Zur vollen STUNDE - Schwarzwalduhr.de
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D er Vogel, <strong>de</strong>r selbst seinen Namen ruft, hat es weit gebracht. Sein Ruf ist so leicht zu bestimmen, dass ihn<br />
je<strong>de</strong>r kennt. In Gedichten, Lie<strong>de</strong>rn und Bauernregeln hat er sich verewigt – und in <strong>de</strong>r bekannten Uhr aus<br />
<strong>de</strong>m Schwarzwald haust er unterm Dach. <strong>Zur</strong> <strong>vollen</strong> Stun<strong>de</strong> geht das Türchen auf und <strong>de</strong>r Frühlingsbote verkün<strong>de</strong>t:<br />
„Kuckuck.“ Zwei Silben, zwei Töne. Sie sind so einprägsam, dass sich <strong>de</strong>r hölzerne „Bru<strong>de</strong>r“ <strong>de</strong>s Zugvogels seit Jahrhun<strong>de</strong>rten<br />
zu Wort mel<strong>de</strong>n darf. (Lesen Sie auch unseren naturkundlichen Beitrag über <strong>de</strong>n Kuckuck im hinteren Teil<br />
dieser Ausgabe.)<br />
Christophe Herr führt diese Tradition im Familienbetrieb fort und sorgt dafür, dass <strong>de</strong>r Kuckuck pünktlich „Kuckuck“<br />
ruft. Es ist noch früh am Morgen und kalt in seiner Werkstatt im mittleren Schwarzwald. Schonach liegt 885 Meter<br />
hoch, da kann es auch im Frühling frisch sein. Der 28-Jährige schaufelt Holzspäne in <strong>de</strong>n Ofen und feuert ein. Der<br />
hohe Stapel roher Holzbohlen, <strong>de</strong>r neben <strong>de</strong>r Kreissäge lagert, ist aber nicht zum Heizen gedacht. Die weichen und<br />
harzfreien Lin<strong>de</strong>ndielen bereitet er dort zum Schnitzen<br />
vor: Der Kuckucksuhrenbauer zersägt sie in<br />
schmale Bretter und leimt diese zu einer großen Platte<br />
aneinan<strong>de</strong>r. Dann sägt er aus dieser Platte ein Holzteil<br />
in <strong>de</strong>r Größe aus, wie er es zum Schnitzen braucht.<br />
In <strong>de</strong>r Firma Robert Herr in Schonach wer<strong>de</strong>n Kuckucksuhren von Hand gefertigt.<br />
Wür<strong>de</strong>n die Schnitzereien aus einem massiven<br />
Holzstück gefertigt, wür<strong>de</strong>n sie über kurz o<strong>de</strong>r lang in<br />
<strong>de</strong>r Heizungsluft zu schnell nachtrocknen und reißen.<br />
„Uhrendoktor“ Christophe Herr lauscht mit <strong>de</strong>m Stethoskop, ob die Uhr auch richtig<br />
tickt o<strong>de</strong>r etwa ein an<strong>de</strong>res Uhrwerk braucht.<br />
An <strong>de</strong>r Schnitzbank<br />
Christophe Herr legt eine Bäumchen-Schablone aus<br />
beschichtetem Papier auf ein Holzstück und befestigt<br />
sie mit einem Reißnagel. Dann fährt er mit einem<br />
dicken Pinsel voller Beize darüber. Die Negative auf<br />
<strong>de</strong>m Holz „schnei<strong>de</strong>t“ er mit <strong>de</strong>r Dekupiersäge, einer<br />
großen elektrischen Laubsäge, aus. Die so entstan<strong>de</strong>nen,<br />
etwas plumpen Tannenbäumchen wer<strong>de</strong>n später<br />
am Hauptarbeitsplatz verfeinert: an <strong>de</strong>r Schnitzbank.<br />
Dort nehmen sie Gestalt an, um nachher wie echte<br />
Miniaturbäumchen auszusehen.<br />
An <strong>de</strong>r Schnitzbank ist <strong>de</strong>r Holzbildhauer in seinem<br />
Element. Hier kommen keine Maschinen zum Einsatz,<br />
dafür Stemmeisen, Kantbeitel und vor allem Schnitzeisen<br />
in großer Anzahl und je<strong>de</strong>r Form und Größe. Sie<br />
sind rechts und links <strong>de</strong>s Fensters über <strong>de</strong>m Arbeitsplatz<br />
griffbereit angebracht. Darüber leuchten kleine<br />
helle Lämpchen mit warmem Licht. „Neonlampen<br />
kann ich zum Schnitzen nicht gebrauchen. Die<br />
verfälschen das Bild“, sagt Christophe Herr, während<br />
er das Schnitzmesser ansetzt. Auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n türmen<br />
sich die Holzspäne, die angenehm duften und sich<br />
weich anfühlen.<br />
Jagdstück<br />
An <strong>de</strong>r Wand gegenüber <strong>de</strong>r Fensterfront reiht sich<br />
Schubla<strong>de</strong> an Schubla<strong>de</strong>, große und kleine, in <strong>de</strong>nen<br />
allerhand Utensilien verstaut sind. In einem großen<br />
Regal befin<strong>de</strong>n sich rohe Uhrgehäuse in allen möglichen<br />
Ausführungen, die noch nichts vom Charme<br />
einer fertigen Uhr erahnen lassen.<br />
Im Herzen <strong>de</strong>r Werkstatt mit <strong>de</strong>n alten Holzdielen<br />
steht ein großer Tisch, auf <strong>de</strong>m geschnitzte Stücke<br />
liegen: Teile einer zerbrochenen Kuckucksuhr-<br />
Vor<strong>de</strong>rfront, die zur Reparatur aus <strong>de</strong>n USA eingeschickt<br />
wur<strong>de</strong>n, Efeuranken, filigrane Ornamente,<br />
Schwarzwaldbäumchen, Eichenlaub, ein Jagdgewehr<br />
mit Tragegurt und dann, verblüffend lebendig<br />
wirkend: ein Hase, ein Fasan und ein Hirschkopf mit<br />
prächtigem Geweih. Das Wild ist Bestandteil eines so-<br />
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