KuT_Heft_September_web
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6 Vorschau<br />
Als Armands sittenstrenger Vater<br />
von der Liaison erfährt, versucht er<br />
zunächst energisch, seinen Sohn<br />
umzustimmen. Dieser aber lehnt<br />
ab und steht zu seiner Liebe. Daraufhin<br />
sucht der Vater heimlich<br />
Marguerite auf und beschwört sie,<br />
die Zukunft seines Sohnes nicht<br />
durch ihre unpassende Verbindung<br />
zu gefährden. Um ihrem Geliebten<br />
nicht zu schaden, trennt sie sich<br />
von Armand und kehrt in ihr altes<br />
Leben zurück. Armand, der nichts<br />
vom Eingreifen des Vaters weiß, ist<br />
tief verletzt. Erst als Marguerite verschuldet<br />
und schwer lungenkrank<br />
im Sterben liegt, erfährt er durch<br />
seinen Vater die Hintergründe ihres<br />
Handelns. Sie versöhnen sich –<br />
doch es ist zu spät.<br />
Premiere am 10. <strong>September</strong><br />
um 20 Uhr<br />
Ein Problem, das das Buch zeitlos<br />
modern macht.<br />
Fünf Schauspieler erzählen die<br />
Geschichte. Im Mittelpunkt Cécile.<br />
Sie bleibt die Erzählerin und die<br />
Vertreterin einer Generation, die<br />
materiell alles hat, die um nichts<br />
kämpfen musste und in ihrer Jagd<br />
nach dem Glück die große Leere<br />
und Langeweile spürt und dabei<br />
dem Lebensgefühl einer Generation,<br />
die sich nicht mehr spürt, ganz<br />
nahe kommt.<br />
„I’ve lost me“, singt Juliette Greco<br />
im gleichnamigen Song „Bonjour<br />
tristesse“ für die Verfilmung von<br />
Preminger und man hat das Gefühl,<br />
sie beschreibt einen gegenwärtigen<br />
Befund.<br />
Premiere am 17. <strong>September</strong><br />
um 20 Uhr<br />
Renaissance-Theater<br />
Berlin<br />
BONJOUR TRISTESSE<br />
Die Wühlmäuse<br />
Ausnahmezustand<br />
Es war schon eine kleine Sensation,<br />
als der Sohn von Françoise<br />
Sagan dem St. Pauli Theater in<br />
Hamburg als erstem Theater die Erlaubnis<br />
gab, den berühmten Roman<br />
seiner Mutter zu dramatisieren.<br />
Mitte der 50er Jahre machte der<br />
Erstling der französischen Schriftstellerin<br />
Furore. Er wurde das Kultbuch<br />
einer ganzen heranwachsenden<br />
Generation, wie es Goethes<br />
„Werther“ war. Die Verfilmung<br />
durch Otto Preminger war der Vorlauf<br />
der Nouvelle Vague. Der Spur<br />
des Nichterwachsenwerdenwollens<br />
oder-könnens geht auch die Theaterfassung<br />
nach.<br />
„Ich bin ein Teil von jener Kraft,<br />
die stets das Böse will und stets das<br />
Gute schafft“, sagt der Teufel Mephisto<br />
bei Goethe. Was würde er<br />
heute sagen, im permanenten Ausnahmezustand<br />
unserer Zeit?<br />
Sie alle wollen zu den Guten gehören!<br />
Aber kommen Sie damit<br />
auch dorthin, wo Sie hin wollen?<br />
Oder nur in den Himmel? Und<br />
wenn „Gutmensch“ ein Schimpfwort<br />
ist, wollen Sie dann nicht doch<br />
lieber böse sein? Nur: Die Bösen<br />
sprengen sich in die Luft, glauben<br />
an die Erlösung im Jenseits und<br />
produzieren zu viel CO2. Die Guten<br />
essen Eier von glücklichen Hühnern<br />
und tragen Uhren, die ihnen