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PDF-Version - Berliner Mieterverein e.V.

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Hintergrund<br />

UmbaU der NeUbaUviertel Ost<br />

Platte ist nicht Platte<br />

die vergangenen zwei dekaden des Ost-berliner Plattenbaus sind geprägt<br />

von bewohnerflucht, leerständen, potenzieller verwahrlosung und abrissen.<br />

soweit die eine seite. auf anderer stelle wurden Gebäude modernisiert,<br />

das Umfeld aufgewertet, neue bewohner akquiriert. Platte ist<br />

nicht Platte im Jahr 20 nach der Wiedervereinigung – auch wenn das Urteil<br />

vor allem derer, die nicht dort wohnen, noch immer überwiegend ablehnend<br />

ist.<br />

Havemannkiez. Hier, am nordöstlichen<br />

Rand Berlins haben Planer,<br />

Architekten und Vermieter mit den<br />

„Ahrensfelder Terrassen“ gezeigt,<br />

was sich aus gewaltigen elfgeschossigen<br />

Wohnscheiben machen lässt:<br />

Apartmenthäuser, mediterran anmutend,<br />

ausgestattet mit großzügigen<br />

Loggien, Balkonen und Dachterrassen.<br />

Dabei standen 2002 die Chancen<br />

gerade für diesen Teil Marzahns<br />

denkbar schlecht.<br />

Der Bezirk, gegründet im Januar<br />

1979, hatte mit seinen 60 000 Wohnungen<br />

für über 160 000 Menschen<br />

Berlin in nicht einmal zehn Jahren<br />

um eine Großstadt erweitert. Doch<br />

was als durchaus großzügig angedachtes<br />

„sozialistisches“ Wohnpro­<br />

Größter leerstand in Hellersdorf<br />

In den Großsiedlungen des Bezirks Marzahn­Hellersdorf<br />

gibt es heute rund 40 verschiedene Vermieter. Ein<br />

Drittel von ihnen sind kommunal, ein Drittel genossenschaftlich<br />

und ein Drittel privat. Während in Marzahn<br />

der allergrößte Teil der Bestände saniert ist, gibt es in<br />

Hellersdorf noch einige unsanierte Bestände. Nach<br />

Zahlen des Verbandes Berlin­Brandenburgischer Wohnungsunternehmen<br />

(BBU) ist hier auch der Leerstand<br />

mit 8,1 Prozent am höchsten.<br />

Die Vermieterlandschaft in den Plattenbaugebieten<br />

Lichtenbergs ist übersichtlicher. Hier ist die Howoge<br />

mit ihren weit über 50 000 Wohnungen der mit Abstand<br />

größte Vermieter. Darüber hinaus gibt es hier<br />

noch einige genossenschaftliche und wenige private<br />

Vermieter. rm<br />

Der Warnitzer E<br />

Bogen in Hohenschönhausen:<br />

Umfassende<br />

Sa nierung im Takt-<br />

jekt begann, endete in Mangel und<br />

Pfusch am Bau. Hier draußen am<br />

Stadtrand waren alle städtebaulichen<br />

und architektonischen Anforderungen<br />

heruntergefahren worden<br />

– es ging nur noch um Masse, nicht<br />

mehr um Qualität. Und so blieben<br />

bald nach der Wende immer mehr<br />

straßenverfahren Fotos: Sabine Münch<br />

Namensschilder an den Klingelanlagen<br />

leer. Aus einst gefragten Wohnungen<br />

wurde die gefürchtete „Platte“.<br />

„Ab 1994 setzte eine massive Kündigungswelle<br />

ein“, erinnert sich Erika<br />

Kröber, Pressesprecherin der Degewo.<br />

Mit einem ersten Sanierungsprogramm<br />

versuchte man, den<br />

Dammbruch auf zuhalten. Aber gedämmte<br />

und farbenfreudigere Fassaden<br />

konnten den Wegzug nicht<br />

stoppen. In wenigen Jahren muss te<br />

der kommunale Vermieter den<br />

höchsten <strong>Berliner</strong> Leerstand vermelden:<br />

16 Prozent. Erika Kröber selbstkritisch:<br />

„Wir hät ten damals gleich<br />

mehr in die Wohnungen selbst investieren<br />

müssen.“ Eine komplexe<br />

Sanierung, zu der auch geflieste Bäder<br />

und Küchen, Türen mit Zargen<br />

und neue Fußbodenbeläge gehören,<br />

führ te die Wohnungsbaugesellschaft<br />

erst nach und nach durch – und auch<br />

nicht in allen Objekten. Aber die Zeiten,<br />

wo jeder die ihm zugewiesene<br />

Wohnung nehmen musste, waren<br />

schließlich vorbei. Nun wählten die<br />

Mieter und stellten Ansprüche.<br />

Wachsender Leerstand und weiter<br />

abnehmende Nach frage – für das<br />

kom munale Unternehmen stand<br />

Mitte der 90er Jahre fest, dass nicht<br />

alle Bestände zu halten waren. Verkäufe<br />

und weiter abnehmende Nachfrage<br />

und ab 2002 Ab riss mit Mitteln<br />

aus dem „Stadtum bau Ost“ waren<br />

Maß nahmen, um nach und nach zu<br />

einer soliden wirtschaftlichen Basis<br />

Unverhoffter Zuzug<br />

aus anderen bezirken<br />

zurückzufinden. Von den 36 000<br />

Wohnungen, die das kommunale<br />

Unternehmen 1990/1991 in Marzahn<br />

bewirtschaftete, finden sich<br />

heute noch rund 18 000 unter dem<br />

Dach der Degewo.<br />

„Einfach nur von außen nach innen<br />

abzureißen, das stand bei uns in Mar ­<br />

zahn nicht zur Debatte“, erklärt Erika<br />

Kröber entschieden. Zum einen,<br />

weil mit Beginn des Programms<br />

Stadtumbau Ost ein ganzer Teil der<br />

Wohnhäuser bereits saniert war.<br />

Zum anderen aber auch, weil ein<br />

Ab riss für die Kieze kein überzeugendes<br />

städtebauliches Konzept<br />

darstellte. So entstand auch die Idee<br />

zu den vielbeachteten „Ahrensfelder<br />

Terrassen“ in der Havemannstraße.<br />

Als dort 2002 das Rück­ und Umbauvorhaben<br />

bekannt wurde, gab<br />

es aber erst einmal Empörung. Ein<br />

solches Projekt war eben nicht nur<br />

eine finanzielle, technische und logistische,<br />

sondern vor allem eine<br />

soziale Herausforderung. Als dann<br />

aber fast die Hälfte der Bewerber<br />

um die Woh nungen in den Terras­<br />

22 MieterMagazin 12/2010

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