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Teil 2 Die Briesnitzer Stahlquelle wäre 100 Jahre alt - Froschpost

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<strong>Die</strong> Geschichte des „Volksparks Leutewitz“<br />

<strong>Teil</strong> 4: Verlust und Zerfall eines <strong>100</strong>-jährigen.<br />

Dresden lag in Trümmern, allein in Cotta<br />

hatten die Luftangriffe 285 Wohnungen<br />

zerstört und weitere 270 beschädigt. Es<br />

soll ein schöner, sonniger Tag gewesen<br />

sein, als die ersten sowjetischen Truppen<br />

am 8. Mai 1945 in Leutewitz einmarschierten.<br />

(12) Quartier fanden sie nicht<br />

nur in Wohnungen, auch der Park wurde<br />

von ihnen kurzzeitig besetzt. Während<br />

die Kinder und Jungendliche<br />

das Treiben mit Neugier<br />

verfolgten, standen den<br />

Eltern mehr die Angst und<br />

das Entsetzen ins Gesicht<br />

geschrieben. (13) <strong>Die</strong> „Führer,<br />

Volk und Vaterland“ Zeit<br />

war vorbei, die Einsicht, dem<br />

falschen Idol gefolgt zu sein,<br />

wuchs schnell. Nie wieder<br />

Krieg, war die neue Losung!<br />

Alles kam auf den Prüfstand<br />

und was nur leicht „national“<br />

verdächtig war, fiel durch. So<br />

wurden mit der Zeit aus dem<br />

„Volkshaus“ ein Kulturhaus<br />

und aus dem „Volkspark Leutewitz“ der<br />

„Leutewitzer Park“.<br />

<strong>Die</strong> vor Ende des Krieges im Park abgestellten<br />

Fahrzeuge wurden dringend<br />

benötigt und so manches soll dabei auch<br />

gleich einen neuen „Eigentümer“ gefunden<br />

haben. Überall in der Stadt herrschte<br />

Chaos, alle administrativen Verw<strong>alt</strong>ungen<br />

waren zusammengebrochen. <strong>Die</strong> Gas-<br />

und Elektroenergieversorgung funktionierte<br />

nur in den seltensten Fällen.<br />

Mit dem nahenden Winter bezogen die<br />

sowjetischen Soldaten die Kasernen im<br />

Norden Dresdens. Erst ab dieser Zeit<br />

besannen sich die Anwohner ihres Parks.<br />

Was die Soldaten noch nicht zerstört<br />

hatten, landete nun oft als Feuerung in<br />

den Öfen der frierenden Anwohner. Im<br />

Frühjahr 1946 waren die Vorräte an Nahrungsmitteln<br />

aufgebraucht, Hunger und<br />

Schieberunwesen bestimmten den Tag.<br />

<strong>Die</strong> Stadtverw<strong>alt</strong>ung verabschiedete die<br />

Brachlandverordnung und wieder wurden<br />

die „Kleingärtner“ Parkbesitzer, wie<br />

schon nach dem 1. Weltkrieg. Für eine<br />

Verw<strong>alt</strong>ungsgebühr von einem Pfennig<br />

pro Quadratmeter konnte faktisch sich<br />

Jeder eine Fläche abgrenzen. In nur kurzer<br />

Zeit markierten <strong>alt</strong>e Wasserrohre,<br />

Bleche und Bettgestelle die neuen Gärten.<br />

Holz und anderes Baumaterial für<br />

Zäune gab es schon lange nicht mehr.<br />

(14) Den Brachlandbauern war eine Zeit<br />

auf mindestens zwei <strong>Jahre</strong> zugesichert<br />

worden, vermutlich existierten jedoch<br />

die Gärten viel länger. Um 1955 herum<br />

war aber dann doch die oberste Parkfläche<br />

wieder hergestellt, Schausteller nutzten<br />

sie zwei <strong>Jahre</strong> als kleine „Vogelwiese“.<br />

Zu dieser Zeit soll auch das letzte<br />

- Winterfreuden im <strong>Jahre</strong> 1955 - (Foto: Richter)<br />

Mal eine Dampfwalze beim Wegebau<br />

gesehen worden sein. Trotz Mangelwirtschaft<br />

und Wohnungsnot hatte man sich<br />

des Parks besonnen und umfangreiche<br />

Sanierungen durchgeführt. (15) Nach<br />

der langen entbehrungsreichen Zeit entstand<br />

wieder die Lust auf Spiel, Sport<br />

und Amüsement. <strong>Die</strong> Rodelbahn war<br />

im Winter für die ganze Umgebung der<br />

beliebteste Treff für Jung und Alt. War<br />

es k<strong>alt</strong> genug, sorgten findige Köpfe für<br />

eine Vereisung der Bahn, damit sie noch<br />

schneller wurde. Derweil hatten besorgte<br />

Bürger vor dem Ende der Bahn kleine<br />

Wälle errichtet, um die Geschwindigkeit<br />

zu verringern. Es gab dadurch noch<br />

mehr Unfälle und so mancher<br />

Schlitten ging zu Bruch.<br />

Von einem tödlichen Unfall<br />

aus dem Jahr 1937 bekam<br />

der Hang seinen Namen, die<br />

„Todesbahn“, zwei weitere<br />

tödliche Unfälle folgten.<br />

(16+17) Um 1970 wurde<br />

eine Kleingartensparte von<br />

der Steinbacher Straße auf<br />

das Gelände des <strong>alt</strong>en Weinberges<br />

verlegt. Leider verschwand<br />

damals gleich mit die Zufahrt<br />

zum Park, den <strong>alt</strong>en Mühlen- oder Weinbergweg<br />

durften fortan nur noch Fuß-<br />

gänger und Radfahrer nutzen. Durch die<br />

gesteigerte Mobilität der Dresdner rückte<br />

das kleine Stadtgrün als wertvolles Erholungsgebiet<br />

und Kulturgut aus dem Bewusstsein<br />

der Anwohner. <strong>Die</strong> Bäume am<br />

unteren Ende waren schon lange nicht<br />

mehr gestutzt worden und der Wildwuchs<br />

am Hang zwischen den beiden<br />

Rasenflächen blieb seiner selbst überlassen.<br />

Ab und an kamen ein paar<br />

Klassen zum Schulsport, auch<br />

kleine „Spartakiaden“ fanden<br />

statt, ansonsten aber wurde es<br />

still und stiller. Ohne großes<br />

Aufsehen entfernte man so um<br />

1976 das Denkmal Erich Arno<br />

Langers, vielleicht wollte man<br />

ihm den traurigen Anblick des<br />

Parks ersparen. Als im <strong>Jahre</strong><br />

1979 das „DEFA – Spielfilmstudio<br />

Babelsberg“ für einen<br />

historischen Spielfilm Knotenfußbänke<br />

benötigte, fand<br />

man in Leutewitz das gesuchte.<br />

1977 bestätigt der Rat der Stadt<br />

Dresden die Planungen für den ersten<br />

Bauabschnitt im benachbarten Gorbitz.<br />

Wissend, dass für die vielen Neudresdner<br />

auch etwas Stadtgrün benötigt wird,<br />

erinnerte sich die Stadtverw<strong>alt</strong>ung an<br />

den Park in Leutewitz. 1980 begann die<br />

Umgest<strong>alt</strong>ung des oberen Spielplatzes.<br />

Es wurden neue Betonrasenkanten gesetzt<br />

und das Wegesystem erneuert. Der<br />

völlig überwucherte Baumbestand wurde<br />

zum <strong>Teil</strong> durchforstet und die kahlen<br />

Rasenflächen bekamen neues Grün. Mit<br />

dem Aufstellen der Plastiken „Mutter<br />

mit Kind“ am oberen Spielplatz und den<br />

„Bremer Stadtmusikanten“ am unteren<br />

<strong>Teil</strong> des Parks zog wieder etwas Kultur<br />

_ Es wird stiller im Park, wenn der Herbst Einzug hält -<br />

ein. Nun kamen auch immer öfter Familien<br />

mit ihren Kindern zu den neugest<strong>alt</strong>eten<br />

Spielplätzen, doch noch viel mehr<br />

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