Zeitschrift für das Jagdrevier - LVM Versicherung

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Zeitschrift für das Jagdrevier
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J ä g e r -Le s e r s e r v i c e
Große Übersicht: Jagdhaftpflichtversicherungen
Auch in diesem Jahr hat JÄGER-Mitarbeiter Tobias
Paulsen wieder die deutschen Anbieter von Jagdhaftpflichtversicherungen
miteinander verglichen
und benotet – mit überraschenden Ergebnissen.
Foto: Michael Breuer Ver(un)sichert

Die beiden JÄGER-Leser Frank
D. und Stefan G. wollten in
diesem Jahr zur Rehbockjagd
nach Tschechien. Für die dortige
Jagderlaubnis war eine Versicherungsbestätigung
in tschechischer Sprache des
deutschen Jagdhaftpflichtversicherers
erforderlich. Frank D. schrieb seinen
Versicherer, die Gothaer, an und erhielt
das gewünschte Dokument nach einem
Tag. Stefan G. musste etwas länger auf
die Antwort warten. Nach acht Tagen
schließlich meldete sich die HDI Gerling,
dass es nicht möglich sei, eine solche
Bestätigung auszustellen: „Hierzu müssen
Sie ein Übersetzungsbüro auf Ihre Kosten
beauftragen.”
Weshalb dieser Einstieg in den diesjährigen
JÄGER-Versicherungsvergleich?
Mitteilungen wie die der beiden Tschechien-Jäger
erreichen den JÄGER häufiger.
Sie zeigen, dass hinter den nackten Zahlen
– Deckungssumme und Jahresprämie
– sich Vermögen und Unvermögen der
Versicherer verbergen. Wie schnell und
kompetent werden Schäden abgewickelt?
Wie ist es um den Service bestellt, nachdem
die Unterschrift unter dem Vertrag
getrocknet ist? Naturgemäß kann ein Versicherungsvergleich
solche Fragen nicht
beantworten.
Auf der anderen Seite bemängeln – insbesondere
kleinere – Jagdhaftpflichtversicherer
seit Jahren, sie würden bei der
Bewertung ungerecht behandelt. Doch
wie sollen subjektive Erlebnisse einzelner
Kunden in einen möglichst objektiven
Vergleich einfließen? Wir baten einen der
Versicherer, der sich alle Jahre wieder beschwert
hatte, darum, Vorschläge für neue
Kriterien zu entwickeln. Der vereinbarte
Liefertermin lief ab, Vorschläge kamen
nicht. Wie auch. Es ist leichter, Kritik zu
üben, als Verbesserungsvorschläge zu
erarbeiten.
Gleichwohl haben wir in diesem Jahr die
Kriterien ein wenig geändert. Die meisten
Versicherer haben in den letzten Jahren
ihre Bedingungswerke überarbeitet. So ist
heute zum Beispiel in den meisten Bedingungen
die „Erbenklausel”, die die Fortsetzung
der Versicherung nach dem Tod
des Jagdpächters regelt, enthalten. Auch
die Absicherung der Produkthaftpflicht,
die beim Verkauf von Wildbret oder dergleichen
wichtig werden kann, ist endlich
in annähernd allen Bedingungen Standard.
Beide bisherigen Kriterien können also im
JÄGER-Vergleich entfallen.
Eine relativ neue Forderung des Marktes,
also der Kunden, ist die so genannte
Ausfalldeckung. Wenn der Schädiger
Foto: Helmut Pieper
Feuernder Schütze: Mehr Sauen = mehr Gesellschaftsjagden = erhöhtes Unfallrisiko
nicht mehr zahlen kann – weil er eine zu
geringe Deckungssumme abgeschlossen
hat und bei ihm selbst auch nichts mehr
zu holen ist –, dann tritt die eigene Haftpflichtversicherung
ein, allerdings auch
nur bis zur Höhe der dort abgeschlossenen
Deckungssumme. Wichtig kann eine
Ausfalldeckung bei größeren Schäden,
beispielsweise bei Schussverletzungen mit
Folgeschäden, werden.
Um den Bereich „Service” wenigstens
halbwegs zu würdigen, haben wir ein
entsprechendes Kriterium aufgenommen.
Und dies bedeuten die einzelnen Kriterien
des Versicherungsvergleichs:
Versichertes Risiko
Es gibt in diesem Jahr nur noch fünf Versicherer,
die ausschließlich die „erlaubte
Jagdausübung” versichern. Die Mehrheit
hatte entweder schon oder hat mittlerweile
umformuliert, dass „jede Tätigkeit oder
Unterlassung, die mittelbar oder unmittelbar
mit jagdlicher Ausübung im Zusammenhang
steht”, versichert ist. „Mittelbar”
wäre zum Beispiel ein Schaden, der im
Zusammenhang bei einem Besuch im
Landratsamt zum Zwecke der Verlängerung
des Jagdscheins entsteht und in der
„erlaubten Jagdausübung” nicht abgedeckt
wäre.
Waffenklausel
Auch hier geht es um die feine Formulierung.
Es gibt Unternehmen, die versichern
die Haftpflicht aus „dem erlaubten Besitz
und Gebrauch von Schusswaffen”. Diese
Formulierung legt also fest, dass auch der
„Gebrauch” „erlaubt” sein muss. Wer bei
der Bewegungsjagd an der Grenze zum
Nachbarn sitzt, hinüber schießt und einen
Schaden verursacht, wird sicher nicht „erlaubt”
zum Nachbarn geschossen haben.
Hierauf könnte sich ein Versicherer mit

Foto: Helmut Pieper
der (vielleicht ungewollt) hinterlistigen
Formulierung berufen. Ist aber die Haftpflicht
„aus dem erlaubten Besitz und aus
dem Gebrauch” versichert, gäbe es im
Schadenfall keine Diskussionsgrundlage.
Jagdhunde
Alle Versicherer decken das für sie teure
Risiko „Jagdhund” ab. Manche fordern
eine bestandene Brauchbarkeitsprüfung,
andere einen Zusatzbeitrag, wenn Nicht-
JGHV-Hunde versichert werden oder auf
Prüfungsnachweise verzichtet werden
soll.
Angehörigenklausel
Es kann passieren, dass sich beim
Reinigen der Waffe ein Schuss löst und
einen Familienangehörigen verletzt.
Die Allgemeinen Haftpflichtbedingungen
(AHBs) der Versicherer lehnen im
Normalfall die Deckung für Schäden ab,
die ein Familienangehöriger dem anderen
zufügt, der im selben Haushalt lebt. In der
Jagdhaftpflichtversicherung muss wegen
des besonderen Risikos „Schusswaffen”
hier eine Ausnahme gemacht werden. Die
meisten Versicherer haben eine entsprechende
Klausel in ihren Bedingungen.
Einige haben diese Passage reduziert und
schließen Schmerzensgeldforderungen
aus.
Auslandshaftpflicht
Alle miteinander verglichenen Jagdhaftpflichtversicherungen
gelten auch im
Ausland fort. Die Unterschiede liegen
darin, dass einige auch Kautionen für
deutsche Jäger im Ausland zahlen. Aufgefallen
bei der diesjährigen Auswertung
ist, dass Versicherer Selbstbeteiligungen
verlangen, die von 50 bis 5000 Euro pro
Versicherungsfall reichen.
Service
Bei diesem Kriterium gab es Punkte für
die Schnelligkeit, das Angebot per Post
zu übermitteln. Bewertet wurde auch,
wie lange wir bei einem Telefonat in der
Warteschleife der Unternehmen hingen,
bis wir unser Anliegen vorbringen durften,
ein Angebot für eine Jagdhaftpflichtversicherung
zu erhalten. Weiterhin wurde
bewertet, wie letztendlich die Papierform
des Angebots aussah. Manche Unternehmen
nutzen solche Gelegenheiten dann
auch gleich noch, um die private Krankenversicherung
oder eine Lebensversicherung
vorzuschlagen. Aber das wollten wir
ja in diesem Fall nicht.
Ausfalldeckung
Dieses neue Kriterium wurde bereits
hinreichend erklärt. Da die gesetzlichen
Mindestdeckungssummen nach wie vor
skandalös niedrig sind, ist diese zusätzliche
Absicherung ganz sicher sinnvoll.
Punktesystem
Wie auch in den Jahren zuvor wurde das
Punktesystem dem Jagdhundewesen entliehen.
Vier Punkte sind die Bestnote, null
Punkte bedeuten: Versager. Steht neben
einer Punktezahl oder an Stelle dieser
ein Sternchen, so ist die Formulierung
entweder völlig unverständlich oder sie
fehlt in Gänze.
Die Ergebnisse
An der Spitze des diesjährigen Versicherungsvergleichs
hat es allerhand Bewegung
gegeben. So steht nun die LVM auf
Risiko Waffe: Der Gebrauch von Schusswaffen ist bei den Versicherern verschieden definiert
Platz Eins, gefolgt von der Allianz, was
eigentlich eine Überraschung ist. Die
LVM aus Münster war schon immer mit
einem sehr guten Produkt in der Spitzengruppe
vertreten. Die Allianz hatte aber
vor einigen Jahren noch die „rote Laterne”
mit dem teuersten und schlechtesten
Produkt. Dort ist also hausintern sehr viel
im Sinne der Jäger verändert worden. Teuer
ist die Versicherung aber immer noch.
Den dritten Platz hat die GVO; auf Platz
Vier, auch das ist eine Überraschung, ist
der bisherige Dauer-Spitzenreiter Gothaer
zurückgefallen. Verursacht hat dies nicht
etwa ein schlechter gewordenes Produkt
(dies ist eher noch besser geworden), sondern
schlicht Einbußen im Servicebereich.
Bis das Call-Center in diesem Jahr den
anfragenden Kunden in die Fachabteilung
durchgestellt hatte, musste sich dieser
geschlagene sechs Minuten phantasielose
Musik in der Warteschleife anhören. Bei
den anderen Unternehmen waren es im
Durchschnitt zwei Minuten. Immerhin
wusste die Call-Center-Mitarbeiterin in
diesem Jahr, dass es eine Fachabteilung
im eigenen Hause gibt. Im letzten Jahr
wurde noch auf Versicherungsmakler verwiesen.
Die Angebote der Lippischen,
der Basler und der Aachener + Münchener
waren inhaltlich eine Zumutung. Sie
waren unvollständig oder unklar. Die drei
Unternehmen finden sich in diesem Jahr
zu Recht ganz, ganz unten wieder.
Besonderheiten
Auch diesmal gab es wieder einige Besonderheiten,
die nicht unerwähnt bleiben
sollen. Der Volkswohlbund weigerte sich
beharrlich, ein schriftliches Angebot zu
verschicken. Der Außendienstmitarbeiter
wörtlich: „So etwas geben wir Ihnen nur
persönlich in die Hand.” Die Mannheimer
Versicherung muss da etwas in den
falschen Hals bekommen haben. Sie bot
ihr Produkt „Nautima” an, eine Yachtversicherung.
Die Basler versichert mal zwei,
dann auch mal drei Jagdgebrauchshunde,
je nachdem, welchem Informationsblatt
man glauben will. Die Nürnberger erwartet
als einzige der befragten Versicherungen,
dass der Kunde mathematisch gebildet
ist. Denn die Voraussetzung, bei der
Nürnberger Kunde werden zu dürfen, ist,
„dass die Schadenquote der letzten drei
Jahre (Schadenzahlungen und Schadenrückstellungen
auf den Angebotsbeitrag
bezogen) unter 50 Prozent liegt”. Ebenfalls
als einziges Unternehmen benennt
die Nürnberger in ihren Bedingungen
Schäden aus der Entnahme von Trichinenproben.
Das ist zwar ganz nett, zählt
▼

J ä g e r -Le s e r s e r v i c e
Große Übersicht: Jagdhaftpfl ichtversicherungen
aber eigentlich zum „versicherten Risiko”
als jagdliche Tätigkeit. Die Gothaer bietet
seit geraumer Zeit Jagdhaftpfl ichtversicherungen
mit 300 Euro Selbstbeteiligung
an, was die Jahresprämie ganz wesentlich
auf 29 Euro reduziert.
Unternehmensauswahl
Rund 50 Versicherer wurden in diesem
Jahr angerufen und um ein Angebot gebeten.
23 dieser Unternehmen antworteten,
20 davon innerhalb von drei Tagen. Das ist
ganz ordentlich. Insgesamt ist festzustellen,
dass die Unternehmen, die seit Jahren unter
den Top Ten sind, mittlerweile fast gleiche
Bedingungen haben, also dieselben Risiken
absichern. Die Jahresprämien schwanken
jedoch zwischen 28 (Inter) und 128 Euro
(Versicherungskammer Bayern).
Rang
Unternehmen
versichertes Risiko
Waffenklausel
Foto: Karl-Heinz Volkmar
Jagdhunde
Risiko Hund: Die durch unsere Jagdhelfer verursachten Schäden sind bei allen abgedeckt
Angehörigenklausel
Auslandshaftpfl icht
Service
Ausfalldeckung
1 LVM 4 4 4 4 4 4 4 10 65,12 28 0251-7020 www.lvm.de
2 Allianz 4 4 4 4 4 4 4 10 89,06 28 06081-942260 www.allianz.de
3 GVO 4 4 4 4 4 3 4 5 29,77 27 0441-92360 www.g-v-o.de
4 Gothaer 4 4 4 4 4 3 4 3 48,10 27 0221-30800 www.gothaer.de
5 Inter 4 4 2 4 4 4 4 4 28,20 26 0251-133270 www.inter.de
Deckung (Mio.)
6 Westf. Provinzial 4 4 4 4 2 4 4 10 62,12 26 0261-2190 www.provinzial-online.de
Preis
7 Württembergische 3 4 4 4 2 4 4 5 49,98 25 0711-6620 www.wuerttembergische.de
8 HDI Gerling 4 4 2 2 4 4 4 5 29,63 24 0221-1441 www.hdi-gerling.de
9 Itzehoer 4 4 4 4 4 4 0 5 67,24 24 04821-7730 www.itzehoer.de
10 Nürnberger 4 4 4 2 2 3 4 5 55,69 23 0911-5310 www.nuernberger.de
11 R+V 1 4 4 4 2 4 4 5 63,62 23 0611-53300 www.ruv.de
12 VHV 4 4 4 2 4 4 0 3 59,50 22 0511-9070 www.vhv.de
13 Zürich 4 4 4 4 4 2 0 5 64,59 22 069-71150 www.zurich.de
14 GHV Darmstadt 4 4 2 4 2 4 0 3 49,98 20 06151-7020 www.ghv-darmstadt.de
15 Signal/Iduna 4 4 4 2 2 4 0 5 59,58 20 06434-37686 www.signal-iduna.de
16 Vers.-Kammer Bayern 4 4 4 2 2 4 0 10 128,76 20 089-21600 www.vkb.de
17 BGV 4 4 4 0 2 4 0 6 56,50 18 0721-6600 www.bgv.de
18 Uelzener 1 4 2 2 4 4 0 15 49,98 17 0581-80700 www.uelzener.de
19 Helvetia 1 4 2 2 2 4 0 5 65,93 15 069-13320 www.helvetia.de
20 Nationale Suisse 1 4 2 2 2 2 0 3 82,35 13 069-256150 www.nationalesuisse.de
21 Basler 1 1 4 4 * 0 * 3 53,30 10 06084-949861 www.basler.de
22 Aachener + Münchener * 4 2 2 * 2 * 0 0 2 59,45 10 0241-4560 www.amv.de
23 Lippische * * * * * 0 * * 45,84 0 05231-9900 www.lippische.de
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