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Siegelwelt-Chroniken - Der Anfang / von Beate Weirich

Der Anfang einer neuen Zeit https://tintenweberei.com

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<strong>Der</strong> <strong>Anfang</strong> einer neuen Zeit<br />

Ich bin eine alte Frau. Mein Leben ist lang und voll gewesen, wie das<br />

anderer alter Frauen auch. Ich habe geliebt und getrauert, gehofft,<br />

gezweifelt, geirrt und durchgehalten. Ich habe keine eigenen Kinder zur<br />

Welt gebracht, aber ich habe einigen bei ihrer Ankunft in der Welt<br />

beigestanden. Noch mehr Kinder habe ich aufwachsen sehen. Ich staune<br />

bis heute darüber, wie genau sie ihren Weg kennen, solange sie noch<br />

klein sind und es macht mich immer noch traurig, wenn ich sehe, dass sie<br />

ins Straucheln kommen und alles vergessen, sobald sie älter werden. Es<br />

muss wohl so sein, doch es wäre doch viel einfacher, wenn wir nicht<br />

immer wieder vergessen würden, wer wir sind und wozu wir hier<br />

hergekommen sind.<br />

Den <strong>Anfang</strong> dieser neuen Zeit habe ich nicht miterlebt, aber es muss<br />

großartig gewesen sein. Rund um die ganze Welt war die<br />

Jahrtausendwende gefeiert worden. Die vielen Raketen und die bunten<br />

Feuerbälle hatten sogar die Sterne verblassen lassen. Das Feuerwerk<br />

war bald erloschen, doch die Signalfeuer, die an den heiligen Orten<br />

unserer Ahnen entzündet worden waren, brannten bis zum<br />

Morgengrauen. So lange hatten auch die Trommeln gesungen, die die<br />

alten Plätze aufs Neue miteinander verknüpften, damit etwas Neues<br />

entstehen konnte. Meine Mutter und mein Vater waren sich in jener<br />

Nacht zum ersten Mal begegnet. Neun Monate später wurde ich<br />

geboren. Meine Mutter war mit ihren Hexenschwestern aus einem<br />

Wicca-Covern zu einem Kultplatz in den Taunus gefahren, um das neue<br />

Jahrtausend zu begrüßen und dort hatte sie meinen Vater kennen<br />

gelernt. Er war fast vierzig Jahre älter, hatte indianische Vorfahren und<br />

galt in seinen Kreisen als mächtiger Schamane.<br />

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