Frühling 2017
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Auf ein Wort: Versuchung<br />
Versuchungen gehören zu unserem<br />
Leben. Kleine, banale wie<br />
Schokolade, ein Glas Wein zu viel<br />
und der Versuch, eine Vergesslichkeit<br />
mit einer Notlüge zu verschleiern.<br />
Und richtig große, schwergewichtige<br />
Versuchungen, bei denen<br />
viel mehr auf dem Spiel steht als<br />
das schlechte Gewissen, weil man<br />
schon wieder, trotz aller guten<br />
Vorsätze, was Süßes gegessen hat.<br />
Das sind Versuchungen, mit denen<br />
einer alles aufs Spiel setzen kann:<br />
Den Besitz, die Existenz und<br />
menschliche Beziehungen. Über<br />
sie schreibt der Verfasser des Jakobusbriefes.<br />
Wer es schafft, der<br />
Versuchung zu widerstehen, der<br />
hat das höchste erreicht, was einer<br />
im Leben erreichen kann, führt<br />
er aus und klärt dann gleich noch<br />
eine sehr schwierige theologische<br />
Frage. Er stellt nämlich fest, dass<br />
Versuchungen nicht von Gott kommen.<br />
Dahinter steckt die Frage, ob<br />
Gott vielleicht manchmal die Menschen<br />
auf die Probe stellt, um zu<br />
sehen, ob sie der Versuchung widerstehen<br />
oder auch, ob sie in<br />
schwierigen Situationen vielleicht<br />
den Glauben verlieren.<br />
Stellt Gott Menschen auf die Probe?<br />
Setzt er sie Versuchungen<br />
aus? Die Frage klingt schon in der<br />
Schöpfungsgeschichte an, als Gott<br />
Adam und Eva ausdrücklich verbietet,<br />
die Früchte eines bestimmten<br />
Baumes zu essen. Was für eine<br />
Versuchung! Die Früchte des<br />
Baums sind verboten und gleichzeitig<br />
unglaublich verlockend! Will<br />
Gott die beiden testen?<br />
Später taucht das Thema im Buch<br />
Hiob wieder auf. Bei einem Gespräch<br />
im Himmel fordert das Böse<br />
Gott heraus: Es will beweisen,<br />
dass nicht einmal der fromme und<br />
gottesfürchtige Hiob am Glauben<br />
an Gott festhalten wird, wenn er<br />
seinen ganzen Reichtum verliert.<br />
So geschieht es dann auch: Hiob<br />
verliert alles. Seine Frau und seine<br />
Freunde raten ihm, sich von Gott<br />
loszusagen, doch Hiob hält an Gott<br />
fest. Er streitet mit Gott, er ist<br />
zornig, er fordert sein Recht, er<br />
will wissen, warum das mit ihm<br />
Detail aus „Das Jüngste<br />
Gericht“ Hieronymus<br />
Bosch, 1504,<br />
Wien Akademie<br />
3