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InfoDISG 01/2012

Informationsmagazin der Dienststelle Soziales und Gesellschaft des Kantons Luzern zum Thema «Alles gleich und trotzdem jedes Jahr anders».

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Informations-Magazin<br />

Nr. 1 · April 2<strong>01</strong>2<br />

Jahresbericht 2<strong>01</strong>1<br />

Dienststelle Soziales und Gesellschaft (DISG)<br />

Alles gleich und trotzdem<br />

jedes Jahr anders<br />

Fachstelle Gesellschaftsfragen<br />

Beobachten, entwickeln,<br />

tätig werden 3<br />

Fachstelle Kinderschutz<br />

Gute Basis für neue<br />

Ausrichtung 5<br />

Abteilung Opferhilfe<br />

Zusammenarbeit<br />

weiterentwickeln 6<br />

Opferberatungsstelle<br />

Zahl der Neuanmeldungen<br />

steigend 7<br />

Abteilung Soziale Einrichtungen<br />

Angebote aktiv<br />

mitgestalten 8<br />

Abteilung Sozialhilfe<br />

Asylsuchende: Engpass<br />

knapp überbrückt 9<br />

Zentrale Dienste und Finanzen<br />

Neue Instrumente –<br />

optimale Führung 11<br />

Personalien, Hinweise,<br />

Publikationen 12<br />

In der Dienststelle Soziales und Gesellschaft<br />

gleicht kaum ein Jahr dem<br />

andern. Routine im Sinne immer<br />

gleichbleibender Arbeit gibt es nicht.<br />

Da die verschiedenen Abteilungen sehr<br />

unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen,<br />

kann man die Dienststelle auch<br />

als Spiegelbild von Entwicklungen in<br />

der Gesellschaft betrachten.<br />

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

für die Arbeit der Dienststelle<br />

Soziales und Gesellschaft (DISG) waren<br />

2<strong>01</strong>1 nicht schlecht. Die Schweiz hielt<br />

sich in der Finanzkrise erstaunlich gut,<br />

so dass die Arbeitslosenzahlen und die<br />

Neuzugänge in der wirtschaftlichen Sozialhilfe<br />

der Gemeinden nicht alarmierend<br />

waren. Trotzdem befürchten viele<br />

Gemeinden, durch steigende Ausgaben<br />

im Sozialwesen noch stärker als ohnehin<br />

schon unter Druck zu kommen.<br />

Die neue Pflegefinanzierung rückte die<br />

Alters betreuung plötzlich näher an die<br />

Behindertenbetreuung. Verschiedene<br />

Gemeinden versuchten, Kosten in der<br />

Restfinanzierung einzusparen, indem<br />

noch nicht 65-Jährige, die in Altersheimen<br />

wohnten, in Behindertenheime umplatziert<br />

wurden. Die bereits im Experten-Planungsbericht<br />

zum Gesetz über<br />

die sozialen Einrichtungen vorhergesehenen<br />

Schnittstellenprobleme wurden<br />

damit schneller aktuell als erwartet und<br />

müssen gelöst werden.


Alles gleich und trotzdem anders<br />

(Fortsetzung)<br />

Die grosse Zunahme von zugewiesenen<br />

Asylsuchenden heizte die politische Diskussion<br />

an und brachte unsere Abteilung Sozialhilfe<br />

sowie die Caritas Luzern in arge<br />

Bedrängnis. Besonders Nordafrikaner, die<br />

in Tourismusdestinationen<br />

Unsere Aufgaben erstrecken sich oft über mehrere<br />

die europäische<br />

Party-<br />

Jahre, und Resultate werden erst später sichtbar.<br />

und Konsummentalität<br />

kennen gelernt haben, streben<br />

auf ihrer Suche nach besseren Lebensbedingungen<br />

nach Europa. Wir haben den Auftrag,<br />

die zugewiesenen Asylsuchenden unterzubringen.<br />

Ein Teil von ihnen benimmt<br />

sich ungebührend. Dass die Schweiz keine<br />

Wirtschaftsflüchtlinge beherbergen kann<br />

und will, kann man Immigranten trotzdem<br />

ohne Hass und Aggression mitteilen. Kurz<br />

ist unser Gedächtnis. Der Urgrossvater von<br />

Meryl Streep wäre nicht in die USA ausgewandert,<br />

wenn er in seinem Heimatkanton<br />

Obwalden Arbeit und eine Existenz gefunden<br />

hätte.<br />

Auch wir Schweizerinnen und Schweizer<br />

haben genügend Probleme im Zusammenleben.<br />

Unsere Opferberatungsstelle<br />

verzeichnete weiter steigende Zahlen von<br />

Beratungen. Mit ein Grund ist, dass die Beratungsstelle<br />

gut funktioniert und von zuweisenden<br />

Instanzen, auch von der Polizei,<br />

als tüchtige Partnerin wahrgenommen<br />

wird. Aber es gibt zu denken, dass rund<br />

1000 Neumeldungen zu verzeichnen waren,<br />

mehr als die Hälfte wegen häuslicher Gewalt,<br />

und dass die (meist männlichen) Täter<br />

aus allen Gesellschaftsschichten kommen.<br />

Bedenklich sind auch die Zahlen im Kinderschutz.<br />

Im letzten Jahr wurden über 100<br />

Fälle von Kindsmisshandlungen und -missbräuchen<br />

gemeldet, meist im häuslichen<br />

oder verwandtschaftlichen Umfeld. Daneben<br />

nimmt die Bedeutung von Fällen unter<br />

Jugendlichen im schulischen Umfeld<br />

zu. Um Frauen nach einer schweren Tat zu<br />

schützen, werden sie nicht selten vorübergehend<br />

in einem Frauenhaus untergebracht.<br />

Im letzten Jahr wurde eine Leistungsvereinbarung<br />

mit dem Frauenhaus Luzern vorbereitet.<br />

Darin wird festgehalten, welche Betreuung<br />

von der aufnehmenden Institution<br />

erwartet wird und wie die Abgeltung durch<br />

den Kanton gestaltet werden soll.<br />

Den weitaus grössten Teil der<br />

Zuwanderung machen Arbeitsmigranten<br />

und -migrantinnen<br />

aus. Das Thema der Ausländerintegration<br />

ist nach wie vor<br />

aktuell. Der Bund verlangt von den Kantonen,<br />

dass sie bis 2<strong>01</strong>4 ein Konzept vorlegen,<br />

wie sie die Integrationsaufgabe lösen wollen.<br />

Der Kanton Luzern ist darauf gut vorbereitet.<br />

Wir verfügen seit vielen Jahren über<br />

einen Integrationsbeauftragten. So konnten<br />

wir sofort mit der Bestandesaufnahme als<br />

Grundlage für die zukünftige Strategie beginnen.<br />

Die grosse Zunahme von zugewiesenen Asylsuchenden<br />

heizte die politische Diskussion an.<br />

Die Berichterstattung über die DISG jeweils<br />

am Ende eines Jahres ist lückenhaft, spannen<br />

sich doch unsere Aufgaben über mehrere<br />

Jahre und werden Resultate unserer Arbeit<br />

oft erst viel später sichtbar. Beim Niederschreiben<br />

beschäftigten mich die bevorstehenden<br />

Aufgaben mehr als die bereits<br />

erledigten. Packen wir sie an.<br />

Irmgard Dürmüller Kohler, Leiterin Dienststelle<br />

Soziales und Gesellschaft<br />

2 infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2


Fachstelle Gesellschaftsfragen<br />

Beobachten, entwickeln, tätig werden<br />

Die Fachstelle Gesellschaftsfragen (FGF)<br />

ist in den Bereichen Kind-Jugend-Familie,<br />

Gleichstellung von Frau und Mann sowie<br />

Integration von Zugewanderten tätig. Sie<br />

unterstützt Chancengerechtigkeit und gesellschaftliche<br />

Partizipation. Entwicklungen<br />

in diesen Feldern beobachten und den<br />

künftigen Bedarf erkennen, das gehörte<br />

auch 2<strong>01</strong>1 zur Grundlagen arbeit der FGF.<br />

Neue Schwerpunkte der<br />

Gleichstellungsarbeit<br />

Der Bereich Gleichstellung von Frau und<br />

Mann hat im vergangenen Jahr eine Situationsanalyse<br />

abgeschlossen und den aktuellen<br />

Handlungsbedarf erhoben. Gestützt<br />

darauf wird der Fokus neu auf die Gleichstellung<br />

im Erwerbsleben gelegt, mit den<br />

zwei Schwerpunkten «Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie» und «Lohngleichheit von<br />

Frau und Mann».<br />

Chancengerechtigkeit im Erwerbsleben trägt<br />

in hohem Mass zur tatsächlichen Gleichstellung<br />

von Frau und Mann bei. Die FGF will<br />

in den kommenden drei Jahren Betriebe dafür<br />

sensibilisieren und sie bei der Realisierung<br />

von familienfreundlichen Rahmenbedingungen<br />

und der Überprüfung der<br />

Lohngleichheit unterstützen. Erste Informationsveranstaltungen<br />

im 2<strong>01</strong>1 zeigen, dass<br />

das Thema «familienfreundliche Unternehmen»<br />

auch für Betriebe wichtig ist und sie<br />

Interesse signalisieren, sich dafür zu engagieren.<br />

Beim Arbeitsschwerpunkt «Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie» ergeben sich<br />

auch Synergien mit der Internetplattform<br />

der Fachstelle zum Thema Kinderbetreuung<br />

www.kinderbetreuung.lu.ch. Diese Plattform<br />

gibt einen Überblick über Kinderbetreuungsangebote<br />

im Kanton Luzern. Eltern<br />

werden bei der Suche nach einem geeigneten<br />

Angebot unterstützt. Die Seite wurde<br />

2<strong>01</strong>1 aktualisiert und wird 2<strong>01</strong>2 noch benutzerfreundlicher<br />

ausgerichtet.<br />

Integrationsförderung – eine<br />

Auslegeordnung<br />

Der Bundesrat will die Integrationspolitik<br />

auf 2<strong>01</strong>4 neu ausrichten. Integration soll<br />

als Querschnittsaufgabe und verbindlicher<br />

Grundauftrag der Regelstrukturen stärker<br />

verankert werden. Auch die gegenwärtige<br />

ergänzende Integrationsförderung soll weiterentwickelt<br />

werden. Die Kantone haben<br />

den Auftrag, eine kantonale Integrationsstrategie<br />

auszuarbeiten, die diesen beiden<br />

Anliegen Rechnung trägt.<br />

Die Fachstelle Gesellschaftsfragen geht<br />

diese Aufgabe im Auftrag der Regierung in<br />

zwei Schritten an. Der erste Schritt erfolgte<br />

2<strong>01</strong>1 mit einer umfassenden Situationsanalyse.<br />

Es wurde eine Bestandsaufnahme und<br />

Beurteilung der Integrationsarbeit von kantonalen<br />

und kommunalen Stellen sowie von<br />

zivilgesellschaftlichen Organisationen im<br />

Kanton Luzern gemacht. Gleichzeitig wurden<br />

die Verantwortlichen nach den Herausforderungen<br />

und dem Handlungsbedarf für<br />

die kommenden Jahre befragt. Für diese<br />

Situationsanalyse hat die Fachstelle, mit finanzieller<br />

Unterstützung des Bundes, ein<br />

externes Mandat vergeben.<br />

Verschiedene Aktivitäten, beispielsweise<br />

die Begrüssungsgespräche<br />

oder die Informationsveranstaltungen<br />

für neu<br />

Zuziehende, konnten vertieft<br />

evaluiert werden. In enger Begleitung<br />

durch die FGF sind<br />

im Verlaufe von 2<strong>01</strong>1 verschiedene<br />

Teilberichte entstanden<br />

und publiziert worden. Der<br />

Schlussbericht wird im April<br />

2<strong>01</strong>2 vorliegen. Diese Auslegeordnung<br />

dient der FGF dazu,<br />

nun mit den involvierten Stellen<br />

die Ausrichtung der neuen<br />

Integrationsarbeit zu entwickeln.<br />

Auskunft und Beratungen 2<strong>01</strong>1<br />

Die Fachstelle Gesellschaftsfragen wird<br />

oft für kurze Beratungen und Auskünfte<br />

angefragt (in Klammer Zahlen des Vorjahres):<br />

Bereich<br />

Kind-Jugend-Familie 124 (123)<br />

Bereich Gleichstellung<br />

von Frau und Mann 74 (118)<br />

Bereich Integration 55 (62)<br />

Ferner erfolgten insgesamt 464 Versände<br />

mit Informationsmaterial (346).<br />

infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2<br />

3


Beobachten, entwickeln, tätig werden<br />

(Fortsetzung)<br />

Veranstaltungen 2<strong>01</strong>1<br />

Die Fachstelle Gesellschaftsfragen hat<br />

zahlreiche Veranstaltungen angeboten.<br />

Eine Auswahl:<br />

– An der dritten Plattform unter dem Titel<br />

«Zwischen Selbstbestimmung und<br />

gesellschaftlichen Erwartungen – Geschlechterrollen<br />

im Wandel» diskutierten<br />

135 Fachleute und Interessierte über<br />

Veränderungen der Geschlechterrollen<br />

in Familie und Arbeitswelt.<br />

– Integrationstag auf der Eventbühne der<br />

LUGA.<br />

– Zwei Workshops, der eine mit Vertretenden<br />

von Migrantenorganisationen,<br />

der andere mit Fachpersonen aus dem<br />

Bereich Integration zum Thema «Handlungsbedarf<br />

in der Integrationsförderung».<br />

– Stand an der Hochzeitsmesse mit einem<br />

Impuls zu Beruf und Familie unter dem<br />

Motto «Gemeinsam Regie führen».<br />

– Während der Kampagne «16 Tage<br />

gegen Gewalt an Frauen» machten<br />

zahlreiche Aktionen auf das Thema<br />

aufmerksam. Wiederum präsent waren<br />

die Plakate und Postkarten zum Motto<br />

«Decken Sie auf, was andere abdecken».<br />

– Im November fand der zweite Nationale<br />

Zukunftstag statt. Mädchen und Buben<br />

lernten Arbeits- und Lebensbereiche<br />

kennen, die ihnen Horizonte für ihre<br />

Zukunft jenseits traditioneller Geschlechterrollen<br />

eröffnen. Im Kanton Luzern<br />

engagieren sich dafür zahlreiche<br />

Lehrpersonen, Eltern, Unternehmen und<br />

Berufsverbände.<br />

– An der Zentralschweizer Bildungsmesse<br />

Zebi 2<strong>01</strong>1 erfolgten zwei Projekte zum<br />

Thema Chancengleichheit in der<br />

Berufswahl. Angeboten wurden fremdsprachige<br />

Führungen sowie das Theater<br />

«Abfl ug» zum Thema Lehrstellensuche.<br />

Partizipation von Kindern<br />

und Jugendlichen<br />

Die Kinder und Jugendlichen<br />

von heute sind die gesellschaftsprägende<br />

Generation<br />

von morgen. Um sie darauf<br />

vorzubereiten, ist eine gelingende<br />

Integration in die Gesellschaft<br />

wichtig. Dazu gehört<br />

auch, die demokratischen<br />

Prozesse kennenzulernen. Zur<br />

Förderung der politischen Partizipation<br />

organisierte die FGF<br />

im Rahmen der Jubiläumsgedenkfeier<br />

Sempach im Sommer<br />

eine Jugend-Debatte.<br />

Jugendliche diskutierten mit<br />

Kantonsrätinnen und Kantonsräten<br />

über Themen, die für sie<br />

relevant sind und sammelten<br />

dabei politische Erfahrungen.<br />

Förderung vielfältiger<br />

Projekte<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>1 konnte die FGF<br />

wiederum mit Mitteln aus<br />

dem Lotteriefonds Kinderund<br />

Jugendprojekte unterstützen,<br />

welche die Mitwirkung<br />

und Mitbestimmung bezwecken.<br />

Insgesamt 47 Organisationen<br />

und Gruppen reichten<br />

Projektgesuche ein. In<br />

den 38 geförderten Projekten<br />

wurde Theater gespielt, wurden<br />

Tanzdar bietungen einstudiert,<br />

musika lische Wettbewerbe<br />

ausgetragen, gemeinsam<br />

mit Seniorinnen und Senioren<br />

gegärtnert, politische<br />

Erfahrungen gesammelt und<br />

vieles mehr. Diese bunte Palette<br />

von Projekten macht ersichtlich,<br />

in wie vielen gesellschaftlichen<br />

Bereichen Kinder<br />

und Jugendliche im Kanton<br />

Luzern aktiv sind.<br />

2<strong>01</strong>1 hat die FGF auch 39 Projekte (von total<br />

42 eingegangenen Gesuchen) zur Förderung<br />

der Integration finanziell unterstützt.<br />

Zum Beispiel Angebote zur Kommunikation<br />

und Sprachförderung, Informationsveranstaltungen,<br />

Aufbau von Netzwerken zur<br />

Integrationsförderung in Gemeinden sowie<br />

Angebote zur Öffnung von Vereinen und Institutionen.<br />

Zusammen mit der federführenden<br />

Dienststelle Berufs- und Weiterbildung<br />

(DBW) wurden mit 16 Trägerschaften,<br />

die alltagsorientierte Deutschkurse durchführen,<br />

Leistungsverträge abgeschlossen.<br />

115 Deutschkurse mit gegen 1050 Teilnehmenden<br />

wurden 2<strong>01</strong>1 über den Integrationskredit<br />

des Bundes und des Kantons unterstützt.<br />

Ruth Bachmann, Abteilungsleiterin Fachstelle<br />

Gesellschaftsfragen<br />

4 infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2


Fachstelle Kinderschutz<br />

Gute Basis für neue Ausrichtung<br />

Das Kindeswohl schützen – darum geht es<br />

stets bei der Beratung von Behörden und<br />

Organisationen. Die Fachstelle Kinderschutz<br />

bietet auch Weiterbildung an und<br />

ist in der Fachwelt schweizweit vernetzt.<br />

Sie hat ein gutes Fundament, um künftig<br />

Aufgaben wahrzunehmen, die bisher aus<br />

Kapazitätsgründen zu kurz kamen.<br />

Beratungstätigkeit<br />

Die Neumeldungen nahmen 2<strong>01</strong>1 leicht zu.<br />

Es wurden 107 Fälle erfasst (2<strong>01</strong>0: 100) mit<br />

194 betroffenen Kindern. Die meisten Anfragen<br />

kamen von Schulen (50), gefolgt von<br />

Gemeinden (21); 18 Kontaktnahmen erfolgten<br />

von Beratungsstellen, 15 von sozialen<br />

Einrichtungen und Freizeitverbänden<br />

und 3 von Eltern. Bezüglich Misshandlungsformen<br />

gingen 37 Anfragen ein zu körperlicher<br />

Gewalt, 31 zu sexuellen Übergriffen,<br />

27 zu psychischen Misshandlungen und 12<br />

Kontakte bezogen sich auf Vernachlässigung.<br />

Auffallend ist, dass im Bereich sexuelle<br />

Gewalt vermehrt Kinder und Jugendliche<br />

Täter sind. Opfer sind oft Knaben, die bedeutend<br />

jünger sind als die Täter. Über die<br />

Gründe können wir nur mutmassen. Sicherlich<br />

spielt die erhöhte Sensibilität eine Rolle,<br />

was die Knaben beziehungsweise deren Eltern<br />

ermutigt, sich zu outen.<br />

Weiterbildung<br />

Sind Kinder und Jugendliche in sozialen Institutionen<br />

stärker gefährdet, Opfer sexueller<br />

Gewalt zu werden? Dieser Frage widmete<br />

sich eine Tagung, die von der Dienststelle<br />

Soziales und Gesellschaft und Curaviva<br />

organisiert wurde. Die Hauptreferentin beleuchtete<br />

strukturelle Präventionselemente,<br />

stellte Erfahrungen bei der Umsetzung von<br />

Präventionskonzepten vor und zeigte auf,<br />

was bei der Entwicklung von Standards in<br />

der Präventionsarbeit zu berücksichtigen<br />

ist. Ziel der Tagung war, die Institutionen<br />

für das Thema zu sensibilisieren und Hintergrundwissen<br />

zu vermitteln. Feedbacks<br />

zeigen, dass dies sehr gut gelang.<br />

Netzwerk<br />

Im Mai 2<strong>01</strong>1 lud die Fachstelle Kinderschutz<br />

die Mitglieder der Schweizerischen Konferenz<br />

der kantonalen Verantwortlichen für<br />

Kindesschutz und Jugendhilfe zur zweitägigen<br />

Landeskonferenz nach Luzern ein.<br />

Rund 20 Fachpersonen aus den verschiedenen<br />

Regionen unseres Landes diskutierten<br />

neue Themen und Perspektiven im Bereich<br />

des Kindes- und Jugendschutzes. Sie<br />

nutzten die Gelegenheit zum informellen<br />

Austausch, und es war spannend, Einblick<br />

in die Praxis der Kolleginnen und Kollegen<br />

aus der Westschweiz zu bekommen.<br />

Neuausrichtung Fachstelle Kinderschutz<br />

Die Fachstelle Kinderschutz Kanton Luzern<br />

wird in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen<br />

feiern. Zeit also, einen<br />

Blick zurück und einen in<br />

die Zukunft zu werfen. Während<br />

all der Jahre gelang es,<br />

die Fachstelle als zentrale Anlaufstelle<br />

bei Fragen zur Gefährdung<br />

des Kindeswohls zu<br />

etablieren. Aufgrund der grossen<br />

Nachfrage lag der Schwerpunkt<br />

immer bei der Beratung<br />

von Behörden, Schulen und<br />

Fachstellen. Mit dem neuen<br />

Kindes- und Erwachsenenschutzgesetz,<br />

das 2<strong>01</strong>3 in Kraft tritt, werden<br />

regionale interdisziplinäre Fachbehörden<br />

geschaffen. Damit wird die Fachstelle Kinderschutz<br />

entlastet und kann sich künftig<br />

auf Aufgaben konzentrieren, die bisher aus<br />

Ressourcengründen nicht oder nur teilweise<br />

wahrgenommen werden konnten.<br />

Katharina Steiger, Fachstelle Kinderschutz<br />

infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2<br />

5


Abteilung Opferhilfe<br />

Die Zusammenarbeit weiterentwickeln<br />

Für die Abteilung Opferhilfe war 2<strong>01</strong>1 die<br />

Kooperation mit Partnerorganisationen ein<br />

Schwerpunkt. Gemeinsam mit dem Zweckverband<br />

für institutionelle Sozialhilfe und<br />

Gesundheitsförderung (ZiSG) wurde ein<br />

neuer Leistungsvertrag mit dem Frauenhaus<br />

erarbeitet. Die Zusammenarbeit mit<br />

der Fachstelle FIZ Zürich wurde anhand<br />

konkreter Fälle im Bereich Menschenhandel<br />

intensiviert.<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>1 hat die Abteilung Opferhilfe<br />

insgesamt 300 Gesuche erhalten. Sie hat Opfern<br />

von Straftaten Beiträge für Hilfsmassnahmen<br />

sowie für Genugtuung und Entschädigung<br />

von insgesamt rund 741 000<br />

Franken bewilligt.<br />

Hilfsmassnahmen<br />

131 Gesuche betrafen Kostengutsprachen<br />

für therapeutische Hilfe, 51 für juristische<br />

Unterstützung und 18 für die Finanzierung<br />

von Notunterkünften. Für alle Hilfsmassnahmen<br />

wurden Beiträge von insgesamt<br />

545 400 Franken ausbezahlt. Auffällig ist<br />

die Zunahme bei den Anwalts- und Verfahrenskosten<br />

(juristische Hilfe). Es wurde<br />

rund ein Drittel mehr Gesuche um Kostengutsprache<br />

eingereicht, und die ausbezahlten<br />

Beträge haben sich fast verdoppelt. Wir<br />

gehen davon aus, dass dies mit der neuen<br />

eidgenössischen Strafprozess- und Zivilprozessordnung<br />

zu tun hat, welche die unentgeltliche<br />

Rechtspflege restriktiver regeln.<br />

Entschädigung und Genugtuung<br />

Die Gesuche um Entschädigung und/oder<br />

Genugtuung nahmen wiederum etwas ab.<br />

Dies ist auf die Änderung des Opferhilfegesetzes<br />

per 2009 zurückzuführen, mit der die<br />

Verwirkungsfrist von früher zwei auf fünf<br />

Jahre ab Straftat verlängert wurde. 2<strong>01</strong>1<br />

wurden Entschädigungen von 31 000 Franken<br />

und Genugtuungen von 164 000 Franken<br />

ausgerichtet.<br />

Häusliche Gewalt: Leistungsvertrag mit<br />

Frauenhaus Luzern<br />

2009 haben die Abteilung Opferhilfe und<br />

der ZiSG begonnen, die Zusammenarbeit<br />

mit dem Frauenhaus und dessen Finanzierung<br />

zu überarbeiten. Nach umfangreichen<br />

Vergleichsabklärungen mit Frauenhäusern<br />

anderer Kantone hat das Frauenhaus Luzern<br />

im ersten Quartal 2<strong>01</strong>1 eine Leistungserfassung<br />

gemacht, die aufschlussreiche Daten<br />

zur Belastung und zu den Dienstleistungen<br />

lieferte. Diese Daten gaben wiederum gute<br />

Anhaltspunkte zur Aufteilung der Kosten<br />

zwischen dem ZiSG als Finanzierer von Institutionen<br />

im Sozialbereich und der Opferhilfe<br />

als Finanziererin von Leistungen in<br />

diesem speziellen Fachbereich. Vorbehältlich<br />

der Genehmigung des Budgets durch<br />

den Kantonsrat kann im laufenden Jahr der<br />

neue Leistungsvertrag zwischen dem Gesundheits-<br />

und Sozialdepartement bzw.<br />

der DISG, dem ZiSG und dem Verein zum<br />

Schutz misshandelter Frauen umgesetzt<br />

werden.<br />

Andrea Heri Black, Abteilungsleiterin Opferhilfe<br />

und Kinderschutz<br />

6 infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2


Opferberatungsstelle<br />

Zahl der Neuanmeldungen steigend<br />

Menschen, die Opfer einer Straftat wurden,<br />

haben Anspruch auf Beratung. Diese<br />

nehmen das Angebot in zunehmendem<br />

Mass wahr – nicht zuletzt, weil die Polizei<br />

die Opfer darüber informieren muss.<br />

Dennoch kontaktiert jedes zweite Opfer<br />

oder eine Angehörige die Beratungsstelle<br />

von sich aus.<br />

Seit die Opferberatungsstelle vor drei Jahren<br />

zur DISG kam, haben die Beratungszahlen<br />

in allen Themenkreisen deutlich zugenommen:<br />

Die Anzahl Neumeldungen stieg von<br />

681 im Jahr 2009 auf 994 im vergangenen<br />

Jahr. Am deutlichsten war der Anstieg im<br />

Bereich der Gewalt an Frauen, wo die Steigerung<br />

aufs Vorjahr 19 Prozent betrug. Bemerkenswert<br />

ist, dass gleichzeitig die Polizeiinterventionen<br />

bei häuslicher Gewalt<br />

markant rückläufig waren. Eine Entwicklung,<br />

die im laufenden Jahr im Auge behalten<br />

werden muss.<br />

Wie gelangen Menschen, die Opfer einer<br />

Straftat wurden, in Kontakt mit der Opferberatungsstelle?<br />

Am häufigsten stellen Betroffene<br />

selber oder Angehörige den Erstkontakt<br />

her, jeder fünfte Kontakt erfolgt durch<br />

Fachpersonen. Zudem regelt das Opferhilfegesetz<br />

die Informationspflicht der Strafverfolgungsbehörden<br />

gegenüber den Opfern<br />

und die Pflicht der Beratungsstelle, mit den<br />

Betroffenen Kontakt aufzunehmen. Im Kanton<br />

Luzern werden nach einer Straftat die<br />

Opfer von der Polizei über das Angebot der<br />

Opferhilfe informiert und die Personalien<br />

mit deren Einverständnis an die Opferberatungsstelle<br />

weitergeleitet. Diese nimmt mit<br />

dem Opfer oder seinen Angehörigen telefonisch<br />

oder schriftlich Kontakt auf.<br />

Als Besonderheit bei Wegweisungen der gewaltausübenden<br />

Person nach häuslicher Gewalt<br />

gilt seit Anfang 2<strong>01</strong>1 der proaktive Ansatz.<br />

Das heisst, die Polizei muss alle verfügten<br />

Wegweisungen auch ohne Einwilligung<br />

des Opfers an die Opferberatungsstelle<br />

melden. Diese kontaktiert das Opfer umgehend<br />

telefonisch, um dringliche Sofortmassnahmen<br />

zu klären.<br />

Meist telefonische Erstkontakte<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>1 erfolgte rund ein Fünftel (200)<br />

aller Neumeldungen per Fax durch die Polizei.<br />

Die restlichen vier Fünftel, also rund<br />

800 Erstkontakte stellten Selbstmelder oder<br />

Dritte her – in den allermeisten Fällen via<br />

Telefon, nur selten per Mail oder durch Vorsprechen<br />

am Schalter. Eine beachtliche<br />

Zahl, zumal die Opferberatungsstelle nicht<br />

über eine 24-Stunden-Telefonhotline verfügt.<br />

Die telefonische Erreichbarkeit der<br />

Opferberatungsstelle ist also bei steigenden<br />

Fallzahlen von zentraler Bedeutung für einen<br />

raschen und niederschwelligen Erstkontakt<br />

nach einer Straftat.<br />

Total wurden 1674 aktive Dossiers geführt<br />

(2<strong>01</strong>0: 1536).<br />

Brigitte Knüsel, Abteilungsleiterin Opferberatungsstelle<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2<br />

7


Apteilung Soziale Einrichtungen<br />

Angebote aktiv mitgestalten<br />

Unsere Abteilung ist zuständig für die<br />

Finanzierung von und die Aufsicht über<br />

anerkannte soziale Einrichtungen: Internate<br />

für Kinder- und Jugendliche und<br />

Wohnheime und Werkstätten für Menschen<br />

mit Behinderungen. Mit unserer Arbeit<br />

steuern und gestalten wir die Angebote<br />

gemeinsam mit den Verantwortlichen der<br />

Institutionen aktiv mit.<br />

Die Abteilung Soziale Einrichtungen ist insgesamt<br />

für 44 Institutionen zuständig. 31<br />

davon sind nach dem Gesetz über soziale<br />

Einrichtungen (SEG) und 13 nach dem Sozialhilfegesetz<br />

(SHG) des Kantons anerkannt.<br />

Neues Aufsichtskonzept<br />

Im Januar 2<strong>01</strong>1 trat das neue Aufsichtskonzept<br />

im SEG-Bereich in Kraft, das die Aufgaben<br />

der Trägerschaften, der Einrichtungen,<br />

externer Auditfirmen und unserer Abteilung<br />

neu regelt. Es eliminiert Doppelspurigkeiten<br />

und verkleinert den administrativen<br />

Aufwand. Häufigkeit und Art der Aufsichtsbesuche<br />

wurden angepasst. 2<strong>01</strong>1 haben<br />

wir 15 Aufsichtsbesuche bei SEG- und<br />

9 bei SHG-Einrichtungen durchgeführt. Die<br />

Erfahrungen mit dem neuen Konzept sind<br />

mehrheitlich positiv. Demnächst wird eine<br />

Auswertung gemeinsam mit der Interessengemeinschaft<br />

Trägerschaften<br />

und der Heimkonferenz des<br />

Kantons Luzern, die an der<br />

Erarbeitung des Konzepts beteiligt<br />

waren, vorgenommen.<br />

SEG-Planungsbericht<br />

Der SEG-Planungsbericht, der<br />

sich mit der Bedarfs- und Angebotsentwicklung<br />

bis 2020<br />

befasst, wurde Ende Oktober<br />

2<strong>01</strong>1 fertiggestellt. Viele wertvolle<br />

Rückmeldungen aus<br />

der Vernehmlassung wurden<br />

darin aufgenommen. Die<br />

Regie rung wird den Bericht<br />

voraus sichtlich im Mai dem<br />

Kantonsrat vorlegen. Danach wird die Umsetzung<br />

an die Hand genommen. Diese ist<br />

abhängig von sozial- und finanzpolitischen<br />

Entscheiden und wird schrittweise erfolgen.<br />

Neue Leistungsaufträge<br />

Im Auftrag der Kommission für sozia le<br />

Einrichtungen (KOSEG) haben wir zusammen<br />

mit den 31 SEG-Einrichtungen<br />

neue Leistungsaufträge für die Jahre 2<strong>01</strong>2<br />

bis 2<strong>01</strong>5 ausgearbeitet. In diesen Verträgen<br />

werden unter anderem die maximalen<br />

Platzzahlen in den Institutionen festgelegt.<br />

Dieses Steuerungsinstrument ist für die sozialen<br />

Einrichtungen und die KOSEG von<br />

zentraler Bedeutung. Die neuesten Erkenntnisse<br />

über die Bedarfsentwicklung und die<br />

politischen Rahmenbedingungen müssen<br />

jeweils berücksichtigt werden. Diese Aufgabe<br />

ist für alle Beteiligten anspruchsvoll.<br />

Platzierungsgesuche<br />

Das SEG enthält mehrere Steuerungsinstrumente.<br />

Eines davon ist die zentrale Überprüfung<br />

sämtlicher Platzierungen in SEG-Einrichtungen.<br />

Nebst der Zuständigkeit wird<br />

die Eignung der Einrichtung für die betreffende<br />

Person geprüft. Eine Kostenübernahmegarantie<br />

ist Voraussetzung, um einen<br />

Wohn-, Arbeits- oder Beschäftigungsplatz<br />

in einer sozialen Einrichtung innerhalb oder<br />

ausserhalb des Kantons Luzern zu beanspruchen.<br />

Je nach Art der Unterbringung ist das<br />

Verfahren unterschiedlich. 2<strong>01</strong>1 hat unsere<br />

Abteilung rund 2000 Einritts- oder Verlängerungsgesuche<br />

bearbeitet (ohne Austritte und<br />

sonstige Mutationen). Durchschnittlich nahmen<br />

im Jahr 2<strong>01</strong>1 zwischen 3600 und 4000<br />

Personen ein SEG-Angebot in Anspruch.<br />

John Hodel, Abteilungsleiter Soziale Einrichtungen<br />

8 infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2


Abteilung Sozialhilfe<br />

Asylsuchende: Engpass knapp überbrückt<br />

Die Vielfalt der Aufgaben macht die<br />

Abteilung zu einem interessanten Arbeitsfeld.<br />

2<strong>01</strong>1 war die Revision der Prämienverbilligung<br />

ein wichtiges Thema. Und<br />

eine besondere Herausforderung war die<br />

Unterbringung von Asylsuchenden. Der<br />

Bund hat dem Kanton Luzern doppelt so<br />

viele Asylsuchende zugewiesen wie im<br />

Vorjahr.<br />

Entwicklungen im Bereich Sozialhilfe<br />

Die Zahl der neuen und laufenden Dossiers<br />

im Bereich der Weiterverrechnung von Sozialhilfeleistungen<br />

an die Heimatgemeinden<br />

und Heimatkantone hat sich im Jahr<br />

2<strong>01</strong>1 nur leicht erhöht. Hingegen ist der Betrag<br />

der rückerstatteten Sozialhilfe markant<br />

auf rund 6,8 Millionen Franken gestiegen.<br />

Auffällig ist, dass die Gesamtheit der Luzerner<br />

Gemeinden über 2 Millionen Franken<br />

mehr bezahlten als sie selbst zurückerstattet<br />

erhielten. Der Kanton Luzern hat denn<br />

auch in der Vernehmlassung zur Revision<br />

des Bundesgesetzes über die Zuständigkeit<br />

für die Unterstützung Bedürftiger (ZUG) die<br />

Abschaffung der Rückerstattungspflicht befürwortet.<br />

Internationales Alimenteninkasso<br />

Beim internationalen Alimenteninkasso<br />

stieg die Zahl der neu eröffneten Fälle auf 27<br />

an (Vorjahr 19). Ebenso hat die Komplexität<br />

der Fälle zugenommen – die Anforderungen<br />

an die Fachkenntnisse der bearbeitenden<br />

Personen in den Gemeinden (rechtliche Fragen,<br />

Übersetzungen, Beglaubigungen etc.)<br />

sind gestiegen und die Unterstützung durch<br />

unsere Alimentenfachfrau war entsprechend<br />

gefragt.<br />

Revision der Prämienverbilligung<br />

Der Bericht «Arbeit muss sich lohnen» (Info-<br />

DISG 2<strong>01</strong>0/1) empfahl eine Neugestaltung<br />

der Prämienverbilligung. Deshalb beauftragte<br />

der Regierungsrat Ende 2<strong>01</strong>0 eine<br />

Projektgruppe mit der Vorbereitung einer<br />

Teilrevision des Gesetzes. Damit sollten einkommensschwache<br />

Haushalte mit Kindern<br />

gezielter entlastet, die Schwelleneffekte reduziert<br />

und gleichzeitig die Änderungen des<br />

Bundesgesetzes nachvollzogen werden. Die<br />

Expertengruppe empfahl,<br />

− die Bemessungsgrundlage so zu verändern,<br />

dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />

besser abgebildet wird,<br />

− den heute fixen Selbstbehalt mit steigendem<br />

Einkommen anzuheben,<br />

− die Auszahlung der Prämienverbilligung<br />

an die Krankenkassen und die zentrale<br />

elektronische Bearbeitung der Gesuche<br />

von der Ausgleichskasse vornehmen zu<br />

lassen.<br />

Die Gesetzesrevision wird im laufenden<br />

Jahr im Kantonsrat behandelt werden.<br />

IIZ-Koordinationsstelle<br />

Die Interinstitutionelle Zusammenarbeit<br />

(IIZ) im Kanton Luzern hat sich im inzwischen<br />

dritten Betriebsjahr etabliert. Hier<br />

geht es um die Eingliederung erwerbsloser<br />

Menschen mit mehreren Problemen, die den<br />

Schritt zurück in die Arbeitswelt erschweren.<br />

Oft führt eine solche Mehrfachproblematik<br />

wiederholt zu Phasen von Arbeitslosigkeit.<br />

Drei von vier Betroffenen sind<br />

wegen gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

auch bei der IV<br />

angemeldet. Mehr als die Hälfte<br />

ist auf Sozialhilfe angewiesen.<br />

Spätestens wenn mehrere Institutionen<br />

involviert sind, entsteht<br />

der Bedarf nach Koordination.<br />

Diese leistet die IIZ-Koordinationsstelle<br />

(www.iiz.lu.ch). In<br />

einem Standortgespräch kommen<br />

alle Beteiligten zusammen<br />

und planen mit der betroffenen<br />

Person gemeinsam die nächsten<br />

Schritte. Häufig ist danach von<br />

Klienten und Klientinnen zu hören:<br />

«Es hat mich sehr entlastet,<br />

dass ich nun wusste, von wem<br />

ich wofür Unterstützung holen<br />

infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2<br />

9


Asylsuchende: Engpass knapp überbrückt<br />

(Fortsetzung)<br />

Asylgesuche beim<br />

Bund seit 1999<br />

kann, und dass es eine Hauptansprechperson<br />

gibt, die den Überblick behält».<br />

Asylsuchende und Flüchtlinge:<br />

Zunehmende Anspannung<br />

Die Zunahme der Asylgesuche war im 2.<br />

Halbjahr 2<strong>01</strong>1 so stark wie seit 2003 nicht<br />

mehr. Im Vergleich zu 2<strong>01</strong>0 hat das Bundesamt<br />

für Migration dem Kanton Luzern 2<strong>01</strong>1<br />

etwa doppelt so viele Asylsuchende zugewiesen,<br />

insgesamt 935.<br />

Gemäss Dublin-Abkommen ist das erste europäische<br />

Land, zu dem Asylsuchende einen<br />

Bezug haben, für das Asylgesuch zuständig.<br />

Viele Gesuchstellende konnten nach kurzem<br />

Aufenthalt in der Schweiz dorthin zurückgeführt<br />

werden. Das entlastete die Unterbringungsstrukturen.<br />

Gleichzeitig hat sich<br />

die Zahl der Menschen verdoppelt, die als<br />

Flüchtling dauerhaft bleiben können oder<br />

vorläufig aufgenommen wurden.<br />

Die Zuweisung von mehr Asylsuchenden an<br />

den Kanton, die Tatsache, dass mehr Personen<br />

im Asylbereich längerfristig bleiben<br />

können und der ausgetrocknete Wohnungsmarkt<br />

haben zu einem Engpass in der Unterbringung<br />

geführt. Schon Anfang Jahr<br />

stand fest, dass 70 Plätze des Zentrums<br />

Witenthor in Malters per Ende März 2<strong>01</strong>2<br />

wegfallen würden. Mehrere Objekte für ein<br />

neues Zentrum wurden evaluiert. Der politische<br />

und baurechtliche Widerstand war<br />

aber so gross, dass keine termingerechte Eröffnung<br />

eines Ersatz- oder Entlastungszentrums<br />

möglich war.<br />

Die Caritas Luzern ist im Auftrag des Kantons<br />

für die Unterbringung und Sozialhilfe<br />

im Asylwesen zuständig. In den vergangenen<br />

Monaten konnte sie zahlreiche<br />

Reserveplätze in Wohnungen anmieten. Damit<br />

konnte der Engpass knapp überbrückt<br />

werden.<br />

Neue Strategie im Asylbereich<br />

Der Regierungsrat hat sich 2<strong>01</strong>1 mehrfach<br />

mit der Asylproblematik befasst und im November<br />

eine neue Strategie beschlossen:<br />

− Klein- statt Grosszentren neben dem Zentrum<br />

Sonnenhof,<br />

− Beschäftigung der Asylsuchenden von<br />

Anfang ihres Aufenthalts an,<br />

− Überprüfung der Gemeindeverteilung,<br />

um die Gemeinden in die Beschaffung<br />

von Wohnraum mit einzubeziehen.<br />

Im Integrationsbereich wurde das Spezialprojekt<br />

«Angebote für Eritreer und Somalier»<br />

abgeschlossen und in die normalen<br />

Strukturen zurückgeführt. Die Gastroausbildung,<br />

die mit Riesco geschaffen wurde,<br />

konnte mit Erfolg durchgeführt werden.<br />

Die Kantone Basel-Stadt und Luzern haben<br />

ein Monitoring durchgeführt, um die<br />

Wirkung der Integrationsmassnahmen für<br />

vorläufig Aufgenommene zu prüfen. Der<br />

Bericht empfiehlt, die unterstützungsrechtliche<br />

Gleichstellung mit Flüchtlingen beizubehalten,<br />

die Sprachförderung zu intensivieren<br />

und die berufliche Eingliederung von<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen stärker<br />

zu fördern.<br />

Dominik Wettstein, Abteilungsleiter Sozialhilfe<br />

10 infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2


Zentrale Dienste und Finanzen<br />

Neue Instrumente – optimale Führung<br />

«MASY», das neue Managementsystem<br />

der DISG, ist eine gute Arbeitsgrundlage,<br />

die uns weiterbringt. Wir haben es in<br />

der ersten Jahreshälfte 2<strong>01</strong>1 eingeführt.<br />

Ferner haben wir uns auf das neue Gesetz<br />

über die Steuerung von Finanzen und<br />

Leistungen vorbereitet.<br />

Im Dezember 2<strong>01</strong>0 hat sich die Geschäftsleitung<br />

der DISG das Ziel gesetzt, das Managementsystem<br />

MASY (infoDISG 1/2<strong>01</strong>1)<br />

bis im Sommer 2<strong>01</strong>1 eingeführt zu haben.<br />

Uns war von Anfang an bewusst, dass dies<br />

ein sportlicher Fahrplan war; ging es doch<br />

darum, insgesamt 136 Prozesse zu erarbeiten,<br />

zu durchleuchten und schlussendlich<br />

im Managementsystem zu dokumentieren.<br />

Die Prozesse sind in Führungs-, Unterstützungs-<br />

und Leistungserbringungsprozesse<br />

aufgeteilt. Letztere in unseren Kerngeschäften<br />

Soziale Einrichtungen, Sozialhilfe, Asylund<br />

Flüchtlingswesen, IIZ, Opferberatung,<br />

Opferhilfe und Kinderschutz sowie im Bereich<br />

Gesellschaftsfragen.<br />

Klare Abläufe und Prozesse<br />

Dank dem grossen Einsatz aller Mitarbeitenden<br />

der Dienststelle haben wir seit Mitte<br />

2<strong>01</strong>1 ein Managementsystem, das uns im<br />

Alltag begleitet. Der Prozess hat uns auch<br />

geholfen, dienststelleninterne Schnittstellen<br />

zu klären, Schwachpunkte zu erkennen und<br />

entsprechende Massnahmen zu definieren.<br />

Wir haben auch das Interne Kontrollsystem<br />

(IKS) vollständig mit dem Managementsystem<br />

abgestimmt, so dass wir heute über ein<br />

funktionsfähiges und unterstützendes Kontrollsystem<br />

verfügen, das uns Sicherheit im<br />

Arbeitsalltag bringt. Für ein optimales Zusammenwirken<br />

sind gut strukturierte und<br />

klare Abläufe und Prozesse in einer Unternehmung<br />

das A und O. Grundsätzlich dürfen<br />

wir feststellen, dass unsere Dienststelle<br />

in dieser Hinsicht gut aufgestellt ist.<br />

Wir hatten schon vor der Einführung des<br />

MASY gute Checklisten im Bereich der Personalführung.<br />

Trotzdem sind wir froh darüber,<br />

nun beispielsweise die Prozesse zum<br />

Austritt und Eintritt von Mitarbeitenden jederzeit<br />

im Managementsystem abrufen zu<br />

können. Im Jahr 2<strong>01</strong>1 hatten wir nämlich<br />

auch in den Zentralen Diensten diverse personelle<br />

Veränderungen – Eintritte, Austritte,<br />

Mutterschaftsurlaub, Stellvertretungen –<br />

administrativ zu bewältigen. Es gehört zu<br />

unseren Aufgaben, dafür zu sorgen, dass<br />

neue Mitarbeitende am ersten Arbeitstag einen<br />

funktionierenden PC-Account haben,<br />

dass austretende Mitarbeitende aus den verschiedenen<br />

Benutzergruppen gelöscht werden<br />

und vieles mehr. Es ist uns ein grosses<br />

Anliegen, neue Mitarbeitende gut einzuführen<br />

und ihnen insbesondere am ersten Arbeitstag<br />

ein Gefühl des Willkommen-Seins<br />

zu vermitteln. Dies ist uns im Jahr 2<strong>01</strong>1 gut<br />

gelungen.<br />

Budget 2<strong>01</strong>2 nach neuen Vorgaben<br />

Im Bereich Finanzen haben wir uns auf das<br />

neue Gesetz über die Steuerung von Finanzen<br />

und Leistungen vorbereitet. So wurde<br />

zum Beispiel das Budget 2<strong>01</strong>2 gemäss den<br />

neuen Vorgaben erarbeitet.<br />

Es ging darum, die Kostenstellen,<br />

Kostenträger und Leistungsbereiche<br />

neu zu definieren.<br />

Wir hoffen, mit den neuen Arbeitsinstrumenten,<br />

die ab 1.<br />

Januar 2<strong>01</strong>2 zur Verfügung<br />

stehen, der Dienststellenleitung<br />

gute betriebswirtschaftliche<br />

Grundlagen liefern zu<br />

können, so dass die Dienststelle<br />

optimal geführt werden<br />

kann.<br />

Rahel Iff, Abteilungsleiterin<br />

Zentrale Dienste und Finanzen<br />

Ausbildungsstellen<br />

Wir bilden auch weiterhin Lernende aus.<br />

Die Arbeit mit jungen Leuten ist eine<br />

Bereicherung für unsere tägliche Arbeit.<br />

Und auch die zwei Lernenden, Alma<br />

Sabedini, 2. Lehrjahr, und Roger Küttel,<br />

1. Lehrjahr, schätzen ihren Job: Sie sagen<br />

übereinstimmend: «Die abwechslungsreiche<br />

und spannende Arbeit sowie die<br />

Offenheit unserer Kolleginnen und Kollegen<br />

bereiten uns Freude.»<br />

infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2<br />

11


Personalien, Hinweise, Publikationen<br />

Willkommen<br />

Irène Barmettler Brunschwiler, lic.<br />

phil., M.A. HSG, hat am 1. April ihre<br />

Arbeit als Fachperson Integration in<br />

der Fachstelle Gesellschaftsfragen<br />

aufgenommen. Irène Barmettler hat<br />

an der Universität Zürich Psychologie<br />

studiert und einen Abschluss in «Internationale<br />

Beziehungen und Governance»<br />

an der Universität St. Gallen<br />

gemacht. Sie bringt durch ihre Tätigkeit<br />

als Leiterin der Geschäftsstelle<br />

KulturLegi bei der Caritas Schweiz<br />

grosse Erfahrung im Bereich Integration<br />

und in der Zusammenarbeit mit<br />

verschiedensten Partnerorganisationen<br />

mit. Sie löst Sabine Schoch ab.<br />

Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit<br />

mit Irène Barmettler und<br />

wünschen ihr einen guten Start in unserer<br />

Dienststelle.<br />

Kontakt: 041 228 57 56<br />

irene.barmettler@lu.ch<br />

Austritte<br />

Sabine Schoch, lic. phil., macht sich<br />

im Bereich Mediation beruflich selbstständig.<br />

Wir danken ihr herzlich für<br />

ihren aussergewöhnlich grossen Einsatz<br />

für den Bereich Integration. Sie<br />

hat wesentlich zum Aufbau, zur Verankerung<br />

und zur Weiterentwicklung<br />

der Integrationsförderung des Kantons<br />

beigetragen. Wir wünschen Sabine<br />

Schoch auf ihrem weiteren Weg<br />

alles Gute.<br />

Claudia Nägeli hat die DISG Ende<br />

März 2<strong>01</strong>2 verlassen. Sie arbeitete seit<br />

2007 als Sachbearbeiterin in der Abteilung<br />

Soziale Einrichtungen. Hier<br />

hat sie sehr viel Aufbauarbeit geleistet<br />

und war eine zuverlässige Ansprechperson<br />

für die SEG-Einrichtungen und<br />

IVSE-Verbindungsstellen. Claudia Nägeli<br />

begibt sich auf eine längere Auslandreise.<br />

Wir danken ihr herzlich für<br />

ihr Engagement und wünschen ihr<br />

viele positive Erlebnisse auf der Reise.<br />

Flyer Opferberatungsstelle<br />

in elf Sprachen<br />

Der Flyer der Opferberatungsstelle<br />

ist<br />

nun in elf Sprachen<br />

erhältlich (albanisch,<br />

arabisch, deutsch, englisch,<br />

französisch, italienisch,<br />

portugisisch,<br />

russisch, serbokroatisch, spanisch, tamilisch<br />

und türkisch) und kann über<br />

die Website der DISG online bestellt<br />

werden:<br />

www.disg.lu.ch/bestellen.htm<br />

LUSTAT Jahrbuch<br />

2<strong>01</strong>2<br />

Luzerner Zahlen<br />

und Fakten<br />

– präsent<br />

u nd g r iff bereit.<br />

Wussten<br />

Sie zum Beispiel,<br />

dass 2<strong>01</strong>0<br />

im Kanton Luzern so viele Ehen geschlossen<br />

wurden wie seit 17 Jahren<br />

nicht mehr? Mit dem LUSTAT Jahrbuch<br />

2<strong>01</strong>2 sind Sie über die Entwicklungen<br />

im Kanton Luzern informiert.<br />

19 statistische Themenbereiche mit<br />

über 550 Tabellen, Grafiken und Kartogrammen<br />

laden auf 572 Seiten zum<br />

Lesen, Arbeiten oder Schmökern ein.<br />

Mit der beiliegenden CD-ROM wird<br />

das Jahrbuch zum einfach verwendbaren<br />

Lernpaket.<br />

Weitere Informationen und Bestellung:<br />

www.lustat.ch<br />

Redesign Website<br />

Die Website der Dienststelle Soziales<br />

und Gesellschaft wurde – wie alle<br />

kantonalen Websites – im zweiten<br />

Halbjahr 2<strong>01</strong>1 einem Redesign unterzogen.<br />

Werfen Sie einen Blick drauf:<br />

www.disg.lu.ch<br />

Gesundheits- und Sozialdepartement<br />

Herausgeberin:<br />

Dienststelle Soziales und Gesellschaft<br />

DISG<br />

Rösslimattstrasse 37<br />

Postfach 3439, 6002 Luzern<br />

Telefon 041 228 68 78<br />

Fax 041 228 51 76<br />

E-Mail: disg@lu.ch, www.disg.lu.ch<br />

Aufl age: 2500 Ex.<br />

Gestaltung: creadrom.ch, Luzern<br />

Fotoquellen: S.5 Georg Anderhub © LUSTAT,<br />

S. 9 Jutta Vogel, fotolia, creadrom, DISG zVg.<br />

12 infoDISG · 1 / 2<strong>01</strong>2

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