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HGB_0317

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104 Kultur<br />

Träume<br />

sind Schäume!<br />

Auf der Suche nach dem Glück<br />

träumen sich Menschen in ferne<br />

Länder. Ich bewundere das,<br />

und ich gebe es zu: Ein wenig<br />

neidisch bin ich auch. Hätte<br />

man ja auch mal ausprobieren<br />

können. Aber mein Sinn für Realismus<br />

hinderte mich – Gott<br />

sei Dank – an solchen Abenteuern.<br />

Da verschlug es den Versicherungsvertreter<br />

Manuel mit<br />

gutem Einkommen und seine<br />

Freundin Celina mit nicht abgeschlossenem<br />

BWL-Studium<br />

nach Thailand.<br />

Sie verliebten sich in die Idee,<br />

Urlaubern in einer Strandbar<br />

die im Pazifik untergehende<br />

Sonne auf einer Liegeterrasse<br />

als Freizeit-Event anzubieten.<br />

„Hier steppt der Papst und wir<br />

sind dabei“, riefen sie freudig<br />

aus. Sie packten ihre Koffer,<br />

machten alles zu Geld, was sie<br />

nicht mitnehmen wollten und<br />

starteten voller Tatendrang in<br />

ein freies selbstbestimmtes Leben.<br />

Dumm war nur, dass beide<br />

weder die Landessprache noch<br />

sich in einem gutem Englisch<br />

verständigen konnten. Bei Behördengängen<br />

brauchten sie<br />

immer eine Übersetzerin, der<br />

sie nach und nach kein Vertrauen<br />

mehr schenkten. Mit den<br />

gesparten Euros konnten sie<br />

knapp drei Monate den Lebensunterhalt<br />

bestreiten.<br />

Sie standen unter Zwang,<br />

schnell zu Einnahmen zu kommen.<br />

Es musste alles zügig vorangehen.<br />

Ging es aber nicht.<br />

Die Wohlfühloase lag abseits<br />

der Touristenmeile, dafür aber<br />

in unmittelbarer Nähe zum<br />

Strand. Ein Vorzug, den die<br />

Bierkneipen im Zentrum nicht<br />

bieten konnten. Dafür war die<br />

Strandbar aber nicht leicht zu<br />

finden. Die Erlaubnis zum Betreiben<br />

der Bar verzögerte sich<br />

und verschlang letztendlich<br />

eine Menge Geld. Die romantische<br />

Strandhütte bedurfte<br />

einer Grundsanierung. Die thailändischen<br />

Arbeiter ließen sich<br />

nicht dazu drängen, ihren Arbeitsablauf<br />

zu beschleunigen.<br />

Mal kamen sie, mal nicht.<br />

Manuel hinderten zwei linke<br />

Hände, am Umbau zu helfen.<br />

Dafür kaufte er schon mal<br />

reichlich Alkohol für die Drinks.<br />

Celina übte das Herstellen von<br />

hippen Getränken. „Probieren<br />

geht über Studieren.“ Sie vergeudete<br />

Unmengen des kostbaren<br />

Nass. Manuel probierte<br />

bis zum Koma die seltsamen<br />

Mischungen aus. Eine davon<br />

Garten- und Landschaftsbau<br />

Kfz-Werkstatt Kfz-Aufbereitung<br />

Malerbetrieb<br />

Besenrein-Entrümpelungen<br />

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bestand aus grünem Wackelpudding<br />

aufgefüllt mit Hochprozentigem.<br />

Den Baumüll<br />

sollten die Thailänder wegräumen.<br />

Lieber legten sie sich bei<br />

herabsinkender Sonne für ein<br />

Schäferstündchen auf die Terrasse.<br />

Beide träumten, wie Trinkfreudige,<br />

Romantiker und Freunde<br />

eines One-Night-Stands die Bar<br />

erstürmten. Bemerkten dabei<br />

nicht, wie sie beobachtet wurden.<br />

Zwei Männer stellten sich<br />

als Polizisten vor, die Geld für<br />

die ausstehende Bewilligung<br />

verlangten. Manuel zögerte.<br />

„Setz nicht die Segel auf, wenn<br />

der Wind aufbraust“, dachte er<br />

sich in diesem Moment. Die<br />

dubiosen Gestalten bekräftigten<br />

ihre Forderung mit zwei<br />

Schüssen in den Sand. Zähneknirschend<br />

berappte er die<br />

Summe.<br />

In stürmische See geriet das<br />

träumerische Pärchen dennoch.<br />

Ein Unwetter riesigen<br />

Ausmaßes fegte über den<br />

Strand, faltete das Bambushaus<br />

samt Mobiliar zu einer<br />

Streichholzschachtel zusammen.<br />

Der Traum vom Leben im<br />

Paradies hatte sich in weniger<br />

als zehn Minuten ausgeträumt.<br />

30.000 Euro verschwanden auf<br />

Nimmerwiedersehen im Pazifik.<br />

Mit nichts außer ihren Klamotten<br />

am Leib traten Manuel und<br />

Celina die Heimreise an.<br />

Ein sorbisches Sprichwort: An<br />

Träume glauben und Nebel in<br />

Säcke einfangen ist ein und<br />

dasselbe.<br />

Angela Dumrath n<br />

(Mail: bandari@hotmail.de)<br />

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