TErMINE IM SOMMEr 2006 Unkostenbeitrag: E 3,– Beginn
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Europas größte Geschiebemessanlage<br />
Die Obere Drau ist einer der letzten großen Flüsse in<br />
Österreich, der noch eine großteils funktionierende<br />
Anbindung zu seinen Geschiebeherden im Gebirge<br />
besitzt. Gerade im Hochwasserfall, wo am meisten<br />
Material transportiert wird, konnten bis heute in<br />
größeren alpinen Flüssen wie der Drau keine genauen<br />
Angaben über die Feststofftransportmengen getroffen<br />
werden. Schätzungen haben ergeben, dass bis zu<br />
100.000 Tonnen Flusssteine jährlich die Drau „runterrollen“<br />
– wie viele es genau sind, wird seit Mai mit<br />
Europas größter Geschiebemessanlage gemessen.<br />
Errichtung der Geschiebemessanlage Dellach/Drau<br />
Durch den teilweise unterbundenen Nachschub<br />
an Schotter aus den Gebirgstälern durch Geschieberückhaltesperren<br />
fehlt dem Fluss seine „Nahrungsquelle“<br />
(alpine Flüsse wie die Drau weisen hohe Geschiebe- und<br />
Schwebstofffrachten auf), gleichzeitig hat der Fluss durch<br />
Einengung und Begradigung seines Flussbettes durch die<br />
Flussregulierungen eine erhöhte Fließgeschwindigkeit<br />
und somit mehr Kraft, Flusssteine (Geschiebe) zu transportieren.<br />
Folglich nimmt der Fluss die Steine aus der<br />
Flusssohle mit und gräbt sich Jahr für Jahr tiefer in den<br />
Untergrund (in Kärnten binnen 60 Jahren um 1,5 m).<br />
Die Konsequenzen sind unterspülte Ufersicherungen<br />
und Brückenfundamente, verstärkte Hochwasserspitzen<br />
sowie das Absinken des Grundwasserspiegels im<br />
Talraum. Ebenso wurde durch die Flussbegradigungen<br />
und das Zurückdrängen der Auwälder das ökologische<br />
Gleichgewicht nachhaltig gestört.<br />
Bisher wurden für die Bemessung von flussbaulichen<br />
Maßnahmen, wie zum Beispiel bei oben genannten<br />
Flussaufweitungen, auf Geschiebeformeln zurückgegriffen,<br />
die teilweise für Flüsse mit anderer Charakteristik<br />
(Geologie, Niederschläge, etc. …) ermittelt wurden.<br />
Aktuelle Messungen an der schon seit 1994 aktiven<br />
Messstelle in Dellach mit mobilen Geschiebefängern<br />
haben allerdings gezeigt, dass statt der aus den Formeln<br />
ermittelten 9.000 Tonnen jährlich transportierten Flusssteinen<br />
etwa 100.000 Tonnen an der Flusssohle durch das<br />
Messprofil transportiert werden. Aus diesem erheblichen<br />
Unterschied entstehen natürlich ganz unterschiedliche<br />
Geschiebemessanlage 7<br />
Anforderungen bei der Planung diverser flussbaulicher<br />
Maßnahmen. Mit der neuen Geschiebemessanlage in<br />
Dellach ist es nun erstmals möglich, kontinuierlich – also<br />
auch im Hochwasserfall – den Feststofftransport an der<br />
Oberen Drau zu messen.<br />
Das System besteht aus drei Geschiebemessanlagen<br />
(Dellach im Drautal, in Lienz je eine Anlage für die Drau<br />
und die Isel), die wiederum aus mehreren Anlageteilen<br />
zusammengesetzt sind.<br />
Die Messeinrichtung besteht aus einer Hydrophonanlage,<br />
die über die gesamte Flussbreite auf einem nahezu<br />
sohlgleichen Betonquerbauwerk aufgebaut ist. Es handelt<br />
sich hier um Stahlplatten, unter denen wasserfeste<br />
Mikrophone (so genannte Geophone bzw. Hydrophone)<br />
angeschraubt sind.<br />
Jeder Stein der auf eine solche Stahlplatte trifft, versetzt<br />
diese in Schwingungen, die von den Hydrophonen in<br />
elektrische Signale umgewandelt werden, die dann in<br />
einem Messcomputer analysiert werden können. Um nun<br />
zu wissen, welcher Stein welches Signal verursacht hat,<br />
werden die Flusssteine in großen Stahlbehältern aufgefangen,<br />
die flussab unmittelbar nach den Hydrophonen<br />
in der Flusssohle verankert wurden.<br />
Ergänzt werden die Geschiebemessungen durch kontinuierliche<br />
Schwebstoffmessungen, Pegelaufzeichnungen,<br />
Fließgeschwindigkeitsmessungen sowie Temperaturmessungen.