Reisebericht
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Goldschmiede Grüngold in Argentinien<br />
auf den Spuren des Goldes<br />
Wir sind Anna Römer und Hannes Brötz von der Goldschmiede Grüngold in Tübingen.<br />
Wir lieben unser Handwerk und legen großen Wert darauf zu wissen, wo die Materialien, die wir<br />
verarbeiten, herkommen und wie sie abgebaut werden.<br />
Argentinien war schon länger ein Reiseziel für uns, denn von dort stammt unser wichtigster<br />
Rohstoff: Das fair gehandelte und ökologisch gewonnene Gold aus der Punahochebene.<br />
Kurz nach unserem dreijährigen Werkstattjubiläum ist es dann soweit:<br />
Anfang November 2016 starten wir vom Frankfurter Flughafen nach Buenos Aires. Mit einem<br />
Inlandsflug geht es nach Salta im Norden Argentiniens. Von dort weiter mit dem Reisebus. Mitten<br />
in der Nacht erreichen wir unsere erste Akklimatisierungsstation: Den kleinen Ort Tilcara auf 2500<br />
Meter Höhe in den Anden.<br />
Misa Rumi, unser Zielort, liegt knapp unter 4000 Meter Höhe über dem Meer. Das heißt, wir<br />
müssen uns nach und nach an die Höhe gewöhnen. Langsam geht es weiter über Humahuaca,<br />
Abra Pampa und La Quiaca, jeden Tag ein paar hundert Meter nach oben. Auf unseren Fahrer<br />
Jorge mit großem Allrad-Pickup können wir auf der letzten Etappe von La Quiaca nach Misa Rumi<br />
nicht verzichten.
Die Straße ist mal eine Schotterpiste, mal führt sie einige Kilometer durch ein Flussbett. Eine<br />
Beschilderung findet man kaum, dafür sehen wir hier und da Lamaherden. Nach ca. 4 Stunden<br />
über die Ruta 40 kommen wir an. Heiner, unser Ansprechpartner, der sich seit 30 Jahren für die<br />
Stiftung Eco Andina engagiert, begrüßt uns im Eco Huasi, unserer Herberge in Misa Rumi.<br />
Das Eco Huasi ist ein Beispielhaus, um die verschiedenen Projekte von Eco Andina zu<br />
präsentieren: Es ist aus lokalen Rohstoffen gebaut, Solarzellen auf dem Dach, ein kleines Windrad<br />
und eine Komposttoilette. Im Hof steht der Parabolspiegel, in dem der Wasserkessel steht.<br />
Nachschub für den Tee, Wasser erhitzt von der Kraft der Sonne. Im Solarofen daneben brutzelt<br />
das Mittagessen. Ringsum kleine Felder mit Tröpfchenbewässerung und eine E-Bike Werkstatt.<br />
Der erste Eindruck von unserer Unterkunft: ein beeindruckender, weiter Blick über das Dorf und<br />
die Hochebene.
Am ersten Tag geht es in den Fluss Chuspimayo, den Goldflitterfluss, in dem Gold gewaschen<br />
wird. Dario, Santos und Eduardo erklären uns, wie sie arbeiten und zeigen uns verschiedene<br />
Schürfstellen und Geräte. Wir sammeln erste Eindrücke vom Ursprung des Goldes, das wir jeden<br />
Tag in der Hand haben. Am nächsten Tag hilft Hannes Eduardo bei den Vorbereitungen im Fluss,<br />
um am darauf folgenden Tag waschen zu können. Mit Spitzhacke und Schaufel wird das<br />
Grundwasser umgelenkt, ein Kanal aus schweren Steinen errichtet, der mit Lehm und Sand<br />
abgedichtet wird und dann die goldhaltige Schicht im trockengelegten Flussbett ausgegraben. Und<br />
immer wieder mit der Waschschüssel probiert: Ist es schon soweit? Haben wir Gold gefunden?<br />
Eine harte Arbeit.<br />
Anna nimmt zur gleichen Zeit in der Schule von Misa Rumi am Tag der Tradition teil. Die Kinder<br />
bieten Tänze dar, es gibt argentinische Köstlichkeiten, wie Chicha und das Highlight: Jedes Kind<br />
erhält ein Geschenkepaket von der Schule. Die Kinder sind glücklich und aufgeregt über den<br />
fremden Besuch.<br />
Der Tag des Goldwaschens ist gekommen: Wir helfen Eduardo mit der Waschrinne. Dabei wird<br />
das goldhaltige Material, Sand und Geröll, ausgewaschen. Das leichtere Gestein wird fortgespült,<br />
das schwere Gold setzt sich in der Rinne ab. In wenigen Stunden ist etwa eine Tonne Material -<br />
viele Gänge mit der Schubkarre - durchgearbeitet. Kein Vergleich zur Arbeit mit der<br />
Waschschüssel.<br />
Die Rinne wird geöffnet und das abgesetzte schwere Material ein letztes Mal von Hand<br />
gewaschen. Jetzt ist der spannende Moment gekommen: Langsam zeigen sich Goldkörnchen und<br />
Flitter, eine Menge so groß wie ein Fingernagel. Das ist Eduardos Lohn für zwei Tage harter Arbeit<br />
im Fluss.<br />
Zuletzt lernen wir die Familie von Timoteo und Dona Juana kennen. Sie leben außerhalb auf einem<br />
Gehöft. Um zu ihnen zu gelangen, fahren wir gemeinsam mit Heiner wieder eine der<br />
abenteuerlichen, atemberaubenden Strecken. Bei unserer Ankunft werden wir herzlich empfangen<br />
und zum Mittagessen eingeladen.
Danach geht es zum Geschäftlichen. Die beiden verkaufen Ihr gewaschenes Gold an Heiner. Die<br />
Einnahmen werden auf Timoteo und Dona Juana aufgeteilt. Dona Juana ist eine stolze Frau und<br />
beeindruckt uns sehr.
Anschließend zeigen sie uns das neu angelegte Feld der Familie, auf dem sie Quinoa anbauen<br />
möchten. Heiner hat eine Wasserpumpe mitgebracht und berät sie in Sachen<br />
Tröpfchenbewässerung.<br />
Die langjährige ökologische Pionierarbeit von EcoAndina verbessert die Lebenssituation der<br />
Menschen nachhaltig. Sie können von Lamazucht, Landwirtschaft und Goldwaschen ein einfaches,<br />
gutes Leben führen. Deshalb genießt die Stiftung großes Vertrauen in der Bevölkerung.<br />
Wir verabschieden uns von der Familie und auch von der Puna.<br />
Voller großartiger Eindrücke begeben wir uns auf die Heimreise. Bestärkt in unseren Ansichten<br />
und mit dem Wunsch, die Menschen auf der Hochebene weiter mit unserer Arbeit zu<br />
unterstützen, indem wir das Gold aus Argentinien in unseren Schmuckstücken verarbeiten.<br />
Anna Römer & Hannes Brötz<br />
Goldschmiede Grüngold<br />
Marktgasse 5<br />
72070 Tübingen<br />
post@gruengold.net<br />
Tübingen, Januar 2017