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EDUCATION 1.17

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<strong>EDUCATION</strong><strong>1.17</strong><br />

Amtliches Schulblatt des Kantons Bern l Feuille officielle scolaire du canton de Berne<br />

März l mars<br />

Thema l Dossier<br />

9 Spielen | Jouer<br />

Spielen ist oft der Schlüssel zu einem ganz andern Zugang zur Materie – es ist<br />

eine offene, freie und lustvolle Methode des Lernens.<br />

Le jeu est souvent la clé vers un tout autre accès à la matière. Jouer est une<br />

méthode d’apprentissage ouverte, libre et synonyme de plaisir.<br />

Erziehungsdirektion des Kantons Bern l Direction de l’instruction publique du canton de Berne l www.erz.be.ch


Inhalt | Sommaire<br />

Sprache auf einfache Art spielerisch erleben.<br />

→ Seite 18<br />

Für Beat Gertsch ist Hauswart mehr als nur ein Beruf.<br />

→ Seite 22<br />

Magazin<br />

Magazine<br />

S.4<br />

Politischer Kommentar<br />

Regard politique<br />

Gehaltsentwicklung und<br />

Aufholen von Lohnrückständen<br />

S.5<br />

Progression des traitements<br />

et rattrapage des retards salariaux<br />

S.6<br />

Thema: Spielen<br />

Dossier : Jouer<br />

Ein Ort der Freiheit und der Offenheit<br />

Im Spiel sind wir wirklich wir selbst und entdecken unsere<br />

Ganzheit. Durch das Spiel finden Schülerinnen und Schüler<br />

zu neuer Lernfreude.<br />

S. 9<br />

L’un nourrit l’autre et inversement<br />

Sachant que le plaisir est le meilleur moteur<br />

d’apprentissage, les enseignants recourent abondamment<br />

aux activités ludiques.<br />

S. 12<br />

«Nein, also wirklich, so verhält sich<br />

keine Frau Doktor!»<br />

<strong>EDUCATION</strong> hat sich mit einem Fachexperten fürs Spielen,<br />

Prof. Dr. Bernhard Hauser, PHSG, unterhalten. Ein Interview.<br />

S. 15<br />

Auch einfache Spiele können spannend sein<br />

Sprache auf einfache Art spielerisch erleben: Eine 9. Klasse<br />

in Ringgenberg trainiert ihren Französisch-Wortschatz.<br />

S. 18<br />

«Kinder reagieren sehr motiviert auf<br />

das spielerische Lernen»<br />

Das Spiel ist in der Basisstufe der Schule Köniz Buchsee<br />

ein zentrales Element.<br />

S. 20<br />

Porträt<br />

Portrait<br />

Beat Gertsch – mehr als ein Hauswart<br />

S. 22<br />

Volksschule<br />

Ecole obligatoire<br />

Cycle élémentaire:<br />

«Den Kindern wirst du so gerechter»<br />

S. 26<br />

Comenius: Eine Hip-Hop-Lektion mit<br />

«Body Wave» und «Baby Freeze»<br />

S. 30<br />

2<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Inhalt | Sommaire<br />

Editorial<br />

Neuntklässler studieren eine Hip-Hop-Choreografie ein.<br />

→ Seite 30<br />

Mittelschule/<br />

Berufsbildung<br />

Ecoles moyennes/<br />

Formation professionnelle<br />

Kreatives und Handwerkliches verbinden<br />

S. 34<br />

Am gleichen Seil ziehen<br />

S. 37<br />

Nach Lehrvertragsauflösung packen viele<br />

Lernende die zweite Chance<br />

S. 40<br />

PHBern<br />

Verschiedene Themen und Artikel<br />

rund um die PHBern<br />

S. 42<br />

Weiterbildung<br />

Formation continue<br />

S. 52<br />

Amtliches Schulblatt<br />

Feuille officielle scolaire<br />

S. 54<br />

Spielen – ein verlockendes Wort<br />

Mit der Forderung, im Unterricht mehr zu<br />

spielen, würden wir bei den Schülerinnen und<br />

Schülern auf offene Ohren stossen. Spiel ist<br />

ein verlockendes Wort, weil wir es mit Spass,<br />

Freude und Fantasie assoziieren. Spielen<br />

fesselt, bindet, löst und bezaubert durch die<br />

Spannung, die es erzeugt. Gleichzeitig braucht<br />

es eine gewisse Ordnung. Es ist eine Aktivität<br />

voller Leben, weil wir Verhaltensweisen vorführen,<br />

die wir unter normalen Umständen kaum<br />

zeigen würden.<br />

Auf Stufe Kindergarten ist das Spiel ein<br />

fester Bestandteil des Lernens. Fertigkeiten wie<br />

Ausdauer, Findigkeit, Mut, Kreativität und<br />

Kommunikationsfähigkeit, die wir im Spiel trainieren,<br />

lassen sich ideal in eine pädagogische<br />

Planung integrieren, auch auf Primarstufe und<br />

Oberstufe.<br />

Wir möchten mit unserem Heft Mut<br />

machen, mehr Zeit für das Spiel im Unterricht<br />

zu reservieren. Das Spiel ist eine Bühne, auf der<br />

wir lernen, fair miteinander umzugehen, uns<br />

selbstsicher zu bewegen und Sieg und Niederlage<br />

zu akzeptieren.<br />

De l’attrait du jeu<br />

Demander aux élèves de jouer davantage, voilà ce<br />

qui plairait certainement à plus d’un. Le jeu est<br />

un mot attrayant, car associé au divertissement,<br />

au plaisir et à l’imaginaire. Le jeu captive, rassemble,<br />

calme et envoûte par son côté passionnant.<br />

Jouer ne se fait pas pour autant sans respecter<br />

certaines règles. C’est une activité pleine de<br />

vie et nous y dévoilons des facettes de nousmêmes<br />

que nous ne montrerions pas autrement.<br />

Au niveau de l’école enfantine, le jeu fait<br />

partie intégrante de l’apprentissage. Nous<br />

sommes d’avis que les aptitudes telles que l’endurance,<br />

l’ingéniosité, le courage, la créativité<br />

et la capacité à communiquer, toutes favorisées<br />

par le jeu, peuvent trouver leur place dans une<br />

planification pédagogique, même aux degrés<br />

primaire et secondaire.<br />

Avec notre cahier, nous souhaitons vous encourager<br />

à réserver davantage de temps pour le<br />

jeu, une activité riche où l’on apprend à se comporter<br />

avec fair-play, où l’on gagne en assurance<br />

et où l’on expérimente la victoire et la défaite.<br />

Martin Werder, martin.werder@erz.be.ch<br />

Leiter Kommunikation |<br />

Responsable de l’Unité Communication<br />

Cartoon<br />

S. 67<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 3


Magazin | Magazine<br />

Foto: Johannes Marburg Foto: Sekundarschule Nidau 1837–1937<br />

Schulhäuser im Kanton Bern<br />

Schule Balainen – erster<br />

Architekturwettbewerb<br />

in Nidau<br />

Eine Serie der kantonalen Denkmalpflege<br />

Vor dem Ersten Weltkrieg erreichte die Schülerzahl in<br />

Nidau den damaligen Höchststand von 140 Knaben und<br />

Mädchen. Entsprechend eng waren die Platzverhältnisse<br />

in den drei kleinen Schulhäusern an der Schulgasse im<br />

Städtchen, auf die sich die Primar- und die Sekundarschule<br />

damals verteilten. Es war daher eine grosse Erleichterung,<br />

als 1919, kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs,<br />

die ganze Schule in den Neubau am Balainenweg<br />

umziehen konnte. Für das Schulhaus Balainen lancierte<br />

Nidau 1913 den ersten Architekturwettbewerb. Den ersten<br />

Preis unter den 48 Einsendungen holte sich ein Architekturbüro<br />

aus Biel. Die Architekten entwarfen einen monumentalen<br />

Heimatstilbau unter einem mächtigen Krüppelwalmdach<br />

und mit rechtwinklig angefügter Turnhalle. In<br />

einer Notzeit entstanden, sprengte der Bau alle Kostenberechnungen<br />

– auf eine Einweihungsfeier verzichtete man<br />

daher. Bei der Restaurierung 2014/2015, wiederum auf<br />

Grundlage eines Wettbewerbs, blieb die Anlage in ihrer<br />

Struktur vollständig erhalten. Durch die Auslagerung von<br />

Schulküche, Bibliothek und Aula in einen Erweiterungsbau in<br />

Sichtbeton entstand im Schulhaus zusätzlich Raum für<br />

neue Gruppenräume. Das Farbkonzept basiert auf der Original-fassung<br />

von 1918 und legt ausser den unterschiedlichen<br />

Farben für Brustsockel, Wände und Fenster auch mehrfarbige<br />

Schablonenmalereien in den Korridoren fest.<br />

Das Balainen-Schulhaus von Saager & Frey, Biel, anlässlich des<br />

100-Jahr-Jubiläums der Sekundarschule 1937<br />

Technik/Naturwissenschaften<br />

Entdecken und Staunen<br />

an der tunBern.ch 2017<br />

Während der BEA vom 28. April bis zum 7. Mai 2017 können<br />

Kinder und Jugendliche wieder nach Herzenslust forschen,<br />

experimentieren, entdecken und staunen. Nutzen<br />

Sie diese Möglichkeit, mit Ihren Schülerinnen und Schülern<br />

(7 bis 13 Jahre) an der tunBern.ch die faszinierende<br />

Welt der Technik und der Naturwissenschaften zu erleben.<br />

Die verschiedenen Projekte, diverse Informationen<br />

sowie die Möglichkeit zur Anmeldung Ihrer Schulklasse<br />

finden Sie auf der Website. Eine Initiative des HIV Kanton<br />

Bern, in Zusammenarbeit mit dem Kanton Bern.<br />

www.tunbern.ch<br />

Energie-Erlebnistage<br />

Modul zum Thema Mobilität<br />

Energieerlebnis statt grauer Theorie! An spannenden und<br />

interaktiven Stationen können die Kinder und Jugendlichen<br />

aller Stufen (Kindergarten bis Oberstufe) Energie<br />

selbst messen, fühlen und erleben. Zum Beispiel bei unserem<br />

neuen Modul zum Thema Mobilität für Schülerinnen<br />

und Schüler der Oberstufe. Bleibende Erfahrungen<br />

regen zu bewusstem Umgang mit Energie an. Ort: am<br />

Ökozentrum in Langenbruck oder direkt an Ihrer Schule.<br />

Preis: auf Anfrage.<br />

Foto: zvg<br />

Schulhaus und Ergänzungsbau von Wildrich Hien Architekten,<br />

Zürich, 2015<br />

www.energie-erlebnistage.ch<br />

www.tunbern.ch<br />

4<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Politischer Kommentar | Regard politique<br />

Gehaltsentwicklung und Aufholen<br />

von Lohnrückständen<br />

Bernhard Pulver<br />

Erziehungsdirektor | Directeur de l’instruction publique<br />

bernhard.pulver@erz.be.ch<br />

Foto Mark Nolan<br />

In den letzten Jahren ist das Verständnis der Berner<br />

Politik für die Anliegen der Lehrpersonen gewachsen.<br />

Öffentlichkeit, Regierungsrat und Grosser Rat haben<br />

erkannt, wie wichtig gute Anstellungs- und Arbeitsbedingungen<br />

der Lehrpersonen sind.<br />

Diese positive Grundhaltung ermöglichte es, in den<br />

vergangenen Jahren viele kleine und grössere Verbesserungen<br />

im personalpolitischen Bereich zu realisieren.<br />

Die Pflichtpensensenkung für Berufsschullehrkräfte, die<br />

Anhebung der Lohnklasse für Kindergartenlehrpersonen,<br />

die gleiche Lohnklasse für alle Schulleitungen der Volksschule<br />

(ab 1.8.2017), die SOS-Lektionen für schwierige<br />

Klassensituationen, der definitive Verzicht auf die Einführung<br />

des Leistungslohnsystems für Lehrkräfte sind nur<br />

einige Beispiele. Der wichtigste personalpolitische Erfolg<br />

war die Revision des Lehreranstellungsgesetzes im Jahr<br />

2013, mit welcher der gesicherte Lohnaufstieg wieder<br />

eingeführt wurde. Ausserdem konnten wir jenen Lehrkräften<br />

mit besonders grossen Lohnrückständen bereits<br />

mehrere Male zum Schuljahresbeginn zusätzliche Gehaltsstufen<br />

gewähren, damit sie rascher zur Ziellohnkurve<br />

aufholen.<br />

2014 nahm der Grosse Rat eine Motion an, mit der<br />

er den Regierungsrat beauftragte, ihm einen Bericht<br />

mit einem Gesamtüberblick über die Anstellungsbedingungen<br />

der Lehrkräfte im interkantonalen Vergleich vorzulegen.<br />

Dieser Bericht wurde im Dezember 2016 vom<br />

Regierungsrat verabschiedet und wird in der kommenden<br />

Märzsession vom Grossen Rat behandelt werden. Er<br />

zeigt ein von Gegensätzen geprägtes Bild: In einigen<br />

Bereichen sind die Anstellungsbedingungen der<br />

Lehrkräfte im Kanton Bern durchaus mit jenen anderer<br />

Kantone vergleichbar oder sogar besser, in anderen<br />

Bereichen klar schlechter.<br />

Mit aller Deutlichkeit zeigt der Bericht zugleich auf,<br />

wie gross der Handlungsbedarf in der Lohnfrage war<br />

und ist. Die vom Regierungsrat und von den Personalverbänden<br />

in den letzten Jahren immer und immer wieder<br />

dargestellte Schwäche unseres Kantons bei den Lehrerlöhnen<br />

wurde im Bericht bestätigt. Wir dürfen deshalb<br />

sagen, dass die Berner Politik im September 2013 das<br />

Problem erkannt und mit der richtigen Massnahme<br />

angepackt hat. Das ist immerhin schon sehr erfreulich!<br />

Der Handlungsbedarf bleibt aber bestehen. Dies<br />

zeigt der Bericht auf. Der Grosse Rat hat bei den letzten<br />

Budgetdebatten die für den konstanten Lohnaufstieg in<br />

Voranschlag und Finanzplan eingestellten Finanzmittel<br />

immer klar bestätigt. Das stimmt mich zuversichtlich,<br />

dass auch in künftigen Spardebatten nicht am Lohn der<br />

Lehrkräfte geschraubt wird.<br />

Denn – auch das zeigt der Bericht auf – selbst<br />

wenn sich in einigen Jahren der Lohn der allermeisten<br />

Lehrkräfte endlich wieder auf der Ziellohnkurve bewegen<br />

wird: Die Löhne der Volkschullehrpersonen werden auch<br />

dann noch nicht überdurchschnittlich sein. Das wird sich<br />

unser Kanton – mit einer eigenen Ressourcenkraft von<br />

▶<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 5


Politischer Kommentar | Regard politique<br />

75 Prozent des schweizerischen Durchschnitts, dank<br />

den Mitteln aus dem Bundesfinanzausgleich sind es<br />

85 Prozent – nicht leisten können. Und doch: Die Diskussion<br />

muss geführt werden, ob wir nicht mittelfristig die<br />

Lohnklassen der Volksschullehrerinnen und -lehrer generell<br />

anheben sollten. Am dringendsten scheint mir – nach<br />

der nun erfolgten Lohnangleichung für die Kindergartenlehrkräfte<br />

– die Anhebung der Löhne der Primar- und<br />

Kindergartenlehrkräfte zu sein. Sind vier Lohnklassen<br />

Unterschied zwischen Primarlehrkräften und Sekundarlehrkräften<br />

wirklich noch gerechtfertigt?<br />

Ich möchte allerdings in dieser Sache keine falschen<br />

Hoffnungen wecken. Erste Priorität bleibt in allen<br />

Finanzdebatten die Sicherung des wiedereingeführten<br />

konstanten Lohnaufstiegs. Die Anhebung der Lohnklassen<br />

der Primar- und Kindergartenlehrpersonen wird in<br />

den nächsten paar Jahren sicher nicht realisiert werden.<br />

Angesichts anstehender Sparrunden ist eine solche<br />

Verbesserung kurzfristig nicht realistisch. Inwiefern dies<br />

mittel- und langfristig eine Option sein wird und ob das<br />

aus Sicht des Personals – und seiner Verbände – überhaupt<br />

die erste Priorität hat, wird sich in einer breiten<br />

politischen Debatte zuerst klären müssen. Eine erste Debatte<br />

dazu wird in der Märzsession 2017 im Grossen Rat<br />

stattfinden. Dazu bietet der Bericht des Regierungsrates<br />

eine tragfähige Grundlage. Affaire à suivre…<br />

Progression des traitements<br />

et rattrapage des retards salariaux<br />

Bernhard Pulver, Directeur de l’instruction publique<br />

bernhard.pulver@erz.be.ch<br />

Ces dernières années, les politiciens bernois ont fait<br />

preuve de plus de compréhension envers les demandes<br />

des enseignants et enseignantes. Le grand public,<br />

le Conseil-exécutif et le Grand Conseil ont reconnu<br />

l’importance de proposer de bonnes conditions<br />

d’engagement et de travail aux membres du corps<br />

enseignant.<br />

Cette attitude positive a permis de nombreuses<br />

améliorations, plus ou moins importantes, dans le domaine<br />

de la politique du personnel. La réduction des programmes<br />

d’enseignement obligatoires pour les membres du corps<br />

enseignant des écoles professionnelles, l’augmentation de<br />

la classe salariale des enseignants et enseignantes d’école<br />

enfantine, l’uniformisation de la classe de traitement des<br />

directions de l’école obligatoire (dès le 1 er août 2017),<br />

l’introduction des leçons SOS pour les situations de classe<br />

problématiques, le renoncement définitif à l’introduction<br />

du système de salaire au mérite pour les enseignants et<br />

enseignantes n’en sont que quelques exemples. La plus importante<br />

victoire en matière de politique du personnel a été<br />

la révision de la loi sur le statut du corps enseignant en 2013,<br />

qui a permis la réintroduction de la progression salariale assurée.<br />

Par ailleurs, à plusieurs reprises, nous avons pu octroyer<br />

en début d’année scolaire des échelons<br />

supplémentaires aux enseignants et enseignantes affichant<br />

des retards salariaux importants afin de leur permettre de<br />

rattraper plus rapidement la courbe salariale.<br />

En 2014, le Grand Conseil a adopté une motion chargeant<br />

le Conseil-exécutif de lui remettre un rapport contenant<br />

un aperçu complet des conditions d’engagement<br />

du corps enseignant en comparaison intercantonale. Ce rapport<br />

a été approuvé par le Conseil-exécutif en décembre<br />

2016 et sera traité par le Grand Conseil lors de la prochaine<br />

session de mars. Il révèle une situation des plus contradictoires<br />

: dans certains domaines, les conditions d’engagement<br />

du corps enseignant bernois sont comparables voire meilleures<br />

que celles des autres cantons et, dans d’autres, elles<br />

sont considérablement moins intéressantes.<br />

Le rapport met clairement en lumière à quel point il<br />

était et est encore nécessaire d’améliorer les salaires. Les<br />

faiblesses au niveau des salaires du corps enseignant, qui<br />

ont à plus d’une reprise été évoquées par le Conseil-exécutif<br />

et les associations du personnel, ont bel et bien été confirmées<br />

par le rapport. La politique cantonale bernoise a ainsi<br />

reconnu le problème en septembre 2013 et mis en place<br />

les mesures adaptées. C’est déjà une première étape très<br />

réjouissante !<br />

Il reste néanmoins impératif de prendre des mesures.<br />

Le rapport le montre bien. Lors des derniers débats budgétaires,<br />

le Grand Conseil a clairement confirmé les moyens<br />

financiers inscrits au budget et au plan financier pour l’augmentation<br />

des traitements garantie. Je suis donc confiant<br />

dans le fait que les salaires du corps enseignant ne seront<br />

pas touchés par les futurs débats financiers.<br />

Le rapport montre aussi que, même si les salaires<br />

de la plupart des enseignants et enseignantes vont enfin<br />

rejoindre la courbe ces prochaines années, il n’en demeure<br />

pas moins que ceux du corps enseignant de l’école obligatoire<br />

se situeront toujours dans le bas de la moyenne.<br />

Avec ses ressources qui se situent à 75 pour cent de la<br />

moyenne suisse (en réalité 85 pour cent grâce à la péréquation<br />

financière de la Confédération), le canton ne pourra<br />

6<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Magazin | Magazine<br />

pas se permettre d’améliorer ce point. Et pourtant, il est<br />

tout de même nécessaire de discuter de la question de<br />

savoir si les classes de traitement des enseignants et enseignantes<br />

de l’école obligatoire ne devraient pas subir une<br />

augmentation généralisée à moyen terme. A mes yeux,<br />

maintenant que les salaires des enseignants et enseignantes<br />

des classes enfantines ont été harmonisés avec ceux<br />

des enseignants et enseignantes de primaire, l’urgence<br />

me semble être d’augmenter les salaires de tous ces enseignants<br />

et enseignantes. La différence de quatre classes<br />

de traitement entre les enseignants et enseignantes du primaire<br />

et ceux du secondaire est-elle encore justifiée ?<br />

Je ne souhaite toutefois pas susciter de faux espoirs.<br />

La priorité dans tous les débats financiers demeure le maintien<br />

de l’augmentation des traitements garantie récemment<br />

réintroduite. L’augmentation des classes de traitement des<br />

enseignants et enseignantes d’école enfantine et de primaire<br />

ne se fera certainement pas ces prochaines années. Compte<br />

tenu des mesures d’économies prévues, il n’est pas réaliste<br />

d’envisager une telle amélioration à court terme. Il s’agira de<br />

clarifier dans le cadre d’un large débat politique dans quelle<br />

mesure cela serait une option à moyen et à long terme et si<br />

cela est même une priorité du point de vue du personnel et<br />

de ses associations. Un premier débat à ce sujet se tiendra<br />

au Grand Conseil durant la session de mars 2017. Le rapport<br />

du Conseil-exécutif représente une base solide pour étayer<br />

les discussions. Affaire à suivre…<br />

Unter der Lupe<br />

Fünf Fragen an Christine Häsler<br />

Christine Häsler wuchs in Grindelwald<br />

auf. Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte<br />

sie eine kaufmännische Lehre bei<br />

der Gemeindeverwaltung Grindelwald und<br />

arbeitete später als Gemeindeschreiberin<br />

von Lütschental. Seit 2011 ist sie Leiterin<br />

Kommunikation bei den Kraftwerken<br />

Oberhasli. Christine Häsler ist Mutter von<br />

vier Kindern und lebt in Burglauenen.<br />

Von 2002 bis 2015 war sie Mitglied des<br />

Grossen Rates des Kantons Bern und amtierte<br />

von 2006 bis 2014 als Fraktionschefin<br />

der grünen Fraktion. Bei den kantonalen<br />

Wahlen 2014 erzielte sie das zweitbeste Resultat<br />

in ihrem Wahlkreis. Im Juni 2015<br />

rückte Christine Häsler in den Nationalrat<br />

nach. Sie engagiert sich als Schulratspräsidentin<br />

der Schule für Holzbildhauerei<br />

Brienz für Bildung und als Stiftungsratspräsidentin<br />

des Kunsthauses Interlaken<br />

für Kultur. Die Erholung in der<br />

Natur ist Christine Häsler<br />

wichtig – es kommt vor,<br />

dass sie morgens erst in<br />

ihrem Bergtal unterwegs<br />

ist und dann<br />

ins Büro geht.<br />

Foto: zvg<br />

1. Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken, was kommt Ihnen als Erstes in<br />

den Sinn? Ich hatte einen langen, steilen Schulweg. Als Siebenjährige war<br />

ich am frühen Morgen fast eine Stunde bergwärts unterwegs. Dafür war ich<br />

wetterfest und kannte und erlebte die Natur. Blumensträusse pflücken,<br />

Tiere beobachten und im Winter rasante Schlittenfahrten machen, all das<br />

prägte meinen Schulweg und meine Entwicklung positiv. 2. Welcher Lehrperson<br />

geben Sie rückblickend die Note 6 und warum? Einer unserer<br />

Lehrer in der Sekundarschule schaffte es, Schülerinnen und Schüler einfach<br />

zu begeistern. Er unterrichtete und lebte Begeisterung am Lernen und<br />

Engagement, aber auch Solidarität und Zusammenhalt innerhalb einer<br />

Gruppe vorbildlich vor. Seine Lektionen waren nie Büffeln oder Zeitabsitzen,<br />

sie waren immer Erlebnis. Und dies deshalb, weil er so ein begeisternder<br />

Mensch war. 3. Inwiefern hat die Schule Ihnen geholfen, eine politische<br />

Laufbahn einzuschlagen? Ich war eine Leseratte. Aufmerksame<br />

Lehrkräfte haben diese Leidenschaft mit Buchempfehlungen gestützt und<br />

mit den meist guten Schulbibliotheken gefördert. Da kam bei mir sehr früh<br />

Allgemeinwissen, aber auch ein starkes Bewusstsein für Gerechtigkeit<br />

und für unsere Verantwortung auf. 4. Was ist das Wichtigste,<br />

was Kinder heute in der Schule lernen sollen, und warum?<br />

Kinder sollten an ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken<br />

herangeführt und darin gefördert werden. Damit sie<br />

sich und ihre Stärken und Schwächen kennen und<br />

zusammen mit anderen Kindern lernen, das Gelernte<br />

wie die natürlichen Eigenschaften richtig einzusetzen.<br />

5. Warum waren bzw. wären Sie eine gute<br />

Lehrperson – oder eben nicht? Ich mag Kinder,<br />

und sie faszinieren mich. Aber ich brauche auch die<br />

Gelegenheit, mich zurückzuziehen. Rückzug, Distanz<br />

und Stille – dies wäre wohl nicht so passend.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 7


Thema | Dossier<br />

8 <strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Thema | Dossier<br />

Spielen<br />

Ein Ort der Freiheit<br />

und der Offenheit<br />

Martin Werder<br />

Illustrationen: büro z<br />

Im Spiel sind wir wirklich wir selbst und entdecken unsere Ganzheit. Tatsächlich wirkt<br />

das Spielen positiv auf Schülerinnen und Schüler, indem es ihre inneren Kräfte stärkt und<br />

sie oft zu neuer Lernfreude finden. Spielen ist ein Modus des Lernens, welchem eine<br />

Absicht und ein Ziel zugrunde liegen können. Gut eingesetzt ist es auch auf der Oberstufe<br />

eine wertvolle Lernmethode.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

9


Thema | Dossier<br />

Das Spiel erfüllt keine unmittelbare Funktion. Trotzdem ist<br />

es nicht überflüssig, sondern fördert bei den Kindern<br />

Grundfertigkeiten, Kreativität und Spielfreude, die ihre Lebensfähigkeit<br />

und Lebenslust erhöhen. Knaben erwerben<br />

sich bei Raufspielen einen biologischen Vorteil, indem sie<br />

stärker, gewandter und wettbewerbstauglicher werden.<br />

Das Spiel genügt jedoch meist sich selbst, denn sein<br />

Zweck ist die unmittelbare Freude an der Sache.<br />

Junge Raubtiere necken, stupsen und balgen sich<br />

um Knochen, Wurzeln oder Holzteile. Dies geschieht unter<br />

der schützenden Obhut des Muttertieres. Wir können dieses<br />

Spiel auch bei Murmeltieren und in der Tierwelt generell<br />

beobachten. Schimpansen, unsere nächsten Verwandten,<br />

zeigen eine ausgeprägte Disposition fürs<br />

Spielen. Wenn sie in Spiellaune sind, tragen sie ein Spielgesicht<br />

und wechseln ihre Gangart. Ihr Spiel ist gekennzeichnet<br />

durch eine Vielfalt an spielerischen Verhaltensmustern<br />

mit Wiederholungen und Variationen. 1<br />

Spielen ist in fast allen menschlichen Kulturen ein<br />

typisches Merkmal der Kindheit – einer Entwicklungsphase,<br />

in der ein Kind noch Kind sein kann. Es ist ein behüteter<br />

Schon- und Spielraum, auf den unsere westliche<br />

Kultur sehr viel Wert legt, weil er für die Entfaltung der<br />

geistigen, sozialen und körperlichen Anlagen des Kindes<br />

essenziell ist. Das sorglose und verträumte Spielen und<br />

Lernen in dieser Zeit ist möglich, weil wir über genügend<br />

finanzielle und materielle Ressourcen verfügen und uns<br />

seiner Bedeutung bewusst sind. Dies im Gegensatz zu<br />

andern Gesellschaften, in denen die Kinderarbeit ein Bestandteil<br />

des Erwerbseinkommens einer Familie ist.<br />

Spielen – ein Teil unserer Kultur<br />

Der besondere Reiz des Spiels liegt darin, dass es ausserhalb<br />

der Gesetze und Bräuche des gewöhnlichen Lebens<br />

stattfindet. Es folgt gesonderten, von allen anderen Verhalten<br />

abgegrenzten Regeln. Für den Einzelnen ist das<br />

Spiel ein Ort der Freiheit und der Offenheit für selbstständiges<br />

Handeln. Wenn wir spielen, dann begegnen wir uns<br />

auf einer sehr menschlichen Ebene, fern von Weltanschauung,<br />

Religion, Alter oder Vorrechten.<br />

Unsere Kultur verdankt dem Spiel sehr viel und ist<br />

eng mit ihm verwoben. Dies zeigt sich insbesondere im<br />

Schauspiel, in Theater, Kino und Fernsehen, im Sport,<br />

aber auch in Stilmitteln wie der Ironie, in Wortspielen, Witzen,<br />

Rätseln und Sprachschöpfungen, welche die Dichtkunst<br />

hervorgebracht hat. 2 Dichter verglichen die Welt mit<br />

einer Schaubühne, auf der wir nur Akteure mit einer zugewiesenen<br />

Rolle sind. Das Spiel ist Teil der menschlichen<br />

Natur, was Johan Huizinga dazu bewogen hat, vom Homo<br />

ludens, dem spielenden Menschen, zu sprechen. 3<br />

1 Zu den geschlechtertypischen Unterschieden im<br />

frühkindlichen Spielen siehe Hauser, Bernhard (2016):<br />

Spielen. Frühes Lernen in Familie, Krippe und<br />

Kindergarten. S. 51, Stuttgart.<br />

2 Huizinga, Johan ( 2013): Homo ludens. Vom Ursprung<br />

der Kultur im Spiel. S. 10 ff, Hamburg, 23. Auflage.<br />

3 Ebenda, S.7.<br />

Das Wesen des Spiels ist, dass wir einer Art Zauber<br />

oder Spannung unterliegen, die uns als Person aus der<br />

nüchternen Realität herausreisst. Die je nach Temperament<br />

überschäumende Begeisterung, die wir als Spielende<br />

entwickeln, ist ein charakteristisches Merkmal. Das<br />

Spiel kann eine Dynamik entfalten, die wir nicht voraussehen<br />

können und die schwer kontrollierbar ist. «Beim Spiel<br />

kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen<br />

als im Gespräch in einem Jahr», meinte der<br />

griechische Philosoph Platon.<br />

Lernen und Spielen – ein Widerspruch?<br />

Es wäre falsch, Lernen und Spielen als Gegensatz zu<br />

sehen. Lernen beschränkt sich nicht nur auf systematisches<br />

und schulisches Lernen. «Dieses Verständnis beruht<br />

auf einem zu engen Lernbegriff und ist überholt»,<br />

sagt Evelyne Wannack, Professorin für Forschung und<br />

Entwicklung an der PHBern. Sie befasst sich in ihren Forschungsarbeiten<br />

vor allem mit Kindergarten- und Grundschuldpädagogik<br />

sowie dem Classroom Management. «In<br />

der Erziehungswissenschaft ist Spielen eine Form von<br />

Lernen. Als Lehrperson überlege ich mir, wie ich Inhalte<br />

einführe, welche Ziele und Absichten dem Spiel zugrunde<br />

liegen. Das Spiel ist eine Methode und gehört zum Repertoire<br />

der Lehrperson», erklärt sie.<br />

Das Spiel deckt viele Facetten der kindlichen Entwicklung<br />

ab. Im freien Spiel können die Kinder – begleitet<br />

durch die Lehrperson – über den Fortgang selbst bestimmen.<br />

Sie erleben dabei eine Autonomie, über die sie sonst<br />

kaum verfügen. «Ich erinnere mich an jene Kindergartengruppe,<br />

die aus Schwedenkästen und Matten im freien<br />

Spiel ein Piratenschiff baute. In einem nächsten Schritt<br />

erfanden sie eine Geschichte dazu, die sie dann laufend<br />

erweiterten», erzählt Evelyne Wannack.<br />

Der Lehrplan 21 kommt der Anwendung von Spielformen<br />

entgegen. Spielen ist ein ideales Feld, um Kompetenzen<br />

zu schulen und anzuwenden. Spiele wie das Bauen<br />

eines Piratenschiffs seien eine mehrschichtige Form, in<br />

der wir verschiedene überfachliche Kompetenzen trainieren<br />

könnte, wie sich zu konzentrieren und beharrlich<br />

dranzubleiben, meint Fachexpertin Wannack. Gleichzeitig<br />

müssten sich Kinder untereinander arrangieren, sodass<br />

sich alle am Spiel beteiligen könnte.<br />

Ein Modus des Lernens<br />

Bis Kinder etwas beherrschen, braucht es ein längeres<br />

Üben. Im Spiel geschieht dies auf lustvolle und abwechslungsreiche<br />

Art. Langweiliges und mühseliges Wiederholen<br />

wird am Ende mit Freude und Lust belohnt. Im Kindergarten<br />

gehen die Spiel- und Lernsequenzen ineinander<br />

über. Wenn Kinder spielen, lernen sie gleichzeitig, schreibt<br />

der Lehrplan 21 in der Einführung zum 1. Zyklus. Spielen<br />

auf dieser Stufe ist ein Modus des Lernens. Auf der Unterstufe<br />

ist es möglich, dem Spielbedürfnis mit offenen Unterrichtsformen<br />

wie Werkstattunterricht, Tages- oder Wochenplan<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Des Weiteren hat das Spiel eine verstärkende Wirkung.<br />

Dies wird insbesondere dann sichtbar, wenn sich<br />

Kinder mit einer erstaunlichen Ausdauer über eine lange<br />

Zeitspanne in eine Aufgabe oder eine Rolle vertiefen und<br />

10<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Thema | Dossier<br />

dabei spezifisches Wissen erwerben. Dieser positive innere<br />

Antrieb, sich auf eine Sache zu konzentrieren und<br />

dranzubleiben, ist ein typisches Merkmal der intrinsischen<br />

Motivation. Intrinsisch Motivierte lernen, weil sie an der<br />

Sache selbst interessiert sind, weil sie sich einer Sache<br />

selbst emotional verbunden fühlen. Entscheidend ist,<br />

dass ihr Fokus dabei voll auf die Sache gerichtet ist. Ziel<br />

müsste sein, ein intrinsisch motiviertes Lernen anzustreben,<br />

da dieses nachhaltiger ist als extrinsisches, welches<br />

nur auf Druck und Belohnung hin reagiert. 4<br />

Stufengerechte Anwendung<br />

Spielformen unterstützen die Ausbildung der kognitiven,<br />

sozialen und emotionalen Seiten der Kinder und Jugendlichen.<br />

Sofern diese stufengerecht angewandt werden,<br />

sind Lernspiele in jedem Fach eine ideale Methode, um<br />

Gelerntes zu festigen, Lust am Lernen zu entfachen und<br />

Kreativität freizusetzen. Wie eine amerikanische Studie<br />

zeigt, erhalten Kinder den «Verleider» und verlieren die<br />

Spielfreude, wenn Lehrpersonen zu direkt Einfluss nehmen.<br />

«Es ist entscheidend, dass ich als Lehrperson den<br />

Kindern und Jugendlichen im Spielen bewusst Freiheiten<br />

lasse», meint Evelyne Wannack. Lehrpersonen sollten im<br />

Spiel eine begleitende Funktion übernehmen oder selbst<br />

mitspielen. Wichtig ist, das eigene Handeln nach dem<br />

Spiel zu reflektieren. Was haben wir beobachtet? Welche<br />

Erkenntnisse ziehen wir daraus? Damit auch eine Ertragssicherung<br />

stattfindet. An der Oberstufe sind vor allem der<br />

Sport und die Mathematik ein ideales Feld, um Freude am<br />

Spielen zu entwickeln, aber seine Anwendung sollte sich<br />

nicht auf diese Fächer beschränken. 5 Die Palette der<br />

Spiele im Sprachunterricht zum Beispiel ist sehr breit, sie<br />

reicht von Schreib-, Lese- und Rätselspielen über Würfelund<br />

Strategiespiele bis zum szenischen Spiel.<br />

Darstellendes Spiel<br />

Rollenspiele, szenisches Spiel und das Aufführen von kurzen<br />

Theaterstücken haben sich in den letzten Jahren in<br />

vielen Fächern auf der Oberstufe etabliert. Das spielerische<br />

Ausgestalten von fiktiven Begegnungen und Dialogen<br />

zwischen Figuren, das Fortführen von Erzählungen<br />

und deren szenische Umsetzung ist eine gute Methode,<br />

um im Sprachunterricht die erzählerische Wirklichkeit<br />

nachzuempfinden. Insbesondere das bekannte Rollenspiel<br />

bietet sich an, in verschiedenen Als-ob-Situationen<br />

andere Wirklichkeiten zu erfahren, sich in den Augen anderer<br />

zu sehen (Fremdwahrnehmung) und eigene Verhaltensvorstellungen<br />

zu erproben. Das Rollenspiel, aber<br />

auch das darstellende Spiel im Allgemeinen sind eine<br />

Möglichkeit, sich in andere Rollen, Identitäten hineinzudenken<br />

und die eigene Lebenswirklichkeit zu hinterfragen.<br />

Im Gegensatz zur rein geistigen Bearbeitung von Textinhalten<br />

sind sie handlungsorientiert, wobei die ganze<br />

Bandbreite sprachlicher, mimischer und körperlicher Ausdrucksmöglichkeiten<br />

aktiviert wird. 6 Charaktere werden<br />

erlebbar, und ihre Handlungsmotive erscheinen plötzlich<br />

in anderem Licht. Darstellende Spielangebote dieser Art<br />

dienen der emotionalen, sozialen und ästhetischen Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Jugendlichen und unterstützen<br />

sie in ihrer Selbstfindung.<br />

Wer viel mit den Schülerinnen und Schülern spielt,<br />

wird eine gewisse Vorliebe entwickeln, systematischer<br />

vorgehen, möglicherweise eine Spielsammlung aufbauen<br />

oder im eigenen Schulhaus die Spielkultur fördern. Vielleicht<br />

führt dies dann zu etwas mutigeren Formen, bei<br />

denen man die Schülerinnen und Schüler einmal experimentieren<br />

und ein Spiel selbst weiterentwickeln lässt. Ein<br />

weiterer spannender Ansatz ist das explorative Lernen 7 ,<br />

das aus den Naturwissenschaften stammt. Das probierende<br />

Erforschen spornt die Schülerinnen und Schüler an.<br />

Es folgt dem Prinzip: Du sollst es lieben, Spiele zu spielen,<br />

die du noch nie gespielt hast.<br />

4 Hauser, Bernhard (2016): Spielen. Frühes Lernen in Familie,<br />

Krippe und Kindergarten. S. 22, Stuttgart.<br />

5 Diesen spielerischen Ansatz haben wir bereits im<br />

<strong>EDUCATION</strong> 1/2015 vorgestellt. S. 11: « Formen, Figuren,<br />

Rätsel – der Welt auf die Spur kommen ».<br />

6 Thiesen, Peter (2006): Freche Spiele. Starke Spielideen<br />

gegen Frust und Lustverlust in Schule, Jugendarbeit und<br />

Erwachsenenbildung. S. 17, Weinheim und München.<br />

7 Steiner Verena (2010): Lernstrategien. Spielend lernend.<br />

UNI Magazin 2/10.<br />

Synthese « Un lieu de liberté et<br />

d’ouverture » Jouer ne remplit pas<br />

de fonction immédiate. Ce n’est<br />

pas pour autant que jouer est inutile,<br />

bien au contraire : cela aide<br />

les enfants à développer leurs capacités<br />

de base, leur créativité et leur<br />

plaisir au jeu et contribue ainsi à<br />

leur autonomie et à leur joie de<br />

vivre. L’attrait principal du jeu réside<br />

dans le fait qu’il s’inscrit en<br />

dehors des obligations et des habitudes<br />

de la vie ordinaire. Il suit des<br />

règles à part, qui ne s’appliquent<br />

pas aux autres comportements.<br />

Pour certains, le jeu est synonyme<br />

de liberté et d’ouverture favorisant<br />

l’autonomie. Le propre du jeu est de<br />

nous apporter de la magie et de l’excitation<br />

qui nous tirent de notre<br />

quotidien. En jouant, apprendre se<br />

fait de façon amusante et variée. Les<br />

révisions ennuyeuses et pénibles<br />

sont récompensées par de la joie et<br />

du plaisir. A l’école enfantine, les<br />

séquences de jeu et d’apprentissage<br />

s’entremêlent. Lorsque les enfants<br />

jouent, ils apprennent en même<br />

temps. Si les adultes exercent trop<br />

directement leur influence, les<br />

enfants ont moins de plaisir à jouer.<br />

Il est donc indispensable de leur<br />

laisser suffisamment de liberté dans<br />

ces moments. Les enseignants et<br />

enseignantes ne devraient endosser<br />

qu’un rôle d’accompagnement ou<br />

alors participer activement au jeu<br />

au même titre que les enfants. Il est<br />

important de prendre le temps de<br />

réfléchir à sa manière de jouer une<br />

fois la séquence de jeu terminée.<br />

Qu’avons-nous observé ? Qu’avonsnous<br />

appris ? Cette démarche permet<br />

d’assurer que le jeu apporte une<br />

plus-value.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 11


Thema | Dossier<br />

Jouer<br />

L’un nourrit l’autre<br />

et inversement<br />

Dominique Eggler<br />

Sachant que le plaisir est le meilleur moteur<br />

d’apprentissage, les enseignants et enseignantes<br />

recourent abondamment aux activités ludiques.<br />

Interdisciplinaire et omniprésent chez les plus<br />

jeunes, le jeu est davantage ciblé, mais tout aussi<br />

efficace jusqu’à la fin de la scolarité obligatoire.<br />

Rencontre avec trois enseignants et enseignantes<br />

de 1–2H, 5H et 9–10–11H.<br />

En classes de 1 et 2H, le jeu est évidemment aussi omniprésent<br />

que l’interdisciplinarité. A Bienne, avec Pascale Lanz,<br />

on constate qu’il prend de nombreuses formes, en version<br />

collective, individuelle, dirigée ou libre. Ainsi certains ateliers<br />

sont-ils obligatoires, qui stimulent le développement du langage<br />

(chez les enfants allophones également) et/ou des mathématiques,<br />

en donnant du sens aux connaissances. « Tous<br />

ensemble, nous menons des activités ludiques permettant<br />

également la socialisation. » Apprendre, s’exprimer, écouter,<br />

savoir attendre son tour, respecter les autres et leurs<br />

différences : durant les deux premières années d’école, tout<br />

peut passer par le jeu, y compris certaines évaluations. Sans<br />

compter que l’observation des enfants, lorsqu’ils jouent,<br />

aide les en-seignants et enseignantes à diagnostiquer leurs<br />

éventuels problèmes.<br />

Sachant que certains bambins n’ont jamais participé<br />

à aucun jeu de groupe ou collectif, que d’autres<br />

n’ont jamais tenu un crayon ou une paire de ciseaux,<br />

l’enseignante ne voit aucun intérêt à recourir avec eux<br />

à des jeux sur écrans. Ecrans qu’ils utilisent abondamment,<br />

pour la plupart, à domicile.<br />

Et Pascale Lanz d’observer une différence assez<br />

générale dans la manière d’aborder les jeux : les plus<br />

jeunes s’y adonnent spontanément avec enthousiasme,<br />

12<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Thema | Dossier<br />

mais souvent sans besoin ni de terminer ni de déterminer<br />

un gagnant. Les 2H manifestent par contre le désir d’un<br />

objectif, d’un but défini.<br />

Malgré l’assistance précieuse d’une stagiaire chaque<br />

matin, Pascale Lanz souhaiterait davantage de temps<br />

pour observer les activités ludiques, pour adapter le matériel<br />

et pour jouer avec ses 17 élèves de 4 à 6 ans.<br />

Multiplier les entrées<br />

Enseignant de 5H à Malleray, Vincent Jolidon utilise<br />

énormément le jeu, qu’il soit coopératif ou compétitif.<br />

Buts premiers : stimuler la motivation des élèves avec des<br />

valeurs concrètes, mais également multiplier les manières<br />

d’entrer dans la matière. Jeu, répétition, enseignement<br />

frontal : chacune de ces entrées convient particulièrement<br />

à certains élèves, à certains moments, à certains<br />

éléments de la branche. Leur alternance permet de toucher<br />

chaque enfant, d’illustrer et de travailler chaque élément<br />

du plan d’études, tout en donnant du sens à certains<br />

apprentissages.<br />

« Le jeu convient à la plupart des élèves, mais pas<br />

à tous. Les enfants qui ont de la difficulté à collaborer<br />

seront réticents au début, mais apprendront la coopération<br />

par le jeu. Par contre, le jeu n’apporte rien, didactiquement<br />

parlant, aux enfants qui ont besoin de calme et<br />

de solitude pour travailler. »<br />

En éducation physique, Vincent Jolidon utilise le jeu<br />

pour stimuler mouvement et plaisir. L’éducation générale<br />

est un terreau fertile pour le jeu, qui influe sur les comportements,<br />

les relations sociales. En mathématiques,<br />

notre interlocuteur se sert des excellents et fort nombreux<br />

jeux disponibles avec les moyens d’enseignement. En<br />

français par contre, tout est à créer souligne-t-il, qui propose<br />

des activités ludiques individuelles ou de groupe, en<br />

particulier pour la production écrite (les élèves tirent des<br />

cartes sur la base desquelles ils créeront ensuite une histoire),<br />

ainsi qu’au début de chaque thème.<br />

Avec une à deux leçons hebdomadaires en demiclasse<br />

sur les ordinateurs portables de l’école, le travail<br />

sur écran n’est que minoritairement ludique.<br />

Les échecs pour tous !<br />

Aux activités ludiques purement didactiques, Vincent Jolidon<br />

ajoute des moments de jeu libre en classe, durant<br />

les pauses ou à d’autres moments choisis. Etonnant : il a<br />

initié au jeu d’échecs ses 33 élèves actuels (qu’il suit depuis<br />

la 4H) ; et ce avec succès, puisque les enfants se<br />

perfectionnent désormais entre eux, certains ralliant la<br />

classe plus tôt pour disputer une partie.<br />

Avec un effectif aussi important, la gestion des jeux<br />

n’est pas aisée, hors des heures dédoublées.<br />

Profondément convaincu de la valeur du jeu dans<br />

l’enseignement, aussi bien pour l’apprentissage que pour<br />

la construction de la personnalité et le fonctionnement<br />

optimal du groupe classe, Vincent Jolidon estime que leur<br />

efficacité dépend directement de deux facteurs : un effectif<br />

adapté – il avance la fourchette idéale de 15 à 20 élèves<br />

– et un temps de préparation suffisant.<br />

Très apprécié aussi au secondaire I<br />

« Même les dictées peuvent se faire de façon ludique » : au<br />

secondaire I, le jeu tient une place appréciée et appréciable<br />

aussi. Enseignante d’anglais en 9, 10 et 11H à<br />

Courtelary, Pascale Siegrist parle en convaincue, elle qui<br />

tient absolument à ce que ses élèves prennent, à découvrir<br />

une langue, le plaisir qui est le meilleur moteur<br />

d’apprentissage. Adepte de jeux de rôle, notamment, elle<br />

y trouve une manière efficace de motiver chacun à prendre<br />

la parole en anglais.<br />

Durant son cursus de base en terre fribourgeoise,<br />

puis à travers les formations continues proposées par le<br />

canton – « Les formateurs y ont un niveau pédagogique<br />

extraordinaire ! » –, Pascale Siegrist s’est toujours intéressée<br />

au jeu. Elle recherche, prépare, invente et adapte<br />

sans cesse des activités ludiques et accrocheuses, filme<br />

ses élèves durant leurs sketches, les incite à utiliser le<br />

matériel disponible avec « English in Mind », qu’elle juge<br />

formidable en se réjouissant qu’il soit disponible, d’un<br />

seul clic, sur le site de la communauté scolaire.<br />

Le jeu ne fonctionne pas aussi bien avec toutes<br />

les classes, tous les élèves, l’expression orale paniquant<br />

certains. Mais à domicile, face à leurs écrans, ils retrouvent<br />

ce goût des activités ludiques qui soutient leur<br />

travail personnel.<br />

Un regret : « English in Mind propose un vaste<br />

contenu ludique, mais prévu pour un pensum de quatre<br />

leçons hebdomadaires. Or les 9 et 10H n’ont que<br />

deux leçons, les 11H trois, ce qui en limite beaucoup<br />

l’utilisation. »<br />

Synthèse Spiele als Motivationsschub Drei Lehrkräfte<br />

(1–2H, 5H und 9–10–11H) berichten über ihre Erfahrungen<br />

mit spielerischen Aktivitäten im Klassenverband.<br />

Bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern sind Spiele<br />

allgegenwärtig und fächerübergreifend. Sie werden<br />

zur grossen Freude aller aber auch bis zum Ende der<br />

obligatorischen Schule eingesetzt, und zwar in allen<br />

möglichen Formen, von Gesellschaftsspielen über<br />

Rollenspiele bis hin zu Wörtli-Wettbewerben. Auch<br />

Erstaunliches ist festzustellen. So hat ein Lehrer seinen<br />

33 Schülerinnen und Schülern (5H) das Schachspielen<br />

beigebracht. Die Freude am Spielen bewirkt nur Positives:<br />

Sie fördert u.a. die Motivation am Lernen, ist ein<br />

perfekter Sozialisierungsmotor und eine ideale Ergänzung<br />

zum Frontalunterricht. Die befragten Lehrkräfte<br />

betonen die Notwendigkeit, das spielerische Element<br />

weiter auszubauen, um alle Schülerinnen und Schüler<br />

zu erreichen, nicht zuletzt, weil das Spiel ein sehr<br />

wertvolles Instrument ist. Spiele können individuell<br />

als Einzelspieler oder kollektiv als Team-Player gespielt<br />

werden. In der Klasse werden sie daher nur selten als<br />

IT-Spiele eingesetzt. Zu Hause aber finden die didaktischen<br />

Spiele sehr oft am Bildschirm statt.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

13


Thema | Dossier<br />

14 <strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Thema | Dossier<br />

Spielen<br />

«Nein, also wirklich, so verhält<br />

sich keine Frau Doktor!»<br />

Interview: Iris Frey<br />

Während meinerSchulzeit haben<br />

wir in langweiligem Unterricht<br />

«Schiffe versenken» gespielt – Sie<br />

auch? –, wer erwischtwurde, bekam<br />

Ärger. Warum istdiese Art Spiel<br />

im Unterricht nichtsinnvoll?<br />

Es ist lange her, aber wir haben<br />

das auch gespielt. – Warum sollte<br />

dieses Spiel nicht sinnvoll sein, zumindest<br />

im erwähnten Kontext?<br />

Wenn Schülerinnen und Schüler sich<br />

im Unterricht langweilen, nicht abgeholt<br />

werden, konzentriertes Zuhören<br />

bloss vorspielen, ist der Lerneffekt<br />

wahrscheinlich nicht grösser, als<br />

wenn sie zusammen spielen.<br />

Sind die Lehrpersonen, überspitzt<br />

gesagt, selber schuld, wenn<br />

die Schülerinnen und Schüler<br />

spielen, statt sich auf den Unterricht<br />

zu konzentrieren?<br />

Keine Lehrperson dürfte es schaffen,<br />

dass alle Schülerinnen und<br />

Schüler immer hundertprozentig konzentriert<br />

sind. Alle Kinder oder Jugendlichen<br />

gleichermassen abzuholen,<br />

ist schier unmöglich – dies<br />

gelingt auch ausserhalb der Schule<br />

bloss Sektengurus (lacht). Die Frage<br />

ist vielmehr, wie ich als Lehrperson<br />

erreiche, dass möglichst viele Schülerinnen<br />

und Schüler interessant finden,<br />

was im Unterricht läuft, oder<br />

zumindest einsehen, weshalb es<br />

wichtig ist, dabei zu sein. Mit Spielen<br />

im Unterricht lassen sich viele Kinder<br />

und Jugendliche gut abholen.<br />

Weshalb?<br />

Spielen ist eine erleichterte Form<br />

des Lernens: Kinder und Jugendliche<br />

machen etwas, das sie gerne tun.<br />

Das Lernen geschieht im Spiel beiläufig<br />

– und es ist effizient. Das konnten<br />

wir beispielsweise in einem<br />

Forschungsprojekt aufzeigen, in welchem<br />

es um frühe, spielerische Mathematikförderung<br />

ging. In diesem<br />

Rahmen haben wir bestehende Spiele<br />

gesammelt, ausgewertet und neue<br />

entwickelt. Dabei konnten wir zeigen,<br />

dass der spielerische Ansatz im Kindergarten<br />

sowohl herkömmlichen<br />

Heranführungsmethoden wie auch<br />

eigentlichen Trainingsübungen überlegen<br />

ist.<br />

Aber machen Spiele im<br />

Unterricht – gewissermassen<br />

«Pflichtspiele» – genauso viel<br />

Spass wie freiwillige Spiele?<br />

Ein Spiel macht immer Spass –<br />

sonst ist es kein Spiel. Ob etwas ein<br />

Spiel ist, bestimmen die Spielenden<br />

– Kinder, Jugendliche, Erwachsene.<br />

Das ist vergleichbar mit Strafen. Ob<br />

eine Strafe als solche wahrgenommen<br />

wird, entscheidet der oder die<br />

Bestrafte. Auf der Oberstufe gilt es<br />

zuweilen als «cool» eine Strafe zu erhalten<br />

– sie zu erteilen, bewirkt dann<br />

oft das Gegenteil vom gewünschten<br />

Effekt.<br />

Am Anfang gilt es, jedes neue<br />

Spielzeug zu erkunden, ein neues<br />

Spiel zu erlernen. Oft geht dem eigentlichen<br />

Spiel eine explorative<br />

Phase voraus. Wenn wir dann richtig<br />

spielen, sind wir total auf das Spiel<br />

fokussiert und konzentriert und vergessen,<br />

was ausserhalb des Spiels<br />

wichtig ist – als würde im Gehirn ein<br />

Schalter umgelegt. Passiert dies<br />

nicht, handelt es sich nicht um ein<br />

Spiel. So gesehen ist es unwichtig,<br />

ob das Spiel Pflicht oder Kür ist.<br />

Welche Spiele eignen sich<br />

für den Unterricht?<br />

Sehr geeignet sind alle Regelspiele<br />

– Spiele, die wir beispielsweise<br />

aus dem Sportunterricht kennen:<br />

Diese Spiele lassen sich wunderbar<br />

didaktisch aufbereiten. Mit Regelspielen<br />

sollen Kompetenzen – we-<br />

Bernhard Hauser ist Studiengangleiter<br />

und verantwortlicher<br />

Professor für vier Module im Masterstudiengang<br />

«Early Childhood<br />

Studies» an der Pädagogischen<br />

Hochschule St. Gallen (PHSG).<br />

Der promovierte Erziehungswissenschaftler<br />

wirkt als Dozent für<br />

Pädagogik, Psychologie und Didaktik<br />

und engagiert sich am Kompetenzzentrum<br />

Forschung, Entwicklung<br />

und Beratung.<br />

nige oder mehrere –, die in unserer<br />

Gesellschaft wichtig sind, geübt und<br />

trainiert werden. Beim Spiel «Eile mit<br />

Weile» etwa lernen die Spielerinnen<br />

und Spieler zu warten, sich in Geduld<br />

zu üben, im richtigen Moment einen<br />

anderen Spieler aus der Bahn zu werfen,<br />

mit einer Mischung aus Glück<br />

und Kompetenz weiterzukommen.<br />

Sämtliche Regelspiele sind Kulturerfindungen,<br />

Formen von Didaktisierung.<br />

Deshalb macht die häufig gestellte<br />

Frage, ob didaktisierte Spiele<br />

zulässig seien, keinen Sinn. Jedes<br />

Spiel ist eine Didaktisierung einer für<br />

das Leben bedeutsamen Aktivität.<br />

Zumindest sollte es so sein.<br />

Sehr geeignet sind auch Rollenspiele.<br />

Im Kindergarten spielen die ▶<br />

Foto zvg<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

15


Thema | Dossier<br />

Kinder thematische Rollenspiele wie<br />

Kapitän, Doktor, Familie, Spital,<br />

Kranführer usw. Auch diese Spiele<br />

sind von gewissen Vorstellungen und<br />

Regeln geprägt: «Nein, also wirklich,<br />

so verhält sich keine Frau Doktor ...!»<br />

Auch in Rollenspielen werden Regeln<br />

ausgehandelt. Später spielen viele<br />

Jugendliche gerne Theater und nähern<br />

sich so den Rollen an, die in der<br />

Erwachsenenwelt wichtig sind.<br />

Sie lernen in Rollenspielen<br />

das Erwachsenwerden?<br />

Das ist eine ganz wichtige Funktion<br />

des Spiels und ein Trick der Evolution:<br />

Die Kinder spielen, was bei<br />

den Erwachsenen wichtig ist. Diesbezüglich<br />

sind wir Menschen übrigens<br />

sehr ähnlich wie hoch entwickelte<br />

Tiere, Affen beispielsweise<br />

oder Raubtiere, die sich im Spiel<br />

überlebenswichtige Kompetenzen<br />

aneignen.<br />

Buchtipp: Mehr ist mehr<br />

Bernhard Hauser ist Mitverfasser<br />

des Buches «Mehr ist mehr.<br />

Mathematische Frühförderung<br />

mit Regelspielen zur Förderung<br />

mathematischer Kompetenzen»<br />

(mit Elisabeth Rathgeb-Schnierer,<br />

Rita Stebler, Franziska Vogt).<br />

Der Praxisband mit umfangreichem<br />

Downloadmaterial ist 2015<br />

im Kallmeyer Verlag erschienen.<br />

ISBN: 978-3-7800-4837-0<br />

Was halten Sie von Spielen rund<br />

um die Sprache?<br />

Der spielerische Umgang mit<br />

Sprache, mit Witz und Humor ist leider<br />

noch zu wenig gut erforscht. Ich<br />

bin aber überzeugt, dass Spiele rund<br />

um die Sprache enorm wichtig sind<br />

und zu vielerlei wertvollen Kompetenzen<br />

verhelfen. Das Erzählen eines<br />

Witzes beispielsweise ist eine wichtige<br />

Kompetenz, die nicht einfach zu<br />

erreichen ist. Anfang der Schulkarriere<br />

können die wenigsten Kinder<br />

einen Witz erzählen. Sie vergessen<br />

die Pointe; die Zuhörenden lachen,<br />

weil andere Kinder auch lachen.<br />

Humor und Doppeldeutigkeit vermitteln<br />

und verstehen zu können, sind<br />

wertvolle Kompetenzen in unserer<br />

Gesellschaft: Wer sie beherrscht, hat<br />

es viel leichter im Leben.<br />

Dann könnten Lehrpersonen<br />

den Schülerinnen und Schülern auf<br />

der Unterstufe auftragen, einen<br />

Witz auszuwählen und ihn zu erzählen<br />

lernen?<br />

Eine solche Aufgabe kann durchaus<br />

Sinn machen und die Grundkompetenz,<br />

mit Sprache spielerisch umzugehen,<br />

fördern.<br />

Gibt es Sprachspiele, die sich für<br />

die Mittel- und Oberstufe eignen?<br />

Mit meinen Studierenden, angehenden<br />

Lehrerinnen und Lehrern,<br />

spielen wir ein Sprachspiel, das sich<br />

auch für die Mittel- und Oberstufe<br />

eignet: Ich lese Ihnen zwei Seiten aus<br />

einem Fantasyroman vor und bitte<br />

sie, sich auf die Sprache zu konzentrieren,<br />

auf den Sprachfluss zu achten.<br />

Auf der nächsten halben Seite,<br />

die ich vorlese, habe ich vorgängig<br />

Sätze eingebaut, die frei erfunden<br />

sind, aber sehr gut in den Text passen.<br />

Diese gilt es herauszufinden.<br />

Anschliessend wird der Spiess umgedreht:<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

bauen selber sinnlose Sätze so in<br />

einen bestehenden Text ein, dass sie<br />

möglichst nicht auffallen, und lesen<br />

ihren Text den anderen vor. Der Reiz<br />

des Spiels besteht darin, möglichst<br />

absurde und originelle Passagen zu<br />

erfinden, die aber zum Sprachstil dieser<br />

Textsorte passen, um die Mitspielenden<br />

zu verunsichern. Sprachstil<br />

und Wortschatz werden dabei<br />

intensiv geübt – mit viel Spass.<br />

Tönt spannend. Aber viele Lehrpersonen<br />

sagen, auf der Mittel- und<br />

Oberstufe bleibe wenig oder keine<br />

Zeit für Spiele im Unterricht. Was<br />

sagen Sie diesen?<br />

Am Ende der obligatorischen<br />

Schulzeit, wenn der Weg für die<br />

Jugendlichen Richtung Berufslehre<br />

oder Gymnasium einbiegt, ist es<br />

berechtigt, dass die Ernsthaftigkeit<br />

einen grösseren Stellenwert erhält,<br />

das Spiel stärker in die Freizeit verlagert<br />

wird. Es gibt aber auch für diese<br />

Schulstufe sehr geeignete Spiele,<br />

beispielsweise im Fachbereich NMG:<br />

Computersimulationsspiele, in denen<br />

den Jugendlichen ähnlich wie bei<br />

Monopoly wertvolle Zusammenhänge<br />

vermittelt werden.<br />

Sind Computerspiele in der<br />

Schule nicht fehl am Platz,<br />

weil viele Jugendliche, vor allem<br />

männliche, zu Hause eh zu viel<br />

am Computer spielen?<br />

Es sind andere Spiele, die in der<br />

Schule zum Einsatz kommen. Es gibt<br />

viele erzieherisch wertvolle Computerspiele,<br />

die dauernd weiterentwickelt<br />

werden und zunehmend besser<br />

auf die Kompetenzen ausgerichtet<br />

sind, welche die Schülerinnen und<br />

Schüler erwerben sollen.<br />

Leider gelingt es nicht, damit die<br />

Computerspiele zu konkurrenzieren,<br />

welche die Jugendlichen zu Hause<br />

spielen: Autorenn- und FIFA-Spiele<br />

sowie Shootergames – von milliardenschweren<br />

Firmen entwickelt,<br />

denen keine unserer Produktionsfirmen<br />

finanziell das Wasser reichen<br />

kann. Bei vielen dieser Spiele werden<br />

Kompetenzen erworben, die nicht so<br />

wertvoll sind in unserer Gesellschaft<br />

oder sogar schaden können. Wenn<br />

Jugendliche müde sind, weil sie daheim<br />

bis in die Nacht «gamen», kann<br />

dieses Problem nicht in der Schule<br />

von den Lehrpersonen gelöst werden:<br />

Die Erwachsenenwelt muss herausfinden,<br />

wie wir dies anders regeln<br />

können.<br />

16<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Thema | Dossier<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

17


Thema | Dossier<br />

Spielen<br />

Auch einfache Spiele<br />

können spannend sein<br />

Manuel Schär<br />

Fotos: Sam Bosshard<br />

Sprache auf einfache Art spielerisch erleben: Mit<br />

einem Kartenspiel frischen die Schülerinnen und<br />

Schüler der 9. Klasse in Ringgenberg ihren Französisch-Wortschatz<br />

auf und haben eine Menge<br />

Spass dabei.<br />

Das Spiel, das die zwölf Sekundarschülerinnen und<br />

-schüler der 9. Klasse in Ringgenberg an diesem Dezembermorgen<br />

spielen, ist ganz einfach: Aus dem Stapel wird<br />

eine Karte gezogen. Diese enthält einen Oberbegriff, beispielsweise<br />

«le corps», «légumes» oder «bâtiments publiques».<br />

Unten auf der Karte sind jeweils acht richtige<br />

Antworten aufgeführt. Für jeden dieser Begriffe, welche<br />

die Schülerinnen und Schüler ebenfalls aufschreiben, erhalten<br />

sie einen Punkt. Richtige Begriffe, die nicht auf der<br />

Karte stehen, geben jeweils zwei Punkte.<br />

Lehrer René Schädeli gibt den ersten Oberbegriff<br />

bekannt. Rasch stecken die Schülerinnen und Schüler in<br />

den vorher gebildeten Dreier- und Vierergruppen die<br />

Köpfe zusammen und notieren, was ihnen einfällt. Es ist<br />

still im Klassenzimmer. Trotz der frühen Tageszeit – es ist<br />

kurz nach halb acht – ist die Konzentration hoch. Denn sie<br />

haben nur gerade zwei Minuten Zeit, um die Wörter gemeinsam<br />

zu sammeln. Danach erfolgt die Auswertung.<br />

Die Jugendlichen nennen die Begriffe, die sie gesammelt<br />

haben, und René Schädeli notiert an der Wandtafel wie<br />

beim Jassen mit Strichen die entsprechenden Punkte. Bei<br />

Zweifelsfällen feilschen die Gruppen mit Herzblut um jeden<br />

Punkt. Natürlich wird dabei Französisch gesprochen.<br />

René Schädeli unterrichtet an der Oberstufe in<br />

Ringgenberg Deutsch, Französisch und Englisch und ist<br />

zugleich Klassenlehrer an der 7. Klasse. Er spielt dieses<br />

Spiel im Französischunterricht regelmässig. «Für das Kartenspiel<br />

braucht es keine Vorbereitungszeit. Es hilft mit,<br />

den Grundwortschatz zu pflegen und zu erweitern. Denn<br />

es kommen auf den Karten viele Wörter vor, die wir auch<br />

im Unterricht lernen.» René Schädeli setzt das Kartenspiel<br />

einerseits als Auflockerung ein. Andererseits kann es aber<br />

auch Lücken sinnvoll füllen, beispielsweise, wenn eine<br />

Unterrichtssequenz etwas weniger lang gedauert hat als<br />

vorgesehen.<br />

Kinder sollen die Schule spielerisch erleben<br />

René Schädeli streut regelmässig Spiele in seinen Unterricht<br />

ein. Er versucht aber, den Unterricht generell spielerisch<br />

zu gestalten. Er ermutigt die Kinder, sich aktiv und<br />

unbeschwert daran zu beteiligen. «Auch die Schule ist<br />

gewissermassen ein Spiel: Die Kinder können Dinge ausprobieren,<br />

ohne dass es Konsequenzen hat. Dabei gibt es<br />

nicht einfach nur richtig oder falsch. Sie sollen ihre Ideen<br />

frei äussern und Vermutungen anstellen können und diese<br />

weiterentwickeln, anpassen oder allenfalls korrigieren.»<br />

«Spiel» sei grundsätzlich ein attraktives Wort für<br />

Kinder und Jugendliche, meint René Schädeli. Wenn es<br />

falle, werde die Aufmerksamkeit augenblicklich grösser.<br />

Natürlich gebe es auch langweilige Spiele, «aber ich habe<br />

es selten erlebt, dass die Kinder keine Ambitionen entwickelt<br />

haben, möglichst gut abzuschneiden.» Wichtig ist<br />

ihm aber, dass nicht nur der blosse Ehrgeiz im Vordergrund<br />

stehen darf. Auch schwächere Schülerinnen und<br />

Schüler sollen sich beteiligen können und eingebunden<br />

sein. Oft hilft es, wenn die Kinder nicht alleine, sondern in<br />

einer Gruppe mitspielen können.<br />

Neue Fremdsprachenlehrmittel enthalten<br />

viele Spielideen<br />

Bei jedem Thema im Unterricht versucht René Schädeli,<br />

ein spielerisches Element einzubringen. Die neuen Fremdsprachenlehrmittel<br />

unterstützten ihn dabei. So gibt es im<br />

Französischlehrmittel «Clin d’oeil» in jedem «Magazine»<br />

irgendein Karten-, Würfel- oder Brettspiel, welches das<br />

Gelernte aufnimmt. Ähnlich sieht es auch im Englischunterricht<br />

aus. In der siebten Klasse dreht sich das erste<br />

Unit von «New World» um das Thema Schottland. In<br />

einem Brettspiel können die Kinder das Gelernte dann anwenden,<br />

etwa, indem sie Disziplinen der Highland-Games<br />

aufzählen oder den Anfang der schottischen Nationalhymne<br />

singen müssen. Auch Rollenspiele gehören zum<br />

Fremdsprachenunterricht von René Schädeli. «Wenn es<br />

im Englisch darum geht, in einem Hotel ein Zimmer zu buchen,<br />

dann lesen wir dazu natürlich nicht nur Texte im<br />

Lehrmittel. Wir stellen solche Situationen dann auch in<br />

Rollenspielen nach.»<br />

Elektronische Spiele sind auf dem Vormarsch<br />

Einen festen Platz haben bei René Schädeli Spiele am Computer.<br />

Sehr gut kommt bei den Siebt- und Achtklässlern das<br />

«Atelier des Verbes» an, wo sie spielerisch die Verbformen<br />

trainieren können und für richtige Lösungen Punkte sammeln.<br />

«Dann ist es jeweils mucksmäuschenstill.»<br />

Derzeit interessiert sich René Schädeli für die<br />

Smartphone-App «Quizlet». Damit können die Schülerinnen<br />

und Schüler portionenweise vom Lehrer vorgegebene<br />

Wörter auf ihr Handy laden und die Vokabeln dort in spielerischer<br />

Weise trainieren. In nächster Zeit will René Schädeli<br />

prüfen, ob er die App auch in seinen Klassen einführen<br />

und einsetzen kann.<br />

18 <strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Thema | Dossier<br />

René Schädeli: «Die Kinder können [im Spiel] Dinge ausprobieren, ohne dass es Konsequenzen hat.»<br />

An der Oberstufe Ringgenberg werde generell recht<br />

viel gespielt im Unterricht, sagt René Schädeli. Wichtig<br />

sei der Austausch im Kollegium. Zwar gibt es in Ringgenberg<br />

unter den Lehrkräften keine Gruppe, die sich systematisch<br />

mit dem Thema Spielen befasst. Wenn jedoch<br />

jemand ein neues Spiel entdeckt, probiert er es aus und<br />

gibt seine Erfahrungen an die Kolleginnen und Kollegen<br />

weiter.<br />

Kein Argument gegen das Spielen im Unterricht ist<br />

für René Schädeli die Klassengrösse. Auch für grössere<br />

Gruppen gebe es entsprechende Organisationsformen.<br />

Einzig bei Rollenspielen sieht er gewisse Probleme. Etwa,<br />

wenn dasselbe Thema von fünf Gruppen hintereinander<br />

aufgeführt wird. Das führe dann manchmal schon zu Langeweile<br />

und Unruhe in der Klasse.<br />

Manchmal schlagen auch die Schülerinnen und<br />

Schüler ein Spiel vor. Ganz oben in ihrer «Hitparade» ist<br />

ein Klassiker: das Geografiespiel, in dem es um Städte,<br />

Länder, Gewässer, bekannte Persönlichkeiten oder Automarken<br />

geht. Es ist ein einfaches Spiel mit einfachen Regeln,<br />

das keine Vorbereitungszeit braucht, aber eine<br />

Menge Spass macht. Genau wie das Kartenspiel im Französischunterricht.<br />

Synthèse: Des jeux simples mais néanmoins<br />

passionnants Les élèves de 11 e à Ringgenberg rafraichissent<br />

leur vocabulaire français en jouant avec un<br />

simple jeu de cartes. L’enseignant René Schädeli<br />

propose ce jeu régulièrement : « Il ne requiert aucun<br />

temps de préparation et facilite le maintien et le développement<br />

du vocabulaire de base. En jouant, les élèves<br />

utilisent beaucoup de mots du cours. » René Schädeli<br />

a recours à ce jeu pour permettre aux élèves de se détendre,<br />

mais également pour combler certaines lacunes.<br />

Pour chaque nouveau thème traité, René Schädeli<br />

introduit un élément ludique. Les nouveaux manuels<br />

de langue étrangère lui sont d’un grand soutien. Dans<br />

le manuel « Clin d’œil », chaque magazine renferme par<br />

exemple un jeu de cartes, de dés ou de société pour<br />

exercer la matière. Il en va de même au cours d’anglais.<br />

« Jouer » est un mot attrayant pour les enfants et les<br />

jeunes, estime René Schädeli : « J’ai rarement vu un<br />

enfant qui n’avait pas l’ambition de faire du mieux<br />

possible dans un jeu ». Au degré secondaire I de l’école<br />

de Ringgenberg, les élèves ont beaucoup l’occasion de<br />

jouer. Au sein du collège d’enseignants et d’enseignantes,<br />

l’échange occupe une place importante afin<br />

que les jeux découverts et essayés soient partagés entre<br />

collègues.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

19


Thema | Dossier<br />

Spielen<br />

«Kinder reagieren sehr motiviert<br />

auf das spielerische Lernen»<br />

Ruedi Lanz<br />

Welche Bedeutung, welche Funktion hat das Spiel<br />

auf Ebene Unterstufe? Wie, wann und wo wird es<br />

eingesetzt? Ein Besuch in der Basisstufe der<br />

Schule Köniz Buchsee zeigt: Das Spiel ist ein zentrales<br />

Element im Unterricht.<br />

Zum ersten Mal schneit es an diesem Dezembermorgen.<br />

Im Schulhaus Köniz Buchsee werde ich von Hündin Luna<br />

empfangen, sie zeigt mir auch gleich den Weg ins Klassenzimmer.<br />

Die Kinder der Basisstufenklasse a sitzen im<br />

«Treffpunkt» und lauschen den Erklärungen ihrer Lehrerinnen.<br />

Es wird im «Zahlenland» gearbeitet. Ein paar Minuten<br />

später erheben sich die Kinder und bilden Zweierteams.<br />

Eine Gruppe nach der anderen besorgt sich eine der fein<br />

säuberlich in einem Regal eingereihten, nummerierten<br />

Schachteln und sucht sich einen freien Platz. Die Arbeitsmaterialien<br />

in den unterschiedlichsten Farben und Formen<br />

animieren die Kinder, die Rechenaufgaben zu lösen.<br />

Alles wirkt entspannt, spielerisch, und trotzdem sind die<br />

Kinder äusserst konzentriert bei der Sache. Es wird überlegt,<br />

diskutiert und ausprobiert, bis das Resultat dem Gewünschten<br />

entspricht. Wo nötig, helfen die Lehrerinnen<br />

mit einem kleinen Tipp. Jedes Kind trägt das Ergebnis in<br />

seinen persönlichen «Kompetenzraster» ein.<br />

Der Motivationseffekt<br />

«Die Kinder reagieren sehr motiviert auf das spielerische<br />

Lernen», erklärt Christina Emch. Gemeinsam mit ihrer Kollegin<br />

Malu Fehlmann führt sie die Klasse mit 25 Kindern<br />

als Zweierteam. «Dass uns die Basisstufe diese Möglichkeit<br />

bietet, ist für mich Gold wert», sagt sie. Ohne diese<br />

spielerischen Elemente würde sich die Lern- und Mitmachmotivation<br />

öfter mal in Grenzen halten. «Bezüglich<br />

der Lerninhalte ist vieles auch eine Frage des Reifeprozesses,<br />

da gibt es grosse Unterschiede.» Den einen könne<br />

es nicht schnell genug gehen, endlich in einem Heft arbeiten<br />

zu dürfen, andere möchten lieber drei Stunden lang<br />

frei spielen. In solchen Fällen müsse man dann etwas gezielter<br />

nachhelfen. Es sei deshalb wichtig, die Kinder frühzeitig<br />

und im richtigen Moment abzuholen, findet Christina<br />

Emch. Verpacke sie beispielsweise «Blitzrechnen» in<br />

einen Fussballmatch, dann erhöhe dies das Engagement<br />

meistens ungemein. Zusätzlich wirke es sich auch langfristig<br />

auf das Lernverhalten aus, denn «man will das<br />

nächste Mal noch schneller sein oder gewinnen». Also<br />

würden die Kinder auch zu Hause üben, und dies motivierter<br />

und häufiger. «Das Lernen kriegt ein Ziel, auf das<br />

ein Kind hinarbeitet.»<br />

Spielen und lernen<br />

Spielen diene auch der Kommunikation, also der Entwicklung<br />

aller sprachlichen Bereiche. Ausserdem fördere es<br />

das Sozialverhalten, wecke Kreativität und Fantasie und<br />

helfe bei der Verarbeitung von Informationen und Erlebnissen.<br />

«Die Kinder spielen Erlebtes in Rollenspielen<br />

nach», erzählt Christina Emch, selbst Mutter zweier Töchter.<br />

Spielen unterstütze das Entwickeln von Strategien im<br />

kognitiven Bereich, vor allem Regelspiele würden sich<br />

hierzu bestens eignen. Fremdsprachige Kinder übrigens,<br />

ergänzt sie, lernten die Sprache unglaublich schnell, wenn<br />

sie sich in einer Spielumgebung mit anderen Kindern befänden.<br />

«Alle lebenswichtigen Kompetenzen entdecken<br />

die Kinder über das Spielen.» Der Weihnachtszeit entsprechend<br />

ist der Raum geschmückt, über dem Treffpunkt<br />

hängt ein Adventskranz, daneben ein Adventskalender<br />

aus Marronisäckli. Im grossen, strukturiert<br />

eingerichteten Schulzimmer finden sich verschiedene Bereiche.<br />

«Einen davon bezeichnen wir als erlebnisorientierte<br />

Spiel- und Lernumgebung», erklärt Christina Emch.<br />

Dieser Bereich widme sich jeweils einer bestimmten Thematik.<br />

«Im Moment ist es das Marronihaus, eigentlich ein<br />

Verkäuferliladen», fügt sie schmunzelnd an. Wichtiger als<br />

die Bezeichnung sei das Lernpotenzial, denn die Kinder<br />

müssten Angebot und Preise schriftlich festhalten. Diese<br />

Herausforderung sei enorm motivierend, schliesslich<br />

möchte man möglichst viele Käufer anlocken. Das Schreiben<br />

von Wörtern und Zahlen im Spiel mache dann auf einmal<br />

Sinn, weil ein Kilogramm Marroni eine konkrete Bedeutung<br />

erhalte. «Ist ihnen anfänglich das Erlernen und<br />

Aufschreiben eines Wertes schwergefallen, erkennen sie<br />

nun einen praktischen Bezug, einen Nutzen.»<br />

Spielformen<br />

Inzwischen ist die grosse Pause vorbei, sie hat etwas länger<br />

gedauert als üblich, «wegen des ersten Schnees», erklärt<br />

Christina Emch. Nebst den erwähnten Regel- und<br />

Rollenspielen verwenden die Lehrerinnen weitere mögliche<br />

Spielformen im Unterricht. «Wir versuchen auch<br />

Merk- und Denkspiele, etwa ‹Plätze vertauschen› oder<br />

einen Weg einprägen.» Auch Sprach- und Wortspiele<br />

kämen zum Zug, der Deutschunterricht biete hierzu öfter<br />

Gelegenheit. «Und natürlich sind Ratespiele sehr beliebt.»<br />

Während der Unterricht mittlerweile mit einem Geräuscherkennungsspiel<br />

weitergeführt wird, gesellt sich<br />

Hündin Luna wieder zur Klasse. Die ausgebildete Therapiehündin<br />

weiss, wie sie sich zu verhalten hat. «Theaterspielen<br />

ist eine sehr beliebte und die wohl zentralste Lern-<br />

20<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Thema | Dossier<br />

form», findet Christina Emch. Sie habe insbesondere in<br />

altersdurchmischten Klassen den Vorteil, ein Anliegen, ein<br />

Lernziel effektvoller vermitteln zu können. «Wie man einen<br />

Pinsel wäscht oder eine verlangte Ordnungsvorgabe» liessen<br />

sich auf diese Weise einfacher kommunizieren. «Dass<br />

abgemachte Regeln eingehalten werden, dabei helfen oft<br />

auch die älteren Kinder tatkräftig mit», denn deren Aussagen<br />

erzielten bei den jüngeren am meisten Wirkung.<br />

Der Mittag naht, derweil schläft Hündin Luna in ihrer<br />

Ecke. Die jüngeren Kinder befinden sich im freien Spiel,<br />

bei einigen schwinden unübersehbar die Kräfte. Je nach<br />

Alter und Wissensstand erhalten die Schülerinnen und<br />

Schüler nun individuelle Aufträge. In einer lebhaften Stimmung,<br />

aber konzentriert werden Schreib-, Rechenaufgaben<br />

und andere Arbeiten erledigt. Christina Emch und<br />

Malu Fehlmann geben Anweisungen und helfen, wo nötig.<br />

Über das Spiel zu lernen, führe nicht immer zum gewünschten<br />

Erfolg, erklärt Christina Emch, «Wiederholungen<br />

von Spielen sind sehr wichtig, aber es gibt Momente,<br />

wo man als Lehrperson eingreifen muss.» Wenn ein Kind<br />

täglich das gleiche Spiel spiele, nichts Neues mehr ausprobieren<br />

wolle, müssten sie sich Fragen stellen: «Braucht<br />

das Kind erst Sicherheit, um einen nächsten Schritt zu<br />

machen? Sollen wir es gewähren lassen? Oder hat es<br />

ganz grundsätzlich Angst vor Neuem, und ist dieses Verhalten<br />

deshalb eine Strategie?» Dies herauszufinden, sei<br />

ihre Aufgabe. «Die Zweierbesetzung bietet uns dazu wunderbare<br />

Voraussetzungen.»<br />

Die Schule Köniz Buchsee führt zehn Basisstufenklassen<br />

mit rund 220 Kindern. Christina Emch seit eineinhalb<br />

und Malu Fehlmann seit elf Jahren leiten die Basisstufenklasse<br />

a mit insgesamt 25 Kindern im Alter von 4 bis<br />

8 Jahren. Malu Fehlmann und ihre Hündin Luna haben<br />

eine Therapieausbildung absolviert.<br />

Synthese « Apprendre en jouant est<br />

très motivant pour les enfants »<br />

Quelle importance, quelle fonction<br />

endosse le jeu à l’école enfantine<br />

et dans les premières années du primaire<br />

? Lors d’une visite dans une<br />

classe de Basisstufe de l’école de<br />

Köniz Buchsee, il est clairement ressorti<br />

que le jeu était un élément<br />

essentiel dans l’enseignement. Les<br />

enfants y travaillent au « pays des<br />

nombres ». Pour effectuer leurs<br />

exercices de mathématiques, ils<br />

disposent de matériel de travail de<br />

couleurs et de formes différentes.<br />

« Apprendre en jouant est très motivant<br />

pour les enfants », explique<br />

Christina Emch, qui dirige la classe<br />

en binôme avec sa collègue Malu<br />

Fehlmann. Sans ces éléments ludiques,<br />

la motivation à apprendre et<br />

à participer s’éroderait plus vite.<br />

Jouer favorise aussi la communication<br />

et le développement de toutes<br />

les compétences ayant trait au<br />

langage, de même que la socialisation,<br />

la créativité et l’inventivité.<br />

Les enfants qui jouent souvent ont<br />

plus de facilité à traiter des informations<br />

et des événements. Outre des<br />

jeux avec des règles et des jeux de<br />

rôle, les enseignantes recourent à<br />

d’autres formes ludiques durant les<br />

cours : « Nous nous essayons aussi<br />

aux jeux d’observation, de réflexion,<br />

de mots et aux jeux linguistiques. Et<br />

les devinettes rencontrent beaucoup<br />

de succès.» Apprendre en jouant<br />

n’apporte cependant pas toujours<br />

les résultats escomptés. « Il est important<br />

de répéter les jeux, mais il<br />

existe des moments où, en tant<br />

qu’enseignantes, nous devons intervenir.<br />

»<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 21


Porträt | Portrait<br />

22<br />

<strong>EDUCATION</strong> 4.16


Porträt | Portrait<br />

Beat Gertsch<br />

Mehr als ein Hauswart<br />

Catherine Arber<br />

Foto: Mark Nolan<br />

Seit 20 Jahren ist Beat Gertsch Hauswart an der Oberstufenschule<br />

in Hinterkappelen. Für ihn ist es mehr als nur ein Beruf. Wenn er nach<br />

Feierabend noch gerufen wird, so macht ihm das nichts aus.<br />

Er möchte den Gesprächstermin lieber erst auf nach der<br />

grossen Pause ansetzen, sagt der Hauswart Beat Gertsch<br />

am Telefon. Denn für ihn ist klar: Er kümmert sich nicht<br />

nur um den Unterhalt der Oberstufenschule Hinterkappelen.<br />

Er ist auch für die Schülerinnen und Schüler sowie für<br />

die Lehrerschaft da, wenn sie ihn brauchen. So ist es für<br />

ihn selbstverständlich, dass er während der grossen<br />

Pause im Lehrerzimmer präsent ist, damit sie zu ihm kommen<br />

können, wenn etwas sein sollte. «Ich habe einen<br />

guten Draht zu den Jugendlichen», sagt der 58-Jährige.<br />

Er halte aber immer auch professionelle Distanz. «Das<br />

macht es mir einfacher, mit ihnen auszukommen. Es ist<br />

wichtig, dass wir uns gegenseitig respektieren.»<br />

Hilfe bei Beinbruch<br />

Die Jugendlichen dürfen den Pausenplatz auch ausserhalb<br />

der Schulzeiten benutzen. Wenn sie da ihren Abfall<br />

rumliegen lassen, sucht der Hauswart das Gespräch mit<br />

ihnen und macht ihnen klar, dass er dieses Verhalten nicht<br />

duldet. Beat Gertsch und seine Frau Brigitte, die ebenfalls<br />

zu 30 Prozent als Hauswartin angestellt ist, eilten aber<br />

auch schon zu Hilfe, als sich an einem Abend ein Jugendlicher<br />

beim Basketballspielen ein Bein gebrochen hatte.<br />

«Das fördert den Zusammenhalt, wenn die Jugendlichen<br />

merken, dass man für sie da ist», weiss Beat Gertsch.<br />

Grenzerfahrung auf Eseltrekking<br />

Regelmässig begleitet der Hauswart zusammen mit einer<br />

Lehrerin oder einem Lehrer eine Oberstufenklasse ins<br />

Lager oder hilft beim Sporttag. «So lernen sie mich auch<br />

noch von einer anderen Seite als in der Schule kennen»,<br />

sagt er. Schon fünf Mal war er beim Eseltrekking in Südfrankreich<br />

mit einer neunten Klasse dabei. Das bedeutete:<br />

Ein Woche lang jeden Tag während sechs Stunden mit<br />

dem Esel unterwegs zu sein, für die Schülerinnen und<br />

Schüler kein Natel und fernab der Zivilisation, im Zelt zu<br />

übernachten. «Das waren schon Grenzerfahrungen», erinnert<br />

sich Beat Gertsch. Erfahrungen, die er nicht missen<br />

möchte. Auch in seiner Freizeit beschäftigte sich Beat<br />

Gertsch mit Jugendlichen. Bis vor einigen Jahren trainierte<br />

der leidenschaftliche Fussballfan nebst Erwachsenen<br />

auch Junioren beim FC Wyler.<br />

«Ich habe einen guten<br />

Draht zu den Jugendlichen.<br />

Das macht es mir einfacher,<br />

mit ihnen auszukommen.<br />

Es ist wichtig, dass wir uns<br />

gegenseitig respektieren.»<br />

Er kann fast alles reparieren<br />

Für den Hauswart ist sein Beruf nicht bloss Arbeit, sondern<br />

Berufung. Seine Arbeit sei sehr vielseitig, er könne<br />

selbstständig wirken und sei gleichzeitig gut ins Schulteam<br />

integriert. Beat Gertsch ist für den Unterhalt der drei<br />

Schulhäuser, der Turnhalle und des Schwimmbads zuständig.<br />

Er versucht so viel wie möglich selber zu flicken,<br />

etwa beim Mobiliar, oder er führt kleinere Malerarbeiten<br />

durch. Kürzlich fertigte er eigenhändig eine neue Tür an.<br />

▶<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 23


Porträt | Portrait<br />

Hingegen biete die Elektronik heute zuweilen Schwierigkeiten.<br />

Beat und Brigitte Gertsch sind zudem für die Betreuung<br />

der Reinigung zuständig.<br />

Manchmal dem Lärm entfliehen<br />

«In meinem Beruf muss ich die Fehler erkennen und wenn<br />

immer möglich beheben», sagt Beat Gertsch. Und das ist<br />

zuweilen auch am Abend oder am Wochenende. Ist im<br />

Schulhaus auch nach Feierabend ein Anlass anberaumt<br />

und die Hilfe des Abwarts gefragt oder fällt im Schwimmbad<br />

die Lüftung aus, so ist der Hauswart zur Stelle. Auch<br />

wenn jemand an der Wohnungstür klingelt und den Hauswart<br />

verlangt, sei das für ihn nicht unangenehm, sagt er.<br />

Sein Beruf biete ihm dafür auch Freiräume, er könne sich<br />

die Arbeit selber einteilen und sei eigener Herr und Meister.<br />

Diese Freiräume nutzt er gelegentlich ganz gern. Er<br />

beobachtet, dass die Schülerinnen und Schüler heute lauter<br />

sind als früher. Wenn es dem Hauswart zu viel wird, so<br />

versucht er gelegentlich, anstelle einer Arbeit in der<br />

Schule die anfallenden Büroarbeiten zu erledigen, um so<br />

dem Trubel zu entfliehen. Der administrative Teil seiner<br />

Arbeit habe stark zugenommen, stellt Beat Gertsch fest.<br />

«In meinem Beruf muss<br />

ich die Fehler erkennen<br />

und wenn immer möglich<br />

beheben.»<br />

Vom Metallbauschlosser zum Hauswart<br />

Der gelernte Metallbauschlosser arbeitete zunächst zehn<br />

Jahre lang auf seinem Beruf. Er wurde Werkstattchef.<br />

Nach einem Jahr begann er sich zu überlegen: Will ich<br />

diesen Chefposten wirklich? Zur selben Zeit wurde er angefragt,<br />

ob er nicht Interesse an einem Hauswartsposten<br />

habe. Er sagte zu und fing 1988 als zweiter Hauswart an<br />

der Sek Wankdorf an. Dass die Schule in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft des Stadions gelegen ist, passte dem<br />

Fussballfan, der in seiner Freizeit beim FC Wyler Kinder<br />

und Erwachsene trainierte. Beat und Brigitte Gertsch, die<br />

inzwischen Eltern zweier Mädchen und eines Jungen geworden<br />

waren, lebten damals in Ostermundigen.<br />

Während dieser Jahre als zweiter Hauswart an der<br />

Sek Wankdorf sei er sehr gut eingeführt worden, und er<br />

habe viel über seinen neuen Beruf lernen können. Nach<br />

fünf Jahren habe er dann aber doch selber «Tätschmeister»<br />

sein wollen und sich für die frei werdende Stelle als<br />

erster Hauswart am Seminar Hofwil beworben. Er bekam<br />

die Stelle und blieb wiederum fünf Jahre. In den Jahren<br />

1993/1994 absolvierte er berufsbegleitend eine Ausbildung<br />

als Hauswart. 1997 stach Beat Gertsch ein Inserat<br />

ins Auge: Die Oberstufenschule Hinterkappelen suchte<br />

einen neuen Hauswart. Es habe viele Bewerbungen gegeben,<br />

erinnert sich Beat Gertsch. Er bekam die Stelle und<br />

zog mit seiner Familie ins lauschige Abwartshäuschen mit<br />

Garten auf dem Gelände.<br />

«Etwas Besonderes für meine Kinder»<br />

Hier sind seine drei Kinder gross geworden, und hier<br />

gehen nun auch die Grosskinder ein und aus. «Familie ist<br />

das Höchste für mich», sagt Beat Gertsch. Seine Kinder<br />

hätten es genossen, auf dem Schulareal aufzuwachsen<br />

und einen kurzen Schulweg zu haben, weiss der Vater.<br />

Zudem durfte die Hauswartsfamilie die Schulinfrastruktur<br />

mitbenutzen und etwa ausserhalb der Öffnungszeiten im<br />

Schwimmbad baden. «Das war schon etwas Besonderes<br />

für meine Kinder.»<br />

Gedanken über die Zeit danach<br />

Jetzt, nach 20 Jahren, müssen sich die Gertschs langsam<br />

nach einer neuen Wohnung umsehen, ist die Pensionierung<br />

doch bereits in Sichtweite. Kein einfacher Gedanke<br />

für den 58-Jährigen. Er liebt seinen Beruf, mag es, wenn<br />

auch ausserhalb der Schulzeiten Spazierende das Areal<br />

auf dem Fussweg überqueren und zu einem Schwatz stehen<br />

bleiben. Die Fühler etwas weiter ausgestreckt hat das<br />

Ehepaar Gertsch bereits seit Längerem: Am Schiffenensee<br />

hat es ein Mobilhome stehen. «Das ist unsere Rückzugsmöglichkeit»,<br />

sagt Beat Gertsch. Langsam beginnt<br />

das Paar, sich auch Gedanken über die Zeit nach der<br />

Pensionierung zu machen. Noch bleibt Zeit – und viel zu<br />

tun. Bald wird es klingeln, die Mittagspause steht an. Der<br />

Hauswart verlässt nach dem Gespräch seine Wohnung,<br />

verabschiedet sich und steuert den Schulhauseingang an.<br />

Er liest herumliegende Papierreste auf, die von der<br />

10-Uhr-Pause übrig geblieben sind, und wirft sie in den<br />

Abfallkübel. Ein Hauswart sieht die anfallenden Arbeiten<br />

und erledigt sie selbstständig, hat er im Gespräch gesagt –<br />

und dabei scheint ihm die Arbeit nie auszugehen.<br />

24<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Volksschule | Ecole obligatoire<br />

Cycle élémentaire in Wiler bei Seedorf<br />

«Den Kindern wirst<br />

du so gerechter»<br />

Catherine Arber<br />

Fotos: Pia Neuenschwander<br />

In Wiler bei Seedorf besuchen Kindergärteler, Erst- und Zweitklässler jede Woche<br />

gemeinsame Lektionen. Der Unterricht im Cycle élémentaire ist durchlässig, und Lernwege können<br />

individuell gestaltet werden.<br />

Die Kinder erwerben eine hohe Sozialkompetenz.<br />

26<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Volksschule | Ecole obligatoire<br />

Heute Morgen ist alles ein wenig anders als sonst. Die<br />

Klassenlehrerin des Kindergartens, Livia Blaser, fehlt.<br />

«Sie ist krank», erklärt Susanne Gribi-Neuhaus den Kindern.<br />

Sie ist Lehrerin des Cycle élémentaire in Wiler bei<br />

Seedorf. An diesem Morgen ist zudem noch Nicole Heimberg<br />

mit in der Klasse. Ein Blick in den Kreis zeigt: Auch in<br />

dieser grossen Schülergruppe ist etwas anders. Da sitzen<br />

Vierjährige neben Siebenjährigen auf ihren kleinen Stühlen<br />

im Kreis. Und dies nicht bloss, weil heute die Kindergartenlehrerin<br />

ausfällt: In Wiler bei Seedorf besuchen Kinder<br />

den sogenannten Cycle élémentaire (siehe Kasten).<br />

Das bedeutet, dass Kinder der Kindergartenklasse und<br />

der Unterstufenklasse ungefähr sieben Lektionen pro<br />

Woche zusammen verbringen. Sie arbeiten entsprechend<br />

ihrem Entwicklungs- und Lernstand – unabhängig vom-<br />

Schulniveau, dem sie gemäss ihrem Alter eigentlich entsprechen<br />

würden. «Das System ist sehr durchlässig», erklärt<br />

Manuela Hählen. Wenn ein Kind beispielsweise in<br />

der ersten Klasse bereits den Zahlenraum über 20 bearbeiten<br />

kann, so darf es die entsprechenden Aufgaben machen.<br />

Es sind sieben Lektionen, die klassenübergreifend<br />

stattfinden: eine Lektion Deutsch und je zwei Lektionen<br />

Math und NMM. Jeweils am Montag und Donnerstag wird<br />

je eine Lektion im Team-Teaching unterrichtet. Am Freitag<br />

findet der Unterricht ausschliesslich in den Klassen statt.<br />

Die Cycle-Lektionen führen immer drei Lehrpersonen<br />

durch. Nebst den Klassenlehrerinnen Manuela Hählen<br />

und Livia Blaser unterrichten auch noch Susanne Gribi-<br />

Neuhaus und Nicole Heimberg am Cycle élémentaire<br />

Wiler.<br />

Gruppenarbeit mit Posten<br />

An diesem Montagmorgen besuchen die Kindergartenkinder<br />

und die Erstklässler eine Deutschlektion in der sogenannten<br />

«Quaki-Stunde». Die Zweitklässler bleiben in<br />

ihrem Klassenzimmer, um die Hausaufgaben zu besprechen<br />

und weiterführende Sprachübungen zu lösen. Ein<br />

Zimmer weiter sitzen die Vier- bis Siebenjährigen im Kreis<br />

und vertauschen die Sprache: Von nun an sollen sie nur<br />

noch Standardsprache sprechen. Die Lehrperson gibt Anweisungen<br />

zu zwei neuen Posten, und schon machen sich<br />

die Kinder selbstständig an die Arbeit. An der Wandtafel<br />

befinden sich die Anleitungen für die einzelnen Posten<br />

und in kleinen Mäppchen, die mit den Namen der Gruppenmitglieder<br />

beschriftet sind, das nötige Kleinmaterial.<br />

In einem Gestell holen sich die Kinder alles Weitere, was<br />

sie für den vorgesehenen Posten brauchen. Die Gruppe<br />

orange macht gerade ein Wörterpuzzle mit Bild. Jael erklärt<br />

dem sichtlich jüngeren Kollegen, dass er mit den<br />

Buchstaben einen Delfin legen muss und diesen aufkleben<br />

soll. Sie hilft ihm geduldig, ohne ihm aber die Arbeit<br />

abzunehmen. Schräg gegenüber in einer anderen Ecke<br />

des Zimmers sitzt eine andere Gruppe Kindergartenkinder<br />

und Erstklässler. Sie müssen die Bildkarten zusammenfügen,<br />

die sich reimen. Sie legen die Schraube zur Taube<br />

und die Socke zur Locke.<br />

Individueller Lernweg<br />

Diese Unterrichtsmethode habe viele Vorteile, sind alle<br />

Cycle-Lehrpersonen überzeugt: Die Kinder können individuell<br />

gefördert werden, durch den altersdurchmischten<br />

Unterricht aber gleichzeitig auch vielfältige Gemeinschaft<br />

erleben. Alle Kinder in den Klassen arbeiten am selben<br />

Gegenstand, jeweils ihrem jeweiligen Stand entsprechend.<br />

Die Kinder haben immer die Möglichkeit, in ein anderes<br />

Niveau hineinzuschnuppern und diese Aufgaben zu<br />

lösen. «Die Lernwege sind sehr individuell», sagt Susanne<br />

Gribi-Neuhaus. «Du wirst den Kindern so gerechter.» Ist<br />

ein Kind bereit für einen Klassenwechsel, so ist dies auch<br />

während des Jahres rasch und unbürokratisch möglich.<br />

Im Cycle élémentaire ist der Übertritt ins dritte Schuljahr<br />

nach drei bis fünf Jahren möglich. Die Lehrerinnen sehen<br />

einen weiteren Vorteil in diesem System: «Die Sozialkompetenz<br />

der Kinder ist höher als sonst.» Die Kinder schauen<br />

und helfen einander in der Gruppenarbeit. Auch ihre<br />

Selbstständigkeit sei sehr ausgeprägt.<br />

Grosse Gruppe<br />

Indes: Das System hat auch seine Tücken: So ist die Cycle-Klasse<br />

in Wiler mit 46 Kindern (20 Kindergartenkindern<br />

und 24 Schulkindern) sehr gross. Die Kinder wachsen<br />

da rein, beobachtet das Cycle-Team. Für einzelne<br />

Schülerinnen oder Schüler wäre aber eine kleinere Klassengrösse<br />

sinnvoller. Sie haben die Möglichkeit, die Einführungsklasse<br />

im Schulverband Aarberg zu besuchen.<br />

Das Unterrichten im Cycle-System steht und fällt<br />

aber mit dem Engagement der Lehrkräfte. Die Lehrerinnen<br />

haben verschiedene Lernumgebungen für den Unterricht<br />

am Cycle élémentaire entwickelt. Sie alle hätten ein regelrechtes<br />

«feu sacré» für diese Unterrichtsmethode entwickelt<br />

und möchten niemals mehr anders arbeiten. An<br />

wöchentlichen Teamsitzungen tauscht sich das Lehrerinnenteam<br />

aus, organisiert, analysiert – und diskutiert auch<br />

immer wieder pädagogische Grundhaltungen sowie gemeinsame<br />

Rituale, welche ebenfalls zur Basis des Cycle<br />

élémentaire gehören.<br />

▶<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 27


Volksschule | Ecole obligatoire<br />

Spielen und Lernen werden wie in der Basisstufe miteinander verbunden.<br />

Eltern gut informieren<br />

Wichtig sei aber auch, dass die Eltern gut informiert würden,<br />

weiss der Co-Schulleiter Peter Christen. Als der<br />

Cycle élémentaire im Schuljahr 2013/14 zunächst in Wiler,<br />

später auch noch in den Schulen Seedorf sowie Baggwil<br />

und Ruchwil eingeführt wurde, war das kritische Interesse<br />

der Eltern vorhanden. «Einige wenige hatten Mühe, weil<br />

die Lektionentafel auf dem Stundenplan weniger konkret<br />

war als gewohnt.» Heute sei die Kritik nur noch an einem<br />

kleinen Ort, stellt der Co-Schulleiter fest. Es sei aber<br />

nötig, auch nach dem Einführungsabend immer wieder<br />

Transparenz zu schaffen, die Mütter und Väter zu informieren<br />

und einzuladen, Fragen zu stellen oder einen<br />

Schulbesuch abzustatten. «Für die Eltern überwiegen die<br />

Vorteile heute klar, und wir konnten eine Vertrauensbasis<br />

schaffen», sagt Peter Christen.<br />

Der Cycle élémentaire<br />

Für die Bildung der vier- bis achtjährigen Kinder wurde im<br />

französischsprachigen Teil des Kantons Bern der Cycle<br />

élémentaire entwickelt. Spielen und Lernen werden wie<br />

in der Basisstufe miteinander verbunden und der Übergang<br />

vom Kindergarten in die Schule fliessend und flexibel<br />

gestaltet. Die Trennung von Kindergarten und den beiden<br />

ersten Schuljahren der Primarstufe wird aber beibehalten.<br />

Verbindende Elemente sind stufenübergreifende Aktivitäten<br />

wie jahrgangsgemischte Projekte und Lerngruppen,<br />

deren Organisationsform variieren kann.<br />

Die Lehrkräfte des Kindergartens und der Primarstufe<br />

bilden gemeinsam ein Team und übernehmen die Verantwortung<br />

für den Cycle élémentaire. Sie werden im Unterricht<br />

durch eine zusätzliche Lehrkraft in insgesamt sieben<br />

Lektionen unterstützt.<br />

Die Kinder können den Cycle élémentaire in drei, vier oder<br />

fünf Jahren durchlaufen und treten, wenn die Lernziele<br />

erreicht sind, in das dritte Schuljahr der Primarstufe über.<br />

Der Cycle élémentaire und die Basisstufe sind Modelle für<br />

die Gestaltung der Eingangsstufe, welche die Gemeinden<br />

im ganzen Kanton Bern freiwillig einführen können.<br />

Synthese « Les enfants sont<br />

appréciés à leur juste valeur »<br />

Processus d’apprentissage individuels.<br />

Dans la commune de Wiler<br />

bei Seedorf, les élèves de la 1 re à<br />

la 4 e année scolaire suivent chaque<br />

semaine des leçons en commun.<br />

Ils sont en cycle élémentaire, une<br />

forme d’organisation qui permet un<br />

enseignement perméable et des<br />

parcours d’apprentissage individualisés.<br />

Dans ce cadre, les élèves de<br />

la 1 re à la 4 e année scolaire suivent<br />

environ sept leçons ensemble par<br />

semaine. Ils travaillent selon leur<br />

développement et leurs connaissances,<br />

quelle que soit leur année<br />

scolaire. « Ce système est très<br />

perméable », explique Manuela<br />

Hählen. Si un enfant maîtrise par<br />

exemple les chiffres au-dessus de<br />

20 en 3e année, il peut effectuer les<br />

exercices correspondants. Il y a sept<br />

leçons qui regroupent toutes les<br />

classes : une leçon d’allemand, deux<br />

leçons de mathématiques et deux<br />

leçons de NMM. Le lundi et le jeudi,<br />

une leçon est enseignée en duo. Le<br />

vendredi, l’enseignement est donné<br />

exclusivement dans les classes respectives.<br />

Les leçons de cycle élémentaire<br />

sont toujours encadrées par<br />

trois personnes.<br />

28<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Volksschule | Ecole obligatoire<br />

Comenius-Projekt<br />

Eine Hip-Hop-Lektion mit<br />

«Body Wave» und «Baby Freeze»<br />

Esther Diener-Morscher<br />

Fotos: Pia Neuenschwander<br />

Eine Lehrerin aus Berlin staunt über Berner Jugendliche:<br />

«Sie pubertieren und sind trotzdem so<br />

motiviert.» Eine andere Lehrerin – sie kommt aus<br />

Wien – wünscht sich eine Aula, wie jene im Burgdorfer<br />

Gsteighof-Schulhaus. Was Wiener und Berliner<br />

Lehrpersonen den Berner Schulen sonst<br />

noch gerne abschauen möchten, tragen sie derzeit<br />

für einen Leitfaden zusammen.<br />

Es ist ein ziemlich spezieller Schulunterricht an jenem<br />

Dienstagmorgen im November: Die Neuntklässler des<br />

Gsteighof-Schulhauses in Burgdorf legen ihre Handflächen<br />

auf den Boden, stützen ihr Knie auf den Ellbogen<br />

und beginnen dann vorsichtig, den Körper so auszubalancieren,<br />

dass sie sich auf den Handflächen und dem Kopf<br />

abstützen und gleichzeitig die Beine in die Luft halten: Ein<br />

«Baby Freeze». «Freeze» heisst diese Hip-Hop-Figur, weil<br />

die Tänzer in einer möglichst eindrucksvollen Position<br />

«erstarren», und «Baby», weil es die einfachste Erstarr-<br />

Position im Hip-Hop ist. Auch wenn es in Wirklichkeit alles<br />

andere als einfach ist, so beherrscht auf den Händen und<br />

dem Kopf zu balancieren, dass sich die Beine seitlich weg<br />

strecken lassen. Doch der Tänzer Philippe Dick hat in der<br />

anderthalbstündigen Hip-Hop-Lektion gut gearbeitet: Die<br />

Neuntklässler erstarren in der akrobatischen Position –<br />

und sind wahnsinnig stolz.<br />

Die Mädchen der Klasse üben derweil nicht das Erstarren,<br />

sondern das Bewegen. Philippe Dicks Tanzkollegin<br />

Pascale Altenburger zeigt den Neuntklässlerinnen die<br />

«Body Wave»: Zuerst beugt sie ihren Kopf, dann die<br />

Schultern nach hinten, dann schiebt sie die Brust und die<br />

Hüfte nach vorne, am Schluss kippt sie in die Knie. Eine<br />

Welle scheint ihren Körper zu durchlaufen. Die Schülerinnen<br />

schaffen es nach anderthalb Stunden, die Welle vom<br />

Kopf bis zu den Füssen fliessen zu lassen.<br />

Choreografie mit Neuntklässlern<br />

«Erstaunlich, wie schnell sie das können», kommentiert<br />

Annett Kreuziger die Hip-Hop-Stunde im Schulhaus. Annett<br />

Kreuziger ist eine Lehrerin aus Berlin. Und sie ist eine<br />

von 30 Gästen, welche die Erziehungsdirektion des Kantons<br />

Bern kürzlich empfangen hat; 15 aus Wien und 15<br />

aus Berlin. Sie kamen, um zu erfahren: Wie bringen die<br />

Berner Volksschulen Kultur in ihren Unterricht?<br />

Sie tun es «enorm kreativ», «nah bei den Kindern»<br />

und «professionell»: So begeistert äusserten sich die ausländischen<br />

Gäste über das, was ihnen die Berner Lehrpersonen<br />

zeigten. Dass die beiden Tanzlehrer Pascale Altenburger<br />

und Philippe Dick es in nur anderthalb Stunden<br />

geschafft haben, den Neuntklässlern eine kleine Choreografie<br />

beizubringen, hat Annett Kreuziger ziemlich<br />

erstaunt: «Es sind alles Pubertierende – und trotzdem<br />

machen sie mit.» Toll fand sie auch, dass sich die Lehrpersonen<br />

völlig raushielten und den Kurs den Tanzlehrern<br />

überliessen. An Berliner Schulen würde die Klassenlehrerin<br />

kaum das Zepter aus der Hand geben, ist sie überzeugt.<br />

«Bei euch in Burgdorf merkt man gar nicht, wer<br />

Lehrer und wer Künstler ist», wunderte sich auch die Leiterin<br />

der regionalen Schulaufsicht Pankow-Berlin, Gabi<br />

Münzberg.<br />

Kulturunterricht im Museum<br />

Genau das findet Annett Kreuziger gut: Dass die Lehrpersonen<br />

auch einmal die Kontrolle abgeben: «Profis können<br />

einfach besser auf die Kinder eingehen als die Lehrer und<br />

Lehrerinnen, auch wenn diese selber eine Hip-Hop-Lektion<br />

geben könnten.» Ein Hip-Hop-Kurs in einer Berliner<br />

Klasse? Sie zweifelt, dass das klappen würde. Scheitern<br />

würde es wohl daran, dass an Berliner Schulen ganz andere<br />

Verhältnisse herrschen als in Burgdorf. «Wir haben<br />

bei uns durchschnittlich 30 Kinder in einer Klasse», sagt<br />

sie. Dazu kommt: «Ich habe bei euch kein einziges dickes<br />

Kind gesehen, und alle haben am Anfang der Lektion ein<br />

tolles Hobby genannt: Gitarre, Fussball, Tischtennis… Bei<br />

uns hätten wohl einige gesagt: Mein Handy.» Sie bringt<br />

die Unterschiede zwischen Berlin und Burgdorf kurz auf<br />

einen Punkt: «Bei euch hat man einfach viel mehr Geld.»<br />

Und man hat mehr Platz: Die Wiener Grundschullehrerin<br />

Romana Haitzer schwärmt von den Burgdorfer Verhältnissen.<br />

«Traumhafte Räume für den Chor gibt es hier»,<br />

sagt sie und meint damit die Aula. In Wien singt sie mit<br />

ihren Schülerinnen und Schülern in einem kleinen Raum,<br />

wo auch noch die Bibliothek untergebracht ist. Doch die<br />

Platznot mache erfinderisch, fügt Romana Haitzer hinzu:<br />

«Weil wir keine freien Schulzimmer haben, verlegen wir<br />

den Kulturunterricht auch mal in ein Museum.»<br />

30<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Volksschule | Ecole obligatoire<br />

Mädchen und Knaben üben eine Hip-Hop-Choreografie ein.<br />

Skepsis gegenüber Musik- und Werkunterricht<br />

Hörte man die Berliner und Wiener Gäste ihre Berner<br />

Gastgeber loben, könnte man zum Schluss kommen,<br />

dass die Lehrpersonen ausnahmslos alles gut fanden,<br />

was die Berner in Sachen Kulturvermittlung an der Schule<br />

unternehmen. Tun sie das wirklich? «Sie waren schon<br />

sehr beeindruckt», zieht Christoph Joss, der regionale<br />

Schulinspektor, Bilanz. Doch er räumt ein, es hätten sich<br />

auch grosse Unterschiede in der Schulkultur zwischen<br />

den drei Ländern gezeigt.<br />

Von den ausländischen Gästen etwas skeptisch betrachtet<br />

wird zum Beispiel der «hundskommune Musikund<br />

Werkunterricht», den es an den Berner Schulen gibt.<br />

Weder in Berlin noch in Wien sind die Lehrpersonen so<br />

umfassend ausgebildet, dass sie selber solchen Unterricht<br />

geben können. In Berlin müssen die Schulen auch<br />

fürs Gestalten eine Künstlerin oder einen Künstler engagieren.<br />

In Wien zählt Werken erst gar nicht zur Kultur –<br />

weil es halt «nur» von einer Lehrerin oder einem Lehrer<br />

vermittelt wird. Und auch für den Musikunterricht engagieren<br />

die Wiener am liebsten eine Fachperson: Letztes<br />

Jahr hat die Stadt schulübergreifend ein Musikprojekt namens<br />

«Monsterfreunde» für die Erst- bis Viertklässler gestartet.<br />

Am Schluss sind die 700 Kinder, die daran teilgenommen<br />

haben, gemeinsam in der Wiener Stadthalle<br />

aufgetreten. Begleitet wurden sie von der russisch-österreichischen<br />

Starsopranistin Natalia Ushakova.<br />

Kultur – ein Bestandteil des Unterrichts<br />

Das Ziel der gegenseitigen Besuche in Bern, Wien und<br />

Berlin ist es, herauszufinden, wie die Schulen den Kindern<br />

möglichst wirksam Kultur vermitteln können. Weil es dazu<br />

noch wenig brauchbare Erfahrungen gibt, versuchen es<br />

viele Schulen auf eigene Faust. Doch die Schulverantwortlichen<br />

von Bern, Berlin und Wien haben mittlerweile<br />

festgestellt: Die besten Absichten zeigen nicht immer die<br />

besten Wirkungen. Vor allem zwei Fehler wollen sie vermeiden:<br />

«Wir möchten nicht, dass die Schulen zur Kulturvermittlung<br />

ein extraterrestrisches Ausnahmetalent einfliegen,<br />

das den Kindern eine Stunde lang Kunst zeigt und<br />

Das Comenius-Programm wäre für<br />

Berner Schulen eigentlich tabu<br />

«Schule inklusive kulturelle Bildung» nennen die beteiligten<br />

Schulverantwortlichen aus Bern, Wien und Berlin ihr<br />

Projekt. Für die Beteiligten aus Deutschland und Österreich<br />

ist klar, wer für die Kosten des geplanten länderübergreifenden<br />

Leitfadens aufkommt: das europäische Comenius-<br />

Programm. Die Europäische Union hat es vor 20 Jahren eingeführt<br />

mit dem Ziel, die Zusammenarbeit von Schulen in<br />

Europa zu fördern. Comenius widmet sich der Bildungszusammenarbeit<br />

an Kindergärten, Volksschulen und Gymnasien<br />

– analog dem Erasmus-Programm, das für die Zusammenarbeit<br />

an den Hochschulen geschaffen worden ist. Seit<br />

2014 darf die Schweiz aber nicht mehr als gleichwertiges<br />

Mitglied am Comenius-Programm teilnehmen. Das hat die<br />

Europäische Kommission nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative<br />

beschlossen.<br />

Am Projekt «Schule inklusive kulturelle Bildung» konnte<br />

sich die Berner Erziehungsdirektion zwar beteiligen. Allerdings<br />

sprang die Stiftung Mercator Schweiz – sie setzt sich<br />

für die Förderung junger Menschen ein – als Sponsorin ein.<br />

Denn für Reisen und Unterkunft in der Schweiz zahlte das<br />

Comenius-Programm den 30 Wiener und Berliner Schulfachleuten<br />

nichts.<br />

dann wieder weg ist. Das bringt nur Schall und Rauch, ist<br />

aber nicht nachhaltig», erklärt Michael Wimmer, der<br />

Schulkulturverantwortliche von Wien. Der zweite Fehler,<br />

den Schulen oft machen, ist: «Sie bringen einmal im Jahr<br />

am Rande etwas Kultur in die Schule. Dabei sollte Kultur<br />

ein fester Bestandteil des Unterrichts werden.»<br />

Aufgrund ihrer Beobachtungen und Erfahrungen an<br />

Berner, Wiener und Berliner Schulen wollen die Schulverantwortlichen<br />

bis nächsten Sommer einen länderübergreifenden<br />

Leitfaden schreiben. Dessen Ziel ist es, klare<br />

und erprobte Vorschläge zu bieten und zu zeigen: So können<br />

Schulen am besten Kultur in den Unterricht einbauen.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 31


Volksschule | Ecole obligatoire<br />

Kinderlieder/CD<br />

«Anders Andersson»<br />

– eine CD für<br />

junge und besondere<br />

Kinder<br />

Schultheater<br />

4. Jugend Theater<br />

Festival Schweiz<br />

Das Programm des 4. Jugend Theater Festival Schweiz vom 6. bis zum<br />

10. September 2017 wird durch einen Wettbewerb zusammengestellt.<br />

Alle Jugend-Theatermacherinnen und -macher aus dem Schultheater sind<br />

eingeladen, sich mit ihrer Gruppe anzumelden. Aus allen Bewerbungen kürt<br />

die Jury sechs Ensembles, welche in der Festivalwoche ihre Inszenierungen<br />

vor öffentlichem Publikum zeigen, von Theaterprofis angeleitete Workshops<br />

besuchen und Kontakt mit anderen Theaterbegeisterten knüpfen können.<br />

Einsendeschluss für Bewerbungen: 1. April 2017.<br />

www.jugendtheaterfestival.ch<br />

éducation21| Filme für eine Welt<br />

20. Filmtage21 – Filme<br />

für eine nachhaltige Welt<br />

Im Programm der 20. Filmtage21 stehen einmal mehr neue und attraktive<br />

Filme, die zusammen mit den begleitenden Unterrichtsanregungen die Umsetzung<br />

von Bildung für nachhaltige Entwicklung unterstützen. Im Fokus stehen<br />

globale Themen aus den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft:<br />

Die zwei Kinder Pia und Mogi aus dem indonesischen Regenwald fragen<br />

sich, warum bei uns überall Palmöl drin ist, wenn es doch ihren Lebensraum<br />

zerstört. Ein anderer Junge philosophiert über Zusammenhänge in der Natur,<br />

und der kleine Anatole lernt, sein Handicap als Chance zu sehen. Aicha und<br />

ihre Freunde aus dem Senegal gewähren auf lebensfrohe Art Einblick in ihren<br />

Alltag. Neben diesen Filmen für jüngere Kinder laufen im Filmprogramm auch<br />

Filme für die Sekundarstufe I und II zu Tourismus, Energie, Menschenrechten<br />

und Klimaschutz. Am 29. und 30. März 2017 an der PHBern, Institut für<br />

Weiter- und Medienbildung, Helvetiaplatz 2, jeweils von 17.30 bis 21.15 Uhr.<br />

Warum nicht mal ganz anders, und<br />

was ist schon normal, denkt sich<br />

Anders Andersson, die neue liebenswerte<br />

Titelfigur der neuen CD von<br />

Andrew Bond. 30 neu komponierte<br />

Lebens- und heilpädagogisch ausgerichtete<br />

Lieder laden zu einer<br />

musikalischen Reise in das Anderssein<br />

ein. Gemeinsam mit Kindern der<br />

Stiftung Bühl in Wädenswil, die alle<br />

mit einer Beeinträchtigung leben,<br />

präsentiert der Kinderliedermacher<br />

eingängige, melodiöse und aufgestellte<br />

Lieder für ganz bestimmte alltägliche<br />

oder emotionale Momente<br />

wie Wecken, Anziehen, Duschen,<br />

Begrüssen und Sich-Einfinden, Sorgetragen,<br />

Stoppsagen, Gefühlezeigen,<br />

Partyfeiern u.a.<br />

Die neue CD ist ab sofort in allen<br />

Musikfachgeschäften, an den<br />

Konzerten von Andrew Bond und<br />

online erhältlich.<br />

www.andrewbond.ch<br />

www.education21.ch/de/filmtage<br />

Foto: zvg<br />

Musikalisches Kartenspiel<br />

Das Stimmen-Quartett<br />

Das Stimmen-Quartett, ein musikalisches Kartenspiel, soll Schülerinnen und<br />

Schülern, aber auch Lehrpersonen, die Welt der Stimmimprovisation niederschwellig<br />

zugänglich machen. Neben dem Umgang mit der eigenen Stimme<br />

trainieren sich die Schülerinnen und Schüler zudem in bewusstem Hören und<br />

können performative Erfahrungen machen. Im weiteren Gebrauch lernen die<br />

Schülerinnen und Schüler, ihre Stimme auf verschiedene Arten künstlerisch<br />

einzusetzen und zu kontrollieren. Es lassen sich verschiedene musikalische<br />

Kompetenzen nach Lehrplan 21 entwickeln.<br />

www.stimmenquartett.ch<br />

32<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Volksschule | Ecole obligatoire<br />

Foto:zvg<br />

Bernisches Historisches Museum<br />

Wettbewerb zur<br />

Verleihung des «Goldenen<br />

Albert 2017»<br />

Anlässlich der Veranstaltung «Eine Nacht<br />

mit Albert» am 2. Juni 2017 verleiht das<br />

Bernische Historische Museum zum zweiten<br />

Mal den «Goldenen Albert».<br />

In einem Wettbewerb zum Thema «Lichtgeschwindigkeit»<br />

wird der beste, überraschendste oder originellste<br />

Beitrag mit der beliebten Trophäe belohnt. Schulklassen,<br />

Gruppen und Einzelpersonen sind eingeladen, sich<br />

dem Thema auf kreative Weise zu nähern. Ob dies in<br />

Form eines Gedichts, einer Installation oder einer<br />

physikalischen Gleichung geschieht, ist dabei nicht<br />

entscheidend; viel wichtiger sind Ideenreichtum<br />

und Überzeugungskraft. Ablauf: www.nachtmitalbert.ch,<br />

Anmeldung bis 30. April 2017.<br />

Eine Nacht mit Albert: Jung und Alt, Physik-Nerds<br />

und -Verweigerer sind am 2. Juni 2017 eingeladen, sich<br />

bei Konzerten, Vorträgen, Führungen und Mitmachangeboten<br />

auf die Spuren des genialen Physikers zu<br />

begeben.<br />

Einstein-Woche für Schulen: Für Schulklassen<br />

findet vom 30. Mai bis zum 2. Juni 2017 eine Einstein-<br />

Woche statt. Ein 75-minütiger Parcours durch das<br />

Einstein Museum gibt spannende Einblicke in das Leben<br />

von Albert Einstein, und physikalische Experimente<br />

veranschaulichen seine bahnbrechenden Theorien.<br />

www.nachtmitalbert.ch<br />

elke.lohmann@bhm.ch / www.bhm.ch<br />

Foto: zvg<br />

Projektwoche Bergwald<br />

Nachhaltig handeln – ganzheitlich lernen<br />

Wie fühlt es sich an, sich mit allen Kräften für eine gute Sache einzusetzen?<br />

In einer Woche im Bergwald erfahren Schulklassen ab Ende des 8. Schuljahres<br />

Sinnhaftigkeit am eigenen Leib. Die Jugendlichen machen elementare<br />

Naturerfahrungen, spüren und erweitern ihre Grenzen, erleben und reflektieren<br />

ihre Selbstwirksamkeit und stärken ihr Selbstvertrauen. Die Arbeit<br />

erfolgt in Kleingruppen, angeleitet durch Fachleute mit pädagogischer Erfahrung.<br />

Vergünstigte Teilnahme für Berner Schulklassen! Pro Teilnehmerin<br />

und Teilnehmer ca. CHF 150.– bis 200.–, je nach Anzahl der Kleingruppen<br />

(inkl. Unterkunft, exkl. Verpflegung und Reise). Die Projektwochen finden<br />

zwischen Mai und Oktober statt. Für 2017 sind noch ein paar Plätze frei.<br />

www.bergwald.ch<br />

Slam@School 2017<br />

Zwölf Klassenworkshops<br />

suchen einen<br />

Durchführungsort<br />

Für die dritte Ausgabe der Workshopreihe<br />

werden vorzugsweise<br />

ländliche Berner Oberstufenschulen<br />

gesucht, die mit je zwei Klassen in<br />

den Genuss von Poetry-Slam-Workshops<br />

kommen möchten. Gestandene<br />

Poetry Slammer entstauben<br />

während eines Quartals den<br />

Deutschunterricht und motivieren<br />

die Teenager zum kreativen Schreiben<br />

und Performen eigener Texte.<br />

Die Besten aller Klassen messen<br />

sich abschliessend an einem als<br />

Wettbewerb angelegten öffentlichen<br />

Poetry Slam. So geht Literatur<br />

heute – läuft bei dir? Durchführung:<br />

Sommer- und Herbstquartal 2017,<br />

Abschlussevent Januar 2018.<br />

Anmeldeschluss: 23. April 2017.<br />

Kosten: CHF 300.–/Klasse.<br />

Anmeldung an Remo Rickenbacher:<br />

info@remolution.ch<br />

www.spokenword2502.ch<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 33


Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />

34 <strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />

Serie<br />

Berufe im Wandel<br />

Verschiedene Berufe erlebten und erleben<br />

massive Veränderungen – sei dies durch<br />

veränderte Bedürfnisse, steigende Anforderungen<br />

des Arbeitsmarktes, durch den<br />

Trend zu Höherqualifizierung oder technologisch<br />

und wirtschaftlich bedingten<br />

Wandel. <strong>EDUCATION</strong> stellt solche<br />

Berufe vor, spricht mit Lehrmeisterinnen<br />

und -meistern und<br />

interviewt Lernende.<br />

Polydesigner/in3D EFZ<br />

Kreatives und Handwerkliches<br />

verbinden<br />

Mathias Marti<br />

Foto: Pia Neuenschwander<br />

Als angehende Polydesignerin3D kann Ursina<br />

Textor ihre vielseitigen Talente miteinander verbinden.<br />

Die Mischung aus Handwerk, Design und<br />

Planung macht diesen Beruf aus, der aus dem<br />

einstigen Dekorationsgestalter entstanden ist.<br />

Manchmal liegt sogar ein Abstecher nach Berlin<br />

drin, um Arbeiten auszuführen.<br />

«Man muss kreativ sein, handwerklich begabt und anpacken<br />

können. Von grossem Vorteil ist meiner Meinung<br />

nach auch eine gute Portion Selbstständigkeit.» So umschreibt<br />

Ursina Textor die Anforderungen an eine Lernende<br />

Polydesignerin3D. Sina, wie sie gerne genannt<br />

wird, hat im Umfeld der «Pure Polydesign GMBH» in Zollikofen<br />

ihre Wunschausbildungsstelle gefunden. Sie steht<br />

im letzten halben Jahr der Ausbildung zur Polydesignerin3D<br />

mit Schwerpunkt Realisation. Mit ihrem Chef und<br />

Lehrmeister Georg Wyler bildet sie ein Zwei-Mann/Frau-<br />

Powerteam, dem man sofort anmerkt, dass sich hier zwei<br />

Gleichgesinnte gefunden haben. Im hellen Atelier, in dem<br />

früher eine Molkerei geschäftet hat, unmittelbar neben der<br />

Ausbildungsstätte Inforama Rütti, erkennt man fertige Arbeiten<br />

von Ausstellungen und Events. Hier wird gesägt,<br />

geschreinert, gemalt, zusammengebaut.<br />

Die 24jährige Frau hat bereits eine Lehre hinter sich.<br />

«Ich habe zunächst Malerin gelernt und abgeschlossen.<br />

Schon damals durfte ich bei Georg als Freelancerin mitarbeiten.<br />

So habe ich gemerkt, dass mir mein handwerkliches<br />

Können als Malerin bei diesem vielfältigen Job entgegenkommt.<br />

Und dass Polydesignerin eigentlich genau<br />

das ist, was ich gerne machen würde.»<br />

Alte Hasen sind stressresistent<br />

Georg Wyler ist ein alter Hase im Business. Nach langen<br />

Jahren als Projektleiter hat er 2010 seine eigene Firma<br />

aufgebaut, um sich im Bereich Messe-, Event- und Objektdesign<br />

zu spezialisieren. «In unserem Geschäft muss<br />

man sehr flexibel sein. Die Arbeitslast ist nicht auf das Kalenderjahr<br />

ausgerichtet. Wir haben im Frühling und Herbst,<br />

wenn Messezeit ist, die Hauptlast der Arbeit zu tragen. Da<br />

gehört Überzeit dazu, genauso wie Stressresistenz», fasst<br />

der gelernte Dekorationsgestalter, wie der Job früher<br />

hiess, die Anforderungen zusammen. Und genau dort<br />

liegt auch die Schwierigkeit für den Lehrmeister. «Ich<br />

habe mit Sina eine Lernende, die sehr genau weiss, was<br />

wo zu tun ist. Wenn wir in der Zwischensaison stecken,<br />

wie jetzt gerade, kann ich nicht immer für ein volles Arbeitsportfolio<br />

sorgen. Da ist Selbstständigkeit der Lernenden<br />

gefragt. Und mit Sina klappt das perfekt.»<br />

Das Team wird jeweils ergänzt durch Georgs Frau<br />

Fiorella, die sich um die Büroarbeiten kümmert. Und natürlich<br />

eine ganze Palette von Freelancern, die nach<br />

Bedarf Arbeiten übernehmen. Dies sei ein typisches Bild<br />

für die Branche, ergänzt Georg Wyler. Gerade weil die Arbeitsbelastung<br />

unterschiedlich sei und es viele kleinere<br />

KMU gebe, würden die Spitzen mit Freelancern abgefedert.<br />

Und das mache es so schwierig, Lehrstellen anzubieten.<br />

Für ihn selber ist es die erste Erfahrung mit einer<br />

Lernenden. Und obwohl das «Experiment» erfolgreich<br />

war, werde er vermutlich zunächst eine Pause einschalten<br />

und die Lehrstelle nicht gleich wieder anbieten.<br />

An der Nachfrage, den Beruf des Polydesigners<br />

oder der Polydesignerin3D zu erlernen, mangelt es dagegen<br />

wahrlich nicht. «Ich erhalte wöchentlich mehrere Anfragen<br />

oder Blindbewerbungen im Geschäft. Die Nachfrage<br />

nach Ausbildungsplätzen übersteigt das Angebot<br />

bei weitem», sagt Wyler dazu. Worauf ist dies zurückzuführen?<br />

Sina Textor schwärmt abermals für den Beruf und<br />

streicht die Vielfältigkeit heraus. «Vom Planen und Designen<br />

bis zum Malen und Schreinern eines Möbels oder<br />

eines Ausstellungsstandes. Wir machen hier einfach alles<br />

und bauen es vor Ort auch auf.»<br />

▶<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 35


Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />

Auf nach Berlin…<br />

Eine ganz tolle Erfahrung konnte sie kürzlich mit der Firma<br />

von Georg Wyler in Berlin machen. «Pure Polydesign»<br />

durfte an der «Innotrans», der weltgrössten Messe für<br />

Bahntechnik, einen Ausstellungsstand für «Vigier Rail»<br />

konzipieren, anfertigen und aufbauen. «Wir zeigten auf<br />

der Messe eine virtuelle Gotthard-Tunneldurchfahrt, was<br />

bei vielen Besuchern auf Begeisterung und grosses Interesse<br />

gestossen ist», erzählt Sina Textor mit sichtlichem<br />

Stolz. Ein richtig cooles Erlebnis sei das gewesen.<br />

In einem halben Jahr ist Sina vorläufig am Ende der<br />

ersten Ausbildungsleiter angelangt. Wie geht es dann weiter?<br />

«Ich möchte gerne in eine etwas grössere Firma<br />

wechseln, wo die Betreuung des gesamten Projektes im<br />

Vordergrund steht. Ich stelle mir vor, dass ich mich im<br />

Bereich der Projektplanung noch verbessern kann und<br />

muss.» Es sei aber nicht einfach, so eine Stelle zu finden.<br />

«Das Angebot an grösseren Firmen, welche solche Stellen<br />

anbieten, ist gerade im Grossraum Bern eher klein. Daher<br />

ist es unumgänglich, bereits schon jetzt die Fühler auszustrecken.»<br />

Und natürlich hilft ihr dabei, dass ihr jetziger<br />

Chef Georg Wyler ein gutes Netzwerk in der Branche besitzt.<br />

«In unserem Geschäft das A und O. Nicht nur für<br />

Jobs, sondern auch für die Aufträge. Vieles läuft via direkte<br />

Kontakte. Auf Ausschreibungen für diese Jobs können<br />

Sie lange warten.»<br />

Zum Schluss bleibt der positive Eindruck vom Beruf<br />

Polydesigner/in3D: ein abwechslungsreicher und fordernder<br />

Job. Für helle Köpfe mit grosser Selbstständigkeit.<br />

Wo kreatives mit handwerklichem Geschick verbunden<br />

werden kann. Einziger Wermutstropfen für interessierte<br />

Jugendliche: Die Nachfrage nach Lehrstellen übersteigt<br />

leider das Angebot bei Weitem. Und noch etwas bleibt an<br />

Georg Wyler je länger, je mehr mit einem leicht schalen<br />

Beigeschmack haften: «Manchmal tut es mir echt weh,<br />

wie viel wir für den Abfall arbeiten. Ist die Ausstellung<br />

oder der Event vorbei, entsorgen wir die mehrmonatige<br />

Arbeit, in die man Herzblut gesteckt hat.» Es ist also auch<br />

ein Job, in dem man von lieb gewonnenen Dingen rasch<br />

loslassen muss.<br />

Polydesigner/in3D EFZ<br />

(früher Dekorationsgestalter/in)<br />

Polydesigner sind Fachleute für dreidimensionale<br />

Gestaltung. Sie entwickeln nach Kundenwünschen<br />

Gestaltungsideen für Verkaufs- und Veranstaltungsräume,<br />

Ausstellungen, Messen, planen das Projekt<br />

und setzen es um. Im Beruf werden drei Schwerpunkte<br />

unterschieden: Kreation, Realisation und Styling.<br />

Die vierjährige Ausbildung in einem der Schwerpunkte<br />

Kreation, Realisation oder Styling wird in Agenturen,<br />

Ateliers, Warenhäusern, Fachgeschäften oder Messebaufirmen<br />

angeboten. Die Anforderungen in diesem<br />

abwechslungsreichen Berufsfeld sind: abgeschlossene<br />

Volksschule, gute Leistungen in Zeichnen und Deutsch,<br />

handwerkliches Geschick, Gestaltungstalent, überdurchschnittliches<br />

räumliches Vorstellungsvermögen,<br />

Sinn für Farben und Formen und Kreativität. Nicht<br />

selten gehören im Berufsumfeld auch unregelmässige<br />

Arbeitszeiten (z.B. für Auf- und Abbau bei Messen)<br />

dazu.<br />

Synthèse Polydesigner 3D : l’alliance<br />

de la créativité et de l’artisanat<br />

Ursina Textor suit un apprentissage<br />

de polydesigner 3D, profession autrefois<br />

appelée décorateur. Les polydesigners<br />

sont les spécialistes de la<br />

conception tridimensionnelle. Sur<br />

mandat de leur clientèle, ils développent<br />

des idées d’aménagement<br />

pour des espaces destinés à la vente,<br />

à des manifestations, à des expositions,<br />

à des foires. Ils planifient le<br />

projet et le réalisent. D’une durée<br />

de quatre ans, la formation peut se<br />

faire dans trois domaines spécifiques<br />

: création, réalisation et<br />

styling. Elle est proposée par des<br />

agences, des ateliers, des centres<br />

commerciaux, des magasins<br />

spécialisés ou des entreprises organisatrices<br />

de foires. Georg Wyler,<br />

propriétaire de l’entreprise Pure<br />

Polydesign GmbH et formateur d’Ursina,<br />

explique en quoi consiste principalement<br />

cette profession : « Nous<br />

devons faire preuve d’une grande<br />

flexibilité. La charge de travail n’est<br />

pas équilibrée tout au long de l’année.<br />

Elle se concentre au printemps<br />

et en automne, durant les périodes<br />

de foire. Il n’est alors pas rare que<br />

nous fassions des heures supplémentaires<br />

et que nous subissions beaucoup<br />

de pression. » Les places d’apprentissage<br />

de polydesigner 3D sont<br />

très<br />

demandées. « Chaque semaine, je<br />

reçois plusieurs demandes d’information<br />

ou des candidatures spontanées.<br />

La demande supplante largement<br />

l’offre », observe Georg Wyler.<br />

Cela n’étonne pas son apprentie.<br />

Ursina Textor aime beaucoup son<br />

métier et en souligne la diversité.<br />

« Que ce soit planifier et concevoir<br />

ou peindre et assembler un meuble<br />

ou un stand d’exposition, nous faisons<br />

un peu de tout et effectuons<br />

aussi le montage sur place. » Il n’est<br />

donc pas étonnant que la demande<br />

soit si importante.<br />

36<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />

Tag des Gymnasiums<br />

Am gleichen Seil ziehen<br />

Tina Uhlmann<br />

Fotos: Thomas Cunz<br />

Wie sieht die ideale Maturandin, der ideale Maturand<br />

aus? Mit allen basalen fachlichen Studierkompetenzen<br />

ausgerüstet, selbstständig im Lernen,<br />

studierfähig. Wie dieses Ziel erreicht werden<br />

soll, darüber sind sich nicht alle einig. Am «Tag<br />

des Gymnasiums» in Biel trat Erziehungsdirektor<br />

Bernhard Pulver in einen engagierten Dialog mit<br />

Vertreterinnen und Vertretern von Gymnasien,<br />

Kommissionen und der Universität. Gegen 900 Lehrpersonen<br />

nahmen die Gelegenheit wahr, in die<br />

nahe Zukunft zu blicken und sich auszutauschen.<br />

Wie in einem Bienenhaus summte es an diesem<br />

stürmischen Januartag im Foyer des Bieler Kongresshauses.<br />

Über Mittag waren eineinhalb Stunden für den reichhaltigen<br />

«Stehlunch» reserviert – Zeit genug, mit Kolleginnen<br />

und Kollegen aus dem ganzen Kanton ins Gespräch<br />

zu kommen. Und wie! Als das Programm um 14.15 Uhr<br />

mit einem Referat des Erziehungsdirektors weitergehen<br />

sollte, waren Lehrerinnen und Lehrer kaum in den Saal zu<br />

bewegen. Und als sie dann allmählich doch sassen, konnten<br />

sie nicht aufhören<br />

zu diskutieren. «Geht es in Ihren Klassen auch so zu<br />

und her?,» rief Moderator Ralph Thomas schon fast ein<br />

wenig verzweifelt in den Saal.<br />

Grund für die angeregten Gespräche waren sicher<br />

auch die brisanten Themen, die an diesem dritten «Tag<br />

des Gymnasiums» traktandiert waren. Besonders der<br />

Übergang der Maturandinnen und Maturanden von den<br />

Gymnasien an die Hochschulen gab auf dem Podium am<br />

Nachmittag zu reden. So verglich Bruno Moretti, Präsident<br />

der Kommission Gymnasium-Hochschule, die Situation<br />

mit zwei benachbarten Ländern: «Zwischen diesen<br />

Ländern gibt es eine Grenze, und der Übergang ist geregelt,<br />

aber es wird wenig Beziehung gepflegt.» Da die Zulassung<br />

an die Universitäten von den Gymnasien erteilt<br />

werde, seien die dortigen Lehrpersonen die «Zöllner». Der<br />

stufenübergreifenden Kommission Gymnasium-Hochschule<br />

kommt in diesem System die Aufgabe der Wirtschaftsförderung<br />

zwischen den beiden Ländern zu. Die<br />

Metapher des Zöllners wurde in der folgenden Diskussion<br />

immer wieder aufgegriffen.<br />

«Wir möchten gern mehr sein als Zöllner», bezog<br />

sich etwa Nicole Nyffenegger-Staub von der Kantonalen<br />

Maturitätskommission auf Morettis Vergleich. Die Hauptexpertin<br />

für Englisch sieht die Aufgabe der Expertinnen<br />

und Experten vor allem darin, «das Rollenverständnis<br />

auf beiden Seiten zu klären». Bernhard Pulver fand die<br />

Zöllnermetapher ebenfalls «interessant», hielt aber fest:<br />

«Es handelt sich bei Gymnasium und Hochschule um<br />

einen einzigen, gemeinsamen Bildungsgang. Die Matura<br />

ist das Eintrittsbillett in die Hochschule. Und auch wenn<br />

nicht alle Maturandinnen und Maturanden anschliessend<br />

ans Gymnasium an einer Hochschule studieren, so ist es<br />

in der Hauptstossrichtung doch so gedacht.»<br />

Selbständiges Lernen hüben und drüben<br />

Im Gespräch um die zu stärkende Selbstständigkeit der<br />

Schülerschaft fragte sich die Rektorin des Berner Gymnasiums<br />

Kirchenfeld, Elisabeth Schenk-Jenzer, warum «wir<br />

an den Gymnasien nun die Freiheit schaffen sollen, welche<br />

die Universitäten gerade am Abbauen sind». Dafür<br />

erntete sie deutliche Zustimmung aus dem Publikum.<br />

Doch Bruno Moretti konterte, auch die Uni Bern sei daran,<br />

«die Selbstständigkeit der Studierenden zurückzugewinnen».<br />

Ein Widerspruch zum Projekt SOL (Selbst organisiertes<br />

Lernen), das an den Gymnasien durchgeführt<br />

wurde, besteht gemäss Bruno Moretti nicht.<br />

Markus Beutler, Deutschlehrer am Gymnasium Muristalden,<br />

hofft seinerseits, dass er in Zukunft nicht alle<br />

Inhalte mit der SOL-Methode vermitteln muss: «Man stelle<br />

sich vor, den Schülern Freiheit zu gewähren, wenn es um<br />

Kommaregeln geht!» Beutler verwies dabei auch auf die<br />

basalen fachlichen Studierkompetenzen, die vonseiten<br />

Universität eingefordert würden, in der Erstsprache oder<br />

in Mathematik: «Da kommt noch etwas auf uns zu!»<br />

SOL sei nicht nur Methode, sondern müsse auch<br />

Ziel des gymnasialen Unterrichts sein, so Walter Herzog<br />

von der Universität Bern. Er stellte die Auswertung des<br />

abgeschlossenen SOL-Projekts nach vier Semestern vor.<br />

In Klassen, wo autonome Lernformen schon zuvor gepflegt<br />

worden waren, waren 50,3 Prozent mit SOL motivierter,<br />

41,1 Prozent gleich motiviert wie sonst und 8,2<br />

Prozent weniger motiviert. In Klassen ohne viel Autonomie<br />

gaben hingegen nur 29,2 Prozent an, mit SOL motivierter<br />

zu sein, 20,2 Prozent waren gleich motiviert und 27,3 Prozent<br />

– also fast ein Drittel der Schülerschaft – waren weniger<br />

motiviert, sprich: überfordert. Daraus leitete auch<br />

Rektorin Schenk-Jenzer ab, dass Autonomie eben erst<br />

gelernt sein müsse, bevor das selbst organisierte Lernen<br />

angewendet werden könne.<br />

Math à la française<br />

« Ça va? », fragte nach der polarisierenden SOL-Debatte<br />

Pierre-Etienne Zürcher, Rektor des französischen Gymnasiums<br />

in Biel, jovial in den Saal – und sofort sorgte Gelächter<br />

für Entspannung. Zürcher zeigte den Kurzfilm ▶<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 37


Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />

Rückblick auf Erreichtes<br />

Die Anforderungen an gymnasiale Lehrkräfte scheinen<br />

stetig zu steigen. «Die Lohnentwicklung hat für mich<br />

oberste Priorität», erklärte Bernhard Pulver denn auch. In<br />

seinem zweisprachig gehaltenen Referat blickte er zurück<br />

auf das, was seit dem ersten Mittelschulbericht von 2009<br />

erreicht wurde. Betont hat er dabei vor allem die «Quartalösung»,<br />

die nach 20-jähriger politischer Diskussion<br />

2017 eingeführt werden kann. «Die Klassen müssen zu<br />

Beginn des ersten nachobligatorischen Schuljahres nicht<br />

mehr neu zusammengesetzt werden, und der Unterricht<br />

im Schwerpunktfach kann bereits im ersten Jahr beginnen»,<br />

steht im aktuellen Bericht zu lesen. Dank einer<br />

Überarbeitung von Lehrplan und Lektionentafel bringe der<br />

neue Bildungsgang zudem eine gleichmässigere Belastung<br />

für die Schülerschaft, so Pulver.<br />

Ebenso lobte der Erziehungsdirektor die Entwicklung<br />

des gemeinsamen Prüfens mit dem Ziel vergleichbarer<br />

Beurteilung für vergleichbare Leistungen: «Hier konnten<br />

wir einen Mehrwert in allen Fächern schaffen.» Dabei<br />

habe der Kanton Bern auf eine lange Tradition zurückgreifen<br />

können. Wichtig sei, dass man sich nun nicht<br />

Richtung Standardisierung weiterbewege: «Wir brauchen<br />

keine starre Form, sondern eine gemeinsame Kultur.»<br />

«Die Lohnentwicklung hat für mich oberste Priorität»,<br />

erklärte Bernhard Pulver.<br />

« Appui en mathématiques » über individuelle Lernförderung<br />

in Mathematik, eine Spezialität seiner Schule. Im Film<br />

äusserten sich Schülerinnen und Schüler sehr positiv über<br />

ihre Lernerfolge in den kleinen Gruppen dieses freiwilligen<br />

Stützunterrichts zu einem für viele schwierigen Fach.<br />

«Soll Mathematik wirklich das Wichtigste werden?»,<br />

fragte Bernhard Pulver in der folgenden Diskussion um<br />

die basalen Fähigkeiten – und antwortete selbst: «Ich finde<br />

nicht!» Mit den basalen Kompetenzen laufe man Gefahr,<br />

fachlich «einen harten Kern zu etablieren, um den herum<br />

alles erodiert wird». Dabei zeichne sich die gymnasiale<br />

Bildung doch gerade durch ihre Breite aus.<br />

Fast alle zufrieden<br />

Beim abschliessenden Apéro im Foyer machte sich zufriedene<br />

Stimmung breit. Der Tag habe in einigen Punkten<br />

erhellt, was die nahe Zukunft für den Schulalltag bereithalte,<br />

meinten die befragten Lehrpersonen fast unisono,<br />

bevor sie hinaus an die frische Luft strebten, wo noch<br />

immer wild die Schneeflocken tanzten. Wild diskutiert<br />

wurde im Foyer nicht mehr. Zu reden gaben hier und dort<br />

noch die Sparmassnahmen, welche die Umsetzung der<br />

besprochenen Projekte natürlich erschweren. Dass Bernhard<br />

Pulver am Schluss auf eine Frage aus dem Publikum<br />

nach «zusätzlichen Ressourcen» erklärt hatte, damit sei<br />

aktuell nicht zu rechnen, bestätigte schliesslich nur,<br />

was alle schon wussten. An einem der vielen Stehtischchen<br />

erkannten einige Stimmen auch Verbesserungsmöglichkeiten:<br />

Auf dem Podium, so eine Gruppe von Lehrpersonen<br />

dezentraler Gymnasien, seien abgesehen vom<br />

welschen Kollegen nur Stadtberner Schulen vertreten gewesen.<br />

Ein Wermutstropfen vielleicht in einem ansonsten<br />

stimmig von der Abteilung Mittelschulen organisierten<br />

und vom jungen Jazzduo DA DOO akzentuierten «Tag des<br />

Gymnasiums».<br />

www.erz.be.ch>Mittelschule>Entwicklung Mittelschulen<br />

38<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />

Der Übergang der Maturandinnen und Maturanden von den Gymnasien an die Hochschulen gab am Tag des Gymnasiums zu reden.<br />

Synthese: Journée du gymnase –<br />

vifs débats et cohésion Comment<br />

décrire le maturant ou la maturante<br />

idéale ? Doté-e de toutes les compétences<br />

disciplinaires de base, autonome<br />

dans l’apprentissage, apte<br />

aux études. Tous ne s’accordent pas<br />

sur la manière dont cet objectif doit<br />

être atteint. Lors de la troisième<br />

Journée du gymnase à Bienne, le<br />

Directeur de l’instruction publique,<br />

Bernhard Pulver, a discuté avec des<br />

représentants et représentantes de<br />

gymnases, de commissions et de<br />

l’Université. Plus de 1 000 enseignants<br />

et enseignantes ont profité<br />

de l’occasion pour se pencher sur<br />

l’avenir proche et échanger. Dans<br />

son exposé, Bernhard Pulver a observé<br />

ce qui avait été atteint depuis<br />

le premier rapport sur les écoles<br />

moyennes en 2009. Il a notamment<br />

souligné la solution Quarta, à laquelle<br />

les partenaires francophones<br />

ont contribué en étant prêts à proposer<br />

aux jeunes francophones également<br />

la nouvelle filière de quatre<br />

ans menant à la maturité bilingue.<br />

A la fin du débat, le conseiller d’Etat<br />

a expliqué que le développement salarial<br />

du personnel était absolument<br />

prioritaire à ses yeux. Le projet« Plus<br />

d’autonomie dans l’apprentissage »<br />

et la problématique des compétences<br />

disciplinaires de base constitutives<br />

de l’aptitude générale aux études<br />

supérieures ont préalablement suscité<br />

de vives discussions.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 39


Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />

Berufsbildung Lehrabbrüche<br />

Nach Lehrvertragsauflösung packen<br />

viele Lernende die zweite Chance<br />

Barbara E. Stalder und Fabienne Lüthi<br />

Foto: Franziska Rothenbühler<br />

Nur eine kleine Minderheit der Jugendlichen, die aus einem Lehrvertrag aussteigen, macht keinen Lehrabschluss.<br />

Barbara Stalder (rechts) und Fabienne Lüthi berichten über neue Ergebnisse des Projekts LEVA.<br />

Die vorzeitige Auflösung des Lehrvertrages bedeutet<br />

nicht, dass ein erfolgreicher Berufsabschluss<br />

in die weite Ferne rücken muss. Neue Ergebnisse<br />

der Studie LEVA zeigen, dass viele Lernende die<br />

zweite Chance nutzen, vor allem, wenn sie von<br />

ihren Berufsbildenden oder von anderen Fachpersonen<br />

unterstützt werden.<br />

«Ich habe die Lehre ja nicht abgebrochen, sondern<br />

nur den Betrieb gewechselt», meint Martin, als er gefragt<br />

wird, warum sein Lehrvertrag aufgelöst worden sei. Auch<br />

Nadia, die von der dreijährigen in die zweijährige Lehre<br />

gewechselt hat, bezeichnet diesen Schritt nicht als Abbruch.<br />

Lehrvertragsauflösung und Lehrabbruch werden<br />

zwar häufig synonym verwendet, sind aber nicht dasselbe.<br />

Eine Lehrvertragsauflösung (LVA) bezeichnet die<br />

Kündigung des Lehrvertrags vor Ablauf der regulären<br />

Ausbildungszeit. Dazu gehören auch Fälle, bei denen die<br />

Lernenden ihre Ausbildung nahtlos fortsetzen in einem<br />

anderen Betrieb oder einer Lehre mit geringeren schulischen<br />

Anforderungen. Als Abbruch werden hingegen<br />

Vertragsauflösungen bezeichnet, bei denen Jugendliche<br />

keine weitere Ausbildung mehr aufnehmen und langfristig<br />

ohne Berufsabschluss bleiben.<br />

Glaubt man der Presse, sind alle Vertragsauflösungen<br />

«Lehrabbrüche» mit entsprechend gravierenden Konsequenzen.<br />

Ein «Schritt ins Leere» sei es, ein Risiko für<br />

die Jugendlichen, auf der Strasse zu landen, ohne<br />

Abschluss und mit schlechten Erwerbschancen. Solche<br />

Zuspitzungen sind irreführend. Es ist hinreichend bekannt,<br />

dass viele Lernende ihre Berufsausbildung nach<br />

der LVA fortsetzen oder mit einer neuen Ausbildung beginnen.<br />

Unbekannt war bisher, wie viele von ihnen diese<br />

Ausbildung auch erfolgreich abschliessen. Dies kann nun<br />

erstmals mit Daten des Projekts «LEVA – Lehrvertragsauflösungen<br />

im Kanton Bern» gezeigt werden.<br />

40<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />

Hohe Wiedereinstiegsquote – hohe Abschlussquote<br />

Nur eine kleine Minderheit der Jugendlichen steigt nach<br />

der LVA endgültig aus dem Bildungssystem aus: 84% der<br />

Lernenden setzen ihre Ausbildung fort, viele von ihnen<br />

nahtlos (43%), manche nach einer Unterbrechung von bis zu<br />

1 Jahr (21%) oder 2 bis 3 Jahren (13%). Nur wenige nehmen<br />

nach 4 bis 10 Jahren wieder eine Ausbildung auf (7%).<br />

Der Mehrheit der Lernenden gelingt es, ihre (neue)<br />

Ausbildung erfolgreich abzuschliessen. 3 Jahre nach der<br />

LVA sind 43%, 5 Jahre danach 68% und 10 Jahre danach<br />

75% im Besitz eines Berufsabschlusses. Die anderen 9%<br />

sind nach einer erneuten LVA nicht wieder eingestiegen<br />

oder im Qualifikationsverfahren gescheitert.<br />

Ein rascher Wiedereinstieg und ein Abschluss sind<br />

vor allem denjenigen Lernenden möglich, die im Berufsfeld<br />

bleiben. Wer hingegen das Berufsfeld verlässt und eine<br />

völlig neue Ausbildung beginnt, tut dies meist nach einer<br />

längeren Unterbrechung. Die berufliche Umorientierung<br />

und die Suche nach einer neuen Lehrstelle brauchen Zeit.<br />

Die Risikogruppen<br />

Ein höheres Risiko, nach der LVA ohne Berufsabschluss<br />

zu bleiben, haben Lernende ausländischer Nationalität,<br />

aus bildungsfernen Familien oder mit einem nicht gradlinigen<br />

Ausbildungsweg vor Lehrbeginn. Es trifft damit dieselben<br />

Gruppen, die bereits beim Einstieg in die Berufsausbildung<br />

auf grössere Hürden stossen. Gefährdet sind<br />

auch Jugendliche, deren Vertrag aus gesundheitlichen<br />

oder familiären Gründen aufgelöst wird. Nach der LVA rücken<br />

andere Aufgaben in den Vordergrund: gesund werden,<br />

zu sich oder zu Familienangehörigen schauen. Und<br />

irgendwann scheint es zu spät, wieder eine Ausbildung<br />

aufzunehmen.<br />

Voraussetzungen für den Ausbildungserfolg<br />

Zwei Bedingungen sind entscheidend, damit Jugendliche<br />

nach einer LVA einen Abschluss erreichen. Erstens dürfen<br />

Lernende das Ziel, einen Berufsabschluss zu erwerben,<br />

nicht aufgeben. Zweitens müssen Lernende unterstützt<br />

werden, eine passende Anschlusslösung zu finden. Berufsbildende<br />

und Lehrpersonen unterstützen Lernende<br />

zunächst durch lernförderliche Ausbildungsbedingungen<br />

– denn wer gerne lernt, nimmt diese Motivation in die<br />

neue Ausbildung mit. Manche Berufsbildende bieten Lernenden<br />

mit Leistungsproblemen auch an, im Betrieb zu<br />

bleiben und die Ausbildung in einem weniger anspruchsvollen<br />

Beruf fortzusetzen. Voraussetzung ist, dass es im<br />

Berufsfeld einen solchen Lehrberuf gibt und dass «die Chemie»<br />

zwischen Lernenden und Berufsbildenden stimmt.<br />

Ansonsten hilft die Unterstützung durch Lehrpersonen,<br />

Ausbildungsberatende des kantonalen Mittelschul- und<br />

Berufsbildungsamtes und Berufsberatende – insbesondere<br />

dann, wenn diese den ersten Schritt tun. Denn viele<br />

Lernende schaffen es nicht, von sich aus nach Unterstützung<br />

zu suchen.<br />

Ende gut – alles gut?<br />

Die hohen Wiedereinstiegs- und Abschlussquoten stimmen<br />

zuversichtlich. Lehrvertragsauflösungen pauschal als<br />

negativ zu beurteilen, ist also verfehlt. Bagatellisieren hilft<br />

aber auch nicht. Im Kanton Bern wird jeder fünfte Lehrvertrag<br />

vorzeitig aufgelöst, in einigen Berufen, zum Beispiel<br />

im Bauwesen oder im Gastgewerbe, ist es jeder vierte<br />

oder sogar dritte. Diese Quoten sind zu hoch. Eine Lehrvertragsauflösung<br />

ist für Lernende wie Betriebe ein belastendes<br />

Ereignis – auch wenn die meisten Lernenden danach<br />

doch noch erfolgreich sind.<br />

Trotzdem: Es ist wichtig, Lehrvertragsauflösungen<br />

nicht nur als Risiko, sondern auch als Chance zu betrachten.<br />

Als Chance, die ursprüngliche Entscheidung für einen<br />

Beruf und Betrieb zu überdenken und neu zu beginnen, in<br />

einer besser passenden Ausbildung oder einem besser<br />

passenden Lehrbetrieb. Die meisten Lernenden, die ihre<br />

Ausbildung fortsetzen, sind mit der neuen Lehre denn<br />

auch sehr zufrieden und fühlen sich wohl im Betrieb. Es<br />

wurde ihnen eine zweite (oder dritte) Chance geboten,<br />

und sie haben diese genutzt. So wie Martin, der in seinem<br />

neuen Betrieb aufblüht, und Nadia, die sich zuerst zwar<br />

schwertut, «nur» eine zweijährige Ausbildung zu machen,<br />

rückblickend aber überzeugt ist, dass der Wechsel das<br />

Beste war, was ihr passieren konnte.<br />

Prof. Dr. Barbara E. Stalder, Institut Sekundarstufe II,<br />

PHBern, Fabrikstrasse 8, 3012 Bern<br />

barbara.stalder@phbern.ch<br />

1300 Jugendliche und<br />

Berufsbildende befragt<br />

Im Projekt «LEVA – Lehrvertragsauflösungen im<br />

Kanton Bern» wurden rund 1300 Lernende und<br />

Berufsbildende zu Ursachen und Konsequenzen von<br />

Lehrvertragsauflösungen befragt und die weitere<br />

Bildungslaufbahn der Lernenden während zehn Jahren<br />

(2004–2014) untersucht. Die Studie liefert erstmals<br />

Ergebnisse zu den erreichten Bildungsabschlüssen<br />

nach einer Vertragsauflösung. Finanziert wurde<br />

das Projekt von der Erziehungsdirektion des Kantons<br />

Bern, von der Universität Neuenburg und von der<br />

PHBern.<br />

Stalder, B. E., & Schmid, E. (2016)<br />

Lehrvertragsauflösung und Ausbildungserfolg –<br />

kein Widerspruch. Bern: hep<br />

Bestelladresse: http://www.hep-verlag.ch/<br />

lehrvertragsaufloesung-ausbildungserfolg<br />

erhältlich als Printversion oder E-Book<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 41


PHBern – aktuell<br />

Berufseinstieg<br />

An der PHBern<br />

diplomiert – was nun?<br />

Felix Stalder<br />

Foto: Franziska Rothenbühler<br />

Jedes Jahr erhalten rund 650 Studierende ihr<br />

Lehrdiplom an der PHBern. Wie gelingt ihnen der<br />

Berufseinstieg? <strong>EDUCATION</strong> hat bei Absolventinnen<br />

und Absolventen des Jahres 2016 nachgefragt.<br />

Erhebungen der PHBern zeigen, dass die meisten Absolventinnen<br />

und Absolventen kurz nach Abschluss des Studiums<br />

als Lehrerin oder als Lehrer arbeiten. Wie gelingt<br />

der Berufseinstieg? Wie gut fühlen sich die frisch diplomierten<br />

Lehrpersonen auf ihren Beruf vorbereitet? Was<br />

können die PHBern und die Schulen tun, damit der Einstieg<br />

noch besser gelingt? Um diese Fragen zu beantworten,<br />

wurden Absolventinnen und Absolventen des Jahres<br />

2016 angeschrieben. Ein Dutzend gab Auskunft.<br />

Einstieg von Stufe zu Stufe unterschiedlich<br />

Der Einstieg in die Berufswelt geschieht oft schon während<br />

des Studiums. Das gilt insbesondere für die angehenden<br />

Lehrpersonen der Sekundarstufe I, von denen<br />

mehr als die Hälfte während des Masterstudiums bereits<br />

als Lehrperson arbeitet, und bei Absolventinnen und Absolventen<br />

des Studiengangs Schulische Heilpädagogik.<br />

Laura Ferrari, Klassenlehrerin einer 9. Realklasse in<br />

Ostermundigen, absolvierte ihr letztes Studienjahr bereits<br />

berufsbegleitend. «Angefragt für die Stelle wurde ich nach<br />

meinem Fachpraktikum», erzählt sie. «Die Anstellung<br />

hatte den Vorteil, dass ich hier – im Rahmen meiner Arbeit<br />

– auch gleich mein letztes Praktikum machen konnte. Das<br />

war super.»<br />

Bei den meisten Studierenden des Instituts für Heilpädagogik<br />

gelingt der Berufseinstieg ebenfalls gut, da sie<br />

zum grössten Teil berufsbegleitend studieren und bereits<br />

während des Studiums heilpädagogische Aufgaben an<br />

ihrer Schule übernehmen. Denise Utiger, die ihr Studium<br />

im Sommer 2016 abschloss, arbeitet – mittlerweile mit<br />

einem 100-Prozent-Pensum – in Bern Bethlehem. «Für<br />

mich gab es keine Aufteilung in eine Zeit ‹vor› und ‹nach›<br />

dem Studium – allerdings bin ich jetzt froh, dass das doch<br />

sehr intensive Studium abgeschlossen ist.»<br />

Schwieriger sieht der Berufseinstieg je nach Fach auf<br />

der Sekundarstufe II aus. «In einigen Fächern ist die<br />

Nachfrage nach Lehrpersonen nicht besonders gross»,<br />

sagt Michael Liechti, ehemaliger Student des Instituts Sekundarstufe<br />

II. Viele seiner gut ausgebildeten Kolleginnen<br />

und Kollegen hätten lange nach einer Stelle gesucht oder<br />

seien noch immer daran. Liechti selbst hat einen eigenen<br />

Weg zum Unterrichten gefunden, nämlich via Privatschulen<br />

im Welschland. «Sieben Jahre lang unterrichtete ich<br />

Deutsch an einer Privatschule in Nyon. Diese Anstellung<br />

habe ich jetzt für ein Jahr unterbrochen, um an der PHBern<br />

die Vollzeitausbildung zu machen. Ich wollte neue Impulse<br />

erhalten und meine Berufsaussichten verbessern.<br />

Vorerst gehts aber wieder zurück an den Genfersee.»<br />

Einen besonderen Abschluss konnte Vanessa Hablützel<br />

(Bild) feiern: Sie ist die erste Absolventin des Studiengangs<br />

Master S1+ der PHBern. Dieser Masterstudiengang<br />

ermöglicht, den Master S1 mit einem Schwerpunkt in<br />

Heilpädagogik zu absolvieren. «Im Studium konnte ich in<br />

einen ganz anderen Bereich hineinsehen», erzählt Vanessa<br />

Hablützel. «Ich habe sehr viel Neues gelernt und<br />

hatte die Möglichkeit, Sachverhalte aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln zu betrachten. Spannend wird es nun sein,<br />

zu sehen, wie viel theoretisches Fachwissen ich praktisch<br />

umsetzen kann.» Ihre Stelle als Klassenlehrerin einer<br />

7. Klasse wird Vanessa Hablützel im Sommer 2017 antreten.<br />

Bis dahin wird sie eine Stellvertretung als Heilpädagogin<br />

an der Primarschule Kirchlindach übernehmen.<br />

Gut auf den Beruf vorbereitet?<br />

Alle befragten Personen fühlen sich durch das Studium an<br />

der PHBern gut bis sehr gut auf das Berufsleben vorbereitet.<br />

Ramona Allenbach, die am Institut Vorschulstufe und<br />

Primarstufe studiert hat, unterrichtet in Adelboden: «Fachlich<br />

und fachdidaktisch habe ich viel gelernt, zum Beispiel<br />

in der Mathematik. Wir haben nicht nur verschiedene Aufgabenstellungen<br />

angeschaut, sondern auch, welchen<br />

Sinn sie haben und welche Fähigkeiten damit gefördert<br />

werden.» Am neuen Arbeitsplatz habe sie das Kollegium<br />

als grosse Hilfe erlebt. «Bei Stellenantritt kamen viele<br />

neue Situationen auf mich zu, die ich aus Studium und<br />

Praktikum nur vom Hörensagen kannte – die aber auch<br />

von Schule zu Schule unterschiedlich gehandhabt werden:<br />

Spesenabrechnung, Organisation, Bewertungen erfassen<br />

usw.»<br />

Laura Ferrari hat das Glück, gemeinsam mit einem jungen<br />

Kollegen die Klasse zu führen. Ihr Stellenpartner ist<br />

zudem eigens eine Stunde pro Woche als Mentor angestellt,<br />

um sie zu unterstützen. «Deshalb habe ich auch<br />

kein schlechtes Gewissen, seine Zeit in Anspruch zu nehmen»,<br />

erzählt die frisch diplomierte Lehrerin. Ein Mentoratsprogramm<br />

sieht sie als hervorragende Unterstützung<br />

beim Berufseinstieg.<br />

Michael Liechti zeigt sich vom Studium am Institut Sekundarstufe<br />

II begeistert: «Fachdidaktisch habe ich sehr<br />

profitiert. Ich kann viele Ideen für meinen Unterricht gebrauchen.<br />

Sowohl die Praktika als auch die Fachdidaktik<br />

habe ich als qualitativ hochstehend erlebt.» Ganz wichtig<br />

42<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


PHBern – aktuell<br />

Vanessa Hablützel, die erste Absolventin des Masters S1+ der PHBern, erhält ihr Lehrdiplom.<br />

für ihn sei der Praxisbezug der Dozierenden der PHBern.<br />

«Die Dozierenden sprechen aus eigener Erfahrung und<br />

können abschätzen, was funktioniert und was nicht.»<br />

Die Praktika in den Schulen werden von den befragten<br />

Absolventinnen und Absolventen als zentral für einen erfolgreichen<br />

Berufseinstieg angesehen. Um die berufspraktischen<br />

Anteile möglichst nahe an den Schulalltag<br />

heranzubringen, wurde zuletzt am Institut Sekundarstufe I<br />

ein Langzeitpraktikum eingeführt. Während eines halben<br />

Jahres begleiten die Studierenden nun eine Klasse und<br />

begegnen Situationen, die in kürzeren Praktika oft ausgeklammert<br />

werden müssen.<br />

Berufsalltag zeigt Hürden auf<br />

Oft bringt nämlich erst der konkrete Alltag zutage, was im<br />

Studium allenfalls zu kurz gekommen ist. Alexander<br />

Schürch, der in Lyssach die 5./6. Klasse als Klassenlehrer<br />

unterrichtet, merkt an, dass der Schulalltag sich deutlich<br />

von dem unterscheide, was er während des Studiums erlebt<br />

und erarbeitet habe. «Beurteilung, Noten, Selektion,<br />

Klassenführung und Elternarbeit treten in den Vordergrund.<br />

Umso wichtiger ist es, bei der Unterrichtsgestaltung<br />

und bei den Inhalten sattelfest zu sein.»<br />

Regina Beyeler, Lehrperson für den Kindergarten, unterrichtet<br />

in Thun. «Rückblickend wäre ich froh, hätten wir<br />

im Studium mehr über die Heterogenität im Kindergarten<br />

gesprochen. Die jüngsten Kinder sind erst vier Jahre alt. Das<br />

ist zum Beispiel im Sportunterricht eine Herausforderung.»<br />

Die Heilpädagogin Christine Stauffer beschreibt ihre<br />

Studienzeit als «Weltreise durch verschiedene für den<br />

Arbeitsalltag relevante Wissensgebiete». «Rückblickend<br />

wünschte ich mir eine Art ‹Tageskarte› für ehemalige Studierende.<br />

Auf diese Weise könnte man die eine oder andere<br />

spannende Vorlesung noch einmal besuchen, dabei<br />

vielleicht auch eine der vielen prägenden Personen aus<br />

der Studienzeit treffen und sich austauschen.»<br />

Angebote der PHBern werden genutzt<br />

Die Angebote der PHBern zum Berufseinstieg wurden von<br />

vielen Absolventinnen und Absolventen in Anspruch genommen.<br />

Roxana Gobeli, Lehrerin für die Sekundarstufe I<br />

in Spiez, fand die Praxisbegleitgruppen des Instituts für<br />

Weiterbildung und Medienbildung nach dem Studium<br />

sehr wertvoll: «Der Austausch mit Personen, die ähnliche<br />

Erfahrungen machten wie ich, und die Inputs der Dozierenden<br />

halfen mir sehr. Gutes habe ich auch von den Boxenstopp-Angeboten<br />

gehört, in denen sich Lehrerinnen<br />

und Lehrer themenorientiert austauschen können.»<br />

Sehr geschätzt von vielen Berufseinsteigerinnen und<br />

-einsteigern wird auch die Planungs- und Orientierungswoche,<br />

die jeweils in der ersten Woche der Sommerferien<br />

stattfindet. Hier können frisch diplomierte Lehrerinnen und<br />

Lehrer – aber auch Lehrpersonen mit Berufserfahrung –<br />

den Schulstart planen und sich über verschiedene Themen<br />

austauschen.<br />

Vanessa Hablützel, die erste Master S1+-Absolventin,<br />

lobt zudem die Mediothek der PHBern als zuverlässige<br />

Partnerin für gutes Unterrichtsmaterial. «Zu jedem Themenbereich<br />

und zu jeder Stufe findet man etwas Passendes,<br />

das erleichtert einem die Materialsuche sehr.»<br />

www.phbern.ch/berufseinstieg<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

43


PHBern – aktuell<br />

Offensive gegen den Fachkräftemangel<br />

BFH und PHBern arbeiten im<br />

MINT-Bereich eng zusammen<br />

Michael Gerber<br />

Um den Aufbau eines nationalen Netzwerks zur<br />

Förderung von MINT in der Aus- und Weiterbildung<br />

von Lehrpersonen zu unterstützen und gemeinsame<br />

Projekte zu entwickeln, haben die Berner<br />

Fachhochschule (BFH) und die PHBern eine<br />

Kooperation beschlossen. Bei einem von sieben<br />

Projekten macht auch die Technische Fachschule<br />

Bern mit.<br />

«Die BFH und die PHBern ergänzen sich in ihren Kernkompetenzen<br />

im MINT-Bereich ideal. Für die PHBern ist<br />

das Projekt zudem eine hervorragende Gelegenheit, den<br />

Fachspezialistinnen und -spezialisten der BFH die aktuellen<br />

und zukünftigen Herausforderungen der Schule näherzubringen.»<br />

So umschreibt Andrea Schweizer, Leiterin<br />

des Instituts Sekundarstufe I der PHBern, die Ziele der<br />

«Es gibt keinen Grund,<br />

warum MINT- Berufe nicht<br />

auch für Frauen attraktiv<br />

sein können.»<br />

René Graf, Direktor des Departements Architektur,<br />

Holz und Bau der BFH<br />

Zusammenarbeit. Auch René Graf, der Direktor des Departements<br />

Architektur, Holz und Bau der BFH, ist davon<br />

überzeugt, dass die Kooperation zu zahlreichen Synergien<br />

führen wird. «Die BFH kann vom didaktischen Knowhow<br />

der PHBern profitieren, zudem werden die gemeinsamen<br />

Projekte amtierende und zukünftige Lehrpersonen<br />

nachhaltig für MINT-Themen, also Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften und Technik, sensibilisieren.»<br />

Ein verbessertes Verständnis für MINT-Zusammenhänge,<br />

aber auch mehr Wissen über MINT-Berufe werden im täglichen<br />

Schulunterricht direkte Folgen haben, ist Graf überzeugt.<br />

Kinder und Jugendliche sollen in Kindergarten und<br />

Schule von Anbeginn mehr über MINT erfahren, und damit<br />

soll auch die Attraktivität der MINT-Berufe steigen. «Es<br />

gibt keinen Grund, warum MINT-Berufe nicht auch für<br />

Frauen attraktiv sein können», sagt René Graf und bestätigt,<br />

dass der vom Bund mit drei Millionen Franken geförderte<br />

Aufbau eines nationalen Netzwerks zur Förderung<br />

der MINT-Bildung vor allem auch eine Offensive gegen<br />

den Fachkräftemangel ist. Schweizweit machen fünf<br />

Fachhochschulen und fünf Pädagogische Hochschulen<br />

beim Netzwerk MINT-Bildung mit, das vorerst auf eine<br />

Dauer von vier Jahren ausgelegt ist. Die Hochschulen<br />

haben sich verpflichtet, die gleiche Summe, die der Bund<br />

zur Verfügung stellt, auch selbst einzusetzen.<br />

«Nach einem ersten Aufruf sind im letzten Jahr von<br />

Dozierenden der beiden beteiligten Berner Hochschulen<br />

sieben Projekte eingereicht worden», freut sich Marc<br />

Eyer. Der Physiker ist Mitglied des Steuerungsausschusses<br />

und Leiter des Instituts Sekundarstufe II der PHBern.<br />

Halbjährlich können weitere Projekte eingereicht werden.<br />

An diesen müssen Mitarbeitende beider Hochschulen beteiligt<br />

sein. Der MINT-Bezug muss offensichtlich und die<br />

Projekte sollen nachhaltig sein, sich also auch nach Projektabschluss<br />

weiterführen lassen. Neben der Weiterentwicklung<br />

der fachlichen und fachdidaktischen MINT-Bildung<br />

ist auch die Förderung des Selbstvertrauens von<br />

zukünftigen und amtierenden Lehrpersonen im Bereich<br />

MINT-Bildung ein Ziel. Projekte können sich zudem mit<br />

der gendergerechten Vermittlung von MINT-Inhalten oder<br />

dem gendergerechten Unterricht auseinandersetzen.<br />

Bei einem der sieben Projekte, die in den nächsten<br />

Monaten anlaufen, übernimmt die Technische Fachschule<br />

Bern eine wichtige Rolle. Laut Yvonne Uhlig von der<br />

Technischen Fachschule Bern wurden vier Teilprojekte<br />

bewilligt. Sie umfassen Vorschulstufe und Primarstufe,<br />

die Sekundarstufe I und die Weiterbildung. Geplant sind<br />

die gemeinsame Entwicklung eines Didaktikkoffers, die<br />

Durchführung einer MINT-Tec-Woche, einer Bachelor-<br />

Lehrveranstaltung und einer Weiterbildung BeMINT. Bei<br />

allen Projekten werden die Lernenden der Technischen<br />

Fachschule Bern wichtige Aufgaben übernehmen. «Die<br />

Stärkung der MINT-Berufe ist seit je unser Anliegen. Wenn<br />

nun angehende und amtierende Lehrpersonen von unserem<br />

Know-how profitieren können, ist das für uns sehr<br />

wertvoll», sagt Matthias Zurbuchen, stellvertretender Direktor<br />

der Technischen Fachschule Bern. Damit würden sowohl<br />

die MINT-Berufe als auch die spezifischen Ausbildungsgänge<br />

der Technischen Fachschule Bern bekannt gemacht.<br />

44<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


PHBern – aktuell<br />

«Die PHBern profitiert<br />

vom technischen Know-how<br />

der BFH, von ihrer unglaublichen<br />

Vielfalt an guten<br />

Ideen und ihrer Erfahrung<br />

in angewandter Forschung<br />

und Entwicklung.»<br />

Andrea Schweizer, Leiterin des Instituts<br />

Sekundarstufe I der PHBern<br />

Die Kooperation zwischen BFH, PHBern und Technischer<br />

Fachschule Bern ist langfristig gedacht und soll<br />

bis ins Jahr 2025 in einer Zusammenarbeit im TecLab<br />

Burgdorf münden. Dieses Projekt ist Bestandteil einer Rochade,<br />

bei der sich die BFH auf die Standorte Biel und<br />

Bern konzentriert und die Technische Fachschule im Gegenzug<br />

nach Burgdorf zieht.<br />

Beim Projekt «Exemplarische MINT-Bildung am Beispiel<br />

‹Boden› auf allen Schulstufen» arbeitet die PHBern<br />

eng mit der zur BFH gehörenden Hochschule für Agrar-,<br />

Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zolli-<br />

kofen zusammen. «Wir werden gemeinsam beispielhafte<br />

Angebote für Lehrpersonen und Lernanlässe für Studierende<br />

entwickeln», sagt der PHBern-Dozent Marco Adamina,<br />

«dabei werden wir stark vom Know-how, von den<br />

Ressourcen und der Infrastruktur der HAFL profitieren.»<br />

«Die MINT-Kooperation ist sehr spannend und<br />

wichtig für den Bildungs- und Forschungsstandort Bern»,<br />

ist René Graf, Direktor des Departements Architektur,<br />

Holz und Bau der BFH, überzeugt. Und Andrea Schweizer.<br />

Leiterin des Instituts Sekundarstufe I, ergänzt: «Die<br />

PHBern profitiert vom technischen Know-how der BFH,<br />

von ihrer unglaublichen Vielfalt an guten Ideen und ihrer<br />

Erfahrung in angewandter Forschung und Entwicklung.<br />

Zudem ergeben sich für die angehenden Lehrerinnen und<br />

Lehrer aller Stufen Einblicke in teilweise vielleicht weniger<br />

bekannte Berufsfelder. Persönlich freue ich mich insbesondere<br />

auch auf die Zusammenarbeit mit den Lernenden<br />

der Technischen Fachschule Bern.»<br />

MINT auch an der BEA<br />

An der diesjährigen BEA wird die Nachwuchsförderung<br />

in Technik und Naturwissenschaft an der Sonderschau<br />

tunBern im Zentrum stehen. Die Ausstellung dauert vom<br />

28. April bis zum 7. Mai 2017. Die PHBern, die Berner<br />

Fachhochschule (BFH) und die Technische Fachschule<br />

Bern werden an Ständen präsent sein. Für Schulen werden<br />

spezielle Angebote entwickelt.<br />

www.tunbern.ch<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

45


PHBern – aktuell<br />

Regionalwoche in Erlach<br />

Weiterbildung an der Sprachgrenze<br />

(rny) Aeschi, Erlach, Konolfingen, Langenthal, La Neuveville:<br />

Das Institut für Weiterbildung und Medienbildung<br />

(IWM) bietet seit elf Jahren in verschiedenen Regionen<br />

des Kantons Bern attraktive Fachweiterbildungen für<br />

Lehrpersonen aller Zyklen und Fachbereiche an. Die Regionalwoche<br />

in der ersten Sommerferienwoche ist 2017<br />

zum sechsten Mal im Seeland und zum vierten Mal in<br />

Erlach zu Gast. Für einen Teil der Lehrpersonen ist die<br />

Teilnahme an der Regionalwoche bereits zur Tradition<br />

geworden. Wer schon einmal dabei war, erinnert sich bestimmt<br />

an konzentrierte Unterrichtssequenzen, intensive<br />

Diskussionen, die vielfältige Pausenverpflegung oder die<br />

entspannte Lernatmosphäre.<br />

Fremdsprachen und Musisch-Künstlerisches<br />

Bald ist es wieder so weit: Vom 10.–14. Juli 2017 findet<br />

die nächste Regionalwoche in Erlach statt. Inhaltlich fokussieren<br />

die Weiterbildungen auf die musisch-künstlerischen<br />

Fachbereiche sowie auf die Fremdsprachen. In<br />

den vielseitigen und hauptsächlich kurzen (3–6 Stunden)<br />

Kursen stehen die Weiterentwicklung persönlicher Fä -<br />

hig keiten und Fertigkeiten und die Verfeinerung gestalterischer<br />

Verfahren und Techniken im Zentrum. Damit unterscheiden<br />

sich die Erlach-Kurse in ihrer Struktur und<br />

Zie l setzung von den fachdidaktischen Begleitangeboten<br />

zum Lehrplan 21. Sie sind als Ergänzung zu diesen<br />

kon zipiert. So können die Teilnehmenden beispielsweise<br />

in den Französisch- beziehungsweise Englischkursen<br />

ihren Wortschatz erweitern, an ihrer Aussprache feilen<br />

oder sich mit ICT und Fremdsprachen auseinandersetzen.<br />

Wer sich von alltäglichen Materialien überraschen<br />

lassen und daraus Theatersequenzen entwickeln will, ist<br />

im Kurs zu bewegtem Theater genau richtig. Insgesamt<br />

bietet das IWM im Rahmen der Regionalwoche 33 Kurse<br />

an.<br />

www.phbern.ch/weiterbildung/regional<br />

regula.nyffeler@phbern.ch<br />

Berufseinstieg in Unterseen<br />

Mentorat gibt Sicherheit und<br />

hilft bei der Integration<br />

Stephan Hasler<br />

Foto: Stephan Hasler<br />

Fabienne Müller und Nathalie Müller haben im<br />

Sommer 2016 ihre Ausbildung zur Lehrerin an der<br />

PHBern abgeschlossen. Mit ihrer ersten Anstellung<br />

haben sie von der Schulleitung der Primarschule<br />

Unterseen je eine persönliche Mentorin<br />

zugeteilt erhalten. Diese steht ihnen beim Berufseinstieg<br />

zur Seite.<br />

Die beiden Junglehrerinnen betonen, wie wichtig<br />

ihnen diese Unterstützung sei. Sie hätten Sicherheit erhalten<br />

und sich dank der Unterstützung sehr schnell in das<br />

grosse Kollegium einleben können. Sie wussten auch<br />

immer, dass sie sich mit all ihren Fragen vertrauensvoll an<br />

ihre Mentorin wenden durften. Es ist ihnen deshalb wichtig,<br />

dass die Mentorinnen von der Schule entschädigt<br />

werden.<br />

Verantwortlich ist die Schulleitung<br />

In Unterseen sind die beiden langjährigen Lehrerinnen<br />

Barbara Müller und Karin Maibach als Mentorinnen im<br />

Einsatz. Sie besuchten beide den Einführungskurs für<br />

Mentorinnen und Mentoren des Instituts für Weiterbildung<br />

und Medienbildung. In diesem bereiteten sie sich auf ihre<br />

neue Aufgabe vor. «Bei den grossen Anforderungen, mit<br />

denen Lehrpersonen heute beim Berufseinstieg konfrontiert<br />

werden, sind wir Mentorinnen wichtige Personen, die<br />

Stütze bieten, integrieren helfen und unsere Erfahrung<br />

einbringen können», ist Barbara Müller überzeugt. Die<br />

Mentorinnen haben ihren Auftrag direkt von der Schulleitung<br />

erhalten. Es ist ihnen wichtig, dass ihre Rollen und<br />

Aufgaben geklärt und transparent sind. Sie haben diesem<br />

Aspekt in ihren ersten Sitzungen mit den Mentees und im<br />

Kontakt mit dem Kollegium und der Schulleitung besonderes<br />

Augenmerk geschenkt. «Die Berufseinsteigenden<br />

sollen gute Erfahrungen machen, im Beruf aufgehen und<br />

bleiben. Die Integration ins Kollegium ist wichtig», sagt<br />

Karin Maibach. Für beide Teams gab es diesbezüglich anspruchsvolle<br />

Ausgangslagen. Es ist den Tandems sehr<br />

gut gelungen, Abgrenzungen zu klären und eine erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit zu etablieren.<br />

Einführungskurs als hilfreiche Grundlage<br />

Die Erarbeitung eines Leitfadens für die Begleitung von<br />

Berufseinsteigenden an ihrer Schule und die Sensibilisierung<br />

im Einführungskurs hätten den Mentorinnen gehol-<br />

46<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


PHBern – aktuell<br />

erwartet von ihrer Mentorin, dass sie sie über die weiteren<br />

Aufgaben informiert, sie in schwierigen Situationen<br />

unterstützt und immer ein offenes Ohr für Fragen hat. Für<br />

Fabienne Müller ist die Mentorin eine Vertrauensperson:<br />

«Wir haben u.a. Klassemanagement, Elternarbeit, Professionalität,<br />

Work-Life-Balance zusammen besprochen»,<br />

erklärt sie. Beide Mentees betonen, wie dankbar sie für<br />

diese Unterstützung seien. Sie sind der Meinung, dass<br />

alle Berufseinsteigenden von einem professionellen Mentorat<br />

unterstützt werden sollten.<br />

Betreuter Berufseinstieg in Unterseen: Nathalie Müller und<br />

Fabienne Müller (Mitte) mit ihren Mentorinnen Barbara Müller<br />

und Karin Maibach (v.l.n.r.)<br />

fen, ihre anspruchsvolle Aufgabe erfolgreich zu gestalten.<br />

Barbara Müller betont dabei, wie nützlich die vielfältigen<br />

Angebote zum Berufseinstieg sowie die verschiedenen<br />

Beratungskonzepte seien. Karin Maibach ergänzt: «Der<br />

Einführungskurs hat mir bewusst gemacht, wie wichtig es<br />

ist, das Kollegium gut zu informieren, um den jungen Kolleginnen<br />

so ein Sprungbrett zu bereiten.» Denn die Junglehrerinnen<br />

hätten auch einiges zu bieten. Nathalie Müller<br />

Mentoratskurs beginnt am 6. Mai 2017<br />

Der Einführungskurs für schulinterne Begleitpersonen<br />

der PHBern bereitet erfahrene Lehrpersonen auf ein Mentorat<br />

von Berufseinsteigenden vor. Mentoren werden von<br />

ihrer Schulleitung mandatiert und erarbeiten einen<br />

schulinternen Leitfaden mit Checkliste. Neben den Angeboten<br />

des Fachbereichs Berufseinstieg werden Beratungskonzepte<br />

vorgestellt und die Rollen- und Aufgabenklärung<br />

thematisiert. Das Angebot eignet sich für<br />

Begleitpersonen, die für das kommende Schuljahr ein<br />

Mentorat übernehmen oder sich für einen späteren Zeitpunkt<br />

vorbereiten wollen. Die Inhalte werden auf die Interessen<br />

der Teilnehmenden abgestimmt. Deshalb sind<br />

Fall- und Vignettenbesprechungen zentrale Elemente.<br />

Der nächste Mentoratskurs beginnt am 6. Mai 2017.<br />

www.phbern.ch/17.221.013<br />

stephan.hasler@phbern.ch<br />

Passepartout<br />

Wahlangebote zu Wortschatz, Grammatik und weiteren Themen<br />

(cgu) Seit 2009 bietet das Institut<br />

für Weiterbildung und Medienbildung<br />

methodisch-didaktische Weiterbildungen<br />

für Französisch- und<br />

Englischlehrpersonen an. Diese<br />

begleiten die Vorverlegung des<br />

Fremdsprachenunterrichts im Rahmen<br />

des Projekts Passepartout.<br />

In diesem Zusammenhang wurde<br />

auf das Schuljahr 2015/16 hin<br />

ein neues, freiwilliges Ergänzungsangebot<br />

für die Sekundarstufe I<br />

entwickelt, die sogenannten Wahlangebote.<br />

Diese ermöglichen es<br />

interessierten Fremdsprachenlehrpersonen,<br />

entweder brennende<br />

Themen aus den Grundlagenangeboten,<br />

beispielsweise Wortschatz,<br />

Grammatik oder Beurteilung, zu<br />

vertiefen oder andere Aspekte wie<br />

Austausch und Begegnung, Lektüre<br />

oder ICT im Fremdsprachenunterricht<br />

auszuleuchten.<br />

Im Wahlangebot « … et la grammaire?<br />

» etwa werden ausgehend<br />

von Beispielen aus « Clin d’œil »<br />

der neue Ansatz und dessen Auswirkungen<br />

auf den Umgang mit Grammatik<br />

im eigenen Unterricht thematisiert.<br />

Die Teilnehmenden verfolgen<br />

exemplarisch die Arbeit an einem<br />

Grammatikthema in einem « magazine<br />

» und erhalten ergänzend dazu<br />

einen Überblick über die grammatikalischen<br />

Themen der 3.– 9. Klasse.<br />

Zudem werden die Verwendung von<br />

Instrumenten wie der « mini-grammaire<br />

» und der « revue » sowie der<br />

sinnvolle Einsatz von Zusatzmaterialien<br />

und ergänzenden Übungssequenzen<br />

thematisiert. Dabei stehen<br />

Fragen aus der Praxis und der Austausch<br />

von Unterrichtserfahrungen<br />

im Zentrum.<br />

Diese Wahlangebote sind sprachenspezifisch,<br />

dauern im Allgemeinen<br />

einen halben Tag und stehen<br />

allen Lehrpersonen offen, die<br />

bereits ein Grundlagenangebot besucht<br />

haben. Die meisten Wahlangebote<br />

sind auch für Lehrpersonen der<br />

Mittelstufe geeignet. Aufgrund des<br />

baldigen Endes von Passepartout<br />

wird die breite Palette an Themen in<br />

der zweiten Hälfte dieses Schuljahres<br />

zum letzten Mal vollständig angeboten.<br />

www.phbern.ch/weiterbildung/<br />

passepartout<br />

colette.guye@phbern.ch<br />

Ergänzende Information<br />

zur Ausgabe 5.16<br />

Zum Artikel «Gesund, motiviert und<br />

zufrieden im Lehrberuf» auf Seite 50 der<br />

Education-Ausgabe 5.16 wurde ein Bild<br />

publiziert, das eine Dozentin und einen<br />

Studenten der PHBern zeigt. Die Redaktion<br />

legt Wert auf die Feststellung,<br />

dass es sich um ein Symbolbild handelt.<br />

Die beiden Personen haben keinen Bezug<br />

zum im Artikel vorgestellten Thema.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

47


PHBern – aktuell<br />

CAS Musikalische Grundschule<br />

«Wer Stolpersteine überwindet, wird stärker»<br />

Foto: Denise Felber<br />

Nikki Gysin, Absolventin des CAS<br />

Musikalische Grundschule (MGS)<br />

«Ich wünsche mir, dass die<br />

Schule in der Gesellschaft einen<br />

anderen Stellenwert erhält.<br />

Dass die Gesellschaft vermehrt<br />

anerkennt, welche wichtige<br />

Arbeit in der Schule geleistet<br />

wird.»<br />

(dfe) Nikki Gysin, ehemalige Tanztherapeutin,<br />

engagiert sich als Klassenlehrperson<br />

an der Primarschule<br />

Kirchlindach. Sie besucht den CAS-<br />

Lehrgang Musikalische Grundschule<br />

(MGS) des Instituts für Weiterbildung<br />

und Medienbildung. Hier gibt sie<br />

Einblick in ihre Erfahrungen.<br />

Lehrerin bin ich geworden, weil ...<br />

ich gerne mit und von Kindern lerne.<br />

Ich bin erst vor drei Jahren Lehrerin geworden.<br />

Im Unterricht ist es am<br />

schönsten, wenn ...<br />

die Kinder begeistert bei einer<br />

Sache sind, wenn sie selbstständig<br />

unterwegs sind, wenn sie wissen, wo<br />

sie was warum tun.<br />

Die grösste Herausforderung<br />

ist ...<br />

wenn die Meinungen auseinandergehen,<br />

im Team, in der Zusammenarbeit<br />

mit Eltern, wenn die Haltungen<br />

und Werte an einem ganz andern Ort<br />

liegen.<br />

Lernen macht mir selber Spass,<br />

wenn ...<br />

Dozierende begeistert sind von<br />

der Sache, inspirierend davon berichten<br />

und Zeit und Raum geben,<br />

etwas zu lernen, zu erforschen.<br />

Im CAS-Lehrgang habe ich<br />

am meisten profitiert ...<br />

einerseits von den Dozierenden,<br />

von den sehr inspirierenden Persönlichkeiten,<br />

die von ihrem Fach begeistert<br />

sind, andererseits von den<br />

Mitlernenden, von ihren Wegen, von<br />

dem, was sie mitbringen.<br />

So wäre Schule ideal ...<br />

wenn es die Zeit erlaubt, in ein<br />

Thema einzutauchen, dieses zu erforschen.<br />

Ich wünsche meinen Schülerinnen,<br />

meinen Schülern, dass ...<br />

sie sich bestmöglich entwickeln<br />

und Stolpersteine überwinden können,<br />

dass die Stolpersteine zu einer Stärkung<br />

führen, dass sie Vertrauen finden<br />

in das, was sie tun, was sie können,<br />

sowie in ihre eigene Persönlichkeit.<br />

www.phbern.ch/17.541.001<br />

Lehrplan 21<br />

Basiskurs Medien und Informatik<br />

(ara, kwi) Mit einem Modullehrplan<br />

im Lehrplan 21 erhält das Thema<br />

Medien und Informatik ein wesentlich<br />

grösseres Gewicht im Unterricht<br />

als bisher. In den Zyklen 1– 2 (bis<br />

4. Klasse) gilt es vorwiegend, die<br />

Themen des Modullehrplanes in<br />

die bereits bestehenden Fächer zu<br />

integrieren. So könnte zum Beispiel<br />

ein Vortrag zu einem Tier im Fach<br />

NMG im Internet recherchiert und<br />

zusammengetragen, könnten Bilder<br />

und Töne mit dem Tablet aufgenommen,<br />

die dazugehörenden Texte auf<br />

dem Computer geschrieben und die<br />

abschliessende Präsentation digital<br />

vorgetragen werden. In den Zyklen 2<br />

(ab 5. Klasse) und 3 sieht die Lektionentafel<br />

– nebst der integrativen<br />

Medienbildung – zusätzlich eine Lektion<br />

Medien und Informatik vor.<br />

Die Einführung des Modullehrplanes<br />

betrifft daher grundsätzlich alle<br />

Lehrpersonen. Diese erhalten unter<br />

anderem durch Basiskurse Unterstützung<br />

durch das Institut für Weiterbildung<br />

und Medienbildung IWM<br />

bei dieser spannenden, aber auch<br />

grossen Herausforderung.<br />

Grosses Interesse der Schulen<br />

Die vier Basiskurse à drei Stunden<br />

decken die folgenden Themen des<br />

Modullehrplanes ab und werden<br />

zyklusspezifisch durchgeführt: Leben<br />

in der Mediengesellschaft, mit Medien<br />

präsentieren und Medienbeiträge<br />

produzieren, mit Medien kommunizieren<br />

und kooperieren sowie<br />

Ordnung und Abläufe (Informatik).<br />

Die Basiskurse wurden im letzten<br />

Jahr von den Schulen rege nachgefragt.<br />

Die Dozierenden zeigen anhand<br />

von konkreten und erprobten<br />

Unterrichtsbeispielen auf, wie die<br />

digitalen Medien als Werkzeug im<br />

Fachunterricht eingesetzt und die im<br />

Modullehrplan geforderten Kompetenzen<br />

erarbeitet werden können.<br />

Die Erfahrung hat gezeigt, dass das<br />

Kennenlernen und Durchspielen von<br />

konkreten Unterrichtsbeispielen von<br />

den Lehrpersonen sehr geschätzt<br />

wird. Die Basiskurse finden sowohl<br />

als Regel- wie auch als Hol-Angebot<br />

an den einzelnen Schulen statt.<br />

www.phbern.ch/medien-undinformatik<br />

48<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


PHBern – aktuell<br />

Führungscoaching<br />

Auf Kurs in die Zukunft<br />

(uei) Führungspersonen stehen vor vielfältigen Herausforderungen:<br />

Sie wollen neue Führungsfähigkeiten entwickeln<br />

und ausprobieren, Lösungen für berufliche Herausforderungen<br />

finden, den Zugang zu den eigenen<br />

Potenzialen erschliessen oder Einfluss nehmen und gezielter<br />

gestalten. Darüber hinaus sollen sie in einem Konflikt<br />

Klarheit gewinnen, sich professionell auf die Führungsaufgabe<br />

vorbereiten, verstehen, was Mitarbeitende blockiert<br />

oder motiviert, personelle, inhaltliche und institutionelle Veränderungen<br />

planen und durchführen sowie schliesslich die<br />

eigene berufliche Weiterentwicklung planen.<br />

Bei diesen und weiteren Herausforderungen erfahren<br />

Führungspersonen im Bildungsbereich ziel- und lösungsorientierte<br />

Unterstützung von einem erfahrenen<br />

Coach. Im Gespräch werden Selbstreflexion, -wahrnehmung<br />

und -verantwortung gefördert, berufliche Herausforderungen<br />

und persönliche Entwicklungsvorhaben reflektiert,<br />

individuelle Ressourcen gesucht und nutzbar<br />

gemacht, Handlungsmöglichkeiten erweitert und Lösungen<br />

geprüft.<br />

Profis für Profis<br />

Grundvoraussetzung für professionelle Coachingprozesse<br />

sind Freiwilligkeit, Vertrauen, Unabhängigkeit der<br />

Beratungsperson und die zeitliche Begrenzung der Beratung.<br />

Coach und Coachee vereinbaren in einem Kontrakt<br />

Inhalte, Ziele, Vorgehen und Rahmenbedingungen. Zudem<br />

tragen lösungs- und prozessorientiertes Vorgehen,<br />

eine sorgfältige Analyse von komplexen Zusammenhängen,<br />

die Ressourcenaktivierung der ratsuchenden Person<br />

sowie der Einbezug von Sachthemen und psychologischen<br />

Aspekten zum Gelingen einer Beratung bei. Beratungspersonen<br />

haben sich durch eine entsprechend<br />

fundierte Ausbildung für ihre Arbeit qualifiziert und ein<br />

professionelles Rollenverständnis entwickelt. Sie benötigen<br />

für ihre Arbeit viel reflektierte Erfahrung, gute Feldkenntnisse,<br />

hohe Analysefähigkeit, Einfühlungsvermögen<br />

und ausgeprägte kommunikative Kompetenzen.<br />

www.phbern.ch/beratung<br />

Im Dialog mit Kulturen<br />

Religiöse Vielfalt und Schulführung<br />

Foto: Stefan Maurer<br />

Das Haus der Religionen zeigt, wie<br />

religiöse Vielfalt funktionieren kann.<br />

(klo) Die Welt wird täglich kleiner<br />

und der gesellschaftliche Alltag stets<br />

multireligiöser. Das zeigt sich sowohl<br />

in der Zusammensetzung der Schülerinnen<br />

und Schüler wie zunehmend<br />

auch in derjenigen des Personals<br />

in Tages-, Berufs-, Sonder-, Volks-,<br />

Maturitäts- und Fachmittelschulen.<br />

Was bedeutet das für die Führungsverantwortung?<br />

Wie können Leitungspersonen<br />

ihre Mitarbeitenden<br />

im Umgang mit der steigenden<br />

Anzahl an Nationalitäten, Erst- und<br />

Zweitsprachen, religiös-spirituellen<br />

Überzeugungen, Wert- und Normorientierungen<br />

unterstützen? Worauf<br />

gilt es in der Personalführung zu<br />

achten?<br />

Von anderen lernen<br />

Für den Umgang mit religiöser Vielfalt<br />

ist – nebst den gesetzlichen<br />

Grundlagen – wichtig, in konkreten<br />

Situationen über den eigenen Tellerrand<br />

zu blicken und von Menschen<br />

und Institutionen zu lernen, denen<br />

dies bereits gelingt. Wie das funktionieren<br />

kann, zeigt das Haus der<br />

Religionen – Dialog der Kulturen am<br />

Europaplatz in Bern. Dort beteiligen<br />

sich Aleviten, Buddhisten, Christen,<br />

Hindus, Muslime, Bahà’i, Juden<br />

und Sikhs aktiv am intra- und interreligiösen<br />

Dialog. Das Eintauchen<br />

in die Räume der Weltreligionen vor<br />

Ort sowie der Austausch mit den<br />

Mitarbeitenden ermöglichen es,<br />

die Bedeutung für das eigene Bildungsumfeld<br />

zu reflektieren. Es ist<br />

ein weltweit einzigartiger Ort, wo<br />

Dergäh, Kirche, Moschee, Tempel<br />

und buddhistisches Zentrum auch<br />

räumlich verbunden sind durch<br />

einen offenen Dialogbereich, in<br />

welchem intensive interreligiöse<br />

Gespräche stattfinden. Dies gelingt<br />

im Alltag dank dem starken Bewusstsein<br />

der Mitarbeitenden für<br />

achtsame Kommunikation und für<br />

Konfliktlösungskompetenzen in<br />

interreligiösen Kontexten. Das Institut<br />

für Weiterbildung und Medienbildung<br />

bietet in Kooperation mit dem<br />

Haus der Religionen einen entsprechenden<br />

Austausch an.<br />

www.phbern.ch/17.441.112<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

49


PHBern – aktuell<br />

Foto: Pascal Piller<br />

IdeenSet «Historisches Bern»<br />

Unterrichtsmaterialien für einen<br />

erlebnisorientierten Geschichtsunterricht<br />

Bereit für die Erkundungstour durch die Berner Altstadt?<br />

(mfu, ppi) Wer kennt den «Tierpark»<br />

zwischen Zytglogge-Turm und<br />

Münstergasse? Wie lebten Mönche<br />

und Beginen, einfache Mägde oder<br />

stolze Venner im spätmittelalterlichen<br />

Bern? Wie kann die geheimnisvolle<br />

Messingplatte unter den<br />

Lauben am Mühleplatz entziffert<br />

werden? Auf über dreissig Auftragskarten<br />

können sich Schülerinnen<br />

und Schüler mit solchen und weiteren<br />

spannenden Fragen zum historischen<br />

Bern auseinandersetzen.<br />

Ausgerüstet mit Exkursionsheft und<br />

Kamera, Feldstecher und Lupe wird<br />

damit Geschichtsunterricht direkt<br />

am «Ort des Geschehens» erlebbar<br />

gemacht.<br />

Selbstständiges Erkunden vor Ort<br />

Das IdeenSet «Historisches Bern»<br />

ermöglicht es Schülerinnen und<br />

Schülern, sich einen besonderen<br />

Zugang zur Altstadt von Bern<br />

zu verschaffen. Die speziell für Geschichtsexkursionen<br />

und Stadterkundungen<br />

konzipierten Aufträge<br />

führen zu den wichtigsten Bauten<br />

und Anlagen der ursprünglichen<br />

zähringischen Gründungsstadt.<br />

Daneben werden aber auch wenig<br />

bekannte Bereiche, Räume, Gebäude<br />

und archäologische Zonen<br />

thematisiert, die exemplarische Bedeutsamkeit<br />

für ähnliche Orte<br />

mit verwandten Themen haben. So<br />

gelingt eine bewusstere, andersartige<br />

Wahrnehmung von historischen<br />

Stätten. Diese stehen nie isoliert<br />

da, sondern haben ihre Hintergründe,<br />

Geschichten und Legenden.<br />

Damit diese für Schülerinnen und<br />

Schüler auf verschiedenen Ebenen<br />

erfahrbar werden, wurde bei der<br />

Entwicklung der Unterrichtsmaterialien<br />

insbesondere darauf geachtet,<br />

dass das Lernen mehrperspektivisch<br />

mit verschiedenen Sinnen und durch<br />

eigenes Handeln stattfinden kann.<br />

Das IdeenSet enthält unter anderem<br />

Rollenspiele, Transferaufträge (früher<br />

– heute), Beobachtungs- und Wahrnehmungsaufgaben<br />

sowie Reflexionsfragen,<br />

die auch zu Vertiefungen<br />

nach den Exkursionen eingesetzt<br />

werden können.<br />

Modular einsetzbar<br />

Die Auftragskarten lassen sich fünf<br />

Themenbereichen, fünf Zeitepochen,<br />

drei Schwierigkeitsgraden und zwölf<br />

Standorten, sogenannten Hotspots,<br />

zuordnen. So können Lehrpersonen<br />

anhand des gewählten Schwerpunktes<br />

sowie des Vorwissens ihrer<br />

Schülerinnen und Schüler und des<br />

geplanten Zeitbudgets die Materialien<br />

entsprechend zusammenstellen.<br />

Damit ist es beispielsweise möglich,<br />

sich nur auf den Standort «Münster»<br />

oder den Themenbereich «Handel<br />

und Gewerbe» zu fokussieren. Mit<br />

Ausnahme der Französischen Kirche<br />

befinden sich alle vorgeschlagenen<br />

Hotspots im Bereich zwischen Zytglogge-Turm<br />

und Nydegg-Kirche.<br />

Der bewusst eingegrenzte Perimeter<br />

wie auch die verkehrsarme Lage<br />

erlauben es Schulklassen und Gruppen,<br />

die vorgeschlagenen Exkursionsziele<br />

zeitgerecht und möglichst<br />

unfallfrei zu erreichen. Neben den<br />

Auftragskarten beinhaltet das Ideen-<br />

Set Arbeitsblätter und Hilfsmittel,<br />

um die gestellten Aufgaben zu lösen.<br />

Pro Auftragskarte gibt es eine entsprechende<br />

Lösungskarte mit zusätzlichen<br />

Hintergrundinformationen<br />

und spezifischen Hinweisen für die<br />

Lehrperson. Nicht zuletzt liefert ein<br />

didaktischer Kommentar Anregungen,<br />

um das Lernen vor Ort, aber<br />

auch die Vor- und Nachbereitung im<br />

Klassenzimmer optimal zu planen<br />

und durchzuführen. Wer zu einzelnen<br />

Themen noch Genaueres wissen<br />

will, kann auf der Webseite eine ausgewählte<br />

Sammlung von weiterführender<br />

Literatur abrufen, die online<br />

genutzt oder in der Mediothek der<br />

PHBern am Helvetiaplatz 2 ausgeliehen<br />

werden kann.<br />

Ab Frühling 2017 verfügbar<br />

Am 5. April 2017 wird das IdeenSet<br />

«Historisches Bern» interessierten<br />

Lehrpersonen in der Mediothek<br />

der PHBern vorgestellt. Ab diesem<br />

Zeitpunkt können die Unterrichtsmaterialien<br />

dort als Gesamtpaket<br />

ausgeliehen oder kostenlos von<br />

der Webseite heruntergeladen und<br />

ausgedruckt werden. Zudem ist eine<br />

multimediale Version geplant, mit<br />

der die entwickelten Aufträge mittels<br />

Tablet oder Smartphone erarbeitet<br />

werden können.<br />

www.phbern.ch/ideensethistorisches-bern<br />

50<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Weiterbildung | Formation continue<br />

Weiterbildung/Veranstaltungen für Lehrpersonen / Formation continue pour les enseignants<br />

Kulturinstitutionen Kanton Bern / Institutions culturelles<br />

– Alpines Museum Bern<br />

– Bernisches Historisches Museum<br />

– Botanischer Garten der Universität Bern<br />

– Centre Pasquart, Biel/Bienne<br />

– Konzert Theater Bern<br />

– Kulturzentrum Dampfzentrale Bern<br />

– Kunstmuseum Bern<br />

– Kunstmuseum Thun<br />

– Museum Franz Gertsch, Burgdorf<br />

– Museum für Kommunikation, Bern<br />

– Neues Museum Biel / Nouveau Musée Bienne<br />

– Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern<br />

– Stadttheater Biel-Solothurn<br />

– Stadttheater Langenthal<br />

– Tierpark Bern, Dählhölzli und BärenPark<br />

– Zentrum Paul Klee, Bern<br />

www.alpinesmuseum.ch<br />

www.bhm.ch<br />

www.boga.unibe.ch<br />

www.pasquart.ch<br />

www.konzerttheaterbern.ch<br />

www.dampfzentrale.ch<br />

www.kunstmuseumbern.ch<br />

www.kunstmuseumthun.ch<br />

www.museum-franzgertsch.ch<br />

www.mfk.ch<br />

www.nmbiel.ch / www.nmbienne.ch<br />

www.nmbe.ch<br />

www.theater-solothurn.ch<br />

www.langenthal.ch<br />

www.tierpark-bern.ch<br />

www.zpk.org und www.creaviva.org<br />

Weiterbildung / Formation continue<br />

Regenbogen – Prisma – Pigmente (Nr. 17.104). Mit Kursleiter Daniel Rohrbach<br />

beschäftigen Sie sich mit dem Aufbau des Regenbogens, den Grundfarben des Prismas, der<br />

Farbtherapie und den neusten Entdeckungen der Pigmenttechnologie – abgestimmt auf die<br />

praktische Umsetzung im Unterricht und den LP 21. Der Kurs findet in Bern statt und ist dank<br />

der Unterstützung der Erziehungsdirektion für bernische Lehrpersonen kostenlos.<br />

Kunst entdecken: Textil (Nr. 17.206). Zusammen mit Kursleiterin Aniko Risch lassen<br />

Sie sich von faszinierenden Werken und Stilelementen aus Kunst und Design zu eigenen,<br />

einzigartigen textilen Produkten inspirieren. Der Kurs findet in Biel statt und ist dank der Unterstützung<br />

der Erziehungsdirektion für bernische Lehrpersonen kostenlos.<br />

Info-Veranstaltung: Studiengänge des EHB für BKU-, ABU-, BM- und HF-Lehrpersonen<br />

und für ÜK-Leiterinnen und Leiter. Das EHB informiert über seine Studiengänge für: Lehrpersonen<br />

an Berufsfachschulen (BKU, ABU, KV); Lehrpersonen an Berufsmaturitätsschulen (BM);<br />

ÜK-Leiter/innen und Berufsbildner/innen (3. Lernort); Dozierende an Höheren Fachschulen<br />

(HF). Veranstaltungsort: EHB Zürich (Digicomp), Limmattstrasse 50, 8005 Zürich.<br />

Netzwerk- und Fachtag für Berufsbildungsverantwortliche. Beurteilen, begleiten,<br />

intervenieren … – Berufsbildungsverantwortliche sind mit vielfältigen Herausforderungen<br />

konfrontiert. Mit dem Netzwerk- und Fachtag bieten die PH Luzern und die aeb die Möglichkeit,<br />

sich dafür neue Anregungen zu holen sowie das eigene Netzwerk zu pflegen.<br />

AD(H)S – Belastungsfaktor oder Chance für die Berufsbildung. Nervöse Jugendliche<br />

in einer nervösen Welt? Welches sind die Symptome von AD(H)S? Was bedeutet die<br />

Diagnose für die Betroffenen und ihr Umfeld? Zu diesem Thema führt die Abteilung Berufsbildung<br />

des Kantons Schaffhausen eine Fachtagung durch. Veranstaltungsort: Park Casino,<br />

Schaffhausen.<br />

Ab 11. März 2017<br />

www.lernwerkbern.ch<br />

Ab 11. März 2017<br />

www.lernwerkbern.ch<br />

21. März 2017<br />

www.ehb.swiss/informationsveranstaltung-berufspaedagogischeausbildungen<br />

31. März 2017<br />

www.aeb.ch<br />

11. April 2017<br />

https://berufsbildung-sh.ch/<br />

informationen-kursanmeldung/<br />

52<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>


Weiterbildung | Formation continue<br />

Hoch drehen – tief ziehen (Nr. 17.300). Im Kurs von Heinz Friedli erarbeiten sie Schritt<br />

für Schritt die Grundkenntnisse zum formgebenden Tiefziehverfahren, um mit Kunststoff<br />

und Holz ein Rennboot mit Elektromotor LP21-konform im Unterricht einsetzen zu können.<br />

Der Kurs findet in Thun statt und ist dank der Unterstützung durch die Erziehungsdirektion<br />

für bernische Lehrpersonen kostenlos.<br />

2-tägiges Seminar Resilienzförderung und Burnoutprävention mit<br />

systemischen Aufstellungen. In diesem Seminar erhalten Teilnehmende theoretische<br />

Grundlagen zur Burnoutprävention und Resilienzförderung. Die Aufstellungen zur<br />

Life Balance, zum Umgang mit Energieräubern und Antreibern ermöglichen es ihnen,<br />

Syst® Aufstellungen zu erleben und dabei eigene Ressourcen zu stärken.<br />

Veranstaltungsort: SeminarInsel, Olten.<br />

Sehen – staunen – zeichnen (Nr. 17.113). Der Lehrer und Karikaturist Sandro Fiscalini<br />

zeigt Ihnen Tricks, wie Sie durch Beobachten, Erkennen und Vereinfachen Bilder entwickeln<br />

können und wie Zeichnen einfach wird, wenn Sie die richtigen Formen sehen. Der Kurs<br />

findet in Kiesen statt und ist dank der Unterstützung der Erziehungsdirektion für bernische<br />

Lehrpersonen kostenlos.<br />

Weiterhäkeln! (Nr. 17.210). Die Kursleiterinnen Anna Rapp und Flavia Trachsel vermitteln<br />

Ihnen anhand von Amigurumi und Granny Square die Grundlagen des klassischen Häkelns<br />

und gehen mit Ihnen dann weiter zu Knooking und tunesischem Häkeln. Der Kurs findet<br />

in Muri-Gümligen statt und ist dank der Unterstützung der Erziehungsdirektion für bernische<br />

Lehrpersonen kostenlos.<br />

Ab 6. Mai 2017<br />

www.lernwerkbern.ch<br />

12./13. Mai 2017<br />

www.coachingzentrum.ch<br />

Ab 8. September 2017<br />

www.lernwerkbern.ch<br />

Ab 8. September 2017<br />

www.lernwerkbern.ch<br />

Impressum<br />

Redaktion/Herausgeberin Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Sulgeneckstr. 70,<br />

3005 Bern, 031 633 85 11, e-ducation@erz.be.ch, www.erz.be.ch/e-ducation. Martin<br />

Werder, Iris Frey, Mathias Marti, Rudolf Lanz. Redaktion PHBern-Teil: Michael Gerber,<br />

michael.gerber@phbern.ch. Die Redaktion weist darauf hin, dass sich die Meinung<br />

von externen Gesprächspartnern und Autorinnen nicht in jedem Falle mit derjenigen<br />

der Redaktion oder der Erziehungsdirektion decken muss. <strong>EDUCATION</strong> Amtliches<br />

Schulblatt erscheint jährlich 5-mal. Beglaubigte Auflage: 22 000 Exemplare. Fotos<br />

und Cartoons sind urheberrechtlich geschützt. Übersetzungen Über setzungsdienst<br />

der Erziehungsdirektion Gestaltung und Umsetzung Büro Z GmbH, www.bueroz.ch<br />

Inseratenverwaltung Stämpfli AG, 031 300 63 88, inserate@staempfli.com Druck<br />

Stämpfli AG, www.staempfli.com Adressänderungen/Abonnemente Lehrkräfte im<br />

Kanton Bern: Erziehungsdirektion, Amt für zentrale Dienste, Abteilung Personaldienstleistungen<br />

(zustän dige/r Sach bearbeiter/in). Übrige Empfängerinnen und Empfänger:<br />

Erziehungsdirek tion, Amt für zentrale Dienste, 031 633 84 38, azd@erz.be.ch Preis<br />

Jahresabonnement 35 Franken. ISSN 1661-2817.<br />

Rédaction/Editeur Direction de l’instruction publique du canton de Berne, Sulgeneckstrasse<br />

70, 3005 Berne, 031 633 85 11, e-ducation@erz.be.ch, www.erz.be.ch/<br />

e-ducation. Martin Werder, Iris Frey, Mathias Marti, Rudolf Lanz. Rédaction de la<br />

partie PHBern : Michael Gerber, michael.gerber@phbern.ch. La rédaction tient à souligner<br />

que l’opinion exprimée par des auteurs externes n’est pas nécessairement partagée<br />

par la rédaction ou la Direction de l’instruction publique. <strong>EDUCATION</strong> Feuille<br />

officielle scolaire paraît cinq fois par an. Tirage certifié : 22 000 exemplaires. Tous droits<br />

réservés pour les photos et les dessins. Traductions Service de traduction de la Direction<br />

de l’instruction publique Conception graphique et réalisation Büro Z GmbH,<br />

www.bueroz.ch Gestion des encarts publicitaires Stämpfli SA, 031 300 63 88,<br />

inserate@staempfli.com Impression Stämp fli SA, www.staempfli.com Changement<br />

d’adresse/abonnements Corps enseignant du canton de Berne : Direction de l’instruction<br />

publique, Office des services centralisés, Section du personnel (collaborateur/<br />

collaboratrice compétent/e). Autres destinataires : Direction de l’instruction publique,<br />

Office des services centralisés, 031 633 84 38, azd@erz.be.ch Prix de l’abonnement<br />

annuel 35 francs. ISSN : 1661-2817.<br />

Erscheinungsdaten und Redaktionsfristen <strong>EDUCATION</strong> Amtliches Schulblatt/Dates de parution et délais de rédaction d’<strong>EDUCATION</strong> Feuille officielle scolaire<br />

Ausgabe Nr./Numéro Red.-Schluss Texte/Délai de rédaction (textes) Red.-Schluss Inserate/Délai de rédaction (annonces) Erscheinungsdatum/Date de parution<br />

2 7. März 2017 / 7 mars 2017 21. März 2017 / 21 mars 2017 21. April 2017 / 21 avril 2017<br />

3 10. Mai 2017 / 10 mai 2017 24. Mai 2017 / 24 mai 2017 30. Juni 2017 / 30 juin 2017<br />

4 22. August 2017 / 22 août 2017 5. September 2017 / 5 septembre 2017 5. Oktober 2017 / 5 octobre 2017<br />

5 31. Oktober 2017 / 31 octobre 2017 14. November 2017 / 14 novembre 2017 14. Dezember 2017 / 14 décembre 2017<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 53


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

Erziehungsdirektion<br />

54 Kantonaler Stellenmarkt für Lehrerinnen<br />

und Lehrer wird erneuert<br />

Direction de l’instruction publique<br />

55 La Bourse de l’emploi du canton<br />

de Berne fait peau neuve<br />

Erziehungsdirektion<br />

56 Beratungsangebote zur Prävention<br />

und Lösung von Konflikten<br />

Direction de l’instruction publique<br />

57 Prestations de conseil en matière de<br />

prévention et de résolution des conflits<br />

Information<br />

57 Richtlinien für die Berechnung<br />

von Schulkostenbeiträgen für das<br />

Schuljahr 2017/18<br />

Information<br />

60 Directives pour le calcul des contributions<br />

aux frais de scolarisation pour<br />

l’année scolaire 2017-2018<br />

Amt für Kindergarten, Volksschule und Beratung<br />

63 Newsletter an die Schulleitungen<br />

der Volksschule – eine Übersicht<br />

Office de l’enseignement préscolaire et obligatoire,<br />

du conseil et de l’orientation<br />

63 Lettre d’information pour les directions<br />

d’école : une vue d’ensemble<br />

Mittelschul- und Berufsbildungsamt<br />

64 Aufnahmeverfahren Brückenangebote –<br />

Informationen für das Schuljahr 2017/18<br />

Office de l’enseignement secondaire du 2 e degré et<br />

de la formation professionnelle<br />

64 Procédure d’admission aux solutions<br />

transitoires – informations pour l’année<br />

scolaire 2017-2018<br />

Berufsmaturitätsschule GIB Bern<br />

64 Informationsveranstaltung zur<br />

Berufsmaturität und Vorkursen<br />

Bernische Lehrerversicherungskasse<br />

65 Einladung zu den Wahlkreisversammlungen<br />

der Versicherten der BLVK<br />

Caisse d’assurance du corps enseignant bernois (CACEB)<br />

65 Invitation aux assemblées ordinaires<br />

des cercles électoraux des assuré(e)s<br />

de la CACEB<br />

Erziehungsdirektion<br />

Kantonaler Stellenmarkt<br />

für Lehrerinnen und Lehrer<br />

wird erneuert<br />

Information für Stelleninserenten und Stellensuchende<br />

im Kantonalen Stellenmarkt für Lehrerinnen und Lehrer<br />

(KSML)<br />

Der Kantonale Stellenmarkt ist der primäre Publikationskanal<br />

für das Kantonspersonal und die Lehrkräfte. In seiner<br />

heutigen Form existiert der bisherige Stellenmarkt<br />

bereits seit längerer Zeit, ist technisch veraltet und in<br />

der Funktionalität eingeschränkt. Die Erziehungsdirektion<br />

entwickelte den neuen KSML zusammen mit den Vertreterinnen<br />

und Vertretern sämtlicher Schulstufen. Er besteht<br />

einerseits aus dem KSML-Portal, bei dem die Schulleiterinnen<br />

und Schulleiter die Stelleninserate erfassen, gestalten<br />

und publizieren sowie die späteren Bewerbungen<br />

sichten und auswerten können. Andererseits besteht er<br />

aus dem KSML-Stellenmarkt, der im Internet sämtliche<br />

Stelleninserate anzeigt und bei dem Stellensuchende ihre<br />

Onlinebewerbung hochladen können. Der neue KSML<br />

steht ab 1. März 2017 zur Verfügung.<br />

KSML-Portal: Neuheiten für Schulleiterinnen<br />

und Schulleiter<br />

Das bisherige Formularwesen für Stellenausschreibungen<br />

wird abgelöst durch das KSML-Portal. Die Stelleninserenten<br />

(Schulleiterinnen und Schulleiter) können die Stelleninserate<br />

direkt elektronisch erfassen und für die Publikation<br />

im Internetstellenmarkt freigeben.<br />

Im Weiteren können die Stelleninserate elektronisch<br />

der Erziehungsdirektion übermittelt werden zur Publikation<br />

in kostenpflichtigen Online- und Printmedien. Allerdings<br />

ist in diesem Falle eine vorgängige Bestätigung notwendig,<br />

da die entstandenen Kosten der Schule bzw. der<br />

Gemeinde in Rechnung gestellt werden.<br />

Im KSML-Portal können neu die elektronischen Bewerbungen<br />

der Stellensuchenden eingesehen und heruntergeladen<br />

werden. Der Zugang zum KSML-Portal erfolgt<br />

wie bei der elektronischen Pensenmeldung ePM über das<br />

BE-Login-Portal des Kantons Bern.<br />

Der KSML steht exklusiv allen im Kanton Bern liegenden<br />

Schulen, das heisst allen Volksschulen, kantonalen<br />

Schulen und allen Schulen, die teil- oder vollsubventioniert<br />

sind und über einen Leistungsauftrag des Kantons<br />

Bern verfügen, unentgeltlich zur Verfügung.<br />

KSML-Stellenmarkt: Neuheiten für Stellensuchende<br />

Der KSML-Stellenmarkt bietet eine verbesserte Stellensuche,<br />

welche neu als E-Mail abonniert werden kann. Die<br />

Suchresultate sind sortierbar und die Stelleninserate<br />

strukturiert und ansprechend gestaltet. Der Stellenmarkt<br />

läuft auf sämtlichen aktuellen Betriebssystemen und<br />

Browsern und ist zudem für die Darstellung auf Smartphones<br />

optimiert. Stellensuchende können ihre Bewerbung<br />

online erfassen und verschlüsselt dem Stelleninserenten<br />

per Knopfdruck zukommen lassen.<br />

54<br />

EDUCATIO <strong>1.17</strong>


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

Informationen für die Schulorganisationseinheiten<br />

Zugangsberechtigung<br />

Für die Benutzung des KSML-Portals ist eine BE-Login-<br />

Zugangsberechtigung notwendig. Die Abteilung Personaldienstleistungen<br />

APD der Erziehungsdirektion wird<br />

diese im Rahmen der Einführung erteilen und den verantwortlichen<br />

Schulleitungen zukommen lassen.<br />

Die hauptberechtigte Person (z.B. Schulleitung<br />

Volksschule, Leitung HR Berufsfachschule, etc.) erhält die<br />

BE-Login-Zugangsberechtigung nach Unterzeichnung<br />

der Sorgfalts- und Treuepflichterklärung KSML. Diese regelt<br />

den Umgang mit den persönlichen Daten der Stellensuchenden<br />

gemäss Datenschutz des Kantons Bern. Die<br />

hauptberechtigte Person hat die Möglichkeit, weitere<br />

Personen innerhalb der Schule zur Nutzung des KSML-<br />

Portals zu berechtigen.<br />

Hinweis zur Benutzung<br />

Das KSML-Portal wurde dahingehend entwickelt, dass<br />

dieses durch die Nutzerinnen und Nutzer ohne Vorkenntnisse<br />

oder vorgängige Schulung benutzt werden kann. Als<br />

Unterstützung steht eine Onlinehilfe zur Verfügung, die<br />

bei jedem Arbeitsschritt per Mausklick aufgerufen werden<br />

kann.<br />

Für weiterführende Fragen und den technischen<br />

Support steht die Kontaktstelle der Abteilung Personaldienstleistungen<br />

(APD) des Amts für Zentrale Dienste<br />

(AZD) der Erziehungsdirektion zur Verfügung.<br />

Kontaktdaten:<br />

Telefon 031 633 84 72<br />

E-Mail<br />

ksml.lehrpersonen@erz.be.ch<br />

Öffnungszeiten: an allen Arbeitstagen ausser<br />

den kantonalen Feiertagen<br />

und am 1. August von<br />

8.30 Uhr bis 12.00 Uhr<br />

und 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr,<br />

Freitag bis 16.30 Uhr.<br />

Ansprechpersonen: Maya Repanovic (ERZ-AZD-APD)<br />

Katrin Ribi (ERZ-AZD-APD)<br />

Andrea Scherz (ERZ-APD-AZD)<br />

Kostenpflichtige Ausschreibungen<br />

Die Publikation von Ausschreibungen, sowohl für das Verwaltungspersonal<br />

an Maturitäts- und Berufsfachschulen<br />

als auch für Lehrerinnen und Lehrer, auf dem Kantonalen<br />

Stellenmarkt ist für die berechtigten Institutionen unentgeltlich.<br />

Allerdings sind Ausschreibungen in kostenpflichtigen<br />

Online- und Printmedien durch die Schule selbst zu<br />

finanzieren. In diesem Falle ist eine vorgängige Bestätigung<br />

notwendig, da die entstandenen Kosten der Schule<br />

bzw. der Gemeinde in Rechnung gestellt werden.<br />

Überführung der laufenden Stellenausschreibungen<br />

Zum Zeitpunkt der Umstellung wird die APD sämtliche aktiven<br />

Inserate im bisherigen Stellenmarkt auf den KSML-<br />

Stellenmarkt transferieren. Zudem werden in den ersten<br />

Wochen der Einführung sämtliche Stelleninserate durch<br />

die APD in den alten Stellenmarkt übertragen. Bei technischen<br />

Störungen ist durch die beschriebene Doppelbewirtschaftung<br />

die Stellenausschreibung zu jedem Zeitpunkt<br />

gewährleistet.<br />

Direction de l’instruction publique<br />

La Bourse de l’emploi du canton<br />

de Berne fait peau neuve<br />

Informations à l’attention des personnes souhaitant<br />

publier des offres d’emploi et des personnes en<br />

recherche de poste sur la Bourse de l’emploi du canton<br />

de Berne (BCEE)<br />

La Bourse de l’emploi du canton de Berne est le principal<br />

canal de publication des offres d’emploi pour le personnel<br />

cantonal et le corps enseignant. Cet instrument,<br />

qui existe depuis de nombreuses années, s’avère<br />

aujourd’hui obsolète et limité dans ses fonctionnalités.<br />

C’est pourquoi la Direction de l’instruction publique a,<br />

en collaboration avec des représentants et représentantes<br />

de tous les degrés d’enseignement, développé<br />

une nouvelle solution pour les écoles. Celle-ci se<br />

compose de deux outils : d’une part, une plateforme<br />

permettant aux directeurs et directrices d’école de<br />

créer des offres d’emploi, de les gérer et de les modifier<br />

mais aussi de recevoir et d’administrer les candidatures<br />

et, d’autre part, un site accessible à tous regroupant<br />

l’ensemble des offres d’emploi et sur lequel les<br />

personnes intéressées peuvent déposer leur candidature.<br />

La nouvelle BCEE sera disponible à compter du<br />

1 er mars prochain.<br />

Plateforme BCEE : nouveautés pour les<br />

directions d’école<br />

La procédure de mise au concours des postes via des<br />

formulaires ne sera plus qu’un souvenir avec l’arrivée de<br />

la plateforme BCEE. Les personnes souhaitant publier<br />

des annonces (directeurs et directrices d’école) pourront<br />

saisir leurs offres directement dans le système et les<br />

débloquer en vue de leur publication sur le site Internet.<br />

Elles pourront également les transmettre électroniquement<br />

à la Direction de l’instruction publique pour les<br />

faire publier dans des médias en ligne ou imprimés payants.<br />

Dans ce cas, une validation préalable sera toutefois<br />

nécessaire dans la mesure où les coûts associés seront<br />

mis à la charge de l’école ou de la commune.<br />

Grâce à la nouvelle plateforme, les directeurs et directrices<br />

d’école pourront aussi consulter les candidatures<br />

déposées sur le site pour les différentes offres et télécharger<br />

les documents associés. L’accès à la plateforme<br />

se fera via le portail BE-Login du canton de Berne, comme<br />

c’est déjà le cas pour la communication des programmes<br />

électronique (CdPe).<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

55


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

La plateforme BCEE sera mise gratuitement et exclusivement<br />

à la disposition des écoles situées dans le<br />

canton de Berne, et plus précisément de tous les établissements<br />

de la scolarité obligatoire, des écoles cantonales<br />

ainsi que des écoles partiellement ou totalement subventionnées<br />

disposant d’un mandat de prestations confié par<br />

le canton de Berne.<br />

Site Internet BCEE : nouveautés pour les personnes<br />

à la recherche d’un emploi<br />

Le site Internet BCEE proposera une recherche de poste<br />

plus performante, notamment grâce à la possibilité de recevoir<br />

des alertes par courriel. Les résultats des recherches<br />

pourront être classés ; les annonces seront structurées<br />

pour faciliter ce classement. Le site Internet sera<br />

accessible via l’ensemble des systèmes d’exploitation et<br />

de navigation actuels et son affichage sera également optimisé<br />

pour une utilisation sur smartphone. Les candidats<br />

et candidates pourront déposer leur candidature en ligne :<br />

un simple bouton leur permettra d’adresser leurs documents<br />

de manière cryptée à leur futur recruteur.<br />

Informations à l’intention des unités scolaires<br />

Accès à la plateforme<br />

L’utilisation de la plateforme BCEE nécessitera un droit<br />

d’accès à BE-Login. La Section du personnel (SPe) de la<br />

Direction de l’instruction publique organisera ces droits<br />

au cours de la période de mise en place de la nouvelle<br />

BCEE et prendra contact avec les différentes directions<br />

d’école.<br />

La personne titulaire des droits d’accès à titre principal<br />

(p. ex. direction d’un établissement de la scolarité<br />

obligatoire, direction des ressources humaines d’une<br />

école professionnelle, etc.) recevra l’identifiant et le mot<br />

de passe pour se connecter après avoir signé une déclaration<br />

de diligence et de loyauté. Celle-ci règle la gestion<br />

des données personnelles des personnes en recherche<br />

de poste sur la base de la législation du canton de Berne<br />

sur la protection des données. La personne titulaire des<br />

droits d’accès à titre principal pourra à son tour octroyer<br />

des droits d’accès à la plateforme au sein de son école.<br />

Conseils d’utilisation<br />

La plateforme BCEE a été développée de manière à pouvoir<br />

être utilisée par tous sans connaissances préalables<br />

spécifiques ni formation au système. Une aide en ligne,<br />

accessible par simple clic depuis toutes les pages, sera<br />

mise à la disposition des utilisateurs et utilisatrices pour<br />

les accompagner dans les différentes étapes.<br />

La cellule de contact de la SPe de l’Office des services<br />

centralisés de la Direction de l’instruction publique<br />

répondra à toutes les questions restées sans réponse et<br />

se chargera de l’assistance technique aux coordonnées<br />

ci-après :<br />

Téléphone : 031 633 84 72<br />

Courriel : ksml.lehrpersonen@erz.be.ch<br />

Horaires : tous les jours ouvrés,<br />

hormis les jours fériés cantonaux<br />

et le 1 er août de 8 h 30 à 12 h<br />

et de 14 h à 17 h, le vendredi<br />

jusqu’à 16 h 30<br />

Interlocutrices : Maya Repanovic (INS-OSC-SPe)<br />

Katrin Ribi (INS-OSC-SPe)<br />

Andrea Scherz (INS-OSC-SPe)<br />

Publication des offres sur d’autres supports payants<br />

La publication sur la BCEE d’offres d’emploi concernant<br />

tant le personnel administratif des écoles de maturité et<br />

des écoles professionnelles que l’ensemble du corps enseignant<br />

sera gratuite pour les institutions auxquelles les<br />

droits d’accès auront été octroyés. La publication de ces<br />

offres sur d’autres supports payants, en ligne ou imprimés,<br />

restera néanmoins à la charge des écoles ou des<br />

communes. Une validation préalable sera donc nécessaire.<br />

Transfert des actuelles offres d’emploi vers le nouveau<br />

système<br />

Au moment du passage au nouveau système, la SPe<br />

transfèrera toutes les annonces actives publiées sur la<br />

Bourse de l’emploi du canton de Berne vers la nouvelle<br />

BCEE. Dans les semaines qui suivront, ce sont l’ensemble<br />

des offres qui seront transférées. Dans la mesure où les<br />

deux plateformes cohabiteront quelque temps, la mise au<br />

concours des postes sera assurée même en cas de problème<br />

technique.<br />

Erziehungsdirektion<br />

Beratungsangebote zur Prävention<br />

und Lösung von Konflikten<br />

Zeichnet sich ein Konflikt mit einer Schulleitung oder mit<br />

einer Lehrperson ab? Wünschen Sie eine Mediation zwischen<br />

der Schulleitung und einer Lehrperson? Möchten<br />

Sie eine Beratung in personalrechtlichen Fragen? Der<br />

Kanton Bern und die Erziehungsdirektion stellen Lehrpersonen<br />

und Schulleitungen aller Schulstufen (Kindergarten,<br />

Primarstufe, Sek l und Sek ll) zahlreiche unentgeltliche<br />

und vertrauliche Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />

zur Prävention und Lösung von Konflikten zur Verfügung.<br />

Die vorliegende Liste beinhaltet die verschiedenen Beratungsangebote<br />

und dient der Orientierungshilfe für Lehrpersonen<br />

und Schulleitungen.<br />

www.erz.be.ch > Kindergarten & Volksschule > Anstellung<br />

Lehrkräfte > Allgemeine Informationen<br />

56<br />

EDUCATIO <strong>1.17</strong>


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

Direction de l’instruction publique<br />

Prestations de conseil en matière<br />

de prévention et de résolution des<br />

conflits<br />

Un conflit se développe avec votre direction d’école ou<br />

avec un enseignant ou une enseignante ? Vous souhaitez<br />

bénéficier d’un service de médiation entre un membre de<br />

la direction d’école et un enseignant ou une enseignante ?<br />

Ou peut-être avez-vous besoin d’être conseillé en matière<br />

de droit du personnel ? Le canton de Berne et la Direction<br />

de l’instruction publique proposent aux membres du<br />

corps enseignant et des directions d’école de tous les degrés<br />

scolaires (école enfantine, degré primaire, degrés secondaires<br />

I et II) de nombreuses prestations de conseil et<br />

de soutien gratuites et confidentielles en matière de prévention<br />

et de résolution des conflits. La liste suivante vous<br />

donne une vue d’ensemble des prestations existantes.<br />

www.erz.be.ch > Ecole obligatoire > Informations<br />

sur le statut et le traitement du corps enseignant > Informations<br />

générales<br />

Information<br />

Richtlinien für die Berechnung<br />

von Schulkostenbeiträgen für das<br />

Schuljahr 2017/18<br />

Inhalt<br />

1. Allgemeines<br />

2. Schulbesuch in einer anderen Gemeinde<br />

innerhalb des Kantons<br />

2.1 Grundsatz: Schulbesuch am Aufenthaltsort<br />

2.2 Grundsatz: Schulkostenbeitrag<br />

Wohnsitzgemeinde > Schulortsgemeinde<br />

2.3 Grundsatz: Gemeindeautonomie<br />

> Berechnungsmodell<br />

2.4 Subsidiäre kantonale Regelung<br />

2.5 Rechnungsstellung unter den Gemeinden<br />

3. Schulbesuch des ersten Jahrs des gymnasialen<br />

Bildungsgangs an einem kantonalen Gymnasium<br />

im deutschsprachigen Kantonsteil oder an der<br />

filière bilingue<br />

1 Die Volksschule besteht aus dem Kindergarten, der<br />

Primarstufe sowie der Sekundarstufe I<br />

2 Dieser Grundsatz gilt auch für Kinder aus dem Asylbereich<br />

(Ausweise N und F). Die Finanzierung der Schulung dieser<br />

Kinder ist speziell geregelt. Genaue Informationen stehen<br />

unter www.erz.be.ch/nfv zur Verfügung.<br />

3 Art. 7 Abs. 2 des Volksschulgesetzes vom 19. März 1992<br />

(VSG; BSG 432.210)<br />

4 Dieser Grundsatz gilt auch für Pflegekinder mit zivilrechtlichem<br />

Wohnsitz im Kanton Bern, die wegen Kindesschutzmassnahmen<br />

ihren Aufenthalt in einer anderen bernischen<br />

Gemeinde haben und dort die Volksschule besuchen.<br />

5 Art. 24b Abs. 4 des Gesetzes vom 27. November 2000 über<br />

den Finanz- und Lastenausgleich (FILAG; BSG 631.1)<br />

4. Kantonsübergreifender Schulbesuch –<br />

Interkantonaler Schulbesuch<br />

4.1. Ausserkantonales Kind besucht Volksschule<br />

im Kanton Bern<br />

4.2 Bernisches Kind besucht Volksschule<br />

in anderem Kanton<br />

5. Auskünfte<br />

6. Gültigkeit<br />

1. Allgemeines<br />

Der Besuch der öffentlichen Volksschule 1 ist für das Kind<br />

unentgeltlich.<br />

2. Schulbesuch in einer anderen Gemeinde innerhalb<br />

des Kantons<br />

2.1 Grundsatz: Schulbesuch am Aufenthaltsort<br />

In der Regel besucht ein Kind die öffentliche Volksschule<br />

an seinem Aufenthaltsort (Aufenthaltsgemeinde) 2 . Aufgrund<br />

einer Vereinbarung zwischen den Gemeinden oder<br />

auch aus wichtigen Gründen 3 kann der Besuch in einer<br />

anderen Gemeinde als der Aufenthaltsgemeinde erfolgen.<br />

2.2 Grundsatz: Schulkostenbeitrag Wohnsitzgemeinde<br />

> Schulortsgemeinde<br />

Besucht ein Kind die Volksschule nicht in der Gemeinde,<br />

in der es seinen zivilrechtlichen Wohnsitz hat, so hat die<br />

Wohnsitzgemeinde der Schulortsgemeinde einen Schulkostenbeitrag<br />

zu entrichten. 4<br />

2.3 Grundsatz: Gemeindeautonomie<br />

> Berechnungsmodell<br />

Die Wohnsitzgemeinde und die Schulortsgemeinde können<br />

sich vor dem Schuleintritt eigenständig über die Höhe<br />

des Schulkostenbeitrags einigen. 5 Der Kanton macht<br />

keine zwingenden Vorgaben.<br />

Die Gemeinden können ihre konkreten Kosten für<br />

den Schulbetrieb und die Schulinfrastruktur berechnen.<br />

Die Erziehungsdirektion (ERZ) stellt dafür ein Berechnungsmodell<br />

im Internet zur Verfügung unter www.erz.<br />

be.ch/schulkostenbeitraege.<br />

Die effektiven Aufwände für den Schulbetrieb und<br />

die Schulinfrastruktur können in der zur Verfügung gestellten<br />

Exceltabelle eingesetzt und damit die konkreten<br />

Schulkostenbeiträge berechnet werden.<br />

In diesem Berechnungsmodell werden folgende<br />

Kostenelemente berücksichtigt:<br />

a) Beitrag für den Schulbetrieb<br />

b) Beitrag für die Schulinfrastruktur, bestehend aus<br />

– Heizungs-, Hauswarts-, Wasser- und Stromkosten<br />

sowie den allgemeinen Unterhalt<br />

– 3,5 Prozent des Gebäudeversicherungswerts<br />

(angenommener Mietwert).<br />

Der von der Wohnsitzgemeinde ebenfalls geschuldete<br />

Gehaltskostenbeitrag wird von der ERZ jeweils mit der<br />

Schlussabrechnung des Lastenausgleichs Lehrergehälter<br />

mitgeteilt (s/Ziffer 2.4.1).<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

57


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

2.4 Subsidiäre kantonale Regelung<br />

Treffen die Wohnsitzgemeinde und die Schulortsgemeinde<br />

keine eigenständige Regelung, so muss die<br />

Wohnsitzgemeinde der Schulortsgemeinde einen Schulkostenbeitrag<br />

leisten, der sich aus den folgenden Beiträgen<br />

zusammensetzt:<br />

2.4.1 Gehaltskostenbeitrag pro Schüler/-in > Hilfstabelle<br />

Die Verrechnung der Gehaltskosten für Schülerinnen und<br />

Schüler aus anderen Gemeinden regeln Gemeinden und<br />

Schulverbände untereinander. 6 Der Gehaltskostenbeitrag<br />

entspricht 50 Prozent der pro Schüler/-in auf die Schulortsgemeinde<br />

entfallenden Gehaltsaufwendungen gemäss<br />

FILAG. Dieser Gehaltskostenbeitrag variiert von Gemeinde<br />

zu Gemeinde.<br />

Die ERZ stellt für die Verrechnung der Gehaltskosten<br />

eine Hilfstabelle im Internet zur Verfügung und publiziert<br />

auch die durchschnittlichen Gehaltskostenbeiträge<br />

des letzten abgerechneten Schuljahres unter www.erz.<br />

be.ch/nfv.<br />

Der Gehaltskostenbeitrag wird jeder Schulortsgemeinde<br />

mit der Vorberechnung des Lastenausgleichs<br />

Lehrergehälter im Herbst 2017 als approximativer Wert<br />

mitgeteilt. In die Vorberechnung an die Gemeinden integriert<br />

ist die Basisstufe, die auf das Schuljahr 2013/14 eingeführt<br />

wurde. Der definitive Gehaltskostenbeitrag für das<br />

Schuljahr 2017/18 wird im Herbst 2018 mit der Schlussabrechnung<br />

des Lastenausgleichs Lehrergehälter vom<br />

Amt für Kindergarten, Volksschule und Beratung (AKVB)<br />

der ERZ mitgeteilt.<br />

2.4.2 plus Beitrag an die Kosten für den Schulbetrieb<br />

und die Schulinfrastruktur pro Schüler/-in<br />

Schulstufe<br />

Kindergarten<br />

Beitrag für den<br />

Schulbetrieb* 7<br />

Beitrag für die<br />

Schulinfrastruktur**<br />

Total<br />

CHF 655.– CHF 1 865.– CHF 2 520.–<br />

Primarstufe CHF 890.– CHF 3 310.– CHF 4 200.–<br />

Sekundarstufe<br />

I<br />

CHF 1 050.– CHF 3 320.– CHF 4 370.–<br />

Hinweis zur Basisstufe: Für das 1. und 2. Basisstufenjahr Beiträge<br />

analog Kindergarten und für die 3., 4. und allenfalls 5. Basisstufenjahre<br />

Beiträge analog Primarstufe. Die Gemeinden können jedoch<br />

auch für die Basisstufe ihre konkreten Kosten für den Schulbetrieb<br />

und die Schulinfrastruktur berechnen.<br />

* Der Beitrag für den Schulbetrieb richtet sich nach den durchschnittlichen<br />

Kosten der Gemeinden für den Schulbetrieb.<br />

Zur Berechnung der Ansätze wurde auf die Aufwände für die<br />

Entschädigungen der Kommissionen und Entschädigungen<br />

für die Sachaufwände (Schulmaterial und -mobiliar) abgestellt.<br />

Die Ansätze stellen auf die durchschnittlichen Aufwände pro<br />

Gemeindekategorie ab und beruhen auf den Jahresrechnungen<br />

der Gemeinden im Jahr 2011 (FINSTA). Der Kanton erhebt<br />

diese Kosten periodisch neu.<br />

** Der Beitrag für die Schulinfrastruktur richtet sich nach den<br />

durchschnittlichen Kosten der Gemeinden für die Schulinfrastruktur<br />

8 .<br />

– Die Ansätze wurden aufgrund der Angaben<br />

von 36 ausgesuchten Gemeinden mit ungefähr<br />

150 Schulliegenschaften berechnet.<br />

– Die durchschnittliche Klassengrösse betrug beim<br />

Kindergarten: 18 Kinder und bei der Primar-/Sekundarstufe<br />

I: je 19 Kinder.<br />

– Es wurden die Gebäudeversicherungswerte pro<br />

Schulstufe erhoben. Bei der Nutzung eines Gebäudes<br />

durch verschiedene Stufen erfolgten Ausscheidungen<br />

nach Klassen bzw. Schüleranteilen. Von diesem<br />

Gebäudeversicherungswert (abzüglich Drittnutzungsanteil)<br />

wurden 6,5 Prozent berücksichtigt.<br />

– Dieser Satz beinhaltet den Mietwert (3,5 Prozent),<br />

die Heizungs-, Hauswarts-, Wasser- und Stromkosten<br />

sowie den allgemeinen Unterhalt (zusammen<br />

3 Prozent).<br />

– Die Werte stammen aus dem Jahre 2013. Der Kanton<br />

erhebt diese Kosten periodisch neu.<br />

2.5 Rechnungsstellung unter den Gemeinden<br />

Die Gemeinden regeln das Verfahren für die Rechnungsstellung<br />

der Schulkostenbeiträge unter sich. Die ERZ<br />

empfiehlt, die Rechnungsstellung bis zum Zeitpunkt der<br />

Aufnahme von Schülerinnen und Schülern aus anderen<br />

Gemeinden zu klären.<br />

Massgebend für die Rechnungsstellung der Schulkostenbeiträge<br />

ist der 15. September 2017 (Stichtag der<br />

Statistik der Lernenden). Wenn keine Regelung unter den<br />

Gemeinden getroffen wurde, empfiehlt die ERZ für die<br />

Rechnungsstellung eine der folgenden drei Varianten:<br />

a) Die Schulortsgemeinden stellen die Schulkostenbeiträge<br />

für das Schuljahr 2017/18 bis am 31. Dezember<br />

2017 provisorisch in Rechnung. Es wird der Anteil an<br />

den Lehrergehaltskosten gemäss Schlussabrechnung<br />

des Lastenausgleichs Lehrergehälter für das Schuljahr<br />

2016/17 übernommen. Die definitive Abrechnung<br />

erfolgt im Herbst 2018, sobald die Schlussabrechnung<br />

des Lastenausgleichs der Lehrergehälter für das<br />

Schuljahr 2017/18 vorliegt.<br />

b) Die Schulortsgemeinden erstellen Akontorechnungen<br />

gestützt auf die Vorberechnungen an die Gemeinden<br />

6 Die Verrechnung der Kosten für besondere Massnahmen<br />

erfolgt im Finanzierungssystem nach dem gleichen Prinzip<br />

wie für den Regelunterricht. Der Kanton übernimmt die<br />

Hälfte, die andere wird derjenigen Gemeinde bzw. demjenigen<br />

Schulverband belastet, der die Pensen meldet. Rund<br />

20% der Kosten können mit den Schülerbeiträgen finanziert<br />

werden, die jede Wohnsitzgemeinde für ihre Kinder zugute<br />

hat.<br />

7 Die Schülertransportkosten sind für die Berechnung des<br />

Schulkostenbeitrags nicht als festes Kostenelement enthalten.<br />

Die Gemeinden regeln die Verrechnung dieser Kosten<br />

untereinander, da sie unterschiedlich hoch ausfallen.<br />

8 Art. 24b Abs. 3 FILAG<br />

58<br />

EDUCATIO <strong>1.17</strong>


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

für das Schuljahr 2017/18, welche vom AKVB der<br />

ERZ im Herbst 2017 zugestellt werden. Die definitive<br />

Abrechnung erfolgt im Herbst 2018, sobald die<br />

Schlussabrechnung des Lastenausgleichs der Lehrergehälter<br />

für das Schuljahr 2017/18 vorliegt.<br />

c) Die Schulortsgemeinden stellen die Schulkostenbeiträge<br />

für das Schuljahr 2017/18 im Herbst 2018 nach<br />

Erhalt der Schlussabrechnung des Lastenausgleichs<br />

der Lehrergehälter für das Schuljahr 2017/18 in Rechnung.<br />

Im Interesse einer einfachen Regelung wird den Gemeinden<br />

empfohlen, sich auf die Leistung eines Schulkostenbeitrages<br />

für das ganze Schuljahr 2017/18 zu verständigen,<br />

wenn eine Schülerin oder ein Schüler die Schule in<br />

der Schulortsgemeinde am 15. September 2017 besucht.<br />

Eine Rechnungstellung pro rata temporis wird nicht empfohlen.<br />

3. Schulbesuch des ersten Jahrs des gymnasialen<br />

Bildungsgangs an einem kantonalen Gymnasium im<br />

deutschsprachigen Kantonsteil oder an der filière<br />

bilingue<br />

Der Grosse Rat hat im Juni 2014 beschlossen, den gymnasialen<br />

Unterricht im 9. Schuljahr (GU9) im deutschsprachigen<br />

Kantonsteil neu zu organisieren. Die bisherige<br />

Möglichkeit, den GU9 an einer speziellen Klasse der Sekundarschule<br />

anzubieten, entfällt. Der gymnasiale Bildungsgang,<br />

welcher vier Jahre dauert, findet ab dem<br />

Schuljahr 2017/18 im deutschsprachigen Kantonsteil nur<br />

noch an einem Gymnasium statt. Für den französischsprachigen<br />

Kantonsteil gilt das Folgende nur für Gemeinden<br />

mit Schüler und Schülerinnen an der filière bilingue,<br />

die mit dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt einen<br />

entsprechenden Vertrag abgeschlossen haben.<br />

Die Wohnsitzgemeinde leistet dem Kanton für einen<br />

Schüler oder eine Schülerin für den Besuch des ersten<br />

Jahrs des gymnasialen Bildungsgangs an einem Gymnasium<br />

im deutschsprachigen Kantonsteil oder an der filière<br />

bilingue einen Schulkostenbeitrag, unabhängig davon, ob<br />

der Schüler oder die Schülerin nach dem 8. oder 9. Schuljahr<br />

in den gymnasialen Bildungsgang übertritt. Der<br />

Schulkostenbeitrag setzt sich aus den folgenden Beiträgen<br />

zusammen:<br />

3.1 Gehaltskostenbeitrag pro Schüler/-in<br />

Der konkrete Gehaltskostenbeitrag kann erst in der<br />

Schlussabrechnung des Lastenausgleichs Lehrergehälter<br />

im Herbst 2018 festgelegt werden. Daher wird im Herbst<br />

2017 lediglich eine Akontozahlung, welche sich am Durchschnitt<br />

der Aufwendungen für die Lehrergehaltskosten<br />

aller Klassen im ersten Jahr des gymnasialen Bildungsgangs<br />

orientiert, in der Höhe von CHF 5 500 in Rechnung<br />

gestellt werden***.<br />

9 Art. 24d Abs. 2 FILAG<br />

3.2 plus Beitrag an die Kosten für den Schulbetrieb und<br />

die Schulinfrastruktur pro Schüler/-in<br />

Schulstufe<br />

1. Jahr des<br />

gymnasialen<br />

Bildungsgangs<br />

Beitrag für den<br />

Schulbetrieb*<br />

Beitrag für die<br />

Schulinfrastruktur**<br />

Total***<br />

CHF 1 050.– CHF 1 530.– CHF 2 580.–<br />

* Der Beitrag für den Schulbetrieb entspricht den durchschnittlichen<br />

Kosten der Gemeinden für die Sekundarstufe I<br />

(vgl. Ziffer 2.4.2).<br />

** Der Beitrag für die Schulinfrastruktur entspricht den<br />

durchschnittlichen Kosten der Gemeinden für die<br />

Sekundarstufe I (vgl. Ziffer 2.4.2) ohne Mietwert.<br />

*** Der gesamte Schulkostenbeitrag pro Schüler/-in im ersten<br />

Jahr des gymnasialen Bildungsgangs beträgt somit<br />

ca. CHF 8080.–, die Rückerstattung aus dem Lastenausgleich<br />

für die Gehaltskosten beträgt durchschnittlich rund<br />

CHF 2700.–.<br />

Die Kosten der Gemeinden für die Gehaltskosten sowie die<br />

Kosten des Schulbetriebs und der -infrastruktur belaufen sich also<br />

netto auf ca. CHF 5380.– (Schlussabrechnung vorbehalten).<br />

Der Schulbesuch ist für die Schüler/-innen des ersten<br />

Jahres des gymnasialen Bildungsgangs in jedem Fall unentgeltlich.<br />

In keinem Fall darf der Schulkostenbeitrag den<br />

Eltern einer Schülerin bzw. eines Schülers weiterverrechnet<br />

werden. Der genannte Schulkostenbeitrag ist für jede Schülerin<br />

und jeden Schüler geschuldet, unabhängig davon, ob<br />

das 9. Schuljahr bereits besucht wurde oder nicht.<br />

Die kantonalen Gymnasien stellen der Wohnsitzgemeinde<br />

für das Schuljahr 2017/18 bis vier Monate nach<br />

Schuljahresbeginn eine Akontorechnung in der voraussichtlichen<br />

Höhe des Schulkostenbeitrags zu. Massgebend<br />

ist die am Stichtag für die Schülerstatistik vom<br />

15. September 2017 gültige Schülerzahl. Nach Abschluss<br />

des Schuljahres wird der definitive Gehaltskostenbeitrag<br />

bestimmt und mit der Akontozahlung verrechnet.<br />

4. Kantonsübergreifender Schulbesuch –<br />

Interkantonaler Schulbesuch<br />

4.1 Ausserkantonales Kind besucht<br />

Volksschule im Kanton Bern<br />

Besucht ein Kind mit zivilrechtlichem Wohnsitz ausserhalb<br />

des Kantons Bern eine bernische Volksschule, so<br />

trägt der Kanton Bern die Gehaltskosten für dieses Kind.<br />

Das ausserkantonale Kind wird der bernischen Schulortsgemeinde<br />

im Lastenausgleich Lehrergehälter also nicht<br />

angerechnet. Zudem bezahlt der Kanton Bern der Schulortsgemeinde<br />

für dieses Kind einen Beitrag an die Kosten<br />

für den Schulbetrieb und die Schulinfrastruktur 9 .<br />

4.2 Bernisches Kind besucht Volksschule<br />

in anderem Kanton<br />

Besucht ein Kind mit zivilrechtlichem Wohnsitz im Kanton<br />

Bern eine Volksschule ausserhalb des Kantons Bern, so<br />

verlangt der Kanton Bern von der bernischen Wohnsitzgemeinde<br />

einen Beitrag von 65 Prozent des vom Schulkanton<br />

verlangten Schulgeldbeitrags. Ist der Schulgeldbei-<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

59


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

trag tiefer als CHF 4000.– pro Schüler/-in, müssen sich<br />

die bernischen Wohnsitzgemeinden nicht beteiligen. 10<br />

Die Merkblätter der ERZ zu den kantonsübergreifenden<br />

Schulbesuchen stehen im Internet zur Verfügung<br />

unter www.erz.be.ch/schulkostenbeitraege.<br />

5. Auskünfte<br />

– Richtlinien und ausserkantonale Schulbesuche:<br />

Bernhard Schmutz, Generalsekretariat der<br />

Erziehungsdirektion, Koordination Schulgelder,<br />

031 633 84 18, bernhard.schmutz@erz.be.ch<br />

– Schlussabrechnung Gehaltskosten:<br />

Sandra Geissbühler, Amt für zentrale Dienste der<br />

Erziehungsdirektion, Abteilung Finanzdienstleistungen,<br />

031 633 84 19, sandra.geissbuehler@erz.be.ch<br />

– Zahlungsmodalitäten beim Besuch des<br />

ersten Jahrs des gymnasialen Bildungsgangs<br />

an kantonalen Gymnasien: Schulsekretariat<br />

des zuständigen Gymnasiums oder Denise Kreutz,<br />

Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA),<br />

Abteilung Mittelschulen, 031 633 87 72,<br />

denise.kreutz@erz.be.ch.<br />

6. Gültigkeit<br />

Diese Richtlinien gelten für das Schuljahr 2017/18.<br />

Der Erziehungsdirektor: Bernhard Pulver, Regierungsrat<br />

Information<br />

Directives pour le calcul des<br />

contributions aux frais de<br />

scolarisation pour l’année<br />

scolaire 2017-2018<br />

Table des matières<br />

1. Généralités<br />

2. Fréquentation d’un établissement scolaire<br />

situé dans une autre commune du canton<br />

2.1 Principe : scolarisation sur le lieu de domicile<br />

2.2 Principe : versement d’une contribution aux<br />

frais de scolarisation par la commune de<br />

domicile à la commune de scolarisation<br />

2.3 Principe : autonomie communale > modèle de calcul<br />

2.4 Réglementation cantonale subsidiaire<br />

2.5 Facturation entre communes<br />

3. Fréquentation de la première année de la formation<br />

gymnasiale dans un gymnase cantonal de la partie<br />

germanophone du canton ou dans le cadre de la<br />

filière bilingue<br />

4. Fréquentation intercantonale d’établissements<br />

scolaires<br />

4.1 Un enfant venu d’un autre canton fréquente un<br />

établissement de la scolarité obligatoire dans le<br />

canton de Berne<br />

4.2 Un enfant bernois fréquente un établissement<br />

de la scolarité obligatoire dans un autre canton<br />

5. Renseignements<br />

6. Validité<br />

1. Généralités<br />

La fréquentation d’un établissement de la scolarité obligatoire¹<br />

est gratuite pour l’enfant.<br />

2. Fréquentation d’un établissement scolaire situé dans<br />

une autre commune du canton<br />

2.1 Principe : scolarisation sur le lieu de domicile<br />

En règle générale, l’enfant fréquente l’école publique de<br />

la localité où il réside (commune de résidence 2 ). Il peut<br />

toutefois fréquenter l’école dans une autre commune si<br />

une convention a été conclue entre les deux communes<br />

concernées ou si des raisons majeures l’exigent 3 .<br />

2.2 Principe : versement d’une contribution aux frais de<br />

scolarisation par la commune de domicile à la commune<br />

de scolarisation<br />

Si un enfant fréquente une école qui n’est pas située dans<br />

la commune où il a son domicile civil, la commune de domicile<br />

doit verser une contribution aux frais de scolarisation<br />

à la commune de scolarisation 4 .<br />

2.3 Principe : autonomie communale > modèle de calcul<br />

La commune de domicile et la commune de scolarisation<br />

peuvent convenir ensemble, avant la scolarisation de<br />

l’élève, du montant de la contribution aux frais de scolarisation<br />

5 . Le canton n’édicte aucune prescription contraignante<br />

en la matière.<br />

Les communes ont la possibilité de calculer leurs<br />

coûts d’exploitation et d’infrastructure scolaires effectifs.<br />

La Direction de l’instruction publique met un modèle de<br />

calcul à leur disposition sur Internet sous www.erz.be.ch/<br />

contributions-ecolage. Les charges effectives peuvent<br />

être saisies dans le tableau Excel fourni, qui permet de<br />

calculer précisément les contributions aux frais de scolarisation.<br />

10 Art. 24e FILAG<br />

1 L’école obligatoire se compose de l’école enfantine et des<br />

degrés primaire et secondaire I.<br />

2 Ce principe vaut aussi pour les enfants relevant de l’asile<br />

(permis N et F). Des règles spécifiques s’appliquent toutefois<br />

s’agissant du financement de la scolarité de ces enfants.<br />

Vous trouverez de plus amples informations à ce sujet sous<br />

www.erz.be.ch/rfeo.<br />

3 Art. 7, al. 2 de la loi du 19 mars 1992 sur l’école obligatoire<br />

(LEO ; RSB 432.210)<br />

4 Ce principe vaut aussi pour les enfants placés ayant leur<br />

domicile civil dans le canton de Berne mais qui, du fait de<br />

mesures de protection de l’enfant, résident dans une autre<br />

commune bernoise et y sont scolarisés.<br />

5 Art. 24b, al. 4 de la loi du 27 novembre 2000 sur la péréquation<br />

financière et la compensation des charges (LPFC; RSB<br />

631.1)<br />

60<br />

EDUCATIO <strong>1.17</strong>


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

Ce modèle de calcul prend en compte les éléments<br />

suivants :<br />

a) Contribution pour l’exploitation scolaire<br />

b) Contribution pour l’infrastructure scolaire composée de<br />

– frais de chauffage, de conciergerie, d’eau et<br />

d’électricité et frais liés à l’entretien général<br />

– 3,5 pour cent de la valeur d’assurance des bâtiments<br />

(valeur locative supposée).<br />

La Direction de l’instruction publique communique toujours<br />

le montant de la contribution aux frais de traitement<br />

également due par la commune de domicile lors du décompte<br />

final de la compensation des charges liées aux<br />

traitements du corps enseignant (voir ch. 2.4.1).<br />

2.4 Réglementation cantonale subsidiaire<br />

Si la commune de domicile et la commune de scolarisation<br />

n’adoptent pas de réglementation spécifique dans ce<br />

domaine, la commune de domicile est tenue de verser à la<br />

commune de scolarisation une contribution aux frais de<br />

scolarisation composée des éléments suivants :<br />

2.4.1 Contribution aux frais de traitement par élève<br />

> tableau d’aide<br />

Les communes et communautés scolaires conviennent<br />

entre elles des modalités de facturation des frais de traitement<br />

pour les élèves provenant d’autres communes 6 .<br />

La contribution aux frais de traitement correspond à<br />

50 pour cent des dépenses liées aux traitements du corps<br />

enseignant incombant à la commune de scolarisation en<br />

vertu de la LPFC. Elle varie d’une commune à l’autre.<br />

La Direction de l’instruction publique met à disposition<br />

un tableau d’aide à la facturation des frais de traitement<br />

et publie la contribution moyenne aux frais de traitement<br />

enregistrée pour la dernière année scolaire ayant fait<br />

l’objet d’un décompte. Ces documents sont disponibles<br />

sur Internet sous www.erz.be.ch/rfeo.<br />

Le montant approximatif de la contribution aux frais<br />

de traitement sera communiqué à chaque commune de<br />

scolarisation en automne 2017 avec le calcul prévisionnel<br />

de la compensation des charges des traitements du corps<br />

enseignant. La Basisstufe, introduite à la rentrée 2013, est<br />

intégrée aux calculs préliminaires remis aux communes.<br />

Le montant définitif pour l’année scolaire 2017-2018 sera<br />

quant à lui mentionné dans le décompte final de la compensation<br />

des charges liées aux traitements du corps<br />

enseignant adressé aux communes à l’automne 2018 par<br />

l’Office de l’enseignement préscolaire et obligatoire, du<br />

conseil et de l’orientation de la Direction de l’instruction<br />

publique.<br />

2.4.2 + Contribution aux coûts d’exploitation<br />

et d’infrastructure scolaires par élève<br />

Degré<br />

Ecole<br />

enfantine<br />

Degré<br />

primaire<br />

Degré<br />

secondaire I<br />

Contribution<br />

aux coûts<br />

d’exploitation 7 *<br />

Contribution<br />

aux coûts<br />

d’infrastructure **<br />

Total<br />

CHF 655 CHF 1 865 CHF 2 520<br />

CHF 890 CHF 3 310 CHF 4 200<br />

CHF 1 050 CHF 3 320 CHF 4 370<br />

Remarque concernant la Basisstufe et le cycle élémentaire : les<br />

contributions pour la 1 re et la 2 e année de Basisstufe et le cycle<br />

élémentaire sont analogues à celles demandées pour l’école<br />

enfantine et les contributions pour la 3 e , la 4 e et éventuellement<br />

la 5 e année de Basisstufe sont analogues à celles demandées<br />

pour le degré primaire. Les communes peuvent toutefois calculer<br />

leurs frais d’exploitation et d’infrastructure scolaires effectifs<br />

également pour la Basisstufe et le cycle élémentaire.<br />

* Le montant de la contribution aux coûts d’exploitation<br />

scolaire est déterminé sur la base des coûts moyens<br />

supportés par les communes pour l’exploitation de leurs<br />

écoles 8 , c’est-à-dire sur les charges correspondant<br />

aux indemnités versées aux membres des commissions<br />

et aux indemnités pour les charges de biens, services<br />

et marchandises (matériel et mobilier scolaires). Les tarifs<br />

se fondent sur les charges moyennes par catégorie de<br />

communes telles qu’elles apparaissent dans les comptes<br />

2011 des communes (FINSTA).<br />

Le canton effectue un relevé périodique de ces coûts.<br />

** Le montant de la contribution aux coûts d’infrastructure<br />

scolaire est déterminé sur la base des coûts moyens supportés<br />

par les communes pour leur infrastructure scolaire 8 .<br />

6 Les coûts correspondant aux mesures pédagogiques particulières<br />

sont imputés selon le même principe que les coûts liés<br />

à l’enseignement ordinaire. Le canton en assume la moitié<br />

tandis que l’autre moitié est prise en charge par la commune<br />

ou la communauté scolaire qui a annoncé les leçons dans le<br />

cadre de la communication des programmes. Environ 20 pour<br />

cent de ces coûts peuvent être financés par les contributions<br />

par élève que chaque commune de domicile reçoit pour ses<br />

enfants.<br />

7 Les frais de transport d’élèves ne sont pas pris en compte<br />

dans le calcul de la contribution aux frais de scolarisation.<br />

Les communes conviennent entre elles des modalités de<br />

facturation pour ces frais car ils varient de l’une à l’autre.<br />

8 Art. 24b Abs. 3 FILAG<br />

– Il a été calculé à partir des données fournies par 36<br />

communes interrogées portant sur un total d’environ<br />

150 complexes scolaires.<br />

– La taille moyenne des classes est de 18 élèves à l’école<br />

enfantine et de 19 élèves aux degrés primaire et secondaire I.<br />

– Les valeurs d’assurance des bâtiments ont été relevées par<br />

degré scolaire. Lorsqu’un bâtiment était utilisé par des<br />

classes de degrés différents, des déductions ont été opérées<br />

en fonction de la proportion de classes et d’élèves. A ensuite<br />

été retranchée la part liée à l’utilisation des locaux par des<br />

tiers. 6,5 pour cent de la valeur finale ont été retenus pour<br />

le calcul.<br />

– Cette part comprend la valeur locative (3,5 %), les frais<br />

de chauffage, de conciergerie, d’eau et d’électricité ainsi que<br />

l’entretien général (au total 3 %).<br />

– Les valeurs de base font référence à l’année 2013. Le canton<br />

effectue un relevé périodique.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

61


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

2.5 Facturation entre communes<br />

Les communes règlent la procédure de facturation des<br />

contributions aux frais de scolarisation entre elles. La Direction<br />

de l’instruction publique recommande aux communes<br />

accueillant des élèves d’autres communes de clarifier<br />

la situation avant leur venue.<br />

La date déterminante pour la facturation des contributions<br />

aux frais de scolarisation est le 15 septembre<br />

2017 (jour de référence de la statistique des élèves). Si les<br />

communes n’ont pas adopté de réglementation spécifique,<br />

la Direction de l’instruction publique propose trois<br />

variantes de facturation :<br />

a) Les communes de scolarisation établissent une<br />

facture provisoire des contributions aux frais de scolarisation<br />

pour l’année scolaire 2017-2018 avant le<br />

31 décembre 2017. Elles se basent pour ce faire sur<br />

la part correspondant aux frais de traitement du corps<br />

enseignant figurant dans le décompte final de la<br />

compensation des charges liées aux traitements du<br />

corps enseignant pour l’année scolaire 2016-2017.<br />

Elles établissent le décompte définitif à l’automne<br />

2018, dès que le décompte final de la compensation<br />

des charges liées aux traitements du corps enseignant<br />

pour l’année scolaire 2017-2018 leur a été communiqué.<br />

b) Les communes de scolarisation établissent des factures<br />

d’acomptes sur la base des calculs préliminaires<br />

pour l’année scolaire 2017-2018 remis aux communes<br />

par l’Office de l’enseignement préscolaire et obligatoire,<br />

du conseil et de l’orientation de la Direction de<br />

l’instruction publique en automne 2017. Le décompte<br />

définitif est effectué à l’automne 2018, dès que le<br />

décompte final de la compensation des charges liées<br />

aux traitements du corps enseignant pour l’année<br />

scolaire 2017-2018 a été communiqué.<br />

c) Les communes de scolarisation facturent les contributions<br />

aux frais de scolarisation pour l’année scolaire<br />

2017-2018 à l’automne 2018 après avoir reçu le<br />

décompte final de la compensation des charges liées<br />

aux traitements du corps enseignant pour l’année<br />

scolaire 2017-2018.<br />

Dans un souci de simplicité, la Direction de<br />

l’instruction publique conseille en outre aux communes<br />

de s’entendre sur une contribution aux frais de scolarisation<br />

pour toute la durée de l’année scolaire 2017-2018 si,<br />

au 15 septembre 2017, des élèves sont inscrits dans une<br />

école d’une autre commune que la leur. Une facturation<br />

prorata temporis n’est pas conseillée.<br />

3. Fréquentation de la première année de la formation<br />

gymnasiale dans un gymnase cantonal de la partie germanophone<br />

du canton ou dans le cadre de la filière<br />

bilingue<br />

En juin 2014, le Grand Conseil a décidé de réorganiser<br />

l’enseignement gymnasial de 9 e année (GU9) dans la partie<br />

germanophone du canton. La possibilité de dispenser<br />

le GU9 dans une classe spécifique de l’école secondaire<br />

est supprimée. A compter de l’année scolaire 2017-2018,<br />

tous les élèves germanophones souhaitant suivre une formation<br />

gymnasiale devront fréquenter un gymnase pendant<br />

quatre ans. Dans la partie francophone du canton, le<br />

principe présenté ci-après s’applique uniquement aux<br />

communes dont certains élèves fréquentent la filière bilingue<br />

et qui ont conclu un contrat correspondant avec<br />

l’Office de l’enseignement secondaire du 2 e degré et de la<br />

formation professionnelle.<br />

La commune de domicile verse une contribution aux<br />

frais de scolarisation au canton pour les élèves qui fréquentent<br />

la première année de la formation gymnasiale<br />

dans un gymnase germanophone ou dans le cadre de la<br />

filière bilingue, que ces élèves aient entamé leur formation<br />

gymnasiale à l’issue de la 10 e ou de la 11 e année scolaire.<br />

Cette contribution est composée des éléments suivants :<br />

3.1 Contribution aux frais de traitement par élève<br />

Le montant effectif de la contribution aux frais de traitement<br />

ne sera connu qu’au moment de l’établissement, à<br />

l’automne 2018, du décompte final de la compensation<br />

des charges. Par conséquent, seul un acompte d’un montant<br />

de 5 500 francs sera facturé en automne 2017. Il se<br />

fonde sur la moyenne des charges liées aux traitements<br />

du corps enseignant de toutes les classes de première<br />

année de la formation gymnasiale***.<br />

3.2 + Contribution aux coûts d’exploitation et<br />

d’infrastructure scolaires par élève<br />

Degré<br />

1 ère année de<br />

la formation<br />

gymnasiale<br />

Contribution<br />

aux coûts d’exploitation<br />

*<br />

Contribution aux<br />

coûts d’infrastructure<br />

**<br />

Total***<br />

CHF 1 050 CHF 1 530 CHF 2 580<br />

* Le montant de la contribution aux coûts d’exploitation<br />

scolaire correspond aux coûts moyens supportés par les<br />

communes pour le degré secondaire I (cf. ch. 2.4.2).<br />

** Le montant de la contribution aux coûts d’infrastructure<br />

scolaire correspond aux coûts moyens supportés par les<br />

communes pour le degré secondaire I (cf. ch. 2.4.2) hors<br />

valeur locative.<br />

*** Le montant de la contribution globale aux frais de scolarisation<br />

par élève fréquentant la première année de la formation<br />

gymnasiale s’élève ainsi à près de 8 080 francs, le remboursement<br />

provenant de la compensation des charges pour les<br />

frais de traitement en moyenne à environ 2 700 francs.<br />

Les coûts supportés par les communes pour les traitements<br />

du corps enseignant ainsi que pour l’exploitation et<br />

l’infrastructure scolaires se chiffrent donc à près de 5 380<br />

francs nets (sous réserve du décompte final).<br />

La fréquentation de la première année de la formation<br />

gymnasiale est toujours gratuite pour les élèves. La<br />

contribution aux frais de scolarisation ne doit jamais être<br />

facturée à leurs parents. Elle est due par la commune de<br />

domicile indépendamment du fait que les élèves aient ou<br />

non déjà effectué une 11 e année scolaire.<br />

Au cours de l’année scolaire 2017-2018, les gymnases<br />

cantonaux facturent aux communes de domicile, au<br />

plus tard quatre mois après la rentrée, un acompte corres-<br />

62<br />

EDUCATIO <strong>1.17</strong>


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

pondant au montant prévisionnel de la contribution aux<br />

frais de scolarisation. La facture se fonde sur le nombre<br />

d’élèves inscrits au 15 septembre 2017. Le montant définitif<br />

sera déterminé après la fin de l’année et l’acompte<br />

versé déduit de ce montant.<br />

6. Validité<br />

Les présentes directives sont valables pour l’année scolaire<br />

2017-2018.<br />

Le Directeur de l’instruction publique : Bernhard Pulver,<br />

Conseiller d’Etat<br />

4. Fréquentation intercantonale d’établissements<br />

scolaires<br />

4.1 Un enfant venu d’un autre canton fréquente un<br />

établissement de la scolarité obligatoire dans le canton<br />

de Berne<br />

Si un enfant dont le domicile civil est situé en dehors du<br />

canton de Berne fréquente un établissement de la scolarité<br />

obligatoire bernois, le canton de Berne supporte les<br />

frais de traitement générés par cet enfant. Ce dernier ne<br />

sera pas comptabilisé dans la compensation des charges<br />

liées aux traitements du corps enseignant de la commune<br />

de scolarisation. Le canton de Berne verse en outre à la<br />

commune de scolarisation de l’enfant une contribution<br />

aux coûts d’exploitation et d’infrastructure 9 .<br />

4.2 Un enfant bernois fréquente un établissement<br />

de la scolarité obligatoire dans un autre canton<br />

Si un enfant dont le domicile civil est situé dans le canton<br />

de Berne fréquente un établissement extracantonal de la<br />

scolarité obligatoire, le canton de Berne demande à la<br />

commune de domicile de l’enfant de lui verser une contribution<br />

correspondant à 65 pour cent de la contribution<br />

aux frais de scolarisation demandée par le canton dans<br />

lequel est située l’école. Si la contribution demandée par<br />

ce dernier est inférieure à 4 000 francs par élève, la commune<br />

bernoise n’est pas tenue de s’acquitter d’une participation<br />

10 .<br />

Les notices de la Direction de l’instruction publique<br />

relatives à la fréquentation intercantonale d’établissements<br />

scolaires peuvent être consultées sous www.erz.be.ch/<br />

contributions-ecolage.<br />

5. Renseignements<br />

– Directives et fréquentation d’établissements<br />

extracantonaux : Bernhard Schmutz, Secrétariat<br />

général de la Direction de l’instruction publique,<br />

Coordination des écolages, 031 633 84 18, bernhard.<br />

schmutz@erz.be.ch<br />

– Décompte final des frais de traitement : Sandra<br />

Geissbühler, Office des services centralisés de<br />

la Direction de l’instruction publique, Section des<br />

prestations financières, 031 633 84 19,<br />

sandra.geissbuehler@erz.be.ch<br />

– Modalités de paiement en cas de fréquentation de<br />

la première année de la formation gymnasiale dans<br />

un gymnase cantonal : secrétariat du gymnase<br />

concerné ou Denise Kreutz, Office de l’enseignement<br />

secondaire du 2 e degré et de la formation professionnelle<br />

(OSP), Section des écoles moyennes,<br />

031 633 87 72, denise.kreutz@erz.be.ch.<br />

Amt für Kindergarten, Volksschule und Beratung<br />

Newsletter an die Schulleitungen<br />

der Volksschule – eine Übersicht<br />

Ausgabe vom<br />

Oktober 2016 --<br />

Themen<br />

18. November 2016 – Finanzierung Volksschule<br />

– Gesucht: Mitglied für die Lehrplan- und<br />

Lehrmittelkommission<br />

15. Dezember 2016 – Live-Dialog mit Bernhard Pulver am<br />

1. Februar 2017<br />

– Grand-Prix von Bern 2017:<br />

Gratisstart / reduziertes Startgeld<br />

– Lehrplan 21: Fachdidaktische<br />

Begleitangebote der PHBern<br />

– Echanges Sprachbad-Immersion<br />

– Gesucht: Mitglied für die Lehrplanund<br />

Lehrmittelkommission<br />

– Gesucht: Mitglied für die Fachkommission<br />

Medien und Informatik<br />

– Unterrichtsorganisation Kindergarten<br />

Office de l’enseignement préscolaire et obligatoire,<br />

du conseil et de l’orientation<br />

Lettre d’information pour<br />

les directions d’école : une<br />

vue d’ensemble<br />

Edition du<br />

Octobre 2016 --<br />

Sujets<br />

18 novembre 2016 – Financement de l’école obligatoire<br />

– Festival de l’Ultracourt : le concours<br />

a démarré<br />

15 décembre 2016 – 2 e dialogue en ligne avec Bernhard Pulver<br />

le 1er février 2017<br />

– 36 e Grand Prix de Berne 2017,<br />

inscription gratuite ou tarif réduit sur<br />

les frais d’inscription<br />

– Echanges Sprachbad-Immersion<br />

– Ecole enfantine: organisation de l’enseignement<br />

– Ateliers scientifiques et techniques<br />

pour les 7-8P<br />

– Concours international de poésie en<br />

langue française «Des mots pour<br />

notre terre»<br />

9 Art. 24d, al. 2 LPFC<br />

10 Art. 24e LPFC<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

63


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

Mittelschul- und Berufsbildungsamt<br />

Aufnahmeverfahren Brückenangebote<br />

– Informationen für<br />

das Schuljahr 2017/18<br />

Die Klassenlehrpersonen des 9. Schuljahres können ihre<br />

Schülerinnen und Schüler, die keine Anschlusslösung<br />

finden, wie folgt in ein Brückenangebot (Berufsvorbereitendes<br />

Schuljahr BVS, Vorlehre, Triagestelle) anmelden:<br />

Termin: KW 13–18 (27. März bis 7. Mai 2017)<br />

Anmeldeformular: elektronisch auf<br />

www.erz.be.ch/brueckenangebote<br />

Weitere Informationen zu den Brückenangeboten, dem<br />

konkreten Anmeldeverfahren und der Triagestelle finden<br />

Sie auf www.erz.be.ch/brueckenangebote, oder kontaktieren<br />

Sie das Mittelschul- und Berufsbildungsamt, Fachstelle<br />

Brückenangebote, 031 633 84 54, mba.brueckenangebote@erz.be.ch.<br />

Auskünfte über das BVS und die Vorlehre erteilen zudem<br />

die zuständigen Berufsfachschulen.<br />

– BFF Bern: 031 635 29 12, bv@bffbern.ch,<br />

www.bffbern.ch<br />

– Berufsbildungszentrum BBZ Biel: 032 366 72 90,<br />

bra@bbz-biel.ch, www.bbz-biel.ch<br />

– Bildungszentrum Emme: 031 635 32 32,<br />

info@bzemme.ch, www.bzemme.ch<br />

– Berufsfachschule Langenthal: 062 916 86 66,<br />

bfsl@bzl.ch, www.bfsl.ch<br />

– Berufsbildungszentrum IDM: 033 650 71 00,<br />

info-spiez@idm.ch, www.idm.ch<br />

– Berufsfachschule des Detailhandels (bsd):<br />

031 327 61 11, info@bsd-bern.ch, www.bsd-bern.ch<br />

– Gewerblich-Industrielle Berufsschule Bern (gibb):<br />

031 335 92 40, avk@gibb.ch, www.gibb.ch<br />

Office de l’enseignement secondaire du 2 e degré et de la<br />

formation professionnelle<br />

Procédure d’admission aux solutions<br />

transitoires – informations<br />

pour l’année scolaire 2017-2018<br />

Les maîtres et maîtresses de classe de 11 e année peuvent<br />

inscrire à l’année scolaire de préparation professionnelle<br />

(APP), au préapprentissage ou au service d’aiguillage les<br />

élèves qui ne trouvent pas de solution de raccordement.<br />

Les modalités sont les suivantes :<br />

Vous trouverez de plus amples informations sur les<br />

solutions transitoires, la procédure d’inscription et le service<br />

d’aiguillage à l’adresse suivante : www.erz.be.ch/<br />

solutions-transitoires. Vous pouvez également prendre<br />

contact avec l’Office de l’enseignement secondaire du<br />

2 e degré et de la formation professionnelle, 031 636 16<br />

40, mba.brueckenangebote@erz.be.ch.<br />

En cas de questions concernant l’APP ou le préapprentissage,<br />

veuillez vous adresser aux écoles professionnelles<br />

compétentes.<br />

– Centre de Formation Professionnelle CFP Bienne,<br />

032 366 72 90, soltr@cfp-bienne.ch,<br />

www.cfp-bienne.ch<br />

– Centre de formation professionnelle Berne<br />

francophone (ceff), 032 942 43 43, info@ceff.ch,<br />

www.ceff.ch<br />

Berufsmaturitätsschule GIB Bern<br />

Informationsveranstaltung zu<br />

Berufsmaturität und Vorkursen<br />

Informationsveranstaltung zur Berufsmaturität 1 (lehrbegleitende<br />

BM), zur Berufsmaturität 2 (BM für gelernte Berufsleute)<br />

und zum Kurs für eine Erweiterte Allgemeinbildung<br />

(EA-Kurs vormals BM-Vorkurs).<br />

Wir orientieren Sie über Voraussetzungen, Aufnahmeverfahren,<br />

Ausbildungsinhalte und Anschlussmöglichkeiten<br />

und beantworten Ihre Fragen. Vorgestellt werden<br />

die vier Berufsmaturitätsrichtungen: Technik, Architektur,<br />

Life Sciences/Dienstleistungen/Gesundheit und Soziales/<br />

Gestaltung und Kunst.<br />

Montag, 8. Mai 2017, von 18.30 bis 20.00 Uhr in der<br />

Aula des Schulhauses Campus der gibb, Lorrainestrasse<br />

5, 3013 Bern; Bus Nr. 20, Haltestelle «Gewerbeschule».<br />

Eine Anmeldung für die Veranstaltung ist nicht nötig. Es<br />

stehen keine Parkplätze zur Verfügung.<br />

Ausführliche Informationen im Internet: www.gibb.<br />

ch > Berufsmaturität. Für Auskünfte steht Ihnen die<br />

Abteilungsleitung gerne zur Verfügung, 031 335 94 94,<br />

bms@gibb.ch.<br />

Délai : Semaines 13 à 18 (du 27 mars au 7 mai 2017)<br />

Formulaire d’inscription : Formulaire électronique<br />

sur www.erz.be.ch/solutions-transitoires<br />

64<br />

EDUCATIO <strong>1.17</strong>


Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />

Bernische Lehrerversicherungskasse<br />

Einladung zu den Wahlkreisversammlungen<br />

der Versicherten<br />

der BLVK<br />

Mitglieder der Verwaltungskommission sind anwesend.<br />

Es besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Wünsche<br />

zu äussern. Ziel: Pro Schulhaus nimmt eine Lehrperson<br />

teil.<br />

Traktanden<br />

1. Begrüssung und Organisation<br />

2. Protokoll der letzten Wahlkreisversammlung<br />

(www.blvk.ch)<br />

3. Allfällige Wahlen<br />

4. Traktanden der DV BLVK vom 17. Mai 2017<br />

5. Anträge an das Büro DV zuhanden der DV BLVK<br />

6. Informationen<br />

7. Verschiedenes<br />

Caisse d’assurance du corps enseignant bernois (CACEB)<br />

Invitation aux assemblées ordinaires<br />

des cercles électoraux des<br />

assuré(e)s de la CACEB<br />

Des membres de la commission administrative sont<br />

présents. La possibilité est ainsi donnée de poser des<br />

questions ou d’émettre des souhaits. But: qu’un(e)<br />

représentant(e) par collège soit présent(e).<br />

Ordre du jour<br />

1. Souhaits de bienvenue, organisation<br />

2. Procès-verbal de la dernière assemblée électorale<br />

(www.caceb.ch)<br />

3. Elections éventuelles<br />

4. Ordre du jour de l’assemblée des délégués de<br />

la CACEB du 17 mai 2017<br />

5. Requêtes à l’intention du bureau de l’AD<br />

6. Informations<br />

7. Divers<br />

Wahlkreis / Cercle électoral Wann / Quand Wo / Où<br />

Jura bernois Mardi, 25 avril 2017 à 17h00 Salle de la Marelle, 2720 Tramelan<br />

Bern-Nord Mittwoch, 26. April 2017, 18.00 Uhr Oberstufenzentrum Eisengasse, Videozimmer<br />

1. Etage, Eisengasse 3, 3065 Bolligen<br />

Bern-Stadt Dienstag, 2. Mai 2017, 17.30 Uhr Technische Fachschule Bern (Festsaal),<br />

Lorrainestrasse 3, 3013 Bern<br />

Bern-Süd Mittwoch, 26. April 2017, 17.00 Uhr Konferenzzentrum Kreuz, Grosser<br />

Giessensaal, Dorfstrasse 30, 3123 Belp<br />

Emmental Mittwoch, 26. April 2017, 20.00 Uhr Restaurant zum Brünnli, Rüegsaustrasse 56,<br />

3415 Rüegsau<br />

Oberaargau Montag, 24. April 2017, 19.30 Uhr Schulanlage Sonnhalde, Aula, 4912 Aarwangen<br />

Oberland-Nord Mittwoch, 26. April 2017, 17.30 Uhr Wirtschaftsschule Thun, voraussichtlich im Zimmer<br />

006, Erdgeschoss, Mönchstrasse 30A, 3600 Thun<br />

Oberland-Süd Mittwoch, 26. April 2017, 17.00 Uhr Schulanlage Steindler (Gebäude Oberstufe),<br />

3800 Unterseen<br />

Seeland Donnerstag, 27. April 2017, 17.00 Uhr BFB Biel, Robert Walser Platz 9, 2503 Biel<br />

Versicherte Personen der mit Vertrag<br />

angeschlossenen Arbeitgeber und<br />

Angestellten der BLVK<br />

Mittwoch, 3. Mai 2017, 17.15 Uhr<br />

Campus Muristalden, Muristrasse 8, 3006 Bern<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />

65


Cartoon<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 67

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