Prisma
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organosilikaten Lebensformen. Hier hatte mehr versagt als nur die<br />
Kommunikation.<br />
Während er zwischen den Gebäuden umherging, sah er, dass<br />
<strong>Prisma</strong> die gesamte Einrichtung auseinandernahm. Riesige gläserne<br />
Schlingarme waren nacheinander über die einzelnen Bauabschnitte<br />
drapiert, während kleinere Gewächse den größeren folgten und nach<br />
Rissen oder zerbrochenen Fenstern suchten. Die Wände aus Plastik<br />
und Metall wurden methodisch auf ihre eigentlichen chemischen<br />
Bestandteile reduziert und dann verzehrt. Das Ausmaß der<br />
Zerstörung war von oben auch nicht annähernd zu erkennen<br />
gewesen. Nun, da er sich mittendrin befand, fragte er sich, ob<br />
überhaupt jemand überlebt hatte.<br />
Wo war die Stationsbesatzung?<br />
»Versuch es mal mit den Inter-Anzug-Frequenzen«, befahl er dem<br />
MFW.<br />
Erneut erfolgte keine Antwort. Er rief durch die Stimmmembrane<br />
des Helms, wobei seine Stimme sich über das Quieken und Summen<br />
erhob, das ihn umgab; doch auch damit hatte er keinen Erfolg.<br />
Er rief einen Lageplan von der Station auf seinem Visor ab. Einige<br />
Schritte weiter brachten ihn mitten in das Kommunikationszentrum.<br />
Es war völlig überwuchert. Lange dünne Seile aus grünem Glas<br />
bedeckten das gekrümmte Dach und die Wände. Dünne Nebenarme<br />
schlängelten sich aus Bündeln hellroter Stacheln hervor und drangen<br />
in die zerfallenden Wände ein.<br />
Die Tür war verschlossen, von innen gesichert. Er hätte sie mit Hilfe<br />
seines MFW mit Leichtigkeit aufbrechen können, aber da er sich<br />
entschlossen hatte, den herrschenden Zustand so wenig wie möglich<br />
zu stören, suchte er sich statt dessen einen anderen Eingang. Es<br />
gab mehrere, die von den Erbauern der Station ursprünglich nicht<br />
installiert worden waren.<br />
Auf der Sonnenseite des Gebäudes, wo der Bewuchs am<br />
dichtesten war, stellte er fest, dass die roten Stacheln zusammen mit<br />
einem massiven grünen Kabel ein Loch in die Wand gerissen hatten,<br />
groß genug, um ihm Einlass zu gewähren, und zwar mitsamt seinem<br />
Anzug. Er schlängelte sich hindurch.<br />
Während er dies tat, bemerkte er, wie die roten Stacheln sich<br />
immer tiefer in das Plastikmaterial bohrten, während biegsame<br />
Schlingarme nach Spalten und Rissen suchten, um einzudringen. Sie<br />
sahen aus wie verrücktgewordene Vanadanitkristalle. Ein ganzer<br />
Wandabschnitt war von irgendeinem Lösungsmittel in Plastikschaum<br />
verwandelt worden. Er schob die geschützte Hand mitten hindurch.<br />
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