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SH Magazin Brevier 1-2017

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Differenzierte<br />

Pferdefütterung<br />

Kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit!<br />

Heute sind sich viele Pferdebesitzer der Bedeutung einer<br />

differenzierten Pferdeernährung bewusst, deutlich mehr als<br />

noch vor zehn Jahren. Dazu beigetragen haben unzählige<br />

Studien, die während den letzten Jahren auf diesem Gebiet<br />

durchgeführt wurden. Je nach Futtermittelhersteller fließen<br />

viele der gewonnenen Erkenntnisse aus diesen wissenschaftlichen<br />

Projekten in die Entwicklung neuer Pferdefutter bzw. die<br />

Optimierung und Weiterentwicklung bereits bestehender Futter<br />

ein. Fakt ist – das Zeitalter von Wasser, Heu und Hafer haben<br />

wir schon länger hinter uns gelassen!<br />

Zum einen wurde in vielen Gebieten die Nutzung der Weideflächen<br />

intensiviert. Die Folgen sind ein Verlust der Kräuter- und<br />

Gräservielfalt, Nährstoffverarmung der Böden und eine<br />

zunehmende Mykotoxinbelastung der vermehrt angesäten,<br />

ertragsreichen Gräsersorten. Zum anderen hat sich die<br />

Nutzung des Pferdes verändert und damit die Zuchtziele. Die<br />

Anforderungen im Sport sind gestiegen und die Freizeitreiterei<br />

erfreut sich zunehmender Beliebtheit. All dies resultiert in<br />

unterschiedlichen Bedürfnissen der Pferde bezüglich Nährstoffversorgung,<br />

die über die traditionelle Fütterung nicht mehr<br />

gewährleistet ist.<br />

Trotzdem erstaunt es, wie häufig Besitzer noch scheinbar<br />

gleichgültig dem Thema «differenzierte Pferdefütterung» gegenüberstehen<br />

und deren Bedeutung ignorieren. Viele, die ihr<br />

Pferd eingestellt haben, scheinen nur sehr ungenaue Vorstellungen<br />

von der Qualität, Quantität und Zusammensetzung der<br />

Futterration ihres Pferdes zu haben. Über die Gründe kann ich<br />

nur spekulieren, doch habe ich öfters den Eindruck, dass es ein<br />

vermeintlich finanzielles Problem ist, denn schliesslich ist das<br />

Futter in der monatlichen Stallmiete mit inbegriffen. Also wozu<br />

für etwas Geld ausgeben, wofür bereits bezahlt wurde. Eine<br />

Ernährung, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt<br />

ist, wird daher gerne als Luxus eingestuft. Doch wie steht es<br />

mit den Versuchungen, die uns im Reitgeschäft locken? Oft<br />

haben genau diese Pferde mehrere Decken, Satteldecken und<br />

Gamaschen. Verstehen Sie mich nicht falsch – als Pferdebesitzer<br />

weiss ich, wie schwer es ist, all den schönen Dingen, die da<br />

locken zu widerstehen. Doch sollte nicht das Wohl des Pferdes<br />

an erster Stelle stehen? Meine Erfahrungen als Tierärztin<br />

bestätigen immer wieder die Beobachtung, dass viele der<br />

gesundheitlichen Probleme der Pferde durch uns Menschen<br />

mitverursacht werden, weil die zur Verfügung stehenden<br />

finanziellen Mittel zu wenig in die Haltung, die Ernährung, den<br />

Beschlag, das pferderelevante Equipment oder das Training<br />

fließen. (Manchmal scheint die Verlockung der Glitzersteine zu<br />

groß). Ohne dies mit Zahlen belegen zu können, bin ich überzeugt,<br />

dass die Gesundheitskosten gesenkt werden könnten,<br />

wenn mehr auf diese grundlegenden Dinge der erfolgreichen<br />

Pferdehaltung geachtet werden würde – (vielleicht klappt es<br />

dann ja auch wieder mit den Glitzersteinen). Übrigens heißt<br />

dies nicht, dass in einem Stall mit sechzig Pferden, jedes<br />

einzelne davon anders gefüttert werden soll. Dies wäre schon<br />

vom Betriebsablauf her nicht möglich – nein, es geht darum, ein<br />

Fütterungskonzept für das eigene Pferd zu entwickeln, wobei<br />

die entscheidenden Faktoren mitberücksichtigt werden. Ist der<br />

Bedarf über das Grundfutter nicht abgedeckt, gibt es genügend<br />

qualitativ hochwertige Ergänzungsfuttermittel, die für eine<br />

ausgewogene, den individuellen Bedürfnissen entsprechende<br />

und praktikable Fütterung eingesetzt werden können. Da die<br />

Komplexität der Pferdeernährung stark zugenommen hat, die<br />

Qualität der zahlreichen Produkte auf dem Markt aber sehr<br />

unterschiedlich ist, empfiehlt es sich eine Fachperson für eine<br />

Beratung beizuziehen. Inzwischen gibt es immer mehr fachkompetente<br />

Studienabgänger auf dem Gebiet der Pferdeernährung<br />

mit viel praktischer Erfahrung. Oft kennen diese die<br />

Thematik auch aus Sicht des Pferdebesitzers. Mehr und mehr<br />

Tierärzte haben dies ebenfalls erkannt und greifen auf dieses<br />

Wissen zurück. Daraus entstand eine wertschöpfende Zusammenarbeit<br />

zum Wohl des Pferdes, die in Zukunft hoffentlich<br />

noch weiterwachsen wird.<br />

Doc Brandon, März <strong>2017</strong><br />

6 Ausgabe 1 / Frühling <strong>2017</strong><br />

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