EDUCATION 1.17
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<strong>EDUCATION</strong><strong>1.17</strong><br />
Amtliches Schulblatt des Kantons Bern l Feuille officielle scolaire du canton de Berne<br />
März l mars<br />
Thema l Dossier<br />
9 Spielen | Jouer<br />
Spielen ist oft der Schlüssel zu einem ganz andern Zugang zur Materie – es ist<br />
eine offene, freie und lustvolle Methode des Lernens.<br />
Le jeu est souvent la clé vers un tout autre accès à la matière. Jouer est une<br />
méthode d’apprentissage ouverte, libre et synonyme de plaisir.<br />
Erziehungsdirektion des Kantons Bern l Direction de l’instruction publique du canton de Berne l www.erz.be.ch
Inhalt | Sommaire<br />
Sprache auf einfache Art spielerisch erleben.<br />
→ Seite 18<br />
Für Beat Gertsch ist Hauswart mehr als nur ein Beruf.<br />
→ Seite 22<br />
Magazin<br />
Magazine<br />
S.4<br />
Politischer Kommentar<br />
Regard politique<br />
Gehaltsentwicklung und<br />
Aufholen von Lohnrückständen<br />
S.5<br />
Progression des traitements<br />
et rattrapage des retards salariaux<br />
S.6<br />
Thema: Spielen<br />
Dossier : Jouer<br />
Ein Ort der Freiheit und der Offenheit<br />
Im Spiel sind wir wirklich wir selbst und entdecken unsere<br />
Ganzheit. Durch das Spiel finden Schülerinnen und Schüler<br />
zu neuer Lernfreude.<br />
S. 9<br />
L’un nourrit l’autre et inversement<br />
Sachant que le plaisir est le meilleur moteur<br />
d’apprentissage, les enseignants recourent abondamment<br />
aux activités ludiques.<br />
S. 12<br />
«Nein, also wirklich, so verhält sich<br />
keine Frau Doktor!»<br />
<strong>EDUCATION</strong> hat sich mit einem Fachexperten fürs Spielen,<br />
Prof. Dr. Bernhard Hauser, PHSG, unterhalten. Ein Interview.<br />
S. 15<br />
Auch einfache Spiele können spannend sein<br />
Sprache auf einfache Art spielerisch erleben: Eine 9. Klasse<br />
in Ringgenberg trainiert ihren Französisch-Wortschatz.<br />
S. 18<br />
«Kinder reagieren sehr motiviert auf<br />
das spielerische Lernen»<br />
Das Spiel ist in der Basisstufe der Schule Köniz Buchsee<br />
ein zentrales Element.<br />
S. 20<br />
Porträt<br />
Portrait<br />
Beat Gertsch – mehr als ein Hauswart<br />
S. 22<br />
Volksschule<br />
Ecole obligatoire<br />
Cycle élémentaire:<br />
«Den Kindern wirst du so gerechter»<br />
S. 26<br />
Comenius: Eine Hip-Hop-Lektion mit<br />
«Body Wave» und «Baby Freeze»<br />
S. 30<br />
2<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Inhalt | Sommaire<br />
Editorial<br />
Neuntklässler studieren eine Hip-Hop-Choreografie ein.<br />
→ Seite 30<br />
Mittelschule/<br />
Berufsbildung<br />
Ecoles moyennes/<br />
Formation professionnelle<br />
Kreatives und Handwerkliches verbinden<br />
S. 34<br />
Am gleichen Seil ziehen<br />
S. 37<br />
Nach Lehrvertragsauflösung packen viele<br />
Lernende die zweite Chance<br />
S. 40<br />
PHBern<br />
Verschiedene Themen und Artikel<br />
rund um die PHBern<br />
S. 42<br />
Weiterbildung<br />
Formation continue<br />
S. 52<br />
Amtliches Schulblatt<br />
Feuille officielle scolaire<br />
S. 54<br />
Spielen – ein verlockendes Wort<br />
Mit der Forderung, im Unterricht mehr zu<br />
spielen, würden wir bei den Schülerinnen und<br />
Schülern auf offene Ohren stossen. Spiel ist<br />
ein verlockendes Wort, weil wir es mit Spass,<br />
Freude und Fantasie assoziieren. Spielen<br />
fesselt, bindet, löst und bezaubert durch die<br />
Spannung, die es erzeugt. Gleichzeitig braucht<br />
es eine gewisse Ordnung. Es ist eine Aktivität<br />
voller Leben, weil wir Verhaltensweisen vorführen,<br />
die wir unter normalen Umständen kaum<br />
zeigen würden.<br />
Auf Stufe Kindergarten ist das Spiel ein<br />
fester Bestandteil des Lernens. Fertigkeiten wie<br />
Ausdauer, Findigkeit, Mut, Kreativität und<br />
Kommunikationsfähigkeit, die wir im Spiel trainieren,<br />
lassen sich ideal in eine pädagogische<br />
Planung integrieren, auch auf Primarstufe und<br />
Oberstufe.<br />
Wir möchten mit unserem Heft Mut<br />
machen, mehr Zeit für das Spiel im Unterricht<br />
zu reservieren. Das Spiel ist eine Bühne, auf der<br />
wir lernen, fair miteinander umzugehen, uns<br />
selbstsicher zu bewegen und Sieg und Niederlage<br />
zu akzeptieren.<br />
De l’attrait du jeu<br />
Demander aux élèves de jouer davantage, voilà ce<br />
qui plairait certainement à plus d’un. Le jeu est<br />
un mot attrayant, car associé au divertissement,<br />
au plaisir et à l’imaginaire. Le jeu captive, rassemble,<br />
calme et envoûte par son côté passionnant.<br />
Jouer ne se fait pas pour autant sans respecter<br />
certaines règles. C’est une activité pleine de<br />
vie et nous y dévoilons des facettes de nousmêmes<br />
que nous ne montrerions pas autrement.<br />
Au niveau de l’école enfantine, le jeu fait<br />
partie intégrante de l’apprentissage. Nous<br />
sommes d’avis que les aptitudes telles que l’endurance,<br />
l’ingéniosité, le courage, la créativité<br />
et la capacité à communiquer, toutes favorisées<br />
par le jeu, peuvent trouver leur place dans une<br />
planification pédagogique, même aux degrés<br />
primaire et secondaire.<br />
Avec notre cahier, nous souhaitons vous encourager<br />
à réserver davantage de temps pour le<br />
jeu, une activité riche où l’on apprend à se comporter<br />
avec fair-play, où l’on gagne en assurance<br />
et où l’on expérimente la victoire et la défaite.<br />
Martin Werder, martin.werder@erz.be.ch<br />
Leiter Kommunikation |<br />
Responsable de l’Unité Communication<br />
Cartoon<br />
S. 67<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 3
Magazin | Magazine<br />
Foto: Johannes Marburg Foto: Sekundarschule Nidau 1837–1937<br />
Schulhäuser im Kanton Bern<br />
Schule Balainen – erster<br />
Architekturwettbewerb<br />
in Nidau<br />
Eine Serie der kantonalen Denkmalpflege<br />
Vor dem Ersten Weltkrieg erreichte die Schülerzahl in<br />
Nidau den damaligen Höchststand von 140 Knaben und<br />
Mädchen. Entsprechend eng waren die Platzverhältnisse<br />
in den drei kleinen Schulhäusern an der Schulgasse im<br />
Städtchen, auf die sich die Primar- und die Sekundarschule<br />
damals verteilten. Es war daher eine grosse Erleichterung,<br />
als 1919, kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs,<br />
die ganze Schule in den Neubau am Balainenweg<br />
umziehen konnte. Für das Schulhaus Balainen lancierte<br />
Nidau 1913 den ersten Architekturwettbewerb. Den ersten<br />
Preis unter den 48 Einsendungen holte sich ein Architekturbüro<br />
aus Biel. Die Architekten entwarfen einen monumentalen<br />
Heimatstilbau unter einem mächtigen Krüppelwalmdach<br />
und mit rechtwinklig angefügter Turnhalle. In<br />
einer Notzeit entstanden, sprengte der Bau alle Kostenberechnungen<br />
– auf eine Einweihungsfeier verzichtete man<br />
daher. Bei der Restaurierung 2014/2015, wiederum auf<br />
Grundlage eines Wettbewerbs, blieb die Anlage in ihrer<br />
Struktur vollständig erhalten. Durch die Auslagerung von<br />
Schulküche, Bibliothek und Aula in einen Erweiterungsbau in<br />
Sichtbeton entstand im Schulhaus zusätzlich Raum für<br />
neue Gruppenräume. Das Farbkonzept basiert auf der Original-fassung<br />
von 1918 und legt ausser den unterschiedlichen<br />
Farben für Brustsockel, Wände und Fenster auch mehrfarbige<br />
Schablonenmalereien in den Korridoren fest.<br />
Das Balainen-Schulhaus von Saager & Frey, Biel, anlässlich des<br />
100-Jahr-Jubiläums der Sekundarschule 1937<br />
Technik/Naturwissenschaften<br />
Entdecken und Staunen<br />
an der tunBern.ch 2017<br />
Während der BEA vom 28. April bis zum 7. Mai 2017 können<br />
Kinder und Jugendliche wieder nach Herzenslust forschen,<br />
experimentieren, entdecken und staunen. Nutzen<br />
Sie diese Möglichkeit, mit Ihren Schülerinnen und Schülern<br />
(7 bis 13 Jahre) an der tunBern.ch die faszinierende<br />
Welt der Technik und der Naturwissenschaften zu erleben.<br />
Die verschiedenen Projekte, diverse Informationen<br />
sowie die Möglichkeit zur Anmeldung Ihrer Schulklasse<br />
finden Sie auf der Website. Eine Initiative des HIV Kanton<br />
Bern, in Zusammenarbeit mit dem Kanton Bern.<br />
www.tunbern.ch<br />
Energie-Erlebnistage<br />
Modul zum Thema Mobilität<br />
Energieerlebnis statt grauer Theorie! An spannenden und<br />
interaktiven Stationen können die Kinder und Jugendlichen<br />
aller Stufen (Kindergarten bis Oberstufe) Energie<br />
selbst messen, fühlen und erleben. Zum Beispiel bei unserem<br />
neuen Modul zum Thema Mobilität für Schülerinnen<br />
und Schüler der Oberstufe. Bleibende Erfahrungen<br />
regen zu bewusstem Umgang mit Energie an. Ort: am<br />
Ökozentrum in Langenbruck oder direkt an Ihrer Schule.<br />
Preis: auf Anfrage.<br />
Foto: zvg<br />
Schulhaus und Ergänzungsbau von Wildrich Hien Architekten,<br />
Zürich, 2015<br />
www.energie-erlebnistage.ch<br />
www.tunbern.ch<br />
4<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Politischer Kommentar | Regard politique<br />
Gehaltsentwicklung und Aufholen<br />
von Lohnrückständen<br />
Bernhard Pulver<br />
Erziehungsdirektor | Directeur de l’instruction publique<br />
bernhard.pulver@erz.be.ch<br />
Foto Mark Nolan<br />
In den letzten Jahren ist das Verständnis der Berner<br />
Politik für die Anliegen der Lehrpersonen gewachsen.<br />
Öffentlichkeit, Regierungsrat und Grosser Rat haben<br />
erkannt, wie wichtig gute Anstellungs- und Arbeitsbedingungen<br />
der Lehrpersonen sind.<br />
Diese positive Grundhaltung ermöglichte es, in den<br />
vergangenen Jahren viele kleine und grössere Verbesserungen<br />
im personalpolitischen Bereich zu realisieren.<br />
Die Pflichtpensensenkung für Berufsschullehrkräfte, die<br />
Anhebung der Lohnklasse für Kindergartenlehrpersonen,<br />
die gleiche Lohnklasse für alle Schulleitungen der Volksschule<br />
(ab 1.8.2017), die SOS-Lektionen für schwierige<br />
Klassensituationen, der definitive Verzicht auf die Einführung<br />
des Leistungslohnsystems für Lehrkräfte sind nur<br />
einige Beispiele. Der wichtigste personalpolitische Erfolg<br />
war die Revision des Lehreranstellungsgesetzes im Jahr<br />
2013, mit welcher der gesicherte Lohnaufstieg wieder<br />
eingeführt wurde. Ausserdem konnten wir jenen Lehrkräften<br />
mit besonders grossen Lohnrückständen bereits<br />
mehrere Male zum Schuljahresbeginn zusätzliche Gehaltsstufen<br />
gewähren, damit sie rascher zur Ziellohnkurve<br />
aufholen.<br />
2014 nahm der Grosse Rat eine Motion an, mit der<br />
er den Regierungsrat beauftragte, ihm einen Bericht<br />
mit einem Gesamtüberblick über die Anstellungsbedingungen<br />
der Lehrkräfte im interkantonalen Vergleich vorzulegen.<br />
Dieser Bericht wurde im Dezember 2016 vom<br />
Regierungsrat verabschiedet und wird in der kommenden<br />
Märzsession vom Grossen Rat behandelt werden. Er<br />
zeigt ein von Gegensätzen geprägtes Bild: In einigen<br />
Bereichen sind die Anstellungsbedingungen der<br />
Lehrkräfte im Kanton Bern durchaus mit jenen anderer<br />
Kantone vergleichbar oder sogar besser, in anderen<br />
Bereichen klar schlechter.<br />
Mit aller Deutlichkeit zeigt der Bericht zugleich auf,<br />
wie gross der Handlungsbedarf in der Lohnfrage war<br />
und ist. Die vom Regierungsrat und von den Personalverbänden<br />
in den letzten Jahren immer und immer wieder<br />
dargestellte Schwäche unseres Kantons bei den Lehrerlöhnen<br />
wurde im Bericht bestätigt. Wir dürfen deshalb<br />
sagen, dass die Berner Politik im September 2013 das<br />
Problem erkannt und mit der richtigen Massnahme<br />
angepackt hat. Das ist immerhin schon sehr erfreulich!<br />
Der Handlungsbedarf bleibt aber bestehen. Dies<br />
zeigt der Bericht auf. Der Grosse Rat hat bei den letzten<br />
Budgetdebatten die für den konstanten Lohnaufstieg in<br />
Voranschlag und Finanzplan eingestellten Finanzmittel<br />
immer klar bestätigt. Das stimmt mich zuversichtlich,<br />
dass auch in künftigen Spardebatten nicht am Lohn der<br />
Lehrkräfte geschraubt wird.<br />
Denn – auch das zeigt der Bericht auf – selbst<br />
wenn sich in einigen Jahren der Lohn der allermeisten<br />
Lehrkräfte endlich wieder auf der Ziellohnkurve bewegen<br />
wird: Die Löhne der Volkschullehrpersonen werden auch<br />
dann noch nicht überdurchschnittlich sein. Das wird sich<br />
unser Kanton – mit einer eigenen Ressourcenkraft von<br />
▶<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 5
Politischer Kommentar | Regard politique<br />
75 Prozent des schweizerischen Durchschnitts, dank<br />
den Mitteln aus dem Bundesfinanzausgleich sind es<br />
85 Prozent – nicht leisten können. Und doch: Die Diskussion<br />
muss geführt werden, ob wir nicht mittelfristig die<br />
Lohnklassen der Volksschullehrerinnen und -lehrer generell<br />
anheben sollten. Am dringendsten scheint mir – nach<br />
der nun erfolgten Lohnangleichung für die Kindergartenlehrkräfte<br />
– die Anhebung der Löhne der Primar- und<br />
Kindergartenlehrkräfte zu sein. Sind vier Lohnklassen<br />
Unterschied zwischen Primarlehrkräften und Sekundarlehrkräften<br />
wirklich noch gerechtfertigt?<br />
Ich möchte allerdings in dieser Sache keine falschen<br />
Hoffnungen wecken. Erste Priorität bleibt in allen<br />
Finanzdebatten die Sicherung des wiedereingeführten<br />
konstanten Lohnaufstiegs. Die Anhebung der Lohnklassen<br />
der Primar- und Kindergartenlehrpersonen wird in<br />
den nächsten paar Jahren sicher nicht realisiert werden.<br />
Angesichts anstehender Sparrunden ist eine solche<br />
Verbesserung kurzfristig nicht realistisch. Inwiefern dies<br />
mittel- und langfristig eine Option sein wird und ob das<br />
aus Sicht des Personals – und seiner Verbände – überhaupt<br />
die erste Priorität hat, wird sich in einer breiten<br />
politischen Debatte zuerst klären müssen. Eine erste Debatte<br />
dazu wird in der Märzsession 2017 im Grossen Rat<br />
stattfinden. Dazu bietet der Bericht des Regierungsrates<br />
eine tragfähige Grundlage. Affaire à suivre…<br />
Progression des traitements<br />
et rattrapage des retards salariaux<br />
Bernhard Pulver, Directeur de l’instruction publique<br />
bernhard.pulver@erz.be.ch<br />
Ces dernières années, les politiciens bernois ont fait<br />
preuve de plus de compréhension envers les demandes<br />
des enseignants et enseignantes. Le grand public,<br />
le Conseil-exécutif et le Grand Conseil ont reconnu<br />
l’importance de proposer de bonnes conditions<br />
d’engagement et de travail aux membres du corps<br />
enseignant.<br />
Cette attitude positive a permis de nombreuses<br />
améliorations, plus ou moins importantes, dans le domaine<br />
de la politique du personnel. La réduction des programmes<br />
d’enseignement obligatoires pour les membres du corps<br />
enseignant des écoles professionnelles, l’augmentation de<br />
la classe salariale des enseignants et enseignantes d’école<br />
enfantine, l’uniformisation de la classe de traitement des<br />
directions de l’école obligatoire (dès le 1 er août 2017),<br />
l’introduction des leçons SOS pour les situations de classe<br />
problématiques, le renoncement définitif à l’introduction<br />
du système de salaire au mérite pour les enseignants et<br />
enseignantes n’en sont que quelques exemples. La plus importante<br />
victoire en matière de politique du personnel a été<br />
la révision de la loi sur le statut du corps enseignant en 2013,<br />
qui a permis la réintroduction de la progression salariale assurée.<br />
Par ailleurs, à plusieurs reprises, nous avons pu octroyer<br />
en début d’année scolaire des échelons<br />
supplémentaires aux enseignants et enseignantes affichant<br />
des retards salariaux importants afin de leur permettre de<br />
rattraper plus rapidement la courbe salariale.<br />
En 2014, le Grand Conseil a adopté une motion chargeant<br />
le Conseil-exécutif de lui remettre un rapport contenant<br />
un aperçu complet des conditions d’engagement<br />
du corps enseignant en comparaison intercantonale. Ce rapport<br />
a été approuvé par le Conseil-exécutif en décembre<br />
2016 et sera traité par le Grand Conseil lors de la prochaine<br />
session de mars. Il révèle une situation des plus contradictoires<br />
: dans certains domaines, les conditions d’engagement<br />
du corps enseignant bernois sont comparables voire meilleures<br />
que celles des autres cantons et, dans d’autres, elles<br />
sont considérablement moins intéressantes.<br />
Le rapport met clairement en lumière à quel point il<br />
était et est encore nécessaire d’améliorer les salaires. Les<br />
faiblesses au niveau des salaires du corps enseignant, qui<br />
ont à plus d’une reprise été évoquées par le Conseil-exécutif<br />
et les associations du personnel, ont bel et bien été confirmées<br />
par le rapport. La politique cantonale bernoise a ainsi<br />
reconnu le problème en septembre 2013 et mis en place<br />
les mesures adaptées. C’est déjà une première étape très<br />
réjouissante !<br />
Il reste néanmoins impératif de prendre des mesures.<br />
Le rapport le montre bien. Lors des derniers débats budgétaires,<br />
le Grand Conseil a clairement confirmé les moyens<br />
financiers inscrits au budget et au plan financier pour l’augmentation<br />
des traitements garantie. Je suis donc confiant<br />
dans le fait que les salaires du corps enseignant ne seront<br />
pas touchés par les futurs débats financiers.<br />
Le rapport montre aussi que, même si les salaires<br />
de la plupart des enseignants et enseignantes vont enfin<br />
rejoindre la courbe ces prochaines années, il n’en demeure<br />
pas moins que ceux du corps enseignant de l’école obligatoire<br />
se situeront toujours dans le bas de la moyenne.<br />
Avec ses ressources qui se situent à 75 pour cent de la<br />
moyenne suisse (en réalité 85 pour cent grâce à la péréquation<br />
financière de la Confédération), le canton ne pourra<br />
6<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Magazin | Magazine<br />
pas se permettre d’améliorer ce point. Et pourtant, il est<br />
tout de même nécessaire de discuter de la question de<br />
savoir si les classes de traitement des enseignants et enseignantes<br />
de l’école obligatoire ne devraient pas subir une<br />
augmentation généralisée à moyen terme. A mes yeux,<br />
maintenant que les salaires des enseignants et enseignantes<br />
des classes enfantines ont été harmonisés avec ceux<br />
des enseignants et enseignantes de primaire, l’urgence<br />
me semble être d’augmenter les salaires de tous ces enseignants<br />
et enseignantes. La différence de quatre classes<br />
de traitement entre les enseignants et enseignantes du primaire<br />
et ceux du secondaire est-elle encore justifiée ?<br />
Je ne souhaite toutefois pas susciter de faux espoirs.<br />
La priorité dans tous les débats financiers demeure le maintien<br />
de l’augmentation des traitements garantie récemment<br />
réintroduite. L’augmentation des classes de traitement des<br />
enseignants et enseignantes d’école enfantine et de primaire<br />
ne se fera certainement pas ces prochaines années. Compte<br />
tenu des mesures d’économies prévues, il n’est pas réaliste<br />
d’envisager une telle amélioration à court terme. Il s’agira de<br />
clarifier dans le cadre d’un large débat politique dans quelle<br />
mesure cela serait une option à moyen et à long terme et si<br />
cela est même une priorité du point de vue du personnel et<br />
de ses associations. Un premier débat à ce sujet se tiendra<br />
au Grand Conseil durant la session de mars 2017. Le rapport<br />
du Conseil-exécutif représente une base solide pour étayer<br />
les discussions. Affaire à suivre…<br />
Unter der Lupe<br />
Fünf Fragen an Christine Häsler<br />
Christine Häsler wuchs in Grindelwald<br />
auf. Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte<br />
sie eine kaufmännische Lehre bei<br />
der Gemeindeverwaltung Grindelwald und<br />
arbeitete später als Gemeindeschreiberin<br />
von Lütschental. Seit 2011 ist sie Leiterin<br />
Kommunikation bei den Kraftwerken<br />
Oberhasli. Christine Häsler ist Mutter von<br />
vier Kindern und lebt in Burglauenen.<br />
Von 2002 bis 2015 war sie Mitglied des<br />
Grossen Rates des Kantons Bern und amtierte<br />
von 2006 bis 2014 als Fraktionschefin<br />
der grünen Fraktion. Bei den kantonalen<br />
Wahlen 2014 erzielte sie das zweitbeste Resultat<br />
in ihrem Wahlkreis. Im Juni 2015<br />
rückte Christine Häsler in den Nationalrat<br />
nach. Sie engagiert sich als Schulratspräsidentin<br />
der Schule für Holzbildhauerei<br />
Brienz für Bildung und als Stiftungsratspräsidentin<br />
des Kunsthauses Interlaken<br />
für Kultur. Die Erholung in der<br />
Natur ist Christine Häsler<br />
wichtig – es kommt vor,<br />
dass sie morgens erst in<br />
ihrem Bergtal unterwegs<br />
ist und dann<br />
ins Büro geht.<br />
Foto: zvg<br />
1. Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken, was kommt Ihnen als Erstes in<br />
den Sinn? Ich hatte einen langen, steilen Schulweg. Als Siebenjährige war<br />
ich am frühen Morgen fast eine Stunde bergwärts unterwegs. Dafür war ich<br />
wetterfest und kannte und erlebte die Natur. Blumensträusse pflücken,<br />
Tiere beobachten und im Winter rasante Schlittenfahrten machen, all das<br />
prägte meinen Schulweg und meine Entwicklung positiv. 2. Welcher Lehrperson<br />
geben Sie rückblickend die Note 6 und warum? Einer unserer<br />
Lehrer in der Sekundarschule schaffte es, Schülerinnen und Schüler einfach<br />
zu begeistern. Er unterrichtete und lebte Begeisterung am Lernen und<br />
Engagement, aber auch Solidarität und Zusammenhalt innerhalb einer<br />
Gruppe vorbildlich vor. Seine Lektionen waren nie Büffeln oder Zeitabsitzen,<br />
sie waren immer Erlebnis. Und dies deshalb, weil er so ein begeisternder<br />
Mensch war. 3. Inwiefern hat die Schule Ihnen geholfen, eine politische<br />
Laufbahn einzuschlagen? Ich war eine Leseratte. Aufmerksame<br />
Lehrkräfte haben diese Leidenschaft mit Buchempfehlungen gestützt und<br />
mit den meist guten Schulbibliotheken gefördert. Da kam bei mir sehr früh<br />
Allgemeinwissen, aber auch ein starkes Bewusstsein für Gerechtigkeit<br />
und für unsere Verantwortung auf. 4. Was ist das Wichtigste,<br />
was Kinder heute in der Schule lernen sollen, und warum?<br />
Kinder sollten an ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken<br />
herangeführt und darin gefördert werden. Damit sie<br />
sich und ihre Stärken und Schwächen kennen und<br />
zusammen mit anderen Kindern lernen, das Gelernte<br />
wie die natürlichen Eigenschaften richtig einzusetzen.<br />
5. Warum waren bzw. wären Sie eine gute<br />
Lehrperson – oder eben nicht? Ich mag Kinder,<br />
und sie faszinieren mich. Aber ich brauche auch die<br />
Gelegenheit, mich zurückzuziehen. Rückzug, Distanz<br />
und Stille – dies wäre wohl nicht so passend.<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 7
Thema | Dossier<br />
8 <strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Thema | Dossier<br />
Spielen<br />
Ein Ort der Freiheit<br />
und der Offenheit<br />
Martin Werder<br />
Illustrationen: büro z<br />
Im Spiel sind wir wirklich wir selbst und entdecken unsere Ganzheit. Tatsächlich wirkt<br />
das Spielen positiv auf Schülerinnen und Schüler, indem es ihre inneren Kräfte stärkt und<br />
sie oft zu neuer Lernfreude finden. Spielen ist ein Modus des Lernens, welchem eine<br />
Absicht und ein Ziel zugrunde liegen können. Gut eingesetzt ist es auch auf der Oberstufe<br />
eine wertvolle Lernmethode.<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
9
Thema | Dossier<br />
Das Spiel erfüllt keine unmittelbare Funktion. Trotzdem ist<br />
es nicht überflüssig, sondern fördert bei den Kindern<br />
Grundfertigkeiten, Kreativität und Spielfreude, die ihre Lebensfähigkeit<br />
und Lebenslust erhöhen. Knaben erwerben<br />
sich bei Raufspielen einen biologischen Vorteil, indem sie<br />
stärker, gewandter und wettbewerbstauglicher werden.<br />
Das Spiel genügt jedoch meist sich selbst, denn sein<br />
Zweck ist die unmittelbare Freude an der Sache.<br />
Junge Raubtiere necken, stupsen und balgen sich<br />
um Knochen, Wurzeln oder Holzteile. Dies geschieht unter<br />
der schützenden Obhut des Muttertieres. Wir können dieses<br />
Spiel auch bei Murmeltieren und in der Tierwelt generell<br />
beobachten. Schimpansen, unsere nächsten Verwandten,<br />
zeigen eine ausgeprägte Disposition fürs<br />
Spielen. Wenn sie in Spiellaune sind, tragen sie ein Spielgesicht<br />
und wechseln ihre Gangart. Ihr Spiel ist gekennzeichnet<br />
durch eine Vielfalt an spielerischen Verhaltensmustern<br />
mit Wiederholungen und Variationen. 1<br />
Spielen ist in fast allen menschlichen Kulturen ein<br />
typisches Merkmal der Kindheit – einer Entwicklungsphase,<br />
in der ein Kind noch Kind sein kann. Es ist ein behüteter<br />
Schon- und Spielraum, auf den unsere westliche<br />
Kultur sehr viel Wert legt, weil er für die Entfaltung der<br />
geistigen, sozialen und körperlichen Anlagen des Kindes<br />
essenziell ist. Das sorglose und verträumte Spielen und<br />
Lernen in dieser Zeit ist möglich, weil wir über genügend<br />
finanzielle und materielle Ressourcen verfügen und uns<br />
seiner Bedeutung bewusst sind. Dies im Gegensatz zu<br />
andern Gesellschaften, in denen die Kinderarbeit ein Bestandteil<br />
des Erwerbseinkommens einer Familie ist.<br />
Spielen – ein Teil unserer Kultur<br />
Der besondere Reiz des Spiels liegt darin, dass es ausserhalb<br />
der Gesetze und Bräuche des gewöhnlichen Lebens<br />
stattfindet. Es folgt gesonderten, von allen anderen Verhalten<br />
abgegrenzten Regeln. Für den Einzelnen ist das<br />
Spiel ein Ort der Freiheit und der Offenheit für selbstständiges<br />
Handeln. Wenn wir spielen, dann begegnen wir uns<br />
auf einer sehr menschlichen Ebene, fern von Weltanschauung,<br />
Religion, Alter oder Vorrechten.<br />
Unsere Kultur verdankt dem Spiel sehr viel und ist<br />
eng mit ihm verwoben. Dies zeigt sich insbesondere im<br />
Schauspiel, in Theater, Kino und Fernsehen, im Sport,<br />
aber auch in Stilmitteln wie der Ironie, in Wortspielen, Witzen,<br />
Rätseln und Sprachschöpfungen, welche die Dichtkunst<br />
hervorgebracht hat. 2 Dichter verglichen die Welt mit<br />
einer Schaubühne, auf der wir nur Akteure mit einer zugewiesenen<br />
Rolle sind. Das Spiel ist Teil der menschlichen<br />
Natur, was Johan Huizinga dazu bewogen hat, vom Homo<br />
ludens, dem spielenden Menschen, zu sprechen. 3<br />
1 Zu den geschlechtertypischen Unterschieden im<br />
frühkindlichen Spielen siehe Hauser, Bernhard (2016):<br />
Spielen. Frühes Lernen in Familie, Krippe und<br />
Kindergarten. S. 51, Stuttgart.<br />
2 Huizinga, Johan ( 2013): Homo ludens. Vom Ursprung<br />
der Kultur im Spiel. S. 10 ff, Hamburg, 23. Auflage.<br />
3 Ebenda, S.7.<br />
Das Wesen des Spiels ist, dass wir einer Art Zauber<br />
oder Spannung unterliegen, die uns als Person aus der<br />
nüchternen Realität herausreisst. Die je nach Temperament<br />
überschäumende Begeisterung, die wir als Spielende<br />
entwickeln, ist ein charakteristisches Merkmal. Das<br />
Spiel kann eine Dynamik entfalten, die wir nicht voraussehen<br />
können und die schwer kontrollierbar ist. «Beim Spiel<br />
kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen<br />
als im Gespräch in einem Jahr», meinte der<br />
griechische Philosoph Platon.<br />
Lernen und Spielen – ein Widerspruch?<br />
Es wäre falsch, Lernen und Spielen als Gegensatz zu<br />
sehen. Lernen beschränkt sich nicht nur auf systematisches<br />
und schulisches Lernen. «Dieses Verständnis beruht<br />
auf einem zu engen Lernbegriff und ist überholt»,<br />
sagt Evelyne Wannack, Professorin für Forschung und<br />
Entwicklung an der PHBern. Sie befasst sich in ihren Forschungsarbeiten<br />
vor allem mit Kindergarten- und Grundschuldpädagogik<br />
sowie dem Classroom Management. «In<br />
der Erziehungswissenschaft ist Spielen eine Form von<br />
Lernen. Als Lehrperson überlege ich mir, wie ich Inhalte<br />
einführe, welche Ziele und Absichten dem Spiel zugrunde<br />
liegen. Das Spiel ist eine Methode und gehört zum Repertoire<br />
der Lehrperson», erklärt sie.<br />
Das Spiel deckt viele Facetten der kindlichen Entwicklung<br />
ab. Im freien Spiel können die Kinder – begleitet<br />
durch die Lehrperson – über den Fortgang selbst bestimmen.<br />
Sie erleben dabei eine Autonomie, über die sie sonst<br />
kaum verfügen. «Ich erinnere mich an jene Kindergartengruppe,<br />
die aus Schwedenkästen und Matten im freien<br />
Spiel ein Piratenschiff baute. In einem nächsten Schritt<br />
erfanden sie eine Geschichte dazu, die sie dann laufend<br />
erweiterten», erzählt Evelyne Wannack.<br />
Der Lehrplan 21 kommt der Anwendung von Spielformen<br />
entgegen. Spielen ist ein ideales Feld, um Kompetenzen<br />
zu schulen und anzuwenden. Spiele wie das Bauen<br />
eines Piratenschiffs seien eine mehrschichtige Form, in<br />
der wir verschiedene überfachliche Kompetenzen trainieren<br />
könnte, wie sich zu konzentrieren und beharrlich<br />
dranzubleiben, meint Fachexpertin Wannack. Gleichzeitig<br />
müssten sich Kinder untereinander arrangieren, sodass<br />
sich alle am Spiel beteiligen könnte.<br />
Ein Modus des Lernens<br />
Bis Kinder etwas beherrschen, braucht es ein längeres<br />
Üben. Im Spiel geschieht dies auf lustvolle und abwechslungsreiche<br />
Art. Langweiliges und mühseliges Wiederholen<br />
wird am Ende mit Freude und Lust belohnt. Im Kindergarten<br />
gehen die Spiel- und Lernsequenzen ineinander<br />
über. Wenn Kinder spielen, lernen sie gleichzeitig, schreibt<br />
der Lehrplan 21 in der Einführung zum 1. Zyklus. Spielen<br />
auf dieser Stufe ist ein Modus des Lernens. Auf der Unterstufe<br />
ist es möglich, dem Spielbedürfnis mit offenen Unterrichtsformen<br />
wie Werkstattunterricht, Tages- oder Wochenplan<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Des Weiteren hat das Spiel eine verstärkende Wirkung.<br />
Dies wird insbesondere dann sichtbar, wenn sich<br />
Kinder mit einer erstaunlichen Ausdauer über eine lange<br />
Zeitspanne in eine Aufgabe oder eine Rolle vertiefen und<br />
10<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Thema | Dossier<br />
dabei spezifisches Wissen erwerben. Dieser positive innere<br />
Antrieb, sich auf eine Sache zu konzentrieren und<br />
dranzubleiben, ist ein typisches Merkmal der intrinsischen<br />
Motivation. Intrinsisch Motivierte lernen, weil sie an der<br />
Sache selbst interessiert sind, weil sie sich einer Sache<br />
selbst emotional verbunden fühlen. Entscheidend ist,<br />
dass ihr Fokus dabei voll auf die Sache gerichtet ist. Ziel<br />
müsste sein, ein intrinsisch motiviertes Lernen anzustreben,<br />
da dieses nachhaltiger ist als extrinsisches, welches<br />
nur auf Druck und Belohnung hin reagiert. 4<br />
Stufengerechte Anwendung<br />
Spielformen unterstützen die Ausbildung der kognitiven,<br />
sozialen und emotionalen Seiten der Kinder und Jugendlichen.<br />
Sofern diese stufengerecht angewandt werden,<br />
sind Lernspiele in jedem Fach eine ideale Methode, um<br />
Gelerntes zu festigen, Lust am Lernen zu entfachen und<br />
Kreativität freizusetzen. Wie eine amerikanische Studie<br />
zeigt, erhalten Kinder den «Verleider» und verlieren die<br />
Spielfreude, wenn Lehrpersonen zu direkt Einfluss nehmen.<br />
«Es ist entscheidend, dass ich als Lehrperson den<br />
Kindern und Jugendlichen im Spielen bewusst Freiheiten<br />
lasse», meint Evelyne Wannack. Lehrpersonen sollten im<br />
Spiel eine begleitende Funktion übernehmen oder selbst<br />
mitspielen. Wichtig ist, das eigene Handeln nach dem<br />
Spiel zu reflektieren. Was haben wir beobachtet? Welche<br />
Erkenntnisse ziehen wir daraus? Damit auch eine Ertragssicherung<br />
stattfindet. An der Oberstufe sind vor allem der<br />
Sport und die Mathematik ein ideales Feld, um Freude am<br />
Spielen zu entwickeln, aber seine Anwendung sollte sich<br />
nicht auf diese Fächer beschränken. 5 Die Palette der<br />
Spiele im Sprachunterricht zum Beispiel ist sehr breit, sie<br />
reicht von Schreib-, Lese- und Rätselspielen über Würfelund<br />
Strategiespiele bis zum szenischen Spiel.<br />
Darstellendes Spiel<br />
Rollenspiele, szenisches Spiel und das Aufführen von kurzen<br />
Theaterstücken haben sich in den letzten Jahren in<br />
vielen Fächern auf der Oberstufe etabliert. Das spielerische<br />
Ausgestalten von fiktiven Begegnungen und Dialogen<br />
zwischen Figuren, das Fortführen von Erzählungen<br />
und deren szenische Umsetzung ist eine gute Methode,<br />
um im Sprachunterricht die erzählerische Wirklichkeit<br />
nachzuempfinden. Insbesondere das bekannte Rollenspiel<br />
bietet sich an, in verschiedenen Als-ob-Situationen<br />
andere Wirklichkeiten zu erfahren, sich in den Augen anderer<br />
zu sehen (Fremdwahrnehmung) und eigene Verhaltensvorstellungen<br />
zu erproben. Das Rollenspiel, aber<br />
auch das darstellende Spiel im Allgemeinen sind eine<br />
Möglichkeit, sich in andere Rollen, Identitäten hineinzudenken<br />
und die eigene Lebenswirklichkeit zu hinterfragen.<br />
Im Gegensatz zur rein geistigen Bearbeitung von Textinhalten<br />
sind sie handlungsorientiert, wobei die ganze<br />
Bandbreite sprachlicher, mimischer und körperlicher Ausdrucksmöglichkeiten<br />
aktiviert wird. 6 Charaktere werden<br />
erlebbar, und ihre Handlungsmotive erscheinen plötzlich<br />
in anderem Licht. Darstellende Spielangebote dieser Art<br />
dienen der emotionalen, sozialen und ästhetischen Persönlichkeitsentwicklung<br />
der Jugendlichen und unterstützen<br />
sie in ihrer Selbstfindung.<br />
Wer viel mit den Schülerinnen und Schülern spielt,<br />
wird eine gewisse Vorliebe entwickeln, systematischer<br />
vorgehen, möglicherweise eine Spielsammlung aufbauen<br />
oder im eigenen Schulhaus die Spielkultur fördern. Vielleicht<br />
führt dies dann zu etwas mutigeren Formen, bei<br />
denen man die Schülerinnen und Schüler einmal experimentieren<br />
und ein Spiel selbst weiterentwickeln lässt. Ein<br />
weiterer spannender Ansatz ist das explorative Lernen 7 ,<br />
das aus den Naturwissenschaften stammt. Das probierende<br />
Erforschen spornt die Schülerinnen und Schüler an.<br />
Es folgt dem Prinzip: Du sollst es lieben, Spiele zu spielen,<br />
die du noch nie gespielt hast.<br />
4 Hauser, Bernhard (2016): Spielen. Frühes Lernen in Familie,<br />
Krippe und Kindergarten. S. 22, Stuttgart.<br />
5 Diesen spielerischen Ansatz haben wir bereits im<br />
<strong>EDUCATION</strong> 1/2015 vorgestellt. S. 11: « Formen, Figuren,<br />
Rätsel – der Welt auf die Spur kommen ».<br />
6 Thiesen, Peter (2006): Freche Spiele. Starke Spielideen<br />
gegen Frust und Lustverlust in Schule, Jugendarbeit und<br />
Erwachsenenbildung. S. 17, Weinheim und München.<br />
7 Steiner Verena (2010): Lernstrategien. Spielend lernend.<br />
UNI Magazin 2/10.<br />
Synthese « Un lieu de liberté et<br />
d’ouverture » Jouer ne remplit pas<br />
de fonction immédiate. Ce n’est<br />
pas pour autant que jouer est inutile,<br />
bien au contraire : cela aide<br />
les enfants à développer leurs capacités<br />
de base, leur créativité et leur<br />
plaisir au jeu et contribue ainsi à<br />
leur autonomie et à leur joie de<br />
vivre. L’attrait principal du jeu réside<br />
dans le fait qu’il s’inscrit en<br />
dehors des obligations et des habitudes<br />
de la vie ordinaire. Il suit des<br />
règles à part, qui ne s’appliquent<br />
pas aux autres comportements.<br />
Pour certains, le jeu est synonyme<br />
de liberté et d’ouverture favorisant<br />
l’autonomie. Le propre du jeu est de<br />
nous apporter de la magie et de l’excitation<br />
qui nous tirent de notre<br />
quotidien. En jouant, apprendre se<br />
fait de façon amusante et variée. Les<br />
révisions ennuyeuses et pénibles<br />
sont récompensées par de la joie et<br />
du plaisir. A l’école enfantine, les<br />
séquences de jeu et d’apprentissage<br />
s’entremêlent. Lorsque les enfants<br />
jouent, ils apprennent en même<br />
temps. Si les adultes exercent trop<br />
directement leur influence, les<br />
enfants ont moins de plaisir à jouer.<br />
Il est donc indispensable de leur<br />
laisser suffisamment de liberté dans<br />
ces moments. Les enseignants et<br />
enseignantes ne devraient endosser<br />
qu’un rôle d’accompagnement ou<br />
alors participer activement au jeu<br />
au même titre que les enfants. Il est<br />
important de prendre le temps de<br />
réfléchir à sa manière de jouer une<br />
fois la séquence de jeu terminée.<br />
Qu’avons-nous observé ? Qu’avonsnous<br />
appris ? Cette démarche permet<br />
d’assurer que le jeu apporte une<br />
plus-value.<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 11
Thema | Dossier<br />
Jouer<br />
L’un nourrit l’autre<br />
et inversement<br />
Dominique Eggler<br />
Sachant que le plaisir est le meilleur moteur<br />
d’apprentissage, les enseignants et enseignantes<br />
recourent abondamment aux activités ludiques.<br />
Interdisciplinaire et omniprésent chez les plus<br />
jeunes, le jeu est davantage ciblé, mais tout aussi<br />
efficace jusqu’à la fin de la scolarité obligatoire.<br />
Rencontre avec trois enseignants et enseignantes<br />
de 1–2H, 5H et 9–10–11H.<br />
En classes de 1 et 2H, le jeu est évidemment aussi omniprésent<br />
que l’interdisciplinarité. A Bienne, avec Pascale Lanz,<br />
on constate qu’il prend de nombreuses formes, en version<br />
collective, individuelle, dirigée ou libre. Ainsi certains ateliers<br />
sont-ils obligatoires, qui stimulent le développement du langage<br />
(chez les enfants allophones également) et/ou des mathématiques,<br />
en donnant du sens aux connaissances. « Tous<br />
ensemble, nous menons des activités ludiques permettant<br />
également la socialisation. » Apprendre, s’exprimer, écouter,<br />
savoir attendre son tour, respecter les autres et leurs<br />
différences : durant les deux premières années d’école, tout<br />
peut passer par le jeu, y compris certaines évaluations. Sans<br />
compter que l’observation des enfants, lorsqu’ils jouent,<br />
aide les en-seignants et enseignantes à diagnostiquer leurs<br />
éventuels problèmes.<br />
Sachant que certains bambins n’ont jamais participé<br />
à aucun jeu de groupe ou collectif, que d’autres<br />
n’ont jamais tenu un crayon ou une paire de ciseaux,<br />
l’enseignante ne voit aucun intérêt à recourir avec eux<br />
à des jeux sur écrans. Ecrans qu’ils utilisent abondamment,<br />
pour la plupart, à domicile.<br />
Et Pascale Lanz d’observer une différence assez<br />
générale dans la manière d’aborder les jeux : les plus<br />
jeunes s’y adonnent spontanément avec enthousiasme,<br />
12<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Thema | Dossier<br />
mais souvent sans besoin ni de terminer ni de déterminer<br />
un gagnant. Les 2H manifestent par contre le désir d’un<br />
objectif, d’un but défini.<br />
Malgré l’assistance précieuse d’une stagiaire chaque<br />
matin, Pascale Lanz souhaiterait davantage de temps<br />
pour observer les activités ludiques, pour adapter le matériel<br />
et pour jouer avec ses 17 élèves de 4 à 6 ans.<br />
Multiplier les entrées<br />
Enseignant de 5H à Malleray, Vincent Jolidon utilise<br />
énormément le jeu, qu’il soit coopératif ou compétitif.<br />
Buts premiers : stimuler la motivation des élèves avec des<br />
valeurs concrètes, mais également multiplier les manières<br />
d’entrer dans la matière. Jeu, répétition, enseignement<br />
frontal : chacune de ces entrées convient particulièrement<br />
à certains élèves, à certains moments, à certains<br />
éléments de la branche. Leur alternance permet de toucher<br />
chaque enfant, d’illustrer et de travailler chaque élément<br />
du plan d’études, tout en donnant du sens à certains<br />
apprentissages.<br />
« Le jeu convient à la plupart des élèves, mais pas<br />
à tous. Les enfants qui ont de la difficulté à collaborer<br />
seront réticents au début, mais apprendront la coopération<br />
par le jeu. Par contre, le jeu n’apporte rien, didactiquement<br />
parlant, aux enfants qui ont besoin de calme et<br />
de solitude pour travailler. »<br />
En éducation physique, Vincent Jolidon utilise le jeu<br />
pour stimuler mouvement et plaisir. L’éducation générale<br />
est un terreau fertile pour le jeu, qui influe sur les comportements,<br />
les relations sociales. En mathématiques,<br />
notre interlocuteur se sert des excellents et fort nombreux<br />
jeux disponibles avec les moyens d’enseignement. En<br />
français par contre, tout est à créer souligne-t-il, qui propose<br />
des activités ludiques individuelles ou de groupe, en<br />
particulier pour la production écrite (les élèves tirent des<br />
cartes sur la base desquelles ils créeront ensuite une histoire),<br />
ainsi qu’au début de chaque thème.<br />
Avec une à deux leçons hebdomadaires en demiclasse<br />
sur les ordinateurs portables de l’école, le travail<br />
sur écran n’est que minoritairement ludique.<br />
Les échecs pour tous !<br />
Aux activités ludiques purement didactiques, Vincent Jolidon<br />
ajoute des moments de jeu libre en classe, durant<br />
les pauses ou à d’autres moments choisis. Etonnant : il a<br />
initié au jeu d’échecs ses 33 élèves actuels (qu’il suit depuis<br />
la 4H) ; et ce avec succès, puisque les enfants se<br />
perfectionnent désormais entre eux, certains ralliant la<br />
classe plus tôt pour disputer une partie.<br />
Avec un effectif aussi important, la gestion des jeux<br />
n’est pas aisée, hors des heures dédoublées.<br />
Profondément convaincu de la valeur du jeu dans<br />
l’enseignement, aussi bien pour l’apprentissage que pour<br />
la construction de la personnalité et le fonctionnement<br />
optimal du groupe classe, Vincent Jolidon estime que leur<br />
efficacité dépend directement de deux facteurs : un effectif<br />
adapté – il avance la fourchette idéale de 15 à 20 élèves<br />
– et un temps de préparation suffisant.<br />
Très apprécié aussi au secondaire I<br />
« Même les dictées peuvent se faire de façon ludique » : au<br />
secondaire I, le jeu tient une place appréciée et appréciable<br />
aussi. Enseignante d’anglais en 9, 10 et 11H à<br />
Courtelary, Pascale Siegrist parle en convaincue, elle qui<br />
tient absolument à ce que ses élèves prennent, à découvrir<br />
une langue, le plaisir qui est le meilleur moteur<br />
d’apprentissage. Adepte de jeux de rôle, notamment, elle<br />
y trouve une manière efficace de motiver chacun à prendre<br />
la parole en anglais.<br />
Durant son cursus de base en terre fribourgeoise,<br />
puis à travers les formations continues proposées par le<br />
canton – « Les formateurs y ont un niveau pédagogique<br />
extraordinaire ! » –, Pascale Siegrist s’est toujours intéressée<br />
au jeu. Elle recherche, prépare, invente et adapte<br />
sans cesse des activités ludiques et accrocheuses, filme<br />
ses élèves durant leurs sketches, les incite à utiliser le<br />
matériel disponible avec « English in Mind », qu’elle juge<br />
formidable en se réjouissant qu’il soit disponible, d’un<br />
seul clic, sur le site de la communauté scolaire.<br />
Le jeu ne fonctionne pas aussi bien avec toutes<br />
les classes, tous les élèves, l’expression orale paniquant<br />
certains. Mais à domicile, face à leurs écrans, ils retrouvent<br />
ce goût des activités ludiques qui soutient leur<br />
travail personnel.<br />
Un regret : « English in Mind propose un vaste<br />
contenu ludique, mais prévu pour un pensum de quatre<br />
leçons hebdomadaires. Or les 9 et 10H n’ont que<br />
deux leçons, les 11H trois, ce qui en limite beaucoup<br />
l’utilisation. »<br />
Synthèse Spiele als Motivationsschub Drei Lehrkräfte<br />
(1–2H, 5H und 9–10–11H) berichten über ihre Erfahrungen<br />
mit spielerischen Aktivitäten im Klassenverband.<br />
Bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern sind Spiele<br />
allgegenwärtig und fächerübergreifend. Sie werden<br />
zur grossen Freude aller aber auch bis zum Ende der<br />
obligatorischen Schule eingesetzt, und zwar in allen<br />
möglichen Formen, von Gesellschaftsspielen über<br />
Rollenspiele bis hin zu Wörtli-Wettbewerben. Auch<br />
Erstaunliches ist festzustellen. So hat ein Lehrer seinen<br />
33 Schülerinnen und Schülern (5H) das Schachspielen<br />
beigebracht. Die Freude am Spielen bewirkt nur Positives:<br />
Sie fördert u.a. die Motivation am Lernen, ist ein<br />
perfekter Sozialisierungsmotor und eine ideale Ergänzung<br />
zum Frontalunterricht. Die befragten Lehrkräfte<br />
betonen die Notwendigkeit, das spielerische Element<br />
weiter auszubauen, um alle Schülerinnen und Schüler<br />
zu erreichen, nicht zuletzt, weil das Spiel ein sehr<br />
wertvolles Instrument ist. Spiele können individuell<br />
als Einzelspieler oder kollektiv als Team-Player gespielt<br />
werden. In der Klasse werden sie daher nur selten als<br />
IT-Spiele eingesetzt. Zu Hause aber finden die didaktischen<br />
Spiele sehr oft am Bildschirm statt.<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
13
Thema | Dossier<br />
14 <strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Thema | Dossier<br />
Spielen<br />
«Nein, also wirklich, so verhält<br />
sich keine Frau Doktor!»<br />
Interview: Iris Frey<br />
Während meinerSchulzeit haben<br />
wir in langweiligem Unterricht<br />
«Schiffe versenken» gespielt – Sie<br />
auch? –, wer erwischtwurde, bekam<br />
Ärger. Warum istdiese Art Spiel<br />
im Unterricht nichtsinnvoll?<br />
Es ist lange her, aber wir haben<br />
das auch gespielt. – Warum sollte<br />
dieses Spiel nicht sinnvoll sein, zumindest<br />
im erwähnten Kontext?<br />
Wenn Schülerinnen und Schüler sich<br />
im Unterricht langweilen, nicht abgeholt<br />
werden, konzentriertes Zuhören<br />
bloss vorspielen, ist der Lerneffekt<br />
wahrscheinlich nicht grösser, als<br />
wenn sie zusammen spielen.<br />
Sind die Lehrpersonen, überspitzt<br />
gesagt, selber schuld, wenn<br />
die Schülerinnen und Schüler<br />
spielen, statt sich auf den Unterricht<br />
zu konzentrieren?<br />
Keine Lehrperson dürfte es schaffen,<br />
dass alle Schülerinnen und<br />
Schüler immer hundertprozentig konzentriert<br />
sind. Alle Kinder oder Jugendlichen<br />
gleichermassen abzuholen,<br />
ist schier unmöglich – dies<br />
gelingt auch ausserhalb der Schule<br />
bloss Sektengurus (lacht). Die Frage<br />
ist vielmehr, wie ich als Lehrperson<br />
erreiche, dass möglichst viele Schülerinnen<br />
und Schüler interessant finden,<br />
was im Unterricht läuft, oder<br />
zumindest einsehen, weshalb es<br />
wichtig ist, dabei zu sein. Mit Spielen<br />
im Unterricht lassen sich viele Kinder<br />
und Jugendliche gut abholen.<br />
Weshalb?<br />
Spielen ist eine erleichterte Form<br />
des Lernens: Kinder und Jugendliche<br />
machen etwas, das sie gerne tun.<br />
Das Lernen geschieht im Spiel beiläufig<br />
– und es ist effizient. Das konnten<br />
wir beispielsweise in einem<br />
Forschungsprojekt aufzeigen, in welchem<br />
es um frühe, spielerische Mathematikförderung<br />
ging. In diesem<br />
Rahmen haben wir bestehende Spiele<br />
gesammelt, ausgewertet und neue<br />
entwickelt. Dabei konnten wir zeigen,<br />
dass der spielerische Ansatz im Kindergarten<br />
sowohl herkömmlichen<br />
Heranführungsmethoden wie auch<br />
eigentlichen Trainingsübungen überlegen<br />
ist.<br />
Aber machen Spiele im<br />
Unterricht – gewissermassen<br />
«Pflichtspiele» – genauso viel<br />
Spass wie freiwillige Spiele?<br />
Ein Spiel macht immer Spass –<br />
sonst ist es kein Spiel. Ob etwas ein<br />
Spiel ist, bestimmen die Spielenden<br />
– Kinder, Jugendliche, Erwachsene.<br />
Das ist vergleichbar mit Strafen. Ob<br />
eine Strafe als solche wahrgenommen<br />
wird, entscheidet der oder die<br />
Bestrafte. Auf der Oberstufe gilt es<br />
zuweilen als «cool» eine Strafe zu erhalten<br />
– sie zu erteilen, bewirkt dann<br />
oft das Gegenteil vom gewünschten<br />
Effekt.<br />
Am Anfang gilt es, jedes neue<br />
Spielzeug zu erkunden, ein neues<br />
Spiel zu erlernen. Oft geht dem eigentlichen<br />
Spiel eine explorative<br />
Phase voraus. Wenn wir dann richtig<br />
spielen, sind wir total auf das Spiel<br />
fokussiert und konzentriert und vergessen,<br />
was ausserhalb des Spiels<br />
wichtig ist – als würde im Gehirn ein<br />
Schalter umgelegt. Passiert dies<br />
nicht, handelt es sich nicht um ein<br />
Spiel. So gesehen ist es unwichtig,<br />
ob das Spiel Pflicht oder Kür ist.<br />
Welche Spiele eignen sich<br />
für den Unterricht?<br />
Sehr geeignet sind alle Regelspiele<br />
– Spiele, die wir beispielsweise<br />
aus dem Sportunterricht kennen:<br />
Diese Spiele lassen sich wunderbar<br />
didaktisch aufbereiten. Mit Regelspielen<br />
sollen Kompetenzen – we-<br />
Bernhard Hauser ist Studiengangleiter<br />
und verantwortlicher<br />
Professor für vier Module im Masterstudiengang<br />
«Early Childhood<br />
Studies» an der Pädagogischen<br />
Hochschule St. Gallen (PHSG).<br />
Der promovierte Erziehungswissenschaftler<br />
wirkt als Dozent für<br />
Pädagogik, Psychologie und Didaktik<br />
und engagiert sich am Kompetenzzentrum<br />
Forschung, Entwicklung<br />
und Beratung.<br />
nige oder mehrere –, die in unserer<br />
Gesellschaft wichtig sind, geübt und<br />
trainiert werden. Beim Spiel «Eile mit<br />
Weile» etwa lernen die Spielerinnen<br />
und Spieler zu warten, sich in Geduld<br />
zu üben, im richtigen Moment einen<br />
anderen Spieler aus der Bahn zu werfen,<br />
mit einer Mischung aus Glück<br />
und Kompetenz weiterzukommen.<br />
Sämtliche Regelspiele sind Kulturerfindungen,<br />
Formen von Didaktisierung.<br />
Deshalb macht die häufig gestellte<br />
Frage, ob didaktisierte Spiele<br />
zulässig seien, keinen Sinn. Jedes<br />
Spiel ist eine Didaktisierung einer für<br />
das Leben bedeutsamen Aktivität.<br />
Zumindest sollte es so sein.<br />
Sehr geeignet sind auch Rollenspiele.<br />
Im Kindergarten spielen die ▶<br />
Foto zvg<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
15
Thema | Dossier<br />
Kinder thematische Rollenspiele wie<br />
Kapitän, Doktor, Familie, Spital,<br />
Kranführer usw. Auch diese Spiele<br />
sind von gewissen Vorstellungen und<br />
Regeln geprägt: «Nein, also wirklich,<br />
so verhält sich keine Frau Doktor ...!»<br />
Auch in Rollenspielen werden Regeln<br />
ausgehandelt. Später spielen viele<br />
Jugendliche gerne Theater und nähern<br />
sich so den Rollen an, die in der<br />
Erwachsenenwelt wichtig sind.<br />
Sie lernen in Rollenspielen<br />
das Erwachsenwerden?<br />
Das ist eine ganz wichtige Funktion<br />
des Spiels und ein Trick der Evolution:<br />
Die Kinder spielen, was bei<br />
den Erwachsenen wichtig ist. Diesbezüglich<br />
sind wir Menschen übrigens<br />
sehr ähnlich wie hoch entwickelte<br />
Tiere, Affen beispielsweise<br />
oder Raubtiere, die sich im Spiel<br />
überlebenswichtige Kompetenzen<br />
aneignen.<br />
Buchtipp: Mehr ist mehr<br />
Bernhard Hauser ist Mitverfasser<br />
des Buches «Mehr ist mehr.<br />
Mathematische Frühförderung<br />
mit Regelspielen zur Förderung<br />
mathematischer Kompetenzen»<br />
(mit Elisabeth Rathgeb-Schnierer,<br />
Rita Stebler, Franziska Vogt).<br />
Der Praxisband mit umfangreichem<br />
Downloadmaterial ist 2015<br />
im Kallmeyer Verlag erschienen.<br />
ISBN: 978-3-7800-4837-0<br />
Was halten Sie von Spielen rund<br />
um die Sprache?<br />
Der spielerische Umgang mit<br />
Sprache, mit Witz und Humor ist leider<br />
noch zu wenig gut erforscht. Ich<br />
bin aber überzeugt, dass Spiele rund<br />
um die Sprache enorm wichtig sind<br />
und zu vielerlei wertvollen Kompetenzen<br />
verhelfen. Das Erzählen eines<br />
Witzes beispielsweise ist eine wichtige<br />
Kompetenz, die nicht einfach zu<br />
erreichen ist. Anfang der Schulkarriere<br />
können die wenigsten Kinder<br />
einen Witz erzählen. Sie vergessen<br />
die Pointe; die Zuhörenden lachen,<br />
weil andere Kinder auch lachen.<br />
Humor und Doppeldeutigkeit vermitteln<br />
und verstehen zu können, sind<br />
wertvolle Kompetenzen in unserer<br />
Gesellschaft: Wer sie beherrscht, hat<br />
es viel leichter im Leben.<br />
Dann könnten Lehrpersonen<br />
den Schülerinnen und Schülern auf<br />
der Unterstufe auftragen, einen<br />
Witz auszuwählen und ihn zu erzählen<br />
lernen?<br />
Eine solche Aufgabe kann durchaus<br />
Sinn machen und die Grundkompetenz,<br />
mit Sprache spielerisch umzugehen,<br />
fördern.<br />
Gibt es Sprachspiele, die sich für<br />
die Mittel- und Oberstufe eignen?<br />
Mit meinen Studierenden, angehenden<br />
Lehrerinnen und Lehrern,<br />
spielen wir ein Sprachspiel, das sich<br />
auch für die Mittel- und Oberstufe<br />
eignet: Ich lese Ihnen zwei Seiten aus<br />
einem Fantasyroman vor und bitte<br />
sie, sich auf die Sprache zu konzentrieren,<br />
auf den Sprachfluss zu achten.<br />
Auf der nächsten halben Seite,<br />
die ich vorlese, habe ich vorgängig<br />
Sätze eingebaut, die frei erfunden<br />
sind, aber sehr gut in den Text passen.<br />
Diese gilt es herauszufinden.<br />
Anschliessend wird der Spiess umgedreht:<br />
Die Schülerinnen und Schüler<br />
bauen selber sinnlose Sätze so in<br />
einen bestehenden Text ein, dass sie<br />
möglichst nicht auffallen, und lesen<br />
ihren Text den anderen vor. Der Reiz<br />
des Spiels besteht darin, möglichst<br />
absurde und originelle Passagen zu<br />
erfinden, die aber zum Sprachstil dieser<br />
Textsorte passen, um die Mitspielenden<br />
zu verunsichern. Sprachstil<br />
und Wortschatz werden dabei<br />
intensiv geübt – mit viel Spass.<br />
Tönt spannend. Aber viele Lehrpersonen<br />
sagen, auf der Mittel- und<br />
Oberstufe bleibe wenig oder keine<br />
Zeit für Spiele im Unterricht. Was<br />
sagen Sie diesen?<br />
Am Ende der obligatorischen<br />
Schulzeit, wenn der Weg für die<br />
Jugendlichen Richtung Berufslehre<br />
oder Gymnasium einbiegt, ist es<br />
berechtigt, dass die Ernsthaftigkeit<br />
einen grösseren Stellenwert erhält,<br />
das Spiel stärker in die Freizeit verlagert<br />
wird. Es gibt aber auch für diese<br />
Schulstufe sehr geeignete Spiele,<br />
beispielsweise im Fachbereich NMG:<br />
Computersimulationsspiele, in denen<br />
den Jugendlichen ähnlich wie bei<br />
Monopoly wertvolle Zusammenhänge<br />
vermittelt werden.<br />
Sind Computerspiele in der<br />
Schule nicht fehl am Platz,<br />
weil viele Jugendliche, vor allem<br />
männliche, zu Hause eh zu viel<br />
am Computer spielen?<br />
Es sind andere Spiele, die in der<br />
Schule zum Einsatz kommen. Es gibt<br />
viele erzieherisch wertvolle Computerspiele,<br />
die dauernd weiterentwickelt<br />
werden und zunehmend besser<br />
auf die Kompetenzen ausgerichtet<br />
sind, welche die Schülerinnen und<br />
Schüler erwerben sollen.<br />
Leider gelingt es nicht, damit die<br />
Computerspiele zu konkurrenzieren,<br />
welche die Jugendlichen zu Hause<br />
spielen: Autorenn- und FIFA-Spiele<br />
sowie Shootergames – von milliardenschweren<br />
Firmen entwickelt,<br />
denen keine unserer Produktionsfirmen<br />
finanziell das Wasser reichen<br />
kann. Bei vielen dieser Spiele werden<br />
Kompetenzen erworben, die nicht so<br />
wertvoll sind in unserer Gesellschaft<br />
oder sogar schaden können. Wenn<br />
Jugendliche müde sind, weil sie daheim<br />
bis in die Nacht «gamen», kann<br />
dieses Problem nicht in der Schule<br />
von den Lehrpersonen gelöst werden:<br />
Die Erwachsenenwelt muss herausfinden,<br />
wie wir dies anders regeln<br />
können.<br />
16<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Thema | Dossier<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
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Thema | Dossier<br />
Spielen<br />
Auch einfache Spiele<br />
können spannend sein<br />
Manuel Schär<br />
Fotos: Sam Bosshard<br />
Sprache auf einfache Art spielerisch erleben: Mit<br />
einem Kartenspiel frischen die Schülerinnen und<br />
Schüler der 9. Klasse in Ringgenberg ihren Französisch-Wortschatz<br />
auf und haben eine Menge<br />
Spass dabei.<br />
Das Spiel, das die zwölf Sekundarschülerinnen und<br />
-schüler der 9. Klasse in Ringgenberg an diesem Dezembermorgen<br />
spielen, ist ganz einfach: Aus dem Stapel wird<br />
eine Karte gezogen. Diese enthält einen Oberbegriff, beispielsweise<br />
«le corps», «légumes» oder «bâtiments publiques».<br />
Unten auf der Karte sind jeweils acht richtige<br />
Antworten aufgeführt. Für jeden dieser Begriffe, welche<br />
die Schülerinnen und Schüler ebenfalls aufschreiben, erhalten<br />
sie einen Punkt. Richtige Begriffe, die nicht auf der<br />
Karte stehen, geben jeweils zwei Punkte.<br />
Lehrer René Schädeli gibt den ersten Oberbegriff<br />
bekannt. Rasch stecken die Schülerinnen und Schüler in<br />
den vorher gebildeten Dreier- und Vierergruppen die<br />
Köpfe zusammen und notieren, was ihnen einfällt. Es ist<br />
still im Klassenzimmer. Trotz der frühen Tageszeit – es ist<br />
kurz nach halb acht – ist die Konzentration hoch. Denn sie<br />
haben nur gerade zwei Minuten Zeit, um die Wörter gemeinsam<br />
zu sammeln. Danach erfolgt die Auswertung.<br />
Die Jugendlichen nennen die Begriffe, die sie gesammelt<br />
haben, und René Schädeli notiert an der Wandtafel wie<br />
beim Jassen mit Strichen die entsprechenden Punkte. Bei<br />
Zweifelsfällen feilschen die Gruppen mit Herzblut um jeden<br />
Punkt. Natürlich wird dabei Französisch gesprochen.<br />
René Schädeli unterrichtet an der Oberstufe in<br />
Ringgenberg Deutsch, Französisch und Englisch und ist<br />
zugleich Klassenlehrer an der 7. Klasse. Er spielt dieses<br />
Spiel im Französischunterricht regelmässig. «Für das Kartenspiel<br />
braucht es keine Vorbereitungszeit. Es hilft mit,<br />
den Grundwortschatz zu pflegen und zu erweitern. Denn<br />
es kommen auf den Karten viele Wörter vor, die wir auch<br />
im Unterricht lernen.» René Schädeli setzt das Kartenspiel<br />
einerseits als Auflockerung ein. Andererseits kann es aber<br />
auch Lücken sinnvoll füllen, beispielsweise, wenn eine<br />
Unterrichtssequenz etwas weniger lang gedauert hat als<br />
vorgesehen.<br />
Kinder sollen die Schule spielerisch erleben<br />
René Schädeli streut regelmässig Spiele in seinen Unterricht<br />
ein. Er versucht aber, den Unterricht generell spielerisch<br />
zu gestalten. Er ermutigt die Kinder, sich aktiv und<br />
unbeschwert daran zu beteiligen. «Auch die Schule ist<br />
gewissermassen ein Spiel: Die Kinder können Dinge ausprobieren,<br />
ohne dass es Konsequenzen hat. Dabei gibt es<br />
nicht einfach nur richtig oder falsch. Sie sollen ihre Ideen<br />
frei äussern und Vermutungen anstellen können und diese<br />
weiterentwickeln, anpassen oder allenfalls korrigieren.»<br />
«Spiel» sei grundsätzlich ein attraktives Wort für<br />
Kinder und Jugendliche, meint René Schädeli. Wenn es<br />
falle, werde die Aufmerksamkeit augenblicklich grösser.<br />
Natürlich gebe es auch langweilige Spiele, «aber ich habe<br />
es selten erlebt, dass die Kinder keine Ambitionen entwickelt<br />
haben, möglichst gut abzuschneiden.» Wichtig ist<br />
ihm aber, dass nicht nur der blosse Ehrgeiz im Vordergrund<br />
stehen darf. Auch schwächere Schülerinnen und<br />
Schüler sollen sich beteiligen können und eingebunden<br />
sein. Oft hilft es, wenn die Kinder nicht alleine, sondern in<br />
einer Gruppe mitspielen können.<br />
Neue Fremdsprachenlehrmittel enthalten<br />
viele Spielideen<br />
Bei jedem Thema im Unterricht versucht René Schädeli,<br />
ein spielerisches Element einzubringen. Die neuen Fremdsprachenlehrmittel<br />
unterstützten ihn dabei. So gibt es im<br />
Französischlehrmittel «Clin d’oeil» in jedem «Magazine»<br />
irgendein Karten-, Würfel- oder Brettspiel, welches das<br />
Gelernte aufnimmt. Ähnlich sieht es auch im Englischunterricht<br />
aus. In der siebten Klasse dreht sich das erste<br />
Unit von «New World» um das Thema Schottland. In<br />
einem Brettspiel können die Kinder das Gelernte dann anwenden,<br />
etwa, indem sie Disziplinen der Highland-Games<br />
aufzählen oder den Anfang der schottischen Nationalhymne<br />
singen müssen. Auch Rollenspiele gehören zum<br />
Fremdsprachenunterricht von René Schädeli. «Wenn es<br />
im Englisch darum geht, in einem Hotel ein Zimmer zu buchen,<br />
dann lesen wir dazu natürlich nicht nur Texte im<br />
Lehrmittel. Wir stellen solche Situationen dann auch in<br />
Rollenspielen nach.»<br />
Elektronische Spiele sind auf dem Vormarsch<br />
Einen festen Platz haben bei René Schädeli Spiele am Computer.<br />
Sehr gut kommt bei den Siebt- und Achtklässlern das<br />
«Atelier des Verbes» an, wo sie spielerisch die Verbformen<br />
trainieren können und für richtige Lösungen Punkte sammeln.<br />
«Dann ist es jeweils mucksmäuschenstill.»<br />
Derzeit interessiert sich René Schädeli für die<br />
Smartphone-App «Quizlet». Damit können die Schülerinnen<br />
und Schüler portionenweise vom Lehrer vorgegebene<br />
Wörter auf ihr Handy laden und die Vokabeln dort in spielerischer<br />
Weise trainieren. In nächster Zeit will René Schädeli<br />
prüfen, ob er die App auch in seinen Klassen einführen<br />
und einsetzen kann.<br />
18 <strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Thema | Dossier<br />
René Schädeli: «Die Kinder können [im Spiel] Dinge ausprobieren, ohne dass es Konsequenzen hat.»<br />
An der Oberstufe Ringgenberg werde generell recht<br />
viel gespielt im Unterricht, sagt René Schädeli. Wichtig<br />
sei der Austausch im Kollegium. Zwar gibt es in Ringgenberg<br />
unter den Lehrkräften keine Gruppe, die sich systematisch<br />
mit dem Thema Spielen befasst. Wenn jedoch<br />
jemand ein neues Spiel entdeckt, probiert er es aus und<br />
gibt seine Erfahrungen an die Kolleginnen und Kollegen<br />
weiter.<br />
Kein Argument gegen das Spielen im Unterricht ist<br />
für René Schädeli die Klassengrösse. Auch für grössere<br />
Gruppen gebe es entsprechende Organisationsformen.<br />
Einzig bei Rollenspielen sieht er gewisse Probleme. Etwa,<br />
wenn dasselbe Thema von fünf Gruppen hintereinander<br />
aufgeführt wird. Das führe dann manchmal schon zu Langeweile<br />
und Unruhe in der Klasse.<br />
Manchmal schlagen auch die Schülerinnen und<br />
Schüler ein Spiel vor. Ganz oben in ihrer «Hitparade» ist<br />
ein Klassiker: das Geografiespiel, in dem es um Städte,<br />
Länder, Gewässer, bekannte Persönlichkeiten oder Automarken<br />
geht. Es ist ein einfaches Spiel mit einfachen Regeln,<br />
das keine Vorbereitungszeit braucht, aber eine<br />
Menge Spass macht. Genau wie das Kartenspiel im Französischunterricht.<br />
Synthèse: Des jeux simples mais néanmoins<br />
passionnants Les élèves de 11 e à Ringgenberg rafraichissent<br />
leur vocabulaire français en jouant avec un<br />
simple jeu de cartes. L’enseignant René Schädeli<br />
propose ce jeu régulièrement : « Il ne requiert aucun<br />
temps de préparation et facilite le maintien et le développement<br />
du vocabulaire de base. En jouant, les élèves<br />
utilisent beaucoup de mots du cours. » René Schädeli<br />
a recours à ce jeu pour permettre aux élèves de se détendre,<br />
mais également pour combler certaines lacunes.<br />
Pour chaque nouveau thème traité, René Schädeli<br />
introduit un élément ludique. Les nouveaux manuels<br />
de langue étrangère lui sont d’un grand soutien. Dans<br />
le manuel « Clin d’œil », chaque magazine renferme par<br />
exemple un jeu de cartes, de dés ou de société pour<br />
exercer la matière. Il en va de même au cours d’anglais.<br />
« Jouer » est un mot attrayant pour les enfants et les<br />
jeunes, estime René Schädeli : « J’ai rarement vu un<br />
enfant qui n’avait pas l’ambition de faire du mieux<br />
possible dans un jeu ». Au degré secondaire I de l’école<br />
de Ringgenberg, les élèves ont beaucoup l’occasion de<br />
jouer. Au sein du collège d’enseignants et d’enseignantes,<br />
l’échange occupe une place importante afin<br />
que les jeux découverts et essayés soient partagés entre<br />
collègues.<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
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Thema | Dossier<br />
Spielen<br />
«Kinder reagieren sehr motiviert<br />
auf das spielerische Lernen»<br />
Ruedi Lanz<br />
Welche Bedeutung, welche Funktion hat das Spiel<br />
auf Ebene Unterstufe? Wie, wann und wo wird es<br />
eingesetzt? Ein Besuch in der Basisstufe der<br />
Schule Köniz Buchsee zeigt: Das Spiel ist ein zentrales<br />
Element im Unterricht.<br />
Zum ersten Mal schneit es an diesem Dezembermorgen.<br />
Im Schulhaus Köniz Buchsee werde ich von Hündin Luna<br />
empfangen, sie zeigt mir auch gleich den Weg ins Klassenzimmer.<br />
Die Kinder der Basisstufenklasse a sitzen im<br />
«Treffpunkt» und lauschen den Erklärungen ihrer Lehrerinnen.<br />
Es wird im «Zahlenland» gearbeitet. Ein paar Minuten<br />
später erheben sich die Kinder und bilden Zweierteams.<br />
Eine Gruppe nach der anderen besorgt sich eine der fein<br />
säuberlich in einem Regal eingereihten, nummerierten<br />
Schachteln und sucht sich einen freien Platz. Die Arbeitsmaterialien<br />
in den unterschiedlichsten Farben und Formen<br />
animieren die Kinder, die Rechenaufgaben zu lösen.<br />
Alles wirkt entspannt, spielerisch, und trotzdem sind die<br />
Kinder äusserst konzentriert bei der Sache. Es wird überlegt,<br />
diskutiert und ausprobiert, bis das Resultat dem Gewünschten<br />
entspricht. Wo nötig, helfen die Lehrerinnen<br />
mit einem kleinen Tipp. Jedes Kind trägt das Ergebnis in<br />
seinen persönlichen «Kompetenzraster» ein.<br />
Der Motivationseffekt<br />
«Die Kinder reagieren sehr motiviert auf das spielerische<br />
Lernen», erklärt Christina Emch. Gemeinsam mit ihrer Kollegin<br />
Malu Fehlmann führt sie die Klasse mit 25 Kindern<br />
als Zweierteam. «Dass uns die Basisstufe diese Möglichkeit<br />
bietet, ist für mich Gold wert», sagt sie. Ohne diese<br />
spielerischen Elemente würde sich die Lern- und Mitmachmotivation<br />
öfter mal in Grenzen halten. «Bezüglich<br />
der Lerninhalte ist vieles auch eine Frage des Reifeprozesses,<br />
da gibt es grosse Unterschiede.» Den einen könne<br />
es nicht schnell genug gehen, endlich in einem Heft arbeiten<br />
zu dürfen, andere möchten lieber drei Stunden lang<br />
frei spielen. In solchen Fällen müsse man dann etwas gezielter<br />
nachhelfen. Es sei deshalb wichtig, die Kinder frühzeitig<br />
und im richtigen Moment abzuholen, findet Christina<br />
Emch. Verpacke sie beispielsweise «Blitzrechnen» in<br />
einen Fussballmatch, dann erhöhe dies das Engagement<br />
meistens ungemein. Zusätzlich wirke es sich auch langfristig<br />
auf das Lernverhalten aus, denn «man will das<br />
nächste Mal noch schneller sein oder gewinnen». Also<br />
würden die Kinder auch zu Hause üben, und dies motivierter<br />
und häufiger. «Das Lernen kriegt ein Ziel, auf das<br />
ein Kind hinarbeitet.»<br />
Spielen und lernen<br />
Spielen diene auch der Kommunikation, also der Entwicklung<br />
aller sprachlichen Bereiche. Ausserdem fördere es<br />
das Sozialverhalten, wecke Kreativität und Fantasie und<br />
helfe bei der Verarbeitung von Informationen und Erlebnissen.<br />
«Die Kinder spielen Erlebtes in Rollenspielen<br />
nach», erzählt Christina Emch, selbst Mutter zweier Töchter.<br />
Spielen unterstütze das Entwickeln von Strategien im<br />
kognitiven Bereich, vor allem Regelspiele würden sich<br />
hierzu bestens eignen. Fremdsprachige Kinder übrigens,<br />
ergänzt sie, lernten die Sprache unglaublich schnell, wenn<br />
sie sich in einer Spielumgebung mit anderen Kindern befänden.<br />
«Alle lebenswichtigen Kompetenzen entdecken<br />
die Kinder über das Spielen.» Der Weihnachtszeit entsprechend<br />
ist der Raum geschmückt, über dem Treffpunkt<br />
hängt ein Adventskranz, daneben ein Adventskalender<br />
aus Marronisäckli. Im grossen, strukturiert<br />
eingerichteten Schulzimmer finden sich verschiedene Bereiche.<br />
«Einen davon bezeichnen wir als erlebnisorientierte<br />
Spiel- und Lernumgebung», erklärt Christina Emch.<br />
Dieser Bereich widme sich jeweils einer bestimmten Thematik.<br />
«Im Moment ist es das Marronihaus, eigentlich ein<br />
Verkäuferliladen», fügt sie schmunzelnd an. Wichtiger als<br />
die Bezeichnung sei das Lernpotenzial, denn die Kinder<br />
müssten Angebot und Preise schriftlich festhalten. Diese<br />
Herausforderung sei enorm motivierend, schliesslich<br />
möchte man möglichst viele Käufer anlocken. Das Schreiben<br />
von Wörtern und Zahlen im Spiel mache dann auf einmal<br />
Sinn, weil ein Kilogramm Marroni eine konkrete Bedeutung<br />
erhalte. «Ist ihnen anfänglich das Erlernen und<br />
Aufschreiben eines Wertes schwergefallen, erkennen sie<br />
nun einen praktischen Bezug, einen Nutzen.»<br />
Spielformen<br />
Inzwischen ist die grosse Pause vorbei, sie hat etwas länger<br />
gedauert als üblich, «wegen des ersten Schnees», erklärt<br />
Christina Emch. Nebst den erwähnten Regel- und<br />
Rollenspielen verwenden die Lehrerinnen weitere mögliche<br />
Spielformen im Unterricht. «Wir versuchen auch<br />
Merk- und Denkspiele, etwa ‹Plätze vertauschen› oder<br />
einen Weg einprägen.» Auch Sprach- und Wortspiele<br />
kämen zum Zug, der Deutschunterricht biete hierzu öfter<br />
Gelegenheit. «Und natürlich sind Ratespiele sehr beliebt.»<br />
Während der Unterricht mittlerweile mit einem Geräuscherkennungsspiel<br />
weitergeführt wird, gesellt sich<br />
Hündin Luna wieder zur Klasse. Die ausgebildete Therapiehündin<br />
weiss, wie sie sich zu verhalten hat. «Theaterspielen<br />
ist eine sehr beliebte und die wohl zentralste Lern-<br />
20<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Thema | Dossier<br />
form», findet Christina Emch. Sie habe insbesondere in<br />
altersdurchmischten Klassen den Vorteil, ein Anliegen, ein<br />
Lernziel effektvoller vermitteln zu können. «Wie man einen<br />
Pinsel wäscht oder eine verlangte Ordnungsvorgabe» liessen<br />
sich auf diese Weise einfacher kommunizieren. «Dass<br />
abgemachte Regeln eingehalten werden, dabei helfen oft<br />
auch die älteren Kinder tatkräftig mit», denn deren Aussagen<br />
erzielten bei den jüngeren am meisten Wirkung.<br />
Der Mittag naht, derweil schläft Hündin Luna in ihrer<br />
Ecke. Die jüngeren Kinder befinden sich im freien Spiel,<br />
bei einigen schwinden unübersehbar die Kräfte. Je nach<br />
Alter und Wissensstand erhalten die Schülerinnen und<br />
Schüler nun individuelle Aufträge. In einer lebhaften Stimmung,<br />
aber konzentriert werden Schreib-, Rechenaufgaben<br />
und andere Arbeiten erledigt. Christina Emch und<br />
Malu Fehlmann geben Anweisungen und helfen, wo nötig.<br />
Über das Spiel zu lernen, führe nicht immer zum gewünschten<br />
Erfolg, erklärt Christina Emch, «Wiederholungen<br />
von Spielen sind sehr wichtig, aber es gibt Momente,<br />
wo man als Lehrperson eingreifen muss.» Wenn ein Kind<br />
täglich das gleiche Spiel spiele, nichts Neues mehr ausprobieren<br />
wolle, müssten sie sich Fragen stellen: «Braucht<br />
das Kind erst Sicherheit, um einen nächsten Schritt zu<br />
machen? Sollen wir es gewähren lassen? Oder hat es<br />
ganz grundsätzlich Angst vor Neuem, und ist dieses Verhalten<br />
deshalb eine Strategie?» Dies herauszufinden, sei<br />
ihre Aufgabe. «Die Zweierbesetzung bietet uns dazu wunderbare<br />
Voraussetzungen.»<br />
Die Schule Köniz Buchsee führt zehn Basisstufenklassen<br />
mit rund 220 Kindern. Christina Emch seit eineinhalb<br />
und Malu Fehlmann seit elf Jahren leiten die Basisstufenklasse<br />
a mit insgesamt 25 Kindern im Alter von 4 bis<br />
8 Jahren. Malu Fehlmann und ihre Hündin Luna haben<br />
eine Therapieausbildung absolviert.<br />
Synthese « Apprendre en jouant est<br />
très motivant pour les enfants »<br />
Quelle importance, quelle fonction<br />
endosse le jeu à l’école enfantine<br />
et dans les premières années du primaire<br />
? Lors d’une visite dans une<br />
classe de Basisstufe de l’école de<br />
Köniz Buchsee, il est clairement ressorti<br />
que le jeu était un élément<br />
essentiel dans l’enseignement. Les<br />
enfants y travaillent au « pays des<br />
nombres ». Pour effectuer leurs<br />
exercices de mathématiques, ils<br />
disposent de matériel de travail de<br />
couleurs et de formes différentes.<br />
« Apprendre en jouant est très motivant<br />
pour les enfants », explique<br />
Christina Emch, qui dirige la classe<br />
en binôme avec sa collègue Malu<br />
Fehlmann. Sans ces éléments ludiques,<br />
la motivation à apprendre et<br />
à participer s’éroderait plus vite.<br />
Jouer favorise aussi la communication<br />
et le développement de toutes<br />
les compétences ayant trait au<br />
langage, de même que la socialisation,<br />
la créativité et l’inventivité.<br />
Les enfants qui jouent souvent ont<br />
plus de facilité à traiter des informations<br />
et des événements. Outre des<br />
jeux avec des règles et des jeux de<br />
rôle, les enseignantes recourent à<br />
d’autres formes ludiques durant les<br />
cours : « Nous nous essayons aussi<br />
aux jeux d’observation, de réflexion,<br />
de mots et aux jeux linguistiques. Et<br />
les devinettes rencontrent beaucoup<br />
de succès.» Apprendre en jouant<br />
n’apporte cependant pas toujours<br />
les résultats escomptés. « Il est important<br />
de répéter les jeux, mais il<br />
existe des moments où, en tant<br />
qu’enseignantes, nous devons intervenir.<br />
»<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 21
Porträt | Portrait<br />
22<br />
<strong>EDUCATION</strong> 4.16
Porträt | Portrait<br />
Beat Gertsch<br />
Mehr als ein Hauswart<br />
Catherine Arber<br />
Foto: Mark Nolan<br />
Seit 20 Jahren ist Beat Gertsch Hauswart an der Oberstufenschule<br />
in Hinterkappelen. Für ihn ist es mehr als nur ein Beruf. Wenn er nach<br />
Feierabend noch gerufen wird, so macht ihm das nichts aus.<br />
Er möchte den Gesprächstermin lieber erst auf nach der<br />
grossen Pause ansetzen, sagt der Hauswart Beat Gertsch<br />
am Telefon. Denn für ihn ist klar: Er kümmert sich nicht<br />
nur um den Unterhalt der Oberstufenschule Hinterkappelen.<br />
Er ist auch für die Schülerinnen und Schüler sowie für<br />
die Lehrerschaft da, wenn sie ihn brauchen. So ist es für<br />
ihn selbstverständlich, dass er während der grossen<br />
Pause im Lehrerzimmer präsent ist, damit sie zu ihm kommen<br />
können, wenn etwas sein sollte. «Ich habe einen<br />
guten Draht zu den Jugendlichen», sagt der 58-Jährige.<br />
Er halte aber immer auch professionelle Distanz. «Das<br />
macht es mir einfacher, mit ihnen auszukommen. Es ist<br />
wichtig, dass wir uns gegenseitig respektieren.»<br />
Hilfe bei Beinbruch<br />
Die Jugendlichen dürfen den Pausenplatz auch ausserhalb<br />
der Schulzeiten benutzen. Wenn sie da ihren Abfall<br />
rumliegen lassen, sucht der Hauswart das Gespräch mit<br />
ihnen und macht ihnen klar, dass er dieses Verhalten nicht<br />
duldet. Beat Gertsch und seine Frau Brigitte, die ebenfalls<br />
zu 30 Prozent als Hauswartin angestellt ist, eilten aber<br />
auch schon zu Hilfe, als sich an einem Abend ein Jugendlicher<br />
beim Basketballspielen ein Bein gebrochen hatte.<br />
«Das fördert den Zusammenhalt, wenn die Jugendlichen<br />
merken, dass man für sie da ist», weiss Beat Gertsch.<br />
Grenzerfahrung auf Eseltrekking<br />
Regelmässig begleitet der Hauswart zusammen mit einer<br />
Lehrerin oder einem Lehrer eine Oberstufenklasse ins<br />
Lager oder hilft beim Sporttag. «So lernen sie mich auch<br />
noch von einer anderen Seite als in der Schule kennen»,<br />
sagt er. Schon fünf Mal war er beim Eseltrekking in Südfrankreich<br />
mit einer neunten Klasse dabei. Das bedeutete:<br />
Ein Woche lang jeden Tag während sechs Stunden mit<br />
dem Esel unterwegs zu sein, für die Schülerinnen und<br />
Schüler kein Natel und fernab der Zivilisation, im Zelt zu<br />
übernachten. «Das waren schon Grenzerfahrungen», erinnert<br />
sich Beat Gertsch. Erfahrungen, die er nicht missen<br />
möchte. Auch in seiner Freizeit beschäftigte sich Beat<br />
Gertsch mit Jugendlichen. Bis vor einigen Jahren trainierte<br />
der leidenschaftliche Fussballfan nebst Erwachsenen<br />
auch Junioren beim FC Wyler.<br />
«Ich habe einen guten<br />
Draht zu den Jugendlichen.<br />
Das macht es mir einfacher,<br />
mit ihnen auszukommen.<br />
Es ist wichtig, dass wir uns<br />
gegenseitig respektieren.»<br />
Er kann fast alles reparieren<br />
Für den Hauswart ist sein Beruf nicht bloss Arbeit, sondern<br />
Berufung. Seine Arbeit sei sehr vielseitig, er könne<br />
selbstständig wirken und sei gleichzeitig gut ins Schulteam<br />
integriert. Beat Gertsch ist für den Unterhalt der drei<br />
Schulhäuser, der Turnhalle und des Schwimmbads zuständig.<br />
Er versucht so viel wie möglich selber zu flicken,<br />
etwa beim Mobiliar, oder er führt kleinere Malerarbeiten<br />
durch. Kürzlich fertigte er eigenhändig eine neue Tür an.<br />
▶<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 23
Porträt | Portrait<br />
Hingegen biete die Elektronik heute zuweilen Schwierigkeiten.<br />
Beat und Brigitte Gertsch sind zudem für die Betreuung<br />
der Reinigung zuständig.<br />
Manchmal dem Lärm entfliehen<br />
«In meinem Beruf muss ich die Fehler erkennen und wenn<br />
immer möglich beheben», sagt Beat Gertsch. Und das ist<br />
zuweilen auch am Abend oder am Wochenende. Ist im<br />
Schulhaus auch nach Feierabend ein Anlass anberaumt<br />
und die Hilfe des Abwarts gefragt oder fällt im Schwimmbad<br />
die Lüftung aus, so ist der Hauswart zur Stelle. Auch<br />
wenn jemand an der Wohnungstür klingelt und den Hauswart<br />
verlangt, sei das für ihn nicht unangenehm, sagt er.<br />
Sein Beruf biete ihm dafür auch Freiräume, er könne sich<br />
die Arbeit selber einteilen und sei eigener Herr und Meister.<br />
Diese Freiräume nutzt er gelegentlich ganz gern. Er<br />
beobachtet, dass die Schülerinnen und Schüler heute lauter<br />
sind als früher. Wenn es dem Hauswart zu viel wird, so<br />
versucht er gelegentlich, anstelle einer Arbeit in der<br />
Schule die anfallenden Büroarbeiten zu erledigen, um so<br />
dem Trubel zu entfliehen. Der administrative Teil seiner<br />
Arbeit habe stark zugenommen, stellt Beat Gertsch fest.<br />
«In meinem Beruf muss<br />
ich die Fehler erkennen<br />
und wenn immer möglich<br />
beheben.»<br />
Vom Metallbauschlosser zum Hauswart<br />
Der gelernte Metallbauschlosser arbeitete zunächst zehn<br />
Jahre lang auf seinem Beruf. Er wurde Werkstattchef.<br />
Nach einem Jahr begann er sich zu überlegen: Will ich<br />
diesen Chefposten wirklich? Zur selben Zeit wurde er angefragt,<br />
ob er nicht Interesse an einem Hauswartsposten<br />
habe. Er sagte zu und fing 1988 als zweiter Hauswart an<br />
der Sek Wankdorf an. Dass die Schule in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft des Stadions gelegen ist, passte dem<br />
Fussballfan, der in seiner Freizeit beim FC Wyler Kinder<br />
und Erwachsene trainierte. Beat und Brigitte Gertsch, die<br />
inzwischen Eltern zweier Mädchen und eines Jungen geworden<br />
waren, lebten damals in Ostermundigen.<br />
Während dieser Jahre als zweiter Hauswart an der<br />
Sek Wankdorf sei er sehr gut eingeführt worden, und er<br />
habe viel über seinen neuen Beruf lernen können. Nach<br />
fünf Jahren habe er dann aber doch selber «Tätschmeister»<br />
sein wollen und sich für die frei werdende Stelle als<br />
erster Hauswart am Seminar Hofwil beworben. Er bekam<br />
die Stelle und blieb wiederum fünf Jahre. In den Jahren<br />
1993/1994 absolvierte er berufsbegleitend eine Ausbildung<br />
als Hauswart. 1997 stach Beat Gertsch ein Inserat<br />
ins Auge: Die Oberstufenschule Hinterkappelen suchte<br />
einen neuen Hauswart. Es habe viele Bewerbungen gegeben,<br />
erinnert sich Beat Gertsch. Er bekam die Stelle und<br />
zog mit seiner Familie ins lauschige Abwartshäuschen mit<br />
Garten auf dem Gelände.<br />
«Etwas Besonderes für meine Kinder»<br />
Hier sind seine drei Kinder gross geworden, und hier<br />
gehen nun auch die Grosskinder ein und aus. «Familie ist<br />
das Höchste für mich», sagt Beat Gertsch. Seine Kinder<br />
hätten es genossen, auf dem Schulareal aufzuwachsen<br />
und einen kurzen Schulweg zu haben, weiss der Vater.<br />
Zudem durfte die Hauswartsfamilie die Schulinfrastruktur<br />
mitbenutzen und etwa ausserhalb der Öffnungszeiten im<br />
Schwimmbad baden. «Das war schon etwas Besonderes<br />
für meine Kinder.»<br />
Gedanken über die Zeit danach<br />
Jetzt, nach 20 Jahren, müssen sich die Gertschs langsam<br />
nach einer neuen Wohnung umsehen, ist die Pensionierung<br />
doch bereits in Sichtweite. Kein einfacher Gedanke<br />
für den 58-Jährigen. Er liebt seinen Beruf, mag es, wenn<br />
auch ausserhalb der Schulzeiten Spazierende das Areal<br />
auf dem Fussweg überqueren und zu einem Schwatz stehen<br />
bleiben. Die Fühler etwas weiter ausgestreckt hat das<br />
Ehepaar Gertsch bereits seit Längerem: Am Schiffenensee<br />
hat es ein Mobilhome stehen. «Das ist unsere Rückzugsmöglichkeit»,<br />
sagt Beat Gertsch. Langsam beginnt<br />
das Paar, sich auch Gedanken über die Zeit nach der<br />
Pensionierung zu machen. Noch bleibt Zeit – und viel zu<br />
tun. Bald wird es klingeln, die Mittagspause steht an. Der<br />
Hauswart verlässt nach dem Gespräch seine Wohnung,<br />
verabschiedet sich und steuert den Schulhauseingang an.<br />
Er liest herumliegende Papierreste auf, die von der<br />
10-Uhr-Pause übrig geblieben sind, und wirft sie in den<br />
Abfallkübel. Ein Hauswart sieht die anfallenden Arbeiten<br />
und erledigt sie selbstständig, hat er im Gespräch gesagt –<br />
und dabei scheint ihm die Arbeit nie auszugehen.<br />
24<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Volksschule | Ecole obligatoire<br />
Cycle élémentaire in Wiler bei Seedorf<br />
«Den Kindern wirst<br />
du so gerechter»<br />
Catherine Arber<br />
Fotos: Pia Neuenschwander<br />
In Wiler bei Seedorf besuchen Kindergärteler, Erst- und Zweitklässler jede Woche<br />
gemeinsame Lektionen. Der Unterricht im Cycle élémentaire ist durchlässig, und Lernwege können<br />
individuell gestaltet werden.<br />
Die Kinder erwerben eine hohe Sozialkompetenz.<br />
26<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Volksschule | Ecole obligatoire<br />
Heute Morgen ist alles ein wenig anders als sonst. Die<br />
Klassenlehrerin des Kindergartens, Livia Blaser, fehlt.<br />
«Sie ist krank», erklärt Susanne Gribi-Neuhaus den Kindern.<br />
Sie ist Lehrerin des Cycle élémentaire in Wiler bei<br />
Seedorf. An diesem Morgen ist zudem noch Nicole Heimberg<br />
mit in der Klasse. Ein Blick in den Kreis zeigt: Auch in<br />
dieser grossen Schülergruppe ist etwas anders. Da sitzen<br />
Vierjährige neben Siebenjährigen auf ihren kleinen Stühlen<br />
im Kreis. Und dies nicht bloss, weil heute die Kindergartenlehrerin<br />
ausfällt: In Wiler bei Seedorf besuchen Kinder<br />
den sogenannten Cycle élémentaire (siehe Kasten).<br />
Das bedeutet, dass Kinder der Kindergartenklasse und<br />
der Unterstufenklasse ungefähr sieben Lektionen pro<br />
Woche zusammen verbringen. Sie arbeiten entsprechend<br />
ihrem Entwicklungs- und Lernstand – unabhängig vom-<br />
Schulniveau, dem sie gemäss ihrem Alter eigentlich entsprechen<br />
würden. «Das System ist sehr durchlässig», erklärt<br />
Manuela Hählen. Wenn ein Kind beispielsweise in<br />
der ersten Klasse bereits den Zahlenraum über 20 bearbeiten<br />
kann, so darf es die entsprechenden Aufgaben machen.<br />
Es sind sieben Lektionen, die klassenübergreifend<br />
stattfinden: eine Lektion Deutsch und je zwei Lektionen<br />
Math und NMM. Jeweils am Montag und Donnerstag wird<br />
je eine Lektion im Team-Teaching unterrichtet. Am Freitag<br />
findet der Unterricht ausschliesslich in den Klassen statt.<br />
Die Cycle-Lektionen führen immer drei Lehrpersonen<br />
durch. Nebst den Klassenlehrerinnen Manuela Hählen<br />
und Livia Blaser unterrichten auch noch Susanne Gribi-<br />
Neuhaus und Nicole Heimberg am Cycle élémentaire<br />
Wiler.<br />
Gruppenarbeit mit Posten<br />
An diesem Montagmorgen besuchen die Kindergartenkinder<br />
und die Erstklässler eine Deutschlektion in der sogenannten<br />
«Quaki-Stunde». Die Zweitklässler bleiben in<br />
ihrem Klassenzimmer, um die Hausaufgaben zu besprechen<br />
und weiterführende Sprachübungen zu lösen. Ein<br />
Zimmer weiter sitzen die Vier- bis Siebenjährigen im Kreis<br />
und vertauschen die Sprache: Von nun an sollen sie nur<br />
noch Standardsprache sprechen. Die Lehrperson gibt Anweisungen<br />
zu zwei neuen Posten, und schon machen sich<br />
die Kinder selbstständig an die Arbeit. An der Wandtafel<br />
befinden sich die Anleitungen für die einzelnen Posten<br />
und in kleinen Mäppchen, die mit den Namen der Gruppenmitglieder<br />
beschriftet sind, das nötige Kleinmaterial.<br />
In einem Gestell holen sich die Kinder alles Weitere, was<br />
sie für den vorgesehenen Posten brauchen. Die Gruppe<br />
orange macht gerade ein Wörterpuzzle mit Bild. Jael erklärt<br />
dem sichtlich jüngeren Kollegen, dass er mit den<br />
Buchstaben einen Delfin legen muss und diesen aufkleben<br />
soll. Sie hilft ihm geduldig, ohne ihm aber die Arbeit<br />
abzunehmen. Schräg gegenüber in einer anderen Ecke<br />
des Zimmers sitzt eine andere Gruppe Kindergartenkinder<br />
und Erstklässler. Sie müssen die Bildkarten zusammenfügen,<br />
die sich reimen. Sie legen die Schraube zur Taube<br />
und die Socke zur Locke.<br />
Individueller Lernweg<br />
Diese Unterrichtsmethode habe viele Vorteile, sind alle<br />
Cycle-Lehrpersonen überzeugt: Die Kinder können individuell<br />
gefördert werden, durch den altersdurchmischten<br />
Unterricht aber gleichzeitig auch vielfältige Gemeinschaft<br />
erleben. Alle Kinder in den Klassen arbeiten am selben<br />
Gegenstand, jeweils ihrem jeweiligen Stand entsprechend.<br />
Die Kinder haben immer die Möglichkeit, in ein anderes<br />
Niveau hineinzuschnuppern und diese Aufgaben zu<br />
lösen. «Die Lernwege sind sehr individuell», sagt Susanne<br />
Gribi-Neuhaus. «Du wirst den Kindern so gerechter.» Ist<br />
ein Kind bereit für einen Klassenwechsel, so ist dies auch<br />
während des Jahres rasch und unbürokratisch möglich.<br />
Im Cycle élémentaire ist der Übertritt ins dritte Schuljahr<br />
nach drei bis fünf Jahren möglich. Die Lehrerinnen sehen<br />
einen weiteren Vorteil in diesem System: «Die Sozialkompetenz<br />
der Kinder ist höher als sonst.» Die Kinder schauen<br />
und helfen einander in der Gruppenarbeit. Auch ihre<br />
Selbstständigkeit sei sehr ausgeprägt.<br />
Grosse Gruppe<br />
Indes: Das System hat auch seine Tücken: So ist die Cycle-Klasse<br />
in Wiler mit 46 Kindern (20 Kindergartenkindern<br />
und 24 Schulkindern) sehr gross. Die Kinder wachsen<br />
da rein, beobachtet das Cycle-Team. Für einzelne<br />
Schülerinnen oder Schüler wäre aber eine kleinere Klassengrösse<br />
sinnvoller. Sie haben die Möglichkeit, die Einführungsklasse<br />
im Schulverband Aarberg zu besuchen.<br />
Das Unterrichten im Cycle-System steht und fällt<br />
aber mit dem Engagement der Lehrkräfte. Die Lehrerinnen<br />
haben verschiedene Lernumgebungen für den Unterricht<br />
am Cycle élémentaire entwickelt. Sie alle hätten ein regelrechtes<br />
«feu sacré» für diese Unterrichtsmethode entwickelt<br />
und möchten niemals mehr anders arbeiten. An<br />
wöchentlichen Teamsitzungen tauscht sich das Lehrerinnenteam<br />
aus, organisiert, analysiert – und diskutiert auch<br />
immer wieder pädagogische Grundhaltungen sowie gemeinsame<br />
Rituale, welche ebenfalls zur Basis des Cycle<br />
élémentaire gehören.<br />
▶<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 27
Volksschule | Ecole obligatoire<br />
Spielen und Lernen werden wie in der Basisstufe miteinander verbunden.<br />
Eltern gut informieren<br />
Wichtig sei aber auch, dass die Eltern gut informiert würden,<br />
weiss der Co-Schulleiter Peter Christen. Als der<br />
Cycle élémentaire im Schuljahr 2013/14 zunächst in Wiler,<br />
später auch noch in den Schulen Seedorf sowie Baggwil<br />
und Ruchwil eingeführt wurde, war das kritische Interesse<br />
der Eltern vorhanden. «Einige wenige hatten Mühe, weil<br />
die Lektionentafel auf dem Stundenplan weniger konkret<br />
war als gewohnt.» Heute sei die Kritik nur noch an einem<br />
kleinen Ort, stellt der Co-Schulleiter fest. Es sei aber<br />
nötig, auch nach dem Einführungsabend immer wieder<br />
Transparenz zu schaffen, die Mütter und Väter zu informieren<br />
und einzuladen, Fragen zu stellen oder einen<br />
Schulbesuch abzustatten. «Für die Eltern überwiegen die<br />
Vorteile heute klar, und wir konnten eine Vertrauensbasis<br />
schaffen», sagt Peter Christen.<br />
Der Cycle élémentaire<br />
Für die Bildung der vier- bis achtjährigen Kinder wurde im<br />
französischsprachigen Teil des Kantons Bern der Cycle<br />
élémentaire entwickelt. Spielen und Lernen werden wie<br />
in der Basisstufe miteinander verbunden und der Übergang<br />
vom Kindergarten in die Schule fliessend und flexibel<br />
gestaltet. Die Trennung von Kindergarten und den beiden<br />
ersten Schuljahren der Primarstufe wird aber beibehalten.<br />
Verbindende Elemente sind stufenübergreifende Aktivitäten<br />
wie jahrgangsgemischte Projekte und Lerngruppen,<br />
deren Organisationsform variieren kann.<br />
Die Lehrkräfte des Kindergartens und der Primarstufe<br />
bilden gemeinsam ein Team und übernehmen die Verantwortung<br />
für den Cycle élémentaire. Sie werden im Unterricht<br />
durch eine zusätzliche Lehrkraft in insgesamt sieben<br />
Lektionen unterstützt.<br />
Die Kinder können den Cycle élémentaire in drei, vier oder<br />
fünf Jahren durchlaufen und treten, wenn die Lernziele<br />
erreicht sind, in das dritte Schuljahr der Primarstufe über.<br />
Der Cycle élémentaire und die Basisstufe sind Modelle für<br />
die Gestaltung der Eingangsstufe, welche die Gemeinden<br />
im ganzen Kanton Bern freiwillig einführen können.<br />
Synthese « Les enfants sont<br />
appréciés à leur juste valeur »<br />
Processus d’apprentissage individuels.<br />
Dans la commune de Wiler<br />
bei Seedorf, les élèves de la 1 re à<br />
la 4 e année scolaire suivent chaque<br />
semaine des leçons en commun.<br />
Ils sont en cycle élémentaire, une<br />
forme d’organisation qui permet un<br />
enseignement perméable et des<br />
parcours d’apprentissage individualisés.<br />
Dans ce cadre, les élèves de<br />
la 1 re à la 4 e année scolaire suivent<br />
environ sept leçons ensemble par<br />
semaine. Ils travaillent selon leur<br />
développement et leurs connaissances,<br />
quelle que soit leur année<br />
scolaire. « Ce système est très<br />
perméable », explique Manuela<br />
Hählen. Si un enfant maîtrise par<br />
exemple les chiffres au-dessus de<br />
20 en 3e année, il peut effectuer les<br />
exercices correspondants. Il y a sept<br />
leçons qui regroupent toutes les<br />
classes : une leçon d’allemand, deux<br />
leçons de mathématiques et deux<br />
leçons de NMM. Le lundi et le jeudi,<br />
une leçon est enseignée en duo. Le<br />
vendredi, l’enseignement est donné<br />
exclusivement dans les classes respectives.<br />
Les leçons de cycle élémentaire<br />
sont toujours encadrées par<br />
trois personnes.<br />
28<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Volksschule | Ecole obligatoire<br />
Comenius-Projekt<br />
Eine Hip-Hop-Lektion mit<br />
«Body Wave» und «Baby Freeze»<br />
Esther Diener-Morscher<br />
Fotos: Pia Neuenschwander<br />
Eine Lehrerin aus Berlin staunt über Berner Jugendliche:<br />
«Sie pubertieren und sind trotzdem so<br />
motiviert.» Eine andere Lehrerin – sie kommt aus<br />
Wien – wünscht sich eine Aula, wie jene im Burgdorfer<br />
Gsteighof-Schulhaus. Was Wiener und Berliner<br />
Lehrpersonen den Berner Schulen sonst<br />
noch gerne abschauen möchten, tragen sie derzeit<br />
für einen Leitfaden zusammen.<br />
Es ist ein ziemlich spezieller Schulunterricht an jenem<br />
Dienstagmorgen im November: Die Neuntklässler des<br />
Gsteighof-Schulhauses in Burgdorf legen ihre Handflächen<br />
auf den Boden, stützen ihr Knie auf den Ellbogen<br />
und beginnen dann vorsichtig, den Körper so auszubalancieren,<br />
dass sie sich auf den Handflächen und dem Kopf<br />
abstützen und gleichzeitig die Beine in die Luft halten: Ein<br />
«Baby Freeze». «Freeze» heisst diese Hip-Hop-Figur, weil<br />
die Tänzer in einer möglichst eindrucksvollen Position<br />
«erstarren», und «Baby», weil es die einfachste Erstarr-<br />
Position im Hip-Hop ist. Auch wenn es in Wirklichkeit alles<br />
andere als einfach ist, so beherrscht auf den Händen und<br />
dem Kopf zu balancieren, dass sich die Beine seitlich weg<br />
strecken lassen. Doch der Tänzer Philippe Dick hat in der<br />
anderthalbstündigen Hip-Hop-Lektion gut gearbeitet: Die<br />
Neuntklässler erstarren in der akrobatischen Position –<br />
und sind wahnsinnig stolz.<br />
Die Mädchen der Klasse üben derweil nicht das Erstarren,<br />
sondern das Bewegen. Philippe Dicks Tanzkollegin<br />
Pascale Altenburger zeigt den Neuntklässlerinnen die<br />
«Body Wave»: Zuerst beugt sie ihren Kopf, dann die<br />
Schultern nach hinten, dann schiebt sie die Brust und die<br />
Hüfte nach vorne, am Schluss kippt sie in die Knie. Eine<br />
Welle scheint ihren Körper zu durchlaufen. Die Schülerinnen<br />
schaffen es nach anderthalb Stunden, die Welle vom<br />
Kopf bis zu den Füssen fliessen zu lassen.<br />
Choreografie mit Neuntklässlern<br />
«Erstaunlich, wie schnell sie das können», kommentiert<br />
Annett Kreuziger die Hip-Hop-Stunde im Schulhaus. Annett<br />
Kreuziger ist eine Lehrerin aus Berlin. Und sie ist eine<br />
von 30 Gästen, welche die Erziehungsdirektion des Kantons<br />
Bern kürzlich empfangen hat; 15 aus Wien und 15<br />
aus Berlin. Sie kamen, um zu erfahren: Wie bringen die<br />
Berner Volksschulen Kultur in ihren Unterricht?<br />
Sie tun es «enorm kreativ», «nah bei den Kindern»<br />
und «professionell»: So begeistert äusserten sich die ausländischen<br />
Gäste über das, was ihnen die Berner Lehrpersonen<br />
zeigten. Dass die beiden Tanzlehrer Pascale Altenburger<br />
und Philippe Dick es in nur anderthalb Stunden<br />
geschafft haben, den Neuntklässlern eine kleine Choreografie<br />
beizubringen, hat Annett Kreuziger ziemlich<br />
erstaunt: «Es sind alles Pubertierende – und trotzdem<br />
machen sie mit.» Toll fand sie auch, dass sich die Lehrpersonen<br />
völlig raushielten und den Kurs den Tanzlehrern<br />
überliessen. An Berliner Schulen würde die Klassenlehrerin<br />
kaum das Zepter aus der Hand geben, ist sie überzeugt.<br />
«Bei euch in Burgdorf merkt man gar nicht, wer<br />
Lehrer und wer Künstler ist», wunderte sich auch die Leiterin<br />
der regionalen Schulaufsicht Pankow-Berlin, Gabi<br />
Münzberg.<br />
Kulturunterricht im Museum<br />
Genau das findet Annett Kreuziger gut: Dass die Lehrpersonen<br />
auch einmal die Kontrolle abgeben: «Profis können<br />
einfach besser auf die Kinder eingehen als die Lehrer und<br />
Lehrerinnen, auch wenn diese selber eine Hip-Hop-Lektion<br />
geben könnten.» Ein Hip-Hop-Kurs in einer Berliner<br />
Klasse? Sie zweifelt, dass das klappen würde. Scheitern<br />
würde es wohl daran, dass an Berliner Schulen ganz andere<br />
Verhältnisse herrschen als in Burgdorf. «Wir haben<br />
bei uns durchschnittlich 30 Kinder in einer Klasse», sagt<br />
sie. Dazu kommt: «Ich habe bei euch kein einziges dickes<br />
Kind gesehen, und alle haben am Anfang der Lektion ein<br />
tolles Hobby genannt: Gitarre, Fussball, Tischtennis… Bei<br />
uns hätten wohl einige gesagt: Mein Handy.» Sie bringt<br />
die Unterschiede zwischen Berlin und Burgdorf kurz auf<br />
einen Punkt: «Bei euch hat man einfach viel mehr Geld.»<br />
Und man hat mehr Platz: Die Wiener Grundschullehrerin<br />
Romana Haitzer schwärmt von den Burgdorfer Verhältnissen.<br />
«Traumhafte Räume für den Chor gibt es hier»,<br />
sagt sie und meint damit die Aula. In Wien singt sie mit<br />
ihren Schülerinnen und Schülern in einem kleinen Raum,<br />
wo auch noch die Bibliothek untergebracht ist. Doch die<br />
Platznot mache erfinderisch, fügt Romana Haitzer hinzu:<br />
«Weil wir keine freien Schulzimmer haben, verlegen wir<br />
den Kulturunterricht auch mal in ein Museum.»<br />
30<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Volksschule | Ecole obligatoire<br />
Mädchen und Knaben üben eine Hip-Hop-Choreografie ein.<br />
Skepsis gegenüber Musik- und Werkunterricht<br />
Hörte man die Berliner und Wiener Gäste ihre Berner<br />
Gastgeber loben, könnte man zum Schluss kommen,<br />
dass die Lehrpersonen ausnahmslos alles gut fanden,<br />
was die Berner in Sachen Kulturvermittlung an der Schule<br />
unternehmen. Tun sie das wirklich? «Sie waren schon<br />
sehr beeindruckt», zieht Christoph Joss, der regionale<br />
Schulinspektor, Bilanz. Doch er räumt ein, es hätten sich<br />
auch grosse Unterschiede in der Schulkultur zwischen<br />
den drei Ländern gezeigt.<br />
Von den ausländischen Gästen etwas skeptisch betrachtet<br />
wird zum Beispiel der «hundskommune Musikund<br />
Werkunterricht», den es an den Berner Schulen gibt.<br />
Weder in Berlin noch in Wien sind die Lehrpersonen so<br />
umfassend ausgebildet, dass sie selber solchen Unterricht<br />
geben können. In Berlin müssen die Schulen auch<br />
fürs Gestalten eine Künstlerin oder einen Künstler engagieren.<br />
In Wien zählt Werken erst gar nicht zur Kultur –<br />
weil es halt «nur» von einer Lehrerin oder einem Lehrer<br />
vermittelt wird. Und auch für den Musikunterricht engagieren<br />
die Wiener am liebsten eine Fachperson: Letztes<br />
Jahr hat die Stadt schulübergreifend ein Musikprojekt namens<br />
«Monsterfreunde» für die Erst- bis Viertklässler gestartet.<br />
Am Schluss sind die 700 Kinder, die daran teilgenommen<br />
haben, gemeinsam in der Wiener Stadthalle<br />
aufgetreten. Begleitet wurden sie von der russisch-österreichischen<br />
Starsopranistin Natalia Ushakova.<br />
Kultur – ein Bestandteil des Unterrichts<br />
Das Ziel der gegenseitigen Besuche in Bern, Wien und<br />
Berlin ist es, herauszufinden, wie die Schulen den Kindern<br />
möglichst wirksam Kultur vermitteln können. Weil es dazu<br />
noch wenig brauchbare Erfahrungen gibt, versuchen es<br />
viele Schulen auf eigene Faust. Doch die Schulverantwortlichen<br />
von Bern, Berlin und Wien haben mittlerweile<br />
festgestellt: Die besten Absichten zeigen nicht immer die<br />
besten Wirkungen. Vor allem zwei Fehler wollen sie vermeiden:<br />
«Wir möchten nicht, dass die Schulen zur Kulturvermittlung<br />
ein extraterrestrisches Ausnahmetalent einfliegen,<br />
das den Kindern eine Stunde lang Kunst zeigt und<br />
Das Comenius-Programm wäre für<br />
Berner Schulen eigentlich tabu<br />
«Schule inklusive kulturelle Bildung» nennen die beteiligten<br />
Schulverantwortlichen aus Bern, Wien und Berlin ihr<br />
Projekt. Für die Beteiligten aus Deutschland und Österreich<br />
ist klar, wer für die Kosten des geplanten länderübergreifenden<br />
Leitfadens aufkommt: das europäische Comenius-<br />
Programm. Die Europäische Union hat es vor 20 Jahren eingeführt<br />
mit dem Ziel, die Zusammenarbeit von Schulen in<br />
Europa zu fördern. Comenius widmet sich der Bildungszusammenarbeit<br />
an Kindergärten, Volksschulen und Gymnasien<br />
– analog dem Erasmus-Programm, das für die Zusammenarbeit<br />
an den Hochschulen geschaffen worden ist. Seit<br />
2014 darf die Schweiz aber nicht mehr als gleichwertiges<br />
Mitglied am Comenius-Programm teilnehmen. Das hat die<br />
Europäische Kommission nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative<br />
beschlossen.<br />
Am Projekt «Schule inklusive kulturelle Bildung» konnte<br />
sich die Berner Erziehungsdirektion zwar beteiligen. Allerdings<br />
sprang die Stiftung Mercator Schweiz – sie setzt sich<br />
für die Förderung junger Menschen ein – als Sponsorin ein.<br />
Denn für Reisen und Unterkunft in der Schweiz zahlte das<br />
Comenius-Programm den 30 Wiener und Berliner Schulfachleuten<br />
nichts.<br />
dann wieder weg ist. Das bringt nur Schall und Rauch, ist<br />
aber nicht nachhaltig», erklärt Michael Wimmer, der<br />
Schulkulturverantwortliche von Wien. Der zweite Fehler,<br />
den Schulen oft machen, ist: «Sie bringen einmal im Jahr<br />
am Rande etwas Kultur in die Schule. Dabei sollte Kultur<br />
ein fester Bestandteil des Unterrichts werden.»<br />
Aufgrund ihrer Beobachtungen und Erfahrungen an<br />
Berner, Wiener und Berliner Schulen wollen die Schulverantwortlichen<br />
bis nächsten Sommer einen länderübergreifenden<br />
Leitfaden schreiben. Dessen Ziel ist es, klare<br />
und erprobte Vorschläge zu bieten und zu zeigen: So können<br />
Schulen am besten Kultur in den Unterricht einbauen.<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 31
Volksschule | Ecole obligatoire<br />
Kinderlieder/CD<br />
«Anders Andersson»<br />
– eine CD für<br />
junge und besondere<br />
Kinder<br />
Schultheater<br />
4. Jugend Theater<br />
Festival Schweiz<br />
Das Programm des 4. Jugend Theater Festival Schweiz vom 6. bis zum<br />
10. September 2017 wird durch einen Wettbewerb zusammengestellt.<br />
Alle Jugend-Theatermacherinnen und -macher aus dem Schultheater sind<br />
eingeladen, sich mit ihrer Gruppe anzumelden. Aus allen Bewerbungen kürt<br />
die Jury sechs Ensembles, welche in der Festivalwoche ihre Inszenierungen<br />
vor öffentlichem Publikum zeigen, von Theaterprofis angeleitete Workshops<br />
besuchen und Kontakt mit anderen Theaterbegeisterten knüpfen können.<br />
Einsendeschluss für Bewerbungen: 1. April 2017.<br />
www.jugendtheaterfestival.ch<br />
éducation21| Filme für eine Welt<br />
20. Filmtage21 – Filme<br />
für eine nachhaltige Welt<br />
Im Programm der 20. Filmtage21 stehen einmal mehr neue und attraktive<br />
Filme, die zusammen mit den begleitenden Unterrichtsanregungen die Umsetzung<br />
von Bildung für nachhaltige Entwicklung unterstützen. Im Fokus stehen<br />
globale Themen aus den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft:<br />
Die zwei Kinder Pia und Mogi aus dem indonesischen Regenwald fragen<br />
sich, warum bei uns überall Palmöl drin ist, wenn es doch ihren Lebensraum<br />
zerstört. Ein anderer Junge philosophiert über Zusammenhänge in der Natur,<br />
und der kleine Anatole lernt, sein Handicap als Chance zu sehen. Aicha und<br />
ihre Freunde aus dem Senegal gewähren auf lebensfrohe Art Einblick in ihren<br />
Alltag. Neben diesen Filmen für jüngere Kinder laufen im Filmprogramm auch<br />
Filme für die Sekundarstufe I und II zu Tourismus, Energie, Menschenrechten<br />
und Klimaschutz. Am 29. und 30. März 2017 an der PHBern, Institut für<br />
Weiter- und Medienbildung, Helvetiaplatz 2, jeweils von 17.30 bis 21.15 Uhr.<br />
Warum nicht mal ganz anders, und<br />
was ist schon normal, denkt sich<br />
Anders Andersson, die neue liebenswerte<br />
Titelfigur der neuen CD von<br />
Andrew Bond. 30 neu komponierte<br />
Lebens- und heilpädagogisch ausgerichtete<br />
Lieder laden zu einer<br />
musikalischen Reise in das Anderssein<br />
ein. Gemeinsam mit Kindern der<br />
Stiftung Bühl in Wädenswil, die alle<br />
mit einer Beeinträchtigung leben,<br />
präsentiert der Kinderliedermacher<br />
eingängige, melodiöse und aufgestellte<br />
Lieder für ganz bestimmte alltägliche<br />
oder emotionale Momente<br />
wie Wecken, Anziehen, Duschen,<br />
Begrüssen und Sich-Einfinden, Sorgetragen,<br />
Stoppsagen, Gefühlezeigen,<br />
Partyfeiern u.a.<br />
Die neue CD ist ab sofort in allen<br />
Musikfachgeschäften, an den<br />
Konzerten von Andrew Bond und<br />
online erhältlich.<br />
www.andrewbond.ch<br />
www.education21.ch/de/filmtage<br />
Foto: zvg<br />
Musikalisches Kartenspiel<br />
Das Stimmen-Quartett<br />
Das Stimmen-Quartett, ein musikalisches Kartenspiel, soll Schülerinnen und<br />
Schülern, aber auch Lehrpersonen, die Welt der Stimmimprovisation niederschwellig<br />
zugänglich machen. Neben dem Umgang mit der eigenen Stimme<br />
trainieren sich die Schülerinnen und Schüler zudem in bewusstem Hören und<br />
können performative Erfahrungen machen. Im weiteren Gebrauch lernen die<br />
Schülerinnen und Schüler, ihre Stimme auf verschiedene Arten künstlerisch<br />
einzusetzen und zu kontrollieren. Es lassen sich verschiedene musikalische<br />
Kompetenzen nach Lehrplan 21 entwickeln.<br />
www.stimmenquartett.ch<br />
32<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Volksschule | Ecole obligatoire<br />
Foto:zvg<br />
Bernisches Historisches Museum<br />
Wettbewerb zur<br />
Verleihung des «Goldenen<br />
Albert 2017»<br />
Anlässlich der Veranstaltung «Eine Nacht<br />
mit Albert» am 2. Juni 2017 verleiht das<br />
Bernische Historische Museum zum zweiten<br />
Mal den «Goldenen Albert».<br />
In einem Wettbewerb zum Thema «Lichtgeschwindigkeit»<br />
wird der beste, überraschendste oder originellste<br />
Beitrag mit der beliebten Trophäe belohnt. Schulklassen,<br />
Gruppen und Einzelpersonen sind eingeladen, sich<br />
dem Thema auf kreative Weise zu nähern. Ob dies in<br />
Form eines Gedichts, einer Installation oder einer<br />
physikalischen Gleichung geschieht, ist dabei nicht<br />
entscheidend; viel wichtiger sind Ideenreichtum<br />
und Überzeugungskraft. Ablauf: www.nachtmitalbert.ch,<br />
Anmeldung bis 30. April 2017.<br />
Eine Nacht mit Albert: Jung und Alt, Physik-Nerds<br />
und -Verweigerer sind am 2. Juni 2017 eingeladen, sich<br />
bei Konzerten, Vorträgen, Führungen und Mitmachangeboten<br />
auf die Spuren des genialen Physikers zu<br />
begeben.<br />
Einstein-Woche für Schulen: Für Schulklassen<br />
findet vom 30. Mai bis zum 2. Juni 2017 eine Einstein-<br />
Woche statt. Ein 75-minütiger Parcours durch das<br />
Einstein Museum gibt spannende Einblicke in das Leben<br />
von Albert Einstein, und physikalische Experimente<br />
veranschaulichen seine bahnbrechenden Theorien.<br />
www.nachtmitalbert.ch<br />
elke.lohmann@bhm.ch / www.bhm.ch<br />
Foto: zvg<br />
Projektwoche Bergwald<br />
Nachhaltig handeln – ganzheitlich lernen<br />
Wie fühlt es sich an, sich mit allen Kräften für eine gute Sache einzusetzen?<br />
In einer Woche im Bergwald erfahren Schulklassen ab Ende des 8. Schuljahres<br />
Sinnhaftigkeit am eigenen Leib. Die Jugendlichen machen elementare<br />
Naturerfahrungen, spüren und erweitern ihre Grenzen, erleben und reflektieren<br />
ihre Selbstwirksamkeit und stärken ihr Selbstvertrauen. Die Arbeit<br />
erfolgt in Kleingruppen, angeleitet durch Fachleute mit pädagogischer Erfahrung.<br />
Vergünstigte Teilnahme für Berner Schulklassen! Pro Teilnehmerin<br />
und Teilnehmer ca. CHF 150.– bis 200.–, je nach Anzahl der Kleingruppen<br />
(inkl. Unterkunft, exkl. Verpflegung und Reise). Die Projektwochen finden<br />
zwischen Mai und Oktober statt. Für 2017 sind noch ein paar Plätze frei.<br />
www.bergwald.ch<br />
Slam@School 2017<br />
Zwölf Klassenworkshops<br />
suchen einen<br />
Durchführungsort<br />
Für die dritte Ausgabe der Workshopreihe<br />
werden vorzugsweise<br />
ländliche Berner Oberstufenschulen<br />
gesucht, die mit je zwei Klassen in<br />
den Genuss von Poetry-Slam-Workshops<br />
kommen möchten. Gestandene<br />
Poetry Slammer entstauben<br />
während eines Quartals den<br />
Deutschunterricht und motivieren<br />
die Teenager zum kreativen Schreiben<br />
und Performen eigener Texte.<br />
Die Besten aller Klassen messen<br />
sich abschliessend an einem als<br />
Wettbewerb angelegten öffentlichen<br />
Poetry Slam. So geht Literatur<br />
heute – läuft bei dir? Durchführung:<br />
Sommer- und Herbstquartal 2017,<br />
Abschlussevent Januar 2018.<br />
Anmeldeschluss: 23. April 2017.<br />
Kosten: CHF 300.–/Klasse.<br />
Anmeldung an Remo Rickenbacher:<br />
info@remolution.ch<br />
www.spokenword2502.ch<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 33
Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />
34 <strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />
Serie<br />
Berufe im Wandel<br />
Verschiedene Berufe erlebten und erleben<br />
massive Veränderungen – sei dies durch<br />
veränderte Bedürfnisse, steigende Anforderungen<br />
des Arbeitsmarktes, durch den<br />
Trend zu Höherqualifizierung oder technologisch<br />
und wirtschaftlich bedingten<br />
Wandel. <strong>EDUCATION</strong> stellt solche<br />
Berufe vor, spricht mit Lehrmeisterinnen<br />
und -meistern und<br />
interviewt Lernende.<br />
Polydesigner/in3D EFZ<br />
Kreatives und Handwerkliches<br />
verbinden<br />
Mathias Marti<br />
Foto: Pia Neuenschwander<br />
Als angehende Polydesignerin3D kann Ursina<br />
Textor ihre vielseitigen Talente miteinander verbinden.<br />
Die Mischung aus Handwerk, Design und<br />
Planung macht diesen Beruf aus, der aus dem<br />
einstigen Dekorationsgestalter entstanden ist.<br />
Manchmal liegt sogar ein Abstecher nach Berlin<br />
drin, um Arbeiten auszuführen.<br />
«Man muss kreativ sein, handwerklich begabt und anpacken<br />
können. Von grossem Vorteil ist meiner Meinung<br />
nach auch eine gute Portion Selbstständigkeit.» So umschreibt<br />
Ursina Textor die Anforderungen an eine Lernende<br />
Polydesignerin3D. Sina, wie sie gerne genannt<br />
wird, hat im Umfeld der «Pure Polydesign GMBH» in Zollikofen<br />
ihre Wunschausbildungsstelle gefunden. Sie steht<br />
im letzten halben Jahr der Ausbildung zur Polydesignerin3D<br />
mit Schwerpunkt Realisation. Mit ihrem Chef und<br />
Lehrmeister Georg Wyler bildet sie ein Zwei-Mann/Frau-<br />
Powerteam, dem man sofort anmerkt, dass sich hier zwei<br />
Gleichgesinnte gefunden haben. Im hellen Atelier, in dem<br />
früher eine Molkerei geschäftet hat, unmittelbar neben der<br />
Ausbildungsstätte Inforama Rütti, erkennt man fertige Arbeiten<br />
von Ausstellungen und Events. Hier wird gesägt,<br />
geschreinert, gemalt, zusammengebaut.<br />
Die 24jährige Frau hat bereits eine Lehre hinter sich.<br />
«Ich habe zunächst Malerin gelernt und abgeschlossen.<br />
Schon damals durfte ich bei Georg als Freelancerin mitarbeiten.<br />
So habe ich gemerkt, dass mir mein handwerkliches<br />
Können als Malerin bei diesem vielfältigen Job entgegenkommt.<br />
Und dass Polydesignerin eigentlich genau<br />
das ist, was ich gerne machen würde.»<br />
Alte Hasen sind stressresistent<br />
Georg Wyler ist ein alter Hase im Business. Nach langen<br />
Jahren als Projektleiter hat er 2010 seine eigene Firma<br />
aufgebaut, um sich im Bereich Messe-, Event- und Objektdesign<br />
zu spezialisieren. «In unserem Geschäft muss<br />
man sehr flexibel sein. Die Arbeitslast ist nicht auf das Kalenderjahr<br />
ausgerichtet. Wir haben im Frühling und Herbst,<br />
wenn Messezeit ist, die Hauptlast der Arbeit zu tragen. Da<br />
gehört Überzeit dazu, genauso wie Stressresistenz», fasst<br />
der gelernte Dekorationsgestalter, wie der Job früher<br />
hiess, die Anforderungen zusammen. Und genau dort<br />
liegt auch die Schwierigkeit für den Lehrmeister. «Ich<br />
habe mit Sina eine Lernende, die sehr genau weiss, was<br />
wo zu tun ist. Wenn wir in der Zwischensaison stecken,<br />
wie jetzt gerade, kann ich nicht immer für ein volles Arbeitsportfolio<br />
sorgen. Da ist Selbstständigkeit der Lernenden<br />
gefragt. Und mit Sina klappt das perfekt.»<br />
Das Team wird jeweils ergänzt durch Georgs Frau<br />
Fiorella, die sich um die Büroarbeiten kümmert. Und natürlich<br />
eine ganze Palette von Freelancern, die nach<br />
Bedarf Arbeiten übernehmen. Dies sei ein typisches Bild<br />
für die Branche, ergänzt Georg Wyler. Gerade weil die Arbeitsbelastung<br />
unterschiedlich sei und es viele kleinere<br />
KMU gebe, würden die Spitzen mit Freelancern abgefedert.<br />
Und das mache es so schwierig, Lehrstellen anzubieten.<br />
Für ihn selber ist es die erste Erfahrung mit einer<br />
Lernenden. Und obwohl das «Experiment» erfolgreich<br />
war, werde er vermutlich zunächst eine Pause einschalten<br />
und die Lehrstelle nicht gleich wieder anbieten.<br />
An der Nachfrage, den Beruf des Polydesigners<br />
oder der Polydesignerin3D zu erlernen, mangelt es dagegen<br />
wahrlich nicht. «Ich erhalte wöchentlich mehrere Anfragen<br />
oder Blindbewerbungen im Geschäft. Die Nachfrage<br />
nach Ausbildungsplätzen übersteigt das Angebot<br />
bei weitem», sagt Wyler dazu. Worauf ist dies zurückzuführen?<br />
Sina Textor schwärmt abermals für den Beruf und<br />
streicht die Vielfältigkeit heraus. «Vom Planen und Designen<br />
bis zum Malen und Schreinern eines Möbels oder<br />
eines Ausstellungsstandes. Wir machen hier einfach alles<br />
und bauen es vor Ort auch auf.»<br />
▶<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 35
Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />
Auf nach Berlin…<br />
Eine ganz tolle Erfahrung konnte sie kürzlich mit der Firma<br />
von Georg Wyler in Berlin machen. «Pure Polydesign»<br />
durfte an der «Innotrans», der weltgrössten Messe für<br />
Bahntechnik, einen Ausstellungsstand für «Vigier Rail»<br />
konzipieren, anfertigen und aufbauen. «Wir zeigten auf<br />
der Messe eine virtuelle Gotthard-Tunneldurchfahrt, was<br />
bei vielen Besuchern auf Begeisterung und grosses Interesse<br />
gestossen ist», erzählt Sina Textor mit sichtlichem<br />
Stolz. Ein richtig cooles Erlebnis sei das gewesen.<br />
In einem halben Jahr ist Sina vorläufig am Ende der<br />
ersten Ausbildungsleiter angelangt. Wie geht es dann weiter?<br />
«Ich möchte gerne in eine etwas grössere Firma<br />
wechseln, wo die Betreuung des gesamten Projektes im<br />
Vordergrund steht. Ich stelle mir vor, dass ich mich im<br />
Bereich der Projektplanung noch verbessern kann und<br />
muss.» Es sei aber nicht einfach, so eine Stelle zu finden.<br />
«Das Angebot an grösseren Firmen, welche solche Stellen<br />
anbieten, ist gerade im Grossraum Bern eher klein. Daher<br />
ist es unumgänglich, bereits schon jetzt die Fühler auszustrecken.»<br />
Und natürlich hilft ihr dabei, dass ihr jetziger<br />
Chef Georg Wyler ein gutes Netzwerk in der Branche besitzt.<br />
«In unserem Geschäft das A und O. Nicht nur für<br />
Jobs, sondern auch für die Aufträge. Vieles läuft via direkte<br />
Kontakte. Auf Ausschreibungen für diese Jobs können<br />
Sie lange warten.»<br />
Zum Schluss bleibt der positive Eindruck vom Beruf<br />
Polydesigner/in3D: ein abwechslungsreicher und fordernder<br />
Job. Für helle Köpfe mit grosser Selbstständigkeit.<br />
Wo kreatives mit handwerklichem Geschick verbunden<br />
werden kann. Einziger Wermutstropfen für interessierte<br />
Jugendliche: Die Nachfrage nach Lehrstellen übersteigt<br />
leider das Angebot bei Weitem. Und noch etwas bleibt an<br />
Georg Wyler je länger, je mehr mit einem leicht schalen<br />
Beigeschmack haften: «Manchmal tut es mir echt weh,<br />
wie viel wir für den Abfall arbeiten. Ist die Ausstellung<br />
oder der Event vorbei, entsorgen wir die mehrmonatige<br />
Arbeit, in die man Herzblut gesteckt hat.» Es ist also auch<br />
ein Job, in dem man von lieb gewonnenen Dingen rasch<br />
loslassen muss.<br />
Polydesigner/in3D EFZ<br />
(früher Dekorationsgestalter/in)<br />
Polydesigner sind Fachleute für dreidimensionale<br />
Gestaltung. Sie entwickeln nach Kundenwünschen<br />
Gestaltungsideen für Verkaufs- und Veranstaltungsräume,<br />
Ausstellungen, Messen, planen das Projekt<br />
und setzen es um. Im Beruf werden drei Schwerpunkte<br />
unterschieden: Kreation, Realisation und Styling.<br />
Die vierjährige Ausbildung in einem der Schwerpunkte<br />
Kreation, Realisation oder Styling wird in Agenturen,<br />
Ateliers, Warenhäusern, Fachgeschäften oder Messebaufirmen<br />
angeboten. Die Anforderungen in diesem<br />
abwechslungsreichen Berufsfeld sind: abgeschlossene<br />
Volksschule, gute Leistungen in Zeichnen und Deutsch,<br />
handwerkliches Geschick, Gestaltungstalent, überdurchschnittliches<br />
räumliches Vorstellungsvermögen,<br />
Sinn für Farben und Formen und Kreativität. Nicht<br />
selten gehören im Berufsumfeld auch unregelmässige<br />
Arbeitszeiten (z.B. für Auf- und Abbau bei Messen)<br />
dazu.<br />
Synthèse Polydesigner 3D : l’alliance<br />
de la créativité et de l’artisanat<br />
Ursina Textor suit un apprentissage<br />
de polydesigner 3D, profession autrefois<br />
appelée décorateur. Les polydesigners<br />
sont les spécialistes de la<br />
conception tridimensionnelle. Sur<br />
mandat de leur clientèle, ils développent<br />
des idées d’aménagement<br />
pour des espaces destinés à la vente,<br />
à des manifestations, à des expositions,<br />
à des foires. Ils planifient le<br />
projet et le réalisent. D’une durée<br />
de quatre ans, la formation peut se<br />
faire dans trois domaines spécifiques<br />
: création, réalisation et<br />
styling. Elle est proposée par des<br />
agences, des ateliers, des centres<br />
commerciaux, des magasins<br />
spécialisés ou des entreprises organisatrices<br />
de foires. Georg Wyler,<br />
propriétaire de l’entreprise Pure<br />
Polydesign GmbH et formateur d’Ursina,<br />
explique en quoi consiste principalement<br />
cette profession : « Nous<br />
devons faire preuve d’une grande<br />
flexibilité. La charge de travail n’est<br />
pas équilibrée tout au long de l’année.<br />
Elle se concentre au printemps<br />
et en automne, durant les périodes<br />
de foire. Il n’est alors pas rare que<br />
nous fassions des heures supplémentaires<br />
et que nous subissions beaucoup<br />
de pression. » Les places d’apprentissage<br />
de polydesigner 3D sont<br />
très<br />
demandées. « Chaque semaine, je<br />
reçois plusieurs demandes d’information<br />
ou des candidatures spontanées.<br />
La demande supplante largement<br />
l’offre », observe Georg Wyler.<br />
Cela n’étonne pas son apprentie.<br />
Ursina Textor aime beaucoup son<br />
métier et en souligne la diversité.<br />
« Que ce soit planifier et concevoir<br />
ou peindre et assembler un meuble<br />
ou un stand d’exposition, nous faisons<br />
un peu de tout et effectuons<br />
aussi le montage sur place. » Il n’est<br />
donc pas étonnant que la demande<br />
soit si importante.<br />
36<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />
Tag des Gymnasiums<br />
Am gleichen Seil ziehen<br />
Tina Uhlmann<br />
Fotos: Thomas Cunz<br />
Wie sieht die ideale Maturandin, der ideale Maturand<br />
aus? Mit allen basalen fachlichen Studierkompetenzen<br />
ausgerüstet, selbstständig im Lernen,<br />
studierfähig. Wie dieses Ziel erreicht werden<br />
soll, darüber sind sich nicht alle einig. Am «Tag<br />
des Gymnasiums» in Biel trat Erziehungsdirektor<br />
Bernhard Pulver in einen engagierten Dialog mit<br />
Vertreterinnen und Vertretern von Gymnasien,<br />
Kommissionen und der Universität. Gegen 900 Lehrpersonen<br />
nahmen die Gelegenheit wahr, in die<br />
nahe Zukunft zu blicken und sich auszutauschen.<br />
Wie in einem Bienenhaus summte es an diesem<br />
stürmischen Januartag im Foyer des Bieler Kongresshauses.<br />
Über Mittag waren eineinhalb Stunden für den reichhaltigen<br />
«Stehlunch» reserviert – Zeit genug, mit Kolleginnen<br />
und Kollegen aus dem ganzen Kanton ins Gespräch<br />
zu kommen. Und wie! Als das Programm um 14.15 Uhr<br />
mit einem Referat des Erziehungsdirektors weitergehen<br />
sollte, waren Lehrerinnen und Lehrer kaum in den Saal zu<br />
bewegen. Und als sie dann allmählich doch sassen, konnten<br />
sie nicht aufhören<br />
zu diskutieren. «Geht es in Ihren Klassen auch so zu<br />
und her?,» rief Moderator Ralph Thomas schon fast ein<br />
wenig verzweifelt in den Saal.<br />
Grund für die angeregten Gespräche waren sicher<br />
auch die brisanten Themen, die an diesem dritten «Tag<br />
des Gymnasiums» traktandiert waren. Besonders der<br />
Übergang der Maturandinnen und Maturanden von den<br />
Gymnasien an die Hochschulen gab auf dem Podium am<br />
Nachmittag zu reden. So verglich Bruno Moretti, Präsident<br />
der Kommission Gymnasium-Hochschule, die Situation<br />
mit zwei benachbarten Ländern: «Zwischen diesen<br />
Ländern gibt es eine Grenze, und der Übergang ist geregelt,<br />
aber es wird wenig Beziehung gepflegt.» Da die Zulassung<br />
an die Universitäten von den Gymnasien erteilt<br />
werde, seien die dortigen Lehrpersonen die «Zöllner». Der<br />
stufenübergreifenden Kommission Gymnasium-Hochschule<br />
kommt in diesem System die Aufgabe der Wirtschaftsförderung<br />
zwischen den beiden Ländern zu. Die<br />
Metapher des Zöllners wurde in der folgenden Diskussion<br />
immer wieder aufgegriffen.<br />
«Wir möchten gern mehr sein als Zöllner», bezog<br />
sich etwa Nicole Nyffenegger-Staub von der Kantonalen<br />
Maturitätskommission auf Morettis Vergleich. Die Hauptexpertin<br />
für Englisch sieht die Aufgabe der Expertinnen<br />
und Experten vor allem darin, «das Rollenverständnis<br />
auf beiden Seiten zu klären». Bernhard Pulver fand die<br />
Zöllnermetapher ebenfalls «interessant», hielt aber fest:<br />
«Es handelt sich bei Gymnasium und Hochschule um<br />
einen einzigen, gemeinsamen Bildungsgang. Die Matura<br />
ist das Eintrittsbillett in die Hochschule. Und auch wenn<br />
nicht alle Maturandinnen und Maturanden anschliessend<br />
ans Gymnasium an einer Hochschule studieren, so ist es<br />
in der Hauptstossrichtung doch so gedacht.»<br />
Selbständiges Lernen hüben und drüben<br />
Im Gespräch um die zu stärkende Selbstständigkeit der<br />
Schülerschaft fragte sich die Rektorin des Berner Gymnasiums<br />
Kirchenfeld, Elisabeth Schenk-Jenzer, warum «wir<br />
an den Gymnasien nun die Freiheit schaffen sollen, welche<br />
die Universitäten gerade am Abbauen sind». Dafür<br />
erntete sie deutliche Zustimmung aus dem Publikum.<br />
Doch Bruno Moretti konterte, auch die Uni Bern sei daran,<br />
«die Selbstständigkeit der Studierenden zurückzugewinnen».<br />
Ein Widerspruch zum Projekt SOL (Selbst organisiertes<br />
Lernen), das an den Gymnasien durchgeführt<br />
wurde, besteht gemäss Bruno Moretti nicht.<br />
Markus Beutler, Deutschlehrer am Gymnasium Muristalden,<br />
hofft seinerseits, dass er in Zukunft nicht alle<br />
Inhalte mit der SOL-Methode vermitteln muss: «Man stelle<br />
sich vor, den Schülern Freiheit zu gewähren, wenn es um<br />
Kommaregeln geht!» Beutler verwies dabei auch auf die<br />
basalen fachlichen Studierkompetenzen, die vonseiten<br />
Universität eingefordert würden, in der Erstsprache oder<br />
in Mathematik: «Da kommt noch etwas auf uns zu!»<br />
SOL sei nicht nur Methode, sondern müsse auch<br />
Ziel des gymnasialen Unterrichts sein, so Walter Herzog<br />
von der Universität Bern. Er stellte die Auswertung des<br />
abgeschlossenen SOL-Projekts nach vier Semestern vor.<br />
In Klassen, wo autonome Lernformen schon zuvor gepflegt<br />
worden waren, waren 50,3 Prozent mit SOL motivierter,<br />
41,1 Prozent gleich motiviert wie sonst und 8,2<br />
Prozent weniger motiviert. In Klassen ohne viel Autonomie<br />
gaben hingegen nur 29,2 Prozent an, mit SOL motivierter<br />
zu sein, 20,2 Prozent waren gleich motiviert und 27,3 Prozent<br />
– also fast ein Drittel der Schülerschaft – waren weniger<br />
motiviert, sprich: überfordert. Daraus leitete auch<br />
Rektorin Schenk-Jenzer ab, dass Autonomie eben erst<br />
gelernt sein müsse, bevor das selbst organisierte Lernen<br />
angewendet werden könne.<br />
Math à la française<br />
« Ça va? », fragte nach der polarisierenden SOL-Debatte<br />
Pierre-Etienne Zürcher, Rektor des französischen Gymnasiums<br />
in Biel, jovial in den Saal – und sofort sorgte Gelächter<br />
für Entspannung. Zürcher zeigte den Kurzfilm ▶<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 37
Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />
Rückblick auf Erreichtes<br />
Die Anforderungen an gymnasiale Lehrkräfte scheinen<br />
stetig zu steigen. «Die Lohnentwicklung hat für mich<br />
oberste Priorität», erklärte Bernhard Pulver denn auch. In<br />
seinem zweisprachig gehaltenen Referat blickte er zurück<br />
auf das, was seit dem ersten Mittelschulbericht von 2009<br />
erreicht wurde. Betont hat er dabei vor allem die «Quartalösung»,<br />
die nach 20-jähriger politischer Diskussion<br />
2017 eingeführt werden kann. «Die Klassen müssen zu<br />
Beginn des ersten nachobligatorischen Schuljahres nicht<br />
mehr neu zusammengesetzt werden, und der Unterricht<br />
im Schwerpunktfach kann bereits im ersten Jahr beginnen»,<br />
steht im aktuellen Bericht zu lesen. Dank einer<br />
Überarbeitung von Lehrplan und Lektionentafel bringe der<br />
neue Bildungsgang zudem eine gleichmässigere Belastung<br />
für die Schülerschaft, so Pulver.<br />
Ebenso lobte der Erziehungsdirektor die Entwicklung<br />
des gemeinsamen Prüfens mit dem Ziel vergleichbarer<br />
Beurteilung für vergleichbare Leistungen: «Hier konnten<br />
wir einen Mehrwert in allen Fächern schaffen.» Dabei<br />
habe der Kanton Bern auf eine lange Tradition zurückgreifen<br />
können. Wichtig sei, dass man sich nun nicht<br />
Richtung Standardisierung weiterbewege: «Wir brauchen<br />
keine starre Form, sondern eine gemeinsame Kultur.»<br />
«Die Lohnentwicklung hat für mich oberste Priorität»,<br />
erklärte Bernhard Pulver.<br />
« Appui en mathématiques » über individuelle Lernförderung<br />
in Mathematik, eine Spezialität seiner Schule. Im Film<br />
äusserten sich Schülerinnen und Schüler sehr positiv über<br />
ihre Lernerfolge in den kleinen Gruppen dieses freiwilligen<br />
Stützunterrichts zu einem für viele schwierigen Fach.<br />
«Soll Mathematik wirklich das Wichtigste werden?»,<br />
fragte Bernhard Pulver in der folgenden Diskussion um<br />
die basalen Fähigkeiten – und antwortete selbst: «Ich finde<br />
nicht!» Mit den basalen Kompetenzen laufe man Gefahr,<br />
fachlich «einen harten Kern zu etablieren, um den herum<br />
alles erodiert wird». Dabei zeichne sich die gymnasiale<br />
Bildung doch gerade durch ihre Breite aus.<br />
Fast alle zufrieden<br />
Beim abschliessenden Apéro im Foyer machte sich zufriedene<br />
Stimmung breit. Der Tag habe in einigen Punkten<br />
erhellt, was die nahe Zukunft für den Schulalltag bereithalte,<br />
meinten die befragten Lehrpersonen fast unisono,<br />
bevor sie hinaus an die frische Luft strebten, wo noch<br />
immer wild die Schneeflocken tanzten. Wild diskutiert<br />
wurde im Foyer nicht mehr. Zu reden gaben hier und dort<br />
noch die Sparmassnahmen, welche die Umsetzung der<br />
besprochenen Projekte natürlich erschweren. Dass Bernhard<br />
Pulver am Schluss auf eine Frage aus dem Publikum<br />
nach «zusätzlichen Ressourcen» erklärt hatte, damit sei<br />
aktuell nicht zu rechnen, bestätigte schliesslich nur,<br />
was alle schon wussten. An einem der vielen Stehtischchen<br />
erkannten einige Stimmen auch Verbesserungsmöglichkeiten:<br />
Auf dem Podium, so eine Gruppe von Lehrpersonen<br />
dezentraler Gymnasien, seien abgesehen vom<br />
welschen Kollegen nur Stadtberner Schulen vertreten gewesen.<br />
Ein Wermutstropfen vielleicht in einem ansonsten<br />
stimmig von der Abteilung Mittelschulen organisierten<br />
und vom jungen Jazzduo DA DOO akzentuierten «Tag des<br />
Gymnasiums».<br />
www.erz.be.ch>Mittelschule>Entwicklung Mittelschulen<br />
38<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />
Der Übergang der Maturandinnen und Maturanden von den Gymnasien an die Hochschulen gab am Tag des Gymnasiums zu reden.<br />
Synthese: Journée du gymnase –<br />
vifs débats et cohésion Comment<br />
décrire le maturant ou la maturante<br />
idéale ? Doté-e de toutes les compétences<br />
disciplinaires de base, autonome<br />
dans l’apprentissage, apte<br />
aux études. Tous ne s’accordent pas<br />
sur la manière dont cet objectif doit<br />
être atteint. Lors de la troisième<br />
Journée du gymnase à Bienne, le<br />
Directeur de l’instruction publique,<br />
Bernhard Pulver, a discuté avec des<br />
représentants et représentantes de<br />
gymnases, de commissions et de<br />
l’Université. Plus de 1 000 enseignants<br />
et enseignantes ont profité<br />
de l’occasion pour se pencher sur<br />
l’avenir proche et échanger. Dans<br />
son exposé, Bernhard Pulver a observé<br />
ce qui avait été atteint depuis<br />
le premier rapport sur les écoles<br />
moyennes en 2009. Il a notamment<br />
souligné la solution Quarta, à laquelle<br />
les partenaires francophones<br />
ont contribué en étant prêts à proposer<br />
aux jeunes francophones également<br />
la nouvelle filière de quatre<br />
ans menant à la maturité bilingue.<br />
A la fin du débat, le conseiller d’Etat<br />
a expliqué que le développement salarial<br />
du personnel était absolument<br />
prioritaire à ses yeux. Le projet« Plus<br />
d’autonomie dans l’apprentissage »<br />
et la problématique des compétences<br />
disciplinaires de base constitutives<br />
de l’aptitude générale aux études<br />
supérieures ont préalablement suscité<br />
de vives discussions.<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 39
Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />
Berufsbildung Lehrabbrüche<br />
Nach Lehrvertragsauflösung packen<br />
viele Lernende die zweite Chance<br />
Barbara E. Stalder und Fabienne Lüthi<br />
Foto: Franziska Rothenbühler<br />
Nur eine kleine Minderheit der Jugendlichen, die aus einem Lehrvertrag aussteigen, macht keinen Lehrabschluss.<br />
Barbara Stalder (rechts) und Fabienne Lüthi berichten über neue Ergebnisse des Projekts LEVA.<br />
Die vorzeitige Auflösung des Lehrvertrages bedeutet<br />
nicht, dass ein erfolgreicher Berufsabschluss<br />
in die weite Ferne rücken muss. Neue Ergebnisse<br />
der Studie LEVA zeigen, dass viele Lernende die<br />
zweite Chance nutzen, vor allem, wenn sie von<br />
ihren Berufsbildenden oder von anderen Fachpersonen<br />
unterstützt werden.<br />
«Ich habe die Lehre ja nicht abgebrochen, sondern<br />
nur den Betrieb gewechselt», meint Martin, als er gefragt<br />
wird, warum sein Lehrvertrag aufgelöst worden sei. Auch<br />
Nadia, die von der dreijährigen in die zweijährige Lehre<br />
gewechselt hat, bezeichnet diesen Schritt nicht als Abbruch.<br />
Lehrvertragsauflösung und Lehrabbruch werden<br />
zwar häufig synonym verwendet, sind aber nicht dasselbe.<br />
Eine Lehrvertragsauflösung (LVA) bezeichnet die<br />
Kündigung des Lehrvertrags vor Ablauf der regulären<br />
Ausbildungszeit. Dazu gehören auch Fälle, bei denen die<br />
Lernenden ihre Ausbildung nahtlos fortsetzen in einem<br />
anderen Betrieb oder einer Lehre mit geringeren schulischen<br />
Anforderungen. Als Abbruch werden hingegen<br />
Vertragsauflösungen bezeichnet, bei denen Jugendliche<br />
keine weitere Ausbildung mehr aufnehmen und langfristig<br />
ohne Berufsabschluss bleiben.<br />
Glaubt man der Presse, sind alle Vertragsauflösungen<br />
«Lehrabbrüche» mit entsprechend gravierenden Konsequenzen.<br />
Ein «Schritt ins Leere» sei es, ein Risiko für<br />
die Jugendlichen, auf der Strasse zu landen, ohne<br />
Abschluss und mit schlechten Erwerbschancen. Solche<br />
Zuspitzungen sind irreführend. Es ist hinreichend bekannt,<br />
dass viele Lernende ihre Berufsausbildung nach<br />
der LVA fortsetzen oder mit einer neuen Ausbildung beginnen.<br />
Unbekannt war bisher, wie viele von ihnen diese<br />
Ausbildung auch erfolgreich abschliessen. Dies kann nun<br />
erstmals mit Daten des Projekts «LEVA – Lehrvertragsauflösungen<br />
im Kanton Bern» gezeigt werden.<br />
40<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />
Hohe Wiedereinstiegsquote – hohe Abschlussquote<br />
Nur eine kleine Minderheit der Jugendlichen steigt nach<br />
der LVA endgültig aus dem Bildungssystem aus: 84% der<br />
Lernenden setzen ihre Ausbildung fort, viele von ihnen<br />
nahtlos (43%), manche nach einer Unterbrechung von bis zu<br />
1 Jahr (21%) oder 2 bis 3 Jahren (13%). Nur wenige nehmen<br />
nach 4 bis 10 Jahren wieder eine Ausbildung auf (7%).<br />
Der Mehrheit der Lernenden gelingt es, ihre (neue)<br />
Ausbildung erfolgreich abzuschliessen. 3 Jahre nach der<br />
LVA sind 43%, 5 Jahre danach 68% und 10 Jahre danach<br />
75% im Besitz eines Berufsabschlusses. Die anderen 9%<br />
sind nach einer erneuten LVA nicht wieder eingestiegen<br />
oder im Qualifikationsverfahren gescheitert.<br />
Ein rascher Wiedereinstieg und ein Abschluss sind<br />
vor allem denjenigen Lernenden möglich, die im Berufsfeld<br />
bleiben. Wer hingegen das Berufsfeld verlässt und eine<br />
völlig neue Ausbildung beginnt, tut dies meist nach einer<br />
längeren Unterbrechung. Die berufliche Umorientierung<br />
und die Suche nach einer neuen Lehrstelle brauchen Zeit.<br />
Die Risikogruppen<br />
Ein höheres Risiko, nach der LVA ohne Berufsabschluss<br />
zu bleiben, haben Lernende ausländischer Nationalität,<br />
aus bildungsfernen Familien oder mit einem nicht gradlinigen<br />
Ausbildungsweg vor Lehrbeginn. Es trifft damit dieselben<br />
Gruppen, die bereits beim Einstieg in die Berufsausbildung<br />
auf grössere Hürden stossen. Gefährdet sind<br />
auch Jugendliche, deren Vertrag aus gesundheitlichen<br />
oder familiären Gründen aufgelöst wird. Nach der LVA rücken<br />
andere Aufgaben in den Vordergrund: gesund werden,<br />
zu sich oder zu Familienangehörigen schauen. Und<br />
irgendwann scheint es zu spät, wieder eine Ausbildung<br />
aufzunehmen.<br />
Voraussetzungen für den Ausbildungserfolg<br />
Zwei Bedingungen sind entscheidend, damit Jugendliche<br />
nach einer LVA einen Abschluss erreichen. Erstens dürfen<br />
Lernende das Ziel, einen Berufsabschluss zu erwerben,<br />
nicht aufgeben. Zweitens müssen Lernende unterstützt<br />
werden, eine passende Anschlusslösung zu finden. Berufsbildende<br />
und Lehrpersonen unterstützen Lernende<br />
zunächst durch lernförderliche Ausbildungsbedingungen<br />
– denn wer gerne lernt, nimmt diese Motivation in die<br />
neue Ausbildung mit. Manche Berufsbildende bieten Lernenden<br />
mit Leistungsproblemen auch an, im Betrieb zu<br />
bleiben und die Ausbildung in einem weniger anspruchsvollen<br />
Beruf fortzusetzen. Voraussetzung ist, dass es im<br />
Berufsfeld einen solchen Lehrberuf gibt und dass «die Chemie»<br />
zwischen Lernenden und Berufsbildenden stimmt.<br />
Ansonsten hilft die Unterstützung durch Lehrpersonen,<br />
Ausbildungsberatende des kantonalen Mittelschul- und<br />
Berufsbildungsamtes und Berufsberatende – insbesondere<br />
dann, wenn diese den ersten Schritt tun. Denn viele<br />
Lernende schaffen es nicht, von sich aus nach Unterstützung<br />
zu suchen.<br />
Ende gut – alles gut?<br />
Die hohen Wiedereinstiegs- und Abschlussquoten stimmen<br />
zuversichtlich. Lehrvertragsauflösungen pauschal als<br />
negativ zu beurteilen, ist also verfehlt. Bagatellisieren hilft<br />
aber auch nicht. Im Kanton Bern wird jeder fünfte Lehrvertrag<br />
vorzeitig aufgelöst, in einigen Berufen, zum Beispiel<br />
im Bauwesen oder im Gastgewerbe, ist es jeder vierte<br />
oder sogar dritte. Diese Quoten sind zu hoch. Eine Lehrvertragsauflösung<br />
ist für Lernende wie Betriebe ein belastendes<br />
Ereignis – auch wenn die meisten Lernenden danach<br />
doch noch erfolgreich sind.<br />
Trotzdem: Es ist wichtig, Lehrvertragsauflösungen<br />
nicht nur als Risiko, sondern auch als Chance zu betrachten.<br />
Als Chance, die ursprüngliche Entscheidung für einen<br />
Beruf und Betrieb zu überdenken und neu zu beginnen, in<br />
einer besser passenden Ausbildung oder einem besser<br />
passenden Lehrbetrieb. Die meisten Lernenden, die ihre<br />
Ausbildung fortsetzen, sind mit der neuen Lehre denn<br />
auch sehr zufrieden und fühlen sich wohl im Betrieb. Es<br />
wurde ihnen eine zweite (oder dritte) Chance geboten,<br />
und sie haben diese genutzt. So wie Martin, der in seinem<br />
neuen Betrieb aufblüht, und Nadia, die sich zuerst zwar<br />
schwertut, «nur» eine zweijährige Ausbildung zu machen,<br />
rückblickend aber überzeugt ist, dass der Wechsel das<br />
Beste war, was ihr passieren konnte.<br />
Prof. Dr. Barbara E. Stalder, Institut Sekundarstufe II,<br />
PHBern, Fabrikstrasse 8, 3012 Bern<br />
barbara.stalder@phbern.ch<br />
1300 Jugendliche und<br />
Berufsbildende befragt<br />
Im Projekt «LEVA – Lehrvertragsauflösungen im<br />
Kanton Bern» wurden rund 1300 Lernende und<br />
Berufsbildende zu Ursachen und Konsequenzen von<br />
Lehrvertragsauflösungen befragt und die weitere<br />
Bildungslaufbahn der Lernenden während zehn Jahren<br />
(2004–2014) untersucht. Die Studie liefert erstmals<br />
Ergebnisse zu den erreichten Bildungsabschlüssen<br />
nach einer Vertragsauflösung. Finanziert wurde<br />
das Projekt von der Erziehungsdirektion des Kantons<br />
Bern, von der Universität Neuenburg und von der<br />
PHBern.<br />
Stalder, B. E., & Schmid, E. (2016)<br />
Lehrvertragsauflösung und Ausbildungserfolg –<br />
kein Widerspruch. Bern: hep<br />
Bestelladresse: http://www.hep-verlag.ch/<br />
lehrvertragsaufloesung-ausbildungserfolg<br />
erhältlich als Printversion oder E-Book<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 41
PHBern – aktuell<br />
Berufseinstieg<br />
An der PHBern<br />
diplomiert – was nun?<br />
Felix Stalder<br />
Foto: Franziska Rothenbühler<br />
Jedes Jahr erhalten rund 650 Studierende ihr<br />
Lehrdiplom an der PHBern. Wie gelingt ihnen der<br />
Berufseinstieg? <strong>EDUCATION</strong> hat bei Absolventinnen<br />
und Absolventen des Jahres 2016 nachgefragt.<br />
Erhebungen der PHBern zeigen, dass die meisten Absolventinnen<br />
und Absolventen kurz nach Abschluss des Studiums<br />
als Lehrerin oder als Lehrer arbeiten. Wie gelingt<br />
der Berufseinstieg? Wie gut fühlen sich die frisch diplomierten<br />
Lehrpersonen auf ihren Beruf vorbereitet? Was<br />
können die PHBern und die Schulen tun, damit der Einstieg<br />
noch besser gelingt? Um diese Fragen zu beantworten,<br />
wurden Absolventinnen und Absolventen des Jahres<br />
2016 angeschrieben. Ein Dutzend gab Auskunft.<br />
Einstieg von Stufe zu Stufe unterschiedlich<br />
Der Einstieg in die Berufswelt geschieht oft schon während<br />
des Studiums. Das gilt insbesondere für die angehenden<br />
Lehrpersonen der Sekundarstufe I, von denen<br />
mehr als die Hälfte während des Masterstudiums bereits<br />
als Lehrperson arbeitet, und bei Absolventinnen und Absolventen<br />
des Studiengangs Schulische Heilpädagogik.<br />
Laura Ferrari, Klassenlehrerin einer 9. Realklasse in<br />
Ostermundigen, absolvierte ihr letztes Studienjahr bereits<br />
berufsbegleitend. «Angefragt für die Stelle wurde ich nach<br />
meinem Fachpraktikum», erzählt sie. «Die Anstellung<br />
hatte den Vorteil, dass ich hier – im Rahmen meiner Arbeit<br />
– auch gleich mein letztes Praktikum machen konnte. Das<br />
war super.»<br />
Bei den meisten Studierenden des Instituts für Heilpädagogik<br />
gelingt der Berufseinstieg ebenfalls gut, da sie<br />
zum grössten Teil berufsbegleitend studieren und bereits<br />
während des Studiums heilpädagogische Aufgaben an<br />
ihrer Schule übernehmen. Denise Utiger, die ihr Studium<br />
im Sommer 2016 abschloss, arbeitet – mittlerweile mit<br />
einem 100-Prozent-Pensum – in Bern Bethlehem. «Für<br />
mich gab es keine Aufteilung in eine Zeit ‹vor› und ‹nach›<br />
dem Studium – allerdings bin ich jetzt froh, dass das doch<br />
sehr intensive Studium abgeschlossen ist.»<br />
Schwieriger sieht der Berufseinstieg je nach Fach auf<br />
der Sekundarstufe II aus. «In einigen Fächern ist die<br />
Nachfrage nach Lehrpersonen nicht besonders gross»,<br />
sagt Michael Liechti, ehemaliger Student des Instituts Sekundarstufe<br />
II. Viele seiner gut ausgebildeten Kolleginnen<br />
und Kollegen hätten lange nach einer Stelle gesucht oder<br />
seien noch immer daran. Liechti selbst hat einen eigenen<br />
Weg zum Unterrichten gefunden, nämlich via Privatschulen<br />
im Welschland. «Sieben Jahre lang unterrichtete ich<br />
Deutsch an einer Privatschule in Nyon. Diese Anstellung<br />
habe ich jetzt für ein Jahr unterbrochen, um an der PHBern<br />
die Vollzeitausbildung zu machen. Ich wollte neue Impulse<br />
erhalten und meine Berufsaussichten verbessern.<br />
Vorerst gehts aber wieder zurück an den Genfersee.»<br />
Einen besonderen Abschluss konnte Vanessa Hablützel<br />
(Bild) feiern: Sie ist die erste Absolventin des Studiengangs<br />
Master S1+ der PHBern. Dieser Masterstudiengang<br />
ermöglicht, den Master S1 mit einem Schwerpunkt in<br />
Heilpädagogik zu absolvieren. «Im Studium konnte ich in<br />
einen ganz anderen Bereich hineinsehen», erzählt Vanessa<br />
Hablützel. «Ich habe sehr viel Neues gelernt und<br />
hatte die Möglichkeit, Sachverhalte aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln zu betrachten. Spannend wird es nun sein,<br />
zu sehen, wie viel theoretisches Fachwissen ich praktisch<br />
umsetzen kann.» Ihre Stelle als Klassenlehrerin einer<br />
7. Klasse wird Vanessa Hablützel im Sommer 2017 antreten.<br />
Bis dahin wird sie eine Stellvertretung als Heilpädagogin<br />
an der Primarschule Kirchlindach übernehmen.<br />
Gut auf den Beruf vorbereitet?<br />
Alle befragten Personen fühlen sich durch das Studium an<br />
der PHBern gut bis sehr gut auf das Berufsleben vorbereitet.<br />
Ramona Allenbach, die am Institut Vorschulstufe und<br />
Primarstufe studiert hat, unterrichtet in Adelboden: «Fachlich<br />
und fachdidaktisch habe ich viel gelernt, zum Beispiel<br />
in der Mathematik. Wir haben nicht nur verschiedene Aufgabenstellungen<br />
angeschaut, sondern auch, welchen<br />
Sinn sie haben und welche Fähigkeiten damit gefördert<br />
werden.» Am neuen Arbeitsplatz habe sie das Kollegium<br />
als grosse Hilfe erlebt. «Bei Stellenantritt kamen viele<br />
neue Situationen auf mich zu, die ich aus Studium und<br />
Praktikum nur vom Hörensagen kannte – die aber auch<br />
von Schule zu Schule unterschiedlich gehandhabt werden:<br />
Spesenabrechnung, Organisation, Bewertungen erfassen<br />
usw.»<br />
Laura Ferrari hat das Glück, gemeinsam mit einem jungen<br />
Kollegen die Klasse zu führen. Ihr Stellenpartner ist<br />
zudem eigens eine Stunde pro Woche als Mentor angestellt,<br />
um sie zu unterstützen. «Deshalb habe ich auch<br />
kein schlechtes Gewissen, seine Zeit in Anspruch zu nehmen»,<br />
erzählt die frisch diplomierte Lehrerin. Ein Mentoratsprogramm<br />
sieht sie als hervorragende Unterstützung<br />
beim Berufseinstieg.<br />
Michael Liechti zeigt sich vom Studium am Institut Sekundarstufe<br />
II begeistert: «Fachdidaktisch habe ich sehr<br />
profitiert. Ich kann viele Ideen für meinen Unterricht gebrauchen.<br />
Sowohl die Praktika als auch die Fachdidaktik<br />
habe ich als qualitativ hochstehend erlebt.» Ganz wichtig<br />
42<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
PHBern – aktuell<br />
Vanessa Hablützel, die erste Absolventin des Masters S1+ der PHBern, erhält ihr Lehrdiplom.<br />
für ihn sei der Praxisbezug der Dozierenden der PHBern.<br />
«Die Dozierenden sprechen aus eigener Erfahrung und<br />
können abschätzen, was funktioniert und was nicht.»<br />
Die Praktika in den Schulen werden von den befragten<br />
Absolventinnen und Absolventen als zentral für einen erfolgreichen<br />
Berufseinstieg angesehen. Um die berufspraktischen<br />
Anteile möglichst nahe an den Schulalltag<br />
heranzubringen, wurde zuletzt am Institut Sekundarstufe I<br />
ein Langzeitpraktikum eingeführt. Während eines halben<br />
Jahres begleiten die Studierenden nun eine Klasse und<br />
begegnen Situationen, die in kürzeren Praktika oft ausgeklammert<br />
werden müssen.<br />
Berufsalltag zeigt Hürden auf<br />
Oft bringt nämlich erst der konkrete Alltag zutage, was im<br />
Studium allenfalls zu kurz gekommen ist. Alexander<br />
Schürch, der in Lyssach die 5./6. Klasse als Klassenlehrer<br />
unterrichtet, merkt an, dass der Schulalltag sich deutlich<br />
von dem unterscheide, was er während des Studiums erlebt<br />
und erarbeitet habe. «Beurteilung, Noten, Selektion,<br />
Klassenführung und Elternarbeit treten in den Vordergrund.<br />
Umso wichtiger ist es, bei der Unterrichtsgestaltung<br />
und bei den Inhalten sattelfest zu sein.»<br />
Regina Beyeler, Lehrperson für den Kindergarten, unterrichtet<br />
in Thun. «Rückblickend wäre ich froh, hätten wir<br />
im Studium mehr über die Heterogenität im Kindergarten<br />
gesprochen. Die jüngsten Kinder sind erst vier Jahre alt. Das<br />
ist zum Beispiel im Sportunterricht eine Herausforderung.»<br />
Die Heilpädagogin Christine Stauffer beschreibt ihre<br />
Studienzeit als «Weltreise durch verschiedene für den<br />
Arbeitsalltag relevante Wissensgebiete». «Rückblickend<br />
wünschte ich mir eine Art ‹Tageskarte› für ehemalige Studierende.<br />
Auf diese Weise könnte man die eine oder andere<br />
spannende Vorlesung noch einmal besuchen, dabei<br />
vielleicht auch eine der vielen prägenden Personen aus<br />
der Studienzeit treffen und sich austauschen.»<br />
Angebote der PHBern werden genutzt<br />
Die Angebote der PHBern zum Berufseinstieg wurden von<br />
vielen Absolventinnen und Absolventen in Anspruch genommen.<br />
Roxana Gobeli, Lehrerin für die Sekundarstufe I<br />
in Spiez, fand die Praxisbegleitgruppen des Instituts für<br />
Weiterbildung und Medienbildung nach dem Studium<br />
sehr wertvoll: «Der Austausch mit Personen, die ähnliche<br />
Erfahrungen machten wie ich, und die Inputs der Dozierenden<br />
halfen mir sehr. Gutes habe ich auch von den Boxenstopp-Angeboten<br />
gehört, in denen sich Lehrerinnen<br />
und Lehrer themenorientiert austauschen können.»<br />
Sehr geschätzt von vielen Berufseinsteigerinnen und<br />
-einsteigern wird auch die Planungs- und Orientierungswoche,<br />
die jeweils in der ersten Woche der Sommerferien<br />
stattfindet. Hier können frisch diplomierte Lehrerinnen und<br />
Lehrer – aber auch Lehrpersonen mit Berufserfahrung –<br />
den Schulstart planen und sich über verschiedene Themen<br />
austauschen.<br />
Vanessa Hablützel, die erste Master S1+-Absolventin,<br />
lobt zudem die Mediothek der PHBern als zuverlässige<br />
Partnerin für gutes Unterrichtsmaterial. «Zu jedem Themenbereich<br />
und zu jeder Stufe findet man etwas Passendes,<br />
das erleichtert einem die Materialsuche sehr.»<br />
www.phbern.ch/berufseinstieg<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
43
PHBern – aktuell<br />
Offensive gegen den Fachkräftemangel<br />
BFH und PHBern arbeiten im<br />
MINT-Bereich eng zusammen<br />
Michael Gerber<br />
Um den Aufbau eines nationalen Netzwerks zur<br />
Förderung von MINT in der Aus- und Weiterbildung<br />
von Lehrpersonen zu unterstützen und gemeinsame<br />
Projekte zu entwickeln, haben die Berner<br />
Fachhochschule (BFH) und die PHBern eine<br />
Kooperation beschlossen. Bei einem von sieben<br />
Projekten macht auch die Technische Fachschule<br />
Bern mit.<br />
«Die BFH und die PHBern ergänzen sich in ihren Kernkompetenzen<br />
im MINT-Bereich ideal. Für die PHBern ist<br />
das Projekt zudem eine hervorragende Gelegenheit, den<br />
Fachspezialistinnen und -spezialisten der BFH die aktuellen<br />
und zukünftigen Herausforderungen der Schule näherzubringen.»<br />
So umschreibt Andrea Schweizer, Leiterin<br />
des Instituts Sekundarstufe I der PHBern, die Ziele der<br />
«Es gibt keinen Grund,<br />
warum MINT- Berufe nicht<br />
auch für Frauen attraktiv<br />
sein können.»<br />
René Graf, Direktor des Departements Architektur,<br />
Holz und Bau der BFH<br />
Zusammenarbeit. Auch René Graf, der Direktor des Departements<br />
Architektur, Holz und Bau der BFH, ist davon<br />
überzeugt, dass die Kooperation zu zahlreichen Synergien<br />
führen wird. «Die BFH kann vom didaktischen Knowhow<br />
der PHBern profitieren, zudem werden die gemeinsamen<br />
Projekte amtierende und zukünftige Lehrpersonen<br />
nachhaltig für MINT-Themen, also Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften und Technik, sensibilisieren.»<br />
Ein verbessertes Verständnis für MINT-Zusammenhänge,<br />
aber auch mehr Wissen über MINT-Berufe werden im täglichen<br />
Schulunterricht direkte Folgen haben, ist Graf überzeugt.<br />
Kinder und Jugendliche sollen in Kindergarten und<br />
Schule von Anbeginn mehr über MINT erfahren, und damit<br />
soll auch die Attraktivität der MINT-Berufe steigen. «Es<br />
gibt keinen Grund, warum MINT-Berufe nicht auch für<br />
Frauen attraktiv sein können», sagt René Graf und bestätigt,<br />
dass der vom Bund mit drei Millionen Franken geförderte<br />
Aufbau eines nationalen Netzwerks zur Förderung<br />
der MINT-Bildung vor allem auch eine Offensive gegen<br />
den Fachkräftemangel ist. Schweizweit machen fünf<br />
Fachhochschulen und fünf Pädagogische Hochschulen<br />
beim Netzwerk MINT-Bildung mit, das vorerst auf eine<br />
Dauer von vier Jahren ausgelegt ist. Die Hochschulen<br />
haben sich verpflichtet, die gleiche Summe, die der Bund<br />
zur Verfügung stellt, auch selbst einzusetzen.<br />
«Nach einem ersten Aufruf sind im letzten Jahr von<br />
Dozierenden der beiden beteiligten Berner Hochschulen<br />
sieben Projekte eingereicht worden», freut sich Marc<br />
Eyer. Der Physiker ist Mitglied des Steuerungsausschusses<br />
und Leiter des Instituts Sekundarstufe II der PHBern.<br />
Halbjährlich können weitere Projekte eingereicht werden.<br />
An diesen müssen Mitarbeitende beider Hochschulen beteiligt<br />
sein. Der MINT-Bezug muss offensichtlich und die<br />
Projekte sollen nachhaltig sein, sich also auch nach Projektabschluss<br />
weiterführen lassen. Neben der Weiterentwicklung<br />
der fachlichen und fachdidaktischen MINT-Bildung<br />
ist auch die Förderung des Selbstvertrauens von<br />
zukünftigen und amtierenden Lehrpersonen im Bereich<br />
MINT-Bildung ein Ziel. Projekte können sich zudem mit<br />
der gendergerechten Vermittlung von MINT-Inhalten oder<br />
dem gendergerechten Unterricht auseinandersetzen.<br />
Bei einem der sieben Projekte, die in den nächsten<br />
Monaten anlaufen, übernimmt die Technische Fachschule<br />
Bern eine wichtige Rolle. Laut Yvonne Uhlig von der<br />
Technischen Fachschule Bern wurden vier Teilprojekte<br />
bewilligt. Sie umfassen Vorschulstufe und Primarstufe,<br />
die Sekundarstufe I und die Weiterbildung. Geplant sind<br />
die gemeinsame Entwicklung eines Didaktikkoffers, die<br />
Durchführung einer MINT-Tec-Woche, einer Bachelor-<br />
Lehrveranstaltung und einer Weiterbildung BeMINT. Bei<br />
allen Projekten werden die Lernenden der Technischen<br />
Fachschule Bern wichtige Aufgaben übernehmen. «Die<br />
Stärkung der MINT-Berufe ist seit je unser Anliegen. Wenn<br />
nun angehende und amtierende Lehrpersonen von unserem<br />
Know-how profitieren können, ist das für uns sehr<br />
wertvoll», sagt Matthias Zurbuchen, stellvertretender Direktor<br />
der Technischen Fachschule Bern. Damit würden sowohl<br />
die MINT-Berufe als auch die spezifischen Ausbildungsgänge<br />
der Technischen Fachschule Bern bekannt gemacht.<br />
44<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
PHBern – aktuell<br />
«Die PHBern profitiert<br />
vom technischen Know-how<br />
der BFH, von ihrer unglaublichen<br />
Vielfalt an guten<br />
Ideen und ihrer Erfahrung<br />
in angewandter Forschung<br />
und Entwicklung.»<br />
Andrea Schweizer, Leiterin des Instituts<br />
Sekundarstufe I der PHBern<br />
Die Kooperation zwischen BFH, PHBern und Technischer<br />
Fachschule Bern ist langfristig gedacht und soll<br />
bis ins Jahr 2025 in einer Zusammenarbeit im TecLab<br />
Burgdorf münden. Dieses Projekt ist Bestandteil einer Rochade,<br />
bei der sich die BFH auf die Standorte Biel und<br />
Bern konzentriert und die Technische Fachschule im Gegenzug<br />
nach Burgdorf zieht.<br />
Beim Projekt «Exemplarische MINT-Bildung am Beispiel<br />
‹Boden› auf allen Schulstufen» arbeitet die PHBern<br />
eng mit der zur BFH gehörenden Hochschule für Agrar-,<br />
Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zolli-<br />
kofen zusammen. «Wir werden gemeinsam beispielhafte<br />
Angebote für Lehrpersonen und Lernanlässe für Studierende<br />
entwickeln», sagt der PHBern-Dozent Marco Adamina,<br />
«dabei werden wir stark vom Know-how, von den<br />
Ressourcen und der Infrastruktur der HAFL profitieren.»<br />
«Die MINT-Kooperation ist sehr spannend und<br />
wichtig für den Bildungs- und Forschungsstandort Bern»,<br />
ist René Graf, Direktor des Departements Architektur,<br />
Holz und Bau der BFH, überzeugt. Und Andrea Schweizer.<br />
Leiterin des Instituts Sekundarstufe I, ergänzt: «Die<br />
PHBern profitiert vom technischen Know-how der BFH,<br />
von ihrer unglaublichen Vielfalt an guten Ideen und ihrer<br />
Erfahrung in angewandter Forschung und Entwicklung.<br />
Zudem ergeben sich für die angehenden Lehrerinnen und<br />
Lehrer aller Stufen Einblicke in teilweise vielleicht weniger<br />
bekannte Berufsfelder. Persönlich freue ich mich insbesondere<br />
auch auf die Zusammenarbeit mit den Lernenden<br />
der Technischen Fachschule Bern.»<br />
MINT auch an der BEA<br />
An der diesjährigen BEA wird die Nachwuchsförderung<br />
in Technik und Naturwissenschaft an der Sonderschau<br />
tunBern im Zentrum stehen. Die Ausstellung dauert vom<br />
28. April bis zum 7. Mai 2017. Die PHBern, die Berner<br />
Fachhochschule (BFH) und die Technische Fachschule<br />
Bern werden an Ständen präsent sein. Für Schulen werden<br />
spezielle Angebote entwickelt.<br />
www.tunbern.ch<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
45
PHBern – aktuell<br />
Regionalwoche in Erlach<br />
Weiterbildung an der Sprachgrenze<br />
(rny) Aeschi, Erlach, Konolfingen, Langenthal, La Neuveville:<br />
Das Institut für Weiterbildung und Medienbildung<br />
(IWM) bietet seit elf Jahren in verschiedenen Regionen<br />
des Kantons Bern attraktive Fachweiterbildungen für<br />
Lehrpersonen aller Zyklen und Fachbereiche an. Die Regionalwoche<br />
in der ersten Sommerferienwoche ist 2017<br />
zum sechsten Mal im Seeland und zum vierten Mal in<br />
Erlach zu Gast. Für einen Teil der Lehrpersonen ist die<br />
Teilnahme an der Regionalwoche bereits zur Tradition<br />
geworden. Wer schon einmal dabei war, erinnert sich bestimmt<br />
an konzentrierte Unterrichtssequenzen, intensive<br />
Diskussionen, die vielfältige Pausenverpflegung oder die<br />
entspannte Lernatmosphäre.<br />
Fremdsprachen und Musisch-Künstlerisches<br />
Bald ist es wieder so weit: Vom 10.–14. Juli 2017 findet<br />
die nächste Regionalwoche in Erlach statt. Inhaltlich fokussieren<br />
die Weiterbildungen auf die musisch-künstlerischen<br />
Fachbereiche sowie auf die Fremdsprachen. In<br />
den vielseitigen und hauptsächlich kurzen (3–6 Stunden)<br />
Kursen stehen die Weiterentwicklung persönlicher Fä -<br />
hig keiten und Fertigkeiten und die Verfeinerung gestalterischer<br />
Verfahren und Techniken im Zentrum. Damit unterscheiden<br />
sich die Erlach-Kurse in ihrer Struktur und<br />
Zie l setzung von den fachdidaktischen Begleitangeboten<br />
zum Lehrplan 21. Sie sind als Ergänzung zu diesen<br />
kon zipiert. So können die Teilnehmenden beispielsweise<br />
in den Französisch- beziehungsweise Englischkursen<br />
ihren Wortschatz erweitern, an ihrer Aussprache feilen<br />
oder sich mit ICT und Fremdsprachen auseinandersetzen.<br />
Wer sich von alltäglichen Materialien überraschen<br />
lassen und daraus Theatersequenzen entwickeln will, ist<br />
im Kurs zu bewegtem Theater genau richtig. Insgesamt<br />
bietet das IWM im Rahmen der Regionalwoche 33 Kurse<br />
an.<br />
www.phbern.ch/weiterbildung/regional<br />
regula.nyffeler@phbern.ch<br />
Berufseinstieg in Unterseen<br />
Mentorat gibt Sicherheit und<br />
hilft bei der Integration<br />
Stephan Hasler<br />
Foto: Stephan Hasler<br />
Fabienne Müller und Nathalie Müller haben im<br />
Sommer 2016 ihre Ausbildung zur Lehrerin an der<br />
PHBern abgeschlossen. Mit ihrer ersten Anstellung<br />
haben sie von der Schulleitung der Primarschule<br />
Unterseen je eine persönliche Mentorin<br />
zugeteilt erhalten. Diese steht ihnen beim Berufseinstieg<br />
zur Seite.<br />
Die beiden Junglehrerinnen betonen, wie wichtig<br />
ihnen diese Unterstützung sei. Sie hätten Sicherheit erhalten<br />
und sich dank der Unterstützung sehr schnell in das<br />
grosse Kollegium einleben können. Sie wussten auch<br />
immer, dass sie sich mit all ihren Fragen vertrauensvoll an<br />
ihre Mentorin wenden durften. Es ist ihnen deshalb wichtig,<br />
dass die Mentorinnen von der Schule entschädigt<br />
werden.<br />
Verantwortlich ist die Schulleitung<br />
In Unterseen sind die beiden langjährigen Lehrerinnen<br />
Barbara Müller und Karin Maibach als Mentorinnen im<br />
Einsatz. Sie besuchten beide den Einführungskurs für<br />
Mentorinnen und Mentoren des Instituts für Weiterbildung<br />
und Medienbildung. In diesem bereiteten sie sich auf ihre<br />
neue Aufgabe vor. «Bei den grossen Anforderungen, mit<br />
denen Lehrpersonen heute beim Berufseinstieg konfrontiert<br />
werden, sind wir Mentorinnen wichtige Personen, die<br />
Stütze bieten, integrieren helfen und unsere Erfahrung<br />
einbringen können», ist Barbara Müller überzeugt. Die<br />
Mentorinnen haben ihren Auftrag direkt von der Schulleitung<br />
erhalten. Es ist ihnen wichtig, dass ihre Rollen und<br />
Aufgaben geklärt und transparent sind. Sie haben diesem<br />
Aspekt in ihren ersten Sitzungen mit den Mentees und im<br />
Kontakt mit dem Kollegium und der Schulleitung besonderes<br />
Augenmerk geschenkt. «Die Berufseinsteigenden<br />
sollen gute Erfahrungen machen, im Beruf aufgehen und<br />
bleiben. Die Integration ins Kollegium ist wichtig», sagt<br />
Karin Maibach. Für beide Teams gab es diesbezüglich anspruchsvolle<br />
Ausgangslagen. Es ist den Tandems sehr<br />
gut gelungen, Abgrenzungen zu klären und eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zu etablieren.<br />
Einführungskurs als hilfreiche Grundlage<br />
Die Erarbeitung eines Leitfadens für die Begleitung von<br />
Berufseinsteigenden an ihrer Schule und die Sensibilisierung<br />
im Einführungskurs hätten den Mentorinnen gehol-<br />
46<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
PHBern – aktuell<br />
erwartet von ihrer Mentorin, dass sie sie über die weiteren<br />
Aufgaben informiert, sie in schwierigen Situationen<br />
unterstützt und immer ein offenes Ohr für Fragen hat. Für<br />
Fabienne Müller ist die Mentorin eine Vertrauensperson:<br />
«Wir haben u.a. Klassemanagement, Elternarbeit, Professionalität,<br />
Work-Life-Balance zusammen besprochen»,<br />
erklärt sie. Beide Mentees betonen, wie dankbar sie für<br />
diese Unterstützung seien. Sie sind der Meinung, dass<br />
alle Berufseinsteigenden von einem professionellen Mentorat<br />
unterstützt werden sollten.<br />
Betreuter Berufseinstieg in Unterseen: Nathalie Müller und<br />
Fabienne Müller (Mitte) mit ihren Mentorinnen Barbara Müller<br />
und Karin Maibach (v.l.n.r.)<br />
fen, ihre anspruchsvolle Aufgabe erfolgreich zu gestalten.<br />
Barbara Müller betont dabei, wie nützlich die vielfältigen<br />
Angebote zum Berufseinstieg sowie die verschiedenen<br />
Beratungskonzepte seien. Karin Maibach ergänzt: «Der<br />
Einführungskurs hat mir bewusst gemacht, wie wichtig es<br />
ist, das Kollegium gut zu informieren, um den jungen Kolleginnen<br />
so ein Sprungbrett zu bereiten.» Denn die Junglehrerinnen<br />
hätten auch einiges zu bieten. Nathalie Müller<br />
Mentoratskurs beginnt am 6. Mai 2017<br />
Der Einführungskurs für schulinterne Begleitpersonen<br />
der PHBern bereitet erfahrene Lehrpersonen auf ein Mentorat<br />
von Berufseinsteigenden vor. Mentoren werden von<br />
ihrer Schulleitung mandatiert und erarbeiten einen<br />
schulinternen Leitfaden mit Checkliste. Neben den Angeboten<br />
des Fachbereichs Berufseinstieg werden Beratungskonzepte<br />
vorgestellt und die Rollen- und Aufgabenklärung<br />
thematisiert. Das Angebot eignet sich für<br />
Begleitpersonen, die für das kommende Schuljahr ein<br />
Mentorat übernehmen oder sich für einen späteren Zeitpunkt<br />
vorbereiten wollen. Die Inhalte werden auf die Interessen<br />
der Teilnehmenden abgestimmt. Deshalb sind<br />
Fall- und Vignettenbesprechungen zentrale Elemente.<br />
Der nächste Mentoratskurs beginnt am 6. Mai 2017.<br />
www.phbern.ch/17.221.013<br />
stephan.hasler@phbern.ch<br />
Passepartout<br />
Wahlangebote zu Wortschatz, Grammatik und weiteren Themen<br />
(cgu) Seit 2009 bietet das Institut<br />
für Weiterbildung und Medienbildung<br />
methodisch-didaktische Weiterbildungen<br />
für Französisch- und<br />
Englischlehrpersonen an. Diese<br />
begleiten die Vorverlegung des<br />
Fremdsprachenunterrichts im Rahmen<br />
des Projekts Passepartout.<br />
In diesem Zusammenhang wurde<br />
auf das Schuljahr 2015/16 hin<br />
ein neues, freiwilliges Ergänzungsangebot<br />
für die Sekundarstufe I<br />
entwickelt, die sogenannten Wahlangebote.<br />
Diese ermöglichen es<br />
interessierten Fremdsprachenlehrpersonen,<br />
entweder brennende<br />
Themen aus den Grundlagenangeboten,<br />
beispielsweise Wortschatz,<br />
Grammatik oder Beurteilung, zu<br />
vertiefen oder andere Aspekte wie<br />
Austausch und Begegnung, Lektüre<br />
oder ICT im Fremdsprachenunterricht<br />
auszuleuchten.<br />
Im Wahlangebot « … et la grammaire?<br />
» etwa werden ausgehend<br />
von Beispielen aus « Clin d’œil »<br />
der neue Ansatz und dessen Auswirkungen<br />
auf den Umgang mit Grammatik<br />
im eigenen Unterricht thematisiert.<br />
Die Teilnehmenden verfolgen<br />
exemplarisch die Arbeit an einem<br />
Grammatikthema in einem « magazine<br />
» und erhalten ergänzend dazu<br />
einen Überblick über die grammatikalischen<br />
Themen der 3.– 9. Klasse.<br />
Zudem werden die Verwendung von<br />
Instrumenten wie der « mini-grammaire<br />
» und der « revue » sowie der<br />
sinnvolle Einsatz von Zusatzmaterialien<br />
und ergänzenden Übungssequenzen<br />
thematisiert. Dabei stehen<br />
Fragen aus der Praxis und der Austausch<br />
von Unterrichtserfahrungen<br />
im Zentrum.<br />
Diese Wahlangebote sind sprachenspezifisch,<br />
dauern im Allgemeinen<br />
einen halben Tag und stehen<br />
allen Lehrpersonen offen, die<br />
bereits ein Grundlagenangebot besucht<br />
haben. Die meisten Wahlangebote<br />
sind auch für Lehrpersonen der<br />
Mittelstufe geeignet. Aufgrund des<br />
baldigen Endes von Passepartout<br />
wird die breite Palette an Themen in<br />
der zweiten Hälfte dieses Schuljahres<br />
zum letzten Mal vollständig angeboten.<br />
www.phbern.ch/weiterbildung/<br />
passepartout<br />
colette.guye@phbern.ch<br />
Ergänzende Information<br />
zur Ausgabe 5.16<br />
Zum Artikel «Gesund, motiviert und<br />
zufrieden im Lehrberuf» auf Seite 50 der<br />
Education-Ausgabe 5.16 wurde ein Bild<br />
publiziert, das eine Dozentin und einen<br />
Studenten der PHBern zeigt. Die Redaktion<br />
legt Wert auf die Feststellung,<br />
dass es sich um ein Symbolbild handelt.<br />
Die beiden Personen haben keinen Bezug<br />
zum im Artikel vorgestellten Thema.<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
47
PHBern – aktuell<br />
CAS Musikalische Grundschule<br />
«Wer Stolpersteine überwindet, wird stärker»<br />
Foto: Denise Felber<br />
Nikki Gysin, Absolventin des CAS<br />
Musikalische Grundschule (MGS)<br />
«Ich wünsche mir, dass die<br />
Schule in der Gesellschaft einen<br />
anderen Stellenwert erhält.<br />
Dass die Gesellschaft vermehrt<br />
anerkennt, welche wichtige<br />
Arbeit in der Schule geleistet<br />
wird.»<br />
(dfe) Nikki Gysin, ehemalige Tanztherapeutin,<br />
engagiert sich als Klassenlehrperson<br />
an der Primarschule<br />
Kirchlindach. Sie besucht den CAS-<br />
Lehrgang Musikalische Grundschule<br />
(MGS) des Instituts für Weiterbildung<br />
und Medienbildung. Hier gibt sie<br />
Einblick in ihre Erfahrungen.<br />
Lehrerin bin ich geworden, weil ...<br />
ich gerne mit und von Kindern lerne.<br />
Ich bin erst vor drei Jahren Lehrerin geworden.<br />
Im Unterricht ist es am<br />
schönsten, wenn ...<br />
die Kinder begeistert bei einer<br />
Sache sind, wenn sie selbstständig<br />
unterwegs sind, wenn sie wissen, wo<br />
sie was warum tun.<br />
Die grösste Herausforderung<br />
ist ...<br />
wenn die Meinungen auseinandergehen,<br />
im Team, in der Zusammenarbeit<br />
mit Eltern, wenn die Haltungen<br />
und Werte an einem ganz andern Ort<br />
liegen.<br />
Lernen macht mir selber Spass,<br />
wenn ...<br />
Dozierende begeistert sind von<br />
der Sache, inspirierend davon berichten<br />
und Zeit und Raum geben,<br />
etwas zu lernen, zu erforschen.<br />
Im CAS-Lehrgang habe ich<br />
am meisten profitiert ...<br />
einerseits von den Dozierenden,<br />
von den sehr inspirierenden Persönlichkeiten,<br />
die von ihrem Fach begeistert<br />
sind, andererseits von den<br />
Mitlernenden, von ihren Wegen, von<br />
dem, was sie mitbringen.<br />
So wäre Schule ideal ...<br />
wenn es die Zeit erlaubt, in ein<br />
Thema einzutauchen, dieses zu erforschen.<br />
Ich wünsche meinen Schülerinnen,<br />
meinen Schülern, dass ...<br />
sie sich bestmöglich entwickeln<br />
und Stolpersteine überwinden können,<br />
dass die Stolpersteine zu einer Stärkung<br />
führen, dass sie Vertrauen finden<br />
in das, was sie tun, was sie können,<br />
sowie in ihre eigene Persönlichkeit.<br />
www.phbern.ch/17.541.001<br />
Lehrplan 21<br />
Basiskurs Medien und Informatik<br />
(ara, kwi) Mit einem Modullehrplan<br />
im Lehrplan 21 erhält das Thema<br />
Medien und Informatik ein wesentlich<br />
grösseres Gewicht im Unterricht<br />
als bisher. In den Zyklen 1– 2 (bis<br />
4. Klasse) gilt es vorwiegend, die<br />
Themen des Modullehrplanes in<br />
die bereits bestehenden Fächer zu<br />
integrieren. So könnte zum Beispiel<br />
ein Vortrag zu einem Tier im Fach<br />
NMG im Internet recherchiert und<br />
zusammengetragen, könnten Bilder<br />
und Töne mit dem Tablet aufgenommen,<br />
die dazugehörenden Texte auf<br />
dem Computer geschrieben und die<br />
abschliessende Präsentation digital<br />
vorgetragen werden. In den Zyklen 2<br />
(ab 5. Klasse) und 3 sieht die Lektionentafel<br />
– nebst der integrativen<br />
Medienbildung – zusätzlich eine Lektion<br />
Medien und Informatik vor.<br />
Die Einführung des Modullehrplanes<br />
betrifft daher grundsätzlich alle<br />
Lehrpersonen. Diese erhalten unter<br />
anderem durch Basiskurse Unterstützung<br />
durch das Institut für Weiterbildung<br />
und Medienbildung IWM<br />
bei dieser spannenden, aber auch<br />
grossen Herausforderung.<br />
Grosses Interesse der Schulen<br />
Die vier Basiskurse à drei Stunden<br />
decken die folgenden Themen des<br />
Modullehrplanes ab und werden<br />
zyklusspezifisch durchgeführt: Leben<br />
in der Mediengesellschaft, mit Medien<br />
präsentieren und Medienbeiträge<br />
produzieren, mit Medien kommunizieren<br />
und kooperieren sowie<br />
Ordnung und Abläufe (Informatik).<br />
Die Basiskurse wurden im letzten<br />
Jahr von den Schulen rege nachgefragt.<br />
Die Dozierenden zeigen anhand<br />
von konkreten und erprobten<br />
Unterrichtsbeispielen auf, wie die<br />
digitalen Medien als Werkzeug im<br />
Fachunterricht eingesetzt und die im<br />
Modullehrplan geforderten Kompetenzen<br />
erarbeitet werden können.<br />
Die Erfahrung hat gezeigt, dass das<br />
Kennenlernen und Durchspielen von<br />
konkreten Unterrichtsbeispielen von<br />
den Lehrpersonen sehr geschätzt<br />
wird. Die Basiskurse finden sowohl<br />
als Regel- wie auch als Hol-Angebot<br />
an den einzelnen Schulen statt.<br />
www.phbern.ch/medien-undinformatik<br />
48<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
PHBern – aktuell<br />
Führungscoaching<br />
Auf Kurs in die Zukunft<br />
(uei) Führungspersonen stehen vor vielfältigen Herausforderungen:<br />
Sie wollen neue Führungsfähigkeiten entwickeln<br />
und ausprobieren, Lösungen für berufliche Herausforderungen<br />
finden, den Zugang zu den eigenen<br />
Potenzialen erschliessen oder Einfluss nehmen und gezielter<br />
gestalten. Darüber hinaus sollen sie in einem Konflikt<br />
Klarheit gewinnen, sich professionell auf die Führungsaufgabe<br />
vorbereiten, verstehen, was Mitarbeitende blockiert<br />
oder motiviert, personelle, inhaltliche und institutionelle Veränderungen<br />
planen und durchführen sowie schliesslich die<br />
eigene berufliche Weiterentwicklung planen.<br />
Bei diesen und weiteren Herausforderungen erfahren<br />
Führungspersonen im Bildungsbereich ziel- und lösungsorientierte<br />
Unterstützung von einem erfahrenen<br />
Coach. Im Gespräch werden Selbstreflexion, -wahrnehmung<br />
und -verantwortung gefördert, berufliche Herausforderungen<br />
und persönliche Entwicklungsvorhaben reflektiert,<br />
individuelle Ressourcen gesucht und nutzbar<br />
gemacht, Handlungsmöglichkeiten erweitert und Lösungen<br />
geprüft.<br />
Profis für Profis<br />
Grundvoraussetzung für professionelle Coachingprozesse<br />
sind Freiwilligkeit, Vertrauen, Unabhängigkeit der<br />
Beratungsperson und die zeitliche Begrenzung der Beratung.<br />
Coach und Coachee vereinbaren in einem Kontrakt<br />
Inhalte, Ziele, Vorgehen und Rahmenbedingungen. Zudem<br />
tragen lösungs- und prozessorientiertes Vorgehen,<br />
eine sorgfältige Analyse von komplexen Zusammenhängen,<br />
die Ressourcenaktivierung der ratsuchenden Person<br />
sowie der Einbezug von Sachthemen und psychologischen<br />
Aspekten zum Gelingen einer Beratung bei. Beratungspersonen<br />
haben sich durch eine entsprechend<br />
fundierte Ausbildung für ihre Arbeit qualifiziert und ein<br />
professionelles Rollenverständnis entwickelt. Sie benötigen<br />
für ihre Arbeit viel reflektierte Erfahrung, gute Feldkenntnisse,<br />
hohe Analysefähigkeit, Einfühlungsvermögen<br />
und ausgeprägte kommunikative Kompetenzen.<br />
www.phbern.ch/beratung<br />
Im Dialog mit Kulturen<br />
Religiöse Vielfalt und Schulführung<br />
Foto: Stefan Maurer<br />
Das Haus der Religionen zeigt, wie<br />
religiöse Vielfalt funktionieren kann.<br />
(klo) Die Welt wird täglich kleiner<br />
und der gesellschaftliche Alltag stets<br />
multireligiöser. Das zeigt sich sowohl<br />
in der Zusammensetzung der Schülerinnen<br />
und Schüler wie zunehmend<br />
auch in derjenigen des Personals<br />
in Tages-, Berufs-, Sonder-, Volks-,<br />
Maturitäts- und Fachmittelschulen.<br />
Was bedeutet das für die Führungsverantwortung?<br />
Wie können Leitungspersonen<br />
ihre Mitarbeitenden<br />
im Umgang mit der steigenden<br />
Anzahl an Nationalitäten, Erst- und<br />
Zweitsprachen, religiös-spirituellen<br />
Überzeugungen, Wert- und Normorientierungen<br />
unterstützen? Worauf<br />
gilt es in der Personalführung zu<br />
achten?<br />
Von anderen lernen<br />
Für den Umgang mit religiöser Vielfalt<br />
ist – nebst den gesetzlichen<br />
Grundlagen – wichtig, in konkreten<br />
Situationen über den eigenen Tellerrand<br />
zu blicken und von Menschen<br />
und Institutionen zu lernen, denen<br />
dies bereits gelingt. Wie das funktionieren<br />
kann, zeigt das Haus der<br />
Religionen – Dialog der Kulturen am<br />
Europaplatz in Bern. Dort beteiligen<br />
sich Aleviten, Buddhisten, Christen,<br />
Hindus, Muslime, Bahà’i, Juden<br />
und Sikhs aktiv am intra- und interreligiösen<br />
Dialog. Das Eintauchen<br />
in die Räume der Weltreligionen vor<br />
Ort sowie der Austausch mit den<br />
Mitarbeitenden ermöglichen es,<br />
die Bedeutung für das eigene Bildungsumfeld<br />
zu reflektieren. Es ist<br />
ein weltweit einzigartiger Ort, wo<br />
Dergäh, Kirche, Moschee, Tempel<br />
und buddhistisches Zentrum auch<br />
räumlich verbunden sind durch<br />
einen offenen Dialogbereich, in<br />
welchem intensive interreligiöse<br />
Gespräche stattfinden. Dies gelingt<br />
im Alltag dank dem starken Bewusstsein<br />
der Mitarbeitenden für<br />
achtsame Kommunikation und für<br />
Konfliktlösungskompetenzen in<br />
interreligiösen Kontexten. Das Institut<br />
für Weiterbildung und Medienbildung<br />
bietet in Kooperation mit dem<br />
Haus der Religionen einen entsprechenden<br />
Austausch an.<br />
www.phbern.ch/17.441.112<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
49
PHBern – aktuell<br />
Foto: Pascal Piller<br />
IdeenSet «Historisches Bern»<br />
Unterrichtsmaterialien für einen<br />
erlebnisorientierten Geschichtsunterricht<br />
Bereit für die Erkundungstour durch die Berner Altstadt?<br />
(mfu, ppi) Wer kennt den «Tierpark»<br />
zwischen Zytglogge-Turm und<br />
Münstergasse? Wie lebten Mönche<br />
und Beginen, einfache Mägde oder<br />
stolze Venner im spätmittelalterlichen<br />
Bern? Wie kann die geheimnisvolle<br />
Messingplatte unter den<br />
Lauben am Mühleplatz entziffert<br />
werden? Auf über dreissig Auftragskarten<br />
können sich Schülerinnen<br />
und Schüler mit solchen und weiteren<br />
spannenden Fragen zum historischen<br />
Bern auseinandersetzen.<br />
Ausgerüstet mit Exkursionsheft und<br />
Kamera, Feldstecher und Lupe wird<br />
damit Geschichtsunterricht direkt<br />
am «Ort des Geschehens» erlebbar<br />
gemacht.<br />
Selbstständiges Erkunden vor Ort<br />
Das IdeenSet «Historisches Bern»<br />
ermöglicht es Schülerinnen und<br />
Schülern, sich einen besonderen<br />
Zugang zur Altstadt von Bern<br />
zu verschaffen. Die speziell für Geschichtsexkursionen<br />
und Stadterkundungen<br />
konzipierten Aufträge<br />
führen zu den wichtigsten Bauten<br />
und Anlagen der ursprünglichen<br />
zähringischen Gründungsstadt.<br />
Daneben werden aber auch wenig<br />
bekannte Bereiche, Räume, Gebäude<br />
und archäologische Zonen<br />
thematisiert, die exemplarische Bedeutsamkeit<br />
für ähnliche Orte<br />
mit verwandten Themen haben. So<br />
gelingt eine bewusstere, andersartige<br />
Wahrnehmung von historischen<br />
Stätten. Diese stehen nie isoliert<br />
da, sondern haben ihre Hintergründe,<br />
Geschichten und Legenden.<br />
Damit diese für Schülerinnen und<br />
Schüler auf verschiedenen Ebenen<br />
erfahrbar werden, wurde bei der<br />
Entwicklung der Unterrichtsmaterialien<br />
insbesondere darauf geachtet,<br />
dass das Lernen mehrperspektivisch<br />
mit verschiedenen Sinnen und durch<br />
eigenes Handeln stattfinden kann.<br />
Das IdeenSet enthält unter anderem<br />
Rollenspiele, Transferaufträge (früher<br />
– heute), Beobachtungs- und Wahrnehmungsaufgaben<br />
sowie Reflexionsfragen,<br />
die auch zu Vertiefungen<br />
nach den Exkursionen eingesetzt<br />
werden können.<br />
Modular einsetzbar<br />
Die Auftragskarten lassen sich fünf<br />
Themenbereichen, fünf Zeitepochen,<br />
drei Schwierigkeitsgraden und zwölf<br />
Standorten, sogenannten Hotspots,<br />
zuordnen. So können Lehrpersonen<br />
anhand des gewählten Schwerpunktes<br />
sowie des Vorwissens ihrer<br />
Schülerinnen und Schüler und des<br />
geplanten Zeitbudgets die Materialien<br />
entsprechend zusammenstellen.<br />
Damit ist es beispielsweise möglich,<br />
sich nur auf den Standort «Münster»<br />
oder den Themenbereich «Handel<br />
und Gewerbe» zu fokussieren. Mit<br />
Ausnahme der Französischen Kirche<br />
befinden sich alle vorgeschlagenen<br />
Hotspots im Bereich zwischen Zytglogge-Turm<br />
und Nydegg-Kirche.<br />
Der bewusst eingegrenzte Perimeter<br />
wie auch die verkehrsarme Lage<br />
erlauben es Schulklassen und Gruppen,<br />
die vorgeschlagenen Exkursionsziele<br />
zeitgerecht und möglichst<br />
unfallfrei zu erreichen. Neben den<br />
Auftragskarten beinhaltet das Ideen-<br />
Set Arbeitsblätter und Hilfsmittel,<br />
um die gestellten Aufgaben zu lösen.<br />
Pro Auftragskarte gibt es eine entsprechende<br />
Lösungskarte mit zusätzlichen<br />
Hintergrundinformationen<br />
und spezifischen Hinweisen für die<br />
Lehrperson. Nicht zuletzt liefert ein<br />
didaktischer Kommentar Anregungen,<br />
um das Lernen vor Ort, aber<br />
auch die Vor- und Nachbereitung im<br />
Klassenzimmer optimal zu planen<br />
und durchzuführen. Wer zu einzelnen<br />
Themen noch Genaueres wissen<br />
will, kann auf der Webseite eine ausgewählte<br />
Sammlung von weiterführender<br />
Literatur abrufen, die online<br />
genutzt oder in der Mediothek der<br />
PHBern am Helvetiaplatz 2 ausgeliehen<br />
werden kann.<br />
Ab Frühling 2017 verfügbar<br />
Am 5. April 2017 wird das IdeenSet<br />
«Historisches Bern» interessierten<br />
Lehrpersonen in der Mediothek<br />
der PHBern vorgestellt. Ab diesem<br />
Zeitpunkt können die Unterrichtsmaterialien<br />
dort als Gesamtpaket<br />
ausgeliehen oder kostenlos von<br />
der Webseite heruntergeladen und<br />
ausgedruckt werden. Zudem ist eine<br />
multimediale Version geplant, mit<br />
der die entwickelten Aufträge mittels<br />
Tablet oder Smartphone erarbeitet<br />
werden können.<br />
www.phbern.ch/ideensethistorisches-bern<br />
50<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Weiterbildung | Formation continue<br />
Weiterbildung/Veranstaltungen für Lehrpersonen / Formation continue pour les enseignants<br />
Kulturinstitutionen Kanton Bern / Institutions culturelles<br />
– Alpines Museum Bern<br />
– Bernisches Historisches Museum<br />
– Botanischer Garten der Universität Bern<br />
– Centre Pasquart, Biel/Bienne<br />
– Konzert Theater Bern<br />
– Kulturzentrum Dampfzentrale Bern<br />
– Kunstmuseum Bern<br />
– Kunstmuseum Thun<br />
– Museum Franz Gertsch, Burgdorf<br />
– Museum für Kommunikation, Bern<br />
– Neues Museum Biel / Nouveau Musée Bienne<br />
– Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern<br />
– Stadttheater Biel-Solothurn<br />
– Stadttheater Langenthal<br />
– Tierpark Bern, Dählhölzli und BärenPark<br />
– Zentrum Paul Klee, Bern<br />
www.alpinesmuseum.ch<br />
www.bhm.ch<br />
www.boga.unibe.ch<br />
www.pasquart.ch<br />
www.konzerttheaterbern.ch<br />
www.dampfzentrale.ch<br />
www.kunstmuseumbern.ch<br />
www.kunstmuseumthun.ch<br />
www.museum-franzgertsch.ch<br />
www.mfk.ch<br />
www.nmbiel.ch / www.nmbienne.ch<br />
www.nmbe.ch<br />
www.theater-solothurn.ch<br />
www.langenthal.ch<br />
www.tierpark-bern.ch<br />
www.zpk.org und www.creaviva.org<br />
Weiterbildung / Formation continue<br />
Regenbogen – Prisma – Pigmente (Nr. 17.104). Mit Kursleiter Daniel Rohrbach<br />
beschäftigen Sie sich mit dem Aufbau des Regenbogens, den Grundfarben des Prismas, der<br />
Farbtherapie und den neusten Entdeckungen der Pigmenttechnologie – abgestimmt auf die<br />
praktische Umsetzung im Unterricht und den LP 21. Der Kurs findet in Bern statt und ist dank<br />
der Unterstützung der Erziehungsdirektion für bernische Lehrpersonen kostenlos.<br />
Kunst entdecken: Textil (Nr. 17.206). Zusammen mit Kursleiterin Aniko Risch lassen<br />
Sie sich von faszinierenden Werken und Stilelementen aus Kunst und Design zu eigenen,<br />
einzigartigen textilen Produkten inspirieren. Der Kurs findet in Biel statt und ist dank der Unterstützung<br />
der Erziehungsdirektion für bernische Lehrpersonen kostenlos.<br />
Info-Veranstaltung: Studiengänge des EHB für BKU-, ABU-, BM- und HF-Lehrpersonen<br />
und für ÜK-Leiterinnen und Leiter. Das EHB informiert über seine Studiengänge für: Lehrpersonen<br />
an Berufsfachschulen (BKU, ABU, KV); Lehrpersonen an Berufsmaturitätsschulen (BM);<br />
ÜK-Leiter/innen und Berufsbildner/innen (3. Lernort); Dozierende an Höheren Fachschulen<br />
(HF). Veranstaltungsort: EHB Zürich (Digicomp), Limmattstrasse 50, 8005 Zürich.<br />
Netzwerk- und Fachtag für Berufsbildungsverantwortliche. Beurteilen, begleiten,<br />
intervenieren … – Berufsbildungsverantwortliche sind mit vielfältigen Herausforderungen<br />
konfrontiert. Mit dem Netzwerk- und Fachtag bieten die PH Luzern und die aeb die Möglichkeit,<br />
sich dafür neue Anregungen zu holen sowie das eigene Netzwerk zu pflegen.<br />
AD(H)S – Belastungsfaktor oder Chance für die Berufsbildung. Nervöse Jugendliche<br />
in einer nervösen Welt? Welches sind die Symptome von AD(H)S? Was bedeutet die<br />
Diagnose für die Betroffenen und ihr Umfeld? Zu diesem Thema führt die Abteilung Berufsbildung<br />
des Kantons Schaffhausen eine Fachtagung durch. Veranstaltungsort: Park Casino,<br />
Schaffhausen.<br />
Ab 11. März 2017<br />
www.lernwerkbern.ch<br />
Ab 11. März 2017<br />
www.lernwerkbern.ch<br />
21. März 2017<br />
www.ehb.swiss/informationsveranstaltung-berufspaedagogischeausbildungen<br />
31. März 2017<br />
www.aeb.ch<br />
11. April 2017<br />
https://berufsbildung-sh.ch/<br />
informationen-kursanmeldung/<br />
52<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong>
Weiterbildung | Formation continue<br />
Hoch drehen – tief ziehen (Nr. 17.300). Im Kurs von Heinz Friedli erarbeiten sie Schritt<br />
für Schritt die Grundkenntnisse zum formgebenden Tiefziehverfahren, um mit Kunststoff<br />
und Holz ein Rennboot mit Elektromotor LP21-konform im Unterricht einsetzen zu können.<br />
Der Kurs findet in Thun statt und ist dank der Unterstützung durch die Erziehungsdirektion<br />
für bernische Lehrpersonen kostenlos.<br />
2-tägiges Seminar Resilienzförderung und Burnoutprävention mit<br />
systemischen Aufstellungen. In diesem Seminar erhalten Teilnehmende theoretische<br />
Grundlagen zur Burnoutprävention und Resilienzförderung. Die Aufstellungen zur<br />
Life Balance, zum Umgang mit Energieräubern und Antreibern ermöglichen es ihnen,<br />
Syst® Aufstellungen zu erleben und dabei eigene Ressourcen zu stärken.<br />
Veranstaltungsort: SeminarInsel, Olten.<br />
Sehen – staunen – zeichnen (Nr. 17.113). Der Lehrer und Karikaturist Sandro Fiscalini<br />
zeigt Ihnen Tricks, wie Sie durch Beobachten, Erkennen und Vereinfachen Bilder entwickeln<br />
können und wie Zeichnen einfach wird, wenn Sie die richtigen Formen sehen. Der Kurs<br />
findet in Kiesen statt und ist dank der Unterstützung der Erziehungsdirektion für bernische<br />
Lehrpersonen kostenlos.<br />
Weiterhäkeln! (Nr. 17.210). Die Kursleiterinnen Anna Rapp und Flavia Trachsel vermitteln<br />
Ihnen anhand von Amigurumi und Granny Square die Grundlagen des klassischen Häkelns<br />
und gehen mit Ihnen dann weiter zu Knooking und tunesischem Häkeln. Der Kurs findet<br />
in Muri-Gümligen statt und ist dank der Unterstützung der Erziehungsdirektion für bernische<br />
Lehrpersonen kostenlos.<br />
Ab 6. Mai 2017<br />
www.lernwerkbern.ch<br />
12./13. Mai 2017<br />
www.coachingzentrum.ch<br />
Ab 8. September 2017<br />
www.lernwerkbern.ch<br />
Ab 8. September 2017<br />
www.lernwerkbern.ch<br />
Impressum<br />
Redaktion/Herausgeberin Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Sulgeneckstr. 70,<br />
3005 Bern, 031 633 85 11, e-ducation@erz.be.ch, www.erz.be.ch/e-ducation. Martin<br />
Werder, Iris Frey, Mathias Marti, Rudolf Lanz. Redaktion PHBern-Teil: Michael Gerber,<br />
michael.gerber@phbern.ch. Die Redaktion weist darauf hin, dass sich die Meinung<br />
von externen Gesprächspartnern und Autorinnen nicht in jedem Falle mit derjenigen<br />
der Redaktion oder der Erziehungsdirektion decken muss. <strong>EDUCATION</strong> Amtliches<br />
Schulblatt erscheint jährlich 5-mal. Beglaubigte Auflage: 22 000 Exemplare. Fotos<br />
und Cartoons sind urheberrechtlich geschützt. Übersetzungen Über setzungsdienst<br />
der Erziehungsdirektion Gestaltung und Umsetzung Büro Z GmbH, www.bueroz.ch<br />
Inseratenverwaltung Stämpfli AG, 031 300 63 88, inserate@staempfli.com Druck<br />
Stämpfli AG, www.staempfli.com Adressänderungen/Abonnemente Lehrkräfte im<br />
Kanton Bern: Erziehungsdirektion, Amt für zentrale Dienste, Abteilung Personaldienstleistungen<br />
(zustän dige/r Sach bearbeiter/in). Übrige Empfängerinnen und Empfänger:<br />
Erziehungsdirek tion, Amt für zentrale Dienste, 031 633 84 38, azd@erz.be.ch Preis<br />
Jahresabonnement 35 Franken. ISSN 1661-2817.<br />
Rédaction/Editeur Direction de l’instruction publique du canton de Berne, Sulgeneckstrasse<br />
70, 3005 Berne, 031 633 85 11, e-ducation@erz.be.ch, www.erz.be.ch/<br />
e-ducation. Martin Werder, Iris Frey, Mathias Marti, Rudolf Lanz. Rédaction de la<br />
partie PHBern : Michael Gerber, michael.gerber@phbern.ch. La rédaction tient à souligner<br />
que l’opinion exprimée par des auteurs externes n’est pas nécessairement partagée<br />
par la rédaction ou la Direction de l’instruction publique. <strong>EDUCATION</strong> Feuille<br />
officielle scolaire paraît cinq fois par an. Tirage certifié : 22 000 exemplaires. Tous droits<br />
réservés pour les photos et les dessins. Traductions Service de traduction de la Direction<br />
de l’instruction publique Conception graphique et réalisation Büro Z GmbH,<br />
www.bueroz.ch Gestion des encarts publicitaires Stämpfli SA, 031 300 63 88,<br />
inserate@staempfli.com Impression Stämp fli SA, www.staempfli.com Changement<br />
d’adresse/abonnements Corps enseignant du canton de Berne : Direction de l’instruction<br />
publique, Office des services centralisés, Section du personnel (collaborateur/<br />
collaboratrice compétent/e). Autres destinataires : Direction de l’instruction publique,<br />
Office des services centralisés, 031 633 84 38, azd@erz.be.ch Prix de l’abonnement<br />
annuel 35 francs. ISSN : 1661-2817.<br />
Erscheinungsdaten und Redaktionsfristen <strong>EDUCATION</strong> Amtliches Schulblatt/Dates de parution et délais de rédaction d’<strong>EDUCATION</strong> Feuille officielle scolaire<br />
Ausgabe Nr./Numéro Red.-Schluss Texte/Délai de rédaction (textes) Red.-Schluss Inserate/Délai de rédaction (annonces) Erscheinungsdatum/Date de parution<br />
2 7. März 2017 / 7 mars 2017 21. März 2017 / 21 mars 2017 21. April 2017 / 21 avril 2017<br />
3 10. Mai 2017 / 10 mai 2017 24. Mai 2017 / 24 mai 2017 30. Juni 2017 / 30 juin 2017<br />
4 22. August 2017 / 22 août 2017 5. September 2017 / 5 septembre 2017 5. Oktober 2017 / 5 octobre 2017<br />
5 31. Oktober 2017 / 31 octobre 2017 14. November 2017 / 14 novembre 2017 14. Dezember 2017 / 14 décembre 2017<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 53
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
Erziehungsdirektion<br />
54 Kantonaler Stellenmarkt für Lehrerinnen<br />
und Lehrer wird erneuert<br />
Direction de l’instruction publique<br />
55 La Bourse de l’emploi du canton<br />
de Berne fait peau neuve<br />
Erziehungsdirektion<br />
56 Beratungsangebote zur Prävention<br />
und Lösung von Konflikten<br />
Direction de l’instruction publique<br />
57 Prestations de conseil en matière de<br />
prévention et de résolution des conflits<br />
Information<br />
57 Richtlinien für die Berechnung<br />
von Schulkostenbeiträgen für das<br />
Schuljahr 2017/18<br />
Information<br />
60 Directives pour le calcul des contributions<br />
aux frais de scolarisation pour<br />
l’année scolaire 2017-2018<br />
Amt für Kindergarten, Volksschule und Beratung<br />
63 Newsletter an die Schulleitungen<br />
der Volksschule – eine Übersicht<br />
Office de l’enseignement préscolaire et obligatoire,<br />
du conseil et de l’orientation<br />
63 Lettre d’information pour les directions<br />
d’école : une vue d’ensemble<br />
Mittelschul- und Berufsbildungsamt<br />
64 Aufnahmeverfahren Brückenangebote –<br />
Informationen für das Schuljahr 2017/18<br />
Office de l’enseignement secondaire du 2 e degré et<br />
de la formation professionnelle<br />
64 Procédure d’admission aux solutions<br />
transitoires – informations pour l’année<br />
scolaire 2017-2018<br />
Berufsmaturitätsschule GIB Bern<br />
64 Informationsveranstaltung zur<br />
Berufsmaturität und Vorkursen<br />
Bernische Lehrerversicherungskasse<br />
65 Einladung zu den Wahlkreisversammlungen<br />
der Versicherten der BLVK<br />
Caisse d’assurance du corps enseignant bernois (CACEB)<br />
65 Invitation aux assemblées ordinaires<br />
des cercles électoraux des assuré(e)s<br />
de la CACEB<br />
Erziehungsdirektion<br />
Kantonaler Stellenmarkt<br />
für Lehrerinnen und Lehrer<br />
wird erneuert<br />
Information für Stelleninserenten und Stellensuchende<br />
im Kantonalen Stellenmarkt für Lehrerinnen und Lehrer<br />
(KSML)<br />
Der Kantonale Stellenmarkt ist der primäre Publikationskanal<br />
für das Kantonspersonal und die Lehrkräfte. In seiner<br />
heutigen Form existiert der bisherige Stellenmarkt<br />
bereits seit längerer Zeit, ist technisch veraltet und in<br />
der Funktionalität eingeschränkt. Die Erziehungsdirektion<br />
entwickelte den neuen KSML zusammen mit den Vertreterinnen<br />
und Vertretern sämtlicher Schulstufen. Er besteht<br />
einerseits aus dem KSML-Portal, bei dem die Schulleiterinnen<br />
und Schulleiter die Stelleninserate erfassen, gestalten<br />
und publizieren sowie die späteren Bewerbungen<br />
sichten und auswerten können. Andererseits besteht er<br />
aus dem KSML-Stellenmarkt, der im Internet sämtliche<br />
Stelleninserate anzeigt und bei dem Stellensuchende ihre<br />
Onlinebewerbung hochladen können. Der neue KSML<br />
steht ab 1. März 2017 zur Verfügung.<br />
KSML-Portal: Neuheiten für Schulleiterinnen<br />
und Schulleiter<br />
Das bisherige Formularwesen für Stellenausschreibungen<br />
wird abgelöst durch das KSML-Portal. Die Stelleninserenten<br />
(Schulleiterinnen und Schulleiter) können die Stelleninserate<br />
direkt elektronisch erfassen und für die Publikation<br />
im Internetstellenmarkt freigeben.<br />
Im Weiteren können die Stelleninserate elektronisch<br />
der Erziehungsdirektion übermittelt werden zur Publikation<br />
in kostenpflichtigen Online- und Printmedien. Allerdings<br />
ist in diesem Falle eine vorgängige Bestätigung notwendig,<br />
da die entstandenen Kosten der Schule bzw. der<br />
Gemeinde in Rechnung gestellt werden.<br />
Im KSML-Portal können neu die elektronischen Bewerbungen<br />
der Stellensuchenden eingesehen und heruntergeladen<br />
werden. Der Zugang zum KSML-Portal erfolgt<br />
wie bei der elektronischen Pensenmeldung ePM über das<br />
BE-Login-Portal des Kantons Bern.<br />
Der KSML steht exklusiv allen im Kanton Bern liegenden<br />
Schulen, das heisst allen Volksschulen, kantonalen<br />
Schulen und allen Schulen, die teil- oder vollsubventioniert<br />
sind und über einen Leistungsauftrag des Kantons<br />
Bern verfügen, unentgeltlich zur Verfügung.<br />
KSML-Stellenmarkt: Neuheiten für Stellensuchende<br />
Der KSML-Stellenmarkt bietet eine verbesserte Stellensuche,<br />
welche neu als E-Mail abonniert werden kann. Die<br />
Suchresultate sind sortierbar und die Stelleninserate<br />
strukturiert und ansprechend gestaltet. Der Stellenmarkt<br />
läuft auf sämtlichen aktuellen Betriebssystemen und<br />
Browsern und ist zudem für die Darstellung auf Smartphones<br />
optimiert. Stellensuchende können ihre Bewerbung<br />
online erfassen und verschlüsselt dem Stelleninserenten<br />
per Knopfdruck zukommen lassen.<br />
54<br />
EDUCATIO <strong>1.17</strong>
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
Informationen für die Schulorganisationseinheiten<br />
Zugangsberechtigung<br />
Für die Benutzung des KSML-Portals ist eine BE-Login-<br />
Zugangsberechtigung notwendig. Die Abteilung Personaldienstleistungen<br />
APD der Erziehungsdirektion wird<br />
diese im Rahmen der Einführung erteilen und den verantwortlichen<br />
Schulleitungen zukommen lassen.<br />
Die hauptberechtigte Person (z.B. Schulleitung<br />
Volksschule, Leitung HR Berufsfachschule, etc.) erhält die<br />
BE-Login-Zugangsberechtigung nach Unterzeichnung<br />
der Sorgfalts- und Treuepflichterklärung KSML. Diese regelt<br />
den Umgang mit den persönlichen Daten der Stellensuchenden<br />
gemäss Datenschutz des Kantons Bern. Die<br />
hauptberechtigte Person hat die Möglichkeit, weitere<br />
Personen innerhalb der Schule zur Nutzung des KSML-<br />
Portals zu berechtigen.<br />
Hinweis zur Benutzung<br />
Das KSML-Portal wurde dahingehend entwickelt, dass<br />
dieses durch die Nutzerinnen und Nutzer ohne Vorkenntnisse<br />
oder vorgängige Schulung benutzt werden kann. Als<br />
Unterstützung steht eine Onlinehilfe zur Verfügung, die<br />
bei jedem Arbeitsschritt per Mausklick aufgerufen werden<br />
kann.<br />
Für weiterführende Fragen und den technischen<br />
Support steht die Kontaktstelle der Abteilung Personaldienstleistungen<br />
(APD) des Amts für Zentrale Dienste<br />
(AZD) der Erziehungsdirektion zur Verfügung.<br />
Kontaktdaten:<br />
Telefon 031 633 84 72<br />
E-Mail<br />
ksml.lehrpersonen@erz.be.ch<br />
Öffnungszeiten: an allen Arbeitstagen ausser<br />
den kantonalen Feiertagen<br />
und am 1. August von<br />
8.30 Uhr bis 12.00 Uhr<br />
und 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr,<br />
Freitag bis 16.30 Uhr.<br />
Ansprechpersonen: Maya Repanovic (ERZ-AZD-APD)<br />
Katrin Ribi (ERZ-AZD-APD)<br />
Andrea Scherz (ERZ-APD-AZD)<br />
Kostenpflichtige Ausschreibungen<br />
Die Publikation von Ausschreibungen, sowohl für das Verwaltungspersonal<br />
an Maturitäts- und Berufsfachschulen<br />
als auch für Lehrerinnen und Lehrer, auf dem Kantonalen<br />
Stellenmarkt ist für die berechtigten Institutionen unentgeltlich.<br />
Allerdings sind Ausschreibungen in kostenpflichtigen<br />
Online- und Printmedien durch die Schule selbst zu<br />
finanzieren. In diesem Falle ist eine vorgängige Bestätigung<br />
notwendig, da die entstandenen Kosten der Schule<br />
bzw. der Gemeinde in Rechnung gestellt werden.<br />
Überführung der laufenden Stellenausschreibungen<br />
Zum Zeitpunkt der Umstellung wird die APD sämtliche aktiven<br />
Inserate im bisherigen Stellenmarkt auf den KSML-<br />
Stellenmarkt transferieren. Zudem werden in den ersten<br />
Wochen der Einführung sämtliche Stelleninserate durch<br />
die APD in den alten Stellenmarkt übertragen. Bei technischen<br />
Störungen ist durch die beschriebene Doppelbewirtschaftung<br />
die Stellenausschreibung zu jedem Zeitpunkt<br />
gewährleistet.<br />
Direction de l’instruction publique<br />
La Bourse de l’emploi du canton<br />
de Berne fait peau neuve<br />
Informations à l’attention des personnes souhaitant<br />
publier des offres d’emploi et des personnes en<br />
recherche de poste sur la Bourse de l’emploi du canton<br />
de Berne (BCEE)<br />
La Bourse de l’emploi du canton de Berne est le principal<br />
canal de publication des offres d’emploi pour le personnel<br />
cantonal et le corps enseignant. Cet instrument,<br />
qui existe depuis de nombreuses années, s’avère<br />
aujourd’hui obsolète et limité dans ses fonctionnalités.<br />
C’est pourquoi la Direction de l’instruction publique a,<br />
en collaboration avec des représentants et représentantes<br />
de tous les degrés d’enseignement, développé<br />
une nouvelle solution pour les écoles. Celle-ci se<br />
compose de deux outils : d’une part, une plateforme<br />
permettant aux directeurs et directrices d’école de<br />
créer des offres d’emploi, de les gérer et de les modifier<br />
mais aussi de recevoir et d’administrer les candidatures<br />
et, d’autre part, un site accessible à tous regroupant<br />
l’ensemble des offres d’emploi et sur lequel les<br />
personnes intéressées peuvent déposer leur candidature.<br />
La nouvelle BCEE sera disponible à compter du<br />
1 er mars prochain.<br />
Plateforme BCEE : nouveautés pour les<br />
directions d’école<br />
La procédure de mise au concours des postes via des<br />
formulaires ne sera plus qu’un souvenir avec l’arrivée de<br />
la plateforme BCEE. Les personnes souhaitant publier<br />
des annonces (directeurs et directrices d’école) pourront<br />
saisir leurs offres directement dans le système et les<br />
débloquer en vue de leur publication sur le site Internet.<br />
Elles pourront également les transmettre électroniquement<br />
à la Direction de l’instruction publique pour les<br />
faire publier dans des médias en ligne ou imprimés payants.<br />
Dans ce cas, une validation préalable sera toutefois<br />
nécessaire dans la mesure où les coûts associés seront<br />
mis à la charge de l’école ou de la commune.<br />
Grâce à la nouvelle plateforme, les directeurs et directrices<br />
d’école pourront aussi consulter les candidatures<br />
déposées sur le site pour les différentes offres et télécharger<br />
les documents associés. L’accès à la plateforme<br />
se fera via le portail BE-Login du canton de Berne, comme<br />
c’est déjà le cas pour la communication des programmes<br />
électronique (CdPe).<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
55
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
La plateforme BCEE sera mise gratuitement et exclusivement<br />
à la disposition des écoles situées dans le<br />
canton de Berne, et plus précisément de tous les établissements<br />
de la scolarité obligatoire, des écoles cantonales<br />
ainsi que des écoles partiellement ou totalement subventionnées<br />
disposant d’un mandat de prestations confié par<br />
le canton de Berne.<br />
Site Internet BCEE : nouveautés pour les personnes<br />
à la recherche d’un emploi<br />
Le site Internet BCEE proposera une recherche de poste<br />
plus performante, notamment grâce à la possibilité de recevoir<br />
des alertes par courriel. Les résultats des recherches<br />
pourront être classés ; les annonces seront structurées<br />
pour faciliter ce classement. Le site Internet sera<br />
accessible via l’ensemble des systèmes d’exploitation et<br />
de navigation actuels et son affichage sera également optimisé<br />
pour une utilisation sur smartphone. Les candidats<br />
et candidates pourront déposer leur candidature en ligne :<br />
un simple bouton leur permettra d’adresser leurs documents<br />
de manière cryptée à leur futur recruteur.<br />
Informations à l’intention des unités scolaires<br />
Accès à la plateforme<br />
L’utilisation de la plateforme BCEE nécessitera un droit<br />
d’accès à BE-Login. La Section du personnel (SPe) de la<br />
Direction de l’instruction publique organisera ces droits<br />
au cours de la période de mise en place de la nouvelle<br />
BCEE et prendra contact avec les différentes directions<br />
d’école.<br />
La personne titulaire des droits d’accès à titre principal<br />
(p. ex. direction d’un établissement de la scolarité<br />
obligatoire, direction des ressources humaines d’une<br />
école professionnelle, etc.) recevra l’identifiant et le mot<br />
de passe pour se connecter après avoir signé une déclaration<br />
de diligence et de loyauté. Celle-ci règle la gestion<br />
des données personnelles des personnes en recherche<br />
de poste sur la base de la législation du canton de Berne<br />
sur la protection des données. La personne titulaire des<br />
droits d’accès à titre principal pourra à son tour octroyer<br />
des droits d’accès à la plateforme au sein de son école.<br />
Conseils d’utilisation<br />
La plateforme BCEE a été développée de manière à pouvoir<br />
être utilisée par tous sans connaissances préalables<br />
spécifiques ni formation au système. Une aide en ligne,<br />
accessible par simple clic depuis toutes les pages, sera<br />
mise à la disposition des utilisateurs et utilisatrices pour<br />
les accompagner dans les différentes étapes.<br />
La cellule de contact de la SPe de l’Office des services<br />
centralisés de la Direction de l’instruction publique<br />
répondra à toutes les questions restées sans réponse et<br />
se chargera de l’assistance technique aux coordonnées<br />
ci-après :<br />
Téléphone : 031 633 84 72<br />
Courriel : ksml.lehrpersonen@erz.be.ch<br />
Horaires : tous les jours ouvrés,<br />
hormis les jours fériés cantonaux<br />
et le 1 er août de 8 h 30 à 12 h<br />
et de 14 h à 17 h, le vendredi<br />
jusqu’à 16 h 30<br />
Interlocutrices : Maya Repanovic (INS-OSC-SPe)<br />
Katrin Ribi (INS-OSC-SPe)<br />
Andrea Scherz (INS-OSC-SPe)<br />
Publication des offres sur d’autres supports payants<br />
La publication sur la BCEE d’offres d’emploi concernant<br />
tant le personnel administratif des écoles de maturité et<br />
des écoles professionnelles que l’ensemble du corps enseignant<br />
sera gratuite pour les institutions auxquelles les<br />
droits d’accès auront été octroyés. La publication de ces<br />
offres sur d’autres supports payants, en ligne ou imprimés,<br />
restera néanmoins à la charge des écoles ou des<br />
communes. Une validation préalable sera donc nécessaire.<br />
Transfert des actuelles offres d’emploi vers le nouveau<br />
système<br />
Au moment du passage au nouveau système, la SPe<br />
transfèrera toutes les annonces actives publiées sur la<br />
Bourse de l’emploi du canton de Berne vers la nouvelle<br />
BCEE. Dans les semaines qui suivront, ce sont l’ensemble<br />
des offres qui seront transférées. Dans la mesure où les<br />
deux plateformes cohabiteront quelque temps, la mise au<br />
concours des postes sera assurée même en cas de problème<br />
technique.<br />
Erziehungsdirektion<br />
Beratungsangebote zur Prävention<br />
und Lösung von Konflikten<br />
Zeichnet sich ein Konflikt mit einer Schulleitung oder mit<br />
einer Lehrperson ab? Wünschen Sie eine Mediation zwischen<br />
der Schulleitung und einer Lehrperson? Möchten<br />
Sie eine Beratung in personalrechtlichen Fragen? Der<br />
Kanton Bern und die Erziehungsdirektion stellen Lehrpersonen<br />
und Schulleitungen aller Schulstufen (Kindergarten,<br />
Primarstufe, Sek l und Sek ll) zahlreiche unentgeltliche<br />
und vertrauliche Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />
zur Prävention und Lösung von Konflikten zur Verfügung.<br />
Die vorliegende Liste beinhaltet die verschiedenen Beratungsangebote<br />
und dient der Orientierungshilfe für Lehrpersonen<br />
und Schulleitungen.<br />
www.erz.be.ch > Kindergarten & Volksschule > Anstellung<br />
Lehrkräfte > Allgemeine Informationen<br />
56<br />
EDUCATIO <strong>1.17</strong>
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
Direction de l’instruction publique<br />
Prestations de conseil en matière<br />
de prévention et de résolution des<br />
conflits<br />
Un conflit se développe avec votre direction d’école ou<br />
avec un enseignant ou une enseignante ? Vous souhaitez<br />
bénéficier d’un service de médiation entre un membre de<br />
la direction d’école et un enseignant ou une enseignante ?<br />
Ou peut-être avez-vous besoin d’être conseillé en matière<br />
de droit du personnel ? Le canton de Berne et la Direction<br />
de l’instruction publique proposent aux membres du<br />
corps enseignant et des directions d’école de tous les degrés<br />
scolaires (école enfantine, degré primaire, degrés secondaires<br />
I et II) de nombreuses prestations de conseil et<br />
de soutien gratuites et confidentielles en matière de prévention<br />
et de résolution des conflits. La liste suivante vous<br />
donne une vue d’ensemble des prestations existantes.<br />
www.erz.be.ch > Ecole obligatoire > Informations<br />
sur le statut et le traitement du corps enseignant > Informations<br />
générales<br />
Information<br />
Richtlinien für die Berechnung<br />
von Schulkostenbeiträgen für das<br />
Schuljahr 2017/18<br />
Inhalt<br />
1. Allgemeines<br />
2. Schulbesuch in einer anderen Gemeinde<br />
innerhalb des Kantons<br />
2.1 Grundsatz: Schulbesuch am Aufenthaltsort<br />
2.2 Grundsatz: Schulkostenbeitrag<br />
Wohnsitzgemeinde > Schulortsgemeinde<br />
2.3 Grundsatz: Gemeindeautonomie<br />
> Berechnungsmodell<br />
2.4 Subsidiäre kantonale Regelung<br />
2.5 Rechnungsstellung unter den Gemeinden<br />
3. Schulbesuch des ersten Jahrs des gymnasialen<br />
Bildungsgangs an einem kantonalen Gymnasium<br />
im deutschsprachigen Kantonsteil oder an der<br />
filière bilingue<br />
1 Die Volksschule besteht aus dem Kindergarten, der<br />
Primarstufe sowie der Sekundarstufe I<br />
2 Dieser Grundsatz gilt auch für Kinder aus dem Asylbereich<br />
(Ausweise N und F). Die Finanzierung der Schulung dieser<br />
Kinder ist speziell geregelt. Genaue Informationen stehen<br />
unter www.erz.be.ch/nfv zur Verfügung.<br />
3 Art. 7 Abs. 2 des Volksschulgesetzes vom 19. März 1992<br />
(VSG; BSG 432.210)<br />
4 Dieser Grundsatz gilt auch für Pflegekinder mit zivilrechtlichem<br />
Wohnsitz im Kanton Bern, die wegen Kindesschutzmassnahmen<br />
ihren Aufenthalt in einer anderen bernischen<br />
Gemeinde haben und dort die Volksschule besuchen.<br />
5 Art. 24b Abs. 4 des Gesetzes vom 27. November 2000 über<br />
den Finanz- und Lastenausgleich (FILAG; BSG 631.1)<br />
4. Kantonsübergreifender Schulbesuch –<br />
Interkantonaler Schulbesuch<br />
4.1. Ausserkantonales Kind besucht Volksschule<br />
im Kanton Bern<br />
4.2 Bernisches Kind besucht Volksschule<br />
in anderem Kanton<br />
5. Auskünfte<br />
6. Gültigkeit<br />
1. Allgemeines<br />
Der Besuch der öffentlichen Volksschule 1 ist für das Kind<br />
unentgeltlich.<br />
2. Schulbesuch in einer anderen Gemeinde innerhalb<br />
des Kantons<br />
2.1 Grundsatz: Schulbesuch am Aufenthaltsort<br />
In der Regel besucht ein Kind die öffentliche Volksschule<br />
an seinem Aufenthaltsort (Aufenthaltsgemeinde) 2 . Aufgrund<br />
einer Vereinbarung zwischen den Gemeinden oder<br />
auch aus wichtigen Gründen 3 kann der Besuch in einer<br />
anderen Gemeinde als der Aufenthaltsgemeinde erfolgen.<br />
2.2 Grundsatz: Schulkostenbeitrag Wohnsitzgemeinde<br />
> Schulortsgemeinde<br />
Besucht ein Kind die Volksschule nicht in der Gemeinde,<br />
in der es seinen zivilrechtlichen Wohnsitz hat, so hat die<br />
Wohnsitzgemeinde der Schulortsgemeinde einen Schulkostenbeitrag<br />
zu entrichten. 4<br />
2.3 Grundsatz: Gemeindeautonomie<br />
> Berechnungsmodell<br />
Die Wohnsitzgemeinde und die Schulortsgemeinde können<br />
sich vor dem Schuleintritt eigenständig über die Höhe<br />
des Schulkostenbeitrags einigen. 5 Der Kanton macht<br />
keine zwingenden Vorgaben.<br />
Die Gemeinden können ihre konkreten Kosten für<br />
den Schulbetrieb und die Schulinfrastruktur berechnen.<br />
Die Erziehungsdirektion (ERZ) stellt dafür ein Berechnungsmodell<br />
im Internet zur Verfügung unter www.erz.<br />
be.ch/schulkostenbeitraege.<br />
Die effektiven Aufwände für den Schulbetrieb und<br />
die Schulinfrastruktur können in der zur Verfügung gestellten<br />
Exceltabelle eingesetzt und damit die konkreten<br />
Schulkostenbeiträge berechnet werden.<br />
In diesem Berechnungsmodell werden folgende<br />
Kostenelemente berücksichtigt:<br />
a) Beitrag für den Schulbetrieb<br />
b) Beitrag für die Schulinfrastruktur, bestehend aus<br />
– Heizungs-, Hauswarts-, Wasser- und Stromkosten<br />
sowie den allgemeinen Unterhalt<br />
– 3,5 Prozent des Gebäudeversicherungswerts<br />
(angenommener Mietwert).<br />
Der von der Wohnsitzgemeinde ebenfalls geschuldete<br />
Gehaltskostenbeitrag wird von der ERZ jeweils mit der<br />
Schlussabrechnung des Lastenausgleichs Lehrergehälter<br />
mitgeteilt (s/Ziffer 2.4.1).<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
57
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
2.4 Subsidiäre kantonale Regelung<br />
Treffen die Wohnsitzgemeinde und die Schulortsgemeinde<br />
keine eigenständige Regelung, so muss die<br />
Wohnsitzgemeinde der Schulortsgemeinde einen Schulkostenbeitrag<br />
leisten, der sich aus den folgenden Beiträgen<br />
zusammensetzt:<br />
2.4.1 Gehaltskostenbeitrag pro Schüler/-in > Hilfstabelle<br />
Die Verrechnung der Gehaltskosten für Schülerinnen und<br />
Schüler aus anderen Gemeinden regeln Gemeinden und<br />
Schulverbände untereinander. 6 Der Gehaltskostenbeitrag<br />
entspricht 50 Prozent der pro Schüler/-in auf die Schulortsgemeinde<br />
entfallenden Gehaltsaufwendungen gemäss<br />
FILAG. Dieser Gehaltskostenbeitrag variiert von Gemeinde<br />
zu Gemeinde.<br />
Die ERZ stellt für die Verrechnung der Gehaltskosten<br />
eine Hilfstabelle im Internet zur Verfügung und publiziert<br />
auch die durchschnittlichen Gehaltskostenbeiträge<br />
des letzten abgerechneten Schuljahres unter www.erz.<br />
be.ch/nfv.<br />
Der Gehaltskostenbeitrag wird jeder Schulortsgemeinde<br />
mit der Vorberechnung des Lastenausgleichs<br />
Lehrergehälter im Herbst 2017 als approximativer Wert<br />
mitgeteilt. In die Vorberechnung an die Gemeinden integriert<br />
ist die Basisstufe, die auf das Schuljahr 2013/14 eingeführt<br />
wurde. Der definitive Gehaltskostenbeitrag für das<br />
Schuljahr 2017/18 wird im Herbst 2018 mit der Schlussabrechnung<br />
des Lastenausgleichs Lehrergehälter vom<br />
Amt für Kindergarten, Volksschule und Beratung (AKVB)<br />
der ERZ mitgeteilt.<br />
2.4.2 plus Beitrag an die Kosten für den Schulbetrieb<br />
und die Schulinfrastruktur pro Schüler/-in<br />
Schulstufe<br />
Kindergarten<br />
Beitrag für den<br />
Schulbetrieb* 7<br />
Beitrag für die<br />
Schulinfrastruktur**<br />
Total<br />
CHF 655.– CHF 1 865.– CHF 2 520.–<br />
Primarstufe CHF 890.– CHF 3 310.– CHF 4 200.–<br />
Sekundarstufe<br />
I<br />
CHF 1 050.– CHF 3 320.– CHF 4 370.–<br />
Hinweis zur Basisstufe: Für das 1. und 2. Basisstufenjahr Beiträge<br />
analog Kindergarten und für die 3., 4. und allenfalls 5. Basisstufenjahre<br />
Beiträge analog Primarstufe. Die Gemeinden können jedoch<br />
auch für die Basisstufe ihre konkreten Kosten für den Schulbetrieb<br />
und die Schulinfrastruktur berechnen.<br />
* Der Beitrag für den Schulbetrieb richtet sich nach den durchschnittlichen<br />
Kosten der Gemeinden für den Schulbetrieb.<br />
Zur Berechnung der Ansätze wurde auf die Aufwände für die<br />
Entschädigungen der Kommissionen und Entschädigungen<br />
für die Sachaufwände (Schulmaterial und -mobiliar) abgestellt.<br />
Die Ansätze stellen auf die durchschnittlichen Aufwände pro<br />
Gemeindekategorie ab und beruhen auf den Jahresrechnungen<br />
der Gemeinden im Jahr 2011 (FINSTA). Der Kanton erhebt<br />
diese Kosten periodisch neu.<br />
** Der Beitrag für die Schulinfrastruktur richtet sich nach den<br />
durchschnittlichen Kosten der Gemeinden für die Schulinfrastruktur<br />
8 .<br />
– Die Ansätze wurden aufgrund der Angaben<br />
von 36 ausgesuchten Gemeinden mit ungefähr<br />
150 Schulliegenschaften berechnet.<br />
– Die durchschnittliche Klassengrösse betrug beim<br />
Kindergarten: 18 Kinder und bei der Primar-/Sekundarstufe<br />
I: je 19 Kinder.<br />
– Es wurden die Gebäudeversicherungswerte pro<br />
Schulstufe erhoben. Bei der Nutzung eines Gebäudes<br />
durch verschiedene Stufen erfolgten Ausscheidungen<br />
nach Klassen bzw. Schüleranteilen. Von diesem<br />
Gebäudeversicherungswert (abzüglich Drittnutzungsanteil)<br />
wurden 6,5 Prozent berücksichtigt.<br />
– Dieser Satz beinhaltet den Mietwert (3,5 Prozent),<br />
die Heizungs-, Hauswarts-, Wasser- und Stromkosten<br />
sowie den allgemeinen Unterhalt (zusammen<br />
3 Prozent).<br />
– Die Werte stammen aus dem Jahre 2013. Der Kanton<br />
erhebt diese Kosten periodisch neu.<br />
2.5 Rechnungsstellung unter den Gemeinden<br />
Die Gemeinden regeln das Verfahren für die Rechnungsstellung<br />
der Schulkostenbeiträge unter sich. Die ERZ<br />
empfiehlt, die Rechnungsstellung bis zum Zeitpunkt der<br />
Aufnahme von Schülerinnen und Schülern aus anderen<br />
Gemeinden zu klären.<br />
Massgebend für die Rechnungsstellung der Schulkostenbeiträge<br />
ist der 15. September 2017 (Stichtag der<br />
Statistik der Lernenden). Wenn keine Regelung unter den<br />
Gemeinden getroffen wurde, empfiehlt die ERZ für die<br />
Rechnungsstellung eine der folgenden drei Varianten:<br />
a) Die Schulortsgemeinden stellen die Schulkostenbeiträge<br />
für das Schuljahr 2017/18 bis am 31. Dezember<br />
2017 provisorisch in Rechnung. Es wird der Anteil an<br />
den Lehrergehaltskosten gemäss Schlussabrechnung<br />
des Lastenausgleichs Lehrergehälter für das Schuljahr<br />
2016/17 übernommen. Die definitive Abrechnung<br />
erfolgt im Herbst 2018, sobald die Schlussabrechnung<br />
des Lastenausgleichs der Lehrergehälter für das<br />
Schuljahr 2017/18 vorliegt.<br />
b) Die Schulortsgemeinden erstellen Akontorechnungen<br />
gestützt auf die Vorberechnungen an die Gemeinden<br />
6 Die Verrechnung der Kosten für besondere Massnahmen<br />
erfolgt im Finanzierungssystem nach dem gleichen Prinzip<br />
wie für den Regelunterricht. Der Kanton übernimmt die<br />
Hälfte, die andere wird derjenigen Gemeinde bzw. demjenigen<br />
Schulverband belastet, der die Pensen meldet. Rund<br />
20% der Kosten können mit den Schülerbeiträgen finanziert<br />
werden, die jede Wohnsitzgemeinde für ihre Kinder zugute<br />
hat.<br />
7 Die Schülertransportkosten sind für die Berechnung des<br />
Schulkostenbeitrags nicht als festes Kostenelement enthalten.<br />
Die Gemeinden regeln die Verrechnung dieser Kosten<br />
untereinander, da sie unterschiedlich hoch ausfallen.<br />
8 Art. 24b Abs. 3 FILAG<br />
58<br />
EDUCATIO <strong>1.17</strong>
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
für das Schuljahr 2017/18, welche vom AKVB der<br />
ERZ im Herbst 2017 zugestellt werden. Die definitive<br />
Abrechnung erfolgt im Herbst 2018, sobald die<br />
Schlussabrechnung des Lastenausgleichs der Lehrergehälter<br />
für das Schuljahr 2017/18 vorliegt.<br />
c) Die Schulortsgemeinden stellen die Schulkostenbeiträge<br />
für das Schuljahr 2017/18 im Herbst 2018 nach<br />
Erhalt der Schlussabrechnung des Lastenausgleichs<br />
der Lehrergehälter für das Schuljahr 2017/18 in Rechnung.<br />
Im Interesse einer einfachen Regelung wird den Gemeinden<br />
empfohlen, sich auf die Leistung eines Schulkostenbeitrages<br />
für das ganze Schuljahr 2017/18 zu verständigen,<br />
wenn eine Schülerin oder ein Schüler die Schule in<br />
der Schulortsgemeinde am 15. September 2017 besucht.<br />
Eine Rechnungstellung pro rata temporis wird nicht empfohlen.<br />
3. Schulbesuch des ersten Jahrs des gymnasialen<br />
Bildungsgangs an einem kantonalen Gymnasium im<br />
deutschsprachigen Kantonsteil oder an der filière<br />
bilingue<br />
Der Grosse Rat hat im Juni 2014 beschlossen, den gymnasialen<br />
Unterricht im 9. Schuljahr (GU9) im deutschsprachigen<br />
Kantonsteil neu zu organisieren. Die bisherige<br />
Möglichkeit, den GU9 an einer speziellen Klasse der Sekundarschule<br />
anzubieten, entfällt. Der gymnasiale Bildungsgang,<br />
welcher vier Jahre dauert, findet ab dem<br />
Schuljahr 2017/18 im deutschsprachigen Kantonsteil nur<br />
noch an einem Gymnasium statt. Für den französischsprachigen<br />
Kantonsteil gilt das Folgende nur für Gemeinden<br />
mit Schüler und Schülerinnen an der filière bilingue,<br />
die mit dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt einen<br />
entsprechenden Vertrag abgeschlossen haben.<br />
Die Wohnsitzgemeinde leistet dem Kanton für einen<br />
Schüler oder eine Schülerin für den Besuch des ersten<br />
Jahrs des gymnasialen Bildungsgangs an einem Gymnasium<br />
im deutschsprachigen Kantonsteil oder an der filière<br />
bilingue einen Schulkostenbeitrag, unabhängig davon, ob<br />
der Schüler oder die Schülerin nach dem 8. oder 9. Schuljahr<br />
in den gymnasialen Bildungsgang übertritt. Der<br />
Schulkostenbeitrag setzt sich aus den folgenden Beiträgen<br />
zusammen:<br />
3.1 Gehaltskostenbeitrag pro Schüler/-in<br />
Der konkrete Gehaltskostenbeitrag kann erst in der<br />
Schlussabrechnung des Lastenausgleichs Lehrergehälter<br />
im Herbst 2018 festgelegt werden. Daher wird im Herbst<br />
2017 lediglich eine Akontozahlung, welche sich am Durchschnitt<br />
der Aufwendungen für die Lehrergehaltskosten<br />
aller Klassen im ersten Jahr des gymnasialen Bildungsgangs<br />
orientiert, in der Höhe von CHF 5 500 in Rechnung<br />
gestellt werden***.<br />
9 Art. 24d Abs. 2 FILAG<br />
3.2 plus Beitrag an die Kosten für den Schulbetrieb und<br />
die Schulinfrastruktur pro Schüler/-in<br />
Schulstufe<br />
1. Jahr des<br />
gymnasialen<br />
Bildungsgangs<br />
Beitrag für den<br />
Schulbetrieb*<br />
Beitrag für die<br />
Schulinfrastruktur**<br />
Total***<br />
CHF 1 050.– CHF 1 530.– CHF 2 580.–<br />
* Der Beitrag für den Schulbetrieb entspricht den durchschnittlichen<br />
Kosten der Gemeinden für die Sekundarstufe I<br />
(vgl. Ziffer 2.4.2).<br />
** Der Beitrag für die Schulinfrastruktur entspricht den<br />
durchschnittlichen Kosten der Gemeinden für die<br />
Sekundarstufe I (vgl. Ziffer 2.4.2) ohne Mietwert.<br />
*** Der gesamte Schulkostenbeitrag pro Schüler/-in im ersten<br />
Jahr des gymnasialen Bildungsgangs beträgt somit<br />
ca. CHF 8080.–, die Rückerstattung aus dem Lastenausgleich<br />
für die Gehaltskosten beträgt durchschnittlich rund<br />
CHF 2700.–.<br />
Die Kosten der Gemeinden für die Gehaltskosten sowie die<br />
Kosten des Schulbetriebs und der -infrastruktur belaufen sich also<br />
netto auf ca. CHF 5380.– (Schlussabrechnung vorbehalten).<br />
Der Schulbesuch ist für die Schüler/-innen des ersten<br />
Jahres des gymnasialen Bildungsgangs in jedem Fall unentgeltlich.<br />
In keinem Fall darf der Schulkostenbeitrag den<br />
Eltern einer Schülerin bzw. eines Schülers weiterverrechnet<br />
werden. Der genannte Schulkostenbeitrag ist für jede Schülerin<br />
und jeden Schüler geschuldet, unabhängig davon, ob<br />
das 9. Schuljahr bereits besucht wurde oder nicht.<br />
Die kantonalen Gymnasien stellen der Wohnsitzgemeinde<br />
für das Schuljahr 2017/18 bis vier Monate nach<br />
Schuljahresbeginn eine Akontorechnung in der voraussichtlichen<br />
Höhe des Schulkostenbeitrags zu. Massgebend<br />
ist die am Stichtag für die Schülerstatistik vom<br />
15. September 2017 gültige Schülerzahl. Nach Abschluss<br />
des Schuljahres wird der definitive Gehaltskostenbeitrag<br />
bestimmt und mit der Akontozahlung verrechnet.<br />
4. Kantonsübergreifender Schulbesuch –<br />
Interkantonaler Schulbesuch<br />
4.1 Ausserkantonales Kind besucht<br />
Volksschule im Kanton Bern<br />
Besucht ein Kind mit zivilrechtlichem Wohnsitz ausserhalb<br />
des Kantons Bern eine bernische Volksschule, so<br />
trägt der Kanton Bern die Gehaltskosten für dieses Kind.<br />
Das ausserkantonale Kind wird der bernischen Schulortsgemeinde<br />
im Lastenausgleich Lehrergehälter also nicht<br />
angerechnet. Zudem bezahlt der Kanton Bern der Schulortsgemeinde<br />
für dieses Kind einen Beitrag an die Kosten<br />
für den Schulbetrieb und die Schulinfrastruktur 9 .<br />
4.2 Bernisches Kind besucht Volksschule<br />
in anderem Kanton<br />
Besucht ein Kind mit zivilrechtlichem Wohnsitz im Kanton<br />
Bern eine Volksschule ausserhalb des Kantons Bern, so<br />
verlangt der Kanton Bern von der bernischen Wohnsitzgemeinde<br />
einen Beitrag von 65 Prozent des vom Schulkanton<br />
verlangten Schulgeldbeitrags. Ist der Schulgeldbei-<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
59
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
trag tiefer als CHF 4000.– pro Schüler/-in, müssen sich<br />
die bernischen Wohnsitzgemeinden nicht beteiligen. 10<br />
Die Merkblätter der ERZ zu den kantonsübergreifenden<br />
Schulbesuchen stehen im Internet zur Verfügung<br />
unter www.erz.be.ch/schulkostenbeitraege.<br />
5. Auskünfte<br />
– Richtlinien und ausserkantonale Schulbesuche:<br />
Bernhard Schmutz, Generalsekretariat der<br />
Erziehungsdirektion, Koordination Schulgelder,<br />
031 633 84 18, bernhard.schmutz@erz.be.ch<br />
– Schlussabrechnung Gehaltskosten:<br />
Sandra Geissbühler, Amt für zentrale Dienste der<br />
Erziehungsdirektion, Abteilung Finanzdienstleistungen,<br />
031 633 84 19, sandra.geissbuehler@erz.be.ch<br />
– Zahlungsmodalitäten beim Besuch des<br />
ersten Jahrs des gymnasialen Bildungsgangs<br />
an kantonalen Gymnasien: Schulsekretariat<br />
des zuständigen Gymnasiums oder Denise Kreutz,<br />
Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA),<br />
Abteilung Mittelschulen, 031 633 87 72,<br />
denise.kreutz@erz.be.ch.<br />
6. Gültigkeit<br />
Diese Richtlinien gelten für das Schuljahr 2017/18.<br />
Der Erziehungsdirektor: Bernhard Pulver, Regierungsrat<br />
Information<br />
Directives pour le calcul des<br />
contributions aux frais de<br />
scolarisation pour l’année<br />
scolaire 2017-2018<br />
Table des matières<br />
1. Généralités<br />
2. Fréquentation d’un établissement scolaire<br />
situé dans une autre commune du canton<br />
2.1 Principe : scolarisation sur le lieu de domicile<br />
2.2 Principe : versement d’une contribution aux<br />
frais de scolarisation par la commune de<br />
domicile à la commune de scolarisation<br />
2.3 Principe : autonomie communale > modèle de calcul<br />
2.4 Réglementation cantonale subsidiaire<br />
2.5 Facturation entre communes<br />
3. Fréquentation de la première année de la formation<br />
gymnasiale dans un gymnase cantonal de la partie<br />
germanophone du canton ou dans le cadre de la<br />
filière bilingue<br />
4. Fréquentation intercantonale d’établissements<br />
scolaires<br />
4.1 Un enfant venu d’un autre canton fréquente un<br />
établissement de la scolarité obligatoire dans le<br />
canton de Berne<br />
4.2 Un enfant bernois fréquente un établissement<br />
de la scolarité obligatoire dans un autre canton<br />
5. Renseignements<br />
6. Validité<br />
1. Généralités<br />
La fréquentation d’un établissement de la scolarité obligatoire¹<br />
est gratuite pour l’enfant.<br />
2. Fréquentation d’un établissement scolaire situé dans<br />
une autre commune du canton<br />
2.1 Principe : scolarisation sur le lieu de domicile<br />
En règle générale, l’enfant fréquente l’école publique de<br />
la localité où il réside (commune de résidence 2 ). Il peut<br />
toutefois fréquenter l’école dans une autre commune si<br />
une convention a été conclue entre les deux communes<br />
concernées ou si des raisons majeures l’exigent 3 .<br />
2.2 Principe : versement d’une contribution aux frais de<br />
scolarisation par la commune de domicile à la commune<br />
de scolarisation<br />
Si un enfant fréquente une école qui n’est pas située dans<br />
la commune où il a son domicile civil, la commune de domicile<br />
doit verser une contribution aux frais de scolarisation<br />
à la commune de scolarisation 4 .<br />
2.3 Principe : autonomie communale > modèle de calcul<br />
La commune de domicile et la commune de scolarisation<br />
peuvent convenir ensemble, avant la scolarisation de<br />
l’élève, du montant de la contribution aux frais de scolarisation<br />
5 . Le canton n’édicte aucune prescription contraignante<br />
en la matière.<br />
Les communes ont la possibilité de calculer leurs<br />
coûts d’exploitation et d’infrastructure scolaires effectifs.<br />
La Direction de l’instruction publique met un modèle de<br />
calcul à leur disposition sur Internet sous www.erz.be.ch/<br />
contributions-ecolage. Les charges effectives peuvent<br />
être saisies dans le tableau Excel fourni, qui permet de<br />
calculer précisément les contributions aux frais de scolarisation.<br />
10 Art. 24e FILAG<br />
1 L’école obligatoire se compose de l’école enfantine et des<br />
degrés primaire et secondaire I.<br />
2 Ce principe vaut aussi pour les enfants relevant de l’asile<br />
(permis N et F). Des règles spécifiques s’appliquent toutefois<br />
s’agissant du financement de la scolarité de ces enfants.<br />
Vous trouverez de plus amples informations à ce sujet sous<br />
www.erz.be.ch/rfeo.<br />
3 Art. 7, al. 2 de la loi du 19 mars 1992 sur l’école obligatoire<br />
(LEO ; RSB 432.210)<br />
4 Ce principe vaut aussi pour les enfants placés ayant leur<br />
domicile civil dans le canton de Berne mais qui, du fait de<br />
mesures de protection de l’enfant, résident dans une autre<br />
commune bernoise et y sont scolarisés.<br />
5 Art. 24b, al. 4 de la loi du 27 novembre 2000 sur la péréquation<br />
financière et la compensation des charges (LPFC; RSB<br />
631.1)<br />
60<br />
EDUCATIO <strong>1.17</strong>
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
Ce modèle de calcul prend en compte les éléments<br />
suivants :<br />
a) Contribution pour l’exploitation scolaire<br />
b) Contribution pour l’infrastructure scolaire composée de<br />
– frais de chauffage, de conciergerie, d’eau et<br />
d’électricité et frais liés à l’entretien général<br />
– 3,5 pour cent de la valeur d’assurance des bâtiments<br />
(valeur locative supposée).<br />
La Direction de l’instruction publique communique toujours<br />
le montant de la contribution aux frais de traitement<br />
également due par la commune de domicile lors du décompte<br />
final de la compensation des charges liées aux<br />
traitements du corps enseignant (voir ch. 2.4.1).<br />
2.4 Réglementation cantonale subsidiaire<br />
Si la commune de domicile et la commune de scolarisation<br />
n’adoptent pas de réglementation spécifique dans ce<br />
domaine, la commune de domicile est tenue de verser à la<br />
commune de scolarisation une contribution aux frais de<br />
scolarisation composée des éléments suivants :<br />
2.4.1 Contribution aux frais de traitement par élève<br />
> tableau d’aide<br />
Les communes et communautés scolaires conviennent<br />
entre elles des modalités de facturation des frais de traitement<br />
pour les élèves provenant d’autres communes 6 .<br />
La contribution aux frais de traitement correspond à<br />
50 pour cent des dépenses liées aux traitements du corps<br />
enseignant incombant à la commune de scolarisation en<br />
vertu de la LPFC. Elle varie d’une commune à l’autre.<br />
La Direction de l’instruction publique met à disposition<br />
un tableau d’aide à la facturation des frais de traitement<br />
et publie la contribution moyenne aux frais de traitement<br />
enregistrée pour la dernière année scolaire ayant fait<br />
l’objet d’un décompte. Ces documents sont disponibles<br />
sur Internet sous www.erz.be.ch/rfeo.<br />
Le montant approximatif de la contribution aux frais<br />
de traitement sera communiqué à chaque commune de<br />
scolarisation en automne 2017 avec le calcul prévisionnel<br />
de la compensation des charges des traitements du corps<br />
enseignant. La Basisstufe, introduite à la rentrée 2013, est<br />
intégrée aux calculs préliminaires remis aux communes.<br />
Le montant définitif pour l’année scolaire 2017-2018 sera<br />
quant à lui mentionné dans le décompte final de la compensation<br />
des charges liées aux traitements du corps<br />
enseignant adressé aux communes à l’automne 2018 par<br />
l’Office de l’enseignement préscolaire et obligatoire, du<br />
conseil et de l’orientation de la Direction de l’instruction<br />
publique.<br />
2.4.2 + Contribution aux coûts d’exploitation<br />
et d’infrastructure scolaires par élève<br />
Degré<br />
Ecole<br />
enfantine<br />
Degré<br />
primaire<br />
Degré<br />
secondaire I<br />
Contribution<br />
aux coûts<br />
d’exploitation 7 *<br />
Contribution<br />
aux coûts<br />
d’infrastructure **<br />
Total<br />
CHF 655 CHF 1 865 CHF 2 520<br />
CHF 890 CHF 3 310 CHF 4 200<br />
CHF 1 050 CHF 3 320 CHF 4 370<br />
Remarque concernant la Basisstufe et le cycle élémentaire : les<br />
contributions pour la 1 re et la 2 e année de Basisstufe et le cycle<br />
élémentaire sont analogues à celles demandées pour l’école<br />
enfantine et les contributions pour la 3 e , la 4 e et éventuellement<br />
la 5 e année de Basisstufe sont analogues à celles demandées<br />
pour le degré primaire. Les communes peuvent toutefois calculer<br />
leurs frais d’exploitation et d’infrastructure scolaires effectifs<br />
également pour la Basisstufe et le cycle élémentaire.<br />
* Le montant de la contribution aux coûts d’exploitation<br />
scolaire est déterminé sur la base des coûts moyens<br />
supportés par les communes pour l’exploitation de leurs<br />
écoles 8 , c’est-à-dire sur les charges correspondant<br />
aux indemnités versées aux membres des commissions<br />
et aux indemnités pour les charges de biens, services<br />
et marchandises (matériel et mobilier scolaires). Les tarifs<br />
se fondent sur les charges moyennes par catégorie de<br />
communes telles qu’elles apparaissent dans les comptes<br />
2011 des communes (FINSTA).<br />
Le canton effectue un relevé périodique de ces coûts.<br />
** Le montant de la contribution aux coûts d’infrastructure<br />
scolaire est déterminé sur la base des coûts moyens supportés<br />
par les communes pour leur infrastructure scolaire 8 .<br />
6 Les coûts correspondant aux mesures pédagogiques particulières<br />
sont imputés selon le même principe que les coûts liés<br />
à l’enseignement ordinaire. Le canton en assume la moitié<br />
tandis que l’autre moitié est prise en charge par la commune<br />
ou la communauté scolaire qui a annoncé les leçons dans le<br />
cadre de la communication des programmes. Environ 20 pour<br />
cent de ces coûts peuvent être financés par les contributions<br />
par élève que chaque commune de domicile reçoit pour ses<br />
enfants.<br />
7 Les frais de transport d’élèves ne sont pas pris en compte<br />
dans le calcul de la contribution aux frais de scolarisation.<br />
Les communes conviennent entre elles des modalités de<br />
facturation pour ces frais car ils varient de l’une à l’autre.<br />
8 Art. 24b Abs. 3 FILAG<br />
– Il a été calculé à partir des données fournies par 36<br />
communes interrogées portant sur un total d’environ<br />
150 complexes scolaires.<br />
– La taille moyenne des classes est de 18 élèves à l’école<br />
enfantine et de 19 élèves aux degrés primaire et secondaire I.<br />
– Les valeurs d’assurance des bâtiments ont été relevées par<br />
degré scolaire. Lorsqu’un bâtiment était utilisé par des<br />
classes de degrés différents, des déductions ont été opérées<br />
en fonction de la proportion de classes et d’élèves. A ensuite<br />
été retranchée la part liée à l’utilisation des locaux par des<br />
tiers. 6,5 pour cent de la valeur finale ont été retenus pour<br />
le calcul.<br />
– Cette part comprend la valeur locative (3,5 %), les frais<br />
de chauffage, de conciergerie, d’eau et d’électricité ainsi que<br />
l’entretien général (au total 3 %).<br />
– Les valeurs de base font référence à l’année 2013. Le canton<br />
effectue un relevé périodique.<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
61
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
2.5 Facturation entre communes<br />
Les communes règlent la procédure de facturation des<br />
contributions aux frais de scolarisation entre elles. La Direction<br />
de l’instruction publique recommande aux communes<br />
accueillant des élèves d’autres communes de clarifier<br />
la situation avant leur venue.<br />
La date déterminante pour la facturation des contributions<br />
aux frais de scolarisation est le 15 septembre<br />
2017 (jour de référence de la statistique des élèves). Si les<br />
communes n’ont pas adopté de réglementation spécifique,<br />
la Direction de l’instruction publique propose trois<br />
variantes de facturation :<br />
a) Les communes de scolarisation établissent une<br />
facture provisoire des contributions aux frais de scolarisation<br />
pour l’année scolaire 2017-2018 avant le<br />
31 décembre 2017. Elles se basent pour ce faire sur<br />
la part correspondant aux frais de traitement du corps<br />
enseignant figurant dans le décompte final de la<br />
compensation des charges liées aux traitements du<br />
corps enseignant pour l’année scolaire 2016-2017.<br />
Elles établissent le décompte définitif à l’automne<br />
2018, dès que le décompte final de la compensation<br />
des charges liées aux traitements du corps enseignant<br />
pour l’année scolaire 2017-2018 leur a été communiqué.<br />
b) Les communes de scolarisation établissent des factures<br />
d’acomptes sur la base des calculs préliminaires<br />
pour l’année scolaire 2017-2018 remis aux communes<br />
par l’Office de l’enseignement préscolaire et obligatoire,<br />
du conseil et de l’orientation de la Direction de<br />
l’instruction publique en automne 2017. Le décompte<br />
définitif est effectué à l’automne 2018, dès que le<br />
décompte final de la compensation des charges liées<br />
aux traitements du corps enseignant pour l’année<br />
scolaire 2017-2018 a été communiqué.<br />
c) Les communes de scolarisation facturent les contributions<br />
aux frais de scolarisation pour l’année scolaire<br />
2017-2018 à l’automne 2018 après avoir reçu le<br />
décompte final de la compensation des charges liées<br />
aux traitements du corps enseignant pour l’année<br />
scolaire 2017-2018.<br />
Dans un souci de simplicité, la Direction de<br />
l’instruction publique conseille en outre aux communes<br />
de s’entendre sur une contribution aux frais de scolarisation<br />
pour toute la durée de l’année scolaire 2017-2018 si,<br />
au 15 septembre 2017, des élèves sont inscrits dans une<br />
école d’une autre commune que la leur. Une facturation<br />
prorata temporis n’est pas conseillée.<br />
3. Fréquentation de la première année de la formation<br />
gymnasiale dans un gymnase cantonal de la partie germanophone<br />
du canton ou dans le cadre de la filière<br />
bilingue<br />
En juin 2014, le Grand Conseil a décidé de réorganiser<br />
l’enseignement gymnasial de 9 e année (GU9) dans la partie<br />
germanophone du canton. La possibilité de dispenser<br />
le GU9 dans une classe spécifique de l’école secondaire<br />
est supprimée. A compter de l’année scolaire 2017-2018,<br />
tous les élèves germanophones souhaitant suivre une formation<br />
gymnasiale devront fréquenter un gymnase pendant<br />
quatre ans. Dans la partie francophone du canton, le<br />
principe présenté ci-après s’applique uniquement aux<br />
communes dont certains élèves fréquentent la filière bilingue<br />
et qui ont conclu un contrat correspondant avec<br />
l’Office de l’enseignement secondaire du 2 e degré et de la<br />
formation professionnelle.<br />
La commune de domicile verse une contribution aux<br />
frais de scolarisation au canton pour les élèves qui fréquentent<br />
la première année de la formation gymnasiale<br />
dans un gymnase germanophone ou dans le cadre de la<br />
filière bilingue, que ces élèves aient entamé leur formation<br />
gymnasiale à l’issue de la 10 e ou de la 11 e année scolaire.<br />
Cette contribution est composée des éléments suivants :<br />
3.1 Contribution aux frais de traitement par élève<br />
Le montant effectif de la contribution aux frais de traitement<br />
ne sera connu qu’au moment de l’établissement, à<br />
l’automne 2018, du décompte final de la compensation<br />
des charges. Par conséquent, seul un acompte d’un montant<br />
de 5 500 francs sera facturé en automne 2017. Il se<br />
fonde sur la moyenne des charges liées aux traitements<br />
du corps enseignant de toutes les classes de première<br />
année de la formation gymnasiale***.<br />
3.2 + Contribution aux coûts d’exploitation et<br />
d’infrastructure scolaires par élève<br />
Degré<br />
1 ère année de<br />
la formation<br />
gymnasiale<br />
Contribution<br />
aux coûts d’exploitation<br />
*<br />
Contribution aux<br />
coûts d’infrastructure<br />
**<br />
Total***<br />
CHF 1 050 CHF 1 530 CHF 2 580<br />
* Le montant de la contribution aux coûts d’exploitation<br />
scolaire correspond aux coûts moyens supportés par les<br />
communes pour le degré secondaire I (cf. ch. 2.4.2).<br />
** Le montant de la contribution aux coûts d’infrastructure<br />
scolaire correspond aux coûts moyens supportés par les<br />
communes pour le degré secondaire I (cf. ch. 2.4.2) hors<br />
valeur locative.<br />
*** Le montant de la contribution globale aux frais de scolarisation<br />
par élève fréquentant la première année de la formation<br />
gymnasiale s’élève ainsi à près de 8 080 francs, le remboursement<br />
provenant de la compensation des charges pour les<br />
frais de traitement en moyenne à environ 2 700 francs.<br />
Les coûts supportés par les communes pour les traitements<br />
du corps enseignant ainsi que pour l’exploitation et<br />
l’infrastructure scolaires se chiffrent donc à près de 5 380<br />
francs nets (sous réserve du décompte final).<br />
La fréquentation de la première année de la formation<br />
gymnasiale est toujours gratuite pour les élèves. La<br />
contribution aux frais de scolarisation ne doit jamais être<br />
facturée à leurs parents. Elle est due par la commune de<br />
domicile indépendamment du fait que les élèves aient ou<br />
non déjà effectué une 11 e année scolaire.<br />
Au cours de l’année scolaire 2017-2018, les gymnases<br />
cantonaux facturent aux communes de domicile, au<br />
plus tard quatre mois après la rentrée, un acompte corres-<br />
62<br />
EDUCATIO <strong>1.17</strong>
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
pondant au montant prévisionnel de la contribution aux<br />
frais de scolarisation. La facture se fonde sur le nombre<br />
d’élèves inscrits au 15 septembre 2017. Le montant définitif<br />
sera déterminé après la fin de l’année et l’acompte<br />
versé déduit de ce montant.<br />
6. Validité<br />
Les présentes directives sont valables pour l’année scolaire<br />
2017-2018.<br />
Le Directeur de l’instruction publique : Bernhard Pulver,<br />
Conseiller d’Etat<br />
4. Fréquentation intercantonale d’établissements<br />
scolaires<br />
4.1 Un enfant venu d’un autre canton fréquente un<br />
établissement de la scolarité obligatoire dans le canton<br />
de Berne<br />
Si un enfant dont le domicile civil est situé en dehors du<br />
canton de Berne fréquente un établissement de la scolarité<br />
obligatoire bernois, le canton de Berne supporte les<br />
frais de traitement générés par cet enfant. Ce dernier ne<br />
sera pas comptabilisé dans la compensation des charges<br />
liées aux traitements du corps enseignant de la commune<br />
de scolarisation. Le canton de Berne verse en outre à la<br />
commune de scolarisation de l’enfant une contribution<br />
aux coûts d’exploitation et d’infrastructure 9 .<br />
4.2 Un enfant bernois fréquente un établissement<br />
de la scolarité obligatoire dans un autre canton<br />
Si un enfant dont le domicile civil est situé dans le canton<br />
de Berne fréquente un établissement extracantonal de la<br />
scolarité obligatoire, le canton de Berne demande à la<br />
commune de domicile de l’enfant de lui verser une contribution<br />
correspondant à 65 pour cent de la contribution<br />
aux frais de scolarisation demandée par le canton dans<br />
lequel est située l’école. Si la contribution demandée par<br />
ce dernier est inférieure à 4 000 francs par élève, la commune<br />
bernoise n’est pas tenue de s’acquitter d’une participation<br />
10 .<br />
Les notices de la Direction de l’instruction publique<br />
relatives à la fréquentation intercantonale d’établissements<br />
scolaires peuvent être consultées sous www.erz.be.ch/<br />
contributions-ecolage.<br />
5. Renseignements<br />
– Directives et fréquentation d’établissements<br />
extracantonaux : Bernhard Schmutz, Secrétariat<br />
général de la Direction de l’instruction publique,<br />
Coordination des écolages, 031 633 84 18, bernhard.<br />
schmutz@erz.be.ch<br />
– Décompte final des frais de traitement : Sandra<br />
Geissbühler, Office des services centralisés de<br />
la Direction de l’instruction publique, Section des<br />
prestations financières, 031 633 84 19,<br />
sandra.geissbuehler@erz.be.ch<br />
– Modalités de paiement en cas de fréquentation de<br />
la première année de la formation gymnasiale dans<br />
un gymnase cantonal : secrétariat du gymnase<br />
concerné ou Denise Kreutz, Office de l’enseignement<br />
secondaire du 2 e degré et de la formation professionnelle<br />
(OSP), Section des écoles moyennes,<br />
031 633 87 72, denise.kreutz@erz.be.ch.<br />
Amt für Kindergarten, Volksschule und Beratung<br />
Newsletter an die Schulleitungen<br />
der Volksschule – eine Übersicht<br />
Ausgabe vom<br />
Oktober 2016 --<br />
Themen<br />
18. November 2016 – Finanzierung Volksschule<br />
– Gesucht: Mitglied für die Lehrplan- und<br />
Lehrmittelkommission<br />
15. Dezember 2016 – Live-Dialog mit Bernhard Pulver am<br />
1. Februar 2017<br />
– Grand-Prix von Bern 2017:<br />
Gratisstart / reduziertes Startgeld<br />
– Lehrplan 21: Fachdidaktische<br />
Begleitangebote der PHBern<br />
– Echanges Sprachbad-Immersion<br />
– Gesucht: Mitglied für die Lehrplanund<br />
Lehrmittelkommission<br />
– Gesucht: Mitglied für die Fachkommission<br />
Medien und Informatik<br />
– Unterrichtsorganisation Kindergarten<br />
Office de l’enseignement préscolaire et obligatoire,<br />
du conseil et de l’orientation<br />
Lettre d’information pour<br />
les directions d’école : une<br />
vue d’ensemble<br />
Edition du<br />
Octobre 2016 --<br />
Sujets<br />
18 novembre 2016 – Financement de l’école obligatoire<br />
– Festival de l’Ultracourt : le concours<br />
a démarré<br />
15 décembre 2016 – 2 e dialogue en ligne avec Bernhard Pulver<br />
le 1er février 2017<br />
– 36 e Grand Prix de Berne 2017,<br />
inscription gratuite ou tarif réduit sur<br />
les frais d’inscription<br />
– Echanges Sprachbad-Immersion<br />
– Ecole enfantine: organisation de l’enseignement<br />
– Ateliers scientifiques et techniques<br />
pour les 7-8P<br />
– Concours international de poésie en<br />
langue française «Des mots pour<br />
notre terre»<br />
9 Art. 24d, al. 2 LPFC<br />
10 Art. 24e LPFC<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
63
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
Mittelschul- und Berufsbildungsamt<br />
Aufnahmeverfahren Brückenangebote<br />
– Informationen für<br />
das Schuljahr 2017/18<br />
Die Klassenlehrpersonen des 9. Schuljahres können ihre<br />
Schülerinnen und Schüler, die keine Anschlusslösung<br />
finden, wie folgt in ein Brückenangebot (Berufsvorbereitendes<br />
Schuljahr BVS, Vorlehre, Triagestelle) anmelden:<br />
Termin: KW 13–18 (27. März bis 7. Mai 2017)<br />
Anmeldeformular: elektronisch auf<br />
www.erz.be.ch/brueckenangebote<br />
Weitere Informationen zu den Brückenangeboten, dem<br />
konkreten Anmeldeverfahren und der Triagestelle finden<br />
Sie auf www.erz.be.ch/brueckenangebote, oder kontaktieren<br />
Sie das Mittelschul- und Berufsbildungsamt, Fachstelle<br />
Brückenangebote, 031 633 84 54, mba.brueckenangebote@erz.be.ch.<br />
Auskünfte über das BVS und die Vorlehre erteilen zudem<br />
die zuständigen Berufsfachschulen.<br />
– BFF Bern: 031 635 29 12, bv@bffbern.ch,<br />
www.bffbern.ch<br />
– Berufsbildungszentrum BBZ Biel: 032 366 72 90,<br />
bra@bbz-biel.ch, www.bbz-biel.ch<br />
– Bildungszentrum Emme: 031 635 32 32,<br />
info@bzemme.ch, www.bzemme.ch<br />
– Berufsfachschule Langenthal: 062 916 86 66,<br />
bfsl@bzl.ch, www.bfsl.ch<br />
– Berufsbildungszentrum IDM: 033 650 71 00,<br />
info-spiez@idm.ch, www.idm.ch<br />
– Berufsfachschule des Detailhandels (bsd):<br />
031 327 61 11, info@bsd-bern.ch, www.bsd-bern.ch<br />
– Gewerblich-Industrielle Berufsschule Bern (gibb):<br />
031 335 92 40, avk@gibb.ch, www.gibb.ch<br />
Office de l’enseignement secondaire du 2 e degré et de la<br />
formation professionnelle<br />
Procédure d’admission aux solutions<br />
transitoires – informations<br />
pour l’année scolaire 2017-2018<br />
Les maîtres et maîtresses de classe de 11 e année peuvent<br />
inscrire à l’année scolaire de préparation professionnelle<br />
(APP), au préapprentissage ou au service d’aiguillage les<br />
élèves qui ne trouvent pas de solution de raccordement.<br />
Les modalités sont les suivantes :<br />
Vous trouverez de plus amples informations sur les<br />
solutions transitoires, la procédure d’inscription et le service<br />
d’aiguillage à l’adresse suivante : www.erz.be.ch/<br />
solutions-transitoires. Vous pouvez également prendre<br />
contact avec l’Office de l’enseignement secondaire du<br />
2 e degré et de la formation professionnelle, 031 636 16<br />
40, mba.brueckenangebote@erz.be.ch.<br />
En cas de questions concernant l’APP ou le préapprentissage,<br />
veuillez vous adresser aux écoles professionnelles<br />
compétentes.<br />
– Centre de Formation Professionnelle CFP Bienne,<br />
032 366 72 90, soltr@cfp-bienne.ch,<br />
www.cfp-bienne.ch<br />
– Centre de formation professionnelle Berne<br />
francophone (ceff), 032 942 43 43, info@ceff.ch,<br />
www.ceff.ch<br />
Berufsmaturitätsschule GIB Bern<br />
Informationsveranstaltung zu<br />
Berufsmaturität und Vorkursen<br />
Informationsveranstaltung zur Berufsmaturität 1 (lehrbegleitende<br />
BM), zur Berufsmaturität 2 (BM für gelernte Berufsleute)<br />
und zum Kurs für eine Erweiterte Allgemeinbildung<br />
(EA-Kurs vormals BM-Vorkurs).<br />
Wir orientieren Sie über Voraussetzungen, Aufnahmeverfahren,<br />
Ausbildungsinhalte und Anschlussmöglichkeiten<br />
und beantworten Ihre Fragen. Vorgestellt werden<br />
die vier Berufsmaturitätsrichtungen: Technik, Architektur,<br />
Life Sciences/Dienstleistungen/Gesundheit und Soziales/<br />
Gestaltung und Kunst.<br />
Montag, 8. Mai 2017, von 18.30 bis 20.00 Uhr in der<br />
Aula des Schulhauses Campus der gibb, Lorrainestrasse<br />
5, 3013 Bern; Bus Nr. 20, Haltestelle «Gewerbeschule».<br />
Eine Anmeldung für die Veranstaltung ist nicht nötig. Es<br />
stehen keine Parkplätze zur Verfügung.<br />
Ausführliche Informationen im Internet: www.gibb.<br />
ch > Berufsmaturität. Für Auskünfte steht Ihnen die<br />
Abteilungsleitung gerne zur Verfügung, 031 335 94 94,<br />
bms@gibb.ch.<br />
Délai : Semaines 13 à 18 (du 27 mars au 7 mai 2017)<br />
Formulaire d’inscription : Formulaire électronique<br />
sur www.erz.be.ch/solutions-transitoires<br />
64<br />
EDUCATIO <strong>1.17</strong>
Amtliches Schulblatt | Feuille officielle scolaire<br />
Bernische Lehrerversicherungskasse<br />
Einladung zu den Wahlkreisversammlungen<br />
der Versicherten<br />
der BLVK<br />
Mitglieder der Verwaltungskommission sind anwesend.<br />
Es besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Wünsche<br />
zu äussern. Ziel: Pro Schulhaus nimmt eine Lehrperson<br />
teil.<br />
Traktanden<br />
1. Begrüssung und Organisation<br />
2. Protokoll der letzten Wahlkreisversammlung<br />
(www.blvk.ch)<br />
3. Allfällige Wahlen<br />
4. Traktanden der DV BLVK vom 17. Mai 2017<br />
5. Anträge an das Büro DV zuhanden der DV BLVK<br />
6. Informationen<br />
7. Verschiedenes<br />
Caisse d’assurance du corps enseignant bernois (CACEB)<br />
Invitation aux assemblées ordinaires<br />
des cercles électoraux des<br />
assuré(e)s de la CACEB<br />
Des membres de la commission administrative sont<br />
présents. La possibilité est ainsi donnée de poser des<br />
questions ou d’émettre des souhaits. But: qu’un(e)<br />
représentant(e) par collège soit présent(e).<br />
Ordre du jour<br />
1. Souhaits de bienvenue, organisation<br />
2. Procès-verbal de la dernière assemblée électorale<br />
(www.caceb.ch)<br />
3. Elections éventuelles<br />
4. Ordre du jour de l’assemblée des délégués de<br />
la CACEB du 17 mai 2017<br />
5. Requêtes à l’intention du bureau de l’AD<br />
6. Informations<br />
7. Divers<br />
Wahlkreis / Cercle électoral Wann / Quand Wo / Où<br />
Jura bernois Mardi, 25 avril 2017 à 17h00 Salle de la Marelle, 2720 Tramelan<br />
Bern-Nord Mittwoch, 26. April 2017, 18.00 Uhr Oberstufenzentrum Eisengasse, Videozimmer<br />
1. Etage, Eisengasse 3, 3065 Bolligen<br />
Bern-Stadt Dienstag, 2. Mai 2017, 17.30 Uhr Technische Fachschule Bern (Festsaal),<br />
Lorrainestrasse 3, 3013 Bern<br />
Bern-Süd Mittwoch, 26. April 2017, 17.00 Uhr Konferenzzentrum Kreuz, Grosser<br />
Giessensaal, Dorfstrasse 30, 3123 Belp<br />
Emmental Mittwoch, 26. April 2017, 20.00 Uhr Restaurant zum Brünnli, Rüegsaustrasse 56,<br />
3415 Rüegsau<br />
Oberaargau Montag, 24. April 2017, 19.30 Uhr Schulanlage Sonnhalde, Aula, 4912 Aarwangen<br />
Oberland-Nord Mittwoch, 26. April 2017, 17.30 Uhr Wirtschaftsschule Thun, voraussichtlich im Zimmer<br />
006, Erdgeschoss, Mönchstrasse 30A, 3600 Thun<br />
Oberland-Süd Mittwoch, 26. April 2017, 17.00 Uhr Schulanlage Steindler (Gebäude Oberstufe),<br />
3800 Unterseen<br />
Seeland Donnerstag, 27. April 2017, 17.00 Uhr BFB Biel, Robert Walser Platz 9, 2503 Biel<br />
Versicherte Personen der mit Vertrag<br />
angeschlossenen Arbeitgeber und<br />
Angestellten der BLVK<br />
Mittwoch, 3. Mai 2017, 17.15 Uhr<br />
Campus Muristalden, Muristrasse 8, 3006 Bern<br />
<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong><br />
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Cartoon<br />
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