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Schluß mit der Abzocke - der österreichischen Handelsagenten

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handel5@wko.at<br />

dem Irak, den Vereinigten Arabischen Emiraten, aus<br />

dem Iran und ein Teil <strong>der</strong> Öllieferungen aus Saudi<br />

Arabien werden über die Straße von Hormuz verschifft<br />

– insgesamt ein Viertel <strong>der</strong> globalen Ölversorgung.<br />

Mit dem Öl machen aber auch Leute Geschäft, die<br />

we<strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Produktion, noch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Verarbeitung<br />

o<strong>der</strong> dem Handel etwas am Hut haben. An den Rohstoffbörsen<br />

in New York, London, Chicago und Singapur<br />

werden Futures gehandelt, Kontrakte auf Öl, die<br />

erst in Zukunft zu erfüllen sind. Gerade auch, weil die<br />

Händler darauf setzen, zu höheren Preisen verkaufen<br />

zu können, als sie einkaufen, schlägt sich je<strong>der</strong> Nieser,<br />

<strong>der</strong> in diesem Umfeld passiert, auf den Preis nie<strong>der</strong>.<br />

Am Ende des Tages liegen lediglich fünf Prozent dieser<br />

Finanztransaktionen reale Geschäfte <strong>mit</strong> dem Rohstoff<br />

Öl zugrunde.<br />

Die Mineralölfirmen machen trotzdem auch ihren<br />

Schnitt. Im letzten Jahr hat Exxon seine Gewinne um<br />

35 Prozent auf 41,1 Mrd. Dollar erhöht, Shell hat<br />

seine Kassen um 54 Prozent stärker gefüllt (und 30,5<br />

Mrd. Dollar lukriert), Chevron ist <strong>mit</strong> 42 Prozent<br />

Gewinnanstieg (26,2 Mrd. Dollar) auch nicht schlecht<br />

ausgestiegen. Bei <strong>der</strong> OMV hat das gute Jahr gerade<br />

noch zu einer Gewinnvermehrung um 16 Prozent (1,6<br />

Mrd. Dollar) gereicht.<br />

Nicht zu vergessen, auch <strong>der</strong> Staat ist gewinnbeteiligt.<br />

Die Mineralölsteuer wirft nach <strong>der</strong> Erhöhung 2011 bei<br />

jedem Liter Benzin 48,2 Cent ab. Bei Diesel sind es<br />

39,7 Cent. Auf den Treibstoffabgabepreis plus Mineralölsteuer<br />

wird dann noch die 20prozentige Mehrwertsteuer<br />

erhoben, da kommt schon was zusammen.<br />

Für den heimischen Autofahrer heißt das, dass er für<br />

die Füllung eines 50 Liter-Tanks (Benzin) heute um<br />

6 Euro mehr zahlt, als vor einem Jahr. Das Ende <strong>der</strong><br />

Fahnenstange ist aber nicht abzusehen. Die Autofahrerklubs<br />

for<strong>der</strong>n, die EU-Kommission möge doch <strong>der</strong><br />

Spekulation Einhalt gebieten. Aber wie soll das gehen,<br />

wenn die Geschäfte in den USA und in Asien abgewickelt<br />

werden? Das kleine Österreich kann da schon<br />

gar nichts tun, sagte Dr. Christoph Capek vom Verband<br />

<strong>der</strong> Mineralölindustrie <strong>der</strong> Kammer kürzlich in einem<br />

Fernsehbeitrag. „Wir sind <strong>mit</strong> 0,3 Prozent Anteil am<br />

Andreas Morlok / pixelio.de<br />

Handelsagent April | 2012 handelsagenten.at<br />

Weltmarkt und zwei Prozent Anteil am EU-Ölverbrauch<br />

ein zu kleiner Player.“ Es sei denn, räumte er<br />

ein, „die Regierung senkt die Mineralölsteuer.“ Was sie,<br />

nachdem sie diese Vergünstigung im Zuge des Sparpakets<br />

gerade den Landwirten gestrichen hat, wohl kaum<br />

tun wird. Zwei Euro pro Liter Benzin? Hoffentlich<br />

sagen wir nicht in einigen Jahren: „Das waren damals<br />

noch Zeiten“.<br />

Bezeichnend für den Ölmarkt ist, dass die Nachfrage<br />

von Preissteigerungen kaum beeinflusst wird. Das hat<br />

<strong>mit</strong> dem steigenden Energiebedarf in Asien zu tun.<br />

Mittlerweile entfallen 70% des zusätzlichen Ölkonsums<br />

auf China und Indien. „Den <strong>der</strong>zeit stattfindenden<br />

Paradigmenwechsel erkennt man beispielsweise daran,<br />

dass China im Vorjahr die USA als weltweit größten<br />

Energieverbraucher überholt hat“, so Stöferle.<br />

Und dann sind da die Händler, die für die Distribution<br />

und auch für die strategisch wichtige Lagerhaltung in<br />

den einzelnen Län<strong>der</strong>n sorgen. Öl wird an Rohstoffbörsen<br />

gehandelt. Die wichtigsten sind die New York<br />

Mercantile Exchange, die London Intercontinental<br />

Exchange und das Chicago Board of Trade. Handel<br />

bedeutet Futures, also wird nicht <strong>der</strong> aktuelle Wert <strong>der</strong><br />

Ware bemessen, son<strong>der</strong>n ihr zukünftiger. More risk,<br />

more fun!<br />

KOMMENTAR<br />

Bundesobmann Robert M. Hieger<br />

Benzinpreis | Wirtschaft<br />

Schluss <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Steuer-<strong>Abzocke</strong> bei Treibstoffen!<br />

Benzin, Diesel: Der Staat treibt die Preise in die Höhe.<br />

Die Spritpreise in Österreich sorgen aktuell für politische Debatten.<br />

Ich halte die diskutierten Zugänge in dieser Frage für ungeeignet:<br />

Österreich hat we<strong>der</strong> Einfluss auf die internationalen Ölmärkte noch<br />

macht es Sinn, Tankstellen zu boykottieren. Worauf die österreichische Politik allerdings<br />

sehr wohl Einfluss hat, sind die enormen Abgaben und Steuern, die Benzin und Diesel für<br />

die heimischen Autofahrer in die Höhe schnellen lassen, die Preisauszeichnung sowie die<br />

Weitergabe von Preiserhöhungen und Preissenkungen.<br />

Ein Tankstellenboykott, wie immer wie<strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>t, ist jedenfalls völlig daneben: Ein Drittel<br />

<strong>der</strong> Tankstellen sind kleine Familienbetriebe, die am Gängelband <strong>der</strong> Großkonzerne<br />

hängen. Die Tankstellenpächter sind von den Vorgaben <strong>der</strong> großen Konzerne abhängig<br />

und können nicht eigenständig Preissenkungen vornehmen. Das Benzinpreisproblem ist<br />

kein Energiepreisproblem, son<strong>der</strong>n ein Problem exzessiver Besteuerung. Die öffentliche<br />

Hand freut sich, wenn <strong>der</strong> Rohölpreis steigt, denn das bedeutet dynamisch höhere Steuern.<br />

Die Mineralölsteuer ist in Österreich ein Fixsatz. Er beträgt aktuell pro Liter Benzin<br />

0,482 Euro, pro Liter Dieselkraftstoff 0,397 Euro. Auf die Treibstoffpreise inklusive aller<br />

Abgaben wie die Mineralölsteuer wird die Mehrwertsteuer aufgeschlagen. Das ist de<br />

facto eine Steuer auf eine Steuer.<br />

Ein weiteres Unding ist die die immer noch praktizierte Preisauszeichnung <strong>mit</strong>tels drei<br />

Kommastellen. Hier ist es längst angebracht, wie in an<strong>der</strong>en Bereichen üblich, die Preise<br />

<strong>mit</strong> zwei Kommastellen anzugeben.<br />

Der Gesetzgeber sollte sich auch darüber Gedanken machen, wie Preisanpassungen<br />

stattfinden. Wenn <strong>der</strong> Ölpreis steigt, werden von den Mineralölfirmen sofort die gestiegen<br />

Preise weiter berechnet. Bei einer Ölpreisereduktion werden nur sehr zaghaft und<br />

begrenzt die Preise an den Tankstellen gesenkt.<br />

Die <strong>österreichischen</strong> Autofahrer und <strong>Handelsagenten</strong> dürfen nicht weiter vom Staat<br />

über Gebühr geschröpft werden. Daher sollte erstens die Mineralölsteuer gesenkt und<br />

zweitens die Mehrwertsteuer nur mehr vom reinen Produktpreis bemessen werden.<br />

Drittens liegt es am Staat, Regeln einzuführen, die <strong>der</strong> Willkür <strong>der</strong> Mineralölfirmen<br />

Einhalt gebieten.<br />

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