USTRA - Ausgabe 1
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Menschen Trainer<br />
Ein Portrait von Gerard Moerland<br />
In Holland geht fast jedes Kind in einen Schwimmkurs, so auch unser Headcoach,<br />
Gerard Moerland. Und wenn man merkt, dass man im Schwimmen gut ist, geht<br />
man auch nie mehr weg. Eigentlich wollte Gerard Judo machen, doch als er in jeder<br />
Gruppe vorne schwamm, wusste er bald darauf: „Ich werde Schwimmtrainer.“<br />
Gerard fand beim Aufräumen<br />
in seinem Elternhaus<br />
alte Tagebücher, die er mit 14<br />
für die Schule schreiben musste.<br />
In denen standen reihenweise<br />
Schwimmprogramme, die zwar<br />
weder Hand noch Fuss hatten,<br />
jedoch seine langjährige Leidenschaft<br />
zum Schwimmsport zeigen.<br />
Als er 20 Jahre alt war, wurde<br />
sein Trainer in Enschede entlassen<br />
und Gerard wurde gefragt, ob er<br />
für drei Wochen Training geben<br />
könnte. Gerard stieg aus dem<br />
Wasser und wurde vom einen auf<br />
den anderen Tag Schwimmtrainer.<br />
„Ich war völlig überzeugt davon,<br />
dass ich über den Schwimmsport<br />
alles besser wusste, wie jeder andere<br />
Mensch auf dieser Welt.“<br />
International unterwegs<br />
Mit 26 Jahren ging Gerard von<br />
Enschede nach Amsterdam, wo<br />
er mit einem anderen Trainer zusammenarbeitete.<br />
Dort hat er in<br />
seiner Trainerkarriere am meisten<br />
gelernt. In dem Verein gab<br />
es ebenfalls zwei sehr gute Synchronschwimmerinnen,<br />
die er<br />
auch trainiert hatte. Da sie für die<br />
holländischen Trainerinnen zu gut<br />
wurden, stellte der Verein eine<br />
kanadische Trainerin ein. Gerard<br />
musste dann mit ihr zusammen-<br />
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arbeiten – jetzt ist sie seine Frau.<br />
1992 war für beide der Höhepunkt.<br />
„Wenn man ein Profitrainer<br />
ist, muss man gehen, wenn es am<br />
besten ist.“ Da sie keine Lust mehr<br />
auf den Spitzensport hatten, gingen<br />
sie nach Curaçao (Karibik).<br />
Die FINA hatte dort ein Entwicklungsprojekt<br />
und suchte zufälligerweise<br />
einen Schwimmtrainer<br />
und eine Synchronschwimmtrainerin.<br />
Die Schwimmer (zwischen<br />
12 und 15) waren sehr gut. Die<br />
Synchronschwimmerinnen hingegen<br />
eher weniger. Da es auf der<br />
Insel nicht viel zu tun gab, merkte<br />
Gerards Frau, Michelle, schnell,<br />
dass sie von Curaçao wegwollte.<br />
Kein herzliches Willkommen<br />
Früher war die Schweiz immer<br />
besser im Synchronschwimmen<br />
als Holland, ausser als Michelle<br />
bei den Holländerinnen Trainerin<br />
war. Als sie weg war, war die<br />
Schweiz wieder besser. Also haben<br />
die Schweizer gedacht, „die muss<br />
gut sein“ und haben sie angefragt,<br />
Nationaltrainerin zu werden.<br />
Gerard wollte anfangs nicht<br />
mit in die Schweiz. 1994 war<br />
die Schweiz das „schlechteste<br />
Schwimmland“ der Welt. Er blieb<br />
für die zentralamerikanischen<br />
Spiele, an denen er mit seinen<br />
Jungs teilnahm. Dann zog ihn die<br />
Liebe doch in die Schweiz. „Aber<br />
da wollte mich kein Club haben.“<br />
Er hat gefühlte 180 Schwimmclubs<br />
einen Brief geschrieben,<br />
dass er gerne Training geben<br />
wollte, wer er war, wen er trainiert<br />
hatte - eine Antwort kam keine.<br />
Ein Telefonat aus Bremgarten<br />
Völlig verzweifelt sass Gerard in<br />
Bern an der Wankdorfstrasse und<br />
packte seine Taschen, um wieder<br />
zurück nach Curaçao zu gehen.<br />
Doch dann kam aus Bremgarten<br />
ein Telefonat. Zwei Tage später<br />
hatten sie ein Trainingslager in<br />
Fiesch, doch der Trainer war weg.<br />
„In allerletzter Not haben die<br />
wahrscheinlich den Brief gefunden<br />
und haben gedacht, dann rufen<br />
wir den Idioten da an. Das Telefonat<br />
fing an mit: „Ja sie wollen<br />
sowieso nicht und sie sind viel zu<br />
teuer und wir sind viel zu schlecht<br />
für Sie. Aber morgen haben wir ein<br />
Trainingslager in Fiesch...“ Und<br />
ich sagte sofort: „Ich komme!“<br />
Er sollte eigentlich nur eine Woche<br />
bleiben, doch aus einer Woche<br />
wurde 1.5 Jahre. Gerard<br />
hat in dieser Zeit den Nachwuchs<br />
dieses Clubs weitergebracht,<br />
dies hat sich dann nach<br />
einem Jahr an den Nachwuchs-<br />
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