Welche Natur schützen wir? - Stiftung Natur und Umwelt Rheinland ...
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Obwohl noch ein Kind, weiß dieses guatemaltekische Mädchen sehr<br />
genau um die Bedeutung der Vielfalt von Maissorten. Die unterschiedlichen<br />
Verwendungsarten <strong>und</strong> Resistenzen sind Garantie für die Sicherung<br />
der Versorgung mit diesem Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel.<br />
der eklatanten Widersprüche zwischen der World Trade<br />
Organisation (WTO) <strong>und</strong> dem TRIPS-Abkommen einerseits<br />
<strong>und</strong> der Biodiversitäts-Konvention andererseits, sowie die<br />
Lösung von weiteren offenen Fragen wie Rechtsverfolgung<br />
bei Verstößen <strong>und</strong> Patentierung unverzichtbar. Dazu<br />
sind ressortübergreifende Strategien auf höchster Regierungsebene<br />
notwendig. Es <strong>wir</strong>d weiterhin deutlich, dass<br />
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sich für Nichtregierungsorganisationen aus den Bereichen<br />
<strong>Umwelt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>schutz, Entwicklungspolitik <strong>und</strong> Menschenrechte<br />
neue Aufgaben stellen.<br />
Die Chancen für den <strong>Natur</strong>schutz, welche sich aus den<br />
ABS-Regelungen ergeben, erweitern sich über den Schutz<br />
von naturnahen Lebensräumen <strong>und</strong> die ressourcenangepasste,<br />
naturverträgliche Nutzung der Biodiversität hinaus<br />
zur Perspektive eines gesamtpolitischen Beitrages für<br />
eine global gerechtere Verteilung von Wissen, Technologie<br />
<strong>und</strong> <strong>wir</strong>tschaftlichen Vorteilen zwischen Entwicklungsländern<br />
<strong>und</strong> Industrienationen.<br />
Scheitern der WTO-Verhandlungen – ein Fanal |<br />
Das Scheitern der WTO-Verhandlungsr<strong>und</strong>e in Cancún /<br />
Mexiko im September 2003 zeigte allerdings ein weiteres<br />
Mal, dass die Interessen der Industrieländer <strong>und</strong> der Entwicklungsländer<br />
sehr weit voneinander entfernt sind <strong>und</strong><br />
eine Annäherung nicht in Sicht ist. Dass es zu diesem<br />
Scheitern kam, macht aber auch deutlich, dass die an<br />
Biodiversität <strong>und</strong> naturnahen Ökosystemen meist reichen<br />
»armen Länder des Südens« tatsächlich ihre gemeinsamen<br />
Interessen gemeinschaftlich durchzusetzen beginnen.<br />
Interessanterweise decken sich viele von deren Forderungen<br />
aus der »Entwicklungsr<strong>und</strong>e«, wie etwa die nach Wissenstransfer,<br />
Abbau von Subventionen <strong>und</strong> Zollbarrieren<br />
seitens der Industrienationen <strong>und</strong> nach gerechten Regelungen<br />
über Zugangs- <strong>und</strong> Vorteilsausgleich, mit den<br />
Forderungen, die international tätige <strong>Natur</strong>schutzorganisationen<br />
erheben.<br />
Der globale Schutz der natürlichen Biodiversität in all<br />
ihren Erscheinungsformen ist die große Herausforderung<br />
für staatliche wie auch private Träger <strong>und</strong> Akteure des internationalen<br />
<strong>Natur</strong>schutzes <strong>und</strong> legt Gr<strong>und</strong>lagen für eine<br />
neue, dringend gebotene globale Entwicklungspolitik, welche<br />
endlich die Erhaltung der Funktionsfähigkeit von natürlichen<br />
Ökosystemen mit ihrer Biodiversität zur Maxime<br />
ihres Handels macht.<br />
Literatur<br />
Correa, C.: Intellectual Property Rights, the WTO and Developing<br />
Countries.– Third World Network, Penang 2002<br />
Crosby, M., A. Stattersfield, N. Collar & C. Bibby: Predicting avian<br />
extinction rates. In: Biodiversity Letters 2, S. 182–185, 1994<br />
De Beer, J. & M. McDermott (Hrsg.): The Economic Value of Non-Timber<br />
Forest Products in Southeast Asia, Amsterdam 1996<br />
Drews, A. & A. Seiler: Zugang zu genetischen Ressourcen <strong>und</strong> Vorteilsausgleich.<br />
Offene Fragen <strong>und</strong> Empfehlungen zur Entwicklung von<br />
internationalen Richtlinien. – GTZ, S. 18, Eschborn 2001<br />
Forum <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Entwicklung: CBD <strong>und</strong> TRIPS: Das Dilemma. –<br />
Themenheft: Der Konflikt zwischen handelsbezogenen Rechten<br />
geistigen Eigentums <strong>und</strong> dem Übereinkommen über die biologische<br />
Vielfalt, S. 13 –15, Bonn 1999<br />
Halladay, P. & D. Gilmour (Hrsg.): Conserving Biodiversity outside<br />
Protected Areas. The role of traditional agro-ecosystems, Gland<br />
<strong>und</strong> Cambridge 1995<br />
Inter-Commission Task Force on Indigenous Peoples (Hrsg.): Indigenous<br />
Conservation in the Modern World. Case Studies in Resource<br />
Exploitation, Traditional Practice and Sustainable Development,<br />
IUCN (Draft, o.O.) 1994<br />
Khor, M.: Intellectual Property, Biodiversity and Sustainable Development.<br />
– Third World Network, S. 122, Penang 2002<br />
Klingenstein, F.: Umsetzung des Übereinkommens über die Biologische<br />
Vielfalt durch Botanische Gärten im Bereich Zugang zu genetischen<br />
Ressourcen <strong>und</strong> gerechter Vorteilsausgleich, Treffpunkt Biologische<br />
Vielfalt II (BfN), S. 41– 46, Bonn 2002<br />
Niekisch, M.: Internationaler <strong>Natur</strong>schutz. In: Buchwald, K. & W. Engelhardt<br />
(Hrsg): <strong>Umwelt</strong>schutz – Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Praxis, Band 8:<br />
Arten-, Biotop- <strong>und</strong> Landschaftsschutz, S. 309 – 349, Economica<br />
Verlag, Bonn 2000<br />
Posey, D. A.: Traditional Resource Rights. International Instruments for<br />
Protection and Compensation for Indigenous Peoples and Local<br />
Communities, Gland 1996<br />
Swanson, T. (Hrsg.): Intellectual property rights and biodiversity conservation:<br />
an interdisciplinary analysis of the values of medicinal plants,<br />
Cambridge 1995<br />
Ten Kate, K. & S.A. Laird: The commercial use of biodiversity. Access to<br />
genetic resources and benefit-sharing, Earthscan, London 1999<br />
Walter, K.S. & H.J. Gillet: 1997 IUCN Red List of Threatened Plants.<br />
Compiled by the World Conservation Monitoring Centre, Gland <strong>und</strong><br />
Cambridge 1998<br />
World Conservation Monitoring Centre: Global Biodiversity: Status of<br />
the Earth´s Living Resources, London 1992<br />
Wynberg, R.: Trends in ABS policies: Problems and prospects. – Proceedings<br />
South-South Biopiracy Summit 2001, South East Asia<br />
Regional Institute for Community Education, S.15 –19, Quezon City<br />
2001<br />
Religiöse Tabus, so wie hier in Neuguinea, dienten früher weitverbreitet<br />
als »Zugangsbeschränkungen« zum Schutze ökologisch sensibler<br />
Gebiete, etwa Quellen. Christianisierung führt global zum zunehmenden<br />
Wegfall dieser »Barrieren« <strong>und</strong> in der Folge häufig zu massiven<br />
ökologischen Schad<strong>wir</strong>kungen.<br />
Anmerkungen<br />
1 vgl. u.a. De Beer & McDermott 1996, Forum <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Entwicklung<br />
1999, Halladay & Gilmour 1995, Inter-Commission Task Force<br />
on Indigenous Peoples 1994, Posey 1996, Swanson 1995, Ten<br />
Kate & Laird 1999<br />
2 Crosby et al. 1994<br />
3 Walter & Gillet 1998<br />
4 Convention on Biological Diversity, CBD<br />
5 Klingenstein 2002<br />
6 vgl. u.a. Khor 2002, Wynberg 2001<br />
7 World Conservation Monitoring Centre 1992<br />
8 Intellectual Property Rights, IPR<br />
9 vgl. Correa 2000, Forum <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Entwicklung 1999<br />
10 Häufig <strong>wir</strong>d von Indigenen im Gegenzug die Vergabe von Rechten<br />
<strong>und</strong> Landtiteln gefordert.<br />
11 Drews & Seiler 2001<br />
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