vereinsnachrichten - Gemeinde Blaichach
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AUS DEM RATHAUS<br />
Quo Vadis <strong>Blaichach</strong>?<br />
2009 war ein Krisenjahr. Auch<br />
in <strong>Blaichach</strong>. Arbeitnehmer<br />
waren von Kurzarbeit betroffen.<br />
Steuereinnahmen gingen<br />
zurück. Optimisten sehen für<br />
2010 schon etwas Licht am<br />
Horizont, während andere das<br />
Tal der Tränen längst noch<br />
nicht durchschritten sehen.<br />
Wir fragen den ersten Bürgermeister<br />
der <strong>Gemeinde</strong>, Otto<br />
Steiger, nach Gestaltungsspielräumen<br />
und Entwicklungen<br />
in <strong>Blaichach</strong> in den<br />
kommenden Jahren.<br />
Redaktion: Die Steuereinnahmen<br />
sprudeln nicht mehr so<br />
üppig, große Einnahmen fehlen.<br />
Wo sehen sie noch Spielraum<br />
für Entwicklungen in<br />
<strong>Blaichach</strong>?<br />
Otto Steiger: Ich halte es für<br />
wichtig, geordnete Finanzen<br />
zu haben. Im Spannungsfeld<br />
zwischen unabdingbaren<br />
Pfl ichtaufgaben und durchaus<br />
wünschenswerten Projekten<br />
sehe ich nur einen gangbaren<br />
Weg: Die aktuelle Finanzlage<br />
entscheidet über das was<br />
geht und was derzeit nicht<br />
geht. Gequengel ist an dieser<br />
Stelle sinnlos.<br />
Redaktion: Sind dabei alle<br />
Pfl ichtaufgaben gleich gewichtet?<br />
Otto Steiger: Viele Aufgaben<br />
rund um die Daseinsvorsorge,<br />
also unser Wasser- und<br />
Kanalnetz, Renovierung und<br />
Erhaltung von Schul- und Kindergartengebäuden,<br />
den Feuerschutz,<br />
oder z.B. auch den<br />
Brückenbau in Gunzesried<br />
können wir nicht aufschieben.<br />
Darüber hinaus gibt es aber<br />
durchaus Diskussionsbedarf,<br />
um den Umfang einer Prioritätenliste<br />
für <strong>Blaichach</strong> und<br />
seine Ortsteile und die Reihenfolge<br />
ihrer Abarbeitung.<br />
Redaktion: Die Bundesregierung<br />
propagiert das System<br />
„Schulden machen für den<br />
Aufschwung“. Könnte dies<br />
auch ein Konzept für eine<br />
wirtschaftliche Belebung von<br />
<strong>Blaichach</strong> sein?<br />
Otto Steiger: Ich sehe uns<br />
auch in der Verantwortung<br />
für nachfolgende Generationen.<br />
Wir müssen abwägen,<br />
ob Investitionen mit Hilfe von<br />
weiteren Schulden uns nachhaltig<br />
voranbringen, oder<br />
nach einem kurzen Strohfeuer<br />
unsere Spielräume für die<br />
Zukunft einengen. Sicherlich<br />
gibt es „rentierliche Schulden“,<br />
also Ausgaben, die uns<br />
langfristig auch für nachfolgende<br />
Generationen nutzen.<br />
Darunter fallen für mich zum<br />
Beispiel Investitionen in Kindergarten-<br />
und Schuleinrichtungen,<br />
oder Beteiligungen<br />
an wichtigen Einrichtungen<br />
am Ort. Andererseits müssen<br />
wir darüber nachdenken,<br />
in welchem Umfang sich die<br />
Kommune im Einzelfall noch<br />
freiwillig in die Förderung bestimmter<br />
Einrichtungen und<br />
Aufgaben einbringen kann.<br />
Redaktion: Welche Einrichtungen<br />
müssen konkret mit<br />
dem Rotstift der <strong>Gemeinde</strong><br />
rechnen?<br />
Die großen Hochwasserschutzmaßnahmen der <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Blaichach</strong> sind abgeschlossen. Über das weitere Tempo der<br />
Maßnahmen wird 2010 entschieden.<br />
Otto Steiger: Da hat jeder<br />
eine andere heilige Kuh, die<br />
auf keinen Fall geschlachtet<br />
werden darf. Darum rege ich<br />
zunächst einmal einen offenen<br />
Dialog unter den gewählten<br />
<strong>Gemeinde</strong>räten an.<br />
Ich bin eigentlich dafür bekannt,<br />
nicht per Federstrich<br />
am Schreibtisch zu entscheiden,<br />
sondern immer zunächst<br />
das Gespräch zu suchen.<br />
Personal- und Verwaltungskosten<br />
können wir ebenso<br />
unter die Lupe nehmen, wie<br />
Vereinsförderungen oder unser<br />
Energiemanagement. Deckungsquoten<br />
bei gemeindlichen<br />
Dienstleistungen<br />
gehören ebenso hinterfragt<br />
wie das Ausbautempo der<br />
noch verbliebenen Hochwasserschutzmaßnahmen.<br />
Wir<br />
8<br />
Otto Steiger, 1. Bürgermeister<br />
können auch die gemeindlichen<br />
Beteiligungen an<br />
Zweckverbänden unter die<br />
Lupe nehmen. Entscheidend<br />
ist die Frage: Werden die Mittel<br />
jeweils effi zient eingesetzt?<br />
Redaktion: <strong>Blaichach</strong> ist Mitglied<br />
im ehemaligen Zweckverband<br />
Ferienregion Alpsee-Grünten,<br />
jetzt als GmbH<br />
geführt. Sie sind turnusgemäß<br />
nun der Aufsichtratsvorsitzende.<br />
Für wie effi zient<br />
halten sie diesen touristischen<br />
Zusammenschluss?<br />
Otto Steiger: Für derzeit alternativlos.<br />
Ich sehe für die<br />
Vermarktung einzelner Orte<br />
auf dem sehr diversifi zierten<br />
Tourismusmarkt keine Chance<br />
mehr. Nur größere Einheiten<br />
haben die Möglichkeit,<br />
sich auf dem Markt zu positionieren.<br />
Redaktion: Sie streben auch<br />
die interkommunale Vermarktung<br />
von Gewerbefl ächen<br />
mit ihren Nachbarn an.<br />
Was bringt das der <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Blaichach</strong>?<br />
Otto Steiger: Das Projekt ist<br />
zunächst auf drei Jahre angelegt.<br />
Das Oberallgäu muss<br />
seine Wirtschaftskompetenz<br />
gegen massive Konkurrenz<br />
aus verkehrstechnisch günstiger<br />
gelegenen Regionen<br />
unter Beweis stellen. Gemeinsam<br />
haben wir bessere<br />
Marketingmöglichkeiten.<br />
Kirchturmdenken ist dabei<br />
nicht hilfreich.<br />
Redaktion: Abgehängt sind<br />
viele ländliche <strong>Gemeinde</strong>n,<br />
auch <strong>Blaichach</strong>, bei der Versorgung<br />
mit schnellen Internetverbindungen.Gegen<br />
diesen Standortnachteil<br />
hilft auch kein schöner Vermarktungsprospekt.<br />
Wie<br />
sieht die Internetzukunft von<br />
<strong>Blaichach</strong> aus?<br />
Otto Steiger: Wir sind hautnah<br />
dran. Wir haben uns früh<br />
Februar 2010<br />
der Breitbandinitiative der<br />
Bundes- und Landesregierung<br />
angeschlossen, unseren<br />
Bedarf geklärt und sind in<br />
Verhandlungen mit einem potenten<br />
Anbieter. 2010 hoffen<br />
wir mit einem weiteren Verteilerknoten<br />
im Ort die Versorgung<br />
deutlich zu verbessern.<br />
Weitere Maßnahmen<br />
sind auch für Gunzesried in<br />
Planung.<br />
Redaktion: Was liegt in diesem<br />
Jahr ganz oben auf dem<br />
Schreibtisch?<br />
Otto Steiger: Neue Großprojekte<br />
sind nicht drin, aber<br />
ich möchte das Gelände um<br />
den Reichsadler gerne baureif<br />
haben. Manchmal kommt<br />
das Glück auch mal durch<br />
Türen, von denen man nicht<br />
wusste, dass sie offen sind.<br />
<strong>Blaichach</strong> soll ein familienfreundlicher<br />
Ort sein. Neben<br />
der Schaffung von Krippenplätzen<br />
ist der Erhalt unserer<br />
Hauptschule am Ort für mich<br />
ein wichtiges Thema. Es gibt<br />
leider keine Planungssicherheit<br />
mehr. Durch die fruchtbare<br />
Vernetzung mit den örtlichen<br />
Unternehmen kann<br />
die VS <strong>Blaichach</strong> sicher auch<br />
langfris tig attraktiv für unsere<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
bleiben. Wir investieren in<br />
diesem Jahr in den Zentralbereich<br />
der Schule, der arg renovierungsbedürftig<br />
ist.<br />
2010 soll das Grundstück an der<br />
Immenstädter Straße baureif<br />
gemacht werden.<br />
Redaktion: Ihr Fazit und<br />
Zukunftsausblick?<br />
Otto Steiger: Harmonie im<br />
Leben ist wichtig und wünschenswert,<br />
dennoch ist es<br />
wichtig, eigene Meinungen<br />
zu haben, diese zu vertreten<br />
und durchaus auch kontrovers<br />
zu diskutieren. Machbare Ergebnisse<br />
müssen in unserem<br />
Blickfeld sein. Die politische<br />
Vertretung ist sicherlich kein<br />
„Harmonieverein“, solange<br />
die Arbeitsatmosphäre im <strong>Gemeinde</strong>rat<br />
aber stimmt und<br />
wir uns nicht mit parteipolitisch<br />
motivierten Gehässigkeiten<br />
überziehen, können<br />
wir die Zukunft nach unseren<br />
Möglichkeiten gestalten. Dann<br />
muss auch der Bürgermeister<br />
nicht zwingend immer das<br />
letzte Wort haben.<br />
Das Interview führte<br />
Petra Tibken.