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Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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in einer berühmt gewordenen Graphik die Gesichtsmimik<br />

eines H<strong>und</strong>es als Ausdruck des Wechselspiels zwischen<br />

mehr oder weniger Wut <strong>und</strong> mehr oder weniger Angst.<br />

Ein Tier ohne Angst <strong>und</strong> Wut hält die Ohren aufrecht <strong>und</strong><br />

den M<strong>und</strong> geschlossen. Bei zunehmender Angst werden<br />

die Ohren zurückgelegt, bei zunehmender Wut dann das<br />

Maul aufgerissen <strong>und</strong> die Zähne gebleckt. Bei angstvoll<br />

Wütenden ist demnach das Maul off en, <strong>und</strong> die Ohren sind<br />

zurückgelegt. Wut <strong>und</strong> Angst können sich also überlagern<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls beide gleichzeitig sehr stark sein (Abb.<br />

S. 143).<br />

Diese Deutung der hündischen Mimik scheint zunächst<br />

einleuchtend. Einige Beobachtungen lassen mich aber daran<br />

zweifeln, daß sie zutrifft .<br />

Nur in wenigen Fällen habe ich Wölfe wirklich ernsthaft<br />

miteinander kämpfen sehen. Auch hemmungslose Angriff e<br />

eines <strong>Wolf</strong>es zur Unterdrückung eines anderen Rudelmitgliedes<br />

sind verhältnismäßig selten. In beiden Fällen wird<br />

jedoch ohne jede Vorwarnung angegriff en <strong>und</strong> mit aller Kraft<br />

gebissen, <strong>und</strong> in beiden Fällen fehlen alle optischen <strong>und</strong> akustischen<br />

Ausdruckselemente : kein Wutgesicht, kein Zähneblecken,<br />

keine gesträubten Nackenhaare, kein steif nach oben<br />

gehaltener Schwanz, kein Knurren. Die Körperhaltung des<br />

angreifenden <strong>Wolf</strong>es entspricht vielmehr ganz der neutralen<br />

Gr<strong>und</strong>haltung. Nur am <strong>Verhalten</strong> selbst, nicht am Ausdruck<br />

ist die Stimmung der Tiere zu erkennen. In der Lorenzschen<br />

Graphik hätte sich demnach bei zunehmender Wut ohne<br />

Angst der Gesichtsausdruck gar nicht verändern dürfen.<br />

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