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»Bei Soul und Funk fängt mein Körper an, sich intuitiv zu bewegen, ganz unbewusst. Diese Reaktion auf den Rhythmus ist das, was ich Körperintelligenz nenne.« sind viel rumgekommen, sie sind verbunden mit der Welt. Diese Offenheit habe ich im Wald vermisst. Mitte der 70er-Jahre sind Sie nach Stockholm gekommen, in die Großstadt. Wie haben Sie diesen Sprung erlebt? Von Degerfors ging es in die nächste Kleinstadt, nach Karlstadt, die kam mir schon wie New York vor. 1975 dann Stockholm. Fantastisch! Jeden Abend konnte ich Musik hören! Ich habe viel gespielt, aber nichts verdient. Ich weiß es noch genau: Im Januar 1976 habe ich genau 34 Kronen verdient, das wären heute nicht einmal fünf Euro. Ich wohnte in einer WG und konnte die Miete nicht zahlen. Die Wende kam, als mich der Pop-Sänger Björn Skifs als Posaunist in seine Band aufnahm. (singt den Refrain des Songs „Hooked On A Feeling“) Aber ich wollte keinen Pop machen. Ich wollte Jazz-Musiker werden, auf französische Art die Welt erobern: mit Barett-Mütze, Zigaretten und schwarzem Kaffee. Jedoch habe ich in der Popband viel gelernt: wie man auf einer Bühne steht, wie man Musik kommuniziert. Es war eine gute Zeit, und ich wurde ein richtiger Hippie. Freie Liebe inklusive? Nein, davon habe ich nicht viel mitbekommen. Es boten sich durchaus Möglichkeiten, wenn wir auf Tour gingen, allerdings stand ich auf der Liste ganz unten. Erst kommt der Sänger, dann der Gitarrist, dann der Drummer und irgendwann nach den Roadies kommt der Posaunist. (lacht) In dieser Zeit haben Sie auch ABBA kennengelernt und später auf ihrem Album „Voulez Vous“ Posaune gespielt. Was lernt man von denen? Es war eine kleine Szene, und weil sie Bläser brauchten, haben sie halt mich gefragt. Von AB- BA habe ich gelernt, dass es überall Melodien gibt. Es geht um Melodien und Geschichten, die direkt ins Herz treffen. Benny Andersson hat zusammen mit Björn Ulvaeus etwas ganz Besonderes geschaffen, und sie haben sich dafür von Musik jeder Spielart beeinflussen lassen. Ohne Tschaikowskys Klavierkonzerte kein AB- BA! Es ist interessant, dass auch der derzeit erfolgreichste schwedische Pop-Komponist von komplett anderer Musik beeinflusst wurde: Max Martin ist eigentlich Metal-Musiker, erst dann lernte er, schlichte Pop-Songs zu schreiben. Er hat als Songwriter und Produzent mehr als 20 Nummer-Eins-Hits in den USA gelandet. PULSE OF EUROPE Die 2016 in Frankfurt gegründete überparteiliche Bürgerbewegung ist eine direkte Antwort auf die vielen europafeindlichen Demonstrationen in einigen Ländern Europas sowie die Entscheidung der Briten für den Brexit. Das Movement versteht sich als pro-europäische Initiative, die sich für ein offenes und grenzenloses Europa einsetzt. Die Kundgebungen finden immer sonntags in mehr als 100 Städten in 13 EU-Ländern statt. Am stärksten vertreten sind deutsche Städte. 103 100-107 Landgren_AZ.indd 103 24.05.17 17:02
Seine Songs klingen einfach, aber er hat sein Songwriting extrem verfeinert. Und er zieht sein Ding durch, das verbindet ihn mit ABBA: Alle mussten für ihn nach Stockholm reisen, auch die US-Stars wie Britney Spears und Pink – unglaublich! Welchen Ruf besaßen ABBA in der Jazzszene? Sie sind bei Jazzmusikern ein totales No-Go. Als ich für ABBA spielte, wollten einige erst einmal nichts mehr mit mir zu tun haben. Mir war es aber wurscht, dass das als uncool galt. Als Studiomusiker nahm man die Jobs, die man kriegen konnte. Zudem wollte ich lernen, wie man so eine Musik spielt. Benny Andersson kann keine Noten lesen, er ist Autodidakt. Jemand musste die Noten für ihn aufschreiben. Was die Musik anging, war er eisenhart, er wusste ganz genau, was er wollte. Sind Sie ein ähnlich strenger Bandchef? Ich lasse meiner Band mehr Freiraum, ich nenne es Freiheit mit Verantwortung. Wir haben ein gemeinsames Ziel, aber den Weg dahin darf jeder gestalten, wie er will. Die Musik der Funk Unit ist intuitiv, körperlich. Ist Funk zu spielen harte Arbeit? Ja. Funk ist eine sehr physische Musik, dafür braucht man diese intuitive Intelligenz, die Körperintelligenz, von der ich eben schon sprach. Es ist hart, auf einer Tour wochenlang jeden Abend eine Art Marathon zu laufen. Aber wir bleiben nach all den Jahren noch immer dran – deswegen sind wir „Unbreakable“, so heißt ja auch unsere neue Platte. Ich bin nun fast Frührentner, aber die Musik hält jung. Pete Townshend hat 1965 im Song „My Generation“ diesen berühmten Vers geschrieben, „I hope I die before I get old“. Da habe ich schon früher nicht zugestimmt. Ich werde spielen, solange ich stehen 104 100-107 Landgren_AZ.indd 104 24.05.17 17:02
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