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verheerende Katastrophen Aktuelle Meldungen ... - Kindernothilfe

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<strong>Kindernothilfe</strong><br />

Magazin<br />

Schweiz<br />

1. Ausgabe 4/ 2007 www.kindernothilfe.ch<br />

Frag mich mal!<br />

Äthiopische Kinderarbeiter berichten aus ihrem Alltag<br />

Das fahrende Klassenzimmer<br />

Philippinen: Eine Schule auf Rädern<br />

bringt Unterricht zu Strassenkindern<br />

Hilfe von Kontinent zu Kontinent<br />

Indische Mädchen helfen<br />

Kindern in Afrika


Inhalt<br />

14<br />

22<br />

26<br />

29<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> weltweit<br />

6<br />

Small Homes<br />

Foto: Michael Tsegaye<br />

Philippinen: Das fahrende Klassenzimmer<br />

Eine Bildungschance für Straßenkinder<br />

Chile: Aus Patenschaft wurde Freundschaft<br />

Marisol Carvajal Navarro besuchte ihre ehemalige Patin<br />

Südafrika: Ruhelos statt Ruhestand<br />

Eine Großmutter engagiert sich für Aids-Waisen<br />

Länderportrait Uganda<br />

Ein Land voller Gegensätze<br />

4<br />

12<br />

13<br />

18<br />

Titelgeschichte<br />

4/2007<br />

14<br />

Das fahrende Klassenzimmer<br />

Foto: Alfredo Olavidez<br />

Zwei Städte, zwei Welten<br />

Haile und Tesfa, Belaye und Darfatha leben auf den Straßen<br />

der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Sie schlagen<br />

sich als Schuhputzer durch. Jonny und Marina, Fata und<br />

Alexandros leben in Berlin. Sie gehen zur Schule. Doch<br />

Berlin und Addis Abeba rücken rasch zusammen: Wenn<br />

sich einer für den anderen interessiert.<br />

Zwei Städte, viele Fragen.<br />

Aktiv für Kinder<br />

Nachrichten<br />

<strong>Aktuelle</strong>s aus der Arbeit der <strong>Kindernothilfe</strong><br />

Transparent<br />

Fragen und Antworten rund um die Organisation<br />

Mitarbeiter im Profil<br />

Ute Rabenau, Referat Asien und Osteuropa<br />

Engagement<br />

Aktionen und Ideen für Kinder in aller Welt<br />

26<br />

Ruhelos statt Ruhestand<br />

30<br />

Hilfe von Kontinent zu Kontinent<br />

2 <strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Foto: Ralf Krämer<br />

Foto: Emily Kürten<br />

19<br />

21<br />

24<br />

30<br />

3 1<br />

Service und Portrait<br />

Termine<br />

Rufnummern / Konten<br />

Pinnwand<br />

Hilfe von Kontinent zu Kontinent<br />

Impressum<br />

Titelbild: Michael Tsegaye<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser!<br />

Als ich in jungen Jahren im Hochland Ecuadors unter den Quichua<br />

Indios Entwicklungshilfe leistete, hätte ich nie daran gedacht, eines<br />

Tages in der Schweiz ein internationales Kinderhilfswerk zu leiten.<br />

Seither hat sich in meinem Leben viel verändert. Aber damals wie<br />

heute ist es der Wunsch, armen Menschen zu helfen und insbesondere<br />

Kindern und Jugendlichen einen besseren Start ins Leben zu<br />

ermöglichen, der mich bei dieser Aufgabe antreibt. Meine christliche<br />

Überzeugung, dass jeder Mensch Anrecht auf ein würdevolles Leben<br />

hat, hat mich dabei stets begleitet. Während meiner Jahre in Ecuador<br />

zeigten mir die nachhaltigen Wirkungen der Hilfe, die in über 160<br />

Indio-Dörfern sichtbar wurden, neben dem Lächeln und der Dankbarkeit<br />

der Kinder, die wir in den Projekten betreuten, wie sinnvoll<br />

– trotz allen Schwierigkeiten – unsere Arbeit ist.<br />

Seit ich wieder in Europa lebe, hat sich diese Perspektive etwas<br />

geändert: Der Kontakt mit den Hilfsbedürftigen gehört nicht mehr<br />

zu meinem Alltag. Vielmehr sind es heute die Begegnungen mit<br />

den Gönnerinnen und Gönnern, die meine Arbeit prägen: die<br />

Menschen hierzulande darüber zu informieren, warum ihre Hilfe<br />

benötigt wird, wo Kinder leiden und dringend Unterstützung<br />

brauchen. Und wenn ich merke, dass ich Leute wie Sie für diese<br />

Probleme sensibilisieren kann, dass Sie sich für die Schicksale der<br />

Kinder in Entwicklungsländern interessieren, für andere Kulturen<br />

begeistern und sich spontan dazu entschliessen, unsere Projekte<br />

zu unterstützen, dann verspüre ich wieder diese Freude und Bestätigung,<br />

etwas Sinnvolles tun zu dürfen.<br />

Vor drei Jahren habe ich hier in Aarau den Grundstein für die<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz gelegt. Wie auch während meiner Tätigkeit<br />

in Südamerika war die Arbeit hier nicht immer einfach – sich als<br />

junge Organisation zu profilieren braucht Geduld und Ausdauer.<br />

Doch die Gewissheit, mit meiner Arbeit Menschen in Entwicklungsländern<br />

aber auch hier in der Schweiz immer wieder ein Leuchten<br />

in die Augen zu zaubern, die Nächstenliebe zu fördern und damit<br />

die Kluft zwischen den Kontinenten ein bisschen kleiner werden<br />

zu lassen, bestätigt mich jeden Tag in meiner Arbeit.<br />

Damit wir Sie noch besser über die Tätigkeit der <strong>Kindernothilfe</strong><br />

Schweiz informieren können, beinhaltet das <strong>Kindernothilfe</strong>-Magazin<br />

– das wir zusammen mit unseren Partnern aus Deutschland und<br />

Österreich herausgeben – künftig einen Schweizer-Mantel mit ganz<br />

Schweiz-spezifischen Berichten, Angeboten und Infos. Wir hoffen,<br />

dass Ihnen die Lektüre des Magazins damit noch mehr Freude macht!<br />

Frank S. Boshold<br />

Geschäftsführer <strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz<br />

3


Foto: Ladkani, Richard<br />

Nachrichten<br />

<strong>Aktuelle</strong> <strong>Meldungen</strong> finden Sie unter www.kindernothilfe.ch<br />

4<br />

Egal, wie hoch Ihre Spende ist – sie hilft!<br />

Was Schweizer Gönnerinnen und Gönner mit ihren Spenden bewirken<br />

Über der bolivianischen Stadt Potosí, 4000 m hoch in den Anden…<br />

In den ländlichen Regionen Sambias im südlichen Afrika...<br />

…grassiert das HI-Virus – mit katastrophalen Folgen. Alte und Waisenkinder können die<br />

Felder nicht mehr so bestellen, wie die aussterbende Generation das konnte, zumal sie<br />

auch die Pflege der Aidskranken leisten müssen. Hunger, Armut, Verwahrlosung,<br />

vernachlässigter Schulbesuch, sexueller Missbrauch und Prostitution sowie Abwanderung<br />

in die Slums der Städte sind einige der Konsequenzen.<br />

Dank Schweizer Gönnerinnen und Gönnern kann 30 000 Frauen und Kindern geholfen<br />

werden, die Krise überhaupt zu überleben und gleichzeitig zu einer nachhaltige Entwicklung<br />

beizutragen: Mädchen und Jungen lernen Gemüseanbau, Tierhaltung und<br />

Fischzucht oder werden im Schreinern ausgebildet.<br />

Da Frauen den Männern noch immer fast völlig untergeordnet sind, sind Aufklärung<br />

über Menschenrechte und Gleichstellung besonders wichtig. Dieses Ziel wird in Workshops<br />

aber auch bei Dorfversammlungen, in denen Männer und Frauen gemeinsam<br />

über die Probleme und deren Lösungen sprechen, verfolgt. Besonders wichtig sind die<br />

Aufklärungskampagnen über den schlimmen Aberglauben, dass Aidskranke durch<br />

Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau geheilt werden, so dass häufig schon ein- und<br />

zweijährige Mädchen sexuell missbraucht werden. Veränderungen und Fortschritt sind<br />

spürbar. Hoffnungen keimen.<br />

In Sambia kümmern sich Alte und Kinder um die vielen Aidskranken.<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

…türmt sich der Cerro Rico, der reiche Berg, einst die ergiebigste Silbermine<br />

der Welt, die heute nicht mehr rentabel bewirtschaftet werden kann.<br />

Dennoch schuften hier mehr als 6500 Kinder in täglicher Schwerstarbeit. Sie<br />

kriechen in die unzähligen ungesicherten Schächte, um bei Temperaturen bis<br />

zu 40 Grad Loren zu beladen, Sprenglöcher zu meisseln und Lasten zu<br />

schleppen. Die schwefelhaltige Luft und vor allem der Staub bedrohen ihr<br />

Leben. Gegen Hunger und Müdigkeit kauen sie Kokablätter. Kaum einer der<br />

erwachsenen Bergarbeiter erreicht das 40. Lebensjahr. Mit ihrem Durchschnittslohn<br />

von 4 US$ pro Tag ernähren sie ihre Familien.<br />

In der von Schweizer Spendern unterstützten Tagesstätte in der Nähe des<br />

Stollens erhalten die Kinderarbeiter eine warme Mahlzeit und medizinische<br />

Betreuung. Damit sie nicht mehr auf das Einkommen ihrer Kinder angewiesen<br />

sind, erlernen die Eltern Einkommen schaffende Fähigkeiten. Am Wochenende<br />

können die Kinder im Förderunterricht den unter der Woche verpassten<br />

Schulstoff aufholen: Denn sie alle träumen von einem besseren Leben.<br />

Die Kinderarbeiter von Potosí leisten unter härtesten Bedingungen Schwerstarbeit.<br />

Foto: Ralf Krämer<br />

Herzlichen Dank!<br />

Einmal mehr haben die Paten der <strong>Kindernothilfe</strong> bewiesen,<br />

wie sehr ihnen die Mädchen und Jungen in Afrika, Lateinamerika,<br />

Asien und Osteuropa am Herzen liegen. Der Anlass:<br />

Die <strong>Kindernothilfe</strong> hatte einen Teil der Paten gefragt,<br />

ob sie ihren Patenschaftsbeitrag von 30,68 Euro aufrunden<br />

möchten. Der krumme Betrag stammt noch aus der Zeit der<br />

Währungsumstellung auf den Euro. Die Reaktion auf diese<br />

Bitte war überwältigend. Fast 9 500 Paten, mehr als 40 Prozent<br />

der angeschriebenen Personen, spenden ab sofort 31<br />

Euro oder mehr im Monat. Mit dem zusätzlichen Geld kann die<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Kinder fördern, die kurzfristig keine Paten haben.<br />

Herzlichen Dank!<br />

Peru, Südasien, Ostfrika:<br />

<strong>verheerende</strong> <strong>Katastrophen</strong><br />

Verheerende Naturkatastrophen haben Südasien, Peru und<br />

Ostafrika heimgesucht. Im August traten in Bangladesch und<br />

Indien Flüsse über die Ufer. In Bangladesch verloren rund sieben<br />

Millionen Menschen ihre Häuser. Die <strong>Kindernothilfe</strong> leistete<br />

Soforthilfe für 40 000 Männer, Frauen und Kinder. In Peru erlebten<br />

die Menschen am 15. August das schlimmste Erdbeben seit Jahrzehnten.<br />

Mehr als 550 Peruaner starben, bis zu 150 000 sind<br />

obdachlos. Nach der Soforthilfe setzt sich die <strong>Kindernothilfe</strong> für<br />

den Wiederaufbau ein. Ungewöhnlich starke Regenfälle vernichteten<br />

in Ostafrika die Ernten, Hundertausende von Menschen<br />

verloren ihre Häuser. Die <strong>Kindernothilfe</strong> unterstützt die Opfer<br />

und hilft beim Wiederaufbau in Uganda.<br />

Kenia: Partner startet<br />

Initiative für Kinderrechte<br />

Der kenianische <strong>Kindernothilfe</strong>-Partner „The Cradle“ war im<br />

Juli Gastgeber einer nationalen Konferenz in Nairobi zum<br />

Thema Kinderrechte und Individualbeschwerde. 80 Teilnehmer,<br />

darunter die Justizministerin Kenias, informierten sich<br />

über die Initiative der <strong>Kindernothilfe</strong>. Diese setzt sich gemeinsam<br />

mit anderen Organisationen dafür ein, dass ein<br />

Individualbeschwerde-Verfahren für die Kinderrechts-Konvention<br />

eingeführt wird. Es ermöglicht Einzelpersonen, deren<br />

Rechte verletzt wurden, sich bei einem UN-Gremium zu<br />

beschweren. Die Justizministerin versprach, sich in internationalen<br />

Gremien wie dem UN-Menschenrechtsrat dafür einzusetzen.<br />

Studie belegt Erfolg von Projekten<br />

zur Gemeinwesen-Entwicklung<br />

Projekte zur Gemeinwesen-Entwicklung sind ein Erfolgsmodell und tragen entscheidend<br />

dazu bei, Armut zu bekämpfen – auch in Regionen, in denen viele Menschen mit<br />

HIV infiziert sind. Das ist das Ergebnis der Studie „On our way“, die Beate Scherrer und<br />

Kerstin Schmidt für die <strong>Kindernothilfe</strong> durchgeführt haben. Die Autorinnen besuchten<br />

im April 2007 zwei Gemeinwesen-Entwicklungsprojekte des <strong>Kindernothilfe</strong>-Partners<br />

African Evangelistic Enterprise in Uganda. Bereits nach zwei bis drei Jahren hat sich in<br />

den beobachteten Dörfern vieles zum Positiven verändert. So helfen die neu gegründeten<br />

Selbsthilfegruppen auch von HIV oder Aids betroffenen Familien, ihre Grundbedürfnisse<br />

zu sichern und Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Die Studie nennt auch<br />

Herausforderungen, vor denen die Projekte noch stehen. Hierzu gehört zum Beispiel eine<br />

intensivere psychosoziale Betreuung.<br />

Die Studie kann unter www.kindernothilfe.de/Material bestellt werden.<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007 5<br />

Foto: Ralf Krämer


Kinderarbeit<br />

Wie geht‘s dir so?<br />

Deutsche Kinder fragen äthiopische Kinderarbeiter<br />

6 <strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

<br />

Zwei Städte, zwei Welten: Haile und Tesfa, Belaye und Darfatha leben auf<br />

den Straßen der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Sie schlagen sich<br />

als Schuhputzer durch. Jonny und Marina, Fata und Alexandros leben in<br />

Berlin. Sie gehen zur Schule. Doch Berlin und Addis Abeba rücken rasch zusammen: Wenn<br />

sich einer für den anderen interessiert. Zwei Städte, viele Fragen. Fotos: Bildschön und Michael Tsegaye<br />

7


8<br />

Kinderarbeit<br />

Temesgen Zewedu, 16 Jahre alt<br />

„Nein, ich habe kein<br />

eigenes Zimmer.<br />

Wir teilen uns ein<br />

Zimmer zu fünft.“<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Marina Hatzistarridis, 8 Jahre alt<br />

„Wie ist es bei Dir daheim? Hast Du<br />

zu Hause Dein eigenes Zimmer?“<br />

Alyssia Daniels, 9 Jahre alt<br />

„Wie alt warst Du, als Du<br />

angefangen hast zu arbeiten?“<br />

Tesfa Endiris,<br />

14 Jahre alt<br />

„Ich arbeite,<br />

seit ich vier<br />

Jahre alt bin.“<br />

Jonny Otto, 8 Jahre alt<br />

„Wie viel Geld verdienst Du<br />

mit einmal Schuheputzen?“<br />

Belaye Bekele, 16 Jahre alt<br />

„Ich verdiene 4 Cent für<br />

jedes paar Schuhe, das<br />

ich putze.“<br />

Fata Kanosowitsch, 12 Jahre alt<br />

„Was kaufst Du für das Geld,<br />

das Du am Tag verdienst?“<br />

Darfatha Redwan, 13 Jahre alt<br />

„Ich verdiene 10 Birr (das sind<br />

Projekt: 6089/AA/20<br />

etwa 80 Cent) pro Tag. Davon kaufe<br />

ich Kleidung und Essen für<br />

meine Familie und neues Schuhputzzeug.“<br />

Alexandros Hatzistarridis, 12 Jahre alt<br />

„Was gibt es außer Schuheputzen<br />

noch für Arbeiten, die Kinder<br />

in Äthiopien machen?“<br />

Binyam Ashagrae, 14 Jahre alt<br />

„In der Stadt arbeiten wir<br />

auch für die Sammeltaxis, sammeln das<br />

Geld der Fahrgäste ein. Wir verkaufen<br />

auch Getränke und mahlen Getreide.“<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007 9


10<br />

Haile und Tesfa, Belaye und Darfatha sind<br />

Schuhputzer. Ihr Alltag heißt Arbeit, sie<br />

schlagen sich irgendwie durch. Wie ihnen<br />

geht es rund 16 Millionen Mädchen und<br />

Jungen in Äthiopien. Sie schuften als<br />

Schuhputzer, Dienstmädchen oder Straßenhändler.<br />

Viele von ihnen haben nicht<br />

einmal Kontakt zu ihren Familien. Mädchen<br />

sind sexuellen Übergriffen schutzlos<br />

ausgesetzt. Ihr Leben wird bestimmt<br />

durch Bandenkämpfe, Prostitution, Drogen.<br />

Viele Kinder leiden unter Mangelernährung<br />

oder sind HIV-positiv. Die Kin-<br />

dernothilfe-Partner OPRIFS und MCDP<br />

bieten rund 800 Straßenmädchen Schutz<br />

und neue Perspektiven. Eine Zuflucht auf<br />

Zeit, Begleitung und Unterstützung durch<br />

Sozialarbeiterinnen, medizinische Versorgung,<br />

Schul- und Ausbildungsangebote:<br />

All das trägt dazu bei, die Mädchen vor<br />

Ausbeutung und Missbrauch zu bewahren.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte<br />

OPRIFS im Oktober und überzeugte<br />

sich von der guten Arbeit des<br />

<strong>Kindernothilfe</strong>-Partners (siehe S. 11 und 31).<br />

Inmitten ihrer Probleme kämpfen sich<br />

die Kinder und Jugendlichen durch. Sie<br />

meistern ihre Leben trotz widriger Um-<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Marina Hatzistarridis, 8 Jahre alt, und Cindy<br />

Käsler, 12 Jahre alt<br />

„Benutzt ihr in der Schule zum<br />

Lernen Bücher, Hefte und Stifte?“<br />

Haile Michael Bekele, 16 Jahre alt<br />

„Seit ich vom Land in die<br />

Stadt gekommen bin und<br />

arbeite, gehe ich nicht<br />

mehr in die Schule. Ich habe keine<br />

Ausweispapiere. Aber die Schulkinder<br />

benutzen Bücher und Hefte.“<br />

stände. Die <strong>Kindernothilfe</strong> setzt bewusst<br />

darauf, die Stärke der Kinder und Jugendlichen,<br />

aber auch ihrer Mütter und anderer<br />

Frauen zu nutzen. In „Mädchen-<br />

Clubs“ lernen die jungen Frauen, über<br />

ihre Probleme zu sprechen und ihre Erlebnisse<br />

zu verarbeiten. Frauengruppen<br />

geben den Mädchen rechtlichen Beistand,<br />

arbeiten bei der Aufklärung über<br />

Gewalt und Missbrauch in ihren Wohngebieten<br />

mit.<br />

Einer, der genau weiß, wie viel arbeitende<br />

Kinder bewegen können, ist Dawit<br />

Diese Kinder sind arm.<br />

Aber sie glauben wirklich an sich.<br />

Shanko. „Sie glauben an sich. Sie wissen,<br />

dass sie zwar arm sind, aber sie wissen<br />

auch, dass sie kämpfen können und nicht<br />

herumsitzen dürfen, sondern alles tun<br />

müssen, damit eine bessere Zukunft<br />

kommt“, sagt der Gründer von Listros. Er<br />

stammt aus Addis Abeba. Als Kind verdiente<br />

er sein Geld als Schuhputzer. Später<br />

bekam er ein Stipendium für ein Studium<br />

in der DDR und wurde Bauingenieur.<br />

Seit 20 Jahren lebt er in Berlin.<br />

Seine Zeit als Schuhputzer hat er nie vergessen.<br />

Darum hat er Listros gegründet.<br />

„Listros“ heißt der Holzkasten, in dem<br />

die Schuhputzer ihre Utensilien trans-<br />

portieren. Mit der <strong>Kindernothilfe</strong> hat<br />

Listros einen Ideenwettbewerb für arbeitende<br />

Kinder und Jugendliche in Äthiopien<br />

ausgelobt. Die Mädchen und Jungen<br />

sollten Vorschläge machen, wie sich<br />

ihr Leben verbessern könnte. Die Kinderarbeiter<br />

haben Bilder, Texte und Theaterstücke<br />

eingereicht, mit denen sie ihre<br />

Ideen dokumentieren. Zurzeit sucht eine<br />

Jury aus Politikern, Journalisten und anderen<br />

Experten in Äthiopien die besten<br />

Beiträge aus. Als Hauptpreis ist eine Reise<br />

durch Äthiopien vorgesehen, bei der zehn<br />

Kinder zum ersten Mal ihr Land außerhalb<br />

ihrer Stadt kennenlernen. Die beiden<br />

Jugendlichen mit den besten Beiträgen<br />

gewinnen eine vierjährige Ausbildung an<br />

einem Tourismus-College. 6 000 Kinder<br />

und Jugendliche haben an dem Wettbewerb<br />

teilgenommen – darunter auch<br />

Kinder aus Projekten der <strong>Kindernothilfe</strong>.<br />

Sie wollen daran mitarbeiten, dass sich<br />

ihr Leben zum Guten verändert. Denn ihre<br />

Zukunft soll nicht unter einer Plastikplane<br />

auf dem Bürgersteig enden.<br />

Katja Korf, Redakteurin<br />

Katja.Korf@knh.de<br />

Foto: Bundesregierung/Guido Bergmann<br />

Nachgefragt bei Edith Gießler<br />

Referat Afrika<br />

Die <strong>Kindernothilfe</strong> fördert einen Ideenwettbewerb<br />

in Äthiopien. Könnte man<br />

den Kindern nicht anders besser helfen –<br />

mit Mahlzeiten oder Kleidung?<br />

Wir betrachten Kinder und Jugendliche<br />

nicht als Objekte, sondern als eigenständige<br />

Persönlichkeiten und Träger von<br />

Rechten. Sie können uns am besten sagen,<br />

was sie am dringendsten benötigen. Die<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> und ihre Partner hören<br />

genau zu und verhelfen den Mädchen<br />

und Jungen dann zu ihrem Recht. Dazu<br />

gehören natürlich auch Mahlzeiten und<br />

Kleidung, wenn das die dringlichsten Bedürfnisse<br />

sind, die die Kinder äußern.<br />

Unser Partner OPRIFS zum Beispiel bietet<br />

in Addis Abeba Straßenmädchen ein<br />

Schutzhaus, Unterkunft, Nahrung und medizinische<br />

Versorgung, aber auch eine Ausbildung<br />

und psychologische Betreuung.<br />

Warum ist es so wichtig, Kinder bei der<br />

Planung und Durchführung eines Projektes<br />

miteinzubeziehen?<br />

Die Mädchen und Jungen wissen am<br />

besten, was sie brauchen. Erwachsene<br />

kommen oft gar nicht auf die Lösungen,<br />

Kinderarbeit<br />

Artikel 12: „Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene<br />

Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden<br />

Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes<br />

angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife.“<br />

die die Kinder vorschlagen. Zum Beispiel<br />

die Schuhputzer in Addis Abeba: Als Außenstehender<br />

würde man vielleicht fordern,<br />

Kinderarbeit zu verbieten. Aber die Jugendlichen<br />

wünschen sich eventuell besseres<br />

Material zum Schuheputzen. So<br />

können sie mehr Geld verdienen, um wenigstens<br />

halbtags zur Schule gehen.<br />

Würde dagegen die Kinderarbeit verboten,<br />

ständen die Familien vor dem wirtschaftlichen<br />

Ruin. Das Beispiel zeigt: Es ist<br />

wichtig, Kinder und Jugendliche nach<br />

ihrer Meinung zu fragen. Außerdem identifizieren<br />

sich Mädchen und Jungen sehr<br />

stark mit einem Projekt, wenn sie bei der<br />

Planung miteinbezogen werden. Sie tragen<br />

die Arbeit mit, fühlen sich verantwortlich<br />

und geben die Inhalte weiter.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte im Oktober das Projekt von OPRIFS für ehemalige Straßenmädchen in Addis Abeba.<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007 11


Foto: Friederike Kugler<br />

12<br />

Transparent<br />

Fragen und Antworten rund um die Arbeit der <strong>Kindernothilfe</strong><br />

Eine Frage, Herr Rüweller...<br />

Was ändert sich durch das neue Spenden-Gesetz?<br />

Am 21. September 2007 hat der Deutsche<br />

Bundesrat das Gesetz zur weiteren Stärkung<br />

des bürgerschaftlichen Engagements<br />

verabschiedet. Es soll rückwirkend zum 1.<br />

Januar 2007 in Kraft treten und die Rahmenbedingungen<br />

– insbesondere im steuerlichen<br />

Bereich – deutlich verbessern.<br />

Das bedeutet: Sie können Spenden bis zu<br />

20 Prozent des Gesamtbetrages der Einkünfte<br />

von der Steuer absetzen (bisher:<br />

Das neue Gesetz gilt auch für Stiftungen wie die Frank Duval Stiftung, hier vertreten durch<br />

Tata Bouman (r.). Die Stiftung ist ein wichtiger Förderer der <strong>Kindernothilfe</strong>.<br />

Foto: Petra Liedke<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Warum bedankt sich mein Patenkind<br />

für ein Weihnachtsgeschenk?<br />

Weihnachten wird weltweit gefeiert – deswegen erhalten viele Kinder auch ein kleines<br />

Geschenk im Namen ihrer Paten. Manchmal ist das ein Spielzeug, ein neues Kleidungsstück<br />

oder Schulmaterial. Manchmal handelt es sich auch um einen Geldbetrag,<br />

damit die Familien gemeinsam feiern können. Oder das Projekt richtet ein Fest<br />

aus und alle werden beschenkt. Das Geld dafür ist im Patenschaftsbetrag enthalten.<br />

Wenn Sie also ein Dankeschön von Ihrem Patenkind lesen, haben Sie neben der Investition<br />

in die Zukunft des Kindes auch ein Weihnachtsgeschenk ermöglicht.<br />

10 Prozent). Die Vorlage eines Beleges Ihres<br />

Kreditinstitutes reicht, um Spenden bis<br />

zu 200 Euro nachzuweisen.<br />

Vermögensstockspenden bei Stiftungen<br />

können mit einer Million (bisher: 307 000)<br />

Euro ausgestattet werden. Die zusätzliche<br />

Abzugsmöglichkeit von 20 450 Euro für Michael Rüweller,<br />

Stiftungen wird abgeschafft. In Österreich Referat Controlling und Finanzen<br />

können Spenden an gemeinnützige Einrichtungen<br />

noch nicht von der Steuer ab- gesetzt werden. In der Schweiz sind Spen-<br />

den an Gemeinnützige Organisationen in<br />

begrenztem Umfang abzugsfähig.<br />

Ebenso entfällt in Deutschland der zeitlich<br />

begrenzte Vor- und Rücktrag bei Großspenden;<br />

stattdessen wird ein zeitlich unbegrenzter<br />

Spendenvortrag eingeführt.<br />

Deshalb bringt es ab 2008 keine steuerlichen<br />

Vorteile mehr, Spenden vom Verein<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> auf die <strong>Kindernothilfe</strong>-Stiftung<br />

umzuleiten. Wir bitten daher um<br />

Verständnis, dass wir, um Kosten zu sparen,<br />

solche Umleitungen ab dem 1. Januar.<br />

2008 nicht mehr durchführen werden.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.kindernothilfe.de/-id-3169-de<br />

Foto: Petra Liedtke<br />

Foto: privat<br />

Respekt vor den Kollegen vor Ort<br />

Foto: Petra Liedtke<br />

Name: Ute Rabenau<br />

Alter: 44<br />

Position: Sachbearbeiterin<br />

Referat Asien und Osteuropa<br />

Was sind Sie von Beruf?<br />

Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung<br />

zur Fremdsprachen-Korrespondentin<br />

für Französisch und Englisch gemacht.<br />

Wie sind Sie zur <strong>Kindernothilfe</strong><br />

gekommen?<br />

Nach der Sprachschule habe ich bei einem<br />

kirchlichen Werk als Übersetzerin und Sekretärin<br />

gearbeitet. 1993 habe ich mich bei<br />

der <strong>Kindernothilfe</strong> „blind“ beworben, also<br />

nicht auf eine konkrete Stellenausschreibung.<br />

Zunächst bekam ich eine Absage.<br />

Ein halbes Jahr später wurde ich dann<br />

doch zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.<br />

Seit 1994 bin ich im Asienreferat<br />

tätig. Erst war ich für Projekte in Sri Lanka<br />

und Pakistan zuständig, später kamen<br />

noch Bangladesch und Afghanistan hinzu.<br />

Durch die steigende Zahl von neuen Partnern<br />

vor Ort war die Arbeit irgendwann<br />

nicht mehr von einer Person zu schaffen,<br />

und deshalb habe ich die Bangladesch- und<br />

Pakistan-Projekte vor einigen Jahren wieder<br />

abgegeben – nur die Arbeit im Erdbebengebiet<br />

in Pakistan wird von mir betreut.<br />

Was fasziniert Sie an Afghanistan und<br />

Sri Lanka besonders?<br />

Die Menschen in beiden Ländern haben<br />

viel durchmachen müssen – den Bürgerkrieg<br />

und die Folgen des Tsunami in Sri<br />

Lanka, Krieg und Unterdrückung in Afghanistan.<br />

Flucht, Angst und Trauer bestimmt<br />

bei vielen den Alltag. Es ist bewegend<br />

zu sehen, wie die Menschen unter<br />

diesen oft schwierigen Lebensumständen<br />

trotzdem neue Perspektiven für ihr<br />

Leben finden können. Ich denke da z. B.<br />

an Kinder im Osten Sri Lankas, die trotz<br />

ihrer traumatischen Erlebnisse selbstbewusst<br />

und fröhlich singen und tanzen.<br />

Oder an Kinder mit Behinderungen in Afghanistan,<br />

die vorher nie gefördert wurden<br />

und nun durch die Hilfe eines Projekts in<br />

eine Schule gehen und dadurch eine ganz<br />

neue Welt entdecken. Ich habe auch großen<br />

Respekt vor unseren Kollegen und<br />

Partnern in beiden Ländern, die sich unter<br />

oft schwierigen und gefährlichen Bedingungen<br />

für die Menschen einsetzen.<br />

Was macht Ihnen bei Ihrer Tätigkeit am<br />

meisten Spaß?<br />

Vor allem der Kontakt mit Kollegen und<br />

Partnern im In- und Ausland und mit den<br />

Spendern. Es ist auch schön, von Zeit zu<br />

Zeit in die beiden Länder reisen zu können<br />

und vor Ort zu sehen, was die Hilfe<br />

bewirken kann. Die Arbeit ist sehr vielseitig<br />

und spannend.<br />

Was machen Sie in Ihrer Freizeit<br />

am liebsten?<br />

Ich bin gern draußen in der Natur unterwegs.<br />

Außerdem koche und lese ich gern<br />

und singe in einem Gospelchor, was mir<br />

viel Spaß macht.<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Foto: Petra Liedtke


14<br />

Der bunte Schulkarren ist stets umringt von Kindern. Täglich kommen rund 100 Mädchen und Jungen zum Unterricht.<br />

Das fahrende<br />

Klassenzimmer<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Bild rechts: Lernmaterial und<br />

vieles mehr kommen an Bord.<br />

Weil die Straßenkinder von Cubao, einem Slum im Großraum der<br />

philippinischen Hauptstadt Manila, den weiten Weg zu Schule nicht<br />

schaffen, kommt die Schule zu ihnen. Mit einem bunten Holzkarren tourt<br />

ein Lehrer durch den Slum und erreicht so auch jene, die sonst nie eine<br />

Chance haben, eine Schule zu besuchen. Fotos: Alfredo Olavidez<br />

„Komm mit mir, dem Wunder-Wagen,<br />

ich bin ,Magat‘, die Schule im Karren!“<br />

Wenn dieses Lied durch die Gassen von<br />

Cubao klingt, hat für die Kinder des Viertels<br />

der Schultag begonnen. Hier, in einem<br />

Elendsviertel nahe der philippinischen<br />

Hauptstadt Manila, leben mindestens 500<br />

Mädchen und Jungen auf der Straße. Sie<br />

schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch,<br />

viele von ihnen prostituieren sich, um zu<br />

überleben. Zur Schule gehen sie nicht –<br />

jedenfalls nicht in ein Schulgebäude. Seit<br />

dem Frühjahr kommen Klassenzimmer<br />

und Lehrer zu ihnen. Der <strong>Kindernothilfe</strong>-<br />

Partner „Street Dwellers Outreach Ministries,<br />

Inc.“ besucht die Jungen und Mädchen<br />

mit einem bunten Holzkarren. An<br />

Bord hat er Lernmaterial, eine Mahlzeit<br />

und Spielzeug.<br />

Diese Wagen, in der Landessprache „kariton“<br />

genannt, gehören in den Philippinen<br />

zum Straßenbild. Für viele Familien ersetzen<br />

sie sogar die eigene Hütte. „Bauern<br />

bringen ihre Ernte damit ein, Handwerker<br />

transportieren Werkzeug, Händler nutzen<br />

sie als Verkaufsstand. Straßenkinder sam-<br />

meln darauf Müll, den sie verkaufen. Für<br />

Menschen, die auf der Straße leben, ist<br />

ihr Kariton der Lebensmittelpunkt“, berichtet<br />

Elenaor Tejano. Die Lehrerin leitet<br />

die Bildungsabteilung des <strong>Kindernothilfe</strong>-<br />

Partners „Street Dwellers“. Sie erläutert,<br />

warum der traditionelle Handkarren sich<br />

so gut als fahrbares Klassenzimmer eignet:<br />

„Die Kinder auf der Straße haben oft<br />

noch nie eine Schule gesehen. Einen<br />

Kariton kennen sie. Unsere mobile Schule<br />

sieht vertraut für sie aus, sie freuen sich<br />

auf den bunten Wagen. So wecken wir<br />

die Neugier und die Lust am Lernen.“<br />

Die „Street Dwellers“ haben 2003 eine<br />

Zentrum für Straßenkinder in Cubao gegründet.<br />

Dort bereiten sie Vorschulkinder<br />

auf die Grundschule vor, geben älteren<br />

Mädchen und Jungen Nachhilfe. Es gibt<br />

Computer und eine Bücherei. Da die<br />

Familien oft zu arm sind, um Schulbücher,<br />

Hefte, Stifte und Uniformen zu kaufen,<br />

Straßenkinder<br />

unterstützen die „Street Dwellers“ sie<br />

finanziell. Wenn nötig, zahlt die Organisation<br />

die Schulgebühren. Für Jugendliche<br />

sucht der <strong>Kindernothilfe</strong>-Partner Ausbildungsstellen<br />

oder vermittelt einfache<br />

handwerkliche Fertigkeiten, mit denen<br />

die Älteren Geld verdienen können.<br />

„Obwohl von Beginn an zahlreiche Schüler<br />

in unser Zentrum kamen, stellten wir<br />

fest, dass für viele Kinder von der Straße<br />

der Weg zu uns zu weit war“, erinnert<br />

sich der Direktor der Stiftung Alfredo<br />

Olavidez. „Deshalb hatten wir die Idee:<br />

Wenn die Kinder nicht zu Schule kommen,<br />

bringen wir die Schule zu den Kindern!“<br />

Zunächst wurde das Modell getestet:<br />

An drei Stellen im Viertel erteilten<br />

ein Lehrer und ein Sozialarbeiter Unterricht<br />

unter freiem Himmel. Der Probelauf<br />

hatte Erfolg, zahlreiche Kinder kamen<br />

regelmäßig. Und so bauten Mitarbeiter<br />

und Straßenkinder den Schulkarren.<br />

Im Frühjahr 2007 war es soweit: Mit<br />

einer kleinen Parade durch das Viertel<br />

stellten Kinder, Eltern und Lehrer die<br />

fahrbare Schule vor. Seitdem bringt der<br />

Kariton jeden Tag den Unterricht zu rund<br />

„Die Kinder freuen sich auf den bunten<br />

Wagen. Er weckt die Lust am Lernen.“<br />

100 Jungen und Mädchen in Cubao. „Wir<br />

knüpfen durch den Schulkarren auch Kontakt<br />

zu den Eltern“, erläutert Alfredo<br />

Olavidez. Nur wenn die Erwachsenen mit<br />

einbezogen würden, könne sich die Situation<br />

im Elendsviertel Cubao dauerhaft<br />

verbessern.<br />

Das Viertel dient, wie so viele Slums in<br />

den Großstädten Asiens, als Anlaufstelle<br />

für jene, die vor der Armut auf dem Land<br />

fliehen. Sie hoffen, in der Stadt einem Job<br />

zu finden und mehr Geld zu verdienen als<br />

in der Landwirtschaft. Doch die meisten<br />

dieser Träume zerplatzen rasch. In den<br />

Slums hausen Familien auf der Straße<br />

oder in winzigen Verschlägen, fließendes<br />

Wasser und Toiletten gibt es nicht. Für<br />

ungelernte Arbeiter bieten sich kaum<br />

Perspektiven. Familien zerbrechen unter<br />

der Last der Armut. Alkohol, Drogen und<br />

Gewalt sind an der Tagesordnung.<br />

Die Einkommensunterschiede in den<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007 15


16<br />

Straßenkinder<br />

Der Schulkarren lockt die Kinder an und hilft den Sozialarbeitern auch, Kontakte zu den Eltern zu knüpfen.<br />

Philippinen sind groß. Noch immer leben<br />

rund 40 Prozent der Menschen von weniger<br />

als zwei US-Dollar am Tag, etwa 17<br />

Prozent der Erwachsenen und Kinder leiden<br />

an Mangelernährung. Mehr als fünf<br />

Millionen Jungen und Mädchen, so<br />

schätzt die Internationale Arbeitsorganisation,<br />

müssen arbeiten. Kinderprostitution<br />

ist weit verbreitet. Andererseits gibt<br />

es einen begrenzten wirtschaftlichen Aufschwung.<br />

So sind die Philippinen zum<br />

Beispiel nach Indien das Land mit den<br />

meisten Call Centern weltweit – westliche<br />

Firmen beauftragen die Telefondienstleister,<br />

weil die Arbeitskräfte in<br />

Asien viel weniger kosten. Doch nur<br />

wenige Filipinos profitieren von solchen<br />

Entwicklungen. Um die Situation dauerhaft<br />

zu verbessern, müssen die Menschen<br />

einen Weg aus der Arbeitslosigkeit und<br />

den gefährlichen Slums finden.<br />

Deshalb ist die Arbeit mit den Eltern<br />

wichtiger Bestandteil des Projektes der<br />

„Street Dwellers“. Sie vermitteln Jobs an<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Eltern im Viertel. Die Väter und Mütter<br />

können Trainingskurse belegen, um die<br />

Chancen auf eine Arbeitsstelle zu verbessern.<br />

Ein Berater hilft jenen Eltern, die<br />

ein eigenes kleines Geschäft gründen<br />

möchten. Außerdem unterstützt der <strong>Kindernothilfe</strong>-Partner<br />

die Familien bei der<br />

Gründung von Selbsthilfe-Gruppen. Dort<br />

suchen sie zusammen Lösungen für ihre<br />

Probleme und lernen Grundwissen, um<br />

sich selbständig zu machen. Gemeinsam<br />

sparen die Mitglieder der Gruppen und<br />

vergeben reihum kleine Kredite.<br />

Außerdem lernen Väter und Mütter in<br />

Seminaren, wie sie sich vor Krankheiten<br />

schützen und ihre Kinder mit geringen<br />

Mitteln einigermaßen gesund ernähren<br />

können. Die Projekt-Mitarbeiter klären sie<br />

über Hygiene und Kindererziehung auf<br />

und beraten sie. Besonders bedürftige<br />

Familien können kleine Apartments mieten,<br />

der <strong>Kindernothilfe</strong>-Partner zahlt die<br />

Hälfte der geringen Miete. Geplant ist,<br />

kleine Häuser für Familien zu bauen. Dort<br />

sollen Gemeinschaften entstehen, die<br />

sich selbst verwalten. Das Ziel: eine gewalt-<br />

und drogenfreie Umgebung für die<br />

Kinder zu schaffen.<br />

Der Schulkarren dient den Projekt-Mitarbeitern<br />

auch dazu, hilfsbedürftige Familien<br />

kennen zu lernen. Das bunte<br />

Gefährt ist stets umringt von vielen<br />

Kindern und zieht Zuschauer an. Dank des<br />

Karitons lernten die Sozialarbeiter zum<br />

Beispiel die Brüder Bryan (5) und Ramil (3)<br />

„Die Straßenkinder sind so vernachlässigt, sie sehnen sich nach<br />

Aufmerksamkeit, einem Lächeln, einer Umarmung.“<br />

kennen. „Als wir die Jungen trafen, waren<br />

sie total abgemagert“, berichtet Alfredo<br />

Olavidez. Bryans Körper war von Ausschlag<br />

bedeckt. Die Brüder lebten mit<br />

ihrer Mutter in einem Park, seit der Vater<br />

vor zwei Jahren ins benachbarte Gefängnis<br />

kam. Die Mutter verdiente ein<br />

wenig Geld, indem sie Besorgungen für<br />

andere Gefangene machte. Doch die spärlichen<br />

Einkünfte reichten nicht, um die<br />

Kinder ausreichend zu ernähren.<br />

Die Sozialarbeiter, die die Schule auf Rädern<br />

begleiten, nahmen Bryan und Ramil<br />

mit ins Hilfszentrum. Dorthin kommen<br />

die Brüder nun jeden Morgen. Ihre Ausschläge<br />

wurden behandelt und sind mittlerweile<br />

verschwunden. Beide bekommen<br />

gesunde Mahlzeiten und erholen<br />

sich langsam. Während ihre Mutter versucht,<br />

Geld zu verdienen, lernen und spielen<br />

sie in der Tagesstätte.<br />

„Wir möchten den Kindern, die unsere<br />

Schule besuchen, das Gefühl geben, geliebt<br />

zu werden. Das ist der größte Verdienst<br />

des kleinen Karrens. Die Straßenkinder<br />

sind so vernachlässigt, sie sehnen<br />

sich nach Aufmerksamkeit, einem Lächeln<br />

oder einer Umarmung“, berichtet Olavidez.<br />

Wie sehr die Schüler an dem türkisfarbenen<br />

Karren hängen, zeigt sich, wenn<br />

der Unterricht endet. „Die Kinder sind<br />

jedes Mal traurig. Wir müssen ihnen versprechen,<br />

dass wir mit dem Karren am<br />

nächsten Tag wiederkommen. Unser Traum<br />

ist deshalb, dass wir eines Tages viele<br />

Schulen im Karren haben, um alle Kinder<br />

in Cubao zu erreichen.“<br />

Katja Korf, Redakteurin<br />

Katja.Korf@knh.de<br />

Basteln, spielen, lernen: Der Kariton weckt die Neugier der Kinder.<br />

Projektsplitter Asien<br />

Projekt: 29480/AA/12<br />

Indien: Unterstützung für Müll sammelnde Kinder (Projekt 22525/AA/50)<br />

In Mumbai sind tausende Menschen gezwungen, ihren Lebensunterhalt mit<br />

dem Sammeln von Müll zu verdienen. 90 Prozent davon sind Kinder und Frauen.<br />

Die Kinder müssen schon früh zum Lebensunterhalt der Familien beitragen und<br />

arbeiten unter extrem gesundheitsschädlichen Bedingungen. Sie können nicht<br />

zur Schule gehen. Ziel des Projektes ist es, den Kindern die Möglichkeit zu<br />

geben, zur Grundschule zu gehen. Außerdem bieten die Projekt-Mitarbeiter den<br />

Mädchen und Jungen Hilfe an, damit sie aus der „Müllbranche“ aussteigen<br />

können, vermitteln ihnen Grundkenntnisse in der Gesundheitsvorsorge und<br />

betreuen sie psychologisch.<br />

Sri Lanka: Neue Lebensgrundlage für Familien (Projekt: 2460/AA/52)<br />

Der Klimawandel trifft viele Familien im Nordwesten Sri Lankas hart. In der so<br />

genannten Trockenzone fällt immer weniger Regen, die Menschen ernten<br />

immer weniger Reis. Fehlende Nahrungsmittel, Mangelernährung und Arbeitslosigkeit<br />

verursachen soziale Probleme: Viele Menschen trinken, Gewalt in der<br />

Familie ist verbreitet. Die Schulen sind schlecht ausgestattet, viele Lehrer nicht<br />

qualifiziert. Deshalb brechen viele Jugendliche ihre Ausbildung ab und sind anschließend<br />

arbeitslos. Der <strong>Kindernothilfe</strong>-Partner Thothenna arbeitet mit Frauen<br />

und Jugendlichen. In Selbsthilfe-Gruppen lernen sie ökologische und nachhaltige<br />

Landwirtschaftsmethoden. Dabei erfahren die Menschen zum Beispiel, wie<br />

sie Mangos und Kokosnüsse anbauen können, um so ihre Familie zu ernähren.<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007 17


Engagement<br />

Ideen und Aktionen<br />

Paten seit 27 Jahren<br />

Foto: privat<br />

Angela Heitz vom Freundeskreis Frankfurt (Mitte) überreichte langjährigen Mitgliedern der Spendergruppe eine <strong>Kindernothilfe</strong>-Urkunde.<br />

Seit 27 Jahren engagieren sich Mitarbeiter der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG<br />

(OVAG) in Friedberg/Hessen für die <strong>Kindernothilfe</strong>. Die monatlichen Spenden werden direkt<br />

vom Gehaltskonto abgebucht, die Höhe bestimmt jeder selbst. Seit 1980 hat die Spender-<br />

gruppe mehr als 38 000 Euro überwiesen.<br />

Detlef Falk und Herbert Alsleben haben<br />

die Spendergemeinschaft ins Leben gerufen.<br />

Falk war durch einen Bericht in der<br />

TV-Sendung „Report“ auf die <strong>Kindernothilfe</strong><br />

aufmerksam geworden. Er nutzte<br />

seine Kontakte, um die Arbeit der Duisburger<br />

Organisation bei der OVAG bekannt<br />

zu machen, und gewann mehr und<br />

mehr Mitstreiter. Viele von denen, die<br />

bereits 1980 in die Gruppe einstiegen,<br />

sind heute noch dabei. Im Juli überreichte<br />

ihnen Angela Heitz vom Arbeitskreis<br />

Frankfurt eine Dankeschön-Urkunde der<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> für ihr langjähriges Engagement.<br />

Insgesamt hat die Gruppe heute<br />

41 Mitglieder.<br />

In den ersten Jahren unterstützten die<br />

OVAG-Mitarbeiter drei Patenkinder in Indonesien<br />

und Brasilien. Patenkind Sriati<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

aus der Kindertagesstätte Ngagel in Indonesien<br />

zum Beispiel begleiteten sie,<br />

bis das Mädchen 1999 aus dem Patenschaftsprogramm<br />

ausschied. „Die Spendergruppe<br />

hat Sriati eine gute Ausbildung<br />

finanziert“, erinnert sich Martina Kiese,<br />

die in der <strong>Kindernothilfe</strong>-Geschäftsstelle<br />

für die Tagesstätte zuständig ist. „Wie uns<br />

die Projektleiterin damals mitteilte, hat<br />

Sriati zunächst die Oberschule abgeschlossen<br />

und dann einen berufsvorbereitenden<br />

Kurs absolviert. Sie hat jetzt<br />

eine Anstellung in einem bekannten Restaurant<br />

in Surabaya gefunden.“<br />

Der Briefkontakt mit den Patenkindern<br />

wurde mit der Zeit immer unregelmäßiger.<br />

Außerdem schrieb immer ein anderer<br />

Mitarbeiter die Briefe. „Für das Patenkind<br />

war das ungünstig, da es sich nicht<br />

richtig mit den Paten auseinandersetzen<br />

konnte“, erläutert Herbert Alsleben.<br />

Deshalb entschied sich die Gruppe, auf<br />

eine Patenschaft ohne Briefkontakt umzuschwenken.<br />

Wichtigstes Anliegen ist für<br />

die Friedberger nach wie vor, Kindern<br />

eine fundierte Ausbildung und Versorgung<br />

zu bieten, damit sie später einen<br />

guten Einstieg ins Berufsleben schaffen<br />

können. „Im Moment ist das Geld für Kinder<br />

mit Behinderungen in Brasilien und<br />

eine Schule in Port-au-Prince, Haiti, bestimmt“,<br />

sagt Detlef Falk. „Und durch einen<br />

Jahresbericht werden wir über die<br />

Fortschritte auf dem Laufenden gehalten.“<br />

Gunhild Aiyub, Redakteurin<br />

Gunhild.Aiyub@knh.de<br />

Foto: privat<br />

Unternehmerinnen fördern Ausbildung<br />

Bolivianische Straßenmädchen lernen einen Beruf<br />

Yvonne Marchewitz, Praktikantin Mandy, Sylvia Post und Anja von der<br />

Ahe (v.l.n.r.).<br />

20 000 Euro für Straßenmädchen in Äthiopien<br />

Spende von Sänger Rea Garvey<br />

Im Vorfeld des „Live Earth“-Konzertes in Hamburg hat der Musiker<br />

und <strong>Kindernothilfe</strong>-Botschafter Rea Garvey 20 000 Euro für Straßenmädchen<br />

in Äthiopien gespendet. Der Leadsänger der Band Reamonn<br />

unterstützt das <strong>Kindernothilfe</strong>-Projekt bereits seit über einem<br />

Jahr mit seiner Stiftung „Saving an Angel“. „Wir möchten dazu<br />

beitragen, dass die Welt ein Stück besser wird“, sagte Garvey bei der<br />

Übergabe des Spendenschecks. Die Bandmitglieder von Reamonn<br />

setzen sich nahezu seit Gründung der Band für benachteiligte<br />

Kinder ein. 2003 besuchte Frontsänger Rea Garvey zusammen mit<br />

Band-Kollege Philipp Rauenbusch als <strong>Kindernothilfe</strong>-Botschafter-<br />

Projekte in Äthiopien.<br />

Rea Garvey gab in Äthiopien spontan ein Konzert.<br />

Termine<br />

von Oktober bis Januar<br />

30.11.- 23.12. München<br />

AK München beim Neuhauser Christkindlmarkt<br />

im Stand „Wir für Neuhausen“<br />

30.11.-1.12. München<br />

10-17 Uhr: Weihnachtsmarkt des AK München<br />

im Gemeindezentrum der Auferstehungskirche<br />

Gollierstr. 55, München/<br />

Westend (U4/5, Bus 53, 133): Geschenkartikel<br />

und Leckereien warten auf die Besucher.<br />

Kaffee, Gebäck und Kuchen stehen<br />

in der adventlich geschmückten Cafeteria<br />

bereit. Am 1.12. kommt der Nikolaus.<br />

1.12. Wülfrath<br />

Ab 14 Uhr: 30. Jahresaktion des Bastel-<br />

Patin Yvonne Marchewitz unterstützt die <strong>Kindernothilfe</strong> seit<br />

1984. Seit 2006 engagiert sich die Dipl.-Pflegewirtin mit dem<br />

„UnternehmerinnenTreff“ Lübbecke außerdem für die Casa<br />

Oqharikuna in Bolivien. Die Frauen organisierten bereits einen<br />

sehr erfolgreichen südamerikanischen Abend im Lübbecker<br />

Rathaus und verkauften bei verschiedenen Veranstaltungen<br />

Schmuck, Flohmarktartikel und handgefertigte bolivianische<br />

Pullover. Ihr erster großer Bücherflohmarkt im Artwork & Ice-<br />

Café war gleich so ein Erfolg, dass sie direkt einen zweiten planen<br />

mussten. Aus dem ganzen Kreis Minden-Lübbecke bekamen<br />

sie kistenweise Bücher geliefert. Von Pumuckl bis Edgar<br />

Wallace war für jeden Geschmack etwas dabei. „Wir waren völlig<br />

überrascht, wie bereitwillig die Menschen etwas für den<br />

guten Zweck hergeben“, freute sich Yvonne Marchewitz. Die<br />

engagierte Gruppe bietet inzwischen einige Bücher unter dem<br />

Benutzernamen „Unternehmerinnentreff“ auch bei eBay an.<br />

Foto: Uta Rademacher<br />

und Handarbeitskreises Wülfrath mit<br />

Basar, Kaffee und Kuchen. Gemeindezentrum<br />

Süd, Kastanienallee 57.<br />

15.12. Siegen<br />

Info- und Verkaufsstand des Freundeskreises<br />

Siegerland im Sozialhäuschen auf<br />

dem Weihnachtsmarkt<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007 19


Foto: privat<br />

Engagement<br />

15-jähriges Praxisjubiläum<br />

Gratulanten spenden 2 000 Euro<br />

Am 1. Juni feierte Annemarie Bodtkes physiotherapeutische<br />

Praxis in Blankenhain/Thüringen ihr 15-jähriges Bestehen. Sie<br />

bat Patienten und Geschäftspartner, möglichst auf Blumen und<br />

Präsente zu verzichten und stattdessen lieber einen kleinen<br />

Betrag zugunsten der <strong>Kindernothilfe</strong> zu geben. Um das Spenden<br />

zu erleichtern, stellte die langjährige Patin am Tag ihres<br />

Jubiläums eine gläserne Box auf, die sich schließlich rascher<br />

füllte, als sie es erhofft hatte: Insgesamt 2 000 Euro spendeten<br />

die Gratulanten. „Eine so hohe Einzelspende hatten wir noch<br />

nie“, freut sich auch Olaf Hilpert vom Erfurter Freundeskreis der<br />

<strong>Kindernothilfe</strong>, der die Spende offiziell in Empfang nehmen<br />

durfte. Auf Wunsch von Annemarie Bodtke geht die Summe an<br />

ein Projekt in Kenia.<br />

Annemarie Bodtke und Olaf Hilpert freuen sich über die vielen Scheine.<br />

19 glückliche Verlierer<br />

Wette zugunsten von Aids-Waisen<br />

Beim IG-Metall-Sommerfest in Wolfsburg<br />

hatten Frank Patta, 1. Bevollmächtigter der<br />

IG Metall, und Extremsportler Joachim<br />

„Aki“ Franz gewettet, dass sie mit 300<br />

Kindern eine Aids-Schleife nachstellen. 19<br />

Prominente und Firmen hielten dagegen<br />

– doch sie hatten keine Chance: Sage und<br />

schreibe 830 Kinder wuselten durchein-<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

www.kindernothilfe.de/aktionsbeispiele<br />

Noahs Arche steht in Lohmar<br />

Musical-Erlös hilft sambischen Kindern<br />

Eltern zimmerten eine sechs Meter lange Arche.<br />

ander, bis sie schließlich auf der vorgezeichneten<br />

Schleife standen. Für die Wettpaten<br />

eine teure Angelegenheit, die sie<br />

aber mit Freude einlösten: Vereinbart<br />

war, dass jeder mindestens 300 Euro zahlt<br />

oder einen Euro pro Kind. Otto Ferdinand<br />

Wachs, Geschäftsführer der Autostadt, beglich<br />

seine Wettschuld sogar doppelt: Er<br />

spendete auch noch als Privatperson. „So<br />

macht Verlieren auf jeden Fall Spaß“,<br />

meinte Marcel Krug von der Dresdner<br />

Bank. Frank Patta fiel nach der gewonnen<br />

Wette ein Stein vom Herzen – er hätte<br />

ansonsten 100 Kilometer Rad fahren müssen.<br />

Stattdessen überreichte er dem <strong>Kindernothilfe</strong>-Arbeitskreis<br />

Wolfsburg einen<br />

Scheck über 5 000 Euro für ein Programm<br />

für Aids-Waisen und von Aids betroffene<br />

Familien in Uganda.<br />

Auf der Bühne des Birker Bürgerhauses in Lohmar standen oder lagen<br />

Giraffen friedlich neben Bären und Leoparden. Dazwischen tanzten,<br />

sangen und schauspielerten 44 Mädchen und Jungen der Grundschule<br />

Birk die Geschichte von Noah und der großen Flut. Die tolle Choreographie<br />

von „Noah und die coole Arche“ sowie die fetzigen Songs,<br />

lockere Dialoge und flotte Tänze bewiesen, dass biblische Geschichten<br />

keineswegs „uncool“ sind. Imposanter Hingucker war die sechs<br />

Meter lange Holz-Arche: Für dieses Bauwerk hatten sich die Eltern<br />

gehörig ins Zeug gelegt. Das Schiff lief auf Rollen und war drehbar: So<br />

konnte das Publikum die Szenen sowohl vor wie auch in der Arche<br />

mitverfolgen. Das Musical wurde von Mitgliedern der Creativen Kirche<br />

aus Witten komponiert, damit Schulen, Gruppen und Vereine es<br />

auf die Bühne bringen und damit Geld für ein <strong>Kindernothilfe</strong>-Projekt<br />

in Sambia sammeln. Dieses Konzept ging in Lohmar vollends auf: Die<br />

begeisterten Zuschauer spendeten 3 500 Euro.<br />

Foto: privat<br />

Foto: privat<br />

Geld für Schulmöbel<br />

Schule hilft Projekt in Indonesien<br />

Rund 500 Schüler besuchen die Staufenbergschule in Heilbronn-Sontheim.<br />

Für die neue Ausstattung einer Schule in<br />

Indonesien, die vom Tsunami fast völlig zerstört und inzwischen<br />

wieder aufgebaut worden war, taten sich Schüler, Lehrer<br />

und Eltern zusammen: Mit Feuereifer, Fantasie und kreativem<br />

Sachverstand bastelten sie Holz-Nikoläuse, Glückwunsch- und<br />

Weihnachtskarten, Kerzen, Fensterbilder, Adventskalender und<br />

vieles mehr. Sie verkauften alles auf einem Basar und bewirteten<br />

die Gäste mit Kaffee, Kuchen und Weihnachtspunsch.<br />

Viele Klassen entwickelten noch weitere Ideen, wie sie Spenden<br />

sammeln können: Die Klasse 7d zum Beispiel putzte an einer<br />

Tankstelle Autoscheiben. Am Ende hatten die Heilbronner den<br />

stattlichen Betrag von 3 000 Euro gesammelt. Helga Speer-<br />

Nenner vom <strong>Kindernothilfe</strong>-Arbeitskreis in Heilbronn nahm<br />

den Scheck entgegen.<br />

Ein dicker Scheck für die <strong>Kindernothilfe</strong>.<br />

„Sparschaf“<br />

Spenden statt Blumen<br />

Hildegard Hoorn aus Düsseldorf beherbergt in ihrer Diele ein<br />

kleines „Sparschaf“. Alle Freunde und Bekannte, die zu Besuch<br />

kommen, füttern es mit dem Gegenwert für Blumen, Pralinen<br />

und andere Mitbringsel. Diese Gastgeschenke kommen einem<br />

Projekt der <strong>Kindernothilfe</strong> zugute. „Unsere Freunde wissen,<br />

dass mit ihrer Großzügigkeit bedürftigen Kindern ein kleines<br />

Stück weitergeholfen wird, und wir freuen uns über ihren lieben<br />

Besuch ein bisschen mehr! Zur Nachahmung empfohlen!“<br />

Foto: privat<br />

Service<br />

Unsere Rufnummern im Überblick<br />

Allgemeine Informationen<br />

Info-Service: Tel. 0180. 33 33 300 (9 Cent/Min.)<br />

www.kindernothilfe.de<br />

Kampagnen<br />

Barbara Dünnweller: Tel. 0203. 77 89-180<br />

www.kindernothilfe.de/kampagnen<br />

Schule<br />

Imke Häusler: Tel. 0203. 77 89-132<br />

www.kindernothilfe.de/schüler und lehrer<br />

Aktiv mitmachen<br />

Regionaldienst: Tel. 0203. 77 89-133, -109, -129, -181<br />

www.kindernothilfe.de/ehrenamt<br />

Testamentsspende<br />

Jörg Schaper: Tel. 0203. 77 89-254<br />

www.kindernothilfe.de/testamentsspende<br />

Unternehmen<br />

Susanne Kehr: Tel. 0203. 77 89-155<br />

www.kindernothilfe.de/unternehmen<br />

Stiftung<br />

Susanne Kehr: Tel. 0203. 7789-155<br />

www.kindernothilfe.de/stifter<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Österreich<br />

Luzia Wibiral: Tel. 01. 513 93 30<br />

www.kindernothilfe.at<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz<br />

Frank S. Boshold: Tel. 062. 823 38-61<br />

www.kindernothilfe.ch<br />

Sie haben sich für die <strong>Kindernothilfe</strong> engagiert und möchten<br />

uns das mitteilen? Schicken Sie uns Ihre Aktionen!<br />

Redaktion <strong>Kindernothilfe</strong>-Magazin<br />

Düsseldorfer Landstraße 180<br />

47249 Duisburg<br />

Kontonummern<br />

KD Bank Duisburg<br />

Konto: 45 45 40<br />

BLZ: 350 601 90<br />

ERSTE Bank der Österreichischen<br />

Sparkassen AG<br />

Konto: 310 028-03031<br />

BLZ: 20111<br />

PostFinance<br />

Konto: 60-644779-1, Aarau<br />

Transparenzpreis 2006<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> mit dem<br />

3. Platz ausgezeichnet<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

21


Foto: Petra Liedtke<br />

22<br />

Patenschaft<br />

Gisela Fiebig mit ihrem ehemaligen Patenkind, der inzwischen 27-jährigen Marisol Carvajal Navarro.<br />

Aus Patenschaft<br />

wurde Freundschaft<br />

Vor 22 Jahren übernahm Gisela Fiebig aus Hagen/NRW die Patenschaft für ein fünfjähriges<br />

Mädchen aus Chile. 1998 besuchte sie die Familie des Kindes zum vierten Mal und ver-<br />

sprach der sterbenden Mutter, Marisols Studium mitzufinanzieren. Jetzt kam die inzwischen<br />

27-jährige studierte Pharmazeutin zum ersten Mal nach Deutschland.<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Foto: privat<br />

„Muy preciosa“, schwärmt Marisol und<br />

zeigt auf Fotos in ihrer Mappe. „Sehr<br />

schön!“ Potsdam, Berlin, Dresden, Weimar,<br />

die Wartburg, Heidelberg, Rothenburg o. d.<br />

Tauber, Kloster Maulbronn, München, Neuschwanstein,<br />

Köln – die 27-jährige Chilenin,<br />

die zum ersten Mal in ihrem Leben ins<br />

Ausland gereist ist, hat während ihres<br />

Deutschlandbesuchs eine Menge gesehen.<br />

Von der Insel Mainau wollte sie gar nicht<br />

mehr weg, und der Ausblick von der Zugspitze<br />

hat sie vollends überwältigt.<br />

Ihre ehemalige Patin Gisela Fiebig hatte<br />

über alle Orte, die sie besuchen würden,<br />

Informationen zusammengetragen, auf<br />

Spanisch übersetzt und mit eigenen Fotos<br />

illustriert. Krönender Abschluss der<br />

Reise war allerdings keine landschaftliche<br />

oder bauliche Sehenswürdigkeit, sondern<br />

eine Führung durch das Kommunikationszentrum<br />

von Bayer Leverkusen. Die studierte<br />

Pharmazeutin hatte extra darum<br />

gebeten. „Ich habe im Studium viel von<br />

Bayer gehört und verkaufe in unserer<br />

Apotheke auch die Medikamente dieses<br />

Unternehmens, deshalb wollte ich es unbedingt<br />

mal besichtigen.“<br />

Organisiert hatte diese Besichtigungstour<br />

Gisela Fiebig, mit der sie eine langjährige<br />

Freundschaft verbindet. Marisol und ihre<br />

Zwillingsschwester Andrea kamen mit<br />

fünf Jahren in die Tagesstätte Hogar Luterano<br />

in ihrer Heimatstadt Valdivia und<br />

damit ins Patenschaftsprogramm der <strong>Kindernothilfe</strong>.<br />

Ihre krebskranke Mutter musste<br />

ins Krankenhaus, der Vater war arbeitslos,<br />

und das Geld reichte vorne und hinten<br />

Frau Fiebig 1986 mit Marisol und Andrea in Chile.<br />

nicht für die ganze Familie. Gisela Fiebig<br />

übernahm die Patenschaft für Marisol,<br />

für Andrea wurde zwei Jahre später<br />

ebenfalls eine Patin gefunden.<br />

Gisela Fiebigs Vetter hatte jahrelang in<br />

Marisols Heimatstadt Valdivia gearbeitet,<br />

und sie freute sich riesig, als ihr die <strong>Kindernothilfe</strong><br />

ausgerechnet dort ein Patenkind<br />

vermittelte! Fleißig schickte sie Briefe<br />

an die Fünfjährige. „Marisol war schon<br />

privilegiert“, meint auch <strong>Kindernothilfe</strong>-<br />

Mitarbeiterin Eva Böckel, die für die Projekte<br />

in Chile zuständig ist. „Nicht alle<br />

Paten schreiben so viel wie Frau Fiebig.<br />

Wenn im Hogar Luterano Post ankam und<br />

alle Kinder aufgeregt fragten, für wen,<br />

dann waren die Briefe und Karten immer<br />

für Marisol.“<br />

„Ich habe anfangs überhaupt nicht verstanden,<br />

was eine Patin ist“, erinnert sich<br />

Marisol. „Und dann kam auf einmal ein<br />

Brief an, für mich quasi ‚aus dem Nichts‘.<br />

Und dann noch einer und noch einer. Dadurch<br />

wurde der Kontakt langsam enger,<br />

persönlicher. Aber was eine Patenschaft<br />

bedeutet, habe ich erst richtig verstanden,<br />

als meine Patin 1986 zu Besuch kam:<br />

Ich habe gesehen, dass sie sich für unsere<br />

Familie interessiert, ganz viel Anteil an<br />

unserem Schicksal nimmt und helfen<br />

möchte – und dass es nicht nur ein ökonomisches<br />

Band ist, sondern eine persönliche<br />

Beziehung.“<br />

Gisela Fiebigs Kontakt zu Marisol sollte<br />

durch ein tragisches Ereignis enger werden<br />

als zu ihren anderen Patenkindern.<br />

Als sie 1998 erneut nach Chile kam, lag die<br />

Mutter der Zwillinge im Sterben. 13 Jahre<br />

lang hatte sie gegen den Krebs gekämpft.<br />

„Sie lag im Wohnzimmer“, erinnert sich<br />

Frau Fiebig. „Die Familie saß am Tisch,<br />

und über uns hing ein Bild von Leonardo<br />

da Vinci, das letzte Abendmahl. Ich knabberte<br />

an meinem Brötchen und bekam es<br />

vor Tränen nicht herunter, weil ich dachte:<br />

Dies ist jetzt die letzte Mahlzeit im<br />

Beisein der Mutter.“ Frau Fiebig versprach<br />

der Mutter in die Hand, Marisols Studium<br />

mitzufinanzieren. Das Mädchen wollte<br />

gern Pharmazie studieren, doch ihre Familie<br />

hatte noch nicht einmal Geld für<br />

das Allernötigste. „Die Mutter hat mein<br />

Versprechen verstanden und starb drei<br />

Tage später in Frieden.“<br />

Eigentlich sollten beide Schwestern jetzt<br />

nach Deutschland kommen. Andrea hat<br />

jedoch gerade eine Anstellung in einem<br />

Reisebüro gefunden und konnte nicht<br />

sofort Urlaub einreichen. So kam Marisol<br />

allein und wird nun mit vielen Eindrücken<br />

und Fotos nach Chile zurückkehren<br />

– und mit Briefen und kleinen Päckchen<br />

für mehrere Paten- und ehemalige Patenkinder.<br />

Gisela Fiebig, die 2003 für ihr<br />

Engagement für die <strong>Kindernothilfe</strong> das<br />

Bundesverdienstkreuz bekam, hält zu allen<br />

Kontakt. Sie hat ihre Geburtstage im<br />

Kopf, korrespondiert alle sechs bis acht<br />

Wochen mit den jungen Leuten und<br />

führt genau Buch, wem sie wann was<br />

geschrieben hat.<br />

Marisols Besuch in Deutschland wird für<br />

beide Frauen unvergesslich bleiben. „Ich<br />

habe so viel gesehen, und ich bin meiner<br />

Patin sehr dankbar, dass sie das möglich<br />

gemacht hat“, erklärt Marisol. Was ist<br />

aus ihrer Sicht das Wichtigste an einer<br />

Patenschaft? „Eine ganzheitliche Unterstützung!<br />

Natürlich ist der ökonomische<br />

Für Patenkinder zählt nicht nur das Geld,<br />

sondern auch der persönliche Kontakt<br />

Faktor wichtig, aber genauso die Kommunikation,<br />

dass sich die Familien der<br />

Paten und Patenkinder kennen lernen.<br />

Sicherlich können nicht alle Paten reisen,<br />

aber man kann auch durch Briefe versuchen,<br />

einen Kontakt herzustellen.“<br />

Die junge Chilenin möchte die Hilfe, die<br />

sie erhalten hat, weitergeben. Gemeinsam<br />

mit anderen ehemaligen Patenkindern<br />

aus dem Hogar Luterano, die inzwischen<br />

ein eigenes Einkommen haben, will sie<br />

jetzt eine Patenschaft übernehmen.<br />

Gunhild Aiyub, Redakteurin<br />

Gunhild.Aiyub@knh.de<br />

Projekt: 92009/AA/12<br />

Informationen zur Patenschaft:<br />

www.kindernothilfe.de/Erleben_Sie_<br />

Ihr_Patenkind.html<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007


Pinnwand<br />

Neue DVD:<br />

Aids-Waisen in Uganda<br />

Zum Advent<br />

Entwicklungspolitischer<br />

Kalender<br />

Als Mitglied des Evangelischen Arbeitskreis für Entwicklungszusammenarbeit<br />

(EAEZ) erstellt die <strong>Kindernothilfe</strong><br />

Österreich, gemeinsam mit drei weiteren evangelischen<br />

Hilfsorganisationen, jährlich einen Adventskalender zu<br />

entwicklungspolitischen Themen. Bilder und Textbeiträge<br />

des aktuellen Kalenders widmen sich dem Thema Armutsbekämpfung.<br />

Bestellungen aus Österreich: Telefon 01.513 93 30<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Filmemacher Martin Buchholz stellt ugandische Familien vor,<br />

deren gewohntes Leben durch HIV/Aids zerstört wurde. Mit<br />

Hilfe des <strong>Kindernothilfe</strong>-Partners MAHCOP mussten sie neue<br />

Wege gehen, um ihren Alltag zu bewältigen.<br />

Film 1: Grimme-Preisträger Martin Buchholz hat im April 2006 Familien in Uganda<br />

besucht, über die er vor elf Jahren schon einmal einen Film gedreht hatte. In dem Beitrag<br />

„Zukunft für Nalongos Kinder?“ erzählt er von seinem Wiedersehen mit ihnen und<br />

wie sich ihr Leben in der Zwischenzeit verändert hat. Länge: 29 Minuten<br />

Film 2: In „Farmschulen in Uganda“ erzählt Martin Buchholz die Geschichte von Lawrence.<br />

Der Junge und seine neun Geschwister verloren innerhalb von nur drei Monaten<br />

beide Elternteile durch Aids. Dank MAHCOP konnte die Kinderfamilie überleben.<br />

Lawrence macht heute in einer Farmschule eine Ausbildung. Was er lernt, gibt er an<br />

seine Geschwister weiter. Länge: 8 Minuten<br />

Hinweis: Die DVD enthält beide Filme wie auch die englische Fassung des zweiten Beitrags, der<br />

sich besonders für den bilingualen Unterricht in der Sekundarstufe I eignet.<br />

Doppelpostkarte<br />

Fröhliche Weihnachten<br />

Die <strong>Kindernothilfe</strong> hat auch in diesem Jahr wieder eine Karte<br />

(blau/grün für Österreich, gelb für Deutschland) gestaltet, mit der<br />

Sie Verwandten, Freunden und Geschäftspartnern in Deutsch,<br />

Englisch, Spanisch und Portugiesisch frohe Weih-nachten und<br />

ein gesegnetes Neues Jahr wünschen können.<br />

Brettspiel für die ganze Familie<br />

Aqua Romana<br />

Die Idee zu diesem Spiel, das als „Spiel des Jahres<br />

2006“ nominiert wurde, stammt von <strong>Kindernothilfe</strong>-<br />

Pate Martin Schlegel: Jeder Spieler muss versuchen,<br />

mit Hilfe von Baumeistern und Arbeitern möglichst<br />

lange und punkteträchtige Aquädukte zu bauen.<br />

Ab 8 Jahren<br />

Für 2-4 Spieler. Spieldauer: ca. 60 Minuten<br />

Preis: ca. 24 Euro<br />

Bezug: über den Handel<br />

Benefizanteil: Martin Schlegel spendet der<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> 85% seines Autorenhonorars<br />

Kalender<br />

Kinderfotos aus aller Welt<br />

Den <strong>Kindernothilfe</strong>-Kalender gibt es wieder in zwei Formaten: als Wandkalender und im<br />

handlichen Taschenformat. Das Bildmaterial haben unsere Fotografen von ihren Projektrei-<br />

Projektreisen<br />

mitgebracht.<br />

Preise und Bezug:<br />

siehe beiliegende Bestellkarte<br />

Bestellungen aus Österreich:<br />

Telefon 01.513 93 30<br />

Bestellungen aus der<br />

Schweiz:<br />

Telefon 062.823 38 61<br />

Der Kalender wird von<br />

Deutschland aus verschickt.<br />

Dr. Kristin Herzog<br />

„Kinder und unsere globale Zukunft“<br />

Das Buch ist ein leidenschaftlicher Appell, die Kinder dieser Welt so in den Mittelpunkt<br />

zu stellen, wie Jesus es tat. Die Autorin will die christliche Theologie dialogfähig<br />

machen in der Auseinandersetzung mit anderen Weltreligionen wie auch<br />

im säkularpolitischen Raum, um Kinderrechte zu verwirklichen sowie Wege aus<br />

Armut und Gewalt zu finden. Mit einer Einführung von Kindernohilfe-Direktor Dr.<br />

Jürgen Thiesbonenkamp.<br />

Weitere Informationen: www.kindernothilfe.de/-id-2784.de<br />

272 Seiten, Neukirchener Verlag, Juni 2007<br />

Preis: 24,90 Euro / 25,60 Euro (A) / 44,50 CHF (CH)<br />

Adventskalender mit CD<br />

Robinsons<br />

Weihnachtsreise<br />

24 Geschichten zu Weihnachtsbräuchen<br />

aus aller Welt, Bastelanleitungen, Backre-zepte,<br />

Noten, Spiel- und Aktionsideen.<br />

Zum Kalender gibt es eine CD mit 12 Geschichten,<br />

gelesen Dr. Norbert Blüm und<br />

Vera Int-Veen, sowie Liedern zu den Noten.<br />

Preise: Kalender 7,50 Euro, CD 13,50 Euro<br />

Kalender + CD 19,90 Euro<br />

Alle Preise zzgl. Porto/Verpackung<br />

Der komplette Reinerlös ist für die Arbeit<br />

der <strong>Kindernothilfe</strong> bestimmt.<br />

Material bestellen<br />

<strong>Kindernothilfe</strong><br />

Tel.: 0180. 33 33 300<br />

Fax: 0203. 7789-118<br />

www.kindernothilfe.de<br />

info@kindernothilfe.de/material<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Österreich<br />

Johanna Gammer<br />

Telefon 01.513 93 30-30<br />

info@kindernothilfe.at<br />

www.kindernothilfe.at<br />

Stiftung <strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz<br />

Frank Boshold, Telefon 062.823 38-61<br />

info@kindernothilfe.ch<br />

www.kindernothilfe.ch<br />

Bezug, falls nicht anders<br />

angegeben, über <strong>Kindernothilfe</strong><br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007


26<br />

Jahresthema HIV/Aids<br />

Ruhelos statt<br />

Ruhestand<br />

Gogo Lelethu* hat viel erlebt – mehr als ein Mensch eigentlich ertragen kann.<br />

Großmutter Emily aus Indaleni (Südafrika) könnte eigentlich ihren Ruhestand<br />

genießen. Aber sie kann nicht stillsitzen angesichts des Elends in ihrem Dorf.<br />

Mit viel Engagement kümmert sich die 65-Jährige um Aidswaisen und ihre<br />

Familien: zum Beispiel um Gogo (Großmutter) Lelethu*, der beide Beine amputiert wurden<br />

und die mit ihrer kargen Rente elf Personen durchfüttern soll. Fotos: Ralf Krämer<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

<br />

November 2006: Gogo (auf Deutsch: Großmutter)<br />

Emily stößt die Tür des baufälligen<br />

Hauses in Indaleni, einem kleinen<br />

Dorf in KwaZulu-Natal, auf. Es riecht nach<br />

Holzkohle und Rauch, nach feuchter Wolle<br />

und Erde. Durch das kleine Fenster fällt<br />

kaum Licht in das Zimmer: rohe Wände<br />

aus Ästen und Lehm, unebener Boden<br />

aus festgestampfter Erde, eine klapprige<br />

Pritsche, davor eine offene Feuerstelle.<br />

Ein defekter Rollstuhl lehnt an der Wand.<br />

Es gibt keine Schränke, alles ist in Plastiksäcken<br />

verstaut. Auf der Pritsche liegt eine<br />

alte Frau. Mühsam richtet sie sich auf, um<br />

die Besucher zu begrüßen. Den Augen<br />

unter der grünen Wollmütze sieht man<br />

eine tiefe Trauer an, doch trotz aller Armut<br />

und allem Elend strahlen sie eine große<br />

Würde aus.<br />

Gogo Lelethu* hat viel erlebt – mehr als<br />

ein Mensch eigentlich ertragen kann. Bei<br />

einem Autounfall vor einigen Jahren verlor<br />

sie beide Beine. Ihre beiden Kinder,<br />

deren Hilfe sie jetzt dringend brauchte,<br />

sind tot – Aids setzte sowohl dem Leben<br />

ihrer Tochter wie dem ihres Sohnes ein<br />

viel zu frühes Ende. Zurück blieben vier<br />

Enkelkinder. Die Kinder ihres Sohnes sind<br />

bereits erwachsen, aber so krank, dass sie<br />

die meiste Zeit im Bett verbringen. Die<br />

ganze Last liegt auf den beiden Jüngsten,<br />

Thulani*, sieben Jahre, und Njongo*, zehn<br />

Jahre alt. Wenn die 76-jährige Gogo zur<br />

Toilette muss, trägt Njongo sie nach<br />

draußen. Er und sein Bruder kümmern<br />

sich um den Haushalt. Nur Kochen kann<br />

Oma noch selbst – auf der Feuerstelle vor<br />

ihrem Bett. Es gibt keine Öffnung in dem<br />

Wellblechdach, und so liegt die alte Frau<br />

tagein, tagaus in Rauch- und Kochschwaden.<br />

In dem baufälligen Haus in Indaleni leben<br />

noch sechs weitere Personen: fünf Erwachsene<br />

aus der entfernten Verwandtschaft;<br />

einer von ihnen hat einen 13-jährigen<br />

Sohn. Sie sitzen oft im Gefängnis, sind<br />

alkohol- und drogensüchtig, beteiligen<br />

sich nicht an der Hausarbeit und ver-<br />

langen von Gogo, dass sie für sie sorgt.<br />

Die Großmutter bekommt nur eine kleine<br />

Rente – und soll davon elf Menschen<br />

durchbringen.<br />

Gogo Emily kennt die Nöte dieser Familie.<br />

Sie kommt regelmäßig vorbei, bringt frisches<br />

Gemüse und Obst aus ihrem Garten<br />

mit und fährt mit Gogo Lelethu ins<br />

Krankenhaus, wenn es ihr schlecht geht.<br />

Die 63-Jährige ist ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />

von Thandanani. Die Organisation<br />

ist eines von über 100 Mitgliedern<br />

im Netzwerk CINDI, „The Children in<br />

Distress Network“. Sie unterstützen von<br />

HIV/Aids betroffene Kinder in KwaZulu-<br />

Natal. Die <strong>Kindernothilfe</strong> fördert seit<br />

2005 über CINDI zehn Nicht-Regierungs-<br />

„Ich habe ein Haus und genug zu essen.<br />

Jetzt kann ich in Frieden sterben.“<br />

*Der Name wurde von der Redaktion geändert<br />

organisationen, die rund um Pietermaritzburg<br />

mit Familien arbeiten, die von HIV/<br />

Aids betroffen sind.<br />

Gogo Emily, eine ehemalige Arzthelferin,<br />

hat einen großen Garten, in dem sie<br />

Möhren, Kartoffeln, Spinat, Kohl, Erbsen,<br />

Kräuter und vieles mehr anbaut. Den<br />

Samen bekommt sie von Bauern aus der<br />

Gegend geschenkt, die ihr auch einen<br />

Wassertank zur Bewässerung aufgestellt<br />

haben. Drei Leute aus dem Dorf helfen<br />

ihr, das große Gelände zu bewirtschaften.<br />

Jeden Freitag herrscht großes Gedränge<br />

in ihrem Garten: Dann verteilt sie Obst<br />

und Gemüse an die Aids-Waisen und ihre<br />

Familien. Sie bringt ihnen auch bei, wie<br />

sie Joghurt und Vaseline selbst herstellen<br />

können. „Wir hoffen, dass andere sich von<br />

Emilys Hilfsbereitschaft anstecken lassen<br />

und ihr nacheifern“, sagt Thandanani-<br />

Direktor Duncan Andrew. Rund 5,5 Millionen<br />

der 47 Millionen Südafrikaner sind<br />

mit HIV infiziert, schätzt UNAIDS, das<br />

Aids-Bekämpfungsprogramm der Vereinten<br />

Nationen. Männer werden im Durchschnitt<br />

nur noch 47, Frauen 49 Jahre alt.<br />

Zwischen 1997 und 2004 hat sich die Sterblichkeitsrate<br />

südafrikanischer Frauen zwischen<br />

20 und 39 Jahren durch Aids mehr<br />

als verdreifacht. 1,2 Millionen Kinder unter<br />

18 Jahren haben durch Aids ihre Eltern<br />

verloren.<br />

August 2007: Gogo Lelethu und ihre vier<br />

Enkel wohnen inzwischen in einem richtigen<br />

Steinhaus mit zwei Zimmern, das<br />

Thandanani ihnen gebaut hat. Junge<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter der Organisation<br />

kümmern sich regelmäßig um die<br />

Familie. Zurzeit helfen sie Gogo, die erforderlichen<br />

Papiere zusammenzustellen,<br />

damit sie alle staatlichen Zuschüsse für<br />

ihre Familie bekommt, die ihr zustehen.<br />

Bisher haperte es daran, dass es für die verstorbenen<br />

Kinder keinen Totenschein gab.<br />

Thulani und Njongo gehen zur Schule.<br />

Ein Gesundheitshelfer kümmert sich um<br />

die medizinischen Belange der Familie.<br />

Jeden Monat erhält Gogo Lebensmittel<br />

geschenkt. Beim letzten Besuch eines<br />

Thandanani-Mitarbeiters in ihrem neuem<br />

Häuschen strahlte sie ihn an: „Ich habe<br />

ein Haus und genug zu essen. Jetzt kann<br />

ich in Frieden sterben.“<br />

Thulani und Njongo haben durch den Tod<br />

der Eltern viel Schweres erlebt. Bis heute<br />

haben sie dieses Trauma nicht verar-<br />

In diesem baufälligen Haus wohnten Gogo Lelethu und ihre zehn Verwandten.<br />

Projekt: 7293/AA/50<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007 27


28<br />

Projektarbeit<br />

beitet, was oft zu Problemen im Zusammenleben<br />

führt. Ein Psychotherapeut wird<br />

ihnen jetzt helfen, mit ihrer Situation klar<br />

zu kommen.<br />

Gogo Emily ist zwar offiziell als freiwillige<br />

Mitarbeiterin zurückgetreten und könnte<br />

jetzt ihren Ruhestand genießen. Doch die<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

heute 65-Jährige denkt überhaupt nicht<br />

daran. Unermüdlich ist sie weiterhin in<br />

Indaleni unterwegs und schaut auch<br />

regelmäßig bei Gogo Lelethu vorbei.<br />

„Emily wird immer ein großes Vorbild in<br />

ihrem Dorf bleiben“, ist Duncan Andrew<br />

sicher. „Wir planen jetzt, Gemüsegärten<br />

Projekt: XXXX/XX/XX<br />

Jeden Freitag verteilt Gogo Emily Gemüse und Obst an die Kinder im Dorf. (Wir verzichten hier bewusst auf die Abbildung von Aids-Waisen.)<br />

Projektsplitter Afrika<br />

zur Versorgung von Aids-Waisen anzulegen,<br />

und wir hoffen, dass sie uns<br />

auch da mit ihrem Wissen und ihrer<br />

Erfahrung weiterhilft.“<br />

Gunhild Aiyub, Redakteurin<br />

Gunhild.Aiyub@knh.de<br />

Uganda: Kirima Community Development Projects (66046/AA/12)<br />

Die Bevölkerung im Kirima Distrikt gehört zu den Ärmsten des Landes. Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft.<br />

Gemeinsam mit ihnen wollen die Projektmitarbeiter die Lebensverhältnisse in diesem Distrikt innerhalb der nächsten fünf Jahre<br />

verbessern. Geplant sind Schulungen über gesunde Ernährung, über die Vermeidung von Krankheiten und zum Thema Kinderrechte.<br />

Mit neuen handwerklichen oder landwirtschaftlichen Fertigkeiten werden die Dorfbewohner mehr Geld als bisher verdienen. Sie<br />

sollen sich zu Selbsthilfe-Gruppen zusammenschließen und ihre Probleme gemeinsam angehen.<br />

Sambia: Aufklärung über HIV/Aids (Projekt 61570/AA/12)<br />

Kinder und Jugendliche in Pamu Chilenje, einem dicht besiedelten Armenviertel in Lusaka, haben keinen Platz zum Spielen und<br />

halten sich deshalb überwiegend auf der Straße auf. Die Gefahr, in die Kriminalität und Prostitution abzurutschen und sich mit<br />

HIV zu infizieren, ist sehr groß. Fast 20 Prozent der Mädchen und Jungen tragen den Virus bereits in sich. Der <strong>Kindernothilfe</strong>-<br />

Partner „Africa Directions“ bietet den jungen Menschen Möglichkeiten, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Außerdem bilden<br />

Sozialarbeiter Jugendliche zu Multiplikatoren aus, die die Mädchen und Jungen aus ihrem Umfeld über die Gefährdung durch<br />

HIV/Aids aufklären. Dadurch soll die Rate der Neuinfektionen drastisch gesenkt werden.<br />

Foto: Michalea Dacken<br />

Gezielte Hilfe –<br />

dank einer Projektpatenschaft<br />

Projektpatenschaft<br />

Die <strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz bietet neu Projektpatenschaften an: Sie können damit ein<br />

Projekt Ihrer Wahl unterstützen und erhalten regelmässige Infos darüber, wie sich das<br />

Projekt entwickelt.<br />

Möchten Sie mit Ihrer Spende ein konkretes Projekt unterstützen?<br />

Dann ist eine Projektpatenschaft das Richtige für Sie. „Viele<br />

unserer Schweizer Gönnerinnen und Gönner haben den Wunsch,<br />

mit ihrer Spende gezielt eine Gruppe von Kindern zu unterstützen.<br />

Mit der Projektpatenschaft ist dies nun möglich“, erklärt<br />

Frank S. Boshold, Geschäftsführer der <strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz.<br />

Im Gegensatz zu den Einzelkind-Patenschaften, wird bei einer<br />

Projektpatenschaft nicht ein einzelnes Kind bevorzugt behandelt:<br />

Die Hilfe kommt allen im Projekt betreuten Kindern gleicher-<br />

Die Patenschaftsprojekte:<br />

Peru –<br />

Bildung und Unterstützung für arbeitende Kinder<br />

Die Kinder von Cajamarca müssen<br />

aufgrund der schlechten wirtschaftlichen<br />

Situation zum Auskommen<br />

der Familie beitragen. Wir sorgen<br />

dafür, dass die arbeitenden Kinder<br />

kürzere Arbeitszeiten erhalten und<br />

dadurch Zeit finden, zur Schule zu<br />

gehen. Wir sorgen für Berufspraktika<br />

und helfen bei der Finanzierung<br />

ihrer Arbeitsausrüstung.<br />

Bangladesch –<br />

Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

Der Bezirk Barisal wird<br />

alljährlich in der Monsunzeit<br />

überflutet. Es herrschen<br />

katastrophale hygienische<br />

Bedingungen. Wir<br />

setzen uns dafür ein, dass<br />

vor allem die Kinder medizinisch<br />

versorgt werden<br />

und genügend zu Essen erhalten.<br />

Die Familien lernen<br />

zudem, in Selbsthilfegruppen ihre finanzielle Situation zu verbessern<br />

und dadurch Grundlagen für ihren Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser zu schaffen.<br />

Foto: Dietmar Roller<br />

massen zu. Liegt Ihnen Afrika besonders am Herzen? Oder möchten<br />

Sie sich speziell für arbeitende Kinder einsetzen? Mit einem festen<br />

monatlichen Betrag können Sie dort helfen, wo es Ihnen besonders<br />

wichtig ist. Ein einleitender Projektbeschrieb informiert Sie über<br />

das Projekt im allgemeinen; danach erhalten Sie einmal jährlich<br />

einen Bericht über die Entwicklungen in „Ihrem“ Projekt. So<br />

können Sie jederzeit mitverfolgen, was Ihre Spende bewirkt.<br />

Dominique Naef Schwarz, info@kindernothilfe.ch<br />

Ruanda –<br />

zusammen aus der Armut<br />

Der Völkermord von Ruanda im Jahre 1994 liess<br />

eine riesige Anzahl von Witwen und Waisen<br />

zurück, die in bitterer Armut leben. Unser Projekt<br />

in Rwamagna zeigt diesen Menschen, wie<br />

gemeinsam in Gruppen die wirtschaftliche<br />

Situation verbessert werden kann. Die Gruppe bietet Unterstützung<br />

in sozialen und wirtschaftlichen Krisen und hilft bei<br />

anstehender Feldarbeit.<br />

Sambia –<br />

gemeinsam für Aidswaisen sorgen<br />

In Sambia müssen immer mehr<br />

Kinder selbst für sich und ihre Geschwister<br />

sorgen. Denn eine ganze<br />

Generation von Erwachsenen erliegt<br />

dem HI-Virus. Wir zeigen den<br />

Aidswaisen, wie sie mit Gemüseanbau ein Einkommen<br />

erwirtschaften können und tragen mit unseren Aufklärungskampagnen<br />

dazu dabei, dass sich die Aids-Epidemie nicht<br />

weiter ausbreitet.<br />

Sind Sie interessiert? Dann bestellen Sie unsere Patenschaftsbroschüre<br />

per Telefon oder E-Mail (062 823 38 61<br />

oder info@kindernothilfe.ch). Oder melden Sie Ihre Patenschaft<br />

direkt im Internet an unter www.kindernothilfe.ch<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

29<br />

Foto: Ralf Krämer<br />

Foto: Ralf Krämer


Foto: Emily Kürten<br />

30<br />

Aktuell<br />

Hilfe von Kontinent<br />

zu Kontinent<br />

<br />

Die Mädchen des „Starehe Girls’ Center“ freuen sich über die Hilfe aus Indien.<br />

Das Projekt Bandhavi in Bangalore kümmert<br />

sich um Töchter von Tempelprostituierten.<br />

Die Mädchen müssten der alten<br />

Tradition entsprechend wie ihre Mütter<br />

in Tempeln den Männern höherer Kasten<br />

zu Diensten stehen. Im Banhavi-Projekt<br />

finden sie Zuflucht vor diesem Schicksal,<br />

können zur Schule gehen, lernen Theaterspielen<br />

und Tanz und können eine Aus-<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007<br />

Indische Mädchen sammeln Geld für Mädchen in Afrika: eine erstaunliche<br />

Geschichte aus unserem Projekt in Bangalore, das zeigt, wie Kinder helfen,<br />

die selbst nicht viel haben.<br />

bildung machen. Im August 2006 besuchte<br />

Dietmar Roller, Verantwortlicher<br />

der <strong>Kindernothilfe</strong> für Auslandprojekte, das<br />

Projekt im Süden Indiens. Er hatte zuvor<br />

Projekte in Afrika besichtigt und erzählte<br />

den indischen Mädchen von den Kindern,<br />

die er in Afrika kennen gelernt hatte. Sie<br />

hörten ihm gebannt zu und wollten ganz<br />

genau wissen, wie die afrikanischen Kin-<br />

der in Krisengebieten leben. Die Mädchen<br />

waren von Rollers Erzählungen derart<br />

beeindruckt, dass sie beschlossen, den<br />

Kindern in Afrika zu helfen. „Lasst uns<br />

einen Kalender produzieren, mit dessen<br />

Verkauf wir Kinder in afrikanischen Projekten<br />

unterstützen“, schlug David Selvaraj<br />

vom Projektpartner Vishtar vor. Gesagt,<br />

getan:<br />

Wir verlosen fünf der handgeschöpften Kalender.<br />

Als Motiv des Kalenders wurden zwölf Grundrechte aus der<br />

UNO-Kinderrechtskonvention ausgesucht. David Selvaraj formulierte<br />

die verschiedenen Grundrechte in einer kindgerechten<br />

Sprache und die Mädchen gestalteten die dazugehörigen<br />

Kalenderbilder. Dazu erlernten sie die 3000 Jahre<br />

alte Kunst der Warli-Ureinwohner kennen, in der sie die<br />

Bilder zeichneten. Auch das Papier schöpften die Mädchen<br />

selbst. Die Herstellung des Kalenders kommt nicht nur<br />

einem guten Zweck zugute, sondern war auch für die indischen<br />

Mädchen ein Erlebnis, das ihnen viel Selbstvertrauen<br />

gab: Endlich konnten sie zeigen, dass sie nicht nur Hilfsempfängerinnen<br />

waren. Sie konnten innerhalb ihrer begrenzten<br />

Möglichkeiten selbst anderen Kindern helfen.<br />

Die Mädchen in Kenia, denen der Erlös des Kalenders zugute<br />

kommt, werden sich freuen. Sie leben in Nairobi im „Starehe<br />

Girls’ Center“: Das Internat bietet Mädchen aus sehr armen<br />

Familien die Möglichkeit, die Oberstufe zu besuchen – ohne<br />

finanzielle Unterstützung hätten sie keine Chance auf eine<br />

weitere Schulbildung. Wenn auch der Erlös aus den Kalendern<br />

nur ein kleiner Zustupf für die Mädchen des Girls’<br />

Center sein mag, so wird ihnen dadurch doch gezeigt, dass<br />

Impressum<br />

Das vierteljährliche Magazin wird herausgegeben von den Vorständen und<br />

Geschäftsführungen der <strong>Kindernothilfe</strong> Deutschland, Österreich und der<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Stiftung Schweiz. Es berichtet seinen Spendern über die<br />

Arbeit der <strong>Kindernothilfe</strong>. Auflage: 150.000, ISSN 0946-3992<br />

Herausgeberkreis: <strong>Kindernothilfe</strong>, Düsseldorfer Landstraße 180, 47249<br />

Duisburg, Tel. 0203.7789-0, Fax: 0203.7789-118, Info-Service-Telefon: 0180.33<br />

33 300, info@kindernothilfe.de;<br />

Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsitzender, Rolf-Robert Heringer,<br />

stellv. Vorstandsvorsitzender, Dietmar Roller, Vorstandsmitglied; Luzia<br />

Wibiral, Geschäftsführerin <strong>Kindernothilfe</strong> Österreich, Frank S. Boshold,<br />

Geschäftsführer <strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz<br />

Redaktion S. 5-28: Katja Korf (v.i.S.d.P.), Gunhild Aiyub, Christine Klar (Einhefter)<br />

Redaktion S. 1-4/ 29-32: Dominique Naef Schwarz (v.i.S.d.P.)<br />

Gestaltung: Ralf Krämer<br />

Möchten Sie einen der handgeschöpften<br />

Kalender gewinnen?<br />

Dann nehmen Sie an<br />

unserem Wettbewerb teil!<br />

Beantworten Sie unsere Wettbewerbsfrage:<br />

Wessen Kunst haben die Mädchen aus Bangalore<br />

für diesen Kalender erlernt?<br />

Senden Sie die Lösung per Postkarte oder E-Mail an:<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz<br />

Laurenzenvorstadt 89<br />

5000 Aarau<br />

oder info@kindernothilfe.ch<br />

eine Solidarität unter Gleichaltrigen über die Grenzen und<br />

Kontinente hinweg besteht.<br />

Dominique Naef Schwarz<br />

info@kindernothilfe.ch<br />

Ein Fachmann führt in die Kunst des Papierschöpfens ein.<br />

Druck/ Versand: Schaffrath, Geldern<br />

Hinweise: Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Mit<br />

Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge geben nicht zwingend die Meinung<br />

des Herausgebers wider. Nachdruck nur mit Genehmigung. Im Sinne einer<br />

leichteren Lesbarkeit wird bei Substantiven auf die Unterscheidung in weibliche<br />

und männliche Form verzichtet. Gemeint sind in allen Fällen immer sowohl<br />

Frauen als auch Männer.<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Österreich: Dorotheergasse 18, 1010 Wien, Telefon 01.513 93 30,<br />

Telefax: 01.513 93 30-90, info@kindernothilfe.at, www.kindernothilfe.at<br />

Stiftung <strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz: Laurenzenvorstadt 89, 5000 Aarau,<br />

Telefon 062. 823 38-61, Fax: 062. 823 38-63, info@kindernothilfe.ch,<br />

www.kindernothilfe.ch<br />

Beraterstatus beim UN-Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC)<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Magazin 4/2007 31<br />

Foto: Ralf Krämer


Ein Herz für<br />

notleidende<br />

Kinder<br />

<strong>Kindernothilfe</strong> Schweiz<br />

Dauerhaft. Liebevoll. Weltweit.<br />

Die <strong>Kindernothilfe</strong> kümmert sich<br />

vor allem um diejenigen Kinder, die<br />

nebst ihrer Armut von Ausbeutung<br />

und Ausgrenzung betroffen sind<br />

oder mit einer Behinderung leben<br />

müssen. Denn auch sie haben ein<br />

Recht auf einen Platz und eine Rolle<br />

in der Gesellschaft.<br />

Unsere Arbeitsschwerpunkte:<br />

• Armutsbekämpfung<br />

• Ernährung und Wasser<br />

• Bildung<br />

• Kinder und Aids<br />

• <strong>Katastrophen</strong>hilfe

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