Familien auf Erfolgskurs - Gübau Spedition GmbH
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<strong>Familien</strong> <strong>auf</strong> <strong>Erfolgskurs</strong><br />
Sie gelten als Motor der Wirtschaft, denn sie steuern mehr als die Hälfte zum Bruttoinlandsprodukt<br />
bei und beschäftigen knapp 60 Prozent der deutschen Arbeitnehmer: die <strong>Familien</strong>unternehmen.<br />
Gemeinsam stark für die Privatbrauerei Härke:<br />
Rainer Schneider (links) und Bruder Hans-Peter<br />
Härke (rechts) sowie dessen Söhne Martin und<br />
Matthias (Mitte von links) setzten <strong>auf</strong> Zusammenarbeit,<br />
um das Unternehmen für kommende<br />
Generationen gut <strong>auf</strong>zustellen.
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REGJO SÜDOSTNIEDERSACHSEN WIRTSCHAFT 23<br />
Bevor Martin Möhrmann (links) in die elterliche <strong>Spedition</strong><br />
eingestiegen ist, sammelte er in anderen Unternehmen<br />
Erfahrungen. Heute arbeitet er Seite an Seite mit seinem<br />
Vater Michael, der ihn beratend unterstützt.
Generationswechsel<br />
Gunda Rebentisch hat bei Kanada-Haus<br />
erfolgreich ihre Eltern Hannelore und Kurt<br />
abgelöst (oben). Auch bei der Familie Brinkmann<br />
(rechte Seite) hat Wilhelm (Mitte) die<br />
Geschäfte an seinen Sohn Thomas (links)<br />
übergeben. Mit Lars Brinkmann steht schon<br />
ein möglicher weiterer Nachfolger bereit.<br />
Text: Melanie Stallmann Fotografie: Frank Bierstedt<br />
Einst mühsam <strong>auf</strong>gebaut und mittlerweile in<br />
zweiter, dritter oder auch achter und neunter<br />
Generation geführt, gehen sie still, aber<br />
erfolgreich ihren Geschäften nach. Ihre<br />
Anzahl wird oft unterschätzt. Doch neun von<br />
zehn deutschen Betrieben befinden sich<br />
heute noch in <strong>Familien</strong>hand, insgesamt weit<br />
mehr als eine Million. Sie forschen und entwickeln,<br />
produzieren und verk<strong>auf</strong>en und stellen<br />
sich täglich neuen Herausforderungen,<br />
um im Wettbewerb mit Konzernen oder Handelsketten<br />
zu bestehen. Ihre Firmenlogos und<br />
Produkte sind dabei vielleicht noch bekannt,<br />
doch wer kennt die Hintergrundgeschichten<br />
oder die Gesichter der Eigentümer, die fernab<br />
von Aktienkursen Verantwortung tragen –<br />
sowohl für Erfolg und Misserfolg als auch für<br />
die Mitarbeiter, die den Unternehmen oft<br />
über viele Jahrzehnte die Treue halten.<br />
„Wir sind <strong>auf</strong>grund unserer Historie eng<br />
mit der Region verwurzelt, mit Herz und Verstand<br />
stets familiär geführt und haben unser<br />
Ohr nicht nur eng am Kunden, sondern auch<br />
an unseren Mitarbeitern“, erklärt Andreas<br />
Halle, geschäftsführender Gesellschafter des<br />
Braunschweiger Traditionsunternehmens<br />
Seilflechter-Tauwerk. „Das schafft Vertrauen“,<br />
weiß er und blickt dabei in neunter Generation<br />
<strong>auf</strong> eine mehr als 260-jährige Geschichte<br />
des Unternehmens zurück. 1745 gegründet,<br />
fertigte Eigentümer David Halle zunächst Kälberstricke<br />
in mühevoller Handarbeit. Später<br />
Weit mehr als eine Million deutscher<br />
Unternehmen befindet sich in <strong>Familien</strong>hand.<br />
kamen Wäscheleinen, Abschleppseile und<br />
andere Produktlinien hinzu und heute gibt<br />
es über Europa hinaus kaum noch Einsatzbereiche,<br />
in denen die Braunschweiger High-<br />
Tec-Flechtseile und Fasertauwerke nicht zu<br />
finden sind. Angefangen in der Industrie, in<br />
der das <strong>Familien</strong>unternehmen mit Hebebändern,<br />
Drahtseilen, Ketten und Rundschlingen<br />
vertreten ist, reicht das Spektrum<br />
über Schutzausrüstungen inklusive Sicherheitsleinen<br />
zur Höhenrettung bei Polizei- und<br />
Feuerwehreinsätzen bis hin zu Yachttauwerk<br />
für Motor- und Segelboote. „Besonders stolz<br />
sind wir <strong>auf</strong> die Ausstattung der deutschen
Top-Segler der Starboot-Klasse, Alexander<br />
Schlonski und Frithjof Kleen, die bei Olympia<br />
in Peking mit unserer Ausrüstung an den<br />
Start gehen“, sagt er.<br />
Doch gibt es ein Erfolgsrezept für den<br />
erfolgreichen Auf- und Ausbau der Marktund<br />
Wettbewerbsposition? „Ein allgemeingültiges<br />
sicherlich nicht“, sagt Vater und<br />
Gesellschafter Wolfgang Halle. Philosophie<br />
der ‚Seilflechter-Familie‘ – zu der er auch sein<br />
55-köpfiges Mitarbeiter-Team zählt – sei es<br />
immer gewesen, gemeinsam an einem Strang<br />
zu ziehen. „Und zwar alle in dieselbe Richtung.“<br />
Ansonsten sei jeder weitere Entwicklungsschritt<br />
zum Scheitern verurteilt.<br />
Davon ist auch Martin Möhrmann,<br />
Geschäftsführer der Wolfsburger <strong>Spedition</strong><br />
<strong>Gübau</strong> überzeugt. „In starken Teams haben<br />
Erfolgsunternehmen in <strong>Familien</strong>hand Instrumente<br />
geschaffen, die denen von exzellent<br />
geführten börsennotierten Unternehmen<br />
sehr ähneln.“ Dadurch können sie strategische<br />
Ausrichtung, Wachstumschancen sowie<br />
die Finanzlage kompetent beurteilen. Zudem<br />
aber halten diese Firmen an ihren Traditio-<br />
nen und Werten fest und leben Strukturen,<br />
die es ihnen ermöglichen, schneller und flexibler<br />
zu agieren. „Mit einer schlagkräftigen<br />
Mannschaft, die zum Teil bereits seit 30 Jahren<br />
und länger bei uns beschäftigt ist, lassen<br />
sich Entscheidungen <strong>auf</strong> dem kurzen Dienstweg<br />
wesentlich schneller treffen als in Konzernen“,<br />
weiß der Geschäftsführer aus seiner<br />
beruflichen L<strong>auf</strong>bahn in der freien<br />
Wirtschaft. Dabei entstehen Freiräume für<br />
Ideen, denn in Zeiten eines immer härter<br />
werdenden Wettbewerbs ist vor allem Kreativität<br />
gefragt. Egal, ob bei der Optimierung<br />
interner Abläufe, der Erweiterung der Dienstleistungspalette<br />
oder der Gründung von Nie-<br />
Neben der Familie ist eine verlässliche<br />
Mannschaft für den Erfolg unverzichtbar.<br />
derlassungen und Tochtergesellschaften.<br />
Diese gestalterische Freiheit hat Möhrmann<br />
2005 nach Ausbildung, Studium und externer<br />
Berufserfahrung auch zurück in das 1948<br />
vom Großvater gegründete Unternehmen<br />
geführt. „Denn mit den emotionalen Bin-<br />
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dungen zum heimischen Betrieb war der<br />
Reiz, eigene Entscheidungen treffen und<br />
damit zum Erhalt einer Tradition beitragen<br />
zu können, einfach größer.“ Zumal ihm sein<br />
Vater hilfreich zur Seite stand und noch<br />
immer als Berater tätig ist. Von Generationskonflikten<br />
keine Spur. „Allerdings habe ich<br />
mir das unternehmerische Vertrauen aller im<br />
L<strong>auf</strong>e der Jahre hart erarbeiten müssen“, deutet<br />
Möhrmann an.<br />
Für eine solche fließende Übernahme<br />
blieb Malermeister Thomas Brinkmann keine<br />
Zeit, als er 1990 eher unerwartet den elterlichen<br />
Maler- und Lackierbetrieb in Salzgitter-Thiede<br />
übernahm. Denn nach Abschluss<br />
von Ausbildung und Meisterschule hieß es<br />
bei der Bundeswehr plötzlich: Sonderurlaub<br />
– für den Einstieg in die Geschäftsleitung des<br />
<strong>Familien</strong>unternehmens, das Vater Wilhelm<br />
aus gesundheitlichen Gründen nach 25 Jahren<br />
nicht mehr weiterführen konnte. Zwar<br />
war bereits frühzeitig klar, dass er die Tradition,<br />
die bis ins Jahr 1899 zurückreicht, eines<br />
Tages in fünfter Generation fortsetzen würde.<br />
Doch: „Zu diesem Zeitpunkt war ‚eines Tages‘
eigentlich noch ziemlich weit weg“,<br />
erzählt er, während Vater Wilhelm<br />
zustimmend nickt. Dabei habe sein<br />
Sohn die Übernahme bestens gemeistert<br />
und den Betrieb erfolgreich weitergeführt.<br />
„Allerdings träume ich noch<br />
heute davon, zu Pinsel und Farbtopf zu<br />
greifen und an der Seite meines Sohnes<br />
<strong>auf</strong> das Gerüst zu steigen – aber nach<br />
zwei Herzoperationen lässt er mich<br />
nicht“, sagt der 73-Jährige. Nun ist Loslassen<br />
angesagt.<br />
Doch gerade dieser Begriff löst bei<br />
langjährigen Unternehmern immer<br />
wieder Unbehagen aus, denn Loslassen<br />
heißt, sich zu trennen. Gleichzeitig<br />
Die neue Generation bringt frische Ideen in<br />
das Unternehmen. Trotzdem bleiben Tradition<br />
und Wertvorstellungen erhalten.<br />
heißt es aber auch, Raum für Neues zu<br />
schaffen, den Nachfolgern Platz zur<br />
eigenen Entfaltung zu bieten. So zum<br />
Beispiel bei dem 1857 gegründeten Einrichtungshaus<br />
Möbel Sander in Braunschweig:<br />
Mit dem Einstieg von Sohn<br />
Ralf und Tochter Antje machte sich in<br />
dem alteingesessenen Betrieb an der<br />
Gördelingerstraße ein ganz neues, jun-<br />
Traditionsreich<br />
ges ‚Wohnfühlerlebnis‘ breit. Frei nach<br />
dem Motto ‚Handel ist Wandel‘ liegt der<br />
neue Schwerpunkt nicht mehr <strong>auf</strong> englischen<br />
und französischen Stilmöbeln,<br />
sondern <strong>auf</strong> modernen Stücken, die<br />
durch schlichte Eleganz und Extravaganz<br />
begeistern. „Es gibt Zweckmöbel<br />
und es gibt Lebensmöbel“, heißt es bei<br />
den Geschwistern. Die einen dienen<br />
dazu, Dinge zu verstauen, zu sitzen oder<br />
zu liegen – die anderen machen einfach<br />
glücklich. Schon der Blick ins Erdgeschoss<br />
des Hauses, das sich über sechs<br />
Etagen erstreckt, füllt die Worte mit<br />
Leben: Ausgefallene Möbel namhafter<br />
Hersteller gepaart mit edlen Accessoires<br />
präsentieren sich als harmonische<br />
Arrangements. Und sie zeigen, dass trotz<br />
Veränderungen eines aus der Ära von<br />
Erika und Hubert Sander geblieben ist:<br />
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Wolfgang Halle (Mitte) leitet den Betrieb Seilflechter-Tauwerk in achter Generation.<br />
Mittlerweile sind auch seine Söhne ins Unternehmen eingestiegen und führen die<br />
mehr als 250 Jahre alte <strong>Familien</strong>tradition fort. Klaus Halle (links) ist für die Logistik<br />
verantwortlich und Andreas Halle führt mit seinem Vater die Geschäfte.<br />
die Liebe zum Detail. „Da wir in enger<br />
Zusammenarbeit mit den Kunden die<br />
individuellen Wohnträume wahr werden<br />
lassen und <strong>auf</strong> Wunsch die Komplettausstattung<br />
vom Fußbodenbelag<br />
bis zum Bild an der Wand übernehmen,<br />
bleibt jede Einrichtung einmalig“,<br />
erklärt Antje Sander-Heieck. „Und der<br />
Mehrwert begeistert“, ergänzt Bruder<br />
Ralf. Die Stammkunden sind geblieben,<br />
eine Vielzahl neuer kam hinzu und<br />
sowohl Mitarbeiter als auch die Eltern<br />
unterstützen den jüngeren Weg, mit<br />
dem sich das Unternehmen weiterhin<br />
von anderen Mistreitern abheben will.<br />
„Weg von der Massenfertigung,<br />
hin zum hochwertigen Qualitätsprodukt<br />
nach Maß“, lautete daher auch die<br />
Devise von Gunda Rebentisch, als sie<br />
2001 die Geschäftsführung des elterli-
chen Bauunternehmens Kanada-Haus mit heutigem Hauptsitz<br />
in Weyhausen im Kreis Gifhorn übernahm. „Der Markt<br />
hatte sich gewandelt, der Bauboom brach ein und die Insolvenzen<br />
häuften sich“, begründet die 38-jährige Unternehmerin<br />
ihren Entschluss. Anstatt den Kopf in den Sand zu<br />
stecken und über den<br />
Verk<strong>auf</strong> der Firma<br />
nachzudenken, verbesserte<br />
die Diplom-<br />
K<strong>auf</strong>frau die Energiebilanzen<br />
der Fertighäuser und verschaffte sich damit<br />
Respekt bei den Eltern, den Mitarbeitern und vor allem den<br />
Kunden. Denn diese profitierten von enormen Heizenergieeinsparungen<br />
durch den Einsatz bester Hölzer und ausgeklügelter<br />
Dämmungs- und Ausbausysteme im Innenraum.<br />
„Aber es war schon eigenartig, als plötzlich nur noch die<br />
Juniorchefin verlangt wurde“, erinnert sich Mutter Hannelore.<br />
Doch ihre Tochter hat sich neue Nischen geschaffen und<br />
sich durch Fachwissen in einer Männerdomäne durchgesetzt.<br />
Zudem präsentieren die Geschäftsbücher ausschließ-<br />
Konkurrenz hat in <strong>Familien</strong>unternehmen<br />
keinen Platz. Verlässlichkeit und Zusammenarbeit<br />
prägen die Strukturen.<br />
Träume verwirklichen<br />
Antje Sander-Heieck (Mitte) und Bruder Ralf Sander<br />
(links) haben einen neuen Stil bei Möbel Sander<br />
etabliert. Doch die Liebe zum Detail hat Hubert Sander<br />
an seine Kinder weitergegeben.<br />
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lich schwarze Zahlen und die Zukunft ist langfristig gesichert.<br />
„Vielleicht bietet sich dann sogar für unsere Enkeltochter<br />
Nina-Maria noch eine berufliche Chance“, sagt die 77-Jährige.<br />
Dass der elterliche Arbeitsplatz nicht selten der des Nachwuchses<br />
wird, zeigt auch der Blick hinter die Kulissen der<br />
1890 gegründeten Peiner <strong>Familien</strong>- und Privatbrauerei Härke.<br />
„Wir sind mit dem Unternehmen groß geworden“, betont<br />
Matthias Härke, der wie sein Bruder Martin im vergangenen<br />
Jahr in vierter Generation in die Geschäftsführung einstieg.<br />
Von innerfamiliärem Konkurrenzdenken keine Spur, vielmehr<br />
ergänzt das Duo optimal Vater und Geschäftsführer<br />
Hans-Peter Härke sowie dessen Bruder Rainer Schneider, der<br />
den Bereich Technik verantwortet. Matthias Härke übernahm<br />
die Ressorts Finanzen und Controlling und Martin<br />
Härke ist leitender Braumeister. Das enge Zusammenspiel<br />
war gefragt, als der Entschluss fiel, 2007 nach 40 Jahren ein<br />
neues Sudhaus zu bauen. Der Modernisierungsaspekt war<br />
dabei der eine Grund, die Energiekostenersparnis der andere.<br />
Denn immerhin verbraucht die neue Anlage rund 50 Prozent<br />
weniger Energie. Und da es weiterhin Ziel ist, trotz fortschreitender<br />
Konzentration und Unternehmenszusammenschlüsse<br />
am Markt zu bestehen, richtet sich der Blick nicht<br />
allein <strong>auf</strong> erstklassige wettbewerbsfähige Produkte. Auf dem<br />
Erfolgsweg als <strong>Familien</strong>unternehmen ist neben unternehmerischem<br />
Mut und Weitsicht und einer zuverlässigen Mannschaft<br />
vor allem die Identifikation mit der Heimatregion<br />
gefragt. Härke: „Denn der persönliche Kontakt zu den Menschen,<br />
die voller Überzeugung hinter den eigenen Erzeugnissen<br />
stehen, ist und bleibt ein entscheidender Aspekt, der<br />
<strong>Familien</strong>unternehmen erfolgreich bleiben lässt.“