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Prisma

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auseinander und flohen vor dem unerwarteten Lichteinfall.<br />

Evan wich zurück und spürte, wie ihm ein Würgen in die Kehle<br />

stieg. Für einen kurzen Augenblick verspürte er die Versuchung, das<br />

Ungeheuer zu verbrennen. Doch die Logik bremste ihn. Die Frau war<br />

bereits tot. Mehr als tot. Das Verbrennen wäre nichts anderes als die<br />

unnütze Vergeudung von Energie.<br />

Nichts so obszön Trügerisches zeichnete das Hinscheiden des<br />

dritten Bewohners des Gebäudes aus. Der junge Mann war<br />

säuberlich zerlegt worden wie die Puppe eines Kindes, die repariert<br />

werden sollte. Arme und Beine lagen weniger als ein Dutzend<br />

Zentimeter von ihren Gelenken entfernt da. Der Kopf war um einen<br />

gleichen Abstand von den Schultern entfernt worden. Es wirkte so<br />

ordentlich, dass es ihn beunruhigte.<br />

Evan stellte fest, dass er gelegentlich über die Schulter blickte.<br />

Dumm, sagte er sich. Der MFW würde ihn vor jeder herannahenden<br />

Gefahr warnen und sich mit ihr auseinandersetzen, ehe er von ihrer<br />

Gegenwart auch nur etwas ahnte. Er lenkte seine Aufmerksamkeit<br />

wieder auf die Leiche. Außer dass sie in sechs Teile zergliedert<br />

worden war, schien sie unversehrt zu sein. Nichts fehlte - nein, das<br />

stimmte nicht ganz.<br />

»Da ist kein Blut.«<br />

»Das ist doch längst verdunstet«, meinte der Anzug.<br />

»Schon möglich, aber es gibt nicht einmal Flecken. Und wenigstens<br />

die müssten da sein.« Er kniete nieder, um den Boden zu<br />

untersuchen. Der Standardbelag gummiert, biegsam und federnd.<br />

Aber er sollte eigentlich Flecken aufweisen. Das Blut war also<br />

entfernt worden, ehe es Gelegenheit bekam, auf den Boden zu<br />

gelangen.<br />

»Eisen, Sir«, rätselte der Anzug. »Eisen und wieder Kalium.<br />

Offenbar suchen sich verschiedene Lebensformen auch<br />

verschiedene Mineralien. Es ist klar, dass sie keinen Unterschied<br />

zwischen der Station selbst und ihren Einwohnern machen. Beide<br />

sind nichts anderes als Quellen wertvoller Mineralien.«<br />

Evan konnte den scharfen Unterton in der Stimme nicht<br />

unterdrücken. »Ich nicht. Ich bin niemandes Rohstoffquelle.«<br />

Er kehrte zur Kommunikationskonsole zurück und erprobte eine<br />

Reihe offensichtlich unversehrter Kontrollen. Keines der Lichter an<br />

der Tafel leuchtete auf. Das schwache Leuchten einer Anzeige<br />

verkündete, dass der Nullraum-Generator, der tief unter der Station<br />

installiert war, immer noch intakt war; doch das war nur verständlich.<br />

Er steckte in solidem Ferroton dreißig Meter unter der Oberfläche.<br />

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