Gegenrede
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GEGENREDE / Faktencheck<br />
zum FOCUS – Videobericht:<br />
Habt ihr uns Junge vergessen? Das Rentensystem<br />
ist ungerecht: "Ich muss zahlen und nur die Alten<br />
profitieren!"<br />
(siehe<br />
http://www.focus.de/finanzen/videokommentarliebealterentenbeitraegevon25prozentdasistdochnichtgerecht_id_6762248.html<br />
)<br />
Den Text des Berichtes finden Sie in den nachfolgenden, kursiven<br />
Passagen.<br />
Viele Journalisten beginnen wieder über „die Rente“ zu schreiben<br />
und nur die wenigsten wissen offensichtlich worüber sie sich da<br />
auslassen.<br />
Das finde ich unmöglich, ja gefährlich und auch ich erkläre Ihnen gerne<br />
warum:<br />
Da schwadroniert eine vielleicht dreißigjährige FOCUSJournalistin<br />
postfaktisch, höchst populistisch und teilweise unwahr über angebliche<br />
Ungerechtigkeiten die nur ihr widerfahren,<br />
und wendet sich mit ihrer Beschwerde an „die lieben Alten“, offensichtlich<br />
nach ihrer Meinung die Verursacher der Misere.<br />
„Ich muss zahlen und nur die Alten profitieren!" ist eine ebenso falsche<br />
wie dumme Aussage und dient nur dazu, wieder einmal Alt gegen Jung<br />
aufzuhetzen!<br />
Ein „Umlagesystem“ basiert auf dem Prinzip, dass jemand einzahlt und<br />
ein anderer davon profitiert!
Der Wahlkampf hat begonnen und macht mir jetzt schon Sorgen. Fast<br />
alle Parteien haben die Rente auf der Agenda und die wenigsten scheinen<br />
dabei an junge Menschen zu denken. Das finde ich ungerecht und ich<br />
erkläre Ihnen auch gerne warum:<br />
1. Die Rente mit 63<br />
Das erste Beispiel ist die Rente mit 63. Nur wer 1952 geboren ist, kann mit<br />
63 in Rente. Wer 1958 geboren ist, kann erst mit 64 in Rente. Ein junger<br />
Mensch in meinem Alter könnte frühestens mit 65 abschlagsfrei in Rente<br />
gehen so sieht es die Regelung von Arbeitsministerin Andrea Nahles vor.<br />
Richtig ist:<br />
Wer 1958 geboren ist kann erst mit 66 Jahren in Rente gehen. Ein<br />
„Junger Mensch“ wie die Redakteurin (wir nehmen einmal an, sie ist ca.<br />
30 Jahre alt, also so um 1987 geboren) mit 67 Jahren! (jeweils<br />
abschlagsfrei!)<br />
(siehe: http://www.gevestor.de/details/dasrenteneintrittsalterubersichtlichalstabelledargestellt653698.html<br />
)<br />
2. Rentenniveau und Rentenbeitrag<br />
Was mich aber viel mehr fuchst, ist die Diskussion um Rentenniveau und<br />
Rentenbeitrag. SPD und CSU wollen das Rentenniveau stabil halten.<br />
Andrea Nahles spricht von mindestens 46 Prozent. Aktuell liegt das<br />
Rentenniveau bei knapp 48 Prozent. Das bedeutet, ein Rentner bekommt<br />
im Schnitt knapp die Hälfte seines letzten Gehalts als Rente.<br />
Allerdings gibt es immer mehr Rentner und immer weniger Einzahler. Das<br />
heißt, um ein stabiles Rentenniveau zu bezahlen, müssen die<br />
Rentenbeiträge steigen. Aktuell liegen sie bei 18,7 Prozent.(Der gesetzliche<br />
Rentenversicherungsbeitrag beträgt 18,7 % des Arbeitsentgelts.Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer tragen davon jeweils 9,35%.) Auch sie will Andrea<br />
Nahles daher einfrieren aber erst bei 24 Prozent. Das heißt: Ich als<br />
Arbeitnehmer soll schon bald fast ein Viertel meines BruttoEinkommens<br />
abgeben. Während aktuelle Rentnergenerationen kaum ein Fünftel ihres
Gehalts einzahlen mussten und gleichzeitig weniger verdienten und so<br />
auch weniger eingezahlt haben. Ich darf aber erst später in Rente gehen,<br />
kriege weniger raus, muss mehr privat vorsorgen und dazu mehr arbeiten<br />
als die heutige Rentnergeneration.<br />
Gleichzeitig gibt es heute mehr Rentner und weniger Beitragszahler als<br />
damals. Man könnte sagen: Die heutigen Rentner haben zu wenig Kinder<br />
gezeugt, die heute als Arbeitnehmer ihre Ansprüche decken könnten. Es ist<br />
ungerecht, dass wir für diese Verfehlungen in Form höherer Beiträge<br />
zahlen sollen.<br />
Richtig ist:<br />
<br />
Bei einem Rentenniveau von 48 % erhält der Rentner eben NICHT<br />
etwa die Hälfte seines letzten Gehaltes!<br />
Nach der komplizierten Rentenformel wird die Rente nach den im<br />
Laufe der Jahre mit Beitragszahlungen und der dadurch<br />
angesammelten Rentenpunkte, die sich nach den gezahlten<br />
Beiträgen errechnen, ermittelt, was NIE X% vom letzten<br />
Lohn/Gehalt entspricht!!!<br />
Das Rentenniveau bezieht sich auf das augenblickliche<br />
Durchschnittsgehalt/lohn ALLER Arbeitnehmer gegenüber dem<br />
„Eckrentner“, einem Statistikprodukt des „Idealrentners“ mit<br />
makellosem, unterbrechungsfreiem Beitragszahlungsverlauf.<br />
Die Hälfte ihres letzten Lohn/Gehaltes als Rente erreichen daher<br />
nur sehr, sehr wenige Rentnerinnen/Rentner!<br />
Altersversorgung prozentual von dem letzten Gehalt gibt es nur bei<br />
der Beamtenpension.<br />
(siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Rentenformel<br />
und https://de.wikipedia.org/wiki/Standardrentenniveau )<br />
<br />
<br />
Selbst bei 25% Rentenbeitrag würde sie NIE ein Viertel ihres<br />
BruttoEinkommens „abgeben“ müssen!<br />
Arbeitnehmer und Arbeitgeber tragen davon je DIE HÄLFTE!<br />
Es käme also wenn schon dann EIN ACHTEL auf sie zu!<br />
Auch die aktuelle Rentnergeneration musste ebenfalls schon bis zu<br />
20,3% (10,15%) an Rentenbeitrag zahlen!
(siehe: http://www.sozialpolitikaktuell.de/tl_files/sozialpolitik<br />
aktuell/_Politikfelder/AlterRente/Datensammlung/PDF<br />
Dateien/abbVIII43a.pdf )<br />
<br />
Die Geburtenrate in der „aktiven Zeit“ der jetzigen<br />
Rentnergeneration lag höher als heute – bis zu 2,5 Kinder<br />
gegenüber heute 1,5 Kinder!<br />
(siehe https://www.google.de/#q=geburtenrate+deutschland&* )<br />
3. Keine Zinsen<br />
Ach ja: Kinder kriegen soll ich ja auch noch und am besten ein Haus<br />
bauen oder mein Geld auf einem anderen Weg ausgeben, um die<br />
Wirtschaft anzukurbeln. Meine private Vorsorge ist aber entweder weniger<br />
lukrativ oder mit mehr Risiko behaftet, als die älterer Menschen. Ich<br />
bekomme keine vier Prozent Zinsen mehr auf eine Lebensversicherung oder<br />
auf mein Festgeld. Und ob und wann ich meine gesetzliche Rente<br />
bekomme, steht dabei in den Sternen. Und so wie die Diskussion jetzt<br />
läuft, kann ich mich nicht mal mehr darauf verlassen, dass überhaupt<br />
irgendetwas von dem, was heute für Rentner beschlossen wird, in 40<br />
Jahren auch noch gilt.<br />
Das alles finde ich unfair.<br />
Die Rente war einmal ein simples Umlagesystem: Alle zahlen einen<br />
festgelegten Beitrag in die Rentenkasse ein, das so eingenommene Geld<br />
wird unter allen Rentnern verteilt. Dabei steigen die Einnahmen der Kasse<br />
automatisch: Wenn die Löhne steigen und die Arbeitslosenzahl sinkt,<br />
zahlen mehr Menschen mehr ein.<br />
Ich verstehe, dass viele Rentner verzweifelt sind, dass sie Angst haben,<br />
dass sie ihren Lebensstandard nicht halten können. Aber das Sozialsystem<br />
ist kein Garant für den Lebensstandard, sondern ein Fangnetz für die, die<br />
selbstständig gar nicht über die Runden kämen. So habe ich das jedenfalls<br />
immer verstanden.<br />
Menschen, die nicht arbeiten, weil ihnen Hartz IV reicht, zwingt das<br />
Arbeitsamt zum Arbeiten. Warum sollte sich dann der, der nicht privat für
die Rente vorsorgen will, einfach auf den Staat verlassen können? Das ist<br />
nicht gerecht.<br />
Richtig ist:<br />
<br />
<br />
<br />
Kinder kriegen, Haus bauen, Wirtschaft ankurbeln, DAS TAT<br />
AUCH DIE JETZIGE RENTNERGENATION BEREITS während<br />
ihres aktiven Berufsleben – ohne sich groß zu beschweren!<br />
Die Gesetzliche Rentenversicherung IST IMMER NOCH EIN<br />
UMLAGESYSTEM und funktioniert – allerdings mit zahlreichen<br />
Negativeinflüssen durch die Regierung – genau so wie früher!<br />
Das „eingenommene Geld“ wurde noch NIE unter den Rentnern<br />
verteilt! Die Renten steigen auch NICHT, wenn die Einnahmen<br />
durch die Beiträge steigen! Auch hier hat die Politik zahlreiche<br />
„Dämpfungsfaktoren“ in der „Rentenanpassungsformel“ eingeführt!<br />
(siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Rentenanpassungsformel )<br />
<br />
<br />
<br />
Da sie eine VERSICHERUNG ist und eben KEIN Sozialsystem des<br />
Staates, darf man erwarten, dass sie auch einen gewissen<br />
Lebensstandard garantiert!<br />
SIE ist KEIN „FANGNETZ“ um die Grundsicherung – bei<br />
Beitragszahlungen – zu erbringen, die der Staat auch ohne jegliche<br />
Beitragsleistung als soziale Leistung gewährt!<br />
Mit meinem (Ich bin einer der jetzigen Rentnergeneration) Beitrag<br />
in eine gesetzliche Rentenversicherung habe ich mich auf eine<br />
VERSICHERUNG und NICHT auf den Staat verlassen.<br />
Allerdings galten bei meinem „Zwangseintritt“ in diese<br />
Versicherung noch ganz andere Versicherungsbedingungen, die<br />
zwischenzeitlich durch die Regierungen immer wieder – ohne mein<br />
Einverständnis – zu meinem Nachteil verändert wurden.<br />
Die Beiträge für diese VERSICHERUNG zahlte ich immer PRIVAT<br />
von meinem Gehalt/Lohn! Mein(e) Arbeitgeber – und auch nicht der<br />
Staat – beteiligten sich paritätisch.
Warum sollte sich dann der, der nicht privat für die Rente vorsorgen<br />
will, einfach auf den Staat verlassen können? Das ist nicht gerecht.<br />
Nein, dieses nun ist nur „Dummheit“! Wer heute noch, nachdem alle<br />
wirklichen Fachleute die private Vorsorge in Form der<br />
„Riesterrente“ als Flop entlarvten, diese in seinen Berichten als<br />
Rentenalternative auch nur erwähnt, macht sich eigentlich<br />
gegenüber seinen Lesern/Zuhörern wegen Betrugs strafbar!<br />
Auch wir, die jetzigen Rentner finden an dem Rentensystem in der<br />
Bundesrepublik einiges nicht in Ordnung oder „ungerecht“.<br />
Die „Jungen“ dafür verantwortlich zu machen (die „Redakteurin“ mit<br />
ihren ca. 30 Lebensjahren hatte mindestens schon DREIMAL die<br />
Gelegenheit eine andere Regierung , die das Rentensystem echt<br />
reformieren würde, zu wählen!) käme uns jedoch nicht in den Sinn, im<br />
Gegenteil! Wenn wir unsere Stimme erheben, kämpfen wir für<br />
Verbesserungen, die hauptsächlich erst die nächste Rentnergeneration –<br />
die jetzigen Jungen – erreichen werden!<br />
Wir werden auch nur in Zusammenwirken von Jung und Alt durch<br />
Veränderung der Politik etwas erreichen können.<br />
Es ist machbar, unsere europäischen Nachbarn, z.B. die Österreicher<br />
machen es uns vor!<br />
(siehe https://www.elsaeu.de/altersruhegeld/vondennachbarnlernen/ )<br />
Michael Tietzel