natürlich besser hören! - TSV Schwabmünchen
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HAnDbALL<br />
Schwerer Abschied<br />
einer <strong>TSV</strong>-Ikone<br />
Der Kapitän der landesligahandballer<br />
Malte Knoke musste in diesen Tagen<br />
seine handballschuhe verletzungsbedingt<br />
endgültig an den nagel hängen.<br />
an dieser Stelle blickt sein langjähriger<br />
Weggefährte, Torhüter Dirk Knaack,<br />
auf die Person Malte und sportliche<br />
Stationen zurück.<br />
Vor gut acht Monaten feierte der „Captain“ mit Team<br />
und Fans den Wiederaufstieg in die Landesliga.<br />
in der landesliga und so auch im gesamten südbayerischen<br />
handballraum bekannt und vielleicht auch<br />
berüchtigt, wurde er von den gegnerischen Fans teilweise<br />
gehasst, aber auch durch seine art und Weise<br />
handball zu spielen auch respektiert. Wie oft quälte er<br />
sich ins Training, oder am Wochenende aufs Spielfeld,<br />
nur um ball und Gegner hinterher zu jagen. Er bekam<br />
keinen müden Cent dafür und wurde oftmals noch<br />
obendrein für seine Fehler angegangen. im ruhrpott<br />
nennen sie solche Spieler „Malocher“. hier fallen mir<br />
Fußballspieler wie Yves Eigenrauch von Schalke oder<br />
Willi landgraf von alemania aachen ein. Sie waren<br />
auch nicht gerade mit Talent gesegnet, aber sie krempelten<br />
immer die Ärmel hoch, und rissen eine gesamte<br />
Mannschaft und so auch das Publikum mit.<br />
So sehe ich auch den Malte. Drehertore, oder technische<br />
Finessen waren nie sein Ding. Er stand für<br />
knallharte abwehrarbeit und unbändigen Siegeswillen.<br />
nach der Jahrtausendwende startete er auf der<br />
rückraum links Position und gab sich selber, in seinem<br />
damals noch jugendlichem leichtsinn, den Spitznamen<br />
„Shooter 14“. Die Tore am Fließband blieben<br />
aus, und er verzog sich still und leise an den Kreis.<br />
hier trieb er einige Zeit ein Schattendasein, und fristete<br />
oft ein bankdrückerdasein. nebenbei fiel er oft<br />
durch überharte abwehraktionen auf und legte sich<br />
bei auswärtsspielen regelmäßig mit dem Publikum an.<br />
niederraunau, Dietmannsried, bobingen, darauf freute<br />
er sich wie ein kleines Kind an Weihnachten mit leuch-<br />
4<br />
tenden augen. Er liebte einfach die Konfrontation!<br />
im Training ließ er seinen Emotionen auch oft freien<br />
lauf – Gegenstände in den Geräteräumen gerieten<br />
in plötzliche Unordnung oder er motzte die Torhüter<br />
an, wie sie doch richtig im Tor zu stehen hätten! Die<br />
Geschichte von der abgestürzten hallenuhr in lagerlechfeld<br />
und der folgenden geheimen aufräumaktion<br />
mit einer Schneeschaufel ge<strong>hören</strong> nach wie vor zu den<br />
Klassikern am Stammtisch der handballer.<br />
als er dann noch auf die Trainerbank wechselte,<br />
da sahen ihn schon viele Fans nahe am herzinfarkt!<br />
Samstag körperlich und seelisch mit den Männern am<br />
limit, mussten am Sonntag dann die Schiedsrichter<br />
und seine eigenen Jungs unter seinen Wutausbrüchen<br />
leiden. aber er zeigte es allen Kritikern – oder auch<br />
sich selbst? Er stieg mit lerch, bürgle und Co. in die<br />
a-Jugend bayernliga auf – der damals größte Erfolg in<br />
<strong>Schwabmünchen</strong>.<br />
Genau mit diesen Youngstern erlebte die inzwischen<br />
zum Führungsspieler gereifte und unter Coach holger<br />
hübenthal zum Kapitän ernannte nummer 14 seine<br />
nach eigenen aussagen „geilste Saison“. Der <strong>TSV</strong> erreichte<br />
die aufstiegsrelegation zur bayernliga und<br />
erlebte trotz des verpassten aufstiegs die vielleicht<br />
stimmungsvollsten Wochen der abteilungsgeschichte.<br />
auch als es danach sportlich nicht mehr so gut lief<br />
und eine ganz junge Mannschaft zwei Jahre später den<br />
abstieg nicht vermeiden konnte, war der „Captain“ an<br />
bord und blieb es auch. Unter reinhold Weiher führte<br />
er seine Mannschaft im letzten Jahr wieder in die<br />
landesliga und setzte sich noch einmal große Ziele.<br />
in der Vorbereitung auf die Saison ging er noch an<br />
seine (physischen und psychischen) Grenzen und absolvierte<br />
einen halbmarathon in sehr guter Zeit. aber<br />
es deutete sich schon an, dass er sich immer mehr quälen<br />
musste, man hatte beim Umziehen in der Kabine<br />
schon teilweise Mitleid. Wärmesalbe für den rücken,<br />
Thermohose für die aduktoren, Schmerztabletten in<br />
verschiedenen Varianten, sowie diverse bandagen an<br />
armen und beinen ließen ihn erst nach über 30<br />
Minuten die Kabine verlassen. „Geht noch,<br />
geht noch“ waren immer seine Worte,<br />
aber jetzt ging es halt doch nicht<br />
mehr. Er wird ein großes loch in<br />
der handballszene hinterlassen<br />
– denn echte Typen mit<br />
Ecken und Kanten werden<br />
immer weniger.<br />
in seiner Freizeit ist<br />
er aber ein eher gelas-<br />
Die Nummer 14<br />
des <strong>TSV</strong>: Eine Momentaufnahme,<br />
die<br />
den Kämpfer Malte<br />
Knoke sehr tref-<br />
fend portraitiert.<br />
Malte in der Saison 07/08 – sein persönliches Highlight<br />
mit den Aufstiegsspielen zur Bayernliga<br />
sener und geselliger Zeitgenosse, der sich in einer ruhigen<br />
Minute seiner „Gangstermusik“ widmet, und auf<br />
der Golfrange beim Golf das Eisen schwingt. Er wird<br />
im nächsten Jahr das erste Mal Vater, worauf er sich<br />
jetzt auch voll und ganz konzentrieren kann.