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Expeditionsbericht (PDF) - ostbayern-climb.de

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Markus Grieshammer:<br />

„Die Tage in Taghia und in <strong>de</strong>r Wand vergehen schnell. So schnell, dass wir meistens<br />

vergessen, ein paar Kekse o<strong>de</strong>r Schluck Wasser aus <strong>de</strong>m Haulbag zu holen. Wäre es doch<br />

nicht so spannend, als Allererster die Griffe einer neuen Seillänge anzufassen - o<strong>de</strong>r die<br />

nächste geniale Verschneidung nicht nur aus <strong>de</strong>m Fernglas anzuschauen, son<strong>de</strong>rn selbst zu<br />

klettern – o<strong>de</strong>r einer Route zum ersten Mal einen „One Day-Ascent“ abzukämpfen. Oft<br />

vergeht die Zeit so schnell, dass es schon dämmert, wenn wir <strong>de</strong>n Rückweg in die<br />

horizontale Welt antreten. Dort in <strong>de</strong>r horizontalen Welt in Taghia bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Alltag einen<br />

extremen Gegenpol zum hektischen Kletterleben. Ob schwere Vorstiegslängen, Abseilfahrten<br />

in <strong>de</strong>r Abenddämmerung, Teezeremonien o<strong>de</strong>r das Couscous-Aben<strong>de</strong>ssen, wir haben eine<br />

intensive und unvergessliche Zeit gehabt im Land <strong>de</strong>r Berber, in welchem die Uhren<br />

langsamer ticken und die Menschen mit einem Lächeln ihr Leben zwischen riesigen<br />

Felswän<strong>de</strong>n leben . . .“<br />

Daniel Gebel :<br />

„ . . . war ja klar, ausgerechnet jetzt passiert das mir . . !“ schießt es mir durch <strong>de</strong>n Kopf, als<br />

die Bohrmaschine ihren Dienst schon beim ersten Drittel <strong>de</strong>s Lochs quittiert. Zwei, drei Mal<br />

setze ich noch nach, aber nichts zu holen, <strong>de</strong>r Akku ist zu ausgelutscht, um das Bohrloch<br />

fertigzubekommen. „...ausgerechnet hier und jetzt <strong>de</strong>n Akku wechseln, Mistding!...“. Das<br />

HIER, das ist irgendwo zehn Seillängen über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Taghiaschlucht in Marokko,<br />

ziemlich genau fünf Meter über <strong>de</strong>m letzten Haken, an einem viel zu wackeligen Cliff<br />

hängend. Wenn ich zwischen meinen Beinen durchschaue, kann ich zuerst die scharfen<br />

Wasserrillen <strong>de</strong>s Kalkfelsens sehen, auf die ich fallen wür<strong>de</strong>, dann lange nichts und<br />

schließlich <strong>de</strong>n Bach 350 Meter tiefer. Das JETZT, das ist irgendwann abends. Auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

bin ich schon ziemlich ausgebrannt nach einem Tag Zustieg, Jümaren und Erstbegehen.<br />

Während ich <strong>de</strong>n Ersatzakku mit <strong>de</strong>m Hilfsseil hochziehe und auswechsle, knarrt und wackelt<br />

<strong>de</strong>r Cliff sehr be<strong>de</strong>nklich an <strong>de</strong>m dünnen Kalkrand, beim Weiterbohren bricht <strong>de</strong>r Fels fast<br />

vollständig aus. Bei mir setzt ein stressbedingtes „Herzkammerflimmern“ ein. Als ich endlich<br />

das Seil in <strong>de</strong>n neuen Bolt einhängen kann, fällt mir mit einem „Klick“ <strong>de</strong>r ganze Hohe Atlas<br />

vom Herzen. Die letzten Meter <strong>de</strong>s Tages sind nicht mehr schwer, es wird trotz<strong>de</strong>m dunkel,<br />

bis wir zurück in Taghia sind . . .“<br />

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