UNIMED #3
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Nr. 03 / Juli 2017<br />
UNI MED<br />
DAS GESUNDHEITSMAGAZIN FÜR IHREN WISSENSVORSPRUNG<br />
Epilepsie:<br />
Elektrische Gewitter<br />
im Gehirn<br />
Seite 18
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />
Das Kepler Universitätsklinikum ist Österreichs zweitgrößtes<br />
Krankenhaus mit einem sehr breiten Versorgungsspektrum in<br />
rund 50 ver schiedenen Fachbereichen. Unser Angebot richtet<br />
sich an alle Generationen. So verfügen wir beispielsweise<br />
über die größte Geburtsklinik Österreichs und auch über ein<br />
im Vorjahr gegründetes Zentrum für Altersmedizin. Unser<br />
Auftrag ist außerdem die Verknüpfung von Patientenversorgung,<br />
universitärer Lehre und klinischer Forschung. Das medizinische<br />
und pflegerische Wissen unserer Mitarbei ter/-innen<br />
möchten wir einsetzen, um das Gesundheitsbewusst sein und<br />
die Gesundheitskompetenz der Oberösterreicher/-innen zu<br />
stärken und damit auch zur Prävention beizutragen. Aus diesem<br />
Grund engagieren wir uns in der täglichen Presse arbeit, online<br />
auf www.kepleruniklinikum.at, auf Social-Media-Kanälen wie<br />
Facebook und seit Jahresbeginn auch mit dem Gesundheitsmagazin<br />
„Unimed“, dessen dritte Ausgabe Sie in Händen halten.<br />
V. l. n. r.:<br />
Simone Pollhammer, Elgin Drda, Heinz Brock<br />
Alles über den richtigen<br />
Umgang mit der Sonne<br />
24<br />
4<br />
Nachgefragt:<br />
LH Thomas Stelzer im<br />
Interview<br />
18<br />
Entscheidende<br />
Fortschritte bei der<br />
Behandlung<br />
von Epilepsie<br />
Das erwartet Sie in dieser Ausgabe von Unimed:<br />
In Österreich sind etwa 10 bis 15 % der Paare von unerfülltem<br />
Kinderwunsch betroffen. Für absolute Sicherheit vor vertauschten<br />
Embryonen sorgt „RI Witness“ – eine europaweit führende<br />
Technologie am Kinderwunsch Zentrum des Kepler Uniklinikums.<br />
Mehr dazu in der Rubrik Patientenversorgung. Seit Herbst<br />
2016 sind die ersten Medizinstudierenden an der Johannes Kepler<br />
Universität. Wie das Linzer Medizinstudium aufgebaut ist<br />
und was es einzigartig macht, beleuchtet eine Reportage in der<br />
Rubrik Studium. Bei den Forschungsthemen widmen wir uns<br />
dieses Mal der Augenheilkunde. Unsere Top Story untersucht<br />
eingehend die Fortschritte in der Behandlung von Epilepsie.<br />
Mag. Thomas Stelzer ist als Landeshauptmann von Oberösterreich<br />
ein wichtiger Entscheidungsträger im oö. Gesundheitssystem.<br />
Worauf es ihm ankommt, erzählt er im Interview.<br />
Gegen Ende des Magazins lesen Sie über Schmerzen in der<br />
Wirbelsäule und welche Therapien am Uniklinikum gegen die<br />
weit verbreiteten Rückenbeschwerden angeboten werden. Wir<br />
hoffen, Sie mit diesen Themen überzeugen zu können, und wünschen<br />
Ihnen interessante Einblicke beim Lesen. Eventuelle Anregungen,<br />
Wünsche und Feedback nehmen wir gerne per E-Mail<br />
(unimed@kepleruniklinikum.at) entgegen.<br />
IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber: Kepler Universitätsklinikum GmbH,<br />
Krankenhausstraße 7a, 4010 Linz, T +43 (0)5 7680 82 1352 – Geschäftsführung:<br />
Mag. a Dr. in Elgin Drda, Dr. Heinz Brock; Erscheinung: vierteljährlich; Chefredaktion:<br />
Mag. Clemens Kukacka; Redaktion: Doris Nentwich; Layout und Grafik:<br />
heidlmair.com; Druck: X-FILES Druck-, Consulting- und Produktionsagentur GmbH<br />
Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in diesem Magazin in Ausnahmefällen auf<br />
eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet.<br />
Mit herzlichen Grüßen,<br />
GF in Mag. a Dr. in Elgin Drda<br />
Kaufmännische Direktorin<br />
Kepler Universitätsklinikum<br />
GF Dr. Heinz Brock, MBA, MPH, MAS<br />
Medizinischer Direktor<br />
Kepler Universitätsklinikum<br />
Simone Pollhammer, MBA<br />
Pflegedirektorin<br />
Kepler Universitätsklinikum<br />
PATIENTENVERSORGUNG<br />
4 Licht und Schatten der Sonne<br />
6 100 % Sicherheit bei künstlicher Befruchtung<br />
8 Urologie – bessere Möglichkeiten dank Hightech<br />
STUDIUM<br />
10 Ein Medizinstudium „Linzer Prägung“<br />
FORSCHUNG<br />
13 Neue altersbedingte Gehirnerkrankung entdeckt<br />
14 Augenheilkunde der Zukunft – von der Forschung<br />
in die Klinik<br />
WUSSTEN SIE?<br />
16 Tipps für die heiße Jahreszeit<br />
TOPSTORY<br />
18 Epilepsie – elektrische Gewitter im Gehirn<br />
NACHGEFRAGT<br />
24 Landeshauptmann Thomas Stelzer im Interview<br />
PERSPEKTIVEN<br />
26 Lehrlingsausbildung am Uniklinikum<br />
PANORAMA<br />
29 Neuigkeiten aus dem Kepler Uniklinikum<br />
ERLEBNIS KRANKENHAUS<br />
32 Die tapfere Hannah (12) über ihre Tumorerkrankung:<br />
„Ich denke immer positiv.“<br />
HÖRSAAL GESUNDHEIT<br />
34 Schmerzen in der Wirbelsäule – moderne<br />
Therapien am Uniklinikum<br />
UNI MED N O 3/2017 — 3
PATIENTENVERSORGUNG<br />
PATIENTEN-<br />
VERSORGUNG<br />
LICHT<br />
UND<br />
SCHATTEN<br />
DER<br />
SONNE<br />
Prim. Priv.-Doz. DDr. Wolfram Hötzenecker<br />
Vorstand der Klinik für Dermatologie<br />
und Venerologie am Kepler Uniklinikum<br />
In der heißen Jahreszeit gilt es auf den richtigen<br />
Umgang mit der Sonne zu achten. Wie gut schützen<br />
Sonnencremes und wie wichtig ist Vitamin D?<br />
Unimed stellt gesundheitsfördernde und -gefährdende<br />
Wirkungen gegenüber.<br />
Die Sonne ist sicher nicht unser<br />
Feind. Im Gegenteil, wir brauchen<br />
sie als wichtige Vitamin<br />
D-Quelle für unsere Gesundheit.<br />
In manchen Medien wird jedoch sogar<br />
vor einer übertriebenen Verwendung<br />
von Sonnenschutzmitteln gewarnt. Dies<br />
könne die positive Wirkung der Sonne<br />
hemmen und sei daher kontraproduktiv.<br />
Eine These, der Primarius Dozent DDr.<br />
Wolfram Hötzenecker entschieden widerspricht.<br />
Sonnenschutzcremes seien<br />
weiterhin „ein wichtiges Mittel, um sich<br />
vor Sonnenbrand, verfrühter Zellalterung<br />
und im schlimmsten Fall Hautkrebs<br />
zu schützen“, meint Hötzenecker<br />
als Vorstand der Klinik für Dermatologie<br />
und Venerologie am Kepler Uniklinikum.<br />
Vitamin D, das zu 90 Prozent von den<br />
körpereigenen Zellen mit Hilfe der<br />
Sonne gebildet wird, hat wichtige Aufgaben:<br />
Es beugt Erkältungen, Grippe<br />
aber auch Knochenerkrankungen wie<br />
Osteoporose oder Rachitis vor. Es reduziert<br />
auch die Gefahr eines Herzinfarktes.<br />
Ein Vitamin D-Mangel kann u.a. zu<br />
neurologischen Problemen wie Depressionen<br />
oder Demenz führen. Wir brauchen<br />
daher die Sonne und sollten sie bewusst<br />
tanken, allerdings im Wissen, dass<br />
ein Übergenuss gefährlich sein kann.<br />
Dazu Primarius Dozent Hötzenecker:<br />
„Einen Mangel an Vitamin D3 sollte<br />
man allenfalls durch orale Substitution<br />
ausgleichen (Tropfen), aber nicht durch<br />
ungeschützte und übermäßige Sonnenexposition.“<br />
Cremes richtig anwenden<br />
Insbesondere Menschen, die aufgrund<br />
ihres Hauttyps gefährdet sind<br />
oder gar schon Hautkrebs hatten,<br />
sollten sich der Sonne vorsichtig aussetzen<br />
und die vom Arzt empfohlene<br />
Anwendung von Cremes beachten.<br />
„Einer Studie des King’s College zufolge<br />
tragen die meisten Menschen zu<br />
wenig Sonnencreme auf – empfohlen<br />
sind zwei Milligramm pro Quadratzentimeter,<br />
was eine beträchtliche<br />
Menge ist – und reduzieren somit<br />
den Sonnenschutzfaktor der verwendeten<br />
Creme erheblich“, warnt<br />
Primarius Dozent Hötzenecker. Bei<br />
gesunder Haut und richtiger Anwendung<br />
ist der LSF 30 grundsätzlich<br />
ausreichend. Für zusätzlichen Schutz<br />
empfiehlt sich Kleidung, die vor allem<br />
empfindliche Stellen bedecken soll.<br />
Andere Vitamin D-Quellen<br />
Die Sonne ist die Hauptquelle für Vitamin<br />
D, das sich aber – wenn auch in wesentlich<br />
geringeren Mengen – in fetten<br />
Fischen wie Lachs, Hering oder Makrele<br />
findet. Deutlich geringer ist der Anteil<br />
von Vitamin D in Leber und Eigelb oder<br />
in Margarine und einigen Pilzen wie Eierschwammerln<br />
und Champignons. Der<br />
Gehalt des Vitamins ist durch Lagerung<br />
oder Zubereitung nicht zu beeinflussen.<br />
Speisen können ohne Bedenken bis zu<br />
180 Grad erhitzt werden.<br />
Vitamin D aus der Dose<br />
Wer auf regelmäßige Bewegung in<br />
frischer Luft und eine ausgewogene<br />
Ernährung achtet, kann auf Vitamin<br />
D-Präparate verzichten. Bei älteren Personen<br />
oder bei Übergewicht, kann eine<br />
zusätzliche Einnahme aber durchaus<br />
sinnvoll sein. Stellen Sie keine Selbstdiagnose,<br />
sondern sprechen Sie darüber<br />
mit Ihrem Hausarzt.<br />
UNI MED N O 3/2017 — 5
PATIENTENVERSORGUNG<br />
PATIENTENVERSORGUNG<br />
Gesundheitsrisiko durch<br />
Überdosierung<br />
Hohe Dosen Vitamin D können zu einer<br />
sogenannten Hyperkalzämie führen,<br />
die ein erhebliches Gesundheitsrisiko<br />
darstellt. Eine mögliche Folge von zu<br />
viel Vitamin D können auch Nierensteine<br />
sein. Die Menge von täglich maximal<br />
40.000 IE sollte nicht überschritten<br />
werden, was aber bei einer sachgemäßen<br />
Anwendung der Präparate nicht zu befürchten<br />
ist. Mögliche Symptome einer<br />
Überdosierung: Übelkeit, Erbrechen,<br />
Verstopfung, Appetitlosigkeit, Kopf-,<br />
Muskel-, Gelenkschmerzen, Muskelschwäche.<br />
TIPPS<br />
Richtiger Umgang mit der Sonne<br />
• Finden Sie im Selbstversuch heraus,<br />
wie viel Sonne – entsprechend<br />
Ihrem Hauttyp – Sie vertragen.<br />
Dementsprechend passen Sie die<br />
Zeit und Intensität der Sonneneinstrahlung<br />
auf ihre Haut an. Ein<br />
Sonnenbrand sollte unter allen<br />
Umständen vermieden werden.<br />
• Gewöhnen Sie Ihre Haut langsam<br />
an die Sonne und vermeiden Sie<br />
lange Sonnenbäder bei noch nicht<br />
an die Sonne gewöhnter Haut.<br />
• Genießen Sie, sofern das Wetter<br />
mitspielt, täglich und maßvoll die<br />
positive Wirkung der Sonne im<br />
Freien.<br />
• Verwenden Sie bei Cremes einen<br />
ihrem Hauttyp angepassten Sonnenschutzfaktor.<br />
• Beachten Sie die Verpackungshinweise<br />
für eine richtige Anwendung<br />
der Sonnencreme und bedenken<br />
Sie, dass zu geringes Auftragen,<br />
Schweiß und Wasser den Sonnenschutzfaktor<br />
erheblich reduzieren<br />
können.<br />
• Beachten Sie die Empfehlungen<br />
Ihres Haus- und/oder Hautarztes<br />
insbesondere dann, wenn Sie aufgrund<br />
Ihres Hauttyps oder entsprechender<br />
Vorerkrankungen einem<br />
besonderen Risiko ausgesetzt sind.<br />
100 PROZENT<br />
SICHERHEIT BEI<br />
KÜNSTLICHER<br />
BEFRUCHTUNG<br />
In Österreich sind etwa 10 bis 15 Prozent<br />
der Paare von unerfülltem Kinderwunsch<br />
betroffen. Das Kinderwunsch Zentrum am<br />
Kepler Uniklinikum ist erste Anlaufstelle.<br />
Für absolute Sicherheit vor vertauschten<br />
Embryonen sorgt „RI Witness“.<br />
Eine europaweit führende Technologie.<br />
Paare mit unerfülltem Kinderwunsch<br />
sind am Kepler Uniklinikum<br />
in den besten Händen.<br />
Hier stehen anerkannte Expertinnen<br />
und Experten einfühlsam und<br />
kompetent mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Tausenden Paaren konnte man bereits<br />
ihren sehnlichsten Traum erfüllen: In<br />
den über 20 Jahren des Bestehens haben<br />
etwa 5.000 Wunschkinder das Licht der<br />
Welt erblickt. Warum will sich die ersehnte<br />
Schwangerschaft einfach nicht<br />
einstellen? Diese Frage stellen sich viele<br />
verzweifelte Paare. Die Gründe für einen<br />
unerfüllten Kinderwunsch sind so<br />
unterschiedlich wie die betroffenen Paare<br />
selbst. Bereits bei der Abklärung der<br />
Ursachen ist eine kompetente Beratung<br />
von größter Bedeutung. Unfruchtbarkeit<br />
(Sterilität) ist dann gegeben, wenn<br />
trotz regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr<br />
nach einem Jahr noch<br />
keine Schwangerschaft eingetreten ist.<br />
Statistisch gesehen liegen die Ursachen<br />
für ungewollte Kinderlosigkeit zu je 40<br />
Prozent beim Mann und bei der Frau –<br />
in 20 Prozent der Fälle bei beiden Partnern.<br />
Was statistisch so nüchtern klingt,<br />
bedeutet in der Realität eine große psychische<br />
Belastung für das betroffene<br />
Paar, die häufig mit ein Grund für den<br />
unerfüllten Kinderwunsch ist.<br />
Umfassende Betreuung<br />
Bei der Abklärung der Ursachen geht es<br />
auf keinen Fall darum, „den Schuldigen“<br />
bzw. „die Schuldige“ zu finden – ein unerfüllter<br />
Kinderwunsch betrifft immer<br />
beide Partner. Vielmehr versucht man<br />
durch einfühlsames Nachfragen herauszufinden,<br />
welche Faktoren bei der Behandlung<br />
berücksichtigt werden müssen,<br />
um den Traum vom Wunschkind<br />
zu verwirklichen. Wer sich für professionelle<br />
medizinische Unterstützung auf<br />
dem Weg zum Wunschkind entscheidet,<br />
wird vom Team des Kinderwunsch<br />
Zentrums Linz umfassend betreut. „Das<br />
unverbindliche Erstgespräch hilft, die<br />
individuelle Situation des Paares besser<br />
kennenzulernen. Über alle wichtigen<br />
Aspekte zum Thema Kinderwunsch<br />
wird dabei informiert und es bleibt viel<br />
Zeit, um Fragen zu stellen und zu erzählen,<br />
was einen beschäftigt. Aus dem<br />
Gespräch und den eventuell bereits<br />
vorliegenden Befunden ergeben sich<br />
Anhaltspunkte zu den Ursachen für die<br />
Kinderlosigkeit“, meint OA Priv.-Doz.<br />
Dr. Omar Shebl vom Kinderwunsch<br />
Zentrum. Bei weiteren Untersuchungen<br />
werden die Ursachen im Detail abgeklärt<br />
und auf Wunsch wird die Behandlung<br />
begonnen. Ein fächerübergreifendes<br />
Team begleitet die Paare einfühlsam<br />
und kompetent bei jedem Schritt – bis<br />
hin zur Geburt des Wunschkindes.<br />
Sicherheit mit Mikrochip-Technologie<br />
Der Fall um vertauschte Eizellen in Vorarlberg<br />
ließ auch bei Paaren mit Kinderwunsch<br />
in Oberösterreich Ängste<br />
aufkommen, dass künstliche Befruchtung<br />
fehleranfällig sei. Im Kinderwunsch<br />
Zentrum des Kepler Uniklinikums ist<br />
seit heuer das weltweit modernste Sicherheitssystem<br />
mit Mikrochip-Technologie<br />
im Einsatz. „Das Nonplusultra“,<br />
so der Embryologe und wissenschaftliche<br />
Laborleiter Univ.-Prof. Dr. Thomas<br />
Ebner. Das bereits bisher sehr gut<br />
funktionierende Risikomanagement wird<br />
durch die neue Methode nochmals deutlich<br />
verbessert. Jeder einzelne Schritt bei<br />
den Befruchtungen wird elektronisch<br />
überwacht und dokumentiert. Verwendet<br />
wird dieses System sowohl bei Inseminationen<br />
als auch bei einer IVF/<br />
ICSI Behandlung und beim Transfer<br />
kryokonservierter Embryonen. Alle eingesetzten<br />
Materialien haben Mikrochips.<br />
Das Patienten-Identifikationssystem „RI<br />
Witness“ in Linz arbeitet mit Radio-Frequenz-Erkennung<br />
und verwendet auf<br />
allen für das jeweilige Paar vor, während<br />
und nach dem künstlichen Befruchtungsprozess<br />
eingesetzten Verbrauchsgütern<br />
(ID-Karten, Samenbecher, Kulturschalen<br />
mit Eizellen, Zentrifugen Röhrchen etc.)<br />
haftende Etiketten mit integrierten Mikrochips.<br />
Diese senden Signale aus, die<br />
sofort von auf allen strategisch wichtigen<br />
Arbeitsplätzen positionierten Empfangsantennen<br />
identifiziert und einem<br />
Paar zugewiesen werden können. Die Signale<br />
werden EDV-mäßig dokumentiert,<br />
jeder einzelne Schritt kann daher Jahrzehnte<br />
später noch exakt nachverfolgt<br />
werden. „Auch in 100 Jahren wisse man<br />
sofort auf Knopfdruck, wer was genau<br />
zu welcher Sekunde gemacht hat, erklärt<br />
Laborchef Thomas Ebner.<br />
Europaweiter Vorreiter<br />
„RI Witness“ schließe Fehler bei der<br />
Identifikation von Patienten aus, verhindere<br />
„Kreuzfertilisierungen“ und<br />
stelle sicher, dass der aus der Behandlung<br />
hervorgegangene Embryo auch in<br />
die biologisch richtige Patientin transferiert<br />
werde. „Sollte zu irgendeinem Zeitpunkt<br />
eine falsche Probe bearbeitet oder<br />
die falsche Patientin behandelt werden,<br />
gibt das System sowohl visuell als auch<br />
akustisch ein Warnsignal“, so Ebner. Mit<br />
dem System ist man europaweit Vorreiter.<br />
Außer in Linz ist es derzeit nur in<br />
einer Klinik in Berlin im Volleinsatz.<br />
„Eltern wollen 100-prozentige Sicherheit,<br />
wir bieten das als einzige Institution<br />
Österreichs an“, freut sich auch der<br />
stv. Vorstand der Universitäts klinik für<br />
Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische<br />
Endokrinologie am Kepler<br />
Uniklinikum, OA Priv.-Doz. Dr. Omar<br />
Shebl.<br />
Univ.-Prof. Mag.<br />
Dr. Thomas Ebner<br />
Embryologe und wissenschaftlicher<br />
Laborleiter, Kinderwunsch Zentrum<br />
am Kepler Uniklinikum<br />
OA Priv.-Doz. Dr. Omar Shebl<br />
Stv. Vorstand der Universitätsklinik<br />
für Gynäkologie, Geburtshilfe und<br />
Gyn. Endokrinologie<br />
am Kepler Uniklinikum<br />
INFO<br />
KOSTENLOSE INFOABENDE<br />
FÜR PAARE MIT KINDERWUNSCH:<br />
Do. 06.07.2017, 19.00 Uhr<br />
Do. 07.09.2017, 19.00 Uhr<br />
Do. 09.11.2017, 19.00 Uhr<br />
http://endo.kepleruniklinikum.at<br />
6 — UNI MED N O 3/2017<br />
UNI MED N O 3/2017 — 7
PATIENTENVERSORGUNG<br />
UROLOGIE:<br />
BESSERE<br />
MÖGLICHKEITEN<br />
DANK HIGHTECH<br />
Full High Definition (Full HD) sorgt nicht nur bei<br />
TV-Geräten zu Hause für eine bessere Bildqualität.<br />
In Kombination mit der neuesten 3D-Technik<br />
ermöglicht es der Urologie des Kepler Uniklinikums<br />
mehr Möglichkeiten bei Eingriffen.<br />
Primarius Univ.-Prof. Dr. Steffen<br />
Krause, Vorstand der Klinik für<br />
Urologie und Andrologie und<br />
sein Team wenden die modernste<br />
Technik bei endoskopischen Operationen<br />
an. So kommt bei der Bauchspiegelung,<br />
bei der mit Hilfe eines optischen<br />
Instruments Eingriffe innerhalb einer<br />
Körperhöhle (z.B. Thorax, Bauch, kleines<br />
Becken, Retroperitoneum) vorgenommen<br />
werden, die 3D-Full HD-Technik<br />
zum Einsatz.<br />
3D-Full HD-Laparoskopie<br />
Durch ein stereoskopisches Verfahren<br />
wird ein bewegtes Bild mit einem Tiefeneindruck<br />
für stereoskopisches Sehen<br />
vermittelt. Das räumliche Sehen wird<br />
durch den Abstand der beiden Augen<br />
ermöglicht. Die Operations-Kamera arbeitet<br />
mit zwei Objektiven, die ebenfalls<br />
in einem Abstand auseinanderliegen,<br />
um so den stereoskopischen Effekt zu<br />
ermöglichen. Wird dem Auge jeweils<br />
das richtige Bild zugeführt, entsteht ein<br />
räumlicher Eindruck.<br />
Dreidimensionale Darstellung<br />
Mittels dieses neuen speziellen Kamerasystems<br />
erhält der Urologe während<br />
der Operation eine dreidimensionale<br />
Darstellungsmöglichkeit der Organe<br />
in Bauch und Becken des Patienten.<br />
Die Bildübertragung erfolgt über eine<br />
HD-Monitoranlage mit maximaler Auflösung.<br />
Die Full HD-Visualisierung in<br />
Verbindung mit der neuesten 3D-Technologie<br />
ermöglicht dem Operateur eine<br />
bessere Hand-Augenkoordination und<br />
unterstützt ihn dabei, die Konzentration<br />
auf hohem Niveau während des gesamten<br />
Eingriffs zu halten.<br />
Das ist besonders bei langen anspruchsvollen<br />
Eingriffen ein sehr wichtiger<br />
Aspekt. „Außerdem ermöglicht das<br />
räumliche Sehen ein zielsicheres Arbeiten.<br />
Delikate Strukturen können gezielt<br />
gefasst, Nähnadeln optimal positioniert<br />
oder feinste Gewebestrukturen präzise<br />
getrennt werden“, erklärt Primarius<br />
Univ.-Prof. Krause. Weil die Orientierung<br />
im Situs dem natürlichen räumlichen<br />
Sehen entspricht, verkürzt sich<br />
auch die Lernkurve.<br />
Vorteile für den Patienten<br />
Am Kepler Universitätsklinikum kommt<br />
die 3D-Full HD-Laparoskopie prinzipiell<br />
bei allen minimal-invasiven urologischen<br />
Operationen zum Einsatz. So<br />
lassen sich bei bösartigen Prostatatumoren<br />
Samenblase und Prostata schonend<br />
entfernen, wodurch ein Erhalt des<br />
Gefäß-Nerven-Bündels für die Potenz<br />
(nerve-sparing) möglich ist. Durch die<br />
exakte Präparation von Blasenhals, Prostataapex,<br />
Harnröhre und Beckenbodenmuskulatur<br />
bleibt auch die Kontinenz<br />
erhalten. Bei bösartigen invasiven<br />
Blasentumoren kann beim Mann die<br />
Blase, Prostata und Samenblase und bei<br />
der Frau die Blase, Gebärmutter, Ovarien<br />
und Vaginavorderwand blutarm<br />
entfernt werden. Ein Blasenersatz kann<br />
wahlweise auch intrakorporal gebildet<br />
werden.<br />
Weitere Anwendungsgebiete:<br />
• gut- und bösartige Nierenerkrankungen<br />
• Lymphknotenentfernung (iliacal,<br />
re tro peritoneal, periaortal- und caval)<br />
• gut- und bösartige Nebennierenerkrankungen<br />
• Fistelerkrankungen mit Beteiligung<br />
der Blase (z.B. Blasen-Darm-Fistel)<br />
• Varizen des Hodensack<br />
(„Krampfadern“)<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Frens Steffen Krause,<br />
Vorstand der Klinik für Urologie und<br />
Andrologie am Kepler Uniklinikum<br />
Untersuchung eines Patienten<br />
Das Team der Klinik für Urologie und<br />
Andrologie bei der Fallbesprechung<br />
INFO<br />
Die Klinik für Urologie und Andrologie<br />
am Kepler Universitätsklinikum behandelt<br />
das gesamte Spektrum der urologischen<br />
Erkrankungen, bis auf die Kinderurologie.<br />
Unter der Leitung von Prof. Krause hat<br />
sich die Abteilung in den letzten Jahren zu<br />
einem überregionalen Zentrum für urologische<br />
Krebsbehandlungen, minimal-invasive<br />
OP-Techniken („Schlüsselloch"-), Laseranwendungen<br />
und offene Harnröhrenchirurgie<br />
entwickelt.<br />
Im zentralen OP-Bereich stehen der Klinik<br />
zwei moderne Hightech-Operationssäle, u.a.<br />
mit einer 3D-Laparoskopie, zur Verfügung.<br />
Eine Tagesklinik ermöglicht zudem ambulantes<br />
Operieren für ausgewählte Krankheitsbilder.<br />
8 — UNI MED N O 3/2017<br />
UNI MED N O 3/2017 — 9
STUDIUM<br />
STUDIUM<br />
EIN<br />
MEDIZIN-<br />
STUDIUM<br />
„LINZER<br />
PRÄGUNG“<br />
Seit Herbst 2016<br />
sind die ersten<br />
Medizinstudierenden an<br />
der Johannes Kepler<br />
Universität. Wie das<br />
Linzer Medizinstudium<br />
aufgebaut ist und was es<br />
einzigartig macht.<br />
INFO<br />
VORTEILE EINES MEDIZINSTUDIUMS<br />
IN LINZ:<br />
• Breite und methodisch hochwertige<br />
Grundausbildung<br />
• Interdisziplinär konzipierter Studienplan<br />
• Realistischer und praxisnaher Zugang<br />
• Zum Berufsbild der Ärztin bzw. des Arztes<br />
gezielte Stärkung der sozialen Kompetenz<br />
Der Aufbau der Medizinischen<br />
Fakultät in Linz ist zweifellos<br />
eines der umfangreichsten<br />
Projekte der Johannes Kepler<br />
Universität seit ihrer Gründung und<br />
ein Meilenstein in ihrer Weiterentwicklung.<br />
Das Synergiepotenzial für<br />
den Standort Oberösterreich ist groß,<br />
insbesondere im Zusammenwirken<br />
mit den drei bestehenden Fakultäten,<br />
dem Kepler Universitätsklinikum sowie<br />
der medizinnahen Industrie und<br />
Wirtschaft. Für Oberösterreichs Maturantinnen<br />
und Maturanten bedeutet<br />
das Linzer Medizinstudium eine wertvolle<br />
und wohnortnahe zusätzliche<br />
Ausbildungsoption. Doch wie ist das<br />
neue Medizinstudium aufgebaut und<br />
wodurch unterscheidet es sich von den<br />
Angeboten anderer Standorte?<br />
Das Bachelorstudium Humanmedizin<br />
Die Zugangsvoraussetzungen für das<br />
Bachelorstudium setzen sich aus der<br />
allgemeinen Universitätsreife (z.B.<br />
Matura) und dem schriftlichen Aufnahmetest<br />
zusammen. Das Bachelorstudium<br />
Humanmedizin der JKU wird<br />
in Kooperation mit der Medizinischen<br />
Universität Graz durchgeführt. Es umfasst<br />
180 ECTS und dauert sechs Semester.<br />
Die Studienfächer und -module<br />
der ersten beiden Studienjahre werden<br />
an der Medizinischen Universität<br />
Graz absolviert. Für die Studienfächer<br />
und -module des 5. und 6. Semesters<br />
kommt man zurück an die Johannes<br />
Kepler Universität Linz. Sofern Latein<br />
nicht an der Schule absolviert wurde<br />
(mind. 10 Wochenstunden), ist eine<br />
Zusatzprüfung abzulegen. Im Verlauf<br />
des Studiums ist auch ein Pflichtpraktikum<br />
im Ausmaß von vier Wochen<br />
vorgesehen. Bereits ab dem Studienjahr<br />
2018 kann ein Teil der Studierenden<br />
das gesamte Studium der Humanmedizin<br />
an der JKU absolvieren. Mit<br />
dem Abschluss des Bachelorstudiums<br />
ist man berechtigt, die Ausbildung mit<br />
dem Masterstudium der Humanmedizin<br />
fortzusetzen.<br />
Das gemeinsame Bachelorstudium<br />
Humanmedizin der JKU Linz und der<br />
Medizinischen Universität Graz bietet<br />
angehenden Ärztinnen und Ärzten<br />
eine umfangreiche und methodisch<br />
hochwertige Grundausbildung. Das<br />
Zusammenwirken der beiden Universitäten<br />
ermöglicht den raschen Start<br />
der Ausbildung und fördert eine dauerhafte<br />
Interessengemeinschaft in der<br />
vorklinischen Lehre. Darüber hinaus<br />
wird es auch zu einer fruchtbaren<br />
Zusammenarbeit in der medizinisch<br />
orientierten Life Science-Forschung<br />
kommen.<br />
Die Ausbildung ist durch breite medizinische<br />
Grundlagen, praktische ärztliche<br />
und kommunikative Fähigkeiten,<br />
wissenschaftliche Ansätze sowie<br />
moderne Erkenntnisse im Bereich der<br />
Versorgungswirksamkeit gekennzeichnet.<br />
Neben der fachlichen Kompetenz<br />
werden vor allem soziale Kompetenzen<br />
sowie die Fähigkeit zur Teamarbeit mit<br />
Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten<br />
und Angehörigen medizinnaher<br />
Berufe vermittelt. Zudem wird von<br />
Beginn an die Kommunikation mit<br />
Patientinnen und Patienten trainiert.<br />
In sogenannten Skills Labs werden<br />
zudem ärztliche Fähigkeiten von Allgemeinmedizinern<br />
semesterbegleitend<br />
gelehrt. Das „Training am Krankenbett“<br />
ist ein zentraler Bestandteil des<br />
Lehrplans. Die wissenschaftlichen<br />
Schwerpunkte der Ausbildung liegen<br />
auf Versorgungsforschung, klinischer<br />
Altersforschung sowie auf Medizintechnik.<br />
Bestätigung des Erfolgskurses<br />
Die ersten Studierenden haben 2014<br />
in Graz begonnen und sind im Herbst<br />
2016 in Linz angekommen um hier<br />
ihre Ausbildung fortzusetzen. „Die seit<br />
Beginn deutliche Steigerung bei den<br />
Anmeldezahlen für das Humanmedizinstudium<br />
in Linz ist eine klare Bestätigung<br />
des Erfolgskurses der Medizinischen<br />
Fakultät“, betont der Rektor<br />
10 — UNI MED N O 3/2017<br />
UNI MED N O 3/2017 — 11
STUDIUM<br />
NEUE ALTERS-<br />
BEDINGTE<br />
GEHIRN-<br />
ERKR ANKUNG<br />
ENTDECKT<br />
FORSCHUNG<br />
der Johannes Kepler Universität, Meinhard<br />
Lukas. Die Beharrlichkeit, eine<br />
Medizinische Fakultät in Oberösterreich<br />
zu gründen, habe sich ausgezahlt.<br />
„Der Aufbau des Projekts ist enorme<br />
Herausforderung und Riesenchance<br />
zugleich.“ Die ersten Monate mit<br />
Medizinstudierenden in Linz würden<br />
der Johannes Kepler Universität Recht<br />
geben. Lukas unterstreicht in diesem<br />
Zusammenhang die bundesweiten Alleinstellungsmerkmale<br />
der Linzer Fakultät:<br />
„Das unmittelbare Miteinander<br />
von Lehrenden und Studierenden wird<br />
genauso geschätzt wie die starke Praxisnähe:<br />
Wir verfügen beispielsweise<br />
über einen Pool an Allgemeinmedizinern,<br />
der sowohl in Umfang als auch<br />
Qualität in Österreich einzigartig ist.<br />
Die Studierenden erwartet ein Lehrplan,<br />
den es so an keiner anderen österreichischen<br />
Universität gibt.“<br />
Berufsfelder für Absolventen<br />
Das Bachelor- und Masterstudium<br />
bildet in erster Linie für eine Tätigkeit<br />
als Ärztin oder Arzt aus. Nach der<br />
Facharztausbildung kann man entweder<br />
in einem Krankenhaus tätig werden<br />
oder sich mit einer eigenen Praxis<br />
niederlassen. Daneben stehen weitere<br />
Bereiche offen: eine betriebsärztliche<br />
Tätigkeit in einem größeren Unternehmen,<br />
medizinische Forschung an<br />
Universitäten oder bei Pharmaunternehmen,<br />
öffentliche Verwaltung (z. B.<br />
Gesundheitsamt), Medizinjournalismus,<br />
Beratungstätigkeit bei Consultingfirmen<br />
und vielfältige weitere medizinnahe<br />
Berufsfelder.<br />
Beratung zum Studium<br />
Der Studienwahlberatungstest dient<br />
als zusätzliche Entscheidungshilfe, ob<br />
das beabsichtigte Studium mit den<br />
eigenen Interessen und Fähigkeiten<br />
übereinstimmt. Nähere Informationen<br />
gibt es unter: jku.at/studienwahlberatung.<br />
Um sich ein Bild vom Leben als<br />
Studierender zu machen, kann man einen<br />
Tag Campus-Luft schnuppern und<br />
einen JKU-Studierenden zu einer Vorlesung<br />
des Wunsch-Studiums begleiten.<br />
Informationen und Anmeldung<br />
unter: jku.at/1tagstudieren. Im Zuge<br />
einer Campusführung ist es auch möglich,<br />
das Areal zu besichtigen sowie<br />
den JKU Science Park, Hörsäle und<br />
Forschungseinrichtungen genauer unter<br />
die Lupe zu nehmen. Der JKU Life<br />
Science Park kann in einer gesonderten<br />
Führung besichtigt werden. Alle Informationen<br />
und Kontaktdaten sind auf<br />
jku.at/campusfuehrung zu finden.<br />
INFO<br />
STUDIENVERLAUF DES<br />
BACHELORSTUDIUMS<br />
Studienrichtung: Bachelorstudium<br />
Humanmedizin<br />
Studiendauer: 6 Semester<br />
ECTS: 180 Punkte<br />
Sprache: Deutsch<br />
Im Rahmen des Bachelorstudiums müssen<br />
Lehrveranstaltungen im Umfang<br />
von insgesamt 180 ECTS aus folgenden<br />
Themenbereichen absolviert werden:<br />
• Naturwissenschaftliche<br />
Grundlagen<br />
• Anatomie<br />
• Physiologie<br />
• Krankheitslehre und<br />
therapeutische Ansätze<br />
• Diagnosemethoden<br />
• Allgemeinmedizin<br />
• Ärztliche Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten<br />
• Versorgungswirksamkeit<br />
• Freie Studienleistungen<br />
• Gender Medizin<br />
• Pflichtfamulatur<br />
• Bachelorarbeit<br />
ARTAG (aging-related tau astrogliopathy)<br />
heißt eine neue Erkrankung, die von<br />
Professor Serge Weis, Leiter der Neuropathologie<br />
am Kepler Universitätsklinikum,<br />
und einer Gruppe internationaler<br />
Wissenschaftler entdeckt wurde.<br />
Prof. Dr. med. habil. Serge Weis,<br />
Leiter des Bereichs Neuropathologie<br />
am Kepler Uniklinikum<br />
Die Häufigkeit neurodegenerativer Erkrankungen<br />
nimmt in der alternden Bevölkerung ständig zu. Die<br />
bekanntesten dieser Art sind die Alzheimer-Krankheit<br />
sowie die Parkinson-Erkrankung (Schüttellähmung).<br />
Die Alzheimer-Erkrankung ist einerseits gekennzeichnet<br />
durch Ablagerung von Amyloid in Form von Plaques sowie andererseits<br />
von neurofibrillären Tangles (flammenförmige Knäuel)<br />
in Nervenzellen. „Tau“ ist ein Protein welches bei Alzheimer<br />
in Nervenzellen in Form der eben genannten neurofibrillären<br />
Tangles gefunden wird. Bei ARTAG finden sich diese Tau-Ablagerungen<br />
nicht in Nervenzellen, sondern in anderen Zellen<br />
des Gehirns – nämlich den Astrozyten. Meistens sind Personen<br />
im Alter von über 60 Jahren betroffen.<br />
In ihrer Publikation beschreibt das internationale Team aus 76<br />
Autoren fünf unterschiedliche Typen von Veränderungen basierend<br />
auf ihrer Lokalisation oder ihrem Aussehen (Morphologie).<br />
Die klinische Bedeutung dieser Veränderungen ist derzeit<br />
unsicher und muss in weiteren Studien geklärt werden. Hierzu<br />
bietet sich das Zentrum für Altersmedizin des Kepler Universitätsklinikums<br />
als eine Plattform fächerübergreifender Zusammenarbeit<br />
zwischen Neurologen, Psychiatern und Neuropathologen<br />
an, um in Zukunft mehr Gehirne von verstorbenen<br />
Personen zu untersuchen, das Vorhandensein dieser Veränderungen<br />
zu kartographieren, diese zu quantifizieren und mögliche<br />
klinisch-morphologische Zusammenhänge aufzudecken.<br />
Die Neuropathologie befasst sich mit den Erkrankungen des<br />
zentralen und peripheren Nervensystems (Gehirn, Rückenmark,<br />
Nerven und Muskeln, Darm-Nervensystem, Hautnerven).<br />
Die Ursachen und Entstehungsmechanismen dieser komplexen<br />
Erkrankungen werden anhand von lichtmikroskopischen,<br />
immunhistologischen, enzymhistochemischen, elektronenmikroskopischen<br />
und molekularbiologischen Methoden erforscht.<br />
Die Neuropathologie erstellt Diagnosen für die Neurochirurgie<br />
und die Neurologie an bioptisch gewonnenem Material<br />
(Hirntumor, Muskelbiopsie, Nervenbiopsie, Dickdarmwandbiopsie),<br />
sowie im Rahmen von Autopsien am Gehirn (Trauma,<br />
neurodegenerative Erkrankung, Schlaganfall, Entzündung).<br />
Die Neuropathologie stellt den Brückenschlag zwischen der<br />
Pathologie, den klinischen Neurofächern (Neurologie, Neurochirurgie,<br />
Neuropädiatrie, Neuroradiologie, Geronto-Psychiatrie<br />
und Psychiatrie) sowie den Neurowissenschaften dar.<br />
Sie übersetzt neue Erkenntnisse aus den Neuro-Wissenschaften<br />
in einen für den klinisch tätigen Arzt verständlichen Zusammenhang.<br />
Professor Dr. Serge Weis leitet seit August 2006 den Bereich<br />
Neuropathologie und hat in seiner wissenschaftlichen Karriere<br />
160 Publikationen veröffentlicht, 25 Buchkapitel und fünf<br />
Bücher geschrieben. Mit Beginn seiner Tätigkeit in Linz baute<br />
er eine Gehirnbank auf, die derzeit Gehirngewebe von 470 verstorbenen<br />
Patienten beinhaltet. Die Sammlung besteht aus Fällen<br />
mit Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson, Lewy Körper<br />
Demenz sowie anderen degenerativen Erkrankungen. Daneben<br />
sind in der Sammlung auch Gehirne von verstorbenen Patientinnen<br />
und Patienten aus dem Bereich der Psychiatrie mit<br />
Erkrankungen wie Schizophrenie und Depression enthalten.<br />
Dazu Professor Weis: „Die Untersuchung humanen Gehirngewebes<br />
bildet die Grundlage für das Verständnis dieser Erkrankungen<br />
und zur Entwicklung möglicher Therapien.“<br />
12 — UNI MED N O 3/2017<br />
UNI MED N O 3/2017 — 13
FORSCHUNG<br />
Foto: © Andreas Balon<br />
Im Mai 2017 wurde die Augenklinik zur<br />
Universitätsklinik für Augenheilkunde<br />
unter der Leitung von Univ.-Prof.<br />
Dr. Matthias Bolz (39) aufgewertet.<br />
AUGENHEILKUNDE<br />
DER ZUKUNFT –<br />
VON DER FORSCHUNG<br />
IN DIE KLINIK<br />
Der Laser hat die Augenheilkunde<br />
revolutioniert. Bei der optischen<br />
Kohärenztomographie<br />
(OCT) handelt es sich um ein<br />
Laserverfahren, mit dem alle Strukturen<br />
des Auges – von der Hornhaut bis<br />
zur Netzhaut – gescannt werden können.<br />
Das Kepler Universitätsklinikum<br />
verfügt demnächst als eines von 200<br />
Nur wenige Fächer haben sich in den letzten Jahren so rasant weiterentwickelt<br />
wie die Augenheilkunde. Neue Technologien ermöglichen<br />
immer genauere Untersuchungen und Operationen, neue Wirkstoffe<br />
machen die Behandlung von immer mehr Erkrankungen möglich.<br />
Am Kepler Uniklinikum entsteht gerade ein Hotspot für Forschung und<br />
Innovation in der Augenheilkunde – im Dienste des guten Sehens und<br />
damit der Lebensqualität.<br />
Zentren weltweit mit einem Gerät von<br />
Zeiss über die neueste Generation dieser<br />
Technologie. „Damit können in Zukunft<br />
zum Beispiel kleinste Gefäße aller<br />
Netzhautschichten in hoher Auflösung<br />
dargestellt werden, und das ohne ein<br />
Kontrastmittel verwenden zu müssen.<br />
Das ermöglicht völlig neue Einblicke in<br />
die Abläufe von krankhaften Prozessen<br />
der Netzhaut und der Hornhaut,“ meint<br />
Universitätsprofessor Dr. Matthias Bolz,<br />
seit Mai 2017 Vorstand der Universitätsklinik<br />
für Augenheilkunde in Linz.<br />
Genauso wird in einer Kooperation mit<br />
der japanischen Firma Nidek gerade an<br />
der Entwicklung eines neuen Laserverfahrens<br />
zur Messung des Blutflusses in<br />
der Netzhaut geforscht. Der neue For-<br />
schungsschwerpunkt „Diagnostische<br />
Bildgebung in der Augenheilkunde“ der<br />
jungen Universitätsklinik ist damit nicht<br />
nur ein Alleinstellungsmerkmal, sondern<br />
bietet zugleich auch Patientinnen<br />
und Patienten Zugang zu in Oberösterreich<br />
einzigartigen Untersuchungsmöglichkeiten.<br />
Auch im Bereich der Augenchirurgie<br />
mit Laser wurde ein neuer Schwerpunkt<br />
geschaffen. Mit der Firma Johnson &<br />
Johnson wurde ein Kooperationspartner<br />
gefunden, mit dem in wissenschaftlichen<br />
Projekten nicht nur die Grauer-Star-Chirurgie<br />
mit Laser immer weiter vorangetrieben<br />
wird, sondern auch vollkommen<br />
neue Ansätze für die Operation von<br />
Hornhauterkrankungen möglich werden.<br />
Dies erhöht die Präzision und die Sicherheit<br />
von Operationen signifikant. Dazu<br />
Professor Bolz: „Viele unserer Patientinnen<br />
und Patienten profitieren bereits heute<br />
von diesen neuen, sicheren Verfahren.“<br />
Die künstliche Netzhaut<br />
Eines der wichtigsten Forschungsprojekte<br />
der Universitätsklinik wird die Implantation<br />
einer künstlichen Netzhaut<br />
sein. Dabei handelt es sich um neue biologische<br />
Substanzen, die Prof. Sariciftci<br />
von der Johannes Kepler Universität<br />
entdeckt und entwickelt hat. Die Substanzen<br />
können genau das tun, was die<br />
Fotorezeptoren der Netzhaut auch tun,<br />
nämlich mit Hilfe von Licht Spannung<br />
und Strom erzeugen. „Es gibt Erkrankungen,<br />
bei denen genau diese Rezeptoren<br />
nicht mehr vorhanden sind, und da<br />
könnte diese Technologie zum Einsatz<br />
kommen“, so Professor Bolz.<br />
Die Gentherapie<br />
Die Universitätsklinik für Augenheilkunde<br />
widmet sich in Zukunft verstärkt<br />
der Erforschung vererbter Netzhauterkrankungen,<br />
so genannter Netzhautdystrophien.<br />
Mit Priv.-Doz. Dr. Rupert<br />
Strauss hat die Klinik einen international<br />
renommierten Experten gewonnen,<br />
um in diesem Forschungsgebiet in Österreich<br />
Pionierarbeit leisten zu können.<br />
Das ist besonders deshalb von Bedeutung,<br />
weil für diese Erkrankungen immer<br />
mehr Gentherapie-Verfahren entwickelt<br />
werden, die in naher Zukunft zum Einsatz<br />
kommen können.<br />
Spitzenqualität durch Versorgungsforschung<br />
Ein wissenschaftlicher Schwerpunkt der<br />
neuen medizinischen Fakultät ist die Versorgungsforschung.<br />
So wird zum Beispiel<br />
in der Chirurgie großer Wert auf Effizienz<br />
und Qualität gesetzt. „Ein gutes Beispiel<br />
ist hier die Operation des Grauen<br />
Stars. Nicht nur qualitativ, sondern auch<br />
zahlenmäßig liegt unsere Universitätsklinik<br />
im österreichischen Spitzenfeld. Das<br />
gelingt nur mit einem starken, erfahrenen<br />
Team und einem entsprechenden Qualitätsmanagement“,<br />
meint Professor Bolz.<br />
Immer mehr Patientinnen und Patienten<br />
benötigen Behandlungen mit neuartigen<br />
Medikamenten, die direkt in das<br />
Auge gespritzt werden können. Da diese<br />
Behandlungen in regelmäßigen Abständen<br />
erfolgen müssen, hat die Universitätsklinik<br />
als Vorreiter in Oberösterreich<br />
zusammen mit niedergelassenen<br />
Fachärztinnen und -ärzten eigene Qualitätssicherungsprogramme<br />
entwickelt.<br />
Dadurch ist genau geregelt, wann Patientinnen<br />
und Patienten Kontrolltermine in<br />
der Ordination oder Behandlungstermine<br />
an der Klinik bekommen sollen. Auch<br />
hier stehen Qualität und Effizienz wieder<br />
im Vordergrund.<br />
„Die hohe Zahl von Operationen und<br />
Behandlungen zeugt von unserer Erfahrung<br />
und Fachkompetenz im Team.<br />
Beides ist besonders wichtig für die Forschung<br />
am Standort. Die Forschungsergebnisse<br />
fließen wiederum direkt in die<br />
Patientenversorgung ein“, betont Professor<br />
Bolz. Schließlich sei medizinische<br />
Forschung kein Selbstzweck. Sehen bedeute<br />
Lebensqualität und die möchte<br />
man für Patientinnen und Patienten entscheidend<br />
verbessern.<br />
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UNI MED N O 3/2017 — 15
WUSSTEN SIE?<br />
WUSSTEN<br />
SIE?<br />
AUF DIE TEMPERATUR<br />
KOMMT ES AN<br />
PROBIEREN<br />
SIE’S MIT<br />
GEMÜTLICH-<br />
KEIT<br />
Trinken Sie weder heiße noch eiskalte Getränke. Heiße lassen die Körperkerntemperatur<br />
zusätzlich steigen, kalte führen zu einer Verengung der Blutgefäße. Greifen Sie<br />
also zu lauwarmen Getränken. Optimal ist die Temperatur dann, wenn es sich auf der<br />
Haut angenehm anfühlt. Kaltes Leitungswasser, das etwa 14 Grad Celsius hat, sollte<br />
man vor dem ersten Schluck also lieber noch etwas stehen lassen. Und übrigens: Auch<br />
kaltes Duschen ist keine gute Idee. Hier gilt ebenso: Lauwarmes Wasser ist am besten<br />
geeignet, den Körper leicht abzukühlen.<br />
ON THE<br />
ROAD<br />
Eigentlich hätte man gerne hitzefrei.<br />
Wenn Ihr Chef dem wenig abgewinnen<br />
kann, sorgen Sie vor und kleiden<br />
Sie sich besonders luftig. Vermeiden Sie<br />
eng anliegende Kleidung und greifen Sie<br />
stattdessen lieber zu leichten, fließenden<br />
Stoffen aus Naturfasern. Dadurch lässt<br />
sich ein Hitzestau im Körper vermeiden.<br />
Lüften Sie frühmorgens Ihr Büro<br />
noch einmal durch und sperren Sie dann<br />
die Hitze aus, in dem Sie Rollläden und<br />
Jalousien tagsüber schließen. Wer einer<br />
Tätigkeit unter freiem Himmel nachkommt,<br />
sollte unbedingt auf eine Kopfbedeckung<br />
achten. Versuchen Sie so gut<br />
wie möglich Überanstrengung zu vermeiden<br />
und denken Sie an ausreichend<br />
Flüssigkeitszufuhr.<br />
AUF IHR<br />
WOHL!<br />
Wenn die Temperaturen steigen, erhöht<br />
sich auch unser Bedarf an Flüssigkeit.<br />
Wenn wir im Schnitt mindestens 1,5<br />
Liter pro Tag trinken, können wir an besonders<br />
heißen Tagen, gut das drei- bis<br />
vierfache vertragen. Besonders Säuglinge,<br />
Ältere, Personen mit Herz-Kreislaufschwäche<br />
und jene, die Blutdruckmedikamente<br />
einnehmen, sollten darauf<br />
achten. Aufgrund vermehrten Schwitzens,<br />
sollten wir auch mehr Salz- und<br />
Mineralstoffe zu uns nehmen. Greifen<br />
Sie also auch zu Mineralwasser. Auf alkoholische<br />
Getränke sollten Sie an heißen<br />
Tagen am besten ganz verzichten.<br />
Sie entziehen dem Körper zusätzlich<br />
Flüssigkeit und Mineralstoffe.<br />
MAHLZEIT!<br />
Bei Mittagshitze hält sich bei vielen der Appetit in Grenzen. Achten Sie aber darauf,<br />
auch wenn Sie wenig Hunger haben, kleine Snacks bestehend aus Obst oder Salat zu<br />
sich zu nehmen. Denn sonst besteht die Gefahr, abends umso kräftiger zuzuschlagen,<br />
was sich aber auf unseren Schlaf negativ auswirken kann. Denn wer sich zu späterer<br />
Stunde den Magen vollschlägt, büßt erholsamen Schlaf ein. Achten Sie also vor allem<br />
abends darauf, auf fettreiche Speisen zu verzichten und greifen Sie lieber zu Fisch oder<br />
magerem Fleisch. Generell sollten wir besonders bei hohen Temperaturen auf schwer<br />
verdauliche, fettreiche oder üppige Mahlzeiten, die schwer im Magen liegen und den<br />
Kreislauf zusätzlich belasten, verzichten.<br />
Wer auch an heißen Tagen mit dem<br />
Auto unterwegs ist, hat nach längerer<br />
Standzeit mit bis zu 70 Grad Celsius<br />
im Fahrzeuginneren zu kämpfen. Solche<br />
Temperaturen führen zu einer erhöhten<br />
Herzfrequenz, schnelleren Ermüdung<br />
und Benommenheit, wodurch sich die<br />
Reaktionszeit verlängert. Kein Wunder,<br />
dass es bei Hitze zu mehr Unfällen<br />
kommt. Steuern Sie dagegen und rüsten<br />
Sie sich mit Wasserflaschen für die<br />
Fahrt aus. Wenn Sie länger unterwegs<br />
sind, legen Sie öfter eine kurze Pause<br />
ein und vertreten Sie sich im Schatten<br />
die Beine. Danach sollten Sie wieder<br />
fit sein, um ihr Ziel unfallfrei und entspannt<br />
zu erreichen.<br />
16 — UNI MED N O 3/2017<br />
UNI MED N O 3/2017 — 17
TOPSTORY<br />
ELEKTRISCHE<br />
GEWITTER<br />
IM GEHIRN<br />
Epilepsie ist eine der vier häufigsten<br />
neurologischen Erkrankungen. Die Therapie der<br />
Epilepsien hat in den letzten Jahren große<br />
Fortschritte erzielt. Dank neuer Medikamente<br />
erleiden sieben von zehn Betroffenen keine<br />
Anfälle mehr. Ein chirurgischer Eingriff kann sogar<br />
zur Heilung führen. Eine wichtige Voraussetzung<br />
dafür ist die am Kepler Uniklinikum mögliche<br />
SPECT-Untersuchung.<br />
Weltweit leiden fast 50 Millionen Menschen an<br />
Epilepsie. „Die chronische neurologische Erkrankung<br />
ist durch Anfälle, infolge gestörter intrazerebraler<br />
Entladung von Neuronengruppen im Gehirn<br />
gekennzeichnet“, erklärt Primarius Priv.-Doz. Dr. Tim J.<br />
von Oertzen, Vorstand der Klinik für Neurologie 1 am Kepler<br />
Uniklinikum. In den Industrieländern hat die Epilepsie zwei<br />
Erkrankungsgipfel, bei unter 20-Jährigen und bei über 60-Jährigen.<br />
In Schwellenländern hingegen, ist aufgrund von infektiösen<br />
und parasitären Ursachen die Häufigkeit erhöht und betrifft<br />
vor allem Kinder und junge Erwachsene. Epileptikerinnen und<br />
Epileptiker leiden nicht nur an den unterschiedlich häufig auftretenden<br />
Anfällen, die sich mit heftigen Gewittern im Gehirn<br />
vergleichen lassen, sondern können auch von Begleiterscheinungen<br />
wie Nebenwirkungen der Medikamente, Depression<br />
oder durch eine Intelligenzminderung in ihrer Lebensqualität<br />
eingeschränkt werden. Es kann auch zu Aufmerksamkeits-,<br />
Gedächtnis- und Sprachstörungen kommen. Ausgelöst von außergewöhnlichen<br />
Bedingungen wie hohem Fieber bei kleinen<br />
Kindern (Fieberkrampf ) oder im Rahmen einer schweren Entgleisung<br />
des Wasser-Elektrolythaushaltes können epileptische<br />
Anfälle auch bei gesunden Menschen auftreten. Etwa jeder 10.<br />
Mensch erleidet einmal in seinem Leben einen solchen Gelegenheitsanfall.<br />
Von einer Epilsie spricht man, wenn wiederholt<br />
Anfälle unprovoziert auftreten.<br />
UNI MED N O 2/2017 — 19
TOPSTORY<br />
TOPSTORY<br />
INFO<br />
Epilepsieformen<br />
EEG (Elektroenzephalogramm)<br />
Bei einer EEG-Untersuchung wird die<br />
elektrische Aktivität des Gehirns über<br />
Elektroden, die am Kopf angebracht<br />
werden, aufgezeichnet. Die schmerzlose,<br />
nicht-invasive Methode wird nicht nur<br />
für die Diagnoseerstellung, sondern auch<br />
als Kontrolluntersuchung im weiteren<br />
Krankheitsverlauf eingesetzt.<br />
Video-EEG-Monitoring<br />
DIAGNOSE- UND UNTERSUCHUNGSINSTRUMENTE:<br />
Beim Video-EEG-Monitoring wird auf<br />
einer Epilepsie-Monitoring-Unit das<br />
EEG über mehrere Tage ununterbrochen<br />
aufgezeichnet. Dabei wird simultan<br />
auch ein Videobild aufgezeichnet. Die<br />
Untersuchung dient der Aufzeichung<br />
von Anfallsereignissen. Anhand der<br />
EEG-Veränderungen zwischen den und<br />
während der Anfälle kann auch mit<br />
Unterstützung des Videos eingeschätzt<br />
werden, ob dies Epilepsie ist oder aus<br />
welcher Hirnregion der Anfall kommt.<br />
Häufig werden für diese Untersuchung<br />
die Antiepileptika reduziert oder abgesetzt,<br />
damit die Wahrscheinlichkeit des<br />
Auftretens eines Anfalls steigt.<br />
MRT (Magnetresonanztomographie)<br />
Ebenfalls nicht-invasiv ist dieses<br />
bildgebende Verfahren. Die MRT-Untersuchung<br />
ermöglicht eine detaillierte Visualisierung<br />
des Gehirns aus sämtlichen<br />
Winkeln, die dabei ohne Strahlenbelastung<br />
auskommt. Dadurch könnte man<br />
mögliche Ursachen wie z.B. eine Narbe<br />
oder einen Tumor erkennen.<br />
PET (Positronen-Emissions-<br />
Tomographie)<br />
Das PET (Positronen-Emissions-Tomographie)<br />
kann zusätzlich zur Untersuchung<br />
der Hirnfunktion eingesetzt werden.<br />
Dieses Bildgebungsverfahren macht<br />
vor allem den Gehirnstoffwechsel mit<br />
Glukose (Zucker) sichtbar. Im epileptischen<br />
Fokus ist der Glukosestoffwechsel<br />
häufig vermindert.<br />
Neuropsychologische Testung<br />
Die neuropsychologische Testung untersucht<br />
die Leistungsfähigkeit des Gehirns.<br />
Dabei wird von Aufmerksamkeit über<br />
Konzentration, räumliches Vorstellungsvermögen,<br />
Sprachfähigkeiten und vieles<br />
mehr getestet. Das Muster etwaiger<br />
Beeinträchtigungen kann bestimmten<br />
Hirnarealen zugeordnet werden.<br />
CT (Computertomographie)<br />
Die Computertomographie, die zur Messung<br />
Röntgenstrahlen benutzt, kann in<br />
der Akutsituation zum Ausschluss akut<br />
bedrohlicher Erkrankungen durchgeführt<br />
werden. Ergänzend ist jedenfalls<br />
im Intervall eine MRT anzuschließen,<br />
da die Genauigkeit der MRT für den<br />
Nachweis kleiner Veränderungen der<br />
Gehirnstruktur bei Epilepsie wesentlich<br />
höher ist als jene der CT.<br />
Epileptische Anfälle können sich je nach<br />
Ursache, Lokalisierung im Gehirn und<br />
Intensität der neuronalen Entladung unterschiedlich<br />
darstellen. Man unterscheidet<br />
zwischen generalisierten und fokalen<br />
Anfällen. Letztere machen rund 60 bis<br />
70 Prozent aller epileptischen Anfälle<br />
aus. Dabei unterscheidet man einen einfachen<br />
Anfall, bei dem das Bewusstsein<br />
erhalten bleibt, von einem komplexen,<br />
der mit einer Bewusstseinsstörung einhergeht.<br />
Während fokale Anfälle lokal im<br />
Gehirn beginnen, betreffen generalisierte<br />
Anfälle beide Gehirnhälften gleichzeitig.<br />
Diagnostik<br />
Die Diagnose der Epilepsie basiert vor allem<br />
auf der klinischen Beschreibung der<br />
Anfälle, die mit den Patientinnen und<br />
Patienten sowie den Angehörigen gemeinsam<br />
erarbeitet wird. Betroffene schildern<br />
den „Anfallsablauf“, wodurch sich<br />
folgende Fragen für die Spezialistin bzw.<br />
den Spezialisten ableiten lassen: Handelt<br />
es sich wirklich um einen echten epileptischen<br />
Anfall? Welche Art von Anfall<br />
liegt vor: generalisiert oder fokal? Welche<br />
Untersuchungen werden benötigt? Gibt es<br />
eine Ursache? Wenn ja, ist diese heilbar?<br />
Ist der Anfall im Rahmen der neurologischen<br />
Erkrankung aufgetreten?<br />
Neue medikamentöse<br />
Behandlungsformen<br />
Single-Photon-Emissions-Computertomographie<br />
(SPECT) mit 3-Kopf-Kamera<br />
am Neuromed Campus<br />
Neben den „alten“ Medikamenten wie<br />
Phenytoin, Carbamazepin und Valproat<br />
gibt es seit 1990 die „neue Generation“<br />
der Antiepileptika, wobei es sich bei einigen<br />
um sogenannte Breitbandpräparate<br />
handelt. Sie können sowohl bei fokalen<br />
als auch generalisierten Epilepsie-Formen<br />
eingesetzt werden, haben deutlich<br />
weniger Nebenwirkungen und weisen<br />
zum Teil eine bessere Wirkung auf. Die<br />
antiepileptische Therapie führt bei sieben<br />
von zehn Patientinnen und Patienten<br />
zur Anfallsfreiheit. „Diese Medikamente<br />
sind ein massiver Fortschritt, allerdings<br />
führen sie zu keiner Heilung. Eine<br />
Heilung kann bisher nur mit Epilepsiechirurgie<br />
erreicht werden“, erklärt Prim.<br />
Priv.-Doz. Dr. Tim J. von Oertzen.<br />
Heilung durch chirurgischen Eingriff<br />
(Operation)<br />
Reicht eine medikamentöse Therapie<br />
allein nicht aus oder beeinträchtigen<br />
die eingenommenen Arzneimittel stark<br />
die Lebensqualität der Patientin bzw.<br />
des Patienten, ist in einigen Fällen eine<br />
Operation (Epilepsiechirurgie) sinnvoll.<br />
Eine ausführliche Abklärung der Möglichkeiten<br />
und intensive Beratung erfolgt<br />
in der Klinik für Neurologie 1 des Kepler<br />
Universitätsklinikums am Standort<br />
Neuromed Campus. Dabei werden neben<br />
der genauen Erhebung der Krankengeschichte<br />
auf der Epilepsie-Monitoring-Unit<br />
Anfälle aufgezeichnet,<br />
spezielle MRT-Untersuchungen und<br />
eine neuropsychologische Testung als<br />
Basisuntersuchungen durchgeführt.<br />
Bedingungen für die Epilepsie-<br />
Chirurgie<br />
Grundsätzlich sollte eine epilepsiechirurgische<br />
Therapie erwogen werden,<br />
wenn bei einer Patientin bzw. einem<br />
Patienten eine sogenannte Pharmakoresistenz<br />
vorliegt. Dies ist der Fall, wenn<br />
sich die epileptischen Anfälle nicht<br />
durch mindestens zwei geeignete, ausreichend<br />
hoch und lange dosierte Arzneimittel<br />
nacheinander oder in Kombinationstherapie<br />
kontrollieren lassen.<br />
„Eine Epilepsie-Chirurgie ist nur bei<br />
einem kleinen Teil der Patientinnen<br />
und Patienten möglich, bei denen eine<br />
Pharmakoresistenz vorliegt. Die Anfälle<br />
müssen hierfür von einem möglichst<br />
kleinen Bereich des Gehirns ausgehen,<br />
der genau definiert und entfernt werden<br />
kann, ohne dabei wichtige Funktionen<br />
zu beeinträchtigen“, meint Univ.-Prof.<br />
Dr. Andreas Gruber von der Universitätsklinik<br />
für Neurochirurgie am Kepler<br />
Uniklinikum. Bei multifokalen Epilepsien,<br />
die von mehreren Orten im Gehirn<br />
ausgehen und bei generalisierten Anfällen<br />
ohne nachweisbaren herdförmigen<br />
und somit eingrenzbaren Beginn ist eine<br />
solche Resektion in den meisten Fällen<br />
nicht möglich. Wird durch eine Operation<br />
die Epilepsie geheilt, kann eine frühe<br />
Entscheidung für eine Operation den<br />
Verlauf des Lebens einer Epilepsie-Patientin<br />
bzw. eines Epilepsie-Patienten<br />
fundamental verbessern. Insbesondere<br />
Kinder können sich nach einer erfolgreichen<br />
Operation deutlich besser entwickeln.<br />
20 — UNI MED N O 3/2017<br />
UNI MED N O 3/2017 — 21
TOPSTORY<br />
Single-Photon-Emissions-<br />
Computertomographie (SPECT)<br />
Mit der Single-Photon-Emissions-<br />
Computertomographie (SPECT) können<br />
regionale Veränderungen der<br />
Durchblutung des Gehirns zwischen<br />
(interiktal) zwei und während (iktal) eines<br />
epileptischen Anfalls dargestellt<br />
werden. Diese Durchblutungs-SPECT-<br />
Untersuchung wird am Kepler Uniklinikum<br />
vorwiegend zur Epilepsie-Diagnostik<br />
bei Patientinnen und Patienten<br />
vor einer Operation durchgeführt.<br />
Dazu Primarius Priv.-Doz. DDr. Robert<br />
Pichler von der Nuklearmedizin am<br />
Standort Neuromed Campus: „Bei Patientinnen<br />
und Patienten mit fehlendem<br />
Nachweis einer Veränderung der Hirnstruktur<br />
im MRT oder fehlenden Anfallsmustern<br />
im EEG kann eine<br />
SPECT-Untersuchung wertvolle Hinweise<br />
auf die epilepsieauslösende Hirnregion<br />
liefern.“<br />
Funktionsweise der SPECT-Untersuchung<br />
Vor der SPECT-Untersuchung wird der<br />
Patientin bzw. dem Patienten eine gering<br />
radioaktiv-markierte Untersuchungssubstanz<br />
(sogenannter Tracer)<br />
injiziert. Der Tracer reichert sich an<br />
Stellen mit hoher Durchblutung im Gehirn<br />
an. Im Anfall (iktal) ist die Durchblutung<br />
des epilepsieauslösenden Bereichs<br />
gesteigert (Hyperperfusion),<br />
während diese zwischen zwei Anfällen<br />
(interiktal) normal oder vermindert ist.<br />
Wird der Tracer kurz vor dem Anfall injiziert,<br />
kann der epilepsieauslösende Bereich<br />
(epileptogener Fokus) identifiziert<br />
werden. Zur eindeutigen Identifikation<br />
des epileptogenen Fokus erfolgt zusätzlich<br />
eine Messung zwischen zwei Anfällen<br />
(interiktal). Durch eine computerunterstützte<br />
Verrechnung beider Bilder<br />
kann die Zone der Mehrdurchblutung<br />
im Fokus identifiziert werden.<br />
Ablauf der SPECT-Untersuchung<br />
Die SPECT-Untersuchung arbeitet<br />
wie auch die PET mit radioaktivem<br />
Material und stellt somit eine geringe<br />
Strahlenbelastung für den Körper<br />
dar. „Die Strahlenbelastung einer<br />
SPECT-Untersuchung ist in etwa so<br />
hoch, wie die einer Computertomographie“,<br />
meint der Experte Primarius<br />
Priv.-Doz. DDr. Pichler. Bei der interiktalen<br />
SPECT ruht die Patientin<br />
bzw. der Patient zunächst etwa 15 Minuten<br />
entspannt in einem leicht abgedunkelten<br />
Raum. Dann werden wenige<br />
Milliliter der markierten Substanz in<br />
eine Armvene injiziert. Danach ruht<br />
die Patientin bzw. der Patient weitere<br />
10 Minuten. Etwa 20 Minuten nach<br />
der Injektion wird die Verteilung der<br />
Substanz im Gehirn mit Hilfe einer<br />
Kamera aufgenommen. Die Aufnahme<br />
erfolgt im Liegen und dauert etwa 45<br />
Minuten. Dabei drehen sich die Köpfe<br />
der Kamera langsam um den Kopf<br />
der Patientin bzw. des Patienten. Bei<br />
der iktalen Perfusions-Szintigraphie<br />
muss die Injektion innerhalb der ersten<br />
Sekunden des Anfalls erfolgen. Diese<br />
Untersuchung kann daher nur bei stationärer<br />
Überwachung der Patientin bzw.<br />
des Patienten in speziellen Einrichtungen<br />
mit Video-EEG-Monitoring erfolgen.<br />
Spezialisten<br />
auf dem Gebiet<br />
der Epilepsie<br />
Klinik für Neurologie 1<br />
Prim. Priv.-Doz.<br />
Dr. Tim J. von Oertzen, FRCP, FEAN<br />
Klinik für Neurologie 2<br />
Prim. Univ.-Prof.<br />
Dr. Gerhard Ransmayr<br />
Universitätsklinik für<br />
Neurochirurgie<br />
Univ.-Prof.<br />
Dr. Andreas Gruber<br />
Jung sein,<br />
mit allem was<br />
dazugehört.<br />
Es lebe das Leben.<br />
INFO<br />
Epilepsie wird am Kepler Uniklinikum an der Klinik für Neurologie 1 am Standort<br />
Neuromed Campus sowie an der Klinik für Neurologie 2 am Standort Med Campus<br />
behandelt.<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Tim J. von Oertzen, Vorstand der Klinik für Neurologie 1, ist international<br />
anerkannter Experte auf dem Gebiet der Epilepsie und für Abklärungen, ob<br />
eine Epilepsie-chirurgische Operation erfolgen kann, zuständig. Die Operation erfolgt<br />
in der Verantwortung von Univ.-Prof. Dr. Andreas Gruber an der Universitätsklinik<br />
für Neurochirurgie.<br />
Im Institut für Nuklearmedizin am Neuromed Campus werden spezialisierte Untersuchungen<br />
im Rahmen der prächirurgischen Epilepsie diagnostik durchgeführt.<br />
Institut für Nuklearmedizin<br />
am Neuromed Campus<br />
Prim. Priv.-Doz.<br />
DDr. Robert Pichler<br />
„Ich war noch nicht geboren und schon in Lebensgefahr. Meine<br />
Mutter erfuhr von meinem Herzfehler wenige Tage vor der Geburt.<br />
Expertinnen und Experten des Kinderherz Zentrums machten sich an<br />
die Arbeit. Vier Tage nach der Geburt erfolgte meine erste Herz-OP,<br />
drei Monate später die zweite und nach drei Jahren die dritte. Es hat<br />
funktioniert. Ich hab nicht nur überlebt, sondern ein ganzes Leben vor<br />
mir. Mit allem was dazu gehört.“<br />
Jakob Altendorfer<br />
(17 Jahre, aus Scharnstein in OÖ)<br />
Nähere Infos zum Kinderherzzentrum finden Sie unter<br />
http://khz.kepleruniklinikum.at<br />
Eine Gesundheitseinrichtung von Land OÖ und Stadt Linz<br />
www.kepleruniklinikum.at<br />
22 — UNI MED N O 3/2017
NACHGEFRAGT<br />
NACH-<br />
GEFRAGT<br />
„EIN HAUS<br />
DER MEDIZINISCHEN<br />
MÖGLICHKEITEN“<br />
Mag. Thomas Stelzer ist als Landeshauptmann von<br />
Oberösterreich Vertreter des Mehrheitseigentümers<br />
am Kepler Uniklinikum und ein wichtiger<br />
Entscheidungsträger in Oberösterreichs Gesundheitssystem.<br />
Worauf es ihm dabei ankommt, erzählt er<br />
im Gespräch mit <strong>UNIMED</strong>.<br />
Herr Landeshauptmann, lassen Sie uns zu Beginn Bilanz ziehen:<br />
Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des Kepler<br />
Uniklinikums seit der Gründung Ende 2015?<br />
Wir haben durch die Zusammenführung der drei renommierten<br />
Krankenhäuser – dem ehemaligen AKh, der Landes- Frauenund<br />
Kinderklinik und der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg<br />
– ein medizinisches Hochleistungszentrum geschaffen, in dem<br />
rund um die Uhr Spitzenmedizin angeboten wird. Diese Spitzenmedizin<br />
wird durch die fächer- und berufsgruppenübergreifende<br />
Zusammenarbeit der Expertinnen und Experten getragen<br />
sowie durch den starken Einfluss von Wissenschaft und<br />
Forschung ständig verbessert. Da spielt natürlich auch die Medizinische<br />
Fakultät an der Johannes Kepler Universität ( JKU)<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Anlass für die Entstehung des Kepler Uniklinikums war die<br />
Gründung der von Ihnen angesprochenen medizinischen Fakultät<br />
in Linz. Warum brauchen wir in Oberösterreich eine<br />
vierte Fakultät an der JKU?<br />
Die Errichtung ist ein Meilenstein in der Entwicklung der JKU<br />
und das größte Projekt seit ihrer Gründung vor 50 Jahren. Im<br />
Zusammenwirken mit den drei bestehenden Fakultäten, der<br />
modernen Spitalslandschaft sowie der medizinnahen Industrie<br />
und Wirtschaft ist für den Standort Oberösterreich ein enormes<br />
Potenzial gegeben. Außerdem können wir zur Sicherung des<br />
ärztlichen Nachwuchses in allen Regionen unseres Bundeslandes<br />
beitragen und einem drohenden Ärztemangel entgegentreten.<br />
Nicht zuletzt wird an der medizinischen Fakultät und am<br />
Kepler Uniklinikum ein wichtiger Beitrag zu Forschung und<br />
Entwicklung geliefert. Mehr als 40 Prozent der in Oberösterreich<br />
wissenschaftlich tätigen oder habilitierten Ärztinnen und<br />
Ärzte sind hier beschäftigt. Mein Ziel ist es, eine bestmögliche<br />
medizinische Versorgung, Hand in Hand mit Wissenschaft<br />
und Forschung zu ermöglichen. Forschungsergebnisse sollen<br />
unmittelbar in die Patientenversorgung einfließen und neueste<br />
Therapien sowie medizinische Innovationen garantieren.<br />
Wird die Verknüpfung aus Versorgung, Lehre und Forschung<br />
auch außerhalb des Krankenhauses und der Uni positive Auswirkungen<br />
haben?<br />
Aus dem gesamten Projekt sollen nachhaltige Impulse für den<br />
Gesundheits-, Wissenschafts-, Wirtschafts- und Technologiestandort<br />
entstehen. Wir möchten Oberösterreich zu einem<br />
Land der Möglichkeiten für Wissenschaftler/-innen, Studierende,<br />
Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte sowie Patientinnen<br />
und Patienten machen. Das wird uns am Wirtschaftsstandort<br />
Oberösterreich auch enorme Vorteile einräumen.<br />
Seit der Gründung wurden am Kepler Uniklinikum bereits<br />
viele Projekte umgesetzt. Welche waren Ihnen ein besonderes<br />
Anliegen?<br />
Die Gründung eines Zentrums für Altersmedizin zum Bespiel.<br />
Weil es zeigt, dass wir uns den Herausforderungen, die der<br />
demografische Wandel mit sich bringt, stellen. Wir werden<br />
glücklicherweise älter und müssen dementsprechend die<br />
medizinische Versorgung an die Bedürfnisse älterer Menschen<br />
anpassen. Ein wichtiger Beitrag dazu ist auch die Modernisierung<br />
der gerontologisch-psychiatrischen Tagesklinik sowie<br />
der Memory-Klinik, wo demenzkranke Menschen exzellente<br />
Behandlung erfahren. Aber auch der neue Hybrid-OP, der<br />
Herzoperationen mit einer roboterbasierten Bildgebung ermöglicht,<br />
zeigt, dass wir in Punkto Innovation ganz vorne<br />
dabei sind. Auch die neue klinikumsweit einheitliche Ärzteausbildung,<br />
die Vorbereitungen für ein neues Lehr- und Forschungsgebäude<br />
oder vielversprechende Forschungskooperationen<br />
zwischen Uniklinikum und JKU sind wertvolle Projekte,<br />
die ich sehr unterstütze.<br />
Sie haben den demografischen Wandel angesprochen. Wir alle<br />
werden älter, sollen dabei aber auch möglichst lange gesund<br />
bleiben. Prävention ist daher wichtiger denn je. Wie wollen<br />
Sie den Vorsorgegedanken den Menschen in Oberösterreich<br />
schmackhaft machen?<br />
Das Bewusstsein, dass jede/-r von uns einen wichtigen Beitrag<br />
zur eigenen Gesundheit leisten kann, ist ganz wichtig. Deshalb<br />
streben wir in Oberösterreich die flächendeckende Einführung<br />
der „Täglichen Bewegungs- und Sporteinheit“ an den Schulen<br />
an. Wir wissen aus vielen Studien, dass mehr Bewegung positive<br />
Auswirkungen auf die Gesundheit, aber auch auf die Persönlichkeitsentwicklung<br />
von Kindern hat. Je früher wir damit<br />
beginnen, auf einen gesunden Lebensstil zu achten, desto besser<br />
ist es.<br />
Sie sind seit April Landeshauptmann und in der Landesregierung<br />
auch für Personalangelegenheiten zuständig. Welche<br />
Botschaft haben Sie für die Mitarbeiter/-innen des Kepler<br />
Uniklinikums?<br />
Ich möchte allen Beteiligten meine Anerkennung für ihren<br />
Beitrag zum Gelingen des Projektes Medizinische Fakultät und<br />
Kepler Uniklinikum aussprechen. Es ist ein Jahrhundertprojekt,<br />
das nur in einem typisch oberösterreichischen „Miteinander“<br />
gelingen wird. Um alle Chancen des Projektes für Oberösterreich<br />
auszuschöpfen und die zahlreichen vor uns liegenden<br />
Herausforderungen zu meistern, braucht es weiterhin die Unterstützung<br />
aller Berufsgruppen. Auch nach den personellen<br />
Veränderungen in der Landesregierung versichere ich Ihnen,<br />
dass Oberösterreich voll zu diesem Projekt steht.<br />
ZUR<br />
PERSON<br />
Mag. Thomas Stelzer ist 1967 in Linz geboren, verheiratet und<br />
Vater zweier Kinder. Nach der Matura am Kollegium Aloisianum in<br />
Linz schloss er 1990 das Studium der Rechtswissenschaften an der<br />
Johannes Kepler Universität ab. Seine politische Laufbahn startete<br />
er Anfang der 90er Jahre als Linzer Gemeinderat, Mitarbeiter im ÖVP<br />
Landtagsklub und Landesobmann der Jungen ÖVP Oberösterreich.<br />
Seit 2015 ist er Mitglied der Landesregierung und seit April 2017<br />
Landeshauptmann von Oberösterreich, u.a. zuständig für die Ressorts<br />
Finanzen, Kultur und Personal.<br />
24 — UNI MED N O 3/2017<br />
UNI MED N O 3/2017 — 25
PERSPEKTIVEN<br />
Spannende Aufgaben: Philipp Lindner<br />
und David Karlseder werden am<br />
Kepler Uniklinikum zu Elektrotechnikern<br />
ausgebildet.<br />
PERSPEK-<br />
TIVEN<br />
LEHRLINGS-<br />
AUSBILDUNG<br />
AM UNI-<br />
KLINIKUM<br />
Wussten Sie, dass am Kepler Universitätsklinikum<br />
nicht nur junge Ärztinnen und Ärzte<br />
sowie Pflegekräfte ausgebildet werden,<br />
sondern auch eine Vielzahl an Lehrausbildungen<br />
angeboten wird? Seit Bestehen einer zentralen<br />
Ausbildungsleitung wurden hier bereits über<br />
200 Lehrlinge in 17 verschiedenen Berufen<br />
ausgebildet.<br />
Alle zukünftigen Lehrlinge bewähren sich in einem mehrstufigen<br />
Auswahlverfahren, um berufliche „Irrwege“ von vornherein<br />
zu vermeiden. Auch das „Hineinschnuppern“ vor der Auswahl<br />
ist möglich, um herauszufinden, ob der Beruf zu einem passt.<br />
Nach einer Begrüßung und Einführungsveranstaltung für die<br />
neuen Lehrlinge werden diese durch pädagogisch geschulte<br />
Ausbilder/-innen und die Ausbildungsleitung gecoacht sowie<br />
in ihrer Ausbildung begleitet. Je nach Begabung und Interesse<br />
kann die Ausbildung angepasst werden. Für besonders Begabte<br />
gibt es die Möglichkeit, Ausbildungsinhalte bis hin zur<br />
Doppellehre zu erweitern. Bei Schwierigkeiten ist die Ausbildungsleitung<br />
um Hilfestellung bemüht. Es geht nicht nur um<br />
fachliche Ausbildung, den Lehrlingen werden auch Möglichkeiten<br />
der persönlichen Weiterentwicklung geboten. Dort wo<br />
es notwendig und für die Ausbildung sinnvoll ist, lernen Lehrlinge<br />
mehrere Bereiche kennen. So können die Berufsbilder in<br />
ihrer gesamten Breite sehr gut abgedeckt werden und Lehrlinge<br />
werden vielseitig ausgebildet. Das macht sie bei der zukünftigen<br />
Stellensuche zu gefragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
sofern sie nicht ohnehin im Kepler Universitätsklinikum bleiben.<br />
Es stehen aber auch die Wege zur Meisterprüfung und<br />
damit in vielen Berufen der Weg in die Selbstständigkeit offen.<br />
Durch das Angebot der „Lehre mit Matura“ ist auch ein<br />
akademisches Studium später möglich.<br />
Das Kepler Uniklinikum bildet Lehrlinge in folgenden<br />
Berufen aus:<br />
• Betriebslogistikkaufmann/-frau<br />
• Bürokaufmann/-frau<br />
• Elektrotechniker/-in<br />
• Gartenbau<br />
• Installations- und Gebäudetechniker/-in<br />
• IT Techniker/-in<br />
• IT Informatiker/-in<br />
• Koch /Köchin<br />
• Konditor/-in<br />
• Maler und Beschichtungstechniker/-in<br />
• Metalltechniker/-in<br />
• Pharmazeutisch Kaufmännische/r Assistent/-in<br />
• Textilreiniger/-in<br />
• Tischler/-in<br />
• Tischlereitechniker/-in – Planung<br />
• Verwaltungsassistent/-in<br />
• Zahntechniker/-in<br />
Nicht alle Lehrberufe werden jedes Jahr angeboten. Die meisten<br />
Bewerbungen gibt es für die kaufmännischen Lehrberufe<br />
wie Bürokaufmann/-frau oder auch für den sehr vielseitigen<br />
Beruf der Pharmazeutischen Assistenz. Aber auch die handwerklichen<br />
und technischen Berufe sind beliebt. Lehrlinge erleben<br />
oft sehr rasch den eigenen Erfolg und sind stolz auf das<br />
erste eigene Geld.<br />
Besonders geschätzt werden die vielen Möglichkeiten, die ein<br />
so großes Krankenhaus bietet, aber auch die Tätigkeit im Krankenhaus<br />
an sich – egal in welcher Position – wird als besonders<br />
sinnstiftend erlebt. Die Möglichkeiten reichen von der<br />
Ausbildung in einer Küche / Konditorei bis hin zu modernsten<br />
technischen Einrichtungen, einer sehr komplexen EDV-Infrastruktur,<br />
einer umfassenden Logistik und vielfältigen kaufmännischen<br />
Einsatzbereichen, die zum reibungslosen Funktionieren<br />
eines Krankenhauses notwendig sind.<br />
Konkret bietet das Kepler Universitätsklinikum:<br />
• vielseitige Lehrausbildung<br />
• wenn notwendig ergänzender Unterricht<br />
• Einsatz in verschiedenen Abteilungen bei den<br />
kauf männischen Lehrberufen<br />
• evtl. zusätzliche Erfahrung in Partnerbetrieben<br />
• Möglichkeit der Teilnahme an einem geförderten<br />
Auslandspraktikum<br />
• Lehre mit Matura<br />
• individuelle Förderung<br />
• ergänzende Kurse: wie Erste Hilfe,<br />
Lerntechnik, etc.<br />
Auf Grund der guten Leistungen der Lehrlinge und dem Engagement<br />
des Ausbildungsteams hat das Kepler Universitätsklinikum<br />
die INEO-Auszeichnung der Wirtschaftskammer OÖ<br />
verliehen bekommen. Diese Auszeichnung zum vorbildlichen<br />
Lehrbetrieb wird für Innovation – Nachhaltigkeit – Engagement<br />
und Orientierung in der Lehrlingsausbildung vergeben.<br />
Victoria Puchner: Auf bestem Weg zur<br />
pharmazeutisch-kaufmännischen Assistentin<br />
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Kontakt: Ausbildungsleitung<br />
Mag. Gustav Otruba,<br />
T 05 7680 83 - 6571<br />
Berufsinformationsmesse Wels:<br />
11.–14. Oktober 2017<br />
4. Linzer Lehrlingsmesse Palais<br />
Kaufmännischer Verein:<br />
7. November 2017<br />
Ausschreibung der aktuell<br />
angebotenen Lehrlingsstellen auf<br />
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ab 14. Oktober 2017<br />
26 — UNI MED N O 3/2017<br />
UNI MED N O 3/2017 — 27
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PANORAMA<br />
Prim. Dr. Rene Silye,<br />
Vorstand des Instituts für Pathologie<br />
und Mikrobiologie<br />
ZUSAMMENFÜHRUNG<br />
ZU EINEM INSTITUT<br />
FÜR PATHOLOGIE UND<br />
MIKROBIOLOGIE<br />
Kürzlich wurde von der Geschäftsführung<br />
des Kepler Uniklinikums eine rechtliche<br />
Zusammenführung der beiden Pathologie-Institute<br />
am Med Campus III.<br />
und am Neuromed Campus beschlossen<br />
und der Behörde angezeigt. Das Institut<br />
für Pathologie und Mikrobiologie wird<br />
standortübergreifend unter der Leitung<br />
von Primarius Dr. Rene Silye geführt.<br />
Im Rahmen eines Arbeitsauftrages werden<br />
nun aufbauend auf den bereits erfolgten<br />
Leistungsabstimmungen weitere<br />
Schwerpunktbildungen erarbeitet. Dazu<br />
die beiden Geschäftsführer des Kepler<br />
Uniklinikums, Dr. in Elgin Drda und<br />
Dr. Heinz Brock: „Wir danken Herrn<br />
Prim. Dr. Silye und seinem Team. Durch<br />
gemeinsame Bemühungen ist es gelungen,<br />
dass bis Mitte 2017 wieder alle<br />
Dienstposten besetzt werden können.<br />
Dadurch wird auch der externe Probenversand<br />
erheblich reduziert. Durch<br />
die Kooperation mit anderen Universitätskliniken<br />
möchten wir die interne<br />
Qualität der pathologischen Leistungserbringung<br />
weiter stärken. Mittelfristig<br />
können wir attraktive Rahmenbedingungen<br />
für die erneute Ausschreibung<br />
des Lehrstuhls schaffen“, zeigen sich<br />
Drda und Brock zuversichtlich.<br />
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der Onlinedatensicherung<br />
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V.l.n.r.: GF Dr. in Elgin Drda, Aufsichtsratsvors.<br />
Landesrätin Mag. a Christine<br />
Haberlander, Pflegedirektorin Simone<br />
Pollhammer, GF Dr. Heinz Brock<br />
LANDESRÄTIN<br />
CHRISTINE HABERLANDER<br />
IST NEUE AUFSICHTSRATS-<br />
VORSITZENDE<br />
Das Land Oberösterreich hat als Eigentümer<br />
des Kepler Universitätsklinikums<br />
LH-Stv. Dr. Michael Strugl und<br />
Landesrätin Mag. a Christine Haberlander<br />
neu in den Aufsichtsrat entsandt.<br />
In der insgesamt 11. Sitzung dieses<br />
Gremiums am 28. Juni wurde Landesrätin<br />
Haberlander einstimmig zur Vorsitzenden<br />
gewählt. Sie tritt damit die<br />
Nachfolge des im April zurückgetretenen<br />
Landeshauptmanns Dr. Josef<br />
Pühringer an. Die beiden Geschäftsführer<br />
des Kepler Uniklinikums Dr. in<br />
Elgin Drda und Dr. Heinz Brock freuen<br />
sich auf die Zusammenarbeit mit<br />
der neuen Aufsichtsratsvorsitzenden,<br />
„die wir in den letzten Jahren beruflich<br />
gut kennen und schätzen gelernt haben“.<br />
Landeshauptmann Mag. Thomas<br />
Stelzer, der aus dem Aufsichtsrat ausscheidet<br />
beschreibt Christine Haberlander<br />
als „eine ausgewiesene Expertin<br />
im oberösterreichischen Gesundheitswesen,<br />
die sich für eine erfolgreiche<br />
Entwicklung des Uniklinikums mit<br />
Herz und Verstand einsetzen wird.“<br />
UNI MED N O 3/2017 — 29
PANORAMA<br />
PANORAMA<br />
v.l.n.r.: GF Dr. Heinz Brock, Univ.-Prof.<br />
Dr. Andreas Gruber, Gesundheitslandesrätin<br />
Mag. a Christine Haberlander, GF in<br />
Dr. in Elgin Drda und Rektor Univ.-Prof.<br />
Dr. Meinhard Lukas auf den E-Bikes des<br />
Kepler Uniklinikums<br />
E-BIKE-SHARING<br />
AM KEPLER UNIKLINIKUM<br />
Gemeinsam mit dem Unternehmen<br />
MOVELO hat das Kepler Uniklinikum<br />
ein innovatives E-Bike-Sharing Modell<br />
entwickelt, das in wenigen Wochen zur<br />
Nutzung bereitsteht. Geschäftsführerin<br />
Dr. in Elgin Drda erklärt das einzigartige<br />
Pilotprojekt: „Wir haben an beiden<br />
Standorten des Uniklinikums 10 E-<br />
Bikes an überdachten diebstahlsicheren<br />
Abstellplätzen stehen. Über eine App<br />
auf dem Handy können unsere Mitarbeiter/-innen<br />
ein Fahrrad für den gewünschten<br />
Zeitraum buchen, vor Ort<br />
über eine Bluetooth-Funktion aufsperren<br />
und sowohl am Dienstweg als auch<br />
in der Freizeit kostenlos benützen.“<br />
Landesrätin Mag. a Christine Haberlander<br />
zeigte sich bei der Präsentation der<br />
Initiative überzeugt: „Wenn es durch<br />
Ausnutzung der positiven Eigenschaften<br />
des modernen E-Bikes gelingt, die Mitarbeiter/-innen<br />
zu motivieren, vermehrt<br />
das Fahrrad zu nützen, erreichen wir<br />
eine Verkehrsberuhigung, sparen Kosten<br />
für teure Parkplätze und leisten einen<br />
Beitrag für die Luftqualität. Der wichtigste<br />
Effekt wäre aber die Gesundheitsvorsorge<br />
für die Mitarbeiter/-innen.“<br />
Landtagsabgeordneter Peter Binder, der<br />
als begeisterter Radfahrer in Vertretung<br />
von Bürgermeister MMag. Klaus Luger<br />
zur Präsentation gekommen ist, begrüßt<br />
die Initiative ebenso: „Verkehrsberuhigung,<br />
Umweltqualität, Gesundheitsförderung,<br />
das sind alles Themen, die auch<br />
für die Stadt Linz Priorität haben.“ Bis<br />
Ende Juni läuft eine Testphase. Danach<br />
stehen die E-Bikes allen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern an Med Campus<br />
und Neuromed Campus zur Verfügung.<br />
ZUKUNFTSWEISENDE<br />
PERSONALENTSCHEIDUNGEN<br />
AN DER MEDIZINISCHEN<br />
FAKULTÄT LINZ<br />
Univ.-Prof. in DDr. in Andrea Olschewski,<br />
Vizerektorin für Medizin, JKU<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Jens Meier,<br />
Dekan für Forschung an der Med. Fakultät Linz<br />
SANIERUNG DER<br />
BAUTEN A UND B<br />
AM MED CAMPUS III.<br />
Im August starten die ersten Vorarbeiten<br />
für die Sanierung der Bauten A und<br />
B am Med Campus III., die im Jahre<br />
1985 bzw. 1987 in Betrieb genommen<br />
wurden. Diese Generalsanierung umfasst<br />
sämtliche haustechnischen Einrichtungen<br />
sowie die Sanierung aller<br />
Bettenstationen. Begonnen wird mit der<br />
Technikzentrale im 7. OG, dann folgen<br />
die Bettenstationen im Nordteil von<br />
Bau A von oben nach unten, wobei pro<br />
Bettenstation sechs Monate für die Sanierung<br />
veranschlagt sind. Anschließend<br />
wird der Südteil von Bau A saniert und<br />
schließlich kommt Bau B an die Reihe.<br />
Während der Bauphase stehen zwei<br />
Ausweichstationen zur Verfügung. Die<br />
Generalsanierung wird sowohl für Patientinnen<br />
und Patienten als auch für die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Vorteile<br />
bringen. So werden alle Bäder vergrößert<br />
und barrierefrei. Kühl-/Heizdecken<br />
in allen Bereichen sorgen für eine<br />
angenehme Temperatur. Die Verlegung<br />
der Stützpunkte ermöglicht künftig eine<br />
direkte Einsicht in alle Gänge der jeweiligen<br />
Station. Durch die Zentralisierung<br />
der Haustechnik im 7. OG soll Platz für<br />
Garderoben und Besprechungsräume<br />
geschaffen werden.<br />
Die Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums,<br />
Dr. in Elgin Drda<br />
und Dr. Heinz Brock, gratulieren der<br />
Johannes Kepler Universität sehr herzlich<br />
zu den kürzlich bekanntgegebenen<br />
Personalentscheidungen. Es konnten<br />
zwei hochkarätige Wissenschaftler gewonnen<br />
werden, die zweifellos Idealbesetzungen<br />
für ihre jeweiligen Funktionen<br />
seien. Univ.-Prof.in DDr. in Andrea<br />
Olschewski wird als Vizerektorin für<br />
Medizin auf der Pionierarbeit ihrer<br />
Vorgängerin aufbauen können sowie<br />
den Auf- und Ausbau der Medizinischen<br />
Fakultät Linz fachlich kompetent<br />
und persönlich engagiert vorantreiben.<br />
Sie kommt von der Medizinischen Universität<br />
Graz, einem engen Kooperationspartner<br />
der Medizinischen Fakultät<br />
Linz, und ist daher bestens mit dem<br />
Projekt vertraut. Eine ebenso zukunftsweisende<br />
Entscheidung hat die JKU mit<br />
der Bestellung von Prim. Univ.-Prof. Dr.<br />
Jens Meier zum Dekan für Forschung<br />
getroffen, der im Kepler Universitätsklinikum<br />
als Vorstand der Klinik für<br />
Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
sowohl für seine medizinische Kompetenz<br />
als auch für seine Forschungskompetenz<br />
hochangesehen ist. Jens Meier<br />
ist darüber hinaus eine Führungskraft,<br />
die über herausragende Fähigkeiten in<br />
der persönlichen Kommunikation mit<br />
Patienten, aber auch mit Kollegen und<br />
Wissenschaftlern verfügt. „Seine Besonnenheit,<br />
sein Einfühlungsvermögen<br />
sowie sein konsequentes Handeln im<br />
entscheidenden Moment zeichnen ihn<br />
als Intensivmediziner aus und qualifizieren<br />
ihn ebenso für die künftige Tätigkeit<br />
als Forschungsdekan. Ein besonderes<br />
organisatorisches Geschick konnte<br />
er unter anderem bei der Integration<br />
zweier Departments in seine Klinik,<br />
im Zuge der Zusammenführung zum<br />
Kepler Uniklinikum, bereits unter Beweis<br />
stellen“, so Drda und Brock. Ganz<br />
herzlich möchte sich die Geschäftsführung<br />
des Kepler Uniklinikums bei der<br />
scheidenden Vizerektorin für Medizin,<br />
Univ.-Prof. in Dr. in Petra Apfalter, für<br />
die vertrauensvolle Zusammenarbeit in<br />
der herausfordernden Gründungs- und<br />
Aufbauzeit bedanken: „Ihre Pionierleistungen<br />
bei diesem Jahrhundertprojekt,<br />
insbesondere im Kontext der<br />
Erstellung eines zeitgemäßen Curriculums<br />
werden wir immer zu schätzen<br />
wissen und freuen uns auf die weitere<br />
Zusammenarbeit mit Petra Apfalter in<br />
ihrer neuen Aufgabe als Dekanin für<br />
Lehre an der Medizinischen Fakultät<br />
Linz.“<br />
30 — UNI MED N O 3/2017<br />
UNI MED N O 3/2017 — 31
ERLEBNIS KRANKENHAUS<br />
ERLEBNIS<br />
KRANKENHAUS<br />
DIE TAPFERE<br />
HANNAH:<br />
„ICH DENKE<br />
IMMER<br />
POSITIV.“<br />
Hannah ist zehn Jahre alt als bei ihr ein<br />
Gehirntumor diagnostiziert wird.<br />
Wie es ihr heute geht, erzählt sie uns<br />
gemeinsam mit ihrer Mutter am letzten<br />
Tag ihrer Chemotherapie.<br />
Patientin Hannah Eder (12) mit<br />
ihrer Mutter Doris Eder auf der<br />
Station für Kinder- und Jugendonkologie<br />
am Kepler Uniklinikum<br />
Hannah sitzt mit großen Augen am Bett ihres Zimmers.<br />
Die vier Wände sind ihr genauso vertraut, wie<br />
die Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegerinnen und Pfleger<br />
der Station für Kinder- und Jugendonkologie am<br />
Kepler Uniklinikum. Ein Interview zu geben sei eine neue Erfahrung,<br />
lächelt die Zwölfjährige zu Beginn des Gesprächs und<br />
versichert, sie freue sich darauf. Neu ist vieles für das Mädchen,<br />
dessen Leben sich seit der Diagnose massiv verändert hat.<br />
Die Diagnose<br />
„Eines Tages erzählte mir Hannah, dass sie sich beim Schreiben<br />
plötzlich schwer tut. Ihre Hände haben so stark gezittert“,<br />
erinnert sich die Mutter Doris Eder zurück. Der Kinderarzt<br />
überweist Hannah in das nächstgelegene Krankenhaus, in<br />
dem Untersuchungen schlimme Befürchtungen bestätigen: ein<br />
Hirntumor wird diagnostiziert. Die Rettung bringt die kleine<br />
Hannah sofort ins Kepler Universitätsklinikum. Weitere Untersuchungen<br />
folgen. Das Ergebnis der Biopsie liegt eine Woche<br />
später vor. Nach schlaflosen Nächten und vielen Tränen<br />
dann die erlösenden Worte des behandelnden Arztes: es sei<br />
ein gutartiger Tumor, der allerdings nicht operabel sei (Astrocytom).<br />
Die Therapie<br />
85 Wochen lang muss Hannah zwei verschiedene Chemotherapien<br />
über sich ergehen lassen. 24 Stunden dauert eine<br />
Behandlung. Heute, am Tag des Interviews, den 3. Juli 2017<br />
„haben wir Grund zum feiern“, sagt Doris Eder. „Heute hat<br />
Hannah die letzte Chemotherapie bekommen, die Prognosen<br />
sind laut Ärzten gut, der Tumor ist deutlich kleiner geworden“,<br />
freut sie sich gemeinsam mit ihrer Tochter.<br />
Das Leben geht weiter<br />
Wegen der Therapie musste Hannah oft dem Unterricht der<br />
zweiten Klasse in der Hauptschule in Frankenburg am Hausruck<br />
fern bleiben. Das Mädchen wurde zu Hause unterrichtet.<br />
Mit dem Zeugnis, Hannah hat nur vier 2er, sonst lauter 1er, ist<br />
sie nicht recht zufrieden. So ehrgeizig Hannah ist, so tapfer ist<br />
sie auch. „Sie war es, die immer positiv gedacht hat und an das<br />
Beste geglaubt hat“, erzählt Doris Eder sichtlich bewegt. „Dadurch<br />
hat sie mir oft Kraft gegeben und ich hab mich bemüht,<br />
so stark wie sie zu sein.“<br />
Mit dieser positiven Denkweise kann Hannah Vorbild für<br />
andere Kinder sein, die von ähnlichen Schicksalsschlägen<br />
getroffen werden. Der feste Glaube an einen guten Ausgang,<br />
kann den Gesamtzustand eines Patienten stärken und die<br />
Therapie unterstützen. Ende Juli steht eine weitere Untersuchung<br />
an. Das behandelnde Team ist durchaus zuversichtlich,<br />
dass der tapferen Hannah bald wieder ein „normales“<br />
Leben vergönnt sein wird. Am meisten freut sie sich schon<br />
wieder auf ihr Pferd, denn Reiten gehört zu ihren liebsten<br />
Hobbies. Wir wünschen Hannah das Allerbeste!<br />
INFO<br />
Die Station „Kinder- und Jugendonkologie“ verfügt<br />
über eine spezielle kindgerechte Ausstattung mit zehn<br />
Zweibettzimmern (wo eine Bezugsperson mit aufgenommen<br />
werden kann) und einer Sterileinheit für Hochdosistherapien<br />
mit Stammzellreinfusion. Die Tagesklinik und<br />
der externe onkologische Pflegedienst ergänzen das<br />
Behandlungsangebot. Die Kinderonkologinnen und<br />
-onkologen arbeiten eng mit der Strahlentherapie,<br />
der Kinderchirurgie, der Neurochirurgie und weiteren<br />
Spezialabteilungen zusammen. Zusätzlich zu Ärztinnen,<br />
Ärzten und Pflegepersonal arbeiten auf der Station noch<br />
Lehrkräfte, Kindergärtnerinnen, Psychologinnen, ein<br />
Seelsorger und eine Maltherapeutin.<br />
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UNI MED N O 3/2017 — 33
HÖRSAAL GESUNDHEIT<br />
INFO<br />
HÖRSAAL<br />
GESUNDHEIT<br />
NÄCHSTER TERMIN<br />
„HÖRSAAL GESUNDHEIT“:<br />
SCHMERZEN IN<br />
DER WIRBELSÄULE –<br />
MODERNE THERAPIEN<br />
AM UNIKLINIKUM<br />
GF in Dr. in Elgin Drda betont die Verantwortung<br />
des Kepler Uniklinikums für<br />
Prävention und Gesundheitskompetenz<br />
der Bevölkerung.<br />
„Hörsaal Gesundheit“, so nennt sich eine vierteljährliche<br />
Veranstaltungsreihe am Kepler Uniklinikum.<br />
Topexpertinnen und -experten aus unterschiedlichen<br />
Fachbereichen diskutieren Vorsorgethemen und<br />
Therapiemöglichkeiten. Im Juni beschäftigte man sich<br />
mit dem Thema „Schmerzen in der Wirbelsäule –<br />
Moderne Therapien am Uniklinikum“.<br />
Mit der Veranstaltungsreihe „Hörsaal<br />
Gesundheit“ will das Kepler Universitätsklinikum<br />
Fachinformationen weitergeben,<br />
um bei Betroffenen und Interessierten<br />
das Wissen rund um häufige<br />
Krankheitsbilder zu steigern, aber auch<br />
um das allgemeine Gesundheitsbewusstsein<br />
der Bevölkerung zu fördern. Bevorzugt<br />
möchte man Themen aufgreifen,<br />
die den Behandlungsschwerpunkten am<br />
Linzer Uniklinikum entsprechen. Passend<br />
zu den Schwerpunkten Neurologie,<br />
Neurochirurgie, Neuroradiologie und<br />
Physikalische Medizin beschäftigte man<br />
sich am 6. Juni mit Rückenbeschwerden<br />
und Schmerzen in der Wirbelsäule.<br />
In einer Befragung von Österreichern<br />
der Altersgruppe über 15 Jahren, wird<br />
der chronische Rückenschmerz als häufigstes<br />
Leiden angegeben. Etwa 85 % der<br />
Bevölkerung sind mindestens einmal im<br />
Leben von Rückenschmerzen betroffen,<br />
davon sind etwa 70 bis 80 % primär<br />
funktionelle Ursachen (Fehlhaltung,<br />
Fehlbelastung, muskuläre Dysbalancen).<br />
Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />
stellen die zweithäufigste Ursache für<br />
Berufsunfähigkeits- und Invaliditätspensionen<br />
dar. Ein Großteil der hohen<br />
Krankheitskosten wird durch chronische<br />
Rückenschmerzen verursacht.<br />
Akuter und chronischer Rückenschmerz<br />
In jedem Fall ist bei Rückenschmerzen<br />
zwischen dem akut auftretenden und<br />
dem chronischen Schmerz zu unterscheiden.<br />
Man spricht von chronischem<br />
Rückenschmerz, wenn die Symptome<br />
bzw. Beschwerden zwölf Wochen oder<br />
länger anhaltend bestehen. Bei akuten<br />
v.l.n.r.: Univ.-Prof. Dr. Andreas Gruber<br />
(Neurochirurgie), OA Dr. Martin Hamberger<br />
(Neurologie), Prim. Dr. Rüdiger Kisling<br />
(Physikalische Medizin), Prim. Dr. Johannes<br />
Trenkler (Neuroradiologie), Moderatorin<br />
Doris Nentwich<br />
Rückenschmerzen (bis vier Wochen)<br />
sollte immer eine genaue Anamnese erhoben<br />
sowie eine allgemeine körperliche<br />
Untersuchung inkl. einer basisneurologischen<br />
Untersuchung, die die Prüfung<br />
der Sensibilität, der Muskelkraft sowie<br />
des Reflexstatus beinhaltet, durchgeführt<br />
werden.<br />
Warnzeichen bei spezifischem Schmerz<br />
Sollten sich sogenannte Warnzeichen für<br />
das Vorliegen einer spezifischen Ursache<br />
im Rahmen dieser Untersuchung zeigen,<br />
sind weitere Untersuchungsschritte<br />
notwendig. Solche Warnhinweise können<br />
ein stattgefundenes Trauma, ein<br />
Sturz, eine bekannte Osteoporose, Blasenentleerungsstörungen,<br />
das Vorliegen<br />
einer Lähmung, Sensibilitätsstörungen,<br />
ein Tumorleiden in der Vorgeschichte,<br />
Gewichtsverlust oder ein länger anhaltender<br />
Kreuzschmerz (über zwölf Wochen)<br />
sein. Liegen keine Warnzeichen<br />
vor, wird vom unspezifischen Rückenschmerz<br />
gesprochen. Diese Schmerzen<br />
können durch Stress, verspannte Muskulatur,<br />
Fehlbelastungen, mangelnde<br />
Bewegung oder Übergewicht entstehen.<br />
Wenn bei ausführlicher ärztlicher Befragung<br />
und körperlicher Untersuchung<br />
keine Hinweise für eine schwerwiegende<br />
Ursache vorliegen, ist vorerst kein<br />
bildgebendes Verfahren (Röntgen, CT<br />
oder MRT) notwendig.<br />
Das Stufenkonzept der Therapie<br />
Einem aufklärenden Gespräch folgt<br />
die adäquate Therapie, welche in einem<br />
Stufenkonzept aufgebaut ist. Begonnen<br />
wird mit konservativer Therapie.<br />
Diese beinhaltet eine möglichst kurze<br />
Ruhephase und demzufolge eine rasche<br />
Aktivierung des Patienten, körperliche<br />
Bewegung, empfohlene medikamentöse<br />
und nicht-medikamentöse Therapie zur<br />
Unterstützung aktivierender Maßnahmen,<br />
Vermittlung von gesundheitsbewusstem<br />
Verhalten und schließlich die<br />
Lebensstilmodifikation. Die zumeist<br />
multimodale Therapie erfordert eine individuelle<br />
Therapieverordnung und eine<br />
regelmäßige Therapieadaptation. Sollte<br />
keine Verbesserung eintreten, sind<br />
die nächsten Schritte minimal invasive<br />
radiologische Verfahren und darauffolgend<br />
mikrochirurgische Operationen.<br />
Erst wenn diese Therapiemöglichkeiten<br />
ausgeschöpft sind werden große (stabilisierende)<br />
Operationen durchgeführt.<br />
Empfohlene Therapiemöglichkeiten<br />
Es werden Manualtherapie, Thermotherapie,<br />
Massage, Heilgymnastik, Manipulation,<br />
neuromuskuläre Elektrostimulation<br />
und „return to work“ empfohlen.<br />
Weitere Möglichkeiten sind radiologische<br />
Interventionen an der Wirbelsäule,<br />
CT-gesteuerte Schmerztherapie, Radiofrequenztherapie,<br />
weiterentwickelte<br />
Verfahren der perkutanen Vertebroplastie<br />
oder wirbelsäulenchirurgische Eingriffe.<br />
Die Behandlungsziele der physikalischen<br />
Medizin richten sich am ICF-Modell<br />
der WHO aus, welches sich nicht nur<br />
mit den Funktions- und Strukturproblemen,<br />
sondern auch mit Aktivität und<br />
Teilhabe beschäftigt. Daher gehen die<br />
Behandlungsziele der physikalischen<br />
Medizin neben Reduktion des Schmerzes<br />
auch in Richtung Verbesserung der<br />
Bewegungsfunktion lokal und generell,<br />
sowie Verbesserung der Lebensqualität.<br />
Die Wirksamkeit einzelner Therapien<br />
ist immer abhängig von der behandelten<br />
Region, Dauer, Häufigkeit und Intensität<br />
Wissenswertes über die Gesundheit<br />
von Mutter & Kind<br />
19. September 2017, 18.00 Uhr<br />
Kepler Universitätsklinikum<br />
Ausbildungszentrum am Med Campus V.<br />
Krankenhausstraße 26–30, 4020 Linz<br />
der Behandlung sowie von individuellen<br />
Faktoren des Patienten.<br />
Risikofaktoren für die Chronifizierung<br />
des Schmerzes<br />
Bringt die bisherige Behandlung nicht<br />
den gewünschten Erfolg, ist eine Überprüfung<br />
der Diagnostik vorzunehmen.<br />
Gleichzeitig erhalten Risikofaktoren<br />
für eine Chronifizierung des Rückenschmerzes<br />
zunehmende Beachtung.<br />
Dazu gehören psychosoziale Faktoren<br />
(Depressivität, Schon-, Angst- und<br />
Vermeidungsverhalten), arbeitsplatzbezogene<br />
Risikofaktoren (schwere körperliche<br />
oder monotone Arbeit), iatrogene<br />
Faktoren (lange Krankenstände, Überbewertung<br />
der Befunde) und sonstige<br />
Faktoren (Übergewicht, Alkohol,<br />
schlechte körperliche Konstitution).<br />
Multidisziplinäres Behandlungskonzept<br />
Um die Entwicklung eines chronischen<br />
unspezifischen Rückenschmerzes ehest<br />
möglich zu erkennen, wird am Kepler<br />
Uniklinikum frühzeitig die Psychosomatik<br />
hinzugezogen und eine enge<br />
Zusammenarbeit zwischen Neurologen,<br />
Neurochirurgen, Schmerztherapeuten<br />
und Radiologen realisiert. Ein psychosomatischer<br />
Konsiliar- und Liaisondienst<br />
betreut Patientinnen und Patienten<br />
der Neurologie und Neurochirurgie<br />
im stationären wie auch im ambulanten<br />
Bereich. Ein multidisziplinäres Behandlungskonzept<br />
aus intensiver hausärztlicher/fachärztlicher<br />
Behandlung,<br />
multimodaler Schmerztherapie, psychosomatischen<br />
Behandlungsstrategien<br />
und rehabilitativen Maßnahmen sind<br />
bei chronischen Schmerzen erforderlich.<br />
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