2 Technikbetreuung und -vergleich (TP I –1)
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Verb<strong>und</strong>projekt pre agro <strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong><br />
2 <strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> (<strong>TP</strong> I <strong>–1</strong>)<br />
Teilprojektleiterin <strong>und</strong> -bearbeiterin: Dipl. Ing. (FH) Cornelia Weltzien<br />
2.1 Zusammenfassung<br />
Im Rahmen der <strong>Technikbetreuung</strong> wurden Probleme mit der Technik für precision agriculture<br />
(PA-Technik) beim Praxiseinsatz in Zusammenarbeit mit Anwendern <strong>und</strong> Industrie bearbeitet.<br />
Aus der daraus entstandenen Dokumentation wurde eine Anforderungsliste an die precision agriculture-Technik<br />
erstellt. Diese Anforderungsliste soll Auskunft darüber geben, in welchen Bereichen<br />
Weiterentwicklungen besonders dringlich sind. Sie kann außerdem potentiellen Interessenten<br />
für precision agriculture helfen, Probleme schon im Vorfeld zu vermeiden <strong>und</strong> ist Gr<strong>und</strong>lage,<br />
um den Dialog mit der Industrie zu vertiefen <strong>und</strong> die Forderungen der Anwender an die precision<br />
agriculture-Technik zu unterstreichen.<br />
Zum Technik<strong>vergleich</strong> 1 wurden im Jahr 2000 intensive Prüfungen bezüglich der Arbeitsqualität<br />
von Schleuderstreuern in Kombination mit verschiedenen Stickstoffdüngern durchgeführt. Allgemeine<br />
Einstellregeln der Streuer für teilflächenspezifische Düngung können leider nicht wie<br />
angestrebt abgeleitet werden, dazu ist vor allem der Einfluss der physikalischen Eigenschaften<br />
der verschiedenen Düngersorten zu groß.<br />
Die Prüfung von D/GPS auf Zuverlässigkeit, Wiederholgenauigkeit <strong>und</strong> Positionierungsqualität<br />
ergab deutliche Unterschiede zwischen den Empfängern verschiedener Qualitätsklassen. Die<br />
Empfangsstabilität scheint sich konträr zur möglichen Genauigkeit der Position zu verhalten.<br />
2.2 Bezug im Verb<strong>und</strong>projekt<br />
Das Teilprojekt <strong>TP</strong> I-1 <strong>Technikbetreuung</strong> ist Schnittstelle für Betriebe, Hersteller <strong>und</strong> Projektmitarbeiter.<br />
Es hilft, den reibungsarmen Ablauf der Praxiserprobung zu gewährleisten. Der Technik<strong>vergleich</strong><br />
kann als Dienstleistung für die agronomisch orientierten Teilprojekte gesehen werden<br />
- nur so können die Resultate der pflanzenbaulichen Versuche entsprechend den realen<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Toleranzen der precision agriculture-Technik geplant <strong>und</strong> anschließend bewertet<br />
werden.<br />
1 Das Teilprojekt I-1 <strong>Technikbetreuung</strong> arbeitet sehr eng mit Herrn Krister Persson vom Danish Institute of Agricultural Science<br />
(DIAS) im Research Centre Bygholm (RCB) zusammen. Unter dem Projekttitel "Technology for Precision" wird im RCB sowohl<br />
im Bereich der Düngerstreuerprüfung für teilschlagspezifischen Einsatz als auch der GPS-Empfängerprüfung gearbeitet.<br />
Es besteht seit langem eine Kooperation zwischen der DLG <strong>und</strong> dem RCB. Alle DLG-Prüfungen von Düngerstreuern werden in<br />
der optimal ausgestatteten Prüfhalle des RCB durchgeführt, es existiert keine weitere so gut ausgestattete Prüfhalle in Europa.<br />
Daher liegt es nahe, auch im Rahmen der teilflächenspezifischen Streuertechnik Prüfungen in Dänemark abzuhalten. Herr Persson<br />
hat bereits viele Projekte <strong>und</strong> Veröffentlichungen zu teilflächenspezifischer Düngerapplikation begleitet. Er ist daher ein<br />
wissenschaftlich hochqualifizierter Partner bei der Durchführung <strong>und</strong> Auswertung der Prüfungen.<br />
Im Bereich der GPS-Empfängerprüfung hat sich eine weitere Überschneidung der Aktivitäten der beiden Institutionen ergeben,<br />
auch hier ergänzen sich die Arbeiten von Herrn Persson mit den Zielen des Teilprojektes <strong>Technikbetreuung</strong>. Weitere gemeinsame<br />
Arbeiten sind geplant.<br />
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<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> Verb<strong>und</strong>projekt pre agro<br />
2.3 Einleitung <strong>und</strong> Problemstellung<br />
Im Teilprojekt I-1 müssen in Bezug auf die Methoden ebenso wie auch die zu erwartenden Ergebnisse<br />
<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> getrennt betrachtet werden.<br />
Bei der Betreuung der Betriebe steht die Unterstützung bei Problemen mit precision agriculture-<br />
Technik im Praxiseinsatz im Vordergr<strong>und</strong>. Gemeinsam mit Anwendern <strong>und</strong> Herstellern werden<br />
Lösungen gesucht <strong>und</strong> durch das <strong>TP</strong> dokumentiert.<br />
Im Bereich des Technik<strong>vergleich</strong>s wurden in Kooperation mit dem Danish Institute for Agricultural<br />
Science (DIAS) im Research Center Bygholm, DK (RCB) die Schwerpunkte Düngerstreuer<br />
<strong>und</strong> GPS-Prüfung weiter vertieft. Durch die Kooperation mit RCB in Dänemark konnte auf die<br />
dort vorhandene Prüfhalle <strong>und</strong> das Expertenwissen im Bereich der teilflächenspezifischen Düngung<br />
zurückgegriffen werden. Das ermöglichte eine umfassende Beurteilung in relativ kurzer<br />
Zeit.<br />
Für die Prüfung der GPS-Empfänger wurden Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Genauigkeit der Geräte als<br />
gr<strong>und</strong>legende Kriterien festgelegt <strong>und</strong> eine Prüfung unter praxisnahen Bedingungen entwickelt.<br />
2.4 <strong>Technikbetreuung</strong>: precision agriculture-Technik im Praxisein-<br />
satz<br />
Wie im Vorjahr wurde viel Energie auf die Auswahl der richtigen precision agriculture-Technik<br />
<strong>und</strong> deren Beschaffung gelegt. Zusätzlich wurden im Jahr 2000 Ergänzungen oder Austausch<br />
von Leihgeräten notwendig. Verstärkt wurde dabei das Augenmerk auf die Problembehandlung<br />
beim Praxiseinsatz der Technik gerichtet. Dazu wurde die Industrie/Hersteller stärker mit den<br />
auftretenden Problemen sowie, wenn möglich, mit Lösungsansätzen konfrontiert (s. auch Kap.<br />
22). Hierzu liefert das Teilprojekt <strong>Technikbetreuung</strong> eine Dokumentation der aufgetretenen<br />
Probleme mit der precision agriculture-Technik im pre agro-Praxiseinsatz. Diese Fehlerliste ist<br />
nicht dazu gedacht, abschreckende Wirkung zu erzeugen, sondern den Einstieg für neue Praktiker<br />
zu erleichtern <strong>und</strong> die Hersteller mit den Problemen der Praktiker zu konfrontieren. Deutlich<br />
wird dabei, dass die meisten Probleme keine Einzelfälle sind. Auch wenn durch die zufällige<br />
Verteilung der eingesetzten Geräte keine statistische Auswertung durchgeführt werden kann,<br />
geben die auftretenden Problemhäufungen Aufschluss über manche Schwachstelle.<br />
2.4.1 Probleme mit der in pre agro eingesetzten Technik<br />
Es sollte bei der Betrachtung der Fehlerliste berücksichtigt werden, dass aufgr<strong>und</strong> der freien<br />
Wahl der Technik durch die Pilotbetriebe nicht alle Hersteller von precision agriculture-Technik<br />
im pre agro-Projekt vertreten sind. Eine Nichtnennung auf dieser Liste kann somit nicht gleichbedeutend<br />
sein mit dem fehlerfreien Einsatz der entsprechenden Komponenten.<br />
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Verb<strong>und</strong>projekt pre agro <strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong><br />
2.4.1.1 Ertragskartierung<br />
Das pre agro-Projekt konzentriert sich auf den Anbau von Winterweizen, somit steht Mähdrusch-Ertragskartierung<br />
im Vordergr<strong>und</strong>. Um Ertragsdaten für die Fruchtfolge zu bekommen,<br />
werden zusätzlich sowohl im Häcksler als auch bei der Hackfruchternte Ertragsmesssysteme<br />
benötigt.<br />
2.4.1.1.1 Mähdrescher<br />
• Beim Einsatz mehrerer Mähdrescher auf einem Schlag, davon 2 Stück mit Ertragssensorik<br />
der Firma Dronningborg/Fieldstar, wurden erhebliche Unterschiede in der Kalibrierung festgestellt<br />
(+ 15 % / - 15 %) die Auswertung der Erntedaten für diese Situation wird somit sehr<br />
schwierig.<br />
• Teilweise erhöhte Ertragswerte bei Hanglage deuten darauf hin, dass die Messtechnik von<br />
Claas/agrocom (volumetrisches Messprinzip) hier noch eine Schwachstelle hat. Für die Analyse<br />
der Daten sollten demnach auch die Information über die Höhe gespeichert <strong>und</strong> berücksichtigt<br />
werden.<br />
• Bei der Ertragskartierung im Raps (kein Projektschwerpunkt) mit den Sensoren der Firma<br />
Claas/agrocom wurden zu große Ertragswerte gemessen. Die Lichtschranken der Ertragssensoren<br />
wurden von anhaftenden Erntegutrückständen teilweise abgedeckt.<br />
• Bei der Ertragssensorik der Firma LH-Agro waren unterschiedliche Kalibrierwerte im Winterweizen<br />
für die Jahre 1999 <strong>und</strong> 2000 notwendig. Die in den 3 Vorjahren gewonnenen Kalibrierwerte<br />
ergaben zur Ernte ´99 Genauigkeiten von 2 % - 3 %, sie konnten nicht weiterverwendet<br />
werden, sondern mussten gelöscht <strong>und</strong> neue Werte eingegeben werden. Die Herstellerempfehlung<br />
lautet, die Kalibrierwerte für eine Fruchtart von Jahr zu Jahr zu optimieren,<br />
ein Rücksetzen der Kalibrierwerte bedeutet auch gleichzeitig einen Neustart der Genauigkeitsoptimierung.<br />
• Mehrere Feuchtesensoren der Firma LH-Agro sind ausgefallen <strong>und</strong> mussten ausgetauscht<br />
werden.<br />
• Ein Ertragssensor der Firma LH-Agro ist in den Elevatorschacht gefallen. In einem anderen<br />
Einsatzfall hatte sich ein gelöstes Kabel im Schwungrad verfangen <strong>und</strong> den Sensor zerstört.<br />
• Die Vergleichbarkeit der Ertragsdaten von verschiedenen Messsystemen unterschiedlicher<br />
Hersteller ist auf Gr<strong>und</strong> der internen Datenverarbeitung (Filter, Interpolation) schwierig (s.<br />
auch Kap. 10).<br />
2.4.1.1.2 Häcksler<br />
Bis dato gibt es kein funktionierendes Ertragsmesssystem für Häckselgut im freien Handel zu<br />
kaufen. Auf dem Standort Raesfeld wurden Forschungseinheiten der Universität Bonn (Institut<br />
für Landtechnik, Prof. Kromer) erfolgreich zum Einsatz gebracht. Weitere Kooperationen mit<br />
diesem Institut sind in Vorbereitung.<br />
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<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> Verb<strong>und</strong>projekt pre agro<br />
Trotz intensiver Bemühungen von Seiten der Anwender konnte das mit Ultraschallsensoren arbeitende<br />
Ertragsmesssystem der Firma TSI nicht die versprochene Funktionalität erfüllen. Es<br />
wurde schließlich ohne positives Ergebnis wieder ausgebaut.<br />
Für die Technik zur Ertragskartierung bei Häckselgut gibt es somit erhöhten Entwicklungsbedarf!<br />
2.4.1.1.3 Hackfruchternte<br />
Gewichtsermittlung ist das vornehmlich eingesetzte Messprinzip zur Ertragserfassung bei Hackfrüchten.<br />
Eine Wägung kann mit ausreichender Genauigkeit durchgeführt werden, Probleme<br />
bereiten dabei mitgewogene Verunreinigungen des Gutes. Ertragsmesssysteme für Hackfrüchte<br />
werden bisher nur durch den Betrieb Baasdorf (Kartoffeln, Fa. Grimme) <strong>und</strong> am Standort Zeilitzheim<br />
(Rüben) durch die TU-München eingesetzt (s. auch Kap. 4).<br />
2.4.1.2 Differenzierte Aussaat<br />
2.4.1.2.1 Sämaschinen mit volumendosierter Saatmengensteuerung<br />
Nachdem die Sätechnik bereits 1999 zur Aussaat (Erntesaison ´00) eingesetzt wurde, waren die<br />
technischen Anlaufschwierigkeiten weitgehend ausgeräumt. Bei der Saat zur Erntesaison ´01<br />
traten überwiegend Probleme mit der Software <strong>und</strong> deren Umsetzung in die Praxis auf.<br />
• Programmierfehler bzw. fehlerhafte Konvertierung von einem Programm in das andere sind<br />
mehrfach vorgekommen. Das zeigt, dass unnötige Fehlerquellen im Vorfeld eliminiert werden<br />
müssen.<br />
• Bei Sämaschinen der Firma Accord mit elektronischer Steuerung ‚ESA‘ in Kombination mit<br />
unterschiedlichen Bordcomputern kam es wiederholt zu Ausfällen beim Neustart des Systems.<br />
Hier muss unbedingt die Zuverlässigkeit verbessert werden.<br />
• Nach wie vor schreiben nicht alle Systeme ‚as-applied‘-Karten zurück, z. B. Sämaschine der<br />
Firma Rabe (RDS Jobcomputer) mit Claas/agrocom ACT in serieller Anbindung.<br />
• Bei der Aussaat kann mit entsprechenden Maschinen sowohl die Saatstärke als auch die Unterfußdüngung<br />
variiert werden (D.A.T. von Amazone oder Drillmanager von Horsch). Die<br />
notwendige Steuerung mehrfacher Funktionen wird allerdings von den gängigen<br />
Bordcomputern noch nicht unterstützt.<br />
2.4.1.2.2 Einzelkornsämaschine (EKS)<br />
Die angestrebte differenzierte Einzelkornsaat bei Mais auf dem Standort Raesfeld hat aufgr<strong>und</strong><br />
technischer Probleme nicht stattgef<strong>und</strong>en. Die EKS der Firma Kleine war ohne vorherige Funktionsprüfung<br />
ausgeliefert worden. Die Probleme in der Abstimmung der Computer waren ad hoc<br />
nicht lösbar. Für die nächste Saison ist der Einsatz einer Amazone-Maschine mit agrocom ACT<br />
in Vorbereitung.<br />
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2.4.1.3 Differenzierte Feststoffdüngung<br />
Im Frühjahr 2000 erfolgte die differenzierte Applikation von Stickstoffdünger. Einige der aufgetretenen<br />
Probleme müssen als Anlaufschwierigkeiten bei Neuanschaffungen bewertet werden.<br />
• Auch hier gilt: unbedingt müssen vermeidbare Fehlerquellen aus dem Arbeitsablauf eliminiert<br />
werden, wie z. B. das Konvertieren von Datenformaten.<br />
• In einem Fall ist der Dünger feucht geworden <strong>und</strong> hat die Austrittsöffnung verstopft. Die auf<br />
der ‚as-applied‘-Karte gespeicherte Schieberposition gibt nun keinen Anhaltspunkt über die<br />
tatsächlich ausgebrachte Düngermenge. Für diesen oder ähnliche Fälle wird ein unabhängiger<br />
Sensor für die Kontrolle der Ausbringmenge benötigt. Erhältlich ist Sensorik mit Wiegerahmen<br />
oder hydraulischer Leistungsmessung.<br />
• Probleme bereiteten der Firma Amazone 2 defekte Eproms im Jobcomputer.<br />
• Ein bestellter LBS-Nachrüst-Satz für den Schlepper wurde von der Firma agrocom mit falschen<br />
Komponenten <strong>und</strong> falscher Bedienungsanleitung ausgeliefert.<br />
• In zwei Fällen war die Software (Bedienmaske) für das Anbaugerät bei Auslieferung des<br />
ACT von agrocom nicht richtig eingestellt oder nicht aufgespielt.<br />
• Die Serviceleistungen der Firma agrocom wurde von den Betrieben bemängelt. Die Erreichbarkeit<br />
in Notfällen konnte nicht gewährleistet werden.<br />
• Bei einem ca. 8 Jahre alten Bordcomputer der Firma AgChem trat im Jahr 2000 ein Problem<br />
auf. Als Zumutung wurde das Angebot zum Update der Firma AgChem empf<strong>und</strong>en, die Maschine<br />
für ca. 40.000,- DM mit neuer Elektronik auszurüsten.<br />
• Ein Betrieb, der gerne einen Streuer der Firma Rauch kaufen wollte, hatte LBS-<br />
Kompatibilität als Vorgabe, es wurde daraufhin ein Streuer von Amazone gewählt. Kompatibilitätsprobleme<br />
verhindern auch hier eine freie Auswahl entsprechender precision agriculture-Technik.<br />
2.4.1.4 Differenzierte Applikation von Flüssigkeiten<br />
2.4.1.4.1 Feldspritze<br />
Die Technik zur differenzierten Applikation von Spritzmitteln ist noch nicht auf allen Standorten<br />
eingesetzt worden. Noch nicht käuflich zu erwerben sind Geräte für die agronomisch sinnvolle<br />
Ansteuerung über On-line-Sensoren (Ergebnisse vom Einsatz der Forschungseinheit des ATB<br />
vgl. Kap. 18).<br />
Einsatz der Feldspritzen zur Flüssigdüngerapplikation <strong>und</strong> Halmstabilisatorgabe:<br />
• Aufgr<strong>und</strong> des begrenzten Regelbereiches musste zum Erreichen minimaler bzw. maximaler<br />
Ausbringmengen bei der Inuma-Spritze die Vorfahrtgeschwindigkeit angepasst werden.<br />
• Durch den Jobcomputer von LH-Agro wurden auf einer der Inuma-Feldspritzen Verzögerungen<br />
im Ansprechverhalten der Regelung beobachtet.<br />
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2.4.1.4.2 Weitere Technik<br />
Auf dem Standort Raesfeld wurde ein Güllefass der Firma Wienhoff zur teilflächenspezifischen<br />
Applikation angeschafft. Das System schreibt keine ‚as-applied‘-Karten zurück.<br />
Auf zwei Betrieben (keine pre agro-Projektschläge) wurde ein Gerät zur Injektionsdüngung zum<br />
Einsatz gebracht. Die Zuverlässigkeit der Mechanik (starker Verschleiß der Spornräder) lässt<br />
noch zu wünschen übrig (s. auch Kap. 17).<br />
2.4.1.5 GPS-Empfänger<br />
Im Projekt werden auf Gr<strong>und</strong> der höheren Genauigkeit ausschließlich DGPS-Empfänger eingesetzt.<br />
Darüber hinaus wird seit der Abschaltung der Selective Availability (s/a) durch das amerikanische<br />
Militär der Einsatz von reinen GPS Empfängern ohne Korrektursignal diskutiert. Die<br />
Genauigkeiten der dynamischen Positionierung liegen damit jedoch bei ca. 10 m, was als nicht<br />
ausreichend eingeschätzt wird.<br />
• Die Empfangsqualität der kostengünstigen/kostenlosen Korrektursignale auf Kurz- oder<br />
Langwelle war lokal sehr unterschiedlich. Die Empfangsqualität der kostenpflichtigen Korrektursignale,<br />
ausgestrahlt über Satellit, ist deutschlandweit gleichbleibend gut.<br />
• Hauptfehlerquellen beim D/GPS-Empfang waren Abschattung durch südlich gelegene Waldkanten<br />
oder Höhenzüge sowie exogene Störgrößen, z. B. Gewitter.<br />
• Durch Gewalteinwirkung fiel ein Empfänger aus, ansonsten ist die Zuverlässigkeit der Geräte<br />
sehr gut.<br />
• Werden verschiedene D/GPS-Empfänger (mit unterschiedlichen Genauigkeiten) eingesetzt,<br />
können Positionierungsunterschiede auftreten (vgl. Kap. 2.4.1.6).<br />
2.4.1.6 Software<br />
GIS-Programme sind komplexe Werkzeuge, die Anwendung ist vielschichtig, auftretende Fehler<br />
<strong>und</strong> Probleme sind für den Laien oft nicht nachvollziehbar oder treten aufgr<strong>und</strong> von Unwissenheit<br />
auf. Die im Projekt zu bearbeitenden Daten gehen durch sehr viele Stationen, dadurch treten<br />
viele Probleme besonders stark zum Vorschein, die aber beim täglichen Umgang ebenso berücksichtigt<br />
werden müssen.<br />
• Viele eliminierbare Fehler traten aufgr<strong>und</strong> von Konvertierungen der Georeferenzdaten von<br />
Format „WGS84“ (GPS-Datum) nach „Gauß-Krüger“ (topografische Karten) oder umwandeln<br />
von Vektor- (Punktdaten) in Rasterdaten (Pixel bzw. flächenhafte Daten) auf (s. auch<br />
Kap. 24).<br />
• Im Jahr 2000: Problem der LH-Agro-Ertragskartierung - die Software Quickyields konnte die<br />
Daten nicht mehr auslesen.<br />
• Im Jahr 2000: Problem des Falcon (AgChem) Terminals.<br />
• Probleme beim Digitalisieren von topographischen Karten führten bis zu 30 m Versatz.<br />
• Da die pre agro-Software-Module in bestehende Software-Produkte eingefügt werden, müssen<br />
auch hier Kompatibilitätsprobleme befürchtet werden.<br />
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• Kompatibilität der GIS-Programme zu anderen Softwareprodukten, z. B. Management/Logistik/Betriebswirtschaft,<br />
wird vermisst.<br />
2.4.2 Liste der Forderungen an die Technik<br />
Es zeigt sich immer deutlicher, dass technische Probleme zu den Haupthindernissen bei der Einführung<br />
von precision agriculture zählen. Die Anwender sind durch viele unterschiedliche Produkte<br />
<strong>und</strong> Meinungen stark verunsichert. Die Mehrzahl der Projektbetriebe geben an, heute ohne<br />
externe Unterstützung precision agriculture nicht umsetzen zu können. Deshalb sollte es gemeinsames<br />
Ziel sein, precision agriculture zu etablieren <strong>und</strong> unnötige Fehlerquellen zu eliminieren,<br />
um neue Anwender zu gewinnen.<br />
Pioniere, die als Erste in die neue Technik investiert haben, sind besonders mit Anfangsproblemen<br />
konfrontiert, sie müssen von Industrie <strong>und</strong> Forschung gleichermaßen unterstützt werden,<br />
damit sie das Prinzip weiterverfolgen <strong>und</strong> verbreiten helfen.<br />
Hardware<br />
• Kompatibilität wird kompromisslos für alle Komponenten gefordert. Empfohlen wird die<br />
konsequente Umsetzung der LBS DIN 9684 (beziehungsweise LBS+ oder nach Fertigstellung<br />
ISO 11783).<br />
• Zuverlässigkeit der Elektronikkomponenten muss weiter verbessert werden.<br />
• Service/Erreichbarkeit der Herstellerfirmen in der Saison muss unbedingt gewährleistet sein.<br />
• Einfache Kalibriersysteme entwickeln, um den Zeitaufwand zu reduzieren.<br />
• Unabhängige Sensorik für echte ‚as-applied‘-Karten entwickeln.<br />
• Mehr Entwicklungen speziell für teilschlagspezifische Variation vornehmen. Bis heute ist die<br />
Technik für precision agriculture i. d. R. eine Anpassung von herkömmlicher Technik an die<br />
neuen Bedingungen. Dies schafft manche Probleme, die mit speziell für den teilflächenspezifischen<br />
Einsatz entwickelter Technik vermieden werden könnten.<br />
• Keine falschen Hoffnungen produzieren. Ankündigungen seitens der Hersteller auch einhalten.<br />
• Eliminieren überflüssiger Fehlerquellen!<br />
Software:<br />
• Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Vergleichbarkeit der Daten unterschiedlicher Hersteller muss gewährleistet<br />
werden. Entwickeln einheitlicher Filter <strong>und</strong> Interpolationsmethoden.<br />
• Eine Einigung auf einheitliche Datenformate, Rastergrößen etc. muss für den Einsatz in der<br />
Landwirtschaft angestrebt werden.<br />
• Durchgängig kompatible Datenformate für die in der Landwirtschaft eingesetzte Software.<br />
• Benötigte Genauigkeiten müssen definiert werden, z. B. die Positionierung.<br />
• Eliminieren überflüssiger Fehlerquellen!<br />
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<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> Verb<strong>und</strong>projekt pre agro<br />
2.5 Technik<strong>vergleich</strong> Düngerstreuer<br />
2.5.1 Material <strong>und</strong> Methoden<br />
Die Streubilder von 4 in pre agro eingesetzten Schleuderstreuern wurden in der Testhalle in<br />
Bygholm, DK in Kombination mit 5 von den Betrieben genutzten Stickstoffdüngern aufgenommen.<br />
Die Applikationsmengen wurden anhand der pre agro-Düngestrategie orientiert <strong>und</strong> auf 30,<br />
60 <strong>und</strong> 90 kg N . ha -1 festgelegt (s. auch Kap. 17). Die Fahrgeschwindigkeit während der Versuche<br />
wurde auf 8,3 km · h -1 <strong>und</strong> die Arbeitsbreite bei allen Streuern auf 24 m festgelegt.<br />
Versuchsdurchführung<br />
I. Erste Streubilder wurden für die 3 gewählten Ausbringmengen mit Gr<strong>und</strong>einstellungen<br />
laut Herstellerempfehlungen aufgenommen. Die Gr<strong>und</strong>einstellung für jeden Streuer entsprechend<br />
der Ausbringmenge, der Arbeitsbreite <strong>und</strong> dem Dünger wurden in der vom<br />
Hersteller zur Verfügung gestellten Streutabelle nachgeschlagen. Die Gr<strong>und</strong>einstellung<br />
wurde je nach Herstellerempfehlung entweder für alle Ausbringmengen gleich gehalten<br />
oder entsprechend angepasst.<br />
II. In Abhängigkeit von den Ergebnissen der Versuche mit Gr<strong>und</strong>einstellung aus ‚I.‘ wurden<br />
Optimierungen entsprechend der Herstelleranweisungen zur Verbesserung des Streubildes<br />
im Feld durchgeführt. Unabhängige Einstellungsoptimierungen wurden, wenn notwendig<br />
bzw. möglich, für alle drei Ausbringmengen getrennt durchgeführt.<br />
III. Mit jeder der optimierten Einstellungen aus ‚II.‘ wurden erneut Streubilder für alle 3<br />
Ausbringmengen aufgenommen.<br />
IV. Die Ergebnisse jeweils einer Versuchsreihe (Streuer/Düngerkombination) wurden in einer<br />
Simulation als benachbarte Fahrspuren mit unterschiedlichen Ausbringmengen dargestellt.<br />
Ziel war es, die Einstellung mit dem niedrigsten Variationskoeffizienten für alle<br />
Ausbringmengen zu finden.<br />
Der beschriebene Versuchsablauf bedeutet, dass bis zu 12 individuelle Versuche pro Versuchsreihe<br />
mit einer Streuer/Dünger-Kombination gefahren wurden.<br />
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Verb<strong>und</strong>projekt pre agro <strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong><br />
Tab. 2-1: Eingesetzte Dünger Tab. 2-2: Eingesetzte Schleuderstreuer<br />
Dünger Streuer<br />
a Geprillt, NPK 21 - 3 - 10 Drehrichtung Düngerzufuhr<br />
b Geprillt, Harnstoff 46 % N A Off-Center-Line Schwerkraft<br />
c Schwefelsaures Ammoniak 21% N B Center-Line Schwerkraft<br />
d Granuliert, NPK 13 – 9 – 16 C Off-Center-Line Schwerkraft<br />
e Granuliert, KAS 27 % N D Off-Center-Line Förderband<br />
Tab. 2-3: Gewählte Ausbringmengen<br />
geplante Applikation [kg N . ha -1 ] Ausbringmenge der Düngersorte [kg . ha -1 ]<br />
a b c d e<br />
niedrig 30 143 65 143 230 111<br />
mittel 60 286 130 286 460 222<br />
hoch 90 429 195 429 690 333<br />
2.5.2 Ergebnisse<br />
2.5.2.1 Interpretation der Messwerte<br />
Die Ergebnisse wurden analysiert, um die Einstellung eines jeden Streuers zu finden, bei der die<br />
Streubilder für alle Ausbringmengen möglichst gleichmäßig <strong>und</strong> die Abweichungen vom Sollwert<br />
niedrig sind. Das heißt, das einzelne Querverteilungsstreubild sollte möglichst eine dreieckige<br />
Form aufweisen, wohingegen die Summe von drei nebeneinander liegenden Streubildern<br />
mit unterschiedlichen Ausbringmengen eine stetig abfallende oder ansteigende Gerade bilden<br />
sollte (vgl. K. Persson 1998).<br />
Die Abbildungen 2-1 <strong>und</strong> 2-2 zeigen zufällig ausgewählte Ergebnisse der Versuche. Die Simulation<br />
zeigt jeweils die Querverteilungsstreubilder mit 3 verschiedenen Ausbringmengen einer<br />
Versuchsreihe (ein Streuer, ein Dünger, eine Einstellung) in nebeneinander liegenden Fahrspuren.<br />
Dabei ist die ‚gemessene Verteilung‘ die Summe der gemessenen Querverteilungsstreubilder<br />
für benachbarte Fahrspuren. Die ‚geplante Applikation‘ ist eine berechnete Gerade, die<br />
durch die Sollwerte der geplanten Ausbringmengen gelegt wurde. Die ‚gemessene Applikation‘<br />
ist ebenfalls eine berechnete Gerade, die durch die Mittelwerte der gemessenen Ausbringmengen<br />
gelegt wurde. Es wurden zwei Mittelwerte der Abweichung (Deviation) berechnet:<br />
DevS: Mittelwert der Deviation der ‚gemessenen Verteilung‘ um die ‚geplante Applikation‘<br />
(Gerade durch Sollwerte der geplanten Ausbringmengen).<br />
DevM: Mittelwert der Deviation der ‚gemessenen Verteilung‘ um die ‚gemessene Applikation‘<br />
(Gerade durch Mittelwerte der Versuchsergebnisse).<br />
Die Differenz zwischen diesen beiden Werten der Standardabweichung zeigt den Fehler der<br />
Ausbringmenge an.<br />
Seite 17
<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> Verb<strong>und</strong>projekt pre agro<br />
Dünger pro Schale [g . m -1 ]<br />
Abb. 2-1: Querverteilung Off-Center-Line-Streuer, Simulation in benachbarten Fahrspuren. Düngersorte<br />
(e), Streuer (C) <strong>und</strong> die Einstellung blieben unverändert<br />
Dünger pro Schale [g . m -1 ]<br />
14<br />
12<br />
10<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0<br />
Simulation benachbarter<br />
Geplante Applikation ( Sollwerte)<br />
Gemessene Applikation ( Mittelwerte)<br />
Simulation benachbarter Fahrspuren, Center-Line-Streuer<br />
Geplante Applikation (Sollwerte)<br />
Gemessene Applikation (Mittelwerte)<br />
Fahrspuren, Off-Center-Line -Streuer<br />
DevS (Mittelwert d. rel. Deviation, Sollwerte): 7,4 % DevM (Mitlw. d. rel. Deviation, Mittelwerte): 6,9 %<br />
Abb. 2-2: Querverteilung, Center-Line-Streuer, Simulation in benachbarten Fahrspuren. Düngersorte<br />
(e), Streuer (B) <strong>und</strong> die Einstellung blieben unverändert<br />
2.5.2.2 Einfluss auf die Querverteilungsstreubilder<br />
Abbildung 2-3 <strong>und</strong> 2-4 <strong>vergleich</strong>en die individuellen Streubilder einer Versuchsreihe mit 3 verschiedenen<br />
Ausbringmengen von jeweils einer Off-Center-Line <strong>und</strong> einer Center-Line-<br />
Maschine. Der Mengeneffekt wird sichtbar in der unterschiedlichen Form der Streubilder bei<br />
verschiedenen Ausbringmengen. Hierbei wird deutlich, dass die Off-Center-Line Streuer stärker<br />
vom Mengeneffekt beeinflusst werden, als Center-Line-Maschinen.<br />
Der Einfluss der physikalischen Eigenschaften des Düngers auf das Streubild wird verdeutlicht,<br />
wenn man die Ergebnisse mit unterschiedlichen Düngersorten <strong>vergleich</strong>t.<br />
Seite 18<br />
Breite<br />
Breite<br />
Gemessene Verteilung ( Summe der Einzelbilder)<br />
Streubild einzelner Ausbringmengen<br />
DevS ( Mittelwert d. rel. Deviation um Sollwert) 16,0 % DevM ( Mitlw. d. rel. Deviation um Mittelwert) 10,1 %<br />
Gemessene Verteilung (Summe der Einzelbilder)<br />
Streubilder der einzelnen Ausbringmengen
Verb<strong>und</strong>projekt pre agro <strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong><br />
Menge [%]<br />
Abb. 2-3: Zweischeiben-Streubild der Querverteilung mit 3 Ausbringmengen, Gr<strong>und</strong>einstellungen<br />
laut Anleitung, Center-Line-Streuer (B) mit 2 Düngersorten<br />
Menge [%]<br />
150<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
10<br />
-10<br />
150<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
10<br />
-10<br />
Zweischeiben-Streubild, Center-Line-Streuer<br />
Streuer 'B', Dünger 'a'<br />
31 24 17 10 3 4.5 11.5 18.5 25.5<br />
Breite [m]<br />
Zweischeiben-Streubild, Off-Center-Line-Streuer<br />
Streuer 'A' Dünger 'a'<br />
Streuer 'A' Dünger 'c'<br />
31 24 17 10 3 4,5 11,5 18,5 25,5<br />
Abb. 2-4: Zweischeiben-Streubild der Querverteilung mit 3 Ausbringmengen, Gr<strong>und</strong>einstellungen<br />
laut Anleitung, Off-Center-Line-Streuer (C) mit 2 Düngersorten<br />
2.5.2.3 Grenzen <strong>und</strong> Möglichkeiten der Optimierung<br />
Menge [%]<br />
Menge [%]<br />
Tabelle 2-4 zeigt die Mittelwerte der Abweichung für die ‚gemessene Verteilung‘ um die ‚gemessene<br />
Applikation‘ (devM, um die Gerade zwischen den Mittelwerten der gemessenen Ausbringmengen)<br />
<strong>und</strong> um die ‚geplante Applikation‘ (DevS, um die Gerade zwischen den Sollwerten<br />
der geplanten Ausbringmengen) für Gr<strong>und</strong>einstellungen laut Streutabelle sowie für optimierte<br />
Einstellungen entsprechend der niedrigen (Opt. N), der mittleren (Opt. M) sowie der hohen<br />
(Opt. H) geplanten Ausbringmenge. Für die Fälle, in denen mehrere Gr<strong>und</strong>einstellungen für die<br />
verschiedenen Ausbringmengen vom Hersteller empfohlen wurden, wird durch Indizierung darauf<br />
hingewiesen (z. B. aN als Gr<strong>und</strong>einstellung Dünger a für niedrige Ausbringmenge).<br />
Der Vergleich der Ergebnisse zeigt, dass der Erfolg einer Optimierung eher zufällig ist <strong>und</strong> dass<br />
für keinen der geprüften Streuer eine allgemeine Optimierungsstrategie abgeleitet werden kann.<br />
Bei einzelnen Versuchen der Optimierung sind die Werte anschließend sogar schlechter als vor<br />
der Optimierung.<br />
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150<br />
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110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
10<br />
-10<br />
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90<br />
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50<br />
30<br />
10<br />
-10<br />
Streuer 'B', Dünger 'c'<br />
31 24 17 10 3 4.5 11.5 18.5 25.5<br />
Breite [m]<br />
30 kg N . ha -1 60 kg N . ha -1 90 kg N . ha -1 Ideale Verteilung<br />
31 24 17 10 3 4,5 11,5 18,5 25,5<br />
Breite [m]<br />
Breite [m]<br />
30 kg N . ha -1 60 kg N . ha -1 90 kg N . ha -1 Ideale Verteilung
<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> Verb<strong>und</strong>projekt pre agro<br />
Da die Suche nach der richtigen Einstellung sich im Feld als sehr schwierig erweist, lautet die<br />
Empfehlung für precision agriculture, solche Streuer zu wählen, die eine gute durchschnittliche<br />
Bewertung in allen Streubildern erhalten <strong>und</strong> wenig Mengeneffekt zeigen.<br />
Tab. 2-4: Optimierungen der Streuereinstellung, Mittelwerte der Deviation<br />
(Abkürzungen siehe Text)<br />
Streuer Dünger<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
Seite 20<br />
Einstellung<br />
Gr<strong>und</strong>einstellung Opt. N Opt. M Opt. H<br />
DevS DevM DevS DevM DevS DevM DevS DevM<br />
a 10,1 9,2 10,9 6,8 10,9 6,8 10,9 6,8<br />
b 19,8 11,0 15,0 10,3 0,0 0,0 21,6 12,7<br />
c 10,0 9,8 12,9 12,7 12,9 12,7 12,9 12,7<br />
d 10,1 9,7 9,9 6,8 8,7 8,8 8,7 8,8<br />
eN 17,1 12,8 7,0 6,4 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
eMH 22,4 20,6 0,0 0,0 6,7 6,2 6,7 6,2<br />
aNM 6,1 5,1 6,1 5,1 6,1 5,1 0,0 0,0<br />
aH 5,8 5,3 0,0 0,0 0,0 0,0 6,8 5,9<br />
bN 0,0 0,0 9,8 8,8 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
bMH 0,0 0,0 0,0 0,0 8,4 7,5 8,4 7,5<br />
cNM 8,7 8,8 8,7 8,8 8,9 8,5 0,0 0,0<br />
cH 8,9 8,5 0,0 0,0 0,0 0,0 7,2 7,2<br />
dN 6,3 6,4 7,1 7,2 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
dMH 8,2 5,5 0,0 0,0 8,2 5,5 6,9 6,9<br />
eNM 7,4 6,9 7,4 6,9 6,2 5,6 0,0 0,0<br />
eH 7,6 5,6 0,0 0,0 0,0 0,0 7,3 6,0<br />
a 20,1 9,4 18,5 10,1 19,3 9,7 19,3 9,7<br />
b 21,2 8,9 18,0 10,7 0,0 0,0 17,6 13,5<br />
c 15,6 15,0 12,7 12,3 11,8 11,5 10,1 9,3<br />
d 27,2 21,8 18,7 11,0 18,9 10,7 18,9 10,7<br />
e 18,2 9,4 17,3 11,1 16,9 10,3 16,0 10,1<br />
aN 12,6 13,4 7,8 6,8 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
aMH 7,8 6,8 0,0 0,0 7,8 6,8 7,8 6,8<br />
b 18,0 15,3 21,0 16,3 23,5 14,6 0,0 0,0<br />
cN 16,6 16,0 16,6 16,0 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
cMH 12,4 11,4 0,0 0,0 12,4 11,4 12,4 11,4<br />
d 12,5 9,6 10,1 8,8 12,5 9,6 12,5 9,6<br />
eN 9,0 8,9 13,3 12,4 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
eMH 10,1 8,7 0,0 0,0 12,4 12,5 12,4 12,5
Verb<strong>und</strong>projekt pre agro <strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong><br />
2.5.2.4 Schlussfolgerungen<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die Optimierungen normalerweise erfolgreich sind, aber eine Ableitung<br />
einer Einstellempfehlung nicht möglich ist. Es kann leider auch keine Empfehlung gegeben<br />
werden, auf welchem Niveau mit der Einstellungsfindung des Streuers begonnen werden soll.<br />
Die Center-Line-Maschinen weisen einen geringeren Mengeneffekt auf <strong>und</strong> benötigen darüber<br />
hinaus weniger Optimierungen. Daher ist bei diesen Maschinen die Chance größer, dass eine<br />
gute Einstellung gefahren wird.<br />
Off-Center-Line-Maschinen können hingegen die Streuscheiben einzeln ansteuern, was bei großen<br />
Arbeitsbreiten eine besser angepasste Verteilung ermöglicht. Dieser Tatbestand war allerdings<br />
noch nicht Gegenstand der Untersuchungen <strong>und</strong> kann daher nicht beurteilt werden. Ebenso<br />
kann nur aufgr<strong>und</strong> einiger weniger Ergebnisse angenommen werden, dass die Maschinen mit<br />
Zwangszuführung einen geringeren Mengenfehler aufweisen.<br />
Die Ergebnisse zeigen den starken Einfluss der physikalischen Düngereigenschaften auf das<br />
Streubild. Ein Ansatz könnte mithin sein, die physikalischen Eigenschaften der Düngersorten zu<br />
messen <strong>und</strong> sie einem bestimmten Wurfverhalten zuzuordnen. Dies kann nur funktionieren,<br />
wenn die Hersteller eine gleichbleibende Düngerqualität garantieren könnten.<br />
Die Effekte, die zu einer Abweichung zwischen geplanter <strong>und</strong> tatsächlicher Verteilung des Düngers<br />
führen, können in drei Gruppen eingeteilt werden:<br />
• Fehler der Ausbringmenge/Einstellungsfehler<br />
Obwohl diese Fehler die Verteilgenauigkeit beeinflussen, zeigen die Berechnungen, dass es nicht<br />
die Hauptursachen für Abweichungen zwischen Soll- <strong>und</strong> Istwert sind. Durch einfache Abdrehproben<br />
lassen sich die Fehler auch im Feld weitgehend minimieren.<br />
• Positionierungsfehler/Längsverteilung<br />
Die Genauigkeit der Längsverteilung hängt von dem Ansprechverhalten der Streuerregelung<br />
ebenso wie von der Zuverlässigkeit der Positionierung ab. Stichprobenartig wurden Reaktionszeiten<br />
der Regelung bei einem Streuer abgeprüft, die Ergebnisse waren vollkommen<br />
zufriedenstellend (vgl. Griepentrog 2001).<br />
• Fehler durch das Streubild der Querverteilung<br />
Die gröbsten Abweichungen der Verteilgenauigkeit werden von der Form des Querverteilungsstreubildes<br />
verursacht. Bei der Simulation der Verteilung bei verschiedenen Ausbringmengen in<br />
benachbarten Fahrspuren wird deutlich, dass Streubilder mit einer dreieckigen Gr<strong>und</strong>form in der<br />
Lage sind, den stetigen Anstieg von einer Ausbringmenge zur nächsten zu gewährleisten. Bei<br />
Streubildern mit Trapez- oder Rechteckform ist der Anstieg dagegen eher stufenartig. Dies beeinflusst<br />
die Gesamtverteilung maßgeblich negativ (vgl. Persson 1998).<br />
In der Praxis wird der Kalibrierung oder der Suche nach richtiger Einstellung nur wenig Zeit<br />
gewidmet. Die Empfehlung geht daher in die Richtung, einen Düngerstreuer auszuwählen, der<br />
ein gutes Gesamtbild abliefert, ohne zu große Ausreißer nach oben oder unten. Weit entwickelte<br />
aber aufwendige Optimierungsverfahren haben keine Chance, in der landwirtschaftlichen Praxis<br />
umgesetzt zu werden.<br />
Die Notwendigkeit, die Technik speziell für teilflächenspezifischen Einsatz weiterzuentwickeln,<br />
ist gerade bei den Düngerstreuern offensichtlich. Durch Kompensieren des Mengeneffektes bei<br />
Seite 21
<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> Verb<strong>und</strong>projekt pre agro<br />
variabler Ausbringmenge könnte die Arbeitsqualität aller Streuer gesteigert werden. Des Weiteren<br />
muss sichergestellt werden, dass Informationen, die vom Fahrer aus dem Gefühl heraus verarbeitet<br />
werden, in der teilautomatisierten Applikation nicht verloren gehen. Dazu sollten weitere<br />
Kontrollmöglichkeiten wie z. B. Kontrolle der tatsächlichen Ausbringmenge eingesetzt werden.<br />
2.6 Technik<strong>vergleich</strong> GPS-Empfänger<br />
2.6.1 Material <strong>und</strong> Methoden<br />
In Zusammenarbeit mit dem Danish Institute for Agricultural Science (DIAS) wurden um das<br />
Research Centre Bygholm (RCB) Versuche zur Bestimmung der Zuverlässigkeit, Positionsgenauigkeit<br />
<strong>und</strong> Wiederholgenauigkeit von D/GPS-Empfängern durchgeführt. Die Versuche sind<br />
über einen Zeitraum von einem Jahr in wöchentlichen Abständen geplant worden. Positionen<br />
wurden in statischen sowie dynamischen Versuchen gemessen.<br />
Während der statischen Versuche wurden jede Woche an 10 festgelegten Punkten jeweils eine<br />
Minute lang Daten gespeichert. Außerdem wurden an einigen der Punkte in unregelmäßigen Abständen<br />
Messungen von 1 St<strong>und</strong>e Dauer durchgeführt, um die Langzeitstabilität der Positionssignale<br />
zu prüfen. Diese Punkte sind durch das örtliche Landesvermessungsamt eingemessen.<br />
Zwei unterschiedliche Messungen wurden bei den dynamischen Versuchen durchgeführt.<br />
Im ersten Teil wird ein Fahrspursystem in einem 3 ha Feld abgefahren. Zunächst folgen die<br />
Fahrspuren in 12 m Abstand der Ost-West-Richtung dann Nord-Süd-Richtung <strong>und</strong> anschließend<br />
im 8,5 m Abstand in 45° diagonal zu den vorherigen Richtungen. Die Referenzpositionen für das<br />
Fahrgassensystem wurde mit Hilfe des hoch genauen 4000ssi RTK-System von Trimble (Genauigkeit<br />
im Zentimeterbereich) eingemessen. Die Geschwindigkeit im Feld war 10 km · h -1 .<br />
Der zweite Teil der dynamischen Messungen wurde als Straßenfahrt entlang einer 16,5 km Strecke<br />
durchgeführt. Die Strecke geht größtenteils durch Wald <strong>und</strong> am Waldrand entlang, dann über<br />
offenes Feld an einer Hochspannungsverteilerstation vorbei <strong>und</strong> zwischen einigen Gebäuden<br />
hindurch. Dieser Ablauf ist dazu gedacht die Empfangsbedingungen künstlich zu erschweren,<br />
um die unterschiedliche Qualität der Empfänger besser herausarbeiten zu können. Die Vorfahrtgeschwindigkeit<br />
bei diesem Versuch ist 20 km · h -1 . Für diese Strecke gibt es aufgr<strong>und</strong> der erschwerten<br />
Empfangsbedingungen keine Referenzdaten. Die Ergebnisse werden statt dessen von<br />
Woche zu Woche miteinander verglichen, um die Wiederholgenauigkeit der Positionsangaben zu<br />
prüfen. Die Genauigkeit der Fahrspur liegt auf dieser Strecke entlang öffentlicher Straßen bei ca.<br />
1 m. Alle Positionen wurden im WGS84-Format gespeichert <strong>und</strong> später in metrische Werte<br />
transformiert. Das Gebiet der Versuchsdurchführung liegt bei 9,81E <strong>und</strong> 55,80N.<br />
Seite 22
Verb<strong>und</strong>projekt pre agro <strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong><br />
2.6.2 Ergebnisse<br />
2.6.2.1 Statische Versuche<br />
Die Wiederholungen der statischen Versuche an den 10 festgelegten Punkten, bei denen 1 Minute<br />
lang Daten gespeichert werden, zeigen, dass die Positionsgenauigkeit von Woche zu Woche<br />
schwankt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Genauigkeit von der Position des Empfängers (offene<br />
Fläche, zwischen Häusern, nahe an Bäumen etc.) <strong>und</strong> zusätzlich vom Empfängerfabrikat abhängen.<br />
Zusätzlich wird beobachtet, dass die Genauigkeit in Nord-Süd-Richtung (Lat) schlechter ist<br />
als in Ost-West-Richtung (Long). In Tabelle 2-5 sind der Mittelwert des Beobachtungszeitraumes<br />
sowie die Standardabweichung der Kurzversuche exemplarisch für zwei Punkte aufgetragen.<br />
Tab. 2-5: D/GPS-Positionsdaten, Standardabweichungen der Kurzversuche (Dauer eine Minute),<br />
wöchentlich Wiederholungen der statischen Messungen, Zeitraum vier Wochen [Meter]<br />
Empfänger<br />
Punkt 4<br />
Baumbestand in ca. 5 m<br />
Seite 23<br />
Punkt 7<br />
Freies Feld<br />
Mittelwert [m] Std. Abw. [m] Mittelwert [m] Std. Abw. [m]<br />
Long Lat Long Lat Long Lat Long Lat<br />
Landvermessung 3027,28 348,90 2325,92 202,95<br />
Trimble RTK<br />
Referenzsystem<br />
3026,92 348,68 0,0032 0,0098 2325,92 202,95 0,0041 0,0093<br />
GPS 3025,50 350,75 1,29 2,63 2324,99 204,67 0,95 1,41<br />
DGPS – FMspot 3025,56 350,69 2,36 3,32 2326,01 202,25 0,65 1,2<br />
DGPS – Racal Satellit 3027,22 348,84 0,83 1,4 2325,50 202,99 0,35 1,01<br />
Tab. 2-6: Die Mittelwerte der Positionierungsfehler (Entfernung) zwischen der Position vom Landesvermessungsamt<br />
<strong>und</strong> den verschiedenen Empfängern<br />
Mittlerer Fehler [m] GPS DGPS FM Spot DGPS Satellit<br />
Punkt 4 (Bäume in 5 m) 2,5 m 2,42 m 0,34 m<br />
Punkt 7 (freies Feld) 1,96 m 0,70 m 0,42 m<br />
Die Langzeitmessungen von einer St<strong>und</strong>e Dauer ebenso wie die kurzen Messungen zeigen <strong>vergleich</strong>bare<br />
<strong>und</strong> klassifizierbare Genauigkeitsunterschiede. Es wird daher angestrebt, die im<br />
Markt befindlichen Empfänger in Klassen zu unterteilen <strong>und</strong> Empfehlungen für bestimmte<br />
Einsatzgebiete auszusprechen.
<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> Verb<strong>und</strong>projekt pre agro<br />
Deutlich ist der Einfluss der Bäume auf die Empfangsqualität <strong>und</strong> die Positionierungsgenauigkeit.<br />
Der Fehler ist außerdem richtungsabhängig d. h. er ist in Nord-Süd-Richtung (Lat) ca. 2 - 3<br />
mal größer als in Ost-West-Richtung (Long). Ursächlich hierfür ist die Satellitenkonstellation<br />
(keine Abdeckung über den Polargebieten, vgl. Trimble 2001).<br />
2.6.2.2 Dynamische Versuche<br />
Die Ergebnisse der dynamischen Versuche zeigen deutlich größere Abweichungen als die stationären<br />
Messungen. Sie bestätigen aber auch die Tendenzen der statischen Messungen, d. h. die<br />
Fehler sind nicht konstant <strong>und</strong> der Fehler in Nord-Süd-Richtung ist ca. 2 - 3 mal größer als in<br />
Ost-West-Richtung.<br />
In Abbildung 2-5 ist eine Messfahrt mit mehreren Empfängern auf einem Fahrzeug montiert dargestellt.<br />
Die schwarze Linie stellt das Trimble 4000ssi RTK-Referenzsystem dar, die grauen Linien<br />
sind die D/GPS-Empfänger. Die Positionsdaten aller Empfänger sind fehlerbehaftet, aber<br />
wie in den statischen Tests ist eine Klassifizierung in Güteklassen möglich. Die Entfernung zwischen<br />
den Fahrspuren beträgt 8,5 m. Die Daten zeigen, dass der größte Fehler des GPS-<br />
Empfängers 8 m beträgt, während die DGPS-Empfänger nahezu fehlerfrei sind.<br />
Lat [m]<br />
Metre<br />
425<br />
375<br />
325<br />
275<br />
225<br />
175<br />
2575 2625 2675 2725 2775 2825<br />
Metre<br />
Long [m]<br />
Referenzlinie mit Trimble 4000ssi Meßdaten der D/GPS Empfänger<br />
Abb. 2-5: Positionsdaten verschiedener Empfänger während einer Überfahrt aufgezeichnet. Entfernung<br />
der Fahrspuren 8,5 m. Maximaler Fehler in Nord-Süd-Richtung 8 m.<br />
Die Ergebnisse der Fahrt über die 16,5 km lange Strecke zeigen, dass die Empfangsqualität im<br />
bewaldeten Teil stark eingeschränkt ist. Deutlich wird, dass die Empfangsstabilität allein kein<br />
Qualitätskriterium ist. Der GPS-Empfänger zeigte kaum Signalverlust, hatte aber Positionierungsfehler<br />
von 20 - 25 m zu verzeichnen. Die DGPS <strong>und</strong> besonders das RTK-System zeigten<br />
hier Signalstörungen <strong>und</strong> gaben keine Position an.<br />
Seite 24
Verb<strong>und</strong>projekt pre agro <strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong><br />
2.6.3 Schlussfolgerungen<br />
Die Zuverlässigkeit, Positionsgenauigkeit <strong>und</strong> Wiederholgenauigkeit der landwirtschaftlich genutzten<br />
D/GPS-Empfänger ist unterschiedlich. Die Signalstabilität <strong>und</strong> Positionsgenauigkeit<br />
scheinen sich konträr zu verhalten. Weitere Prüfungen werden notwendig, um eine Klassifizierung<br />
vorzunehmen <strong>und</strong> um den Anwendern die Auswahl des geeigneten Empfängers zu erleichtern.<br />
Es gibt unterschiedliche Anforderungen an die Positionsgenauigkeiten, diese sollten klar definiert<br />
werden. Das gilt auch im Hinblick auf weitere Präzisionsanforderungen z. B. für den Einsatz<br />
von mechanischen Hacken bei Reihenfrüchten oder autonom gesteuerten Fahrzeugen.<br />
2.7 Diskussion<br />
Durch die zentrale Position des Teilprojektes als Schnittstelle zwischen Anwendern, Wissenschaftlern<br />
<strong>und</strong> Herstellern von precision agriculture-Technik ergibt sich eine gute Übersicht der<br />
aktuellen Situation. Nach der Einschätzung des Teilprojektes sind technische Probleme ein Hindernis<br />
bei der Einführung von precision agriculture. Sie führen zur Verunsicherung der Anwender<br />
<strong>und</strong> haben abschreckende Wirkung auf neue Interessenten.<br />
Die Mehrzahl der Projektteilnehmer geben an, dass sie sich gegenwärtig ohne externe Unterstützung<br />
nicht in der Lage sehen, precision agriculture umzusetzen. Von den Geräteherstellern ist zu<br />
hören, dass die Verkaufszahlen für precision agriculture-Komponenten zur Zeit stagnieren. Ziel<br />
muss es daher sein, klare Vorstellungen des Prinzips precision agriculture zu vermitteln. Dazu<br />
gilt der Appell an alle Beteiligten d. h. Herstellerfirmen sowie gleichermaßen Wissenschaftler<br />
<strong>und</strong> Berater: der Boden muss bereitet werden, damit die precision agriculture-Technik fruchtbar<br />
arbeiten kann!<br />
Dazu ist es sinnvoll, zunächst einfache Ansätze mit zuverlässiger Technik zu verfolgen. Schrittweise<br />
<strong>und</strong> von der Wissenschaft betreut, können komplexere Zusammenhänge bearbeitet werden.<br />
Leere Versprechungen <strong>und</strong> Ankündigungen, die nicht gehalten werden können, schaden<br />
dem ganzen Prinzip <strong>und</strong> gefährden die Umsetzung von precision agriculture. Es sollten keine<br />
unerfüllbaren Hoffnungen auf die W<strong>und</strong>erwaffe precision agriculture geschürt, sondern realistische<br />
Einschätzungen des aktuellen Zustandes gegeben werden.<br />
Technik für precision agriculture ist, soweit vorhanden, funktionstüchtig, aber es gibt noch deutliche<br />
Lücken (z. B. fehlen Ertragsmesssysteme für Häckselgut <strong>und</strong> Sonderkulturen) <strong>und</strong> erhebliche<br />
Einschränkungen bei der Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Kompatibilität der Systeme. Es ist notwendig,<br />
die Entwicklung schrittweise voranzutreiben.<br />
Für die Bedienung gilt, dass sie oft aufgr<strong>und</strong> der Komplexität der Technologien sehr aufwendig<br />
ist. Das gilt besonders auch für GIS-Software. Es muss weiter daran gearbeitet werden, den Einsatz<br />
von Soft- <strong>und</strong> Hardware sinnvoll zu vereinfachen, ohne den positiven Effekt der komplexen<br />
Zusammenhänge zu zerstören. Es ist wichtig, dass man sich Gedanken über notwendige Genauigkeiten,<br />
technisch erfüllbare Bedingungen <strong>und</strong> bezahlbare Lösungen macht. Gemeinsam müssen<br />
technische Standards <strong>und</strong> harmonisierte Lösungen entwickelt werden, damit der Arbeitsaufwand<br />
leistbar <strong>und</strong> die enorme Menge an Daten überschaubar <strong>und</strong> zu verwalten bleibt.<br />
Seite 25
<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> Verb<strong>und</strong>projekt pre agro<br />
2.8 Ausblick<br />
Die <strong>Technikbetreuung</strong> wird auch weiterhin als wichtigste Aufgabe des Teilprojektes I-1 gesehen.<br />
Dazu wird der direkte Kontakt mit den Betrieben <strong>und</strong> den Herstellern weitergeführt bzw. intensiviert.<br />
Auch der Austausch mit Kollegen in Prüfung <strong>und</strong> Forschung wird gepflegt.<br />
Zur Klassifizierung von GPS-Empfängern sind weitere Versuche in Kooperation mit DIAS geplant<br />
<strong>und</strong> eine Gebrauchswertprüfung durch die DLG angedacht, dazu müssen allerdings zunächst<br />
Kapazitäten geschaffen bzw. freigemacht werden.<br />
Zum Technik<strong>vergleich</strong> der Düngerstreuer sollte auch ein Selbstfahrer-Pneumatikstreuer der Firma<br />
AgChem geprüft werden. Aufgr<strong>und</strong> der enormen Kosten <strong>und</strong> Schwierigkeiten, die der Transport<br />
eines der im Projekt eingesetzten Pneumatikstreuer mit sich bringt, war es im vergangenen<br />
Jahr nicht möglich, die Arbeitsqualität unter <strong>vergleich</strong>baren Bedingungen, wie bei den Schleuderstreuern<br />
abzuprüfen. Resultate aus USA (vgl. J. Chaplin 2000) zeigen mit Variationskoeffizienten<br />
der Verteilung von bis zu 50 % aber die Notwendigkeit einer Prüfung. Diese ist auf einem<br />
der Praxisbetriebe für Anfang 2001 geplant.<br />
LBS<br />
Erhebliche Bedeutung für eine rasche Einführung von precision agriculture in die landwirtschaftliche<br />
Praxis hat eine konsequent umgesetzte Standardisierung von Schnittstellen bei Hard- <strong>und</strong><br />
Software. Für eine Vereinheitlichung der Signal- <strong>und</strong> Steuerinformationen im Bereich der Gerätetechnik<br />
liegen die Standards der DIN 9864 ´LBS´ (landwirtschaftliches Bussystem) vor.<br />
Im Herbst des Jahres 2000 haben sich wichtige Anbieter von Landmaschinen <strong>und</strong> Elektronik<br />
bzw. Software in der deutschen Landwirtschaft auf eine einheitliche Vorgehensweise geeinigt.<br />
Sie werden die LBS-Norm in leicht adaptierter Form (LBS+) für ihre Geräte <strong>und</strong> Software anwenden.<br />
Dies ist ein Schritt zu mehr Sicherheit für Anbieter <strong>und</strong> Anwender hinsichtlich Kompatibilität<br />
technischer Komponenten für precision agriculture.<br />
Die Einigung auf diese Variante der LBS-Norm erlaubt insbesondere den Herstellern von<br />
Schleppern <strong>und</strong> Endgeräten eine konsequente Weiterentwicklung der Steuer- <strong>und</strong> Kontrollelektronik<br />
für landwirtschaftliche Geräte. Dies betrifft in besonderem Maße die Steuerung der Applikationstechnik<br />
in precision agriculture durch Bordelektronik von Schleppern <strong>und</strong> Selbstfahrern.<br />
Mit der Umsetzung der LBS-Norm wird gewährleistet, dass Steuer- <strong>und</strong> Regelsysteme für landwirtschaftliche<br />
Geräte- <strong>und</strong> Antriebstechnik hinsichtlich zukünftiger internationaler Normierung<br />
passfähig bleiben. Momentan wird die ISO-Norm 11783 erarbeitet, die weitgehend auf der deutschen<br />
LBS-Norm aufbaut. Eine Festschreibung der ISO-Norm ist in den nächsten drei bis fünf<br />
Jahren zu erwarten. Die bis dahin auf den LBS+ Standard basierenden Geräte <strong>und</strong> elektronischen<br />
Systeme werden durch Anpassung der Software weiterhin untereinander - sowie mit den dann<br />
eingeführten nach ISO-Norm arbeitenden Systemen kompatibel gehalten.<br />
Seite 26
Verb<strong>und</strong>projekt pre agro <strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong><br />
2.9 Literatur<br />
Chaplin, J. (2000) A Method for Testing the Effectiveness of Fertilizer Spreaders for precision agriculture, Presentation<br />
at 5 th Intl. Conference of PA, Minnesota, MN, USA<br />
Griepentrog, H. W. (2001) Determining the position lag of fertiliser disc spreaders, Paper presented at the 3 rd ECPA,<br />
Montpelier, France<br />
Persson, K. (1998) Physical Qualities of Fertilisers and Variable Rate Spreading-Interactions, Proceedings N°424,<br />
The international Fertiliser Society, York, UK.<br />
Persson, K. (2001) Precision of Commercial Positioning Systems for Agriculture, Paper presented at the 3 rd ECPA,<br />
Montpelier, France<br />
Trimble (2000) http://www.trimble.com<br />
2.10 Adresse<br />
Dipl. Ing. (FH) Cornelia Weltzien<br />
Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) e.V.<br />
Fachbereich Landtechnik<br />
Prüfstelle für Landmaschinen<br />
Lerchensteig 42<br />
14469 Potsdam-Bornim<br />
Tel: 0331/5670234<br />
Fax: 0331/5670290<br />
E-Mail: c.weltzien@dlg-frankfurt.de<br />
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<strong>Technikbetreuung</strong> <strong>und</strong> -<strong>vergleich</strong> Verb<strong>und</strong>projekt pre agro<br />
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