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Frühling 2017

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Auf ein Wort: Versuchung<br />

Versuchungen gehören zu unserem<br />

Leben. Kleine, banale wie<br />

Schokolade, ein Glas Wein zu viel<br />

und der Versuch, eine Vergesslichkeit<br />

mit einer Notlüge zu verschleiern.<br />

Und richtig große, schwergewichtige<br />

Versuchungen, bei denen<br />

viel mehr auf dem Spiel steht als<br />

das schlechte Gewissen, weil man<br />

schon wieder, trotz aller guten<br />

Vorsätze, was Süßes gegessen hat.<br />

Das sind Versuchungen, mit denen<br />

einer alles aufs Spiel setzen kann:<br />

Den Besitz, die Existenz und<br />

menschliche Beziehungen. Über<br />

sie schreibt der Verfasser des Jakobusbriefes.<br />

Wer es schafft, der<br />

Versuchung zu widerstehen, der<br />

hat das höchste erreicht, was einer<br />

im Leben erreichen kann, führt<br />

er aus und klärt dann gleich noch<br />

eine sehr schwierige theologische<br />

Frage. Er stellt nämlich fest, dass<br />

Versuchungen nicht von Gott kommen.<br />

Dahinter steckt die Frage, ob<br />

Gott vielleicht manchmal die Menschen<br />

auf die Probe stellt, um zu<br />

sehen, ob sie der Versuchung widerstehen<br />

oder auch, ob sie in<br />

schwierigen Situationen vielleicht<br />

den Glauben verlieren.<br />

Stellt Gott Menschen auf die Probe?<br />

Setzt er sie Versuchungen<br />

aus? Die Frage klingt schon in der<br />

Schöpfungsgeschichte an, als Gott<br />

Adam und Eva ausdrücklich verbietet,<br />

die Früchte eines bestimmten<br />

Baumes zu essen. Was für eine<br />

Versuchung! Die Früchte des<br />

Baums sind verboten und gleichzeitig<br />

unglaublich verlockend! Will<br />

Gott die beiden testen?<br />

Später taucht das Thema im Buch<br />

Hiob wieder auf. Bei einem Gespräch<br />

im Himmel fordert das Böse<br />

Gott heraus: Es will beweisen,<br />

dass nicht einmal der fromme und<br />

gottesfürchtige Hiob am Glauben<br />

an Gott festhalten wird, wenn er<br />

seinen ganzen Reichtum verliert.<br />

So geschieht es dann auch: Hiob<br />

verliert alles. Seine Frau und seine<br />

Freunde raten ihm, sich von Gott<br />

loszusagen, doch Hiob hält an Gott<br />

fest. Er streitet mit Gott, er ist<br />

zornig, er fordert sein Recht, er<br />

will wissen, warum das mit ihm<br />

Detail aus „Das Jüngste<br />

Gericht“ Hieronymus<br />

Bosch, 1504,<br />

Wien Akademie<br />

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