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Das verschmutzte Prisma

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hermetische Symbolik lässt schon an die Alchemie denken. Alchemie soll hierbei als<br />

philosophisch vorpsychologische Meditationstechnik zur Gegensatzversöhnung<br />

angesehen werden.<br />

Ausgangspunkt ist im Märchen das kaiserliche Paar.<br />

Herausgerissen aus der Welt des Vaters Keikobad wird die „Frau ohne Schatten“ als<br />

kristallgleich beschrieben. Innerer Wandel ist ihr nur noch in ästhetischer Form<br />

möglich, in ihrer Imagination: sie träumt sich in die animalische Welt.<br />

Abb.3<br />

Gleichzeitig wird sie in der Partnerschaft ausschließlich als ästhetisches Schmuckstück<br />

bewundert. Es wäre zu einfach, den Kaiser aufgrund dieser Tatsache als<br />

besitzdenkend, also kapitalismuskritisch zu charakterisieren. <strong>Das</strong> Dilemma erschließt<br />

sich erst im weiteren Verlauf der Handlung.<br />

Die „Jäger und Sammler“ Eigenschaft des Kaisers lässt sich sinnvoller als Attribut von<br />

archaik, -oder genauer gesagt-, jugendlicher Unreife lesen. Es herrscht eine Tag- und<br />

Nachtungleiche zwischen spielerischem Leben und Anbetung.<br />

Abb.4<br />

»Die Frau wirft keinen Schatten, der Kaiser muß versteinen!« 2 So lautet die Botschaft<br />

des Falken im Libretto.<br />

Schattenlosigkeit bedeutet für die Kaiserin scheinbar auch Gebärunfähigkeit. <strong>Das</strong><br />

dieses Metaphernpaar im Märchen keine allgemeine Gültigkeit aufweist, sieht man an

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