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Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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Fuchs im Hühnerstall. Im Nationalpark wurde von einem<br />

Bären berichtet, der in einen Schafstall einbrach <strong>und</strong> hier<br />

alle Schafe – es sollen über h<strong>und</strong>ert gewesen sein – tötete,<br />

bis er vor Ermüdung einschlief. Am Morgen fand ihn der<br />

Schäfer inmitten der toten Schafe schlafend im Pferch.<br />

Dieses <strong>Verhalten</strong> des Massentötens kennen wir von vielen<br />

Beutegreifern. Die überoptimalen Tötungsauslöser eingepferchter<br />

Beutetiere, die nicht entkommen können, sind<br />

so stark, daß die Raubtiere vor lauter Töten gar nicht zum<br />

Fressen kommen. Paul Leyhausen hat in seiner detaillierten<br />

Studie über das Tötungsverhalten von Katzen eine »relative<br />

Stimmungshierarchie« festgestellt, wonach die einzelnen<br />

Abschnitte der Jagd, wie das Anschleichen, das Töten <strong>und</strong><br />

das Fressen, jeweils eigene Antriebe <strong>und</strong> eine eigene Endhaltung<br />

haben. Diese müssen jeweils befriedigt sein, bevor<br />

der nächste Abschnitt der gesamten Handlungsfolge ausgelöst<br />

wird. Das Töten der Beute ist also nicht vom Hunger<br />

bedingt, sondern von den Schlüsselreizen, die entstehen,<br />

wenn eine Beute durch die Jagd in eine bestimmte Situation<br />

gebracht wird. Tauchen immer neue Schlüsselreize<br />

zum Töten auf, reagiert das jagende Tier entsprechend.<br />

Nur das Auf-Jagd-Gehen, das Suchen nach Beute, also das<br />

»Appetenzverhalten«, wird auch durch den Hunger gesteuert.<br />

In der für Raubtiere unnatürlichen Situation einer Massenhaltung<br />

bewegungsbeschränkter Beutetiere kann es daher<br />

zu solchen Tötungsexzessen kommen. Ganz anders als bei<br />

der Jagd auf wildlebende Beutetiere, die, wenn gerissen,<br />

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