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Inside Iran

Drei Bayern auf Sinnsuche im Iran: Der eine will Frieden schließen mit seiner Vergangenheit, der andere zu körperlicher Höchstleistung zurückfinden, der dritte landläufige Vorurteile überprüfen.

Drei Bayern auf Sinnsuche im Iran: Der eine will Frieden schließen mit seiner Vergangenheit, der andere zu
körperlicher Höchstleistung zurückfinden, der dritte landläufige Vorurteile überprüfen.

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Beißen oder aufgeben?<br />

Noch vor dem ersten Morgengrauen starten wir.<br />

Nur langsam kommen wir voran. Die letzten Tage<br />

stecken uns in den Knochen, die ungemütlichen<br />

Nächte. Irgendwann vergessen wir fast, Aufnahmen<br />

zu machen. Im ruhigen Rhythmus unserer Schritte<br />

knirscht der Schnee, unsere Schädel möchten explodieren,<br />

der Puls klopft wie ein Vorschlaghammer.<br />

Immer steiler wird das Gelände, der Boden ist eine<br />

einzige Eisfläche. Und Butchy beginnt zu zweifeln:<br />

Schaffe ich das? Seine Kraft schrumpft mit jeder<br />

Spitzkehre, die er mangels ordentlicher Technik, zumal<br />

auf den neuen, langen Latten, mehr schlecht als<br />

recht hinter sich bringt. Schließlich spricht er es aus:<br />

„Jungs, ich befürchte, das wird nicht’s.“ Da schaltet<br />

sich Mohammad ein: Auf 5.000 Metern stimmt<br />

unser Guide ein Lied an. Eine fröhliche Melodie, die<br />

uns einerseits fluchen lässt – wirkt diese Munterkeit<br />

doch fast wie Hohn – andererseits macht uns dieses<br />

unermüdliche Männlein auch Mut. „Beißen, Männer,<br />

beißen!“, keuchen wir uns zu.<br />

Dann sind wir wirklich oben. Butchys Beine zittern,<br />

als rasten Elektroschocks durch das Fleisch. Wir<br />

schieben die Tränen auf den eisigen Wind, der<br />

dichte Nebelschwaden vor sich her peitscht. So<br />

richtig genießen können werden wir das alles erst<br />

Zuhause, wenn wir auswerten, was unsere Kameras<br />

eingefangen haben – falls wir es überhaupt so weit<br />

schaffen. Eigentlich bräuchten wir eine ausgedehnte<br />

Rast, doch Mohammad schüttelt den Kopf. Diese<br />

Winde, prophezeit er, sind nur die Vorhut. Ein Sturm<br />

zieht auf. Also heißt es, die Schmerzgrenze noch<br />

weiter überschreiten! Wir beeilen uns, abzufellen,<br />

uns umzuziehen und uns an die Abfahrt zu machen.<br />

Wir mühen uns endlose Firn-Hänge hinunter. Anfangs<br />

wie in Trance, klart der Kopf mit jedem Meter<br />

auf. Das heruntergekommene High-Camp mutet<br />

uns nach dieser Strapaze an wie ein Wellness-<br />

Ressort.

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