Bianca Braun, 30 - Forma Futura
Bianca Braun, 30 - Forma Futura
Bianca Braun, 30 - Forma Futura
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Unternehmen KMU<br />
40 BILANZ | 8 | 2009<br />
<strong>Bianca</strong> <strong>Braun</strong>, <strong>30</strong><br />
Firma: maxon motor AG<br />
Sitz: Sachseln OW<br />
Funktion: Verwaltungsrätin<br />
Produkte: Antriebssysteme, Dentalimplantate<br />
Umsatz: <strong>30</strong>0 millionen Franken<br />
Mitarbeitende: 1700<br />
Produktion: Schweiz, Deutschland, Ungarn
Barbara Artmann, 47<br />
Firma: Künzli Swiss Schuh AG<br />
Sitz: Windisch AG<br />
Funktion: eigentümerin<br />
Produkte: Schuhe<br />
Umsatz: keine Angabe<br />
Mitarbeitende: 25<br />
Produktion: Schweiz, Osteuropa (näharbeiten)<br />
FrAUeN<br />
AN der<br />
MAcht<br />
Noch immer sind Frauen in<br />
Führungspositionen die<br />
Ausnahme. An ihren Qualitäten<br />
kann dies nicht liegen, wie<br />
sechs erfolgreiche KMU-<br />
Chefinnen beweisen.<br />
8 | 2009 | BILANZ 41
Unternehmen KMU<br />
Barbara Schmutz, 46<br />
Firma: Schmutz human Consulting ShC<br />
Sitz: Bern<br />
Funktion: eigentümerin<br />
Produkt: Kadervermittlung<br />
Umsatz: keine Angabe<br />
Mitarbeitende: 6<br />
Produktion: Schweiz, Deutschland<br />
• hArAld FritSchi TexT / Anne MorgenStern FoTos<br />
Sie ist durchtrainiert, das sieht man. So,<br />
wie sie die treppe hochfedert, die zum<br />
Sitzungszimmer führt. «Ja, wir sind eine<br />
sportliche Familie», sagt <strong>Bianca</strong> <strong>Braun</strong>. Im<br />
Sommer segelt sie im östlichen mittelmeer,<br />
im Winter geht es in die Berge. Den<br />
Doktor der Wirtschaftswissenschaften hat<br />
sie in St. Gallen erworben, wo sie auch<br />
den master of Arts gemacht hat. Seit november<br />
2008 ist die <strong>30</strong>-Jährige nun damit<br />
beschäftigt, bei Professor Fredmund malik<br />
an der Universität St. Gallen ein Kompetenzzentrum<br />
für Familienunternehmen<br />
aufzubauen – ihr eigenes Projekt.<br />
Die junge Frau, die von sich sagt, dass<br />
sie derzeit mindestens eine 50-Stunden-<br />
Woche fährt, ist die tochter des Unternehmers<br />
Karl-Walter <strong>Braun</strong>, hauptaktionär<br />
von maxon motor in Sachseln OW.<br />
Die Firma stellt hochpräzise Antriebssysteme<br />
für die Industrie und Feinmechanik<br />
her. Im Jahr 2004 wurde <strong>Bianca</strong> <strong>Braun</strong> in<br />
den Verwaltungsrat des Familienunternehmens<br />
gewählt – auf eigenen Wunsch,<br />
wie sie betont. «Ich spürte nie einen<br />
Zwang, in die Firma einzutreten.» Der<br />
42 BILANZ | 8 | 2009<br />
Vater habe sie nie bedrängt, seine nachfolgerin<br />
zu werden.<br />
Aber er hat sie gefördert und integriert.<br />
«Das war sehr wichtig für mich.»<br />
maxon hat ein internes Audit-Komitee<br />
geschaffen, dem sie angehört. Dadurch<br />
hat <strong>Bianca</strong> <strong>Braun</strong> das ganze Unternehmen<br />
mit seinen weltweit 40 Standorten à<br />
fond kennen gelernt. In San Francisco<br />
und Boston hat sie längere Praktika absolviert.<br />
Auch am Produktionsstandort in<br />
Ungarn hat sie genauer hingeschaut.<br />
«Zum Glück sind wir nicht nach China<br />
gegangen», sagt <strong>Braun</strong>. Ungarn sei für<br />
maxon ein Glückstreffer. Die Produktionskosten<br />
sind tief, die menschen sprechen<br />
oft Deutsch und besitzen eine hohe<br />
Fingerfertigkeit – ein muss für die montage<br />
der Klein- und mikromotoren.<br />
GeNetIsch vorBeLAstet. <strong>Bianca</strong><br />
<strong>Braun</strong>s Weg an die Spitze von maxon war<br />
früh vorgezeichnet. Schon im zweiten<br />
Gymi wusste sie, dass sie Wirtschaft studieren<br />
würde. Während ihrer Schulzeit hat<br />
sie öfters am Fliessband gearbeitet. Das hat<br />
sie mit der Firma verbunden. «Wir waren<br />
eine typische Unternehmerfamilie», sagt<br />
<strong>Braun</strong>. An Weihnachten, an Familienanlässen<br />
– immer habe man über das<br />
Geschäft geredet. Dies umso mehr, als<br />
auch ihre mutter ein eigenes Immobilienunternehmen<br />
besitzt. <strong>Bianca</strong> <strong>Braun</strong> sitzt<br />
bei ihr im Beirat.<br />
In der technologieorientierten männerwelt<br />
hat sie sich immer gut zurechtgefunden.<br />
An der hSG, wo sie technologiemanagement<br />
studierte, waren sie drei<br />
Frauen unter <strong>30</strong> männern. «Ich habe das<br />
nie als Problem erfahren.» Allerdings hat<br />
sie eine mentorin, die sie unterstützt –<br />
etwas, was sie allen Frauen in Führungspositionen<br />
empfiehlt. Stolz ist sie darauf,<br />
dass maxon einen Betriebskindergarten<br />
hat – es war einer der ersten in der<br />
Schweiz – und im Verwaltungsrat zwei<br />
Frauen sitzen.<br />
Frauen in der Führungsetage wie <strong>Bianca</strong><br />
<strong>Braun</strong> sind noch immer eine Ausnahmeerscheinung.<br />
Der Frauenanteil in helvetischen<br />
Chefpositionen ist mickrig, er beträgt<br />
gerade mal 9 Prozent. Im Vereinigten
Monika löffel-Bösch, 49<br />
Firma: Bigla AG<br />
Sitz: Biglen Be<br />
Funktion: Vr-Delegierte<br />
Produkte: Büromöbel<br />
Umsatz: 34 millionen Franken<br />
Mitarbeitende: 100<br />
Produktion: Schweiz<br />
Königreich (UK) und in Deutschland sind<br />
es mit 12 und 11 Prozent auch nur geringfügig<br />
mehr. In den Verwaltungsräten der<br />
grössten kotierten Schweizer Firmen sind<br />
nochmals weniger Frauen. Ihr Anteil beträgt<br />
6,7 Prozent, im europäischen Durchschnitt<br />
sind es 11 Prozent.<br />
eFFIZIeNtere FrAUeN. Dabei ist erwiesen,<br />
dass Frauen im obersten management<br />
ein erfolgsfaktor sind. Firmen mit<br />
drei und mehr Frauen on top schneiden<br />
bezüglich rendite, marge und Börsenkurs<br />
besser ab als Firmen mit reinen männergremien.<br />
Beim ebit etwa trugen Letztere<br />
von 2003 bis 2005 durchschnittlich 5,8<br />
Prozent pro Jahr ein, während Firmen mit<br />
gemischten Gremien 11,1 Prozent rentierten.<br />
Dies belegt eine Studie von<br />
mcKinsey («Women matter», 2007), die<br />
weltweit 101 Unternehmen untersuchte.<br />
Die Berater schliessen daraus, dass gemischte<br />
Firmenleitungen zu wirtschaftlich<br />
effizienteren entscheiden führen.<br />
Viele qualifizierte Frauen steigen aus,<br />
so die erfahrung, nachdem sie eine mittle-<br />
re Führungsposition erreicht haben. «Bis<br />
in diese Stellung zählt die Performance»,<br />
sagt Anita Fetz, Vizepräsidentin der Wirtschaftsfrauen<br />
Schweiz. nach ganz oben<br />
komme man indessen nur mittels Seilschaften<br />
und mit viel ellbogenarbeit –<br />
und dies sei vielen Frauen einfach zu<br />
Der FrAUenAnteIL<br />
In SChWeIZer<br />
CheFPOSItIOnen<br />
BeträGt mICKrIGe<br />
neUn PrOZent.<br />
•<br />
mühsam. «es ist erstaunlich», so Fetz,<br />
«wie viele Frauen sich selbständig machen<br />
und erfolgreich sind.»<br />
eine davon ist die 47-jährige Barbara<br />
Artmann. Den entscheid, selbständig zu<br />
werden, fasste sie während eines Gesprächs<br />
mit einem Schweizer Firmenchef.<br />
Dieser spornte sie mit den Worten an,<br />
dass sie doch das Zeug zu einer Unternehmerin<br />
hätte. Die marketing-Fachfrau aus<br />
Bayern, die zuvor in Deutschland und in<br />
der Schweiz gearbeitet hatte, hängte ihren<br />
Job an den nagel und begann eine Firma<br />
zu suchen. Fündig wurde Artmann im Jahr<br />
2004 bei Künzli Swiss Schuh im aargauischen<br />
Windisch. Sie kaufte das Unternehmen<br />
kurzerhand.<br />
spAss stAtt reIchtUM. Schuhproduktion<br />
in der Schweiz? In den Gesichtern<br />
ihrer Bekannten war der Zweifel deutlich<br />
zu lesen. Doch Artmann wollte die Firma,<br />
der es nicht besonders gut ging, auf Vordermann<br />
bringen. Zwei Jahre brauchte sie<br />
zur Stabilisierung des Unternehmens, das<br />
vorab bei den orthopädischen Stützschuhen<br />
stark war, aber Kundenpflege und<br />
Innovation vernachlässigt hatte. Sie baute<br />
eine neue Linie auf, den Künzli-modeschuh.<br />
Dieser ist auf dem traditionellen<br />
Künzli-Sportschuh aufgebaut und im oberen<br />
Preissegment angesiedelt. «nur so<br />
funktioniert die Produktion im hochlohnland<br />
Schweiz», sagt Artmann. Sie liefert •<br />
8 | 2009 | BILANZ 43
Unternehmen KMU<br />
doris Albisser, 50<br />
Firma: CLS Communication AG<br />
Sitz: Zürich<br />
Funktion: CeO<br />
Produkte: Sprachdienstleistungen<br />
Umsatz: 60 millionen Franken<br />
Mitarbeitende: 360<br />
Produktion: europa, USA, Asien<br />
• die Schuhe mit den bekannten fünf<br />
Streifen nur an Premium-Läden. «Wir<br />
verwenden ausschliesslich beste materialien<br />
und ausgesuchte Ledersorten.» So ist<br />
einer der Sneaker im neuen Sortiment aus<br />
Kudu-Leder. Die haut der afrikanischen<br />
Antilope sei besonders geschmeidig und<br />
von erlesener Qualität.<br />
reich geworden ist sie mit der Schuhfabrik<br />
nicht. «Wir verdienen uns keine<br />
goldene nase», meint sie, «aber es ist viel<br />
herzblut darin, und es macht Spass.» Sie<br />
habe etwas Wichtiges und relevantes machen<br />
wollen, und das sei ihr mit den 25 Arbeitsplätzen<br />
im Unternehmen gelungen.<br />
Sie, die sich selbst als teamplayerin sieht,<br />
stellt allerdings auch Ansprüche, verlangt<br />
von den mitarbeitern <strong>30</strong> Prozent mehr, als<br />
sie glauben leisten zu können: «Aber dann<br />
helfe ich ihnen auch bei der realisierung<br />
und freue mich, wenn sie erkennen, wie<br />
gut sie sind.»<br />
Barbara Artmann gesteht, dass es fünf<br />
harte Jahre waren. Am ende des vierten<br />
sagte sie, dass sie von nun an das Wochenende<br />
freinehmen wolle: «Das habe ich<br />
44 BILANZ | 8 | 2009<br />
jetzt fast geschafft.» 12 bis 14 Stunden pro<br />
tag seien die norm. Aber wenn man so<br />
gern arbeite, sei dies nur eine relative<br />
Grösse, ihre Work-Life-Balance findet sie<br />
einigermassen ausgeglichen.<br />
Arbeit und Freizeit bilden auch für<br />
Barbara Schmutz einen fliessenden Übergang.<br />
Dafür muss am Arbeitsplatz alles<br />
stimmen. Sie hat die Büros in Bern nach<br />
Feng-Shui eingerichtet, damit die energie<br />
frei fliesst. Die Farben, die einrichtung,<br />
das Licht, alles muss stimmen, damit Kunden,<br />
Kandidaten und auch sie selbst sich<br />
wohlfühlen. In diesen räumen, davon ist<br />
sie überzeugt, arbeite man deutlich besser<br />
und – vor allem – erfolgreicher.<br />
vorBereItUNG Ist ALLes. Selbständig<br />
hat sie sich 1999 gemacht, ihre Firma<br />
Schmutz human Consulting (ShC) hat<br />
sie 2002 als einzelfirma gegründet. Diese<br />
ist darauf spezialisiert, Personen in betriebswirtschaftliche<br />
Kader- und managementpositionen<br />
zu vermitteln. 80 Prozent<br />
ihrer tätigkeit sind Vermittlung, auf den<br />
rest entfallen die Beratung und das new<br />
Placement. mittlerweile ist die Firma auf<br />
sechs Personen angewachsen, fünf Frauen<br />
und ein mann. «Unsere Berater sind selbständige<br />
Unternehmer», sagt sie, «die<br />
unter meinem Label ShC arbeiten und auf<br />
die Infrastruktur, das Know-how und das<br />
netzwerk der Firma zurückgreifen können.»<br />
Sie hat dieses Geschäftsmodell gewählt,<br />
weil sie keine Untergebenen will.<br />
Schon als langjährige marketingleiterin<br />
bei der neuen Aargauer Bank merkte Barbara<br />
Schmutz, dass sie selbständig werden<br />
wollte. Schliesslich war sie in einer Unternehmerfamilie<br />
aufgewachsen. Ihr Vater war<br />
Generalagent bei der Schweizerischen mobiliar.<br />
«Das hat mich und meinen Wunsch<br />
nach Selbständigkeit stark beeinflusst.»<br />
Dennoch war ihr Schritt in die Unabhängigkeit<br />
nicht frei von Verunsicherung.<br />
«Beim Übergang, als kein Lohn reinkam,<br />
fühlte ich mich wie eine Fallschirmspringerin,<br />
bevor der Schirm aufgeht.»<br />
Sie hatte sich gründlich auf ihre Selbständigkeit<br />
vorbereitet. eine klare Vision,<br />
ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell,<br />
ein detaillierter Businessplan und viele •
Unternehmen KMU<br />
Antoinette hunziker-ebneter, 48<br />
Firma: <strong>Forma</strong> <strong>Futura</strong> Invest AG<br />
Sitz: Zürich<br />
Funktion: CeO<br />
Produkt: Vermögensverwaltung<br />
Umsatz: keine Angabe<br />
Mitarbeitende: 10<br />
Produktion: Schweiz<br />
• Gespräche mit Dritten bildeten die<br />
Grundlage dazu. Frauen, die sich selbständig<br />
machen wollen, empfiehlt sie dasselbe<br />
Vorgehen und die Finanzierung aus eigener<br />
Kraft. Sie sagt: «ein Kredit in der<br />
Startphase kann abhängig machen und<br />
löst Druck aus.»<br />
mit anderen Problemen sah sich monika<br />
Löffel-Bösch konfrontiert, als sie sich<br />
entschied, Unternehmerin zu werden. Die<br />
mutter dreier Kinder bringt seit Jahren<br />
vier Jobs unter einen hut: Sie schmeisst<br />
den haushalt, sitzt im Verwaltungsrat von<br />
Feintool, ist Verwaltungsratsdelegierte<br />
beim Büromöbelhersteller Bigla und erledigt<br />
die Finanzen und das Personelle im<br />
Architekturbüro ihres mannes. «In der<br />
gleichzeitigen Organisation und Koordination<br />
verschiedener Aufgaben», bemerkt<br />
sie dazu, «waren Frauen schon immer besser<br />
als männer.»<br />
Ursprünglich machte sie ausschliesslich<br />
den Job im Büro ihres mannes. «Wir<br />
arbeiten schon über 20 Jahre so zusammen»,<br />
sagt sie. Dann aber, es war 1995,<br />
fragte sie ihr Vater, Feintool-Gründer<br />
46 BILANZ | 8 | 2009<br />
Fritz Bösch, ob sie in den Verwaltungsrat<br />
eintreten wolle. Sie reagierte erst ablehnend:<br />
«Was will ich in dieser männerwelt?»<br />
Doch der Vater liess nicht los.<br />
Schliesslich sagte sie probeweise für ein<br />
Jahr zu. «Als ich im Vr war, begann es<br />
mich zu interessieren», erzählt sie heute.<br />
erst da habe sie realisiert, was ihr Vater<br />
auf die Beine gestellt hatte.<br />
sKepsIs IN der MäNNerweLt. Auch<br />
zu Bigla kam sie auf Betreiben ihres Vaters.<br />
1999 bat der damalige Besitzer Fritz<br />
Bösch um hilfe. Dieser übernahm die Aktienmehrheit,<br />
und 2001 trat die tochter in<br />
den Verwaltungsrat ein. Drei Sanierungen<br />
waren bis zur Gewinnschwelle nötig. Die<br />
Produktpalette wurde reduziert und erneuert.<br />
«2004, nach der dritten Sanierung,<br />
meinte mein Vater, dass einer von uns beiden<br />
die operative Leitung von Bigla übernehmen<br />
müsse», erinnert sich die 49-Jährige,<br />
«da packte ich die Chance.»<br />
einen bis drei tage pro Woche ist monika<br />
Löffel-Bösch in Biglen, einem kleinen<br />
nest im emmental. Sie hat ein starkes<br />
team um sich geschart, sodass eine 100prozentige<br />
Präsenz nicht zwingend ist. Ihr<br />
Führungsgrundsatz: die Kommunikation<br />
und das Schaffen von Vertrauen. Sie ist<br />
viel im Betrieb und sucht den Kontakt<br />
zum Personal. «Das ist der andere Führungsstil<br />
der Frauen, die ein feineres Gespür<br />
für Situationen haben.» So lasse sie<br />
nie etwas anbrennen. Stimme etwas nicht,<br />
gehe sie sofort auf die Leute zu. Sich in<br />
der männerwelt zurechtzufinden, war für<br />
sie nicht immer einfach. Am Anfang habe<br />
sie schon eine gewisse Zurückhaltung und<br />
bisweilen Skepsis gespürt: «Da darf man<br />
nicht zu empfindlich sein.»<br />
eine Powerfrau ist auch Doris Albisser.<br />
Ihre knisternde energie ist fast physisch<br />
zu spüren. «Am meisten Spass», sagt sie,<br />
«macht mir der internationale Auf- und<br />
Ausbau der Firma.» Vorab in Asien ist sie<br />
derzeit damit beschäftigt, drei neuen<br />
tochtergesellschaften auf die Beine zu<br />
helfen. CLS Communication, ein international<br />
tätiger Anbieter von Sprachdienstleistungen<br />
für Firmen, ist 1997 unter der<br />
Leitung von Doris Albisser aus einem •
Unternehmen KMU<br />
• Spin-off des Bankvereins und der «Zürich»<br />
entstanden. Im Jahr 2003 kam es<br />
zum management Buyout. In der Folge<br />
wuchs das Unternehmen stark und baute<br />
sein Angebot aus. neben den Übersetzungen<br />
für eine ganze Corona von Schweizer<br />
multinationalen bietet CLS auch redaktionelle<br />
und andere Dienste an: «In<br />
dieser Saison haben wir allein in der<br />
Schweiz 50 Geschäftsberichte bearbeitet.»<br />
heute arbeiten 360 feste und 1600<br />
freie mitarbeiterinnen und mitarbeiter<br />
für die Firma, die rund 60 millionen Franken<br />
Umsatz macht. Ableger hat sie in zehn<br />
Städten in europa, den USA und Asien. In<br />
der Schweiz beschäftigt sie 220 mitarbeitende<br />
in Zürich, Basel, Lausanne und<br />
Chiasso. Seit 1997 ist die Firma Jahr für<br />
Jahr durchschnittlich um 19 Prozent gewachsen,<br />
sie erledigt 80 000 Aufträge pro<br />
Jahr und hat 400 regelmässige Kunden bei<br />
den Banken, der Pharmaindustrie oder<br />
den Versicherungen. Das Wachstumspotenzial<br />
sei weiterhin gross, da weitere<br />
Unternehmen einen teil ihrer Kommunikationsdienste<br />
ausgliedern.<br />
Doris Albisser ist ein absoluter Fan von<br />
Diversity. «Das gilt nicht nur für die mi-<br />
«eS ISt mIr eGAL,<br />
Wenn ICh ALS<br />
QUOtenFrAU<br />
tItULIert WerDe»,<br />
SAGt hUnZIKer.<br />
schung von männern und Frauen, sondern<br />
auch von nationalitäten und Fähigkeiten.»<br />
Zwar bestehe die Belegschaft zu<br />
60 Prozent aus Frauen, dies liege indessen<br />
daran, dass sprachliche Berufe eher von<br />
Frauen ausgeübt würden. «Deshalb haben<br />
wir tendenziell auch mehr Frauen in der<br />
Führung», sagt sie. Die sechsköpfige Geschäftsleitung<br />
bestehe je zur hälfte aus<br />
beiden Geschlechtern und aus unterschiedlichen<br />
nationalitäten. Dies mache<br />
die teamarbeit erst richtig spannend.<br />
Gemischte teams stehen bei der ehemaligen<br />
Börsen- und Julius-Bär-managerin<br />
Antoinette hunziker-ebneter ebenfalls<br />
zuoberst auf der Prioritätenliste:<br />
«Ich habe in meinen Funktionen immer<br />
Frauen nachgezogen.» Vor drei Jahren<br />
begab sich die mittlerweile 48-Jährige auf<br />
48 BILANZ | 8 | 2009<br />
•<br />
eine reise nach Südamerika, in die Anden<br />
und ans meer. «Um nachzudenken», wie<br />
sie heute sagt. Dort entschied sie für sich,<br />
künftig ihre eigenen Werte konsequent<br />
zu leben. Den respekt vor mensch und<br />
Umwelt und die Förderung einer nachhaltigen<br />
entwicklung stellte Antoinette<br />
hunziker fortan ins Zentrum ihres beruflichen<br />
Lebens.<br />
IN der sAcKGAsse. Wieder zurück,<br />
gründete sie im november 2006 mit zwei<br />
Partnern die Finanzboutique <strong>Forma</strong> <strong>Futura</strong><br />
Invest, die auf nachhaltige Anlagen<br />
spezialisiert ist. Die Firma analysiert rund<br />
2000 Unternehmen anhand von 200 Kriterien,<br />
wobei sie sich auf ein internationales<br />
research-netzwerk abstützt. «nachhaltigkeit»,<br />
sagt hunziker, «heisst für uns<br />
auch, dass wir gegenüber den Kunden fair<br />
sind.» Dies bedeute, dass eine zu hohe<br />
marge nicht drinliege. <strong>Forma</strong> <strong>Futura</strong> Invest<br />
ist in den vergangenen Jahren stark<br />
gewachsen. Antoinette hunziker bemerkt<br />
denn auch: «So viel wie in den letzten drei<br />
Jahren habe ich noch nie gearbeitet.» Dafür<br />
ist die Firma auf Kurs.<br />
Die derzeit zehn mitarbeiterinnen und<br />
mitarbeiter führt sie an der langen Leine.<br />
Sie sagt: «erster Wert bei der Computerfirma<br />
Dell ist das Zuhören.» Das sei auch<br />
das Credo von <strong>Forma</strong> <strong>Futura</strong> Invest. es<br />
gelte, zuallererst sicherzustellen, dass die<br />
Informationen flössen. Dies sei eine typisch<br />
weibliche Sichtweise. Frauen liessen sich<br />
in ihrer Arbeit mehr unterbrechen, da sie<br />
mehr kommunizierten. typisch weiblich<br />
sei auch das integrierte Denken – ein enorm<br />
wichtiger Asset in einer immer komplexeren<br />
Welt.<br />
Dass Frauen selten in hohen Positionen<br />
zu finden sind, führt hunziker auf Vorurteile<br />
bei den männern und mangelndes<br />
Selbstvertrauen bei den Frauen zurück.<br />
«männer schlagen Frauen nicht zur Beförderung<br />
vor, da sie vom Vorurteil geprägt<br />
sind, die Frauen möchten gar nicht.» Sie<br />
selbst hat immer wieder beobachtet, dass<br />
fähige Frauen in eine Sackgasse manövriert<br />
wurden. «Ich verfolge das jetzt seit 20<br />
Jahren, und nichts hat sich verbessert.»<br />
Deshalb seien Quotenregelungen wie in<br />
den nordischen Ländern gar nicht so<br />
schlecht. Ihr Fazit: «es ist mir egal, wenn<br />
ich als Quotenfrau tituliert werde.» •<br />
• Hören sie diesen Text auf<br />
www.bilanz.ch/hoerbilanz<br />
dIe<br />
Grosse<br />
KrUx<br />
Zu spät aufgegleist,<br />
unrealistische<br />
Preisvorstellungen –<br />
die Unternehmensnachfolge<br />
zählt<br />
zu den grössten<br />
Herausforderungen<br />
eines Firmenchefs.<br />
• hArAld FritSchi TexT<br />
hans Baumberger hat es geschafft. Über<br />
20 Jahre lang war er Präsident der merkur<br />
Druck in Langenthal Be und einer der<br />
grösseren Aktionäre. nun hat das über<br />
100-jährige traditionshaus einen neuen<br />
eigentümer. Die Übergabe ging zügig<br />
vonstatten. Vor zwei Jahren beschlossen<br />
die hauptaktionäre, dass die Druckerei an<br />
einen Unternehmer übergehen sollte.<br />
«Der Plan war», sagt Baumberger, «einen<br />
Geschäftsführer zu finden, der die Firma<br />
kauft und strategisch weiterbringt.»<br />
Das war im Jahr 2007. Der neue eigentümer<br />
hat die Firma inzwischen mehrheitlich<br />
übernommen. Dies war auch deshalb<br />
durchführbar, weil die Altaktionäre nicht<br />
den höchstmöglichen Preis herausschlagen<br />
wollten, sondern das langfristige<br />
Überleben der Firma im Zentrum stand.<br />
«Für uns standen Kunden und mitarbeiter<br />
an erster Stelle», sagt Baumberger,<br />
«und das entscheidungszentrum sollte in<br />
Langenthal bleiben.»<br />
Die nachfolge innerhalb zweier Jahre<br />
zu regeln, war möglich, weil das Unternehmen<br />
fit war. Der Verwaltungsrat hatte<br />
über Jahre eine expansionsstrategie verfolgt,<br />
den Umsatz von 3 auf <strong>30</strong> millionen<br />
Franken erhöht. Die erträge wurden weitgehend<br />
reinvestiert und die Dividende<br />
knapp gehalten. Da und dort kaufte man