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Foyer<br />
Bau<br />
Takeoff in Tempelhof? / Die Zentralund<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek Berlin auf <strong>de</strong>m<br />
Weg zu einem Neubau (Jonas Fansa) __ 482<br />
Öffentliche Bibliothek<br />
Ein neues »Cly<strong>de</strong>« für die Lektoratskooperation<br />
/ Webbasierte Anwendungen<br />
sorgen für effi ziente Arbeitsabläufe<br />
– Umstellung seit Mai 2009<br />
(Frank Seeger) _____________________ 486<br />
Fünf Jahre Aka<strong>de</strong>mie für Leseför<strong>de</strong>rung<br />
/ 550 Veranstaltungen mit<br />
mehr als 15 000 Teilnehmern – Neue<br />
Broschüre vorgestellt (Georg Ruppelt) __ 487<br />
Bücher pfl ückt man nicht von Bäumen /<br />
Tatkräftiger För<strong>de</strong>rverein unterstützt<br />
Stadtbibliothek Spandau – Empfang<br />
zum »Welttag <strong>de</strong>s Buches«<br />
(Cornelia Clemens) _________________ 488<br />
Ansturm auf das Selbstlernzentrum /<br />
Besucherzahlen <strong>de</strong>r Stadtbibliothek<br />
Bergkamen steigen um 20 Prozent –<br />
Zwölf Computer- und Internetplätze<br />
(Wolfgang Vogelmann) _____________ 490<br />
Tagung<br />
Die Bibliothek in <strong>de</strong>r Jackentasche /<br />
Perspektiven digitaler Medien in<br />
Öffentlichen Bibliotheken – Kolloquium<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>r Medien<br />
Stuttgart (Alwin Müller-Jerina) ________ 490<br />
Ausbildung<br />
Neue Ausbil<strong>de</strong>r-Eignungsverordnung<br />
tritt in Kraft / Berufs- und arbeitspädagogische<br />
Kenntnisse notwendig –<br />
Nachweis durch Prüfung (Karin<br />
Holste-Flinspach, Susanne Taege) _____ 493<br />
Politik<br />
Die Vergangenheit bewahren /<br />
»Allianz Schriftliches Kulturgut<br />
erhalten« übergibt Denkschrift an<br />
Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Horst Köhler ________ 494<br />
Nachrichten _______________________ 496<br />
Transliteration: Neuausgabe <strong>de</strong>r<br />
DIN 31634 für die Umschrift <strong>de</strong>s<br />
griechischen Alphabets (Rita Albrecht) _ 497<br />
Hochschule: Zusatzausbildung<br />
Musikinformationsmanagement<br />
an <strong>de</strong>r HdM Stuttgart _______________ 498<br />
Leseför<strong>de</strong>rung: Die Leselatte erobert<br />
die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> ____________________ 500<br />
Termine ___________________________ 500<br />
Kalen<strong>de</strong>rtipps ______________________ 501<br />
Akribie-Treffen: DDR-Verlage,<br />
geraubte Bücher und ehrenamtliches<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Engagement / Breite Themenpalette<br />
beim Herbsttreffen <strong>de</strong>r Kritischen<br />
BibliothekarInnen in Berlin ___________ 502<br />
Diskussionsforum: Zukunftstrends<br />
und Perspektiven <strong>de</strong>r Informationsgesellschaft<br />
________________________ 502<br />
Die Lernen<strong>de</strong> Bibliothek: Wissensklau,<br />
Unvermögen o<strong>de</strong>r Paradigmenwechsel?<br />
/ Tagung zu <strong>de</strong>n aktuellen<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s wissenschaftlichen<br />
Arbeitens – 6. bis 9. September<br />
in Chur ___________________________ 503<br />
Markt ____________________________ 504<br />
Lesesaal<br />
SCHWERPUNKT: Schulbibliothek<br />
Neue Lernkultur und bibliotheksgestützter<br />
Unterricht / Der Ausbau von<br />
Schulbibliotheken als Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
für das Öffentliche Bibliothekswesen<br />
(Ronald Schnei<strong>de</strong>r) _________________ 506<br />
Recherche und Literaturbeschaffung<br />
als Bestandteil <strong>de</strong>s Unterrichts / Die<br />
Fachbibliothek <strong>de</strong>s Berufsausbildungszentrums<br />
Lette-Verein in Berlin<br />
(Jana Haase) _______________________ 508<br />
Medienkompetenz für alle Schüler /<br />
För<strong>de</strong>rprogramm IZBB ermöglicht<br />
Vorzeigebibliothek an <strong>de</strong>r Kooperativen<br />
Gesamtschule Schneverdingen<br />
(Franziska Sievert) __________________ 512<br />
För<strong>de</strong>rung von Lese-, Informationsund<br />
Medienkompetenz in <strong>de</strong>r Grundschule<br />
/ Ein Mo<strong>de</strong>llprojekt in Biberach<br />
an <strong>de</strong>r Riß (Effi Schumacher,<br />
Heidrun Littmann) __________________ 515<br />
»Und sie bewegt sich doch…« / Bibliotheca<br />
Johannei: Die neue Schulbibliothek<br />
<strong>de</strong>r Gelehrtenschule <strong>de</strong>s Johanneums<br />
in Hamburg (Birgit Dankert) ____ 519<br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
Kraft tanken im Angesicht <strong>de</strong>r Finanzkrise<br />
/ Bibliothekare rüsten sich für<br />
schwierige Zeiten – 3 600 Teilnehmer:<br />
Besucherrekord in Erfurt (Bernd Schleh) _ 522<br />
Mit modularen Konstruktionen zum<br />
Sieg / Wettbewerb zur Bibliothekseinrichtung<br />
<strong>de</strong>r Zukunft (Martin Götz) ____ 529<br />
Von aufgewärmten Netzwerken und<br />
<strong>de</strong>m Mangel an Käsebroten / Stimmen<br />
zum Bibliothekartag (Susanne Richt) ___ 530<br />
Neue Technik für Bibliotheken / Rundgang<br />
durch die Firmenausstellung <strong>de</strong>s<br />
Erfurter Kongresses (Eberhard Schnei<strong>de</strong>r) _ 532<br />
Computerspiele in die Bibliothek! /<br />
Podiumsdiskussion zur »Zukunftswerkstatt<br />
2009« in Erfurt<br />
(Susanne Richt) ____________________ 534<br />
Magazin<br />
Aus <strong>de</strong>m<br />
Berufsverband<br />
Lesesaal Inhalt | BuB<br />
Stu<strong>de</strong>nten bringen Leben in Lesesaal<br />
und Rechenzentrum / Preisgekrönte<br />
Entwürfe für attraktive Lernorte in <strong>de</strong>r<br />
Bibliothek (Oliver Schoenbeck) _______ 536<br />
So wer<strong>de</strong>n Absolventen für <strong>de</strong>n Job<br />
fi t gemacht / Praktika und praxisbezogene<br />
Projekte in <strong>de</strong>n Studiengängen<br />
(Cornelia Awenius, Claudia Hartmann) _ 537<br />
Von »notvollen Verhältnissen« zu<br />
»frischem Leben« / Der Berufsverband<br />
Information Bibliothek (BIB) feiert das<br />
60-jährige Jubiläum (Peter Vodosek) ___ 538<br />
IFLA-Weltkongress Mailand<br />
Meinungs- und Informationsfreiheit<br />
durch Bibliotheken: Kein Problem –<br />
o<strong>de</strong>r? / Zur Arbeit <strong>de</strong>s IFLA-Komitees<br />
»Freedom of Access to Information<br />
and Freedom of Expression« (FAIFE)<br />
(Hermann Rösch) ___________________ 543<br />
Zwei Jahre <strong>de</strong>utsche IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntschaft<br />
/ Claudia Lux tritt in Mailand<br />
ab – Rückblick auf eine erfolgreiche<br />
Amtszeit (Hella Klauser) _____________ 547<br />
Tagung<br />
»Wir brauchen Informationswissenschaftler<br />
als Ökokrieger« / Zu <strong>de</strong>n<br />
Berufsaussichten von Bachelor- und<br />
Masterstu<strong>de</strong>nten – Eine Tagung an <strong>de</strong>r<br />
FH Potsdam (Hans-Christoph Hobohm) _ 551<br />
Call for Papers<br />
4. Leipziger Kongress für Information<br />
und Bibliothek / 15. bis 18. März 2010 _ 555<br />
Fachliteratur<br />
Quel modèle <strong>de</strong> bibliothéque?<br />
(Suzanne Rousselot) ________________ 557<br />
Aus <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgruppen: Seminar »Fit in die<br />
Zukunft« in Stuttgart (Ba<strong>de</strong>n-Württemberg)<br />
Workshop »Weblogs, Wikis und RSS« in<br />
Hohenheim (Ba<strong>de</strong>n-Württemberg) Ausstellung<br />
»Bücher – Firmen – Kunst« (Hamburg)<br />
BIB auf <strong>de</strong>r Europäischen Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendbuchmesse (Saarland). – Aus <strong>de</strong>n<br />
Kommissionen: Bun<strong>de</strong>sweites FaMI-Berufsschullehrertreffen<br />
in Hannover (Kommission<br />
für Ausbildung und Berufsbil<strong>de</strong>r). – Service:<br />
Mitglie<strong>de</strong>rnachrichten _______________ 559<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 481<br />
Editorial __________________________ 482<br />
Impressum ________________________ 514<br />
Summary · Résumé _________________ 563<br />
Stellenmarkt _______________________ 565<br />
481
482 BuB | Foyer Bau<br />
Editorial<br />
Nach <strong>de</strong>m Bibliothekartag<br />
ist vor <strong>de</strong>m Bibliothekartag – beziehungsweise vor <strong>de</strong>m Bibliothekskongress.<br />
Diese Aussage gilt diesmal um so mehr, als das<br />
nächste große Fortbildungstreffen für Bibliothekare und Informationswissenschaftler<br />
bereits im kommen<strong>de</strong>n März, und zwar<br />
vom 15. bis zum 18., in Leipzig stattfin<strong>de</strong>n wird. Ganz praktisch:<br />
Der letzte Kongresstag ist gleichzeitig <strong>de</strong>r Eröffnungstag <strong>de</strong>r<br />
Leipziger Buchmesse 2010.<br />
Der Bibliothekskongress wird alle drei Jahre vom bibliothekarischen<br />
Dachverband BID (Bibliothek & Information<br />
Deutschland) organisiert und steht im März unter <strong>de</strong>m Motto:<br />
»Menschen wollen Wissen! Bibliotheken im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt:<br />
international, interkulturell, interaktiv« (Call for Papers auf<br />
Seite 555 in diesem Heft).<br />
Doch vorher fin<strong>de</strong>t noch ein an<strong>de</strong>res wichtiges Ereignis statt,<br />
für das die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen: die zweite<br />
Ausgabe <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweiten Aktionswoche »Deutschland liest.<br />
Treffpunkt Bibliothek«. Alle Bibliotheken sind aufgerufen, in <strong>de</strong>r<br />
Woche vom 6. bis zum 13. November Veranstaltungen anzubieten.<br />
Im Mittelpunkt steht diesmal das Thema »Migration«, und<br />
hier vor allem Angebote für Jugendliche.<br />
Weitere Informationen zur Kampagne gibt es auf <strong>de</strong>r Website<br />
<strong>www</strong>.treffpunkt-bibliothek.<strong>de</strong>. Dort können die Bibliotheken<br />
auch wie<strong>de</strong>r im zentralen Veranstaltungskalen<strong>de</strong>r ihre<br />
Termine anmel<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m können über die Website Plakate,<br />
Flyer und Postkarten bestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Schauspielerin Iris Berben hat bereits ihre Unterstützung<br />
zugesagt. Sie wird zusammen mit an<strong>de</strong>ren Prominenten in einer<br />
Anzeigenserie in überregionalen Zeitungen für Bibliotheken werben.<br />
Der Schirmherr, Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Horst Köhler, hat aus <strong>de</strong>n<br />
Erlösen eines Benefizkonzertes 88 000 Euro für die Aktion bereitgestellt.<br />
Das Geld wird unter an<strong>de</strong>rem für Medienboxen für<br />
Jugendliche verwen<strong>de</strong>t: Bibliotheken können sich ab sofort beim<br />
Deutschen Bibliotheksverband (dbv) um diese Boxen bewerben,<br />
die neueste Medien speziell für (männliche) Jugendliche im Alter<br />
von 12 bis 16 Jahren enthalten. Voraussetzung ist die Durchführung<br />
min<strong>de</strong>stens einer Veranstaltung für Jugendliche im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Aktionswoche.<br />
Neu ist in diesem Jahr, dass es anstelle einer Auftaktpressekonferenz<br />
eine Pressereise für Journalisten in leistungsstarke Bibliotheken<br />
geben wird. Die Ent<strong>de</strong>ckungstour en<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>r Verleihung<br />
<strong>de</strong>s Preises »Bibliothek <strong>de</strong>s Jahres 2009« – in Biberach an<br />
<strong>de</strong>r Riß. Die dortige Stadtbücherei erhält in diesem Jahr <strong>de</strong>n mit<br />
30 000 Euro dotierten einzigen nationalen Bibliothekspreis.<br />
Die Stadtbücherei in Biberach wur<strong>de</strong> ausgewählt, »weil sie<br />
höchst kreativ und flexibel immer wie<strong>de</strong>r neue Angebote und<br />
Produkte entwickelt und konsequent an die Bedürfnisse ihrer<br />
Kun<strong>de</strong>n anpasst«. Die Jury war vor allem begeistert von <strong>de</strong>r erfolgreichen<br />
Einbindung <strong>de</strong>r Mediothek in <strong>de</strong>n Lehrplan <strong>de</strong>r Schulen<br />
und in <strong>de</strong>n Unterrichtsalltag (siehe hierzu auch <strong>de</strong>n Beitrag<br />
auf Seite 515).<br />
Die zweitplatzierten Hamburger Bücherhallen beeindruckten<br />
die Jury durch ihre innovativen und nachhaltigen<br />
Strategien, die sie trotz jährlich<br />
sinken<strong>de</strong>r Ressourcen in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
zu einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Großstadtbibliotheken<br />
gemacht haben.<br />
Bernd Schleh (BuB-Redakteur)<br />
Bau<br />
Takeoff in Tempelhof?<br />
Die Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek Berlin<br />
auf <strong>de</strong>m Weg zu einem Neubau<br />
Der Regieren<strong>de</strong> Bürgermeister<br />
von Berlin Klaus Wowereit will<br />
die Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Berlin (ZLB) auf das Tempelhofer<br />
Feld bringen. Die ZLB<br />
gehört mit weit über 3 Millionen<br />
Medieneinheiten und rund<br />
1,5 Millionen Besuchern im Jahr<br />
zu <strong>de</strong>n meistbesuchten Kultureinrichtungen<br />
Berlins. Doch<br />
sie schöpft ihr Potenzial nicht<br />
aus – ein angemessener Neubau<br />
hätte die Kraft, aus <strong>de</strong>r ZLB eine<br />
zu Berlin passen<strong>de</strong> Metropolenbibliothek<br />
zu machen.<br />
En<strong>de</strong> März 2009 war zum ersten<br />
Mal die Re<strong>de</strong> von einem möglichen<br />
Bibliotheksneubau für die<br />
Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Berlin in Tempelhof. Klaus<br />
Wowereit selbst war es, <strong>de</strong>r das<br />
Großvorhaben nun öffentlich<br />
machte. Als Kultursenator weiß<br />
er, dass Öffentliche Bibliotheken<br />
ein geeignetes Mittel sind,<br />
um einen effi zienten Beitrag zur<br />
Volksbildung zu leisten.<br />
Die Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Berlin lei<strong>de</strong>t seit ihrem<br />
Bestehen unter <strong>de</strong>r Aufsplitterung<br />
auf mehrere Standorte. Die<br />
Kunst- und Geisteswissenschaften<br />
sind in <strong>de</strong>r Amerika-Ge<strong>de</strong>nkbibliothek<br />
am Halleschen<br />
Tor untergebracht, die Ingenieurs-<br />
und Naturwissenschaften<br />
in <strong>de</strong>r Berliner Stadtbibliothek<br />
in <strong>de</strong>r Breiten Straße. Dort befi<br />
n<strong>de</strong>n sich auch die Fachgebiete<br />
Recht und Wirtschaft sowie das<br />
Zentrum für Berlin-Studien.<br />
Bei<strong>de</strong> großen Gebäu<strong>de</strong>komplexe<br />
sind in <strong>de</strong>solatem<br />
Zustand: die Berliner Stadtbibliothek<br />
fragmentiert und aus<br />
mehreren Gebäu<strong>de</strong>n zusammengestückelt,<br />
die Amerika-<br />
Ge<strong>de</strong>nkbibliothek hoffnungslos<br />
unterdimensioniert. Bei<strong>de</strong><br />
Standorte sind übernutzt und<br />
bieten <strong>de</strong>m Publikum wenig<br />
attraktive Aufenthaltsfl ächen.<br />
Arbeitsplätze in großer Zahl,<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
multimediale IT-Nutzung,<br />
Gruppenarbeitsräume, Schulungsräume,<br />
Loungebereiche,<br />
unterschiedliche Arten von<br />
Lese- und Kommunikationszonen<br />
– alles Fehlanzeige! Einfach<br />
kein Platz! Dabei wissen wir<br />
heute, wie wichtig diese vielfältigen<br />
Funktionen von Bibliotheken<br />
im öffentlichen Raum sind.<br />
Als Metropolenbibliothek<br />
mit großem Angebot hat die<br />
ZLB <strong>de</strong>n Auftrag, die Informations-<br />
und Medienversorgung<br />
für ein breites Spektrum von<br />
Bürgern, quer durch alle Altersklassen<br />
und Bildungsschichten<br />
zu gewährleisten. Damit ist sie<br />
eine wichtige Anlaufstelle für<br />
diejenigen Menschen, die das<br />
Kreativpotenzial <strong>de</strong>r Stadt ausmachen.<br />
Das Bestandsprofi l <strong>de</strong>r<br />
ZLB ist differenzierter als dasjenige<br />
<strong>de</strong>r Stadtteilbibliotheken.<br />
Und an<strong>de</strong>rs als Hochschul- und<br />
Die Berliner Stadtbibliothek<br />
besteht aus acht<br />
Häusern, von <strong>de</strong>nen nur zwei<br />
für Bibliotheksfunktionen<br />
konzipiert waren.<br />
Spezialbibliotheken stellt sie<br />
diese Güter nicht nur für ein<br />
erklärtermaßen aka<strong>de</strong>misches<br />
Publikum bereit, son<strong>de</strong>rn gezielt<br />
niedrigschwellig für alle Berliner<br />
Bürger.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren wur<strong>de</strong><br />
in Großstädten auf <strong>de</strong>r ganzen<br />
Welt erkannt, dass sich die Rolle<br />
von Bibliotheken im urbanen<br />
Raum verän<strong>de</strong>rt, entwickelt,<br />
erweitert: Städte wie Seattle,<br />
Amsterdam, Kopenhagen haben<br />
bereits neue Metropolenbibliotheken.<br />
Überall entwickeln<br />
sich die neuen Häuser rasch<br />
zu Ikonen <strong>de</strong>r Stadt und ihres<br />
kulturellen Lebens. Hier liegt<br />
ein wichtiges Potenzial für <strong>de</strong>n<br />
städtischen Raum und eine<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Foyer | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 483<br />
483
484 BuB | Foyer Bau<br />
qualitätvolle inhaltliche Bespielung<br />
<strong>de</strong>sselben.<br />
Wowereit stattete <strong>de</strong>r ZLB<br />
im Sommer 2007 seinen Antrittsbesuch<br />
ab und machte<br />
keinen Hehl daraus, dass ihm<br />
<strong>de</strong>r Standort Amerika-Ge<strong>de</strong>nkbibliothek<br />
als Bibliotheksort<br />
mehr einleuchtete als <strong>de</strong>r sehr<br />
heterogene Komplex Berliner<br />
Stadtbibliothek. Kein Wun<strong>de</strong>r,<br />
<strong>de</strong>nn die Ge<strong>de</strong>nkbibliothek ist<br />
schlichtweg ein echter Bibliotheksbau,<br />
wenn auch einer aus<br />
<strong>de</strong>n 1950er-Jahren: als solcher<br />
geplant, als solcher gebaut und<br />
nie an<strong>de</strong>rs genutzt.<br />
Maro<strong>de</strong> Bausubstanz<br />
Die Berliner Stadtbibliothek<br />
hingegen besteht aus acht Häusern,<br />
von <strong>de</strong>nen nur zwei für<br />
Bibliotheksfunktionen konzipiert<br />
waren. Alles in allem heterogene<br />
Kubaturen, dysfunktionale<br />
Flächenzuschnitte, maro<strong>de</strong><br />
Bausubstanz, über Jahrzehnte<br />
hinweg notdürftig ausgebessert<br />
und nur punktuell mo<strong>de</strong>rnisiert.<br />
Die Situation in <strong>de</strong>r Berliner<br />
Stadtbibliothek erschloss<br />
sich <strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeister<br />
rasch. Für ihn war klar:<br />
Zeitgemäße und effi ziente Infrastrukturen<br />
sind hier kaum<br />
zu verwirklichen. So ging vom<br />
Bürgermeister und Kultursenator<br />
<strong>de</strong>r Auftrag an die ZLB aus,<br />
ihre Bedarfe zu formulieren, um<br />
zu einer Lösung aus einem Guss<br />
zu kommen.<br />
Doch zunächst musste es<br />
darum gehen, <strong>de</strong>n Bedarf <strong>de</strong>r<br />
Institution fundiert zu formulieren,<br />
um nicht mit geschätzten<br />
Zahlen operieren zu müssen.<br />
Um eine Vorstellung von <strong>de</strong>r<br />
Qualität <strong>de</strong>r neuen Bibliothek<br />
zu erhalten und auf dieser Basis<br />
Bedarfsdaten zu generieren,<br />
wur<strong>de</strong> im Frühjahr 2008 ein<br />
Workshop veranstaltet. Teilnehmer<br />
<strong>de</strong>s Workshops waren, neben<br />
Mitglie<strong>de</strong>rn von Stiftungsrat<br />
und -beirat, die Bibliotheksleitung,<br />
einige Kolleginnen und<br />
Kollegen aus <strong>de</strong>m Haus, externe<br />
Berater (Bibliotheksbauexperten<br />
aus <strong>de</strong>m In- und Ausland)<br />
und Vertreter <strong>de</strong>r Senatskulturverwaltung<br />
sowie Bibliotheksnutzer.<br />
Neuer Standort für die Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek Berlin (ZLB)? Im Gespräch ist das Tempelhofer Feld,<br />
nur einige hun<strong>de</strong>rt Meter vom ehemaligen Flughafengebäu<strong>de</strong> entfernt. Die für <strong>de</strong>n Neubau prognostizierten<br />
10 000 Besucher am Tag wären mit <strong>de</strong>r guten Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel kein Problem.<br />
Foto: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin<br />
Ein wichtiges Ergebnis dieses bereich, <strong>de</strong>ssen Medienbestü-<br />
Workshops war, dass sich bei ckungs- und Aufenthaltsraum-<br />
allen Beteiligten die Erkenntnis situation und enthielt Fragen<br />
durchsetzen konnte, dass ein zu Personalressourcen. Teil <strong>de</strong>s<br />
repräsentativer Bibliotheksneu- Protokolls war auch die Aufbau<br />
die adäquate Perspektive ist, for<strong>de</strong>rung, selbstständig eigene<br />
um einen Verän<strong>de</strong>rungsprozess I<strong>de</strong>en für die neue Bibliothek zu<br />
anzustoßen – <strong>de</strong>nn die in <strong>de</strong>m formulieren.<br />
Workshop formulierten Ansprüche<br />
an eine mo<strong>de</strong>rne Bibliothek<br />
sind unter <strong>de</strong>n gegebenen<br />
Impulse und Synergien<br />
baulichen Umstän<strong>de</strong>n offen- Sämtliche Bearbeiter lieferten<br />
sichtlich nicht realisierbar. ihre Unterlagen pünktlich ab,<br />
Der nächste Schritt bestand und viele von ihnen nutzten die<br />
in <strong>de</strong>r Aufstellung eines Raum- Gelegenheit, um neue Impulse<br />
bedarfsprogramms, um <strong>de</strong>n und Synergiepotenziale aus-<br />
Nutzfl ächenbedarf darzustelzuschöpfen. Das Engagement<br />
len. Dazu wur<strong>de</strong> eine Steue- <strong>de</strong>s Personals, das mitunter seit<br />
Jahrzehnten unter <strong>de</strong>r angespannten<br />
räumlichen Situation<br />
Für <strong>de</strong>n Neubau prognosti- gelitten hatte, war phänomenal.<br />
zieren wir ein Minimum von So konnte innerhalb kürzester<br />
10 000 Besuchern am Tag.<br />
Zeit aus <strong>de</strong>n gelieferten Daten<br />
ein Raumprogramm erarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei wur<strong>de</strong>n Funkti-<br />
rungsgruppe installiert, die ein onen effi zient geordnet und also<br />
standardisiertes Abfrageproto- komprimiert, Doppelstruktukoll<br />
erstellte. Dieses Protokoll ren beseitigt und Vereinheitli-<br />
wur<strong>de</strong> in sämtliche Organisachungen geleistet. Instrumente<br />
tionseinheiten <strong>de</strong>s Hauses ge- für das Zusammenfassen <strong>de</strong>r<br />
geben und war kurzfristig zu Bedarfe in <strong>de</strong>m Raumpro-<br />
bearbeiten. Das Protokoll fragte gramm waren – natürlich – <strong>de</strong>r<br />
Informationen zu Bestandsgrö- DIN Fachbericht 13 und eigens<br />
ßen und -wachstum ab, for<strong>de</strong>rte für mo<strong>de</strong>rne Publikumsfl ächen<br />
Vorstellungen zum Freihand- erhobene Berechnungsschlüs-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
sel (unter an<strong>de</strong>rem mithilfe von<br />
bauerfahrenen Kollegen aus an<strong>de</strong>ren<br />
Bibliotheken).<br />
Nach Workshop und Raumprogrammerstellung<br />
hatte die<br />
ZLB innerhalb von zehn Wochen<br />
zwei gut ausgearbeitete<br />
Produkte vorliegen: Zum einen<br />
ein 18 Seiten starkes Masterplan-Papier<br />
mit gebün<strong>de</strong>lten<br />
und redaktionell überarbeiteten<br />
Ergebnissen <strong>de</strong>s Workshops<br />
und zum an<strong>de</strong>ren ein 31 Seiten<br />
starkes, fein ausdifferenziertes<br />
Raumprogramm, das sowohl<br />
Raumqualitäten <strong>de</strong>fi niert als<br />
auch Berechnungsgrundlagen<br />
darstellt. Bei<strong>de</strong> Produkte waren<br />
und sind wichtige Grundlagen,<br />
um Verwaltung und Politik zu<br />
Folgeschritten zu bewegen. Es<br />
stellte sich nun klarer dar, was<br />
die Bibliothek sein will und was<br />
sie dazu braucht.<br />
Mit Masterplan und Raumprogramm<br />
konnte eine Standortsuche<br />
für die benötigte<br />
Nutzfl äche von rund 67 000<br />
Quadratmeter (rund 40 000<br />
Quadratmeter davon Freihand-<br />
und Publikumsfl ächen)<br />
gestartet wer<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong> von<br />
<strong>de</strong>r ZLB mit Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
eine Standortsuche<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bau<br />
bei einem Planerbüro in Auftrag<br />
gegeben. Eine Vorgabe war es,<br />
die potenzielle Erweiterbarkeit<br />
<strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkbibliothek zu untersuchen.<br />
Für die an<strong>de</strong>ren aufzufi<br />
n<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Neubaustandorte<br />
wur<strong>de</strong>n bestimmte Kriterien<br />
festgelegt, etwa eine relative<br />
Zentralität, bestimmte ÖPNV-<br />
Anbindungskriterien und einige<br />
weitere Standort- und Umfeldparameter.<br />
Das Ergebnis dieser Standortsuche<br />
waren sechs potenzielle<br />
Neubaustandorte sowie vier<br />
Standorte, an <strong>de</strong>nen Altbausubstanz<br />
entwe<strong>de</strong>r vollständig<br />
durch die ZLB zu nutzen o<strong>de</strong>r<br />
Altbausubstanz zumin<strong>de</strong>st in<br />
<strong>de</strong>n Neubau einzubeziehen gewesen<br />
wäre. Eine weitere Umnutzungslösung<br />
jedoch wollten<br />
wir <strong>de</strong>r ZLB ersparen. Nicht alle<br />
Gelän<strong>de</strong> stehen <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Hand ohne Weiteres zur Verfügung,<br />
teilweise wären Eigentumsverhältnisse<br />
noch zu klären.<br />
Einige <strong>de</strong>r Standorte fi elen<br />
aufgrund mangeln<strong>de</strong>r Attraktivität<br />
o<strong>de</strong>r verkehrstechnischer<br />
Anbindung durchs Raster, bei<br />
an<strong>de</strong>ren gab es nicht abschätzbare<br />
Risiken (etwa Privatbesitz<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Unklarheiten beim<br />
Baugrund).<br />
Gemeinsam mit <strong>de</strong>r Senatskulturverwaltung<br />
erklärten wir<br />
fünf <strong>de</strong>r untersuchten Standorte<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s BIB<br />
wer<strong>de</strong>n gebeten, alle Än<strong>de</strong>rungen<br />
ihrer personenbezogenen<br />
Angaben, insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>s Namens, <strong>de</strong>r<br />
Anschrift und <strong>de</strong>r Beitragsgruppe,<br />
nicht <strong>de</strong>m Verlag von<br />
BuB, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Geschäftsstelle<br />
<strong>de</strong>s BIB mitzuteilen.<br />
BIB-Geschäftsstelle<br />
Postfach 13 24<br />
72703 Reutlingen<br />
Telefon 0 71 21/34 91-0<br />
Telefax 0 71 21/30 04 33<br />
mail@bib-info.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
zu unseren Favoriten: vier Neubaustandorte<br />
und das verkehrs-<br />
Dr. Jonas<br />
Fansa ist<br />
technisch exzellent angebun<strong>de</strong>Baurefene<br />
AGB-Areal. Im Nachgang<br />
rent an<br />
wur<strong>de</strong> die ZLB von <strong>de</strong>r Kultur-<br />
<strong>de</strong>r Zenverwaltung<br />
aufgefor<strong>de</strong>rt, auch<br />
tral und<br />
die fl ächenmäßige Erweiterung<br />
Lan<strong>de</strong>s-<br />
<strong>de</strong>r Berliner Stadtbibliothek<br />
bibliothek<br />
durch Entfl echtung, Unterkelle-<br />
Berlin. –<br />
rung und ähnliche Maßnahmen Kontakt: fansa@zlb.<strong>de</strong><br />
an <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Substanz zumin<strong>de</strong>st<br />
prüfen zu lassen. Auch<br />
das geschah kurzfristig durch hof ohne Weiteres <strong>de</strong>nkbar. So<br />
ein Architekturbüro, sodass wir löst dieser Standort einerseits die<br />
Anfang 2009 <strong>de</strong>n Masterplan, räumlichen Probleme <strong>de</strong>r ZLB<br />
das Raumprogramm und die durch eine große, neu zu bespie-<br />
Standortprüfungen <strong>de</strong>m Kullen<strong>de</strong> Freifl äche – und bietet antursenator<br />
vorlegen konnten. <strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>r Stadtentwicklung<br />
mit <strong>de</strong>r ZLB einen willkomme-<br />
Überraschung<br />
nen Impulsgeber für das Areal.<br />
mit neuem Standort<br />
Der Senat hat sich in seiner<br />
Haushaltsklausur En<strong>de</strong> Juni<br />
Und <strong>de</strong>r brachte – für uns zu- bereits für das Projekt entschienächst<br />
überraschend – einen <strong>de</strong>n, und <strong>de</strong>r Regieren<strong>de</strong> Bürger-<br />
neuen Standort ins Gespräch, meister wirbt stark für die I<strong>de</strong>e –<br />
<strong>de</strong>n die ZLB bislang aus takti- sowohl mit kulturpolitischen als<br />
schen Grün<strong>de</strong>n eher mit Zu- auch mit städtebaulichen Argurückhaltung<br />
bedacht hatte: das menten. Nicht zuletzt gibt er zu<br />
Tempelhofer Feld, direkt am<br />
S- und U-Bahnhof Tempelhof,<br />
an einer <strong>de</strong>r Nord-Süd-Achsen,<br />
<strong>de</strong>m Tempelhofer Damm gelegen,<br />
einige hun<strong>de</strong>rt Meter vom<br />
Flughafengebäu<strong>de</strong> entfernt. Bis<br />
zu diesem Zeitpunkt war uns<br />
<strong>de</strong>r Standort wegen <strong>de</strong>r Diskussion<br />
um die Schließung <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
Flughafens eher als eine<br />
Art Hasar<strong>de</strong>ur auf <strong>de</strong>m Weg<br />
zum Neubau vorgekommen.<br />
Doch unter <strong>de</strong>n sich än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
stadtentwicklerischen Bedingungen<br />
erscheint das Areal<br />
heute immer interessanter. Mit<br />
einer – von mancher Seite immer<br />
noch gefor<strong>de</strong>rten – Nutzung<br />
als Flughafen ist seit <strong>de</strong>r<br />
Schließung im Herbst 2008<br />
endgültig nicht mehr zu rechnen.<br />
Die zuständige Senatsverwaltung<br />
treibt Wettbewerbe zur<br />
städtebaulichen Entwicklung<br />
ehrgeizig voran, und daher wur<strong>de</strong><br />
die I<strong>de</strong>e, mit <strong>de</strong>r Zentral- und<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek einen verlässlichen<br />
Frequenzbringer zu installieren,<br />
von <strong>de</strong>n Stadtentwicklern<br />
begeistert aufgenommen.<br />
Für <strong>de</strong>n Neubau prognostizieren<br />
wir ein Minimum von<br />
10 000 Besuchern am Tag. Mit<br />
<strong>de</strong>r guten S- und U-Bahn-Anbindung<br />
am Standort Tempel-<br />
Foyer | BuB<br />
be<strong>de</strong>nken, dass die Kosten für<br />
das schätzungsweise 250 bis 300<br />
Millionen Euro teure Projekt<br />
ab 2014 (Spatenstich) natürlich<br />
nicht auf einen Schlag, son<strong>de</strong>rn<br />
auf die Bauzeit verteilt (circa vier<br />
Jahre) anfallen wer<strong>de</strong>n. Eine<br />
lohnen<strong>de</strong> Investition, auch in<br />
Zeiten <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise!<br />
Dr. Jonas Fansa<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 485<br />
485
486 BuB | Foyer Öffentliche Bibliothek<br />
Öffentliche Bibliothek<br />
Ein neues »Cly<strong>de</strong>« für<br />
die Lektoratskooperation<br />
Webbasierte Anwendungen sorgen für effi ziente<br />
Arbeitsabläufe / Umstellung seit Mai 2009<br />
Letztere müssen von uns separat<br />
erfasst wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Zuge unseres Projektes<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitstitel »Neues<br />
Lektoratsmanagementsystem«<br />
lag uns verständlicherweise die<br />
grundlegen<strong>de</strong> Überarbeitung<br />
dieser Software beson<strong>de</strong>rs am<br />
Herzen.<br />
Lei<strong>de</strong>r wussten wir bis dato<br />
nichts über die technischen Voraussetzungen<br />
bei <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Mitwirken<strong>de</strong>n. In einer Umfrage<br />
zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen und<br />
Wünschen beleuchteten wir die<br />
technischen Voraussetzungen<br />
und fragten die Zeiten ab, zu <strong>de</strong>nen<br />
üblicherweise Texte verfasst<br />
und geliefert wer<strong>de</strong>n.<br />
Die hohe Umfragebeteiligung<br />
<strong>de</strong>r via Mail erreichbaren<br />
Begutachter zeigt nicht nur das<br />
große Interesse an verbesserten<br />
Instrumenten, son<strong>de</strong>rn unübersehbar<br />
auch eine hohe Mitwirkungsbereitschaft<br />
im Interesse<br />
eines schnelleren und damit<br />
aktuelleren Dienstes: Knapp<br />
70 Prozent <strong>de</strong>r Befragten haben<br />
dankenswerterweise an dieser<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
soll so früh wie möglich, spätestens<br />
zum Versandtermin<br />
erfolgen.<br />
Unsere offen gestellte Frage<br />
nach Wünschen an ein neues<br />
Autorensystem ergab 117 Anmerkungen.<br />
Auch dies ist ein<br />
Beleg für das Engagement. Die<br />
meisten Anregungen und Vorschläge<br />
befi n<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r<br />
Umsetzung – einiges kann jedoch<br />
erst mittelfristig umgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, und einige wenige Vorschläge<br />
stoßen schlichtweg auf<br />
(zurzeit) unüberwindbare technische<br />
Hür<strong>de</strong>n.<br />
Das Ergebnis ist eine webbasierte<br />
Anwendung im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s bereits genannten Lekosystems.<br />
Als Ziel haben wir hier<br />
das zentrale und umfassen<strong>de</strong><br />
Arbeitsinstrument und Portal<br />
für die Lektoratskooperation<br />
vor Augen.<br />
Die Mo<strong>de</strong>rnisierung und<br />
grundlegen<strong>de</strong> Erneuerung <strong>de</strong>s<br />
ekz-Erscheinungsbil<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r<br />
Datenbanken hat weitreichen<strong>de</strong><br />
Verän<strong>de</strong>rungen für unterschiedliche<br />
Anwendungen zur Folge.<br />
Mittlerweile stehen mit Shop<br />
Medien, Medienservices und<br />
Shop Bibliotheksausstattung<br />
drei mo<strong>de</strong>rnisierte Anwendungen<br />
zur Verfügung. In <strong>de</strong>n<br />
Medienanwendungen – insbeson<strong>de</strong>re<br />
Medienservices – wer<strong>de</strong>n<br />
die Ergebnisse <strong>de</strong>r Lektoratskooperation<br />
sichtbar und<br />
können professionell für <strong>de</strong>n<br />
eigenen Geschäftsgang genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Doch wie ist es um<br />
die Grundlage hierfür bestellt?<br />
Wie sieht die Seite <strong>de</strong>r Zuarbeiten<strong>de</strong>n<br />
aus? Was tut sich hier<br />
und wie wird die Entwicklung<br />
weitergehen?<br />
Alle Welt spricht von Web 2.0,<br />
und von was spricht die Lektoratskooperation?<br />
Keine Frage<br />
– bereits seit einiger Zeit spricht<br />
die Lektoratskooperation über<br />
grundlegen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierungen,<br />
so beispielsweise auf <strong>de</strong>n<br />
Bibliothekartagen in Dres<strong>de</strong>n1 und Leipzig2 – ohne Erwerbungsfunktionen<br />
– <strong>de</strong>n Begutachtern einen sehr<br />
schnellen Zugriff und umfassen<strong>de</strong><br />
Suchen über <strong>de</strong>n gesamten<br />
Datenbestand seit 1986.<br />
Zielgerichtet besteht auch die<br />
Möglichkeit, sich aktiv benachrichtigen<br />
zu lassen o<strong>de</strong>r aber die<br />
Anzeige mittels selbst erstellter<br />
Suchprofi le so vorzunehmen,<br />
dass beispielsweise immer die<br />
aktuellen Titel <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
Sachgebiets angezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Suchen (und fi n<strong>de</strong>n) ist eine<br />
Seite <strong>de</strong>r Tätigkeiten – rezensie-<br />
Interne Tests<br />
ren und annotieren eine weitere.<br />
Jährlich wer<strong>de</strong>n an circa 250<br />
Nach vorausgegangenen inter-<br />
Rezensenten und circa 70 Insnen<br />
Tests erfolgt seit Mai dieses<br />
titutslektoren rund 17 000 Titel<br />
Jahres die Umstellung <strong>de</strong>r Betei-<br />
zur Begutachtung verschickt.<br />
ligten auf das neue Rezensions-<br />
Wir erhalten die Texte, salopp<br />
managementsystem (RMS).<br />
formuliert, im »Drei-Wege-System«<br />
zurück: online, per Mail-<br />
Anhang und per Briefpost.<br />
2004 haben wir fl ächen-<br />
Die Texte sollen möglichst zu<br />
je<strong>de</strong>r Tages- und Nachtzeit<br />
übermittelt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Die gesamte Datenhaltung<br />
für die zu verfassen<strong>de</strong>n Texte<br />
erfolgt dann ebenso webbasiert<br />
wie die Archivierung. Das<br />
<strong>de</strong>ckend das Autorensystem<br />
Ganze natürlich personalisiert,<br />
Cly<strong>de</strong> an die Rezensenten und – im übrigen nicht anonymen – sodass je<strong>de</strong>r seine Texte sieht<br />
Institutslektoren verschickt. Die Umfrage teilgenommen. und je<strong>de</strong>rzeit auf frühere Be-<br />
seither neu aufgenommenen Re- Hintergrund unserer neusprechungstexte zurückgreifen<br />
zensenten und Institutslektoren gierigen Fragen nach <strong>de</strong>n tech- kann. Ein lokales Archiv ist<br />
verfahren nur in Ausnahmen nischen Gegebenheiten und nicht länger nötig.<br />
an<strong>de</strong>rs.<br />
Zeiten in <strong>de</strong>nen üblicherweise Die sich gera<strong>de</strong> auch im On-<br />
.<br />
Texte übermittelt wer<strong>de</strong>n, bil<strong>de</strong>line-Zeitalter als Stärke erwei-<br />
Doch wie so oft sind I<strong>de</strong>en Grundlegen<strong>de</strong> Überarbeitung te beispielsweise eine daraus absen<strong>de</strong> Textlängenbegrenzung<br />
schneller formuliert und im<br />
zuleiten<strong>de</strong> Systemverfügbarkeit. wird beibehalten – im Bearbei-<br />
Umlauf, als tatsächlich umge- Mit <strong>de</strong>r breiten Verwendung Ferner interessierte uns auch, tungsstatus wer<strong>de</strong>n Überlängen<br />
setzt. Das Meiste erweist sich zeigten sich erst dann auch ver- wie viele per ISDN, DSL o<strong>de</strong>r gekennzeichnet. Dies bietet die<br />
im Detail als sehr komplex und schie<strong>de</strong>ne Schwächen <strong>de</strong>r einge- via LAN <strong>de</strong>r Bibliothek ins In- komfortable Möglichkeit, einen<br />
bedarf dann doch mehr Vorarsetzten Software, die vor allem ternet gelangen.<br />
Gedanken zunächst schriftlich<br />
beiten als ursprünglich geplant. in Netzwerken zutage treten. Die wichtigsten Ergebnisse auszuführen und anschließend<br />
Seit Anfang August 2008 Aller Kritik und Schwierigkei- lassen sich in knappen Worten<br />
steht – exklusiv – allen Beteiligten zum Trotz steigt die Zahl so zusammenfassen:<br />
ten das Lekosystem als separate<br />
weitere webbasierte Anwendung<br />
zur Verfügung. Oberfl äche und<br />
<strong>de</strong>r online gelieferten und damit � Die Texte sollen möglichst 1 Siehe http://bibtag.slub-dres<strong>de</strong>n.<br />
von uns schneller zu bearbeiten- zu je<strong>de</strong>r Tages- und Nachtzeit <strong>de</strong>/cgi-bin/abstract.pl?it=38 und<br />
<strong>de</strong>n Texte kontinuierlich. Über übermittelt wer<strong>de</strong>n können. auch »Auf <strong>de</strong>m Weg zum virtu-<br />
Suchmöglichkeiten sind <strong>de</strong>n 10 000 Texte wer<strong>de</strong>n inzwischen � 83 Prozent verfügen bereits ellen dynamischen Lektorats-<br />
Medienservices sehr ähnlich.<br />
Die Funktionalitäten und umfangreichenRecherchemöglichkeiten,<br />
angefangen vom<br />
personalisierten Zugang bis zur<br />
Suchprofi lerstellung, bieten hier<br />
jährlich via Cly<strong>de</strong> online direkt über einen DSL-Anschluss o<strong>de</strong>r<br />
ins System eingespielt. Rund nutzen, wie im Falle <strong>de</strong>r Insti-<br />
ein Achtel aller Begutachtungen tutslektoren üblich, <strong>de</strong>n Zugang<br />
erhalten wir aber auch nach wie über ihre Bibliothek.<br />
vor ausgedruckt beziehungswei- � Die Kenntnis über zur Bese<br />
als Typoskript per Briefpost. sprechung vorgesehene Titel<br />
dienst: Die Lektoratskooperation<br />
– ein mo<strong>de</strong>rner Klassiker« in: BuB<br />
9/2006, Seite 605–606<br />
2 <strong>www</strong>.opus-bayern.<strong>de</strong>/bib-info/<br />
volltexte/2007/411/pdf/Lektorats<br />
kooperation%20dot%20net-Opus.<br />
pdf<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Öffentliche Bibliothek<br />
zu bearbeiten. Sobald ein Text<br />
fertiggestellt und durch <strong>de</strong>n<br />
Verfasser entsprechend freigegeben<br />
ist, fi n<strong>de</strong>t zum einen<br />
eine elektronische Archivierung<br />
dieses Urtextes statt und zum<br />
an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n die jeweiligen<br />
ekz-Lektoren elektronisch über<br />
<strong>de</strong>n »Eingang« einer neuen Begutachtung<br />
benachrichtigt, und<br />
die redaktionelle Bearbeitung<br />
beginnt.<br />
Intern wird parallel dazu,<br />
unter <strong>de</strong>m Begriff Datenfl ussoptimierung,<br />
die Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />
<strong>de</strong>r kompletten EDV-<br />
Infrastruktur vorgenommen,<br />
mit <strong>de</strong>m – in aller Kürze – Ziel<br />
einer weiteren Aktualitätssteigerung<br />
und größtmöglicher<br />
betriebswirtschaftlicher Effi -<br />
zienz. Dieses Projekt – eine <strong>de</strong>r<br />
größten Investitionen <strong>de</strong>r ekz<br />
in die Zukunft seit Umstellung<br />
unserer Logistikprozesse – umfasst<br />
sämtliche Abläufe und Programme<br />
<strong>de</strong>r Bibliothekarischen<br />
Dienste, stellt eine bisher nicht<br />
für möglich gehaltene Transparenz<br />
sämtlicher im Prozess<br />
befi ndlicher Titel und Daten<br />
Wir sichern damit nachhaltig<br />
die Zukunft <strong>de</strong>r<br />
Lektoratsdienste und <strong>de</strong>r<br />
Lektoratskooperation sowie,<br />
selbstre<strong>de</strong>nd, die <strong>de</strong>r ekz.<br />
her, be<strong>de</strong>utet eine grundlegen<strong>de</strong><br />
Mo<strong>de</strong>rnisierung und Neukonzeption<br />
(fast) aller Anwendungen<br />
und führt zu effi zienteren<br />
und verän<strong>de</strong>rten Arbeitsabläufen<br />
<strong>de</strong>s gesamten Bereichs.<br />
Die ambitionierten Ziele dieser<br />
Maßnahmen sind einerseits<br />
die Aktualitätssteigerung <strong>de</strong>s<br />
Lektoratsdienstes und an<strong>de</strong>rerseits,<br />
die <strong>de</strong>rzeitigen jährlichen<br />
Kosten für die Erstellung dieser<br />
Dienste von rund minus 1,5<br />
Millionen Euro <strong>de</strong>utlich zu senken.<br />
Wir sichern damit nachhaltig<br />
die Zukunft <strong>de</strong>r Lektoratsdienste<br />
und <strong>de</strong>r Lektoratskooperation<br />
sowie, selbstre<strong>de</strong>nd, die<br />
<strong>de</strong>r ekz.<br />
Frank Seeger,<br />
Bibliothekarische Dienste,<br />
ekz.bibliotheksservice GmbH<br />
Reutlingen<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Foyer | BuB<br />
Öffentliche Bibliothek<br />
Fünf Jahre<br />
Aka<strong>de</strong>mie für<br />
Leseför<strong>de</strong>rung<br />
550 Veranstaltungen<br />
mit mehr als 15 000<br />
Teilnehmern / Neue<br />
Broschüre vorgestellt<br />
Am Welttag <strong>de</strong>s Buches hat<br />
die Aka<strong>de</strong>mie für Leseför<strong>de</strong>rung<br />
(<strong>www</strong>.aka<strong>de</strong>miefuerlesefoer<strong>de</strong><br />
rung.<strong>de</strong>) <strong>de</strong>r Stiftung Lesen an<br />
<strong>de</strong>r Gottfried Wilhelm Leibniz<br />
Bibliothek in Hannover mit<br />
einer Schar vergnügter Fünftbis<br />
Siebentklässler und einem<br />
großen Kuchen in Form eines<br />
Buches, <strong>de</strong>m allerdings nur eine<br />
kurze Existenzdauer beschie<strong>de</strong>n<br />
war, ihren fünften Geburtstag<br />
gefeiert. Aus diesem Anlass<br />
erschien außer<strong>de</strong>m die Broschüre<br />
»Leseland Nie<strong>de</strong>rsachsen.<br />
Lesenetzwerke und lokale<br />
Leseför<strong>de</strong>r-Initiativen 2009« als<br />
Nummer 5 <strong>de</strong>r »Schriftenreihe<br />
<strong>de</strong>r Stiftung Lesen«.<br />
In dieser Broschüre führen die<br />
Aka<strong>de</strong>mie-Pädagogen Anke<br />
Märk-Bürmann, Andreas Müller<br />
und Karola Penz nach einem<br />
Geleitwort <strong>de</strong>s Direktors<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek zunächst einmal<br />
inhaltlich in ihre Arbeit ein,<br />
und zwar unter <strong>de</strong>n Rubriken:<br />
Leseför<strong>de</strong>rung im Überblick,<br />
Frühför<strong>de</strong>rung, Leselernbegeleitung,<br />
Kampf <strong>de</strong>m Leseknick,<br />
Vertiefung und Erweiterung<br />
<strong>de</strong>r Leselernkompetenz, Eltern,<br />
Pädagogen in Schulen und<br />
Kin<strong>de</strong>rgärten, Bibliothekarinnen<br />
und Bibliothekare, Weitere<br />
Partner, Ehrenamtliche Leseför<strong>de</strong>rer,<br />
Punktuelle Aktionen<br />
zu beson<strong>de</strong>ren Anlässen, Regelmäßige<br />
Angebote, Mehrtägige<br />
Großveranstaltungen.<br />
Darauf folgend wer<strong>de</strong>n von<br />
Aurich bis Wolfenbüttel auf je<br />
zwei Seiten und reich illustriert<br />
lokale Lesenetzwerke und -Initiativen<br />
von <strong>de</strong>n Gruppierungen<br />
selbst vorgestellt. Ausführlich<br />
informieren kann man sich<br />
dann über <strong>de</strong>n »Julius-Club«,<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 487<br />
487
488 BuB | Foyer<br />
einer lan<strong>de</strong>sweiten Initiative<br />
von VGH-Stiftung und Büchereizentrale<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen. Die<br />
Broschüre schließt mit Adressen<br />
von für das Land wichtigen<br />
Institutionen für die Leseför<strong>de</strong>rung.<br />
Finanziert haben <strong>de</strong>n<br />
Band die Träger <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie,<br />
nämlich das Nie<strong>de</strong>rsächsische<br />
Kultusministerium, das Nie<strong>de</strong>rsächsische<br />
Ministerium für<br />
Wissenschaft und Kunst, die<br />
Stiftung Lesen und die Gottfried<br />
Wilhelm Leibniz Bibliothek.<br />
Mit diesen »glorreichen<br />
Vier« hatte es 2004 im Rahmen<br />
eines Kooperationsvertrages begonnen.<br />
Das Kultusministerium<br />
brachte drei Pädagogen-Stellen<br />
in diese Beziehung ein, die an die<br />
Bibliothek abgeordnet wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Gottfried Wilhelm Leibniz<br />
Bibliothek ist <strong>de</strong>m Ministerium<br />
für Wissenschaft und Kultur<br />
unterstellt, das Mittel, unter<br />
an<strong>de</strong>rem auch für eine Verwaltungskraft,<br />
zur Verfügung stellte.<br />
Die Bibliothek selbst besaß<br />
durch ihre Abteilung »Zentrum<br />
Öffentliche Bibliothek<br />
Bücher pfl ückt man<br />
nicht von Bäumen<br />
für Aus- und Fortbildung« eine<br />
jahrzehntelange Erfahrung im<br />
Bildungsbereich. Die Stiftung<br />
Lesen brachte ihr Know-how,<br />
ihre internationale Akzeptanz,<br />
ihre wissenschaftlichen und pädagogischen<br />
Konzepte und Publikationen<br />
sowie ihre Kontakte<br />
ein.<br />
Im Kooperationsvertrag<br />
von 2004 wur<strong>de</strong>n die Ziele <strong>de</strong>s<br />
Projektes beschrieben. Es heißt<br />
dort unter an<strong>de</strong>rem: »Ziel <strong>de</strong>s<br />
Projektes ist es, Instrumente für<br />
eine regionalisierte För<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Lesekultur insbeson<strong>de</strong>re in<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen zu erproben und<br />
auszubauen.« Als übergeordnete<br />
Aufgaben wur<strong>de</strong>n genannt:<br />
1. Information, Schulung und<br />
Fortbildung von Multiplikatoren,<br />
2. Netzwerk Leseför<strong>de</strong>rung/Lesekultur,<br />
3. Aufbau eines Portals Netzwerk<br />
Leseför<strong>de</strong>rung in Nie<strong>de</strong>rsachsen.<br />
Über die Aufgaben <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie,<br />
zu <strong>de</strong>nen sich im Laufe <strong>de</strong>r<br />
Jahre noch einige an<strong>de</strong>re Ak-<br />
Tatkräftiger För<strong>de</strong>rverein unterstützt Stadtbibliothek<br />
Spandau / Empfang zum »Welttag <strong>de</strong>s Buches«<br />
tivitäten gesellten, kann man<br />
sich in <strong>de</strong>n Publikationen, im<br />
Newsletter, im Internet und natürlich<br />
bei <strong>de</strong>n Kolleginnen und<br />
<strong>de</strong>m Kollegen o<strong>de</strong>r auch beim<br />
Projektleiter informieren. Hier<br />
wenige Zahlen:<br />
Seit <strong>de</strong>m Frühjahr 2004 sind<br />
von <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie rund 550<br />
Veranstaltungen durchgeführt<br />
wor<strong>de</strong>n, also rund 120 Veranstaltungen<br />
pro Jahr. Die Teilnehmerzahl<br />
an <strong>de</strong>n Veranstaltungen<br />
betrug im Schnitt 3 000<br />
bis 3 500 pro Jahr.<br />
Die Teilnehmer setzten sich<br />
aus folgen<strong>de</strong>n Gruppierungen<br />
zusammen:<br />
� Lehrkräfte: 35 Prozent (davon<br />
14 Prozent aus <strong>de</strong>n<br />
Grundschulen)<br />
� Ehrenamtliche: 26 Prozent<br />
(davon 14 Prozent Vorlesepaten<br />
und 12 Prozent Leselernhelfer)<br />
� Bibliothekare: 14 Prozent<br />
� Eltern: 13 Prozent<br />
46 Netzwerke an Vorlese-Initiativen<br />
sowie 79 Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />
und Schulen aller<br />
Die Stadtbibliothek Spandau<br />
ist eines <strong>de</strong>r zwölf bezirklichen<br />
Bibliothekssysteme in Berlin und<br />
muss seit Jahren einen extrem<br />
niedrigen Medienetat und Personaleinsparungen<br />
hinnehmen.<br />
Ein För<strong>de</strong>rverein unterstützt die<br />
Bibliothek seit 14 Jahren und<br />
sieht sich als <strong>de</strong>ren Lobby.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Öffentliche Bibliothek<br />
Schulformen unterstützte die<br />
Aka<strong>de</strong>mie. An 120 Orten fan<strong>de</strong>n<br />
Veranstaltungen statt – von<br />
Achim über Georgsmarienhütte<br />
bis Wunstorf. Doch auch in Berlin,<br />
Bregenz, Hamburg, Havanna/Kuba,<br />
Oxford und Wiesba<strong>de</strong>n<br />
war man an <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r<br />
Aka<strong>de</strong>mie interessiert und lud<br />
zu Vorträgen ein.<br />
Das fünfjährige Wirken <strong>de</strong>r<br />
Aka<strong>de</strong>mie für Leseför<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Stiftung Lesen an <strong>de</strong>r Gottfried<br />
Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
war und ist überaus erfolgreich.<br />
Dies wird ihr innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s von ihren »Kun<strong>de</strong>n«<br />
bestätigt, aber auch von Politik<br />
und Verwaltung. Die Gottfried<br />
Wilhelm Leibniz Bibliothek, die<br />
durch eine Bereitstellung von<br />
insgesamt zehn Millionen Euro<br />
aus <strong>de</strong>n Konjunkturpaketen<br />
ihre räumliche Situation entschei<strong>de</strong>nd<br />
verbessern wird, hat<br />
in diesem Zusammenhang auch<br />
die Aka<strong>de</strong>mie im Blick.<br />
Georg Ruppelt, Direktor <strong>de</strong>r<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz<br />
Bibliothek Hannover<br />
Zum diesjährigen »Welttag <strong>de</strong>s<br />
Buches« hat <strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong>skreis<br />
Vertreter aus Politik, Wirtschaft<br />
und Kultur zu einem kleinen<br />
Empfang unter <strong>de</strong>m Motto »Bücher<br />
pfl ückt man nicht von Bäumen«<br />
in das Lesecafé <strong>de</strong>r Hauptbibliothek<br />
eingela<strong>de</strong>n. Ziel war<br />
es, die Unterstützung für die<br />
Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>r Lily-Braun-Oberschule malten phantasievolle Plakate für <strong>de</strong>n »Welttag <strong>de</strong>s Buches« in <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Spandau.<br />
Zu sehen sind die Werke von Natascha Gieseler, Anna Keksel, Nico Jack und Gina Kluth (von links).<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Öffentliche Bibliothek<br />
Bibliothek zu sichern und auszubauen,<br />
die Arbeit <strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>skreises<br />
vorzustellen und <strong>de</strong>n<br />
Ehrenamtlichen eine Anerkennung<br />
auszusprechen.<br />
Im Vorfeld wur<strong>de</strong>n Nutzerinnen<br />
und Nutzer gefragt,<br />
warum ihnen die Bibliotheken<br />
wichtig sind. Für uns Fachleute<br />
waren die Antworten nicht neu,<br />
die Gäste nahmen sie aber interessiert<br />
auf. Genannt wur<strong>de</strong>n<br />
hauptsächlich folgen<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong>:<br />
die kostenlose beziehungsweise<br />
kostengünstige Bildungsmöglichkeit,<br />
die große Auswahl an<br />
Medien, die Kompetenz <strong>de</strong>r<br />
Beratung und die Atmosphäre<br />
in <strong>de</strong>r Hauptbibliothek. Auffallend<br />
häufi g kam <strong>de</strong>r fi nanzielle<br />
Aspekt vor: »Ich habe wenig<br />
Geld …«, »… <strong>de</strong>nn ich muss<br />
sparen«, »… wir hätten nicht die<br />
Mittel, all die Medien für unsere<br />
vier Kin<strong>de</strong>r zu kaufen«. Eine<br />
Auswahl dieser Statements wur<strong>de</strong><br />
im Lesecafé ausgehängt.<br />
Aufgrund traditioneller intensiver<br />
Kooperationen zwischen<br />
Stadtbibliothek, Freun<strong>de</strong>skreis<br />
und Schulen malten<br />
die Schülerinnen und Schüler<br />
<strong>de</strong>s Leistungskurses »Kunst« <strong>de</strong>r<br />
Lily-Braun-Oberschule (eines<br />
nahegelegenen Gymnasiums)<br />
20 Plakate für <strong>de</strong>n »Welttag <strong>de</strong>s<br />
Buches« und stellten sie im Lesecafé<br />
aus. Die hohe Kreativität<br />
und exzellente künstlerische<br />
Ausführung <strong>de</strong>r Arbeiten erfuhren<br />
die verdiente Aufmerksamkeit.<br />
Drei wesentliche Programmpunkte<br />
gab es. Im Mittelpunkt<br />
stand die Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>skreises,<br />
Werner Gerber. Aufbauend auf<br />
<strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Nutzerumfrage<br />
begrün<strong>de</strong>te er <strong>de</strong>tailliert,<br />
warum Zweigstellen erhalten<br />
bleiben müssen und warum die<br />
Bibliothek einen <strong>de</strong>utlich höheren<br />
Medienetat braucht. Gleichzeitig<br />
stellte er die Arbeit <strong>de</strong>s<br />
Vereins vor: tatkräftige Hilfe<br />
bei Veranstaltungen und bei <strong>de</strong>n<br />
Bücherbasaren, (Mit-)Finanzie-<br />
rung von Lesungen, Puppen-<br />
spielen und kleinen Aufführungen,<br />
Kauf von Medienpaketen<br />
und Werbung von Lesepaten.<br />
In seiner Replik stellte <strong>de</strong>r zuständige<br />
Stadtrat für Bildung,<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Kultur und Sport, Gerhard<br />
Hanke, seinerseits dar, wie er<br />
sich weiterhin für die Bibliothek<br />
einsetzen wird und nannte als<br />
konkrete Maßnahme, dass 2010<br />
<strong>de</strong>r Bezirk Spandau als einer <strong>de</strong>r<br />
ersten in Berlin RFID einführen<br />
wer<strong>de</strong>.<br />
Urkun<strong>de</strong> und Rose<br />
Die Ehrung <strong>de</strong>r Lesepatinnen<br />
und Bibliothekshelferinnen mit<br />
Dankesworten <strong>de</strong>s Stadtrats,<br />
einer Urkun<strong>de</strong> und einer Rose<br />
fand viel Anklang.<br />
Zu guter Letzt übereichte <strong>de</strong>r<br />
Vorstand <strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>skreises<br />
eine Medienspen<strong>de</strong> im Wert<br />
von 2 000 Euro an die Bibliotheksleitung,<br />
nicht ohne darauf<br />
hinzuweisen, dass diese Spen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>n fehlen<strong>de</strong>n Medienetat nicht<br />
ausgleichen kann.<br />
Ein Saxophonist spielte auf;<br />
Getränke und Gebäck stan<strong>de</strong>n<br />
bereit. Bonbons versehen mit<br />
Buch- und Lesesprüchen wur<strong>de</strong>n<br />
zur Begrüßung angeboten.<br />
Der Arbeitsaufwand lag wegen<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>taillierten Programms<br />
höher als bei an<strong>de</strong>ren Veranstaltungen,<br />
war aber dank intensiver<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
Bibliothek und Freun<strong>de</strong>skreis<br />
Wir haben unsere Wünsche<br />
für die Bibliothek vorgetragen<br />
und in persönlichen<br />
Gesprächen vertieft.<br />
gut zu schaffen. Die Kosten lagen<br />
bei circa 350 Euro für Musik,<br />
Getränke, Gebäck, Dekoration<br />
und 100 Euro für die »Klassenkasse«<br />
<strong>de</strong>r Künstler.<br />
Fazit: Wir sind zufrie<strong>de</strong>n<br />
und können eine solche Veranstaltung<br />
weiterempfehlen. Die<br />
Vertreter <strong>de</strong>r Fraktionen, aus<br />
Wirtschaft und Kultur sind gekommen,<br />
und wir haben unsere<br />
Wünsche für die Bibliothek<br />
vorgetragen und in persönlichen<br />
Gesprächen vertieft. Und last<br />
but not least: Für die nächsten<br />
Bibliotheksveranstaltungen haben<br />
wir tolle Plakate.<br />
Cornelia Clemens, Freun<strong>de</strong>skreis<br />
<strong>de</strong>r Stadtbibliothek Spandau e.V.<br />
Foyer | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 489<br />
489
490 BuB | Foyer Tagung<br />
Öffentliche Bibliothek<br />
Ansturm auf<br />
das Selbstlernzentrum<br />
Besucherzahlen<br />
<strong>de</strong>r Stadtbibliothek<br />
Bergkamen steigen um<br />
20 Prozent / Zwölf Computer-<br />
und Internetplätze<br />
Als erste Bibliothek in Deutschland<br />
mit <strong>de</strong>r Betriebssoftware<br />
»bibliotheca.net« verwaltet Das Selbstlernzentrum <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Bergkamen kommt bei <strong>de</strong>n<br />
die Stadtbibliothek Bergkamen Besuchern bestens an: Die zwölf Arbeitsplätze sind heiß begehrt.<br />
ihre Computer- und Internetarbeitsplätze<br />
mit <strong>de</strong>r Software<br />
»Netloan«. Aber das ist nicht<br />
Foto: Sarah Rotariu, Stadtbibliothek Bergkamen<br />
das einzig Beson<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>r Ohne das Verwaltungspro- wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n PCs mehrere<br />
Installation von zwölf PC- gramm »Netloan« wäre <strong>de</strong>r Sprachför<strong>de</strong>rprogramme in-<br />
Arbeitsplätzen im Rahmen eines Arbeitsanfall bei dieser Anzahl stalliert. In Kooperation mit<br />
Lan<strong>de</strong>sprojekts (NRW 2007). von PC-Plätzen personell über- <strong>de</strong>r Stadtbibliothek führt nun<br />
Das Selbstlernzentrum ging haupt nicht zu bewältigen. Mit <strong>de</strong>r Türkische Elternbund ne-<br />
im März 2008 in Betrieb. Nun <strong>de</strong>r schriftlichen Führung von ben seiner Hausaufgabenhilfe<br />
liegt die Nutzungsstatistik eines Anmel<strong>de</strong>listen wären die Mitar- Sprachför<strong>de</strong>rkurse für Kin<strong>de</strong>r<br />
Jahres vor.<br />
beiter heillos überfor<strong>de</strong>rt.<br />
Im gleichen Verfahren wie<br />
und Erwachsene zum Erlernen<br />
Die Stadtbibliothek Bergkamen in Lü<strong>de</strong>nscheid mel<strong>de</strong>n sich die<br />
ist von ihren Ausmaßen her eher Benutzer unter Angabe ihrer Innerhalb eines Jahres<br />
eine Kleinstadtbücherei (Ein- Ausweisnummer und ihres Ge- wur<strong>de</strong>n die Arbeitsplätze von<br />
wohnerzahl 52 000, Büchereiburtsdatums an. Das System über 13 000 Nutzern in<br />
fl äche 550 Quadratmeter, Me- gleicht die Angaben mit <strong>de</strong>n Be- Anspruch genommen.<br />
dienbestand etwas über 40 000 nutzerdaten im Ausleihmodul<br />
– Lan<strong>de</strong>sdurchschnitt NRW: von »bibliotheca.net« ab. Je<strong>de</strong>m<br />
1,45 Medieneinheiten/Einwoh- Nutzer steht eine Stun<strong>de</strong> pro <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache durch.<br />
Tag zur Verfügung.<br />
Bibliotheksmitarbeiter er-<br />
Eine weitere Beson<strong>de</strong>rheit ist stellten eine Power-Point-Ein-<br />
Eine weitere Beson<strong>de</strong>rheit die vollständige Abschaffung führung für <strong>de</strong>n Unterricht in<br />
ist die vollständige Abschaf- <strong>de</strong>r Internetgebühren. Dies <strong>de</strong>r Bibliothek zur Vermittlung<br />
fung <strong>de</strong>r Internetgebühren. geschah in Einklang mit <strong>de</strong>m von Kenntnissen bei <strong>de</strong>r Litera-<br />
Antrag als Lan<strong>de</strong>sprojekt. Ein turrecherche für Referate, Fach-<br />
Stück Chancengleichheit und und Hausarbeiten. Die Biblio-<br />
ner). Ihr Angebot kann sich im damit die Verringerung <strong>de</strong>r sothek bringt damit ihre Kompe-<br />
Bereich <strong>de</strong>s Selbstlernzentrums genannten »digitalen Kluft« tenz bei <strong>de</strong>r Medienkun<strong>de</strong> zur<br />
aber durchaus mit Großstädten sollte verwirklicht wer<strong>de</strong>n. Dies Geltung.<br />
messen.<br />
betraf <strong>de</strong>n Punkt Integration Innerhalb eines Jahres wur-<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um von Bürgern mit Migrationshin<strong>de</strong>n die Arbeitsplätze von über<br />
schnelle und komfortabel ausgetergrund. Innerhalb <strong>de</strong>r Stadt- 13 000 Nutzern in Anspruch<br />
stattete Geräte. Neben <strong>de</strong>m Inmauern Bergkamens wohnt genommen. Um 10 000 stieg<br />
ternetzugang ist Offi ce Professi- unter an<strong>de</strong>rem ein hoher Anteil die Zahl <strong>de</strong>r Besucher <strong>de</strong>r Bibonal<br />
installiert. Inhalte können türkischsprachiger Mitbürger. liothek 2008 an. Das be<strong>de</strong>utet<br />
über einen USB-Port o<strong>de</strong>r einen Die Stadtbibliothek Bergka- eine Steigerung von 20 Prozent<br />
CD-Brenner heruntergela<strong>de</strong>n men verfügt bei <strong>de</strong>r kulturellen gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahr. Es<br />
o<strong>de</strong>r über einen hochwertigen Integration von Immigranten zeigt, wie sehr die Bibliothek an<br />
Farblaserdrucker ausgedruckt über eine langjährige Erfah- Attraktivität in <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
wer<strong>de</strong>n. Diese Ausstattung fi nrung. Nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r gewonnen hat.<br />
<strong>de</strong>t beson<strong>de</strong>rs bei Bewerbungs- Internationalen Bibliothek im Wolfgang Vogelmann, Leiter <strong>de</strong>r<br />
schreibern großen Anklang. Frankfurter Stadtteil Gallus Stadtbibliothek Bergkamen<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Tagung<br />
Die Bibliothek<br />
in <strong>de</strong>r<br />
Jackentasche<br />
Perspektiven digitaler<br />
Medien in Öffentlichen<br />
Bibliotheken / Kolloquium<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule<br />
<strong>de</strong>r Medien Stuttgart<br />
Bereits zum zweiten Mal lud <strong>de</strong>r<br />
Studiengang Bibliotheks- und<br />
Informationsmanagement zu<br />
einer Fortbildungsveranstaltung<br />
anlässlich <strong>de</strong>s Welttags<br />
<strong>de</strong>s Buches an die Hochschule<br />
<strong>de</strong>r Medien ein. Knapp 100<br />
Bibliothekare, Verlagsvertreter<br />
und Studieren<strong>de</strong> kamen, um<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s eintägigen<br />
Kolloquiums die Zukunft <strong>de</strong>s<br />
Buches als Bibliotheksmedium<br />
zu diskutieren. Im Blickpunkt<br />
<strong>de</strong>r von Bachelor-Studieren<strong>de</strong>n<br />
unter <strong>de</strong>r Leitung von Professor<br />
Sebastian Mundt geplanten und<br />
ausgerichteten Veranstaltung<br />
stan<strong>de</strong>n diesmal die Perspektiven<br />
digitaler Medien in Öffentlichen<br />
Bibliotheken.<br />
Das Programm <strong>de</strong>s Vormittags<br />
bot die Verleger- und Anbieterperspektive:<br />
Jürgen Harth,<br />
Leiter <strong>de</strong>s Bereiches Online-Services<br />
& E-Commerce im Carl<br />
Hanser Verlag und Mitglied im<br />
Sprecherkreis <strong>de</strong>s AKEP (Arbeitskreis<br />
Elektronisches Publizieren)<br />
<strong>de</strong>s Börsenvereins <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschen Buchhan<strong>de</strong>ls, thematisierte<br />
die strategischen Perspektiven<br />
<strong>de</strong>s E-Book-Einstiegs<br />
aus Verlagssicht. Er brachte <strong>de</strong>n<br />
sinnfälligen Vergleich, dass das<br />
Handy das Schweizer Taschenmesser<br />
für alle elektronischen<br />
Produkte wer<strong>de</strong>n wird.<br />
Schon jetzt ist <strong>de</strong>r Spielemarkt<br />
auf Handys ungleich größer<br />
als <strong>de</strong>r auf allen Spielekonsolen<br />
zusammengenommen.<br />
Allerdings wer<strong>de</strong>n von diesem<br />
Wan<strong>de</strong>l nicht alle Buchsparten<br />
in gleichem Maße betroffen<br />
sein. So zeigt eine Studie <strong>de</strong>r<br />
Universität München, dass etwa<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Tagung<br />
die Bereiche Recht, Lernen und<br />
Ratgeber sich in etwa doppelt<br />
so hohem Maße wie Belletristik<br />
und Kin<strong>de</strong>rbücher für eine Vermarktung<br />
als E-Book eignen.<br />
Er berichtete anschaulich,<br />
wie digitale Lebenswelten und<br />
Technologien auch am althergebachten<br />
Business-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r<br />
Verlage kratzen. Seiner Auffassung<br />
nach wer<strong>de</strong>n sie in Zukunft<br />
weniger Lieferant von Inhalten<br />
als vielmehr in zunehmen<strong>de</strong>m<br />
Maße Community-Anbieter<br />
sein. Die bisherige Vermarktungskette<br />
vom Hardcover über<br />
das Taschenbuch zum Hörbuch<br />
und schließlich zum E-Book<br />
verläuft zunehmend parallel.<br />
Auch das Marketing <strong>de</strong>r Verlage<br />
Schon jetzt ist <strong>de</strong>r<br />
Spielemarkt auf Handys<br />
ungleich größer als <strong>de</strong>r auf<br />
allen Spielekonsolen<br />
zusammengenommen.<br />
wird sich grundlegend än<strong>de</strong>rn.<br />
So gehen die Überlegungen zurzeit<br />
dahin, dass Dozenten- und<br />
Rezensionsexemplare nur noch<br />
als E-Book verschickt wer<strong>de</strong>n.<br />
Auszugsweise als E-Book veröffentlichte<br />
Bücher werben für die<br />
Print-Ausgabe, während Käufer<br />
<strong>de</strong>s gedruckten Buches kostenlosen<br />
Zugang zur entsprechen<strong>de</strong>n<br />
elektronischen Ausgabe<br />
erhalten. Er plädierte nachhaltig<br />
dafür, die bisherige Digitale<br />
Rechteverwaltung (DRM) zu<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
über<strong>de</strong>nken und statt<strong>de</strong>ssen<br />
Raubkopien über niedrigere<br />
Preise o<strong>de</strong>r Mehrwerte unattraktiv<br />
zu machen.<br />
Buchmarkt umkrempeln<br />
Auch Ronald Schild, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r MVB Marketingund<br />
Verlagsservice <strong>de</strong>s Buchhan<strong>de</strong>ls<br />
GmbH, die seit 2007 das<br />
Volltext-Branchenportal »libreka!«<br />
betreibt, geht davon aus,<br />
dass das E-Book <strong>de</strong>n gesamten<br />
Buchmarkt umkrempeln wird.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re wissenschaftliche<br />
Literatur wird in Zukunft fast<br />
ausschließlich elektronisch zur<br />
Verfügung stehen. Libreka! versteht<br />
sich als Plattform, die Unterstützung<br />
unterschiedlichster<br />
Verkaufsformen vom Online-<br />
Zugriff bis zum Download, von<br />
<strong>de</strong>r Integration in bestehen<strong>de</strong><br />
Angebote bis zum schlüsselfertigen<br />
E-Book-Shop bietet, selbst<br />
jedoch nicht als Verkäufer auftritt.<br />
Schild zeigte auch <strong>de</strong>utlich<br />
das Dilemma Öffentlicher<br />
Bibliotheken auf, <strong>de</strong>nn alle E-<br />
Book-Leser wer<strong>de</strong>n über einen<br />
direkten Online-Anschluss verfügen,<br />
eine zwischengeschaltete<br />
Bibliothek also nicht zwingend<br />
benötigen, zumal diese auf einmal<br />
teurer als kommerzielle Anbieter<br />
wird. So bietet die französische<br />
Buchhan<strong>de</strong>lskette FNAC<br />
<strong>de</strong>rzeit jeweils 200 E-Books aus<br />
bestimmten Wissensgebieten<br />
(zum Beispiel Argent Pratique<br />
zum Bereich Börse, Banken,<br />
Foyer | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 491<br />
An einem Ausstellungsstand konnten Teilnehmer in <strong>de</strong>n Veranstaltungspausen<br />
selbst verschie<strong>de</strong>ne Lesegeräte testen. Foto: Magdalena Noack<br />
491
492 BuB | Foyer Tagung<br />
Versicherungen o<strong>de</strong>r Cuisine<br />
et Vin) zum Preis von jeweils<br />
0,99 Euro je Monat, während<br />
Öffentliche Bibliotheken in<br />
Deutschland auf Druck ihrer<br />
Träger zumeist <strong>de</strong>utlich höhere<br />
Gebühren erheben müssen.<br />
Noch stärker als Harth plädierte<br />
er dafür, auf ein DRM zu<br />
verzichten. Wie er sehr plastisch<br />
nachwies, seien <strong>de</strong>rzeit sämtliche<br />
Titel <strong>de</strong>r Spiegel-Bestseller-<br />
Liste etwa über eMule illegal<br />
herunterzula<strong>de</strong>n. Ähnlich wie<br />
die Musikindustrie müssten<br />
auch Verlage notgedrungen<br />
einsehen, dass ein DRM nicht<br />
durchsetzbar sei. Verbesserun- Ronald Schild, Christian Hasiewicz, Sebastian Posth und Jürgen Harth<br />
gen erwartet er vor allem im Be- (von links) berichteten vor zahlreichen Zuhörern über die Perspektiven<br />
digitaler Medien. Foto: Magdalena Noack<br />
reich <strong>de</strong>r technischen Formate.<br />
Han<strong>de</strong>lte es sich bei <strong>de</strong>n ersten<br />
E-Books noch ausschließlich<br />
um gescannte Buchseiten, die sich dabei auf drei Gerätetypen: lungebun<strong>de</strong>n sein. Elektroni-<br />
nur sehr eingeschränkt auf mo- Den Sony-Rea<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r über Lisches Publizieren erfor<strong>de</strong>re bei<br />
bilen Geräten zu nutzen waren, bri und Thalia vertrieben wird. <strong>de</strong>n Verlagen ein völliges Um-<br />
so beginnen die großen Verlage Der Kindle von Amazon, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nken bei Konzeption und Ge-<br />
bereits damit, ihre E-Books ins in <strong>de</strong>n USA 500 000 Mal verstaltung von E-Books in Bezug<br />
Format EPUB zu konvertieren, kauft sein soll, ist zurzeit noch auf Layout und Satzbeson<strong>de</strong>r-<br />
das eine dynamische Anpassung nicht in Deutschland verfügbar. heiten (Tabellen!). Den erwar-<br />
<strong>de</strong>s Textes an die jeweilige Bild- Er erlaubt <strong>de</strong>n Erwerb von E- tet großen Andrang erfuhr ein<br />
schirmgröße <strong>de</strong>s Lesers ermög- Books nur über Amazon. Bei<strong>de</strong> Ausstellungsstand, an <strong>de</strong>m die<br />
licht und sich damit insbeson<strong>de</strong>- genannten Geräte sind E-Ink- Teilnehmer in <strong>de</strong>n Veranstalre<br />
für die Ausgabe auf Mobilge- Rea<strong>de</strong>r, sie arbeiten mit digitaler tungspausen selbst verschie<strong>de</strong>ne<br />
räten eignet.<br />
Tinte, die auch bei hellem Ta- Lesegeräte testen konnten.<br />
Ob sich statt <strong>de</strong>s Downgeslicht ein angenehmes Lese- Christan Hasiewicz, Bibloa<strong>de</strong>ns<br />
das Online-Reading gefühl vermitteln. Ihr Nachteil liothekarischer Direktor und<br />
durchsetzen wird, wie es in <strong>de</strong>n liegt in <strong>de</strong>r Langsamkeit beim Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />
USA etwa über O’Reilly auf Blättern und Navigieren, die <strong>de</strong>r DiViBib GmbH, dort ver-<br />
<strong>de</strong>r Safari-Plattform angeboten eine Crossmedialität, das heißt antwortlich für die Bereiche<br />
wird, bleibt abzuwarten. Dem zum Beispiel ein Abspielen von Vertrieb und bibliothekarische<br />
<strong>de</strong>rzeit von Libri und Thalia Animationen und Filmen nicht Dienstleistungen, stellte aktuel-<br />
gepushten E-Book-Rea<strong>de</strong>r von ermöglicht. Dafür ist <strong>de</strong>r Stromle Planungen und Perspektiven<br />
Sony gibt er nur eine geringe verbauch sehr niedrig. <strong>de</strong>r »Onleihe« vor. Mit diesem<br />
Chance auf Marktdurchdrin-<br />
Angebot können digitale Megung,<br />
da er gegenüber Mul- Urheber schützen<br />
dien aller Art über das Internet<br />
tifunktionsgeräten <strong>de</strong>utliche<br />
durch registrierte Bibliotheks-<br />
Nachteile hat.<br />
Der am meisten verbreitekun<strong>de</strong>n für eine zeitlich befriste-<br />
Sebastian Posth startete te E-Book-Rea<strong>de</strong>r sei jedoch te Nutzung ausgeliehen, sprich<br />
2005 das »Zentralverzeichnis trotz seines zurzeit noch hohen heruntergela<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n. Dass<br />
elektronischer Publikationen«, Stromverbrauchs das iPhone, die DiViBib mit ihrem Ange-<br />
ein Recherche- und Verkaufs- <strong>de</strong>m er auch die größte Zukunft bot von 32 000 Titeln aus 300<br />
portal für E-Books und ist gibt. Gegenüber seinen bei- Verlagen auf Expansionskurs<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>n Vorrednern hält Posth an ist, belegen die allein 50 neuen<br />
Medien GmbH, die unter <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Notwendigkeit von DRM Verträge mit Verlagen in diesem<br />
Stichwort Digitale Verlagsaus- fest, sieht allerdings ein Pro- Jahr.<br />
lieferung als Dienstleister für blem darin, dass es nur einen Zur Buchmesse 2009 wird<br />
Verlage rund um die Themen namhaften Anbieter für DRM- die DiViBib auch auf <strong>de</strong>m E-<br />
E-Publishing, Vertriebslogistik Verschlüsselungen gibt (Adobe). Book-Rea<strong>de</strong>r von Sony nutzbar<br />
und Dokumentenkonvertie- Die zukünftige Entwicklung sein, die iPhone-Unterstützung<br />
rung tätig ist. Seine Ausführun- wer<strong>de</strong> größere Displays mit ist in Planung. Auch Hasiewicz<br />
gen galten <strong>de</strong>n Entwicklungen Touchscreen-Funktionalität hält ein DRM als technische<br />
und Perspektiven im Bereich und Mehrfarbigkeit bringen, Voraussetzung für <strong>de</strong>n Ausleih-<br />
<strong>de</strong>r Rea<strong>de</strong>r. Er konzentrierte das Upload wer<strong>de</strong> zu<strong>de</strong>m kabevorgang, zur Überwachung <strong>de</strong>r<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Leihfrist sowie zur Wahrung <strong>de</strong>r<br />
urheberrechtlich geschützten<br />
Inhalte für unerlässlich. Man<br />
darf also gespannt sein, wie sich<br />
die Diskussion über das DRM<br />
in <strong>de</strong>n nächsten Jahren entwickeln<br />
wird.<br />
Der Nachmittag stand im<br />
Zeichen <strong>de</strong>r Bibliotheks- und<br />
Nutzersicht: Thomas Martin<br />
Stierle, Leiter <strong>de</strong>r Stadtbibliothek<br />
Ludwigsburg, berichtete<br />
von einem Kooperationsprojekt<br />
zum Download elektronischer<br />
Medien, die über die DiViBib<br />
bezogen wer<strong>de</strong>n. Diese interkommunale<br />
Zusammenarbeit<br />
erfolgte auf Initiative <strong>de</strong>s Ludwigsburger<br />
Oberbürgermeisters<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel, durch Synergieeffekte<br />
Geld zu sparen und so<br />
zur Haushaltskonsolidierung<br />
beizutragen, wobei die Bibliotheken<br />
nur einen kleinen Teil<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s gegrün<strong>de</strong>ten<br />
Zweckverban<strong>de</strong>s »Interkommunale<br />
Zusammenarbeit«<br />
E-Books und mobiles<br />
Lesen sind in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r<br />
gesellschaftlichen Diskussion<br />
angekommen.<br />
ausmachen. Die <strong>de</strong>rzeit sieben<br />
Kommunen <strong>de</strong>cken damit circa<br />
50 Prozent <strong>de</strong>r Einwohner <strong>de</strong>s<br />
Landkreises Ludwigsburg ab.<br />
Interessant bei <strong>de</strong>r vertraglichen<br />
Ausgestaltung ist, dass es kein<br />
ausgewiesenes Teileigentum <strong>de</strong>r<br />
einzelnen Kommunen gibt und<br />
die Medien bei einem eventuellen<br />
Austritt einer Bibliothek<br />
im Verbund bleiben. Einer solchen<br />
Initiative ist es natürlich<br />
auch möglich, in ganz an<strong>de</strong>rem<br />
Umfang Werbemaßnahmen<br />
auf Großfl ächen, in Kinos et<br />
cetera durchzuführen. Ob sich<br />
allerdings die monatlich wechseln<strong>de</strong><br />
Aufgabenverteilung beim<br />
Bestandsaufbau bewährt, bleibt<br />
anzuwarten.<br />
Klaus Peter Hommes, Leiter<br />
<strong>de</strong>r Abteilung Bestandsaufbau<br />
<strong>de</strong>r Stadtbüchereien Düsseldorf,<br />
gab einen Einblick in die Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsorganisation<br />
und <strong>de</strong>s berufl ichen Anfor<strong>de</strong>rungsprofi<br />
ls durch E-Medien.<br />
Er verwies insbeson<strong>de</strong>re auf die<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Ausbildung<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Foyer | BuB<br />
Ausbildung<br />
Neue Ausbil<strong>de</strong>r-Eignungsverordnung<br />
tritt in Kraft<br />
Berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse<br />
notwendig / Nachweis durch Prüfung<br />
Nach<strong>de</strong>m die Ausbil<strong>de</strong>r-Eignungsverordnung<br />
(AEVO) 1 guten Erfahrungen, die Düsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
und zum Ausbil<strong>de</strong>n<br />
seldorf mit einer sogenannten<br />
Road-Show gemacht hat, bei <strong>de</strong>r<br />
von Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n.<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> gezielt potenziellen<br />
Nutzern die Online-Ange-<br />
Fachliche Eignung<br />
bote <strong>de</strong>r Bibliothek vorführen.<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> einstellen darf,<br />
wer persönlich geeignet ist.<br />
Ungenügen<strong>de</strong>s Angebot<br />
Wer sie ausbil<strong>de</strong>n will, muss<br />
zusätzlich noch fachlich ge-<br />
Den Abschluss machte Gudrun<br />
eignet sein. Als Ausbil<strong>de</strong>r wird<br />
Kulzer, Leiterin <strong>de</strong>r Stadtbiblio-<br />
diejenige Person <strong>de</strong>fi niert, die<br />
thek Offenbach am Main, die<br />
die Schlüsselrolle bei <strong>de</strong>r Um- die Ausbildungsinhalte in <strong>de</strong>r<br />
im Rahmen ihrer Masterarbeit<br />
gut setzung <strong>de</strong>r Ausbildungsinhalte Ausbildungsstätte unmittelbar,<br />
die Nutzung virtueller Biblio- fünf Jahre außer Kraft gesetzt zukommt.<br />
verantwortlich und in wesentlitheken<br />
untersucht hat. Dem- wur<strong>de</strong>, um Betrieben <strong>de</strong>n Neben fundierten berufl ichem Umfang selbst vermittelt,<br />
nach nehmen 71 Prozent <strong>de</strong>r Einstieg in die Ausbildung zur chen Fachkenntnissen und sol- das heißt in unserem Fall ein/e<br />
Nutzer die Online-Bibliothek erleichtern, besteht ab Somchen im Berufsbildungsrecht Mitarbeiter/in in <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
bis zu dreimal pro Monat in Anmer dieses Jahres wie<strong>de</strong>r eine wer<strong>de</strong>n vor allem die Befähi- und nicht etwa in <strong>de</strong>r Verwalspruch,<br />
zu über 50 Prozent im verbindliche Vorgabe. gung zum Beziehungsmanagetung. Die Bestellung eines Aus-<br />
Segment E-Books. Über 90 Proment<br />
und pädagogisches Gebil<strong>de</strong>rs muss <strong>de</strong>r jeweiligen für<br />
zent gaben als Grün<strong>de</strong> für die Grundsätzlich davon betroffen schick verlangt.<br />
die Berufsausbildung zuständi-<br />
Entleihung die Unabhängigkeit sind Bibliotheken, die Ausbil- Bei <strong>de</strong>r grundsätzlichen Fragen Stelle angezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
�<br />
von <strong>de</strong>n Öffnungszeiten und zu dungsplätze zum Fachangestellge, wer überhaupt ausbil<strong>de</strong>n<br />
etwa 65 Prozent <strong>de</strong>n Vorteil an, ten für Medien- und Informa- darf, unterschei<strong>de</strong>t das Berufs-<br />
dass keine Rückgabe erfor<strong>de</strong>rtionsdienste (FaMI) anbieten bildungsgesetz (BBiG) neben<br />
lich ist.<br />
o<strong>de</strong>r anbieten wollen. <strong>de</strong>r Eignung <strong>de</strong>r Ausbildungs-<br />
Allerdings ist nur etwa die Diese Ausbildungsplätze erstelle zwischen <strong>de</strong>r Berechti-<br />
Hälfte <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m möglichen nicht nur jungen gung zum Einstellen von Auszu-<br />
Angebot zufrie<strong>de</strong>n. Hier sind Menschen einen qualifi zierten<br />
1 Ausbil<strong>de</strong>r-Eignungsverordnung.<br />
In: Bun<strong>de</strong>sgesetzblatt Jg. 2009<br />
Teil 1 Nr. 5 vom 30. Januar 2009,<br />
Seite 88–91<br />
also noch <strong>de</strong>utliche Desi<strong>de</strong>rate. Start in das Berufsleben in Bib-<br />
Dass eine hohe Internetaffi nität liotheken und wer<strong>de</strong>n nicht nur<br />
<strong>de</strong>n Zugang zu E-Medien er- unter <strong>de</strong>m Aspekt gesellschaftsleichtert,<br />
verwun<strong>de</strong>rt nicht. Die politischer Mitverantwortung<br />
Umfrage basiert allerdings auf angeboten, son<strong>de</strong>rn auch aus<br />
einer nur sehr geringen Zahl von reinem Eigeninteresse, damit<br />
Befragten (147 Personen). Bibliotheken<br />
Insgesamt gab die Tagung ei- � das Suchen und Einarbeiten<br />
nen hervorragen<strong>de</strong>n Überblick bibliotheksfrem<strong>de</strong>r Fach-<br />
über <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Stand und kräfte reduzieren,<br />
die Entwicklungsperspektiven � erreichen, dass ihr Nach-<br />
elektronischer Medien. Das wuchs genau <strong>de</strong>n gewünsch-<br />
Fazit <strong>de</strong>r Bibliotheksexperten ten Anfor<strong>de</strong>rungen ent-<br />
– allesamt Onleihe-Anwen<strong>de</strong>r spricht,<br />
– fi el trotz teilweise noch zu- � das Risiko personeller Fehlrückhalten<strong>de</strong>r<br />
Nachfrage <strong>de</strong>r entscheidungen verringern<br />
Bibliothekskun<strong>de</strong>n einhellig und<br />
positiv aus: E-Books und mo- � eine hohe Fluktuation verbiles<br />
Lesen sind in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r mei<strong>de</strong>n.<br />
gesellschaftlichen Diskussion Dass Bibliotheken gut ausge-<br />
angekommen. Öffentliche Bibbil<strong>de</strong>te Mitarbeiterinnen und<br />
liotheken sollten die Chance Mitarbeiter brauchen, ist unum-<br />
nutzen, Bestandteil dieser Disstritten, und Personalentwickkussion<br />
zu sein.<br />
lung beginnt mit <strong>de</strong>r Berufsaus-<br />
Anm. d. Red.: Aus diesem bildung. Effi ziente Ausbildung<br />
Grund wird BuB <strong>de</strong>n Schwer- und Nachwuchsför<strong>de</strong>rung<br />
punkt seiner nächsten Ausgabe kann angesichts <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls<br />
(September-Heft) <strong>de</strong>n neuen im ABD-Bereich und <strong>de</strong>n damit<br />
Medientrends, und hier vor al- verbun<strong>de</strong>nen hohen fachlichen<br />
lem <strong>de</strong>n Perspektiven von digi- und fachübergreifen<strong>de</strong>n Anfortalen<br />
Medien in Öffentlichen <strong>de</strong>rungen nur von qualifi zierten<br />
Bibliotheken, widmen. Ausbil<strong>de</strong>rn geleistet wer<strong>de</strong>n,<br />
Alwin Müller-Jerina, <strong>de</strong>nen in <strong>de</strong>r betrieblichen Aus-<br />
Stadtbibliothek Neuss bildungsplanung und -praxis<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 493<br />
493
494 BuB | Foyer Politik<br />
Fachlich geeignet ist, wer die<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen berufl ichen Fertigkeiten<br />
und Kenntnisse und<br />
die erfor<strong>de</strong>rlichen berufs- und<br />
arbeitspädagogischen Kenntnisse<br />
besitzt.<br />
Für Ausbil<strong>de</strong>rinnen und Ausbil<strong>de</strong>r<br />
gilt allgemein, dass die berufl<br />
ichen Fertigkeiten, Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten <strong>de</strong>rjenige<br />
besitzt, <strong>de</strong>r die Abschlussprüfung<br />
in einer <strong>de</strong>m Ausbildungsberuf<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Fachrichtung<br />
bestan<strong>de</strong>n hat und eine<br />
angemessene Zeit praktisch tätig<br />
gewesen ist. Bestimmte Prüfungen<br />
von Hochschulen, Fachhochschulen<br />
et cetera können<br />
Der praktische Prüfungsteil<br />
umfasst die Präsentation<br />
o<strong>de</strong>r praktische Durchführung<br />
einer Ausbildungssituation<br />
und ein Fachgespräch.<br />
in Verbindung mit praktischer<br />
Berufstätigkeit die Abschlussprüfung<br />
ersetzen, in unserem<br />
Fall vor allem Abschlüsse als<br />
Diplom-Bibliothekarin. In einigen<br />
Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn gibt es<br />
explizit formulierte Richtlinien<br />
<strong>de</strong>r zuständigen Stellen für die<br />
Eignung. 2<br />
Die neue, am 21. Januar 2009<br />
erlassene, Ausbil<strong>de</strong>r-Eignungsverordnung<br />
sieht ab Inkrafttreten<br />
zum August dieses Jahres<br />
wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>r Eignung<br />
über ein AEVO-Zeugnis<br />
vor, das heißt, das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />
<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen berufs-<br />
und arbeitspädagogischen<br />
Kenntnisse ist in einer schriftlichen<br />
und mündlichen Prüfung<br />
nachzuweisen.<br />
Der schriftliche Teil umfasst<br />
– bei einer Gesamtdauer von<br />
drei Stun<strong>de</strong>n – fallbezogene<br />
Aufgaben aus <strong>de</strong>n vier Handlungsfel<strong>de</strong>rn:<br />
� Ausbildungsvoraussetzungen<br />
prüfen und Ausbildung<br />
planen,<br />
� Ausbildung vorbereiten und<br />
bei <strong>de</strong>r Einstellung von Aus-<br />
zubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n mitwirken,<br />
� Ausbildung durchführen<br />
und<br />
� Ausbildung abschließen.<br />
Der praktische Prüfungsteil<br />
umfasst die Präsentation o<strong>de</strong>r<br />
praktische Durchführung einer<br />
Ausbildungssituation und ein<br />
Fachgespräch mit einer Dauer<br />
von insgesamt höchstens 30<br />
Minuten. Zum Nachweis <strong>de</strong>r<br />
bestan<strong>de</strong>nen Prüfung wer<strong>de</strong>n<br />
zwei Zeugnisse, eines davon mit<br />
Benotung, ausgestellt.<br />
Vorbereitungskurse auf die<br />
Prüfung wer<strong>de</strong>n von Industrie-<br />
und Han<strong>de</strong>lskammer und vielerorts<br />
von Bildungsträgern <strong>de</strong>s<br />
öffentlichen Dienstes (zum Beispiel<br />
kommunalen Studieninstituten<br />
o<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>seinrichtungen)<br />
angeboten. Derzeit wer<strong>de</strong>n<br />
Kurse und Prüfungen oft noch<br />
nach <strong>de</strong>r alten Verordnung<br />
durchgeführt, eine Umstellung<br />
erfolgt schrittweise.<br />
Die Kurse variieren in <strong>de</strong>r<br />
Gestaltung (Stun<strong>de</strong>numfang,<br />
block- o<strong>de</strong>r tageweise, als Intensivkurs<br />
et cetera), so wer<strong>de</strong>n unter<br />
an<strong>de</strong>rem Vollzeitlehrgänge<br />
mit Ganztagesunterricht an insgesamt<br />
zehn Unterrichtstagen<br />
verteilt auf vier bis fünf Wochen<br />
eines Quartals angeboten o<strong>de</strong>r<br />
berufsbegleiten<strong>de</strong> Lehrgänge<br />
mit zweimaligem Abendunterricht<br />
sowie am Samstagvormittag.<br />
Betriebliche Ausbildungspläne<br />
Auch die Kosten <strong>de</strong>r Kurse variieren,<br />
aktuell wer<strong>de</strong>n als Beispiel<br />
von <strong>de</strong>r Industrie- und<br />
Han<strong>de</strong>lskammer Frankfurt am<br />
Main für 80 Unterrichtseinheiten<br />
495 Euro verlangt, hinzu<br />
Viele Wege führen zu<br />
BuB<br />
Forum<br />
Bibliothek und<br />
Information<br />
Gartenstraße 18<br />
72764 Reutlingen<br />
Postfach 13 24<br />
72703 Reutlingen<br />
Telefon 0 71 21/34 91-0<br />
Telefax 0 71 21/30 04 33<br />
E-Mail bub@bib-info.<strong>de</strong><br />
Internet <strong>www</strong>.b-u-b.<strong>de</strong><br />
kommen Kosten für Literatur<br />
im Wert von circa 50 Euro und<br />
Prüfungsgebühren.<br />
Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s Vorbereitungsunterrichtes<br />
liegt<br />
auf <strong>de</strong>m zweiten und dritten<br />
Handlungsfeld, enthaltend zum<br />
Beispiel die Auswahl von Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n,<br />
die Erstellung und<br />
Gestaltung betrieblicher Ausbildungspläne,<br />
die methodische<br />
Gestaltung von Unterweisungen,Abstimmungsmöglichkeiten<br />
mit <strong>de</strong>r Berufsschule und die<br />
Organisation <strong>de</strong>r Probezeit, aber<br />
auch Möglichkeiten <strong>de</strong>r Persönlichkeitsför<strong>de</strong>rung<br />
von Nachwuchskräften.<br />
Ausgenommen von <strong>de</strong>m Erfor<strong>de</strong>rnis<br />
einer Prüfung sind<br />
unter an<strong>de</strong>rem Personen, die<br />
bereits Prüfungen nach einer vor<br />
Inkrafttreten dieser Verordnung<br />
gelten<strong>de</strong>n Ausbil<strong>de</strong>reignungsprüfung<br />
bestan<strong>de</strong>n haben o<strong>de</strong>r<br />
wer eine anerkannte Prüfung<br />
bestan<strong>de</strong>n hat, <strong>de</strong>ren Inhalt <strong>de</strong>n<br />
gestellten Anfor<strong>de</strong>rungen entspricht<br />
(<strong>de</strong>mnächst teilweise <strong>de</strong>r<br />
Fall bei <strong>de</strong>r Fachwirtfortbildung<br />
in Hessen). Ausgenommen ist<br />
auch, wer vor <strong>de</strong>m 1. August<br />
2009 als Ausbil<strong>de</strong>r im Sinne <strong>de</strong>s<br />
BBiG ohne Beanstandung tätig<br />
war.<br />
Für ausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Mitarbeiter<br />
be<strong>de</strong>utet das Ablegen <strong>de</strong>r Ausbil<strong>de</strong>r-Eignungsprüfung<br />
aber<br />
in je<strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>n Erwerb einer<br />
zusätzlichen Qualifi kation und<br />
persönliche Weiterentwicklung.<br />
Karin Holste-Flinspach,<br />
Susanne Taege<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
2 Anschriften für <strong>de</strong>n öffentlichen<br />
Dienst siehe unter an<strong>de</strong>rem:<br />
DAPS – Datenbank <strong>de</strong>r Ausbildungsstätten,<br />
Praktikumsstätten<br />
und Studienmöglichkeiten, <strong>www</strong>.<br />
bib-info.<strong>de</strong>/aus-fortbildung/aus<br />
bildung/daps.html )<br />
Politik<br />
Die Vergangenheit<br />
bewahren<br />
»Allianz Schriftliches Kulturgut<br />
erhalten« übergibt<br />
Denkschrift an Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt<br />
Horst Köhler<br />
Am 28. April hat die »Allianz<br />
Schriftliches Kulturgut erhalten«<br />
Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Horst<br />
Köhler die Denkschrift »Zukunft<br />
bewahren« übergeben. Das<br />
Papier formuliert eine nationale<br />
Strategie sowie pragmatische<br />
Handlungsempfehlungen für<br />
die Sicherung <strong>de</strong>r historischen<br />
Bestän<strong>de</strong> in Archiven und<br />
Bibliotheken, wie die Allianz in<br />
einer Pressemitteilung bekannt<br />
gibt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Übergabe appellierten<br />
die Generaldirektorin <strong>de</strong>r<br />
Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara<br />
Schnei<strong>de</strong>r-Kempf, <strong>de</strong>r Generaldirektor<br />
<strong>de</strong>r Sächsischen<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek – Staats- und<br />
Universitätsbibliothek Dres<strong>de</strong>n,<br />
Thomas Bürger, <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rsächsischen Lan<strong>de</strong>sarchivs<br />
Hannover, Bernd Kappelhoff<br />
und <strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>r<br />
Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />
Weimar, Michael Knoche,<br />
vor allem an <strong>de</strong>n Bund und die<br />
Län<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n Erhalt von originalen<br />
Dokumenten sowie <strong>de</strong>ren<br />
Digitalisierung und Verfi lmung<br />
effi zienter zu organisieren und<br />
zu för<strong>de</strong>rn. Die Denkschrift<br />
greift eine For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Enquete-Kommission<br />
»Kultur in<br />
Deutschland« vom Dezember<br />
2007 auf, eine nationale Konzeption<br />
für die Erhaltung von<br />
gefähr<strong>de</strong>tem Kulturgut zu erarbeiten.<br />
Das Elbehochwasser im Jahr<br />
2002, <strong>de</strong>r Brand in <strong>de</strong>r Anna<br />
Amalia Bibliothek Weimar<br />
2004, zuletzt <strong>de</strong>r Einsturz <strong>de</strong>s<br />
Stadtarchivs Köln rüttelten die<br />
Öffentlichkeit auf: Erschütterung<br />
über verlorenes Kulturgut<br />
und Freu<strong>de</strong> über gerettete Bestän<strong>de</strong><br />
mün<strong>de</strong>ten in spontane<br />
Hilfen. Der Bund sowie betroffene<br />
Län<strong>de</strong>r und Kommunen<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Politik<br />
legten Son<strong>de</strong>rfonds auf, Bibliotheken<br />
und Archive halfen mit<br />
fachlicher Kompetenz, Privatpersonen,<br />
Stiftungen und Firmen<br />
spen<strong>de</strong>ten Geld.<br />
Durch diese Katastrophen<br />
nahm die Öffentlichkeit mehr<br />
als zuvor wahr, wie umfangreich<br />
und be<strong>de</strong>utsam die kulturellen<br />
Schätze in <strong>de</strong>utschen Archiven<br />
und Bibliotheken sind. Dennoch<br />
fehlt es im fö<strong>de</strong>ral verfassten<br />
Deutschland noch immer an<br />
einer nationalen Strategie zur<br />
Erhaltung <strong>de</strong>s schriftlichen Kulturguts<br />
in Deutschland, um <strong>de</strong>n<br />
Schutz unserer wissenschaftlichen<br />
und kulturellen Überlieferung<br />
systematisch und nachhaltig<br />
zu organisieren.<br />
Originale erhalten und<br />
digitalisieren<br />
Originale – Archivgut, Handschriften,<br />
Nachlässe, seltene<br />
Druckwerke – müssen in ihrem<br />
Bestand gesichert wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Anstrengungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />
und Kommunen reichen<br />
nicht aus und sind unzureichend<br />
koordiniert. Ein national<br />
abgestimmtes Konzept soll<br />
festgelegen, welches Dokument,<br />
welcher Druck durch welche<br />
Einrichtung wie und wann im<br />
Original zu sichern ist. Für die<br />
jeweiligen Scha<strong>de</strong>nsbil<strong>de</strong>r sind<br />
geeignete Therapien anzuwen<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r noch zu entwickeln,<br />
es kommt also auch auf die<br />
enge Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen<br />
an.<br />
Die häufi gsten Schä<strong>de</strong>n entstehen<br />
durch starke Benutzung<br />
und durch Materialverän<strong>de</strong>rungen,<br />
zum Beispiel Tintenfraß<br />
und Säurefraß, aber auch immer<br />
wie<strong>de</strong>r durch unzureichen<strong>de</strong> Lagerungs-<br />
und Klimabedingungen.<br />
Allein die Schä<strong>de</strong>n durch<br />
säurehaltiges Papier, zwischen<br />
1850 und 1990 überall verwen<strong>de</strong>t,<br />
zeigen die Dimension <strong>de</strong>r<br />
Aufgabe: Etwa 9,6 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Blatt unikales Archivgut sowie<br />
etwa 60 Millionen Druckschrif-<br />
ten in <strong>de</strong>n Bibliotheken sind<br />
vom Säurefraß betroffen.<br />
Noch immer sind umfangreiche<br />
Bestän<strong>de</strong> aufgrund von<br />
Kriegsschä<strong>de</strong>n nicht benutzbar<br />
und so <strong>de</strong>r Forschung entzogen.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Weitere zahlreiche Kostbarkeiten<br />
sind späteren Katastrophen<br />
(Feuer, Wasser, Einsturz von<br />
Gebäu<strong>de</strong>n) zum Opfer gefallen<br />
und müssen so bald wie möglich<br />
zurückgewonnen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Sicherung <strong>de</strong>s Originals<br />
und seine nachfolgen<strong>de</strong> Digitalisierung<br />
gehören heute zusammen.<br />
Ohne zeitliche und<br />
räumliche Begrenzung kann<br />
ein Dokument o<strong>de</strong>r ein Objekt<br />
erforscht und dabei frei von<br />
Schä<strong>de</strong>n gehalten wer<strong>de</strong>n. Die<br />
koordinieren<strong>de</strong>n Strukturen<br />
für breit angelegte Digitalisierungsprogramme<br />
sind mit <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Digitalen Bibliothek<br />
auf nationaler Ebene bereits angelegt.<br />
Sieben-Punkt-Programm<br />
In sieben Punkten fasst die<br />
Denkschrift »Zukunft bewahren«<br />
Handlungsempfehlungen<br />
an Bund und Län<strong>de</strong>r zusammen:<br />
� Der Bund soll – in Abstimmung<br />
mit <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn – die Fe<strong>de</strong>rführung<br />
für die Erarbeitung<br />
einer nationalen Konzeption für<br />
Noch immer sind umfangreiche<br />
Bestän<strong>de</strong> aufgrund<br />
von Kriegsschä<strong>de</strong>n nicht<br />
benutzbar und so <strong>de</strong>r Forschung<br />
entzogen.<br />
die Erhaltung <strong>de</strong>s schriftlichen<br />
Kulturerbes in Deutschland<br />
übernehmen. Nach gleichem<br />
Mo<strong>de</strong>ll haben Bund und Län<strong>de</strong>r<br />
bereits im Rahmen <strong>de</strong>s Aufbaus<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Digitalen Bibliothek<br />
zusammengearbeitet.<br />
� Die Län<strong>de</strong>r sollen Lan<strong>de</strong>skonzepte<br />
erarbeiten und miteinan<strong>de</strong>r<br />
abstimmen. Dazu<br />
müssen in <strong>de</strong>n Archiven und<br />
Bibliotheken alle für die nationale<br />
Strategie relevanten Daten<br />
zusammengeführt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
nötigen Infrastrukturen für diese<br />
Analysen sind einzurichten.<br />
� Zur Umsetzung <strong>de</strong>r nationalen<br />
Strategie für Bestandserhaltung<br />
sollen <strong>de</strong>r Bund und<br />
die Län<strong>de</strong>r bei einer <strong>de</strong>r großen<br />
Einrichtungen eine zentrale Koordinierungsstelle<br />
einrichten.<br />
Foyer | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 495<br />
�<br />
495
496 BuB | Foyer Nachrichten<br />
� Die von <strong>de</strong>n Unterhaltsträgern<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheken und Archive<br />
für Bestandserhaltung bereitgestellten<br />
Mittel müssen aufgestockt<br />
wer<strong>de</strong>n: Der Bund soll<br />
jährlich zehn Millionen Euro<br />
für <strong>de</strong>n Erhalt von Originalen<br />
bereitstellen.<br />
� Die Entwicklung neuer und<br />
nachhaltiger Verfahren für die<br />
Sicherung von Archiv- und Bibliotheksgut<br />
sind mithilfe öffentlicher<br />
Stiftungen wie <strong>de</strong>r Kulturstiftung<br />
<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Kulturstiftung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s weiter<br />
zu forcieren.<br />
� Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
wird gebeten, einen<br />
Teil ihrer Mittel darauf zu konzentrieren,<br />
die mit ihrer Hilfe<br />
nach 1950 erworbene ausländische<br />
Literatur ebenfalls dauerhaft<br />
zu erhalten.<br />
� Es wird weiterhin an die Öffentlichkeit<br />
appelliert, auch in<br />
Zukunft mit privatem Engagement<br />
die staatlichen Anstrengungen<br />
zu ergänzen, zum Beispiel<br />
durch die Übernahme von<br />
Buchpatenschaften.<br />
Folgen<strong>de</strong> Einrichtungen sind<br />
an <strong>de</strong>r Allianz beteiligt: Staatsbibliothek<br />
zu Berlin – Preußischer<br />
Kulturbesitz, Sächsische<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek – Staats- und<br />
Universitätsbibliothek Dres<strong>de</strong>n,<br />
Deutsche Nationalbiblio-<br />
Übergabe <strong>de</strong>r Denkschrift an Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Horst Köhler mit Barbara Schnei<strong>de</strong>r-Kempf (Berlin), Vorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r »Allianz Schriftliches Kulturgut erhalten«, Bernd Kappelhoff (Hannover), Thomas Bürger (Dres<strong>de</strong>n)<br />
(von links nach rechts) und Michael Knoche (Weimar) (ganz links) Foto: Jörg F. Müller, Berlin<br />
thek Frankfurt am Main und<br />
Leipzig, Universitätsbibliothek<br />
Johann Christian Senckenberg<br />
Frankfurt am Main, Nie<strong>de</strong>rsächsische<br />
Staats- und Uni-<br />
Nachrichten<br />
und die Staatsbibliothek zu Berlin<br />
verdient gemacht hat. Mit<br />
Günter <strong>de</strong> Bruyn erhält erstmals<br />
Günter <strong>de</strong> Bruyn erhält<br />
Max-Herrmann-Preis<br />
einer <strong>de</strong>r großen Schriftsteller<br />
Deutschlands diesen Preis. De<br />
Bruyn war 1997 Gründungs-<br />
Berlin. In diesem Jahr erhält <strong>de</strong>r mitglied <strong>de</strong>s Vereins Freun<strong>de</strong><br />
Schriftsteller Günter <strong>de</strong> Bruyn <strong>de</strong>r Staatsbibliothek zu Berlin.<br />
eine <strong>de</strong>r wichtigsten Auszeich- Zu <strong>de</strong>n von einer Jury ausgenungen,<br />
die in Deutschland wählten Preisträgern gehör-<br />
für Verdienste um das Biblioten bislang neben an<strong>de</strong>ren die<br />
thekswesen vergeben wer<strong>de</strong>n. Historikerin und Grün<strong>de</strong>rin<br />
Seit <strong>de</strong>m Jahr 2000 verleihen <strong>de</strong>r Men<strong>de</strong>lssohn-Gesellschaft,<br />
die Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staatsbibliothek Cécilie Lowenthal-Hensel,<br />
zu Berlin min<strong>de</strong>stens alle zwei <strong>de</strong>r langjährige Direktor <strong>de</strong>r<br />
Jahre <strong>de</strong>n undotierten Max- Herzog-August-Bibliothek in<br />
Herrmann-Preis an eine Persön- Wolfenbüttel und Retter <strong>de</strong>r<br />
lichkeit, die sich in beson<strong>de</strong>rer Franckeschen Stiftungen in<br />
Weise um das Bibliothekswesen Halle (Saale), Paul Raabe, sowie<br />
versitätsbibliothek Göttingen,<br />
Nie<strong>de</strong>rsächsisches Lan<strong>de</strong>sarchiv<br />
Hannover, Bun<strong>de</strong>sarchiv<br />
Koblenz und Berlin, Deutsches<br />
Literaturarchiv Marbach am<br />
zuletzt die frühere Generalsekretärin<br />
<strong>de</strong>r Kulturstiftung <strong>de</strong>r<br />
Län<strong>de</strong>r, Karin von Welck.<br />
Schulbibliothek<br />
geschlossen<br />
Bremen. Unter Protest von Eltern<br />
und kooperieren<strong>de</strong>n Einrichtungen<br />
ist En<strong>de</strong> Mai die<br />
regionale Schulbibliothek im<br />
Schulzentrum an <strong>de</strong>r Julius-<br />
Brecht-Allee in Bremen-Vahr<br />
geschlossen wor<strong>de</strong>n. Das berichtete<br />
<strong>de</strong>r »Weserkurier«. Das Zentrum<br />
soll im nächsten Schuljahr<br />
in eine Ganztagesschule umgewan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Bibliotheksräume<br />
wer<strong>de</strong>n dann für die<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Neckar, Bayerische Staatsbibliothek<br />
München, Lan<strong>de</strong>sarchiv<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg Stuttgart,<br />
Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />
Weimar.<br />
Erweiterung <strong>de</strong>r Mensa und die<br />
Einrichtung von Arbeitsplätzen<br />
zum selbstständigen Lernen<br />
benötigt. Ein Erweiterungsbau<br />
sei wegen <strong>de</strong>r Budgetierung <strong>de</strong>s<br />
Bildungsressorts nicht möglich<br />
gewesen. Die Bücherei wur<strong>de</strong><br />
ehrenamtlich geführt, umfasste<br />
9 000 Medien und zählte<br />
im vergangenen Jahr mehr als<br />
30 000 Ausleihen.<br />
Integrations-Website<br />
Brüssel (Belgien). Zwei neue europäische<br />
Plattformen sollen die<br />
Integration von Auslän<strong>de</strong>rn in<br />
<strong>de</strong>r Europäischen Union (EU)<br />
erleichtern (http://ec.europa.eu/<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Nachrichten<br />
ewsi/<strong>de</strong>/in<strong>de</strong>x.cfm): ein europäisches<br />
Integrationsforum und<br />
die neue Integrations-Website.<br />
Die Internetseiten sind interessant<br />
für alle Einrichtungen, die<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Integration aktiv<br />
sind: Austausch bewährter<br />
Ansätze, Suche nach Projektpartnern<br />
und Finanzierungsmöglichkeiten.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich<br />
um ein interaktives Instrument.<br />
Daneben wird über aktuelle<br />
Entwicklungen in <strong>de</strong>r EU informiert.<br />
EU-Mobilitätsprojekte<br />
für FaMIs<br />
Brüssel (Belgien). Über das<br />
EU-Programm »Leonardo da<br />
Vinci« können Berufsschulen<br />
mit <strong>de</strong>n Fachrichtungen Bibliothek,<br />
Archiv, Information und<br />
Transliteration<br />
Neuausgabe <strong>de</strong>r<br />
DIN 31634 für die Umschrift<br />
<strong>de</strong>s griechischen Alphabets<br />
Im Juni ist die Neuausgabe <strong>de</strong>r<br />
DIN 31634, die die Vorgaben<br />
für die Transliteration <strong>de</strong>s griechischen<br />
Alphabets enthält, erschienen.<br />
Sie ersetzt die Version<br />
aus <strong>de</strong>m Jahr 1982, schreibt<br />
aber das in ihr festgeschriebene<br />
Umschriftsystem, das seinen<br />
Ursprung in einer langen wissenschaftlichen<br />
Praxis hat, kontinuierlich<br />
fort. Eine inhaltliche<br />
Verän<strong>de</strong>rung hat nur die Vorgabe<br />
zur Umschrift <strong>de</strong>s Spiritus<br />
asper erfahren, die sprachlich<br />
<strong>de</strong>utlicher abgefasst wur<strong>de</strong> und<br />
damit keinen Spielraum mehr<br />
für unterschiedliche Interpretationen<br />
lassen soll. Ansonsten<br />
wur<strong>de</strong> die Norm hauptsächlich<br />
redaktionell überarbeitet und<br />
mo<strong>de</strong>rnisiert.<br />
Erstmals veröffentlicht <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsausschuss »Transliteration<br />
und Transkription« <strong>de</strong>s<br />
Normenausschusses Bibliotheks-<br />
und Dokumentationswe-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Dokumentation Mobilitätsmaßnahmen<br />
(Stipendien) ihrer<br />
Berufsschüler in das europäische<br />
Ausland beantragen (<strong>www</strong>.<br />
na-bibb.<strong>de</strong>/leonardo_da_vinci_<br />
3.html). Ebenfalls können die<br />
Fachkräfte <strong>de</strong>r berufl ichen Bildung<br />
geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Aktuell<br />
ist seit Mitte April die Antragsstellung<br />
für sogenannte »kleine<br />
Projekte« möglich; das heißt die<br />
Projekte för<strong>de</strong>rn maximal drei<br />
TeilnehmerInnen einer Einrichtung.<br />
Bis zum 31. Oktober<br />
können Anträge über die Online-Datenbank<br />
MultiPass eingereicht<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Ausschreibung<br />
richtet sich ausschließlich<br />
an Einrichtungen <strong>de</strong>r berufl ichen<br />
Bildung, die in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
noch kein »Leonardo da<br />
Vinci«-Mobilitätsprojekt durchgeführt<br />
haben.<br />
sen (NABD) mit <strong>de</strong>r DIN 31634<br />
eine Norm nach seinen neu beschlossenen<br />
Grundsätzen für<br />
die inhaltliche Gestaltung. Diese<br />
beinhalten eine Integrierung<br />
<strong>de</strong>r Unico<strong>de</strong>-Werte für sämtliche<br />
nichtlateinischen Schriftzeichen.<br />
Damit soll das Lesen<br />
und die Anwendung <strong>de</strong>r Norm<br />
erleichtert wer<strong>de</strong>n. Verzichtet<br />
wird hingegen künftig auf<br />
Hinweise zur <strong>de</strong>utschen Aussprache,<br />
die sich unter an<strong>de</strong>rem<br />
auch in <strong>de</strong>r Vorgängerversion<br />
<strong>de</strong>r DIN 31634 fan<strong>de</strong>n.<br />
Die Norm kann durch <strong>de</strong>n<br />
Beuth-Verlag (<strong>www</strong>.beuth.<strong>de</strong>)<br />
bezogen wer<strong>de</strong>n. Druck- und<br />
elektronische Ausgabe (über<br />
<strong>de</strong>n direkten Download von <strong>de</strong>r<br />
Website <strong>de</strong>s Verlages) kosten<br />
jeweils 37,10 Euro.<br />
Rita Albrecht, Obfrau<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsausschusses<br />
»Transliteration und Transkription«<br />
im NABD<br />
�<br />
Foyer | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 497<br />
497
498 BuB | Foyer Nachrichten<br />
Judith Krug verstorben<br />
Chicago (USA). Judith Krug,<br />
die langjährige Direktorin <strong>de</strong>s<br />
ALA Offi ce for Intellectual<br />
Free<strong>de</strong>om ist am 11. April verstorben.<br />
Die Bibliothekarin,<br />
die durch ihr Engagement und<br />
Auftreten auf internationalen<br />
Kongressen auch über die USA<br />
hinaus bekannt war, setzte sich<br />
ihr ganzes Berufsleben lang unerschrocken<br />
für Informationsfreiheit<br />
und gegen Zensur – und<br />
Selbstzensur <strong>de</strong>r Bibliothekare –<br />
ein. Sie leitete das Offi ce for Intellectual<br />
Freedom mehr als 40<br />
Jahre und unterstützte in dieser<br />
Zeit zahllose Schriftsteller, Lehrer,<br />
Stu<strong>de</strong>nten und Bibliothekare<br />
im Kampf für Meinungs- und<br />
Informationsfreiheit und erhielt<br />
für ihre Arbeit mehrere hochrangige<br />
Auszeichnungen.<br />
Guck mal übern Tellerrand<br />
Frankfurt am Main. Folgen<strong>de</strong><br />
zwei Medienkisten <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Literatur<br />
aus Afrika, Asien und Lateinamerika<br />
(litprom) können<br />
für jeweils sechs Wochen von<br />
Schulen und Bibliotheken entliehen<br />
wer<strong>de</strong>n: »Guck mal übern<br />
Tellerrand – Lies mal, wie die<br />
an<strong>de</strong>ren leben« mit Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendbüchern aus und über Afrika,<br />
Asien und Lateinamerika<br />
(<strong>www</strong>.litprom.<strong>de</strong>/buecherkiste.<br />
html) und »Medienkiste Mehrsprachigkeit«<br />
mit zweisprachigen<br />
Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbüchern<br />
sowie Unterrichtsmaterialien<br />
(<strong>www</strong>.litprom.<strong>de</strong>/132.html).<br />
Stabi erhält Geld zur<br />
Provenienzforschung<br />
Hamburg. En<strong>de</strong> April hat<br />
Kulturstaatsminister Bernd<br />
Neumann bekannt gegeben,<br />
welche Projekte zur Provenienzforschung<br />
(Erforschung<br />
<strong>de</strong>r Herkunft von Kulturgut<br />
in öffentlichen Sammlungen)<br />
längerfristig geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Insgesamt wur<strong>de</strong>n 17 Anträge<br />
bewilligt, darunter die von sechs<br />
Bibliotheken, eine davon ist die<br />
Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek<br />
(neben <strong>de</strong>r<br />
Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Hochschule<br />
Zusatzausbildung Musikinformationsmanagement<br />
an <strong>de</strong>r HdM Stuttgart<br />
Mit <strong>de</strong>m Angebot <strong>de</strong>r ZusatzausbildungMusikinformationsmanagement<br />
entspricht<br />
<strong>de</strong>r Masterstudiengang Bibliotheks-<br />
und Informationsmanagement<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule<br />
<strong>de</strong>r Medien (HdM) Stuttgart offensichtlich<br />
einem großen Bedarf.<br />
Die bei<strong>de</strong>n ersten Kurse<br />
waren schnell ausgebucht, und<br />
jetzt schon kommen Anfragen<br />
für 2009/10. Dabei kommen die<br />
Teilnehmer nicht nur aus Musikbibliotheken,<br />
Musikarchiven<br />
und bibliothekarischen Studiengängen.<br />
Auch Mitarbeiter in<br />
Musikverlagen und sogenannte<br />
Notenbibliothekare bei großen<br />
Orchestern mel<strong>de</strong>n inzwischen<br />
Interesse an.<br />
Wer also eine Teilnahme<br />
an <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Fortbildungskursen<br />
im Wintersemester<br />
2009/10 erwägt, sollte mit<br />
<strong>de</strong>r Anmeldung nicht zu lange<br />
zögern.<br />
Zwei Seminare wer<strong>de</strong>n angeboten,<br />
die getrennt o<strong>de</strong>r gemeinsam<br />
gebucht wer<strong>de</strong>n können:<br />
� Seminar 1: Musikmedien<br />
und Musikinformationen: Erschließen<br />
– Recherchieren –<br />
Beschaffen – Vermitteln<br />
� Seminar 2: Digitale Musikbibliothek<br />
und Digitale Musikarchivierung<br />
inklusive Musikrecht<br />
Die Seminare bestehen aus einer<br />
Kombination aus Präsenztagen<br />
und Fernstudium:<br />
Eine eintägige Auftaktveranstaltung<br />
für je<strong>de</strong>s Seminar im<br />
November 2009 bietet <strong>de</strong>n Einstieg<br />
in die verschie<strong>de</strong>nen Themen<br />
und dient <strong>de</strong>m gegensei-<br />
tigen Kennenlernen. Im darauf<br />
folgen<strong>de</strong>n Fernstudium zwischen<br />
November 2009 und Februar<br />
2010 bearbeiten die Teilnehmer<br />
und Teilnehmerinnen<br />
selbstständig verschie<strong>de</strong>ne Aufgaben<br />
und bereiten eigene Referate<br />
vor. Ein Großteil <strong>de</strong>r Wissensvermittlung<br />
fin<strong>de</strong>t jedoch in<br />
<strong>de</strong>n jeweils sechstägigen Kompaktseminaren<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule<br />
<strong>de</strong>r Medien in Stuttgart<br />
im Februar 2010 statt. Die Seminare<br />
schließen mit Studienarbeiten<br />
beziehungsweise einer<br />
Klausur ab. Bei erfolgreicher<br />
Teilnahme erhalten die Seminarteilnehmer<br />
ein Zertifikat.<br />
Alle weiteren Informationen<br />
zu Inhalten, Referenten,<br />
Prüfungsleistungen und Kosten<br />
fin<strong>de</strong>n Interessierte auf <strong>de</strong>r<br />
Website <strong>de</strong>s Studiengangs Bibliotheks-<br />
und Informationsmanagement<br />
unter <strong>www</strong>.hdmstuttgart.<strong>de</strong>/bi/bi_aka<strong>de</strong>mie/<br />
musikinfo.<br />
Anmel<strong>de</strong>schluss für bei<strong>de</strong> Seminare:<br />
2. Oktober 2009.<br />
Auftaktveranstaltungen:<br />
Seminar 1: 6. November 2009,<br />
Kompaktseminar: 8. bis 13. Februar<br />
2010<br />
Seminar 2: 7. November 2009,<br />
Kompaktseminar: 15. bis 20.<br />
Februar 2010<br />
Ort: Hochschule <strong>de</strong>r Medien,<br />
Wolframstraße 32, 70191<br />
Stuttgart<br />
Leitung: Prof. Ingeborg Simon,<br />
Telefon 07 11/2 57 06-173, E-<br />
Mail simon@hdm-stuttgart.<strong>de</strong><br />
Kontakt: Susanne Häcker, Telefon<br />
07 11/2 57 06-175, E-Mail<br />
haecker@hdm-stuttgart.<strong>de</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Berlin, <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsächsischen<br />
Staats- und Universitätsbibliothek<br />
Göttingen, <strong>de</strong>r Staats- und<br />
Universitätsbibliothek Hamburg,<br />
<strong>de</strong>r Universitätsbibliothek<br />
Leipzig und <strong>de</strong>r Herzogin Anna<br />
Amalia Bibliothek Weimar).<br />
Seit 2006 bemüht sich die Stabi,<br />
NS-Raubgut in ihren Magazinen<br />
aufzuspüren. Erste Ergeb-<br />
nisse wur<strong>de</strong>n bereits in <strong>de</strong>r Ausstellung<br />
»Geraubte Bücher« über<br />
<strong>de</strong>n Jahreswechsel 2008/2009<br />
vorgestellt.<br />
Interkulturelle Geschichten<br />
Mainz. Exotische Tiere, frem<strong>de</strong><br />
Sprachen, kuriose Fakten über<br />
weit entfernte Län<strong>de</strong>r: Mit ihren<br />
aktuellen Online-Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendbuchtipps zum Thema<br />
»Bei uns und an<strong>de</strong>rswo. Interkulturelle<br />
Geschichten verbin<strong>de</strong>n«<br />
bietet die Stiftung Lesen<br />
vielfältige Anregungen zu all<br />
diesen Themen. Unter <strong>www</strong>.<br />
stiftunglesen.<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n sowohl<br />
bilinguale Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbücher<br />
vorgestellt als auch Romane<br />
o<strong>de</strong>r Erzählungen, die<br />
<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>ralltag in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Kulturen aufgreifen. Die<br />
empfohlenen Sachbücher, Bil<strong>de</strong>rbücher,<br />
Vorlesebücher und<br />
Romane eignen sich beson<strong>de</strong>rs<br />
für Vorlesestun<strong>de</strong>n mit Kin<strong>de</strong>rn<br />
aus verschie<strong>de</strong>nen Kulturkreisen<br />
– ganz egal, ob es sich um<br />
Geschichten han<strong>de</strong>lt, die aus<br />
an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn stammen, die<br />
von Freundschaft und Toleranz<br />
erzählen o<strong>de</strong>r um mehrsprachige<br />
Kin<strong>de</strong>rbücher.<br />
Standard-Thesaurus<br />
Wirtschaft online<br />
Kiel. Die ZBW Deutsche Zentralbibliothek<br />
für Wirtschaftswissenschaften<br />
– Leibniz-Informationszentrum<br />
Wirtschaft<br />
stellt ab sofort <strong>de</strong>n Standard-<br />
Thesaurus Wirtschaft (STW)<br />
in <strong>de</strong>r aktuellen Version 8.04<br />
in Deutsch und Englisch online<br />
(http://zbw.eu/stw) bereit.<br />
Es ist möglich, nach Deskriptoren<br />
und Zugangsvokabular<br />
zu suchen o<strong>de</strong>r im Systematikbaum<br />
zu blättern. Per direktem<br />
Link gelangt man von dort in<br />
die ZBW-Datenbank ECO-<br />
NIS (<strong>www</strong>.econis.eu). Der<br />
Thesaurus ist zur Nutzung im<br />
Semantic Web aufbereitet: Je<strong>de</strong>r<br />
Deskriptor ist mit einem<br />
persistenten I<strong>de</strong>ntifi er versehen,<br />
für <strong>de</strong>ssen langfristige Stabilität<br />
die ZBW garantiert. Die<br />
Thesaurus-Beziehungen sind als<br />
Daten (RDFa) in die Webseiten<br />
eingebettet. Über einen STW-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Nachrichten<br />
Webservice (http://zbw.eu/beta/ 2009 können Studieren<strong>de</strong> in<br />
stw-ws) können zum Beispiel <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenbibliothek an zwei<br />
Synonyme für eine Erweiterung RFID-Terminals ihre Medien<br />
von Suchen automatisiert abge- selbst ausleihen. Die Münchfragt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
ner Stu<strong>de</strong>ntenbibliothek wird<br />
im Rahmen einer Kooperation<br />
Neustart <strong>de</strong>s Portals b2i<br />
zwischen <strong>de</strong>r Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München<br />
München. Am 18. Mai ist das und <strong>de</strong>m Stu<strong>de</strong>ntenwerk als<br />
zentrale Wissenschaftsportal zentrale Lehrbuchsammlung<br />
für die Bibliotheks-, Buch- und mit einem Bestand von <strong>de</strong>rzeit<br />
Informationswissenschaften an 100 000 Medien geführt. Die<br />
<strong>de</strong>r Bayerischen Staatsbiblio- Zusammenführung <strong>de</strong>r Bestänthek<br />
neu eröffnet wor<strong>de</strong>n. Das <strong>de</strong> erfor<strong>de</strong>rte eine zeitgemäße<br />
Portal wur<strong>de</strong> 2008 von <strong>de</strong>r Nie- Technologie für die Mediensi<strong>de</strong>rsächsischen<br />
Staats- und Unicherung und Verbuchung. An<br />
versitätsbibliothekübernom- <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n SelfChecks <strong>de</strong>r Firmen.<br />
Neuaufbau und Ausbau ma Bibliotheca, die sich farblich<br />
<strong>de</strong>s Portals an <strong>de</strong>r Bayerischen an die Bibliothekseinrichtung<br />
Staatsbibliothek wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r anpassen, wer<strong>de</strong>n durchschnitt-<br />
Deutschen Forschungsgemeinlich 2 000 Medien pro Tag verschaft<br />
geför<strong>de</strong>rt. Das bisherige bucht. Ein neuer Kassenauto-<br />
Erscheinungsbild <strong>de</strong>s Portals mat ermöglicht das bargeldlose<br />
wur<strong>de</strong> weitgehend beibehalten, Bezahlen von Gebühren. Lange<br />
doch unter <strong>de</strong>r Oberfl äche birgt Warteschlangen gehören damit<br />
die Virtuelle Fachbibliothek<br />
zahlreiche technische Neuerun-<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit an.<br />
gen. So konnte die Metasuche<br />
über aktuell 14 qualitätskontrol-<br />
Bücherfl ohmarkt<br />
lierte und fachrelevante Daten- München. Im Schlosshof <strong>de</strong>r Inquellen<br />
(Bibliothekskataloge, ternationalen Jugendbibliothek<br />
Bibliografi en, Zeitschriftenar- fi n<strong>de</strong>t am 17. Juli von 14 bis 18<br />
tikel, Internetressourcen und Uhr <strong>de</strong>r alljährliche Flohmarkt<br />
elektronische Volltexte) unter statt. Neben vielen Büchern gib<br />
Einbindung <strong>de</strong>r FAST-Such- es ein kreatives Unterhaltungsmaschinentechnologie<br />
realisiert programm für die ganze Fami-<br />
wer<strong>de</strong>n, was neben einer erheblilie: Es wird gebastelt, gemalt,<br />
chen Beschleunigung <strong>de</strong>r Suche gespielt und natürlich geschmö-<br />
auch die Möglichkeit mit sich kert.<br />
bringt, die Suchergebnisse nach<br />
bestimmten Kriterien (zum<br />
FerienLeseClub<br />
Beispiel nach Erscheinungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r Thema) weiter zu fi ltern. in Schleswig-Holstein<br />
Neben <strong>de</strong>r zentralen Suche Rendsburg. Die Büchereizent-<br />
wur<strong>de</strong>n die bisher gewohnten rale Schleswig-Holstein und die<br />
Services, vor allem <strong>de</strong>r Bestell- Nordmetall-Stiftung starten ihr<br />
möglichkeiten für Monogra- bewährtes Projekt zur Leseförfi<br />
en-, Zeitschriften- und Auf<strong>de</strong>rung mit einem frischen Konsatzliteratur,<br />
neu aufgebaut. b2i zept und unter neuem Namen:<br />
agiert für Interessierte aus Wis- FerienLeseClub statt Sommersenschaft,<br />
Studium und Pra- LeseClub. 40 öffentliche Büxis<br />
als interdisziplinärer »onechereien in Schleswig-Holstein<br />
stop-shop« <strong>de</strong>r Fachinforma- beteiligen sich in <strong>de</strong>n Sommertion.ferien<br />
an <strong>de</strong>r Aktion, bei <strong>de</strong>m<br />
die Schülerinnen und Schüler<br />
RFID an <strong>de</strong>r UB München<br />
für gelesene Bücher LeseClub-<br />
Zertifi kate erhalten, mit <strong>de</strong>nen<br />
München. Die Universitäts- sie ihr Zeugnis aufwerten könbibliothek<br />
München setzt als nen. Das neue Konzept wur<strong>de</strong><br />
erste bayerische Universitätsbi- stärker auf die Bedürfnisse von<br />
bliothek die RFID-Technologie Haupt- und För<strong>de</strong>rschüler ab-<br />
zur Selbstverbuchung ein. Seit gestimmt. Beim SommerLe-<br />
Beginn <strong>de</strong>s Sommersemesters seClub hatten im vergangenen<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Foyer | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 499<br />
499
500 BuB | Foyer Termine<br />
Jahr 4 000 Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
mitgemacht.<br />
Preis für<br />
Egon-Naturprojekt<br />
Westoverledingen. »Ent<strong>de</strong>cke<br />
geheimnisvolle Orte in <strong>de</strong>r<br />
Natur (Egon)« – mit diesem<br />
Projekt startete die Gemein<strong>de</strong>bücherei<br />
Westoverledingen im<br />
Frühjahr 2007 (siehe BuB Heft<br />
9/2007, Seite 651). Ziel war es,<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche für<br />
das Lesen zu begeistern – und<br />
zwar mit Ausfl ügen in die Natur.<br />
»Egon gibt <strong>de</strong>r Leseför<strong>de</strong>rung<br />
einen beson<strong>de</strong>ren Duft,<br />
nämlich <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Natur«, hat die<br />
CDU-Bun<strong>de</strong>stagsabgeordnete<br />
Gitta Connemann nun anläss-<br />
Leseför<strong>de</strong>rung<br />
Die Leselatte<br />
erobert die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />
Auf einem <strong>de</strong>utsch-nie<strong>de</strong>rländischen<br />
Bibliothekstag sind die<br />
Kollegen <strong>de</strong>r Bibliothekszentrale<br />
Biblionet Groningen im vergangenen<br />
Jahr auf das Briloner Projekt<br />
»Die Leselatte« aufmerksam<br />
gewor<strong>de</strong>n. Seit<strong>de</strong>m kooperieren<br />
nun die Stadtbibliothek Brilon und<br />
die Provinz Groningen und entwickeln<br />
ein Konzept für die nie<strong>de</strong>r-<br />
lich <strong>de</strong>r Preisentscheidung <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung und <strong>de</strong>s Rates<br />
für nachhaltige Entwicklung<br />
(RNE) erklärt. Im Rahmen eines<br />
Wettbewerbes waren unter<br />
mehr als 330 Bewerbern 40 Projekte<br />
als preiswürdig ermittelt<br />
wor<strong>de</strong>n. Dazu gehört von nur<br />
zwei aus Nie<strong>de</strong>rsachsen das Naturprojekt<br />
Egon.<br />
Wenn Wörter laut wer<strong>de</strong>n<br />
Zürich (Schweiz). Das Schweizerische<br />
Institut für Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendmedien (SIKJM) lädt am<br />
11./12. September zur praxisbezogenen<br />
Tagung »Wenn Wörter<br />
laut wer<strong>de</strong>n« nach Murten ein.<br />
Die Vorträge befassen sich unter<br />
an<strong>de</strong>rem mit <strong>de</strong>m Spannungs-<br />
ländische Leselatte. Im April wur<strong>de</strong><br />
das nie<strong>de</strong>rländische Lesemeter<br />
von Ute Hachmann, Stadtbibliothek<br />
Brilon, und Manuela Buchau,<br />
Delta Medien GmbH Olsberg, an<br />
Rob Pronk, Henk Pilon und Cornelia<br />
van Horn von <strong>de</strong>r Bibliothekszentrale<br />
Groningen übergeben.<br />
Weitere Infos gibt es unter <strong>www</strong>.<br />
leesemeter.nl.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Die Leiterin <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Brilon, Ute Hachmann (Zweite von<br />
rechts), übergibt die Leselatte an die nie<strong>de</strong>rländischen KollegInnen.<br />
Foto: Stadtbibliothek Brilon<br />
feld von Mündlichkeit und<br />
Schriftlichkeit in Familien- und<br />
Schulkulturen und untersuchen,<br />
warum Schriftaneignung<br />
bei vielen Kin<strong>de</strong>rn trotz negativer<br />
Bedingungen gelingen<br />
kann. Eine breite Auswahl von<br />
Workshops bietet <strong>de</strong>n Tagungsteilnehmern<br />
die Möglichkeit,<br />
sich mit <strong>de</strong>m Thema aus verschie<strong>de</strong>nen<br />
Perspektiven auseinan<strong>de</strong>rzusetzen,<br />
miteinan<strong>de</strong>r zu<br />
diskutieren und sich auszutauschen.<br />
Weitere Informationen<br />
gibt es unter <strong>www</strong>.sikjm.ch.<br />
Fortbildung<br />
Juli<br />
Noch einmal durchstarten?<br />
Lebens- und Berufsplanung<br />
im letzten Berufsdrittel<br />
13. Juli – Zentralbibliothek<br />
Gelsenkirchen · BuB 5/2009<br />
August<br />
Automatisierung in<br />
wissenschaftlichen Bibliotheken<br />
– am Beispiel <strong>de</strong>r<br />
Universitäts- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Düsseldorf<br />
12. August – Düsseldorf,<br />
Universitäts- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
· BuB 6/2009<br />
Interessante Neuerscheinungen<br />
im Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbuchbereich<br />
lebendig<br />
präsentieren<br />
26. August – Lan<strong>de</strong>sfachstelle<br />
für Öffentliche Bibliotheken<br />
Erfurt · BuB 6/2009<br />
Bibliotheken öffnen<br />
für Vielfalt<br />
31. August – 1. September –<br />
FU Berlin · BuB 6/2009<br />
September<br />
Praktische Probleme in <strong>de</strong>r<br />
Ausbildung<br />
1.–2. September – FU Berlin<br />
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum<br />
Referentin: Caroline Meinke<br />
Gebühr: 120 Euro<br />
Anmeldung: FU Berlin,<br />
Weiterbildungszentrum,<br />
Telefon: 030/83 85 14 58,<br />
E-Mail: angelavon<strong>de</strong>rhey<strong>de</strong>@<br />
weiterbildung.fu-berlin.<strong>de</strong>;<br />
Internet: <strong>www</strong>.fu-berlin.<strong>de</strong>/<br />
weiterbildung<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Termine<br />
Projektmanagement<br />
für Führungskräfte<br />
1.–3. September – hbz, Köln<br />
Veranstalter: ZBIW <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Köln<br />
Referentinnen: Julia Bergmann,<br />
Bremen, Prof. Dr. Simone<br />
Fühles-Ubach, Fachhochschule<br />
Köln, Institut für Informationswissenschaft<br />
Inhalt: Überblick und Definition<br />
Projektmanagement – Projektorganisation<br />
– Projektplanung<br />
– Information, Kommunikation<br />
und Dokumentation<br />
im Projekt – Projektteam und<br />
Führung – Phasenmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s<br />
Projektmanagements als zeitlicher<br />
Handlungsrahmen –<br />
Messung (Controlling) von<br />
Projekterfolg und -ergebnissen<br />
– Software-Tools zur Projektbegleitung<br />
Gebühr: 300 Euro (inkl. Übernachtung<br />
und Mittagessen)<br />
(für Teilnehmer aus <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverwaltung<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen kostenfrei)<br />
Anmeldung: (bis 28. Juli<br />
2009): Fachhochschule Köln,<br />
ZBIW, 50678 Köln; Telefon<br />
02 21/4 00 75-401; E-Mail:<br />
hans.schmidt@fh-koeln.<strong>de</strong><br />
Medizinbibliotheken:<br />
Leuchttürme im Meer<br />
elektronischer Information<br />
Jahrestagung <strong>de</strong>r AGMB<br />
7.–9. September – Hamburg<br />
Veranstalter: AGMB – Arbeitsgemeinschaft<br />
für Medizinisches<br />
Informationswesen<br />
Weitere Information: <strong>www</strong>.<br />
agmb.<strong>de</strong><br />
Menschenskin<strong>de</strong>r! –<br />
Märchen ??!! Tricks und Tools<br />
für Große<br />
9. September – Lan<strong>de</strong>sfachstelle<br />
für Archive und öffentliche<br />
Bibliotheken im Bran<strong>de</strong>nburgischenLan<strong>de</strong>shauptarchiv,<br />
Potsdam<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sfachstelle<br />
für Archive und öffentliche<br />
Bibliotheken im Bran<strong>de</strong>nburgischen<br />
Lan<strong>de</strong>shauptarchiv,<br />
Potsdam<br />
Referentin: Dr. Cathrin Alisch,<br />
Freie Erzählerin, Autorin, Kultursemiotikerin,Spezialistin<br />
für Narrativik (Erzählforschung)<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Anmeldung: Lan<strong>de</strong>sfachstelle<br />
für Archive und öffentliche<br />
Bibliotheken im Bran<strong>de</strong>nburgischen<br />
Lan<strong>de</strong>shauptarchiv,<br />
Susanne Taege, An <strong>de</strong>r Orangerie<br />
3, 14469 Potsdam, Te-<br />
Kalen<strong>de</strong>rtipps<br />
Januar 2010<br />
08 Elvis Presley wur<strong>de</strong> vor 75<br />
Jahren geboren<br />
10 Rod Stewart wird 65<br />
26 Paul Newman wird 85<br />
29 Anton Tschechow wur<strong>de</strong><br />
vor 150 Jahren geboren<br />
Februar 2010<br />
05 Paul Mommertz wird 80<br />
08 Erich Böhme wird 80<br />
08 Max Liebermann starb vor<br />
75 Jahren<br />
09 Hubert Burda wird 70<br />
17 Ruth Ren<strong>de</strong>ll wird 80<br />
März 2010<br />
01 Frédéric Chopin wur<strong>de</strong> vor<br />
200 Jahren geboren<br />
09 Katja Ebstein wird 65<br />
17 Vor 200 Jahren wur<strong>de</strong><br />
»Das Käthchen von<br />
Heilbronn« von Heinrich<br />
Kleist uraufgeführt<br />
27 Harry Rowohlt wird 65<br />
28 Marc Chagall starb vor 25<br />
Jahren<br />
30 Eric Clapton wird 65<br />
Foyer | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 501<br />
April 2010<br />
03 Helmut Kohl wird 80<br />
lefon: 03 31/56 74-151, Fax:<br />
03 31/56 74-170, E-Mail: Su<br />
sanne.Taege@blha.bran<strong>de</strong>n<br />
burg.<strong>de</strong>,<br />
<strong>www</strong>.lan<strong>de</strong>shauptarchivbran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong><br />
08 Wilhelm von Humboldt<br />
starb vor 175 Jahren<br />
14 Erich von Däniken wird 75<br />
15 Richard Freiherr von<br />
Weizsäcker wird 90<br />
21 Mark Twain starb vor 100<br />
Jahren<br />
Mai 2010<br />
05 Leo Lionni wur<strong>de</strong> vor 100<br />
Jahren geboren<br />
13 Stevie Won<strong>de</strong>r wird 60<br />
14 Ludwig Bechstein starb vor<br />
150 Jahren<br />
15 Wolfgang Becker wur<strong>de</strong><br />
vor 100 Jahren geboren<br />
18 Thomas Gottschalk wird 60<br />
27 Robert Koch starb vor 100<br />
Jahren<br />
28 Maevy Binchy wird 70<br />
30 Inge Meysel wur<strong>de</strong> vor 100<br />
Jahren geboren<br />
30 Boris L. Pasternak starb vor<br />
50 Jahren<br />
Juni 2010<br />
02 Marcel Reich-Ranicki<br />
wird 90<br />
03 Gerhard Zwerenz wird 85<br />
08 Robert Schumann wur<strong>de</strong><br />
vor 200 Jahren geboren<br />
11 Jacques-Yves Cousteau<br />
wur<strong>de</strong> vor 100 Jahren<br />
geboren<br />
13 Christo wird 75<br />
Grundlagen <strong>de</strong>r Kommunikation:Kommunikationskompetenz<br />
und Gesprächsführung<br />
10.–11. September – FU Berlin<br />
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum<br />
Referentin: Hermine Mihm<br />
Gebühr: 120 Euro<br />
Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum,<br />
Telefon:<br />
030/83 85 14 58, E-Mail:<br />
angelavon<strong>de</strong>rhey<strong>de</strong>@weiter<br />
bildung.fu-berlin.<strong>de</strong>; <strong>www</strong>.fuberlin.<strong>de</strong>/weiterbildung<br />
Schulst Du noch o<strong>de</strong>r<br />
aktivierst Du schon? Vertiefung<br />
und Erfahrungsaustausch<br />
zur Vermittlung von<br />
Informationskompetenz<br />
10.–11. September – FU Berlin<br />
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum<br />
Referentinnen: Dr. Heike Koltgrewe,<br />
Ulrike Scholle<br />
Gebühr: 160 Euro<br />
Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum,<br />
Telefon:<br />
030/83 85 14 58, E-Mail:<br />
angelavon<strong>de</strong>rhey<strong>de</strong>@weiter<br />
bildung.fu-berlin.<strong>de</strong>; <strong>www</strong>.fuberlin.<strong>de</strong>/weiterbildung<br />
Es krabbelt in <strong>de</strong>r Bibliothek –<br />
mit Kleinkin<strong>de</strong>rn die Welt<br />
<strong>de</strong>r Bücher ent<strong>de</strong>cken –<br />
Workshop<br />
Zielgruppe: Interessierte aus<br />
Bibliotheken, die verstärkt die<br />
Zielgruppe <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r von 0<br />
bis 3 Jahren und <strong>de</strong>ren Eltern<br />
ansprechen möchten<br />
14. September – Neustadt,<br />
Casimirianum (am 29.10.2009<br />
wird diese Veranstaltung im<br />
LBZ in Koblenz stattfin<strong>de</strong>n)<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum/Büchereistelle<br />
Neustadt und Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum/Büchereistelle<br />
Koblenz<br />
Referentin: Elke Eberle,<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum/<br />
Büchereistelle Neustadt<br />
Gebühr: 20 Euro<br />
Anmeldung: (bis 31. August)<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum/<br />
Büchereistelle Neustadt, Lin<strong>de</strong>nstr.<br />
7–11, 67433 Neustadt,<br />
Telefon: 0 63 21/39 15-<br />
21, Fax: 0 63 21/39 15 39 o<strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum/<br />
Büchereistelle Koblenz, Bahn-<br />
501
502 BuB | Foyer Termine<br />
Akribie-Treffen<br />
DDR-Verlage,<br />
geraubte Bücher und<br />
ehrenamtliches Engagement<br />
Breite Themenpalette beim Herbsttreffen<br />
<strong>de</strong>r Kritischen BibliothekarInnen in Berlin<br />
Der Arbeitskreis Kritischer BibliothekarInnen<br />
(Akribie) trifft<br />
sich vom 4. bis zum 6. September<br />
zu einem Diskussions- und<br />
Vortragswochenen<strong>de</strong> in Berlin.<br />
Die Veranstaltung beginnt<br />
am Freitag, 4. September, um<br />
17 Uhr beim Ch. Links Verlag<br />
in <strong>de</strong>r Kulturbrauerei (Schönhauser<br />
Allee 36) mit einem Gespräch<br />
mit <strong>de</strong>m Autor und Verleger<br />
Christoph Links über seine<br />
Studie zur radikalen Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Verlagslandschaft in<br />
Ost<strong>de</strong>utschland seit <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>.<br />
Am Samstag, 5. September,<br />
geht es um 10.30 Uhr in <strong>de</strong>r<br />
Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
(Breite Straße 30/31) weiter mit<br />
<strong>de</strong>m Vortrag »Geraubt. Die Bücher<br />
<strong>de</strong>r Berliner Ju<strong>de</strong>n«. Detlef<br />
Bockenkamm berichtet über<br />
Ergebnisse seiner Raubgut-Re-<br />
hofplatz 14, 56068 Koblenz,<br />
Telefon: 02 61/9 15 00-301,<br />
Fax: 02 61/9 15 00-302<br />
Katalogisieren mit Bibliotheca<br />
2000: Grundschulung<br />
Zielgruppe: Mitarbeiter/innen<br />
aus Bibliotheken und Schulbibliotheken<br />
in <strong>de</strong>n ehemaligen<br />
Regierungsbezirken Koblenz<br />
und Trier, die künftig mit<br />
<strong>de</strong>r Bibliothekssoftware Bibliotheca<br />
2000 <strong>de</strong>r Firma BOND<br />
arbeiten wer<strong>de</strong>n (Katalogisierung)<br />
15. September – Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum/Büchereistelle<br />
Koblenz<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum/Büchereistelle<br />
Koblenz<br />
Referentin: Sieglin<strong>de</strong> Schu,<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum/<br />
cherchen im Altbestand <strong>de</strong>r<br />
ZLB. Nachmittags um 14 Uhr<br />
treffen sich die TeilnehmerInnen<br />
beim Deutschen Staatsbürgerinnen-Verband<br />
(Tempelhofer<br />
Damm 4). Dort gibt es eine kurze<br />
Einführung in die Geschichte<br />
und Sammlung <strong>de</strong>r Organisation,<br />
anschließend wird <strong>de</strong>r Erfurter<br />
Bibliothekartag ausgewertet<br />
sowie <strong>de</strong>r Bibliothekskongress<br />
2010 in Leipzig vorbesprochen.<br />
Der Abschluss <strong>de</strong>s Akribie-<br />
Treffens fin<strong>de</strong>t am Sonntag, 6.<br />
September, in <strong>de</strong>r Kurt-Tucholsky-Bibliothek<br />
(Esmarchstraße<br />
18) statt. Um 10 Uhr heißt es:<br />
»Eine Dauer<strong>de</strong>monstration gegen<br />
die Schließung – das ehrenamtliche<br />
Engagement <strong>de</strong>r Bürger<br />
für ihre Stadtteilbibliothek«.<br />
Anschließend folgen Akribie-<br />
Arbeitssitzungen.<br />
Büchereistelle Koblenz<br />
Gebühr: 20 Euro<br />
Anmeldung: (bis 1. September)Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum/Büchereistelle<br />
Koblenz,<br />
Bahnhofplatz 14, 56068 Koblenz,<br />
Telefon: 02 61/9 15 00-<br />
301, Fax: 02 61/9 15 00-302<br />
Kostenrechnung in<br />
Bibliotheken (I): Einführung<br />
14.–15. September – FU Berlin<br />
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum<br />
Referent: Jürgen Radzkowski<br />
Gebühr: 100 Euro<br />
Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum,<br />
Telefon:<br />
030/83 85 14 58, E-Mail:<br />
angelavon<strong>de</strong>rhey<strong>de</strong>@weiter<br />
bildung.fu-berlin.<strong>de</strong>;<br />
Internet: <strong>www</strong>.fu-berlin.<strong>de</strong>/<br />
weiterbildung<br />
Bibliotheks-Management:<br />
Öffentlichkeitsarbeit im<br />
strategischen Kontext<br />
17.–18. September – FU Berlin<br />
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum<br />
Referenten: Prof. Dr. Konrad<br />
Umlauf, Barbara Lison, Prof.<br />
Dr. Ursula Georgy<br />
Gebühr: 200 Euro<br />
Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum,<br />
Telefon:<br />
030/83 85 14 58, E-Mail:<br />
angelavon<strong>de</strong>rhey<strong>de</strong>@weiter<br />
bildung.fu-berlin.<strong>de</strong>; <strong>www</strong>.fuberlin.<strong>de</strong>/weiterbildung<br />
RAK Grundkurs<br />
Zielgruppe: Beschäftigte nie<strong>de</strong>rsächsischer<br />
Bibliotheken,<br />
die RAK-Grundkenntnisse in<br />
einer dreitägigen Veranstaltung<br />
erwerben o<strong>de</strong>r auffrischen<br />
wollen<br />
21.–23. September: Osnabrück,<br />
Universitätsbibliothek<br />
Veranstalter: Zentrum für<br />
Aus- und Fortbildung <strong>de</strong>r<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
Referent: Christian Kirsch,<br />
Münster/Westfalen<br />
Diskussionsforum<br />
Zukunftstrends und<br />
Perspektiven <strong>de</strong>r Informationsgesellschaft<br />
Museen, Bibliotheken und Archive<br />
sind heute die institutionellen<br />
Achsen einer weitgehend<br />
digital codierten Überlieferung.<br />
In Service, Forschung<br />
und Verwaltung erwi<strong>de</strong>rn sie<br />
die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />
Informationsgesellschaft<br />
mit breitflächigem Einsatz elektronischer<br />
Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien.<br />
Die 16. Berliner EVA-Konferenz<br />
bietet ein praxisnahes Diskussionsforum<br />
dieser neuen Vermittlungs-<br />
und Arbeitsinstrumente.<br />
Es geht dabei um folgen<strong>de</strong><br />
Themen:<br />
� Kultur und Technologie: Zu-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Anmeldung: (bis 31. August)<br />
Matthias Prüfer, Zentrum<br />
für Aus- und Fortbildung <strong>de</strong>r<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek,<br />
Telefon: 05 11/12 67-<br />
383, E-Mail: fortbildung@<br />
gwlb.<strong>de</strong><br />
Arbeitsorganisation<br />
mithilfe <strong>de</strong>s Internet<br />
Zielgruppe: Beschäftigte an<br />
wissenschaftlichen und großen<br />
Öffentlichen Bibliotheken.<br />
Es ist sehr sinnvoll, vorab<br />
das eintägige »Einführungsseminar<br />
Web. 2.0« besucht zu<br />
haben.<br />
22.–23. September + 22. Oktober<br />
(Praxistag): Hannover,<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz<br />
Bibliothek – Nie<strong>de</strong>rsächsische<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Veranstalter: Zentrum für<br />
Aus- und Fortbildung <strong>de</strong>r<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
Referentin: Dipl.-Bibl. Julia<br />
Bergmann, Bremen<br />
Anmeldung: (bis 31. August)<br />
Matthias Prüfer, Zentrum<br />
für Aus- und Fortbildung <strong>de</strong>r<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz Bib-<br />
kunftstrends und Perspektiven<br />
� Social Software, Semantic<br />
Web und danach?<br />
� Dokumentieren und Restaurieren:<br />
Medienstrategien für<br />
Museen, Bibliotheken und<br />
Archive<br />
� E-Commerce und Neue<br />
Märkte<br />
� Internationale Kooperationen,<br />
Europeana und Deutsche<br />
Digitale Bibliothek<br />
Die Veranstaltung fin<strong>de</strong>t vom<br />
11. bis zum 13. November in<br />
Berlin statt. Weitere Informationen<br />
gibt es unter <strong>www</strong>.evaconferences.com.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Termine<br />
liothek, Telefon: 05 11/12 67-<br />
383, E-Mail: fortbildung@<br />
gwlb.<strong>de</strong><br />
Exkursion nach St. Gallen/<br />
Konstanz<br />
24.–27. September –<br />
Konstanz, Stadtbibliothek<br />
Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Thüringen<br />
Anmeldung: Barbara Jokisch,<br />
Stadt- und Regionalbibliothek<br />
Erfurt, Domplatz 1,<br />
99084 Erfurt, Telefon: 03 61/<br />
6 55 15 63, Fax: 0361/<br />
6 5515 99, E-Mail: erwerbung.<br />
bibliothek@erfurt.<strong>de</strong><br />
Eine Bibliothek verän<strong>de</strong>rt<br />
sich durch <strong>de</strong>n Einsatz gezielter<br />
Maßnahmen <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit<br />
25.–26. September – Gästehaus<br />
Erfurt<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sfachstelle<br />
für Öffentliche Bibliotheken in<br />
Thüringen<br />
Referentin: Heike Bräuer, Mitarbeiterin<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sfachstelle<br />
Gebühr: 19 Euro<br />
Anmeldung: (bis 24. August)<br />
Lan<strong>de</strong>sfachstelle für Öffentliche<br />
Bibliotheken in Thüringen,<br />
Schillerstr. 40,<br />
99096 Erfurt, Christina<br />
Kummer-Bolz, Telefon: 03 61/<br />
26 28 93 73, Fax: 03 61/<br />
26 28 93 79, E-Mail: kummer<br />
bolz@lfs-erfurt.<strong>de</strong><br />
Elektronische Ressourcen<br />
in <strong>de</strong>r ZDB<br />
28. + 29. September – hbz,<br />
Köln<br />
Veranstalter: ZBIW <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Köln<br />
Referenten: Bernd Augustin/<br />
Andrea Stei, Staatsbibliothek<br />
zu Berlin<br />
Inhalt: Grundsätzliches zur<br />
Katalogisierung von ERF –<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten bei Titeln aus<br />
Aggregatordatenbanken, layoutgetreuen<br />
Digitalisierungen<br />
und Nationallizenzen –<br />
Zusammenarbeit (ZDB-EZB,<br />
gemeinsamer Datendienst,<br />
ZDB-DBIS)<br />
Gebühr: 50 Euro (eintägig,<br />
inkl. Mittagessen) (für Teilnehmer<br />
aus <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverwaltung<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
kostenfrei)<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Foyer | BuB<br />
Die Lernen<strong>de</strong> Bibliothek<br />
Referentin: Marion Jamnig,<br />
Eppstein<br />
Anmeldung: (bis 21. August)<br />
Wissensklau, Unvermögen<br />
Petra Kille, Universitätsbibliothek<br />
Kaiserslautern, Paulo<strong>de</strong>r<br />
Paradigmenwechsel?<br />
Tagung zu <strong>de</strong>n aktuellen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
Ehrlich-Str. 32, 67663 Kaiserslautern,<br />
E-Mail: kille@ub.unikl.<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s wissenschaftlichen Arbeitens /<br />
Effektiv recherchieren<br />
6. bis 9. September in Chur<br />
im Internet<br />
Zielgruppe: Beschäftigte<br />
an wissenschaftlichen und<br />
Plagiate in Schüler- und Dip- (»Die Teaching Library«, 2007) großen Öffentlichen Bibliolomarbeiten,<br />
im Wissenschafts- fragt die Tagung diesmal nach theken.betrieb,<br />
ja sogar bei etablierten <strong>de</strong>n Ursachen <strong>de</strong>s Problems, <strong>de</strong>r 29.–30. September: Hanno-<br />
Wissenschaftlern sind zum be- Verantwortung, <strong>de</strong>r Problemver, Gottfried Wilhelm Leibniz<br />
achteten Thema in <strong>de</strong>n Medilösung und beson<strong>de</strong>rs nach <strong>de</strong>r Bibliothek – Nie<strong>de</strong>rsächsische<br />
en und zur Sorge an <strong>de</strong>n Schu- Rolle <strong>de</strong>r Bibliotheken im Pro- Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
len gewor<strong>de</strong>n. Die Welt <strong>de</strong>r dizess <strong>de</strong>s wissenschaftlichen Ar- Veranstalter: Zentrum für<br />
gitalen Information erleichtert beitens.<br />
Aus- und Fortbildung <strong>de</strong>r<br />
solche Praktiken enorm. Das Die zweisprachige Tagung Gottfried Wilhelm Leibniz<br />
Unrechtsbewusstsein ist dabei (<strong>de</strong>utsch/italienisch) <strong>de</strong>r Bib- Bibliothek<br />
<strong>de</strong>utlich geschwun<strong>de</strong>n.<br />
liotheksverbän<strong>de</strong> Deutschlands Referentin: Dipl.-Bibl. Julia<br />
Än<strong>de</strong>rn sich also die Regeln (VDB, BIB), Österreichs (VÖB, Bergmann, Bremen<br />
<strong>de</strong>s wissenschaftlichen Arbei- BVÖ), Italiens (BVS, AIB) und Anmeldung: (bis 7. Septemtens?<br />
Und ist es Aufgabe <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schweiz (BIS), fin<strong>de</strong>t erstber) Matthias Prüfer, Zentrum<br />
Bibliotheken, über die Informamals in <strong>de</strong>r Schweiz statt: Vom für Aus- und Fortbildung <strong>de</strong>r<br />
tion Literacy hinaus auch Kennt- 6. bis 9. September ist die »Ler- Gottfried Wilhelm Leibniz Bibnisse<br />
über das wissenschaftliche nen<strong>de</strong> Bibliothek« zu Gast an liothek, Telefon: 05 11/12 67-<br />
Arbeiten zu vermitteln? Welche <strong>de</strong>r Hochschule für Technik und 383, E-Mail: fortbildung@<br />
Formen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit Wirtschaft in Chur. Die HTW gwlb.<strong>de</strong><br />
sollen die Bibliotheken dabei mit Chur ist Anbieterin <strong>de</strong>s Fach-<br />
Partnern wie Verlagen, Schulen hochschulstudiumsInformati- Was für ein Service!<br />
und Universitäten suchen? Und onswissenschaft in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch- Entwicklung und Sicherung<br />
wie nehmen diese Partner ihre sprachigen Schweiz.<br />
von Auskunftsqualität durch<br />
eigene Rolle im verän<strong>de</strong>rten Programm und Anmeldung Qualitätsstandards<br />
Umfeld wahr?<br />
auf <strong>de</strong>r Tagungswebseite: <strong>www</strong>. 30. September – FU Berlin<br />
Mit diesen Fragen beschäf- lernen<strong>de</strong>bibliothek2009.ch – Veranstalter: FU-Weiterbiltigt<br />
sich die »Lernen<strong>de</strong> Biblio- Kontakt: lernen<strong>de</strong>.bibliothek@ dungszentrumthek«<br />
2009. Nach Innsbruck htwchur.ch<br />
Referent: Tom Becker<br />
Gebühr: 70 Euro<br />
Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum,<br />
Telefon:<br />
030/83 85 14 58, E-Mail:<br />
Anmeldung: (bis 17. August 030/83 85 14 58, E-Mail: angelavon<strong>de</strong>rhey<strong>de</strong>@weiter<br />
2009) Fachhochschule Köln, angelavon<strong>de</strong>rhey<strong>de</strong>@weiter bildung.fu-berlin.<strong>de</strong>;<br />
ZBIW, 50678 Köln; Telefon: bildung.fu-berlin.<strong>de</strong>;<br />
02 21/4 00 75-401; E-Mail:<br />
Rechtsfragen<br />
hans.schmidt@fh-koeln.<strong>de</strong> Workshop Führen und Leiten im Bibliotheksalltag<br />
von Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n – Anre- 30. September – Lan<strong>de</strong>sfachgungen<br />
und Hilfestellungen stelle für Archive und öffentAuskunftsinterviewkom-<br />
für die Ausbil<strong>de</strong>r/innen liche Bibliotheken im Bran<strong>de</strong>npetenz<br />
– Gelungene Face- Zielgruppe: Ausbil<strong>de</strong>r/innen burgischenLan<strong>de</strong>shauptto-Face-Interaktion im in rheinland-pfälzischen Bibarchiv, Potsdam<br />
Auskunftsdienst<br />
liotheken, die ihre Auszubil- Anmeldung: Lan<strong>de</strong>sfachstel-<br />
28.–29. September – FU Berlin <strong>de</strong>n<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>n Tag an ihrem le für Archive und öffentliche<br />
Veranstalter: FU-Weiterbil- Arbeitsplatz betreuen Bibliotheken im Bran<strong>de</strong>nburgidungszentrum<br />
29.–30. September – Trier, schen Lan<strong>de</strong>shauptarchiv,<br />
Referent: Tom Becker<br />
Katholische Aka<strong>de</strong>mie, Susanne Taege, An <strong>de</strong>r Oran-<br />
Gebühr: 140 Euro<br />
Robert-Schuman-Haus gerie 3, 14469 Potsdam,<br />
Anmeldung: FU Berlin, Wei- Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgrup- Telefon: 03 31/56 74-151,<br />
terbildungszentrum, Telefon: pe Rheinland-Pfalz<br />
Fax: 03 31/56 74-170<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 503<br />
503
504 BuB | Foyer Markt<br />
Markt<br />
In <strong>de</strong>r Rubrik »Markt« wer<strong>de</strong>n<br />
Pressemitteilungen von<br />
Unternehmen und Dienstleistern<br />
– ohne redaktionelle<br />
Bearbeitung – veröffentlicht.<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
Beiträge auszuwählen und zu<br />
kürzen.<br />
ekz:<br />
Unverwechselbar<br />
in Holz und Metall<br />
pr. – Die Regalserie »R« <strong>de</strong>r ekz.<br />
bibliotheksservice GmbH hat<br />
Zuwachs bekommen – und zwar<br />
in Holz und in Metall. Die neuen<br />
Regalsysteme R.7 und R.10 sind<br />
das Ergebnis zahlreicher Erfahrungen<br />
und I<strong>de</strong>en, welche die<br />
Entwicklung inspiriert haben.<br />
Denn oft liegt <strong>de</strong>r Erfolg im<br />
Detail und in <strong>de</strong>n individuellen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Nach <strong>de</strong>m Motto »Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
ist <strong>de</strong>r Stillstand <strong>de</strong>s Fortschritts«<br />
hat die ekz neue Regal-<br />
Das ekz-Regal R.7 ist die Synthese<br />
aus zahlreichen Erfahrungen und<br />
I<strong>de</strong>en: Die seitlich am Regalstän<strong>de</strong>r<br />
angebrachte Lochreihe als Reminiszenz<br />
an die bewährten Vorläufer<br />
wur<strong>de</strong> jetzt mit Elementen<br />
<strong>de</strong>r neuen Systeme kombiniert.<br />
Foto: ekz<br />
systeme entwickelt – speziell für<br />
die Bedürfnisse von Bibliotheken.<br />
Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r besten<br />
Lösung, nach funktionalen<br />
Alternativen, einfacheren Produkten<br />
und verbesserten Teilen<br />
hat die ekz <strong>de</strong>n Markt im Blick,<br />
nimmt Anregungen auf und<br />
setzt diese laufend um.<br />
Auf diese Weise konsequent<br />
weitergedacht sind die neuen<br />
Regalssysteme <strong>de</strong>r R-Serie. So ist<br />
R.7 die Synthese aus zahlreichen<br />
Erfahrungen und I<strong>de</strong>en. Die<br />
seitlich am Regalstän<strong>de</strong>r angebrachte<br />
Lochreihe als Reminiszenz<br />
an die bewährten Vorläufer<br />
wur<strong>de</strong> jetzt mit Elementen <strong>de</strong>r<br />
neuen Systeme kombiniert. Darüber<br />
hinaus hat die ekz neue<br />
Regaleinsätze entwickelt, die<br />
auch – gemäß ihrer Philosophie<br />
<strong>de</strong>r Kompatibilität – für alle Re-<br />
(sellier. elp) vertrieben. Bis En<strong>de</strong><br />
2009 wer<strong>de</strong>n die 50 wichtigsten<br />
Bücher digital vorliegen.<br />
Geplant ist, die Vertriebskooperation<br />
über die nächsten Jahre<br />
kontinuierlich auszubauen.<br />
»Die Titel von sellier. european<br />
law publishers sind ein großer<br />
Gewinn für unser Angebot,<br />
da es unsere Palette an englischsprachigen<br />
Produkten im<br />
Rechtsbereich entschei<strong>de</strong>nd<br />
vergrößert«, begrün<strong>de</strong>t Paul<br />
Holz be<strong>de</strong>utet Wärme,<br />
Osborn, Sales Director Tra<strong>de</strong><br />
bei Walter <strong>de</strong> Gruyter, die Zusammenarbeit<br />
und führt aus:<br />
»Wir versprechen uns durch die<br />
Zunahme an Inhalten auch eine<br />
stärkere Wahrnehmung unserer<br />
eigenen internationalen Rechtsliteratur.«<br />
Patrick Sellier, Verleger von<br />
sellier. elp, sieht die Vorteile im<br />
internationalen Vertrieb von<br />
Walter <strong>de</strong> Gruyter: »Mit dieser<br />
Wohnlichkeit, Stabilität und Kooperation wer<strong>de</strong>n wir die<br />
Langlebigkeit. Zielgruppe für unsere Produkte<br />
wesentlich ausbauen können.<br />
sellier. european law publishers<br />
gale <strong>de</strong>r R-Serie genutzt wer<strong>de</strong>n als noch relativ junger Verlag<br />
können.<br />
kann von <strong>de</strong>n Erfahrungen im<br />
Holz be<strong>de</strong>utet Wärme, Online- und Bibliotheks-Ver-<br />
Wohnlichkeit, Stabilität und trieb sowie vom Bekanntheits-<br />
Langlebigkeit. Deshalb run<strong>de</strong>t grad, <strong>de</strong>n die <strong>de</strong> Gruyter-Platt-<br />
ein Vollholzseitenregal die R- form besitzt, erheblich profi tie-<br />
Serie ab. Das Regalsystem R.10 ren.«<br />
gibt es in zwei Wandstärken Walter <strong>de</strong> Gruyter publiziert<br />
– einerseits klassisch schlank jährlich über 700 neue Titel<br />
und reduziert, an<strong>de</strong>rerseits do- auf <strong>de</strong>n Gebieten Geisteswisminant<br />
und gewichtig. Untersenschaften, Medizin, Naturschiedliche<br />
Oberfl ächenkombiwissenschaften und Rechtwisnationen<br />
stehen zur Wahl – und senschaft, die Hälfte davon in<br />
natürlich neues Zubehör sowie englischer Sprache, 100 Fach-<br />
bewährte, neu interpretierte zeitschriften sowie digitale Me-<br />
Funktionsteile.<br />
dien.<br />
<strong>www</strong>.ekz.<strong>de</strong> sellier. european law publishers<br />
startete 2001 mit seiner<br />
ersten Publikation und hat sich<br />
inzwischen als Anbieter aktueller<br />
und nutzenorientierter Informationen<br />
zu <strong>de</strong>n Bereichen<br />
Walter <strong>de</strong> Gruyter: Gemeinschaftsprivatrecht, In-<br />
eBooks von sellier. ternationales Wirtschaftsrecht<br />
european law publishers und Internationales Privatrecht<br />
etabliert. Das Verlagshaus betreibt<br />
Onlineportale und veröf-<br />
pr. – Ab sofort wer<strong>de</strong>n auf fentlicht neben <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
<strong>www</strong>.reference-global.com, <strong>de</strong>r im Bereich <strong>de</strong>r Europäischen<br />
integrierten Plattform <strong>de</strong>s Ver- Rechtsvereinheitlichung auch<br />
lags Walter <strong>de</strong> Gruyter, auch die Monografi en, Kommentare und<br />
englischsprachigen eBooks von Zeitschriften.<br />
sellier. european law publishers<br />
<strong>www</strong>.<strong>de</strong>gruyter.com<br />
BOND:<br />
Stadtbibliothek Köln<br />
und Bibliotheca.net<br />
wachsen zusammen<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
pr. – Die Stadtbibliothek Köln<br />
und BOND Bibliothekssysteme<br />
haben im Rahmen ihrer Vorbereitungen<br />
für <strong>de</strong>n Umstieg zur<br />
webbasierten Software BIBLIO-<br />
THECA.net einen erweiterten<br />
Projektplan festgelegt. Dieser<br />
berücksichtigt alle Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
einer mo<strong>de</strong>rnen Großstadtbibliothek.<br />
Gemeinsam und<br />
verbindlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 22. März<br />
2010 als erster Arbeitstag mit<br />
<strong>de</strong>r neuen Software vereinbart.<br />
Die Systemumstellung wird <strong>de</strong>n<br />
Bibliotheksnutzern einen erweiterten<br />
Leserservice bieten. In<br />
Zukunft können die Leser nicht<br />
nur 24 Stun<strong>de</strong>n online recherchieren,<br />
son<strong>de</strong>rn zusätzlich eine<br />
Reihe von Web 2.0 Diensten<br />
nutzen. Neben <strong>de</strong>n klassischen<br />
Selbstbedienungsfunktionen<br />
bietet <strong>de</strong>r Web-OPAC.net Vorteile<br />
wie zum Beispiel RSS-<br />
Feeds o<strong>de</strong>r automatisierte Medienempfehlungen<br />
und -listen.<br />
Die Bibliotheksmitarbeiter<br />
wer<strong>de</strong>n mittels effi zienterer Arbeitsabläufe<br />
außer<strong>de</strong>m mehr<br />
Zeit für die direkte Beratung<br />
<strong>de</strong>r Leser, für Veranstaltungen<br />
und an<strong>de</strong>re Services gewinnen.<br />
Um hier alle Möglichkeiten<br />
auszuschöpfen und eine praxisgerechte<br />
Organisation zu erreichen,<br />
arbeiten die Projektteams<br />
<strong>de</strong>r Stadtbibliothek Köln und<br />
BOND Hand in Hand.<br />
Für Köln wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n<br />
Umstieg auf die webbasierte<br />
BOND-Software die Weichen<br />
für eine zukunftsorientierte Bibliotheksarbeit<br />
gestellt. Zum<br />
einen soll <strong>de</strong>n Lesern mehr Service<br />
geboten wer<strong>de</strong>n und zum<br />
an<strong>de</strong>ren wird die Systemumstellung<br />
dazu genutzt, um noch<br />
mehr Wirtschaftlichkeit in <strong>de</strong>r<br />
täglichen Arbeit zu erreichen.<br />
Die wirtschaftlichen Vorteile<br />
umschreibt Uwe Becker, Leiter<br />
<strong>de</strong>r EDV-Abteilung <strong>de</strong>r Stadtbibliothek<br />
Köln, so: »Alles ist auf<br />
zentralen Servern installiert und<br />
kann online überall und je<strong>de</strong>rzeit<br />
mit einem einfachen Web-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Markt<br />
Browser abgerufen wer<strong>de</strong>n. Das<br />
be<strong>de</strong>utet, vor allem, dass an <strong>de</strong>n<br />
160 einzelnen Arbeitsplatzrechnern<br />
keine Softwareinstallationen<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n müssen.«<br />
<strong>www</strong>.bond-online.<strong>de</strong><br />
OCLC:<br />
FirstSearch Base<br />
Package mit mehr Inhalt<br />
und neuer Plattform<br />
pr. – OCLC hat das Angebot<br />
für FirstSearch Base Package<br />
Abonnenten erweitert. CON-<br />
TENTdm Quick Start, eine auf<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Digitalisate begrenzte<br />
Version <strong>de</strong>r Managementsoftware<br />
für digitale Sammlungen,<br />
wur<strong>de</strong> als kostenlose<br />
Erweiterung in das Angebot<br />
aufgenommen.<br />
Außer<strong>de</strong>m enthält das Package<br />
jetzt auch <strong>de</strong>n Zugriff auf OAIster<br />
(Sammlung offener Archive),<br />
CAMIO (Katalog von<br />
Kunstabbildungen) und ArchiveGrid<br />
(Beschreibungen archivierter<br />
Sammlungen) – ohne<br />
zusätzliche Kosten. Digitale<br />
Sammlungen aus FirstSearch,<br />
NetLibrary (eBook und eAudiobook<br />
Service von OCLC), CA-<br />
MIO und ArchiveGrid wer<strong>de</strong>n<br />
im Laufe dieses Jahres ebenfalls<br />
über WorldCat.org suchbar sein.<br />
Analog können auch digitalisierte<br />
Inhalte aus CONTENTdm<br />
von WorldCat geharvested<br />
und präsentiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Brian Cannan, OCLC-<br />
Produktmanager für Licensed<br />
Content, meint dazu: »Die<br />
Möglichkeit, über WorldCat.<br />
org auf eContent unterschiedlicher<br />
Herkunft zuzugreifen,<br />
erleichtert die Informationssuche.<br />
Relevante Inhalte wer<strong>de</strong>n<br />
unabhängig vom Format in<br />
einer Ergebnisliste zusammen-<br />
gefasst dargestellt. Wir wollen<br />
<strong>de</strong>n Benutzern damit helfen, in<br />
möglichst wenigen Schritten<br />
die Bestän<strong>de</strong> ihrer Bibliothek zu<br />
durchsuchen.«<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
OCLC hat kürzlich verschie<strong>de</strong>ne<br />
Vereinbarungen mit <strong>de</strong>r<br />
British Library, The Mo<strong>de</strong>rn<br />
Language Association (MLA)<br />
und W. Wilson geschlossen.<br />
Diese Organisationen haben es<br />
OCLC erlaubt, artikelbezogene<br />
Metadaten in WorldCat zu<br />
in<strong>de</strong>xieren, um sie für Benutzer<br />
von Bibliotheken sichtbar zu<br />
machen. Voraussetzung dafür<br />
ist ein Abonnement <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Publikation. Das Mo<strong>de</strong>ll<br />
stellt sicher, dass die Bibliotheken<br />
die Lizenzen direkt beim<br />
Lizenzgeber abonnieren, die<br />
Inhalte aber über WorldCat.org<br />
einer breiteren Öffentlichkeit<br />
zugänglich sind. Vereinbarungen<br />
mit weiteren Anbietern sind<br />
geplant.<br />
Swets:<br />
Eduard Cohen ist neuer<br />
Chief Executive Offi cer<br />
pr. – Eduard Cohen ist seit<br />
1. Juni neuer Chief Executive<br />
Offi cer bei Swets. Zuvor hatte<br />
Cohen diverse Positionen auf<br />
<strong>de</strong>r Vorstandsebene im Vertrieb<br />
und Marketing in <strong>de</strong>r Pharmaund<br />
Verlagsindustrie inne. Unter<br />
an<strong>de</strong>rem war er Managing<br />
Director <strong>de</strong>r Wissenschafts- und<br />
Technologiesparte von Elsevier.<br />
»Wir freuen uns über die Zusage<br />
seitens Eduard Cohen, die Rolle<br />
<strong>de</strong>s Chief Executive Offi cers<br />
zu übernehmen«, sagt Caf van<br />
Kempen, Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
von Swets. »Cohen hat<br />
umfassen<strong>de</strong> Kenntnisse <strong>de</strong>r<br />
Informationsindustrie und <strong>de</strong>r<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen seiner Kun<strong>de</strong>n<br />
und Verlage. Der Aufsichtsrat<br />
und <strong>de</strong>r Vorstand sind sich sicher,<br />
dass seine Erfahrung und<br />
Kompetenz Swets helfen wird,<br />
weitere Erfolge in <strong>de</strong>r Zukunft<br />
zu feiern.«<br />
Swets bietet Services zur Optimierung<br />
<strong>de</strong>r unterschiedlichsten<br />
Prozesse im Bereich <strong>de</strong>r Informationsversorgung.<br />
LIB-IT:<br />
Bibliotheksmanagement<br />
im Sultanat Oman<br />
pr. – Die neugegrün<strong>de</strong>te German<br />
University of Technology<br />
(GUTech) ist ein Kooperationsprojekt<br />
omanischer Investoren<br />
und <strong>de</strong>r Rheinisch-Westfälischen<br />
Technischen Hochschule<br />
(RWTH) Aachen. Der Aufbau<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek ist von Anfang an<br />
ein wichtiger Punkt in <strong>de</strong>r Entwicklungsplanung<br />
<strong>de</strong>r Universität<br />
gewesen. Die Einführung<br />
<strong>de</strong>s Bibliotheksmanagement-<br />
Systems LIBERO <strong>de</strong>r LIB-IT<br />
GmbH war daher ein wichtiger<br />
Schritt, um <strong>de</strong>n rasch wachsen<strong>de</strong>n<br />
Medienbestand verwalten<br />
zu können.<br />
In <strong>de</strong>n nächsten Jahren soll die<br />
GUTech nach und nach ausgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n. Seit Oktober 2008<br />
wer<strong>de</strong>n dort Stu<strong>de</strong>nten in <strong>de</strong>n<br />
Fächern Geowissenschaften,<br />
Informationstechnologie, Tourismus<br />
und Architektur unterrichtet.<br />
Die Unterrichtssprache an<br />
<strong>de</strong>r Hochschule ist Englisch –<br />
da LIBERO multilingual und<br />
Unico<strong>de</strong>-kompatibel ist, kann<br />
das System ohne Einschränkungen<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n. Von Beginn<br />
an setzte die Bibliothek die Mo-<br />
Foyer | BuB<br />
dule Katalogisierung, Ausleihe<br />
und Erwerbung ein.<br />
Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Installation<br />
umfasste <strong>de</strong>r Medienbestand<br />
weniger als 2 000 Einheiten. Es<br />
treffen seit<strong>de</strong>m täglich neue Medien<br />
ein, weshalb <strong>de</strong>r Gesamtbestand<br />
schnell wachsen wird.<br />
LIBERO kommt jedoch mit<br />
kleinen Datenbestän<strong>de</strong>n ebenso<br />
zurecht wie mit großen Sammlungen.<br />
Aufwendige Anpassungen<br />
<strong>de</strong>r Software-Infrastruktur<br />
sind dazu nicht notwendig. Die<br />
auf Caché-Datenbanktechnologie<br />
aufbauen<strong>de</strong> Lösung zeichnet<br />
sich durch große Flexibilität aus.<br />
Eine schnelle Implementierung<br />
war für die GUTech wichtig,<br />
<strong>de</strong>nn bereits kurz nach <strong>de</strong>r<br />
Installation wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lehrbetrieb<br />
aufgenommen. Es galt,<br />
die bereits vorhan<strong>de</strong>nen Bücher<br />
zu katalogisieren und das neue<br />
Ausleihverfahren an <strong>de</strong>n Start<br />
zu bringen. Insgesamt verlief die<br />
Einführungsphase reibungslos;<br />
für Installation, Schulung und<br />
Inbetriebnahme waren nur zehn<br />
Tage nötig.<br />
Der Support erfolgt über<br />
E-Mail und Online-Kommunikation;<br />
sollten größere Wartungsarbeiten<br />
notwendig sein,<br />
können die LIB-IT Mitarbeiter<br />
auch per Remote-Verbindung<br />
Modifi kationen am System vornehmen.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 505<br />
Die Einführungsphase von LIBERO an <strong>de</strong>r GUTech im Sultanat Oman<br />
verlief reibungslos. Dies ist <strong>de</strong>m großem Engagement <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r und<br />
<strong>de</strong>r Aufbruchstimmung vor Ort zu erklären: Das kleine Team – bisher<br />
arbeiten nur ein Bibliothekar und ein Techniker mit <strong>de</strong>m System – war<br />
schnell in <strong>de</strong>r Lage, das intuitiv bedienbare System selbstständig zu nutzen<br />
und zu warten. Foto: LIB-IT<br />
505
BuB | Lesesaal<br />
Schwerpunkt<br />
506 Schulbibliothek<br />
Ronald Schnei<strong>de</strong>r<br />
Neue Lernkultur und<br />
bibliotheksgestützter Unterricht<br />
Der Ausbau von Schulbibliotheken als Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
für das Öffentliche Bibliothekswesen<br />
In Sachen Schulbibliothek stehen Öffentliche<br />
Bibliotheken <strong>de</strong>rzeit am Schei<strong>de</strong>weg:<br />
Entwe<strong>de</strong>r unterstützen sie <strong>de</strong>n Umbau<br />
<strong>de</strong>r schulischen Bildung durch aktive<br />
Vermittlung <strong>de</strong>r notwendigen Informations-<br />
und Lernressourcen und curriculare<br />
Zusammenarbeit o<strong>de</strong>r sie verteidigen<br />
weiterhin mit <strong>de</strong>m Argument begrenzter<br />
Ressourcen ihr bisheriges Bibliothekskonzept<br />
<strong>de</strong>s ortsfesten Informationszentrums<br />
für alle Bürger. Was <strong>de</strong>r Experte<br />
für Schulbibliotheken Ronald Schnei<strong>de</strong>r<br />
in dieser Situation empfi ehlt, lesen Sie im<br />
folgen<strong>de</strong>n Beitrag. Die weiteren Texte <strong>de</strong>s<br />
BuB-Schwerpunkts »Schulbibliothek« zeigen<br />
im Anschluss unterschiedliche Praxis-<br />
Mo<strong>de</strong>lle für erfolgreiche Schulbibliotheksarbeit:<br />
mit festangestelltem Bibliothekar,<br />
mit enger Kooperation zwischen Schule<br />
und örtlicher Bibliothek o<strong>de</strong>r mit einer<br />
Kombination aus bei<strong>de</strong>m.<br />
Im Vergleich zu fast allen an<strong>de</strong>ren westlichen<br />
Industrielän<strong>de</strong>rn ist Deutschland<br />
im Blick auf die Ausstattung <strong>de</strong>r<br />
Schulen mit Schulbibliotheken (beziehungsweise<br />
Medienzentren o<strong>de</strong>r Informationszentren)<br />
auf <strong>de</strong>m Stand eines<br />
Entwicklungslan<strong>de</strong>s. Allenfalls 15 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Schulen verfügen über eine Schulbibliothek,<br />
doch selbst dies ist nur eine eher<br />
optimistische Schätzung, da statistische<br />
Grundlagen ebenso fehlen wie bun<strong>de</strong>sweit<br />
verbindliche Defi nitionen und Standards<br />
für Schulbibliotheken. Die Einschätzungen<br />
<strong>de</strong>r Lehrer über die Qualität von<br />
Schulbibliotheksangeboten unterschei<strong>de</strong>n<br />
sich überdies erheblich von <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>r (Schul-)Bibliothekare, aber auch von<br />
<strong>de</strong>n internationalen Standards, wie sie im<br />
UNESCO-Manifest <strong>de</strong>s Weltverbands<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheksverbän<strong>de</strong> und Bibliothekare<br />
(IFLA) für Schulbibliotheken festgeschrieben<br />
sind.<br />
Entwicklungsstand und Ursachenanalyse<br />
Schulbibliotheken wer<strong>de</strong>n, soweit sie überhaupt<br />
vorhan<strong>de</strong>n beziehungsweise funktionsgerecht<br />
ausgestattet sind, in Deutschland<br />
meist nicht von hauptamtlichem<br />
Personal, son<strong>de</strong>rn neben- o<strong>de</strong>r ehrenamtlich<br />
von Lehrern, Eltern o<strong>de</strong>r Schülern<br />
betreut. Es gibt hierzulan<strong>de</strong> ebenso wenig<br />
eine Ausbildung zum Schulbibliothekar<br />
wie eine systematische Qualifi zierung von<br />
Lehrern o<strong>de</strong>r auch nur eine lan<strong>de</strong>sweit einheitlich<br />
geregelte Freistellung von Lehrern<br />
für die Betreuung einer Schulbibliothek.<br />
Die Konsequenzen hieraus sind nicht<br />
nur fehlen<strong>de</strong> schulische Medien- und<br />
Informationszentren sowie didaktisch<br />
kontraproduktive schulische Büchersammlungen,<br />
son<strong>de</strong>rn – in unmittelbarer<br />
Konsequenz daraus – das Abschieben <strong>de</strong>r<br />
Leseför<strong>de</strong>rung und fachübergreifen<strong>de</strong>r<br />
Lernziele wie <strong>de</strong>r Lese-, Medien- und Informationskompetenz<br />
auf ein unterrichtliches<br />
Nebengleis. Eine erst auf <strong>de</strong>n zweiten<br />
Blick sichtbare, weil mittelbare Konsequenz<br />
ist die indirekte För<strong>de</strong>rung veralteter<br />
o<strong>de</strong>r didaktisch <strong>de</strong>fi zitärer Lehr- und<br />
Lernformen, allem voran <strong>de</strong>s klassischen<br />
Frontalunterrichts mit für alle Schüler<br />
gleich gültigen Curricula und normierten<br />
Lernbüchern.<br />
Was sind nun die Ursachen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Schulbibliotheksmisere? Sie liegen<br />
vor allem in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Tradition <strong>de</strong>r<br />
Halbtagsschule als Regelschule und in<br />
<strong>de</strong>m – gera<strong>de</strong> im internationalen Vergleich<br />
– antiquierten Belehrungsunterricht im<br />
Rahmen von Ganzklassenunterricht und<br />
standardisierter 45-Minuten-Lerneinheiten.<br />
Sie liegen sicher aber auch in <strong>de</strong>r in<br />
Deutschland traditionellen Trennung von<br />
schulischem Lernen und individueller Bildung<br />
begrün<strong>de</strong>t.<br />
Den pädagogischen Beharrungsten<strong>de</strong>nzen<br />
entsprechen auf schul- und bildungspolitischer<br />
Ebene, aber auch in <strong>de</strong>r<br />
Lehrerausbildung, fehlen<strong>de</strong> Kenntnisse<br />
<strong>de</strong>r pädagogischen und didaktischen<br />
Funktionen <strong>de</strong>r Schulbibliothek sowie<br />
ein entsprechend fehlen<strong>de</strong>s Bewusstsein<br />
<strong>de</strong>r unterrichtlichen Notwendigkeit von<br />
Schulbibliotheken für mo<strong>de</strong>rnen Unterricht.<br />
Auf <strong>de</strong>r administrativen Ebene<br />
entspricht <strong>de</strong>m das Fehlen klar <strong>de</strong>fi nierter<br />
rechtlicher und fi nanzieller Zuständigkeiten<br />
sowie schlüssiger Organisationsformen<br />
in Bund, Län<strong>de</strong>rn und Kommunen.<br />
Blick über die Grenzen<br />
Ein vergleichen<strong>de</strong>r Blick ins Ausland zeigt<br />
in <strong>de</strong>n meisten Län<strong>de</strong>rn eine signifi kant<br />
an<strong>de</strong>re Unterrichtskultur, an<strong>de</strong>re, (auch<br />
fi nanziell) bessere Rahmenbedingungen,<br />
Ganztagsschulen und ihnen selbstverständlich<br />
zugeordnete Schulbibliotheken,<br />
die in <strong>de</strong>r Regel von »Teacher Librarians«<br />
geleitet und in <strong>de</strong>n Fachunterricht wie <strong>de</strong>n<br />
Projektunterricht integriert sind. Zwei<br />
Beispiele mögen hier genügen:<br />
Südtirol verfügt heute aufgrund eines<br />
Lan<strong>de</strong>sgesetzes von 1990 über ein dichtes<br />
Netz von Schulbibliotheken, häufi g kombiniert<br />
mit <strong>de</strong>r Öffentlichen Bibliothek.<br />
Dieses »Gesetz zur För<strong>de</strong>rung von Schulbibliotheken«<br />
verpfl ichtet die Lan<strong>de</strong>sverwaltung<br />
Bozen zum Auf- und Ausbau von<br />
Schulbibliotheken, zur Finanzierung <strong>de</strong>r<br />
Schulbibliotheken und zum Stellen von<br />
Personal. Es <strong>de</strong>fi niert Schulbibliotheken<br />
sehr umfassend als Informations-, Lern-<br />
und Kommunikationszentren <strong>de</strong>r Schule<br />
und schreibt Standards fest, zum Beispiel<br />
einen Min<strong>de</strong>stbestand von zehn Medien<br />
pro Schüler und Lehrer. Festgeschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n aber auch Min<strong>de</strong>stöffnungszeiten<br />
sowie eine funktionsgerechte und zentrale<br />
Unterbringung <strong>de</strong>r Schulbibliothek.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg <strong>de</strong>r Schulbibliotheksentwicklung<br />
in Südtirol liegt<br />
fraglos darin, dass erst die Anerkennung<br />
als Schulbibliothek die Schule in <strong>de</strong>n Ge-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Schulbibliothek<br />
nuss <strong>de</strong>r im Lan<strong>de</strong>sgesetz vorgesehenen<br />
För<strong>de</strong>rmaßnahmen bringt, vor allem mit<br />
<strong>de</strong>r Zuweisung von bibliothekarischem<br />
Fachpersonal und laufen<strong>de</strong>n Mitteln für<br />
<strong>de</strong>n Bestandsaufbau. Es verwun<strong>de</strong>rt daher<br />
keineswegs, son<strong>de</strong>rn steht in unmittelbarem<br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>m mustergültigen<br />
Ausbau <strong>de</strong>r Schul- und Bibliothekslandschaft,<br />
wenn Südtirol als autonome<br />
Region bei <strong>de</strong>r Pisa-Studie 2003 noch vor<br />
Finnland auf <strong>de</strong>n obersten Plätzen rangiert.<br />
1<br />
In <strong>de</strong>n skandinavischen Staaten gehört<br />
die Schulbibliothek bekanntlich<br />
zur selbstverständlichen Ausstattung <strong>de</strong>r<br />
Schulen. Im Schulgesetz Dänemarks heißt<br />
es dazu: »An je<strong>de</strong>r selbstständigen Schule<br />
wird eine Schulbibliothek als Servicecenter<br />
eingerichtet. Die Schulbibliothek ist<br />
ein Teil <strong>de</strong>s Schulbetriebes und arbeitet<br />
mit <strong>de</strong>r Öffentlichen Bibliothek zusammen.«<br />
In Deutschland sind wir von diesem<br />
Standard lei<strong>de</strong>r noch weit entfernt, aber<br />
– was die wenigsten wissen – es gibt ein<br />
Stück Dänemark in Deutschland, in<br />
<strong>de</strong>m alle Schulen über eine vorbildlich<br />
ausgestattete Schulbibliothek verfügen:<br />
die Schulen <strong>de</strong>s dänischen Schulvereins<br />
in Südschleswig. Je<strong>de</strong>r Schulbibliothek ist<br />
in <strong>de</strong>r Regel min<strong>de</strong>stens eine Lehrkraft<br />
mit einer Zusatzausbildung als Schulbibliothekar/in<br />
zugeordnet, wobei <strong>de</strong>r<br />
»Schulbibliothekar« ein Schulbibliotheks-<br />
Stun<strong>de</strong>nkontingent in Relation zur Größe<br />
<strong>de</strong>r Schule erhält. Die Aus- und Weiterbildung<br />
<strong>de</strong>r Lehrkräfte wie <strong>de</strong>r Bibliothekare<br />
ist vorbildlich institutionalisiert und<br />
ebenso gesetzlich abgesichert wie die regelmäßige<br />
Aktualisierung <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s.<br />
Und die Leseför<strong>de</strong>rung hat im Unterricht<br />
wie in <strong>de</strong>r Schulbibliothek, die als eine Art<br />
verlängertes Klassenzimmer gesehen wird,<br />
hohe Priorität. 2<br />
Neuentwicklungen<br />
in Deutschland seit Pisa<br />
Die Pisa-Studie (2001) und die nachfolgen<strong>de</strong>n<br />
Evaluationen haben die <strong>de</strong>utsche<br />
Bildungspolitik und die <strong>de</strong>utsche Bildungslandschaft<br />
inzwischen grundlegend<br />
verän<strong>de</strong>rt, und auf diese Verän<strong>de</strong>rungen<br />
müssen auch die Bibliotheken konstruktiv<br />
reagieren. Aus <strong>de</strong>r Fülle neuer Initiativen<br />
und Entwicklungen im Bildungsbereich<br />
greife ich drei heraus, die im mittelbaren<br />
o<strong>de</strong>r unmittelbaren Zusammenhang mit<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung einer neuen schulischen<br />
Lernkultur und <strong>de</strong>r Einrichtung von<br />
Schulbibliotheken stehen:<br />
1. Die pädagogische und didaktische<br />
Umorientierung vom traditionellen Fron-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Schwerpunkt<br />
talunterricht zu Formen selbstständigen,<br />
projektbezogenen und individuellen Lernens<br />
steht ebenso in einer unmittelbaren<br />
Konsequenz <strong>de</strong>s Pisa-Schocks wie die<br />
stärkere Gewichtung fächerübergreifen<strong>de</strong>r<br />
Lernziele wie die Lese-, Medien- und<br />
Informationskompetenz als Schlüsselkompetenzen<br />
für Schüler. Die Konsequenz<br />
daraus ist wie<strong>de</strong>rum eine erhebliche<br />
(quantitative wie mediale) Ausweitung<br />
<strong>de</strong>s schulischen Bedarfs an Informationsund<br />
Medienressourcen, und zwar als eine<br />
zentrale Voraussetzung selbstständigen<br />
Arbeitens und individualisierten Lernens.<br />
Dieser Bedarf aber kann nur in schulischen<br />
Medien- und Informationszentren<br />
sinnvoll abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
2. Der Ausbau von Ganztagsschulen<br />
wur<strong>de</strong> erheblich forciert, zunächst im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s Berliner För<strong>de</strong>rprogramms<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Lesesaal | BuB 507<br />
Das Fachportal <strong>www</strong>.schulmediothek.<strong>de</strong> informiert zu (fast) allen Fragen rund um die Schulbibliothek<br />
sowie zu <strong>de</strong>n Möglichkeiten und Chancen <strong>de</strong>r Kooperation von Bibliotheken und Schulen<br />
webgerecht anschaulich und kompakt, aber auch in <strong>de</strong>r notwendigen Differenzierung.<br />
1 Vgl. dazu ausführlicher: Ingrid Lange-Bohaumilitzky:<br />
Fortbildung in Südtirol. In:<br />
Beiträge Jugendliteratur und Medien, 57. Jg.<br />
2005, H 1, S. 68–70<br />
2 Vgl. dazu ergänzend: Gabriele Fischer-Kosmol:<br />
Velkommen på skolebiblioteket. Die<br />
Schulbibliotheken <strong>de</strong>r dänischen Min<strong>de</strong>rheit<br />
in Südschleswig. In: Grundschule 2/2009, S.<br />
32–34<br />
»Initiative Zukunft Bildung und Betreuung«<br />
(IZBB 2003 ff. – siehe hierzu auch<br />
<strong>de</strong>n Beitrag auf Seite 512), in <strong>de</strong>ssen Rahmen<br />
die Zahl <strong>de</strong>r Ganztagsschulen in<br />
Deutschland von circa 1 000 auf 7 000<br />
angestiegen ist.<br />
Allerdings ist auch kritisch festzuhalten,<br />
dass die Mehrheit <strong>de</strong>r neuen Ganztagsschulen<br />
vorerst nur im sogenannten<br />
offenen Ganztag organisiert ist und<br />
hier vieles noch mehr improvisiert ist als<br />
pädagogisch-didaktisch schlüssig ausgestaltet.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s IZBB kam es<br />
konsequenterweise dann auch zu vielen<br />
neuen Initiativen für <strong>de</strong>n Ausbau von<br />
Schulbibliotheken und zu neuen Angeboten<br />
für die Lehrerfortbildung in Sachen<br />
Schulbibliothek auf Län<strong>de</strong>rebene. Diese<br />
Entwicklungen laufen <strong>de</strong>rzeit intensiv<br />
weiter, und entsprechend groß ist <strong>de</strong>r Bedarf<br />
an Beratungskompetenz und an Fortbildungs-<br />
und Serviceangeboten für die<br />
Einrichtung neuer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ausbau bestehen<strong>de</strong>r<br />
Schulbibliotheken.<br />
Derzeit ist <strong>de</strong>r klare politische Wille auf<br />
Bund- und Län<strong>de</strong>rebene erkennbar, die<br />
Ganztagsschulen auch nach <strong>de</strong>m Auslaufen<br />
<strong>de</strong>s IZBB-Programms weiter auszubauen,<br />
mit <strong>de</strong>r Zielsetzung, die Ganztagsschule<br />
bis spätestens 2020 zur Regelschule<br />
zu machen und die Entwicklung vom »of-
BuB | Lesesaal<br />
Schwerpunkt<br />
508 Schulbibliothek<br />
Recherche und Literaturbeschaffung<br />
als Bestandteil <strong>de</strong>s Unterrichts<br />
Die Fachbibliothek <strong>de</strong>s Berufsausbildungszentrums<br />
Lette-Verein in Berlin<br />
Die Schulbibliothek <strong>de</strong>s Berufsausbildungszentrums<br />
Lette-Verein (<strong>www</strong>.lette-verein.<br />
<strong>de</strong>) in Berlin versteht sich nicht als schulisches<br />
Zusatzangebot, son<strong>de</strong>rn als wichtigen<br />
Bestandteil <strong>de</strong>s Unterrichts. Die Kurse, die für<br />
die Schülerinnen und Schüler regelmäßig angeboten<br />
wer<strong>de</strong>n, beschreibt Bibliotheksleiterin<br />
Jana Haase:<br />
Lernen begreifen wir als iterativen Prozess.<br />
Zum Erlernen von Lern- und Arbeitsmetho<strong>de</strong>n<br />
gehört <strong>de</strong>shalb auch <strong>de</strong>r Umgang mit unserer<br />
Bibliothek als wichtiger Informationsressource.<br />
Bibliotheksbesuche sind keine zusätzlichen<br />
Besuche an einem außerschulischen Lernort,<br />
son<strong>de</strong>rn fin<strong>de</strong>n integriert in <strong>de</strong>n Unterricht<br />
und eng mit aktuellen Fragestellungen <strong>de</strong>s<br />
fenen« zum »gebun<strong>de</strong>nen« Ganztag weiter<br />
voranzubringen. Dies wie<strong>de</strong>rum schließt<br />
eine durchgreifen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Schulalltags und <strong>de</strong>r schulischen Lernkultur<br />
und damit auch <strong>de</strong>n Auf- und Ausbau<br />
von Schulbibliotheken zwingend mit ein.<br />
3. Die Diskrepanz zwischen <strong>de</strong>r Aufbruchstimmung<br />
in vielen Schulen und<br />
<strong>de</strong>n fehlen<strong>de</strong>n Ressourcen und Räumen<br />
für eine neue Lernkultur hatte zur Konsequenz,<br />
dass Schulen sich außerschuli-<br />
Unterrichts verknüpft statt. Unser seit 2004<br />
entwickeltes Curriculum umfasst drei vielfältig<br />
variierbare und sukzessive durchführbare<br />
Grun<strong>de</strong>inheiten.<br />
1) Wie beschaffe ich Fachliteratur?<br />
In <strong>de</strong>r Einführungswoche bekommen die<br />
Schüler ihre Fachliteraturlisten und stehen vor<br />
<strong>de</strong>r Frage, wie diese Literatur zu beschaffen<br />
ist. Nur diese eine angewandte und für die Situation<br />
relevante Frage wird für <strong>de</strong>n ersten Bibliotheksbesuch<br />
im Hause aufgegriffen. Alle<br />
neuen Klassen unserer drei Schulen und zwei<br />
Lehranstalten erhalten so innerhalb <strong>de</strong>s Fachunterrichts<br />
eine Einführung in die Benutzung<br />
von Bibliotheken und elektronischen Katalogen<br />
verschie<strong>de</strong>ner Bibliotheken sowie <strong>de</strong>s<br />
Buch- und Antiquariatshan<strong>de</strong>ls.<br />
Die selbstständige Arbeit <strong>de</strong>r Schüler in <strong>de</strong>r Bibliothek wird durch unterschiedliche Kurse geför<strong>de</strong>rt.<br />
Foto: Jana Haase / Lette-Verein<br />
sche Partner suchten, dass auch Schule<br />
und Bibliothek neue Wege und Formen<br />
<strong>de</strong>r Kooperation suchten, dass Pädagogen<br />
und Bibliothekare endlich wie<strong>de</strong>r in einen<br />
Dialog eintraten und sogar begannen, gemeinsame<br />
Curricula für <strong>de</strong>n Erwerb von<br />
Lese- und Informationskompetenz zu entwickeln.<br />
3<br />
Darüber hinaus wur<strong>de</strong>n hier »Medien-«<br />
o<strong>de</strong>r »Bildungspartnerschaften« in <strong>de</strong>n<br />
Kommunen und/o<strong>de</strong>r auf Län<strong>de</strong>rebene<br />
2) Wie fin<strong>de</strong> ich einen Fachbegriff?<br />
Im naturwissenschaftlichen und fachtheoretischen<br />
Unterricht kommen Lehrkräfte mit ihren<br />
Klassen in die Bibliothek, um die Arbeit<br />
mit Fachliteratur und Nachschlagewerken<br />
zu üben. Eine Stun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r ein Teil <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong><br />
wird direkt in <strong>de</strong>r Bibliothek durchgeführt.<br />
Hier steht eine im Unterricht angelegte o<strong>de</strong>r<br />
auch spontan aufgetauchte Frage im Mittelpunkt,<br />
anhand <strong>de</strong>rer Informationen in unterschiedlichen<br />
Medien gefun<strong>de</strong>n und verglichen<br />
wer<strong>de</strong>n. Oft wird auch eine Schülergruppe in<br />
die Bibliothek geschickt, um Material für eine<br />
entsprechen<strong>de</strong> Diskussion im Klassenraum zu<br />
beschaffen.<br />
3) Wie recherchiere ich zu einem Thema?<br />
Umfangreiche und strukturierte Themenrecherchen<br />
wer<strong>de</strong>n im Unterricht benötigt, um<br />
Referate und Projekte zu erarbeiten. Dazu<br />
bietet die Bibliothek eine strukturierte Einführung<br />
je nach zeitlicher Möglichkeit von<br />
15 bis 60 Minuten an. Dabei geht es um die<br />
Planung <strong>de</strong>r Recherche, das Bil<strong>de</strong>n von sinnvollen<br />
Suchbegriffen und <strong>de</strong>n sicheren Umgang<br />
mit allen zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Ressourcen<br />
<strong>de</strong>r Informationsbeschaffung. Auch<br />
eine Einführung in ein Literaturverwaltungssystem<br />
ist in diesem Rahmen möglich. Räume,<br />
Medien und Fachpersonal stehen während<br />
<strong>de</strong>r Öffnungszeiten immer zur Verfügung.<br />
Über diese drei Angebot hinaus wer<strong>de</strong>n<br />
Lehrkräfte regelmäßig über neue und fortentwickelte<br />
Angebote und Möglichkeiten informiert.<br />
Für alle Bausteine gibt es inzwischen in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>n Fachlehrern erarbeitete<br />
Musterarbeitsblätter. Diese stehen über<br />
das Intranet allen Lehrern zum Download und<br />
zum Bearbeiten zur Verfügung, können aber<br />
auch von Seiten <strong>de</strong>r Bibliothek aktualisiert,<br />
abgewan<strong>de</strong>lt und eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
selbstständige Arbeit <strong>de</strong>r Schüler mit <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
wird durch die wie<strong>de</strong>rholten Lerneinheiten<br />
1 und 3 im Unterricht souveräner und<br />
häufiger.<br />
Jana Haase, Leiterin <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
<strong>de</strong>s Lette-Vereins Berlin<br />
ins Leben gerufen sowie Vertragspartnerschaften<br />
auf Lan<strong>de</strong>sebene zwischen Schulministerien<br />
und Bibliotheksverbän<strong>de</strong>n<br />
zur verbindlichen Regelung einer engeren<br />
Zusammenarbeit von Bibliotheken und<br />
Schulen realisiert, wie sie inzwischen in 11<br />
von 16 Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn verabschie<strong>de</strong>t sind.<br />
Diese Zusammenarbeit stellt sich von<br />
Land zu Land, von Ort zu Ort an<strong>de</strong>rs dar<br />
und trägt inzwischen vielfältige Früchte.<br />
Sie ist ablesbar an <strong>de</strong>r Fülle neuer »Schü-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Schulbibliothek<br />
lercenter« in Bibliotheken beziehungsweise<br />
Bibliothekszweigstellen, an <strong>de</strong>r<br />
Neueinrichtung schulischer Arbeits- o<strong>de</strong>r<br />
Beratungsstellen bei <strong>de</strong>n Öffentlichen<br />
Bibliotheken, an <strong>de</strong>r Etablierung von<br />
schulisch-bibliothekarischen Kooperationsprojekten<br />
wie bibliotheksgestützten<br />
Unterrichtsreihen o<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>nkompetenz-Curricula<br />
o<strong>de</strong>r an Patenschaften <strong>de</strong>r<br />
Öffentlichen Bibliotheken für <strong>de</strong>n Aufbau<br />
von Schulbibliotheken mit abgestimmten<br />
Angebots- und Nutzungskonzepten für<br />
Schüler und Schulen.<br />
Und doch muss hier auch kritisch relativiert<br />
wer<strong>de</strong>n: Die Notwendigkeit leistungsfähiger<br />
Schulbibliotheken für die<br />
neue Lernkultur ist bis heute noch keineswegs<br />
ins Bewusstsein aller bildungspolitisch<br />
Verantwortlichen vorgedrungen. 4<br />
Will man <strong>de</strong>n Ausbau von Schulbibliotheken<br />
aktuell för<strong>de</strong>rn, so bedarf es offenkundig<br />
einer viel stärkeren Öffentlichkeits-<br />
und Lobbyarbeit. Und da auf Lehrer und<br />
Schulleitungen aufgrund <strong>de</strong>r auch häufi g<br />
anzutreffen<strong>de</strong>n Informations<strong>de</strong>fi zite nur<br />
in geringem Umfang zu setzen ist, sind<br />
hier die Bibliotheken und ihre Verbän<strong>de</strong><br />
als »Entwicklungshelfer« in beson<strong>de</strong>rer<br />
Weise gefragt. 5<br />
Bildungspolitische Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
Die Enquete-Kommission »Kultur<br />
in Deutschland 2007« zieht in ihrem<br />
Schlussbericht zum Thema Schulentwicklung<br />
und Schulbibliothek folgen<strong>de</strong>s Fazit:<br />
»Mo<strong>de</strong>rne Schulbibliotheken sollten Informations-<br />
und Wissenszentren sein, die<br />
3 Eine Reihe herausragend gut gelungener Mo<strong>de</strong>lle<br />
einer solchen curricularen Kooperation<br />
fi n<strong>de</strong>t sich bei: Ute Hachmann, Helga Hofmann:<br />
Wenn Bibliothek Bildungspartner<br />
wird… Leseför<strong>de</strong>rung mit <strong>de</strong>m Spiralcurriculum<br />
in Schule und Vorschule, Frankfurt<br />
am Main 2007<br />
4 So ist in vielen bildungspolitischen Verlautbarungen<br />
zum Thema Ganztagsschule von<br />
Schulbibliotheken nicht einmal am Ran<strong>de</strong><br />
die Re<strong>de</strong>. Ein Beispiel für viele: Die gemeinsame<br />
Erklärung von KMK und Lehrerverbän<strong>de</strong>n<br />
zum verstärkten Ganztagsschulausbau<br />
vom 23. Oktober 2006. (Diese und weitere<br />
Verlautbarungen sind nachlesbar unter:<br />
Deutscher Bildungsserver: Auf- und Ausbau<br />
von schulischen Ganztagsangeboten)<br />
5 In diesem Zusammenhang verdient das Positionspapier<br />
<strong>de</strong>s dbv aus <strong>de</strong>m Jahr 2008 »Die<br />
Schulbibliothekarische Arbeit ausbauen« be-<br />
son<strong>de</strong>re Hervorhebung (veröffentlicht unter<br />
an<strong>de</strong>rem in BuB 60(2008)01, S. 17).<br />
6 Schlussbericht <strong>de</strong>r Enquete-Kommission<br />
»Kultur in Deutschland 2007«: Deutscher<br />
Bun<strong>de</strong>stag/16. Wahlperio<strong>de</strong>/393, Drucksache<br />
16/7000, S. 392 f.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Schwerpunkt<br />
ein breit gefächertes Angebot an Büchern<br />
und an<strong>de</strong>ren Medien bereithalten. […]<br />
Die Realität sieht von <strong>de</strong>n Hauptschulen<br />
bis zum Gymnasium zu oft an<strong>de</strong>rs aus.<br />
Ein Ziel von Bibliotheksprogrammen im<br />
Angebot <strong>de</strong>r Ganztagsschule muss daher<br />
zukünftig sein, je<strong>de</strong>m Schulkind <strong>de</strong>n regelmäßigen<br />
Besuch einer Bibliothek zu<br />
ermöglichen.« 6<br />
Damit stehen Bibliotheken, vor allem<br />
Öffentliche Bibliotheken, vor einem Problem:<br />
Sie sind aufgefor<strong>de</strong>rt, mit <strong>de</strong>n Schulen<br />
zu kooperieren, nicht nur, um ihre zentralen<br />
wie <strong>de</strong>zentralen Dienstleistungsangebote<br />
verstärkt auf Schüler auszurichten,<br />
son<strong>de</strong>rn um Schulen bei <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
von Schulbibliotheken fachlich und organisatorisch<br />
zu unterstützen und mit diesen<br />
zusammenzuarbeiten. Dazu bedürfen die<br />
Bibliotheken natürlich <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />
wie fi nanziellen Unterstützung ihrer Unterhaltsträger.<br />
Dies erscheint insofern grundsätzlich<br />
auch unproblematisch, da <strong>de</strong>r Unterhaltsträger<br />
<strong>de</strong>r Öffentlichen Bibliothek<br />
zugleich Schulträger ist und damit auch<br />
für die Ausstattung <strong>de</strong>r Schulen mit Büchereien<br />
Verantwortung trägt – in welchem<br />
Umfang, ist allerdings seit Langem<br />
zwischen Län<strong>de</strong>rn und Kommunen ebenso<br />
strittig wie innerhalb <strong>de</strong>r kommunalen<br />
Spitzenverbän<strong>de</strong>.<br />
An<strong>de</strong>rerseits müssen die Bibliotheken<br />
auch ihrerseits Prioritäten setzen und ihren<br />
Part bei dieser tiefgreifen<strong>de</strong>n, wenn<br />
auch nur sukzessiv umgesetzten Bildungsreform<br />
aufgreifen und konstruktiv<br />
weiterentwickeln, Prioritäten setzen auch<br />
zulasten tradierter Angebote, sei es <strong>de</strong>r<br />
Literaturför<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>r sozialen Bibliotheksarbeit<br />
o<strong>de</strong>r einzelner <strong>de</strong>zentraler Angebote.<br />
Bibliotheken stehen so zurzeit am Schei<strong>de</strong>weg:<br />
Entwe<strong>de</strong>r unterstützen sie <strong>de</strong>n<br />
Umbau <strong>de</strong>r schulischen Bildung durch<br />
aktive Vermittlung <strong>de</strong>r notwendigen Informations-<br />
und Lernressourcen und curriculare<br />
Zusammenarbeit, durch konkrete<br />
Aufbauhilfen und erweiterte Netzwerke<br />
o<strong>de</strong>r sie verteidigen weiterhin mit <strong>de</strong>m<br />
Argument begrenzter Ressourcen ihr bisheriges<br />
Bibliothekskonzept <strong>de</strong>s ortsfesten<br />
Informationszentrums für alle Bürger.<br />
Die Folgen dieser Entscheidung sind jeweils<br />
gravierend: Im ersten Fall haben die<br />
Bibliotheken erhebliche zusätzliche Aufgaben<br />
zu bewältigen, sich in neue Aufgabenfel<strong>de</strong>r<br />
einzuarbeiten und neue Mittel<br />
einzuwerben o<strong>de</strong>r Mittel umzuschichten.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n im Gegenzug aber auch ihre<br />
Bibliothek in das Lernumfeld <strong>de</strong>r Schule<br />
integrieren und ihre Bibliotheksangebote<br />
mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Schulbibliothek vernetzen<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Lesesaal | BuB 509
BuB | Lesesaal<br />
Schwerpunkt<br />
510 Schulbibliothek<br />
Schule<br />
o<strong>de</strong>r Knast?<br />
Architekt for<strong>de</strong>rt Einbindung<br />
von Bibliotheken an Schulen<br />
Architektur und Lernen gehören zusammen.<br />
Davon ist Architekt Peter Hübner<br />
überzeugt. Im März dieses Jahres berichtete<br />
die taz.<strong>de</strong> im Artikel »Schulen sehen<br />
aus wie Strafanstalten« über Bausün<strong>de</strong>n<br />
an <strong>de</strong>utschen Schulen und holte dazu die<br />
Meinung <strong>de</strong>s gefragten Schularchitekten<br />
ein. Der ist sich sicher: »Je<strong>de</strong> Schule ist so<br />
gut wie ihre Bibliothek«. Der Beweis dafür:<br />
Die Wartburg-Grundschule in Münster<br />
(Nordrhein-Westfalen).<br />
Dort heißt die Schulbibliothek »Leseoase«<br />
und »ist ein Ort, an <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r<br />
lesen, träumen, sich informieren und<br />
sich Bücher ausleihen können. Sie können<br />
dort vorlesen und es wird ihnen vorgelesen.<br />
Sie können in Büchern schnüffeln<br />
und sich beraten lassen.« Das verrät<br />
die Homepage <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Deutschen<br />
Schulpreis 2008 ausgezeichneten Schule.<br />
Zwischen Lesekissen und Po<strong>de</strong>sten fin<strong>de</strong>n<br />
Schüler dort Nischen und Rückzugsräume<br />
– zum Beispiel für die wöchentliche<br />
Lesezeit, in <strong>de</strong>r die ganze Schule von<br />
<strong>de</strong>r Schulleiterin, über die Schüler bis hin<br />
zum Hausmeister nichts an<strong>de</strong>res tut, als<br />
lesen und sich vorlesen lassen.<br />
Christan Füller, Autor <strong>de</strong>s erwähnten<br />
taz-Artikels, schließt seinen Text mit <strong>de</strong>r<br />
Auffor<strong>de</strong>rung die Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Konjunkturpakets<br />
II sinnvoll zu nutzen: »Steckt die<br />
Milliar<strong>de</strong>n in Schulbibliotheken, sie bringen<br />
Lern- und Leseanlässe in die Schulhäuser<br />
– und <strong>de</strong>n Zwang die Schulkatakomben<br />
endlich umzubauen.« Er knüpft<br />
damit an das Netzwerk »Archiv <strong>de</strong>r Zukunft«<br />
an, welches die Umgestaltung<br />
von Schulen und an<strong>de</strong>ren Bildungshäusern<br />
zu Lernlandschaften for<strong>de</strong>rt.<br />
können und sich so als Bildungspartner<br />
von Schule unentbehrlich machen.<br />
Im zweiten Fall wer<strong>de</strong>n sie ihre Ressourcen<br />
schonen und tradierte Angebote (zunächst)<br />
erhalten können, aber gleichzeitig<br />
dadurch die Schulen nötigen, ihre Lernressourcen<br />
selbst zu organisieren und da-<br />
mit die Schulbibliothekslandschaft – aus<br />
bibliothekarischer Sicht – zu einem »Wildwuchs«<br />
<strong>de</strong>generieren lassen. Mit dieser<br />
Zweigleisigkeit von Bibliotheksangeboten<br />
wür<strong>de</strong>n die Öffentlichen Bibliotheken für<br />
<strong>de</strong>n Schüler aber zu einer weitgehend un-<br />
bekannten und unplausiblen Parallelwelt<br />
zur Welt <strong>de</strong>s schulischen Lernens wer<strong>de</strong>n.<br />
Das wie<strong>de</strong>rum hätte zur Folge, dass Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendliche die Öffentliche Bibliothek<br />
aus ihrem Blickfeld verlieren.<br />
Und umgekehrt gilt: Geht man von <strong>de</strong>r<br />
Zukunft einer Ganztagsschule als Regelschule<br />
aus, so wer<strong>de</strong>n die Öffentlichen<br />
Bibliotheken Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche nur<br />
dann als »Kun<strong>de</strong>n« gewinnen und halten<br />
können, wenn die schulischen Medienressourcen<br />
mit <strong>de</strong>n Angeboten <strong>de</strong>r Öffentlichen<br />
Bibliotheken vernetzt sind.<br />
Sind diese Konsequenzen hier richtig<br />
gesehen, so kann die Antwort auf die<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Bibliotheken durch<br />
Ganztagsschulen und neue Lernkultur<br />
nur sein, sich hier aktiv einzubringen, die<br />
Entwicklung mitzugestalten und sich so<br />
nicht nur ihren Kun<strong>de</strong>n-Nachwuchs langfristig<br />
zu sichern, son<strong>de</strong>rn auch eine wichtige<br />
zusätzliche bildungspolitische Legitimation<br />
ihrer Arbeit zu erhalten.<br />
Die dbv-Expertengruppe<br />
»Bibliothek und Schule«<br />
Die Defi zite <strong>de</strong>r Schulbibliotheksarbeit<br />
in Deutschland spiegeln sich auch in fehlen<strong>de</strong>n<br />
fachlichen Standards und in fehlen<strong>de</strong>n<br />
Mo<strong>de</strong>lllösungen mit bun<strong>de</strong>s- o<strong>de</strong>r<br />
zumin<strong>de</strong>st lan<strong>de</strong>sweiter Ausstrahlung.<br />
Dies hängt wie<strong>de</strong>rum eng damit zusammen,<br />
dass es – von wenigen Ausnahmen<br />
abgesehen – keine wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
o<strong>de</strong>r Diplom- beziehungsweise<br />
Bachelor-/Master-Arbeiten zum<br />
Thema gibt, keine Studiengänge und keine<br />
Lehrbücher, keine fachlichen Normen<br />
und Standards und keine wegweisen<strong>de</strong>n<br />
Struktur- o<strong>de</strong>r Handlungskonzepte.<br />
Vor diesem Hintergrund hatte es sich<br />
die 2003 neu eingesetzte DBV-Expertengruppe<br />
»Bibliothek und Schule« zur Aufgabe<br />
gemacht, <strong>de</strong>n Fleckenteppich <strong>de</strong>r<br />
Schulbibliothekslandschaft in Deutschland<br />
neu zu vermessen, vorhan<strong>de</strong>ne zukunftsfähige<br />
Lösungs- und Mo<strong>de</strong>llansätze<br />
zusammenzutragen und konzeptionell<br />
weiterzuentwickeln, um so nicht nur neue<br />
mo<strong>de</strong>llhafte Lösungen für Schulbibliotheksangebote<br />
zu erarbeiten, son<strong>de</strong>rn<br />
auch neue Standards für Ausstattung<br />
und Nutzung zu entwickeln beziehungsweise<br />
fortzuschreiben und sie dann in<br />
<strong>de</strong>r Berufsöffentlichkeit über einschlägige<br />
Veröffentlichungen und Fortbildungen<br />
bekanntzumachen. Dabei diente im<br />
Beson<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Blick auf die effektiven<br />
Schulbibliotheksstrukturen vieler an<strong>de</strong>rer<br />
Län<strong>de</strong>r – von Kanada bis Österreich, von<br />
Südtirol bis zu <strong>de</strong>n USA – als Anregung<br />
und Vorbild.<br />
Schulbibliotheken<br />
als zentrale<br />
Schnittstellen<br />
Kanadische Studie untersucht<br />
Lernen an Grundschulen<br />
Die Ontario Library Association hat einen<br />
Bericht über die Be<strong>de</strong>utung von<br />
Schulbibliotheken an Grundschulen herausgegeben.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um<br />
eine empirische Studie <strong>de</strong>r Queen`s University<br />
und <strong>de</strong>r Organisation »People for<br />
Education«, bei <strong>de</strong>r acht herausragen<strong>de</strong><br />
Bibliotheken an Grundschulen in <strong>de</strong>r<br />
kanadischen Provinz Ontario untersucht<br />
wur<strong>de</strong>n. Ziel war es, die Kriterien zu i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />
die eine vorbildlich geführte<br />
Grundschulbibliothek ausmachen. Deutlich<br />
wur<strong>de</strong> dabei, dass Schulbibliotheken<br />
eine Schule verän<strong>de</strong>rn sowie die Lese-<br />
und Schreibfähigkeit <strong>de</strong>r Schüler <strong>de</strong>utlich<br />
verbessern können, wenn die Bibliothek<br />
als Lernraum in <strong>de</strong>n Schulbetrieb eingebun<strong>de</strong>n<br />
wird.<br />
Die untersuchten Schulbibliotheken<br />
sind die zentrale Schnittstelle ihrer Schulen,<br />
sie wirken auf alle Bereiche ein und<br />
spielen eine herausragen<strong>de</strong> Rolle im Alltag<br />
<strong>de</strong>r Schüler und Lehrer. Auffallend ist<br />
dabei, dass die Bibliothekare, in <strong>de</strong>r Studie<br />
»Teacher Librarians« genannt, durch<br />
Kooperation mit <strong>de</strong>n Lehrern immer neue<br />
Wege fin<strong>de</strong>n, die Schüler bestmöglich<br />
beim Lernen zu unterstützen. Die Bibliothek<br />
wird in <strong>de</strong>n betrachteten Einrichtungen<br />
als Ort <strong>de</strong>s Lehrens und Lernens verstan<strong>de</strong>n.<br />
Die Studie konnte kein einheitliches<br />
Konzept für eine erfolgreich geführte<br />
Schulbibliothek herauskristallisieren. Um<br />
wachsen und ge<strong>de</strong>ihen zu können, sehen<br />
die Autoren die Unterstützung durch <strong>de</strong>n<br />
Schulleiter jedoch als unumgänglich an,<br />
wobei <strong>de</strong>r Schulbibliothekar eine Schlüsselrolle<br />
innerhalb <strong>de</strong>s Lehrkörpers einnimmt.<br />
Der Studie steht unter <strong>www</strong>.people<br />
foreducation.com/school-libraries zum<br />
Herunterla<strong>de</strong>n bereit.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Nach über sechs Jahren Kärrnerarbeit<br />
auf einem – nach Aufl ösung <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Bibliotheksinstituts (dbi) – so gut<br />
wie brachliegen<strong>de</strong>n Arbeitsfeld stehen<br />
heute allen Bibliothekaren und Pädagogen<br />
beziehungsweise <strong>de</strong>n sonst für Schulbibliotheken<br />
Verantwortung Überneh-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Schulbibliothek<br />
men<strong>de</strong>n eine ganze Palette an Informationsangeboten,<br />
Orientierungshilfen und<br />
konkreten Handreichungen zum Aufbau<br />
und Betrieb von Schulbibliotheken zur<br />
Verfügung.<br />
Zu nennen ist hier vor allem das bereits<br />
2003 erschienene Handbuch zu <strong>de</strong>n<br />
»Grundlagen <strong>de</strong>r Planung, <strong>de</strong>s Aufbaus,<br />
<strong>de</strong>r Verwaltung und Nutzung« von Schulbibliotheken<br />
(»Beiträge Jugendliteratur<br />
und Medien«, 14. Beiheft 2003), das zum<br />
1. Oktober 2004 freigeschaltete Fachportal<br />
<strong>www</strong>.schulmediothek.<strong>de</strong>, das zu (fast)<br />
allen Fragen rund um die Schulbibliothek<br />
sowie zu (fast) allen Möglichkeiten und<br />
Chancen <strong>de</strong>r Kooperation von Bibliotheken<br />
und Schulen webgerecht anschaulich<br />
und kompakt, aber auch in <strong>de</strong>r notwendigen<br />
Differenzierung informiert.<br />
Des Weiteren zu nennen sind das (unter<br />
an<strong>de</strong>rem) im Son<strong>de</strong>rheft 2005 <strong>de</strong>r<br />
Zeitschrift »Bibliothek, Forschung und<br />
Praxis« veröffentlichte Stufenkonzept<br />
»Mo<strong>de</strong>lle schulbibliothekarischer Versorgung«<br />
sowie eine Vielzahl von Artikeln in<br />
Fachzeitschriften (vor allem in »Beiträge<br />
Jugendliteratur und Medien« und <strong>de</strong>r Rubrik<br />
»Bildungspartner Bibliothek« dieser<br />
Zeitschrift) und eine Reihe von Flyern,<br />
Broschüren und Infos, die (zurzeit noch)<br />
über die Geschäftsstelle <strong>de</strong>r Expertengruppe<br />
in Frankfurt abrufbar sind: schul<br />
mediothek.portal@stadt-frankfurt.<strong>de</strong>.<br />
Was in <strong>de</strong>n letzten Jahren durch die<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Expertengruppe zusammengetragen<br />
wur<strong>de</strong>, kann we<strong>de</strong>r Lehrbücher<br />
noch Studiengänge o<strong>de</strong>r kompakte<br />
Fortbildungskurse ersetzen. Aber<br />
es ist doch inzwischen ein so breiter und<br />
differenzierter Fundus erarbeitet und<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Schwerpunkt<br />
Dr. phil. Ronald<br />
Schnei<strong>de</strong>r, Leiten<strong>de</strong>r<br />
Städtischer Bibliotheksdirektor;<br />
1974<br />
bis 1981 Wissenschaftlicher<br />
Assistent<br />
in Freiburg im<br />
Breisgau und Münster,<br />
seit 1981 Leiter<br />
<strong>de</strong>r Oberhausener Stadtbibliothek.<br />
Überörtlich engagiert unter an<strong>de</strong>rem im<br />
Lenkungsgremium <strong>de</strong>r Lektoratskooperation<br />
(1984 bis 1994), als Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft <strong>de</strong>r Großstadtbibliotheken<br />
und Stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s vbnw (1994 bis 1999) und<br />
als Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DBV-Expertengruppe<br />
»Bibliothek und Schule« (seit 2003).<br />
– Kontakt: Ronald.Schnei<strong>de</strong>r@oberhau<br />
sen.<strong>de</strong><br />
bereitgestellt wor<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r in<br />
Deutschland bildungspolitisch o<strong>de</strong>r organisatorisch<br />
Verantwortung für Schulbibliotheken<br />
übernehmen will, sich hier<br />
ausreichend sachkundig machen kann.<br />
Und es ist zu hoffen, dass damit auch auf<br />
einem pragmatischen Weg – auch über die<br />
vielen Fortbildungsveranstaltungen, die<br />
von <strong>de</strong>r Expertengruppe mit wechseln<strong>de</strong>n<br />
Partnern organisiert wur<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n<br />
– sukzessiv Normen und Standards für<br />
Schulbibliotheken etabliert wer<strong>de</strong>n und<br />
sich zunehmend auch in <strong>de</strong>r Realität <strong>de</strong>s<br />
Schulalltags fester verankern lassen, allem<br />
voran Standards zur Qualität und<br />
Aktualität <strong>de</strong>r Medienangebote und ihrer<br />
Erschließung sowie zur Effektivität <strong>de</strong>r<br />
unterrichtlichen Nutzung <strong>de</strong>r Schulbibliothek.<br />
Resümee<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Lesesaal | BuB 511<br />
Unter <strong>de</strong>r Voraussetzung, dass Bibliotheken<br />
die Herausfor<strong>de</strong>rung annehmen, die<br />
auf sie zukommt, ergeben sich folgen<strong>de</strong><br />
notwendigen Handlungsschritte:<br />
� Bibliotheken müssen vor Ort bereit<br />
sein, die Zusammenarbeit mit Schulen<br />
weiter auszubauen und einen aktiven Part<br />
beim Auf- und Ausbau von Schulbibliotheken<br />
zu übernehmen.<br />
� Die Bibliotheksverbän<strong>de</strong> müssen gemeinsam<br />
mit Schulministerien und <strong>de</strong>n<br />
Lehrerausbildungs- und -fortbildungseinrichtungen<br />
darauf hinwirken, dass<br />
die Möglichkeiten und Chancen »bibliotheksgestützten<br />
Lernens« künftig zum pädagogischen<br />
Grundwissen gehören.<br />
� Bibliotheksverbän<strong>de</strong> und Ministerien<br />
müssen auf Lan<strong>de</strong>sebene Entwicklungskonzepte<br />
für <strong>de</strong>n Ausbau von Schulbibliotheken<br />
und die Vernetzung von Schulen<br />
beziehungsweise Schulbibliotheken mit<br />
Öffentlichen Bibliotheken erarbeiten.<br />
� Bibliotheken und Bibliotheksverbän<strong>de</strong><br />
müssen sich stärker als bisher als Lobby<br />
für die neue Lernkultur, für bibliotheksgestützten<br />
Unterricht und für Schulbibliotheken<br />
bemerkbar machen, zum Beispiel<br />
über eine Kampagne »pro Schulbibliothek«<br />
o<strong>de</strong>r einen Bildungskongress.<br />
Wenn Bibliotheken hier einen langen<br />
Atem haben, wer<strong>de</strong>n sie langfristig ihre<br />
Position in <strong>de</strong>n Kommunen stärken: Nicht<br />
nur als unverzichtbare Bildungspartner<br />
<strong>de</strong>r Schulen, son<strong>de</strong>rn auch als Hauptverantwortliche<br />
eines kommunalen Netzwerkes<br />
von Leseför<strong>de</strong>rung, neuer Lernkultur<br />
und <strong>de</strong>r vielfältigen Medienressourcen für<br />
das lebenslange Lernen.<br />
�
BuB | Lesesaal<br />
Schwerpunkt<br />
512 Schulbibliothek<br />
Franziska Sievert<br />
Medienkompetenz für alle Schüler<br />
För<strong>de</strong>rprogramm IZBB ermöglicht Vorzeigebibliothek an <strong>de</strong>r<br />
Kooperativen Gesamtschule Schneverdingen<br />
An <strong>de</strong>r Kooperativen Gesamtschule<br />
Schneverdingen (KGS) ist mit Mitteln<br />
aus <strong>de</strong>m För<strong>de</strong>rprogramm <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />
»Initiative Zukunft, Bildung und Betreuung«<br />
(IZBB) eine Vorzeigebibliothek entstan<strong>de</strong>n.<br />
Die Einrichtung wird von einer<br />
Diplom-Bibliothekarin geleitet, die eng<br />
mit <strong>de</strong>r örtlichen Öffentlichen Bibliothek<br />
zusammenarbeitet. Diese Kooperation,<br />
die ergänzt wird durch Kontakte zu<br />
weiteren Partnern, wie zum Beispiel zu<br />
Unternehmen und <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur<br />
für Arbeit, ermöglicht ein umfangreiches<br />
Medien-, Kurs- und Veranstaltungsangebot<br />
für Schüler und Lehrer.<br />
Im Jahr 2006 ist die KGS zur Ganztagsschule<br />
gewor<strong>de</strong>n und bietet seit<strong>de</strong>m für<br />
die Schüler ein offenes Ganztagsangebot.<br />
An drei Nachmittagen haben die<br />
Schüler die Möglichkeit, Betreuungsangebote<br />
von zwei Sozialpädagoginnen wahrzunehmen,<br />
an verschie<strong>de</strong>nen Arbeitsgemeinschaften<br />
teilzunehmen und die<br />
Schulbibliothek zu besuchen.<br />
Diese war bereits in <strong>de</strong>n 1970er-Jahren<br />
gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n, führte in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren jedoch ein wenig beachtetes Dasein<br />
mit veralteten Büchern und durchgesessenen<br />
Sofas. Um dies zu än<strong>de</strong>rn, nahmen<br />
von September 2006 bis Juni 2008 zwei<br />
Lehrkräfte <strong>de</strong>r KGS an einem Projekt <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sschulbehör<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Titel »Von<br />
<strong>de</strong>r Schülerbücherei zum Selbstlernzentrum«<br />
(weitere Informationen unter <strong>www</strong>.<br />
aschern.<strong>de</strong>) teil. Unter <strong>de</strong>r Leitung von<br />
zwei Beratern für Schulbibliothek und<br />
Leseför<strong>de</strong>rung entwarfen sie dort ein Konzept<br />
für eine neue Schulbibliothek.<br />
Durch die Teilnahme an <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitiative<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung für Ganztagsschulen<br />
(IZBB-Programm) konnte<br />
das Konzept realisiert wer<strong>de</strong>n. Im Sommer<br />
2007 wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Bau eines Ganztagsgebäu<strong>de</strong>s<br />
mit Mensa, Schülercafé und Bibliothek<br />
begonnen. Die Bibliothek wur<strong>de</strong><br />
nach <strong>de</strong>n Richtlinien <strong>de</strong>r IFLA/UNESCO<br />
für Schulbibliotheken gestaltet. 1<br />
Die Räumlichkeiten wur<strong>de</strong>n im Herbst<br />
2008 nach einem Jahr Bauzeit fertiggestellt<br />
und für die schulische Nutzung freigegeben.<br />
Zum Beginn <strong>de</strong>s neuen Halbjahres<br />
im Februar 2009 konnte die Schulbibliothek<br />
dann eröffnet wer<strong>de</strong>n. Sie erstreckt<br />
sich über 150 Quadratmeter. Durch ihre<br />
zentrale Lage im Erdgeschoss und <strong>de</strong>n<br />
ebenerdigen Zugang erweist sich die Bibliothek<br />
als barrierefrei und wird so auch<br />
<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Bedürfnissen behin<strong>de</strong>rter<br />
Schüler gerecht.<br />
Sie umfasst einen Hauptraum mit<br />
durchgehen<strong>de</strong>r Fensterfront, wodurch<br />
<strong>de</strong>r Raum großzügig und einla<strong>de</strong>nd wirkt<br />
und eine angemessene Beleuchtung durch<br />
Tageslicht entsteht. Dieser beinhaltet einen<br />
Verwaltungsbereich mit geräumiger<br />
Ausleihtheke, an welcher Platz für Medienbearbeitung<br />
und Verbuchung ist.<br />
Großzügige Schränke bieten einen Aufbe-<br />
wahrungsort für <strong>de</strong>n Geschäftsbedarf und<br />
bibliotheksinterne Unterlagen.<br />
Eine raffi niert eingezogene Empore<br />
schafft eine zweite Ebene mit Raum für<br />
PC-Arbeitsplätze. Dieser Computerarbeitsbereich<br />
verfügt über einen WLAN-<br />
Internetzugang, sodass sowohl an <strong>de</strong>n<br />
bibliothekseigenen Rechnern als auch an<br />
mitgebrachten Laptops im Internet recherchiert<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Auf <strong>de</strong>n Rechnern<br />
ist außer<strong>de</strong>m ein Publikumskatalog<br />
installiert, sodass <strong>de</strong>r Bestand online<br />
durchsucht wer<strong>de</strong>n kann.<br />
In einem angrenzen<strong>de</strong>n Arbeitsraum<br />
ist es außer<strong>de</strong>m möglich, ungestört zu arbeiten<br />
o<strong>de</strong>r Unterricht abzuhalten. Dieser<br />
Bereich dient außer<strong>de</strong>m zur Vorbereitung<br />
gemeinschaftlicher Unterrichtsprojekte.<br />
Die Anschaffung von Präsentationsmaterialien<br />
wie Beamer und Leinwand für<br />
zukünftige Gruppenarbeiten ist geplant.<br />
Durch fl exible Trennwän<strong>de</strong> kann dieser<br />
Bereich bei Bedarf zur Mensa hin erweitert<br />
wer<strong>de</strong>n. So können auch größere Veranstaltungen,<br />
wie zum Beispiel Lesungen,<br />
problemlos durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Unter freiem Himmel lesen<br />
Des Weiteren gibt es vom Hauptraum<br />
einen Zugang zum Außengelän<strong>de</strong>, wo<br />
in einem speziellen Bibliotheksbereich,<br />
bei entsprechen<strong>de</strong>m Wetter, unter freiem<br />
Himmel gelesen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Der Einsatz von Fachmobiliar hat sich<br />
bewährt, da spezialisierte Bibliothekseinrichtungsfi<br />
rmen Möbel anfertigen,<br />
welche genau auf die Anfor<strong>de</strong>rungen einer<br />
Schulbibliothek zugeschnitten sind.<br />
Die gewählten Möbel sind stabil, haltbar<br />
und beliebig erweiterbar, sodass sich zum<br />
Beispiel das Nachrüsten unproblematisch<br />
gestaltet. Ihre Flexibilität sorgt außer<strong>de</strong>m<br />
für eine variable und funktionale Medienpräsentation.<br />
Die Regale können an die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Größen <strong>de</strong>r Medien angepasst wer<strong>de</strong>n,<br />
und es ist sowohl Frontal- als auch<br />
Rückenpräsentation möglich. Zur fachgerechten<br />
Inneneinrichtung vom Bibliotheksausstatter<br />
gehört außer<strong>de</strong>m ein Zeitschriftenschrank,<br />
in welchem bis zu zwölf<br />
Zeitungen o<strong>de</strong>r Zeitschriften aufbewahrt<br />
wer<strong>de</strong>n können, ein Bücherwagen sowie<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
1 IFLA/UNESCO 2002, International Fe<strong>de</strong>ration<br />
of Library Associations and Institutions<br />
(Hrsg.): Die Richtlinien <strong>de</strong>r IFLA/UNESCO<br />
für Schulbibliotheken. IFLA, 2002; online<br />
abrufbar unter <strong>www</strong>.ifl a.org/VII/s11/pubs/<br />
SchoolLibraryGui<strong>de</strong>lines-<strong>de</strong>.pdf<br />
2 <strong>www</strong>.schulmediothek.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Schulbibliothek<br />
ein Büchertrog, in <strong>de</strong>m zukünftig Lehrer-<br />
Handapparate ihren Platz bekommen.<br />
Der Lesebereich mit robusten Sesseln<br />
und Tischen kommt bei <strong>de</strong>n Schülern gut<br />
an und lädt zum Verweilen ein. Auch die<br />
Büroausstattung wur<strong>de</strong> mo<strong>de</strong>rnisiert und<br />
die ehemaligen Ausleihkarten und Zettelkataloge<br />
durch einen PC sowie Scanner<br />
Auch für die Lehrer wird es in<br />
Zukunft Veranstaltungen geben.<br />
und Bondrucker ersetzt. Mithilfe <strong>de</strong>r Software<br />
Allegro fi n<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Verbuchungsvorgang<br />
nun maschinell statt. Sämtliche Medien<br />
wur<strong>de</strong>n katalogisiert und sind nun<br />
online nachweisbar.<br />
Satzung und Benutzerordnung wur<strong>de</strong>n<br />
anhand eines Musters <strong>de</strong>s Portals<br />
»Schulmediothek« 2 entwickelt. Auch eine<br />
neue Gebührenordnung, die sich an <strong>de</strong>n<br />
Gebühren <strong>de</strong>r örtlichen Stadtbücherei<br />
orientiert, wur<strong>de</strong> verfasst. Zu Beginn <strong>de</strong>s<br />
neuen Schuljahres haben alle Schüler neue<br />
Schülerausweise erhalten, in die ein Barco<strong>de</strong><br />
integriert wur<strong>de</strong>. Haben die Schüler<br />
einmalig eine unterschriebene Einverständniserklärung<br />
ihrer Eltern abgegeben,<br />
können sie danach je<strong>de</strong>rzeit mit ihrem<br />
Schülerausweis ausleihen.<br />
Beim Bestandsaufbau wur<strong>de</strong> zunächst<br />
<strong>de</strong>r Bestand <strong>de</strong>r bisherigen Schulbibliothek<br />
gesichtet und ein großer Teil als veraltet<br />
und <strong>de</strong>fekt aussortiert. So ergab sich ein<br />
Grundbestand von circa 800 Medien, <strong>de</strong>r<br />
anschließend aufgestockt wur<strong>de</strong>.<br />
Die Mittel dafür setzten sich aus <strong>de</strong>m<br />
regulären jährlichen Etat <strong>de</strong>r Bibliothek,<br />
einem zusätzlichen einmaligen Betrag zur<br />
Neueröffnung und fi nanzieller Unterstützung<br />
durch <strong>de</strong>n schulischen För<strong>de</strong>rverein<br />
zusammen. Ergänzt wur<strong>de</strong> dies durch<br />
Sponsoring von Verlagen und Spen<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>r<br />
von Unternehmen vor Ort.<br />
Angeschafft wur<strong>de</strong>n neben aktuellen<br />
Bestsellern und Kin<strong>de</strong>rklassikern hauptsächlich<br />
altersgerechte Romane für die höheren<br />
Jahrgänge. Durch zusätzliche Spen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r lokalen Buchhandlungen konnte<br />
ein umfangreiches Sortiment an Kin<strong>de</strong>r-<br />
und Jugendbüchern aufgebaut wer<strong>de</strong>n, das<br />
nun alle Altersstufen ab<strong>de</strong>ckt. Ein kleiner<br />
Teil an fremdsprachiger Belletristik ist<br />
ebenfalls vorhan<strong>de</strong>n. Zurzeit umfasst dieser<br />
nur englische und französische Titel.<br />
Es ist jedoch angedacht, diesen um weitere<br />
Sprachen wie Türkisch, Polnisch und Russisch<br />
zu erweitern, um <strong>de</strong>n Schülern mit<br />
Migrationshintergrund auch das Lesen in<br />
ihrer Muttersprache zu ermöglichen. Darüber<br />
hinaus wur<strong>de</strong>n vor allem viele Sach-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Schwerpunkt<br />
titel neu bestellt, mit Orientierung an <strong>de</strong>n<br />
Unterrichtsthemen in <strong>de</strong>n Curricula und<br />
an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Lehreinheiten. So ist<br />
ein umfangreicher Nachschlagebestand<br />
entstan<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m sowohl Schüler als<br />
auch Lehrer zur Unterrichtsvor- und nachbereitung<br />
arbeiten können.<br />
Manga- und Comicreihen<br />
Um auch buchferne Schüler in die Bibliothek<br />
zu locken, umfasst <strong>de</strong>r Bestand neben<br />
einigen beliebten Manga- und Comicreihen<br />
auch CDs und DVDs. Des Weiteren<br />
erklärten sich einige Zeitungsverlage im<br />
Rahmen von Sponsoring bereit, Gratisabonnements<br />
für ein Jahr zur Verfügung<br />
zu stellen. So stehen <strong>de</strong>n Schülern neben<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Lesesaal | BuB 513<br />
Comics und Mangas gehören ebenfalls zum umfangreichen Angebot <strong>de</strong>r Schulbibliothek.<br />
Foto: KGS<br />
<strong>de</strong>r lokalen Presse auch überregionale Zeitungen<br />
und Zeitschriften zur Verfügung.<br />
Aufgestellt ist <strong>de</strong>r Bestand nach Interessenkreisen,<br />
um <strong>de</strong>n Schülern einen einfacheren<br />
Überblick zu ermöglichen.<br />
Dieser Bestand steht nun für circa 1 600<br />
Schüler und 100 Lehrkräfte bereit. Die<br />
Schülerinnen und Schüler verteilen sich<br />
dabei auf drei Schulzweige, 330 besuchen<br />
<strong>de</strong>n Hauptschulzweig, 520 sind am Realschulzweig,<br />
570 sind in <strong>de</strong>n Klassen 5 bis<br />
10 <strong>de</strong>s Gymnasialzweigs und 210 absolvieren<br />
die gymnasiale Oberstufe.<br />
Betreut wird die Schulbibliothek von<br />
einer Diplom-Bibliothekarin, unter Leitung<br />
<strong>de</strong>r Schule. Durch einen Kooperationsvertrag<br />
mit <strong>de</strong>r örtlichen Bibliothek ist<br />
außer<strong>de</strong>m an zwei Vormittagen in <strong>de</strong>r Wo
BuB | Lesesaal<br />
Schwerpunkt<br />
514 Schulbibliothek<br />
(<strong>www</strong>.b-u-b.<strong>de</strong>)<br />
(Bis 2000: »Buch und Bibliothek«)<br />
Fachzeitschrift <strong>de</strong>s BIB . Berufsverband<br />
Information Bibliothek e.V.<br />
(<strong>www</strong>.bib-info.<strong>de</strong>)<br />
61. Jahrgang,<br />
Nr. 07/08, Juli/August 2009<br />
ISSN 0340-0301<br />
Herausgeber:<br />
Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover<br />
Olaf Eigenbrodt, Berlin<br />
Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dale S. Askey, Kansas State University<br />
Library, Manhattan, KS . Prof. Jürgen<br />
Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lo<strong>de</strong>mann,<br />
Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und<br />
Essen . Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek<br />
Baselland, Liestal . Prof. Dr.<br />
Elmar Mittler, Göttingen . Walburgis Otte,<br />
Bibliothek <strong>de</strong>r FH Ol<strong>de</strong>nburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven<br />
. Dr. Georg Ruppelt,<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Nie<strong>de</strong>rsächsische<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek, Hannover<br />
. Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband,<br />
Berlin . Dr. Harald Weigel,<br />
Vorarlberger Lan<strong>de</strong>sbibliothek, Bregenz<br />
Redaktion:<br />
BuB<br />
Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen<br />
Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen<br />
Telefon (0 71 21) 34 91-0<br />
Telefax (0 71 21) 30 04 33<br />
E-Mail: bub@bib-info.<strong>de</strong><br />
Redaktion: Julia Hellmich (hel) und<br />
Bernd Schleh (verantwortlich, slh) . unter<br />
Mitarbeit von Michael Reisser (rei) und Susanne<br />
Richt (ric)<br />
Verlag und Anzeigenverwaltung:<br />
BOCK + HERCHEN Verlag<br />
Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef<br />
Reichenbergerstraße 11 e .<br />
53604 Bad Honnef<br />
Telefon (0 22 24) 57 75<br />
Telefax (0 22 24) 7 83 10<br />
E-Mail: buh@bock-net.<strong>de</strong><br />
Anzeigenverwaltung: Gabi Bott<br />
Herstellung:<br />
Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef<br />
Druck: Strube OHG, Gu<strong>de</strong>nsberg<br />
Erscheinungsweise:<br />
zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/August<br />
und November/Dezember)<br />
Preis:<br />
je Heft € 12,50, jährlich € 88,–<br />
Studieren<strong>de</strong> sowie Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
VDB jährlich € 44,–<br />
Preise einschließlich Mehrwertsteuer<br />
und zuzüglich Versandgebühr.<br />
Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s BIB ist <strong>de</strong>r Bezug<br />
im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
BuB ist kündbar bis jeweils<br />
15. November.<br />
Bezug durch <strong>de</strong>n Verlag<br />
Redaktionsschluss<br />
für Heft 10/2009: 24. August<br />
Anzeigenschluss<br />
für Heft 10/2009: 11. September<br />
che die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schneverdinger<br />
Stadtbücherei vor Ort.<br />
Bereits in <strong>de</strong>r Vergangenheit hat sich die<br />
KGS sehr für Leseför<strong>de</strong>rung engagiert und<br />
im schulischen Programm einen Schwerpunkt<br />
auf die Vermittlung von Lesekompetenz<br />
gelegt. Mit <strong>de</strong>r neuen Schulbibliothek<br />
soll dies noch verstärkt wer<strong>de</strong>n. Ziel<br />
ist es, <strong>de</strong>n offenen Bibliotheksunterricht in<br />
<strong>de</strong>n Lehrplan zu integrieren und regelmäßige<br />
Klassenbesuche min<strong>de</strong>stens einmal<br />
im Jahr pro Jahrgang stattfi n<strong>de</strong>n zu lassen.<br />
Zur Eröffnung hatten die 5. und 6.<br />
Klassen die Möglichkeit, anhand eines<br />
»Bibliotheksquiz« <strong>de</strong>n Bestand, die Systematik<br />
und die Ausleihmodalitäten kennenzulernen.<br />
So erhalten die Schüler spielerisch<br />
einen Einblick in die Bücherei und<br />
lernen das Angebot kennen. Nach diesem<br />
ersten »Reinschnuppern« kommen viele<br />
von ihnen gerne in <strong>de</strong>n Pausen und am<br />
Nachmittag wie<strong>de</strong>r, und die Bibliothek<br />
wird bereits rege frequentiert.<br />
Für die älteren Jahrgänge fi n<strong>de</strong>n zukünftig<br />
»teaching library«-Veranstaltungen<br />
statt, die an die verschie<strong>de</strong>nen Schulzweige<br />
sowie die Unterrichtssituation<br />
angepasst sind. So lernt zum Beispiel die<br />
gymnasiale Oberstufe die Recherche für<br />
die Facharbeit, während bei <strong>de</strong>n Haupt-<br />
und Realschulzweigen die Suche nach<br />
Ausbildungsstellen und Unterstützung bei<br />
Bewerbungen im Vor<strong>de</strong>rgrund steht. Geför<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n soll bei diesen Veranstaltungen<br />
jedoch vor allem das eigenständige<br />
und selbstgesteuerte Lernen in <strong>de</strong>r Bibliothek.<br />
Angedacht ist außer<strong>de</strong>m eine regelmäßig<br />
stattfi n<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Bibliotheks-AG, in <strong>de</strong>r<br />
die Schüler hinter die Kulissen <strong>de</strong>r Bücherei<br />
schauen und kleine Tätigkeiten,<br />
wie zum Beispiel Schaukästen <strong>de</strong>korieren<br />
o<strong>de</strong>r Bücher zurücksortieren, übernehmen<br />
sollen. Auch Vorlesepatenschaften und<br />
Büchertipps von Schülern für Schüler sind<br />
angedacht.<br />
Bewerbungstraining<br />
Auch für die Lehrer wird es in Zukunft<br />
Veranstaltungen in <strong>de</strong>r Schulbücherei geben.<br />
So soll die Möglichkeit bestehen, an<br />
Schulungen zur Medienkompetenz teilzunehmen,<br />
sich aktuelle Bestseller vorstellen<br />
zu lassen o<strong>de</strong>r etwas zur didaktischen Nutzung<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek zu erfahren.<br />
In Kooperation mit Partnern vor Ort<br />
(zum Beispiel <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit,<br />
Pro Familia) könnten außer<strong>de</strong>m gemeinsame<br />
Projekte, wie zum Beispiel ein<br />
Bewerbungstraining, realisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch die vertraglich festgelegte Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>r Stadtbücherei soll<br />
Franziska Sievert,<br />
geboren 1979 in<br />
Wolfsburg. Von<br />
1998 bis 2004 Ausbildung<br />
zur Buchhändlerin<br />
und anschließen<strong>de</strong>Tätigkeit<br />
im Beruf, unter<br />
an<strong>de</strong>rem als Leiterin<br />
einer Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbuchabteilung.<br />
Von 2004 bis 2008 Studium an <strong>de</strong>r<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
in Hamburg im Studiengang<br />
Bibliotheks- und Informationsmanagement<br />
mit <strong>de</strong>n Schwerpunkten »Management«<br />
und »Kultur und Medien«.<br />
Diplomarbeit in Kooperation mit <strong>de</strong>r<br />
Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle <strong>de</strong>r<br />
Bücherhallen Hamburg (SBA) zur Zusammenarbeit<br />
zwischen SBA und Hamburger<br />
Schulen. Von Oktober 2008 bis<br />
März 2009 Konzeptionierung und Betreuung<br />
<strong>de</strong>r Schulbibliothek <strong>de</strong>r Kooperativen<br />
Gesamtschule Schneverdingen.<br />
Seit April 2009 bei <strong>de</strong>r Büchereizentrale<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen im Bereich Veranstaltungsarbeit<br />
und Projektleitung.<br />
– Kontakt: franziska.sievert@gmx.<strong>de</strong><br />
in nächster Zeit intensiviert wer<strong>de</strong>n. So<br />
wird zum Beispiel gera<strong>de</strong> gemeinsam ein<br />
Programm für <strong>de</strong>n Sommerleseclub 2009<br />
erarbeitet.<br />
Durch regelmäßige Teilnahme an <strong>de</strong>r<br />
Aktion »Jugend <strong>de</strong>battiert«, <strong>de</strong>m Vorlese-<br />
Da die Bücherei noch keinen<br />
Namen hat, wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Schulleitung<br />
ein Wettbewerb ausgelobt.<br />
wettbewerb <strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls<br />
sowie <strong>de</strong>r Durchführung von Autorenlesungen<br />
und Märchenerzählungen hat die<br />
KGS bereits ein vorbildliches Angebot im<br />
Bereich <strong>de</strong>r Leseför<strong>de</strong>rung. Dieses soll nun<br />
weiter ausgebaut wer<strong>de</strong>n und um zusätzliche<br />
Veranstaltungen, wie zum Beispiel<br />
Büchernacht, Poetry Slam, Manga-Zeichenwettbewerb,<br />
SMS-Contest, erweitert<br />
wer<strong>de</strong>n. Geplant ist ein breit gefächertes<br />
Angebot, an <strong>de</strong>m die Schüler regelmäßig<br />
partizipieren können.<br />
Aktuell fi n<strong>de</strong>t eine Ausstellung <strong>de</strong>r<br />
»Mädchen-AG« in <strong>de</strong>r Bibliothek statt, die<br />
selbstgestaltete Stühle zum Thema »seinen<br />
Platz fi n<strong>de</strong>n« präsentieren.<br />
Auch für ein an<strong>de</strong>res Projekt bittet die<br />
Bibliothek ihre Schüler im Moment um<br />
Mithilfe: Da die Bücherei noch keinen<br />
Namen hat, wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Schulleitung<br />
ein Wettbewerb ausgelobt, bei <strong>de</strong>m es Büchergutscheine<br />
zu gewinnen gibt.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Schulbibliothek<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Schwerpunkt<br />
Effi Schumacher, Heidrun Littmann<br />
För<strong>de</strong>rung von Lese-, Informations-<br />
und Medienkompetenz in <strong>de</strong>r Grundschule<br />
Ein Mo<strong>de</strong>llprojekt in Biberach an <strong>de</strong>r Riß<br />
Bildungspartnerschaften zwischen<br />
Schulen und Bibliotheken ge<strong>de</strong>ihen in<br />
<strong>de</strong>n letzten Jahren dank PISA und neuen<br />
Bildungsplänen. Dem Kollegium <strong>de</strong>r<br />
Mittelberg-Grundschule war unter neuer<br />
Leitung beson<strong>de</strong>rs wichtig, bei ihren<br />
Schülern nicht nur die Lesefähigkeiten zu<br />
för<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn auch Kenntnisse <strong>de</strong>r Medienwelt<br />
und Informationsbeschaffung<br />
bereits ab <strong>de</strong>r ersten Klasse zu vermitteln.<br />
Im Medien- und Informationszentrum<br />
(MIZ) Stadtbücherei Biberach fan<strong>de</strong>n die<br />
Pädagogen einen kompetenten und engagierten<br />
Partner für ihr Anliegen. Die Kooperation<br />
zwischen Stadtbücherei, Eltern<br />
und Schule ermöglicht <strong>de</strong>n Grundschülern<br />
von Anfang an einen intensiven Einblick in<br />
die Welt <strong>de</strong>r Bücher und Medien.<br />
Seit einigen Jahren orientiert sich die<br />
Mittelberg-Grundschule (220 Schüler)<br />
im oberschwäbischen Biberach<br />
an <strong>de</strong>m Qualitäts-Leitsatz »Wir erziehen<br />
zum möglichst kompetenten Umgang<br />
mit Sprache und Schrift als Grundlage<br />
zur Kommunikationsfähigkeit in <strong>de</strong>r Gesellschaft«.<br />
Denn Lesekompetenz ist eine<br />
wichtige Schlüsselqualifi kation, die schon<br />
in <strong>de</strong>r Grundschule für <strong>de</strong>n Wissenserwerb<br />
unabdingbar ist und ohne die ein<br />
lebenslanges Lernen gera<strong>de</strong> auch im Zeitalter<br />
von Computer und Internet un<strong>de</strong>nkbar<br />
wäre (vgl. IGLU: Bos et al., 2004).<br />
Im Schuljahr 2006/2007 entstand im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Schulentwicklung die I<strong>de</strong>e,<br />
die in einigen Klassen bestehen<strong>de</strong>n Klassenbüchereien<br />
auszubauen und eine gemeinsame<br />
Schülerbücherei einzurichten.<br />
Zeitgleich war die Stadtbücherei auf <strong>de</strong>r<br />
Suche nach einem geeigneten Projektpartner<br />
zur Intensivierung <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
mit Schulen in Biberach. Eine erste<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Lesesaal | BuB 515<br />
Planungssitzung zwischen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r-<br />
und Jugendbibliothekarin und <strong>de</strong>m neuen<br />
Schulleiter <strong>de</strong>r Grundschule veranlasste<br />
die Einrichtungen dazu, eine intensive<br />
Kooperation zwischen <strong>de</strong>n Bildungseinrichtungen<br />
einzugehen. Ziel dieser Kooperation<br />
ist die gegenseitige fachliche<br />
Unterstützung, um die Lese-, Recherche-<br />
und Informationskompetenz <strong>de</strong>r Schüler<br />
zu stärken.<br />
Das Medien- und Informationszentrum<br />
Stadtbücherei<br />
Die Stadtbücherei Biberach arbeitet seit<br />
vielen Jahren intensiv mit Kin<strong>de</strong>rgärten<br />
und Schulen zusammen. Kooperationen<br />
in Form gemeinsamer Veranstaltungen,<br />
in Form von Führungen durch die Bücherei,<br />
Blockausleihen für Schulbibliotheken,<br />
Vorträge zur Leseför<strong>de</strong>rung und so weiter<br />
sind längst eine Selbstverständlichkeit.<br />
Um aber das Thema Lese- und Medienkompetenz<br />
nachhaltig als Schwerpunkt<br />
im gesamten Schulkonzept zu verankern,<br />
ist eine noch intensivere Zusammenarbeit<br />
von Schule und Bibliothek notwendig.<br />
Dieses Ziel wur<strong>de</strong> 2007 im Leitbild <strong>de</strong>r<br />
Stadtbücherei verankert: »Damit sie [unsere<br />
Leser] sich in diesen geordneten Wissensräumen<br />
unabhängig und selbständig<br />
bewegen können, för<strong>de</strong>rn wir die Leselust,<br />
Medien-, Recherche- und Informationskompetenz.<br />
[…] Dabei arbeiten wir vernetzt<br />
mit an<strong>de</strong>ren Bildungspartnern und<br />
Kultureinrichtungen zusammen.«<br />
Standfeste Regale: Als Bibliotheksraum dient ein bisher als Fachraum genutztes Klassenzimmer,<br />
die Ausstattung erfolgte mit kleinem Budget – qualitativ hochwertige Regale wur<strong>de</strong>n trotz<strong>de</strong>m<br />
angeschafft. Fotos: Stadtbücherei Biberach<br />
�
Piraten ahoi! Den Schülern wer<strong>de</strong>n grundsätzliche Regeln für die Bibliotheksnutzung vermittelt.<br />
Sie lernen dabei, was zu einem sorgfältigen Umgang mit Büchern gehört, wie lange man Bücher<br />
ausleihen darf und nach welchem Ordnungssystem die Bücher in <strong>de</strong>n Regalen stehen.<br />
Grundlage für die Zusammenarbeit<br />
bil<strong>de</strong>t unter <strong>de</strong>m Titel »Lesen und Lernen:<br />
ein Leben lang. Mit ihrer Stadtbücherei«<br />
ein Katalog von 36 Bestands- und Vermittlungsangeboten<br />
für Menschen von 0<br />
bis 99 Jahren. Vom Kleinkind bis zu Senioren<br />
sind darin zielgruppenspezifi sche<br />
Möglichkeiten zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Spracherwerbs,<br />
<strong>de</strong>r Leselust, <strong>de</strong>r Lesefähigkeit,<br />
<strong>de</strong>r Medien-, Recherche- und Informationskompetenz<br />
hinterlegt, die selbstverständlich<br />
auch Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen<br />
berücksichtigen.<br />
Die Zusammenarbeit<br />
Vor Beginn <strong>de</strong>r Zusammenarbeit zwischen<br />
Schule und Bibliothek mussten<br />
die Rahmenbedingungen ermittelt und<br />
festgelegt wer<strong>de</strong>n. Um alle Pädagogen<br />
<strong>de</strong>r Mittelberg-Grundschule zu überzeu-<br />
gen und ins Projekt einzubin<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n<br />
in einer Gesamtlehrerkonferenz die<br />
Möglichkeiten und das Angebot einer<br />
Schulbibliothek vorgestellt. Aus Teilen<br />
<strong>de</strong>s Kollegiums bil<strong>de</strong>te sich daraufhin ein<br />
Arbeitskreis, <strong>de</strong>r sich regelmäßig mit <strong>de</strong>n<br />
Vertretern <strong>de</strong>r Bibliothek traf. Durch die<br />
intensive Mitarbeit an <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s Bibliothekskonzeptes ist auch bei allen<br />
Pädagogen die I<strong>de</strong>ntifi kation mit ihrer<br />
»Schulbibliothek« gegeben.<br />
Seit <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>r Bibliothek sind<br />
nur noch zwei Lehrkräfte eingebun<strong>de</strong>n:<br />
die Schulleitung für die Koordination<br />
und wichtige pädagogische Fragen und<br />
eine Lehrkraft mit einer Unterrichtsstun<strong>de</strong>.<br />
Die Lehrkraft betreut in diesem<br />
Rahmen auch circa 20 Eltern, die die Bibliothek<br />
durch ehrenamtliche Mitarbeit<br />
in ihrer Freizeit tatkräftig unterstützen.<br />
Sie kümmern sich um die Pfl ege <strong>de</strong>s Be-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Schulbibliothek<br />
stan<strong>de</strong>s, in<strong>de</strong>m sie neue Bücher einbin<strong>de</strong>n<br />
und mit Ordnungsmerkmalen versehen,<br />
beschädigte Bücher reparieren und freie<br />
Öffnungszeiten anbieten, in <strong>de</strong>nen immer<br />
zwei Eltern die Bücherei beaufsichtigen.<br />
Durch <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Eltern konnte<br />
die Schulbücherei beispielsweise die Öffnungszeiten<br />
auf elf Unterrichtsstun<strong>de</strong>n<br />
pro Woche erweitern. Regelmäßige Schulungen<br />
wie ein Buchbin<strong>de</strong>- und Reparaturworkshop<br />
und so weiter machen die<br />
Eltern bibliotheksfi t. Inzwischen geben<br />
die Elternteams ihr Wissen an neue Eltern<br />
selbstständig weiter und multiplizieren<br />
die Buchbin<strong>de</strong>- und Reparaturfähigkeiten.<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>s Schuljahres wer<strong>de</strong>n<br />
die Inhalte und Aktionen zur Sprach- und<br />
Leseför<strong>de</strong>rung zwischen Schulleitung und<br />
Stadtbücherei abgestimmt und in <strong>de</strong>n<br />
Lehrplan eingebaut.<br />
Im Schulkonzept <strong>de</strong>r Mittelberg-<br />
Grundschule sind folgen<strong>de</strong> Ziele verbindlich<br />
hinterlegt:<br />
� Kompetenter Umgang mit Medien: Im<br />
Bildungsplan für die Grundschule in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
wird ein<strong>de</strong>utig betont,<br />
dass die Entwicklung von Lesemotivation<br />
und Lesefreu<strong>de</strong> die be<strong>de</strong>utendste Voraussetzung<br />
<strong>de</strong>s Unterrichts ist, <strong>de</strong>nn die Lesefähigkeit<br />
ist die wichtigste Kompetenz<br />
für selbstständiges Lernen, das in unserer<br />
heutigen Wissensgesellschaft immer mehr<br />
an Be<strong>de</strong>utung gewinnt. Leseför<strong>de</strong>rung<br />
ist somit eine <strong>de</strong>r zentralen Aufgaben <strong>de</strong>r<br />
Mittelberg-Grundschule. Ziel ist es, dass<br />
die Kin<strong>de</strong>r Medien sinnvoll und selbstverantwortlich<br />
nutzen können.<br />
� Differenzierung: Die Schülerbücherei<br />
mit ihrem Angebot an Büchern mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Textsorten auf unterschiedlichem<br />
Niveau soll es <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn ermöglichen,<br />
einen eigenen Zugang zum Lesen zu<br />
fi n<strong>de</strong>n. Die Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Schulbücherei<br />
während <strong>de</strong>s Unterrichts stellen eine<br />
wertvolle Differenzierungsmöglichkeit<br />
dar. Einzelne Schüler und auch Schülergruppen<br />
können die Schulbücherei in dieser<br />
Zeit individuell zum Lesen, Vorlesen,<br />
Recherchieren und Arbeiten nutzen. Sie<br />
wird damit in die tägliche Unterrichtsarbeit<br />
integriert.<br />
� Lust auf Lesen – vielseitige Lesekultur:<br />
Durch die feste Verankerung <strong>de</strong>r Schülerbücherei<br />
in das Schulleben soll eine vielseitige<br />
Lesekultur entwickelt wer<strong>de</strong>n. Durch<br />
das Angebot vor Ort wird die regelmäßige<br />
Nutzung im Rahmen <strong>de</strong>s Unterrichts ermöglicht.<br />
Dabei kommt die Schülerbücherei<br />
nicht nur in Deutsch, son<strong>de</strong>rn auch<br />
in an<strong>de</strong>ren Fachbereichen, wie Mensch,<br />
Natur und Kultur, Englisch o<strong>de</strong>r Religion<br />
zum Einsatz. Für die Vorbereitung von<br />
Präsentationen dient die Bücherei, die ne-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Schulbibliothek<br />
ben Büchern auch an<strong>de</strong>re Medien wie CD-<br />
ROMs, Hörbücher et cetera bereitstellt,<br />
als Informationsspeicher. Bei <strong>de</strong>r Auswahl<br />
von Büchern für die verbindlichen Buchpräsentationen<br />
bietet die Schülerbücherei<br />
ein vielseitiges Angebot an Büchern,<br />
das die unterschiedlichen Interessen und<br />
Lesestufen <strong>de</strong>r Schüler zu berücksichtigen<br />
versucht.<br />
� Freu<strong>de</strong> am Umgang mit Sprache wecken:<br />
Schreibwerkstätten, Lesenächte, die<br />
Arbeit in Lyrik- und Theaterworkshops<br />
»Worte in Bewegung«, die in Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>r Stadtbücherei organisiert und veranstaltet<br />
wer<strong>de</strong>n, vermitteln <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
spielerisch die Lust an <strong>de</strong>r Sprache.<br />
� Leseför<strong>de</strong>rung intensivieren: Verlässliche<br />
Vorlesezeiten, die in <strong>de</strong>r Schule gemeinsam<br />
mit zwei Lesepaten stattfi n<strong>de</strong>n, haben<br />
einen festen Platz im Schulalltag und wer<strong>de</strong>n<br />
durch freie Lesezeiten in <strong>de</strong>r Schülerbücherei<br />
ergänzt und erweitert.<br />
� Persönlichkeitsstärkung untermauern:<br />
Da Lesen wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung<br />
beiträgt, untermauert die<br />
Schülerbücherei einen weiteren Aspekt <strong>de</strong>s<br />
Schulkonzepts: die Persönlichkeitsstärkung.<br />
Beson<strong>de</strong>rs wenn familiär keine Lesetradition<br />
vorhan<strong>de</strong>n ist, soll die Schul-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Schwerpunkt<br />
bücherei die Lesehaltung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r positiv<br />
beeinfl ussen und eine Alternative zu<br />
Fernseher o<strong>de</strong>r Computer bieten. Sie stellt<br />
somit ein kompensatorisches Angebot für<br />
Kin<strong>de</strong>r aus schriftfernen Familien dar.<br />
� Verzahnung Schule und Stadtbücherei<br />
(Ordnungssystem, Recherchekompetenz):<br />
Damit die Schüler die in <strong>de</strong>r Schülerbücherei<br />
gewonnenen Erfahrungen je<strong>de</strong>rzeit<br />
auf das Medien- und Informationszentrum<br />
übertragen können, wur<strong>de</strong> dasselbe<br />
Ordnungssystem, das heißt dieselbe<br />
Systematik wie in <strong>de</strong>r Stadtbücherei verwen<strong>de</strong>t.<br />
Dadurch haben die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Vorteil, dass sie sich auch im Bestand <strong>de</strong>r<br />
Stadtbücherei mühelos auskennen. Auch<br />
in <strong>de</strong>n weiterführen<strong>de</strong>n Schulen fi n<strong>de</strong>n<br />
die Schüler dann die gewohnte Systematik<br />
wie<strong>de</strong>r. Ein Grundschüler, <strong>de</strong>r die Mittelberg-Grundschule<br />
in Biberach besucht,<br />
hat im Vergleich zu einem Grundschüler<br />
in <strong>de</strong>r Nachbargemein<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Vorteil, dass<br />
er die weiterführen<strong>de</strong> Schule bereits mit<br />
vorhan<strong>de</strong>n Bibliotheks- und Recherchekenntnissen<br />
besuchen kann. Aufeinan<strong>de</strong>r<br />
aufbauen<strong>de</strong> Klassenführungen in je<strong>de</strong>m<br />
Schuljahr sind verpfl ichtend. Sie erweitern<br />
und vertiefen die Recherchekompetenz<br />
<strong>de</strong>r Schüler.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Lesesaal | BuB 517<br />
Lernschritte <strong>de</strong>r Bibliotheksnutzung<br />
In Klasse 1 wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Schülern grundsätzliche<br />
Regeln für die Bibliotheksnutzung<br />
vermittelt, bevor die Schüler das erste<br />
Mal die Schulbücherei nutzen dürfen. Sie<br />
lernen dabei, was zu einem sorgfältigen<br />
Umgang mit Büchern gehört (saubere<br />
Hän<strong>de</strong>, keine Notizen und Eselsohren in<br />
die Bücher machen), wie lange man Bücher<br />
ausleihen darf und nach welchem<br />
Ordnungssystem die Bücher in <strong>de</strong>n Regalen<br />
stehen.<br />
Als Ordnungshilfe hat sich hier <strong>de</strong>r<br />
Einsatz von Namenskarten bewährt. Je<strong>de</strong><br />
Klasse wählt eine bestimmte Farbe für<br />
ihre Namenskarten aus und bastelt diese<br />
im Unterricht. Immer wenn eine Klasse<br />
die Schulbücherei besucht, wer<strong>de</strong>n die<br />
Namenskarten ausgeteilt. Wenn die Schüler<br />
ein Buch aus <strong>de</strong>m Regal nehmen, um<br />
darin zu lesen, legen sie als Platzhalter ihre<br />
Namenskarte an diese Stelle. Am En<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n alle Namenskarten wie<strong>de</strong>r eingesammelt<br />
und für <strong>de</strong>n nächsten Besuch<br />
dort <strong>de</strong>poniert.<br />
In <strong>de</strong>n weiteren Klassen bauen die<br />
Schüler mit zunehmen<strong>de</strong>r Lesekompetenz<br />
ihre Recherchefähigkeiten aus und vertie-
BuB | Lesesaal<br />
Schwerpunkt<br />
518 Schulbibliothek<br />
Schwerpunkt<br />
Themenschwerpunkte in BuB<br />
Heft 2/2009:<br />
Impulse aus <strong>de</strong>m Ausland<br />
Heft 3/2009:<br />
Beilage »Berufsbild«<br />
Heft 4/2009:<br />
Wissenschaftskommunikation<br />
Heft 5/2009:<br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
Heft 6/2009:<br />
Die Zukunft <strong>de</strong>r ÖB<br />
Heft 7-8/2009:<br />
Schulbibliotheken<br />
Heft 9/2009:<br />
Medientrends auf <strong>de</strong>r Buchmesse<br />
Heft 10/2009:<br />
Bibliotheksbau<br />
fen diese unterstützt durch jährliche Führungen<br />
in <strong>de</strong>r Stadtbücherei.<br />
Die Finanzierung <strong>de</strong>s Projektes<br />
Die Finanzierung <strong>de</strong>r Schulbücherei erfolgte<br />
zum einen über <strong>de</strong>n Schuletat und<br />
über eine Spen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Elternbeirats. Der<br />
Grundbestand von anfänglich 200 Medieneinheiten<br />
wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Schulmitteln angeschafft. Die Auswahl<br />
erfolgte durch die Stadtbücherei mit Unterstützung<br />
<strong>de</strong>s Grundbestandsangebotes<br />
<strong>de</strong>r ekz. Um die Bibliothek aber bereits<br />
für alle neun Klassen nutzbar zu machen,<br />
wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Stadtbücherei ein Blockbestand<br />
von rund 600 Medieneinheiten zur<br />
Verfügung gestellt. Dieser Blockbestand<br />
wird halbjährlich ausgetauscht, um so <strong>de</strong>n<br />
Schülern möglichst aktuelle und attraktive<br />
Kin<strong>de</strong>rliteratur anzubieten.<br />
Der Erlös <strong>de</strong>s Osterbazars im Frühjahr<br />
2007 ermöglichte <strong>de</strong>n Kauf weiterer Bücher<br />
für die Schulbücherei. Eine Biberacher<br />
Buchhandlung bot geeignete Bücher<br />
an, die von Eltern und Besuchern <strong>de</strong>s Osterbazars<br />
für die Schulbücherei gekauft<br />
wer<strong>de</strong>n konnten.<br />
Der Bibliotheksraum<br />
Als Bibliotheksraum dient ein bisher als<br />
Fachraum genutztes Klassenzimmer mit<br />
einem kleinen Nebenzimmer als Arbeitsraum<br />
(zusammen circa 100 Quadratmeter).<br />
Die Ausstattung erfolgte sparsam, das<br />
heißt budgetabhängig – auf Qualität wur<strong>de</strong><br />
nur bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Regale geachtet.<br />
Das Lehrerkollegium entschied sich<br />
bewusst für die Regale eines Bibliotheksanbieters,<br />
da diese standfester erschienen<br />
und die lange Nachkaufmöglichkeit ausschlagend<br />
war.<br />
Zur weiteren Raumgestaltung trugen<br />
Vorhänge und unterschiedliche Sitzmöglichkeiten<br />
bei und sorgten schnell für<br />
eine leseför<strong>de</strong>rliche, gemütliche Atmosphäre.<br />
Ein Computer dient <strong>de</strong>n Schülern<br />
zur Recherche in <strong>de</strong>n CD-Roms. Der<br />
Arbeitsraum soll in Laufe <strong>de</strong>r Zeit mit<br />
Online-Rechercheplätzen und weiteren<br />
PCs ausgestattet wer<strong>de</strong>n, damit bereits<br />
die Grundschüler ihre Präsentationen hier<br />
vorbereiten können.<br />
Der Kooperationsvertrag<br />
Um die intensive Zusammenarbeit zwischen<br />
Schule und Bibliothek über einen<br />
langen Zeitraum zu gewährleisten, wur<strong>de</strong><br />
zwischen <strong>de</strong>n Bildungseinrichtungen<br />
ein Kooperationsvertrag abgeschlossen.<br />
Dieser Vertrag verpfl ichtet bei<strong>de</strong> Institutionen,<br />
sich gegenseitig mit Fachwissen zu<br />
unterstützen.<br />
So beteiligt sich die Schule an <strong>de</strong>r Weiterentwicklung<br />
<strong>de</strong>s pädagogischen Programms<br />
<strong>de</strong>r Stadtbücherei: Schulungen<br />
für das Bibliothekspersonal vermitteln<br />
pädagogisches Grundwissen, gemeinsame<br />
Verbesserungen <strong>de</strong>r Führungen und Aktionen<br />
für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendliche und<br />
regelmäßige Rückmeldungen über Führungen<br />
helfen die Qualität zu verbessern.<br />
Das Medien- und Informationszentrum<br />
wie<strong>de</strong>rum unterstützt die Schule<br />
mit bibliothekarischem Fachwissen beim<br />
Aufbau <strong>de</strong>r Schülerbücherei und bietet<br />
über das Jahr verteilt diverse Aktionen zur<br />
Erweiterung <strong>de</strong>r Lesekompetenz an (Führungen,<br />
Workshops, Autorenlesungen),<br />
bil<strong>de</strong>t die ehrenamtlichen Helfer mit aus<br />
und sorgt durch <strong>de</strong>n Austauschbestand<br />
auch für aktuelle und attraktive Titel im<br />
Bibliotheksbestand.<br />
Zukunftsperspektiven und Ziele<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>s Schuljahres 2007/2008<br />
konnte die Schülerbücherei mit <strong>de</strong>rzeit<br />
etwa 800 Medien feierlich eröffnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Nutzungsbedingungen, Regeln<br />
und Hinweise zur Ausleihe wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Lehrerarbeitsgruppe erstellt. Die Satzung<br />
<strong>de</strong>r Stadtbücherei diente dabei als Vorlage.<br />
Eltern und Schüler müssen diese vor <strong>de</strong>r<br />
Heidrun Littmann,<br />
Jahrgang 1975, ist<br />
Konrektorin an <strong>de</strong>r<br />
Mittelberg-Grundschule<br />
in Biberach.<br />
Sie studierte 1994<br />
bis 1998 an <strong>de</strong>r PädagogischenHochschule<br />
in Freiburg<br />
im Breisgau und war von 2000 bis 2007<br />
Lehrerin an <strong>de</strong>r Grundschule Mittelbuch.<br />
Neben ihrer Lehrtätigkeit an <strong>de</strong>r<br />
Schule ist sie seit 2002 auch Multiplikatorin<br />
am Amt für Schule und Bildung<br />
in Biberach. Seit Herbst 2007 leitet sie<br />
die Arbeitsgruppe Schulbücherei an <strong>de</strong>r<br />
Mittelberg-Grundschule und ist seitens<br />
<strong>de</strong>r Schulleitung direkte Ansprechpartnerin<br />
in <strong>de</strong>r Kooperation mit <strong>de</strong>m Medien-<br />
und Informationszentrum Stadtbücherei<br />
Biberach.<br />
Effi Schumacher,<br />
Jahrgang 1975, ist<br />
stellvertreten<strong>de</strong><br />
Leiterin <strong>de</strong>r Stadtbücherei<br />
Biberach.<br />
Sie studierte von<br />
1995 bis 1999 an<br />
<strong>de</strong>r HDM Stuttgart<br />
Öffentliches Bibliothekswesen<br />
und<br />
berufsbegleitend von 2003 bis 2007<br />
Diplom-Kulturmanagement an <strong>de</strong>r Fernuniversität<br />
in Hagen. Seit 1999 ist sie in<br />
<strong>de</strong>r Stadtbücherei Biberach beschäftigt<br />
und dort für die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r- und Jugendabteilung und die<br />
schulbibliothekarische Arbeitsstelle verantwortlich.<br />
Als Projektleiterin betreut<br />
sie die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Mittelberg-Grundschule.<br />
– Kontakt: Effi.Schumacher@Biberach-Riss.<strong>de</strong><br />
Nutzung durch Unterschrift anerkennen.<br />
Die Bücherei wird auch wöchentlich<br />
innerhalb <strong>de</strong>s Klassenverban<strong>de</strong>s als Lese-<br />
und Rechercheort für <strong>de</strong>n regulären Unterricht<br />
genutzt. Bei regelmäßigen Treffen<br />
mit <strong>de</strong>m MIZ fi n<strong>de</strong>t ein Austausch über<br />
die aktuellen Entwicklungen im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Schülerbücherei statt und anstehen<strong>de</strong><br />
Aktionen wer<strong>de</strong>n geplant und besprochen.<br />
Für die Zukunft ist sie Ausleihe auf<br />
elektronischer Basis geplant, sowie Zugriff<br />
auf <strong>de</strong>n OPAC <strong>de</strong>r Stadtbücherei über einen<br />
Internetzugang. Die Schüler sollen<br />
durch die regelmäßige Arbeit in <strong>de</strong>r Bücherei<br />
lese- und recherchekompetent die<br />
Grundschule verlassen, um zum Beispiel<br />
die Mediothek <strong>de</strong>r Gymnasien Biberach<br />
(siehe BuB Heft 09/2008, Seite 654 bis<br />
657) sofort für ihren schulischen Erfolg<br />
nutzen zu können.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Schulbibliothek<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Schwerpunkt<br />
Birgit Dankert<br />
»Und sie bewegt sich doch…«<br />
Bibliotheca Johannei: Die neue Schulbibliothek <strong>de</strong>r Gelehrtenschule<br />
<strong>de</strong>s Johanneums in Hamburg<br />
Die Realisierung <strong>de</strong>r Bibliotheca Johannei,<br />
<strong>de</strong>r neuen Schulbibliothek <strong>de</strong>r Gelehrtenschule<br />
<strong>de</strong>s Johanneums in Hamburg, kann<br />
sicher nicht als »best practice«-Beispiel für<br />
die Gestaltung von Schulbibliotheken gelten.<br />
Welcher Schule bieten sich schon solche<br />
Voraussetzungen, Sponsoren, Gönner<br />
und Qualifi kationen? Bisher haben Umbau,<br />
Einrichtung und Betriebsabläufe eine<br />
halbe Million Euro verschlungen. Abgesehen<br />
von <strong>de</strong>n Finanzen dient die Bibliothek<br />
einem Schulprogramm, das Bildung im<br />
Humboldtschen Sinne, zu<strong>de</strong>m die Arbeit<br />
mit <strong>de</strong>m Buch und nicht »Leseför<strong>de</strong>rung«<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund stellt. Dennoch hat<br />
Prof. Birgit Dankert, die an <strong>de</strong>r Planung<br />
maßgeblich beteiligt war, im Folgen<strong>de</strong>n<br />
einige Punkte zusammengestellt, die auch<br />
für »gewöhnliche« Schulbibliotheken<br />
nachahmenswert sind:<br />
Schulbibliotheken sind für die Freie<br />
und Hansestadt Hamburg kein einfaches<br />
Thema. In Europas reichstem<br />
Stadtstaat haben die Öffentlichen Bibliotheken<br />
(Behör<strong>de</strong> für Kultur, Sport und<br />
Medien), die wissenschaftlichen Bibliotheken<br />
(Behör<strong>de</strong> für Wissenschaft und<br />
Forschung) und die Schulen (Behör<strong>de</strong> für<br />
Schule und Berufsbildung) drei unterschiedliche<br />
politische Anlaufstellen, Finanziers<br />
und Entscheidungsträger – »eine<br />
Querschnittaufgabe«, »eine Herausfor<strong>de</strong>rung«<br />
– eine bisher ungelöste Aufgabe.<br />
Von <strong>de</strong>n bildungspolitisch aktiven Jahren<br />
1968 bis 1975 bis in die Achtzigerjahre<br />
Bisher haben Umbau, Einrichtung<br />
und Betriebsabläufe insgesamt circa<br />
500 000 Euro gekostet.<br />
galt in Hamburg das enge Netz <strong>de</strong>r Hamburger<br />
Öffentlichen Bücherhallen (»von<br />
je<strong>de</strong>r Hamburger Schule aus ist eine HÖB<br />
in weniger als 15 Minuten zu erreichen«)<br />
als – politisch betrachtet – ausreichen<strong>de</strong>s<br />
schulbibliothekarisches Angebot. Viele<br />
Bücherhallen mussten inzwischen schließen.<br />
Immer mehr <strong>de</strong>r circa 480 Hamburger<br />
Schulen aber richteten eigene Schulbibliotheken<br />
ein. Sie entsprachen und<br />
entsprechen vielfach zwar nicht <strong>de</strong>n Qualitätsstandards<br />
professioneller Bibliotheken,<br />
stärken aber die I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Schule<br />
und erhalten in Zeiten <strong>de</strong>r Leseför<strong>de</strong>rung,<br />
<strong>de</strong>s Bemühens um Medien- und Informationskompetenz,<br />
<strong>de</strong>r Ganztagsschulpädagogik<br />
und <strong>de</strong>r aktuellen Hamburger<br />
Schulpolitik neuen Auftrieb.<br />
Die Hamburger Bücherhallen waren<br />
daher gut beraten, als sie ihre schulbibliothekarischen<br />
Service-Angebote erweiterten<br />
und sich zum politisch akzeptierten<br />
Partner vieler Schulen anboten. Für die<br />
Versorgung aller Schulen jedoch fehlen<br />
das Geld, administrative Verbindlichkeit<br />
über einen Projektstatus hinaus und die<br />
pädagogisch akzeptierte Verknüpfung<br />
mit <strong>de</strong>m individuellen Schulprogramm.<br />
Gleichzeitig wird das eigenständige schul-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Lesesaal | BuB 519<br />
bibliothekarische Potenzial vieler Hamburger<br />
Schulen neu ent<strong>de</strong>ckt und aktiviert.<br />
Das spektakulärste Beispiel ist die<br />
Neue Bibliothek <strong>de</strong>r Gelehrtenschule <strong>de</strong>s<br />
Johanneums, die Bibliotheca Johannei.<br />
Eines <strong>de</strong>r ältesten Gymnasien<br />
Nord<strong>de</strong>utschlands<br />
Die Gelehrtenschule <strong>de</strong>s Johanneums<br />
ist eines <strong>de</strong>r ältesten Gymnasien Nord<strong>de</strong>utschlands.<br />
Es wur<strong>de</strong> 1529 als Teil <strong>de</strong>s<br />
St. Johannis Klosters gegrün<strong>de</strong>t. Seit 1914<br />
befi n<strong>de</strong>t sich das altsprachliche Gymnasium<br />
in einem roten Backsteingebäu<strong>de</strong> von<br />
Fritz Schumacher, einer Dreifl ügelanlage<br />
mit Arka<strong>de</strong>, und wur<strong>de</strong> 2008 durch einen<br />
Neubau ergänzt. 700 Schülerinnen und<br />
Schüler besuchen <strong>de</strong>rzeit das Johanneum,<br />
unterrichtet von 54 Lehrkräften in 20<br />
Klassen und zwei Jahrgängen in <strong>de</strong>r Oberstufe.<br />
Wer die »Hauptbibliothek« <strong>de</strong>s Johanneums<br />
vor vier Jahren betrat, fühlte sich<br />
in einem bibliothekarischen Märchen: Im<br />
Nordtrakt <strong>de</strong>s riesigen Gebäu<strong>de</strong>s stan<strong>de</strong>n<br />
in mehreren, durch Metallbö<strong>de</strong>n<br />
getrennten Stockwerken Bücherschätze<br />
aus verschie<strong>de</strong>nen Jahrhun<strong>de</strong>rten. Das<br />
älteste <strong>de</strong>r circa 55 000 Bücher war eine<br />
Bibel-Ausgabe von 1491. Und wer in <strong>de</strong>m<br />
altsprachlichen Gymnasium, wo Ralph<br />
Giordano, Walter Jens, Hans Erich Nossack<br />
und Aby Warburg zur Schule gingen,<br />
Goethe-Romane o<strong>de</strong>r Schiller-Dramen<br />
im Unterricht behan<strong>de</strong>lte, konnte über ein<br />
paar Treppen in eines <strong>de</strong>r dunklen Holzregale<br />
greifen und die Erstausgabe lesen.<br />
Die historischen Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gelehrtenschule<br />
<strong>de</strong>s Johanneums sind Fachleuten<br />
<strong>de</strong>r nord<strong>de</strong>utschen Bibliothekslandschaft<br />
bekannt – dass sie als Herzstück einer mo<strong>de</strong>rnen<br />
Schulbibliothek dienen wür<strong>de</strong>n,<br />
war damals noch ein Traum!<br />
Wie im Lehrbuch zur Errichtung einer<br />
zentralen Schulbibliothek aus verstreut<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Bestän<strong>de</strong>n gab es auch im<br />
Johanneum weitere schulbibliothekarische<br />
Segmente:<br />
� Lehrbücher;<br />
� Fachliteratur im Lehrerzimmer o<strong>de</strong>r<br />
bei einzelnen Lehrern, Fachgruppen,<br />
Projekten;<br />
� eine Lesestube unter selbstständiger<br />
Verwaltung von Schülern für die ersten<br />
drei Klassen;<br />
� aktuelle Bücher für <strong>de</strong>n Unterrichtsgebrauch<br />
in <strong>de</strong>r Hauptbibliothek.<br />
2004 übernahm Ines Domeyer die Leitung<br />
<strong>de</strong>r Hauptbibliothek und fasste <strong>de</strong>n<br />
Plan <strong>de</strong>r Entwicklung einer erneuerten<br />
Schulbibliothek. 2005/2006 entwickelte<br />
eine Bibliothekskommission (Uwe Rei
BuB | Lesesaal Schulbibliothek<br />
Blick in die historische Schulbibliothek<br />
Foto: Hinrich Franck<br />
Im Bibliotheksteam ergänzen sich pädagogische<br />
und bibliothekarische Kompetenz: Ines<br />
Domeyer (Oberstudienrätin), Kai Schrö<strong>de</strong>r<br />
und Henrike Schrö<strong>de</strong>r (Diplom-Bibliothekare),<br />
Ingeborg Ali (Katalog-Fachkraft) (von<br />
links). Foto: Henrike Schrö<strong>de</strong>r<br />
Die Bibliotheca Johannei ist für die Klassen 5<br />
bis 13 ganztägig geöffnet.<br />
Foto: Henrike Schrö<strong>de</strong>r<br />
mer, Ines Domeyer, Johanneum; Gerhard<br />
Kurtze, ehemaliger Vorsteher <strong>de</strong>s Börsenvereins<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls;<br />
Martin Vorberg, Leiter <strong>de</strong>r Bibliothek <strong>de</strong>r<br />
Bucerius Law School; Prof. Birgit Dankert<br />
HAW Hamburg) mithilfe zweier Gutachten<br />
(Prof. Paul Raabe, Prof. Birgit Dankert)<br />
einen Entwicklungsplan.<br />
Er beließ die restaurierten historischen<br />
Bestän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m originären baulich erneuerten<br />
Gebäu<strong>de</strong>trakt, sah aber eine architektonische<br />
Verbindung mit zwei <strong>de</strong>rzeit<br />
noch an<strong>de</strong>rweitig genutzten Räumen<br />
vor. In diesen miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>nen<br />
Räumen sollten aktuelle Medien, voll digitalisierte<br />
Arbeitsplätze, ein Gruppenraum<br />
und eine Relax-Zone Platz fi n<strong>de</strong>n.<br />
Architektonische Symbiose<br />
Alles musste unter <strong>de</strong>r Aufl age <strong>de</strong>s Denkmalschutzes<br />
und – wie sich erst später<br />
herausstellte – mit neuen Feuertreppen<br />
verwirklicht wer<strong>de</strong>n. Drei Entwürfe wur<strong>de</strong>n<br />
ab 2006 eingeholt. Dem Architekten<br />
Holger Schmidt und seinem Büro HS-<br />
Architekten gelang ein Meisterstück. In<br />
<strong>de</strong>m historischen Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Johanneums<br />
entstand eine architektonische Symbiose<br />
<strong>de</strong>r Verfügbarkeit kulturellen Erbes,<br />
aktueller Medienbestän<strong>de</strong> und digitaler<br />
Informationswege, die sich in <strong>de</strong>n Geist<br />
<strong>de</strong>r Schule einfügt – so, als hätte es diese<br />
Schulbibliothek schon immer gegeben.<br />
Für die vorhan<strong>de</strong>nen Bücher nahm man<br />
das Jahr 1970 als ungefähren Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>r Trennung von historischem und aktuellem<br />
Bestand – bei einem altsprachlichen,<br />
geisteswissenschaftlich ausgerichteten<br />
Gymnasium sicher nur eine wenig präzise<br />
Hilfsgröße. Die Regale lieferte die Firma<br />
Schulz Speyer. Die übrige Möblierung<br />
wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>n Wünschen von Schule<br />
und Architekt individuell hergestellt.<br />
Sie gewährleistet mit warmen Holztönen<br />
und mattgrünem Tischlinoleum ruhige<br />
Klarheit. Als Bibliothekssoftware wur<strong>de</strong><br />
»Alephino« ausgewählt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Systematik konnte sich die Dezimalklassifi<br />
kation durchsetzen – für die<br />
aktuellen Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r »Neuen Bibliothek«;<br />
die historischen Bestän<strong>de</strong> bleiben in<br />
<strong>de</strong>r alten, Johanneum-eigenen Systematik<br />
und wer<strong>de</strong>n so in <strong>de</strong>n GBV eingegeben.<br />
Große Teile <strong>de</strong>r historischen Bücher und<br />
<strong>de</strong>r aktuelle Bestand sind nicht nur im<br />
schuleigenen Opac, son<strong>de</strong>rn auch online<br />
verfügbar. Die Einarbeitung <strong>de</strong>r Medien<br />
und die Restaurierung eines Teiles <strong>de</strong>r<br />
wertvollen alten Bücher in <strong>de</strong>r Preservation<br />
Aca<strong>de</strong>my Leipzig und bei Hamburger<br />
Buchbin<strong>de</strong>rn begann im März 2007. Im<br />
Oktober <strong>de</strong>s gleichen Jahres startete <strong>de</strong>r<br />
Umbau. Kaum zu glauben – am 11. November<br />
2008 wur<strong>de</strong> die neue Bibliothek,<br />
<strong>de</strong>r nun arbeitstaugliche Teil <strong>de</strong>r Bibliotheca<br />
Johannei, festlich eingeweiht. Inzwischen<br />
ist er in die Schulwirklichkeit integriert<br />
und wird von Schülern und Lehrern<br />
in Besitz genommen. Die für die Dauer<br />
<strong>de</strong>s Digitalisierungsprojektes verpfl ichteten<br />
bibliothekarischen Fachkräfte sind<br />
inzwischen fest angestellt (Diplom-Bibliothekar<br />
Tarifgruppe 9, Vollzeit; Schüler-<br />
Mutter und Diplom-Bibliothekarin Mini-<br />
Job/400 Euro, 33 Stun<strong>de</strong>n pro Monat).<br />
Die Regale füllen sich mit Medien. Der<br />
anvisierte Zielbestand von Büchern liegt<br />
bei 7 000 Bän<strong>de</strong>n, 3 700 Exemplare stehen<br />
voll eingearbeitet in <strong>de</strong>n Regalen. Digitale<br />
Medien, Online-Zugriffe et cetera wer<strong>de</strong>n<br />
benutzt, sind aber noch nicht vollständig<br />
quantifi ziert. Die Bibliothek ist ganztägig<br />
geöffnet. Einführungen fi n<strong>de</strong>n statt,<br />
einzelne Unterrichtsprojekte wur<strong>de</strong>n<br />
durchgeführt. Als Leiterin <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
fungiert Ines Domeyer, Fachlehrerin für<br />
Latein und Griechisch, Lehrkraft mit beson<strong>de</strong>ren<br />
Aufgaben. Ihre Arbeitszeit für<br />
die Bibliothek beträgt wöchentlich elf<br />
Stun<strong>de</strong>n.<br />
Bisher haben Umbau, Einrichtung und<br />
Betriebsabläufe insgesamt circa 500 000<br />
Euro gekostet – die ehrenamtliche Arbeit<br />
wird kostenmäßig nicht quantifi ziert. Wie<br />
war das möglich?<br />
Kompetente Partner<br />
In einem für die Freie und Hansestadt<br />
Hamburg beispiellosen Prozess half ein<br />
Netzwerk von kompetenten Partnern bei<br />
<strong>de</strong>r Einrichtung dieser Schulbibliothek:<br />
� Die ZEIT-Stiftung fi nanzierte mit<br />
100 000 Euro für zwei Jahre (2006 bis<br />
2008) die Personalressourcen zur digitalen<br />
Erfassung <strong>de</strong>r historischen Bestän<strong>de</strong>;<br />
� Sponsoren, die nach guter hanseatischer<br />
Sitte nicht genannt wer<strong>de</strong>n möchten,<br />
fi nanzierten die Architekten und große<br />
Teile <strong>de</strong>s Umbaus sowie <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
<strong>de</strong>r neuen Bibliothek;<br />
� Buchpaten (zumeist ehemalige Schüler<br />
o<strong>de</strong>r Eltern jetziger Schüler) ermöglichten<br />
die fachgerechte Restaurierung wertvoller<br />
historischer Bücher und spen<strong>de</strong>n großzügig<br />
für Neuanschaffungen;<br />
� Die fi nanzielle Verwaltung eines großen<br />
Teiles <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>n übernimmt dabei<br />
<strong>de</strong>r »Verein <strong>de</strong>r ehemaligen Schüler …«<br />
� Die Staats- und Universitätsbibliothek<br />
Hamburg Carl von Ossietzky unterstützte<br />
die Einbindung in <strong>de</strong>n GBV;<br />
� Professorinnen und Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r<br />
HAW Hamburg arbeiteten an <strong>de</strong>r Konzeption<br />
und lieferten ehrenamtliche Un-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Schulbibliothek<br />
terstützung (ein Absolvent, Diplom-Bibliothekar<br />
Kai Schroe<strong>de</strong>r, ist inzwischen<br />
<strong>de</strong>r bibliothekarische Leiter <strong>de</strong>r Bibliotheca<br />
Johannei);<br />
� Expertinnen <strong>de</strong>r Deutschen Nationalbibliothek<br />
trainierten die Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheca Johannei im Gebrauch <strong>de</strong>r<br />
Dezimalklassifi kation;<br />
� Die Mitglie<strong>de</strong>r einer ins Leben gerufenen<br />
Bibliothekskommission knüpften<br />
Kontakte, bereiteten Entscheidungen vor<br />
und einer von ihnen sorgt immer wie<strong>de</strong>r<br />
für Buchspen<strong>de</strong>n;<br />
� Die Bucerius Law School diente als<br />
Ausweich-Quartier <strong>de</strong>r historischen Bücher<br />
während <strong>de</strong>s Umbaus und stellt ihre<br />
Räume für Fortbildungsveranstaltungen<br />
zur Verfügung;<br />
� Mütter und Schüler arbeiteten viele<br />
Stun<strong>de</strong>n ehrenamtlich bei Digitalisierung,<br />
Umbau, Einrichtung und so weiter;<br />
� Der Direktor <strong>de</strong>s Johanneums setzte<br />
alle Kräfte und größtes Verhandlungsgeschick<br />
für die Durchsetzung <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
ein.<br />
Die Realisierung <strong>de</strong>r Bibliotheca Johannei<br />
kann sicher nicht als »best practice«-<br />
Beispiel gelten. Welcher Schule bieten sich<br />
solche Voraussetzungen, Sponsoren, Gönner<br />
und Qualifi kationen? Außer<strong>de</strong>m dient<br />
sie einem Schulprogramm, das Bildung im<br />
Humboldtschen Sinne, zu<strong>de</strong>m die Arbeit<br />
mit <strong>de</strong>m Buch und nicht »Leseför<strong>de</strong>rung«<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund stellt. Nachahmenswert<br />
erscheinen die Faktoren:<br />
� Alle in <strong>de</strong>r Schule vorhan<strong>de</strong>nen bibliothekarischen<br />
Potenziale zu bün<strong>de</strong>ln;<br />
� Fachleute für eine Konzeption und ihre<br />
Verwirklichung zu gewinnen;<br />
� Politische Rahmenbedingungen für<br />
schulbibliothekarische Zielsetzungen zu<br />
nutzen;<br />
� Die administrativen Hür<strong>de</strong>n einfallsreich<br />
zu überspringen;<br />
� Die Schulbibliothek, ihre I<strong>de</strong>e, ihre<br />
Zielsetzung in die Zielsetzung <strong>de</strong>r Schule<br />
einzubin<strong>de</strong>n;<br />
� Nicht zu klein zu beginnen.<br />
Sicher keine Hamburger Beson<strong>de</strong>rheit<br />
war die Bereitschaft aller Beteiligten, im-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Schwerpunkt<br />
mer ein ganz kleines bisschen die politisch<br />
o<strong>de</strong>r administrativ gesetzten Richtlinien<br />
zu überschreiten – <strong>de</strong>nn eine Kooperation,<br />
wie hier geübt, ist zwar erfolgreich, aber<br />
im Schul- und Bibliotheks-Fö<strong>de</strong>ralismus<br />
nicht vorgesehen.<br />
Ohne Grenzüberschreitungen kein<br />
Fortschritt!<br />
Grenzüberschreitungen erproben auch<br />
die Schüler nun je<strong>de</strong>n Tag. Als Präsenz-Bibliothek<br />
gedacht, ist nun eine Medienausleihe<br />
von zwei Tagen eingeführt wor<strong>de</strong>n.<br />
Die Internet-Filter wollen zumin<strong>de</strong>st die<br />
Oberstufen-Schüler nicht tolerieren. Die<br />
letzte Druckversion <strong>de</strong>r Encyclopaedia<br />
Britannica (von <strong>de</strong>r Mutter eines Schülers<br />
gesponsert!) ist ein Schatz, aber Wikipedia<br />
muss es für ein Kurzreferat auch tun!<br />
Ein Aquarium wur<strong>de</strong> gewünscht und<br />
– gestiftet. Ein paar Schmöker wur<strong>de</strong>n erfolgreich<br />
erbeten. Der zentrale Nachweis<br />
aller in <strong>de</strong>r Schule vorhan<strong>de</strong>nen Medien<br />
wird plötzlich zum Desi<strong>de</strong>rat – theoretisch<br />
am grünen Tisch war er nicht durchsetzbar.<br />
So entwickelt sich die Schulbibliothek<br />
aus schulischen Notwendigkeiten, nicht<br />
aus bibliothekarischer Qualitätssicherung<br />
– auch eine <strong>de</strong>nkbare Handlungsmaxime<br />
für <strong>de</strong>n erfolgreichen Aufbau von Schulbibliotheken.<br />
Neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
Viel liegt noch vor Uwe Reimer, <strong>de</strong>m Direktor<br />
<strong>de</strong>r Schule, vor Ines Domeyer, <strong>de</strong>r<br />
Leiterin <strong>de</strong>r Bibliothek, vor Kai Schroe<strong>de</strong>r,<br />
<strong>de</strong>m leiten<strong>de</strong>n Bibliothekar, und allen weiteren<br />
Mitarbeiterinnen. Die historischen<br />
Bestän<strong>de</strong> müssen vollständig digital nachgewiesen<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rbare alte<br />
Büchertrakt mit seinen dunklen Regalen,<br />
holzgetäfelten Nischen und <strong>de</strong>m Metall-<br />
Fußbo<strong>de</strong>n muss fertig restauriert und als<br />
Ruhe- o<strong>de</strong>r Veranstaltungszone mit Leben<br />
erfüllt wer<strong>de</strong>n. Kontinuität muss in die<br />
Arbeitsabläufe einziehen und Evaluation<br />
Platz greifen.<br />
Kooperation mit an<strong>de</strong>ren (Schul-)bibliotheken,<br />
keine Vereinzelung wünschen<br />
sich die verantwortlichen Mitarbeiter.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Lesesaal | BuB 521<br />
Prof. em. Birgit Dankert<br />
lehrte von 1981<br />
bis 2007 am Fachbereich<br />
Bibliothek<br />
und Information<br />
<strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Hamburg. Sie ist seit<br />
<strong>de</strong>n frühen Siebzigerjahren<br />
eine <strong>de</strong>r<br />
führen<strong>de</strong>n Bibliothekswissenschaftlerinnen<br />
und -politikerinnen Deutschlands<br />
und begleitete zahlreiche Ämter und<br />
Funktionen rund um das Bibliothekswesen<br />
im In- und Ausland. Birgit Dankert<br />
publiziert vor allem zu <strong>de</strong>n Themen<br />
Kin<strong>de</strong>r- und Jugendliteratur und -bibliotheken,<br />
Schulbibliotheken und zu Fragen<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheks- und Kulturpolitik. –<br />
Website: <strong>www</strong>.birgitdankert.<strong>de</strong>;<br />
Kontakt: b-dankert@t-online.<strong>de</strong><br />
Doch nicht nur von innen, auch von außen<br />
kommen die Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Unversehens ist die Bibliotheca Johannei<br />
– wie an<strong>de</strong>re schuleigene Bibliotheken<br />
auch – zum Faktor <strong>de</strong>r Neuorientierung in<br />
<strong>de</strong>r Hamburger Schulpolitik geraten. Die<br />
angestrebte spektakuläre Schulreform <strong>de</strong>r<br />
Schwarz-Grünen Koalition sieht im Zuge<br />
<strong>de</strong>r Verlängerung gemeinsamen Unterrichtes<br />
aller Schüler bis zur 6. beziehungsweise<br />
7. Klasse <strong>de</strong>n Wegfall <strong>de</strong>r ersten drei<br />
Klassen <strong>de</strong>r Gymnasien und zu<strong>de</strong>m Alternativen<br />
zum Abitur in sogenannten Stadtteilschulen<br />
vor. Die traditionelle Form <strong>de</strong>s<br />
gymnasialen Unterrichtes schon ab Klasse<br />
5 wird es voraussichtlich ab 2011 nicht<br />
mehr geben.<br />
Um so mehr stehen die Gymnasien in<br />
<strong>de</strong>r Konkurrenz und müssen ihre Position<br />
neu bestimmen. Für das neue Schuljahr<br />
2008/2009 bekam die Gelehrtenschule<br />
<strong>de</strong>s Johanneums so viele Anmeldungen,<br />
dass sie einen vierten (bisher drei) Klassenzug<br />
anstrebt. Zu dieser Attraktivität trägt<br />
auch die neue Schulbibliothek bei – sie<br />
gehört jetzt zum Universum <strong>de</strong>s Johanneum<br />
und bewegt sich in ihm, nach seinen<br />
Gesetzen! �
522 522 BuB | Lesesaal Bibliothekartag Erfurt<br />
Bernd Schleh<br />
Kraft tanken im Angesicht <strong>de</strong>r Finanzkrise<br />
Bibliothekare rüsten sich für schwierige Zeiten / 3 600 Teilnehmer:<br />
Besucherrekord in Erfurt<br />
Der Deutsche Bibliothekartag eilt von Erfolg<br />
zu Erfolg und hat sich mittlerweile als<br />
größte Fortbildungsveranstaltung für Bibliothekare<br />
und Informationsspezialisten in<br />
Europa etabliert. Die Rekordbeteiligung<br />
<strong>de</strong>r vergangenen Veranstaltung in Mannheim<br />
ist mit mehr als 3 600 Teilnehmern in<br />
Erfurt noch einmal übertroffen wor<strong>de</strong>n.<br />
Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r über 300 Vorträge,<br />
Diskussionen und Workshops, die vom<br />
2. bis zum 6. Juni im Kongresszentrum<br />
und <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Messehallen <strong>de</strong>r<br />
thüringischen Hauptstadt über die Bühne<br />
gingen, stan<strong>de</strong>n die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Digitalisierung und <strong>de</strong>r elektronischen<br />
Medien. Mit neuen Dienstleistungen, wie<br />
nutzerfreundlichen Web-2.0-Angeboten,<br />
E-Book-Ausleihe sowie mo<strong>de</strong>rnen Schulungen<br />
zur Informationskompetenz, präsentierten<br />
sich Öffentliche, wissenschaftliche<br />
und Spezialbibliotheken und stellten<br />
unter Beweis, dass sie für die Zukunft gut<br />
gerüstet sind. Dennoch herrschte auf <strong>de</strong>m<br />
98. Deutschen Bibliothekartag nicht nur<br />
Optimismus: Die Sorge vor <strong>de</strong>n Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>r Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
auf die Bibliotheken beschäftigte viele<br />
Teilnehmer und zog sich wie ein roter<br />
Fa<strong>de</strong>n durch die Mehrzahl <strong>de</strong>r Veranstaltungen.<br />
Manchmal fallen die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Sätze eines Kongresses we<strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>n Festre<strong>de</strong>n honoriger<br />
Gäste noch in <strong>de</strong>n Diskussionsbeiträgen<br />
hochkarätiger Politiker, son<strong>de</strong>rn ganz<br />
banal am Würstchenstand: Es war am<br />
Donnerstagmittag, die erste Run<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Blockveranstaltungen ging zu En<strong>de</strong> und<br />
die Teilnehmer strömten hungrig aus <strong>de</strong>n<br />
Vortragssälen. Eine junge Kollegin marschierte<br />
zielstrebig an die Würstchenbu<strong>de</strong>.<br />
Dort or<strong>de</strong>rte sie eine Thüringer Bratwurst<br />
mit Senf – und mit Quittung!<br />
Drei Mal fragte <strong>de</strong>r Verkäufer ungläubig<br />
nach. Auch <strong>de</strong>r Hinweis auf fehlen<strong>de</strong><br />
Quittungsformulare half ihm nichts, die<br />
Bibliothekarin bestand höfl ich, aber bestimmt<br />
auf ihrer For<strong>de</strong>rung. Schließlich<br />
notierte <strong>de</strong>r Würstchenverkäufer auf einen<br />
kleinen mit Fettspritzern gepunkteten<br />
Zettel: »1 x Thüringer Bratwurst, 2,50<br />
Euro, 4. Juni 2009«. Seit zwölf Jahren<br />
steht das Kongress- und Messezentrum in<br />
Erfurt, so etwas hatte er noch nicht erlebt.<br />
Für ihn gab es keinen Zweifel: »Die Branche,<br />
die hier tagt, muss schwierige Zeiten<br />
vor sich haben.«<br />
Mit dieser Einschätzung stand <strong>de</strong>r<br />
Experte fürs Thüringer Nationalgericht<br />
keineswegs allein, auch die Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kongress veranstalten<strong>de</strong>n Bibliotheksverbän<strong>de</strong><br />
Susanne Rie<strong>de</strong>l (Berufsverband<br />
Information Bibliothek – BIB)<br />
und Ulrich Hohoff (Verein Deutscher<br />
Bibliothekare – VDB) blickten auf <strong>de</strong>r<br />
Pressekonferenz mit Unbehagen auf die<br />
kommen<strong>de</strong>n Jahre. Die Steuerausfälle<br />
<strong>de</strong>r öffentlichen Hand in Milliar<strong>de</strong>nhöhe<br />
könnten, so die gemeinsame Befürchtung,<br />
bereits 2010 mit voller Härte auf die Bib-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Mit Volldampf zum Bibliothekartag: Die Leipziger Verkehrsbetriebe richteten eine eigene<br />
Straßenbahnlinie für die Bibliothekare ein. Foto: Bernd Schleh<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
liotheken durchschlagen. Hohoff gab zu<br />
Be<strong>de</strong>nken: »Und in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Bibliotheken<br />
ist heute schon vieles auf Kante<br />
genäht.«<br />
Beim BIB wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m virtuellen<br />
Bibliotheksfriedhof <strong>www</strong>.bibliotheksster<br />
ben.<strong>de</strong> vorsorglich schon mal neue Gräber<br />
ausgehoben. Die Vorsitzen<strong>de</strong> Rie<strong>de</strong>l<br />
erklärte: »Steuerausfälle wie in <strong>de</strong>n Jahren<br />
2003 und 2004 könnten zu einer weiteren<br />
Massenschließung von Bibliotheken<br />
führen.« Damals – einschließlich 2005<br />
– machten in Deutschland mehr als 300<br />
Bibliotheken dicht.<br />
Wehrlos zur Schlachtbank<br />
Doch aus diesem Fiasko hat die Branche<br />
gelernt. Diesmal will man sich nicht<br />
weitgehend wehrlos zur Schlachtbank<br />
führen lassen. Rie<strong>de</strong>l setzt vor allem auf<br />
die Wirtschaft als Partner in <strong>de</strong>r Krise.<br />
Ihr Appell an <strong>de</strong>utsche Unternehmen:<br />
»Sollte die Politik aus kurzfristigen Erwägungen<br />
Hand an die Bibliotheken legen<br />
wollen, dürfen die lokale Wirtschaft und<br />
insbeson<strong>de</strong>re Kammern von Industrie,<br />
Han<strong>de</strong>l und Handwerk nicht tatenlos<br />
zusehen, wenn ein wichtiger Bildungspartner<br />
vor Ort platt gemacht wird.« Rie<strong>de</strong>l<br />
versicherte: »Die Bibliotheken sind<br />
ein Anker in <strong>de</strong>r Krise und wollen die<br />
Unternehmen auch künftig bei <strong>de</strong>r berufl<br />
ichen Aus- und Weiterbildung unterstützen.«<br />
Seit 2003 haben die Bibliothekare ihre<br />
Lobbyarbeit mächtig forciert. Das könnte<br />
in <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Krise ein wichtiger<br />
Pluspunkt sein. Bibliotheken stehen in<br />
Deutschland inzwischen auf <strong>de</strong>r politischen<br />
Tagesordnung, so wie es die <strong>de</strong>utsche<br />
IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin Claudia Lux mit<br />
ihrem Präsi<strong>de</strong>ntschaftsmotto weltweit<br />
propagiert. Die gesteigerte Wahrnehmung<br />
in <strong>de</strong>r Politik reicht dabei vom Ortschaftsrat<br />
auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> bis ins Berliner Schloss<br />
Bellevue. Der höchste Repräsentant <strong>de</strong>s<br />
Staates, Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Horst Köhler,<br />
hat seine Liebe zu <strong>de</strong>n Bibliotheken noch<br />
rechtzeitig ent<strong>de</strong>ckt. In <strong>de</strong>r häufi g zitierten<br />
Weimarer Re<strong>de</strong> anlässlich <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>reröffnung<br />
<strong>de</strong>r Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />
im Jahr 2007 sagte er: »Die <strong>de</strong>utschen<br />
Bibliotheken – und zwar alle, von<br />
<strong>de</strong>r hochspezialisierten Forschungsbibliothek<br />
bis zur kleinen Stadtteilbibliothek<br />
– sind ein unverzichtbares Fundament in<br />
unserer Wissens- und Informationsgesell-<br />
schaft.«<br />
Auch die Verabschiedung <strong>de</strong>s ersten<br />
<strong>de</strong>utschen Bibliotheksgesetzes im vergangenen<br />
Jahr in Thüringen sowie die<br />
Herausgabe <strong>de</strong>r Info-Broschüre »21 gute<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Lesesaal | BuB<br />
Am Stand <strong>de</strong>s BIB gab es »Tipps für <strong>de</strong>n Weg ins Ausland«: Hier sind Wiltraut Zick (rechts) und<br />
<strong>de</strong>r US-Bibliothekar Michael Dowling im Beratungsgespräch mit Interessierten zu sehen.<br />
Foto: KAuB<br />
Grün<strong>de</strong> für gute Bibliotheken« durch <strong>de</strong>n<br />
bibliothekarischen Dachverband BID<br />
(Bibliothek und Information Deutschland)<br />
zeugen davon, dass die Bibliotheken<br />
die Zeit genutzt haben und heute <strong>de</strong>utlich<br />
besser aufgestellt sind als noch vor fünf<br />
Jahren.<br />
Schließlich könne man die Krise sogar<br />
als Chance begreifen, meinte IFLA-Prä-<br />
si<strong>de</strong>ntin Claudia Lux in Erfurt: »In vielen<br />
Bibliotheken steigt die Zahl <strong>de</strong>r Nutzer in<br />
<strong>de</strong>r Krise, weil die, die arbeitslos sind, sich<br />
neu orientieren und nicht nur zu Hause sitzen,<br />
son<strong>de</strong>rn sich in die Öffentlichkeit begeben<br />
wollen, ohne dass das viel kostet.« Das<br />
sei, so Lux, eine Gelegenheit, um zusätzliche<br />
Mittel für höhere Erwerbungsetats und<br />
neue Räume einzufor<strong>de</strong>rn. �<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 523<br />
An <strong>de</strong>r Info-Tanke <strong>de</strong>s Berufsverbands Information Bibliothek (BIB) konnten einzelne Vorträge<br />
bereits während <strong>de</strong>s Bibliothekartags heruntergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Ein großer Teil <strong>de</strong>r Referate ist<br />
unter <strong>www</strong>.bib-info.<strong>de</strong>/opus im Internet zu fin<strong>de</strong>n. Foto: Bernd Schleh<br />
523
Thüringens Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dieter Althaus<br />
blickte in seiner Eröffnungsre<strong>de</strong> auf das Thüringer<br />
Bibliotheksgesetz zurück, das im vergangenen<br />
Jahr verabschie<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />
Foto: Sergej Tan, Universitäts- und<br />
Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha<br />
Noch schnell die Daten eines neuen Buches<br />
notiert: Wertvolle Informationen gab es beim<br />
Bibliothekartag nicht nur in Vorträgen und<br />
Workshops. Foto: Bernd Schleh<br />
Interessante Einblicke in die Arbeit <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Institute bot die Erlebnissäule <strong>de</strong>r Humboldt-Universität<br />
Berlin, die von Stu<strong>de</strong>nten<br />
gestaltet wor<strong>de</strong>n war. Foto: Bernd Schleh<br />
Dass sich Letzteres eher schwierig gestaltet,<br />
erklärte Michael Dowling von <strong>de</strong>r<br />
American Library Association (ALA) anhand<br />
von Beispielen aus <strong>de</strong>n USA. Dort<br />
erleben die Bibliotheken seit Beginn <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaftskrise im vergangenen August<br />
einen regelrechten Ansturm. Die Nutzerzahlen,<br />
so Dowling, seien zwischen 5 und<br />
50 Prozent gestiegen. Das liegt vor allem<br />
daran, dass US-Bibliotheken ein umfangreiches<br />
Angebot für Arbeitssuchen<strong>de</strong> bieten,<br />
von <strong>de</strong>r Stellenbörse bis zum Bewerberseminar.<br />
Viele Arbeitslose hätten zu<br />
Hause nicht mal einen Zugang zum Internet,<br />
wo die Mehrzahl <strong>de</strong>r Jobs inzwischen<br />
ausgeschrieben wird. Die Angebote <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheken, so Dowling weiter, gingen<br />
sogar so weit, dass auch Kurse zur Finanzplanung<br />
für überschul<strong>de</strong>te Personen in <strong>de</strong>r<br />
Bibliothek abgehalten wür<strong>de</strong>n.<br />
Deprimierte Nutzer in USA<br />
Die Belastung für die Mitarbeiter in Bibliotheken<br />
sei enorm gestiegen, nicht nur<br />
durch <strong>de</strong>n physischen Ansturm, son<strong>de</strong>rn<br />
vor allem durch psychische Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Dowling: »Für viele Nutzer ist die<br />
Bibliothek eine <strong>de</strong>r wenigen sozialen Anlaufstationen,<br />
wenn nach Jobverlust und<br />
Überschuldung die bisherigen Kontakte<br />
wegbrechen.« Deprimierte Nutzer mit<br />
großen Zukunftsängsten gehörten zum<br />
Alltag <strong>de</strong>r Bibliotheksbeschäftigten.<br />
Trotz wachsen<strong>de</strong>r Aufgaben erhalten<br />
US-Bibliotheken freilich nicht mehr Geld.<br />
Im Gegenteil. Dowling dazu: »Die Budgets<br />
gehen <strong>de</strong>utlich zurück.« Die Krise<br />
schlägt unmittelbar auf die Bibliotheken<br />
durch, weil nicht nur die öffentlichen<br />
Haushalte massive Defi zite aufweisen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die für US-Bibliotheken so<br />
wichtigen Spen<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Wirtschaft reihenweise<br />
ausfallen.<br />
Als Erfolg wertet die ALA <strong>de</strong>shalb<br />
schon, wenn beschlossene Kürzungen teilweise<br />
wie<strong>de</strong>r rückgängig gemacht wer<strong>de</strong>n<br />
können. Um die Bibliotheken in diesem<br />
Verteilungskampf vor Ort zu unterstützen,<br />
stellt <strong>de</strong>r amerikanische Dachverband<br />
umfangreiche Mittel und Maßnahmen<br />
bereit: von <strong>de</strong>r vorgefertigten Pressemitteilung<br />
für <strong>de</strong>n Einsatz vor Ort, über Diskussionsveranstaltungen<br />
mit Politikern bis<br />
hin zur Lobbyarbeit auf nationaler Ebene.<br />
Mehr als 1 000 Berichte in überregionalen<br />
Zeitungen sind zum Thema »Bibliotheken<br />
und Finanzkrise« seit August 2008<br />
erschienen. Beson<strong>de</strong>rs wichtig dabei ist,<br />
so Dowling, dass auch Benutzer zu Wort<br />
kommen und für die Bibliothek Partei ergreifen.<br />
»Das erhöht die Glaubwürdigkeit<br />
und kommt bei <strong>de</strong>n Politikern <strong>de</strong>utlich<br />
besser an, als wenn wir Bibliothekare unsere<br />
Klagen äußern.«<br />
Mit diesen Maßnahmen ist es <strong>de</strong>r ALA<br />
immerhin gelungen, beispielsweise in Albuquerque<br />
die beschlossene Schließung<br />
von elf Bibliotheken – zumin<strong>de</strong>st vorläufi<br />
g – zu stoppen. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> durch<br />
Bürgerproteste im Bun<strong>de</strong>sstaat Florida<br />
eine Etatkürzung <strong>de</strong>r Bibliotheken um 23<br />
Millionen Dollar vermin<strong>de</strong>rt. Dowling:<br />
»Das sind kleine Hoffnungsschimmer, die<br />
vielleicht auch Ihnen in Deutschland Mut<br />
für die Lobbyarbeit machen.« Allerdings<br />
stellt sich <strong>de</strong>r US-Experte auf weiterhin<br />
schwierige Zeiten ein. Sein persönlicher<br />
Ausblick: »2010 wird kein gutes Jahr für<br />
Bibliotheken.«<br />
Das musste US-Kollege Tom Galante,<br />
Direktor <strong>de</strong>r Queens Public Library in<br />
New York, bereits für das laufen<strong>de</strong> Jahr<br />
feststellen. Der populäre US-Bibliothekar<br />
hat seinen vereinbarten Besuch beim Bibliothekartag<br />
in Erfurt und die anschließen<strong>de</strong><br />
Vortragsreise durch Deutschland<br />
kurzfristig abgesagt. Der Grund: Das<br />
Budget für sein Haus ist um zusätzliche 13<br />
Millionen Dollar gekürzt wor<strong>de</strong>n. Galante<br />
teilte per E-Mail mit: »Ich kann nicht<br />
über <strong>de</strong>n Atlantik fl iegen, wenn 240 meiner<br />
Mitarbeiter um ihre Jobs fürchten.«<br />
Im Kleinbus nach Erfurt<br />
Immerhin sind zahlreiche an<strong>de</strong>re ausländische<br />
Gäste nach Erfurt gekommen<br />
und haben <strong>de</strong>n Bibliothekartag um interessante<br />
Aspekte erweitert. Bibliothek<br />
und Information International (BII) hat<br />
allein 48 Kollegen aus <strong>de</strong>m Ausland fi -<br />
nanziell geför<strong>de</strong>rt, darunter mehrere aus<br />
Nordamerika und sogar vier aus Korea.<br />
Die große Mehrzahl kam jedoch aus <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen Nachbarlän<strong>de</strong>rn. 14<br />
Kollegen aus Südtirol reisten gemeinsam<br />
im Kleinbus an.<br />
Zum ersten Mal waren ausländische<br />
Teilnehmer explizit im Call for Papers aufgerufen,<br />
mit einem Vortrag am Kongressprogramm<br />
teilzunehmen. Hella Klauser<br />
von BII ist vom Erfolg begeistert: »Es ist<br />
sehr schön, dass die Kollegen aus <strong>de</strong>m Ausland<br />
nicht nur als Zuschauer vor Ort sind,<br />
son<strong>de</strong>rn komplett in die Veranstaltung integriert<br />
sind und das Tagungsprogramm<br />
durch ihre Fachbeiträge bereichern. Auf<br />
diese Weise profi tieren wir vom Knowhow<br />
an<strong>de</strong>rer Län<strong>de</strong>r und können Deutschland<br />
als Bibliotheksland präsentieren.«<br />
Das soll auch künftig so beibehalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n Bibliothekskongress im<br />
kommen<strong>de</strong>n Jahr, <strong>de</strong>r vom Dachverband<br />
BID veranstaltet wird und <strong>de</strong>r vom 15. bis<br />
zum 18. März in Leipzig stattfi n<strong>de</strong>t, wur-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
<strong>de</strong> bereits Spanien als Gastland festgelegt.<br />
Klauser weiß: »Damit haben wir ein Land<br />
ausgewählt, in <strong>de</strong>m die Bibliotheken in<br />
<strong>de</strong>n vergangenen Jahre große Fortschritte<br />
gemacht haben, das aber bei uns noch<br />
weitgehend unbekannt ist.«<br />
Weitgehend unbekannt ist auch das<br />
Bibliotheksland Saudi-Arabien. Vielleicht<br />
war <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Andrang beim Vortrag<br />
<strong>de</strong>s Dortmun<strong>de</strong>r Architekten Eckhard<br />
Gerber über <strong>de</strong>n Neubau <strong>de</strong>r König Fahd<br />
Nationalbibliothek in <strong>de</strong>r Hauptstadt<br />
Riad so groß. Vielleicht wollten die Bibliothekartagsbesucher<br />
aber auch nur mal<br />
für eine Weile die Sorgen in <strong>de</strong>r Heimat<br />
vergessen und in ein Land fl iehen, in <strong>de</strong>m<br />
das Geld vermeintlich keine Rolle spielt.<br />
Schließlich lautete <strong>de</strong>r Titel <strong>de</strong>s Vortrags<br />
verlockend: »Bauen in 1001 Nacht«.<br />
Doch Architekt Gerber holte die Zuhörer<br />
schnell wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Tatsachen zurück: »Der Traum vom<br />
zwanglosen Bauen im Orient entwickelte<br />
sich für uns rasch zum Alptraum.« Zweimal<br />
musste das Architekturbüro seinen<br />
Siegerentwurf <strong>de</strong>s Wettbewerbs komplett<br />
neu planen, jeweils <strong>de</strong>utlich kleiner und<br />
mit <strong>de</strong>utlich weniger Budget. Das überraschen<strong>de</strong><br />
Fazit Gerbers: »Nirgends sonst<br />
wer<strong>de</strong>n die Preise so gedrückt. Wer sparen<br />
lernen will, muss nach Saudi-Arabien.«<br />
Sparen können <strong>de</strong>utsche Bibliothekare<br />
bereits, und auch sonst gibt es gera<strong>de</strong><br />
für Angehörige <strong>de</strong>s Berufsstands wenig<br />
Grund nach Saudi-Arabien zu reisen.<br />
Gerber berichtete, dass das Buch und das<br />
Lesen in <strong>de</strong>r Alltagskultur keine wichtige<br />
Rolle spielten: »Nicht mal die dortigen<br />
Bibliothekare haben Interesse an ihrem<br />
eigenen Neubau gezeigt.« Ganz zu schweigen<br />
von an<strong>de</strong>ren Unannehmlichkeiten,<br />
die vor allem weibliche Bibliotheksbesucher<br />
treffen: Sie dürfen nur einen einzigen<br />
Raum <strong>de</strong>r Bibliothek betreten, <strong>de</strong>r vom<br />
übrigen Bereich streng abgeschirmt ist.<br />
Bei öffentlichen Veranstaltungen sitzen sie<br />
unsichtbar hinter einem Vorhang.<br />
Alp-Traum aus 1001 Nacht<br />
Trotz aller Schwierigkeiten hat das <strong>de</strong>utsche<br />
Architekturbüro an <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
festgehalten. Gerber sagte: »Es ist<br />
unheimlich wichtig <strong>de</strong>n kulturellen Dialog<br />
zwischen <strong>de</strong>m Islam und <strong>de</strong>r westlichen<br />
Welt zu för<strong>de</strong>rn.« Außer<strong>de</strong>m nehmen<br />
Architekten so manches in Kauf, wenn sie<br />
die Chance erhalten, eine Bibliothek zu<br />
bauen. »Das ist die schönste Aufgabe für<br />
einen Architekten«, erklärte Gerber. »In<br />
Bibliotheken ist das gesamte Wissen <strong>de</strong>r<br />
Menschheit gespeichert. Es gibt keinen<br />
höheren Wert.«<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Starke Nachfrage: Die Plätze im Internetcafé waren meist belegt. Foto: Bernd Schleh<br />
Spiel und Spaß für die Kleinen während sich die Eltern fortbil<strong>de</strong>n: Die Kin<strong>de</strong>rbetreuung im Kongresszentrum<br />
war gefragt. Foto: Bernd Schleh<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
�<br />
Mo<strong>de</strong>rnste Technik zum Anfassen: Konrad Herre (rechts vorne) von <strong>de</strong>r Dresdner Plastic Logic<br />
GmbH stellte einen E-Rea<strong>de</strong>r vor. Foto: Bernd Schleh
526 526 BuB | Lesesaal<br />
Bibliotheken im Visier <strong>de</strong>r Politik: Bei <strong>de</strong>r Abschlussveranstaltung diskutierten (von links) Sabine Homilius, Stadtbücherei Frankfurt am Main; Petra<br />
Hätscher, Bibliothek <strong>de</strong>r Universität Konstanz; Rembert Untersell, Deutsche Forschungsgemeinschaft (Mo<strong>de</strong>rator); Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsi<strong>de</strong>ntin<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>stages; Katrin Heute-Bluhm, Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen Bibliotheksverban<strong>de</strong>s; Markus Feigl, Büchereien Wien.<br />
Großer Andrang: Zum Bibliothekartag in Erfurt kamen mehr als 3 600 Teilnehmer.<br />
Dass <strong>de</strong>r Bibliotheksbau nicht nur in<br />
Riad für Unruhe sorgt, zeigten die anschließen<strong>de</strong>n<br />
Vorträge und Wortmeldungen.<br />
Dabei ging es vor allem um<br />
die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Lesesaals in großen<br />
wissenschaftlichen Zentralbibliotheken.<br />
Die Diskussion, die durch <strong>de</strong>n Themen-<br />
Schwerpunkt in <strong>de</strong>r Aprilausgabe 2008<br />
von BuB losgetreten wur<strong>de</strong>, erregt noch<br />
immer die Gemüter: Ist <strong>de</strong>r Lesesaal<br />
prachtvoll o<strong>de</strong>r lächerlich? Die Meinungen<br />
dazu gingen auch in Erfurt auseinan<strong>de</strong>r.<br />
Prof. Ulrich Naumann von <strong>de</strong>r<br />
Universitätsbibliothek <strong>de</strong>r FU Berlin und<br />
Experte auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Bibliotheksbaus<br />
kam schließlich zu folgen<strong>de</strong>m Kompromiss:<br />
»Der Lesesaal ist tot im Sinne <strong>de</strong>r<br />
dreigeteilten Bibliothek ›Magazin, Lesesaal,<br />
Mitarbeiterbereich‹, aber nicht im<br />
Sinne einer diversifi zierten und <strong>de</strong>utlich<br />
zonierten Bibliothek mit unterschiedlichen<br />
Raum- und Nutzungsangeboten.«<br />
Mit Nutzungsangeboten, vor allem mit<br />
<strong>de</strong>r Mediennutzung in <strong>de</strong>r Zukunft, beschäftigten<br />
sich zahlreiche weitere Veran-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Beim Newcomer-Treff <strong>de</strong>s Berufsverban<strong>de</strong>s Information Bibliothek (BIB) präsentierten Nachwuchskräfte<br />
in einer Posterausstellung ihre Erfahrungen im Ausland. Fotos: Bernd Schleh<br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
Immerhin haben die Bibliothekare<br />
das unzureichen<strong>de</strong> Bibliotheksgesetz<br />
nicht kommentarlos geschluckt.<br />
staltungen. Prof. René Schnei<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />
Haute Ecole <strong>de</strong> Gestion in Genf wies in<br />
<strong>de</strong>r ersten Schwerpunktveranstaltung <strong>de</strong>s<br />
Kongresses darauf hin, dass in Zukunft<br />
neue Dienste, gera<strong>de</strong> im wissenschaftlichen<br />
Bereich, auf Bibliotheken zukommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei sieht er in erster Linie<br />
<strong>de</strong>n unaufhaltsamen Trend, verschie<strong>de</strong>ne<br />
Datenquellen miteinan<strong>de</strong>r zu mischen<br />
und diese dann gemeinsam auszurichten,<br />
in sogenannten Mashups. Konkret: Internetdaten,<br />
die mehr o<strong>de</strong>r weniger fachsystematisch<br />
geordnet sind, wer<strong>de</strong>n von Bibliothekaren<br />
aufgespürt, neu geordnet und<br />
nach <strong>de</strong>n fachlichen Kriterien <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />
wie<strong>de</strong>r zugänglich gemacht. Schnei<strong>de</strong>r<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
dazu: »Bibliothekare müssen von <strong>de</strong>r herkömmlichen<br />
Facherschließung weg und<br />
sich zu Ontologie-Ingenieuren wan<strong>de</strong>ln.«<br />
Damit nicht genug. Mit seiner Aussage<br />
»Fachreferenten in <strong>de</strong>r heutigen Form<br />
wird es künftig nicht mehr geben«, sorgte<br />
<strong>de</strong>r Professor für mächtig Unruhe im Saal.<br />
Die Prognose belegte er mit <strong>de</strong>r Situation<br />
an <strong>de</strong>r Bibliothek <strong>de</strong>r ETH Zürich. Dort<br />
sei, so Schnei<strong>de</strong>r, die Katalogisierung<br />
praktisch abgeschafft. »Das ist einfach zu<br />
teuer. Auch in Öffentlichen Bibliotheken<br />
entstehen bis zu 80 Prozent <strong>de</strong>r Kosten<br />
durch die Katalogisierung.« Statt<strong>de</strong>ssen<br />
könne man heute die benötigten Daten<br />
aus an<strong>de</strong>ren Quellen problem- und kostenlos<br />
erhalten.<br />
Wo bleibt das Positive?<br />
Ja, gibt es <strong>de</strong>nn gar nichts Positives mehr<br />
an <strong>de</strong>r traditionellen Bibliotheksarbeit,<br />
mag sich da so mancher Besucher gefragt<br />
haben? Doch, natürlich. Der Festredner<br />
Prof. Peter Strohschnei<strong>de</strong>r hat in seinem<br />
launigen Vortrag eine Lanze für die Arbeit<br />
<strong>de</strong>r Bibliothekare gebrochen. Und schließlich<br />
han<strong>de</strong>lt es sich dabei um <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Wissenschaftsrates, also <strong>de</strong>m<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Für Fachexperten, Wissenschaftler und Privatpersonen,<br />
die sich mit Fragen <strong>de</strong>r Langzeitarchivierung<br />
beschäftigen, ist sie schon<br />
seit 2007 ein wichtiges Hilfsmittel: die »Kleine<br />
Enzyklopädie <strong>de</strong>r digitalen Langzeitarchivierung«<br />
o<strong>de</strong>r kurz: das nestor-Handbuch.<br />
Als Sammlung wichtiger Beiträge über die<br />
Langzeitarchivierung digitaler Objekte bün<strong>de</strong>lt<br />
es <strong>de</strong>n aktuellen Wissensstand und bietet<br />
<strong>de</strong>m Leser einen anschaulichen und gut<br />
strukturierten Einstieg in ein komplexes Themengebiet.<br />
Die Enzyklopädie, bislang nur als<br />
Online-Dokument verfügbar, liegt nun als<br />
Druckversion vor – neu strukturiert, inhalt-<br />
wichtigsten <strong>de</strong>utschen Gremium für die<br />
Wissenschaftspolitik.<br />
Strohschnei<strong>de</strong>r stellte unmissverständlich<br />
fest, dass sich die Bibliotheken vor<br />
<strong>de</strong>m Informationsangebot im Internet<br />
keineswegs verstecken müssten. Zwar sei<br />
Lesesaal | BuB<br />
Nestor-Handbuch Version 2.0 erschienen<br />
Wichtiges Hilfsmittel für die digitale Langzeitarchivierung<br />
lich überarbeitet und im Umfang stark erweitert.<br />
Das Handbuch in <strong>de</strong>r Version 2.0 wur<strong>de</strong><br />
beim Erfurter Bibliothekartag <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />
vorgestellt.<br />
Interessenten können sich zwischen <strong>de</strong>r<br />
gedruckten Version sowie einer weiterhin<br />
entgeltfrei verfügbaren Online-Version unter<br />
http://nestor.sub.uni-goettingen.<strong>de</strong>/<br />
handbuch entschei<strong>de</strong>n. Erhältlich ist die im<br />
Verlag Werner Hülsbusch, Boizenburg, erschienene<br />
»Kleine Enzyklopädie <strong>de</strong>r digitalen<br />
Langzeitarchivierung« zum Preis von<br />
24,90 Euro.<br />
nestor<br />
die Datensuche im Netz <strong>de</strong>utlich schneller,<br />
dafür hätten die Bibliothekare bei <strong>de</strong>r<br />
Ordnung die Nase vorn. Strohschnei<strong>de</strong>r:<br />
»Das Alleinstellungsmerkmal <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
ist nicht die Schnelligkeit, son<strong>de</strong>rn<br />
die Wissensqualität.« Deshalb warnte <strong>de</strong>r<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 527<br />
527
Kerstin Keller-Loibl (links), Professorin an <strong>de</strong>r HTWK Leipzig, stellte das »Handbuch Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendbibliotheksarbeit« vor, das <strong>de</strong>r Bock + Herchen Verlag aus Bad Honnef zum Bibliothekartag<br />
herausgegeben hat. Foto: Bernd Schleh<br />
In <strong>de</strong>r Zukunftswerkstatt konnten Besucher brandaktuelle PC-Spiele ausprobieren und ihre Eignung<br />
für die Bibliothek einschätzen. Foto: Bernd Schleh<br />
Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Wissenschaftsrates auch<br />
davor, die vielzitierte »nutzerorientierte<br />
Informationsdienstleistung« als wichtigste<br />
Aufgabe <strong>de</strong>r Bibliotheken zu sehen. Vielmehr<br />
gehe es bei Bibliotheken darum, die<br />
Ordnung <strong>de</strong>s Wissens auch weiterhin aufrecht<br />
zu erhalten.<br />
Die ständige Neu- und Umordnung <strong>de</strong>s<br />
Wissens in Bibliotheken sorge außer<strong>de</strong>m<br />
dafür, dass Nutzer auf ihrer Suche nach<br />
Informationen immer wie<strong>de</strong>r auf neue Aspekte<br />
stießen. Dieses überraschen<strong>de</strong> Auffi<br />
n<strong>de</strong>n von nicht gesuchter, aber das wissenschaftliche<br />
Vorhaben bereichern<strong>de</strong>r Information<br />
sei für Innovationen ungeheuer<br />
wichtig und könne vom Internet nicht<br />
geleistet wer<strong>de</strong>n. Deshalb <strong>de</strong>r Rat Strohschnei<strong>de</strong>rs<br />
auch in zunehmend schwierigen<br />
Zeiten an die Bibliothekare: »Halten<br />
Sie am Eigensinn <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
fest!«<br />
Bereits zuvor gab es in <strong>de</strong>r Eröffnungsfeier<br />
Lob vom thüringischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />
Dieter Althaus: »Bibliotheken<br />
sind die Wissensquellen, die unsere Zukunft<br />
entschei<strong>de</strong>nd beeinfl ussen wer<strong>de</strong>n.«<br />
Selbst beim Thüringer Bibliotheksgesetz,<br />
<strong>de</strong>ssen umstrittener Inhalt wesentlich auf<br />
seine Regierung zurückgeht, sah <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>schef»Weiterentwicklungsmöglichkeiten«<br />
– ohne diese freilich näher zu benennen.<br />
Das erste <strong>de</strong>utsche Bibliotheksgesetz<br />
war nach <strong>de</strong>r Verabschiedung im Sommer<br />
vergangenen Jahres arg in die Kritik geraten,<br />
weil es we<strong>de</strong>r eine Festschreibung <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheken als kommunale Pfl ichtaufgabe<br />
noch eine fi nanzielle Verpfl ichtung <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s enthält.<br />
Immerhin haben die Bibliothekare<br />
das unzureichen<strong>de</strong> Paragrafenwerk nicht<br />
kommentarlos geschluckt. Das erwähnte<br />
auch die prominente Teilnehmerin an <strong>de</strong>r<br />
Abschlussdiskussion <strong>de</strong>s Bibliothekartages,<br />
die Grünen-Politikerin und Vizepräsi<strong>de</strong>ntin<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>stages Katrin<br />
Göring-Eckardt, positiv.<br />
Sie for<strong>de</strong>rte die Bibliothekare <strong>de</strong>nnoch<br />
dazu auf, sich in <strong>de</strong>r öffentlichen Diskussion<br />
<strong>de</strong>utlich lautstärker zu Wort zu<br />
mel<strong>de</strong>n. Ein Appell, <strong>de</strong>n Politiker im Übrigen<br />
wohl eher selten an Lobbygruppen<br />
richten.<br />
Bibliotheken, lobte in<strong>de</strong>s auch die<br />
Bun<strong>de</strong>stags-Vizepräsi<strong>de</strong>ntin, seien ein<br />
unverzichtbarer Baustein, <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>n<br />
sein müsse, damit Bildung in Deutschland<br />
gelingen könne. Göring-Eckardt: »Damit<br />
das bei <strong>de</strong>n Entscheidungsträgern auch<br />
so ankommt, wünsche ich mir weniger<br />
Zurückhaltung <strong>de</strong>r Bibliothekare« – und<br />
das eben nicht nur an <strong>de</strong>r Würstchenbu<strong>de</strong>.<br />
�<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Kunst auf <strong>de</strong>m Bibliothekartag: Studieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Fachbereichs Kunst <strong>de</strong>r Universität Erfurt überraschten<br />
die Tagungsteilnehmer mit Installationen und Performance-Darbietungen, zum Beispiel<br />
zur Konservierung von Büchern. Foto: Bernd Schleh<br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
Mit modularen Konstruktionen zum Sieg<br />
Wettbewerb zur Bibliothekseinrichtung <strong>de</strong>r Zukunft<br />
Über die Bibliothek <strong>de</strong>r Zukunft wird viel<br />
gesprochen – wie aber muss sie konkret<br />
aussehen? Welche Rolle spielen Licht,<br />
Transparenz, Akustik o<strong>de</strong>r Sitzmöglichkeiten?<br />
Welche Regale und Möbelkonzepte<br />
sind notwendig? Antworten darauf haben<br />
die Gewinner <strong>de</strong>s Wettbewerbs »Bibliothekseinrichtung<br />
<strong>de</strong>r Zukunft« beim<br />
Bibliothekartag in Erfurt präsentiert.<br />
Die ekz.bibliotheksservice GmbH<br />
hat im Jahr 2008 erstmals einen<br />
I<strong>de</strong>enwettbewerb mit <strong>de</strong>m Titel<br />
»Bibliothekseinrichtung <strong>de</strong>r Zukunft«<br />
ausgeschrieben. Gesucht wur<strong>de</strong>n Entwürfe<br />
für die gesamte Bibliothek sowie für einzelne<br />
Bibliotheksbereiche o<strong>de</strong>r auch »nur«<br />
zu einzelnen Segmenten von Öffentlichen<br />
Bibliotheken. Darüber hinaus waren <strong>de</strong>r<br />
innovative Umgang mit Licht und Farben<br />
in <strong>de</strong>r Innenarchitektur wie auch Raumin-Raum-Lösungen<br />
gewünscht, die sich<br />
mit <strong>de</strong>n wechseln<strong>de</strong>n Bedürfnissen und<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen einer Bibliothek auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />
Den WettbewerbsteilnehmerInnen<br />
stand als Grundlage dafür eine Marktstudie<br />
über die Zukunft von Bibliotheken<br />
(»Projekt Bibliotheksinnovation«) zur<br />
Verfügung, die im Jahr 2007 von HdM-<br />
Studieren<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>r Leitung von Prof.<br />
Sebastian Mundt erarbeitet wur<strong>de</strong>. Neben<br />
<strong>de</strong>r öffentlichen Ausschreibung wur<strong>de</strong>n<br />
von <strong>de</strong>r ekz Architekten, Planer und Designer<br />
gezielt angesprochen und zur Teilnahme<br />
bewegt.<br />
Fristgerecht wur<strong>de</strong>n bis zum 31. Januar<br />
2009 knapp 80 Wettbewerbsbeiträge eingereicht:<br />
Über die Entwürfe und Produkte<br />
wur<strong>de</strong>n umfassen<strong>de</strong> Darstellungen und<br />
anschauliche Dokumentationen erstellt.<br />
Die Entwürfe hat eine sieben Personen<br />
umfassen<strong>de</strong> Jury begutachtet und ausgewählt;<br />
schließlich wur<strong>de</strong>n drei Entwürfe<br />
zu Gewinnern gekürt.<br />
Den ersten Platz belegten Stanley Reich<br />
und Verena Wamser von <strong>de</strong>r Reich und<br />
Wamser GbR in Düsseldorf.<br />
Ihr Bibliotheksentwurf basiert auf einem<br />
sogenannten molekularen Prinzip,<br />
das eine hohe Flexibilität innerhalb eines<br />
* Vgl. Andreas Ptack (2009): Die Bibliothekseinrichtung<br />
<strong>de</strong>r Zukunft. I<strong>de</strong>e, Grundlagen<br />
und Ziele <strong>de</strong>s Wettbewerbs, Vortrag am 3. Juni<br />
2009 auf <strong>de</strong>m 98. Bibliothekartag in Erfurt<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
durchgängigen Gesamtkonzepts ermöglicht.<br />
Die Module können unterschiedlich<br />
kombiniert wer<strong>de</strong>n, die einzelnen Bereiche<br />
<strong>de</strong>r Inneneinrichtung sind Teile <strong>de</strong>s<br />
Ganzen. Ein Café bil<strong>de</strong>t das Herzstück<br />
und hat innerhalb <strong>de</strong>r Anordnung zentrale<br />
Verteilfunktion, bil<strong>de</strong>t einen Marktplatz<br />
o<strong>de</strong>r Treffpunkt und kann Vorträgen o<strong>de</strong>r<br />
Ausstellungen Platz und Raum geben.<br />
Zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Bereichen/<br />
Themen/Welten/Funktionen wird ein<br />
fl ießen<strong>de</strong>r Übergang gewährleistet; Bereiche,<br />
die mehr Ruhe verlangen, können<br />
Den ersten Platz belegten Stanley<br />
Reich und Verena Wamser von <strong>de</strong>r<br />
Reich und Wamser GbR in Düsseldorf.<br />
in <strong>de</strong>n Randbereichen angesie<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
Durch die unterschiedliche Addition entsteht<br />
eine spannen<strong>de</strong> Raumfolge.<br />
Individuelle Dekoration<br />
Die einzelnen Module können individuell<br />
gestaltet wer<strong>de</strong>n, sie können mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Deckenvariationen ausgestattet<br />
Lesesaal | BuB<br />
wer<strong>de</strong>n, auch als Durchgang dienen, ihre<br />
Beschaffenheit kann, je nach Anfor<strong>de</strong>rung<br />
o<strong>de</strong>r Thema, vom Material her unterschiedlich<br />
(»authentisch« zu <strong>de</strong>n Bereichen)<br />
sein, was die Aufenthaltsqualität erhöht<br />
und für interessante Eindrücke sorgt.<br />
Individuelle Dekorationen unterstreichen<br />
also die jeweilige Funktion und sorgen für<br />
ein passen<strong>de</strong>s Ambiente und einen eigenen<br />
Charakter.<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten sind etwa eine raumbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Leselounge o<strong>de</strong>r die – fl exible<br />
– Beschriftung beziehungsweise Beschil<strong>de</strong>rung<br />
durch Projektionen auf Bö<strong>de</strong>n und<br />
an Decken. Ein Farbleitsystem dient <strong>de</strong>r<br />
Orientierung.<br />
Auch »Sparvarianten« sind (durch das<br />
Weglassen einiger Module beziehungsweise<br />
durch eine kleinere Lösung) möglich;<br />
die Bibliothek kann sich wechseln<strong>de</strong>n<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen anpassen.<br />
Denkbar ist, dass die Module in unterschiedlichen<br />
Kontexten autarke Bibliothekseinheiten<br />
darstellen (in Museen,<br />
Einkaufszentren, U-Bahnhöfen et cetera),<br />
die direkt bei verschie<strong>de</strong>nen Zielgruppen<br />
vor Ort platziert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Interessanterweise basierten auch die<br />
Entwürfe <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Zweitplatzierten, Isabel<br />
Riese gemeinsam mit Immanuel Geis,<br />
und auch <strong>de</strong>r von Nicole Gregoire, auf<br />
modularen Konstruktionen. Ob die preisgekrönten<br />
I<strong>de</strong>en in <strong>de</strong>r Praxis umgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, bleibt abzuwarten!<br />
Prof. Dr. Martin Götz,<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Jury<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 529<br />
Preisträger und Jurymitglie<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Verleihung auf <strong>de</strong>m 98. Bibliothekartag in Erfurt (von<br />
links): Nicole Gregoire, 2. Preis; Christian Weegen, Juror (ekz); Verena Wamser, 1. Preis; Klaus<br />
Dahm, Juror (Lan<strong>de</strong>sfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen München); Stanley Reich,<br />
1. Preis; Norbert Kamp, Juror (Stadtbüchereien Düsseldorf); Prof. Martin Götz, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Jury (Hochschule <strong>de</strong>r Medien, Stuttgart) Foto: ekz<br />
529
530 530 BuB | Lesesaal<br />
Ute Krauß-Leichert<br />
– »Man nimmt<br />
viele Anregungen<br />
mit nach Hause«.<br />
Susanne Richt<br />
Von aufgewärmten<br />
Netzwerken und<br />
<strong>de</strong>m Mangel an<br />
Käsebroten<br />
Stimmen zum Bibliothekartag<br />
Von A wie Aachen, über O wie Oberursel<br />
bis hin zu Z wie Zwickau, das Teilnehmerverzeichnis<br />
<strong>de</strong>s 98. Deutschen<br />
Bibliothekartags zeigt, dass die zentrale<br />
Fortbildungsveranstaltung mal wie<strong>de</strong>r ein<br />
Magnet für Bibliothekare aus <strong>de</strong>m ganzen<br />
Bun<strong>de</strong>sgebiet war. Über 3 600 hatten sich<br />
nach Erfurt aufgemacht, um die breite<br />
Palette an Vorträgen und Workshops zu<br />
besuchen. Aber auch Fachpublikum aus<br />
<strong>de</strong>m Ausland nutze <strong>de</strong>n Kongress, um<br />
sich fortzubil<strong>de</strong>n – so konnten Gäste<br />
aus China, Frankreich, Lichtenstein, Südkorea<br />
und vielen an<strong>de</strong>ren Staaten in<br />
<strong>de</strong>r thüringischen Lan<strong>de</strong>shauptstadt begrüßt<br />
wer<strong>de</strong>n. Stellvertretend für viele,<br />
im Folgen<strong>de</strong>n einige Kommentare zum<br />
vergangen Großereignis…<br />
Gerd Peters –<br />
»Es macht sehr viel<br />
Spaß«.<br />
Egal ob Referent, Aussteller o<strong>de</strong>r »nur«<br />
Teilnehmer, für alle ist <strong>de</strong>r Bibliothekartag<br />
eine Möglichkeit, Leute zu<br />
treffen, alte Kontakte aufzufrischen und<br />
neue zu knüpfen. »Bibliothekartag? Ich<br />
weiß nicht, zum wievielten Male ich dabei<br />
bin«, schmunzelt Angela Scherer von <strong>de</strong>r<br />
Versandbuchhandlung Iberoamericana.<br />
Für die wissenschaftliche Buchhandlung<br />
und <strong>de</strong>n gleichnamigen Verlag mit Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />
in Frankfurt am Main und<br />
Madrid ist <strong>de</strong>r Bibliothekartag vor allem<br />
eine Plattform für persönliche Gespräche.<br />
»Die Lage <strong>de</strong>r Stän<strong>de</strong> hier in Erfurt ist gut.<br />
Die Leute gelangen tatsächlich ohne Probleme<br />
vor und nach <strong>de</strong>n Vorträgen zu uns in<br />
die Ausstellung und Nutzen das Angebot«,<br />
ergänzt Scherer zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Professor Ute Krauß-Leichert von <strong>de</strong>r<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
Hamburg ist ähnlicher Meinung:<br />
»Die Integration <strong>de</strong>r Messe in die Mitte<br />
<strong>de</strong>r Vortragssäle fi n<strong>de</strong> ich sehr schön, so<br />
gelangt man automatisch zwischen zwei<br />
Gute Vorträge – wenig Platz<br />
Tanja Dühr, Claire Petifourt, Veronika Redko,<br />
Diana Hilmer und Martina Kahler fühlten sich<br />
wohl in <strong>de</strong>r thüringischen Lan<strong>de</strong>shauptstadt.<br />
Für vier <strong>de</strong>r fünf Stu<strong>de</strong>ntinnen <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Köln war es <strong>de</strong>r erste Bibliothekartag –<br />
und <strong>de</strong>n nutzten sie voll aus: Von Dienstag bis<br />
Freitag besuchten sie eine Vielzahl von Ver-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
Gaby Langmann –<br />
»Ich fahre zu<br />
fast je<strong>de</strong>m Bibliothekartag«.<br />
Veranstaltungen zu <strong>de</strong>n Ausstellern.« Für<br />
die Professorin ist <strong>de</strong>r informelle Teil <strong>de</strong>s<br />
Kongresses ebenso wichtig wie Firmenausstellung<br />
o<strong>de</strong>r Fachvorträge: »Man trifft<br />
ganz viele Kolleginnen und Kollegen wie<strong>de</strong>r,<br />
man kann neue Netzwerke knüpfen<br />
und die alten aufwärmen«. Krauß-Leichert<br />
war als Referentin in Erfurt und hat<br />
dort zum Thema »Praktika und praxisbezogene<br />
Projekte in Bachelor und Masterstudiengängen«<br />
einen Vortrag gehalten.<br />
»Was auf je<strong>de</strong>m Bibliothekartag ein Problem<br />
ist: dass für manche Veranstaltungen<br />
die Säle zu groß, für an<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum zu<br />
klein sind«, gibt sie zu be<strong>de</strong>nken, aber die<br />
Raumplanung sei wohl eine organisatorisch<br />
sehr schwer zu lösen<strong>de</strong> Aufgabe.<br />
Vor allem an <strong>de</strong>n Beiträgen zum Themenkreis<br />
Urheberrecht war Gerd Peters,<br />
Stu<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Informationswissenschaften<br />
<strong>de</strong>r Hochschule Darmstadt, interessiert.<br />
Einziges Manko: »Manchmal wünsche<br />
ich mir von <strong>de</strong>n Vortragen<strong>de</strong>n doch etwas<br />
mehr Elan!« Peters besuchte im letzen<br />
Tanja Dühr, Claire Petifourt, Veronika Redko, Diana Hilmer und Martina Kahler bei einer<br />
Pause vom anstrengen<strong>de</strong>n Erfurter Vortragsmarathon (von links). Foto: Richt<br />
anstaltungen im Messezentrum. Petitfour erzählt<br />
begeistert: »Uns gefällt es sehr gut in Erfurt,<br />
es gibt viele interessante Vorträge! Weniger<br />
gut ist allerdings, dass man häufig nicht<br />
in die Vortragsäle kommt, da diese so voll<br />
sind.« Ihre Kommilitoninnen stimmen <strong>de</strong>m<br />
zu. »Außer<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>n lei<strong>de</strong>r viele Vorträge<br />
zeitgleich statt, da fällt die Entscheidung<br />
manchmal recht schwer«, ergänzt Tanja Dühr.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
Jahr auch schon <strong>de</strong>n 97. Bibliothekartag<br />
in Mannheim: »Die Location war da besser,<br />
mehr Atmosphäre.« Aber die fachliche<br />
Qualität sei in Thüringen min<strong>de</strong>stens genauso<br />
gut.<br />
Benno Homann, Referent für Schulungen<br />
an <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek<br />
Hei<strong>de</strong>lberg, stellte in <strong>de</strong>r thüringischen<br />
Lan<strong>de</strong>shauptstadt die in Hei<strong>de</strong>lberg entwickelten<br />
Konzepte und Erfahrungen zu<br />
»Bibliothekare als Lernbegleiter« vor. Er ist<br />
überzeugt: »Ich kann aus Erfurt viele Anregungen<br />
mitnehmen, die ich in meine Arbeit<br />
zur Schulung von Informationskompetenz<br />
einfl ießen lassen kann und wer<strong>de</strong>.«<br />
Der Erfurter Bibliothekartag stellte für<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Benno Homann –<br />
»Innovativ,<br />
zukunftsorientiert,<br />
praxisnah,<br />
so ist <strong>de</strong>r Bibliothekartag«.<br />
Angela Scherer –<br />
»Eine Kommunikationsplattform<br />
für das persönliche<br />
Gespräch«.<br />
Homann unter Beweis, wie innovativ und<br />
zukunftsorientiert Bibliothekare sind.<br />
Die Leiterin <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Pirna<br />
(bei Dres<strong>de</strong>n) fuhr zweigleisig: Zum einen<br />
holte sie sich auf <strong>de</strong>m Bibliothekartag Anregungen<br />
für die Lesför<strong>de</strong>rung von Kleinkin<strong>de</strong>rn.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren wagte sie einen<br />
Blick in die Zukunft und besuchte Vorträge<br />
rund um das Web 2.0. Gaby Langmann<br />
erläutert: »Das ist bei <strong>de</strong>n Öffentlichen<br />
Bibliotheken noch nicht so ganz<br />
angekommen.« Die Bibliothekarin ist fast<br />
immer Besucherin <strong>de</strong>s Bibliothekartags,<br />
mit <strong>de</strong>m diesjährigen war sie sehr zufrie<strong>de</strong>n:<br />
»Erfurt gefällt mir beson<strong>de</strong>rs gut, weil<br />
eine immense Vielzahl an Themen da ist,<br />
Lesesaal | BuB<br />
Matthias Kayß –<br />
»Ein offenes<br />
Geheimnis <strong>de</strong>s<br />
Bibliothekartags:<br />
Es ist wichtig<br />
die Leute zu<br />
treffen, die man<br />
lange nicht mehr<br />
gesehen hat«.<br />
sowohl für wissenschaftliche als auch für<br />
Öffentliche Bibliotheken«.<br />
»Das Programm ist sehr ansprechend<br />
und reichhaltig«, bestätigte auch Matthias<br />
Kayß von <strong>de</strong>r Universitäts- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
in Münster. Neben <strong>de</strong>n Vorträgen<br />
besuchte Kayß viele Messeaussteller:<br />
»Das ist auf <strong>de</strong>m Bibliothekartag immer<br />
beson<strong>de</strong>rs gut, dass man alle zusammen an<br />
einer Stelle hat und diese nach und nach<br />
abklappern kann.« Kleiner Wermutstropfen<br />
– für Vegetarier scheint das kulinarische<br />
Angebot im Messezentrum weniger<br />
tauglich gewesen zu sein: »Die Käsebrote<br />
sind immer sofort alle, das fi n<strong>de</strong> ich nicht<br />
so toll.« �<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 531<br />
531
532 532 BuB | Lesesaal<br />
Eberhard Schnei<strong>de</strong>r<br />
Neue Technik für Bibliotheken<br />
Rundgang durch die Firmenausstellung <strong>de</strong>s Erfurter Kongresses<br />
Die Firmenmesse auf <strong>de</strong>m Erfurter Bibliothekartag<br />
war gut ins Tagungsgeschehen<br />
integriert. In <strong>de</strong>n Pausen und als Alternative<br />
zu <strong>de</strong>n spannen<strong>de</strong>n Vortragsveranstaltungen<br />
bot sie eine i<strong>de</strong>ale Plattform<br />
für Gespräche und Information o<strong>de</strong>r auch<br />
für einen anregen<strong>de</strong>n »Schaufensterbummel«.<br />
Neben bekannten und bewährten<br />
Angeboten fi elen bei <strong>de</strong>n mehr als 150<br />
Ausstellern einige Neuheiten auf, die in<br />
<strong>de</strong>r Folge – und in durchaus subjektiver<br />
Auswahl – ein wenig näher beleuchtet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Eberhard Schnei<strong>de</strong>r arbeitet im Bereich IT-Dienste<br />
<strong>de</strong>r Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. – Kontakt:<br />
schnei<strong>de</strong>r@ub.uni-koeln.<strong>de</strong><br />
Ein neuer Blick auf Bibliotheken‹ wird<br />
vor allem dadurch gekennzeichnet<br />
sein, dass wir zunächst <strong>de</strong>ssen Perspektive<br />
bestimmen. Und hier wäre die<br />
Kun<strong>de</strong>nperspektive wie<strong>de</strong>r einmal ein<br />
neuer alter Blick auf Bibliotheken.« So<br />
formulierte Rafael Ball, Direktor <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek<br />
Regensburg, seine Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an <strong>de</strong>n 98. Bibliothekartag<br />
in Erfurt, die er dann ergänzte: »Die Benutzer<br />
o<strong>de</strong>r die Kun<strong>de</strong>n von Bibliotheken<br />
im Jahre 2009 haben eine völlig an<strong>de</strong>re<br />
Lebenswirklichkeit, als wir sie in unseren<br />
bibliothekarischen Geschäftsgängen zugrun<strong>de</strong><br />
legen. Wir müssen sie endlich da<br />
abholen, wo sie stehen. Insbeson<strong>de</strong>re junge<br />
Bibliothekskun<strong>de</strong>n, etwa die Hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong>n<br />
von Studieren<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>utschen<br />
Hochschulen und Universitäten, organisieren<br />
ihr persönliches Leben längst mit<br />
ihrem ›mobile <strong>de</strong>vice‹, sie sind immer und<br />
überall vernetzt. Ihr Lebensgefühl spielt<br />
sich online ab, sie erwarten intuitive Systeme<br />
und selbsterklären<strong>de</strong> Prozesse auch<br />
von ihrem Information Provi<strong>de</strong>r.«<br />
Neben <strong>de</strong>n Anstrengungen <strong>de</strong>r Verbün<strong>de</strong><br />
und Bibliotheken in diese Richtung<br />
verspricht die Firma OCLC mit WorldCat<br />
die Benutzer genau dort anzusprechen, wo<br />
sie sich aufhalten – nämlich im Internet,<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
um sie von dort bis zu <strong>de</strong>n lokalen Bibliotheksdiensten<br />
weiterzuleiten.<br />
Ein globales Netzwerk von Bibliotheksbestän<strong>de</strong>n<br />
vereint in einem Katalog – ein<br />
faszinieren<strong>de</strong>r Gedanke, <strong>de</strong>r aber auch<br />
zum Nach<strong>de</strong>nken anregt: Bin ich als »kleine«<br />
Bibliothek überhaupt noch sichtbar?<br />
Entsteht ein neues »Google«? Welche<br />
Möglichkeiten hat ein »Member«? Sieht<br />
man sich allerdings die Zahlen an, mit <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>r WorldCat aufwarten kann, dann<br />
verblassen diese Gedanken. Über 135<br />
Millionen Titeleinträge aus 71 000 Bibliotheken,<br />
die über eine Milliar<strong>de</strong> Bestandsnachweise<br />
nach sich ziehen, stehen zur Recherche<br />
bereit – eine riesige Fundgrube für<br />
Kun<strong>de</strong>n und Bibliothekare.<br />
Da es sich bei OCLC um einen weltweiten<br />
Zusammenschluss von Bibliotheken<br />
han<strong>de</strong>lt, besteht die begrün<strong>de</strong>te Hoffnung,<br />
dass die weiteren Entwicklungen<br />
und Forschungsprojekte <strong>de</strong>m Nutzen<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheken dienen. Es liegt auf <strong>de</strong>r<br />
Hand, dass eine gemeinsame Nutzung <strong>de</strong>r<br />
gemeinschaftlich erstellten Daten für die<br />
Bibliotheken im normalen Tagesablauf<br />
von Vorteil ist, ebenso können die Bibliotheken<br />
ihren Stellenwert im Bereich von<br />
Information (und Bildung) unterstreichen.<br />
Da die Kun<strong>de</strong>n die Bibliotheken aber<br />
nicht nur virtuell benutzen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
persönlich erscheinen, um zu recherchieren,<br />
Bücher abzuholen et cetera, gab es in<br />
<strong>de</strong>n Messestän<strong>de</strong>n genügend »Hilfsmittel«<br />
zu besichtigen, um <strong>de</strong>n normalen Tagesablauf<br />
einer Bibliothek zu erleichtern.<br />
Die Bibliotheca RFID Library Systems<br />
Reutlingen kann mit einem Projekt am<br />
Großes Besucherinteresse: Auch in <strong>de</strong>r Firmenausstellung gab es Vorträge und Diskussionen.<br />
Fotos: Bernd Schleh<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
neuen Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum<br />
aufwarten: Sie wird dort ein neuartiges<br />
RFID-Hybrid-System installieren, bei<br />
<strong>de</strong>m ein speziell angefertigtes BiblioGate<br />
die Hauptrolle spielt. Sowohl RFID- als<br />
auch EM-gesicherte Medien wird es mithilfe<br />
seiner acht Antennen erkennen können,<br />
sodass <strong>de</strong>r Verbuchungs- beziehungsweise<br />
Entsicherungsvorgang in einem<br />
Schritt vollzogen wird. Da Immatrikulationsbescheinigungen<br />
als Legitimation zur<br />
Benutzung gelten, ist <strong>de</strong>r Barco<strong>de</strong>-Rea<strong>de</strong>r<br />
als beweglicher Arm an <strong>de</strong>n Stationen angebracht.<br />
Weiterhin muss bei <strong>de</strong>r Mediensicherung<br />
durch die Gates die Breite <strong>de</strong>s<br />
Eingangsbereichs <strong>de</strong>s Grimm-Zentrums<br />
von 7,40 Metern abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n, eine<br />
nicht zu unterschätzen<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />
Verbesserte Mediensicherung<br />
Auch hier soll die RFID-Technologie <strong>de</strong>r<br />
für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n vereinfachten Ausleihe<br />
und einer Verlängerung <strong>de</strong>r Öffnungszeiten<br />
dienen bei gleichzeitig verbesserter<br />
Mediensicherung.<br />
Bei <strong>de</strong>r Begutachtung <strong>de</strong>r aufgestellten<br />
Geräte fi el neben <strong>de</strong>r Rückgabe-Verbuchungs-Straße<br />
das höhenverstellbare<br />
Selbstverbuchungsterminal »Biblio Self-<br />
Check Orion« ins Auge, das durch seine<br />
Anpassungsfähigkeit beson<strong>de</strong>rs für<br />
Kin<strong>de</strong>r und Behin<strong>de</strong>rte geeignet ist. Es<br />
ist selbstverständlich mit Touchscreen,<br />
Barco<strong>de</strong>-Leser und Quittungsdrucker<br />
ausgestattet.<br />
Beim Halt am Messestand <strong>de</strong>r Firma<br />
Müller Hardware-Service GmbH stieß<br />
<strong>de</strong>r Besucher auf <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n »RFIDfähigen«<br />
Drucker, das heißt, <strong>de</strong>r Printer<br />
aus <strong>de</strong>m Hause Zebra ist in <strong>de</strong>r Lage, neben<br />
<strong>de</strong>m normalen Druck <strong>de</strong>s Barco<strong>de</strong>-<br />
Etiketts auch die entsprechend codierten<br />
Tags auf das RFID-Etikett zu übertragen.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis spart das viel Zeit und Geld,<br />
<strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> Bibliotheken, die RFID-Systeme<br />
neu eingeführt haben, stehen vor <strong>de</strong>r<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung, große Mengen an Etiketten<br />
zeitnah herzustellen.<br />
Die Basis dieser Lösung ist das Anwendungsprogramm<br />
ETI PRINT, das<br />
für Windows (auf Wunsch auch an<strong>de</strong>re<br />
Betriebssysteme) ausgelegt ist und auf<br />
Konfi gurationsdateien und standardisierten<br />
Skriptsprachen für Formatierungsfunktionen<br />
beruht. Im Kun<strong>de</strong>ngespräch<br />
wer<strong>de</strong>n die Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Druck<br />
<strong>de</strong>fi niert; nach <strong>de</strong>r individuellen Programmierung<br />
»übersetzt« ETI PRINT anschließend<br />
die Daten profi lgerecht in <strong>de</strong>n<br />
richtigen Etikettendruck. Das Ergebnis ist<br />
eine für die Praxis ausgelegte sehr robuste<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Programmierlösung, die gegen Fehlbedienungen<br />
weitgehend abgesichert ist. Jedoch<br />
ist die Lösung keineswegs ein starrer<br />
Druckertreiber. Der Anwen<strong>de</strong>r kann die<br />
Wirkungsweise von ETI PRINT dank <strong>de</strong>r<br />
Konfi gurationsdateien je<strong>de</strong>rzeit selbst verän<strong>de</strong>rn<br />
o<strong>de</strong>r anpassen.<br />
Wer sich, insbeson<strong>de</strong>re bei großen Etiketten-Mengen,<br />
keinen eigenen leistungsfähigen<br />
Etiketten- o<strong>de</strong>r RFID-Printer anschaffen<br />
möchte, kann übrigens auch die<br />
Dienstleistungen <strong>de</strong>r Müller Hardware-<br />
Service GmbH in Anspruch nehmen und<br />
Etiketten und Tags in Salzkotten erstellenlassen.<br />
Die Firma Schomäcker aus Köln stellte<br />
ein neues Kassenterminal für Bibliotheken<br />
vor, das sowohl bargeldlose Zahlung<br />
von offenen Entgelten (Mahngebühren,<br />
Fernleihe et cetera) erlaubt als auch eine<br />
Geldwechselfunktion vorweist. Darüber<br />
hinaus lässt sich das Terminal auch zum<br />
Bezahlen von Überziehungszeiten <strong>de</strong>r<br />
intelligenten Schrankverschlüsse einsetzen,<br />
die ebenfalls von <strong>de</strong>r Firma Schomäcker<br />
angeboten wer<strong>de</strong>n. Über die SIP2-<br />
Schnittstelle ist das Terminal mit <strong>de</strong>m<br />
jeweiligen Bibliothekssystem verbun<strong>de</strong>n<br />
und ermöglicht <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n eine Kontrolle<br />
ihrer Ausleihkonten. Die Authentifi zierung<br />
zu <strong>de</strong>n Konten erfolgt durch RFID-<br />
Karten, in die seit 2008 die neueste Mifare<br />
Technologie (DesFire EV1) integriert ist.<br />
Mit <strong>de</strong>r Unibibliothek Kassel kann die<br />
Schomäcker bereits eine Referenz vorweisen<br />
(45 000 Nutzer).<br />
Ein weiterer Anbieter von Kassenautomaten<br />
inklusive Zahlungssystem ist die<br />
Firma Hess, die schon 1996 in Heilbronn<br />
<strong>de</strong>n ersten Kassenautomaten (in Bibliotheken)<br />
aufgestellt hat. Das Zahlungssystem<br />
ist über Schnittstellen an alle gängigen<br />
Bibliothekssysteme (zum Beispiel ALEPH<br />
500 von ExLibris, BIBLIOTHECA 2000<br />
von Bond, BIBDIA von Biber o<strong>de</strong>r SISIS-<br />
SunRise/LBS3/4 von OCLC) anzubin<strong>de</strong>n,<br />
es kann also in Verbindung mit <strong>de</strong>m<br />
Kassenautomaten als zentrales Bezahlsystem<br />
(Bar- und EC-Kartenzahlungen) sowie<br />
als Geldwechsler genutzt wer<strong>de</strong>n. So<br />
wer<strong>de</strong>n einerseits Mitarbeiter von Routinearbeiten<br />
entlastet, an<strong>de</strong>rerseits entsteht<br />
eine Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit, die<br />
bei heutigen Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
notwendig ist. Der Kassenautomat<br />
wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m gelten<strong>de</strong>n Qualitäts- und<br />
Sicherheitsstandard <strong>de</strong>r Banken entwickeltet.<br />
Wilfried Sühl-Strohmenger von <strong>de</strong>r UB<br />
Freiburg schrieb zum Erfurter Bibliothekartag,<br />
dass »Bibliotheken nicht mehr als<br />
schwer durchschaubare Wissensspeicher<br />
erscheinen, son<strong>de</strong>rn als offene reale und<br />
Lesesaal | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 533<br />
533
534 534 BuB | Lesesaal<br />
Computerspiele in die Bibliothek!<br />
Podiumsdiskussion zur »Zukunftswerkstatt 2009« in Erfurt<br />
Christoph Deeg, einer <strong>de</strong>r drei Organisatoren<br />
<strong>de</strong>r Zukunftswerkstatt (siehe BuB Heft<br />
5/2009, Seite 350), hatte sich am Mittwochnachmittag<br />
vier Gesprächspartner eingela<strong>de</strong>n,<br />
um vor und mit großem Publikum über<br />
Computerspiele, Web 2.0 und die Zukunft<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bibliotheken zu diskutierten:<br />
Professor Claudia Lux (Generaldirektorin <strong>de</strong>r<br />
Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek Berlin), Professor<br />
Gabriele Beger (Direktorin <strong>de</strong>r Staats-<br />
und Universitätsbibliothek Hamburg), Malte<br />
Behrmann (Geschäftsführer <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>r Entwickler von Computergames)<br />
und Willi Schroll (Technologieanalyst und<br />
Zukunftsforscher).<br />
Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig,<br />
Computerspiele sind Kulturgut und gehören<br />
damit auch in Bibliotheken. Allerdings gab<br />
Claudia Lux zu be<strong>de</strong>nken, dass Bibliotheken<br />
für ihren Bestandsaufbau schon immer eine<br />
Auswahl treffen mussten: »Müll wird nicht<br />
gekauft, auch nicht bei Computerspielen.«<br />
Es gäbe aber wirklich sehr gute Spiele, und<br />
die besten seien nicht immer die mit <strong>de</strong>m<br />
Prädikat »pädagogisch wertvoll«.<br />
Behrmann erläuterte, Computerspiele seien<br />
mittlerweile teil unseres Zusammenlebens<br />
und prägten die visuelle Wahrnehmung <strong>de</strong>r<br />
Generation <strong>de</strong>r »Digital Natives«. Er sieht<br />
die Probleme jedoch eher im Datenerhalt,<br />
dafür müssten auf EU-Ebene die technischen<br />
und juristischen Vorraussetzungen geschaffen<br />
wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Bibliotheken einen ein-<br />
virtuelle Räume für das Lernen, das Forschen<br />
und das Kommunizieren im Kontext<br />
<strong>de</strong>r faszinieren<strong>de</strong>n Informations- und<br />
Medienvielfalt. Bibliotheken <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
eröffnen für alle Menschen neue<br />
Zugänge zur kulturellen Überlieferung.«<br />
Unter dieses Thema sind die folgen<strong>de</strong>n<br />
Besuche einzureihen:<br />
Problemlose Digitalisierung<br />
Scantoweb, eine Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Firmen<br />
Walter Nagel Bielefeld (Vertrieb) und<br />
semantics Aachen (Entwicklung), ermöglicht<br />
die reibungslose Durchführung eines<br />
Digitalisierungsprojektes von <strong>de</strong>r Planung<br />
bis zur Bereitstellung im Netz. Das Herzstück<br />
dieses Konzeptes ist die Software Visual<br />
Library, die aus drei Modulen besteht:<br />
Visual Library Manager (Erschließung<br />
und Pfl ege), Visual Library Server (Bereit-<br />
<strong>de</strong>utigen Sammelauftrag zuzuweisen und ihnen<br />
diesen zu ermöglichen. Auch wagte er<br />
einen Blick in die nahe Zukunft – durch die<br />
Wirtschaftskrise habe <strong>de</strong>r Trend zu Online-<br />
Spielen bereits zugenommen, da diese kostengünstiger<br />
seien. Er sieht darin einen Vorboten<br />
<strong>de</strong>s 3-D-Internet. Den künftigen Weg<br />
für Bibliotheken kann er sich in »öffentlichrechtlichen«<br />
virtuellen Welten vorstellen.<br />
Er sieht darin einen Bereich, <strong>de</strong>r bislang zu<br />
kurz gekommen sei, da die Spiele-Entwicklung<br />
eher kommerziell geprägt ist und bleiben<br />
wird.<br />
Gabriele Beger gab <strong>de</strong>n Bibliotheken mit<br />
auf <strong>de</strong>n Weg, sich »Google« genauer anzuschauen:<br />
»Bibliotheken müssen sich überlegen,<br />
wieso Google so erfolgreich ist«.<br />
Desweiteren warf sie die Frage auf, ob es<br />
nicht sinnvoll wäre, alle Bibliothekskataloge<br />
Google anzuvertrauen. Sie appellierte an<br />
die anwesen<strong>de</strong>n Bibliothekare, dass sie sich<br />
um solche Dinge Gedanken machen sollten,<br />
<strong>de</strong>nn »wir leben in <strong>de</strong>r schönsten Zeit <strong>de</strong>s<br />
Bibliothekswesens, wir haben so viele Möglichkeiten«.<br />
Durch die neuen Technologien<br />
könnten Dienstleistungen und Spiel im Web<br />
2.0 ineinan<strong>de</strong>r übergehen. Durch Ausprobieren<br />
und spielerische Annäherung, Teamarbeit<br />
und Einbeziehung <strong>de</strong>r Nutzer können<br />
Bibliotheken passgenaue und zukunftorientierte<br />
Angebote entwickeln, davon ist Beger<br />
überzeugt.<br />
ric<br />
stellung im Internet) und Visual Library<br />
Scout (individuelle Weiterverarbeitung).<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine plattformneutrale<br />
Software, die mit nicht proprietären<br />
und offenen Standards arbeitet, zum Beispiel<br />
für die Metadatenformate (METS,<br />
MODS, MARCXML) und die Schnittstellen<br />
(Z39.50, SRU, OAI-PMH), ebenso<br />
wer<strong>de</strong>n DFG-Praxisregeln bezüglich <strong>de</strong>r<br />
Digitalisierung erfüllt. Da ein Digitalisierungsprojekt<br />
nicht unbedingt von einer<br />
Einrichtung geschultert wer<strong>de</strong>n kann,<br />
wur<strong>de</strong> Visual Library mandantenfähig<br />
entwickelt.<br />
Das Projekt dilibri, eine digitalisierte<br />
Sammlung von lan<strong>de</strong>skundlichen Werken<br />
zu Rheinland-Pfalz sowie von Bestän<strong>de</strong>n<br />
aus rheinland-pfälzischen Bibliotheken, soll<br />
hier als Beispiel dienen. Es wird vom Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum<br />
Rheinland-Pfalz<br />
(LBZ), <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Mainz und <strong>de</strong>r<br />
Universitätsbibliothek Trier getragen und<br />
beim LBZ gehostet (<strong>www</strong>.dilibri.<strong>de</strong>).<br />
Auch das hbz (Hochschulbibliothekszentrum<br />
NRW) bietet sich als Host für<br />
scantoweb an, doch hier soll jetzt die Re<strong>de</strong><br />
vom DFG-Projekt OPUS 4 sein, <strong>de</strong>ssen<br />
neuste Entwicklungen während <strong>de</strong>s Bibliothekartages<br />
präsentiert wur<strong>de</strong>n. Bei<br />
OPUS 4 han<strong>de</strong>lt es sich um eine kooperative<br />
Entwicklung von hbz, BSZ, KOBV,<br />
SULB, UB Bielefeld und TUHH. Mit<br />
OPUS lassen sich – kurz gesagt – elektronische<br />
Publikationen im Internet veröffentlichen,<br />
erschließen, administrieren<br />
und recherchieren. Die gemeinsam geplanten<br />
Marketingaktionen aller beteiligten<br />
Kooperationspartner in Form von<br />
Standvorträgen und Flyern erfreute sich<br />
großer Resonanz bei <strong>de</strong>n Konferenzteilnehmern.<br />
Was bietet OPUS 4? Mo<strong>de</strong>rne, modulare,<br />
objektorientierte Softwarearchitektur;<br />
differenziertes und erweitertes Datenmo<strong>de</strong>ll;<br />
fl exible Dokumenttypen; Einsatz als<br />
Hochschulbibliografi e; templatebasiertes<br />
Layout; eigenständige Layouts für Kollektionen;<br />
integrierte Volltextsuche; beliebig<br />
erweiterbare Mehrsprachigkeit aller Textbausteine;<br />
hohe Kompatibilität zu <strong>de</strong>n<br />
DRIVER-Gui<strong>de</strong>lines und <strong>de</strong>m DINI-<br />
Zertifi kat; Im- und Export in XML; neue<br />
Schnittstellen für die zeitgemäße Integration<br />
in nationale und internationale Kontexte.<br />
Das Release von OPUS 4 ist im Herbst<br />
2009 geplant. Ausführliche Informationen<br />
zu OPUS 4 fi n<strong>de</strong>n sich unter <strong>www</strong>.<br />
opus-repository.<strong>de</strong>.<br />
Die ImageWare Components GmbH<br />
aus Bonn und das in Sankt Augustin beheimatete<br />
Fraunhofer Institut Intelligente<br />
Analyse- und Informationssysteme (IAIS)<br />
präsentierten sich in Erfurt auf einem<br />
Gemeinschaftsstand und unterstrichen<br />
damit die zum Jahresbeginn geschlossene<br />
Entwicklungspartnerschaft. Die Erfahrungen<br />
von IAIS und ImageWare im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Digitalisierungsverfahren und<br />
<strong>de</strong>r Softwareentwicklung wer<strong>de</strong>n durch<br />
die Kooperation sowohl in die Produktlinien<br />
<strong>de</strong>r Bookeye-Buchscanner als auch<br />
in die Gesamtlösungen zum Thema »Inhaltserschließung«<br />
bei<strong>de</strong>r Partner einfl ießen.<br />
Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s IAIS-Auftrittes<br />
war die Vorstellung <strong>de</strong>s Projektes CON-<br />
TENTUS, ein Teil <strong>de</strong>s Forschungsprojektes<br />
Theseus, in <strong>de</strong>ssen Rahmen neue Verfahren<br />
für die automatische Aufbereitung<br />
und Analyse von archivierten multimedialen<br />
Inhalten wie Texten, Bil<strong>de</strong>rn, Audiound<br />
Vi<strong>de</strong>o-Daten entwickelt wur<strong>de</strong>n. Der<br />
Mehrwert liegt in <strong>de</strong>r semantischen Anno-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
tation und damit <strong>de</strong>r eigentlichen inhaltlichen<br />
Erfassung <strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong>, wodurch<br />
ein modularer und effi zienter Workfl ow<br />
von <strong>de</strong>r Digitalisierung <strong>de</strong>r Inhalte bis zu<br />
ihrer semantischen Vernetzung entwickelt<br />
wird.<br />
Ein technisches Highlight <strong>de</strong>r Firmenausstellung<br />
war die Präsentation<br />
<strong>de</strong>s Scanrobot SR301 von Treventus am<br />
ImageWare-Stand. Der vollautomatische<br />
Buchscanner bietet mit seiner Prismentechnologie<br />
ein effi zientes Verfahren zur<br />
Massendigitalisierung mit einer rasanten<br />
Scangeschwindigkeit von bis zu 25 Seiten<br />
pro Minute. Bei einer Installationsbasis<br />
von 25 Systemen, davon allein acht<br />
in <strong>de</strong>utschen Bibliotheken, hat sich die<br />
innovative Scanlösung bereits im Markt<br />
etabliert.<br />
Darüber hinaus zeigte ImageWare in<br />
diesem Jahr mit <strong>de</strong>m Produkt C-3 (Content<br />
Capture & Convert) eine Softwarelösung<br />
zur Erschließung von Zeitschriften<br />
und fortlaufen<strong>de</strong>n Sammelwerken. Auf<br />
Basis von <strong>de</strong>fi nierbaren Templates können<br />
über ein erweitertes OCR-Verfahren<br />
bibliografi sche Daten aus Inhaltsverzeichnissen<br />
extrahiert und die gewonnenen Artikeldaten<br />
in die Online Contents Datenbanken<br />
<strong>de</strong>s GBV, die Aufsatztiteldatenbank<br />
<strong>de</strong>s BVB und in die lokalen Opacs<br />
<strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>rbibliotheken eingespielt<br />
wer<strong>de</strong>n. Damit wird die Katalogqualität<br />
erheblich verbessert und <strong>de</strong>m Nutzer ein<br />
tieferer Sucheinstieg auf Aufsatztitelebene<br />
ermöglicht.<br />
Kampf gegen Plagiate<br />
Von großen Projekten hin zu einem kleinen,<br />
aber feinen Tool <strong>de</strong>r Firma Swiss Acadamic<br />
Software GmbH: citavi, mit <strong>de</strong>ssen<br />
Hilfe die Informationskompetenz <strong>de</strong>r<br />
Studieren<strong>de</strong>n und Schüler geför<strong>de</strong>rt wird,<br />
weil es neben weiteren Funktionen <strong>de</strong>n<br />
Unterschied zwischen »Dein und Mein«<br />
anzeigt, das heißt, Texte wer<strong>de</strong>n nicht als<br />
Plagiat aus Publikationen übernommen,<br />
son<strong>de</strong>rn erscheinen als Zitat. Bei citavi<br />
han<strong>de</strong>lt es sich nicht nur um ein Literaturverwaltungsprogramm,<br />
son<strong>de</strong>rn es wird<br />
versucht, das erworbene Wissen zu strukturieren<br />
und zu organisieren.<br />
Aus diesem Grun<strong>de</strong> hat sich citavi am<br />
Markt etabliert, sodass es während <strong>de</strong>s<br />
Bibliothekartages ein Anwen<strong>de</strong>rtreffen<br />
gab, bei <strong>de</strong>m sich circa 50 Teilnehmer über<br />
die Schulung von Informationskompetenz<br />
austauschten. Im Herbst 2009 wird die<br />
dritte Version von citavi (c3) in Deutsch/<br />
Englisch erscheinen, die durch eine neue<br />
Datenbanktechnik Arbeiten im Team ermöglichen<br />
wird.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
In Gesprächen konnten sich die Tagungsteilnehmer über neue Produkte und Dienstleistungen<br />
informieren.<br />
Für IT-Verantwortliche war es interessant<br />
zu erfahren, dass citavi zu <strong>de</strong>n »portable<br />
programs« gehört, das heißt, es ist eine<br />
Installation auf einem USB-Stick möglich<br />
(funktionsfähig auf allen Rechnern, die<br />
die Systemanfor<strong>de</strong>rungen erfüllen).<br />
Die Interessen eines IT-Spezialisten<br />
führten <strong>de</strong>n Autor schließlich zum Stand<br />
<strong>de</strong>r Firma H+H Software GmbH aus Göttingen,<br />
mir bisher bekannt als Anbieter<br />
von NetMan, einer Managementsoftware<br />
für unterschiedlichste Anwendungsbereitstellung.<br />
Beim Server Based Computing<br />
zur Anwendungsbereitstellung auf einem<br />
Desktop waren mir bisher zwei Möglichkeiten<br />
bekannt, <strong>de</strong>r reine Windows<br />
Terminal Server o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m XenApp<br />
Aufsatz <strong>de</strong>r Firma Citrix. Die erste Möglichkeit<br />
bringt oft zu wenige Funktionen<br />
mit sich, um die Serveranwendungen benutzerfreundlich<br />
im Desktop zu integrieren,<br />
die Citrix-Lösung ist bei kleinen Netzen<br />
oft überdimensioniert und <strong>de</strong>shalb zu<br />
teuer. Hier schafft <strong>de</strong>r NetMan Desktop-<br />
Manager Abhilfe, er passt sich ebenso<br />
wie die Citrix-Lösung nahtlos in <strong>de</strong>n gewohnten<br />
Windows Desktop ein, sowohl<br />
im Startmenü wie als Desktop Icon. Über<br />
die Steuerung von Zugriffsrechten wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>m Nutzer auch die für ihn relevanten<br />
Programme angezeigt.<br />
Da <strong>de</strong>r NetMan Desktop-Manager<br />
über einen Java-Client verfügt, können<br />
Windows-Applikationen auch von an<strong>de</strong>ren<br />
Betriebssystemen genutzt wer<strong>de</strong>n,<br />
ohne dass auf <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Endgerät<br />
eine Client-Komponente installiert<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Da auch erweiterte Sicherheitsfunktionen<br />
und ein umfangreiches<br />
Monitoring und Reporting im NetMan<br />
Desktop-Manager integriert sind, bietet er<br />
sich für kleinere Netzwerke wegen seines<br />
günstigen Preises und seiner großen Funktionspalette<br />
an.<br />
Zurückkommend auf die bei<strong>de</strong>n Zitate<br />
von Rafael Ball und Wilfried Sühl-Strohmenger,<br />
wer<strong>de</strong>n sich die Bibliotheken auf<br />
bei<strong>de</strong> Aussagen konzentrieren müssen: Auf<br />
<strong>de</strong>r einen Seite mit entsprechen<strong>de</strong>m Wissen<br />
und Geschick <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n im WWW<br />
erreichen, um ihn an die Bibliothek zu bin<strong>de</strong>n,<br />
und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite einen realen<br />
und ansprechen<strong>de</strong>n Informationsraum gestalten,<br />
<strong>de</strong>nn insbeson<strong>de</strong>re das Darmstädter<br />
Urteil dürfte eine Vielzahl »elektronischer<br />
Lesesäle« entstehen lassen.<br />
Die Firmenausstellung beim Bibliothekartag bietet viele Vorteile: zum Beispiel die Live-Demonstration<br />
neuer digitaler Angebote.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
�
536 536 BuB | Lesesaal<br />
Stu<strong>de</strong>nten bringen Leben<br />
in Lesesaal und Rechenzentrum<br />
Preisgekrönte Entwürfe für attraktive Lernorte in <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
Eine Stu<strong>de</strong>ntengruppe <strong>de</strong>r Technischen<br />
Universität Darmstadt hat <strong>de</strong>n bun<strong>de</strong>sweiten<br />
Wettbewerb <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Initiative für Netzwerkinformation (DINI)<br />
zu »Lebendigen Lernorten« gewonnen.<br />
Ihr Beitrag »MyPaed« wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m<br />
Deutschen Bibliothekartag in Erfurt mit<br />
3 000 Euro ausgezeichnet.<br />
MyPaed verdient die Auszeichnung<br />
als lebendiger Lernort.<br />
Denn es ist kein reiner Lernraum,<br />
son<strong>de</strong>rn ein Möglichkeitsraum,<br />
<strong>de</strong>r eine reale Computerstudienwerkstatt<br />
mit Möglichkeiten einer virtuellen Lernumgebung<br />
und Web-2.0-Diensten verbin<strong>de</strong>t<br />
und in Darmstadt bereits intensiv<br />
und kreativ genutzt wird«, begrün<strong>de</strong>te die<br />
Kanzlerin <strong>de</strong>r TU Berlin, Ulrike Gutheil,<br />
das Votum <strong>de</strong>r Jury bei <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>s<br />
Preises an die drei Stu<strong>de</strong>nten.<br />
Manfred Stross, Leiter <strong>de</strong>s Medienzentrums<br />
<strong>de</strong>r TU München und Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
von DINI, die <strong>de</strong>n Wettbewerb erstmals<br />
durchgeführt hatte, war mit <strong>de</strong>m Ergebnis<br />
ebenfalls sehr zufrie<strong>de</strong>n: »Die Studieren<strong>de</strong>n<br />
haben in <strong>de</strong>m Wettbewerb gezeigt,<br />
dass an <strong>de</strong>n Hochschulen viel verbessert<br />
wer<strong>de</strong>n kann, und kreativ ihre konkreten<br />
I<strong>de</strong>en und Visionen zu ihrem realen o<strong>de</strong>r<br />
virtuellen Lernort eingebracht.«<br />
Ein mit 2 000 Euro dotierter Kreativpreis<br />
wur<strong>de</strong> an neun Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r TU<br />
Dres<strong>de</strong>n für das Poster »Learn connected«<br />
vergeben, das acht verschie<strong>de</strong>ne Konzepte<br />
in unterschiedlichen Maßstäben von <strong>de</strong>r<br />
interaktiven Lernbrille über Lern- und<br />
I<strong>de</strong>enterminals bis zu großen Gebäu<strong>de</strong>n<br />
als Lern- und Wissenszentren grafi sch<br />
und textlich präsentiert. Hier begrün<strong>de</strong>te<br />
Holger Robbe – stu<strong>de</strong>ntisches Mitglied im<br />
Vorstand <strong>de</strong>s Deutschen Stu<strong>de</strong>ntenwerks<br />
– als Jurymitglied die Preisvergabe: »Das<br />
›Wissenszentrum‹ im Konzept ›Learn<br />
connected‹ ist am klassischen Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r<br />
Bibliothek orientiert. Das Projektteam<br />
versucht aber in ihrem ›realen‹ und mit <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren Bestandteilen vernetzten Wissenszentrum<br />
analoge und digitale Informationen<br />
strukturiert und serviceorientiert<br />
anzubieten.«<br />
Bei<strong>de</strong> Siegerbeiträge zeigten damit das<br />
volle Spektrum <strong>de</strong>r Wettbewerbsbeiträge<br />
von verspielt und utopisch bis professionell<br />
und umsetzbar. Denn insgesamt waren in<br />
<strong>de</strong>m unter <strong>de</strong>r Schirmherrschaft von Bun<strong>de</strong>sbildungsministerin<br />
Annette Schavan<br />
stehen<strong>de</strong>n Wettbewerb 51 Beiträge eingereicht<br />
wor<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>nen die Jury – unterstützt<br />
von Gutachtern – die Gewinner auswählte.<br />
Die Spannbreite reichte von Mö-<br />
Die Spannbreite reichte von<br />
Möbelentwürfen über Architekturkonzepte<br />
bis hin zum Buchscanner<br />
aus Lego-Steinen.<br />
belentwürfen über Architekturkonzepte<br />
und -zeichnungen für Bibliotheken sowie<br />
virtuellen Lernsystemen, Raumkonzepten,<br />
Manifesten für grüne und alternative<br />
Bibliotheken bis hin zum Buchscanner aus<br />
Lego-Steinen, dokumentiert als Vi<strong>de</strong>o auf<br />
YouTube. Die Gesamtschau <strong>de</strong>r Beiträge<br />
bot eine wahre I<strong>de</strong>enfundgrube für die<br />
Gestaltung von Lernräumen.<br />
Ausführlich präsentierten die fünf eingela<strong>de</strong>nen<br />
Finalisten ihre Beiträge. Neben<br />
<strong>de</strong>n genannten Preisträgern waren dies<br />
eine Architekturstu<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Hochschule<br />
Ostwestfalen-Lippe, die <strong>de</strong>n Umbau<br />
einer Kirche zu einer Bibliothek mit ovalen<br />
Lernräumen vorstellte, ein weiterer Architekturstu<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>r RWTH Aachen mit<br />
<strong>de</strong>m Entwurf eines ganzen Fakultätsgebäu<strong>de</strong>s<br />
für die TU Delft und eine interdisziplinäre<br />
Gruppe <strong>de</strong>r TU Dortmund, die<br />
sowohl die Bibliothek als auch <strong>de</strong>n virtuellen<br />
Lernraum ihrer Universität komplett<br />
neu gestalten wollte.<br />
Alle fünf Finalisten wur<strong>de</strong>n für ihre<br />
Konzepte mit <strong>de</strong>r Reise nach Erfurt und<br />
einem touristischen Kurzprogramm be-<br />
lohnt, <strong>de</strong>nn preiswürdig schien je<strong>de</strong>s dieser<br />
im Detail vorgestellten Konzepte. Schon<br />
die Professionalität <strong>de</strong>r Präsentationen im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r DINI-Veranstaltung auf <strong>de</strong>m<br />
Bibliothekartag in Erfurt beeindruckte<br />
durchweg und führte vor, welch kreatives<br />
Potenzial die Studieren<strong>de</strong>n heute mitbringen:<br />
»In vielen Beiträgen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich,<br />
dass <strong>de</strong>r ehrwürdige Lesesaal einer Bibliothek<br />
und <strong>de</strong>r schlichte PC-Raum eines<br />
Rechenzentrums <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>r<br />
Studieren<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Google-Generation<br />
von einem lebendigen Lernraum nicht<br />
mehr entsprechen«, stellten am En<strong>de</strong> übereinstimmend<br />
die bei<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>ratoren <strong>de</strong>r<br />
Veranstaltung, Hans-Joachim Wätjen,<br />
Direktor <strong>de</strong>r UB Ol<strong>de</strong>nburg, und Josef<br />
Hüvelmeyer, stellvertreten<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s<br />
ITMC <strong>de</strong>r TU Dortmund fest.<br />
Dr. Oliver Schoenbeck, Informations-,<br />
Bibliotheks- und IT-Dienste <strong>de</strong>r Carl von<br />
Ossietzky Universität Ol<strong>de</strong>nburg<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
Die Vielfalt und Qualität <strong>de</strong>r<br />
Einreichungen wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />
auf <strong>de</strong>m Bibliothekartag in einer<br />
abwechslungsreichen Foto- und<br />
Vi<strong>de</strong>opräsentation <strong>de</strong>utlich.<br />
Die Finalisten, Laudatoren und Mo<strong>de</strong>ratoren nach <strong>de</strong>r Preisverleihung <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enwettbewerbs »Lebendige Lernorte« beim Bibliothekartag in Erfurt.<br />
Foto: Oliver Schoenbeck<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
So wer<strong>de</strong>n Absolventen für<br />
<strong>de</strong>n Job fi t gemacht<br />
Praktika und praxisbezogene Projekte in <strong>de</strong>n Studiengängen<br />
Sind die neuen Studiengänge auch praxistauglich?<br />
Wie wer<strong>de</strong>n die Absolventen<br />
fi t gemacht für ihren Einsatz in Bibliotheken<br />
und Unternehmen? Diese Fragen bewegten<br />
Kolleginnen und Kollegen, die die<br />
Veranstaltung »Vom Diplom-Bibliothekar<br />
zum Bachelor/Master – <strong>de</strong>r Praxisbezug in<br />
<strong>de</strong>n neuen Studiengängen« <strong>de</strong>r Kommission<br />
für Ausbildung und Berufsbil<strong>de</strong>r<br />
(KauB) <strong>de</strong>s BIB beim Erfurter Bibliothekartag<br />
besuchten.<br />
Im ersten Teil <strong>de</strong>r Veranstaltung berichteten<br />
Prof. Ute Krauß-Leichert<br />
und Hans-Michael Schäfer von <strong>de</strong>r<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
(HAW) Hamburg sowie Prof.<br />
Konrad Umlauf von <strong>de</strong>r Humboldt-<br />
Universität (HU) zu Berlin über die<br />
Einbindung von Praktika und praxisbezogenen<br />
Projekten in ihren Studiengängen.<br />
Im Bachelor-Studiengang in Hamburg<br />
fi n<strong>de</strong>t im 3. Semester ein Praktikum von<br />
23 Wochen statt, das im folgen<strong>de</strong>n Semester<br />
in <strong>de</strong>r Pfl ichtveranstaltung »Praktikumsauswertung«<br />
unter verschie<strong>de</strong>nen<br />
Gesichtspunkten besprochen wird. Die<br />
Veranstaltung besteht aus einem von <strong>de</strong>n<br />
Praktikanten selbst organisierten Kolloquium<br />
unter Einbeziehung <strong>de</strong>r jüngeren<br />
Semester, einer Ausbil<strong>de</strong>rtagung zum gegenseitigen<br />
Austausch sowie <strong>de</strong>m Erstellen<br />
einer Praktikumsbroschüre.<br />
Das Praxissemester stellt einen wichtigen<br />
Schritt dar, um persönliche Vorlieben<br />
zu erkennen, mögliche Berufsfel<strong>de</strong>r aufzuzeigen<br />
und <strong>de</strong>n Berufswunsch zu bestätigen.<br />
Weiterhin sieht das Bachelor-Studium<br />
interdisziplinäre Projekte vor, die in<br />
Zusammenarbeit mit Bibliotheken, Kultureinrichtungen<br />
o<strong>de</strong>r Unternehmen organisiert<br />
wer<strong>de</strong>n; so wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r HAW<br />
Hamburg zum Beispiel Bibliothekssysteme<br />
und Bibliotheksführer entworfen,<br />
aber auch Marketing- und Kulturprojekte<br />
durchgeführt.<br />
Der Lehrplan <strong>de</strong>r HU Berlin sieht für<br />
Bachelor-Studieren<strong>de</strong> ein siebenwöchiges<br />
Praktikum zwischen <strong>de</strong>n Semestern vor,<br />
dazu ein Projektmodul im fünften Semester.<br />
Eines dieser Projekte, »Von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e<br />
zum Buch«, das an <strong>de</strong>r HU regelmäßig<br />
angeboten wird, stellte Petra Hauke zu-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
sammen mit zwei <strong>de</strong>r beteiligten Stu<strong>de</strong>ntinnen,<br />
Melanie Beutler und Jana Rumler,<br />
vor.<br />
Auch während <strong>de</strong>s Praxissemesters<br />
können konkrete Projekte bearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies zeigte Andreas Teubler von <strong>de</strong>r<br />
Hochschule <strong>de</strong>r Medien (HdM) Stuttgart<br />
in seinem Vortrag. Er entwarf während<br />
seiner Zeit in <strong>de</strong>n Dublin City Public Libraries<br />
einen Kurs für Kin<strong>de</strong>r, um sie im<br />
Umgang mit <strong>de</strong>m Internet fi t zu machen<br />
und ihre Sicherheit in sozialen Netzwerken<br />
zu för<strong>de</strong>rn. Wie seine Betreuerin Anne<br />
Gannons berichtete, wird das Projekt weiter<br />
fortgeführt.<br />
Die Masterstudiengänge sind vor allem<br />
dadurch gekennzeichnet, dass einzelne<br />
Studieren<strong>de</strong> Projekte in Zusammenarbeit<br />
mit einem Unternehmen durchführen.<br />
Dabei entstehen oft hochwertige Ergebnisse,<br />
wie auch Carola Abraham von <strong>de</strong>r<br />
ekz über Corinna Sepkes Projekt »Kun<strong>de</strong>nbindungsstrategien<br />
eines Bibliotheksdienstleisters«<br />
urteilte. Sie lobte <strong>de</strong>n fachlichen<br />
Hintergrund von Corinna Sepke, ihren<br />
wertvollen Input für das Unternehmen<br />
Den Online-Auftritt<br />
von Bibliotheken im Fokus<br />
Lesesaal | BuB<br />
und die außeror<strong>de</strong>ntlich gute Präsentation<br />
<strong>de</strong>r Ergebnisse vor verschie<strong>de</strong>nen Gremien.<br />
Als wichtige Faktoren für ein erfolgreiches<br />
Projekt aus Sicht <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
nennt sie einen klar abgesteckten<br />
zeitlichen Rahmen, einen persönlichen<br />
Ansprechpartner, eine klare Zielvereinbarung<br />
sowie das regelmäßige Überprüfen<br />
<strong>de</strong>r Erreichbarkeit <strong>de</strong>r vereinbarten Ziele.<br />
Alle vorgestellten Projekte stellten sowohl<br />
für <strong>de</strong>n Arbeitgeber wie auch für die<br />
Studieren<strong>de</strong>n eine Bereicherung dar. Für<br />
die Studieren<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utet die Projektarbeit<br />
einen ersten Schritt in die berufl iche<br />
Praxis, gegebenenfalls mit <strong>de</strong>r Aussicht auf<br />
eine spätere Beschäftigung. Den Arbeitgebern<br />
bietet sich die Möglichkeit, wichtige<br />
Themen aus externer Sicht bearbeiten zu<br />
lassen und dabei qualifi zierte neue Mitarbeiter<br />
zu gewinnen.<br />
Die Kommission für Ausbildung und<br />
Berufsbil<strong>de</strong>r hofft, mit <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />
Anregungen für eine weitere enge Zusammenarbeit<br />
zwischen Hochschulen und<br />
Bibliotheken gegeben zu haben. Hierzu<br />
soll auch ein Praktikumsleitfa<strong>de</strong>n beitragen,<br />
<strong>de</strong>n die Kommission auf <strong>de</strong>r Basis<br />
von Praktikumsplänen aus <strong>de</strong>r Praxis erarbeiten<br />
möchte. Die Mo<strong>de</strong>ratorin Heike<br />
Kamp bat <strong>de</strong>shalb noch einmal alle Bibliotheken<br />
um Unterstützung.<br />
Cornelia Awenius und Claudia Hartmann,<br />
BIB-Kommission für<br />
Ausbildung und Berufsbil<strong>de</strong>r<br />
Beim Bibliothekartag in Erfurt sind die Sieger Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten stand <strong>de</strong>r On-<br />
<strong>de</strong>s 12. »B.I.T.online Innovationspreises« ausline-Auftritt von Bibliotheken. Der Preis wird<br />
gezeichnet wor<strong>de</strong>n (von links): Karin Holste- von <strong>de</strong>r Kommission für Ausbildung und Be-<br />
Flinspach (BIB-Kommission Ausbildung und rufsbild (KAuB) <strong>de</strong>s Berufsverban<strong>de</strong>s Infor-<br />
Berufsbil<strong>de</strong>r), Erwin Koenig (Objektleiter mation Bibliothek (BIB) in Zusammenar-<br />
»B.I.T.online«), Susanne Rie<strong>de</strong>l (BIB-Vorsitbeit mit <strong>de</strong>r Zeitschrift »B.I.T.online« verzen<strong>de</strong>)<br />
und die Preisträgerinnen Simon Brengeben.ner, Fabienne Kneifel und Kathleen Schacht.<br />
(Foto: Cornelia Awenius)<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 537<br />
537
538 538 BuB | Lesesaal<br />
Peter Vodosek<br />
Von »notvollen Verhältnissen«<br />
zu »frischem Leben«<br />
Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) feiert<br />
das 60-jährige Jubiläum<br />
VdDB, VDV, VBB, BBA, vba – und<br />
schließlich BIB (Berufsverband Information<br />
Bibliothek). 1948 und 1949 wur<strong>de</strong>n<br />
die ersten Vorgängerverbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s heute<br />
mitglie<strong>de</strong>rstärksten Personalverban<strong>de</strong>s<br />
im Bibliotheks- und Informationssektor<br />
gegrün<strong>de</strong>t, damals noch streng getrennt<br />
nach »öffentlich-kommunal« und<br />
»wissenschaftlich«. Welche Erwartungen<br />
und Hoffnungen hatten die Kolleginnen<br />
und Kollegen damals bei <strong>de</strong>n Verbandsgründungen?<br />
Was hat sie getrennt – was<br />
waren ihre Gemeinsamkeiten? Welche<br />
Themen wur<strong>de</strong>n über die Jahre und Jahrzehnte<br />
bearbeitet und vorangetrieben?<br />
Was wur<strong>de</strong> dabei erreicht? Und schließlich:<br />
Warum hat es so lange gedauert, bis<br />
<strong>de</strong>r gemeinsame, sparten- und laufbahnübergreifen<strong>de</strong><br />
Personalverband das Licht<br />
<strong>de</strong>r Welt erblickte? Diesen und an<strong>de</strong>ren<br />
Fragen hat sich <strong>de</strong>r renommierte Bibliothekshistoriker<br />
Professor Peter Vodosek in<br />
seinem Festvortrag anlässlich <strong>de</strong>s 60-jährigen<br />
Verbandsjubiläums beim Erfurter<br />
Bibliothekartag gewidmet. BuB druckt<br />
<strong>de</strong>n Vortrag im Wortlaut ab:<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
wenn ich heute zu Ihnen über 60 Jahre<br />
Verbandsgeschichte sprechen soll,<br />
frage ich mich natürlich, warum die Wahl<br />
gera<strong>de</strong> auf mich gefallen ist. Ich sehe da<br />
zwei mögliche Grün<strong>de</strong>:<br />
Einmal bin ich mit 45 Jahren Mitgliedschaft<br />
im Berufsverband Bibliothek und<br />
Information altgedient und überblicke damit<br />
exakt 75 Prozent <strong>de</strong>r Geschichte; allerdings<br />
aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Fußvolks, <strong>de</strong>nn ich<br />
habe es in <strong>de</strong>r Vereinshierarchie nie weiter<br />
als bis zum Rechnungsprüfer <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg gebracht.<br />
Zweitens bin ich Historiker, aber in<br />
dieser Funktion fast überfl üssig, da zum<br />
40-jährigen Jubiläum Hans Joachim Kuhlmann<br />
mit seinem Buch »Der Weg zum<br />
kritischen Bürger« eine vorbildliche Do-<br />
Auf <strong>de</strong>m Podium bil<strong>de</strong>te ein<br />
spontan entrolltes Transparent mit <strong>de</strong>r<br />
Parole »Raus aus <strong>de</strong>r ständischen<br />
Sackgasse – Rein in die Gewerkschaft«<br />
<strong>de</strong>n malerischen Hintergrund.<br />
kumentation verfasst hat, die zum 50-jährigen<br />
durch <strong>de</strong>n von Konrad Umlauf herausgegebenen<br />
Band »vba – die ersten 50<br />
Jahre« ergänzt und fortgeschrieben wur<strong>de</strong>.<br />
Ähnliches gilt für die vom ehemaligen<br />
VdDB herausgegebenen »Innenansichten<br />
– Außenansichten«, die ebenfalls zu einem<br />
50-Jahr-Jubiläum erschienen sind.<br />
Im Rahmen einer »Blauen Stun<strong>de</strong>« jedoch<br />
erwarten Sie von mir wohl keinen<br />
Fachvortrag. Immerhin könnte ich mich<br />
mit Karl Valentins altem Festrednerwitz<br />
entschuldigen Es ist schon alles gesagt (beziehungsweise<br />
geschrieben), aber nicht von<br />
je<strong>de</strong>m. Ich wer<strong>de</strong> mich vielmehr an meinem<br />
Landsmann Peter Altenberg und seinem<br />
schönen Buchtitel »Wie ich es sehe«<br />
(1896) orientieren und Ihnen einige markante<br />
Stationen unserer Vereinsgeschichte<br />
in Erinnerung rufen, Höhepunkte ebenso<br />
wie Krisen. Dem Anlass angemessen<br />
wer<strong>de</strong> ich aber auf einen rücksichtslosen<br />
Rückblick und einen aussichtslosen Ausblick<br />
verzichten.<br />
Grün<strong>de</strong>rzeit<br />
Lassen Sie mich mit einer Anekdote beginnen,<br />
die vielleicht ein Streifl icht auf<br />
<strong>de</strong>n Weg wirft, <strong>de</strong>n wir zurückgelegt haben.<br />
Ich bin mit 1. Januar 1964 Mitglied<br />
<strong>de</strong>s Vereins Deutscher Volksbibliothekare<br />
(VDV) gewor<strong>de</strong>n und erhielt die Mitgliedskarte<br />
Nr. 4520, ausgestellt auf <strong>de</strong>n<br />
Namen »Frau Dr. Pete Vodosek«. Offenbar<br />
hielt man es für unwahrscheinlich,<br />
dass sich ein Mann in die Nie<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Volksbüchereiwesens verirrte. Nach einer<br />
Reklamation schickte mir dann <strong>de</strong>r unvergessene<br />
Burkhart Ostersehlte eine neue<br />
Karte mit <strong>de</strong>m Datum 29. Juli 1965.<br />
In <strong>de</strong>n Gründungsjahren <strong>de</strong>r heute jubilieren<strong>de</strong>n<br />
Vereine 1948/49 herrschten<br />
in <strong>de</strong>r Tat »notvolle Verhältnisse«. Es war<br />
ein Neubeginn von Grund auf, obwohl<br />
sowohl <strong>de</strong>r Verein <strong>de</strong>r Diplom-Bibliothekare<br />
an wissenschaftlichen Bibliotheken<br />
(VdDB) als auch <strong>de</strong>r Verein Deutscher<br />
Volksbibliothekare (VDV) eine Vorgeschichte<br />
hatten:<br />
� VdDB: 1907–1920 Vereinigung bibliothekarisch<br />
arbeiten<strong>de</strong>r Frauen; 1920–1933<br />
Reichsverband Deutscher Bibliotheksbeamter;<br />
� VDV: 1922–1938 Verband Deutscher<br />
Volksbibliothekare.<br />
Der Verein <strong>de</strong>r Diplom-Bibliothekare<br />
an wissenschaftlichen Bibliotheken wur<strong>de</strong><br />
am 10. Juni 1948 in einer Gründungsversammlung<br />
in Hamburg aus <strong>de</strong>r Taufe gehoben.<br />
Der Gründung <strong>de</strong>s Vereins Deutscher<br />
Volksbibliothekare hingegen war<br />
die Institutionalisierung von Lan<strong>de</strong>sverbän<strong>de</strong>n<br />
beziehungsweise -vereinen in <strong>de</strong>r<br />
Bizone und in <strong>de</strong>r französischen Zone vorausgegangen.<br />
Am 25./26. November 1948<br />
beschloss <strong>de</strong>r vorläufi ge Vorstand eines<br />
»Vereins <strong>de</strong>r Bibliothekare« auf einer Vertreterversammlung<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverbän<strong>de</strong><br />
einen »Verein <strong>de</strong>r Volksbibliothekare« zu<br />
grün<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r zunächst alle Volksbibliothekare<br />
<strong>de</strong>r Westzonen umfassen soll, um später<br />
zu einem gesamt<strong>de</strong>utschen Verband erweitert<br />
zu wer<strong>de</strong>n (BuB 1, 1948/49, S. 60).<br />
Lei<strong>de</strong>r erwies sich am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten<br />
Weltkriegs die am Neuanfang als Möglichkeit<br />
ins Auge gefasste Zusammenfassung<br />
<strong>de</strong>r Bibliothekare <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Sparten als Illusion und ließ, wie Sie wis-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
Und das Un<strong>de</strong>nkbare geschah:<br />
Eine große Anzahl von Kolleginnen<br />
und Kollegen trafen sich zu einem<br />
Go-in vor <strong>de</strong>m Sitz <strong>de</strong>r ÖTV in <strong>de</strong>r<br />
Stuttgarter Theodor-Heuss-Straße.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
sen, 50 Jahre auf sich warten, ohne bis heute<br />
vollständig erreicht zu sein. Am 18 Juni<br />
1949 fand dann in Fulda die Gründungsversammlung<br />
<strong>de</strong>s jetzt Verein Deutscher<br />
Volksbibliothekare (VDV) benannten Berufsverban<strong>de</strong>s<br />
statt.<br />
Frühe Erfolge<br />
Bereits in seinen Anfangsjahren erzielte<br />
<strong>de</strong>r VDV beachtliche Arbeitsergebnisse,<br />
wie Rudolf Joer<strong>de</strong>n 1953 nicht ohne Stolz<br />
in seinem Beitrag »Vier Jahre Verein Deutscher<br />
Volksbibliothekare« im 4. Jahrgang<br />
von »Bücherei und Bildung« dokumentierte.<br />
Von <strong>de</strong>n Erfolgen möchte ich hervorheben:<br />
� Die zumin<strong>de</strong>st berufspolitische Überwindung<br />
<strong>de</strong>s unsäglichen Richtungsstreits<br />
mit <strong>de</strong>m genialen Schachzug, die Häuptlinge<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Lager, Erwin Ackerknecht<br />
und Walter Hofmann, zu Ehrenmitglie<strong>de</strong>rn<br />
zu ernennen – die persön-<br />
Immerhin kam man im Laufe<br />
<strong>de</strong>r Jahre an einer engeren Zusammenarbeit<br />
nicht vorbei.<br />
lichen Animositäten waren damit nicht<br />
been<strong>de</strong>t. Ackerknecht hat kurz vor seinem<br />
Tod 1960, als ihn Wolfgang Thauer, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s VDV von 1958 bis 1964,<br />
fragte, ob er seinen 1952 verstorbenen<br />
Wi<strong>de</strong>rpart nach so vielen Jahren nicht in<br />
einem mil<strong>de</strong>ren Licht sehe, nur geantwortet:<br />
Ja ja, <strong>de</strong>r Herr Hofmann. Mit <strong>de</strong>m war<br />
nicht gut Kirschen essen. Da konnte es einem<br />
leicht passieren, dass er einem die Steine ins<br />
Gesicht spuckte.<br />
� Die Einrichtung einer Kollegenhilfskasse<br />
für aus <strong>de</strong>m Osten gefl üchtete o<strong>de</strong>r<br />
aus an<strong>de</strong>ren Grün<strong>de</strong>n stellungslose Kollegen,<br />
eine soziale Maßnahme, die nicht in<br />
Vergessenheit geraten sollte.<br />
� Die Gründung von »Bücherei und Bildung«<br />
und damit die Schaffung <strong>de</strong>s ersten<br />
Buchbesprechungsdienstes, <strong>de</strong>s Vorläufers<br />
<strong>de</strong>r heutigen Lektoratskooperation.<br />
� Die Beteiligung an <strong>de</strong>n Bemühungen<br />
um die Einrichtung einer zentralen<br />
Dienstleistungseinrichtung, 1952 als Arbeitsstelle<br />
für das Öffentliche Büchereiwesen<br />
gegrün<strong>de</strong>t, nach baldigem Scheitern<br />
1958 endlich erfolgreich gestartet, 1978<br />
im Deutschen Bibliotheksinstitut aufge-<br />
gangen und 2000 verantwortungslos ab-<br />
gewickelt.<br />
� Die Koordinierung <strong>de</strong>r Ausbildung in<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Büchereischulen durch drei<br />
mit <strong>de</strong>r Kultusministerkonferenz ausgehan<strong>de</strong>lte<br />
Rahmenvereinbarungen (1951,<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
1963, 1968), die letztlich erst mit <strong>de</strong>r<br />
Umwandlung in Fachhochschulen beziehungsweise<br />
Fachhochschulstudiengänge<br />
obsolet gewor<strong>de</strong>n sind. Damit waren aber<br />
auch die Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen um die<br />
»Aka<strong>de</strong>misierung« <strong>de</strong>r Ausbildung been<strong>de</strong>t,<br />
in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verein mehrheitlich und<br />
zeitweise vehement gegen ein Aufbaustudium<br />
o<strong>de</strong>r sonstige höhere Abschlüsse<br />
kämpfte, um eine Laufbahn <strong>de</strong>s Höheren<br />
Dienstes im Öffentlichen Bibliothekswesen<br />
zu verhin<strong>de</strong>rn. Der Bologna-Prozess<br />
hat die Entwicklung sozusagen rechts<br />
überholt.<br />
Unruhe und Fortschritt<br />
Selbstverständlich ist <strong>de</strong>r Verein nicht von<br />
Erfolg zu Erfolg geeilt, obwohl bekanntlich<br />
nichts so erfolgreich ist wie <strong>de</strong>r Erfolg.<br />
Rudolf Joer<strong>de</strong>n hatte bereits 1953 <strong>de</strong>n prophetischen<br />
Satz geschrieben: Wenn nicht<br />
alles täuscht, wer<strong>de</strong>n die aus <strong>de</strong>r Zukunft<br />
herankommen<strong>de</strong>n Schwierigkeiten nicht<br />
geringer sein als die, welche in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n konnten<br />
(BuB 4, 1953, S. 10). Du ahnungsvoller<br />
Engel du, hätte Faust statt zu Gretchen<br />
auch zu Joer<strong>de</strong>n sagen können. Es ist eher<br />
verwun<strong>de</strong>rlich, dass sich erst 20 Jahre nach<br />
<strong>de</strong>r Gründung allmählich Abnützungserscheinungen<br />
zeigten, die beinahe das<br />
ganze Gebäu<strong>de</strong> zum Einsturz brachten.<br />
Festmachen möchte ich dies an drei Stichjahren,<br />
1970, 1972 und 1978.<br />
Lesesaal | BuB<br />
Wir wollen mehr Demokratie wagen,<br />
dies verkün<strong>de</strong>te Willy Brandt in seiner<br />
Regierungserklärung vom 28. Oktober<br />
1968. Im Bibliothekswesen, im Verein<br />
<strong>de</strong>r Bibliothekare an Öffentlichen Büchereien<br />
(VBB) und in <strong>de</strong>n Ausbildungsstätten<br />
verhallte <strong>de</strong>r Ruf nicht ungehört.<br />
Es waren vor allem drei Themen, welche<br />
die Gemüter bewegten:<br />
� Mitbestimmung,<br />
� Demokratisierung <strong>de</strong>s Berufsverban<strong>de</strong>s,<br />
� und die Frage <strong>de</strong>r gewerkschaftlichen<br />
Organisation.<br />
Zahlreiche Ehrengäste gratulierten zum 60-jährigen Jubiläum <strong>de</strong>s BIB und seiner Vorgängerverbän<strong>de</strong>:<br />
(von links) Barbara Lison, BID-Präsi<strong>de</strong>ntin; Susanne Rie<strong>de</strong>l, BIB-Vorsitzen<strong>de</strong>; Prof. Cornelia<br />
Vonhof, Stellvertreten<strong>de</strong> BIB-Vorsitzen<strong>de</strong> und BuB-Herausgeberin; Prof. Gabriele Beger,<br />
dbv-Vorsitzen<strong>de</strong>; Heinz-Jürgen Lorenzen, dbv-Vorstandsmitglied; Andreas Mittrowann, Bibliothekarischer<br />
Direktor <strong>de</strong>r ekz; Jörg Meyer, Geschäftsführer <strong>de</strong>r ekz. Foto: Bernd Schleh<br />
Ich möchte auf die bei<strong>de</strong>n Letzteren<br />
eingehen. Die For<strong>de</strong>rungen nach einer<br />
Demokratisierung lassen sich ab 1968 an<br />
<strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Briefwahl, <strong>de</strong>m Verhältnis<br />
<strong>de</strong>s Vereins zu seiner Zeitschrift »Bücherei<br />
und Bildung« beziehungsweies ab 1971<br />
»Buch und Bibliothek« und an <strong>de</strong>n Mitwirkungsrechten<br />
<strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n ver<strong>de</strong>utlichen,<br />
die seit 1969 stimmberechtigte<br />
Mitglie<strong>de</strong>r waren.<br />
Das Problem <strong>de</strong>r gewerkschaftlichen<br />
Organisation ging von <strong>de</strong>n Fragen aus<br />
Sind Berufsverbän<strong>de</strong> überhaupt noch zeitge<br />
m äß ? S in d be r u fl iche un d tar i fl iche Int e -<br />
ressen nicht besser bei <strong>de</strong>n Gewerkschaften<br />
aufgehoben? Die zum Teil heftig geführten<br />
Diskussionen kulminierten auf <strong>de</strong>r<br />
Jahrestagung 1970 in Würzburg, wo sich<br />
die turbulente Mitglie<strong>de</strong>rversammlung –<br />
man höre und staune – über zwei Tage,<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 539<br />
539
540 540 BuB | Lesesaal<br />
<strong>de</strong>n 8. und 9. Mai, erstreckte. Immerhin,<br />
nach einiger Zeit stellte sich ein Erfolg ein:<br />
Die Briefwahl wur<strong>de</strong> 1972 beschlossen,<br />
wenn auch aus Kostengrün<strong>de</strong>n vorerst<br />
aufgeschoben. Am 1. Januar 1972 trat das<br />
BuB-Statut in Kraft, das <strong>de</strong>r Redaktion<br />
ihre Unabhängigkeit sicherte, in späteren<br />
Jahren aber Irrungen-Wirrungen nicht<br />
verhin<strong>de</strong>rte. Die Gewerkschaftsfrage blieb<br />
ungelöst, aber ab nun stand auch fest: Der<br />
Beruf <strong>de</strong>s Bibliothekars ist ein politischer.<br />
Wer glaubte, die Würzburger Turbulenzen<br />
könnten nicht übertroffen wer<strong>de</strong>n, sah<br />
sich getäuscht. Nach<strong>de</strong>m die Jahrestagung<br />
in Osnabrück im Mai 1972 vorüber war,<br />
kommentierte Dietrich Segebrecht die<br />
Mitglie<strong>de</strong>rversammlung am 11. Mai als<br />
eine Marathon-Veranstaltung von erklecklicher<br />
Dauer, vor allem aber von nahezu<br />
unbeschreiblicher Hektik und Verworrenheit<br />
[…] das Bild einer perfekten Karikatur<br />
auf das <strong>de</strong>utsche Vereinsleben.<br />
Auf <strong>de</strong>m Podium bil<strong>de</strong>te ein spontan<br />
entrolltes Transparent mit <strong>de</strong>r Parole Raus<br />
aus <strong>de</strong>r ständischen Sackgasse – Rein in die<br />
Gewerkschaft <strong>de</strong>n malerischen Hintergrund,<br />
die implizite For<strong>de</strong>rung also, <strong>de</strong>n<br />
VBB aufzulösen. Es wur<strong>de</strong> alsbald entfernt.<br />
Nicht weniger skandalös verlief am<br />
nächsten Tag, <strong>de</strong>m 12. Mai, die erstmalige<br />
Verleihung <strong>de</strong>s Deutschen Sachbuchpreises<br />
an Karl Steinbuch, <strong>de</strong>ssen kurz zuvor<br />
an Willy Brandt gerichteter kritischer<br />
Brief <strong>de</strong>n Unwillen <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n erregt<br />
hatte.<br />
Die Publicity für Bibliothekare und<br />
Bibliotheken stellte sich in ganz an<strong>de</strong>rer<br />
Weise ein, als man es sich erhofft hatte. Im<br />
Freilich musste erst Deutschland<br />
vereinigt wer<strong>de</strong>n, um unsere kleine<br />
bibliothekarische Welt zur Raison<br />
zu bringen.<br />
VdDB lösten diese Vorgänge im Schwesterverband<br />
VBB Besorgnis aus. Jene heftigen<br />
Debatten über Demokratisierung und<br />
Politisierung wur<strong>de</strong>n vom Vorstand kritisch<br />
beäugt, vor allem die nicht unbeachtlichen<br />
Bemühungen, die ganze Diskussion in<br />
ein i<strong>de</strong>ologisch gefärbtes Fahrwasser zu lenken<br />
(Klaus Döhmer: 25 Jahre Verein <strong>de</strong>r<br />
Diplom-Bibliothekare an wissenschaftlichen<br />
Bibliotheken. Köln, 1976. S. 37). Die<br />
Befürchtungen waren unbegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>nn<br />
eine <strong>de</strong>m VBB vergleichbare Situation trat<br />
nicht ein.<br />
Nun zu 1978. Der 2. Bibliothekskongress<br />
aller Sparten und Fachverbän<strong>de</strong> fand<br />
in Stuttgart statt und hat nach Meinung<br />
<strong>de</strong>r Berichterstatter in »BuB« in <strong>de</strong>r pub-<br />
lizistischen Öffentlichkeit ein so lebhaftes<br />
und anhalten<strong>de</strong>s Echo gefun<strong>de</strong>n wie noch<br />
nie. Zensur und Selbstzensur, das große<br />
Thema jener Jahre, durchzog in <strong>de</strong>r aufgehübschten<br />
Formulierung Freiheit und<br />
Bindung <strong>de</strong>s Bibliothekars bei <strong>de</strong>r Informa-<br />
Der Bibliothekshistoriker Prof. Peter Vodosek<br />
blickte in einer kurzweiligen Festre<strong>de</strong> auf 60<br />
Jahre Verbandsgeschichte zurück. Vodosek<br />
war von 1986 bis 2001 Rektor <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
für Bibliothekswesen in Stuttgart.<br />
Foto: Bernd Schleh<br />
tionsvermittlung leitmotivisch <strong>de</strong>n gesamten<br />
Kongress.<br />
Doch nicht davon soll die Re<strong>de</strong> sein,<br />
son<strong>de</strong>rn vom <strong>de</strong> facto-Abschluss <strong>de</strong>r von<br />
<strong>de</strong>n Würzburger Ereignissen angestoßenen<br />
Gewerkschafts<strong>de</strong>batte. Der Vorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s VBB, Karl-Heinz Pröve, warf<br />
mit <strong>de</strong>m Stichwort Vergessene Tarifverhandlungen:<br />
ein Skandal ohnegleichen <strong>de</strong>n<br />
Gewerkschaften vor, dass <strong>de</strong>ren Aktivitäten<br />
nicht weit über Lippenbekenntnisse<br />
hinausgegangen sind. Über die Alternative<br />
VBB o<strong>de</strong>r Gewerkschaften ist in diesem Verband<br />
jahrelang bis zur Zerreißprobe diskutiert<br />
wor<strong>de</strong>n. Heute kann es nur noch heißen<br />
VBB und Gewerkschaften, trotz aller Enttäuschungen.<br />
Und das Un<strong>de</strong>nkbare geschah: Eine<br />
große Anzahl von Kolleginnen und Kollegen<br />
trafen sich zu einem Go-in vor <strong>de</strong>m<br />
Sitz <strong>de</strong>r ÖTV in <strong>de</strong>r Theodor-Heuss-<br />
Straße. Ich möchte hier nicht polemisch<br />
wer<strong>de</strong>n, vielmehr anerkennend feststellen,<br />
dass die Frustrationstoleranz <strong>de</strong>r Kolleginnen<br />
und Kollegen bewun<strong>de</strong>rnswert ist.<br />
Ich schließe dieses Jahrzehnt mit zwei<br />
Erfolgsmeldungen. 1973 verabschie<strong>de</strong>te<br />
<strong>de</strong>r VBB das erste Mal ein Berufsbild, eine<br />
programmatische Darstellung <strong>de</strong>s Berufs,<br />
wie Birgit Dankert anlässlich <strong>de</strong>r Neufassung<br />
von 1986 formuliert hat. Außer<strong>de</strong>m<br />
lief zum 1. Januar 1976 die Lektoratskooperation<br />
mit <strong>de</strong>m VBB als einem <strong>de</strong>r<br />
Vertragspartner an, die trotz zeitweiligem<br />
Knirschen im Gebälk in ihrer Be<strong>de</strong>utung<br />
nicht genugsam gerühmt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Einheit <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong><br />
als Wille und Vorstellung<br />
Wie schon kurz angerissen, war am Neubeginn<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Bibliothekswesens<br />
überall das Bedürfnis nach engerem Zusammenschluss<br />
spürbar, konnte sich aber<br />
gegenüber <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bibliothekstradition,<br />
selbstständige Vereinigungen <strong>de</strong>r<br />
Angehörigen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Bibliothekssparten<br />
zu bil<strong>de</strong>n, nicht durchsetzen.<br />
So hat es Rudolf Joer<strong>de</strong>n 1953 diagnostiziert.<br />
Er schrieb ferner: So bietet das<br />
Bibliothekswesen in Deutschland ein buntes<br />
Bild, das <strong>de</strong>m Außenstehen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r einem<br />
Auslän<strong>de</strong>r nur schwer verständlich ist. Eine<br />
Neuordnung, die klare Verhältnisse schaffen<br />
wür<strong>de</strong>, ist die Aufgabe nächster Zukunft.<br />
Mehr als 40 Jahre später, in seinem<br />
To<strong>de</strong>sjahr 1985, hatte die Zukunft noch<br />
immer nicht begonnen. Immerhin kam<br />
man im Laufe <strong>de</strong>r Jahre an einer engeren<br />
Zusammenarbeit nicht vorbei. Die Bemühungen<br />
um ein gemeinsames Dach will<br />
ich nur anreißen: Von <strong>de</strong>r 1967 eingerichteten<br />
Deutschen Bibliothekskonferenz<br />
(ihr informeller Vorläufer ab 1963, unter<br />
diesem Namen ab 1967) über das sogenannte<br />
»Sontag-Papier« (benannt nach<br />
<strong>de</strong>m damaligen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s dbv und<br />
Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r DBK) vom September<br />
1985 bis zur gegenwärtigen Bun<strong>de</strong>svereinigung<br />
Deutscher Bibliotheks- und Informationsverbän<strong>de</strong><br />
»Bibliothek & Information<br />
Deutschland« (BID).<br />
Erwähnen möchte ich aber die positiven<br />
Ansätze wie die vom Verein Deutscher<br />
Bibliothekare (VDB) und VdDB bereits<br />
ab 1951 gemeinsam organisierten Bibliothekartage<br />
o<strong>de</strong>r die im Rahmen <strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft<br />
Öffentliche Bibliothek<br />
(1968–1973) von VBB und dbv veranstalteten<br />
Jahrestagungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Verbän-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
Hoch sind hier die Kolleginnen<br />
und Kollegen <strong>de</strong>r ehemaligen DDR<br />
zu preisen.<br />
<strong>de</strong>. Ein früher, 1958 gestarteter Versuch,<br />
über <strong>de</strong>m VdDB und <strong>de</strong>m Verein Deutscher<br />
Bibliothekare (VDB) ein gemeinsames<br />
Dach zu bauen, scheiterte allerdings<br />
schon nach einem Jahr.<br />
Freilich musste erst Deutschland vereinigt<br />
wer<strong>de</strong>n, um unsere kleine biblio-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Bibliothekartag Erfurt<br />
Zurück auf »Los!« und immer weiter –<br />
ein bibliothekarischer Lebensweg<br />
Gisela Wieckhorst ist seit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s<br />
Vorgängerverban<strong>de</strong>s VDV (Verein Deutscher<br />
Volksbibliothekare) Mitglied im Berufsverband.<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Auszüge stammen aus<br />
einem Bericht, <strong>de</strong>n die Kollegin En<strong>de</strong> 2008<br />
anlässlich ihrer sechzigjährigen Mitgliedschaft<br />
für die BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe Nie<strong>de</strong>rsachsen/Bremen<br />
verfasst hat:<br />
»Mein beruflicher Weg begann im Oktober<br />
1945 im fast völlig zerstörten Hannover. Ich<br />
hatte <strong>de</strong>n Wunsch, Bibliothekarin zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Kurz nach <strong>de</strong>m Krieg wur<strong>de</strong> für diese Ausbildung<br />
gleich wie<strong>de</strong>r das Abitur verlangt.<br />
Ich lebte kurz vor und während <strong>de</strong>s Zweiten<br />
Weltkrieges mit meinen Eltern und meinen<br />
Brü<strong>de</strong>rn in Wien. Mein Vater war als beamteter<br />
Arzt eines Versorgungsamtes nach Wien<br />
versetzt wor<strong>de</strong>n. Ich besuchte in Wien eine<br />
Oberschule bis zum November 1944. Bedingt<br />
durch die Kriegswirren war uns verwehrt, das<br />
Abitur zu machen, vielmehr wur<strong>de</strong>n wir zum<br />
Reichsarbeitsdienst und <strong>de</strong>m Kriegshilfsdienst<br />
verpflichtet.<br />
Nach Kriegsen<strong>de</strong> konnte mein Vater in seinem<br />
Beruf im nord<strong>de</strong>utschen Raum wie<strong>de</strong>r<br />
eine Anstellung fin<strong>de</strong>n, wo wir in Hannover<br />
Unterkunft in einem halbzerstörten Haus fan<strong>de</strong>n.<br />
In einem Kriegsteilnehmerkursus hatte<br />
ich 1945/46 die Gelegenheit, in sechs Monaten<br />
in <strong>de</strong>n Fächern Deutsch, Latein und Physik<br />
das Abitur nachzuholen. Mit diesem Abiturzeugnis<br />
konnte ich dann mein Praktikum bei<br />
<strong>de</strong>n Stadtbüchereien Hannover im April 1946<br />
beginnen.<br />
In beson<strong>de</strong>rer Erinnerung geblieben ist mir<br />
die alte Oststadtbücherei, damals noch eine<br />
›Thekenbücherei‹ mit Magazin. Im strengen<br />
Winter 1946/47 war die Bibliothek fast unheizbar.<br />
Die Mitarbeiter waren in warme Kleidung<br />
gehüllt und hatten Handschuhe an, bei<br />
<strong>de</strong>nen die Finger abgeschnitten waren. In <strong>de</strong>r<br />
Bücherei stan<strong>de</strong>n lange Schlangen von Lesern,<br />
die geduldig auf die für sie ausgesuchten Bücher<br />
warteten. Es gab jeweils einen Roman,<br />
ein bis zwei Erzählungen und ein Sachbuch.<br />
Die Leute waren froh darüber, sie hausten in<br />
kalten Wohnungen, viele Personen zusammengepfercht,<br />
oft in Trümmerhäusern.<br />
Mein Praktikum dauerte bis zum Herbst<br />
1947. Danach arbeitete ich ein halbes Jahr<br />
als Büchereihelferin, bis ich in Stuttgart meine<br />
bibliothekarische Fachschulzeit 1948/49 beginnen<br />
konnte. Nach <strong>de</strong>r Studienzeit machte<br />
ich meine bibliothekarische Diplomprüfung<br />
bei Dr. Luise Kolb und Annedore Weitbrecht<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
im Oktober 1949 bei <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen Büchereischule<br />
in <strong>de</strong>r Feuerbacher Hei<strong>de</strong>.<br />
Es gab damals auch schon Schwierigkeiten,<br />
gleich nach <strong>de</strong>m Examen in <strong>de</strong>m Beruf unterzukommen.<br />
Viele Kriegsheimkehrer mussten<br />
bevorzugt berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. So arbeitete<br />
ich ein halbes Jahr im Postscheckamt Hannover<br />
(1950/51) und begann im April 1951<br />
meine Tätigkeit bei <strong>de</strong>n Stadtbüchereien Hannover,<br />
zunächst als Sekretärin.<br />
Nach zwei Jahren in <strong>de</strong>r alten Lin<strong>de</strong>ner Bücherei<br />
wechselte ich zur Oststadtbücherei und<br />
konnte beim Aufbau <strong>de</strong>r Bibliothek mithelfen,<br />
die 1956 ihre Pforten öffnete. Die Oststadtbücherei<br />
war dann eine <strong>de</strong>r ersten Freihandbüchereien<br />
in Hannover und ich war verantwortlich<br />
für die ebenfalls großzügig gestaltete<br />
Jugendbücherei.<br />
Ich erinnere mich beson<strong>de</strong>rs an eine weihnachtliche<br />
Vorlesestun<strong>de</strong> für Kin<strong>de</strong>r mit Kerzenbeleuchtung<br />
im Dezember 1956. Es kamen<br />
zu dieser Veranstaltung min<strong>de</strong>stens 80 Kin<strong>de</strong>r.<br />
Ein großer Büchereiraum für Kin<strong>de</strong>r allein war<br />
schon etwas sehr Beeindrucken<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r ersten<br />
Nachkriegszeit; und Veranstaltungen für<br />
Kin<strong>de</strong>r gab es damals auch fast gar nicht.<br />
Danach bekam ich <strong>de</strong>n Auftrag, eine kleinere<br />
Bücherei am Stadtrand im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stadt,<br />
in Mittelfeld, aufzubauen. Ich erhielt Platz im<br />
Magazin <strong>de</strong>r Stadtbibliothek und hatte Zeit,<br />
in Ruhe Buchankäufe zu tätigen und Kataloge<br />
aufzubauen. Die Eröffnung <strong>de</strong>r Stadtbücherei<br />
Mittelfeld fand am 5. April 1960 statt.<br />
Meine nächste Aufgabe war, die Leitung<br />
<strong>de</strong>r Stadtbücherei am Lin<strong>de</strong>ner Marktplatz<br />
im April 1961 zu übernehmen. Mir zur Seite<br />
stand ein einsatzfreudiger Mitarbeiterkreis.<br />
Lin<strong>de</strong>n war eine Arbeitervorstadt, das Publikum<br />
sehr interessiert. Viele Leser bevorzugten<br />
das Sachbuch (Philosophie, Politik,<br />
Biografien, Naturwissenschaften). In dieser<br />
Zeit wur<strong>de</strong> auch die Arbeit mit umliegen<strong>de</strong>n<br />
Schulen und Kin<strong>de</strong>rgärten ausgebaut.<br />
In Hannover waren inzwischen sehr viele<br />
neue Büchereizweigstellen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Bezirken entstan<strong>de</strong>n. Es war eine begeistern<strong>de</strong><br />
Zeit <strong>de</strong>s Neuanfangs. Im Juli 1972<br />
wechselte ich noch einmal meine Stellung<br />
und wur<strong>de</strong> Leiterin <strong>de</strong>r Stadtbücherei im<br />
Vahrenwal<strong>de</strong>r Freizeitheim, einer mo<strong>de</strong>rnen<br />
Bücherei, räumlich und personell recht gut<br />
ausgestattet und mit einem großen Buchbestand.<br />
Meine langjährige Arbeit für die Stadtbüchereien<br />
Hannover en<strong>de</strong>te 1977. Ich hatte<br />
geheiratet und war zu meinem Mann nach<br />
Lesesaal | BuB<br />
Sechzig Jahre im Berufsverband: In <strong>de</strong>n Jahren 1970<br />
bis 1976 war Gisela Wieckhorst im Vorstand <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe Nie<strong>de</strong>rsachsen <strong>de</strong>s damaligen VBB.<br />
Zusammen mit vier an<strong>de</strong>ren Vorstandsmitglie<strong>de</strong>rn<br />
hat sie zahlreiche Tagungen und Fortbildungen<br />
organisiert und bibliothekspolitische Fragen erörtert.<br />
Foto: BIB<br />
Buchholz (Landkreis Harburg) gezogen. Dort<br />
ergab sich ab April 1979 noch einmal die<br />
Möglichkeit, eine Bücherei einzurichten, diesmal<br />
im ländlichen Raum, in Jesteburg (10 000<br />
Einwohner), unweit <strong>de</strong>r Stadt Buchholz gelegen.<br />
In einem Jahr baute ich die Bücherei mit<br />
einem Buchbestand von rund 10 000 Bän<strong>de</strong>n<br />
auf.<br />
Die neue Bücherei wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r sogenannten<br />
›Zehntscheune‹ untergebracht, einem restaurierten<br />
Fachwerkhaus im Mittelpunkt <strong>de</strong>s<br />
Ortes. Es begann eine vielseitige Tätigkeit in<br />
enger Zusammenarbeit mit Schulen und Kin<strong>de</strong>rgärten.<br />
Es gab einen Freun<strong>de</strong>skreis, <strong>de</strong>r Lesungen,<br />
Vorträge und Musikaben<strong>de</strong> veranstaltete.<br />
Für interessierte Leser entstand ein<br />
Literaturkreis, <strong>de</strong>r bis heute besteht.<br />
Nach dieser überaus anregen<strong>de</strong>n und zufrie<strong>de</strong>n<br />
stellen<strong>de</strong>n Tätigkeit für die Bücherei<br />
und die Einwohner Jesteburgs been<strong>de</strong>te ich<br />
nach zehn Jahren meine Arbeit im Juni 1989.<br />
Meine Nachfolgerinnen habe die Bücherei bis<br />
heute erfolgreich weitergeführt.<br />
Mein Mann und ich sind als ›Ruheständler‹<br />
jetzt schon viele Jahre ehrenamtlich in einem<br />
Seniorenverein in Buchholz tätig und singen<br />
gemeinsam in einem Oratorienchor (Kantorei)<br />
– und haben viel Freu<strong>de</strong> daran.«<br />
Gisela Wieckhorst, geborene Münchhoff,<br />
Jesteburg, im Dezember 2008<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 541<br />
541
542 542 BuB | Lesesaal<br />
thekarische Welt zur Raison zu bringen.<br />
Hoch sind hier die Kolleginnen und Kollegen<br />
<strong>de</strong>r ehemaligen DDR zu preisen.<br />
Von 1989 bis 1991 hatten sie sich mit <strong>de</strong>m<br />
Verband <strong>de</strong>r Bibliothekare <strong>de</strong>r DDR eine<br />
Plattform geschaffen, die sie nur mit <strong>de</strong>r<br />
Aussicht auf einen umfassen<strong>de</strong>ren ge-<br />
Wir wer<strong>de</strong>n auch künftig dafür<br />
sorgen, dass die Menschen qualifi ziert<br />
mit Informationen versorgt wer<strong>de</strong>n.<br />
meinsamen Rahmen aufzugeben bereit<br />
waren. Ich erinnere mich noch lebhaft an<br />
die Jahrestagung <strong>de</strong>s VBB im Mai 1990 in<br />
Regensburg, wo ich es mir in <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
– schwäbisch gesagt –<br />
nicht verheben konnte, als einer von vielen<br />
in dieser Richtung zu argumentieren.<br />
Wenn es damals schon Barack Obama<br />
gegeben hätte, die Parole hätte von<br />
nun an gelautet Yes we can! Und wie wir<br />
es konnten, es ging Schlag auf Schlag: Im<br />
Mai 1997 <strong>de</strong>r Zusammenschluss <strong>de</strong>s VBB<br />
mit <strong>de</strong>m vergleichsweise noch jungen,<br />
im Juni 1987 sich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sverein<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheksassistenten/innen und<br />
an<strong>de</strong>rer Mitarbeiter/innen an Bibliotheken<br />
(BBA) zum Verein <strong>de</strong>r Bibliothekare<br />
und Assistenten (vba) und im März 2000<br />
die Verschmelzung mit <strong>de</strong>m VdDB, nun<br />
unter <strong>de</strong>r Firmierung Berufsverband Information<br />
Bibliothek (BIB). Mit einem<br />
Schmunzeln erinnert man sich noch an<br />
<strong>de</strong>n ursprünglich angedachten Namen<br />
Forum Bibliothek und Information mit<br />
<strong>de</strong>r Abkürzung FBI, was aber doch nicht<br />
so ganz glückliche Assoziationen hervorgerufen<br />
hätte.<br />
Ich wer<strong>de</strong> wohl keinen Wi<strong>de</strong>rspruch<br />
ernten, wenn wir Altvor<strong>de</strong>ren uns heute<br />
selbstkritisch fragen, warum es nicht<br />
schon immer so hätte sein können. Der<br />
Berufsstand ist damit sozusagen nicht nur<br />
volljährig, son<strong>de</strong>rn auch zukunftsfähig<br />
gewor<strong>de</strong>n. Die Zukunft geht uns alle an,<br />
<strong>de</strong>nn wir wer<strong>de</strong>n dort <strong>de</strong>n Rest unseres<br />
Lebens verbringen, hat Karl Steinbuch<br />
einmal bemerkt. Damit komme ich in die<br />
Nähe <strong>de</strong>s Schlusses.<br />
Die Zukunft steht in <strong>de</strong>n Sternen –<br />
o<strong>de</strong>r im Internet?<br />
Reichthum und Schnelligkeit ist was die<br />
Welt bewun<strong>de</strong>rt und wornach je<strong>de</strong>r strebt;<br />
Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe<br />
und alle möglichen Facilitäten <strong>de</strong>r Communication<br />
sind es worauf die gebil<strong>de</strong>te Welt<br />
ausgeht, sich zu überbieten, zu überbil<strong>de</strong>n<br />
Anstoßen auf 60 Jahre Berufsverband Information Bibliothek: Zum Festakt in <strong>de</strong>n Erfurter Messehallen<br />
kamen viele Besucher. Foto: Bernd Schleh<br />
und dadurch in <strong>de</strong>r Mittelmäßigkeit zu verharren<br />
… .<br />
Ich erspare Ihnen zu raten, von wem<br />
diese Erkenntnis stammt. In einer seriösen<br />
<strong>de</strong>utschen Re<strong>de</strong> sollte ja min<strong>de</strong>stens<br />
einmal ein Goethe-Zitat eingefl ochten<br />
wer<strong>de</strong>n. Aber im Ernst, steckt darin nicht<br />
auch ein Auftrag an uns Bibliothekare?<br />
Erwarten Sie nun nicht von mir, dass ich<br />
mich unter die zahlreichen Propheten einreihe,<br />
die darüber philosophieren, ob es<br />
<strong>de</strong>mnächst<br />
� noch Bibliotheken o<strong>de</strong>r nur mehr das<br />
Internet geben wird,<br />
� noch Printmedien o<strong>de</strong>r nur mehr E-<br />
Books,<br />
� noch Bibliothekare o<strong>de</strong>r nur mehr Surfer<br />
im Netz.<br />
Die Extreme reichen bekanntlich von<br />
<strong>de</strong>r beinahe religiösen Überzeugung eines<br />
Jorge Luis Borges I have always imagined<br />
that paradise will be a kind of library<br />
bis zu Michael Schrage vom MIT Media<br />
Lab You are on the wrong si<strong>de</strong> of history<br />
und <strong>de</strong>n Verfechtern eines romantischen<br />
Online-Kommunismus (Peter Richter in<br />
<strong>de</strong>r »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«<br />
vom 26. April 2009, S. 21).<br />
Eines bin ich sicher, muss es allein schon<br />
<strong>de</strong>shalb sein, weil ich sonst als Festredner<br />
fehl am Platz wäre: Wir Bibliothekare wer<strong>de</strong>n<br />
auch in Zukunft wichtige Aufgaben<br />
wahrnehmen, ob als Diplom-Bibliothekare,<br />
Bachelors, Masters, Informationsspezialisten,<br />
Navigatoren o<strong>de</strong>r unter welchen<br />
Namen auch immer. Der wortschöpferischen<br />
Kreativität sind ja keine Grenzen<br />
gesetzt.<br />
Wir – und hier zitiere ich noch einmal<br />
einen amerikanischen Kollegen – are keeping<br />
up the qualifi ed difference. Wir wer<strong>de</strong>n<br />
auch künftig dafür sorgen, dass die Menschen<br />
qualifi ziert mit Informationen versorgt<br />
wer<strong>de</strong>n, aber auch dass Informiertheit<br />
Dass Medien einan<strong>de</strong>r nicht ablösen,<br />
son<strong>de</strong>rn ergänzen, wenn sich<br />
vielleicht auch ihre Markanteile<br />
verschieben, ist eine Binsenwahrheit.<br />
nicht Ersatzstoff für Wissen (Anton Kuh)<br />
bleibt. Wenn sich dann aus Wissen noch<br />
Bildung generiert, liegt das zwar nicht<br />
mehr in unserer Verantwortung, wie man<br />
früher einmal meinte, aber wir haben dazu<br />
unseren Beitrag geleistet.<br />
Dabei ist es dann sekundär, welche Medien<br />
uns zur Verfügung stehen, <strong>de</strong>nn dass<br />
Medien einan<strong>de</strong>r nicht ablösen, son<strong>de</strong>rn<br />
ergänzen, wenn sich vielleicht auch ihre<br />
Markanteile verschieben, ist eine Binsenwahrheit<br />
(vgl. Peter Richter, S. 21).<br />
Die Zukunft hat viele Namen: Für die<br />
Schwachen ist sie das Unerreichbare, für<br />
die Furchtsamen ist sie das Unbekannte, für<br />
die Tapferen ist sie die Chance. Kant hat in<br />
seiner berühmten Defi nition von Aufklärung<br />
mit <strong>de</strong>r Auffor<strong>de</strong>rung geschlossen<br />
Habe Mut. Ich sage beschei<strong>de</strong>ner mit Victor<br />
Hugo, von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r eben vorgelesene<br />
Ausspruch stammt: Zählen wir uns zu <strong>de</strong>n<br />
Tapferen!<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bibliothekartag Erfurt<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
IFLA-Weltkongress Mailand<br />
Hermann Rösch<br />
Meinungs- und Informationsfreiheit<br />
durch Bibliotheken: Kein Problem – o<strong>de</strong>r?<br />
Zur Arbeit <strong>de</strong>s IFLA-Komitees »Freedom of Access to Information<br />
and Freedom of Expression« (FAIFE)<br />
Unter <strong>de</strong>m Motto »Libraries create futures:<br />
building on cultural heritage« fi n<strong>de</strong>t<br />
vom 23. bis zum 27. August in Mailand<br />
<strong>de</strong>r 75. IFLA-Weltkongress statt. Zur<br />
größten internationalen Fortbildungsveranstaltung<br />
für Bibliothekare und Informationsexperten<br />
wer<strong>de</strong>n in diesem Jahr<br />
mehr als 3 000 Besucher in <strong>de</strong>r norditalienischen<br />
Metropole erwartet. Die<br />
Organisatoren haben ein umfangreiches<br />
Programm auf die Beine gestellt, mit<br />
Vorträgen, Workshops, Exkursionen und<br />
Diskussionen zu <strong>de</strong>n aktuellen Themen<br />
und Problemen <strong>de</strong>s Bibliothekswesens.<br />
Eine wichtige Rolle wird dabei <strong>de</strong>r Bereich<br />
<strong>de</strong>r Meinungs- und Informationsfreiheit<br />
spielen, um die sich innerhalb <strong>de</strong>r IFLA das<br />
Komitee »Freedom of Access to Information<br />
and Freedom of Expression« (FAIFE)<br />
kümmert. Hermann Rösch ist Mitglied im<br />
Komitee und stellt im Folgen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ssen<br />
Arbeit vor.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Vor nunmehr zwölf Jahren hat <strong>de</strong>r<br />
Weltverband <strong>de</strong>r Bibliothekare<br />
und Bibliotheksverbän<strong>de</strong> IFLA das<br />
FAIFE-Komitee ins Leben gerufen, um<br />
zukünftig informationsethische Fragen<br />
in ihrer Arbeit stärker zu berücksichtigen.<br />
Grundlage <strong>de</strong>r Arbeit von FAIFE bil<strong>de</strong>t<br />
Artikel 19 <strong>de</strong>r UN-Menschenrechtserklärung<br />
mit seiner Feststellung, dass je<strong>de</strong>r<br />
Mensch das Recht auf freie Meinungsäußerung<br />
hat und damit gleichzeitig das<br />
Recht »Informationen und Gedankengut<br />
durch Mittel je<strong>de</strong>r Art zu beschaffen, zu<br />
empfangen und weiterzugeben«.<br />
Was so selbstverständlich klingt, birgt<br />
jedoch erhebliches Konfl iktpotenzial, so-<br />
Das Internet Manifesto aus <strong>de</strong>m<br />
Jahr 2002 wur<strong>de</strong> inzwischen in mehr<br />
als 20 Sprachen übersetzt und liegt<br />
auch in <strong>de</strong>utsch vor (<strong>www</strong>.ifl a.org/III/<br />
misc/im-g.htm).<br />
bald es um die konkrete Umsetzung in<br />
Bibliotheken geht. Han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
einen Akt <strong>de</strong>r Zensur, wenn Bibliotheken<br />
Filtersoftware einsetzen, um Benutzern<br />
bei <strong>de</strong>r Internetrecherche Zugang zu problematischen<br />
Materialien zu verwehren?<br />
Wie ist mit Materialien <strong>de</strong>r umstrittenen<br />
Sekte Scientology zu verfahren? Ist es hinnehmbar,<br />
wenn staatliche Stellen zum Beispiel<br />
zum Zwecke <strong>de</strong>r Terrorismusabwehr<br />
Zugriff auf Benutzerdaten verlangen? Besteht<br />
nicht zwischen Datenschutz auf <strong>de</strong>r<br />
einen Seite und <strong>de</strong>m Recht auf Information<br />
auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ein unaufl ösbarer<br />
Wi<strong>de</strong>rspruch?<br />
Mit diesen und an<strong>de</strong>ren Fragen rund<br />
um die Themen Meinungsfreiheit und<br />
Informationsfreiheit in Bibliotheken beschäftigt<br />
sich FAIFE. Seine Kernaufgaben<br />
wer<strong>de</strong>n beschrieben mit »Education«,<br />
»Advocacy« und »Intervention«. Gemeint<br />
ist damit:<br />
� die Prinzipien geistiger Freiheit und <strong>de</strong>s<br />
Artikel 19 bekannt und <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung<br />
bewusst zu machen,<br />
Lesesaal | BuB<br />
� die Verwirklichung dieser Grundsätze<br />
voranzutreiben,<br />
� gemeinsam mit geeigneten Partnern<br />
immer dann einzuschreiten, wenn Informationsfreiheit<br />
und Freiheit <strong>de</strong>r Meinungsäußerung<br />
bedroht sind.<br />
Kampf gegen Zensur<br />
Das Komitee besteht aus 17 Mitglie<strong>de</strong>rn,<br />
die von <strong>de</strong>n nationalen Bibliotheksverbän<strong>de</strong>n<br />
vorgeschlagen wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Anfangsphase<br />
ging es primär darum, Zensur<br />
und an<strong>de</strong>re Formen <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
freien Zugangs zu Informationen zu bekämpfen.<br />
Alle zwei Jahre erscheint seit<br />
2001 ein von FAIFE erarbeiteter »World<br />
Report«, in <strong>de</strong>m aktuell berichtet wird, ob<br />
und in welchem Maße Bibliotheken ihren<br />
Beitrag zur Verwirklichung von Meinungs-<br />
und Informationsfreiheit ungehin<strong>de</strong>rt<br />
leisten können.<br />
Ziel ist es dabei, Verstöße und be<strong>de</strong>nkliche<br />
Entwicklungen zu erkennen, publik zu<br />
machen und geeignete Gegenmaßnahmen<br />
zu ergreifen. In einigen Fällen hat FAIFE<br />
in <strong>de</strong>r Vergangenheit Komitee-Mitglie<strong>de</strong>r<br />
zu Erkundungsreisen in Krisenregionen<br />
gesandt. Solche Reisen wur<strong>de</strong>n zum Beispiel<br />
1999 nach Kuba unternommen,<br />
2000 in <strong>de</strong>n Kosovo, 2005 nach Tunesien<br />
und 2007 ins Westjordanland beziehungsweise<br />
nach Israel. Zu diesen Erkundungen<br />
sind jeweils ausführliche Berichte verfasst<br />
und publiziert wor<strong>de</strong>n, etwa<br />
� Libraries in Cuba. An IFLA/FAIFE<br />
Report on Free Access to Information in<br />
Cuba (http://archive.ifl a.org/faife/faife/<br />
cubareport2001.htm),<br />
� IFLA/FAIFE Report 2000: Libraries<br />
in Kosovo (http://archive.ifl a.org/faife/fai<br />
fe/kosova/kosorepo.htm),<br />
� Report on IFEX-TMG Mission to<br />
Tunis (http://archive.ifl a.org/faife/faife/<br />
tunis-report2005.htm) und<br />
� Preliminary Report and Recommendations<br />
from an IFLA/FAIFE-Mission to<br />
Israel and the Occupied Palestinian Territories<br />
13th-21st April 2007 (http://archi<br />
ve.org/faife/faife/FAIFE-Mission-report-<br />
Aug2007.pdf).<br />
Der jüngste Weltbericht aus <strong>de</strong>m Jahr<br />
2007 (<strong>www</strong>.ifl a.org/en/faife/the-world-re<br />
port-2007) enthält Berichte aus 116 Län<strong>de</strong>rn,<br />
eine <strong>de</strong>utliche Steigerung gegenüber<br />
Berichten aus 84 Län<strong>de</strong>rn im Jahr 2005.<br />
Behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n darin so aktuelle Themen<br />
wie Zensur in arabischen Län<strong>de</strong>rn,<br />
Verletzung <strong>de</strong>s Datenschutzes durch <strong>de</strong>n<br />
Patriot Act in <strong>de</strong>n USA o<strong>de</strong>r die Rolle russischer<br />
Bibliotheken im Kampf für Transparenz<br />
und gegen Korruption. Natürlich<br />
wer<strong>de</strong>n auch positive Entwicklungen ent-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 543<br />
543
544 544 BuB | Lesesaal IFLA-Weltkongress Mailand<br />
Kai Ekholm wird neuer FAIFE-Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
Der Finne Kai Ekholm wird neuer Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s IFLA-Komitees »Freedom of Access<br />
to Information and Freedom of Expression«<br />
(FAIFE). Der Vorstand <strong>de</strong>s Weltverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
Bibliothekare und Bibliotheksverbän<strong>de</strong> (IFLA)<br />
hat <strong>de</strong>n Direktor <strong>de</strong>r Finnischen Nationalbibliothek<br />
für die Amtszeit von 2009 bis 2011<br />
ernannt. Ekholm befasst sich seit mehr<br />
als 20 Jahren mit <strong>de</strong>n Themen Zensur und<br />
sprechend gewürdigt wie die Beseitigung<br />
von Zensur und die Garantie <strong>de</strong>s Rechts<br />
auf Meinungs- und Informationsfreiheit<br />
in Südafrika.<br />
Über <strong>de</strong>n World Report wird auch ermittelt,<br />
in welchen Län<strong>de</strong>rn die bibliothekarischen<br />
Berufsverbän<strong>de</strong> eine Berufsethik<br />
für Bibliothekare verabschie<strong>de</strong>t haben<br />
und was darin inhaltlich berührt wird.<br />
Auf <strong>de</strong>r FAIFE-Website sind diese »Co<strong>de</strong>s<br />
of Ethics« zu einem großen Teil (34 von<br />
Weil also Bibliotheken im Kampf<br />
gegen Korruption eine hervorragen<strong>de</strong><br />
Rolle spielen, muss Bestechlichkeit<br />
auch in <strong>de</strong>n eigenen Reihen strikt<br />
unterbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
insgesamt 57) zusammengestellt und zugänglich<br />
(<strong>www</strong>.ifl a.org/en/no<strong>de</strong>/623).<br />
In weiteren 27 Län<strong>de</strong>rn bestand 2007<br />
die Absicht, einen nationalen »Co<strong>de</strong> of<br />
Ethics« seitens <strong>de</strong>r Bibliotheksverbän<strong>de</strong><br />
innerhalb <strong>de</strong>r nächsten zwei Jahre zu er-<br />
Meinungsfreiheit. Er wird sein Amt auf <strong>de</strong>r<br />
diesjährigen IFLA-Weltkonferenz in Mailand<br />
antreten. Ekholm ist damit Nachfolger<br />
von Paul Sturges, Emeritus Professor<br />
<strong>de</strong>s Loughborough University‘s Department<br />
of Information Science (Vereinigtes Königreich).<br />
Foto: Linda Tammisto/<br />
Finnische Nationalbibliothek<br />
arbeiten und zu verabschie<strong>de</strong>n. Vorreiter<br />
<strong>de</strong>r gesamten Entwicklung ist ein<strong>de</strong>utig<br />
die American Library Association (ALA),<br />
<strong>de</strong>ren »Co<strong>de</strong>« aus <strong>de</strong>m Jahr 1938 stammt<br />
und inzwischen natürlich mehrfach überarbeitet<br />
wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Ethische Grundsätze<br />
Etwa in <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />
entsprechen<strong>de</strong> Grundsatzpapiere in <strong>de</strong>n<br />
1990er-Jahren erstmals formuliert, in<br />
Deutschland dauerte es etwas länger.<br />
Aber seit März 2007 hat auch Bibliothek<br />
und Information Deutschland (BID) das<br />
Grundsatzpapier »Ethik und Information«<br />
verabschie<strong>de</strong>t. Die darin enthaltenen<br />
»Ethischen Grundsätze <strong>de</strong>r Bibliotheksund<br />
Informationsberufe« wur<strong>de</strong>n zwar<br />
auf <strong>de</strong>n Bibliothekartagen in Leipzig und<br />
Mannheim thematisiert und in <strong>de</strong>r Fachpresse<br />
publiziert, sind von <strong>de</strong>n meisten<br />
Kolleginnen und Kollegen aber wohl noch<br />
zu ent<strong>de</strong>cken (<strong>www</strong>.bi<strong>de</strong>utschland.<strong>de</strong>/<br />
download/fi le/allgemein/EthikundInfor<br />
mation.pdf).<br />
Mittlerweile hat sich das Betätigungsfeld<br />
<strong>de</strong>s FAIFE-Komitees <strong>de</strong>utlich erweitert.<br />
Natürlich erscheint <strong>de</strong>r World Report<br />
weiterhin; ungebrochen sind auch die<br />
Bestrebungen, die Bibliotheksverbän<strong>de</strong><br />
weiterer Län<strong>de</strong>r zur Formulierung berufsethischer<br />
Grundsätze zu motivieren. Und<br />
wenn Verletzungen <strong>de</strong>s freien Zugangs zu<br />
Informationen und entsprechen<strong>de</strong> Behin<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Arbeit von Bibliotheken und<br />
Bibliothekaren bekannt wer<strong>de</strong>n, reagiert<br />
FAIFE wie bisher auch.<br />
Über diese eher <strong>de</strong>fensive Haltung hinaus<br />
hat das Komitee jedoch eine proaktive<br />
Rolle eingenommen und widmet jetzt<br />
auch <strong>de</strong>n Aufgabenfel<strong>de</strong>rn »Education«<br />
und »Advocacy« größere Aufmerksamkeit<br />
als zuvor. In diesem Sinne sind in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren einige Statements und<br />
Richtlinien erarbeitet wor<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>r<br />
IFLA inzwischen beschlossen und damit<br />
zur Grundlage ihrer gesamten Arbeit ge-<br />
Auch die Besetzung bibliothekarischer<br />
Stellen muss nach transparenten<br />
Kriterien und Verfahren erfolgen.<br />
macht wor<strong>de</strong>n sind. Die be<strong>de</strong>utendsten<br />
darunter sind »The IFLA Internet Manifesto«<br />
und das »IFLA Manifesto on Transparency,<br />
Good Governance and Freedom<br />
from Corruption«.<br />
Das Internet Manifesto (<strong>www</strong>.ifl a.org/<br />
en/publications/the-ifl a-internet-manifes<br />
to) aus <strong>de</strong>m Jahr 2002 wur<strong>de</strong> inzwischen<br />
in mehr als 20 Sprachen übersetzt und<br />
liegt auch in Deutsch vor (http://archive.<br />
ifl a.org/III/misc/im-g.htm). Weltweit hatten<br />
sich 2007 bereits 34 nationale Bibliotheksverbän<strong>de</strong><br />
zu seinen Grundsätzen bekannt,<br />
weitere 43 gaben an, dies innerhalb<br />
<strong>de</strong>r nächsten zwei Jahre offi ziell zu tun.<br />
Festgehalten wird im Internet Manifesto,<br />
dass es zur Verantwortung <strong>de</strong>r Bibliothekarinnen<br />
und Bibliothekare gehört,<br />
<strong>de</strong>n Zugang zu Informationen über das<br />
Internet frei und möglichst kostenlos zu<br />
gewähren. Berücksichtigt wer<strong>de</strong>n aber<br />
auch die Gefahren, die sich daraus ergeben,<br />
dass Informationen im Internet leichter<br />
manipuliert und dass pornografi sche,<br />
rassistische o<strong>de</strong>r Gewalt verherrlichen<strong>de</strong><br />
Materialien nahezu ungehin<strong>de</strong>rt verbreitet<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Es liegt auf <strong>de</strong>r Hand, dass <strong>de</strong>r Einsatz<br />
von Filtersoftware, <strong>de</strong>r in vielen Bibliotheken<br />
heutzutage üblich ist, unter diesem<br />
Aspekt äußerst <strong>de</strong>likat ist. Wer entschei<strong>de</strong>t<br />
über <strong>de</strong>ren Einsatz und welche Instanz legt<br />
die zu blockieren<strong>de</strong>n Inhalte fest? Wie und<br />
von wem wie<strong>de</strong>rum sind diese Instanzen<br />
zu kontrollieren? Das Internet Manifesto<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8
IFLA-Weltkongress Mailand<br />
liefert keine konkreten Handlungsanweisungen,<br />
son<strong>de</strong>rn for<strong>de</strong>rt die Orientierung<br />
an <strong>de</strong>n Grundwerten. Es will das Bewusstsein<br />
dafür wecken, dass etwaige Einschränkungen<br />
von Informationsfreiheit<br />
offen eingeräumt und für alle Benutzer<br />
nachvollziehbar begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n müssen<br />
(zum Beispiel Datenschutz, strafrechtliche<br />
Relevanz wie Gewaltverherrlichung,<br />
Volksverhetzung und so weiter). Im Zweifel<br />
sollte auf Reglementierungen jedoch so<br />
weit als möglich verzichtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Manifesto on Transparency, Good<br />
Governance and Freedom from Corruption<br />
(<strong>www</strong>.ifl a.org/en/publications/ifl amanifesto-on-transparency-good-gover<br />
nance-and-freedom-from-corruption)<br />
behan<strong>de</strong>lt das Potenzial <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
im Bemühen um transparente und<br />
kontrollierbare Staatsführung sowie im<br />
Kampf gegen Korruption (auch innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheken). Ausgangspunkt ist <strong>de</strong>r<br />
Gedanke, dass Bibliotheken hervorragend<br />
geeignet sind, um zur Transparenz<br />
von staatlichem und gesellschaftlichem<br />
Han<strong>de</strong>ln entschei<strong>de</strong>nd beizutragen. Dies<br />
kann ihnen vor allem gelingen, in<strong>de</strong>m sie<br />
<strong>de</strong>n Zugang zu Parlamentsprotokollen,<br />
Verträgen, rechtlichen Grundlagen und<br />
sämtlichen Informationen bieten, anhand<br />
<strong>de</strong>rer die Bürger ihre Rechte und Ansprüche<br />
erkennen und einfor<strong>de</strong>rn können.<br />
Erst wenn die Menschen wissen, was in<br />
<strong>de</strong>n ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen<br />
Machtzentren geschieht,<br />
ist <strong>de</strong>mokratische Kontrolle möglich.<br />
Nur wenn die Bürger überprüfen können,<br />
ob die Praxis <strong>de</strong>r jeweiligen Macht- und<br />
Amtsinhaber gegen gelten<strong>de</strong>s Rechts verstößt,<br />
können Machtmissbrauch und Korruption<br />
wirksam bekämpft wer<strong>de</strong>n.<br />
Korruption als Gefahr<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Korruption stellt eine große<br />
Gefahr für das Vertrauen in rechtsstaatliche<br />
und <strong>de</strong>mokratische Strukturen dar.<br />
Korruption setzt Geheimhaltung und Unwissen<br />
voraus. Bibliotheken aber haben<br />
das Potenzial, gezielt Verborgenes offenzulegen<br />
und damit das Unwissen <strong>de</strong>r Bürger<br />
zu beseitigen. Weil also Bibliotheken im<br />
Kampf gegen Korruption eine hervorragen<strong>de</strong><br />
Rolle spielen, muss Bestechlichkeit<br />
auch in <strong>de</strong>n eigenen Reihen strikt unterbun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Daher wird im Manifesto<br />
on Transparency auch dieser Aspekt be-<br />
son<strong>de</strong>rs hervorgehoben. Zwischen Liefe-<br />
ranten und Bibliothekaren darf es keine<br />
geheimen Absprachen o<strong>de</strong>r irgendwelche<br />
Formen <strong>de</strong>r Vorteilsnahme geben.<br />
Auch die Besetzung bibliothekarischer<br />
Stellen muss nach transparenten Kriteri-<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Dr. Hermann Rösch<br />
ist Professor am Institut<br />
für Informationswissenschaft<br />
<strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Köln. Zu seinen<br />
Schwerpunkten gehören<br />
die Themen<br />
Informationsdienstleistungen,<br />
Informationsmittel, Bibliotheksgeschichte,<br />
Bibliothekssoziologie<br />
und Informationsethik. Seit 2007 ist er<br />
Mitglied <strong>de</strong>s IFLA/FAIFE-Komitees. –<br />
Kontakt: Hermann.Roesch@fh-koeln.<strong>de</strong><br />
en und Verfahren erfolgen. Um für diese<br />
und ähnliche Fälle Klarheit zu schaffen,<br />
empfi ehlt das Manifesto <strong>de</strong>n nationalen<br />
Bibliotheksverbän<strong>de</strong>n, eine Berufsethik<br />
entwe<strong>de</strong>r einzuführen o<strong>de</strong>r um entsprechen<strong>de</strong><br />
Festlegungen zu ergänzen.<br />
FAIFE belässt es aber nicht dabei, <strong>de</strong>rartige<br />
Grundsatzerklärungen wie die<br />
genannten Manifestos zu erarbeiten, son<strong>de</strong>rn<br />
entwickelt dazu Schulungsmaterialien.<br />
Diese Unterlagen dienen dazu, in<br />
Workshops, Seminaren und Vorträgen für<br />
die darin enthaltenen I<strong>de</strong>en und Grundhaltungen<br />
zu werben. (Internet-Manifesto:<br />
http://archive.ifl a.org/faife/news/ifl ainternet-manifesto-workshop-manual.<br />
pdf; Manifesto on Transparency: http://<br />
Alle zwei Jahre erscheint seit 2001 ein von<br />
FAIFE erarbeiteter »World Report«, in <strong>de</strong>m<br />
aktuell berichtet wird, ob und in welchem<br />
Maße Bibliotheken ihren Beitrag zur Verwirklichung<br />
von Meinungs- und Informationsfreiheit<br />
ungehin<strong>de</strong>rt leisten können. Hier ist <strong>de</strong>r<br />
aktuelle »World Report« aus <strong>de</strong>m Jahr 2007<br />
zu sehen.<br />
Lesesaal | BuB<br />
archive.ifl a.org/faife/policy/Transparencyworkshop-manual-en.pdf).<br />
So haben in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />
zahlreiche Veranstaltungen mit insgesamt<br />
über 2 000 Teilnehmern in Afrika, Lateinamerika<br />
und Asien stattgefun<strong>de</strong>n. Nach<br />
<strong>de</strong>m Prinzip »Train-the-Trainers« wer<strong>de</strong>n<br />
Bibliothekarinnen und Bibliothekare<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Regionen in <strong>de</strong>n Auftaktworkshops<br />
mit Themen, Materialien und<br />
geeigneten Vermittlungsformen vertraut<br />
gemacht. Die Teilnehmer führen in <strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong>n Monaten selbst entsprechen<strong>de</strong><br />
Veranstaltungen mit weiteren Kolleginnen<br />
und Kollegen durch. Nach sechs bis<br />
neun Monaten kehren die FAIFE-Trainer<br />
zurück, um Erfahrungen auszutauschen,<br />
die Veranstaltungen zu evaluieren und<br />
Optimierungspotenzial für zukünftige<br />
Workshops zu i<strong>de</strong>ntifi zieren.<br />
AIDS-Aufklärung<br />
Insbeson<strong>de</strong>re in Afrika ging es bei <strong>de</strong>n<br />
FAIFE-Workshops häufi g um gesundheitspolitische<br />
Themen, das heißt in erster<br />
Linie um HIV/AIDS. Ein Hauptproblem<br />
im Kampf gegen die Verbreitung dieser<br />
Krankheit ist die Uninformiertheit vieler<br />
Menschen. Durch Beteiligung an Aufklärungskampagnen<br />
und durch Vermittlung<br />
entsprechen<strong>de</strong>r Informationen können<br />
Bibliotheken eine zentrale Rolle übernehmen.<br />
Es geht insbeson<strong>de</strong>re darum zu informieren,<br />
wie eine Ansteckung vermie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n kann und welche Maßnahmen<br />
und Verhaltensweisen nach erfolgter Infektion<br />
zu empfehlen sind. FAIFE hat<br />
auch dazu Schulungsmaterialien entwickelt<br />
(http://archive.ifl a.org/faife/news/<br />
ifl a-hiv-aids-workshop-manual.pdf). Darin<br />
wird <strong>de</strong>r Ablauf eines eintägigen Workshops<br />
für Bibliothekare inhaltlich und methodisch<br />
erläutert. Nach diesem Vorbild<br />
sind Workshops bereits mit großem Erfolg<br />
durchgeführt wor<strong>de</strong>n in Nigeria, Sambia,<br />
aber auch in Mexiko und Brasilien.<br />
Die Schulungsmaterialien bestehen aus<br />
einem umfangreichen Leitfa<strong>de</strong>n und Powerpoint-Präsentationen.<br />
Sie sind gezielt<br />
so angelegt, dass sie ohne großen Aufwand<br />
auch unabhängig von FAIFE und seinen<br />
Mo<strong>de</strong>ratoren genutzt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld<br />
<strong>de</strong>s FAIFE-Komitees besteht in <strong>de</strong>r Initiierung,<br />
Unterstützung und Begleitung<br />
wissenschaftlicher Forschung zum Thema<br />
Informations- und Meinungsfreiheit.<br />
So wur<strong>de</strong> etwa die 2004 abgeschlossene<br />
Dissertation von Stuart Hamilton zum<br />
Thema »To what extent can libraries ensure<br />
free, equal and unhampered access to<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 545<br />
545
546 546 BuB | Lesesaal IFLA-Weltkongress Mailand<br />
Kampf für Meinungs- und Informationsfreiheit: die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s IFLA-Komitees »Freedom of<br />
Access to Information and Freedom of Expression« Foto: Vladimir Firsov<br />
Internet-accessible information resources<br />
from a global perspective?« von FAIFE<br />
geför<strong>de</strong>rt (http://archive.ifl a.org/faife/re<br />
port/StuartHamiltonPhD.pdf).<br />
Die Ergebnisse dieser Untersuchung<br />
sind unmittelbar in die Entwicklung <strong>de</strong>s<br />
Internet Manifesto und <strong>de</strong>r zugehörigen<br />
Schulungsmaterialien eingefl ossen. Der<br />
Verfasser ist mittlerweile hauptamtlicher<br />
Mitarbeiter <strong>de</strong>r IFLA und unterstützt in<br />
dieser Eigenschaft die Arbeit <strong>de</strong>s Komitees<br />
mit großem Engagement.<br />
Regelmäßig veröffentlicht FAIFE,<br />
meist in <strong>de</strong>n Jahren, in <strong>de</strong>nen kein World<br />
Report erscheint, sogenannte »Theme Reports«.<br />
Dies sind Publikationen, die sich<br />
mit einem herausragen<strong>de</strong>n Aspekt aus<br />
<strong>de</strong>m thematischen Umfeld von Meinungs-<br />
und Informationsfreiheit befassen. Zu erwähnen<br />
sind etwa<br />
� Libraries, Confl icts and the Internet,<br />
2002 (<strong>www</strong>.ifl a.org/faife/report/FAIFE-<br />
SummaryReport2002.pdf),<br />
� Libraries for lifelong literacy. Unrestricted<br />
Access to Information as a basis<br />
for lifelong learning and Empowerment,<br />
2004 (http://archive.ifl a.org/faife/report/<br />
FAIFE-ThemeReport2004.pdf) und<br />
� Libraries and the fi ght against HIV/<br />
AIDS, poverty and corruption, 2006<br />
(http://archive.ifl a.org/faife/report/FAI<br />
FE-ThemeReport2006.pdf).<br />
Für die nächste Zeit ist geplant, die<br />
Workshops zu Gesundheitsinformationen<br />
thematisch auszuweiten. Neben HIV/<br />
AIDS soll es auch um Ernährungsfragen,<br />
Infektionskrankheiten wie zum Beispiel<br />
Malaria sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch<br />
gehen. Die bisherigen Workshops<br />
wer<strong>de</strong>n natürlich weiter angeboten.<br />
Eine vordringliche Aufgabe wird es<br />
sein, die Finanzierung <strong>de</strong>r Aktivitäten zu<br />
sichern, die von 2005 bis 2009 wesentlich<br />
von <strong>de</strong>r »Swedish International Development<br />
Cooperation Agency (SIDA)« getra-<br />
gen wor<strong>de</strong>n ist. Weitere Kooperationspartner<br />
waren in <strong>de</strong>r Vergangenheit DANI-<br />
DA (Danish International Development<br />
Agency), die Unesco, das Goethe-Institut<br />
und verschie<strong>de</strong>ne Menschenrechtsorganisationen.<br />
Im August wird FAIFE auf <strong>de</strong>r 75.<br />
IFLA-Konferenz in Mailand eine Sitzung<br />
gestalten zur Rolle von »Ethik am<br />
bibliothekarischen Arbeitsplatz«. Auf <strong>de</strong>r<br />
diesjährigen Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>s<br />
Komitees, die im Rahmen <strong>de</strong>r IFLA-Konferenz<br />
stattfi n<strong>de</strong>t, wird Kai Ekholm, <strong>de</strong>r<br />
Direktor <strong>de</strong>r fi nnischen Nationalbibliothek,<br />
das Amt <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n übernehmen.<br />
Darüber hinaus wird das Programm<br />
für die nächsten Jahre beraten wer<strong>de</strong>n. Es<br />
bietet sich an, die von <strong>de</strong>m schei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n Paul Sturges so erfolgreich<br />
initiierte Aktionslinie fortzusetzen.<br />
Weitere Workshops in Peru, Russland,<br />
Nigeria, <strong>de</strong>n Philippinen und so weiter<br />
sind bereits in Planung. Nach<strong>de</strong>m 2007<br />
zwei Vertreter <strong>de</strong>s Komitees nach Israel<br />
und in die besetzten palästinensischen<br />
Gebiete gereist sind, um erste Kontakte zu<br />
knüpfen und Kooperationsmöglichkeiten<br />
auszuloten, wird wohl in diesem Herbst<br />
ein erster Workshop zum Internet Manifesto<br />
mit palästinensischen Kolleginnen<br />
und Kollegen im Westjordanland stattfi n<strong>de</strong>n.<br />
Über Mangel an Arbeit wer<strong>de</strong>n sich<br />
die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s FAIFE-Komitees auch<br />
in Zukunft nicht zu beklagen haben.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Alles, was sich bei <strong>de</strong>r IFLA tut, kann auf <strong>de</strong>r frisch renovierten Homepage <strong>de</strong>s Weltverban<strong>de</strong>s<br />
nachgelesen wer<strong>de</strong>n.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
IFLA-Weltkongress Mailand<br />
Hella Klauser<br />
Zwei Jahre <strong>de</strong>utsche IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntschaft<br />
Claudia Lux tritt in Mailand ab / Rückblick auf<br />
eine erfolgreiche Amtszeit<br />
Im Jahr 2005 hat Claudia Lux, Generaldirektorin<br />
<strong>de</strong>r Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Berlin und Honorarprofessorin an <strong>de</strong>r<br />
Humboldt-Universität in Berlin, während<br />
<strong>de</strong>s IFLA-Weltkongresses in Oslo das<br />
Amt <strong>de</strong>r <strong>de</strong>signierten IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin<br />
angetreten. Mit 1094 Stimmen, einem<br />
überragen<strong>de</strong>n Wahlergebnis, hatte sie<br />
die Unterstützung <strong>de</strong>r internationalen<br />
Bibliothekswelt gewinnen können für<br />
dies wichtige – vielleicht weltweit wichtigste<br />
– bibliothekarische Amt. Nach<br />
zweijähriger Tätigkeit als »IFLA presi<strong>de</strong>ntelect«<br />
übernahm sie dann 2007, auf <strong>de</strong>m<br />
IFLA-Weltkongress in Durban, Südafrika,<br />
von ihrem Vorgänger Alex Byrne aus<br />
Australien die Stafette für die Leitung <strong>de</strong>r<br />
be<strong>de</strong>utendsten Einrichtung für Bibliotheks-<br />
und Informationsbelange weltweit,<br />
<strong>de</strong>r International Fe<strong>de</strong>ration of Library<br />
Associations and Institutions (IFLA) mit<br />
seinen 1 600 Mitglie<strong>de</strong>rn in 150 Län<strong>de</strong>rn.<br />
Claudia Lux wur<strong>de</strong> somit, nach Gustav<br />
Hofmann (1958 bis 1963) und Hans-Peter<br />
Geh (1985 bis 1991), die dritte IFLA-<br />
Präsi<strong>de</strong>ntin aus Deutschland. 1<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
International engagiert war Claudia Lux<br />
schon lange vor ihrer Bewerbung um<br />
die IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntschaft, und sicher<br />
ist das herausragen<strong>de</strong> Ergebnis <strong>de</strong>r Wahl<br />
auch ihren starken und langjährigen Kontakten<br />
im In- und Ausland zu verdanken.<br />
So war sie Mitglied im IFLA-Vorstand,<br />
bevor sie zur Präsi<strong>de</strong>ntin gewählt wur<strong>de</strong>,<br />
und sie ist aktives Mitglied in <strong>de</strong>r IFLA-<br />
Sektion Großstadtbibliotheken. Sie hat<br />
nicht nur viele Jahre im Beirat <strong>de</strong>s Goethe-<br />
Instituts über Bibliotheksthemen beraten,<br />
son<strong>de</strong>rn auch auf Einladung vieler Bibliothekskollegen<br />
in <strong>de</strong>n Goethe-Instituten<br />
weltweit Erfahrungen und Kenntnisse<br />
weitergegeben und neue Kontakte mitgebracht.<br />
Lux ist für <strong>de</strong>n Deutschen Bibliotheksverband<br />
(dbv) Mitglied im Gremium<br />
BI-International und Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschen IFLA-Nationalkomitees.<br />
Ob die Zeit reif war für das Thema<br />
»Bibliotheken auf die Tagesordnung – Li-<br />
Der Berufsverband Information<br />
Bibliothek (BIB) hat darüber hinaus die<br />
Lobbyarbeit zu seinem Jahres-Schwerpunktthema<br />
2009 ernannt.<br />
braries on the Agenda!« 2 , das sich Lux für<br />
ihre IFLA-Amtszeit als Präsi<strong>de</strong>ntin gewählt<br />
hatte, o<strong>de</strong>r ob sie einfach genau <strong>de</strong>n<br />
Nerv vieler Bibliothekare weltweit bei <strong>de</strong>r<br />
Wahl dieses wichtigen Themas mit <strong>de</strong>m<br />
knackigen Titel getroffen hat – auf je<strong>de</strong>n<br />
Fall ist das Präsi<strong>de</strong>ntschaftsmotto »Bib-<br />
1 Über die Präsi<strong>de</strong>ntschaft: <strong>www</strong>.ifl a-<strong>de</strong>utsch<br />
land.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/ifl a_praesi<strong>de</strong>ntschaft/motto.html<br />
2 BuB hat in zwei Interviews mit Claudia Lux<br />
ihre Schwerpunktthemen für die IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntschaft<br />
vorgestellt: BuB (2005), Heft<br />
11/12, Seite 772 ff. unter <strong>de</strong>m Titel »Wir müssen<br />
bei <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>rn am Tisch sitzen«<br />
und BuB (2007), Heft 7/8, Seite 516 ff., »Wir<br />
müssen uns einmischen und mit unseren<br />
Dienstleistungen überraschen«.<br />
3 <strong>www</strong>.bi<strong>de</strong>utschland.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>utsch/<br />
aktuelles/?news=37<br />
Lesesaal | BuB<br />
liotheken auf die Tagesordnung« weltweit<br />
begeistert von <strong>de</strong>r Fachwelt aufgenommen<br />
wor<strong>de</strong>n.<br />
Das Motto thematisiert Bibliotheken<br />
in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratischen Gesellschaft als<br />
öffentliche Orte, die mit ihren Angeboten<br />
und Dienstleistungen <strong>de</strong>r Wissenschaft<br />
und Forschung wie <strong>de</strong>r Grundversorgung<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>n Zugang zu Informationen<br />
bieten und somit grundlegend zur<br />
Schaffung und Erhaltung <strong>de</strong>mokratischer<br />
Grundwerte beitragen. Das konkrete und<br />
auch selbstbewusste Einbringen von Bibliotheksbelangen<br />
in die Pläne von Regierungen<br />
und lokalen Entscheidungsträgern<br />
ist es, was Lux während ihrer Amtszeit<br />
verstärkt unterstützt und was ihr weiterhin<br />
ein beson<strong>de</strong>res Anliegen ist. Das Thema<br />
»Bibliotheken auf die Tagesordnung«<br />
wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r internationalen Fachwelt<br />
mittlerweile in vielfältiger Form weltweit<br />
umgesetzt. Auch in Deutschland hat es<br />
Wirkung gezeigt.<br />
Bibliotheken auf die Tagesordnung!<br />
Der Kontakt und Austausch <strong>de</strong>r bibliothekarischen<br />
Fachwelt mit politischen<br />
Interessenvertretern hat sich intensiviert,<br />
was sich sowohl an <strong>de</strong>r eindrucksvollen<br />
Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten in Weimar<br />
am 24. Oktober 2007 zeigt als auch an<br />
<strong>de</strong>r Erarbeitung und Herausgabe <strong>de</strong>r Broschüre<br />
»21 gute Grün<strong>de</strong> für gute Bibliotheken«<br />
3 . In attraktiver Gestaltung und<br />
mit anschaulicher Information wur<strong>de</strong> sie<br />
vom Dachverband <strong>de</strong>r Bibliotheks- und<br />
Informationsverbän<strong>de</strong> in Deutschland<br />
(BID) für die Zielgruppe Politiker und<br />
Entscheidungsträger erarbeitet, um – erstmals<br />
nicht in Fachvokabular, son<strong>de</strong>rn in<br />
eingängiger und von einer Journalistin<br />
aufbereiteten Aufmachung – über mo<strong>de</strong>rne<br />
Bibliotheksarbeit und ihre gesellschaftliche<br />
Verantwortung zu informieren.<br />
Das Goethe-Institut in New York hat<br />
gemeinsam mit BI-International zwei<br />
Stipendien ausgeschrieben im Programm<br />
»Librarians in Resi<strong>de</strong>nce« für einen mehrwöchigen<br />
Aufenthalt von zwei <strong>de</strong>utschen<br />
Kollegen in New Yorker Bibliotheken, um<br />
von <strong>de</strong>n großen Erfahrungen <strong>de</strong>r amerikanischen<br />
Kollegen in Sachen Lobbyarbeit<br />
zu profi tieren.<br />
Der Berufsverband Information Bibliothek<br />
(BIB) hat darüber hinaus die Lobbyarbeit<br />
zu seinem Jahres-Schwerpunktthema<br />
2009 ernannt.<br />
Die Verabschiedung <strong>de</strong>s ersten Bibliotheksgesetzes<br />
in Thüringen und Diskussionen<br />
um Bibliotheksgesetze in weiteren<br />
Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn sowie die vom Bun<strong>de</strong>sministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 547<br />
547
548 548 BuB | Lesesaal<br />
Die ganze Welt im Blick: Claudia Lux im August<br />
2007 bei ihrem Amtsantritt als IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin<br />
Foto: Bernd Schleh<br />
geför<strong>de</strong>rte nationale Kampagne »Deutschland<br />
liest – Treffpunkt Bibliothek« 4 sind<br />
Beispiele dafür, dass Bibliotheken heute<br />
stärker auf <strong>de</strong>r politischen Tagesordnung<br />
stehen als zuvor.<br />
Und die Konferenz »A Library Policy<br />
for Europe« 5 , die Anfang Mai in Wien<br />
mit Claudia Lux als Sprecherin stattfand<br />
und an <strong>de</strong>r 180 Bibliotheksvertreter aus<br />
35 Län<strong>de</strong>rn sowie politische Vertreter<br />
teilnahmen, beweist, dass eine stärkere<br />
Lobbyarbeit auch auf europäischer Ebene<br />
angestrebt wird.<br />
Auf <strong>de</strong>m 3. Leipziger Bibliothekskongress<br />
2007 stellte Lux <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Fachöffentlichkeit ihr Motto »Bibliotheken<br />
auf die Tagesordnung!« vor. Ein<br />
Jahr später, auf <strong>de</strong>m Bibliothekartag in<br />
Mannheim 2008, wur<strong>de</strong> die Diskussion<br />
zum Thema fortgesetzt und durch die Perspektive<br />
auf <strong>de</strong>n Bibliothekar intensiviert:<br />
»Bibliothekare auf die Tagesordnung! –<br />
Personalentwicklung und Profi lbildung<br />
für eine erfolgreiche Lobbyarbeit für Bibliotheken«<br />
lautete das Thema. Und auch<br />
auf <strong>de</strong>m 98. Bibliothekartag in Erfurt<br />
2009 wur<strong>de</strong> das Thema in <strong>de</strong>r Diskussion<br />
mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Kollegen fortentwi-<br />
ckelt. Diesmal ging es um die Umsetzung<br />
von <strong>de</strong>r Theorie zur Praxis: »Von <strong>de</strong>r Tagesordnung<br />
zur Umsetzung: Lobbyarbeit<br />
für Bibliotheken« 6 hieß <strong>de</strong>r Titel <strong>de</strong>r Veranstaltung.<br />
IFLA-Presi<strong>de</strong>ntial Meetings<br />
Beispielhaft hat Claudia Lux es verstan<strong>de</strong>n,<br />
ihr Präsi<strong>de</strong>ntschaftsmotto selbst<br />
anzuwen<strong>de</strong>n und umzusetzen. Das Auswärtige<br />
Amt in Berlin war nicht nur Veranstaltungsort,<br />
son<strong>de</strong>rn auch för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
Partner bei <strong>de</strong>n drei internationalen Konferenzen,<br />
die begleitend zur <strong>de</strong>utschen<br />
IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntschaft von 2007 bis 2009<br />
vom <strong>de</strong>utschen IFLA-Nationalkomitee<br />
veranstaltet wur<strong>de</strong>n.<br />
Das erste Treffen fand vom 18. bis 19.<br />
Januar 2007 im Europasaal <strong>de</strong>s Auswärtigen<br />
Amtes in Berlin statt. 7 Geografi sche<br />
Schwerpunktregion war Osteuropa. Es<br />
stand unter <strong>de</strong>m Thema »Freier Zugang<br />
zur Information«. Das zweite Treffen zum<br />
Thema »Free Access and Digital Divi<strong>de</strong> –<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen für Wissenschaft und<br />
Gesellschaft im digitalen Zeitalter« wur<strong>de</strong><br />
am 21./22.Februar 2008 ebenfalls in<br />
Berlin mit Vertretern aus asiatischen Län<strong>de</strong>rn<br />
als regionalem Schwerpunkt durchgeführt<br />
und freundlicherweise auch von<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) geför<strong>de</strong>rt.<br />
Und am 19./20. Februar dieses Jahres<br />
waren Vertreter aus islamisch geprägten<br />
Län<strong>de</strong>rn zu Gast beim dritten und letzten<br />
Presi<strong>de</strong>ntial Meeting im Auswärtigen<br />
Amt. Dank <strong>de</strong>r Unterstützung von BID,<br />
<strong>de</strong>m Goethe-Institut, einigen Bibliotheken<br />
in Deutschland und – 2009 – <strong>de</strong>r Robert<br />
Bosch Stiftung und ADACH (Abu<br />
Dhabi Authority for Culture and Heritage)<br />
wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n jeweiligen Schwerpunktregionen<br />
jeweils zwei Vertreter pro<br />
Land eingela<strong>de</strong>n – ein Bibliothekar und<br />
ein politischer Entscheidungsträger. Sie<br />
besuchten im Vorfeld <strong>de</strong>r zweitägigen<br />
Konferenz einige <strong>de</strong>utsche Bibliotheken<br />
und Einrichtungen und brachten sich aktiv<br />
durch Vorträge o<strong>de</strong>r Diskussionsbeiträge<br />
in das Konferenzprogramm ein.<br />
Nachfolgerin von Lux als IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin<br />
wird die Südafrikanerin Ellen Tise.<br />
Auf <strong>de</strong>m IFLA-Weltkongress in Mailand<br />
wird sie im August das Amt übernehmen.<br />
Tise folgte <strong>de</strong>r Einladung, an <strong>de</strong>r Studienreise<br />
und am 3. IFLA Presi<strong>de</strong>ntial Meeting<br />
in Berlin im Februar 2009 teilzunehmen,<br />
und war <strong>de</strong>rart begeistert von dieser Form<br />
<strong>de</strong>s internationalen Fachaustauschs, dass<br />
sie beschloss, die IFLA-Presi<strong>de</strong>ntial Meetings<br />
als Veranstaltungsserie fortzusetzen.<br />
Somit wird es ein weiteres IFLA-Presi<strong>de</strong>n-<br />
tial Meeting im Frühjahr 2010 in Stellenbosch,<br />
Südafrika, geben – ein nachhaltiger<br />
Erfolg für die <strong>de</strong>utsche IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin,<br />
die diese Treffen initiierte!<br />
Auch an<strong>de</strong>rweitig kann Lux mit <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
ihrer IFLA-Amtszeit zufrie<strong>de</strong>n<br />
sein:<br />
Gleich zu Beginn ihrer Präsi<strong>de</strong>ntschaft<br />
konnte sie auf <strong>de</strong>m IFLA-Weltkongress in<br />
Durban mit einem Überraschungs-Coup<br />
aufwarten: Die Bill und Melinda Gates-<br />
Stiftung hatte <strong>de</strong>r IFLA eine Zuwendung<br />
in Höhe von einer Million US-Dollar zugesagt,<br />
um die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Rolle von<br />
Bibliotheken bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r globalen<br />
Informationsgesellschaft durch <strong>de</strong>n<br />
Zugang über das Internet weltweit und im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r IFLA zu stärken. Dank dieser<br />
För<strong>de</strong>rung konnte erstmals die Position<br />
eines Senior Policy Advisors bei <strong>de</strong>r IFLA<br />
eingerichtet wer<strong>de</strong>n, eine Stelle, die sich<br />
schwerpunktmäßig um Lobbyarbeit kümmert;<br />
darum eben, dass Bibliotheken auf<br />
die Tagesordnungen kommen.<br />
Weltinformationsgipfel<br />
Ein wichtiges Betätigungsfeld sind hierbei<br />
die Bemühungen <strong>de</strong>r IFLA, als Folge <strong>de</strong>s<br />
»Weltgipfels zur Informationsgesellschaft«<br />
(WSIS), einer von <strong>de</strong>n Vereinten Nationen<br />
ausgerufenen Konferenz in zwei Teilen,<br />
die 2003 und 2005 stattfand, die Bibliotheken<br />
in die Diskussionen um die globale<br />
Informationsgesellschaft einzubringen.<br />
Die <strong>de</strong>utsche IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin hat das<br />
Engagement <strong>de</strong>r IFLA in <strong>de</strong>r Folge dieses<br />
Weltinformationsgipfels und in <strong>de</strong>n Entwicklungen<br />
<strong>de</strong>r globalen Wissensgesellschaft<br />
mit zu <strong>de</strong>n Aufgabenschwerpunkten<br />
ihrer Amtszeit gemacht.<br />
Auf <strong>de</strong>r IFLA-Konferenz in Seoul 2006<br />
setzte die IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin eine Arbeitsgruppe<br />
ein, <strong>de</strong>ren Aufgabe es ist, zum<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
IFLA-Weltkongress Mailand<br />
4 <strong>www</strong>.treffpunkt-bibliothek.<strong>de</strong>/<br />
5 <strong>www</strong>.conference.bvoe.at/<br />
6 <strong>www</strong>.bibliothekartag2009.<strong>de</strong>/pro<br />
gramme/view_symp_<strong>de</strong>tail_short_abs<br />
tract.asp?no<strong>de</strong>=24&referer=topicresult.<br />
asp&symposiumID=61&sessionID=<br />
7 Zu <strong>de</strong>n Presi<strong>de</strong>ntial Meetings und <strong>de</strong>m Programm<br />
<strong>de</strong>s ersten und zweiten Treffens siehe<br />
<strong>www</strong>.ifl a-<strong>de</strong>utschland.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/ifl a_praesi<strong>de</strong>nt<br />
schaft/meetings.html<br />
8 Libraries Driving Access to Knowledge:<br />
Special Session at the WSIS Forum: 21. Mai<br />
2009; <strong>www</strong>.ifl a.org/en/events/libraries-driv<br />
ing-access-to-knowledge-special-session-atthe-wsis-forum<br />
9 <strong>www</strong>.ifl a.org/news/co-operation-of-thefrankfurt-book-fair-and-ifla-spotlight-onlibrarians-joint-events-planned<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
IFLA-Weltkongress Mailand<br />
einen die Entwicklungen innerhalb <strong>de</strong>r<br />
verschie<strong>de</strong>nen Aktionsfel<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>m<br />
Internet Governance Forum als Folge <strong>de</strong>s<br />
Weltinformationsgipfels für die bibliothekarischen<br />
Belange weiter zu begleiten.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren ist es ein weiteres wichtiges<br />
Bestreben dieser Arbeitsgruppe, die Stellung<br />
und die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
generell in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r globalen<br />
Wissensgesellschaft zu stärken. Die Diskussion<br />
geht weiter: Im Mai 2009 wird<br />
Gleich zu Beginn ihrer Präsi<strong>de</strong>ntschaft<br />
konnte Lux auf <strong>de</strong>m IFLA-Weltkongress<br />
in Durban mit einem Überraschungs-Coup<br />
aufwarten.<br />
es auf <strong>de</strong>m WSIS-Forum eine geson<strong>de</strong>rte<br />
Sitzung geben zum Thema »Bibliotheken<br />
för<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Zugang zu Wissen« 8 .<br />
Menschen zusammenbringen, sich austauschen,<br />
Beziehungen knüpfen aus <strong>de</strong>r<br />
Überzeugung heraus, dass eine gemeinsame<br />
Vorgehensweise erfolgsversprechen<strong>de</strong>r<br />
ist als Einzelengagement – das ist die Stärke<br />
von Claudia Lux, die sie während ihrer<br />
gesamten Amtszeit auch in ihre internationale<br />
IFLA-Arbeit immer wie<strong>de</strong>r einbringt.<br />
Begonnen mit <strong>de</strong>r Fortsetzung <strong>de</strong>r bereits<br />
bestehen<strong>de</strong>n Kooperationen, beispielsweise<br />
mit eIFL.net (Electronic Information<br />
for Libraries) und <strong>de</strong>r Unesco (und hier<br />
insbeson<strong>de</strong>re mit Blue Shield), hat Lux die<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Kooperation mit an<strong>de</strong>ren, zu Bibliotheken<br />
benachbarten Bereichen wie Museen,<br />
historischen Stätten, Archiven, audiovisuellen<br />
Archiven und <strong>de</strong>n Nationalbibliotheken<br />
gestärkt. Im April 2009 stand sie<br />
einer zweiten Sitzung vor, die Teilnehmer<br />
aus diesen unterschiedlichen internationalen<br />
Verbän<strong>de</strong>n in Paris zusammenbrachte.<br />
Gemeinsame Themen, von <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
von Digitalisierungsprojekten bis hin<br />
zu Copyright-Fragen, gibt es genug, um<br />
ins Gespräch zu kommen.<br />
Eine weitere strategische Partnerschaft<br />
wur<strong>de</strong> im April 2009 mit <strong>de</strong>r Frankfurter<br />
Buchmesse schriftlich besiegelt. 9 Die<br />
Zusammenarbeit soll intensiviert wer<strong>de</strong>n<br />
zwischen <strong>de</strong>r IFLA und <strong>de</strong>r Messe, sodass<br />
die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Bibliothekare und Informationsspezialisten<br />
in Frankfurt stärker<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können. Diese<br />
Gruppe ist begehrter Geschäftspartner bei<br />
<strong>de</strong>n Ausstellern.<br />
Copyright, Rechtsberatung, Digitalisierung<br />
und Langzeitarchivierung sind<br />
Themen, die sowohl für Bibliothekare als<br />
Der Presi<strong>de</strong>ntial Newsletter<br />
erscheint regelmäßig und mit Fotos<br />
angereichert und wird auch zukünftig<br />
weitergeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
auch für Verleger und Publizisten gleichermaßen<br />
von Interesse sind. Neben einem<br />
Lesesaal | BuB<br />
Hella Klauser ist<br />
seit Dezember 2005<br />
zuständig für die InternationaleKooperation<br />
im Kompetenznetzwerk<br />
für<br />
Bibliotheken im dbv.<br />
Dazu gehört auch<br />
die Führung <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s IFLA-<br />
Nationalkomitees. Von 1991 bis 2003<br />
war Hella Klauser Mitarbeiterin <strong>de</strong>s<br />
Goethe-Instituts, davon fünf Jahre als<br />
Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Information und<br />
Bibliothek in Paris und sieben Jahre als<br />
Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Information und<br />
Bibliothek <strong>de</strong>s Goethe-Instituts Tokyo.<br />
Von 1989 bis 1991 leitete sie die Bibliothek<br />
<strong>de</strong>s Deutsch-Amerikanischen Instituts<br />
in Hei<strong>de</strong>lberg. Hella Klauser wur<strong>de</strong><br />
1959 geboren und studierte in Stuttgart,<br />
Abschluss Diplom-Bibliothekarin und<br />
Magister Artium, Universität Stuttgart<br />
(Allgemeine und Vergleichen<strong>de</strong> Literaturwissenschaft<br />
und Linguistik). Sie hat<br />
diverse Beiträge zu internationalen Bibliotheksthemen<br />
veröffentlicht. Sie ist<br />
verheiratet und hat zwei Kin<strong>de</strong>r. – Kontakt:<br />
klauser@bibliotheksverband.<strong>de</strong><br />
geplanten verstärkten Austausch von Informationen<br />
wer<strong>de</strong>n auch gemeinsame<br />
Veranstaltungen von Frankfurter Buchmesse<br />
und IFLA geplant; so auf <strong>de</strong>m diesjährigen<br />
IFLA-Weltkongress in Mailand<br />
sowie im Vorfeld <strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse<br />
im Herbst. »Lesekultur im Zeitalter<br />
<strong>de</strong>r Digitalisierung« ist <strong>de</strong>r Titel <strong>de</strong>s geplanten<br />
Kongresses in Frankfurt, bei <strong>de</strong>m<br />
auch die WIPO (World Intellectual Property<br />
Organization), die IFRRO (International<br />
Fe<strong>de</strong>ration of Reproduction Rights<br />
Organisations), die International Publishers<br />
Association (IPA) sowie <strong>de</strong>r European<br />
Writers’ Council (EWF) Partner<br />
sind.<br />
Presi<strong>de</strong>ntial Newsletter<br />
Zur Bereitschaft, Kooperationen einzugehen,<br />
neue Partner zu fi n<strong>de</strong>n und gemeinsame<br />
Interessen auszuloten, gehört<br />
zunächst, von einan<strong>de</strong>r zu wissen und offen<br />
für Neues und für an<strong>de</strong>re zu sein. Ein<br />
weiteres großes Verdienst von Lux ist, diese<br />
Offenheit nicht nur zu besitzen, die ihr<br />
Kontakte und offene Türen in aller Welt<br />
eingebracht hat, son<strong>de</strong>rn auch zu kommunizieren.<br />
Stand die IFLA und <strong>de</strong>r IFLA-Weltkongress<br />
noch vor nicht allzu langer Zeit<br />
in <strong>de</strong>m Ruf, unnahbar, und daher nur für<br />
einen kleinen exklusiven Kreis von Bib-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 549<br />
Zwei Jahre im Dialog mit <strong>de</strong>n Bibliothekarinnen und Bibliothekaren <strong>de</strong>r Welt: Claudia Lux (rechts)<br />
während eines Workshops beim IFLA-Weltkongress in Durban. Foto: Bernd Schleh<br />
549
550 550 BuB | Lesesaal<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
IFLA-Weltkongress Mailand<br />
liothekaren interessant und zugänglich<br />
zu sein, so hat es Lux durch die Einführung<br />
ihres »IFLA Presi<strong>de</strong>ntial Newsletters«<br />
10 verstan<strong>de</strong>n, einen Einblick in ihre<br />
tägliche Arbeit und in ihre Aufgaben als<br />
IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin zu geben. Hier schreibt<br />
sie regelmäßig online von ihren internationalen<br />
Begegnungen, Aufgaben, Reisen<br />
und Plänen.<br />
Eher improvisiert aus <strong>de</strong>m Bedürfnis<br />
heraus, ihre neuen Erfahrungen auch einem<br />
großen Teil <strong>de</strong>r Kollegen weiterzugeben,<br />
ist <strong>de</strong>r Presi<strong>de</strong>ntial Newsletter nun zu<br />
einem eingeführten Instrument <strong>de</strong>r Informationsvermittlung<br />
<strong>de</strong>r IFLA gewor<strong>de</strong>n.<br />
Er erscheint regelmäßig und mit Fotos<br />
angereichert und wird auch zukünftig weitergeführt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Bereits die Vorbereitungen zu <strong>de</strong>m<br />
IFLA-Weltkongress 2003, <strong>de</strong>r in Berlin<br />
stattfand, brachten von vielen <strong>de</strong>utschen<br />
Kollegen ein großes Maß an internationa-<br />
Claudia Lux’ großes Anliegen<br />
ist <strong>de</strong>r Nachwuchs – junge Kollegen<br />
und gar bereits Stu<strong>de</strong>nten, die sich<br />
auch für die internationale Zusammenarbeit<br />
im Bibliotheksbereich<br />
interessieren und engagieren.<br />
lem Engagement und Interesse mit sich.<br />
Die Präsi<strong>de</strong>ntschaft von Claudia Lux war<br />
ein weiterer Höhepunkt für das internationale<br />
bibliothekarische Engagement <strong>de</strong>utscher<br />
Kollegen. Dies wird in einer starken<br />
Präsenz <strong>de</strong>utscher Sektionsmitglie<strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen IFLA-Fachgruppen bis<br />
heute <strong>de</strong>utlich.<br />
Für fast alle <strong>de</strong>r 45 aktiven IFLA-Sektionen<br />
und -Kernaktivitäten gibt es Spezialisten<br />
aus <strong>de</strong>utschen Bibliotheken, die<br />
aktiv in <strong>de</strong>n internationalen Gremien mitarbeiten.<br />
Barbara Schleihagen, Geschäftsführerin<br />
<strong>de</strong>s dbv und als Generalsekretärin<br />
für die Organisation <strong>de</strong>r erfolgreichen<br />
IFLA-Konferenz 2003 in Berlin verantwortlich,<br />
kandidiert für eine zweite Amtszeit<br />
2009 bis 2011 im IFLA-Vorstand.<br />
Und Claudia Lux’ großes Anliegen ist<br />
<strong>de</strong>r Nachwuchs – junge Kollegen und gar<br />
bereits Stu<strong>de</strong>nten, die sich auch für die<br />
internationale Zusammenarbeit im Bibliotheksbereich<br />
interessieren und engagieren.<br />
Lux kann im August in Mailand nicht<br />
nur zufrie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Erreichten auf ihre<br />
Amtszeit als IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin zurückschauen<br />
– sie kann auch sehr zuversichtlich<br />
in die Zukunft blicken.<br />
10 <strong>www</strong>.ifl a.org/en/presi<strong>de</strong>nts-program<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Tagung<br />
Hans-Christoph Hobohm<br />
»Wir brauchen Informationswissenschaftler<br />
als Ökokrieger«<br />
Zu <strong>de</strong>n Berufsaussichten von Bachelor- und Masterstu<strong>de</strong>nten /<br />
Eine Tagung an <strong>de</strong>r FH Potsdam<br />
En<strong>de</strong> April hat <strong>de</strong>r Fachbereich Informationswissenschaften<br />
<strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Potsdam seine erste Tagung im gera<strong>de</strong><br />
eröffneten neuen Hauptgebäu<strong>de</strong> veranstaltet.<br />
Die 100 Teilnehmer waren beeindruckt<br />
vom Gebäu<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m »Aula<br />
Magna« genannten großen Hörsaal. Sie<br />
waren aber vor allem gekommen, um gemeinsam<br />
mit Experten aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Fachgebieten – Archivwesen, Bibliotheken,<br />
Informationsmanagement <strong>de</strong>r<br />
Unternehmen – über die sich dramatisch<br />
än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an zukünftige<br />
Absolventen <strong>de</strong>r fünf Studiengänge <strong>de</strong>s<br />
Fachbereichs zu diskutieren.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Die Tagung bezog sich auf eine Vorläuferveranstaltung<br />
vor 18 Jahren,<br />
bei <strong>de</strong>r es sich schlicht um die<br />
Neuordnung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Dokumentations-<br />
und Archivlandschaft in <strong>de</strong>r Nachwen<strong>de</strong>zeit<br />
drehte. Auch jetzt empfan<strong>de</strong>n<br />
alle Teilnehmer – nach <strong>de</strong>r Internetexplosion<br />
– einen großen Orientierungsbedarf<br />
in allen drei Berufsfel<strong>de</strong>rn.<br />
Damals war kurz zuvor <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Gesellschaft für Dokumentation (jetzt<br />
Lesesaal | BuB<br />
Die Referenten <strong>de</strong>r Tagung gaben Anregungen für eine Neuorientierung <strong>de</strong>s Faches Informationswissenschaften:<br />
Prof. Marc Rittberger, Ulrich Kampffmeyer und Matthias Ballod (von links).<br />
Foto: Dierk Eichel, FH Potsdam<br />
DGI) die relativ hohe Zuwendungsför<strong>de</strong>rung<br />
durch das Bonner Forschungsministerium<br />
(BMFT) gestrichen wor<strong>de</strong>n,<br />
und die postgraduale Ausbildung <strong>de</strong>r<br />
Dokumentare war in Gefahr. Gleichzeitig<br />
ging es um die Nachfolge <strong>de</strong>r Archivschule<br />
Franz Mehring in Potsdam und<br />
um die Zukunft <strong>de</strong>r Archivwissenschaft<br />
als universitärem Lehrfach, als im November<br />
1991 in Wer<strong>de</strong>r bei Potsdam dazu<br />
ein »Berufsbild-Kolloquium« stattfand, zu<br />
<strong>de</strong>m die Deutsche Gesellschaft für Dokumentation,<br />
<strong>de</strong>r Verein <strong>de</strong>utscher Archivare<br />
und <strong>de</strong>r »Studienkreis ›Rundfunk und<br />
Geschichte‹« eingela<strong>de</strong>n hatten. Inhaltlich<br />
ging es vorwiegend um die Erneuerung<br />
<strong>de</strong>s Berufsbil<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Archivare und Dokumentare<br />
(»Medienarchivare«).<br />
Im Vorwort zur Publikation <strong>de</strong>r Tagungsskripte<br />
und Diskussionsprotokolle<br />
schreibt <strong>de</strong>r damalige Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
VdA, Norbert Reimann, (nunmehr Honorarprofessor<br />
<strong>de</strong>r FH Potsdam) im Jahre<br />
1995: »Selten, wenn überhaupt jemals zuvor<br />
und danach, dürften Grundsatzfragen<br />
<strong>de</strong>s Archivwesens in Deutschland <strong>de</strong>rart<br />
umfassend, intensiv und auf vergleichbar<br />
hohem Niveau diskutiert wor<strong>de</strong>n sein.«<br />
Eines <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>s damaligen<br />
Kolloquiums war schließlich die Gründung<br />
<strong>de</strong>s Fachbereichs »Archiv-Bibliothek-Dokumentation«,<br />
jetzt »Informationswissenschaften«<br />
<strong>de</strong>r FH Potsdam, <strong>de</strong>r<br />
im Wintersemester 1992/93 <strong>de</strong>n Studienbetrieb<br />
aufnahm.<br />
Historischer Moment<br />
Ein solcher historischer Moment lässt sich<br />
nicht wie<strong>de</strong>rholen, aber die Erinnerung<br />
daran zeigt die Potsdamer Tradition auf<br />
und weist auf die Verantwortung, die sich<br />
darauf grün<strong>de</strong>t: Potsdam als Standort <strong>de</strong>r<br />
ersten und bisher einzigen nicht verwaltungsinternen<br />
Archivausbildung und einzigen<br />
aka<strong>de</strong>mischen Archivwissenschaft,<br />
als Standort von IID (<strong>de</strong>r Ausbildung zum<br />
wissenschaftlichen Dokumentar) und IZ<br />
(<strong>de</strong>r zentralen informationswissenschaftlichen<br />
Informationsquelle mit <strong>de</strong>r Datenbank<br />
INFODATA), als erstem spartenübergreifen<strong>de</strong>m<br />
Bibliotheksstudiengang,<br />
als integrativem Konzept <strong>de</strong>r Informationswissenschaften…<br />
Auch drehte es sich nicht um die Schaffung<br />
von etwas gänzlich Neuem wie 1991,<br />
son<strong>de</strong>rn »nur« um eine Neupositionierung<br />
nach einer erfolgreichen Bewährungsphase.<br />
Anlässlich <strong>de</strong>r Einführung neuer Stu-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 551<br />
551
552 552 BuB | Lesesaal Tagung<br />
diengänge und vor allem anlässlich <strong>de</strong>r<br />
Umstellung auf das Bachelor/Master-Mo<strong>de</strong>ll<br />
<strong>de</strong>s Bologna-Prozesses ergibt sich die<br />
Notwendigkeit, einmal wie<strong>de</strong>r intensiver<br />
in die berufl iche Zukunft unserer Berufsfel<strong>de</strong>r<br />
zu schauen.<br />
Die Re<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Krise in <strong>de</strong>n Informationswissenschaften<br />
ist fast so alt wie<br />
das Fach selbst, aber <strong>de</strong>r Blick in die internationale<br />
Diskussion zeigt, dass wir in<br />
<strong>de</strong>r Tat an einer Art Schei<strong>de</strong>weg stehen<br />
könnten. Information und Wissen, Informations-<br />
und Webtechnologie sind so weit<br />
verbreitet, dass es immer dringlicher wird,<br />
das Profi l zu schärfen. Die Informationswissenschaftler<br />
Elisabeth Mezick und<br />
Michael Koenig von <strong>de</strong>r Palmer School in<br />
Long Island, New York, sehen »diffi cult<br />
Information und Wissen, Informations-<br />
und Webtechnologie sind so<br />
weit verbreitet, dass es immer dringlicher<br />
wird, das Profi l zu schärfen.<br />
times ahead for traditionally <strong>de</strong>fi n<strong>de</strong>d LIS<br />
programms, particularly for those that do<br />
not possess political capital; have a vocational,<br />
rather than a scholastic focus; and<br />
are unable to <strong>de</strong>velop creative solutions in<br />
a changing environment«.<br />
Auf <strong>de</strong>r diesjährigen Tagung ging es um<br />
vergleichbare Fragen <strong>de</strong>r Neuorientierung<br />
<strong>de</strong>r Fächer. Die Veranstaltung begann<br />
mit drei Impulsreferaten, die meist mehr<br />
Fragen aufwarfen, als sie Antworten zu<br />
geben bereit waren. Prof. Marc Rittberger,<br />
geschäftsführen<strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Instituts für Internationale Pädagogische<br />
Forschung (DIPF, in Frankfurt<br />
am Main) und langjähriger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />
Hochschulverbands Informationswissenschaft<br />
(HI), bezog <strong>de</strong>utliche Position im<br />
Hinblick auf die langjährige Tradition<br />
und die aktuell äußerst guten Aussichten<br />
<strong>de</strong>r Fachinformationslandschaft. In einer<br />
wachsen<strong>de</strong>n Wissen(schaft)sgesellschaft<br />
wie Deutschland sie darstellt, ist es selbstverständlich,<br />
dass auch die Wissenschaftsinfrastruktur<br />
an Be<strong>de</strong>utung gewinnt.<br />
An seiner eigenen Einrichtung, <strong>de</strong>m<br />
Informationszentrum Bildung, konnte er<br />
anschaulich zeigen, dass sich das Berufsfeld<br />
än<strong>de</strong>rt und entsprechend <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />
Entwicklung neue Arbeitsgebiete<br />
und Herangehensweisen an die<br />
Informationsarbeit entstehen: So ist jetzt<br />
nicht mehr nur klassische intellektuelle<br />
Inhaltserschließung <strong>de</strong>r Forschungsliteratur<br />
und ihre Bereitstellung in Datenbanken<br />
gefragt, son<strong>de</strong>rn naturgemäß auch<br />
ergänzen<strong>de</strong> Strategien wie die Nutzerpar-<br />
tizipation durch Web 2.0, die Einführung<br />
komplexer Suchmaschinentechnologien<br />
sowie die Erschließung und Aufbereitung<br />
von Datenbestän<strong>de</strong>n und multimedialen<br />
Informationsträgern.<br />
Große Informationsfl ut<br />
Der nächste Referent, PD Matthias Ballod<br />
(Uni Koblenz/Uni Halle), machte darauf<br />
aufmerksam, dass es in unserer informationsüberfl<br />
uteten Welt immer dringlicher<br />
wird, allen Verantwortlichen und Mediatoren<br />
klar vor Augen zu führen, dass das<br />
Fin<strong>de</strong>n von Antworten im lebenslangen<br />
Lernen kein einfacher Prozess ist, son<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>r begleiten<strong>de</strong>n und vermitteln<strong>de</strong>n Betreuung<br />
von Informations- und Medienspezialisten<br />
bedarf. Als Germanist liegt<br />
ihm die Lehrerausbildung und <strong>de</strong>r gesamte<br />
Bildungszyklus am Herzen, und er<br />
for<strong>de</strong>rte die interdisziplinäre Erforschung<br />
<strong>de</strong>ssen, was Bibliothekare schon seit einigen<br />
Jahren als ihr wichtigstes Aufgabengebiet<br />
<strong>de</strong>klariert haben, nämlich die Frage,<br />
wie Informationskompetenz in die Gesellschaft<br />
kommt.<br />
Anschaulich und mit starken informationswissenschaftlichen<br />
Bezügen zeichnete<br />
er das Mo<strong>de</strong>ll einer Informationsdidaktik,<br />
wie sie auch Einzug in die informationswissenschaftliche<br />
Ausbildung halten<br />
sollte. Bei diesem neuen Forschungs- und<br />
Lehrgebiet han<strong>de</strong>lt es sich darum, »Wissenskommunikation«,»Informationsgestaltung«<br />
und »Lernen mit neuen Medien«<br />
mit <strong>de</strong>r klassischen Informationswissenschaft<br />
– er nennt sie »Informationsökonomie«<br />
– zu verknüpfen. Sein Vortragstitel<br />
machte das Ziel <strong>de</strong>utlich: »Von <strong>de</strong>r Digitalisierung<br />
zur Didaktisierung«.<br />
Ulrich Kampffmeyer von <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />
Project Consult in<br />
Informationsspezialisten<br />
wer<strong>de</strong>n mehr <strong>de</strong>nn je gebraucht!<br />
Hamburg ist in <strong>de</strong>r Fachwelt bekannt für<br />
seine provokanten, visionären Thesen.<br />
So fragte er unverblümt »Wer braucht<br />
noch Archivare und Records Manager«,<br />
um sogleich die Antwort selber zu geben:<br />
Informationsspezialisten wer<strong>de</strong>n mehr<br />
<strong>de</strong>nn je gebraucht! Allerdings nicht erst<br />
am Schluss <strong>de</strong>s Workfl ows (am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Information Life Cycles: im Kellergewölbe<br />
<strong>de</strong>s Archivs), son<strong>de</strong>rn am Anfang <strong>de</strong>s<br />
Geschäftsprozesses und mittendrin im<br />
Geschehen.<br />
Vor allem machte er darauf aufmerksam,<br />
dass er als »digital immigrant« <strong>de</strong>n<br />
»born digitals« <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Web 2.0<br />
Generation mit ganz an<strong>de</strong>ren Ansätzen<br />
begegnen muss, als dies bis jetzt in Berufsfeld<br />
und Ausbildung als State of the Art<br />
angenommen wird. Seine Position wird<br />
in <strong>de</strong>r Formulierung seines Schluss-Statements<br />
beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich: »Wir brauchen<br />
engagierte Öko-Krieger, um die zunehmen<strong>de</strong><br />
Umweltverschmutzung <strong>de</strong>r Welt<br />
mit Informationsmüll in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen!«<br />
So provozierend sein Vortrag<br />
auch war, die anwesen<strong>de</strong>n Verbandsvertreter<br />
und Praktiker aller Sparten schienen<br />
ihm einhellig zuzustimmen.<br />
E-Science und Open Access<br />
Der Nachmittag war mehreren Arbeitsgruppen<br />
unterschiedlicher Themen gewidmet,<br />
die von <strong>de</strong>n Kollegen <strong>de</strong>s Fachbereichs<br />
mo<strong>de</strong>riert und von <strong>de</strong>n drei Referenten<br />
begleitet wur<strong>de</strong>n. Hier ging es<br />
um die Frage <strong>de</strong>r Konsequenzen aus <strong>de</strong>m<br />
aktuellen Umbau <strong>de</strong>s Wissenschaftssystems<br />
in Richtung auf E-Science und Open<br />
Access o<strong>de</strong>r um die neue Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />
Bildungsarbeit durch Archive und Bibliotheken<br />
beziehungsweise um Fragen <strong>de</strong>s<br />
Information Engineering im Unternehmen.<br />
Die Workshops hatten das Ziel, im<br />
kleineren Kreis gemeinsam mit <strong>de</strong>n Praxisvertretern<br />
(zum Beispiel aus <strong>de</strong>n Ausbildungskommissionen<br />
<strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong>) die<br />
zukünftigen Anfor<strong>de</strong>rungen an Studium<br />
und Beruf zu diskutieren und neue Impulse<br />
in die kontinuierliche Studienreform<br />
einfl ießen zu lassen.<br />
Bewusst waren interdisziplinäre und<br />
nicht studiengangspezifi sche Themencluster<br />
vorgegeben wor<strong>de</strong>n, sodass auch<br />
sehr angeregt zwischen <strong>de</strong>n Berufsfel<strong>de</strong>rn<br />
diskutiert wur<strong>de</strong>. Auch Ehemalige <strong>de</strong>s<br />
Fachbereichs und aktuell Studieren<strong>de</strong> waren<br />
jeweils in <strong>de</strong>n unterschiedlich großen<br />
Gruppen vertreten.<br />
In <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe »Informationswissenschaften<br />
in Bildung und Gesellschaft<br />
(Informationskompetenz, soziale Integration)«,<br />
mo<strong>de</strong>riert von Prof. Dagmar<br />
Jank und Prof. Susanne Freund, wur<strong>de</strong><br />
zunächst eine allgemeine Theorie-Praxis-<br />
Diskrepanz konstatiert. Die anwesen<strong>de</strong>n<br />
Praxisvertreterinnen wiesen darauf hin,<br />
dass immer wie<strong>de</strong>r zu beobachten sei, dass<br />
die Absolventen <strong>de</strong>r Informationsstudiengänge<br />
mit falschen Erwartungen und auch<br />
nicht immer mit <strong>de</strong>m richtigen Rüstzeug<br />
ihren berufl ichen Lebensweg beginnen.<br />
Bei <strong>de</strong>r vertieften Diskussion <strong>de</strong>s Konzepts<br />
<strong>de</strong>r Informationsdidaktik wur<strong>de</strong> in<br />
diesem Zusammenhang auf Kun<strong>de</strong>n- und<br />
Zielgruppenorientierung als <strong>de</strong>m A und O<br />
von Schulungen, aber auch <strong>de</strong>r Instituti-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Tagung<br />
onen selber hingewiesen. Gera<strong>de</strong> auch in<br />
<strong>de</strong>r Abschlussdiskussion im Plenum <strong>de</strong>r<br />
Tagung wur<strong>de</strong> quasi als Resümee für alle<br />
Workshops die beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung von<br />
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />
betont.<br />
Die Kolleginnen <strong>de</strong>s Fachbereichs stellten<br />
in <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe anschließend<br />
die geplanten Mastermodule »Kultur/<br />
Bildung/Gesellschaft« vor und erläuterten,<br />
warum diese einem starken theoretischen<br />
Ansatz folgen: Der Fachbereich<br />
geht davon aus, dass zukünftige Masterabsolventen<br />
eines konsekutiven informationswissenschftlichen<br />
Master of Arts auf<br />
einem hohen Niveau konzeptionell bei <strong>de</strong>r<br />
Gestaltung von Bildungsprozessen in und<br />
durch Informationseinrichtungen mitwirken<br />
können müssen.<br />
Bisher herrscht allerdings noch Verunsicherung<br />
über die neuen Abschlüsse in<br />
<strong>de</strong>r Praxis, die teilweise sogar vermutet,<br />
dass es in Bezug auf die obere Ebene <strong>de</strong>s<br />
Öffentlichen Dienstes eine Art Enthierarchisierung<br />
geben wird und Bachelor und<br />
Master sich konkurrierend auf ähnliche<br />
Positionen bewerben wer<strong>de</strong>n. Vielleicht<br />
ergeben sich aber auch durch die Professionalisierung<br />
<strong>de</strong>r Informationsberufe gänz-<br />
Bewusst waren interdisziplinäre<br />
und nicht studiengangspezifi sche<br />
Themencluster vorgegeben wor<strong>de</strong>n,<br />
sodass auch sehr angeregt zwischen<br />
<strong>de</strong>n Berufsfel<strong>de</strong>rn diskutiert wur<strong>de</strong>.<br />
lich neue Berufsfel<strong>de</strong>r, die wir heute noch<br />
nicht sehen, geschweige <strong>de</strong>nn mit einem<br />
Namen belegen können. Mehrfach wur<strong>de</strong><br />
darauf hingewiesen, dass es sich dabei für<br />
beson<strong>de</strong>rs qualifi zierte Archivare, Bibliothekare<br />
und Informationswissenschaftler<br />
auch um eher freiberufl iche Tätigkeiten<br />
außerhalb <strong>de</strong>s Öffentlichen Dienstes han<strong>de</strong>ln<br />
könnte.<br />
Die Arbeitsgruppe Ȁn<strong>de</strong>rungen im<br />
wissenschaftlichen Kommunikations-<br />
und Informationssystem (Open Access,<br />
E-Research, Multilingualität, Kooperation)«,<br />
geleitet von Prof. Stephan Büttner,<br />
erweiterte zunächst die Palette <strong>de</strong>s vorgeschlagenen<br />
Themenclusters um <strong>de</strong>n Aspekt<br />
<strong>de</strong>s Transfers und <strong>de</strong>r visuellen Aufbereitung<br />
wissenschaftlicher Ergebnisse<br />
für Öffentlichkeit und Politik. Es wird bei<br />
steigen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Bildungs<strong>de</strong>batte<br />
zunehmend wichtig, Wissenschaft auf für<br />
unterschiedliche Zielgruppen verständliche<br />
Weise zu vermitteln.<br />
Hierbei könnten gera<strong>de</strong> die komplexer<br />
wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Infrastruktureinrichtungen<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
(wie Institutsbibliotheken, IT- und Datenmanagementabteilungen)<br />
einen wichtigen<br />
Beitrag leisten. Die dafür notwendigen<br />
Kompetenzen, die die Ausbildung vermitteln<br />
muss, verschieben sich <strong>de</strong>utlich<br />
von <strong>de</strong>n klassischen Fächern wie Katalogisierung<br />
hin zu IT und <strong>de</strong>r Aufnahme<br />
tiefergehen<strong>de</strong>r Kenntnisse zu Einzelthemen,<br />
zum Beispiel im Zusammenhang<br />
mit XML. Hier entsteht die Ambivalenz<br />
<strong>de</strong>r Notwendigkeit, auch domänenspezifi<br />
sch in die Tiefe gehen zu müssen und<br />
trotz<strong>de</strong>m die Metaebene übergreifend beherrschen<br />
zu können. Es kommt vor allem<br />
darauf an, zu verstehen, wie es geht und<br />
gleichzeitig die Fähigkeit zu entwickeln,<br />
sich mit neuen Themen vertieft auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />
zu können.<br />
Zunehmen<strong>de</strong> Interdisziplinarität<br />
Wissensorganisation und -präsentation<br />
von teilweise sehr spezifi schen Fachgebieten<br />
bleiben dabei die wesentlichen<br />
inhaltlichen Kompetenzen zukünftiger<br />
Bibliothekare und an<strong>de</strong>rer Informationsspezialisten.<br />
Auch die gefor<strong>de</strong>rten Social<br />
Skills bekommen eine neue Nuancierung:<br />
Zunehmen<strong>de</strong> Interdisziplinarität und Kooperation<br />
in <strong>de</strong>n Wissenschaften verlangen<br />
weiterhin in hohem Ausmaß Teamfähigkeit.<br />
Die steigen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r<br />
Verwertung von Wissen und Information<br />
bedarf Absolventen, die vor allem die<br />
Lesesaal | BuB<br />
Kommunikation nach außen unterstützen<br />
können, zum Beispiel auch gegenüber <strong>de</strong>n<br />
Entscheidungsträgern und <strong>de</strong>r breiteren<br />
Öffentlichkeit.<br />
Die dritte Gruppe konstituierte sich mit<br />
<strong>de</strong>m Thema »Nachhaltiges Informations-<br />
Bisher herrscht allerdings<br />
noch Verunsicherung über die neuen<br />
Abschlüsse in <strong>de</strong>r Praxis.<br />
und Wissensmanagement« neu und wur<strong>de</strong><br />
von Prof. Angela Schreyer und Prof. Rolf<br />
Däßler mo<strong>de</strong>riert. Auch in dieser Gruppe<br />
wur<strong>de</strong> auf eine mögliche freiberufl iche<br />
Tätigkeit in neuen Berufsfel<strong>de</strong>rn hingewiesen,<br />
die in hohem Ausmaß BWL- und<br />
IT-Kenntnisse erfor<strong>de</strong>rt, aber ihren Kern<br />
weiterhin bei <strong>de</strong>n Informationswissenschaften<br />
haben sollte.<br />
Als Kompetenzen wur<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n<br />
klassischen Fertigkeiten zur Informations-<br />
100 Interessierte kamen, um in <strong>de</strong>r »Aula Magna« <strong>de</strong>s neuen Hauptgebäu<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r FH Potsdam<br />
über die sich dramatisch än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an zukünftige Absolventen <strong>de</strong>r fünf Studiengänge<br />
<strong>de</strong>s Fachbereichs Informationswissenschaften zu diskutieren.<br />
Foto: Dierk Eichel, FH Potsdam<br />
recherche, Informationsverdichtung und<br />
zur Organisation von Informationsprozessen<br />
gera<strong>de</strong> auch Kommunikations- und<br />
Analysefähigkeit sowie die Kompetenz<br />
zum »Design« von Informationsprozessen<br />
hervorgehoben.<br />
Diskutiert wur<strong>de</strong>, wie viel »Handwerkliches«<br />
dabei die Basis bil<strong>de</strong>t, o<strong>de</strong>r ob <strong>de</strong>r<br />
Schwerpunkt auf <strong>de</strong>r Verstehensebene<br />
liegt. Gera<strong>de</strong> in dieser Gruppe wur<strong>de</strong> intensiv<br />
darüber <strong>de</strong>battiert, ob das Studi-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 553<br />
553
554 554 BuB | Lesesaal Tagung<br />
um eher auf Positionen in <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />
o<strong>de</strong>r im Öffentlichen Dienst vorbereiten<br />
soll. Quintessenz war schließlich, dass in<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft ein Masterabschluss als<br />
wichtiger erachtet wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, während<br />
dieser im Öffentlichen Dienst aus<br />
tarifl ichen Grün<strong>de</strong>n zu einer falsch verstan<strong>de</strong>nen<br />
»Überqualifi zierung« führen<br />
Vielleicht ergeben sich aber<br />
auch durch die Professionalisierung<br />
<strong>de</strong>r Informationsberufe gänzlich neue<br />
Berufsfel<strong>de</strong>r, die wir heute noch nicht<br />
sehen, geschweige <strong>de</strong>nn mit einem<br />
Namen belegen können.<br />
könnte, es also Niveauunterschie<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n »Titel« geben<br />
wird.<br />
Inhaltlich jedoch sind es die gleichen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die Aufgabengebiete,<br />
ob sie nun Records Management, Informations-<br />
o<strong>de</strong>r Contentmanagement genannt<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Unterschied zwischen<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Welten ist eher eine Frage <strong>de</strong>s<br />
Labels beziehungsweise <strong>de</strong>r Zielgruppensprache,<br />
nicht <strong>de</strong>s Studienprofi ls. Interessanterweise<br />
wur<strong>de</strong> gera<strong>de</strong> in dieser Gruppe<br />
intensiv das alte Fachreferentenmo<strong>de</strong>ll<br />
diskutiert, <strong>de</strong>nn einzelne anwesen<strong>de</strong> Praktiker<br />
betonten die Notwendigkeit einer<br />
»Öffnung <strong>de</strong>r informationswissenschaftlichen<br />
Masterausbildung« für an<strong>de</strong>re Fachgebiete.<br />
Hier artikulierte sich auch ein<br />
<strong>de</strong>utlicher Fortbildungsbedarf <strong>de</strong>r Praxis,<br />
<strong>de</strong>nn es wur<strong>de</strong> mehrfach <strong>de</strong>r Wunsch nach<br />
berufsbegleiten<strong>de</strong>n Angeboten <strong>de</strong>s Fachbereichs<br />
laut.<br />
Kommunikation als<br />
verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Element<br />
Konsens schien in dieser Diskussionsrun<strong>de</strong><br />
zu sein, dass unter <strong>de</strong>m Label »Informationsmanagement«<br />
auch auf Bachelor-Niveau<br />
am ehesten verstan<strong>de</strong>n wird, was die<br />
Fähigkeiten eines »information professional«<br />
sind und dies in allen drei Berufsfel<strong>de</strong>rn:<br />
<strong>de</strong>m (wirtschaftsnahen) Archivwesen<br />
wie <strong>de</strong>m Dokumentations- und <strong>de</strong>m<br />
Bibliotheksbereich. Vehement wur<strong>de</strong> von<br />
einzelnen Diskussionsteilnehmern dieser<br />
Gruppe nach <strong>de</strong>n konkreten Berufsperspektiven<br />
<strong>de</strong>r zukünftigen Absolventen<br />
gefragt.<br />
Zum Abschlussplenum waren trotz<br />
vorgerückter Stun<strong>de</strong> an diesem sonnigen<br />
Freitagnachmittag immer noch fast die<br />
Hälfte <strong>de</strong>r Teilnehmer anwesend. Hier<br />
wur<strong>de</strong> zum Beispiel auf das alle drei Gruppen<br />
verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Element <strong>de</strong>r Kommu-<br />
Professor Dr. Hans-<br />
Christoph Hobohm<br />
lehrt Bibliothekswissenschaft<br />
an <strong>de</strong>r<br />
Fachhochschule<br />
Potsdam; er ist dort<br />
Dekan <strong>de</strong>s FachbereichsInformationswissenschaften;<br />
außer<strong>de</strong>m ist er Autor und Herausgeber<br />
zahlreicher Aufsätze und Bücher, unter<br />
an<strong>de</strong>rem zum Management von Informationseinrichtungen<br />
und zum internationalen<br />
Bibliothekswesen. Zuletzt:<br />
»Knowledge Management. Libraries and<br />
Librarians Taking up the Challenge«,<br />
München/The Hague: Saur/IFLA 2004;<br />
»Bibliotheken <strong>de</strong>r Welt: Finnland« Bad<br />
Honnef: Bock+Herchen, 2005; »Bibliotheken<br />
<strong>de</strong>r Welt: Vereinigte Staaten«,<br />
Bad Honnef: Bock+Herchen, 2006. –<br />
Kontakt: hobohm@fh-potsdam.<strong>de</strong><br />
nikation und <strong>de</strong>r überzeugen<strong>de</strong>n Außendarstellung<br />
als notwendiger Kompetenz<br />
hingewiesen und die Frage <strong>de</strong>r Langfristigkeit<br />
von Studiengangsentwürfen diskutiert.<br />
Dabei rechnete Matthias Ballod,<br />
aus <strong>de</strong>r Lehrerausbildung kommend, vor,<br />
dass die im Hochschulstudium vermittelten<br />
Fertigkeiten und Kompetenzen generationenübergreifend<br />
im Grun<strong>de</strong> eine<br />
Haltbarkeit von »bis zu 90 Jahre« haben<br />
sollten.<br />
Ulrich Kampffmeyer fasste dies abschließend<br />
zusammen, in<strong>de</strong>m er betonte,<br />
dass es wichtig sei, sich unter diesem<br />
Aspekt gera<strong>de</strong> von zeitgebun<strong>de</strong>nen<br />
Trendthemen fernzuhalten und ein Ausbildungsprofi<br />
l zu Kompetenzbereichen<br />
anzubieten, die auch in zehn bis zwanzig<br />
Jahren noch Bestand haben wer<strong>de</strong>n, »weil<br />
sie grundsätzliche Methodik darstellen«.<br />
Die Ausbildung zum Informationswissenschaftler<br />
produziert keine Programmierer,<br />
son<strong>de</strong>rn eher so etwas wie »Weltret-<br />
Wissensorganisation und -präsentation<br />
von teilweise sehr spezifi schen<br />
Fachgebieten bleiben die wesentlichen<br />
inhaltlichen Kompetenzen<br />
zukünftiger Bibliothekare und an<strong>de</strong>rer<br />
Informationsspezialisten.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
ter« (so Kampffmeyer), weil die Profession<br />
schon bei ihrer dokumentieren<strong>de</strong>n und<br />
archivieren<strong>de</strong>n Basistätigkeit ganz auf<br />
Nachhaltigkeit und Zukunft ausgerichtet<br />
ist.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Call for Papers<br />
Menschen wollen Wissen!<br />
Bibliotheken im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt: international, interkulturell, interaktiv<br />
4. Leipziger Kongress für<br />
Information und Bibliothek<br />
Call for Papers<br />
Die BID – Bibliothek & Information Deutschland<br />
– veranstaltet vom 15. bis 18. März 2010<br />
<strong>de</strong>n 4. Leipziger Kongress für Information und<br />
Bibliothek. Der Kongress steht unter <strong>de</strong>m Motto<br />
»Menschen wollen Wissen! – Bibliotheken im<br />
21. Jahrhun <strong>de</strong>rt: international, interkulturell, interaktiv«.<br />
Unter diesem Motto lädt <strong>de</strong>r Kongress dazu<br />
ein, sich mit aktuellen Problemen und wichtigen<br />
Zukunftsfragen <strong>de</strong>s Bibliotheks- und Informationssektors<br />
auseinan<strong>de</strong>r zu setzen.<br />
Bibliotheken und Informationseinrichtungen<br />
sollen im Kontext <strong>de</strong>r weltweiten gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Entwicklung<br />
ebenso betrachtet wer<strong>de</strong>n wie im Hinblick auf<br />
ihre Rolle für die Wissensgenerierung. Die Perspektive<br />
<strong>de</strong>r Menschen, die Bibliotheken und<br />
Informationseinrich tungen nutzen, soll einen<br />
weiteren Schwerpunkt bil<strong>de</strong>n. Denn die Ansprüche<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Zielgruppen, die sich in<br />
immer schnellerem Tempo verän<strong>de</strong>rn, stellen<br />
eine permanente Herausfor<strong>de</strong>rung zur Innovation<br />
und Optimierung <strong>de</strong>r Dienstleistungen von<br />
Bibliotheken und Informationseinrichtungen dar.<br />
Auf <strong>de</strong>m Kongress sollen folgen<strong>de</strong> Themenschwerpunkte<br />
behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n:<br />
1. Wissen und Wissensgenerierung<br />
Daten – Information – Wissen: semantikbasierte<br />
Wege aus <strong>de</strong>r informationellen Entropie<br />
Mit <strong>de</strong>r ubiquitären Verfügbarkeit exponentiell<br />
wachsen<strong>de</strong>r Datenmengen in immer leis tungsfähigeren<br />
Netzen geht ein Problem einher, das in<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit infolge einer rein akkumulativ<br />
bestimmten Betrachtungsweise gerne übersehen<br />
wur<strong>de</strong>: Wie können diese Daten etwa durch<br />
sinnvolle Selektion in Informationen transformiert<br />
wer<strong>de</strong>n, und wie kann aus <strong>de</strong>n dann entstan<strong>de</strong>nen<br />
immer noch immensen Informationsmengen<br />
Wissen generiert wer<strong>de</strong>n?<br />
Hier hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren als ein neuer<br />
Hoffnungsträger das Feld <strong>de</strong>r seman tisch basierten<br />
Technologien im »Semantic Web« etabliert,<br />
in <strong>de</strong>m eine teilweise automa tisierte Kontextualisierung<br />
von Informationsobjekten möglich wird.<br />
Damit erfolgt zumin <strong>de</strong>st ein Schritt in Richtung<br />
automatisierter Wissensgenerierung.<br />
Die dargestellte Problematik wirft eine Reihe von<br />
Fragen auf, die in diesem Themenkreis behan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n sollen:<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
� Was leisten Verfahren auf Basis von Standards<br />
wie SKOS o<strong>de</strong>r OWL?<br />
� Welche neuen Kompetenzen wer<strong>de</strong>n auf<br />
Seiten <strong>de</strong>r Information Professionals für die<br />
Nutzung solcher Techniken erfor<strong>de</strong>rlich?<br />
� Wie semantisch ist das Semantic Web?<br />
� Wie verhalten sich semantisch basierte<br />
Techniken zu solchen <strong>de</strong>s Social Web?<br />
� Existiert ein Migrationspfad für die traditionellen<br />
Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kontextualisierung<br />
(Verschlagwortung, Klassifikation, Thesauruseinsatz)<br />
in Richtung semantisch basierter<br />
Verfahren?<br />
� Ist das Semantic Web nur eine Wie<strong>de</strong>rkehr<br />
<strong>de</strong>r Künstlichen Intelligenz in neuem Gewand?<br />
2. Kultur in <strong>de</strong>r Krise?<br />
Bibliotheken in <strong>de</strong>r Krise?<br />
In Krisenzeiten nutzen mehr Menschen unsere<br />
Bibliotheken, suchen Rat und Unterstüt zung mit<br />
Hilfe <strong>de</strong>r dort bereit gestellten Medien und entleihen<br />
mehr Material. Beispiele aus <strong>de</strong>n USA und<br />
Großbritannien zeigen seit Herbst 2008 bis zu<br />
zweistellige Zuwachs raten. Gera<strong>de</strong> jetzt muss die<br />
Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Bibliotheken zum Wohl<br />
<strong>de</strong>r Bürge rinnen und Bürger gestärkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Wirtschaftskrise wird sich erst verzögert<br />
auf <strong>de</strong>n Kulturbereich auswirken, aber dann umso<br />
heftiger. Angesichts rückläufi ger Steuereinnahmen<br />
sind vor allem die »freiwilligen« Leistungen<br />
<strong>de</strong>r Kulturför<strong>de</strong>rung bei Län<strong>de</strong>rn und Kommunen<br />
in Gefahr, zurückgestellt o<strong>de</strong>r gestrichen zu<br />
wer<strong>de</strong>n. Trotz <strong>de</strong>r Empfehlungen <strong>de</strong>r Enquetekommission<br />
»Kultur in Deutschland« gehören<br />
Bibliotheken noch immer nicht zu <strong>de</strong>n Pfl ichtaufgaben.<br />
Massive Kürzungen bei Erwerbungs etats<br />
und weitere Schließungen müssen befürchtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Auch in wissenschaftlichen Biblio theken<br />
drohen Kürzungen bei <strong>de</strong>n Erwerbungs- und Lizenzetats,<br />
so dass sehr rasch die wissenschaftliche<br />
Produktivität lei<strong>de</strong>n wird. Aufga ben <strong>de</strong>r kulturellen<br />
Vermittlung und Bewah rung, die vor<br />
allem aus Son<strong>de</strong>rmitteln fi nan ziert wer<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n<br />
nur noch in wesentlich gerin gerem Umfang<br />
wahrgenommen wer <strong>de</strong>n können. Bereits jetzt<br />
zeichnen sich <strong>de</strong>utliche Rück gänge beim Sponsoring<br />
ab. Die Finanzkrise wird auch die strukturellen<br />
Defi zite <strong>de</strong>s Bibliotheks bereiches erneut<br />
<strong>de</strong>utlich sichtbar machen.<br />
Neben gezielten Entwicklungsplänen und Anreizen<br />
zur besseren lokalen und regionalen Vernetzung<br />
<strong>de</strong>s gesamten Kulturbereiches durch<br />
Lesesaal | BuB<br />
zentral gesteuerte Projekte greifen hier auch gesetzliche<br />
Regelungen, die einen Beitrag zur Sicherung<br />
<strong>de</strong>r kulturellen Infrastruktur leisten, erst<br />
recht, wenn die Gesetze eine fi nanzielle För<strong>de</strong>rung<br />
festschrei ben. In einigen Bun<strong>de</strong>slän <strong>de</strong>rn<br />
gibt es durchaus Fortschritte bei <strong>de</strong>n Bemühungen<br />
um Bibliotheksgesetze. Angesichts <strong>de</strong>r Gefahr,<br />
die alle Kultursparten betrifft, stellt sich jetzt<br />
jedoch auch die Frage nach umfassen<strong>de</strong>n Kulturrahmengesetzen.<br />
Erbeten wer<strong>de</strong>n Vorträge zu folgen<strong>de</strong>n Themen:<br />
� Welche Angebote entwickeln Bibliotheken<br />
in lokaler o<strong>de</strong>r regionaler Kooperation mit<br />
an<strong>de</strong> ren Einrichtungen (wie zum Beispiel<br />
Volkshochschulen, Schulen, Kin<strong>de</strong>rtagesstätten)<br />
zur Unterstüt zung <strong>de</strong>r Bevölkerung?<br />
� Welche Erfahrungen liegen bereits dazu<br />
vor, inwieweit för<strong>de</strong>rpolitische Maßnahmen<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Haushaltssicherung<br />
außer Kraft gesetzt wer<strong>de</strong>n und welche<br />
Gegen steuerung ist möglich?<br />
� Welche Möglichkeiten und Chancen liegen<br />
in <strong>de</strong>r rechtlichen Verankerung <strong>de</strong>s Bibliotheks<br />
bereiches o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s gesamten Kulturbereiches<br />
als öffentliche Aufgabe?<br />
3. Bibliotheken als Partner für<br />
Medien- und Informationskompetenz<br />
Das Arbeitsfeld »Vermittlung von Medienkompetenz«<br />
hat in <strong>de</strong>n letzten Jahren in Öffent lichen<br />
und Wissenschaftlichen Bibliotheken an Be<strong>de</strong>utung<br />
gewonnen. In diesem The menkreis sollen<br />
sowohl die Praxis <strong>de</strong>r Vermittlung als auch die<br />
Grundlagen erfolgreicher Arbeit auf diesem Feld<br />
beleuchtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Erwünscht sind Grundsatzreferate und Praxisberichte<br />
zu folgen<strong>de</strong>n Themen:<br />
� Welcher Bedarf an Vermittlungsdienstleistungen<br />
besteht jeweils in Kin<strong>de</strong>rgarten,<br />
Schule, Hochschule und beruflicher Ausund<br />
Weiterbildung? Wie beeinflussen das<br />
Mediennut zungsverhalten und die Mediensozialisation<br />
die Erwartungshaltung<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n? Welche Anfor<strong>de</strong>rungen sind<br />
an die interkulturelle Kompetenz <strong>de</strong>r Akteure<br />
(hier: schulen<strong>de</strong> Bibliothe karInnen) in<br />
Bezug auf interkulturelle Kun<strong>de</strong>ngruppen<br />
zu stellen?<br />
� Welche Konzepte und Angebote (Stichworte<br />
»Teaching Library«, »Bildungspartner<br />
Biblio thek«) auch in Kooperation mit an<strong>de</strong>ren<br />
Einrichtungen haben sich bewährt?<br />
Welche Strate gien verfolgen Bibliotheken<br />
und an<strong>de</strong>re Informationseinrichtungen bei<br />
<strong>de</strong>r Etablierung entsprechen<strong>de</strong>r Angebote<br />
mittel- und langfristig?<br />
� Welche Materialien, Dienste und Inhalte<br />
verwen<strong>de</strong>n Bibliotheken? Welche Produkte<br />
von Drittanbietern und kommerziellen<br />
Unternehmen (Verlage, Content-Industrie)<br />
setzen Biblio theken dabei ein?<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 555<br />
555
556 556 BuB | Lesesaal Call for Papers<br />
� Wie gehen Bibliotheken mit problematischen<br />
Aspekten <strong>de</strong>r Mediennutzung um<br />
(zum Beispiel Killer spiele, politischer/religiöser<br />
Extremismus), etwa auch im Rahmen<br />
ihrer Veranstaltungs arbeit? Welches<br />
Leitbild und Verständnis von »Medienkompetenz«<br />
propagieren Bibliotheken in diesem<br />
Zusammenhang? Welche fachlichen<br />
Anfor<strong>de</strong> rungen sind an professionelle Vermittler<br />
von Medienkompetenz zu stellen?<br />
� Welche rechtlichen, finanziellen und strukturellen<br />
Voraussetzungen sind für eine<br />
erfolg rei che Vermittlungsarbeit erfor<strong>de</strong>rlich?<br />
Welche For<strong>de</strong>rungen ergeben sich<br />
dar aus an die poli tisch Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n, an<br />
Einrichtungen <strong>de</strong>r bibliothekarischen Aus-<br />
und Fortbildung sowie an die Fachverbän<strong>de</strong><br />
im Bibliotheks- und Informationssektor?<br />
4. Bibliotheken für die Menschen<br />
Die Menschen, die Bibliotheken und Informationseinrichtungen<br />
vor Ort und online nut zen, haben<br />
sehr unterschiedliche Ansprüche an die Art<br />
<strong>de</strong>r Dienstleistungen und sehr hohe Ansprü che<br />
an die Qualität <strong>de</strong>r Dienstleistungen. Damit die<br />
Bibliothekskun<strong>de</strong>n von heute auch morgen noch<br />
Bibliotheken nutzen, ist es wichtig, dass Bibliotheken<br />
und In formationseinrichtungen auf kun<strong>de</strong>norientierte<br />
Dienstleistungen setzen. Eine<br />
konse quente Denkorientierung aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s<br />
Kun<strong>de</strong>n ist dazu unerlässlich.<br />
Deshalb ist es wichtig, Bibliotheken und Informationseinrichtungen<br />
auch aus <strong>de</strong>r Außen- Perspektive<br />
zu betrachten und daraus Konsequenzen<br />
für ihre strategische Ausrichtung zu ziehen.<br />
In diesem Kontext wer<strong>de</strong>n Vorträge zu folgen<strong>de</strong>n<br />
Themen erbeten:<br />
� Digitale Dienstleistungen für digitale Kun<strong>de</strong>n?<br />
� Der Bibliothekskun<strong>de</strong> – das unbekannte<br />
Wesen?<br />
� Wie erreichen Bibliotheken morgen ihre<br />
Kun<strong>de</strong>n?<br />
� Was ist aus <strong>de</strong>r sozialen Bibliotheksarbeit<br />
gewor<strong>de</strong>n?<br />
� Die Bibliothek von außen betrachten!<br />
5. Wissen gewinnen und Wissen<br />
bewahren: Bibliotheken für Schule und<br />
Studium, Forschung, Beruf und Freizeit<br />
Bibliotheken und Informationseinrichtungen<br />
unterstützen die Bürger bei ihren Bildungsprozes<br />
sen – ob in Institutionen (zum Beispiel Schule,<br />
Hochschule) o<strong>de</strong>r im privaten Bereich (zum<br />
Beispiel lebensbe gleiten<strong>de</strong>s Lernen, Fremdsprachenerwerb<br />
und gesellschaftliche Integration,<br />
berufl iche Fortbil dung). Sie leisten einen wesentlichen<br />
Beitrag, um Deutschland zukunftsfähig<br />
zu machen. Gleichzeitig sind Bibliotheken<br />
die Schatzkammern <strong>de</strong>s in Büchern und an<strong>de</strong>ren<br />
Medien manifesten kultu rellen Erbes unserer Gesellschaft.<br />
Damit einher geht die Ver pfl ichtung,<br />
inno vative Strategien zur Bestandserhaltung,<br />
Langzeitarchivierung und Erschließung zu entwickeln.<br />
Der Themenkreis behan<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>n aktuellen<br />
Stand <strong>de</strong>s diesbezüglichen Dienstleistungsangebots,<br />
seine Voraussetzungen und die Konzepte<br />
für künftige Entwicklungen.<br />
Erbeten wer<strong>de</strong>n Vorträge zu folgen<strong>de</strong>n Themen:<br />
� Welche Wirkungen haben rechtliche<br />
Grundlagen und Rahmenbedingungen für<br />
die Arbeit und die Dienstleistungen <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
(zum Beispiel Hochschulgesetze,<br />
Urheber recht)?<br />
� Wie sehen Kooperationsmo<strong>de</strong>lle mit <strong>de</strong>n<br />
Partnern von Bibliotheken aus (zum Beispiel<br />
mit Buch händlern, Verlagen, Datenbankanbietern,<br />
Trägereinrichtungen und<br />
Verbund systemen) und welche Wirkung<br />
haben sie?<br />
� Welche Schwerpunkte in <strong>de</strong>r Aus- und Fortbildung<br />
müssen gesetzt wer<strong>de</strong>n, damit zukunftsfähige<br />
Bibliotheksspezialisten gute<br />
Berufsperspektiven haben?<br />
� Wie schaffen Bibliotheken <strong>de</strong>n Spagat zwischen<br />
Bewahren und Vermitteln, zwischen<br />
Open Access und Urheberrecht?<br />
� Welche Dienstleistungen <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
sind als Alleinstellungsmerkmal zukunftsfähig<br />
in einem Marktgeschehen, das vor<strong>de</strong>rgründig<br />
zunehmend von Google und <strong>de</strong>m<br />
E-book geprägt wird?<br />
Die Programmkommission lädt alle Kolleginnen<br />
und Kollegen und an<strong>de</strong>re Fachleute aus wissenschaftlichen<br />
und öffentlichen Bibliotheken sowie<br />
aus Informationseinrichtungen und auch<br />
Vertreter von einschlägigen Verbän<strong>de</strong>n und Firmen<br />
herzlich ein, Vorträge zu diesen Themenschwerpunkten<br />
anzumel<strong>de</strong>n.<br />
Anmel<strong>de</strong>schluss<br />
31. August 2009!<br />
für die Vorträge ist <strong>de</strong>r<br />
Als Gastland wird sich im Jahr 2010 Spanien präsentieren.<br />
Die Programmkommission wird insbeson<strong>de</strong>re<br />
spanische Kolleginnen und Kollegen<br />
bitten, ihre Beiträge in das Programm ein zubringen.<br />
Darüber hinaus sind auch Referentinnen und<br />
Referenten aus an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn herzlich eingela<strong>de</strong>n,<br />
ihre Vorträge für <strong>de</strong>n Kongress einzureichen.<br />
Für sie besteht die Möglichkeit einer fi nanziellen<br />
För<strong>de</strong>rung über die BID (Bibliothek & Information<br />
International).<br />
1. Vortragsanmeldung<br />
Bitte beachten Sie, dass Ihr Vortrag nicht länger<br />
20 Minuten dauern sollte.<br />
Reichen Sie eine Kurzfassung Ihres geplanten<br />
Vortrages im Umfang von max. 1 500 Zeichen<br />
inkl. Leerzeichen ein und nutzen Sie dazu das<br />
Online-Eingabeformular auf <strong>de</strong>r Kongress-Homepage<br />
<strong>www</strong>.bid-kongress2010.<strong>de</strong>.<br />
Nutzen Sie bitte das Online-Eingabeformular<br />
auch zur Anmeldung von Blockveranstaltungen<br />
und internen Sitzungen <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong>, Kommissionen<br />
und Arbeitsgruppen.<br />
Reichen Sie bei <strong>de</strong>r Anmeldung von Blockveranstaltungen<br />
bitte ein Abstract ein, das die gesamte<br />
Veranstaltung charakterisiert, sowie nach<br />
Möglichkeit jeweils ein weiteres Abstract für die<br />
Vorträge <strong>de</strong>r einzelnen Referenten.<br />
Aus organisatorischen Grün<strong>de</strong>n bitten<br />
wir dringend darum, bei <strong>de</strong>n Beiträgen <strong>de</strong>r<br />
Kommissio nen und Arbeitsgruppen die voraussichtliche<br />
Teilnehmerzahl anzugeben.<br />
2. Auswahl durch die<br />
Programmkommission<br />
Die Programmkommission besteht aus Vertretern<br />
und Vertreterinnen <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
BID unter <strong>de</strong>m Vorsitz <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>ntin. Sie trifft<br />
voraussichtlich En<strong>de</strong> September eine Auswahl<br />
aus <strong>de</strong>n eingereichten Beiträgen und<br />
entschei<strong>de</strong>t über die Zusammenstellung von<br />
Blockveranstal tungen. Eine Benachrichtigung<br />
über die Entscheidung <strong>de</strong>r Programmkommission<br />
erfolgt in je<strong>de</strong>m Fall unmittelbar nach diesem<br />
Termin.<br />
Bei positiver Benachrichtigung wer<strong>de</strong>n die<br />
eingereichten Abstracts bis zum Kongress beginn<br />
auf <strong>de</strong>r Kongresswebsite eingestellt.<br />
3. Veröffentlichung <strong>de</strong>r Vorträge<br />
Die Referentinnen und Referenten wer<strong>de</strong>n gebeten,<br />
die Langfassung ihres Vortrages bzw. ihre<br />
Power-Point-Präsentation vor Beginn <strong>de</strong>s Bibliothekskongresses<br />
zur Publikation auf <strong>de</strong>r Kongress-Homepage<br />
bereitzustellen. Die Online-Publikation<br />
erfolgt unmittelbar nach <strong>de</strong>m Kongress.<br />
Für Vorträge, die für <strong>de</strong>n gedruckten Tagungsband<br />
vorgesehen sind, übertragen die<br />
Refe rentinnen und Referenten das Recht <strong>de</strong>r<br />
Erstveröffentlichung auf die Veranstalter, die sich<br />
für eine zeitnahe Publi kation einsetzen. Details<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Referentinnen und Referenten mit<br />
<strong>de</strong>r Annahme ihres Vortrags mitgeteilt.<br />
4. Leistungen für angenommene Beiträge<br />
Die Referentinnen und Referenten erhalten nach<br />
Einreichung <strong>de</strong>r Langfassung ihrer Präsenta tion<br />
eine Freikarte für <strong>de</strong>n Kongress- und Ausstellungsbereich<br />
während <strong>de</strong>r gesamten Kongressdauer,<br />
die auch für <strong>de</strong>n Besuch <strong>de</strong>r Leipziger<br />
Messe gilt<br />
ein Belegexemplar <strong>de</strong>s Kongressban<strong>de</strong>s sofort<br />
nach Erscheinen<br />
Pro Vortrag wer<strong>de</strong>n die Leistungen nur einmal<br />
vergeben. Dies gilt auch für Referenten, die mehrere<br />
Vorträge halten.<br />
Kosten für Anreise und Übernachtung können<br />
lei<strong>de</strong>r nicht übernommen wer<strong>de</strong>n.<br />
5. Kontakt<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Für weitere Auskünfte steht Ihnen Monika Pfi tzner<br />
vom Ortskomitee gerne zur Verfügung<br />
(kongress2010@d-nb.<strong>de</strong>).<br />
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge und bedanken<br />
uns bereits jetzt für Ihre Mitarbeit.<br />
Die Programmkommission<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Fachliteratur<br />
»Kompetenz und<br />
Geisteshaltung«<br />
Ein mehrteiliges Buchprojekt<br />
<strong>de</strong>r französischen Hochschule<br />
enssib sondiert das Konzept <strong>de</strong>r<br />
»Médiathèque«<br />
Quel modèle <strong>de</strong> bibliothéque? Anne-<br />
Marie Bertrand, Émilie Bettega, Catherine<br />
Clément […], postface <strong>de</strong> Michel Melot.<br />
École nationale supérieure <strong>de</strong>s sciences <strong>de</strong><br />
l’information et <strong>de</strong>s bibliothèques (enssib).<br />
Villeurbanne: Presses <strong>de</strong> l’enssib, 2008<br />
(École nationale supérieure <strong>de</strong>s sciences<br />
<strong>de</strong> l’information et <strong>de</strong>s bibliothèques: Collection<br />
papiers: Séries généalogies). 183<br />
Seiten: Tabellen, grafi sche Darstellungen.<br />
– broschiert 34,– Euro<br />
Anschrift <strong>de</strong>s Rezensenten: Suzanne Rousselot,<br />
Médiathèque départementale du Haut-Rhin, 75 rue<br />
Morat, F-68000 Colmar; rousselot.s@cg68.fr<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Anne-Marie Bertrand, Leiterin <strong>de</strong>r<br />
enssib (<strong>www</strong>.enssib.fr – Hochschule<br />
für Informationswissenschaften<br />
und Bibliotheken) in Lyon, koordiniert die<br />
Beiträge von acht weiteren Mitarbeitern<br />
im Rahmen einer dreiteiligen Publikation,<br />
die die Fundamente <strong>de</strong>r Öffentlichen Bibliothek<br />
in Frankreich behan<strong>de</strong>ln will.<br />
»Bibliothek für alle«<br />
Der jetzt erschienene erste Band »Welches<br />
Bibliotheksmo<strong>de</strong>ll?« beschreibt die Ursprünge<br />
<strong>de</strong>s aktuellen Konzepts <strong>de</strong>r »Médiathèque«<br />
in Frankreich und seine Entwicklung.<br />
Die bis 2010 geplanten weiteren<br />
Bän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n die Bibliotheksentwicklung<br />
in <strong>de</strong>n USA und in Frankreich vergleichen<br />
sowie I<strong>de</strong>en und Fragen zur Bibliothek <strong>de</strong>r<br />
Zukunft diskutieren.<br />
Auf welchem Bibliothekskonzept beruhen<br />
nun die französischen Öffentlichen<br />
Bibliotheken? Die Mediathèque, die sich<br />
seit <strong>de</strong>n Siebzigerjahren <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
in Frankreich verbreitet hat, ging<br />
aus <strong>de</strong>m angelsächsischen Konzept <strong>de</strong>r<br />
»Public Library« hervor. Dabei grenzt sie<br />
sich von <strong>de</strong>r (französischen) Gelehrtenbibliothek<br />
ab und will sich zwischen einer<br />
»Volksbibliothek« und eben dieser Gelehrtenbibliothek<br />
einordnen – mit <strong>de</strong>m<br />
doppelten Motto <strong>de</strong>r Demokratisierung<br />
und <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierung. Dieses Konzept<br />
einer »Bibliothek für alle« basiert auf vier<br />
Grundsteinen: ein Gebäu<strong>de</strong>, ein Bestand,<br />
professionelles Personal sowie ein kulturelles<br />
Projekt.<br />
Die Etablierung dieses Mo<strong>de</strong>lls hat<br />
dazu geführt, dass sich die französischen<br />
Öffentlichen Bibliotheken mo<strong>de</strong>rnisiert<br />
haben und sich ihr Publikum bis in die<br />
Neunzigerjahre gewaltig vergrößert hat.<br />
Seit <strong>de</strong>m Anfang <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
schrumpfen jedoch die Leser- und Ausleihquoten.<br />
Hat sich das Konzept damit<br />
überlebt?<br />
Folgen <strong>de</strong>r Revolution<br />
Anhand einer Analyse <strong>de</strong>r veröffentlichen<br />
Artikel im »Bulletin <strong>de</strong>s Bibliothèques <strong>de</strong><br />
France« wird hier nun dokumentiert, dass<br />
das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r angelsächsischen Bibliothek<br />
sehr präsent ist, dass sich aber das<br />
republikanische Konzept (eine Bibliothek<br />
für alle, um eine einheitliche kulturelle<br />
Basis für alle Bürger zu schaffen) von <strong>de</strong>r<br />
eher multikulturellen Ansicht <strong>de</strong>r angelsächsischen<br />
Län<strong>de</strong>rn unterschei<strong>de</strong>t. In<br />
diesen Län<strong>de</strong>rn lässt <strong>de</strong>r Bibliothekar <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n die freie Wahl ihrer Medien, in<br />
Frankreich will er sie zu <strong>de</strong>n »guten« Büchern<br />
beziehungsweise Medien führen …<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Magazin | BuB557<br />
557<br />
Die französische Bibliothek differiert<br />
in einem weiteren Punkt vom angelsächsischen<br />
Mo<strong>de</strong>ll: Sie musste sich mit <strong>de</strong>n<br />
übertragenen Kulturgütern <strong>de</strong>r Revolution<br />
als Folge <strong>de</strong>r Enteignung aristokratischer<br />
und <strong>de</strong>r kirchlicher Privatbüchereien<br />
auch als historische Bibliothek behaupten.<br />
In Spanien und in Italien wur<strong>de</strong>n<br />
die Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kirchen zwar ebenfalls<br />
an Bibliotheken übertragen. Und wie in<br />
Frankreich wur<strong>de</strong>n im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
auch dort vom Staat kulturpolitische Ziele<br />
gesetzt.<br />
Trotz<strong>de</strong>m haben sich in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahrzehnten die Bibliotheken in Spanien<br />
und Italien mehr als in Frankreich <strong>de</strong>m<br />
Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Public Library angenähert und<br />
sich als Bibliotheken <strong>de</strong>r Nutzer sowie <strong>de</strong>r<br />
kulturellen und nationalen (was Spanien<br />
betrifft) Gemeinschaften entwickelt.<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Demokratisierungsi<strong>de</strong>als<br />
In <strong>de</strong>m Bestrebungen <strong>de</strong>r französischen<br />
Bibliotheken, die Welt zu än<strong>de</strong>rn, statt<br />
sie zu begleiten, sieht die Autorin Catherine<br />
Clément einen <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> für das<br />
Scheitern <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls <strong>de</strong>r Médiathèque.<br />
Obwohl das I<strong>de</strong>al, alle Publikumsgruppen<br />
zu erreichen, zum Grundgedanke <strong>de</strong>s<br />
Konzepts gehört, ist die Verschie<strong>de</strong>nheit<br />
Obwohl das I<strong>de</strong>al, alle Publikumsgruppen<br />
zu erreichen, zum Grundgedanke<br />
<strong>de</strong>r Mediathèque« gehört, ist<br />
die Verschie<strong>de</strong>nheit dieser Gruppen<br />
und ihrer Bedürfnisse und Ansprüche<br />
nicht richtig wahrgenommen wor<strong>de</strong>n.<br />
dieser Gruppen und ihrer Bedürfnisse und<br />
Ansprüche nicht richtig wahrgenommen<br />
wor<strong>de</strong>n.<br />
Wenn auch die Mediathèque die Benutzerzahlen<br />
gewaltig erhöht hat, so hat<br />
sie sich, trotz <strong>de</strong>r Bestrebungen engagierter<br />
Bibliothekare, nicht wirklich <strong>de</strong>mokratisiert.<br />
Der Hauptanteil <strong>de</strong>r Benutzer befi<br />
n<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>n mittleren Schichten <strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft. Ungenügen<strong>de</strong> Öffnungszeiten<br />
und hohe Gebühren, aber auch <strong>de</strong>r<br />
Vorrang <strong>de</strong>r Bestandsaufbau vor Kun<strong>de</strong>nforschung<br />
und Analyse <strong>de</strong>r Erwartungen<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung zeugen von dieser »aristo-<strong>de</strong>mokratischen«,<br />
leicht autoritären<br />
Auffassung von Öffentlicher Bibliothek<br />
– mit <strong>de</strong>r Folge einer Vernachlässigung<br />
<strong>de</strong>r Dienstleistungen für <strong>de</strong>n berufl ichen<br />
Alltag und Unterstützung <strong>de</strong>r Ausbildung.<br />
Die Demokratisierung <strong>de</strong>r Kultur ist<br />
die politische Basis, auf <strong>de</strong>m die Öffent-
558 558 BuB | Magazin Lesesaal<br />
Neue Fachliteratur<br />
liche Bibliothek seit einigen Jahrzehnten<br />
beruht. Der Glaube an die Möglichkeit,<br />
die Gesellschaft durch Erhöhung <strong>de</strong>s Kultur-<br />
und Bildungsniveaus aller Bürger zu<br />
verän<strong>de</strong>rn, begleitet das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratischen<br />
Bibliothek. Die Evolution dieses<br />
Grundgedankens führt heute, mit <strong>de</strong>r<br />
Anpassung an die Public Library, zu einem<br />
liberalen Konzept <strong>de</strong>r Bibliothek, das <strong>de</strong>m<br />
Kun<strong>de</strong>n die Autonomie seiner Wahl gewährt<br />
und davon ausgeht, dass die Bibliothek<br />
sich seinen Wünschen anpassen soll.<br />
Eine an<strong>de</strong>re Ten<strong>de</strong>nz geht davon aus,<br />
dass man zwar <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n (und sogar<br />
hauptsächlich <strong>de</strong>m Nicht-Kun<strong>de</strong>n) das<br />
Wort geben muss, dass aber das Angebot<br />
an einem öffentlichen neutralen Ort auch<br />
zur Konfrontation und Debatte führen<br />
soll.<br />
Digitale Bibliothek und BMVR<br />
Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Internet ist es wichtig,<br />
dass die Bibliothek einen Bestand<br />
an Inhalten organisiert und <strong>de</strong>n Zugriff<br />
darauf für alle durch angepasste Serviceleistungen<br />
möglich macht und garantiert.<br />
Wenn auch Bestrebungen existieren, die<br />
Bibliothek vorerst als sozialen Treffpunkt<br />
und kulturellen Veranstaltungsort zu <strong>de</strong>fi -<br />
nieren, so hängt doch ihre Existenz neben<br />
an<strong>de</strong>ren Institutionen von <strong>de</strong>m Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />
eines physischen und virtuellen<br />
Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Mediathèque<br />
wird durch die Internetkompetenz<br />
<strong>de</strong>r Nutzer und die neuen Ansprüche<br />
<strong>de</strong>s Publikums auf die Inhalte, aber<br />
auch selbst durch die Gestaltung und<br />
Regeln, die <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
beherrschen, infrage gestellt.<br />
Bestan<strong>de</strong>s ab, was auch vorrangig vom<br />
Publikum erwartet wird. Der Erfolg <strong>de</strong>r<br />
digitalen Bibliothek Gallica (http://galli<br />
ca.bnf.fr) kommt nicht zuletzt davon, dass<br />
das Label BNF (Bibliothèque nationale <strong>de</strong><br />
France) für die Qualität <strong>de</strong>r Inhalte bürgt.<br />
Frankreich hat mit <strong>de</strong>m Bauprogramm<br />
<strong>de</strong>r BMVR (Bibliothèques municipales à<br />
vocation régionale), das in zwölf großen<br />
Städten zu <strong>de</strong>r Eröffnung von imposanten<br />
Öffentlichen Bibliotheken geführt hat,<br />
seinen legendären Rückstand <strong>de</strong>s Öffent-<br />
lichen Bibliothekswesens aufgeholt. Mo-<br />
<strong>de</strong>ll und Konzept sollten dabei sein<br />
� eine Architektur im Sinne <strong>de</strong>r neuesten<br />
Erkenntnisse über die Raumgestaltung<br />
einer Bibliothek<br />
� eine hochtechnisierte Ausstattung<br />
� ein Min<strong>de</strong>stbestand von 250 000 Medien<br />
sowie<br />
� digitale Angebote.<br />
Die Bibliothek als Geisteshaltung<br />
Sie sollen auch Laboratorien sein für die<br />
bibliothekarische Praxis und neue Technologien<br />
und auf einer regionalen Ebene<br />
fungieren. Es han<strong>de</strong>lt sich hier um die<br />
neueste Verwirklichung <strong>de</strong>s Konzepts <strong>de</strong>r<br />
Mediathèque.<br />
Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Mediathèque wird jedoch<br />
durch die Internetkompetenz <strong>de</strong>r<br />
Nutzer und die neuen Ansprüche <strong>de</strong>s Publikums<br />
auf die Inhalte, aber auch selbst<br />
durch die Gestaltung und Regeln, die<br />
<strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>r Bibliothek beherrschen,<br />
infrage gestellt. Heute scheinen alle Mo<strong>de</strong>lle<br />
möglich, und vielleicht ist die Bibliothek<br />
we<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong> noch Bestand o<strong>de</strong>r<br />
Dienstleistungen, son<strong>de</strong>rn vielmehr »eine<br />
Kompetenz und eine Geisteshaltung«<br />
(Michel Melot).<br />
Suzanne Rousselot<br />
Neue Fachliteratur<br />
Ahlfänger, Franziska: Jugend – Bildung –<br />
Bibliotheken. Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Finanzierung und<br />
Projektför<strong>de</strong>rung. Berlin: Simon Verlag für<br />
Bibliothekswissen. 175 Seiten: Tabellen. –<br />
broschiert 23,– Euro<br />
Favoriser la réussite <strong>de</strong>s étudiants. Sous la<br />
direction <strong>de</strong> Carine Elbekri-Dinoird. [Ont<br />
contribué à ce volume: Françoise Dailland…].<br />
Vielleurbanne: Presses <strong>de</strong> l’enssib, 2009 (La<br />
Boîte à outils; 17). 152 Seiten: Tabellen. – broschiert<br />
22 Euro<br />
Handbuch Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbibliotheksarbeit.<br />
Herausgeben von Kerstin Keller-Loibl im<br />
Auftrag <strong>de</strong>r Expertengruppe Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbibliotheken<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Bibliotheksverban<strong>de</strong>s<br />
e.V. Bad Honnef: Bock + Herchen,<br />
2009 (Bibliothek und Gesellschaft). 326 Seiten:<br />
Illustrationen. – broschiert 34,50 Euro<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Hoffrath, Christiane: Bücherspuren. Das<br />
Schicksal von Elise und Helene Richter und ihrer<br />
Bibliothek im »Dritten Reich«. Köln [u.a.]:<br />
Böhlau, 2009 (Schriften <strong>de</strong>r Universitäts- und<br />
Stadtbibliothek Köln; 19). 224 Seiten: Illustrationen.<br />
– gebun<strong>de</strong>n 34,90 Euro<br />
Kabo, Maria: Die Bibliothek als Integrationsfaktor.<br />
Die Vermittlung von Informationskompetenz<br />
an Menschen mit Migrationshintergrund.<br />
Berlin: Simon Verlag für<br />
Bibliothekswissen. 130 Seiten: Tabellen. –<br />
broschiert 22,– Euro<br />
Kaiser, Ronald: Bibliotheken im Web-2.0-<br />
Zeitalter. Herausfor<strong>de</strong>rungen, Perspektiven<br />
und Visionen. 2., aktualisierte Auflage. Wiesba<strong>de</strong>n:<br />
Dinges & Frick, 2009 (B.I.T. online: Innovativ;<br />
20). 134 Seiten: zahlreiche Illustrationen,<br />
grafische Darstellungen. – broschiert<br />
24,90 Euro<br />
Lobbyarbeit für Information Professionals.<br />
Grundlagen – Beispiele – Empfehlungen. Herausgegeben<br />
von Wolfgang Ratzek. Bad Honnef:<br />
Bock + Herchen, 2009. ca. 220 Seiten. –<br />
broschiert ca. 22,50 Euro<br />
Medien bil<strong>de</strong>n – aber wie?! Grundlagen für<br />
eine nachhaltige medienpädagogische Praxis.<br />
Kathrin Demmler…(Hrsg.). München:<br />
kopaed, 2009 (Reihe Medienpädagogik).<br />
196 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen.<br />
– broschiert 16,80 Euro<br />
Mühlbacher, Susanne: Information Literacy<br />
in Enterprises. Boizenburg: Hülsbusch, 2009<br />
(Schriften zur Informationswissenschaft; 51).<br />
338 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen.<br />
– gebun<strong>de</strong>n 32,90 Euro<br />
Nestor-Handbuch. Eine kleine Enzyklopädie<br />
<strong>de</strong>r digitalen Langzeitarchivierung. [Im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s Projektes: Nestor – Kompetenznetzwerk<br />
Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit<br />
digitaler Ressourcen für Deutschland].<br />
Heike Neuroth… [Hrsg.]. 2. Auflage.<br />
Boizenburg [u.a.]: Hülsbusch [u.a.], 2009.<br />
617 Seiten: Illustrationen. – broschiert 24,90<br />
Euro<br />
Schulz, Manuela: Soziale Bibliotheksarbeit<br />
– »Kompensationsinstrument« zwischen Anspruch<br />
und Wirklichkeit im öffentlichen Bibliothekswesen.<br />
Berlin: Simon Verlag für Bibliothekswissen.<br />
115 Seiten: Tabellen. – broschiert<br />
19,– Euro<br />
Schuster, Alexan<strong>de</strong>r: Wissensbilanzen. Ein<br />
strategisches Managementinstrument – auch<br />
für Bibliotheken. Berlin: BibSpi<strong>de</strong>r, 2009 (Excellence<br />
in Teaching and Learning – Studien<br />
zur Informationswissenschaft; 1). 156 Seiten:<br />
grafische Darstellungen. – broschiert 28,50<br />
Euro<br />
Tunger, Dirk: Bibliometrische Verfahren und<br />
Metho<strong>de</strong>n als Beitrag zu Trendbeobachtung<br />
und -erkennung in <strong>de</strong>n Naturwissenschaften.<br />
Jülich: Verlag <strong>de</strong>s Forschungszentrums<br />
Jülich, 2009 (Schriften <strong>de</strong>s Forschungszentrums<br />
Jülich: Reihe Bibliothek; 19). 311 Seiten:<br />
Illustrationen, grafische Darstellungen. – broschiert<br />
98,– Euro<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Aus <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgruppen<br />
Aus <strong>de</strong>n<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppen<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg:<br />
Seminar in Hohenheim: Fit in<br />
die Zukunft – fi t in <strong>de</strong>n Frühling<br />
Bereits zum zweiten Mal hat die Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg eine Veranstaltung<br />
mit <strong>de</strong>r Diplom-Psychologin<br />
Bärbel Roller angeboten. »Die geistige und<br />
körperliche Fitness för<strong>de</strong>rn« stand dieses<br />
Mal im Mittelpunkt <strong>de</strong>s Seminars, das im<br />
April in <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek Hohenheim<br />
stattfand.<br />
Erkenntnisse <strong>de</strong>r Chronobiologie<br />
Bevor die Gruppe mit <strong>de</strong>r Erprobung <strong>de</strong>r<br />
Metho<strong>de</strong>n und Techniken begann, legte<br />
die Referentin lebendig und praxisnah die<br />
theoretischen Grundlagen dar. Was heißt<br />
es, sich pro-aktiv zu verhalten? Wie sieht<br />
es aus mit <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r eigenen<br />
Handlungs- und Gestaltungsspielräume,<br />
wie nehme ich <strong>de</strong>motivieren<strong>de</strong> Einfl üsse<br />
wahr? Und noch wichtiger: Wie kann ich<br />
ihren Einfl uss minimieren? Und dann die<br />
spannen<strong>de</strong> Frage: Wie schaffe ich für mich<br />
selbst anregen<strong>de</strong> Bedingungen zur geistigen<br />
Weiterentwicklung und zur körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit?<br />
Mit »Reitern und Schwimmern« ver<strong>de</strong>utlichte<br />
Bärbel Roller anschaulich die<br />
höchst diffi zilen Abläufe <strong>de</strong>r Nervenerregung<br />
und die Vorgänge <strong>de</strong>r elektrischen<br />
und biochemischen Impulsübertragung<br />
zwischen <strong>de</strong>n Nervenzellen. Die Frage,<br />
wann unsere Hirnfunktionen am leistungsfähigsten<br />
sind, stieß bei <strong>de</strong>n Teilnehmerinnen<br />
auf beson<strong>de</strong>rs reges Interesse.<br />
Sie ließ sich mit <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>r<br />
Chronobiologie beantworten, dank <strong>de</strong>rer<br />
die Teilnehmerinnen auch erarbeiteten,<br />
wann sie Aufgaben, die eine hohe Konzentration<br />
abverlangen, sinnvollerweise erledigen<br />
sollten.<br />
Dann ging es an das Üben, es wur<strong>de</strong>n<br />
»Päckchen« geschnürt, rhythmisiert und<br />
visualisiert. Und als das »Chunking« saß<br />
und weitere visuelle Metho<strong>de</strong>n erprobt<br />
waren, konnte sich die Gruppe Telefon-<br />
nummern, Einkaufszettel, Zeitpläne und<br />
Personennamen »einfach so« merken. Die<br />
Teilnehmerinnen lösten Buchstabenrätsel<br />
schließlich mit links und hatten sich zur<br />
Mittagszeit eine körperliche Stärkung<br />
reichlich verdient.<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Muskeln im Einsatz<br />
Nach <strong>de</strong>r Pause erhielt Roller Unterstützung<br />
durch <strong>de</strong>n Diplom-Sportwissenschaftler<br />
und Physiotherapeuten Heiko<br />
Fündling. Da die Gruppe nun ihre geistige<br />
Fitness erprobt und zahlreiche Metho<strong>de</strong>n<br />
zum geistigen Training ausprobiert und<br />
kennen gelernt hatte, kam am Nachmittag<br />
im zweiten Teil <strong>de</strong>s Seminars nun die För<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r körperlichen Fitness <strong>de</strong>r Teilnehmerinnen<br />
an die Reihe.<br />
Mit vielen Hintergrundinformationen<br />
und alltagstauglichen, praktischen Übungen<br />
zeigte Fündling, was und wie sich die<br />
Teilnehmerinnen auch im Beruf körperlich<br />
fi t halten können. Bei <strong>de</strong>n Übungen<br />
kamen bei ihnen viele Muskeln zum Einsatz,<br />
und so manches Mal waren auch die<br />
Lachmuskeln mit von <strong>de</strong>r Partie. Am En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Seminars stand für alle Teilnehmerinnen<br />
fest, dass sie in sympathischer Run<strong>de</strong><br />
viel für ihre geistige und körperliche<br />
Workshop in Stuttgart:<br />
Weblogs, Wikis und RSS<br />
in <strong>de</strong>r Bibliothekspraxis<br />
Das Thema Web 2.0 kennt keine Grenzen,<br />
und so fand zum dritten Mal in Folge<br />
an einem sonnigen Samstag <strong>de</strong>r praxisnahe<br />
Workshop in <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>r<br />
Medien in Stuttgart statt. Referent Jürgen<br />
Plieninger (Bibliothek <strong>de</strong>s Instituts<br />
für Politikwissenschaft <strong>de</strong>r Uni Tübingen,<br />
OPL-Kommission <strong>de</strong>s BIB) erläuterte zunächst<br />
in einem Theorieteil die Grundlagen<br />
über Möglichkeiten sowie Vor- und<br />
Nachteile <strong>de</strong>r »Sozialen Software«.<br />
Anschließend wur<strong>de</strong> das neue Wissen<br />
<strong>de</strong>n Teilnehmern in Praxisübungen anschaulich<br />
vermittelt. Es wur<strong>de</strong>n nicht nur<br />
zahlreiche Blogs erstellt, son<strong>de</strong>rn auch<br />
ein kleines Wiki eingerichtet. Auch <strong>de</strong>r<br />
Sinn und Zweck von RSS-Feeds wur<strong>de</strong><br />
näher erläutert und erprobt, sodass die<br />
Teilnehmer die an diesem Tag neu gewonnenen<br />
I<strong>de</strong>en möglichst einfach auch<br />
im eigenen Bibliotheksleben umsetzen<br />
können.<br />
Einen herzlichen Dank allen Teilnehmern<br />
für das aktive Mitgestalten dieses<br />
Workshops und auch <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>r<br />
Medien für die Bereitstellung <strong>de</strong>s technisch<br />
bestens ausgerüsteten PC-Pools<br />
und die professionelle Betreuung!<br />
Angela Haasis (Ludwig Bibliotheken<br />
und Dokumentenmanagement,<br />
Stuttgart), BIB-Lan<strong>de</strong>svorstand<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Aus <strong>de</strong>m Berufsverband Lesesaal | BuB 559<br />
Fitness getan und zahlreiche praxisnahe<br />
Tipps und Anregungen gewonnen haben.<br />
An dieser Stelle einen beson<strong>de</strong>ren Dank<br />
an die Referenten für die sehr anschauliche<br />
und lebendige Gestaltung <strong>de</strong>s Seminars,<br />
an die Teilnehmerinnen für ihr reges Interesse<br />
und das sehr gute Arbeitsklima – und<br />
zum Schluss <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek<br />
Hohenheim ein herzliches Dankeschön<br />
für die Überlassung <strong>de</strong>r Räumlichkeiten,<br />
die wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n optimalen Rahmen für das<br />
Seminar boten.<br />
Anette Kugler (UB Hohenheim),<br />
BIB-Lan<strong>de</strong>svorstand Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe Hamburg:<br />
»Bücher – Firmen – Kunst«:<br />
Gemeinsame Ausstellung von<br />
BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe, ZBW und<br />
Hochschule<br />
Am 23. April diesen Jahres war es wie<strong>de</strong>r<br />
an <strong>de</strong>r Zeit, <strong>de</strong>n »Welttag <strong>de</strong>s Buches« und<br />
<strong>de</strong>s Urheberrechts zu zelebrieren. Dieses<br />
Datum nahmen die BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Hamburg und die Deutsche Zentralbibliothek<br />
für Wirtschaftswissenschaften –<br />
Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft<br />
(ZBW) zum Anlass, um eine Gemeinschaftsveranstaltung<br />
mit <strong>de</strong>r Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften Hamburg<br />
durchzuführen.<br />
Festschriften von Unternehmen<br />
Die Studieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Departments Information<br />
<strong>de</strong>r Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften Hamburg (HAW) gestalteten<br />
unter Leitung von Prof. Ulrike Verch<br />
in <strong>de</strong>n Lesesälen <strong>de</strong>r ZBW die Ausstellung<br />
»Bücher – Firmen – Kunst«, für die historische<br />
Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ZBW zur Verfügung<br />
gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />
Da ein Großteil dieser Bücher aus Festschriften<br />
unterschiedlicher Unternehmen<br />
und aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Branchen bestand,<br />
war <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n schnell klar,<br />
die historischen Festgaben zu Firmenjubiläen<br />
in <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>r Ausstellung<br />
zu nehmen. Neben dieser inhaltlichen<br />
Schwerpunktsetzung wur<strong>de</strong> über die<br />
verschie<strong>de</strong>nen Aspekte <strong>de</strong>r Buchherstellung<br />
und ihrer Geschichte informiert. So<br />
konnte man zum Beispiel die Entstehung<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Schriftarten verfolgen,<br />
sich mit Bucheinbän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r kunstvollen<br />
Gestaltung von Büchern auseinan-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 559
560 560 BuB | Aus Lesesaal <strong>de</strong>m Berufsverband<br />
Aus <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgruppen<br />
<strong>de</strong>rsetzen o<strong>de</strong>r sich über unterschiedliche<br />
Buchdrucktechniken und Papierarten informieren.<br />
Wolle und Blech<br />
Gera<strong>de</strong> bezüglich <strong>de</strong>r Einbandmaterialien<br />
haben die Firmen ihre Festschriften mitunter<br />
sehr individuell unter <strong>de</strong>r Verwendung<br />
<strong>de</strong>r eigenen Produkte gestaltet, sodass<br />
vom selbstgewirkten Leineneinband<br />
<strong>de</strong>r Wollweberei bis zum Einband aus<br />
Kupferblech <strong>de</strong>s Hüttenwerkes eine große<br />
Vielfalt zu bestaunen war. An <strong>de</strong>n Vitrinen<br />
angebrachte Fühlproben unterschiedlicher<br />
Papiersorten und Einbandmaterialien<br />
konnten die optischen Eindrücke noch<br />
ergänzen.<br />
Zwei überaus interessante Vorträge<br />
entführten die Besucherinnen und Besucher<br />
<strong>de</strong>r Veranstaltung auf eine Zeitreise<br />
durch die wichtigsten Stationen <strong>de</strong>s Urheberrechts<br />
und in die tiefen Abgrün<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Zensur sowie <strong>de</strong>r Lesesucht von Frauen<br />
und Dienstboten: Prof. Verch von <strong>de</strong>r<br />
HAW erläuterte die Entwicklung <strong>de</strong>s Urheberrechts<br />
(»Von Bücherfl üchen zu alternativen<br />
Lizenzmo<strong>de</strong>llen«), Georg Ruppelt<br />
(Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek –<br />
Nie<strong>de</strong>rsächsische Lan<strong>de</strong>sbibliothek, Hannover)<br />
berichtete in seinem Referat »Von<br />
<strong>de</strong>n Gefahren <strong>de</strong>s Lesens«.<br />
Im Anschluss an die Vorträge wur<strong>de</strong> die<br />
Ausstellung »Bücher – Firmen – Kunst:<br />
Festschriften zum Welttag <strong>de</strong>s Buches«<br />
durch eine Stu<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Departments Information<br />
eröffnet.<br />
Anne Meyer (HAW Hamburg,<br />
Department Information), Stu<strong>de</strong>ntin;<br />
Ines Wanke (ZBW Hamburg),<br />
BIB-Lan<strong>de</strong>svorstand Hamburg<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe Saarland:<br />
Lesungen im Zelt: BIB auf<br />
<strong>de</strong>r Europäischen Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendbuchmesse<br />
Ein großer Dinosaurier aus Plüsch stand<br />
am Eingang <strong>de</strong>s weißen Zeltes, in <strong>de</strong>m<br />
sich dieses Jahr <strong>de</strong>r Gemeinschaftsstand<br />
<strong>de</strong>r saarländischen BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe,<br />
<strong>de</strong>r katholischen Fachstelle für Büchereiarbeit<br />
Trier, <strong>de</strong>s Kultusministeriums und<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Auch eine Festschrift zu einem Jubiläum <strong>de</strong>r Firma Bahlsen war Teil <strong>de</strong>r Ausstellung, die von Studieren<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Hochschule für Angewan<strong>de</strong>t Wissenschaften Hamburg im Rahmen eines Projekts<br />
zusammengestellt wur<strong>de</strong>. Foto: Stefanie Ritter<br />
Vor <strong>de</strong>m Ansturm: Autoren und Lesepaten begeisterten die vielen Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen im<br />
Saarbrücker Schloss. Vorgelesen wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r Europäischen Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbuchmesse im<br />
Zelt o<strong>de</strong>r im Freien, im kleinen Kreis o<strong>de</strong>r auf großer Bühne. Foto: LG SL<br />
<strong>de</strong>s dbv-Lan<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s befand. Viele<br />
Kin<strong>de</strong>r blieben stehen und wagten sich hinein<br />
in eines <strong>de</strong>r sechs Zelte, die <strong>de</strong>n Weg<br />
zum Saarbrücker Schloss säumten, in <strong>de</strong>m<br />
die diesjährigen europäische Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendbuchmesse stattfand.<br />
Erfahrungsaustausch über Grenzen<br />
Zum zweiten Mal nahmen die Bibliotheksverbän<strong>de</strong><br />
an <strong>de</strong>r Messe teil, <strong>de</strong>nn sie<br />
gilt sowohl als Forum für die Vorstellung<br />
<strong>de</strong>r Neuerscheinungen auf <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r-<br />
und Jugendbuchmarkt als auch als Bühne<br />
zur Kommunikation für Autoren, Fachbesucher<br />
und Verlage. Gera<strong>de</strong> hier war auf<br />
engstem Raum ein reger und interessanter<br />
Austausch nicht nur mit <strong>de</strong>n Kollegen aus<br />
<strong>de</strong>n ehrenamtlich geleiteten konfessionellen<br />
Bibliotheken und <strong>de</strong>n Öffentlichen<br />
Bibliotheken möglich.<br />
Darüber hinaus bestand auch die Möglichkeit,<br />
mit <strong>de</strong>n französischen Kollegen<br />
aus <strong>de</strong>r Médiathèque Saareguemines<br />
Kontakte zu knüpfen und gute fachliche<br />
Gespräche zu führen. Außer<strong>de</strong>m konnten<br />
neue Mitglie<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Berufsverband<br />
geworben und zum monatlichen Stammtisch<br />
in Saarbrücken eingela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei schönem Wetter draußen<br />
Beson<strong>de</strong>rs stark frequentiert wur<strong>de</strong> die<br />
Veranstaltung natürlich von Schulklassen<br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Aus <strong>de</strong>n Kommissionen<br />
und auch Kin<strong>de</strong>rgartengruppen, die die<br />
zahlreichen hochkarätigen Autorenlesungen<br />
besuchten. Schriftsteller wie Jonathan<br />
Stroud trafen auf eine große und wissbegierige<br />
Fangemein<strong>de</strong>, die ihn mit Fragen<br />
löcherte und in <strong>de</strong>r er in <strong>de</strong>r obligatorischen<br />
Signierstun<strong>de</strong> für längere Zeit einfach<br />
verschwand.<br />
Auch die Bibliotheken haben sich dieses<br />
Jahr verstärkt auf diese größte Besuchergruppe<br />
eingestellt. Neben einem Tisch<br />
voller Informationsmaterialien, Luftballons,<br />
Pfefferminzbonbons, bunter Lesezeichen,<br />
Plüschraupen und Kugelschreiber,<br />
die gerne von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn mit nach Hause<br />
genommen wur<strong>de</strong>n, sorgten auch die<br />
Vorlesestun<strong>de</strong>n für ein volles Zelt. Dafür<br />
war im Zelt eine kleine gemütliche Leseecke<br />
eingerichtet wor<strong>de</strong>n, allerdings wur<strong>de</strong><br />
bei schönem Wetter oft vor <strong>de</strong>m Zelt<br />
gelesen, da <strong>de</strong>r Anklang so groß war, dass<br />
nicht alle Interessierten in das kleine Zelt<br />
hineinpassten.<br />
Werbung für Bibliotheken<br />
Die Lesungen, die spontan und ungezwungen<br />
stattfan<strong>de</strong>n, waren sehr gut besucht.<br />
Nicht nur die Zuhörer hatten ihren<br />
Spaß, auch die Vorlesepaten, die zum<br />
größten Teil Mitglie<strong>de</strong>r im Vorleseclub <strong>de</strong>r<br />
Stiftung Lesen sind, waren sehr angetan.<br />
Diese Aktionen boten immer wie<strong>de</strong>r die<br />
Gelegenheit, <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn die Bibliotheken<br />
an sich und ihre Leistungen nahe zu<br />
bringen. Hilfreich dabei war auch das vom<br />
Kultusministerium rechtzeitig zur Buchmesse<br />
herausgegebene Adressverzeichnis<br />
aller saarländischen Bibliotheken.<br />
Die I<strong>de</strong>e vom Gemeinschaftsstand und<br />
<strong>de</strong>r gemeinsamen Teilnahme an <strong>de</strong>r Messe<br />
hat sich bewährt. Es wur<strong>de</strong>n wichtige<br />
Kontakt geknüpft, interessante Gespräche<br />
geführt und die Bibliotheken wie auch die<br />
Bibliotheksverbän<strong>de</strong> konnten erfolgreich<br />
Werbung für sich machen. Allerdings lastete<br />
auch dieses Jahr die Organisation und<br />
<strong>de</strong>r Standdienst auf wenigen engagierten<br />
Schultern. Wir hoffen für das nächste<br />
Jahr auf Besserung. – Weiterführen<strong>de</strong> Informationen<br />
unter <strong>www</strong>.buchmesse-saar<br />
bruecken.eu.<br />
Katrin Lück (Bibliothek <strong>de</strong>s<br />
Europa-Instituts an <strong>de</strong>r<br />
Universität Saarbrücken),<br />
BIB-Lan<strong>de</strong>svorstand Saarland<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
Aus <strong>de</strong>n<br />
Kommissionen<br />
Kommission für Ausbildung<br />
und Berufsbil<strong>de</strong>r:<br />
Straffes Programm: Bun<strong>de</strong>sweitesFaMI-Berufsschullehrertreffen<br />
in Hannover<br />
Das nunmehr neunte bun<strong>de</strong>sweite Treffen<br />
<strong>de</strong>r Fachlehrer für die auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Fachangestellten<br />
für Medien- und Informationsdienste<br />
fand Mitte Mai 2009 in <strong>de</strong>r<br />
nie<strong>de</strong>rsächsischen Lan<strong>de</strong>shauptstadt statt.<br />
Der Einladung folgten Lehrkräfte aller<br />
Berufsschulen, an <strong>de</strong>nen FaMIs beschult<br />
wer<strong>de</strong>n (neben <strong>de</strong>m Gastgeber Hannover<br />
Son<strong>de</strong>rshausen, Leipzig, München, Waren,<br />
Berlin, Frankfurt am Main, Bremen,<br />
Köln, Essen, Düsseldorf, Dortmund und<br />
Calw), lediglich Potsdam mit <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rausbildung<br />
zur Fachkraft im FaMI-Bereich<br />
war nicht vertreten.<br />
Schwerpunktthema »Datenbanken«<br />
Traditionell begann das viertägige Treffen<br />
am Abend <strong>de</strong>s Anreisetages mit <strong>de</strong>r<br />
Begrüßung durch Gastgeberin Petra<br />
Aus <strong>de</strong>m Berufsverband Lesesaal | BuB 561<br />
Nor<strong>de</strong>n-Stock (Hannover), die für Planung<br />
und Organisation <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />
verantwortlich zeigte. Dem Warm-up<br />
durch eine Powerpoint-Präsentation einer<br />
Studienfahrt Hamburger Azubis nach<br />
Krakau folgte spontan eine Sammlung<br />
bereits durchgeführter o<strong>de</strong>r geplanter Exkursionen<br />
an<strong>de</strong>rer Schulen, die von quasi<br />
landschulartigem Aufenthalt wie im<br />
Wannsee-Forum bis hin zu Fahrten nach<br />
Rom reichte.<br />
Untergebracht waren die 27 TeilnehmerInnen<br />
diesmal nicht wie in <strong>de</strong>n Vorjahren<br />
in Berlin und Waren in Tagungshäusern<br />
<strong>de</strong>r Europäischen Aka<strong>de</strong>mie für<br />
politische Bildung – auch aufgrund von<br />
Schwierigkeiten <strong>de</strong>s Nachweises, dass Bibliotheksveranstaltungen<br />
»politisch« genug<br />
seien –, son<strong>de</strong>rn in einem Tagungshotel in<br />
Messenähe.<br />
Die nachfolgen<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Schwerpunktthema<br />
»Datenbanken« stehen<strong>de</strong>n<br />
Fortbildungstage begannen in <strong>de</strong>r TIB/<br />
UB Hannover mit einer allgemeinen Einführung<br />
in Geschichte, Aufgaben und<br />
Ausbildungsaktivitäten <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
und einer Führung durch die Räumlichkeiten.<br />
Vorträge zu vascoda, Getinfo, <strong>de</strong>n<br />
Fachinformationsseiten <strong>de</strong>r TIB/UB,<br />
DBIS, Kataloganreicherungsmöglichkeiten<br />
sowie Auswirkungen <strong>de</strong>s neuen<br />
Urheberrechts auf die Volltextversorgung<br />
schlossen sich an. Ergänzend kam am<br />
Folgetag eine Präsentation durch <strong>de</strong>n Datenbankanbieter<br />
und -produzenten GBI<br />
Genios hinzu.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 561<br />
Die Fachlehrer für die FaMI-Ausbildung trafen sich in diesem Jahr zu ihrem traditionellen Erfahrungsaustausch<br />
in Hannover. Auf <strong>de</strong>m Programm stan<strong>de</strong>n neben Vorträgen und Präsentationen<br />
auch Besuche in Bibliotheks- und Informationseinrichtungen vor Ort; hier ein Teil <strong>de</strong>r Gruppe<br />
während einer Exkursion vor <strong>de</strong>m Neuen Rathaus in Hannover. Foto: KAuB<br />
�
562 562 BuB | Aus Lesesaal <strong>de</strong>m Berufsverband<br />
Mitglie<strong>de</strong>r<br />
Präsentation von Unterrichtseinheiten<br />
Thematisch passen<strong>de</strong> Unterrichtseinheiten<br />
und -materialien wur<strong>de</strong>n von Kolleginnen<br />
<strong>de</strong>r Schulen aus Thüringen, Berlin<br />
und Ba<strong>de</strong>n-Württemberg präsentiert,<br />
behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong> dabei unter an<strong>de</strong>rem<br />
die Bereiche Datenbanken, Datenbankarten,<br />
Suchmaschinen, Erstellung von<br />
Kategoriekatalogen, fächerübergreifen<strong>de</strong>r<br />
Datenbankunterricht in Wirtschaftskun<strong>de</strong>,<br />
Deutsch und Englisch, Datenbankerstellung<br />
sowie Retrievaltechniken, letztere<br />
komplettiert auch praktisch durch Übungen<br />
mit <strong>de</strong>r Retrievalsprache Messenger<br />
beim Host STN International in <strong>de</strong>r Bibliodata-Datenbank.<br />
Die Erschließung in archivischen Datenbanken<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Teilnehmern im<br />
Rahmen einer weiteren Exkursion im<br />
Nie<strong>de</strong>rsächsischen Lan<strong>de</strong>sarchiv/Hauptstaatsarchiv<br />
Hannover näher gebracht,<br />
anschließend an eine Führung durchs<br />
Haus und <strong>de</strong>r Präsentation von beeindrucken<strong>de</strong>n<br />
Zimelien. Natürlich durfte auch<br />
ein Besuch <strong>de</strong>r Multi-Media-Berufsschule<br />
auf <strong>de</strong>m ehemaligen Expo-Gelän<strong>de</strong> nicht<br />
fehlen mit Begrüßung durch die Schulleitung,<br />
Rundgang sowie <strong>de</strong>m Ansehen eines<br />
FaMI-Films über die Schule und Information<br />
über das auf beson<strong>de</strong>res Interesse<br />
stoßen<strong>de</strong> digitale Klassenbuch.<br />
Hier fan<strong>de</strong>n auch das inhaltliche Abschlussgespräch<br />
und die Evaluation <strong>de</strong>r<br />
Fachtagung statt. Im Erfahrungsaustausch<br />
kamen auch Kurzberichte über die<br />
aktuelle Situation im Ausbildungsberuf<br />
<strong>de</strong>r Fachangestellten, über <strong>de</strong>n Einfl uss<br />
neuer Technologien auf die FaMI-Ausbildung,<br />
Unterrichtsinhalte und Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an das Lehrpersonal zur Sprache.<br />
BIB-Berufsbildbroschüre<br />
In <strong>de</strong>r Summe bot die hervorragend von<br />
Petra Nor<strong>de</strong>n-Stock begleitete, zeitlich<br />
jedoch sehr straffe Tagung eine gelungene<br />
Mischung aus Fortbildungsangeboten,<br />
<strong>de</strong>r Vorstellung von Unterrichtseinheiten<br />
und <strong>de</strong>m informellen Gespräch, ergänzt<br />
durch ein attraktives Rahmenprogramm<br />
mit Besichtigung <strong>de</strong>r Innenstadt und <strong>de</strong>r<br />
Herrenhäuser Gärten. Als Beispiel für<br />
praktisches Gestalten von Werbemitteln<br />
lag <strong>de</strong>n Teilnehmern zu letzterem ein von<br />
FaMIs erstellter informativer Kurzführer<br />
vor.<br />
Beson<strong>de</strong>rs hilfreich für die Weiter-<br />
nutzung im Unterricht dürfte sich neben<br />
<strong>de</strong>n Handouts die via Internet zur Verfügung<br />
gestellten Präsentationen erweisen.<br />
Schlussendlich wur<strong>de</strong> die BIB-Präsenz<br />
auch zu ein wenig Berufsverbandswer-<br />
bung genutzt, beson<strong>de</strong>rs die neue BIB-<br />
Broschüre zum Berufsbild »Wir bringen<br />
Wissen in Bewegung« fand reges Interesse<br />
(siehe als Einleger in BuB Heft 3/2009<br />
o<strong>de</strong>r zum Download auf <strong>de</strong>r BIB-Website<br />
unter <strong>www</strong>.bib-info.<strong>de</strong>).<br />
Im Juni 2010 wird die zehnte Bun<strong>de</strong>sfachtagung<br />
auf Einladung Bremens in <strong>de</strong>r<br />
Hansestadt stattfi n<strong>de</strong>n, 2011 voraussichtlich<br />
in Bayern.<br />
Karin Holste-Flinspach (Stauffenberg-<br />
Schule, Frankfurt am Main),<br />
Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r BIB-Kommission für<br />
Ausbildung und Berufsbil<strong>de</strong>r<br />
Mitglie<strong>de</strong>r<br />
Neueintritte<br />
Än<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8
Mitglie<strong>de</strong>r<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s BIB<br />
wer<strong>de</strong>n gebeten, alle Än<strong>de</strong>rungen ihrer<br />
personenbezogenen Angaben, insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>s Namens, <strong>de</strong>r Anschrift und<br />
<strong>de</strong>r Beitragsgruppe, nicht <strong>de</strong>m Verlag<br />
von BuB, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Geschäftsstelle <strong>de</strong>s<br />
BIB mitzuteilen:<br />
BIB-Geschäftsstelle<br />
Postfach 13 24<br />
72703 Reutlingen<br />
Telefon 0 71 21/34 91-0<br />
Telefax 0 71 21/30 04 33<br />
mail@bib-info.<strong>de</strong><br />
Verstorben<br />
Impressum »Aus <strong>de</strong>m Berufsverband«<br />
Herausgeber:<br />
BIB . Berufsverband Information<br />
Bibliothek e.V., Postfach 13 24,<br />
72703 Reutlingen<br />
Redaktion:<br />
Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig,<br />
Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig<br />
Telefon 0 68 61/85-393/-394<br />
Telefax 0 68 61/85-158<br />
j.saemann@merzig.<strong>de</strong><br />
Redaktionsschluss für<br />
Verbandsmitteilungen<br />
BuB Heft 10/2009: 24. August<br />
BuB | 61 (2009) 7/8<br />
A New Culture of Learning and Library-Supported<br />
Instruction / Upgrading School Libraries<br />
As a Challenge for Public Librarians (Ronald<br />
Schnei<strong>de</strong>r) (pp. 506)<br />
Compared with nearly all other industrialized<br />
countries, Germany is at the level of a <strong>de</strong>veloping<br />
country in terms of the number of schools<br />
with school libraries. At best about 15 percent<br />
of the country’s schools have a school library,<br />
but even this is an optimistic estimate, since there<br />
are neither exact statistics nor a nation-wi<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>fi nition or set of standards for school libraries.<br />
Moreover, what teachers think of the quality<br />
of school library programs differs consi<strong>de</strong>rably<br />
from librarians’ opinions and also from the international<br />
standards as set down in the UNESCO/<br />
IFLA School Library Manifesto.<br />
If a school library exists and is a<strong>de</strong>quately<br />
equipped in Germany, it is usually not run<br />
by qualifi ed staff, but rather as a si<strong>de</strong>-duty of<br />
teachers or volunteer teachers, parents or stu<strong>de</strong>nts.<br />
In Germany there is neither a specifi c training<br />
course for school librarians, nor systematic<br />
further qualifi cation programs for teachers, nor a<br />
nationwi<strong>de</strong> standardized regulation of teachers’<br />
exemption from teaching hours for library administration<br />
duties.<br />
The result is not only the absence of media<br />
and information centers in schools and counterproductive<br />
book collections, but also – as<br />
the immediate consequence thereof – an instructional<br />
si<strong>de</strong> railing of reading promotion<br />
and interdisciplinary didactic goals such as<br />
competency in reading, media usage and information<br />
comprehension. Only at second<br />
glance is it clear that this also has the indirect<br />
effect of supporting out-dated methods of instruction,<br />
above all the teacher-lecturer method<br />
with a uniform curricula and standardized textbooks.<br />
In this article the school library expert Ronald<br />
Schnei<strong>de</strong>r looks into the causes for the abominable<br />
state of Germany’s school libraries.<br />
Freedom of Opinion and Access to Information<br />
Through Libraries: Not an Issue? / The Work<br />
of the IFLA Committee »Freedom of Access to<br />
Information and Freedom of Expression« (Hermann<br />
Rösch) (pp. 543)<br />
The 75th IFLA World Congress, which will take<br />
place in Milan from August 23-27, 2009, will<br />
follow the motto »Libraries create futures: building<br />
on cultural heritage«. More than 3 000 visitors<br />
are expected to attend the world’s largest<br />
continuing education event with its extensive<br />
program of lectures, workshops, excursions<br />
and discussion forums on the current topics<br />
and issues of librarianship. An important role<br />
will be given to the issues which are the standing<br />
agenda of the IFLA committee »Freedom<br />
of Access to Information and Freedom of Expression«<br />
(FAIFE).<br />
FAIFE was established 12 years ago in or<strong>de</strong>r to<br />
<strong>de</strong>al more closely with ethical issues of information<br />
availability. The committee bases its work on<br />
Article 19 of the Universal Declaration of Human<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Summary Lesesaal | BuB 563<br />
Rights Declaration which states that »Everyone<br />
has the right to freedom of opinion and expression;<br />
this right inclu<strong>de</strong>s freedom to hold opinions<br />
without interference and to seek, receive and<br />
impart information and i<strong>de</strong>as through any media<br />
and regardless of frontiers.«<br />
Despite sounding self-evi<strong>de</strong>nt, there is consi<strong>de</strong>rable<br />
cause for confl ict when it comes to<br />
specifi c library actions. Is it an act of censorship<br />
for libraries to install fi lter software which<br />
prevents users from accessing problematic material?<br />
How should libraries <strong>de</strong>al with materials<br />
from the controversial sect of Scientology? Is<br />
it acceptable for state agencies to <strong>de</strong>mand access<br />
to library user data in cases such as terrorism<br />
prevention? Is there an inextricable contradiction<br />
between data privacy, on the one<br />
hand, and the right to information, on the other<br />
hand?<br />
These are only some of the questions which<br />
are being <strong>de</strong>alt with by FAIFE.<br />
Two Years of German IFLA Presi<strong>de</strong>ncy / Claudia<br />
Lux Steps Down in Mailand – Review of a Successful<br />
Term of Offi ce (Hella Klauser)<br />
(pp. 547)<br />
In 2005 Claudia Lux, General Director of the<br />
Central and Regional Library Berlin and Honorary<br />
Professor at the Humboldt University in Berlin,<br />
was voted in as presi<strong>de</strong>nt-elect of IFLA. With<br />
the outstanding election results of 1 094 votes,<br />
she found wi<strong>de</strong> support among the international<br />
library community for this important – perhaps<br />
internationally most important – library position.<br />
Two years later she took over the helm from her<br />
Australian pre<strong>de</strong>cessor, Alex Byrne, as head of<br />
the International Fe<strong>de</strong>ration of Library Assocations<br />
and Institutions, with its 1 600 members in<br />
150 countries.<br />
Claudia Lux had been very active internationally<br />
long before her candidacy, so her longstanding<br />
and strong contacts at home and abroad<br />
were certainly an important factor in her<br />
exceptional election results. She has been a<br />
member of the Governing Board of IFLA and is<br />
also an active member of the IFLA Section for<br />
Metropolitan Libraries.<br />
The theme of her presi<strong>de</strong>ncy, »Libraries on<br />
the Agenda!«, touched a spot among many librarians<br />
around the world. It was enthusiastically<br />
received and found expression in many promising<br />
plans of action. This motto sees the library in<br />
a <strong>de</strong>mocratic society as a public place which offers<br />
materials and services both for science and<br />
research and for the basic provision of access<br />
to information to the general public in or<strong>de</strong>r to<br />
make a lasting contribution to the sustainment<br />
of <strong>de</strong>mocratic values.<br />
Putting library concerns on the agenda of<br />
governments and local opinion makers by confi<br />
<strong>de</strong>ntly naming specifi c needs – this was the<br />
particular focus of Lux’s presi<strong>de</strong>ncy and will<br />
continue to be her main concern. At this year’s<br />
IFLA congress in Milan Lux will turn the offi ce<br />
over to the South African university librarian<br />
Ellen Tise.<br />
Translated by Martha Baker
564 BuB | Résumé Lesesaal<br />
Pour une nouvelle culture <strong>de</strong> l’apprentissage<br />
et un enseignement s’appuyant sur les bibliothèques<br />
/ La multiplication <strong>de</strong>s bibliothèques<br />
scolaires, un défi pour la lecture publique<br />
(Ronald Schnei<strong>de</strong>r) (pp. 506)<br />
Si on la compare à d‘ autres pays industrialisés<br />
occi<strong>de</strong>ntaux en matière d‘équipement <strong>de</strong>s<br />
écoles en bibliothèques scolaires, l‘Allemagne<br />
en est au sta<strong>de</strong> d‘un pays en voie <strong>de</strong> développement.<br />
Au mieux 15% <strong>de</strong>s écoles disposent<br />
d‘une bibliothèque scolaire, mais il s‘agit là<br />
d‘une estimation optimiste, puisque les fon<strong>de</strong>ments<br />
statistiques font défaut, ainsi que les<br />
définitions et les normes obligatoires pour les<br />
bibliothèques scolaires. Les appréciations <strong>de</strong>s<br />
enseignants quant à la qualité <strong>de</strong> l‘offre dans<br />
les bibliothèques scolaires diffèrent sensiblement<br />
<strong>de</strong> celles <strong>de</strong>s bibliothécaires scolaires,<br />
mais aussi <strong>de</strong>s normes internationales telles<br />
qu‘elles sont définies pour les bibliothèques<br />
scolaires dans le manifeste <strong>de</strong> l‘UNESCO par<br />
l‘IFLA (Fédération mondiale <strong>de</strong>s associations<br />
<strong>de</strong> bibliothécaires et <strong>de</strong>s bibliothécaires).<br />
En Allemagne, les bibliothèques scolaires,<br />
si toutefois elles existent ou si elles sont équipées<br />
conformément à leur fonction, ne sont<br />
pas, en général, gérées par du personnel à<br />
temps plein, mais bénévolement par <strong>de</strong>s enseignants,<br />
<strong>de</strong>s parent d‘élèves ou <strong>de</strong>s élèves. Il<br />
n‘existe ni formation pour les bibliothécaires<br />
scolaires, ni qualification systématique <strong>de</strong>s<br />
enseignants, ni une réglementation unifiée à<br />
l‘échelle du pays pour <strong>de</strong>s aménagements horaires<br />
permettant aux enseignants <strong>de</strong> gérer la<br />
bibliothèque.<br />
Les conséquences sont non seulement<br />
le manque <strong>de</strong> documents et <strong>de</strong> centres<br />
d‘information dans les écoles, ou <strong>de</strong>s fonds <strong>de</strong><br />
livres didactiquement contreproductifs, mais<br />
aussi, et c‘est une conséquence directe, la relégation<br />
sur une voie <strong>de</strong> garage <strong>de</strong> la promotion<br />
<strong>de</strong> la lecture et d‘objectifs d‘apprentissage<br />
transversaux tels que le savoir lire, s‘informer<br />
et utiliser la documentation. Une conséquence<br />
indirecte, dont la perception est<br />
moins immédiate, est la promotion <strong>de</strong> formes<br />
d‘apprentissage et <strong>de</strong> transmission dépassées<br />
ou didactiquement déficitaires, telles que la<br />
forme classique du cours magistral avec <strong>de</strong>s<br />
modèles i<strong>de</strong>ntiques pour tous les élèves et <strong>de</strong>s<br />
manuels normés.<br />
Dans son exposé, l‘expert en bibliothèques<br />
scolaires Ronald Schnei<strong>de</strong>r s‘interroge sur les<br />
causes <strong>de</strong> la misère <strong>de</strong>s bibliothèques scolaires<br />
alleman<strong>de</strong>s.<br />
Liberté d‘expression et d‘information par les<br />
bibliothèques: pas <strong>de</strong> problème – ou bien? /<br />
Le travail du comité IFLA »Liberté d‘accès à<br />
l‘information et liberté d‘expression« (Hermann<br />
Rösch) (pp. 543)<br />
Le thème du 75e congrès <strong>de</strong> l‘IFLA, qui aura<br />
lieu à Milan du 23 au 27 août, sera »les bibliothèques<br />
imaginent <strong>de</strong>s futurs: construisons<br />
sur l‘héritage culturel«. Dans la métropole <strong>de</strong><br />
l‘Italie du nord, plus <strong>de</strong> 3 000 visiteurs sont<br />
attendus cette année à la plus gran<strong>de</strong> action<br />
internationale <strong>de</strong> formation pour les bibliothécaires<br />
et les experts <strong>de</strong> l‘information. Un<br />
programme ambitieux <strong>de</strong> formation les attend:<br />
exposés, ateliers, visites et débats sur les<br />
thématiques et problèmes actuels <strong>de</strong>s bibliothèques.<br />
Une place importante sera accordée<br />
à la liberté d‘information et d‘expression,<br />
dont s‘occupe au sein <strong>de</strong> l‘IFLA la FAIFE (Freedom<br />
of Access to Information and Freedom of<br />
Expression: liberté d‘accès à l‘information et<br />
liberté d‘expression).<br />
Depuis 12 ans déjà, l‘association mondiale<br />
<strong>de</strong>s bibliothécaires et <strong>de</strong>s associations <strong>de</strong><br />
bibliothécairesa créé le comité FAIFE, pour<br />
qu‘à l‘avenir les questions d‘éthique liées à<br />
l‘information soient mieux prises en compte.<br />
Le travail <strong>de</strong> la FAIFE se fon<strong>de</strong> sur l‘article<br />
19 <strong>de</strong> la déclaration <strong>de</strong>s droits <strong>de</strong> l‘homme <strong>de</strong><br />
l‘ONU, qui établit que »chaque être humain<br />
a droit à la liberté d‘expression et par conséquent,<br />
le droit <strong>de</strong> créer, <strong>de</strong> recevoir et <strong>de</strong><br />
transmettre les informations et le patrimoine<br />
intellectuel par <strong>de</strong>s moyens <strong>de</strong> toute sorte«.<br />
Ce qui semble aller <strong>de</strong> soi recèle en fait un<br />
potentiel important <strong>de</strong> conflits, dès qu‘il s‘agit<br />
d‘application concrète dans les bibliothèques.<br />
S‘agit-il d‘un acte <strong>de</strong> censure quand <strong>de</strong>s bibliothèques<br />
mettent en place <strong>de</strong>s filtres pour<br />
empêcher <strong>de</strong>s utilisateurs d‘acccé<strong>de</strong>r sur internet<br />
à <strong>de</strong>s sites problématiques? Comment<br />
faut-il se comporter avec les documents <strong>de</strong> la<br />
secte contestée <strong>de</strong> scientologie? Peut-on accepter<br />
que <strong>de</strong>s organismes d‘état <strong>de</strong>man<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>s informations sur les usagers, par exemple<br />
dans le cadre <strong>de</strong> la lutte anti-terroriste? N‘y at-il<br />
pas une contradiction insurmontable entre<br />
la protection <strong>de</strong>s données d‘un côté et le droit<br />
à l‘information d‘un autre côté?<br />
C‘est ce type <strong>de</strong> questions, en rapport<br />
avec la liberté d‘expression et la liberté<br />
d‘information dans les bibliothèques que<br />
traite FAIFE.<br />
Deux années <strong>de</strong> prési<strong>de</strong>nce <strong>de</strong> l’IFLA / Claudia<br />
Lux passe la main à Milan – retour sur une<br />
prési<strong>de</strong>nce pleine <strong>de</strong> succès (Hella Klauser)<br />
(pp. 547)<br />
En 2005, lors du congrès <strong>de</strong> l‘IFLA à Oslo,<br />
Claudia Lux, directrice générale <strong>de</strong> la bibliothèque<br />
centrale et du Land <strong>de</strong> Berlin, professeur<br />
honoraire <strong>de</strong> l‘Université Humboldt <strong>de</strong><br />
Berlin, est entrée en fonction sur le poste <strong>de</strong><br />
prési<strong>de</strong>nte désignée <strong>de</strong> l‘IFLA. Avec 1 094<br />
voix, un score électoral déterminant, elle avait<br />
su gagner le soutien du mon<strong>de</strong> international<br />
<strong>de</strong>s bibliothèques pour cette fonction importante<br />
– la plus importante mondialement – <strong>de</strong><br />
prési<strong>de</strong>nte. Après 2 ans en tant que »prési<strong>de</strong>nte<br />
élue <strong>de</strong> l‘IFLA«, elle a pris en 2007, lors<br />
du congrès mondial <strong>de</strong> Durban (Afrique du<br />
Sud), le relais <strong>de</strong> son prédécesseur Alex Byrne<br />
(Australie) pour diriger l‘institution la plus importante<br />
au mon<strong>de</strong> dans le domaine <strong>de</strong>s bibliothèques<br />
et <strong>de</strong> l‘information, l‘IFLA, avec ses<br />
1 600 adhérents issus <strong>de</strong> 150 pays.<br />
L‘engagement international <strong>de</strong> Claudia<br />
Lux était bien antérieur à sa candidature à la<br />
prési<strong>de</strong>nce <strong>de</strong> l‘IFLA, et il est sûr que le résultat<br />
<strong>de</strong> l‘élection est dû à ses nombreux contacts<br />
<strong>de</strong>puis <strong>de</strong> longues années aussi bien en Allemagne<br />
qu‘à l‘étranger. Ainsi elle a été membre<br />
du bureau <strong>de</strong> l‘IFLA avant d‘être élue prési<strong>de</strong>nte,<br />
et elle est membre actif <strong>de</strong> la section<br />
»bibliothèques <strong>de</strong> gran<strong>de</strong>s villes« <strong>de</strong> l‘IFLA.<br />
Avec le slogan qu‘elle a choisi pour sa prési<strong>de</strong>nce<br />
et pour le temps <strong>de</strong> cette fonction au<br />
sein <strong>de</strong> l‘IFLA, »les bibliothèques à l‘ordre du<br />
jour – libraries on the agenda«, elle a su toucher<br />
la partie sensible d‘un grand nombre <strong>de</strong><br />
bibliothécaires à l‘échelle mondiale: la thématique<br />
a été reçue avec enthousiasme par les<br />
professionnels qui l‘ont appliquée à <strong>de</strong> nombreuses<br />
actions prometteuses. Le slogan définit<br />
les bibliothèques dans les sociétés démocratiques<br />
comme <strong>de</strong>s lieux publics qui, grâce<br />
à leurs collections et services, offrent l‘accès à<br />
l‘information aussi bien aux scientifiques et à<br />
la recherche qu‘à la population dans son ensemble,<br />
contribuant ainsi à la création et à la<br />
conservation <strong>de</strong> valeurs démocratiques fondamentales.<br />
La prise en compte concrète et responsable<br />
<strong>de</strong>s questions <strong>de</strong> bibliothèques dans les<br />
projets <strong>de</strong>s gouvernements et <strong>de</strong>s déci<strong>de</strong>urs<br />
locaux a été particulièrement soutenue par<br />
Claudia Lux pendant sa prési<strong>de</strong>nce et elle<br />
reste l‘une <strong>de</strong> ses priorités. Lors du congrès<br />
mondial <strong>de</strong> l‘IFLA <strong>de</strong> cette année, Claudia Lux<br />
transmettra la prési<strong>de</strong>nce à la bibliothécaire<br />
sud-africaine Ellen Tise.<br />
Traduit par Suzanne Rousselot<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 61 (2009) 7/8