HEINZ Magazin Wuppertal 06-2017
HEINZ Magazin Juni 2017, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid
HEINZ Magazin Juni 2017, Ausgabe für Wuppertal, Solingen, Remscheid
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AUSSTELLUNGEN<br />
ÜBERSICHT<br />
<strong>HEINZ</strong>-AUTORIN<br />
© KUNSTHALLE RECKLINGHAUSEN (AUSSCHNITT)<br />
TRÜMMER, TRÄUME, WIRKLICHKEIT<br />
junger westen<br />
■ 1946 sah ein Kritiker in der Kunst des<br />
„Ruhrbezirks“ eine „retrospektive, noch beharrende<br />
Tendenz“, auch weil ein wirtschaftlich-organisatorischer<br />
Zusammenschluss<br />
fehle. Doch schon in ihrer ersten Schau<br />
zeigte die namhafte Künstlergruppe „junger<br />
westen“ (1947/48-1962) im Kaufhaus Althoff<br />
in Recklinghausen, wie gut es gelang, „das<br />
Chaos und die Resignation zugunsten einer<br />
neuen Ordnung zu überwinden“ (Thomas<br />
Grochowiak). Die Besucher der Kunsthalle<br />
Recklinghausen erwartet eine Zeitreise<br />
von gegenständlichen Erinnerungs- und<br />
„Industrie“-Bildern bis hin zu geometrischer<br />
und gestischer Abstraktion. Werke u.a. von<br />
Gustav Deppe, Grochowiak, Hermanns und<br />
Künstlerfreunden wie K. O. Götz und HAP<br />
Grieshaber wirken weit über die Region hinaus.<br />
Zahlreiche Fotografien und Dokumente<br />
zeigen ihr Mitwirken am Wiederaufbau. bws<br />
❚ AUF DEM WEG ZUR AVANTGARDE Kunsthalle Recklinghausen,<br />
Große-Perdekamp-Straße 25-27; Dauer: bis<br />
13.8., Di-So 11-18 h; www.kunsthalle-recklinghausen.de<br />
TRANSITIONAL REGIONS<br />
Nico Joana Weber<br />
■ In Fotos und Videos thematisiert Nico Joana<br />
Weber Wandlungen an Orten, die von moderner<br />
Architektur und Landschaftsplanung<br />
geprägt wurden. Mit ruhigen Einstellungen<br />
registriert sie Veränderungen, Transformationen,<br />
Rückeroberungen durch die Natur. Ihre<br />
Videoarbeit „Markasit“, die sie im Rahmen ihrer<br />
Einzelausstellung im MuT zeigt, spielt in<br />
der Bochumer Beton-Uni mit Campus im Grünen.<br />
Der Betrachter folgt einer jungen Frau<br />
von einem Hörsaal mit grüner Bestuhlung<br />
durch die mineralogische Sammlung und<br />
den botanischen Garten bis in die Wälder des<br />
angrenzenden Lottentals, wo sie mit Pyrit-<br />
Krone im Haar ein Pferd besteigt und wegreitet.<br />
Raum, Zeit, Erdgeschichte verwebt sie<br />
auch im Film „Land of Enchantment“, der fünf<br />
Orte in New Mexico verbindet und – symbolisch<br />
und ästhetisch inspirierend – vom Anfang<br />
und Ende der Menschheit erzählt. ch<br />
❚ NICO JOANA WEBER Museum unter Tage/Situation<br />
Kunst, Nevelstr. 29c/Schlosspark Weitmar, Bochum;<br />
Dauer: bis 27.8., Mi-Fr 14-18 Uhr, Sa/So 12-18 Uhr<br />
© NICO JOANA WEBER (AUSSCHNITT)<br />
CLAUDIA HEINRICH<br />
„Heißer Draht“<br />
von M. zu M.<br />
Mittlerweile hat sich ja herumgesprochen,<br />
dass die alle<br />
zehn Jahre stattfindenden<br />
„Skulpturen Projekte Münster“<br />
in ihrer 5. Ausgabe seit<br />
1977 erstmals die Stadtgrenzen<br />
überschreiten und die<br />
Fühler ins nördliche Ruhrgebiet<br />
ausstrecken. Marl<br />
ist Kooperationspartner.<br />
Mit seinem brutalistischen<br />
60er-Jahre-Betonzentrum<br />
vom Reißbrett mit Rathaus,<br />
Einkaufsbunker, Skulpturenmuseum<br />
Glaskasten<br />
sowie City-See mit Skulpturenparcours<br />
ist Marl ein<br />
krasser Gegenentwurf zur<br />
beschaulichen, betuchten<br />
historisch gewachsenen<br />
Dom- und Universitätsstadt.<br />
Da Kontraste die<br />
Wahrnehmung schärfen<br />
und die Fantasie anregen,<br />
pustet die Kooperation<br />
frischen Wind durch die<br />
in die Jahre gekommene<br />
Open-Air-Skulpturenschau.<br />
Geplant ist einiges: Skulpturen-<br />
und Künstlertausch,<br />
Modellausstellungen, ein<br />
gemeinsames Symposium …<br />
Ab 4. Juni legt Marl vor, ab<br />
10. Juni schließt Münster<br />
auf. 100 Tage britzelt der<br />
„Heiße Draht“ zwischen den<br />
Städten. Sonntags verbindet<br />
ein Shuttlebus beide Enden.<br />
Man darf gespannt sein.<br />
Claudia Heinrich<br />
© GRIEDER CONTEMPORARY, ZÜRICH (AUSSCHNITT)<br />
© <strong>2017</strong> NOLDE STIFTUNG, SEEBÜLL (AUSSCHNITT)<br />
VOM HENKELMANN ZUM DREHSPIESS<br />
Essen außer Haus<br />
INTERNATIONALE GRUPPENSCHAU<br />
Duett mit Künstler_in<br />
© MUSEUM FÜR KUNST UND KULTURGESCHICHTE<br />
ZUM 150. GEBURTSTAG<br />
Emil Nolde<br />
■ Vor 150 Jahren wurde Hans Emil Hansen<br />
geboren, besser bekannt als Emil Nolde, einer<br />
der wichtigsten expressionistischen Maler.<br />
Noldes kürzlich aufgedeckte NS-Vergangenheit<br />
hat seinen Nachruhm zwar lädiert, kann<br />
aber der Kraft seiner farbenfrohen Werke<br />
nichts anhaben. Seine Seestücke und Landschaften,<br />
ausdrucksstarke Bilder von Blumen,<br />
Kindern, Stillleben und biblischen Szenen<br />
springen gradewegs ins Auge. Das Kunstmuseum<br />
in Mülheim an der Ruhr würdigt Emil<br />
Nolde im Jubiläumsjahr mit einer kleinen,<br />
feinen Auswahl in erster Linie als Grafiker<br />
und Aquarellmaler: Die 44 Werke entstammen<br />
größtenteils der hauseigenen Ziegler-<br />
Sammlung und fordern, verstärkt durch Nolde-Gemälde<br />
aus Museumsbesitz und private<br />
Leihgaben, inmitten weiterer expressionistischer<br />
Meisterwerke u.a. von Kirchner, Heckel,<br />
Macke und Marc, zum vergleichenden Sehen<br />
heraus.<br />
ch<br />
❚ EMIL NOLDE Kunstmuseum Mülheim in der Alten Post,<br />
Synagogenplatz 1, Mülheim/Ruhr; Dauer: bis 7.1.2018,<br />
Di-So 11-18 Uhr; www.kunstmuseum-mh.de<br />
■ Ein Ping Pong-Tisch, Klangstäbe im Wald,<br />
eine gezückte Pistole, mein Schatten an der<br />
Wand. Menschen als lebende Skulpturen,<br />
reglos auf einem Sockel, eine Sitzbank als<br />
Zeichenmaschine, ein kleines Tante Emma-<br />
Lädchen als Geschäftsmodell. In Leverkusen<br />
werden dieser Tage Stadtbewohner und<br />
Museumsbesucher zu Mitspielern in einer<br />
offenen, grenzüberschreitenden Kunst. Die<br />
Trennung von Kunst und Leben, von Kunstproduktion<br />
und Kunstbetrachtung war seit<br />
Duchamp und Dada hinfällig geworden, der<br />
Betrachter war nicht mehr länger nur Voyeur.<br />
So ist die Schau „Duett mit Künstler_in. Partizipation<br />
als künstlerisches Prinzip” eine Reise<br />
zu jenen konzeptuellen Grundlagen heutigen<br />
Kunstverständnisses, das den Betrachter<br />
zur Teilhabe auffordert, seinen Körper, seinen<br />
Geist zum Mittun einlädt – und damit Modell<br />
für Gesellschaft sein kann.<br />
kb<br />
❚ DUETT MIT KÜNSTLER_IN Museum Schloss Morsbroich,<br />
Gustav-Heinemann-Str. 80, Leverkusen; Dauer: bis<br />
3.9., Di-So 11-17, Do 11-21 h; www.museum-morsbroich.de<br />
■ Zum Thema fällt jedem was anderes ein:<br />
von Henkelmann und Hasenbütterchen über<br />
Pizza und Pommes Schranke, von der Tafel für<br />
Bedürftige über Feinschmeckerrestaurants<br />
bis zum veganen Fingerfood im Einkaufscenter.<br />
Drei Dortmunder Museen tischen „Essen<br />
außer Haus“ auf und decken mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunkten eine große Bandbreite<br />
ab. Die vom Dt. Kochbuchmuseum im MKK<br />
ausgerichtete Schau widmet sich der historischen<br />
Entwicklung seit Beginn des Industriezeitalters.<br />
Themenräume veranschaulichen<br />
die Trends aus 150 Jahren mit vielen Exponaten<br />
und Möglichkeiten für Besucher, eigene<br />
Erfahrungen in Wort und Bild zu teilen. Das<br />
Brauerei-Museum stellt die Geschichte der<br />
Speisegaststätten in den Mittelpunkt, das<br />
Hoesch-Museum zeigt Arbeiterverpflegung<br />
und Werkskantinen. Eine Ausstellung in drei<br />
Gängen, die Appetit weckt.<br />
ch<br />
❚ ESSEN AUSSER HAUS im MKK, Dortmund; bis 1.10./<br />
Brauerei-Mus.; bis 31.12., Di-So 10-17, Do bis 20, Sa ab<br />
12h/Hoesch-Mus.; bis 9.7., Di/Mi 13-17, Do 9-17, So 10-17 h<br />
54 | <strong>HEINZ</strong> | <strong>06</strong>.<strong>2017</strong>