RZ_DRG_Magazin_2_2017
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Medizin mit<br />
Das Radiologie-<strong>Magazin</strong> für Patienten<br />
Fotograf aus<br />
Leidenschaft<br />
Bisher unbekannte Aufnahmen<br />
von Wilhelm Conrad Röntgen<br />
Blick ins Innere des<br />
Menschen<br />
Ein Radiologe erklärt, welche<br />
Chancen die Radiologie bietet<br />
Schicht für Schicht<br />
zur Diagnose<br />
Das passiert bei einer<br />
Computertomografi e<br />
2 / <strong>2017</strong><br />
HEFT 9 – HERAUSGEGEBEN<br />
VON DER DEUTSCHEN<br />
RÖNTGENGESELLSCHAFT E. V.<br />
CT<br />
Starke<br />
Knochen<br />
So beugen Sie aktiv<br />
Osteoporose vor<br />
GRATIS<br />
Für unsere<br />
Patienten<br />
ZUM<br />
MITNEHMEN<br />
COMPUTER-<br />
blick<br />
DIE RADIOLOGEN<br />
UND STRAHLENMEDIZINER<br />
TOMOGRAFIE
Deutsches Röntgen-MuseuM<br />
Schwelmer Straße 41<br />
42897 Remscheid<br />
E-Mail: info@roentgenmuseum.de<br />
www.roentgen-museum.de
EDITORIAL<br />
Fotos: istock (Titel), privat<br />
Inhalt<br />
4 | Meldungen<br />
Spannendes aus der Radiologie. Plus: Wie bereite<br />
ich mich auf eine CT-Untersuchung vor?<br />
6 | Fotograf aus Leidenschaft<br />
Ein neuer Bildband zeigt Aufnahmen des<br />
Privatmanns Wilhelm Conrad Röntgen<br />
8 | Schicht für Schicht<br />
So funktioniert eine Computertomografie<br />
12 | Krankheiten frühzeitig erkennen<br />
Interview mit PD Dr. Peter Bannas über die<br />
Möglichkeiten der molekularen Bildgebung<br />
16 | Das Ende des Schweigens<br />
Comic über eine Kindheit in den 50er-Jahren<br />
18 | Die Auferstehung der Meritamun<br />
Wie Forscher eine Mumie rekonstruierten<br />
20 | Wie die Sonne uns stärkt<br />
Warum Bewegung im Freien so guttut<br />
22 | Damit der Knochen stark bleibt<br />
Wann ein Osteoporose-Check sinnvoll ist<br />
25 | Quiz und Kreuzworträtsel<br />
26 | Die Schönheit der Wissenschaft<br />
Einzigartige Aufnahmen aus der Forschung<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
Deutsche Röntgengesellschaft e. V.<br />
Ernst-Reuter-Platz 10, 10587 Berlin<br />
Präsident: Prof. Dr. Dierk Vorwerk<br />
Geschäftsführer: Dr. Stefan Lohwasser<br />
Projektleitung: Anne-Katrin Hennig<br />
VERLAG UND REDAKTION<br />
TORNER BRAND MEDIA GmbH<br />
Arndtstraße 16, 22085 Hamburg<br />
Redaktionsleitung: Susanne Kohl,<br />
Almut Siegert (Konzept)<br />
Art-Direktion: Inés Allica y Pfaff<br />
Redaktion: Heidrun Bobeth, Carola<br />
Kleinschmidt, Vanessa Schmidt, Almut Siegert<br />
Bildredaktion: Annika Jacobsen<br />
Bildbearbeitung: Daniela Jänicke<br />
Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen:<br />
Sven Torner<br />
DRUCK<br />
PerCom<br />
Liebe Leser,<br />
sehr geehrte Patienten,<br />
dass Wilhelm Conrad Röntgen ein genialer Forscher war, haben die meisten<br />
schon einmal in ihrer Schulzeit im Physikunterricht gehört. Weit weniger<br />
bekannt dürfte sein, dass der erste Physik-Nobelpreisträger neben der<br />
Wissenschaft noch eine weitere Leidenschaft hatte: die Fotografie. Röntgen<br />
war es wichtig, im Privatleben Abstand von seiner anstrengenden Arbeit zu<br />
bekommen. Seine eindrucksvollen Aufnahmen sind in einem neuen Bildband<br />
versammelt, den wir auf Seite 6/7 vorstellen.<br />
Seit Röntgens Zeiten hat sich die Radiologie rasant weiterentwickelt.<br />
Dr. Peter Bannas ist Oberarzt an der Radiologie des UKE Hamburg und<br />
Experte auf dem Gebiet der molekularen Bildgebung. Sie ermöglicht es,<br />
Vorstufen einer Tumorentwicklung viel früher als bisher zu zeigen. Was ihn<br />
außer den Forschungsmöglichkeiten noch an seinem Fach begeistert? Das<br />
erzählt Dr. Bannas im Interview ab Seite 12.<br />
Zur Diagnose und Behandlung fast aller Erkrankungen werden heute<br />
bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT eingesetzt. So auch bei<br />
der Osteoporose, einer Stoffwechselkrankheit, bei der der Knochen anfälliger<br />
für Brüche wird. Für die Diagnose wird die Knochendichtemessung<br />
angewendet. Mehr darüber ab Seite 22.<br />
Aber die Radiologie kommt auch außerhalb der Medizin zum Einsatz.<br />
So wird etwa die Computertomografie genutzt, um Mumien zu untersuchen.<br />
Australische Forscher konnten so Alter und Herkunft eines einbalsamierten<br />
Kopfes bestimmen. Eine Bildhauerin gab der jungen Frau aus dem alten<br />
Ägypten schließlich ein Gesicht. Die faszinierende Geschichte der Meritamun<br />
lesen Sie auf Seite 18/19.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser neuen Ausgabe von<br />
Medizin mit Durchblick!<br />
Ihr<br />
Prof. Dr. Dierk Vorwerk<br />
Ihr<br />
Prof. Dr. Stefan O. Schönberg<br />
Präsident der <strong>DRG</strong> Präsident der <strong>DRG</strong> (ab Mai <strong>2017</strong>)<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 3
RADIOLOGIE<br />
Körpersprache<br />
Wie wirbt man für einen Ganzkörperscanner? Das britische<br />
Unternehmen EMI setzte 1975 auf ein Bikinimodel, flankiert von<br />
den stolzen Entwicklern, ganz seriös in Anzug und Krawatte<br />
Um ihren ersten Ganzkörperscanner an den Mann zu<br />
bringen, griff die Firma EMI 1975 auf die ebenso simple<br />
wie bewährte Vermarktungsstrategie „sex sells“<br />
zurück: Eine leicht bekleidete Frau rekelte sich auf der<br />
CT-Liege und sollte so Kunden signalisieren, wie bequem<br />
und unkompliziert eine Untersuchung mit dem neuen<br />
„CT5000“ doch sei. Für den seriösen Touch sorgten die<br />
ihr zur Seite stehenden Entwickler des Geräts. Das arbeitete<br />
mit einer Messzeit von 20 Sekunden im Vergleich zu<br />
den ersten Computertomografen tatsächlich blitzschnell:<br />
Der erste Prototyp, der 1969 entstand, brauchte noch<br />
ganze neun Tage Messzeit, um ein Tierpräparat abzutasten,<br />
und lieferte erst nach weiteren zweieinhalb Stunden<br />
Berechnungszeit Schichtbilder. Zwei Jahre später wurde<br />
das erste Kopf-CT für Patienten im Londoner Marley<br />
Hospital aufgebaut. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte<br />
sich die Technik mit rasender Geschwindigkeit weiter.<br />
Firmen und Forscherteams lieferten sich ein Wettrennen<br />
um immer schärfere Bilder und kürzere Messzeiten.<br />
Heute dauert die Messzeit einer CT-Untersuchung<br />
großer Körperabschnitte (wie etwa ganzer Brust- und<br />
Bauchraum) nur noch wenige Sekunden, so dass man<br />
sehr unterschiedliche und komplexe Fragestellungen<br />
mithilfe dieser Methode klären kann.<br />
WEB-TIPP<br />
Arztbefunde:<br />
endlich<br />
verständlich<br />
Ärztliche Befunde enthalten<br />
meist viele Fachbegriffe, mit<br />
denen Patienten oft nur wenig<br />
anfangen können. Kommt<br />
dann im Gespräch mit dem<br />
Arzt noch die Aufregung dazu,<br />
fragt man sich im Nachhinein:<br />
Was habe ich jetzt eigentlich?<br />
Genau hier setzt die Website<br />
www.washabich.de an,<br />
die Befunde in eine leicht verständliche<br />
Sprache übersetzt.<br />
Und das kostenlos, denn die<br />
Seite wird ehrenamtlich betrieben<br />
und mit Sponsorenmitteln<br />
unterstützt. Die „Übersetzer“<br />
sind Medizinstudenten ab dem<br />
achten Fachsemester, zudem<br />
praktizierende Ärztinnen und<br />
Ärzte sowie Ärztinnen und<br />
Ärzte im Ruhestand.<br />
4 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
WISSENSWERTES<br />
Blick in die<br />
Vergangenheit<br />
Das Sammelbild zeigt den<br />
Elektroingenieur Nikola<br />
Tesla. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
lagen solche<br />
Bildchen Produkten aller<br />
Art bei, um den Verkauf anzukurbeln.<br />
Die Sammelalben<br />
waren kleine Nachschlagewerke,<br />
etwa wie hier über<br />
berühmte Erfi nder.<br />
SERIE<br />
2<br />
TEIL<br />
GUT ZU WISSEN<br />
Wie bereite ich<br />
mich auf eine<br />
CT-Untersuchung<br />
vor?<br />
Muss ich nüchtern sein?<br />
Nein, nur für spezielle<br />
Magenuntersuchungen ist es<br />
notwendig, nüchtern zu sein,<br />
im Normalfall ist eine leichte<br />
Kost sogar empfehlenswert.<br />
Fotos: Getty Images, Holger Klaes, Ullstein Bild; Illu: Fotolia<br />
Termine im Deutschen<br />
Röntgen-Museum<br />
in Remscheid-Lennep<br />
• 14. Oktober <strong>2017</strong>, 15 Uhr<br />
Frauen. Technik. Wissenschaft<br />
Eine Führung von Frauen für Frauen auf<br />
den Spuren von Röntgenpionierinnen<br />
Warum welken<br />
van Goghs<br />
Sonnenblumen ?<br />
Die berühmten Sonnenblumen, die<br />
Vincent van Gogh 1888 in Arles in<br />
Südfrankreich malte, dunkeln nach.<br />
Um zu klären, warum das Gemälde<br />
verblasst, ließen Wissenschaftler<br />
Ölfarbe aus dem 19. Jahrhundert rund<br />
500 Stunden lang unter UV-Licht<br />
künstlich altern. Bei Röntgenanalysen<br />
entdeckten die Forscher schließlich,<br />
dass Chromgelb mit UV-Licht<br />
reagiert – das Pigment verändert sich<br />
vom Gelblichen ins Bräunliche.<br />
• 31. Oktober <strong>2017</strong>, 18–19 Uhr<br />
Röntgen-Gruselführung – Nichts<br />
für zarte Gemüter. Die Tour für Kinder<br />
ab acht Jahren (und deren Eltern) führt<br />
mit UV-Licht-Taschenlampen durchs<br />
dunkle Museum.<br />
• 10. September <strong>2017</strong>, 11–16 Uhr<br />
Tag des offenen Denkmals – Führungen<br />
durch das Geburtshaus Röntgens<br />
2011 hat die Deutsche Röntgengesellschaft<br />
das denkmalgeschützte Haus erworben,<br />
das zu einem internationalen wissenschaftlichen<br />
Anziehungspunkt werden soll.<br />
Am nationalen Tag des offenen Denkmals<br />
bekommen Besucher Einblicke in den aktuellen<br />
Stand der baulichen Maßnahmen.<br />
Warum bekomme ich<br />
Kontrastmittel?<br />
Für Untersuchungen von<br />
Bauch und Becken ist es<br />
manchmal notwendig, ein bis<br />
zwei Liter Kontrastmittel<br />
zu trinken, um im Bild den<br />
Magen-Darm-Trakt abzugrenzen.<br />
Damit Entzündungen,<br />
Tumoren oder Gefäßerkrankungen<br />
nachgewiesen oder<br />
ausgeschlossen werden<br />
können, werden häufi g 50 bis<br />
150 Milliliter Kontrastmittel<br />
über eine Vene ins Blutgefäßsystem<br />
gespritzt, so erhält man<br />
aussagekräftigere Bilder.<br />
Darf ich mich während der<br />
Untersuchung bewegen?<br />
Sie sollten während der<br />
Untersuchung so entspannt<br />
und ruhig wie möglich liegen.<br />
Manchmal gibt eine automatische<br />
Stimme genaue Anweisungen<br />
für die Atmung.<br />
Es ist wichtig, sich an<br />
diese Anweisungen zu halten,<br />
denn bei jedem Atemzug<br />
können sich innere Organe<br />
anders darstellen.<br />
Tut die Untersuchung weh?<br />
Die Untersuchung ist<br />
schmerzfrei und dauert je<br />
nach Fragestellung nach<br />
Lagerung und Vorbereitung nur<br />
wenige Sekunden bis maximal<br />
einige Minuten.<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 5
GESCHICHTE DER RADIOLOGIE<br />
Fotograf<br />
aus Leidenschaft<br />
Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen war ein begeisterter<br />
Hobbyfotograf und Naturfreund. Ein neuer Bildband zeigt erstmals<br />
private Aufnahmen aus den Jahren 1890 bis 1913<br />
Den meisten ist Wilhelm Conrad<br />
Röntgen (1845–1923) ein Begriff als<br />
Entdecker und Namensgeber der<br />
Röntgenstrahlen. Seine Entdeckung<br />
revolutionierte die medizinische<br />
Diagnostik. Röntgen gilt bis heute<br />
als einer der bedeutendsten Wissenschaftler<br />
der Welt und dürfte – neben<br />
Albert Einstein – der berühmteste<br />
Nobelpreisträger für Physik sein.<br />
Röntgen als Beobachter des städtischen Treibens:<br />
Straßenszene am Bahnhof von Zürich im Jahr 1891<br />
Über den Menschen Wilhelm<br />
Conrad Röntgen weiß man dennoch<br />
nur wenig. Dazu trug er selbst bei: Zu<br />
seiner Entdeckung der X-Strahlen<br />
hielt er nur einen einzigen öffentlichen<br />
Vortrag, alle weiteren Anfragen<br />
lehnte er ab. Sein wissenschaftlicher<br />
Nachlass wurde aufgrund einer testamentarischen<br />
Verfügung zum größten<br />
Teil verbrannt, sein Vermögen kam<br />
wohltätigen Zwecken zugute. Bis in<br />
den Tod war Wilhelm Conrad Röntgen<br />
ein äußerst introvertierter und<br />
bescheidener Mensch.<br />
Seine erste Leidenschaft galt der<br />
Physik. Doch seine zweite große Passion<br />
waren die Natur und ihre Phänomene.<br />
In ihr sah er die „Lehrmeisterin<br />
aller Dinge“. Die fünf vorlesungsfreien<br />
Monate nutzte der begeisterte<br />
Wanderer, um auf langen Reisen<br />
seiner Liebe zur Natur nachzugehen.<br />
Im Frühjahr führte sie ihn regelmäßig<br />
nach Italien – nach Como oder an<br />
die Riviera, nach Florenz, Rom und<br />
Sorrent. Hier stieg er immer in den<br />
besten Hotels ab und begab sich auf<br />
Groß und sperrig:<br />
eine Plattenkamera<br />
mit Stativ<br />
ausgedehnte Spazierfahrten. Im Sommer<br />
brachen er und seine Frau in die<br />
Schweizer Alpen auf, zu denen Röntgen<br />
eine besondere Nähe verspürte.<br />
Als Forscher suchte er die Natur<br />
und ihre Gesetze zu entschlüsseln,<br />
als Privatmensch faszinierte sie ihn<br />
mit ihrer rauen Schönheit: „Eine<br />
Blume oder eine Kreuzotter konnten<br />
seine Begeisterung ebenso wecken<br />
wie ein markanter Felsblock oder ein<br />
Wasserfall, in dem er das ‚Sinnbild<br />
der geschmeidigen Kraft‘ erkannte“,<br />
6 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
WILHELM CONRAD RÖNTGEN<br />
Mit Familie und Freunden 1891in Pontresina. Röntgen (M.) liebte den Urlaub im Engadin. „Mit vier<br />
Wochen Pontresina verlängere ich jeweils mein Leben um ein Jahr“, schrieb er<br />
W. C. Röntgen mit Familie und Freunden, an der Brücke Punt Ota in Pontresina, 1891<br />
W. C. Röntgen with family and friends at the bridge Punt Ota in Pontresina, 1891<br />
17<br />
Fotos: © Deutsches Röntgen Museum/Stadt Remscheid<br />
schreibt Dr. Uwe Busch, Direktor des<br />
Deutschen Röntgen-Museums, in<br />
seinem Vorwort zum Buch „Wilhelm<br />
Conrad Röntgen: Fotografien“. Der<br />
Bildband präsentiert erstmals eine<br />
Auswahl von privaten Aufnahmen<br />
Röntgens, die in Form von Glasnegativen<br />
im Deutschen Röntgen-Museum<br />
archiviert sind. Es gibt auch eine Sonderausgabe<br />
in der Schmuckkassette,<br />
in limitierter Auflage und inklusive<br />
eines Original-Bildabzugs.<br />
Besondere Augenblicke mit<br />
seiner Familie und in der Natur hielt<br />
Röntgen mit der Kamera fest. Diese<br />
Liebe zum Zauber des Moments sieht<br />
man den Fotos an. Natürlich sind die<br />
frühen Fotografien recht statisch – die<br />
sperrigen Plattenkameras ließen keine<br />
andere Bildkomposition zu. Doch<br />
gerade die späteren Bilder zeigen<br />
Röntgen als interessierten Beobachter<br />
des menschlichen Tuns, der in Städten<br />
häufig belebte Straßenszenen und fast<br />
nie Sehenswürdigkeiten festhielt.<br />
Röntgen war ein früher und<br />
begeisterter Amateurfotograf. Seine<br />
ersten Aufnahmen datieren aus dem<br />
Jahr 1885. Gerade erst hatte sich die<br />
Fotografie als Zeitgeistmedium etabliert.<br />
Sie erlaubte das Festhalten von<br />
Ereignissen und erfüllte den uralten<br />
Wunsch, die Wirklichkeit möglichst<br />
naturgetreu abzubilden. Die Zahl der<br />
Profi- und Amateurfotografen stieg<br />
sprunghaft an. Die relativ leichten<br />
Momentkameras wurden erfunden,<br />
neuartige Kassetten ermöglichten<br />
das Wechseln der Negative im Freien,<br />
auch die Entwicklungstechnik vereinfachte<br />
sich.<br />
Wilhelm Conrad Röntgen nannte<br />
eine ganze Reihe verschiedener<br />
Fotoapparate sein Eigen. Mal begab<br />
er sich mit einer kleinen französischen<br />
Momentkamera, mal mit einer<br />
großen Stativkamera auf die Fotopirsch.<br />
In der Zeit von 1890 bis 1913<br />
trug der Physiker bei seinen Unternehmungen<br />
häufig eine Kamera bei<br />
sich, fotografierte auf seinen Reisen<br />
Städte und Landschaften ebenso<br />
wie ihm nahestehende Personen.<br />
Fast 2000 Fotos in seinem Nachlass<br />
geben Zeugnis von der großen Fotobegeisterung<br />
des Physikers.<br />
Letztlich hat es Röntgen auch<br />
seinem Hobby zu verdanken, dass<br />
seine Entdeckung der X-Strahlen am<br />
8. November 1895 ein solch durchschlagender<br />
Erfolg wurde. Denn<br />
wäre es ihm nicht gelungen, sie auf<br />
Fotoplatten festzuhalten und damit<br />
zu visualisieren, wäre sie kaum so<br />
spektakulär gewesen. Die Fotografie<br />
der Hand seiner Ehefrau Anna Bertha,<br />
aufgenommen am 22. Dezember 1895,<br />
wurde zum historischen Dokument<br />
und gleichsam zur Geburtsstunde<br />
der Radiologie. •<br />
Wilhelm Conrad Röntgen:<br />
Fotografien<br />
Herausgeber: Deutsches Röntgen-<br />
Museum und Thomas Halbach,<br />
160 Seiten, 175 Bilder, 39,90 Euro;<br />
Sonderausgabe<br />
mit Originalabzug:<br />
129 Euro,<br />
Bezug nur direkt<br />
über Bergischen<br />
Verlag<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 7
RADIOLOGIE<br />
Schicht für Schicht<br />
Die Computertomografie<br />
(CT) gehört zu den wichtigsten<br />
radiologischen Techniken.<br />
Der Computer fügt Schichtaufnahmen<br />
zu einem präzisen<br />
Gesamtbild zusammen,<br />
das Behandlungen leiten kann<br />
Vor 45 Jahren wurde der erste Computertomograf<br />
zur Untersuchung von<br />
Menschen im Londoner Atkinson<br />
Morley Hospital in Betrieb genommen.<br />
Die Väter der bahnbrechenden<br />
Methode, der amerikanische Physiker<br />
Allan M. Cormack und der britische<br />
Elektrotechniker Godfrey Hounsfield,<br />
erhielten dafür 1979 gemeinsam den<br />
Medizin-Nobelpreis.<br />
Längst ist eine CT-Untersuchung<br />
unverzichtbarer Bestandteil des<br />
medizinischen Alltags. In den 1970er-<br />
Jahren dauerte die Erstellung einer<br />
CT- Untersuchung zum Teil mehr als<br />
eine Stunde, heutige Geräte benötigen<br />
aufgrund rasanter Rechenleistung und<br />
mit moderner Detektortechnik oft nur<br />
Sekunden bis wenige Minuten. Darum<br />
ist die Technik auch besonders wertvoll,<br />
wenn jede Sekunde zählt, etwa<br />
bei Kopfverletzungen, Verdacht auf<br />
Schlaganfall oder bei schwer verletzten<br />
Unfallopfern. Binnen kürzester Zeit,<br />
unmittelbar nachdem der Kreislauf<br />
des Notfallpatienten im Schockraum<br />
des Krankenhauses stabilisiert wurde,<br />
liefert eine Ganzkörper-CT die<br />
entscheidenden Informationen über<br />
Frakturen und Verletzungen innerer<br />
Organe. So können der Radiologe<br />
und die anderen beteiligten Ärzte wie<br />
Chirurg und Anästhesist die komplette<br />
Diagnostik und das Absprechen<br />
des weiteren Vorgehens oft innerhalb<br />
von weniger als einer halben Stunde<br />
abschließen. Die Notoperation kann<br />
ohne Zeitverlust beginnen.<br />
8 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
MEHR VERSTEHEN<br />
der dreidimensionalen Rekonstruktion für<br />
die operative Planung, der Quantifizierung<br />
von Gefäßverengungen, von Raumforderungen<br />
im Verlauf, von Zufallsbefunden in<br />
Kontrollen – und vieles mehr.<br />
Fotos: Conny Trumann<br />
Interview mit Prof. Roland Brüning,<br />
Radiologe, Neuroradiologe und<br />
Chefarzt an der Asklepios Klinik in<br />
Hamburg-Barmbek<br />
Wie viele Computertomografien<br />
werden in Ihrem Haus gemacht?<br />
In unserer Abteilung Radiologie und<br />
Neuroradiologie werden mehr als<br />
10.000 CT-Untersuchungen pro Jahr gemacht.<br />
Die Computertomografie ist eine<br />
schnelle, sehr zuverlässige Untersuchungsmethode,<br />
die aus dem klinischen Arbeiten<br />
nicht wegzudenken ist. Wir verwenden<br />
modernste Technik, um die Strahlenexposition<br />
so weit wie möglich zu senken. Zudem<br />
wird vor jeder einzelnen Untersuchung von<br />
einem fachkundigen Arzt geprüft, ob gegebenenfalls<br />
eine andere Untersuchung das<br />
gleiche Ergebnis bringen kann.<br />
In welchen Fällen ist eine CT-Untersuchung<br />
sinnvoll?<br />
Wir setzen sie zum Beispiel ein zur Erkennung<br />
von Schlaganfällen und anderen<br />
Hirnerkrankungen in der Akutdiagnostik,<br />
zur Untersuchung von onkologischen<br />
Patienten – und bei Patienten nach<br />
Unfällen mit komplizierten Frakturen zur<br />
Klärung vor der Operation.<br />
Worin liegen die Vorteile dieser<br />
Methode?<br />
Sie ermöglicht etwa die sehr zuverlässige<br />
Abtastung des gesamten Körpers beziehungsweise<br />
der interessierenden Organregion.<br />
Außerdem liefert sie eine sehr gute<br />
räumliche Darstellung sonst schwierig<br />
einsehbarer Bereiche wie des Retroperitoneums,<br />
also der hinter dem Bauchfell<br />
gelegenen Organe wie Lymphknoten, Harnleiter<br />
und Nieren. Sie bietet die Möglichkeit<br />
Was sagen Sie Patienten, die sich vor<br />
der Strahlenbelastung fürchten?<br />
In jedem Fall ist vor der CT-Untersuchung<br />
ein ärztliches Gespräch möglich. Zur Vorbereitung<br />
werden standardisierte Aufklärungsbögen<br />
ausgegeben, bei denen vorab<br />
wichtige Fragen beantwortet werden müssen<br />
zum persönlichen Risikoprofil, etwa<br />
zu Vorerkrankungen. Erst dann wird über<br />
das Untersuchungsprotokoll entschieden.<br />
So wird zum Beispiel anhand des Körperprofils<br />
(Topogramm) bereits im Voraus<br />
abgeschätzt, an welchen Stellen weniger<br />
Röntgenstrahlung eingesetzt werden kann,<br />
und wir verwenden modernste Technik,<br />
damit, soweit möglich, eine Senkung der<br />
benötigten Strahlenexposition erreicht<br />
werden kann. Aber: Es ist immer eine<br />
Strahlenexposition vorhanden. Daher ist<br />
immer eine vorherige Prüfung notwendig,<br />
ob nicht ein alternatives Verfahren eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Welche Herausforderungen bringt die<br />
rasante technische Entwicklung in der<br />
Radiologie für die Ärzte mit sich?<br />
Ein Radiologe sollte in erster Linie Arzt<br />
sein und sich den Fragen seiner Patienten<br />
widmen. Dazu ist es aber notwendig, dass<br />
ihm modernste Technologie zur Verfügung<br />
steht – auf der Seite der Untersuchung<br />
einerseits und bei der Auswertung andererseits.<br />
Gerade für Letzteres haben wir<br />
eine bereits bestehende Kooperation mit<br />
dem Fraunhofer-Institut für Bildgestützte<br />
Medizin MEVIS weiter ausgebaut. Dabei<br />
geht es um moderne Rechner, die den Arzt<br />
auch bei der Bildauswertung und Befundung<br />
unterstützen. Etwa bei ausgewählten<br />
onkologischen Fragestellungen geschieht<br />
dies schon regelmäßig. Und: Wenn möglich,<br />
arbeiten wir mit sogenannter Doppelbefundung.<br />
Das heißt, dass ein zweiter<br />
Arzt die Resultate und die Bewertung des<br />
Erstuntersuchers prüft und diskutiert,<br />
nachdem er sich ein eigenes Bild von der<br />
Untersuchung gemacht hat.<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 9
RADIOLOGIE<br />
So funktioniert<br />
ein CT-Gerät<br />
Die Computertomografie nutzt dasselbe<br />
Prinzip wie das klassische Röntgen: Gewebearten<br />
sind für Röntgenstrahlen unterschiedlich<br />
durchlässig. Je dicker und<br />
dichter eine Struktur ist, desto weniger<br />
Strahlen gehen hindurch. Die geringere<br />
Schwächung der Röntgenstrahlung wird<br />
im Bild durch hellere Graustufen codiert.<br />
Bei der Computertomografie werden<br />
Schnitt- oder Schichtbilder erstellt,<br />
die den untersuchten Körperteil wie in<br />
Scheiben zerlegt zeigen. Das erlaubt eine<br />
präzise, überlagerungsfreie Darstellung.<br />
In einem modernen CT-Gerät rotiert<br />
die Röntgenröhre – „versteckt“ hinter<br />
einem Gehäuse – auf einem Ring um den<br />
Patienten und durchleuchtet ihn mit<br />
einem schmalen fächerförmigen Röntgenstrahl.<br />
Das Detektorsystem, sensible<br />
Sensoren gegenüber der Strahlenquelle,<br />
registrieren die von den Geweben unterschiedlich<br />
abgeschwächte Strahlung.<br />
Der Körper wird aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven gescannt. Der Computer<br />
errechnet aus den verschiedenen<br />
Schichtdaten einer Ebene ein Gesamt-<br />
Querschnittsbild. Auf Basis dieser Bilder<br />
kann er sogar eine dreidimensio nale<br />
Darstellung, etwa ganzer Organe, rekonstruieren.<br />
Um mehrere „Scheiben“ eines Körperteils<br />
– in einer Stärke von 0,5 bis 10 Millimeter<br />
– zu erfassen, wird der Patient<br />
langsam durch die ihn umrundende<br />
Röntgeneinheit gefahren. Eine Routineuntersuchung<br />
dauert nach Lagerung<br />
und Vorbereitung nur wenige Sekunden<br />
bis maximal einige Minuten. Der Patient<br />
darf sich nicht bewegen. Manchmal ist<br />
auch die Gabe eines Kontrastmittels<br />
nötig. Die Computertomografie ist zwar<br />
mit einer Strahlenbelastung verbunden,<br />
doch bedacht eingesetzt überwiegen die<br />
Vorteile dieses Verfahrens ein mögliches<br />
Risiko. Ihr großes Plus gegenüber der<br />
Magnetresonanztomografie (MRT), deren<br />
Schichtbilder mittels Magnetfeldern<br />
entstehen, liegt in klareren Aufnahmen<br />
von pulsierenden Organen und der kürzeren<br />
Untersuchungsdauer – das kann<br />
im Notfall Leben retten.<br />
6<br />
4<br />
5<br />
2<br />
3<br />
1<br />
Die Untersuchung<br />
Der Patient wird auf dem Untersuchungstisch<br />
1 langsam durch<br />
den Computertomografen 2<br />
bewegt. Hinter einem Gehäuse<br />
verbirgt sich auf einem Ring 3 die<br />
Röntgenquelle, die den Patien ten<br />
mit einem fächerförmigen Strahlenbündel<br />
aus verschiedenen Positionen<br />
durchleuchtet, während sie<br />
ihn fast unhörbar umkreist. Auf der<br />
gegenüberliegenden Seite des<br />
Rings sind Detektoren installiert,<br />
die die Schwächung der Strahlung<br />
durch den Körper messen. Der<br />
Computer errechnet aus den Daten<br />
eine Vielzahl an Querschnittsbildern<br />
des durchleuchteten Bereichs. Die<br />
in jedem Körperpunkt mit unterschiedlichen<br />
Grauwerten codierten<br />
Aufnahmen sind fast zeitgleich auf<br />
dem Monitor 4 zu begutachten. Der<br />
Patient ist zwar allein im Untersuchungsraum,<br />
die medizinischtechnischen<br />
Radiologie-Assistenten<br />
(MTRA, 5 ) kontrollieren aber<br />
jederzeit das Geschehen. Über ein<br />
Fenster 6 im Überwachungsraum<br />
verfolgen sie jede Sekunde der<br />
Untersuchung und sind über eine<br />
Gegensprech anlage in Kontakt mit<br />
dem Patienten.<br />
Foto: Conny Trumann; Illu: Fotolia<br />
10 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
MEHR VERSTEHEN<br />
IN<br />
DIESEM<br />
HEFT<br />
Angiografie (DSA)<br />
Ein dem Patienten gespritztes Kontrastmittel macht Gefäße auf<br />
der Röntgenaufnahme gut sichtbar. Das Verfahren ist zur Feststellung<br />
von Durchblutungsstörungen und Gefäßleiden geeignet.<br />
Interventionelle Radiologie<br />
Operieren ohne Schnitt mit Blick auf den Bildschirm: Hauchdünne<br />
Instrumente werden unter Röntgenkontrolle durch Blutgefäße<br />
oder Organe bis zum Ort der Erkrankung geführt.<br />
Magnetresonanztomografie (MRT)<br />
Die wichtigsten<br />
Methoden<br />
im Überblick<br />
Von A wie Angiografie bis S wie Szintigrafie:<br />
So funktionieren die verschiedenen bildgebenden<br />
Verfahren<br />
Computertomografie (CT)<br />
Die Computertomografie bringt die dritte Dimension ins<br />
Spiel – dank der sogenannten Schichtbildtechnik (Tomografie).<br />
Denn konventionelle Röntgenaufnahmen bilden das Innere<br />
des Körpers nur „platt“ zweidimensional ab – hintereinanderliegende<br />
Bereiche werden zu einem Summenbild und sind oft<br />
nicht eindeutig zu beurteilen.<br />
Ein Computertomograf ist – vereinfacht gesagt – ein Röntgengerät,<br />
das in einem großen Ring um den Patienten kreist. Die<br />
Durchleuchtungsdaten werden direkt an einen angeschlossenen<br />
Computer übermittelt, der daraus Querschnittsbilder des<br />
untersuchten Körperbereichs errechnet.<br />
Aus mehreren Schichtaufnahmen kann er auch ein dreidimensionales<br />
Bild rekonstruieren, das sich auf dem Bildschirm drehen,<br />
kippen, einfärben und aus unterschiedlichsten Blickwinkeln<br />
betrachten lässt. Die Technik wird heute vor allem für die<br />
Diagnostik von Krebserkrankungen und Herzerkrankungen<br />
(z. B. Herzinfarkt), Erkennung von Schlaganfällen und Blutungen<br />
sowie in der Versorgung von Schwerstverletzten eingesetzt.<br />
Mithilfe von Magnetfeldern, die von Spulen im Inneren einer Röhre<br />
erzeugt werden, wird das Körperinnere sichtbar gemacht. Die<br />
oft auch als Kernspintomografi e bezeichnete Methode ist besonders<br />
geeignet für die Darstellung des Gehirns, der Wirbelsäule,<br />
innerer Organe und der Gelenke sowie des Knocheninneren.<br />
Mammografie<br />
Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust. Sie dient der<br />
Früherkennung und Diagnostik von Brustkrebs.<br />
Positronen-Emissionstomografie (PET)<br />
Die feste Kombination mit CT (PET-CT) oder MRT (MRT-PET)<br />
ist heute üblich. Macht Stoffwechselprozesse im Körper sichtbar.<br />
Geeignet für die Beurteilung bestimmter Tumorarten, aber z. B.<br />
auch Demenzerkrankungen wie dem M. Alzheimer.<br />
Röntgen<br />
Erstes Verfahren, das einen Blick in den Körper ohne Aufschneiden<br />
ermöglichte. Standard ist heute die digitale Radiografi e ohne<br />
Fotofi lme, die die Strahlendosis für den Patienten deutlich senkt.<br />
Sonografie (Ultraschall)<br />
Ein Schallkopf (Sender und Empfänger) sendet Ultraschallwellen<br />
in den Körper und empfängt die refl ektierten Signale. Aus den<br />
Daten errechnet der Computer zwei- und sogar dreidimensionale<br />
Bilder. Selbst der Blutfl uss kann in Farbe gemessen werden.<br />
Strahlentherapie<br />
Durch Röntgenstrahlen sehr hoher Energie und andere Strahlenarten<br />
können auch tief im Körper liegende Tumoren von außen<br />
zerstört werden.<br />
Szintigrafie<br />
Eine radioaktive Substanz wird dem Patienten in minimaler Dosis<br />
verabreicht. Sie reichert sich in bestimmten Organen oder im<br />
Gewebe an und sendet Strahlen aus, mit denen man Bilder<br />
machen kann.<br />
• Diagnose<br />
• Therapie<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 11
RADIOLOGIE<br />
Privatdozent Dr. Peter<br />
Bannas, Oberarzt an<br />
der Klinik und Poliklinik<br />
für Diagnostische und<br />
Interventionelle Radiologie<br />
und Nuklearmedizin<br />
am UKE in Hamburg<br />
12 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
INTERVIEW<br />
Krankheiten<br />
erkennen, bevor sie<br />
ausbrechen<br />
Ein Gespräch mit PD Dr. Peter Bannas, der 2016 mit dem<br />
Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preis ausgezeichnet wurde, über die Faszination<br />
und die Möglichkeiten der Molekular-Radiologie<br />
Foto: Melina Mörsdorf<br />
Sie beschäftigen sich mit molekularer<br />
Bildgebung. Was ist das?<br />
Die meisten Menschen kennen die<br />
makroskopische Radiologie aus eigener<br />
Erfahrung. Das sind die Bilder<br />
aus der CT oder MRT oder konventionelle<br />
Röntgenaufnahmen. Sie zeigen<br />
Strukturen, die man mit dem bloßen<br />
Auge erkennen kann, etwa einen<br />
Bandscheibenvorfall. Bis vor Kurzem<br />
gab es daneben noch die mikroskopische<br />
Bildgebung. Zum Beispiel, wenn<br />
der Pathologe sich eine Gewebeprobe<br />
unter dem Mikroskop ansieht. Die<br />
molekulare Bildgebung, mit der ich<br />
mich beschäftige, ist in zweierlei Hinsicht<br />
besonders. Zum einen stellt sie<br />
noch kleinere Einheiten dar: Mithilfe<br />
von spezifischen Sonden können wir<br />
einzelne Strukturen auf der Oberfläche<br />
von Zellen markieren und diese<br />
in der Bildgebung sichtbar machen.<br />
Zum anderen macht man die Untersuchungen<br />
in vivo. Man muss also<br />
keine Gewebeprobe nehmen, sondern<br />
kann diese molekularen Strukturen<br />
direkt am Patienten untersuchen,<br />
ohne invasiven Eingriff.<br />
Wozu dient diese Bildgebung?<br />
Stellen Sie sich vor, eine Patientin<br />
wurde wegen eines Tumors operiert.<br />
Der Tumor wurde entfernt. Danach<br />
kommt sie jedes Jahr zur Nachsorge<br />
und bekommt ein CT. Auf den Bildern<br />
würde man erkennen, wenn der Tumor<br />
wieder wächst. Man hofft natürlich,<br />
dass dem nicht so ist. Im ersten<br />
bis vierten Jahr sieht man tatsächlich<br />
nichts Auffälliges im CT. Doch im<br />
fünften Jahr sieht man plötzlich eine<br />
etwa drei Zentimeter große Struktur<br />
– offensichtlich ist erneut ein<br />
kleiner Tumor gewachsen. Dieses<br />
Rezidiv wäre also durchaus frühzeitig<br />
erkannt. Aber wir würden es gerne<br />
noch früher erkennen. Mit der molekularen<br />
Radiologie ist das möglich.<br />
Denn sicherlich waren bereits in den<br />
Jahren vor dem makroskopisch erkannten<br />
Befund im CT Tumorzellen<br />
an dieser Stelle – aber man konnte<br />
diese auf den Bildern des CT nicht sehen.<br />
Mithilfe neuer Verfahren kann<br />
man jedoch genau diese Vorstufen<br />
einer Tumorentwicklung darstellen –<br />
und könnte dementsprechend auch<br />
Diese<br />
Verbindung des<br />
Technischen<br />
und des<br />
Menschlichen<br />
ist für mich der<br />
ideale Beruf<br />
früher therapeutisch eingreifen. Zum<br />
Beispiel erlebt die Diagnostik und<br />
Nachsorge des Prostatakarzinoms<br />
durch den Einsatz der molekularen<br />
Bildgebung einen Durchbruch.<br />
Sie haben 2016 den Wilhelm-<br />
Conrad- Röntgen-Preis erhalten, der<br />
verliehen wird für eine hervorragende<br />
wissenschaftliche Arbeit, die dem<br />
Fortschritt der Radiologie dient.<br />
Ja. In unseren Studien wollten wir<br />
zeigen, dass man mit sogenannten<br />
Nanobodies als spezifischem Kontrastmittel<br />
insbesondere kleinste<br />
Tumoren effizienter markieren kann,<br />
als es bisher in der molekularen Radiologie<br />
möglich war. Nanobodies richten<br />
sich, genau wie konventionelle Antikörper,<br />
spezifisch gegen Oberflächenmarker<br />
der Krebszellen von Tumoren.<br />
Nano bodies sind jedoch sehr klein,<br />
zehnmal kleiner als konventionelle<br />
Antikörper, die man bisher einsetzt,<br />
um Tumorgewebe zu identifizieren.<br />
Aufgrund ihrer geringen Größe können<br />
unsere Nanobodies das Gewebe<br />
viel besser passieren und insbesondere<br />
kleine Tumoren effizienter markieren.<br />
Wir konnten in unseren präklinischen<br />
Studien zeigen, dass man mit unserer<br />
Methode tatsächlich bereits einzelne<br />
Krebszellen und Tumoren sichtbar<br />
machen kann, die erst wenige Millimeter<br />
groß sind.<br />
••<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 13
INTERVIEW<br />
Wie kamen Sie zur Radiologie?<br />
Der Vater eines Mitschülers war Radiologe,<br />
und bei ihm habe ich bereits<br />
im ersten Semester eine Hospitation<br />
gemacht. Das war sehr interessant.<br />
Zudem bin ich sehr technikaffin und<br />
gut im dreidimensionalen Denken.<br />
Diese Kombination passt perfekt zur<br />
Radiologie. Man muss die zweidimensionalen<br />
Bilder, die man vor sich<br />
sieht, in Einklang bringen mit dem,<br />
was in der dreidimensionalen Wirklichkeit,<br />
nämlich dem Patienten, da<br />
ist. Mir gelingt das sehr gut und vor<br />
allem macht es mir jeden Tag wieder<br />
unheimlich viel Spaß.<br />
Was fasziniert Sie an Ihrem Fach?<br />
Mich interessiert zum einen, wie unsere<br />
komplexen modernen CT- oder<br />
MRT-Geräte funktionieren. Technik<br />
fasziniert mich schon seit meiner Jugend.<br />
Neben dem technischen Aspekt<br />
interessiert mich in der Radiologie,<br />
dass wir Erkrankungen selbst<br />
erforschen und versuchen, sie besser<br />
zu erkennen. Diese Verbindung des<br />
Technischen und des Menschlichen<br />
ist für mich der ideale Beruf.<br />
Haben Sie viel mit Ihren Patienten<br />
zu tun? Radiologen interpretieren<br />
doch eher Bilder.<br />
Es kommt darauf an. Manchmal bin<br />
ich es auch als Radiologe, der einen<br />
Befund erklärt. Etwa einen Bandscheibenvorfall.<br />
Ich bin außerdem<br />
ein leidenschaftlicher interventioneller<br />
Radiologe. Mithilfe der Angiografie<br />
können wir Gefäße, die verengt<br />
oder verschlossen sind, sichtbar<br />
machen – und in der gleichen Sitzung<br />
können wir diese Gefäße wieder<br />
öffnen. Das heißt, der Radiologe<br />
arbeitet hier nicht nur diagnostisch,<br />
sondern therapiert seine Patienten<br />
auch. Mein Mentor, Prof. Gerhard<br />
Adam, prägte den Satz, die Angiografie<br />
sei das Salz in der Suppe des Radiologen.<br />
Genauso empfinde ich es.<br />
Was wäre aus Ihrer Sicht die ideale<br />
Entwicklung der Bildgebung?<br />
Das Ideal für eine Zukunft, in der die<br />
molekulare Bildgebung zum Standard<br />
wird, wäre, dass man Tumoren<br />
erkennt, die erst aus wenigen Zellen<br />
bestehen. Oder – noch weiter in die<br />
Zukunft gedacht – dass man sogar<br />
bereits das Potenzial einer Zelle für<br />
die Tumorbildung erkennt, bevor sie<br />
überhaupt zur entarteten Tumorzelle<br />
wird. Solche Zellen zeigen bereits<br />
Gendefekte. Meine Zukunftsvision<br />
ist, dass man eines Tages Patienten<br />
spezifische molekulare Kontrastmittelsonden<br />
injiziert, die Gendefekte<br />
von Zellen bereits detektieren, bevor<br />
bösartige Tumoren entstehen. •<br />
PD Dr. Bannas bei der Verleihung des<br />
Wilhelm-Conrad-Röntgen-Preises im Mai 2016<br />
Privatdozent<br />
Dr. med. Peter Bannas:<br />
Er studierte an der Universität<br />
Hamburg, der Universität Henri<br />
Poincaré in Nancy, Frankreich, sowie<br />
an der Martin-Luther-Universität in<br />
Halle an der Saale und ist heute<br />
Oberarzt an der Klinik und Poliklinik<br />
für Diagnostische und Interventionelle<br />
Radiologie und Nuklearmedizin am<br />
UKE in Hamburg. Sein großes Interesse<br />
gilt der Weiterentwicklung der<br />
Radiologie im Bereich der molekularen<br />
Bildgebung.<br />
Forschungsarbeit:<br />
Vergleich von Nanobodies und<br />
konventionellen Antikörpern für die<br />
Detektion von Tumoren. (Ein Modell)<br />
Foto: Melina Mörsdorf, Deutsche Röntgengesellschaft/PR<br />
14 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
LITERATUR<br />
Das Ende des<br />
Schweigens<br />
Der amerikanische Illustrator David Small erzählt<br />
in der Graphic Novel „Stiche“ von seiner Kindheit in<br />
den 1950er-Jahren als Sohn eines Radiologen<br />
288<br />
Auf Youtube kann man sich Interviews anschauen, die der<br />
Illustrator David Small anlässlich der Nominierung seines<br />
Buches „Stiche. Erinnerungen“ für den National Book<br />
Award gegeben hat. Man sieht dort einen freundlichen,<br />
nachdenklichen Mann, der reflektiert und offen über seine<br />
Arbeit spricht, mit ruhiger, warmer Stimme. Das erscheint<br />
selbstverständlich. Dass es das nicht ist, erfährt man, wenn<br />
man Smalls autobiografisches Buch liest.<br />
Der in Detroit aufgewachsene Illustrator ist in den<br />
USA vor allem als Kinderbuchautor bekannt. Seit mehr als<br />
dreißig Jahren verfasst der mittlerweile 71-Jährige vielfach<br />
prämierte Bilderbücher. „Stiches. A Memoir “, so der Originaltitel<br />
seiner 2009 erschienenen Graphic Novel, ist Smalls<br />
Debüt als Comic-Autor. Er hat sich darin seiner eigenen<br />
Biografie zeichnend angenähert. Er erzählt die Geschichte<br />
seiner Kindheit und Jugend im technikgläubigen Amerika<br />
der 50er-Jahre – und die einer dysfunktionalen Familie, in<br />
der vor allem geschwiegen und verdrängt wurde.<br />
Small berichtet in seinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen,<br />
die an die Suspense-Filmklassiker von Alfred Hitchcock<br />
und an das surreale Kino von Luis Buñuel erinnern, von<br />
einem bürgerlichen Haushalt, von emotional abwesenden<br />
Eltern, die mit ihren eigenen Dämonen kämpfen, von belastenden<br />
Familiengeheimnissen und der Katastrophe, die<br />
seine Kindheit und Jugend prägen sollte.<br />
Der sechsjährige David litt an Stirnhöhlenvereiterungen.<br />
Sein Vater Ed, Röntgenarzt am Detroit Osteopathic<br />
Hospital, behandelte ihn selbst. Die enorm hohe Strahlendosis,<br />
die er seinem Sohn David (und auch dessen Bruder<br />
Ted) verabreichte, war ein übliches Verfahren zu jener Zeit.<br />
„Ich erinnere mich an das Gefühl der eiskalten Oberfläche<br />
der Tische, auf die wir gelegt worden sind, um geröntgt zu<br />
werden, manchmal nur auf einem dünnen Laken. Und an<br />
den Kreidegeschmack von nicht aromatisiertem Barium, an<br />
das grünliche, unterwasserhafte Leuchten der Bildschirme,<br />
auf dem unsere Innereien zu sehen waren“, sagt Small.<br />
Röntgenstrahlen galten Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />
als Allheilmittel und Patentlösung. Nicht nur<br />
in der Medizin: Sogar in Schuhgeschäften, wo jeder, der<br />
wollte, seinen Fuß in eine kleine Röntgenmaschine stecken<br />
und sich seine Füße ansehen konnte. „Radiologen wurden<br />
Erst als ich alles zeichnete, merkte ich,<br />
wie ich alles noch einmal erlebte. Das war<br />
aufwühlend, befreiend und fesselnd<br />
16 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
GRAPHIC NOVEL<br />
dad legte MicH auf seinen beHandlungstiscH und »renkte Mir den<br />
Hals ein«. so nannten wir die osteopatHiscHe ManipulationstHerapie,<br />
die er iM MedizinstudiuM gelernt Hatte.<br />
.. ..<br />
fur MicH waren dad und seine kollegen wie die HeldenHaften Manner<br />
aus den anzeigen iM life <strong>Magazin</strong>e; Mutig scHritten sie einer leucHtenden<br />
und straHlenden zukunft entgegen.<br />
..<br />
und es war dad, der radiologe, der MicH so oft rontgte, weil angenoM-<br />
.. ..<br />
Men wurde, dass das Meine stirnHoHlen Heilen wurde.<br />
Wir durchdringen das unbekannte<br />
mit<br />
Radiologie<br />
still-<br />
Halten!<br />
..<br />
sie waren soldaten der wissenscHaft und iHre waffe war der rontgenstraHl.<br />
rontgenstraHlen konnten durcH kleider, Haut, sogar<br />
..<br />
..<br />
Metall seHen. es waren wunderstraHlen, die alles Heilen wurden.<br />
289<br />
26<br />
21<br />
27<br />
Fotos: privat/PR<br />
in jenen Jahren als die Astronauten ihrer Zeit angesehen“,<br />
erinnert sich Small. „Sie hatten vermeintlich diese unsichtbaren<br />
‚Wunderstrahlen‘ im Griff, die alles würden heilen<br />
können. So wie die ersten Astronauten in ihren zerbrechlichen,<br />
fliegenden Käfigen, fuhren sie einen ganz heißen Reifen.<br />
Ich konnte diese Arroganz in meinem Vater erkennen.“<br />
Doch die Behandlungen blieben für David nicht ohne<br />
Folgen: Als Elfjähriger trug Small einen Tumor in sich. Mit<br />
14 Jahren wurden bei einer Operation seine Stimmbänder in<br />
Mitleidenschaft gezogen. David Small verlor sein Stimme.<br />
Dass er Krebs hatte und alle damit rechneten, dass er<br />
sterben würde, musste er selbst herausfinden. Weder seine<br />
Eltern noch der operierende Arzt oder die Krankenschwestern<br />
sprachen mit ihm darüber. Es gab nur Schweigen. Das<br />
der anderen. Und sein eigenes. „Zurück in der Schule, zunächst<br />
wahnsinnig befangen, lernte ich bald, dass man ohne<br />
Stimme gar nicht existiert“, lässt Small sein jugendliches<br />
Ich in „Stiche“ sagen. Es sollte Jahre dauern, bis er von dem<br />
kratzigen Flüsterton wieder zu seiner Stimme fand.<br />
In „Stiche“ hat sich Small, „nach einer Zeit der Amnesie,<br />
die nötig war, um mein Leben wieder aufzubauen“, wie<br />
er sagt, im späten Erwachsenenalter mit den schwierigen<br />
Erfahrungen in seiner Kindheit auseinandergesetzt. „Ich<br />
habe Jahre daran gearbeitet. Erst in Prosaform und dann,<br />
viel später, gezeichnet. Der Versuch, mich meiner Familie<br />
mit Worten zu nähern, brachte keine befriedigenden<br />
Ergebnisse. Da war noch eine Lage dünner Stoff zwischen<br />
mir und der Vergangenheit. Erst als ich alles tatsächlich<br />
zeichnete, merkte ich, wie ich alles noch einmal erlebte. Das<br />
war aufwühlend, befreiend und fesselnd.“<br />
Vor der Veröffentlichung gab er das Buch seinem Bruder<br />
Ted, mit dem er über Jahre nur wenig Kontakt gehabt<br />
hatte, ganz und gar unsicher, wie er es finden würde. Doch<br />
der reagierte überhaupt nicht ablehnend. Das Buch und die<br />
folgenden Gespräche ermöglichten den Brüdern eine Annäherung.<br />
Sie teilten die Erfahrungen ihrer Kindheit und<br />
fanden wieder enger zusammen. „Allein das war es wert,<br />
alles noch einmal zu durchleben“, sagt Small. •<br />
Stiche erzählt eine beklemmende<br />
Familiengeschichte und beschreibt<br />
eine Ära der naiven Technikgläubigkeit,<br />
wie wir sie uns<br />
heute kaum noch<br />
vorstellen können.<br />
David Smalls<br />
Graphic Novel ist<br />
auf Deutsch im<br />
Carlsen Verlag erschienen<br />
und kostet<br />
14,90 Euro.<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 17
RADIOLOGIE IM ALLTAG<br />
Die Auferstehung<br />
der Meritamun<br />
Mithilfe modernster Technik und einer Bildhauerin rekonstruierte<br />
ein Team von australischen Wissenschaftlern den Kopf einer ägyptischen<br />
Mumie. Das Ergebnis ist verblüffend lebensecht<br />
Schön ist sie, jung, ihr Gesicht<br />
symmetrisch, der Blick ein wenig<br />
entrückt. Die Wissenschaftler, die sie<br />
rund 2000 Jahre nach ihrem Tod zu<br />
neuem Leben erweckten, gaben ihr<br />
den Namen Meritamun. Für die alten<br />
Ägypter sei es enorm wichtig gewesen,<br />
dass ihr Name nach ihrem Tod<br />
ausgesprochen wurde, erklärt Dr.<br />
Janet Davey, forensische Ägyptologin<br />
an der Monash University in Melbourne.<br />
Meritamun bedeutet „Geliebte<br />
des Gottes Amun“.<br />
Das Meritamun-Projekt begann ganz<br />
unspektakulär. Etwa ein Jahrhundert<br />
lag der mumifizierte Kopf unbeachtet<br />
in den Archiven des „Harry Brookes<br />
Allen Anatomy und Pathology<br />
Museum“ der Universität Melbourne.<br />
Kurator Dr. Ryan Jefferies wollte<br />
zunächst nur herausfinden, in welchem<br />
Zustand sich der Schädel nach<br />
so langer Zeit befand.<br />
Das Entfernen der Bandagen<br />
wäre zu riskant gewesen, die Überreste<br />
hätten Schaden nehmen können.<br />
Zudem hätte es die Würde dieser Person<br />
verletzt, die ja einst für ein Leben<br />
nach dem Tod einbalsamiert worden<br />
war. Also wurde eine Computertomografie<br />
(CT) gemacht. CT-Scans werden<br />
schon seit den 1990er-Jahren<br />
für die Untersuchung von Mumien<br />
genutzt, und mit dem technischen<br />
Dr. Ryan Jefferies im Archiv der Universität<br />
Melbourne (o.); Dr. Janet Davey<br />
beim Scannen des Kopfes; Meritamun<br />
Fortschritt werden auch die Ergebnisse,<br />
die sie liefern, immer besser.<br />
Die Aufnahme zeigte, dass der<br />
Kopf in ungewöhnlich gutem Zustand<br />
war. Die Neugier der Wissenschaftler<br />
war geweckt – und sie erkannten,<br />
dass sich ihnen eine wunderbare<br />
Möglichkeit für eine interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit bot, um das Rätsel<br />
der unbekannten Mumie zu lösen.<br />
Anhand der Knochenstruktur<br />
bestimmte Dr. Janet Davey das<br />
Geschlecht als weiblich. „Sie war<br />
zum Zeitpunkt ihres Todes höchstens<br />
Anfang 20 und vermutlich etwa<br />
1,62 Meter groß“, so Dr. Davey weiter,<br />
die bei ihren Untersuchungen unter<br />
anderem von Experten der Zahnheilkunde,<br />
Radiologen und forensischen<br />
Anthropologen unterstützt wurde,<br />
auch Anthropologen aus Großbritannien<br />
wurden konsultiert.<br />
Der CT-Scan zeigte, dass die Zähne<br />
der Mumie in keinem guten Zustand<br />
waren, was entweder an der Ernährung<br />
oder an mangelnder Zahnhygiene<br />
gelegen haben könnte. „Wir<br />
konnten zudem sehen, dass ihr Gehirn<br />
entfernt wurde. Das deutet auf eine<br />
teure Art der Einbalsamierung hin,<br />
ein Hinweis darauf, dass sie aus einer<br />
Familie stammte, die über ausreichend<br />
finanzielle Mittel verfügte“,<br />
erklärt Dr. Davey.<br />
18 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
REPORTAGE<br />
Die australische Bildhauerin Jennifer<br />
Mann modelliert in ihrem Atelier die<br />
Gesichtszüge der Meritamun<br />
Fotos: Paul Burston, University of Melbourne<br />
Meritamuns Leben endete<br />
vor ungefähr 2000 Jahren, ihr<br />
genaues Alter soll demnächst eine<br />
Radiokarbon datierung ergeben. Die<br />
exakte Todesursache der jungen Frau<br />
ist allerdings nur sehr schwer zu bestimmen,<br />
da der Rest ihres Körpers<br />
fehlt. Denkbar ist, dass zwei entdeckte<br />
Zahnabszesse eine Rolle spielten.<br />
Es fanden sich in der Knochenstruktur<br />
aber auch Anzeichen, die für eine<br />
Anämie, eine Wurminfektion oder<br />
Malariaparasiten sprechen.<br />
Mithilfe der Daten, die der CT-Scan<br />
geliefert hatte, wurde im nächsten<br />
Schritt ein 3-D-Modell des Schädels<br />
gedruckt, ein aufwendiger Vorgang,<br />
der 140 Stunden dauerte. Dieses<br />
Modell konnte dann Jennifer Mann<br />
als Basis für ihre Arbeit nutzen. Die<br />
australische Bildhauerin wurde in<br />
den Vereinigten Staaten bei Karen T.<br />
Taylor ausgebildet, einer der führenden<br />
Expertinnen auf dem Gebiet der<br />
forensischen Gesichtsrekonstruktion.<br />
Mit der Methode werden sonst<br />
unbekannte Mordopfer identifiziert.<br />
Als ein echtes Zusammenspiel<br />
zwischen Kunst und Wissenschaft<br />
beschreibt Jennifer Mann<br />
die Methode, „die eine kann nicht<br />
ohne die andere existieren“. Mann<br />
brachte zunächst Marker auf dem<br />
Schädelmodell an, mit denen die<br />
Gewebestärke an den betreffenden<br />
Stellen festgelegt wird. Grundlage<br />
dafür waren statistische Werte von<br />
Menschen, die im heutigen Ägypten<br />
leben. Anschließend modellierte die<br />
Künstlerin Meritamuns Gesichtszüge<br />
mit Ton. Glasaugen, eine Perücke<br />
und die Bemalung lassen die Büste<br />
erstaunlich lebensecht wirken. Eine<br />
wunderbare Erfahrung sei ihre<br />
Mitarbeit an der Rekonstruktion der<br />
Meritamun gewesen, sagt Mann, „ich<br />
hoffe, ich bin ihr gerecht geworden“.<br />
Das gesamte Team, das die Veröffentlichung<br />
einer wissenschaftlichen<br />
Arbeit mit den Ergebnissen plant, sei<br />
enorm stolz auf das Projekt, sagt auch<br />
Dr. Davey. Meritamun hat dank der<br />
Zusammenarbeit und des Engagements<br />
vieler Menschen ein Gesicht<br />
und eine Geschichte bekommen.<br />
Doch eine Frage bleibt: Wie gelangte<br />
der Kopf einer altägyptischen<br />
Mumie in das Depot einer Universität<br />
im fernen Australien? Aufzeichnungen<br />
zu seiner Herkunft existieren<br />
nicht, doch es wird vermutet, dass der<br />
Anatom und Anthropologe Frederic<br />
Wood Jones ihn 1907/08 von einer<br />
Forschungs reise nach Südägypten<br />
mitbrachte, zu einer Zeit also, in der<br />
noch niemand Anstoß am Handel<br />
mit menschlichen Überresten nahm.<br />
Endgültig klären aber lässt sich dieses<br />
Rätsel auch mit der Hilfe modernster<br />
Technik nicht. •<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 19
GESUNDHEIT<br />
Wie die Sonne<br />
uns stärkt<br />
Jetzt ist die beste Zeit, das Vitamin-D-Depot aufzufüllen,<br />
um einen gesunden Kalziumhaushalt sicherzustellen – und<br />
Knochenerkrankungen wie Osteoporose aktiv entgegenzuwirken<br />
1Raus ans Licht Um Vitamin D zu produzieren,<br />
das für die Kalziumaufnahme gebraucht wird,<br />
benötigt der Körper Sonne. Schon 30 Minuten<br />
täglich im Freien reichen im Sommer aus.<br />
3Öfter barfuß gehen<br />
Gesunde Füße sind das Fundament<br />
unseres Skeletts. Barfußlaufen<br />
stärkt die Fußmuskulatur<br />
um 30 Prozent mehr als das<br />
Gehen in Schuhen. Also: Am<br />
Strand oder auf der Wiese<br />
ruhig mal „unten ohne“ gehen.<br />
2In Bewegung bleiben<br />
Kombinieren Sie Ihre Sonnenspaziergänge<br />
mit kräftigenden<br />
Übungseinheiten wie etwa<br />
Kniebeugen oder Ausfallschritten.<br />
Regelmäßige Bewegung wirkt<br />
sich nachweislich positiv auf die<br />
Knochendichte aus.<br />
4Saisonal essen Die Ernährung mit viel Obst<br />
und Gemüse und wenigen tierischen Fetten senkt bei<br />
Frauen das Risiko für Hüftbrüche nach den Wechseljahren.<br />
Jetzt ist die beste Zeit, sich mit frischer und<br />
vitaminreicher Kost aus der Region zu versorgen.<br />
5Je frischer, desto besser Verbinden Sie Sonne, Bewegung und Ernährung –<br />
etwa beim Äpfelpfl ücken. Dabei bewegen Sie sich an der frischen Luft und werden mit<br />
leckerem Obst belohnt. Tipp: Schub- oder Handkarre verwenden, das schont den Rücken.<br />
Wie Osteoporose radiologisch diagnostiziert wird<br />
und welche Behandlungs- und Vorbeugemöglichkeiten es gibt,<br />
erfahren Sie auf den nächsten Seiten<br />
20 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
RATGEBER<br />
Foto: Fotolia<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 21
GESUNDHEIT<br />
Ein gesunder Lebensstil<br />
trägt dazu bei, die Knochen<br />
lange gesund zu halten<br />
22 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
RATGEBER<br />
Damit der Knochen<br />
stark bleibt<br />
Weniger als ein Viertel aller Osteoporose-Erkrankungen wird<br />
diagnostiziert. Wird sie mithilfe der Radiologie erkannt, kann sie frühzeitig<br />
behandelt werden. So bleibt wertvolle Lebensqualität erhalten<br />
Foto: Fotolia<br />
Osteoporose ist eine Stoffwechselkrankheit,<br />
die sich auf die Stabilität<br />
der Knochen auswirkt. Der Begriff<br />
bedeutet „poröser Knochen“ – der<br />
Volksmund spricht von „Knochenschwund“.<br />
Unsere Knochen sind keine<br />
starren, unveränderlichen Gebilde, sie<br />
sind ständigen komplizierten Umbauprozessen<br />
unterworfen. In einem<br />
gesunden Knochen findet ein perfekt<br />
abgestimmtes Zusammenspiel zwischen<br />
Zellaufbau und -abbau statt. Ist<br />
es gestört, kann es zu einem verstärkten<br />
Abbau von Knochensubstanz kommen.<br />
Der Knochen verliert an Dichte<br />
und wird damit anfälliger für Frakturen.<br />
In Deutschland leiden geschätzte<br />
sechs Millionen Menschen an Osteoporose.<br />
Frauen erkranken häufiger als<br />
Männer. Besonders gefährdet sind sie<br />
nach den Wechseljahren, denn der gesunkene<br />
Östrogenspiegel beeinträchtigt<br />
den Knochenstoffwechsel. Auch<br />
Medikamente wie Kortisonpräparate<br />
können die Entwicklung einer Osteoporose<br />
begünstigen. Das Gefährliche<br />
an Osteoporose ist, dass die daraus<br />
resultierenden Brüche schwierig zu<br />
behandeln sind und schlecht heilen,<br />
da poröse Knochen nur langsam zusammenwachsen<br />
und stabilisierende<br />
Implantate schwer Halt finden. Ist der<br />
Knochen einmal abgebaut, kann er<br />
leider nur begrenzt wieder aufgebaut<br />
werden. Deshalb ist es besonders wichtig,<br />
dass Osteoporose früh diagnostiziert<br />
und behandelt wird.<br />
Bei diesen Warnsignalen<br />
ist ein Osteoporose-Check<br />
sinnvoll:<br />
Knochenbrüche nach kleineren Stürzen<br />
und Unfällen<br />
Diese „niedrigtraumatischen“ Knochenbrüche<br />
ohne echtes Unfallereignis<br />
sind ein deutlicher Hinweis darauf,<br />
dass die Stabilität der Knochen<br />
nicht mehr ausreicht, um alltäglichen<br />
Belastungen standzuhalten.<br />
Abnahme der Körpergröße<br />
Im Alter zu schrumpfen ist ganz normal.<br />
Übersteigt der Körpergrößenverlust<br />
aber vier Zentimeter, können<br />
unentdeckte Wirbelkörperbrüche die<br />
Ursache sein. Das Tückische: Nur ein<br />
Drittel aller Wirbelkörperbrüche als<br />
Folge von Osteoporose wird diagnostiziert,<br />
denn sie verursachen häufig<br />
kaum Beschwerden. Zur Abklärung<br />
erstellt der Arzt eine Röntgenaufnahme<br />
der Wirbelsäule. Die Stabilität<br />
einer Fraktur wird durch die Computertomografie<br />
beurteilt. Werden Wirbelkörperfrakturen<br />
festgestellt, gibt<br />
die Magnetresonanztomografie Aufschluss,<br />
ob es sich um einen frischen<br />
oder älteren Bruch handelt und ob der<br />
Bruch möglicherweise eine andere<br />
Ursache als Osteoporose hat.<br />
Oberschenkelhalsfrakturen<br />
Ein typisches Symptom der Altersosteoporose<br />
sind Brüche des Oberschenkelhalses.<br />
Dabei bricht das<br />
schmale Verbindungsstück zwischen<br />
Oberschenkelknochenschaft und<br />
Hüftkopf. Ebenfalls häufig sind Brüche<br />
des Unterarms, des Oberarmknochens,<br />
der Hüfte und des Beckens.<br />
Kombination mehrerer<br />
Risikofaktoren<br />
Hohes Lebensalter ist einer der<br />
größten Risikofaktoren. Der Dachverband<br />
Osteologie empfiehlt daher<br />
allen Frauen ab 70 und Männern ab<br />
80 Jahren einen Osteoporose-Check.<br />
Kommen mehrere Risikofaktoren<br />
wie Bewegungsarmut, Untergewicht,<br />
Nikotinkonsum, Einnahme von<br />
kortison haltigen Medikamenten oder<br />
bei Frauen ein verfrühter Eintritt der<br />
Wechseljahre zusammen, sollte man<br />
sich früher untersuchen lassen.<br />
Und dann kommt die Radiologie<br />
ins Spiel – so wird<br />
Osteoporose diagnostiziert:<br />
Um zu prüfen, ob tatsächlich eine Osteoporose<br />
vorliegt, macht sich der Arzt<br />
im Gespräch als Erstes ein Bild über<br />
die Vorgeschichte des Patienten. Dabei<br />
fragt er zum Beispiel nach Knochenbrüchen,<br />
Bewegungseinschränkungen,<br />
Rückenschmerzen, Ernährung und<br />
körperlicher Aktivität. Ein Blutbild<br />
zeigt, ob andere Erkrankungen Ursache<br />
für die erhöhte Frakturgefahr ••<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 23
GESUNDHEIT<br />
sein können. Dann wird die Knochendichte<br />
mit bildgebenden Verfahren<br />
gemessen, der Fachbegriff dafür ist<br />
Osteodensitometrie.<br />
Röntgen: das DXA-Verfahren<br />
Die DXA- oder DEXA-Methode ist ein<br />
Niedrigdosenröntgenverfahren, das<br />
sehr verlässliche Ergebnisse zur Knochendichte<br />
liefert. Für den Patienten<br />
ist die Untersuchung schmerzfrei und<br />
kommt mit einer geringen Strahlendosis<br />
aus, die etwa der natürlichen<br />
Strahlenbelastung entspricht, der<br />
ein Mensch im Laufe eines Tages im<br />
Alltag ausgesetzt ist. Bei der Untersuchung<br />
durchdringt Röntgenstrahlung<br />
das Gewebe. Je dichter die Knochenstruktur,<br />
desto mehr Strahlung wird<br />
„geschluckt“. Ein Computer berechnet<br />
dann aus den Strahlenabweichungen<br />
den Knochendichtewert.<br />
Dieser wird mit einem alters- und<br />
geschlechtsentsprechenden Normalkollektiv<br />
über den sogenannten<br />
T-Wert verglichen. Das relative Frakturrisiko<br />
beschreibt der Z-Wert.<br />
QCT: die quantitative<br />
Computertomografie<br />
Diese Methode ist vor allem für<br />
Patienten geeignet, bei denen eine<br />
DXA-Messung nicht durchführbar<br />
ist, weil bestimmte Faktoren die<br />
Messergebnisse verfälschen würden.<br />
Das können zum Beispiel schwere<br />
degenerative Veränderungen der<br />
Lendenwirbelsäule sein, starke<br />
Arterienverkalkungen oder Wirbelsäulenverkrümmungen.<br />
Die QCT<br />
hat den Vorteil, dass ein Knochenabbau<br />
früher nachgewiesen werden<br />
kann als mit anderen Verfahren. Der<br />
Nachteil: Die Strahlendosis ist höher<br />
als bei der DXA.<br />
Sonografie: quantitativer<br />
Ultraschall<br />
Dieses bildgebende Verfahren<br />
kommt ohne Strahlenbelastung aus,<br />
das ist ein großer Vorteil der Ultraschalluntersuchung.<br />
Der quantitative<br />
Ultraschall (QUS) darf allerdings<br />
nicht zur Diagnose der Osteoporose<br />
nach WHO-Definition verwendet<br />
werden. Zwar kann der QUS des<br />
Knochens, bevorzugt an der Ferse,<br />
zusätzliche Informationen zum<br />
Frakturrisiko eines Patienten liefern.<br />
Im Falle eines konkreten Verdachtes<br />
auf Osteoporose sollte jedoch besser<br />
auf konventionelle Methoden zur<br />
Knochendichtemessung zurückgegriffen<br />
werden.<br />
1. Die Wirbelkörper zeigen ein streifiges Erscheinungsbild und eine erhöhte Durchlässigkeit<br />
für die Röntgenstrahlen – ein Hinweis auf eine Osteoporose 2. Als Folge der Osteoporose<br />
kommt es zu Einbrüchen der Wirbelkörper (Pfeile) 3. Das CT-Bild stellt die streifige<br />
Zeichnung der Wirbelkörper im Rahmen der Osteoporose sehr deutlich dar. Zusätzlich sind<br />
sowohl die kortikale als auch die trabekuläre Knochensubstanz deutlich vermindert<br />
1. 2. 3.<br />
So sieht ein knochenfreundlicher<br />
Lebensstil aus:<br />
Knochengesunde Ernährung<br />
Kalzium ist der wichtigste Knochenbaustein.<br />
Um ausreichend mit dem<br />
Mineralstoff versorgt zu sein, empfiehlt<br />
es sich, reichlich Milchprodukte,<br />
grünes Gemüse und Mineralwasser zu<br />
sich zu nehmen. Was man beachten<br />
sollte: Es gibt einige Lebensmittel,<br />
die sich negativ auf den Kalziumhaushalt<br />
auswirken, etwa Fertiggerichte,<br />
Chips, Cola oder Wurst. Schuld daran<br />
ist das enthaltene Phosphat, das dafür<br />
sorgt, dass Kalzium vermehrt aus dem<br />
Knochen abgebaut und die Aufnahme<br />
von Kalzium aus dem Darm reduziert<br />
wird. Damit der Körper Kalzium über<br />
den Darm aufnehmen kann, braucht<br />
er Vitamin D. Die Versorgung über<br />
die Ernährung ist nicht ganz einfach,<br />
denn nur sehr wenige Nahrungsmittel,<br />
zum Beispiel fetter Fisch oder Ei,<br />
liefern das Vitamin. Unter Einfluss<br />
von Sonnenlicht kann der Körper aber<br />
einen Großteil des täglichen Bedarfes<br />
in der Haut selbst bilden. Aktuelle<br />
Osteoporose-Leitlinien raten daher zu<br />
einer täglichen Sonnenlicht-Exposition<br />
von mindestens 30 Minuten.<br />
Bewegung tut den Knochen gut<br />
Studien zeigen, dass eine gesteigerte<br />
Belastung mit einer Zunahme der<br />
Knochenmasse und einer Steigerung<br />
der Festigkeit verbunden ist. Sportarten,<br />
die mit Gewichtsbelastung,<br />
Richtungswechseln und Sprüngen<br />
verbunden sind, tragen am ehesten<br />
zur Erhöhung der Knochendichte bei.<br />
Da diese Sportarten aber bei einer<br />
Osteoporose mit einem erhöhten<br />
Verletzungsrisiko gepaart sind, sollten<br />
Patienten mit nachgewiesen geringer<br />
Knochendichte Walking oder Krafttraining<br />
bevorzugen. Studien ergaben,<br />
dass bei einer niedrigen Knochendichte<br />
gleichzeitig die Reizschwelle<br />
für mechanische Reize erniedrigt ist.<br />
Der Knochen reagiert dann also auch<br />
auf sanftere sportliche Betätigung mit<br />
einer Zunahme an Masse. •
DENKSPORT<br />
Rätselzeit<br />
Kreuzworträtsel sind mehr als nur ein entspannender<br />
Zeitvertreib. Sie fordern das Gehirn und halten so geistig fit.<br />
Also: Finden Sie das Lösungswort!<br />
QUIZ<br />
Jetzt sind Sie der<br />
Radiologe!<br />
Fotos: Deutsche Röntgengesellschaft<br />
kleines<br />
Lasttier<br />
Verein,<br />
Zweckverband<br />
seelische<br />
Erschütterung<br />
Fußglied<br />
kantig,<br />
nicht<br />
rund<br />
Kühlungsmittel<br />
verborgen<br />
(Krankheit)<br />
Maßeinteilung<br />
an Messgeräten<br />
Borke bestimmter<br />
Eichen<br />
6<br />
Region französisches<br />
der Rep.<br />
Südafrika<br />
Physikerehepaar<br />
Schwermetall<br />
Augendeckel<br />
Untersuchung<br />
Physiker<br />
dt.<br />
(Gesundheits...)<br />
(Wilhelm<br />
Conrad)<br />
Lärm,<br />
Radau<br />
landwirtschaftl.<br />
Gebäude<br />
voll entwickelt;<br />
erwachsen<br />
Abkürzung<br />
für<br />
Edition<br />
1<br />
Südslawe<br />
Stuhlteil<br />
balladenhaftes<br />
Kabarettlied<br />
Modetanz<br />
der<br />
60er<br />
5<br />
herbei,<br />
hierher<br />
(ugs.)<br />
Stacheltier<br />
getrocknetes<br />
Gras<br />
die<br />
Ackerkrume<br />
lockern<br />
Schiffs-,<br />
Flugzeugbesatzung<br />
(englisch)<br />
Wüsteninsel<br />
Ausbreitung<br />
von<br />
Energie<br />
Spannmuskel<br />
(Med.)<br />
8<br />
Teil des<br />
Klavierteil;<br />
Bühnenstücks<br />
Druckhebel<br />
Einheit d.<br />
magnetischen<br />
Induktion<br />
Plattfisch<br />
genau;<br />
sorgfältig<br />
Zitterpappel<br />
Schmuckstein<br />
eine der<br />
Kleinen<br />
Sundainseln<br />
Gewürz-,<br />
Heilpflanze<br />
Bücherbord<br />
unbestimmter<br />
Artikel<br />
Künstlerwerkstatt<br />
Schulfestsaal<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Die Buchstaben in den eingekreisten Feldern ergeben das Lösungswort<br />
4<br />
äußerste<br />
Armut<br />
heilender<br />
Pflanzenaufguss<br />
Europ.<br />
Fußballverband<br />
befinden,<br />
einschätzen<br />
(Abk.)<br />
griechischer<br />
Buchstabe<br />
Leichtmetall<br />
(Kzw.)<br />
Kfz-<br />
Zeichen<br />
Ludwigsburg<br />
munter,<br />
lebhaft<br />
Gewinn,<br />
Ausbeute<br />
russischer<br />
Mönch<br />
schwankend,<br />
unsicher<br />
7<br />
kleiner<br />
Junge<br />
(Kose-<br />
3 wort)<br />
2<br />
Abk. für<br />
Elektroenzephalogramm<br />
engl.<br />
Adelstitel:<br />
Graf<br />
lat.:<br />
innen,<br />
inwendig<br />
Biberratte<br />
Wählen Sie aus den drei<br />
Vorschlägen die richtige<br />
Diagnose: Was zeigt das Bild?<br />
a Einen Riss des Außenmeniskus<br />
mit „Fast forward“-Zeichen,<br />
also dem Schnellvorlauf-Symbol,<br />
das man etwa von Videos kennt<br />
b Gute Nachricht für den<br />
Patienten: Die Aufnahme zeigt<br />
ein völlig intaktes Kniegelenk<br />
c Zu erkennen ist eine Fraktur<br />
des Oberschenkels mit „Stopp“-<br />
Zeichen<br />
Gewinnen Sie eine<br />
Tasse mit einem Motiv<br />
des Geburtshauses<br />
von Wilhelm Conrad<br />
Röntgen. Schicken Sie<br />
die korrekte Antwort an:<br />
Deutsche Röntgengesellschaft e. V.<br />
Redaktion Patientenmagazin<br />
Stichwort: Quiz 2/<strong>2017</strong><br />
Ernst-Reuter-Platz 10, 10587 Berlin<br />
patientenmagazin@drg.de<br />
Einsendeschluss ist der 1.8.<strong>2017</strong><br />
Viel Glück!<br />
2/<strong>2017</strong> DURCHBLICK 25
GALERIE<br />
Die Schönheit der Wissenschaft<br />
Einen ganz besonderen Augenblick hält diese Aufnahme fest, die einem Schweizer<br />
Mediziner mit der Untersuchungsmethode der optischen Kohärenztomografie gelang<br />
Ein bunt angestrahltes Höhlensystem? Oder vielleicht<br />
die Kulisse eines neuen Videospiels? Tatsächlich zeigt das<br />
Bild des Luzerner Augenarztes und -chirurgen Dr. med.<br />
Peter Maloca den Hintergrund eines Auges. Die Tunnel<br />
sind etwa 100 Mikrometer hohe Blutgefäße, über die das<br />
Auge mit Nährstoffen versorgt wird. Mit der dreidimensionalen<br />
optischen Kohärenztomografie (OCT) können<br />
Aufnahmen vom Inneren des Auges gemacht werden. Die<br />
Untersuchung, bei der das Auge nicht berührt wird und<br />
die nur wenige Sekunden dauert, funktioniert ähnlich wie<br />
ein Ultraschall, nur wird statt Schallwellen ein unschädliches<br />
Laserlicht verwendet. So entsteht ein Bild, das nicht<br />
nur sehr ästhetisch, sondern auch überaus sinnvoll ist, da<br />
mit seiner Hilfe Krankheiten wie Glaukom oder altersbezogene<br />
Makuladegeneration frühzeitig erkannt und<br />
dann behandelt werden können. Dr. Maloca erhielt dafür<br />
den Wellcome Image Award, mit dem herausragende wissenschaftliche<br />
Darstellungen prämiert werden. •<br />
Foto: Wellcome Images<br />
26 DURCHBLICK 2/<strong>2017</strong>
e 1-1<br />
chwerk alt<br />
chwerk neu<br />
fach ausgemauert<br />
n-Eckbalken schräg<br />
Das<br />
Geburtshaus<br />
24/12<br />
erfüllt<br />
13<br />
12/12<br />
11/9<br />
einen nationalen und<br />
10<br />
internationalen<br />
14<br />
OK<br />
FB<br />
10/20<br />
U180<br />
Auftrag als Vermittler der Person<br />
und des Werkes<br />
Wilhelm Conrad Röntgens.<br />
OK FB = OK<br />
Schwelle<br />
OK FB = OK Schwelle<br />
-8,5<br />
*<br />
*<br />
Mit dem Erwerb seines Geburtshauses durch die Deutsche Röntgengesellschaft bietet sich nun die<br />
Möglichkeit, dieses Haus zu einem gemeinsamen Erbe der Naturwissenschaften und der Medizin<br />
zu gestalten und somit das Andenken an Wilhelm Conrad Röntgen zu fördern und zu pflegen.<br />
Helfen Sie mit - werden Sie Förderer!<br />
Gefördert<br />
durch<br />
Wir danken unseren<br />
Premium-Partnern<br />
www.roentgen-geburtshaus.de Spendenkonto: IBAN: DE 44 5004 0000 0403 2686 12 / BIC: COBADEFFXXX