommt es zu<br />

einem mitunter deftigen Zusammenprall unterschiedlicher<br />

Generationen, Geschlechter <strong>und</strong> kultureller Hintergründe.<br />

Die Uraufführung des Stücks steht <strong>für</strong> den 18. März 2017 im<br />

Sauerlandtheater Arnsberg an. Und am 25. März 2017 kann sich<br />

das Publikum in Wormbach – beinahe in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zum <strong>WOLL</strong>-Verlag also – amüsieren.<br />

Näheres werden Sie nicht nur der Tagespresse entnehmen können,<br />

sondern auch unseren Seiten www.woll-magazin.de oder<br />

www.facebook.com/wollmagazin <strong>und</strong> natürlich der Früh jahrsausgabe<br />

2017! ■ (jf)<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 59


Hubertas Ecke<br />

Tach zusammen! - Da ist sie<br />

wieder. Ja, auch die dunkle<br />

Jahreszeit. Doch die meine ich<br />

gerade mal nicht, aber ich glaube,<br />

es hat etwas damit zu tun.<br />

Irgendwie werden die Zweibeiner<br />

jetzt nämlich wieder seltsam. Hat<br />

es vielleicht doch mit der dunklen<br />

Jahreszeit oder der fehlenden<br />

Sonne zu tun? Ich weiß es nicht<br />

genau, aber was ich immer wieder<br />

feststelle, ist, dass die<br />

Zweibeiner jedes Jahr um diese<br />

Zeit ein großes Ziel verfolgen: Sie wollen ein besserer Mensch<br />

werden. Ich könnte wiehern, wenn ich es könnte, aber so oder<br />

so ist es zum Schreien. Ich dachte nämlich immer, dass Meineid<br />

bei den Zweibeinern unter Strafe steht. Mein Besitzer ist da sogar<br />

das ganze Jahr über das glänzende Beispiel. Nach jedem<br />

Trinkgelage meint er am nächsten Tag, dem Tod näher zu sein<br />

als dem Leben. Und wenn er dann so „still“ vor sich hin leidet,<br />

dann schwört er jedes Mal: „Nie wieder Alkohol, ooh, wie geht<br />

es mir doch schlecht, ich werde nie wieder Alkohol trinken!“<br />

Und wie lange hält es an? Und so ist es ganz besonders bei fast<br />

allen Zweibeinern um diese Jahreszeit. Alle wollen ein besserer<br />

Mensch werden. Mein Rückenfell sträubt sich jedes Mal, wenn<br />

die ach so fromme Nachbarin während der Vorweihnachtszeit,<br />

die bei ihr schon ganz früh angefangen hat, weil, Originalzitat:<br />

„Zu Weihnachten keine Lebkuchen mehr zu bekommen sind“,<br />

den ganzen Tag aus ihrem gekippten Küchenfenster meine<br />

Koppel <strong>und</strong> die gesamte Nachbarschaft mit `Macht hoch die<br />

Tür, die Tor macht weit ‘oder `Ihr Kinderlein kommet, so kommet<br />

doch all...´ zudröhnt. War es doch genau sie, die sich vehement<br />

im Sommer darüber echauffierte, als eine Flüchtlingsfamilie<br />

mit ihren fünf kleinen Kindern ein leerstehendes Haus schräg<br />

gegenüber ihrer Straße als neues sicheres Zuhause zugewiesen<br />

bekommen hat. Apropos sicheres<br />

Zuhause, ihr Mann, der schon so<br />

oft zitierte Technikfreak, hat sich<br />

im Herbst bei der von den<br />

<strong>Brilon</strong>er Bauhandwerkern <strong>und</strong><br />

der Kreispolizeibehörde initiierten<br />

Aktion <strong>für</strong> ein sicheres<br />

Zuhause alles erklären lassen, <strong>für</strong><br />

nicht effizient genug eingestuft<br />

<strong>und</strong> selbst ein Sicherungssystem<br />

<strong>für</strong> sein Heim erdacht. Seit dem<br />

wird unsere Wohngegend regelmäßig,<br />

vorzugsweise nachts, von<br />

schrillem Sirenengeheul <strong>und</strong> gleißendem Licht gekrönt. Unser<br />

Jäger hat schon mehrfach angedroht, beim nächsten Mal das<br />

Ding vom Dach zu schießen. Mir kommt dazu grade so ein<br />

Gedanke bezüglich guter Vorsätze in den Kopf. Ach was. Das<br />

mit den guten Vorsätzen überlasse ich dann doch lieber den<br />

Zweibeinern. Sind es vor Weihnachten die Vorsätze, etwas Gutes<br />

tun zu müssen, schlägt es mit einem geheimnisvollen Tag mit<br />

viel Geböller <strong>und</strong> Lichtersternen am Himmel in unbändigen<br />

Tatendrang um. Nicht mehr rauchen, mehr bewegen, vielleicht<br />

sogar Sport machen, weniger Alkohol, weniger Fleisch da<strong>für</strong><br />

mehr Gemüse. Was hab ich nicht schon so alles hören müssen.<br />

Am meisten gefällt mir dabei der ebenfalls schon so oft beschriebene<br />

„Abnehmfreak“, der alle immer bekehren will, ihm gleich<br />

zu tun. Er ist dieses Mal mein Held der guten Vorsätze. Er schafft<br />

es nämlich jedes Jahr zu Silvester lautstark zu verkünden, dass<br />

das jetzt seine letzte Zigarette sei! Ach ja - Man möge mir verzeihen,<br />

wenn ich mal wieder jemandem durch meine veröffentlichte<br />

Sichtweise zu nahe trete, weil er sich hierbei wieder findet:<br />

Aber schließlich bin ich ja nur ein Sauerländer Esel ■<br />

Foto: AirStativ<br />

„Bis die Tage!“, verbleibt Eure Huberta.<br />

60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


Unter der Baumrinde<br />

HEIMAT ODER KARRIERE?<br />

VON LAURA PADBERG<br />

Denke ich nochmal 5 Jahre zurück, dann war mein Ziel klar:<br />

Physik studieren, promovieren, Karriere machen <strong>und</strong> bloß<br />

raus aus dem Sauerland.<br />

Aber jetzt? Viereinhalb Jahre später hat sich mein Plan aufgelöst.<br />

Ich stecke zwar mitten im Master <strong>und</strong> stehe kurz vor dem<br />

Beginn meiner Promotion, aber will ich wirklich das Sauerland<br />

verlassen? Innerhalb der letzten vier Jahre hatte ich die Chance,<br />

viele Erfahrungen zu machen, die meine Ansichten auf mein<br />

eigentliches Ziel „Karriere <strong>und</strong> weit weg“ verändert haben.<br />

Fangen wir mal vorne an. Immer, wenn ich im Urlaub oder auch<br />

nur zum Shoppen in einer Großstadt bin, überkommt mich das<br />

Gefühl, schnell wieder hier wegzukommen. Es ist mir zu laut, es<br />

ist eine grauenvolle Luft, überall ist Krach <strong>und</strong> ich suche vergeblich<br />

nach Natur, Bäumen oder meinem Lieblingsgeräusch- leises<br />

Vogelgezwitscher. Mit den Jahren habe ich also festgestellt:<br />

Großstadt – nein danke!<br />

Weiter geht es. Hier in <strong>Brilon</strong>, also mitten im Sauerland, bin ich<br />

zentral. Ja, richtig gelesen. Ich meine nicht zentral in einer<br />

Großstadt <strong>und</strong> mit 5 Minuten Fußweg ist alles in Reichweite,<br />

aber ich bin zentral, wenn es um meine Urlaube geht. Zur Zeit<br />

sind jedes Jahr meine Ziele: 360 km nach Westen- <strong>und</strong> ich bin<br />

in Lisse auf dem Castlefest in einer fantasievollen Welt, 230 km<br />

nord-östlich bin ich in Hildesheim auf unserem Stammfestival<br />

MeraLuna <strong>und</strong> nach 340 km östlich bin ich in Leipzig, wo an<br />

meinem Lieblings- Pfingstwochenende die ganze Stadt schwarz<br />

sieht. Und was ist mit normalen Urlauben: In knapp 620km auf<br />

der Sonneninsel Rügen, 580 km in Prag, in 690km im Zillertal<br />

<strong>und</strong> 660 km in der Stadt der Liebe- Paris. Das soll mir erst mal<br />

jemand aus München nachmachen.<br />

<strong>und</strong> willst einen Doktor machen. Warum<br />

willst du hier bleiben? Karriere kannst du hier<br />

nicht machen. Wirst du beruflich glücklich<br />

hier?“ Fragen über Fragen, <strong>und</strong> eine Antwort<br />

habe ich noch nicht gef<strong>und</strong>en. Werde ich<br />

glücklich hier? Woher soll ich das wissen?<br />

Ich weiß doch noch nicht mal, was ich<br />

genau machen will, geschweige denn, was<br />

man mit der Bezeichnung „promovierter<br />

Physiker“ alles werden kann. Und warum<br />

studiere ich dann Physik? Ganz leicht, weil<br />

es mir Spaß macht, alles zu hinterfragen<br />

<strong>und</strong> Zusammenhänge zu erkennen, wo<br />

manch ein anderer den Zufall vermutet.<br />

Wer sagt denn, dass ich hier im Sauerland<br />

nichts finde? Da<strong>für</strong> bin ich doch<br />

Physikerin. Ich bin flexibel <strong>und</strong> kann<br />

mich anpassen.<br />

Geht Karriere vor Privatleben? Beruf<br />

vor Heimat? Hohes Einkommen vor<br />

Rück zugs ort? Stress vor Ruhepol?<br />

Meiner Meinung nach muss beides<br />

kombinierbar sein. Und da ich meine<br />

Heimat nicht einfach mit in die<br />

weite Welt nehmen kann, müssen<br />

mein Job <strong>und</strong> meine Karriere halt<br />

zu mir kommen! ■<br />

Damit wäre die Lage meiner derzeitigen <strong>und</strong> auch in Zukunft<br />

favorisierten Heimat klar: Sauerland – <strong>Brilon</strong>. Aber was ist mit<br />

dem Rest meines Plans: Karriere?<br />

Gute Frage, <strong>und</strong> darauf weiß ich auch noch keine Antwort. Von<br />

Menschen um mich herum höre ich nur: „Du studierst Physik<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 61


<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>, <strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>, <strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />

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Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

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Herausgeber: Hermann-J. Hoffe<br />

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Gestaltung:<br />

Satz:<br />

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Manufaktur, Schmallenberg<br />

MICHAEL SCHUMANN<br />

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Titelfoto:<br />

Fotos:<br />

Sabrinity, Franz-Josef <strong>und</strong> Maria Brandenburg<br />

AirStativ, info@airstativ.de<br />

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Kolpingsfamilie Helmeringhausen<br />

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Christiane Heiligers<br />

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Hermann-J. Hoffe<br />

Das ideale Ziel <strong>für</strong> kleine <strong>und</strong> große Wanderer<br />

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donnerstags mit wechselndem Buffet ab 17.30 Uhr<br />

(bitte Voranmeldung)<br />

freitags ab 14.00 Uhr · samstags ab 12.00 Uhr<br />

sonn- <strong>und</strong> feiertags ab 11.00 Uhr<br />

Gruppen auch Wochentags auf Anmeldung!<br />

Renate <strong>und</strong> Jürgen Lüke · 59929 <strong>Brilon</strong><br />

Tel. (Hütte): 0 29 61 - 79 37 00 · Tel. (privat): 0 29 61-12 31<br />

Handy: 0171- 3186680<br />

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Die nächste Ausgabe erscheint im März 2017.<br />

62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>


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