TEIL II

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J. S. Bach schien sich sehr intensiv mit dem Thema der Passion Jesu auseinandergesetzt zu haben. Von ihm kennen wir drei, wahrscheinlich sogar vier (nach den 4 Evangelien) große Passionswerke, die alle ausdrucksstark und vielseitig das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu beschreiben. Dabei bedient sich Bach nicht nur der vorliegenden Bibeltexte, sondern verwendet vor allem in den Arien Texte, die dazu einladen, nicht nur von dem Leiden Jesu Kenntnis zu nehmen, sondern es ganz nah mit unserem eigenem Leben zu verbinden. „Von den Stricken meiner Sünden mich zu entbinden ... mich von allem völlig zu heilen, lässt er sich (für mich) verwunden.“ Die Einbindung der Choräle in Bachs Interpretation der Johannes-Passion lässt keinen Zweifel daran, dass er die Zuhörer herausfordert, die Texte der Passion nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern ganz persönlich wie ein Bekenntnis für das eigene Leben mitzusingen. “Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn, ist uns die Freiheit kommen … Denn gingst du nicht die Knechtschaft ein, müsst unsre Knechtschaft ewig sein“. War es doch zur Zeit Bachs selbstverständlich, dass die ganze Gemeinde mit in die vorgegebenen Choralstrophen einstimmte und damit aktiv am Geschehen beteiligt wurde. Nicht zuletzt folgte Bach damit einer über die Kirchengeschichte gewachsenen Tradition, in der die Passion in sehr vielseitigen Formen so dargestellt wurde, als wäre es nicht nur eine geschichtliche Erzählung, sondern ein zeitnahes und aktuelles Geschehen. Plötzlich fängt der Zuhörer, oder wie beim Film „The Passion“ der Zuschauer, an, sich mit den Jüngern, Soldaten, oder Juden - die schreien: „Kreuzige Ihn“, zu identifi zieren. Wir schieben nicht mehr die Schuld an Jesu Kreuzigung auf die damals ihn verurteilenden Juden, sondern werden selbst zu Tätern. Das trifft auch den Kern, den Bach hier so schön herausarbeitete: auch wir sind mitschuldig an dem Tod Jesu, denn er ist auch ganz persönlich für unsere eigene Schuld ans Kreuz gegangen und gestorben. Wenn wir erkennen, was das für unser Leben bedeutet, werden wir uns nicht mehr voller Entsetzen von dem Kreuz abwenden, sondern es wird uns zur Hoffnung und zur Heilung. „Eilt, ihr angefochtnen Seelen, geht aus euren Marterhöhlen, Eilt – Wohin? – nach Golgatha! Nehmet an des Glaubens Flügel, Flieht – Wohin? – zum Kreuzeshügel, Eure Wohlfahrt (Rettung) blüht allda!“ Im Angesicht des Todes Jesu erkennen wir plötzlich, wer da für uns leidet und was das für uns bedeutet. „Mein teurer Heiland, lass dich fragen, da Du nunmehr ans Kreuz geschlagen und selbst gesaget: Es ist vollbracht, bin ich vom Sterben frei gemacht? Kann ich durch deine Pein und Sterben das Himmelreich ererben? Ist aller Welt Erlösung da? Du kannst vor Schmerzen zwar nichts sagen, doch neigest du das Haupt und sprichst stillschweigend: ja.“ Verfl ochten ist diese wunderschöne Bass-Arie mit dem Choral: „Jesu, der du warest tot, lebest nun ohne Ende …“. Bach schafft hier einen engen Zusammenhang zwischen Jesu Tod und Auferstehung und unserer eigenen Verlorenheit: „… in der letzten Todesnot…“, in der es für uns nur einen Ausweg gibt: „nirgends mich hinwende als zu dir, der mich versühnt…“ Faszinierend, wie Bach die Passion beendet. Er überträgt die Auferstehungsfreude und den Trost, der darin liegt, auf uns ganz persönlich. Plötzlich ist der Tod nicht mehr unser Feind, sondern: „macht mir den Himmel auf, und schließt die Hölle zu“. Wenn wir also Seine Gnade annehmen und an seine Rettung glauben, dürfen wir mit freudigem Herzen bekennen: „am jüngsten Tage, alsdann vom Tod erwecke mich, dass meine Augen sehen dich in aller Freud’, o Gottes Sohn, mein Heiland und Genadenthron! Herr Jesu Christ, erhöre mich, ich will dich preisen ewiglich!“ Friedemann Meussling VORWORT (Leiter der Christlichen Musik- und Kunstakademie Stuttgart)
J. S. BACH (1685-1750) PROGRAMM Johannes-Passion, BWV 245 TEIL I Verrat und Gefangennahme 1. Chor Herr, unser Herrscher 2. Evangelist, Jesus Jesus ging mit seinen Jüngern 3. Chor Jesum von Nazareth 4. Evangelist, Jesus Jesus spricht zu ihnen 5. Chor Jesum von Nazareth 6. Evangelist, Jesus Jesus antwortete 7. Choral O große Lieb, 8. Evangelist, Jesus Auf dass das Wort erfüllet würde 9. Choral Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich 10. Evangelist Die Schar aber und der Oberhauptmann 11. Arie (Alt) Von den Stricken meiner Sünden Verleugnung 12. Evangelist Simon Petrus aber folgete Jesu nach 13. Arie (Sopran) Ich folge dir gleichfalls 14. Evangelist, Ancilla, Petrus, Jesus, Servus Derselbige Jünger 15. Choral Wer hat dich so geschlagen 16. Evangelist Und Hannas sandte ihn gebunden 17. Chor Bist du nicht seiner Jünger einer? 18. Evangelist, Petrus, Servus Er leugnete aber und sprach 19. Arie (Tenor) Ach, mein Sinn, 20. Choral Petrus, der nicht denkt zurück ——— Pause ——— TEIL II Verhör und Geißelung 21. Choral Christus, der uns selig macht 22. Evangelist, Pilatus Da führeten sie Jesum 23. Chor Wäre dieser nicht ein Übeltäter 24. Evangelist, Pilatus Da sprach Pilatus zu ihnen 25. Chor Wir dürfen niemand töten 26. Evangelist, Pilatus, Jesus Auf dass erfüllet würde das Wort 27. Choral Ach großer König, 28. Evangelist, Pilatus, Jesus Da sprach Pilatus zu ihm 29. Chor Nicht diesen, sondern Barrabam!
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Seite 5 und 6: TEIL I Verrat und Gefangennahme (Jo
Seite 7 und 8: JESUS Stecke dein Schwert in die Sc
Seite 9 und 10: SERVUS (Diener) Solltest du dem Hoh
Seite 11 und 12: TEIL II Verhör und Geißelung (Joh
Seite 13 und 14: 27. CHORAL Ach großer König, gro
Seite 15 und 16: 34. CHOR Sei gegrüßet, lieber Jü
Seite 17 und 18: 41. REZITATIV EVANGELIST Die Jüden
Seite 19 und 20: 52. CHORAL In meines Herzens Grunde
Seite 21 und 22: 59. REZITATIV EVANGELIST Und neiget
Seite 23 und 24: 66. REZITATIV EVANGELIST Darnach ba
Seite 25 und 26: Solisten Lydia Zborschil, Sopran I
Seite 27 und 28: Monica Meira Vasques, Dirigentin wu
Seite 29 und 30: Susanne Müller Geigenbaumeisterin
Seite 31 und 32: Gerne machen wir Sie auf die DVD

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