Niesen - marina.ch - das nautische Magazin der Schweiz
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TexT: Lori s<strong>ch</strong>üpba<strong>ch</strong><br />
FoTos: hanspeTer iseLi, Los, zvg<br />
Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ist <strong>der</strong> Thunersee so etwas wie ein geheimtipp<br />
in <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizer Wassersportszene: Die segler<br />
wissen die zuverlässigen Windverhältnisse zu s<strong>ch</strong>ätzen,<br />
die Motorbootfahrer loben die gute infrastruktur,<br />
die Fis<strong>ch</strong>er hoffen vor Därligen immer wie<strong>der</strong> auf den<br />
grossen Fang, die Wakeboar<strong>der</strong> geniessen die platzverhältnisse<br />
und auf die Tau<strong>ch</strong>er warten anspru<strong>ch</strong>svolle,<br />
spannende höhlensysteme… einziger Wermutstropfen<br />
für Wasserratten: Der Thunersee wird selbst<br />
im ho<strong>ch</strong>sommer nur knapp über 20 grad warm. vorteil<br />
dieser ungastli<strong>ch</strong>en Wassertemperatur: Der see<br />
gehört – zusammen mit dem brienzersee – au<strong>ch</strong> ohne<br />
künstli<strong>ch</strong>e Massnahmen zu den saubersten gewässern<br />
<strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weiz.<br />
Der brienzersee ist meistens sogar no<strong>ch</strong> eine spur<br />
kälter. hier sind denn au<strong>ch</strong> fast nur einheimis<strong>ch</strong>e segler,<br />
einige Fis<strong>ch</strong>er und hö<strong>ch</strong>stens no<strong>ch</strong> Touristen auf<br />
den Kurss<strong>ch</strong>iffen anzutreffen. es locken <strong>das</strong> maleris<strong>ch</strong>e<br />
iseltwald mit dem s<strong>ch</strong>näggeninseli und brienz<br />
mit den berühmten s<strong>ch</strong>nitzer und geigenbaus<strong>ch</strong>ulen<br />
sowie dem Freili<strong>ch</strong>tmuseum ballenberg. o<strong>der</strong><br />
<strong>das</strong> grandhotel giessba<strong>ch</strong> – die tosenden, vom nordhang<br />
<strong>der</strong> Faulhornkette über vierzehn Felsstufen fast<br />
500 Meter in den brienzersee hinunterstürzenden<br />
giessba<strong>ch</strong>fälle waren eine <strong>der</strong> ersten Tourismusattraktionen<br />
<strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weiz und s<strong>ch</strong>auplatz des tragis<strong>ch</strong>en<br />
endes von sherlock holmes. Touristis<strong>ch</strong> hat<br />
<strong>der</strong> brienzersee also dur<strong>ch</strong>aus einiges zu bieten, die<br />
nautis<strong>ch</strong>en aktivitäten halten si<strong>ch</strong> dagegen in wahrli<strong>ch</strong><br />
engen grenzen.<br />
Nautis<strong>ch</strong>e Tradition<br />
zurück auf den Thunersee. es ist ni<strong>ch</strong>t etwa so, <strong>das</strong>s<br />
<strong>der</strong> Wassersport hier erst in den letzten Jahren aufgekommen<br />
wäre: Der Thunersee Ya<strong>ch</strong>tclub TYc<br />
wurde anno 1920 gegründet und ist no<strong>ch</strong> heute eine<br />
<strong>der</strong> besten adressen. vom TYc organisiert finden seit<br />
Jahren immer wie<strong>der</strong> grosse regatten statt – dieses<br />
Jahr stehen ni<strong>ch</strong>t weniger als vier s<strong>ch</strong>weizermeisters<strong>ch</strong>aften<br />
auf dem programm. bei <strong>der</strong> volvo swiss opti<br />
<strong>ch</strong>ampionship im august werden gegen 200<br />
optimisten erwartet. eine weitere institution mit<br />
Tradition ist die segels<strong>ch</strong>ule Thunersee – gegründet<br />
1935. Die älteste segels<strong>ch</strong>ule <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weiz bietet mit<br />
ihren stationen in spiez und hilterfingen eine<br />
fundierte segelausbildung an. ihr guter ruf geht weit<br />
über die Landesgrenzen hinaus.<br />
Der Thunersee profitiert von seiner Lage in den<br />
bergen. bei stabilem ho<strong>ch</strong>druckwetter – wenn auf<br />
vielen an<strong>der</strong>en seen Flaute herrs<strong>ch</strong>t – weht frühmorgens<br />
und dann spätestens im verlaufe des na<strong>ch</strong>mittags<br />
wie<strong>der</strong> eine zuverlässige thermis<strong>ch</strong>e brise. bei<br />
Westwindlage kann auf dem ganzen see mit guten<br />
Windbedingungen gere<strong>ch</strong>net werden, bei bise<br />
dagegen profitiert nur <strong>das</strong> untere seebecken von<br />
einer dur<strong>ch</strong>s aaretal auf nordwest abgelenkten strömung.<br />
ri<strong>ch</strong>tung interlaken bleibt es dann flau und nur<br />
selten drückt die bise als unkonstanter ostwind über<br />
die berge. Der Föhn weht auf dem ganzen see als<br />
«ober» und kann man<strong>ch</strong>mal re<strong>ch</strong>t ungemütli<strong>ch</strong><br />
werden. neben diesen hauptwindri<strong>ch</strong>tungen gibt es<br />
– bedingt dur<strong>ch</strong> berge und seitentäler – viele lokale<br />
Winde, die mehr o<strong>der</strong> weniger stark einfallen. am<br />
berü<strong>ch</strong>tigtsten sind <strong>der</strong> Justistaler, die <strong>ch</strong>olere, <strong>der</strong><br />
stockhorner o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Därliger.<br />
ni<strong>ch</strong>t nur für nautiker hat <strong>der</strong> Thunersee seine<br />
bedeutung, au<strong>ch</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> ist er für <strong>das</strong> berner<br />
oberland enorm wi<strong>ch</strong>tig. bereits im sommer 1835<br />
wurde mit dem raddampfer «Ds bellevue» <strong>der</strong><br />
s<strong>ch</strong>ifffahrtsbetrieb aufgenommen. zeuge dieser zeit<br />
ist <strong>das</strong> «Ds blüemlisalp». Das liebevoll «blüemlere»<br />
genannte Flaggs<strong>ch</strong>iff <strong>der</strong> bLs wurde 1906 von stapel<br />
gelassen und verkehrte bis 1971 auf dem see.<br />
Dann wurde es ausgemustert und rostete jahrelang<br />
im Kan<strong>der</strong>delta vor si<strong>ch</strong> hin, bevor es 1992 dank privater<br />
initiative restauriert und wie<strong>der</strong> in betrieb genommen<br />
werden konnte. im gegensatz zu den in den<br />
letzten Jahren neu gebauten s<strong>ch</strong>iffen <strong>der</strong> bLs strahlt<br />
die «blüemlere» eleganz und Klasse aus – entspre<strong>ch</strong>end<br />
beliebt ist sie bei <strong>der</strong> bevölkerung. aber ni<strong>ch</strong>t<br />
nur personen werden auf dem see transportiert: im<br />
balmholz wird seit 1877 Kieselkalk abgebaut und mit<br />
Fra<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>iffen na<strong>ch</strong> Thun geführt. Dank einem<br />
grossauftrag <strong>der</strong> bahn läuft <strong>das</strong> ges<strong>ch</strong>äft mit dem<br />
s<strong>ch</strong>otter no<strong>ch</strong> heute relativ gut.<br />
Der Thunersee hat viele<br />
Gesi<strong>ch</strong>ter und zeigt unter-<br />
s<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ste Stimmungen: Von<br />
liebli<strong>ch</strong> alpin bis stürmis<strong>ch</strong>.<br />
78 lakeside <strong>marina</strong>.<strong>ch</strong> juni 10 juni 10 <strong>marina</strong>.<strong>ch</strong><br />
lakeside 79