Ruhe da oben _ Kreativität braucht Stille im Kopf_2017
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Einfach mal anhalten <br />
Statt noch schneller zu rennen, täte es gut, <strong>im</strong>mer mal wieder kurz<br />
innezuhalten. Denn ob es uns gefällt oder nicht: Wir sind nicht wirklich<br />
effizient wenn wir, wie in einem Hamsterrad gefangen, durch unseren Alltag<br />
taumeln. Von Kreativität und schöpferischem Denken ganz zu schweigen. <br />
Unter Stress aktivieren wir eine Alarmreaktion, um besonders leistungsfähig<br />
zu sein und um die anstehenden Herausforderungen bewältigen zu können.<br />
Der Körper schüttet einen bunten Cocktail an Adrenalin, Noradrenalin und<br />
Cortisol aus. Ist diese Situation kurzzeitig, ist sie völlig unschädlich und<br />
ermöglicht Höchstleistungen. Jedoch führt die permanente Überreizung zu<br />
einem chronisch erlebten Anspannungs- und Aktivierungszustand, der uns<br />
mehr und mehr erschöpft. <br />
Stress ist also grundsätzlich nicht schädlich. Erlebter Dauerstress und<br />
fehlende Erholung zwischen den Stressreaktionen hingegen schon. Wie<br />
Paracelsus schon wusste: Die Dosis macht auch hier <strong>da</strong>s Gift!<br />
Grundsätzlich gilt allerdings: Je stressiger eine Situation oder<br />
Herausforderung erlebt wird, desto weniger ist mit kreativen oder<br />
schöpferischen Ideen oder Lösungen zu rechnen. Denn die höheren,<br />
differenzierten Regionen des Gehirns werden zu Gunsten der<br />
Überlebensfunktionen ausgeschaltet. Wir sind <strong>da</strong>nn nur noch in der Lage auf<br />
Altbekanntes oder Altbewährtes zurück zugreifen. <br />
Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck schreibt in seinem Aufsatz „Die Kreativität der<br />
Achtsamkeit“, <strong>da</strong>ss eine Idee erst <strong>da</strong>nn entsteht, wenn man ihr Raum lässt.<br />
So sprechen wir nicht von ‚Ich habe eine Idee gemacht‘, sondern von ‚Mir ist<br />
eine Idee gekommen‘. Denn Achtsamkeit schafft genau diesen Spielraum,<br />
der <strong>da</strong>s Neue zulässt. Im Alltag tauchen kreative Momente zumeist nur<br />
blitzlichtartig auf. Insbesondere kreative Menschen zeichnen sich <strong>da</strong>durch<br />
aus, <strong>da</strong>ss sie diesen Raum höchst wach und bewusst länger offen halten<br />
können. Zudem sind sie in der Lage, neue Ideen wieder loszulassen und zu<br />
verwerfen. Zwei Fähigkeiten zur Kreativität hält Brodbeck für notwendig.<br />
Zum einen die Offenheit für neue Ideen, ohne sich von alten einschränken zu<br />
lassen sowie die Fähigkeit, neue Ge<strong>da</strong>nken auftauchen zu lassen, sie zu<br />
ergreifen, sie zu prüfen und sie <strong>da</strong>nn auch wieder loslassen zu können.<br />
Genau <strong>da</strong>s bedeutet Achtsamkeit: Offenheit, Raum für Neues, nichts<br />
festhalten müssen und wieder loslassen können.