Kapital & Märkte: Ausgabe August 2017
Chronische Niedrigzinsen haben den Kunstmarkt in den vergangenen Jahren beflügelt. Jedoch lauern beim Kunsterwerb auch viele Fallstricke. Lesen Sie in der aktuellen Kapital & Märkte, worauf Anleger achten sollten, wenn es um Kunst als Investmentthema geht: - Kunst – ein Investment mit Charme - Großes Kapital zieht Fälscher an - Sammeln aus Leidenschaft – warum die emotionale Rendite wichtig ist
Chronische Niedrigzinsen haben den Kunstmarkt in den vergangenen Jahren beflügelt. Jedoch lauern beim Kunsterwerb auch viele Fallstricke. Lesen Sie in der aktuellen Kapital & Märkte, worauf Anleger achten sollten, wenn es um Kunst als Investmentthema geht:
- Kunst – ein Investment mit Charme
- Großes Kapital zieht Fälscher an
- Sammeln aus Leidenschaft – warum die emotionale Rendite wichtig ist
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<strong>Kapital</strong> & <strong>Märkte</strong><br />
AUGUST <strong>2017</strong><br />
ren Abänderung, aber doch so, dass<br />
eine Verwechslung schnell möglich<br />
war. Gewonnen hat Dürer die gerichtliche<br />
Auseinandersetzung nicht. Immerhin<br />
konnte er den Kompromiss erzielen,<br />
dass die Kopien nicht mehr signiert<br />
werden durften.<br />
Die Renaissance ist aber nicht nur durch<br />
die Gemälde, Zeichnungen und Kupferstiche<br />
eines Dürers, Michelangelo oder<br />
Botticellis berühmt. Auch die Skulpturen<br />
jener Zeit erfreuen sich großer Beliebtheit<br />
bei Sammlern und Museen.<br />
Kein Wunder, dass auch hier Fälscher<br />
auf den Plan gerufen worden sind. Einer<br />
der bekanntesten Fälle stellen die<br />
gefälschten Portrait-Büsten des Giovanni<br />
Bastianini, der 1830 in Fiesole bei<br />
Florenz, der Wiege des Humanismus,<br />
geboren wurde. Schon frühe Werke, die<br />
Bastianini während und kurz nach seiner<br />
Lehrzeit anfertigte, wurden von seinen<br />
Lehrherren als Werke der Renaissance<br />
ausgegeben und verkauft.<br />
Teilweise veräußerte er nach dem (falschen)<br />
„Original“ noch weiter Kopien<br />
mit seiner Signatur, um so seine Ehrlichkeit<br />
unter Beweis zu stellen. Schon<br />
bald produzierte er drei Gruppen von<br />
Portrait-Büsten: Darstellungen realer<br />
historischer Personen, Darstellungen<br />
frei erdachter historischer Personen sowie<br />
Büsten von Zeitgenossen. Die Zeitgenossen<br />
wurden allerdings häufig mit<br />
historischen Kostümen dargestellt, so<br />
dass der Eindruck entstand, dass es sich<br />
ebenfalls um historische Personen handelte.<br />
Diese Werke fanden ihren Weg in<br />
die wichtigsten Museen und Privatsammlungen<br />
der Welt. Entsprechend<br />
groß war die Enttäuschung nach der<br />
Entlarvung. Zwar gab es bereits einige<br />
Zweifel aufgrund falscher Datierungen,<br />
aber letztendlich wurden die Fälschungen<br />
durch Geständnisse der Protagonisten<br />
nach Streitigkeiten untereinander<br />
aufgedeckt.<br />
Diese Beispiele ließen sich in vielen Bereichen<br />
weiterführen, angefangen von<br />
über 1.000 kleinen Alberto Giacometti-Bronze-Figuren,<br />
die in einer württembergischen<br />
Lagerhalle entdeckt und<br />
vernichtet wurden über Grafiken aller<br />
Art (z.B. Dali, Picasso, Miró) bis hin zu<br />
Fälschungen im Bereich historische<br />
Möbel, Porzellan etc.. So stellt sich die<br />
Frage, was man mindestens beachten<br />
sollte, um die größten Fehler und generelle<br />
Enttäuschungen beim Erwerb eines<br />
Kunstwerkes zu vermeiden. Wobei<br />
die folgenden Hinweise nur erste Ansatzpunkte<br />
sein können:<br />
1) Sammeln vor allem aus Leidenschaft,<br />
nicht nur aus Renditestreben.<br />
2) Nur sehr hochwertige und fehlerfreie<br />
Kunstgegenstände (z.B. kunsthistorisch<br />
bedeutende Künstler, bestehende Signatur,<br />
Zustand) bieten langfristiges<br />
Wertsteigerungspotential<br />
3) Bei Objekten mit einer begrenzten<br />
Auflage darauf achten, dass die Auflage<br />
so klein wie möglich ist.<br />
4) Rat von Experten nutzen, sowohl in<br />
der Echtheitsbestimmung als auch in<br />
der Preisfindung.<br />
5) Transaktionskosten beachten (z.B.<br />
Auktionsaufschläge, Provisionen)<br />
6) Evtl. Versicherungs- und Lagerkosten<br />
berücksichtigen<br />
7) Falls Veräußerungen geplant sind,<br />
Zeit mitbringen, um günstige Marktphasen<br />
abwarten zu können.<br />
8) Immer die Differenz des bezahlten<br />
Preises für ein Kunstobjekt zum Händlereinkaufspreis<br />
beachten. Dieser<br />
kann bisweilen nur bei rund 50% oder<br />
gar 30% des ursprünglich bezahlten<br />
Preises liegen.<br />
9) Bei Kunstkäufen in Galerien darauf<br />
achten, dass die Galerie einem Galerieverband<br />
(z.B. Bundesverband Deutscher<br />
Galerien und Kunsthändler e.V. (BVDG))<br />
angehört.<br />
10) Keine Schnäppchenkäufe unter Bekannten.<br />
Eine Bestätigung der Echtheit<br />
durch eine Galerie oder Experten sowie<br />
Rechnungen etc. sind sinnvoll.<br />
11) Provenienz-Nachweise, d.h. Informationen<br />
über Herkunft, Vorbesitzer<br />
und Geschichte des Kunstwerkes werden<br />
immer wichtiger. Kommen Zweifel<br />
auf, z.B. in Verbindung mit möglichen<br />
Raubkunstsachverhalten, kann dies zu<br />
Unverkäuflichkeit des Kunstwerkes<br />
führen.<br />
12) Rendite vor allem in der Freude<br />
beim Betrachten des Kunstgegenstandes<br />
sehen.<br />
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Börsenplatz 1, 70174 Stuttgart<br />
Amtsgericht Stuttgart HRA 738<br />
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Tel.: 0711/2148-242, Fax: 0711/2148-250<br />
E-Mail: michael.beck@privatbank.de<br />
Redaktion:<br />
Michael Beck<br />
www.ellwanger-geiger.de/kapitalmarkt<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>August</strong> <strong>2017</strong><br />
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Die Darstellungen geben die aktuellen Meinungen und Einschätzungen zum<br />
Zeitpunkt der Erstellung dieses Dokuments wieder. Sie können ohne Vorankündigung<br />
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