Rauch- und Rauchfolgeschäden aus der Sicht des Sachversicherers
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<strong>Rauch</strong>- <strong>und</strong> <strong>Rauch</strong>folgeschäden <strong>aus</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> <strong>Sachversicherers</strong><br />
AGE-Symposium 2011<br />
25.10.2011, Berlin<br />
XINTECON GmbH<br />
Dr. Christian Wittenzellner<br />
Georg-Wimmer-Ring 23<br />
85604 Zorneding<br />
info@xintecon.de<br />
© XINTECON
Inhalt<br />
• Brandstelle<br />
• <strong>Rauch</strong> <strong>und</strong> Inhaltsstoffe<br />
• Schadenbeispiele<br />
• Zusammenfassung<br />
AGE-Symposium/Berlin, 25.10.2011 © XINTECON 2
Beteiligte<br />
AGE-Symposium/Berlin, 25.10.2011<br />
Versicherung F/FBU<br />
Versicherung Haft<br />
Sanierer<br />
Vermieter<br />
Mieter<br />
Untermieter<br />
„Outgesource“ter<br />
Makler<br />
Eigentümer<br />
Besitzer<br />
H<strong>aus</strong>verwalter<br />
Hersteller<br />
Betreiber<br />
Handwerker/<br />
Subunternehmer<br />
Geschädigter<br />
Brand/Explosion<br />
?????<br />
Zeugen<br />
Feuerwehr<br />
Polizei/Kriminalpolizei/LKA/<br />
Staatsanwalt<br />
Denkmalamt<br />
Rettungsdienst/<br />
THW<br />
Sachverständige(r)<br />
Baubehörde<br />
Gewerbeaufsicht<br />
Umweltbehörden<br />
(Boden, Wasser, Luft)<br />
© XINTECON<br />
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<strong>Rauch</strong><br />
• Aerosol <strong>aus</strong><br />
- Staubpartikel (Ruß, Asche, un-/teilverbranntes Brandgut)<br />
- Flüssigkeitströpfchen (Wasser, kondensierte Gase)<br />
- gasförmige Stoffe<br />
• Verteilung von <strong>Rauch</strong> durch brandbedingte Thermik, i.d.R. nicht steuerbar<br />
• heiße Brandstelle<br />
akute Gefährdung (<strong>Rauch</strong>gasvergiftung) durch Kohlenmonoxid CO,<br />
Bl<strong>aus</strong>äure HCN, nitrose Gase NOx, Schwefeldioxid SO2, Acrolein<br />
• Verteilungspfade: hauptsächlich über Luft, aber auch Boden, Wasser<br />
• kalte Brandstelle<br />
Gefährdung durch Brandfolgeprodukte<br />
meist adsorptiv an Ruß geb<strong>und</strong>en<br />
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Brandfolgen<br />
Problem 1: Abbrand von PVC<br />
Korrosion von metallischen Oberflächen durch Freisetzung von Chlorwasserstoff,<br />
speziell bei Edelstahl (Lochfraß, Spannungsrisskorrosion)<br />
Problem 2: Feuchtigkeit<br />
Korrosion von ungeschützten, metallischen Oberflächen durch Wasser/Feuchtigkeit<br />
Problem 3: Ruß<br />
schwarzer Schmutz, aber leitfähig zusammen mit Feuchtigkeit <strong>und</strong> Salzen<br />
Problem 4: Schadstoffe<br />
i.d.R. Auftreten von ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden Substanzen<br />
Bsp.: PAK (krebserzeugend), PCB, „Dioxine“ PCDD/F, HCl/HBr u.a. Schwermetalle,<br />
organische Verbindungen, Brandgeruch<br />
Problem 5: Sachschaden, Betriebsunterbrechung, Image- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enverlust<br />
zerstörte Einrichtung, Wertkonzentration, Lieferzeiten, keine Produktion mehr<br />
möglich, K<strong>und</strong>en gehen zur Konkurrenz<br />
Problem 6: Verletzte o<strong>der</strong> Tote<br />
Polizei <strong>und</strong> Staatsanwaltschaft<br />
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Einfamilienh<strong>aus</strong><br />
Brand gegen 02:30 Uhr<br />
Brandursache: elektrischer Defekt einer Spülmaschine<br />
Verrauchung <strong>des</strong> H<strong>aus</strong>es<br />
Evakuierung <strong>der</strong> Familie durch Feuerwehr, 2 Kin<strong>der</strong> im OG<br />
eingeschlossen<br />
Löschen <strong>der</strong> Spülmaschine mit Wasser<br />
Verbringen <strong>der</strong> Spülmaschine ins Freie<br />
Fw: Zwangsbelüftung <strong>des</strong> EFH<br />
Durch Brand zerstört: Spülmaschine mit Dekorplatte, Unterschrank <strong>und</strong><br />
Arbeitsplatte<br />
<strong>Rauch</strong>schaden: gesamtes EFH mit Inhalt<br />
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Brandherd in <strong>der</strong> Küche<br />
thermisch geschädigter Bereich: < 1 m 2<br />
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Folgen für H<strong>aus</strong>rat<br />
H<strong>aus</strong>rat-Schaden > 100.000 €<br />
da teils nicht sanierbar, teils nicht wirtschaftlich sanierbar<br />
Nicht weiter verwendbar: offene Nahrungsmittel, Kosmetika,<br />
Medikamente, Toilettenartikel<br />
Technisch nicht sanierbar: Schuhe, Möbel <strong>aus</strong> Pressspanplatten,<br />
Matratzen, Bettdecken, Polster(möbel), Kunststoffanoraks<br />
Wirtschaftlich nicht sanierbar:<br />
offenporige Holzmöbel, Taschenbücher, Bücher, Zeitschriften, PCs,<br />
Monitore/Flachbildschirme, Teppiche/Meterware, Papierleuchten,<br />
handelsübliche Leuchten, „Geschirr“, altes Klavier,<br />
Textilien: 2 x waschen, aber bei einigen Brandgeruch, daher entsorgen<br />
Entsorgungskosten für H<strong>aus</strong>rat: geschätzt > 5.000 €<br />
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Folgen für Gebäude<br />
Schaden > 50.000 €<br />
da teils technisch, teils wirtschaftlich nicht sanierbar<br />
nicht sanierbar:<br />
- Holzpaneeldecken mit PS-Dämmung: entsorgen<br />
- Deckenuntersicht in Kü, WoZi <strong>und</strong> Flur <strong>aus</strong> GK-Platten mit Dämmung:<br />
entfernen, erneuern<br />
- Leichtbauwände <strong>aus</strong> GK-Platten: erneuern<br />
- Laminatboden im Eingangsbereich: erneuern<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich zu erneuern:<br />
- Sicherungen<br />
sanierbar:<br />
- lasierte Fenster, Türen, Treppe: abschleifen, anschleifen, neu lasieren<br />
- tapezierte Wände: Tapeten erneuern, Neuanstrich<br />
- WoZi, Kü, Flur mit schwimmend verlegtem Parkettboden: einschließlich<br />
Dämmung entfernen, neu verlegen<br />
- Heizkörper: absaugen, wischen (evtl. Ausbau erfor<strong>der</strong>lich)<br />
Gesamtzeitaufwand: insgesamt ca. 1/2 Jahr<br />
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Automobilzulieferer<br />
Brand in <strong>der</strong> Nacht von Freitag auf Samstag<br />
Entdeckung am Sonntagmorgen, von selbst erloschen<br />
Besichtigung am Montag<br />
Problem: Abbrand von PVC-Kabeln <strong>und</strong> Freisetzung von Salzsäure HCl<br />
kritische Luftfeuchte bei HCl: 45 % rel. LF<br />
Folgen für Inhalt<br />
- durchgehende Ruß- <strong>und</strong> Brandgasbeaufschlagung aller Werkzeuge,<br />
Funkenerodieranlagen (Genauigkeit: 0,1 µm), Messlehren, Einrichtungen<br />
- Hitze-bedingte Verformungen von Kunststoffteilen<br />
- Flugrost/Korrosionen nach 2 Tagen sichtbar<br />
Folgen für Gebäude<br />
- abgehängte Odenwalddecke: verrußt, teilweise durchgebrannt<br />
- Dachstuhl: verrußt <strong>und</strong> massiv angekohlt<br />
Untersuchung von Wischproben<br />
korrosiv kritische Chlorid-Belastung von 30...170 µg/cm 2<br />
(Sanierungsziel < 2 µg/cm 2 )<br />
Zusätzlich: Schadstoffbelastung mit PAK<br />
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Folgen<br />
Kunststoff-Spritzguss-Werkzeuge:<br />
gereinigt, zum Autohersteller gebracht<br />
Motto: „Es muss funktionieren!“<br />
Werkzeugmaschinen (ca. 10 Stück)<br />
ca. 20 Jahre alt, vorher in gutem Zustand<br />
Sanierung: kostenaufwändiger als Beschaffung gebrauchter Anlagen<br />
Sanierung: ca. 50.000 € pro Anlage (zuzüglich Aust<strong>aus</strong>ch beschädigter<br />
Teile, Transport, Vermessung, Überprüfung)<br />
Auslagerung <strong>der</strong> Produktion zu Konkurrenten<br />
Betriebsunterbrechung<br />
Gebäude<br />
- Odenwalddecke mit Stahlkonstruktion: erneuern<br />
- Dachstuhl, Dacheindeckung: zu ca.50 % erneuern<br />
- Wände: reinigen, Neuanstrich<br />
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Neue Büroeinheiten im DG<br />
20 Büroräume, ca. 750 m 2<br />
21.12.: Fertigstellung<br />
22.12.: Erstbezug<br />
24.12.: letzter Mitarbeiter im Büro<br />
27.12.: gegen 07:30 Uhr Mitarbeiter bemerkt Brand<br />
Brandursache: elektrischer Defekt in einer ca. 7 Jahre alten Teeküche,<br />
wahrscheinlich in <strong>der</strong> Leichtbauwand<br />
Ursache wg. Aufräumarbeiten <strong>der</strong> Fw nicht eindeutig<br />
Schaden<strong>aus</strong>maß:<br />
- frisch bezogene Büros mit Inhalt verrußt<br />
- neu erstellte Büroräume (Leichtbauwände) mit abgehängter Decke <strong>und</strong><br />
Mineralwolldämmung komplett verrußt<br />
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Sanierungsmaßnahmen:<br />
1. Rückführung in Rohbau, Teeküche: Putz entfernen<br />
2. Untersuchung <strong>der</strong> Stahlbetonbin<strong>der</strong> auf Chlorideindringverhalten<br />
3. Betonreinigung mit Latex-Verfahren, abschließend Sperranstrich<br />
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Landwirtschaftliches Anwesen<br />
altes, top renoviertes Bauernh<strong>aus</strong><br />
offener Flammenbrand gegen 22:30 Uhr entdeckt<br />
vorher <strong>aus</strong>geprägte Schwelbrandphase<br />
Brandursache: Textilien auf einem Halogenstrahler<br />
Schaden<strong>aus</strong>maß<br />
- Dachstuhlbrand (Brand<strong>aus</strong>bruch)<br />
- Verrußung <strong>des</strong> gesamten Anwesens<br />
- Löschwasser<strong>aus</strong>breitung bis in den Keller<br />
- Flutung <strong>des</strong> Estrichs in mehreren Räumen mit Löschwasser<br />
- Brandgaskondensat im Dachgeschoss<br />
- Brandgeruch im EG, OG <strong>und</strong> DG<br />
im DG „unerträglicher Geruch“<br />
Chemische Analysen<br />
PAK-Belastung: bis zu 400.000 µg/m 2<br />
Hintergr<strong>und</strong>wert: < 10 µg/m 2<br />
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Landwirtschaftliches Anwesen<br />
Einliegerwohnung<br />
<strong>aus</strong>gebauter<br />
Dachboden<br />
Brandherd<br />
X<br />
Garten<br />
Treppe<br />
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Sanierungsarbeiten<br />
<strong>Sicht</strong>dachstuhl <strong>aus</strong> altem Holz:<br />
Sanierungsversuche erfolglos (wg. PAK, Geruch) → Neu<br />
<strong>Sicht</strong>dachstuhl <strong>aus</strong> neuem Holz:<br />
angebrannt <strong>und</strong> verkohlt → Neu<br />
Einliegerwohnung im DG: Abriss → Neu<br />
Ausgebauter Dachboden: Abriss → Neu<br />
OG: Estriche <strong>und</strong> Bodendielen → Neu<br />
OG: Holzdecken, -balken: mit Kupferschlacke strahlen<br />
Holztreppe im Durchgang:<br />
Sanierungsversuch (wg. PAK) → Neu<br />
H<strong>aus</strong>rat: entsorgen<br />
......<br />
Wie<strong>der</strong>herstellungsarbeiten laufen heute noch!<br />
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Zusammenfassung<br />
‣ Der <strong>Rauch</strong>schaden ist gr<strong>und</strong>sätzlich erheblich größer wie <strong>der</strong> Brandschaden,<br />
meistens um einen Faktor 100.<br />
‣ Zwangsentlüftung >> natürliche Be-/Entlüftung >> Zwangs-/Druckbelüftung<br />
‣ Vorher überlegen, was eine Entlüftung o<strong>der</strong> Belüftung bewirkt <strong>und</strong><br />
was man erreichen will.<br />
AGE-Symposium/Berlin, 25.10.2011 © XINTECON 22
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
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