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Die Rhone Lebensader des guten Geschmacks

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4<br />

Wallis<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rhone</strong> –<br />

eine Weinreise<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rhone</strong> ist kürzer als Rhein und Donau, aber<br />

reicher an Weingebieten. Wir haben den Fluss von<br />

der Quelle bis zur Mündung begleitet und Reblandschaften<br />

im Wallis und in der Waadt erkundet,<br />

in den Appellationen Côte Rôtie, Condrieu und<br />

Hermitage, in Châteauneuf-du-Pape und Bandol.<br />

Kurz vor sechs Uhr abends<br />

treffen wir beim Hotel Belvédère<br />

ein. <strong>Die</strong> ganze Schweiz<br />

hat einen prachtvollen Sonntag im<br />

Spätaugust erlebt, und jetzt, da anderswo<br />

die Schatten <strong>des</strong> Abends die<br />

Landschaft überziehen, begreifen<br />

wir am Rand <strong>des</strong> <strong>Rhone</strong>gletschers,<br />

was der Schriftsteller Maurice Chappaz<br />

mit dem Ausdruck «unvergängliches<br />

Licht» wohl meint: Es will<br />

nicht weichen. Hier, auf 2300 Metern<br />

über Meer, leuchtet die Sonne mit<br />

voller Kraft. Und so machen wir uns<br />

unverzüglich auf den Weg zum Gletscher,<br />

wo die <strong>Rhone</strong> entspringt.<br />

An der Felskante, hinter die sich<br />

der Gletscher innert weniger Jahre<br />

zurückgezogen hat, liegt ein kleiner,<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rhone</strong> entspringt im Herzen der Schweiz, auf der Walliser Seite <strong>des</strong> Furkapasses. Der <strong>Rhone</strong>gletscher zieht<br />

viele Besucher an, in der Eisgrotte reift Gletscherwein. Das Eis schmilzt allerdings seit Jahren.<br />

stetig wachsender, grünlicher See. Er<br />

ist neu. Vor kurzem war der Felsvorsprung<br />

noch mit Eis bedeckt.<br />

<strong>Die</strong> Gletschermilch fliesst über die<br />

Kante und wird zum Wildbach, der<br />

westwärts sprudelt. Wir schauen<br />

später in diese Richtung, wo hinter<br />

diversen Bergketten die <strong>Rhone</strong> sich<br />

von Lyon an als wasserreichster<br />

Strom Frankreichs südwärts wälzt<br />

und sich in der Camargue ins Mittelmeer<br />

ergiesst. <strong>Die</strong>ser Blick aus dem<br />

Hotelzimmer ist grandios (das Einzige,<br />

was besticht in diesem Etablissement):<br />

Auf der linken Seite sieht man<br />

das Band der Furkastrecke, auf der<br />

rechten weiter vorne schimmern die<br />

Kurven der Grimselstrasse, und<br />

durch die Mitte stürzt sich der junge<br />

Rotten, wie die <strong>Rhone</strong> im Oberwallis<br />

genannt wird, ins Tal hinunter und<br />

schneidet in Gletsch die beiden Passstrassen,<br />

die dort aufeinandertreffen.<br />

Wir spüren so viel Wärme da<br />

oben, dass wir uns fragen, wie lange<br />

es wohl noch dauern wird, bis die ersten<br />

Rebstöcke im Goms gedeihen.<br />

Noch dauert die Vegetationsperiode<br />

zu kurz, damit eine Weinrebe ihren<br />

Jahreszyklus vollständig abwickeln<br />

und reife Trauben bilden könnte.<br />

<strong>Die</strong> ersten Weingärten finden wir<br />

gut 50 Kilometer vom Gletscher entfernt<br />

in Brig, dann in Brigerbad und<br />

Eyholz vor Visp. Am nächsten zur<br />

<strong>Rhone</strong>quelle stehen die Heida-Reben<br />

auf etwa 700 Metern über Meer im<br />

Schlossgarten <strong>des</strong> Stockalperpalastes<br />

in Brig, auch die höchstgelegenen<br />

Rebstöcke im Wallis gehören zur<br />

Sorte Heida, auf 800 Metern über<br />

Meer in Visperterminen.<br />

Unterhalb von Visp beginnen sich<br />

die Rebkulturen auszubreiten. Vor<br />

allem auf der rechten Talseite mit<br />

ihren steilen, nach Süden ausgerichteten<br />

Hängen erstrecken sich Rebterrassen,<br />

die wir aus dem Stand nicht<br />

zählen können. Fachleute haben sie<br />

natürlich längst vermessen und auch<br />

die Rebmauern addiert: aneinandergehängt,<br />

sind sie länger als 3000 Kilometer<br />

– die Chinesische Mauer<br />

misst 2450 Kilometer.<br />

<strong>Die</strong> Rebmauern sind Trockensteinmauern,<br />

das heisst, sie sind<br />

5<br />

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