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Österreichische Post AG; MZ <strong>09</strong>Z038106 M; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien<br />

www.dasbiber.at<br />

MIT SCHARF<br />

SEPTEMBER<br />

20<strong>17</strong><br />

SPITZENPOLITIKER<br />

UND IHR<br />

DIGITALES ICH<br />

WEM SCHICKEN SIE<br />

FREUNDSCHAFTSANFRAGEN,<br />

2<br />

HERR KERN?


„ DER HUND<br />

HAT MEINE<br />

WAHLKARTE<br />

GEFRESSEN“<br />

Schick’ uns blöde Ausreden,<br />

nicht zu WÄHLEN –<br />

wir schicken dir 50 Euro!


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#FAULEAUSREDEN<br />

Wir können diese blöden Ausreden nicht mehr hören,<br />

warum jemand nicht zur Wahl geht. Daher starten wir eine Woche vor der<br />

Nationalratswahl am 15. Oktober 20<strong>17</strong> die Kampagne #FAULEAUSREDEN.<br />

Schick uns die blödesten Ausreden, die du je gehört hast. Wenn wir deinen<br />

Spruch für unsere Kampagne verwenden, bekommst du von uns 50 Euro.<br />

Schreib an ausreden@dasbiber.at<br />

#FAULEAUSREDEN ist ein Beitrag von biber zur Erhöhung der Wahlbeteiligung bei der<br />

Nationalratswahl am 15. Oktober 20<strong>17</strong>. Die Aktion wird von der Stadt Wien unterstützt.<br />

www.dasbiber.at


Heute schon<br />

grenzenlose<br />

Freiheit getankt?<br />

Mobilität ist, was Österreich bewegt und auch in Zukunft bewegen wird. Egal wie Sie vorankommen – ob<br />

mit herkömmlichen oder modernen Kraftstoffen, die sich positiv auf die Lebensdauer Ihres Motors auswirken,<br />

wie unsere MaxxMotion Treibstoffe. Die OMV bringt Energie ins Land, Innovationen in unseren<br />

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Chris Wittig Art<br />

3<br />

minuten<br />

mit<br />

Mr Kärnten<br />

Parsa<br />

Djawadiraad<br />

Er gefiel allen am besten<br />

und wurde zum „Mr. Kärnten“<br />

gekürt. Doch der jungen FPÖ<br />

Kärnten gefiel seine iranische<br />

Herkunft gar nicht. Wir haben<br />

mit Parsa über die Mister-<br />

Wahl, die Reaktionen und<br />

darüber, was ein waschechter<br />

Kärntner ist, gesprochen.<br />

Von Aleksandra Tulej<br />

<strong>BIBER</strong>: Bist du Kärntner?<br />

PARSA: Ja, ich bin Kärntner. Ich bin hier aufgewachsen.<br />

Alles, was ich heute bin, habe ich Österreich<br />

und Kärnten zu verdanken.<br />

Es hieß ja in der Aussendung seitens der jungen<br />

FPÖ "ob sich Kärnten wirklich Parsa Djawadiraad<br />

als Repräsentant bei der Mister-Österreich-Wahl<br />

wünsche“. Hat dich das Kommentar gestört?<br />

Ehrlich gesagt hat es mich am Anfang gestört. Vor<br />

allem, weil sich die FPÖ davor nie für irgendwelche<br />

Miss- oder Mr.-Wahlen interessiert hat. Und jetzt<br />

auf einmal ist es ein Thema, nur weil ich wo anders<br />

geboren wurde. An der österreichischen Grenze<br />

stehen ja auch Soldaten mit bosnischen oder kroatischen<br />

Gesichtszügen, die unser Land repräsentieren.<br />

Da ist es dann aber kein Problem.<br />

Du wurdest ja im Iran geboren, hast du irgendeinen<br />

Bezug dazu?<br />

Nein. Ich habe Verwandte dort, aber ich habe keinen<br />

Bezug zu diesem Land. Ich gehöre hierher, nach<br />

Österreich.<br />

Gibt es für dich das Bild des „typischen“ Kärntners?<br />

Oder gibt es den im Jahr 20<strong>17</strong> nicht mehr?<br />

Doch, ich verstehe auch die Menschen, die eine<br />

Vorstellung von einem „typischen“ Kärntner haben.<br />

Groß, gut gebaut, blond, helle Augen. Aber ich<br />

finde, wir sollten jetzt schon so weit sein, dass die<br />

Hautfarbe keine Rolle mehr spielen darf.<br />

Wieso hast du bei der Wahl mitgemacht?<br />

Meine Freundin (anm. d. Red. Die amtierende Vize-<br />

Miss-Kärnten Marlin Ruiz) hat mich darauf gebracht,<br />

und dann habe ich halt gewonnen (lacht).<br />

Was machst du eigentlich beruflich? Und wie kann<br />

man sich deine Freizeit vorstellen?<br />

Ich bin Vertriebsmitarbeiter, ich liebe meinen Job,<br />

ich habe den besten Chef der Welt und er unterstützt<br />

mich auch bei der ganzen Model-Sache.<br />

Nebenbei trainiere ich für die Mr. Austria-Wahlen,<br />

und wenn ich mal abschalten will, dann gehe ich<br />

rauf auf den Berg, auf die Alm – ich mag es, dass<br />

dich dort einfach alle grüßen, dort gibt es irgendwie<br />

diesen Hass und diese Rassentrennung nicht.<br />

Name: Parsa Djawaridaad<br />

Alter : 20<br />

Geburtsort: Iran, kam mit 10 Jahren nach Österreich<br />

Besonderes: Seine Freundin ist die amtierende Vize-<br />

Miss-Kärnten Marlin Ruiz und sein Hobby ist Wandern.<br />

/ 3 MINUTEN / 5


5 3 MINUTEN MIT<br />

MR.KÄRTNEN<br />

10 PLACE OF THE MONTH<br />

Hotspot Oberlaa<br />

12 IVANAS WELT<br />

Ivana über das Glücksspiel mit der<br />

guten Bildung.<br />

POLITIKA<br />

16 NETZPOLITIK<br />

Das digitale Selfie der Spitzenpolitiker.<br />

24 GEWALT AN FRAUEN<br />

Drei geflüchtete Frauen erzählen über den<br />

Feind, den sie nicht in ihrer Heimat lassen<br />

konnten: den gewalttätigen Ex-Mann.<br />

16<br />

NETZPOLITIK<br />

Welche Apps<br />

verwenden sie?<br />

Was streamen sie<br />

auf Netflix? Wem<br />

folgen sie auf<br />

Instagram? Digitaler<br />

Fußabdruck der<br />

Spitzenpolitiker.<br />

RAMBAZAMBA<br />

32 TRANS-COP<br />

Zwei Jahre lang war er als Frau auf Streife<br />

unterwegs. Nun ist Marek ein Mann und offiziell<br />

Polizist.<br />

IN<br />

38 HINTERM REUMANNPLATZ<br />

Vier Redakteure erinnern sich an die Zeit, in<br />

der die U1 noch nicht nach Oberlaa gefahren<br />

ist.<br />

44 WE ARE WATCHING YOU<br />

Emir will eine vorbeugende HIV-Therapie und<br />

landet plötzlich auf der Sex-Watchlist.<br />

KARRIERE<br />

50 KARRIERE NEWS<br />

Andrea gibt die besten Karrieretipps<br />

für Millenials.<br />

TRANS COP STORIES<br />

Als Frau geboren, in weiblicher Uniform<br />

auf Streife, heute als männlicher Inspektor<br />

unterwegs. Marek über seine Erlebnisse als<br />

Trans-Mann bei der Polizei.<br />

32<br />

6 / MIT SCHARF /


24<br />

DER FEIND IN<br />

MEINEM BETT<br />

Missbraucht,<br />

bedroht, isoliert:<br />

Geflüchtete<br />

Frauen, die sich<br />

in Österreich ein<br />

neues Leben<br />

aufbauen wollen,<br />

aber keinen<br />

Frieden vor ihren<br />

gewalttätigen<br />

Ehemännern<br />

finden.<br />

HALT SEPTEMBER<br />

20<strong>17</strong><br />

52 SYRISCHES<br />

RESTAURANTBUSINESS<br />

Altes Sprichwort: „Mit dem Essen kommt die<br />

Integration.“<br />

58 SELBERMACHERIN<br />

Blanka verkauft mit ihrem Label „TRIBBE“ die<br />

coolsten Turbane der Stadt.<br />

TECHNIK<br />

60 TECHNIK-HACKS<br />

Adam über Möchtegern-Hacker, Cyborg-<br />

Bakterien und Drohnen-Versicherungen.<br />

LIFE & STYLE<br />

62 PREGNANCY LOOK<br />

Die coolen Girls sind jetzt schwanger: Beyoncé,<br />

Serena und unsere Delna. Ihr Verlobter<br />

übrigens auch.<br />

65 MANN & BODY<br />

Artur gibt Tipps für festen Schlaf und<br />

gute Laune.<br />

UNTER<br />

BEOBACHTUNG<br />

44<br />

AUF DER SEX<br />

WATCHLIST<br />

Wenn das<br />

Kondom reißt,<br />

besteht HIV-<br />

Gefahr. Doch eine<br />

vorbeugende<br />

Therapie zu<br />

bekommen, ist<br />

schwieriger als<br />

erhofft. Emir<br />

darüber was<br />

passiert, wenn<br />

man über Nacht<br />

höchstriskant<br />

wird.<br />

Inhalt: Christoph Liebentritt, Marko Mestrović, Mariella Lehner; Coverillustration: Mariella Lehner<br />

KULTUR<br />

66 KULTURNEWS<br />

Jelena mit einer Riesenportion Kultur:<br />

Kunstschatzi, Wienwoche und die Lange Nacht<br />

der Museen.<br />

70 DIE LEIDEN DES JUNGEN<br />

TODOR<br />

Todor wollte sehnlichst Blogger werden.<br />

Irgendwie klappt’s aber nicht.<br />

/ MIT SCHARF / 7


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

IMPRESSUM<br />

MEDIENINHABER:<br />

Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />

Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />

HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />

Simon Kravagna<br />

wir haben schon seit Juli nichts voneinander gehört, habt ihr uns vermisst?<br />

Nach einer wohlverdienten Sommerpause, leiten wir mit einer neuen<br />

Ausgabe den Herbst ein!<br />

Was, schon wieder Wahlkampf? Wir haben den Spitzenkandidaten die<br />

wirklich wichtigen Fragen gestellt: Welche Serien sie streamen, was sie in<br />

ihrer letzten WhatsApp Nachricht verschickt haben und was sie online so<br />

bestellen. Das Digitale Ich unserer Spitzenpolitiker ab S 16.<br />

Weniger locker geht es weiter mit geflüchteten syrischen Frauen, die einen<br />

Feind nicht in ihrer Heimat lassen konnten: Den in ihrem Bett. Mehr über<br />

die Flucht vor gewalttätigen Ex-Männern auf S 24.<br />

Die Polizeischule hat Marek noch als Frau absolviert. Auf Streife<br />

ging er in weiblicher Uniform. Doch gepasst hat das nie. Sich in einer<br />

männerdominierten Branche als transident zu outen, erforderte Courage,<br />

doch heute ist Inspektor Marek offiziell Polizist. Die Geschichte des<br />

Transcops auf S 32.<br />

Emir reißt beim Sex mit einem Mann das Kondom: Er will vorbeugend<br />

eine HIV-Therapie machen, doch stößt bei jedem Schritt auf Hürden, die<br />

ihn das Leben kosten könnten. Was passiert, wenn du über Nacht zum<br />

Höchstrisiko wirst und auf der Sex Watchlist landest. S 44<br />

Weiteres aus unserer Stadt: Syrische Restaurants sprießen wie Pilze aus<br />

dem Boden (S 52) und kulturmäßig geht’s im Herbst richtig los (S 66)!<br />

Aus der Redaktion gibt es auch News: Ihr wusstet es vielleicht nicht,<br />

aber Karenz ist ansteckend! Während Wonderwoman und stellvertrende<br />

Chefredakteurin Delna mal schnell ein Baby auf die Welt bringt, widmet<br />

sich Chefica vom Dienst Jelena dem Aufpeppen ihrer E-Mail-Signatur und<br />

macht den Master.<br />

Viel Spaß beim Schmökern!<br />

Bussis aus der Redaktion<br />

STV. CHEFREDAKTEUR:<br />

Amar Rajković<br />

STV. CHEFREDAKTEURIN:<br />

Delna Antia<br />

CHEFIN VOM DIENST:<br />

Jelena Pantić<br />

CHEFREPORTERIN:<br />

Melisa Erkurt<br />

ONLINECHEFIN:<br />

Alexandra Stanić<br />

KOLUMNIST/INNEN:<br />

Ivana Cucujkić, Todor Ovtcharov<br />

FOTOCHEF:<br />

Marko Mestrović<br />

REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />

Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz,<br />

Mamo Issa, Emir Dizdarević, Steven<br />

Mayer, Nada El-Azar, Nour Khelifi,<br />

Andrea Grman, Aykut Erdem, Dragan<br />

Tatić, Christoph Liebentritt<br />

ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />

LAYOUT: Dieter Auracher<br />

LEKTORAT: Christina Gaal<br />

MARKETING: Adam Bezeczky<br />

BUSINESS DEVELOPMENT:<br />

Andreas Wiesmüller<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />

Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna<br />

KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />

Quartier 21, Museumsplatz 1,<br />

E-1.4, 1070 Wien<br />

Tel: +43/1/ 9577528<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

marketing@dasbiber.at<br />

abo@dasbiber.at<br />

INTERNET: www.dasbiber.at<br />

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MIT SCHARF<br />

SEPTEMBER<br />

20<strong>17</strong><br />

SPITZENPOLITIKER<br />

UND IHR<br />

DIGITALES ICH<br />

Österreichische Post AG; MZ <strong>09</strong>Z038106 M; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien<br />

www.dasbiber.at<br />

MIT SCHARF<br />

SEPTEMBER<br />

20<strong>17</strong><br />

SPITZENPOLITIKER<br />

UND IHR<br />

DIGITALES ICH<br />

ÖAK GEPRÜFT 2. HJ 2016:<br />

Druckauflage 85.000 Stück<br />

verbreitete Auflage 78.650 Stück<br />

DRUCK: mediaprint<br />

WEM SCHICKEN SIE<br />

FREUNDSCHAFTSANFRAGEN,<br />

HERR KERN?<br />

3<br />

WAS SCHAUEN SIE<br />

AUF NETFLIX,<br />

HERR KURZ?<br />

Bevor ihr wütende Leserbriefe schreibt: Wir haben‘s kurz gemacht und<br />

im Kernteam beschlossen, beide Cover zu drucken.<br />

1<br />

8 / MIT SCHARF /


KEINE<br />

HALBEN<br />

SACHEN!<br />

GANZTAGSSCHULE<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

Wie schön wär’s, wenn Ihr Kind von der Schule heimkommt und Sie die Zeit gemeinsam<br />

voll und ganz genießen könnten? Wenn alles schon ganz erledigt wäre: Hausübungen,<br />

Lernen, Spiel und Spaß mit FreundInnen – rundum bestens pädagogisch betreut.<br />

Das geht ganz einfach: Ganztagsschule. keine-halben-sachen.at


PLACE<br />

OF THE MONTH:<br />

OBERLAA<br />

Von Amar Rajković und Christoph Liebentritt (Foto)<br />

Sie ist wieder die Königin des Untergrunds! Die<br />

U1 wurde am 2. September feierlich um fünf<br />

Stationen erweitert. Damit verdrängt sie ihre<br />

ockerbraune Kollegin U6 in Punkto Länge auf<br />

den zweiten Platz und ermöglicht Favoritens<br />

unerprobten Gästen eine direkte Verbindung in<br />

die Weiten des bevölkerungsreichsten Bezirks<br />

der Hauptstadt. (Alleine die Albin-Hansson Siedlung<br />

hat mehr Einwohner als Eisenstadt.)<br />

Dass die Erweiterung der U1 nicht nur zahlentechnisch<br />

relevant ist, wissen die vier Favoritner<br />

Urgesteine Nada, Adam, Nour und Aykut. Sie<br />

verbrachten ihre Jugend zwischen Gemeindebauten,<br />

in der vollgestopften 67er Bim oder grölend<br />

auf der Tribune des „Horrs“. Und wie das<br />

bei Neuanfängen üblich ist, blickt man wehmütig<br />

auf die gute alte Zeit zurück als das Fortuna-<br />

Kino noch rege besucht war und die Maroni im<br />

Herbst nirgendwo so gut schmeckten wie in der<br />

Albin-Hansson Siedlung. Vier Favoritner, vier<br />

Geschichten und ganz viele „Ghetto“-Anekdötchen,<br />

wie die Einwohner des Zehnten<br />

ihren Bezirk mit einem Augenzwinkern<br />

selbst nennen.<br />

Ab S.39<br />

10 / MIT SCHARF /


Nein, das ist keine<br />

Popband. Nada, Aykut,<br />

Adam und Nour<br />

(v.l.n.r.) schreiben über<br />

ihr Ghetto Favoriten.<br />

/ MIT SCHARF / 11


In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin<br />

Ivana Cucujkić über ihr daily life.<br />

IVANAS WELT<br />

ENE-MENE-MU – DEN BILDUNGS-<br />

AUFSTIEG SCHAFFST DU (VIELLEICHT)<br />

Dass ich heute zwei Uni-Abschlüsse habe, war kein Masterplan meiner Eltern.<br />

Es war reiner Zufall. Und viel Glück.<br />

Meine kleine Nachbarin Anastasija wird heuer eingeschult.<br />

Auf ihre Schultüte freut sie sich ganz besonders.<br />

Ihre Eltern haben sich um eine ordentliche Schule und<br />

eine prall gefüllte Zuckerltüte gekümmert. Ich hatte an<br />

meinem ersten Schultag keine Schultüte dabei. Meine<br />

Eltern wussten nichts von dieser österreichischen<br />

Schulantrittstradition. Also stand ich im September<br />

1990 in der 1C Leopoldsgasse neben zwanzig anderen<br />

Erstklässlern und wunderte mich über die bunten Pappzylinder<br />

mit Kreppschleifchen.<br />

NONNEN, UNIFORM, JESUS DANKEN<br />

Dafür war ich die schickste Siebenjährige an diesem<br />

Tag. Meine Mutter gab sich viel Mühe, das schönste<br />

Einstands-Outfit auszusuchen. Chinohosen in Taupe,<br />

ein schwarzes Wollsakko mit Schulterpolstern und Kettenbrosche,<br />

schwarze Lack-Ballerinas. Power-Dressing<br />

für Halbwüchsige. Bei der Auswahl der Volksschule gingen<br />

meine Eltern weniger durchdacht vor. Sie lag halt<br />

günstig, nah an der Wohnung. Überhaupt war mein Bildungsweg<br />

ein Glücksspiel. Die Nachmittagsbetreuung,<br />

gleich nebenan, wie praktisch, fand in einer privaten<br />

Klosterschule statt. Nonnen, Uniform, Jesus fürs Mittagessen<br />

danken.<br />

MIT DEN KINDERN AUS DEM 1. BEZIRK<br />

Weil mein Vater einen neuen Job bekam, fiel vier Jahre<br />

später die Wahl auf ein Gymnasium im neunten Bezirk<br />

– ja, sie waren so aufmerksam und meinten‚ „bei dem<br />

Kind, da geht noch was“. Es lag super auf dem Weg zur<br />

neuen Arbeit, gut und streng soll es auch sein, ließen sie<br />

sich sagen. „Da gehen die Kinder aus dem ersten Bezirk<br />

hin, die muss gut sein.“<br />

Sie gehörte tatsächlich zu den ‚besseren’ Schulen Wiens.<br />

Ihre konservativen Professoren und der Leistungsdruck<br />

haben mich echt herausgefordert. Mathe war<br />

meine Achillesferse. Irgendwann legte mein Klassenvorstand<br />

meinen Eltern eine „leichtere Schule“ für mich<br />

nahe. Das lag aber bestimmt nicht daran, dass ich neben<br />

einem Iraner und zwei Polen das einzige Migrantenkind<br />

war, ah-ah. Meine Eltern aber ließen nicht locker.<br />

Sie boxten mich mit viel teurer Nachhilfe durch zwei<br />

Nachprüfungen bis zur Matura. Zum ersten Mal war Studieren<br />

eine greifbare, realistische Option. Und so kam’s<br />

auch. Der Bildungsaufstieg war geschafft.<br />

IM ZWEIFELSFALL: HANDELSSCHULE<br />

Der Bildungsweg von Migrantenkindern basiert auch<br />

heute noch oft auf Zufall und fragwürdigen Entscheidungskriterien,<br />

die nicht selten an den Talenten und<br />

wahren Fähigkeiten der Kinder vorbeizielen. Im Zweifelsfall<br />

landet die Mehrheit in der Handelsschule, ein<br />

Verwandter ist sicher schon angemeldet. Dort treffen<br />

die Kids ganz bestimmt auf topmotivierte Pädagogen.<br />

Das Ergebnis sind Großteils orientierungslose Halberwachsene,<br />

die „irgendwas im Büro“ arbeiten wollen.<br />

Bildung darf kein Roulett sein. Eltern, Schulen und Politiker<br />

dürfen sich hier gleichermaßen auf die Schulter<br />

klopfen.<br />

Bei meiner kleinen Nachbarin mache ich mir keine Sorgen.<br />

Die Schultüte und die „tolle Schule“ sind schon mal<br />

ein guter Anfang. In diesem Sinne: schönen Schulstart,<br />

liebe Anastasija! Allen anderen: Viel Glück!<br />

cucujkic@dasbiber.at<br />

12 / MIT SCHARF /


GLÜCKLICH MIT GEORGE<br />

ADRIANA GENIESST DEN SOMMERURLAUB. SIE IST HUNGRIG NACH SONNE UND ENTSPANNUNG.<br />

SIE FÄHRT NACH UNGARN, ZUM BALATON, AUF URLAUB.<br />

ADRIANA PACKT IHRE KOFFER<br />

ADRIANA IST REISEFERTIG UND VERLÄSST DIE WOHNUNG. SIE HAT<br />

KEINE ANGST VOR DEM „REISE-BLUES“<br />

Egal<br />

was passiert. Mit<br />

meiner Kreditkarte bin<br />

ich ja auch versichert.<br />

Also ist auch im Fall der<br />

Fälle alles ok.<br />

Brauch ich<br />

die Kreditkarte<br />

wirklich mit? Was ist<br />

wenn ich sie verliere oder sie mir<br />

geklaut wird? Andererseits<br />

habe ich ja George, wo ich meine<br />

Kreditkarte sofort sperren<br />

und neu bestellen kann...<br />

ADRIANA IST ANGEKOMMEN. SIE HEBT<br />

AM BANKOMATEN DER ERSTE BANK<br />

IN UNGARN GELD AB UND FREUT SICH<br />

KEINE GEBÜHREN DAFÜR ZU ZAHLEN * .<br />

IN DER GEORGE-APP HAT ADRIANA<br />

IHRE KARTEN IM BLICK<br />

ADRIANA ENTSPANNT IN DER<br />

SONNE UND DENKT NACH.<br />

Warum<br />

habe ich früher<br />

so einen Stress mit<br />

meinem Konto gehabt?<br />

Mit George sind Bankgeschäfte<br />

fast wie<br />

Urlaub…<br />

Susanne Einzenberger<br />

Shoppen<br />

und keine extra<br />

Gebühren fürs Geld<br />

abheben. Fast wie zu Hause<br />

– nur mit besserem Wetter.<br />

Hier könnte ich<br />

bleiben …<br />

* Kunden der Erste Bank und Sparkassen können in<br />

Ländern in denen die Erste Group tätig ist, bei allen<br />

Konzern-Geldausgabeautomaten kostenlos Geld beheben.<br />

GEORGE IST DAS MODERNSTE BANKING ÖSTERREICHS.<br />

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DER GANZEN WELT.<br />

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europa<br />

beginnt in<br />

österreich.<br />

das ist grün.<br />

am 15. oktober: ulrike lunacek<br />

14 / MIT SCHARF /


POLITIKA<br />

„Auflegen, wählen.“<br />

Foto von Maša Stanić


NETZ<br />

POLITIK<br />

Wir wollen wissen, wie die<br />

SpitzenkandidatInnen der<br />

Nationalratswahl online<br />

ticken. Über Youtube-Videos,<br />

die meist genutzten Emojis<br />

und die unnötigsten Apps auf<br />

ihrem Smartphone:<br />

Von Alexandra Stanić und Simon Kravagna<br />

Illustrationen: Mariella Lehner<br />

Wir wissen es schon, den<br />

Wahlkampf hatten alle satt,<br />

bevor er richtig losgegangen<br />

ist. Weil es aber trotzdem<br />

wichtig ist, informiert zu sein,<br />

blicken wir hinter die Kulissen,<br />

oder besser gesagt in das Handy<br />

der SpitzenkandidatInnen.<br />

Ohne Polit-Blabla, dafür mit<br />

Fragen, die doch alle interessieren,<br />

wie etwa: Snapchat<br />

oder Instagram?<br />

ÖVP-Kandidat Sebastian<br />

Kurz hat zwar die größte Social<br />

Media-Fangemeinde, dafür fallen<br />

seine Antworten sehr kurz<br />

aus. Anders als Christian Kern<br />

und Peter Pilz, die beide aus<br />

dem Nähkästchen plaudern.<br />

Der amtierende Bundeskanzler<br />

erzählt sogar von Liebeserklärungen,<br />

die er seiner Frau<br />

über Whatsapp geschickt hat.<br />

Ex-Grünen Pilz verrät uns, wie<br />

viele Fotos er auf seinem Handy<br />

hat und was zum Großteil<br />

auf ihnen zu finden ist.<br />

Neos-Chef Matthias Strolz<br />

verweigert House of Cards und<br />

die einzige weibliche Spitzenkandidatin<br />

Ulrike Lunacek zeigt<br />

uns ihr Lieblingsemoji. Spoiler:<br />

Es ist grün.<br />

SEBASTIAN KURZ<br />

Was haben Sie zuletzt gegoogelt?<br />

Etwas zur Berichterstattung der deutschen<br />

TV-Konfrontation zwischen Merkel und<br />

Schulz.<br />

Welchen Film haben Sie zuletzt auf Netflix<br />

gestreamt?<br />

Den Action-Film Sniper.<br />

Die App, die man auf Ihrem Handy nicht<br />

vermuten würde:<br />

Bergfex<br />

Der letzte Online-Kauf?<br />

Bergausrüstung<br />

Ihre derzeitigen drei Lieblingssongs?<br />

Viel von Muse und Blink182<br />

Welche App hat Ihnen einmal so richtig aus<br />

der Patsche geholfen?<br />

FB: 690.407<br />

Twitter: 238.956<br />

Instagram: 15.000<br />

Das Navi auf meinem Handy.<br />

Welchen Twitter-Account finden Sie am interessantesten?<br />

Für viel Aufsehen hat Donald Trump gesorgt.<br />

Wem würden Sie auf Facebook niemals eine<br />

Freundschaftsanfrage senden?<br />

Leuten, die ich nicht kenne.<br />

Hat Ihre Facebook-Fanseite die von Christian<br />

Kern geliked?<br />

Nein.<br />

Welcher Politiker hat Ihrer Meinung nach den<br />

besten Social Media Auftritt?<br />

Obama.<br />

Welches Emoji benutzen Sie am öftesten?<br />

Das weinend-lachende Emoji.<br />

16 / POLITIKA /


CHRISTIAN KERN<br />

Was haben Sie zuletzt gegoogelt?<br />

Die Osttiroler Ausgabe der Kleinen Zeitung.<br />

Welche war die letzte Nachricht, die Sie auf<br />

Whatsapp versendet haben?<br />

Eine kleine Liebeserklärung an meine Frau. Ich<br />

hab ihr mitgeteilt, dass ich wieder in Wien bin,<br />

die Antwort waren dann ein paar Herzerl.<br />

Die App, die man auf Ihrem Handy nicht vermuten<br />

würde:<br />

Shazam, um Musik zu erkennen.<br />

Der letzte Online-Kauf?<br />

Sportgewand zum Joggen von einem kleinen<br />

britischen Laden.<br />

Wie vielen Leuten folgen Sie auf Instagram?<br />

Ich glaube nur einem und das aus Versehen,<br />

unserem Regionalkandidaten Wolfgang Moitzi.<br />

Mit dem war ich wandern und er hat dann<br />

nette Bilder gemacht.<br />

Welche Apps nutzen Sie am häufigsten?<br />

Nachrichtenapps, Spiegel Online oder Ö1 zum<br />

Beispiel. Für den Freizeitgebrauch Runtastic.<br />

Welches Video haben Sie zuletzt auf YouTube<br />

gesehen?<br />

Ich schaue viele Ted Talks auf YouTube, zuletzt<br />

von US-Ökonom Jeffrey Sachs.<br />

Welcher ist Ihr Lieblingstwitter-Account?<br />

Es gibt im Journalismus viele junge Frauen,<br />

die eine witzige Art haben zu schreiben und<br />

sich auszudrücken, zum Beispiel Claudia<br />

Zettel.<br />

Wem würden Sie auf Facebook niemals eine<br />

Freundschaftsanfrage senden?<br />

Ich hab schon so viele unabsichtlich<br />

versendet, ich kann leider niemanden<br />

richtig ausschließen. Aber allen<br />

Rechtsradikalen und Rassisten<br />

verweigere ich auf ewig meine<br />

Freundschaft.<br />

Wie viele Personen haben Sie auf Twitter<br />

blockiert?<br />

Da gibt es ein paar aus dem identitär-rassistischen<br />

Milieu.<br />

Welches Emoji benutzen Sie am öftesten?<br />

Das Zwinker-Smiley. Das muss man dazu<br />

machen, damit die Leute die Nachricht nicht<br />

ganz missverstehen.<br />

Snapchat oder Instagram?<br />

Instagram, außer wenn ich Schwarzenegger<br />

über den Weg laufe. Ich hab mit Erstaunen<br />

festgestellt, dass Arnold Schwarzenegger,<br />

immer wenn ich ihn treffe, ein kurzes Snapchat-Video<br />

macht. Der wollte mir einreden, ich<br />

sollte mir Snapchat machen.<br />

FB: 214.111<br />

Twitter: 66.192<br />

Instagram: 8.560<br />

/ POLITIKA / <strong>17</strong>


MATTHIAS STROLZ<br />

Welche war die Nachricht, die Sie zuletzt versendet<br />

haben?<br />

Ich hab mich bei einem Freund für einen Gefallen<br />

bedankt.<br />

Welche Serie oder welchen Film haben Sie zuletzt<br />

gestreamt?<br />

Die einzige Serie, die ich schaue, ist die ZIB2.<br />

Wie viele Fotos haben Sie auf Ihrem privaten<br />

Handy?<br />

Ich spiele sie regelmäßig runter, sonst kommst du<br />

nachher drauf, dass du die Fotos nicht gesichert<br />

hast. Im Moment sind es circa 600.<br />

Der letzte Online-Kauf?<br />

Ein lila-schwarzer Schulrucksack für eine unserer<br />

drei Töchter.<br />

Welche App nutzen Sie am häufigsten?<br />

Die Door2Door-App, eine Hausbesuchs-App, die<br />

wir bei Neos verwenden.<br />

Welches Video haben Sie zuletzt auf YouTube gesehen?<br />

Von Christian Lindner, dem Spitzenkandidaten<br />

der freien Demokraten<br />

in Deutschland.<br />

Wer ist Ihr Lieblingstwitter-<br />

Account?<br />

Armin Wolf. Streitbar, aber<br />

spannend.<br />

Wen würden Sie auf Facebook<br />

niemals als FreundIn annehmen?<br />

Alle vollbusigen Damen, die<br />

anfragen und vorgeben, in<br />

meiner Nachbarschaft zu wohnen, denen traue<br />

ich nicht ganz, weil ich sie beim Müll rausbringen<br />

noch nicht getroffen habe. Die lehne ich ab.<br />

Sind Sie mit Sebastian Kurz auf Facebook<br />

befreundet?<br />

Nein. Aber ein Facebook-Freund ist jetzt nicht die<br />

Vorstufe zum Taufpaten meiner Kinder. Ich kann<br />

durchaus auch ein Interesse haben und jemandem<br />

folgen wollen, ohne dass ich sage, mit dem<br />

möchte ich morgen ein Bier trinken gehen.<br />

Wie viele Personen haben Sie auf Twitter blockiert?<br />

5-6.<br />

Welchen Podcast können Sie empfehlen?<br />

Der Problemlöser von Georg Jocham.<br />

Ihre derzeitigen drei Lieblingssongs?<br />

Despacito wird auf meinem Handy derzeit am<br />

meisten gehört, aber nicht von mir, sondern von<br />

meinen Kindern, weil sie sehr lustig dazu tanzen.<br />

Ich hab mir zuletzt die neue Tour von U2 mit<br />

dem mächtigen Bühnenbild angesehen<br />

und bin ein großer Grönemeyer-<br />

Fan.<br />

Game of Thrones oder House<br />

of Cards?<br />

Beide nicht. Von Polit-Intrige<br />

habe ich den ganzen<br />

Tag genug. Ich glaub,<br />

der Gärtner schaut auch<br />

keine Gärtner-Sendung<br />

abends zur Entspannung<br />

an.<br />

FB: 81.194<br />

Twitter: 57.484<br />

Instagram: 1.745<br />

18 / POLITIKA /


FB: 18.777<br />

Twitter: 10.693<br />

ULRIKE LUNACEK<br />

Was haben Sie zuletzt gegoogelt?<br />

Die Liste der Hurrikans in den letzten 100<br />

Jahren, die eindeutig zeigt, dass die Häufigkeit<br />

und Stärke dieser verheerenden Stürme in den<br />

letzten Jahren enorm zugenommen hat.<br />

Welche Serie oder welchen Film haben Sie<br />

zuletzt gestreamt?<br />

Sense 8 auf Netflix.<br />

Die App, die man auf Ihrem Handy nicht vermuten<br />

würde:<br />

Das Spiel Candy Crush.<br />

Wie viele MitarbeiterInnen kümmern sich um<br />

Ihren Internet-Auftritt?<br />

3<br />

Welche Apps nutzen Sie am häufigsten?<br />

Telegram und Twitter.<br />

Welche App hat Ihnen einmal so richtig aus<br />

der Patsche geholfen?<br />

Google Maps.<br />

Wer ist Ihr Lieblingstwitter-Account?<br />

Die Tagespresse.<br />

Wem würden Sie auf Facebook niemals eine<br />

Freundschaftsanfrage senden?<br />

Jenen Menschen, mit denen ich im realen<br />

Leben auch nicht gerne befreundet sein<br />

würde.<br />

Welcher österreichische Politiker hat Ihrer Meinung<br />

nach den besten Social Media Auftritt?<br />

Alexander Van der Bellen.<br />

Die unnötigsten Apps auf Ihrem Handy?<br />

Accupedo - eine Schrittzähler-App und<br />

eBooks, weil ich lieber Papier in der Hand<br />

habe.<br />

Welchen Podcast können Sie empfehlen?<br />

Den neue Falter-Podcast mit Raimund Löw.<br />

Die ersten drei Songs auf Ihrer Spotify Playlist?<br />

Because the Night - Patti Smith<br />

I am what I am - Gloria Gaynor<br />

Gimme Shelter - The Rolling Stones<br />

Welches Emoji benutzen Sie am öftesten?<br />

/ POLITIKA / 19


PETER PILZ<br />

Was haben Sie zuletzt gegoogelt?<br />

Mögliche ATIB-Kandidaten der Liste Kurz.<br />

Welche war die letzte Nachricht, die Sie auf<br />

Whatsapp versendet haben?<br />

Ein Foto von meinem letzten Pilzfund, zwei frisch<br />

übereinander gewachsene Herrenpilze. Die hab<br />

ich an Tiroler Freunde versendet, weil die nie was<br />

finden.<br />

Welcher ist der gemeinste Kommentar, an den Sie<br />

sich erinnern können?<br />

Die saftigsten sind rund um meine Erdogan-<br />

Auseinandersetzung gekommen. Da ist mir aufgefallen,<br />

dass sehr viele, die mich kritisiert haben,<br />

das Wort „Sauschädel“ nicht richtig geschrieben<br />

haben.<br />

Welche Serie oder welchen Film haben Sie zuletzt<br />

gestreamt?<br />

House of Cards, der Höhepunkt war für mich<br />

immer, wenn er diese Spare Ribs im Hinterhof<br />

essen gegangen ist.<br />

Was war Ihre letzte Bewertung im<br />

Internet?<br />

Das sind fast immer Bücher,<br />

zum Teil Bewertungen auf<br />

Kindle. Das letzte war von US-Autor Raymond<br />

Carver.<br />

Die App, die man auf Ihrem Handy nicht vermuten<br />

würde:<br />

Die booking.com-App für Urlaube.<br />

Wie viele Fotos haben Sie auf Ihrem Handy?<br />

Um die 10.000, die Hälfte davon sind sicher<br />

Pilze.<br />

Welchen Song haben Sie zuletzt gehört?<br />

Verdi Prati von Händel.<br />

Wie viele Stunden verbringen Sie auf Twitter?<br />

Um die zehn Minuten. Twitter ist für mich<br />

nichts anderes als eine moderne Presse-Agentur.<br />

Privatleben ist da Unsinn.<br />

Sind Sie auf Instagram?<br />

Nein, ist mir zu viel. Wenn du nicht selektiv mit<br />

neuen Medien umgehst, gehst du unter.<br />

Welche App hat Ihnen einmal so richtig<br />

aus der Patsche geholfen?<br />

Bergfex, weil ich ein Gewitter<br />

erkannt habe und noch<br />

rechtzeitig umdrehen<br />

konnte.<br />

FB: 25.348<br />

Twitter: 36.927<br />

Ehre wem Ehre gebührt: Ohne dem „Data-Selfie“ des Wired-<br />

Magazins hätten wir unseren Zugang zum Wahlkampf nicht<br />

gefunden. Hvala und teşekkür für die Inspiration!<br />

20 / POLITIKA /


HEINZ-CHRISTIAN STRACHE<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Demokratisch und tolerant wie<br />

wir sind, haben wir auch FPÖ-<br />

Spitzenkandidat Heinz-Christian<br />

Strache eingeladen, mit uns über<br />

sein digitales Ich zu sprechen.<br />

Obwohl sich das bei uns im<br />

Abendland so nicht gehört, hat<br />

sein Pressesprecher aber nie<br />

zurück gerufen.<br />

FB: 727.222<br />

Twitter: 19.880<br />

Instagram: 4908<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3 Routen:<br />

Neustift bis Nußdorf<br />

Strebersdorf bis Stammersdorf<br />

Weinspaziergang Ottakring<br />

Herrliche Aussicht auf Wien<br />

Viele köstliche Labestationen<br />

Insgesamt 25 km Weinwege<br />

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bis nach Nußdorf, von Strebersdorf bis<br />

Stammersdorf und in Ottakring.<br />

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NETZ POLITIK<br />

DAS MAKING-OF<br />

Von Alexandra Stanić<br />

Zu Besuch bei Peter Pilz wurde nicht nur über Twitter gesprochen,<br />

es gab auch Eiskaffee – mit Bio-Vanilleeis!<br />

Das Neos-Büro sieht aus wie ein Start-Up.<br />

Ob das wohl Absicht ist?<br />

Alexandra Stanić, Julia Peternell<br />

wgkk.at<br />

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Bundeskanzler Kern checkt gerade, welche Apps er<br />

auf seinem Handy hat und wem er auf Instagram folgt.<br />

Sebastian Kurz hat nicht nur die größte Social Media-<br />

Gemeinde, auch bei der Abfahrt seines Busses wurde<br />

er mit Applaus und La-Ola-Welle verabschiedet.<br />

Öffi-<br />

Nutzerin<br />

Milena<br />

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(01)79<strong>09</strong> -111


UN<br />

GESCHLAGEN<br />

24 / POLITIKA /


Missbraucht, bedroht und isoliert: Die Geschichte<br />

dreier geflohener Frauen, die sich in Österreich<br />

ein neues Leben aufbauen. In ständiger Angst,<br />

ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann zu begegnen.<br />

Von Mamo Issa und Alexandra Stanić, Fotos: Christoph Liebentritt<br />

Munas * Gesicht ist blutüberlaufen. Ihre Nase ist<br />

geschwollen, ihr Auge ziert ein großer blauer<br />

Fleck. Dieses Mal ist ihr Mann Ahmad * einen<br />

Schritt zu weit gegangen. Als er den Stuhl packt<br />

und auf sie einschlägt, weiß sie: Es reicht, sie muss hier raus.<br />

Muna schafft es, die Wohnung zu verlassen, sie schreit um<br />

Hilfe. Zunächst hört sie keiner – oder möchte sie nicht hören. In<br />

ihrem Stock lebt nur eine weitere Person: ein irakischer Freund<br />

ihres Ehemannes. „Wenn du meine Frau und mich streiten<br />

hörst, ignorier das Geschreie einfach, wir<br />

klären das unter uns“, hatte ihr Ehemann<br />

ihn Monate zuvor gebeten. All die<br />

Zeit hat er sich daran gehalten, auch an<br />

diesem Abend, obwohl er zu Hause war.<br />

Muna flüchtet auf die Straße, ihr Körper<br />

schmerzt wegen der Schläge, sie kann<br />

kaum gehen und sieht schlecht – das<br />

Blut läuft ihr in die Augen. Schließlich eilt<br />

ihr eine Nachbarin zu Hilfe, verständigt<br />

die Polizei und die Rettung und lässt sie<br />

in ihrer Wohnung warten.<br />

An diesem Abend verlässt Muna<br />

Ahmad * und zieht ins Frauenhaus. Seit<br />

eineinhalb Jahren lebt die 34-Jährige in<br />

Österreich, ihr Mann ist seit zweieinhalb<br />

Jahren hier. Ursprünglich kommen sie<br />

aus Syrien. Im Rahmen der Familienzuführung<br />

holt ihr damaliger Ehemann<br />

sie 2015 nach Wien. Sie leben in einer<br />

kleinen Ein-Zimmer-Wohnung. Ahmad<br />

war schon in Syrien gewalttätig. Als der Krieg beginnt, wird<br />

es schlimmer. „In meiner Heimatstadt sind alle mit Waffen<br />

rumgelaufen, selbst Kinder“, erzählt Muna. „Einmal war<br />

Ahmad wieder wütend und hat in unserer Wohnung auf mich<br />

geschossen und mich ganz knapp verfehlt.“ Zwei Mal hatte<br />

sie Fehlgeburten, weil er ihr bei einem seiner Wutausbrüche<br />

in den Bauch getreten hatte. „Seine Familie und er haben mir<br />

die Schuld gegeben, dass wir keine Kinder kriegen konnten“,<br />

erzählt Muna schluchzend. „Sie haben gesagt, dass ich keine<br />

„<br />

Ahmad war<br />

wütend und<br />

hat in unserer<br />

Wohnung<br />

auf mich<br />

geschossen.<br />

“<br />

richtige Frau bin.“ Er verbrennt sie mit Zigaretten, sie zeigt mir<br />

die Narben, die sie davongetragen hat. Auf die Frage, warum<br />

sie ihm trotzdem nach Österreich gefolgt ist, antwortet sie:<br />

„Weil in meinem Land Krieg herrscht.“ Zudem habe Muna auf<br />

eine Veränderung gehofft, trotz der Misshandlungen liebte ein<br />

Teil von ihr Ahmad. „Er hat mir geschworen, dass wir ein neues<br />

Leben beginnen und er mich mit Blumen in Österreich erwartet“,<br />

erinnert sich die Kindergartenpädagogin. „Aber besser<br />

wurde nichts, nur noch viel grausamer.“<br />

Dass solche Versprechen oft nicht<br />

der Wahrheit entsprechen, weiß auch<br />

Psychotherapeutin Homeyra Adjudan-<br />

Garakin, die auf Opferarbeit spezialisiert<br />

ist und als Beraterin in der Wiener<br />

Interventionsstelle gegen Gewalt in der<br />

Familie arbeitet. „Gewalttätige Männer<br />

versprechen oft, dass alles besser wird,<br />

wenn sie erst in ein europäisches Land<br />

geflohen sind“, erklärt Adjudan-Garakin.<br />

„Das Gegenteil ist der Fall, es wird meist<br />

schlimmer. Außerdem sind Frauen schon<br />

auf der Flucht nach Europa der Gewalt<br />

ihrer Ehemänner ausgesetzt.“<br />

Aber Gewalt gegen Frauen ist kein<br />

syrisches Problem. In Österreich hat jede<br />

fünfte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr<br />

körperliche und/oder sexuelle Gewalt<br />

erfahren. Psychische Gewalt durch<br />

ihren (Ex-)Partner haben 38 Prozent der<br />

Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr erlebt.<br />

Zahlen zu Gewalt gegen Frauen in Syrien sind nicht verlässlich.<br />

Eine Statistik, wie viele Frauen kürzlich nach Österreich gekommen<br />

sind und sich aufgrund von Gewalt in der Ehe scheiden<br />

haben lassen, gibt es nicht. „Frauen mit Fluchthintergrund<br />

sind erfahrungsgemäß besonders gewaltgefährdet. Gründe<br />

dafür sind zum Beispiel das Fehlen eines tragfähigen sozialen<br />

Netzwerks, geringe Sprachkenntnisse oder rechtliche Hürden“,<br />

heißt es auf Nachfrage im Frauenministerium. Der Aufbau<br />

einer eigenständigen Existenz sei in der Regel langwierig und<br />

/ POLITIKA / 25


Kein soziales<br />

Umfeld und keine<br />

Deutschkenntnisse:<br />

All das hindert<br />

geflüchtete<br />

Frauen oft daran,<br />

sich endgültig von<br />

ihrem gewalttätigen<br />

Ehemann<br />

scheiden zu lassen.<br />

„<br />

Ich habe ein<br />

Kontaktverbot<br />

beantragt.<br />

Kommt mir<br />

Ahmad zu<br />

nahe, wird er<br />

weggesperrt.<br />

“<br />

kompliziert, das mache das Verlassen einer Gewaltbeziehung<br />

oft besonders schwierig.<br />

Kein soziales Umfeld und keine Deutschkenntnisse: All das<br />

hinderte auch Muna lange daran, sich endgültig von ihrem<br />

Ehemann zu trennen. Aber im Vordergrund steht vor allem die<br />

Angst, von ihm umgebracht zu werden. Ihr Ex-Ehemann ist<br />

alkoholkrank, betrinkt sich jeden Tag. „Er hat mich gezwungen,<br />

mit ihm mitzutrinken, damit ich Dinge im Bett mit ihm<br />

mache, die ich nicht wollte“, sagt sie und kann ihre Tränen<br />

nicht unterdrücken. Sie wehrt sich, plädiert auf seine Vernunft.<br />

Aber er antwortet ihr nur: „Du bist meine Frau, du gehörst mir<br />

und ich kann mit dir machen, was ich will.“ Dann vergewaltigt<br />

er sie. Ahmad verbietet Muna Deutschkurse zu besuchen,<br />

sie darf die Wohnung nicht ohne ihn verlassen. Setzt sie sich<br />

zur Wehr, folgen Schläge. Ihr einziger sozialer Kontakt ist ihre<br />

Cousine, die ebenfalls in Wien lebt. Zu der verbietet er ihr nach<br />

wenigen Wochen den Kontakt, weil er sie für einen schlechten<br />

Einfluss hält. Ahmad isoliert sie von<br />

der Außenwelt, nimmt ihr ihr Handy weg.<br />

„Wenn ich mit der Polizei gedroht habe,<br />

hat er nur gelacht. Er hat mir gesagt, dass<br />

er vielleicht ein oder zwei Nächte im Knast<br />

verbringen würde, sobald er aber wieder<br />

draußen wäre, würde er mich umbringen.“<br />

Ihre Deutschkenntnisse seien zudem so<br />

schlecht gewesen, dass sie sich nicht<br />

ohne ihn zurechtgefunden hätte. „Er hat<br />

mir verboten, mich weiterzubilden. Er<br />

wollte, dass ich völlig abhängig von ihm<br />

bin.“ Monatelang lebt sie so. Bis zu dem<br />

Abend, an dem er sie mit einem Stuhl<br />

attackiert hat. Muna hat sich entschieden,<br />

ihre Geschichte zu erzählen, damit<br />

auch andere Frauen Mut fassen und ihren<br />

gewalttätigen Ehemann verlassen. „Ich<br />

habe ein Kontaktverbot beantragt. Kommt<br />

mir Ahmad zu nahe, wird er weggesperrt“,<br />

beschreibt sie die derzeitige Situation. „In<br />

Wirklichkeit gibt es aber nur einen Grund,<br />

warum er mich endlich in Ruhe lässt: Die Angst vorm Staat<br />

Österreich und die Angst, abgeschoben zu werden.“<br />

EINE SCHANDE<br />

Aysha * ist noch weit davon entfernt, in Frieden leben zu können,<br />

auch wenn die 23-Jährige von ihrem Ehemann geschieden<br />

ist. Mit 14 heiratet die Syrerin Mustafa * , der 13 Jahre älter<br />

ist. Vor der Hochzeit trifft sie ihn nur zwei Mal. Auf die Frage,<br />

ob sie zwangsverheiratet wurde, schüttelt sie den Kopf. „Keiner<br />

hat mir gesagt, dass ich ihn heiraten muss“, erklärt Aysha.<br />

„Ich habe einfach ja gesagt, was ein Fehler war. Aber es ist<br />

irgendwie auch Teil unserer Kultur.“ Ähnlich wie bei Muna ist<br />

ihr Ehemann schon in ihrer Heimat gewalttätig – auch Aysha<br />

hofft auf Veränderung mit der Flucht nach Europa. „Ich war mir<br />

sicher, dass wir hier ein neues Kapitel beginnen.“ Einmal hat er<br />

sie krankenhausreif geschlagen, die Polizei wurde nie verständigt.<br />

Mustafa hat sie auch in der Gegenwart anderer Menschen<br />

verprügelt. An eine Scheidung war damals nicht zu denken.<br />

26 / POLITIKA /


„Eine geschiedene Frau ist in unserer Kultur eine Schande“, so<br />

Aysha. „Bis auf meine Mutter und meine Schwester weiß auch<br />

bis heute niemand, dass ich hier in Österreich getrennt von<br />

Mustafa lebe.“<br />

Aysha hat vier Kinder, ihre älteste Tochter ist acht Jahre alt.<br />

Auch ihre Kinder blieben nicht von den Schlägen ihres Vaters<br />

verschont. Täglich prügelt er auf sie ein – wegen Nichtigkeiten.<br />

Dabei war sich Aysha sicher, dass sie in Europa ein besseres<br />

Leben haben würde, all ihre Hoffnung hat sie in dieses neue<br />

Kapitel gesteckt. Aber als sie vor etwa einem Jahr und drei<br />

Monaten in Österreich ankommen, wurden Mustafas Schläge<br />

schlimmer und regelmäßiger. „Wenn er ein Glas Wasser<br />

wollte und ich nicht schnell genug war, ist er ausgerastet.“ Als<br />

Mustafa einmal einen besonders schlimmen Wutanfall hat,<br />

schlägt er Aysha und sperrt sie daraufhin für sechs Stunden<br />

ins Badezimmer ein. Am nächsten Morgen sucht sie wie jeden<br />

Tag ihren Deutschkurs auf. Dort fällt sie in Ohnmacht. Mit Hilfe<br />

ihrer Deutschlehrerin schafft sie es ins Krankenhaus und findet<br />

einen Platz im Frauenhaus.<br />

SOLIDARISIERUNG<br />

Aber mit ihrer Entscheidung, Mustafa zu verlassen, ist Ayshas<br />

Sicherheit noch nicht gewährt. Er terrorisiert sie mit Anrufen<br />

und Nachrichten. Über mehrere Facebook-Profile versucht er<br />

monatelang, auch heute noch, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Er<br />

beleidigt sie aufs Übelste und droht ihr, sie umzubringen. Meist<br />

ignoriert sie seine Beleidigungen, einmal reagiert sie: „Ich habe<br />

all deine Bedrohungen als Beweis, hör auf mir zu schreiben<br />

oder ich rufe die Polizei.“ Zwei Tage später holt sie eines ihrer<br />

Kinder vom Kindergarten und wird von einem fremden Mann<br />

attackiert. „Er hat mir auf den Kopf geschlagen und mir das<br />

Handy aus der Hand gerissen“, erinnert sie sich. „Weg waren<br />

alle Beweise.“ Sie ist sich sicher, dass der Dieb ein Freund ihres<br />

Ehemannes war: „An so einen Zufall glaube ich nicht.“<br />

Zuletzt kontaktiert sie Mustafa vor einigen Wochen, um ihr<br />

einmal mehr zu drohen, dass er sie umbringen wird. „Du hast<br />

eine Woche, um mir die Kinder zu geben, ich möchte zurück<br />

nach Syrien mit ihnen“, habe er ihr erklärt. „Lieber sollen sie<br />

dort sterben als hier mit dir in Freiheit zu leben.“ Sie reagiert<br />

nicht. Kurz darauf trifft sie einen Freund ihres Ex-Mannes auf<br />

der Straße, der sie mit den Worten „Dir reichen Worte wohl<br />

nicht“ in Panik versetzt. Zur Polizei ist sie nicht gegangen, zu<br />

groß die Angst vor Mustafa.<br />

„Manchmal solidarisieren sich Männer, wenn sich Frauen<br />

von ihnen trennen wollen“, beschreibt Psychotherapeutin<br />

Homeyra Adjudan-Garakin ein großes Problem. „Wenn eine<br />

Frau vor ihrem Mann flüchtet, könnte das auch andere Frauen<br />

motivieren, es ihr gleich zu tun. Das könnte sich ja in der<br />

Community herumsprechen.“ Deswegen geben sich Männer<br />

auch gegenseitig Tipps wie: „Sag, dass du sehr betrunken<br />

warst“ oder „Du kannst dich einfach an nichts erinnern.“ Aber<br />

auch Frauen, die in gewaltvollen Ehen leben und nicht den<br />

Mut fassen können, ihren Partner zu verlassen, solidarisieren<br />

sich mit diesen Männern und verurteilen Frauen, die die<br />

Scheidung einreichen. „Ganz nach dem Motto: Es ist besser,<br />

wenn es allen gleich schlecht geht und wir alle im selben Boot<br />

sitzen“, so Adjudan-Garakin. Neben der eigenen Community,<br />

/ POLITIKA /<br />

Willst du das verstehen?<br />

Willst du arbeiten?Integrier Dich!<br />

Umgekehrt<br />

THEATER, PERFORMANCE<br />

Deutsch, Arabisch<br />

FREIER EINTRITT<br />

FR. 29. <strong>09</strong>. 20<strong>17</strong><br />

19:00h<br />

Im Anschluss Publikumsgespräch.<br />

Moderation: Nadja Maleh<br />

VHS Ottakring<br />

Hilde Weinberger Saal<br />

Ludo-Hartmann-Platz 7<br />

A-1160 Wien<br />

Wegen begrenzter<br />

Teilnehmer_innenzahl<br />

bitte bis 27.9. anmelden unter<br />

reservation@wienwoche.org<br />

“Umgekehrt” ist eine<br />

Produktion im Rahmen von.


in Syrien gesagt, dass ich eine Schlampe bin“, so Nisrin. Als<br />

sie die Campleitung über Hassan informiert, darf er das Heim<br />

nicht mehr betreten. Damit nimmt seine Hasstirade aber kein<br />

Ende. Er bezahlt andere Männer, um Nisrin zu fotografieren und<br />

zu beobachten. Auf dem Weg zum AMS ist er ihr und ihrem<br />

Dolmetscher gefolgt, wollte beide zusammenschlagen, beinahe<br />

wäre die Situation eskaliert. „Er besteht die ganze Zeit darauf,<br />

unsere 14-jährige Tochter Roni * zu sehen“, erzählt Nisrin.<br />

„Nachdem er sie aber auch geschlagen hat, möchte sie nichts<br />

mehr mit ihm zu tun haben.“ Mittlerweile lebt Nisrin mit ihrer<br />

Tochter in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung und hat einen<br />

Job als Friseurin gefunden. Hassan versucht immer wieder,<br />

Kontakt zu den beiden aufzunehmen. „Hebt meine Tochter<br />

einmal ab, möchte er herausfinden, wo genau wir in Wiener<br />

Neustadt leben und wo ich arbeite.“<br />

Die Frauen leben in ständiger Angst, ihrem Ex-Ehemann<br />

oder einem Bekannten von ihm zu begegnen.<br />

die Frauen unter Druck setzt, gibt es einige Faktoren, die sie<br />

vor der Scheidung zurückhalten. Das weiß die Psychotherapeutin<br />

aus Erfahrung. Seit drei Jahren arbeitet sie intensiv<br />

mit Flüchtlingen zusammen, die viel Gewalt erlebt haben und<br />

traumatisiert in Österreich ankommen – sowohl Männer als<br />

auch Frauen. „Wenn sie in Europa ankommen, müssen beide<br />

traditionelle Geschlechterrollen abgeben“, erklärt sie. „Männer<br />

können dann plötzlich nicht mehr Männer sein.“ Das sorgt für<br />

Frust, den sie an ihren Ehefrauen auslassen. Eine große Rolle<br />

spielt bei Frauen vor allem die Sorge, ihre Kinder zu verlieren.<br />

„Sie verheimlichen ihre gewalttätigen Ehemänner, weil sie<br />

Angst haben, dass man ihnen ihre Kinder wegnehmen könnte“,<br />

erklärt die Psychotherapeutin.<br />

Welche Dimensionen diese Solidarisierung von Männern<br />

annehmen kann, zeigt auch die Geschichte von Nisrin * und<br />

ihrem Ex-Ehemann Hassan * . Die 31-jährige Syrerin lebt in Wiener<br />

Neustadt, „möglichst weit weg von meinem Ex, der in Wien<br />

lebt.“ Bereits auf der Flucht nach Europa entscheidet sie sich,<br />

ihn zu verlassen. Hassan stalkt sie daraufhin, ähnlich wie bei<br />

Aysha belästigt er sie mit Anrufen und Nachrichten. Dann geht<br />

er einen Schritt weiter, sucht sie im Flüchtlingscamp auf und<br />

macht Fotos von ihr, die er dann mit üblen Beschimpfungen<br />

in sozialen Netzwerken teilt. „Er hat meiner ganzen Familie<br />

EIN NEUES LEBEN<br />

Nisrins größter Wunsch ist es, dass Roni ein unbeschwertes<br />

Leben in Österreich führt, zur Schule geht und nicht dieselben<br />

Erfahrungen wie sie sammeln muss. „Ich möchte nicht,<br />

dass sie jemals mit einem Mann zusammen ist, der sie brutal<br />

zusammenschlägt, so wie es ihr Vater mit mir gemacht hat.“<br />

Alle drei Frauen haben ein ähnliches Schicksal erlitten. Sie sind<br />

aus ihrer Heimat vor dem Krieg geflohen und haben hier den<br />

Mut gefasst, ein neues Leben zu beginnen – ohne ihre gewalttätigen<br />

Ehemänner. Trotzdem leben sie in ständiger Angst,<br />

diesen Männern oder deren Bekannten zu begegnen. Sie<br />

fühlen sich hilflos und haben doch Hoffnung, dass sich – hier in<br />

Österreich – alles zum Guten wendet. Auch die 23-jährige Hiba<br />

versucht ein Vorbild für ihre vier Kinder zu sein. „Immer wieder<br />

betone ich vor allem vor meinen drei Töchtern, dass sie unabhängig<br />

und stark sein müssen, wenn sie groß sind“, erzählt sie.<br />

„Meine achtjährige Tochter hat mir einmal geantwortet: Mama,<br />

ich werde eines Tages stärker sein als du es warst – mein Ehemann<br />

wird mich nie schlagen dürfen.“ ●<br />

→ Die Frauenhelpline gegen Gewalt bietet auch<br />

muttersprachliche Beratung in Arabisch,<br />

Englisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch,<br />

Rumänisch, Spanisch und Türkisch an:<br />

0800 222 555<br />

→ Die „fem:HELP“ für Android-Handys und<br />

iPhones soll von Gewalt betroffenen Frauen in<br />

Österreich helfen, Hilfseinrichtungen schnell<br />

zu kontaktieren.<br />

→ Der 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien:<br />

0<strong>17</strong><strong>17</strong>19<br />

→ Die Interventionsstelle gegen Gewalt in der<br />

Familie bietet Informationen, Beratung und<br />

Hilfe bei Gewalt an Frauen:<br />

www.interventionsstelle-wien.at/<br />

Die interviewten Frauen wollten aus Angst vor ihren Ex-Ehemännern anonym bleiben.<br />

Deswegen hat sich unsere ehemalige Stipendiatin Mona bereit erklärt, für diese<br />

Geschichte zu modeln.<br />

28 / POLITIKA /


SICHER WÄHLEN<br />

mit<br />

Im Inland:<br />

Wenn Sie Ihr Wahllokal<br />

nicht aufsuchen können<br />

• in jedem Wahlkarten-Wahllokal<br />

• vor einer „fliegenden Wahlbehörde“<br />

(sie kommt, wenn Sie bettlägerig,<br />

geh- oder transportunfähig sind)<br />

• portofrei – per Briefwahl<br />

Im Ausland:<br />

• portofrei – per Briefwahl<br />

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30 / POLITIKA /


RAMBAZAMBA<br />

„Perfekt“<br />

Foto von Kay von Aspern


HERR INSPEKTOR,<br />

BITTE!<br />

„Wenn es die Gay Cops<br />

bei der Polizei gibt und<br />

eine Transfrau beim Heer,<br />

dann muss es auch als<br />

Transmann bei der Polizei<br />

gehen.“<br />

32 / RAMBAZAMBA /


Zwei Jahre war Marek auf Streife im 1. Bezirk unterwegs – im Körper<br />

einer Frau und in weiblicher Polizei-Uniform. Er wurde als Frau<br />

geboren, doch fühlte sich nie wie eine. Marek änderte vor einem Jahr<br />

sein Geschlecht. Nun ist die ehemalige Polizistin offiziell Polizist.<br />

Von Steven Meyer und Marko Mestrović (Fotos)<br />

Marek absolvierte die<br />

Polizeischule als Frau<br />

– zumindest auf offiziellen<br />

Papieren. Danach arbeitete<br />

er zwei Jahre als Polizistin in<br />

Wien, bis der heute 26-Jährige<br />

es nicht mehr aushielt und sich<br />

outete: Sein weibliches Geburtsgeschlecht<br />

passte einfach nicht.<br />

Heute lebt er offen als Mann,<br />

engagiert sich im Verein Gay Cops<br />

und arbeitet beim Landeskriminalamt<br />

im Erkennungsdienst. Wie<br />

in allen Berufsgruppen arbeiten<br />

natürlich auch bei der Polizei<br />

schwule, lesbische, bisexuelle und<br />

transidente Menschen. Ein Outing<br />

– vor allem in einem von Männern<br />

dominierten Berufsfeld wie der<br />

Polizei – ist meistens mit Ängsten<br />

vor Diskriminierung oder Karrierebrüchen<br />

verbunden. Aus diesem<br />

Grund sprechen viele nicht offen<br />

über ihre sexuelle Orientierung<br />

oder Identität – im Gegensatz zu<br />

Marek. Wir haben uns mit ihm<br />

getroffen.<br />

<strong>BIBER</strong>: Marek, du kennst beide Seiten.<br />

Du warst Polizistin, bist nun Polizist - was<br />

ist der größte Unterschied?<br />

MAREK: Als Frau wurde ich immer<br />

gefragt: „Was? Ist der Beruf nicht viel<br />

zu gefährlich?“ – was aber eigentlich<br />

gemeint war, ist: Ist der Beruf nicht zu<br />

gefährlich für eine Frau? Mittlerweile<br />

kommen eher Fragen wie „Was hast du<br />

schon erlebt?“ und es wird als cooler<br />

Beruf wahrgenommen – allerdings nicht<br />

von meiner Community.<br />

Warum?<br />

Innerhalb der LGBTIQ* (Lesbian, Gay, Bi,<br />

Trans, Inter, Queer)-Community wollten<br />

einige nichts mit mir zu tun haben, weil<br />

mein Beruf als rechts angesehen wird,<br />

da ich für den „unterdrückenden Staat“<br />

arbeite. Mir wird vorgeworfen, einen Job<br />

zu haben, der Gewalt ausübt. Ich habe<br />

mehr Probleme, wenn ich mich in der<br />

Community als Polizist oute, als wenn ich<br />

mich als trans bei der Polizei oute. Das<br />

fand ich sehr erstaunlich und traurig, da<br />

die Community schließlich tolerant sein<br />

sollte.<br />

War dir eigentlich schon immer bewusst,<br />

dass du ein Mann bist?<br />

Anfangs war es eher die Ablehnung des<br />

Weiblichen. Ich wusste, dass Frau 100%<br />

nicht passt. Das mit dem Männlichen<br />

kam nach und nach. Da es in Österreich<br />

nur zwei Geschlechter gibt, fiel die Wahl<br />

dann nicht so schwer.<br />

Wie verlief der Wandel bei dir?<br />

Angefangen hat der Prozess mit 16 Jahren.<br />

Damals war trans noch kein Begriff<br />

für mich. Ich habe in der Tourismusbranche<br />

gearbeitet und wurde dauernd als<br />

Fräulein angesprochen. Das passte nicht,<br />

ich wusste, dass ich das nicht bin. Das<br />

wirkliche Eingestehen hat aber sehr lange<br />

gedauert. Mit 23, 24 Jahren war es<br />

mir klar, habe es aber noch verheimlicht.<br />

Erst als ich dann nach der Polizeischule<br />

eine Therapiestelle gefunden hatte, kam<br />

alles langsam ins Rollen.<br />

Wie verlief dein Outing bei der Polizei?<br />

Wie haben deine KollegInnen reagiert?<br />

Damals war ich im Streifendienst in Wien<br />

1010 und habe noch Uniform getragen.<br />

Ich habe mich zuerst bei meiner Funkfahrtpartnerin<br />

geoutet, weil ich wusste,<br />

dass sie positiv reagieren würde. Dann<br />

habe ich mich bei meinem Dienstvorgesetzten<br />

geoutet und habe ihn gefragt, ob<br />

er zu den anderen Outings als Unterstützung<br />

mitgehen würde. Er hat sofort<br />

ja gesagt. Einige haben Fragen gestellt,<br />

andere haben nicht viel gesagt.<br />

Hast du keine Diskriminierungen erfahren?<br />

Ich hatte natürlich viele Sorgen und Ängste<br />

diesbezüglich, aber sie wurden nicht<br />

bestätigt. Anfangs war allerdings nicht<br />

sicher, ob die Chefs mir den Männerspind<br />

zugestehen können. Zuerst sollte<br />

ich einen eigenen bekommen, was aber<br />

aus Platzmangel nicht funktionierte. Zu<br />

dieser Zeit habe ich aber meine Geburtsurkunde<br />

ändern lassen, die ich innerhalb<br />

von drei Tagen hatte und somit auch in<br />

die Männerumkleide konnte. Es gab nur<br />

einen Kollegen, der alles dran gesetzt<br />

hat, den Spind neben mir nicht zu<br />

bekommen. Der hat mir auch nicht mehr<br />

die Hand gegeben.<br />

/ RAMBAZAMBA / 33


GAY-COPS:<br />

Die Gay Cops sind ein Verein,<br />

den es mittlerweile seit<br />

10 Jahren in Österreich gibt<br />

und der Teil eines europaweiten<br />

Netzwerkes von LGBTIQ+<br />

Polizistinnen und Polizisten<br />

ist. Der Verein mit etwas mehr<br />

als 60 aktiven Polizist*innen<br />

setzt sich für Sichtbarkeit und<br />

ein Bewusstsein der Probleme<br />

von queeren Minderheiten<br />

innerhalb der Polizei ein.<br />

Außerdem möchten sie, dass<br />

ein Vortrag zur polizeiinternen<br />

Sensibilisierung für LGBTIQ+<br />

Themen in den Lehrplan der<br />

Polizeiausbildung aufgenommen<br />

wird.<br />

werden will. Allerdings habe ich auch<br />

geahnt, dass ich trans bin, und dachte<br />

damals, ich müsste mir einen anderen<br />

Traumberuf suchen. Dann habe ich<br />

zufällig von den Gay Cops und über eine<br />

Transfrau beim Bundesheer gelesen – da<br />

dachte ich mir, wenn es die Gay Cops bei<br />

der Polizei gibt und eine Transfrau beim<br />

Heer, dann muss es auch als Transmann<br />

bei der Polizei gehen. Nach der Polizeischule<br />

habe ich mich gleich bei den Gay<br />

Cops angemeldet. Ich möchte, dass es<br />

andere LGBTIQ-Personen leichter haben<br />

als ich und nicht Zweifel an ihrem Traumjob<br />

haben, nur weil sie sind wie sie sind.<br />

Gab es schon Trans-PolizistInnen vor dir?<br />

Ja, es gibt ungefähr sechs oder sieben in<br />

Österreich, von denen habe ich erst nach<br />

dem Outing erfahren. Ich dachte ich sei<br />

der Erste.<br />

„Ich bin immer wieder überrascht, wenn mich Menschen sofort als männlich wahrnehmen.<br />

Immerhin wurde ich 25 Jahre als weiblich wahrgenommen.“<br />

Dein Outing verlief insgesamt gut. Woran<br />

lag das?<br />

Es kommt immer auf die Leute an, mit<br />

denen man arbeitet. Vor allem auf die<br />

Vorgesetzten. Es kann auch ganz anders<br />

ablaufen – ich kenne jemanden, der die<br />

Polizeiinspektion aufgrund eines Outings<br />

wechseln musste. Man kann sich allerdings<br />

auch über die Gleichbehandlungsstelle<br />

gegen Mobbing wehren.<br />

Du bist Mitglied der „Gay Cops“. Wie<br />

kam das?<br />

Ich wusste schon immer, dass ich Polizist<br />

Hat sich dein beruflicher Alltag verändert?<br />

Teilweise war es sehr schwer. In der<br />

Uniform wurde ich viel schneller als<br />

weiblich angesehen als in Privatkleidung.<br />

Da war es dann heftig zurückzustecken<br />

und wieder „Frau Inspektor“ zu<br />

hören. Mit meinen Chefs habe ich auch<br />

besprochen, dass ich keine Personendurchsuchungen<br />

mache, solange mein<br />

Geschlecht äußerlich unklar ist. Ich selbst<br />

wollte keine weiblichen Personen mehr<br />

durchsuchen, weil ich per Gesetz seit<br />

der Geburtsurkundenänderung männlich<br />

war. Für die Männer war ich aber noch<br />

nicht erkenntlich Mann. Aus diesem<br />

Grund haben wir beschlossen, dass ich<br />

niemanden durchsuche. So konnte ich<br />

auch dummen Kommentaren der Durchsuchten<br />

entgehen.<br />

Wie verlief der Wandel allgemein für<br />

dich? Du hast dich auch Operationen<br />

unterzogen, richtig?<br />

34 / RAMBAZAMBA /


Insgesamt lief meine gesamte Transition<br />

gut. Die erste Psychiaterin hätte ich<br />

mir sparen können, da sie sehr unangenehme<br />

Fragen gestellt hat. Da man<br />

aber auf ein Gutachten angewiesen ist,<br />

beantwortet man Fragen, die man nicht<br />

beantworten möchte. Außerdem hätte<br />

ich nicht erwartet, dass man nach den<br />

Operationen so lange braucht, bis man<br />

körperlich wieder fit ist. Bei mir hat es<br />

sechs Monate nach den OPs gedauert,<br />

bis ich wieder so leistungsfähig<br />

wie davor war. Ich habe mir die Brüste<br />

abnehmen und auch Eierstöcke und<br />

Gebärmutter entfernen lassen.<br />

Weil du beide Seiten kennst: Wie unterscheiden<br />

sich die Anforderungen an<br />

Männer und Frauen bei der Polizei?<br />

Beim Sporttest gibt es zwischen Männern<br />

und Frauen noch Unterschiede – da<br />

ist es für Frauen einfacher. Durch meine<br />

Hormontherapie spüre ich die Unterschiede<br />

zwischen einem männlichen und<br />

einem weiblichen Körper. Durch Testosteron<br />

konnte ich innerhalb eines Monats<br />

das Doppelte leisten, weshalb ich den<br />

Unterschied verstehe und gut finde.<br />

Hast du einen Vorteil bei der Arbeit als<br />

Transpolizist?<br />

Man ist feinfühliger hinsichtlich Minderheiten,<br />

weil man auch in der Community<br />

eingebunden ist. Man kennt etwa ihre<br />

Bedenken, eine Anzeige zu machen und<br />

man versteht, dass oft keine Anzeige<br />

erstattet wird. Ansonsten unterscheidet<br />

es sich nicht wirklich.<br />

Gab es dann aufgrund der unterschiedlichen<br />

Anforderungen Anmerkungen<br />

nach dem Outing?<br />

Nein, ich habe den Sporttest damals als<br />

Frau absolviert. Jetzt mache ich den<br />

Dienstführendenkurs und hab den Sporttest<br />

als Mann absolviert. Ich habe alle<br />

Limits erfüllt.<br />

Mittlerweile wirst du als männlich angesehen.<br />

Wie ist das für dich?<br />

Ich bin immer wieder überrascht, wenn<br />

mich Menschen sofort als männlich<br />

wahrnehmen. Nach wie vor bin ich in der<br />

Gewöhnungsphase, da ich 25 Jahre als<br />

weiblich wahrgenommen wurde. Jetzt,<br />

innerhalb eines halben Jahres, werde ich<br />

10FACHES RISIKO!<br />

Die Gay Cops veröffentlichten 2015<br />

zusammen mit der IG Soziologie eine<br />

Studie, deren Ergebnisse polizeiintern<br />

ignoriert wurden. Es ging um Hassverbrechen<br />

gegenüber LGBTIQ* in Österreich,<br />

in der herauskam, dass LGBTIQ*<br />

Personen ein zehnfach höheres<br />

Risiko als die restliche Bevölkerung<br />

haben, Opfer von Gewaltverbrechen<br />

zu werden und dass die wenigsten<br />

dieser Verbrechen eine Anzeige zur<br />

Folge haben. Mangelndes Vertrauen<br />

in die Polizei ist der Grund dafür.<br />

Sollte es dennoch zu einer Anzeige<br />

nach einem Hassverbrechen kommen,<br />

führt diese selten zur Verurteilung.<br />

Einen Tatbestand „Hassverbrechen“<br />

gibt es in Österreich nämlich nicht,<br />

sondern lediglich die Möglichkeit zu<br />

einer Straferhöhung bei besonderen<br />

Umständen der Tat. Beispielsweise<br />

bei rassistischen oder homophoben<br />

Motiven. Dieser Erhöhungstatbestand<br />

kommt allerdings nur zum Tragen,<br />

wenn es verschiedene Instanzen<br />

durchläuft – und das passiert selten.<br />

Bezahlte Anzeige<br />

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Ein neuer Stil.<br />

Es ist Zeit.<br />

Wenn wir wir das das Land verändern wollen, muss Politik<br />

sich sich verändern. Dazu braucht es es einen neuen Stil: Stil:<br />

sagen, was was Sache ist. ist. Und tun, tun, was was richtig ist. ist.<br />

www.sebastian-kurz.at


„Es fehlt einfach noch<br />

das Bewusstsein, dass<br />

Transmänner Männer<br />

sind und Transfrauen<br />

Frauen sind.“<br />

Für alle LeserInnen,<br />

die wie wir eine<br />

Enzyklopädie zum<br />

Verständnis brauchten:<br />

als männlich angesehen. Da freue ich mich<br />

noch jedes Mal drüber.<br />

Und deine Familie, dein Freundeskreis –<br />

welche Reaktionen hast du erfahren?<br />

In der Familie hat es bei einigen länger<br />

gedauert. Meine Oma hat es beispielsweise<br />

nicht verstanden. Nach einigen Monaten<br />

hat sie sich dann aber bemüht. Bei meinem<br />

Vater hat es auch länger gedauert. Nachdem<br />

ich ihm einen Outing-Brief geschrieben<br />

habe, hat er sich bemüht und nennt mich<br />

jetzt in den meisten Fällen bei meinem<br />

neuen, richtigen Namen. Mir war wichtig zu<br />

wissen, dass die Personen versuchen meinen<br />

neuen männlichen Namen zu sagen.<br />

Meinen alten Namen möchte ich nicht mehr<br />

hören oder benutzen.<br />

(Anm. der Redaktion: Aus diesem Grund<br />

nennt er den Namen auch im Interview<br />

nicht)<br />

Wie ist der Umgang mit Transpersonen?<br />

Ich werde oft – vor allem von Schwulen –<br />

gefragt, was ich denn eigentlich in der Hose<br />

habe, obwohl das einfach nur relevant ist,<br />

wenn man in einer Beziehung ist. Außerdem<br />

kommt es in der Community oft vor,<br />

dass Transfrauen bei Lesbentreffen explizit<br />

ausgeschlossen werden. Umgekehrt werden<br />

jedoch Transmänner eingeladen, da sie<br />

ja „doch irgendwie noch Frauen sind“. Es<br />

fehlt einfach noch das Bewusstsein, dass<br />

Transmänner Männer sind und Transfrauen<br />

Frauen sind.<br />

Bist du eigentlich homosexuell, heterosexuell<br />

oder bisexuell?<br />

Nein, ich bin pansexuell.<br />

Was heißt das?<br />

Mir kommt es nicht auf das Geschlecht an.<br />

Eine der ersten Fragen lautet immer „Auf<br />

was stehst du jetzt?“. Das fand ich komisch,<br />

weil es vorher auch niemanden interessiert<br />

hat und mit trans ja absolut nichts zu tun<br />

hat. Ich habe dann entweder ausweichend<br />

geantwortet, mittlerweile sage ich aber<br />

offen, dass mir der Körper egal ist. Ich weiß<br />

nämlich selbst, dass der Körper nicht immer<br />

das aussagt, was innen dann steckt. Mir<br />

kommt es auf den Menschen an. ●<br />

CIS-PERSONEN: bezeichnet<br />

jene Menschen, die sich mit<br />

ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren<br />

(Übersetzung: „diesseits“<br />

im Gegensatz zu trans (jenseits))<br />

LGBTIQ*: Abkürzung für Les-<br />

bian-Gay-Bi-Trans-Inter-Queer-<br />

Community<br />

PANSEXUELL: sind Personen,<br />

die in ihrem Begehren keine<br />

Vorauswahl nach Geschlecht<br />

bzw. Geschlechtsidentität treffen<br />

TRANS/TRANSIDENT: sind<br />

Personen, die sich mit ihrem<br />

zugewiesenen Geschlecht nicht<br />

(ganz) identifizieren<br />

TRANSITION: ist der Überbegriff<br />

für jegliche Änderung<br />

(Name, Personenstand),<br />

Geschlechtsangleichung (Hormone,<br />

Operationen) und Prozesse<br />

(Selbstfindung, Outing)<br />

Um das Geschlecht in der<br />

Geburtsurkunde in Österreich<br />

anzupassen, ist auch noch immer<br />

eine fachärztliche Diagnose der<br />

Transidentität notwendig. Außerdem<br />

muss bestätigt werden, dass<br />

sich das äußere Erscheinungsbild<br />

an das angepasste Geschlecht<br />

annähert. Was auch immer das<br />

heißen soll.<br />

+ NO-GO „WAS HAST DU IN<br />

DER HOSE?“<br />

Transpersonen haben selbst nach<br />

einem Outing oft damit zu kämpfen,<br />

nicht als Mann oder Frau<br />

anerkannt zu werden. Die Frage<br />

danach, „was sie denn nun in<br />

der Hose haben“ – obwohl diese<br />

Information sehr privat und irrelevant<br />

für die Geschlechtsidentität<br />

ist – oder die Benutzung des<br />

falschen Personalpronomens sind<br />

Probleme mit denen Transpersonen<br />

täglich konfrontiert sind.<br />

36 / RAMBAZAMBA /


Und was gefällt dir<br />

am besten an mir?<br />

Dass du jetzt eine<br />

Ausbildung machst!<br />

AusBildung bis 18 startet. Davon werden nicht nur Jugendliche und<br />

ihre Familien profitieren, sondern wir alle. Denn das Risiko, arbeitslos<br />

zu werden, wird durch eine bessere Ausbildung auf ein Drittel reduziert.<br />

Und die Gefahr, einen schlecht bezahlten Hilfsarbeitsjob zu bekommen,<br />

sogar auf ein Viertel. Jetzt informieren: www.AusBildungbis18.at<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

DES SOZIALMINISTERIUMS<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT<br />

EINE INITIATIVE DER<br />

BUNDESREGIERUNG


Vier Ur-Favoritner<br />

auf einem Foto: Nada,<br />

Aykut, Adam, Nour.<br />

(v.l.n.r.)<br />

38 / RAMBAZAMBA /


Seit 2.9. fährt die U1 bis nach Oberlaa. Nada, Adam, Nour und Aykut<br />

erinnern sich an die Zeit, bevor Favoritens Prärie in zehn Minuten vom<br />

Reumannplatz aus erreichbar war. Über Pornokinos, die legendäre<br />

67er Bim, Büchereien im Gemeindebau und wohlernährte Bäuche.<br />

Von Amar Rajković und Christoph Liebentritt (Fotos)<br />

Troststraße<br />

MUNDGERUCH<br />

UND FORTUNA<br />

Herrje, ihr altes Favoriten ist kaum wiederzuerkennen!<br />

Dass sie ausgerechnet der Linie<br />

67 wehmütig nachsehen würde, hätte sich<br />

Nada niemals erträumen lassen.<br />

Ich befinde mich in der überfüllten 67er Bim, es<br />

ist 10 Minuten vor 8 und ich komme garantiert<br />

zu spät in die Schule. Mit meinen 1,55m schaffe<br />

ich es gerade so noch, mich über drei Kinderköpfe<br />

an einer der Halteschlaufen festzuklammern.<br />

Das Publikum im 67er ist so Wienerisch<br />

wie der unfreundliche Kellner im Kaffeehaus:<br />

Von Anzugbeamten, k.u.k. Omas mit Broschen<br />

und Föhnfrisur bis zum Bauhackler und Mutter<br />

mit Einkaufswagen voller Viktor-Adler-Markt-<br />

Gemüse ist hier alles dabei. Spätestens an der<br />

Station „Troststaße“ pressen sich die letzten<br />

Nachzügler jeden Alters in den stinkenden<br />

Waggon, der morgendliche Mundgeruch der<br />

Bimschwätzer ist unverkennbar.<br />

Einer der bekanntesten Orte in Favoriten - Nada vor dem Fortuna-Kino.<br />

ES BLEIBT DER TROST<br />

Die Bim quetscht sich über die kreischenden,<br />

neu verlegten Gleisen an der großen Baugrube<br />

und der Plattform mit dem skeletthaften<br />

Überbau vorbei. „Da kommt die U1 bald auch<br />

hin, dann braucht niemand mehr diese grausliche<br />

Bim!“, meint eine Mutter zu ihrem Zögling.<br />

So, so… die U1 – hier? Die Linie 67 ist doch die<br />

Halsschlagader Favoritens! Zu allen Tageszeiten<br />

sind Menschen hier unterwegs – wenn es hier<br />

mal leer ist, dann nur, weil dieser Verrückte vom<br />

Pernerstorferhof mitfährt, der immer mit sich<br />

selbst streitet!<br />

Ich bin so viele Jahre um diese Uhrzeit in<br />

dieser Bim gestanden, dass ich die einzelnen<br />

Waggone an den Filzstiftschmierereien wiedererkenne.<br />

Eigentlich muss ich schon lange nicht<br />

mehr aus dem Fenster schauen, um zu wissen,<br />

was draußen passiert. Immer dieselben müden<br />

Gesichter, die gleichen Hunde jeden Tag, die<br />

immer an dieses eine Gebäudeeck pinkeln. Der<br />

glatzköpfige Besitzer des uralten Fortuna Sexkinos<br />

poliert die Glasvitrinen. Einige Gasthäuser und<br />

Imbisse reihen sich wie Perlen an einer Kette an<br />

der ewigen Favoritenstraße auf. Im Gegensatz<br />

zu den Wettbüros hier, sehe ich allerdings keine<br />

Gäste dort ein- und ausgehen… Naja, eigentlich<br />

bin ich doch irgendwie froh, dass sich nun alles<br />

ins Unterirdische verlagert. Zurücktreten bitte,<br />

lieber 67er! Hier kommt die U1!<br />

Nada El-Azar, 21, Studentin.<br />

/ RAMBAZAMBA / 39


Altes Landgut<br />

DAHAM IM HORR<br />

„Altes Landgut“ klingt wie die kaiserliche<br />

Sommerresidenz mit Jagdschloss und<br />

Gestüt. Pferde gibt es hier höchstens unter<br />

der Motorhaube. Dafür verlor Adam seine<br />

Fußballunschuld nebenan im Horr­Stadion.<br />

Jeder Wiener Autofahrer kennt das Alte Landgut<br />

aus dem Radio durch die Meldung „Stau am<br />

Verteilerkreis“ – pünktlich zur Rush-Hour ereilt<br />

der Verkehrsinfarkt diese Gegend. Hoch über<br />

dieser funktionalen Verkehrsfläche thront die<br />

Heimstätte des FK Austria Wien, die Generali<br />

Arena. Bis 2010 hieß der Platz „Franz Horr Stadion“<br />

und wird im Volksmund immer noch als „das<br />

Horr“ bezeichnet. Trotz Namensänderung fühlen<br />

sich Fans hier immer „daham“.<br />

PFEFFER UND OGRIS<br />

Meine fußballerische Taufe fand auf der berüchtigten<br />

„West“ (Westtribüne) statt: im zarten Alter<br />

von 14 Jahren, ohne Begleitung der Eltern, nur<br />

mit Schulfreunden, besuchte ich das erste Mal<br />

ein Fußballspiel der Austria. Und das auch gleich<br />

im lautesten Sektor: Da saßen die Anhänger der<br />

Austria nicht auf gemütlichen Plastiksesseln,<br />

sondern klammerten sich an Metalllehnen, die<br />

auf den kalten Beton geschraubt waren.<br />

Beim Spiel selbst wurde angefeuert, mitgefiebert<br />

und kritisiert. Die Kicker- und Schiedsrichterkritik<br />

war direkt, unerbittlich, nicht jugendfrei.<br />

Es war ein Privileg Legenden wie Toni „Rambo“<br />

Pfeffer und Andi Ogris in Action zu sehen. Weitere<br />

Besuche verfestigten das Bild: treue Fans,<br />

die bei Regen und Wind zu ihrer Mannschaft<br />

stehen, egal ob an der Tabellenspitze oder mit<br />

roter Laterne am Tabellenende. Die „West“<br />

war für mich auch eine Art Milieustudie: echte<br />

Wiener in ihrem natürlichen Biotop ungestört<br />

beobachten.<br />

So sehen echte Austrianer aus - Adam in Gedanken an Ogris und Pfeffer.<br />

MEHR ALS KRÄHE<br />

In den 90ern hatte die Austria kein Leiberl – die<br />

Stars der Bundesliga waren andere. Sturm Graz<br />

spielte zum Beispiel in der Champions Leauge,<br />

die Austria irgendwo im Nirgendwo. Und<br />

auch die Umgebung am Alten Landgut, das<br />

übrigens nach einer 1900 abgerissenen Gastwirtschaft<br />

benannt ist, war eher karg. Nichts als<br />

vielbefahrene Straße und ein paar verschreckt<br />

dreinschauende Krähen. Mit dem U1-Ausbau<br />

holt sich Favoriten den Titel „die längste U-Bahn<br />

Linie der Stadt“ zurück. Und die Gegend um den<br />

Verteilerkreis entwickelt sich rasant weiter. Wo<br />

früher nur grüne Wiese war, bildet heute eine<br />

Fachhochschule die Bildungselite aus, im Freibad<br />

nebenan braten die Poser in der Sonne, und ab<br />

Sommer 2018 feiert die Austria ihre Siege im<br />

neu errichteten Stadion.<br />

Adam Bezeczky, 33, biber Marketing<br />

40 / RAMBAZAMBA /


Alaudagasse und Neulaa<br />

DIE STREBERIN<br />

DER SIEDLUNG<br />

Wenn was vom Taschengeld übrig<br />

war, schlenderte Nour nach ihrem<br />

Büchereibesuch durch die Albin­<br />

Hansson­Siedlung auf der Suche nach<br />

Süßigkeiten und Maroni.<br />

Wer an dieser Stelle die ärgsten Wien<br />

Favoriten-Anekdoten erwartet, in denen<br />

es um Spielplatzfetzereien oder Ćevapeund<br />

Dönereskapaden geht, hat sich<br />

geschnitten. Wo früher noch die 67er<br />

Straßenbahn angehalten hat, um mich<br />

bei der Per-Albin-Hansson Siedlung<br />

abzusetzen, erstrahlt eine neue U-Bahnstation,<br />

die Alaudagasse.<br />

Die Gegend war immer schon ruhig<br />

mit viel Grün rundherum. Ein harter<br />

Kontrast zum Reumannplatz. Mich hat es<br />

immer in die Per-Albin-Hansson Siedlung,<br />

meine Lieblingsbücherei, verschlagen.<br />

Weil ich eine Leseratte deluxe war<br />

und immer noch bin. Die Alaudagasse<br />

war DER Fixpunkt am Freitagnachmittag.<br />

Ein bisschen durch die Siedlung schlendern<br />

und all mein Taschengeld für Süßigkeiten<br />

und je nach Jahreszeit für Eis oder<br />

Maroni ausgeben. Danach mit der Tasche<br />

voll Bücher und Comics einen kurzen<br />

Abstecher in den Park machen.<br />

Ja, schon als Kind habe ich einen auf<br />

pseudo-intellektueller Gangster gemacht.<br />

Manchmal sind mir sogar meine Tragtaschen<br />

gerissen, weil ich mehr Bücher<br />

ausgeborgt habe, als ich vorhatte. Diese<br />

Situationen haben mir auch die ein oder<br />

andere lustige Konversation mit Pensionistinnen<br />

und Pensionisten beschert, die<br />

gerade von der Therme Oberlaa kamen.<br />

Die paar Stationen, die ich immer bis<br />

Schau nicht so Ghetto! Nour vor ihrem<br />

persönlichen Alcatraz.<br />

DIE BEWEGUNG FÜR EIN<br />

WELTOFFENES ÖSTERREICH<br />

WEIL DIE PERSPEKTIVE<br />

DER MENSCHEN ZÄHLT<br />

NEOS - das neue Österreich, Neustiftgasse 73-75, 1070 Wien


Station Oberlaa<br />

zur Alaudagasse fuhr, waren für mich als<br />

Kind irre spannend. Die weiten, grünen<br />

Flächen fingen beim Alten Landgut an –<br />

wenn die Straßenbahn endlich aus dem<br />

Betonpark rausfuhr. Wenn ich die grünen<br />

Hügel und breiten Wiesen gesehen habe,<br />

fragte ich mich jedes Mal dasselbe:<br />

„Warum keinen Riesenpark dorthin bauen<br />

oder einen Zirkus nach dem anderen<br />

dort gastieren lassen?“ Aus der grünen<br />

Wiese wurde später kein Park, dafür eine<br />

Fachhochschule. Stieg man dann bei<br />

der Alaudagasse aus, kam man aus dem<br />

Staunen gar nicht heraus. Die Per-Albin-<br />

Hansson Siedlung war für mich als Kind<br />

keine Siedlung, sondern eine eigene<br />

Welt. Mit meinen zehn Jahren dachte<br />

ich, dass da sicher hunderttausende<br />

von Menschen drinnen wohnen würden.<br />

(Info: Es leben rund 16.000 Menschen in<br />

der Siedlung.) Die riesigen Häuserblocks<br />

jagten mir Angst ein. Sie erinnerten mich<br />

zu sehr an die amerikanische Gefängnisinsel<br />

Alcatraz. Als Kind fantasiert und<br />

dramatisiert man eben gerne.<br />

Nour Khelifi, 23, Journalistin<br />

„KEBAB OBERLAA<br />

– BESTE WO GIBT!“<br />

Aykut und seine Wampe freuen sich<br />

auf die U1-Erweiterung nach Oberlaa.<br />

Die Erschließung der Favoritner Prärie<br />

bringt sie dem Dönerhändler ihres<br />

Vertrauens näher – und lässt Aykuts<br />

Magen wehmütig an die alten Zeiten<br />

zurückknurren.<br />

Wer kennt das nicht? Mittagspause in<br />

der Schule und die Frage aller Fragen,<br />

die man sich jedes Mal aufs Neue stellen<br />

muss: “Was esse ich heute?“ Für mich<br />

und meine Jungs, Manuel und Ray, alle<br />

waschechte Favoritner, war es klar. „Mäci<br />

Bruder“ können wir nicht schon wieder<br />

machen. Es braucht schon gesundes<br />

Slowfood à la Favoriten. „Kebab Oberlaa<br />

– Beste wo gibt“ war dann die logische<br />

Antwort. Auch wenn wir dafür eine lange<br />

Odyssee mit dem 67er in Kauf nehmen<br />

mussten – der erste Biss in den Döner<br />

ließ uns die Reisestrapazen schnell<br />

vergessen. Das schönste an der ganze<br />

Sache: Ich konnte beobachten, wie<br />

der Bier trinkende Herbert gleichzeitig<br />

mit dem Ayran schlürfenden Hassan<br />

in seinen Döner hineinbeißt. Das kurze<br />

Schmunzeln in ihren Gesichtern danach<br />

bezeichnen die Linguisten wohl als pure<br />

Glückseligkeit.<br />

DER LANGE SCHATTEN<br />

FAVORITENS<br />

Als ich älter wurde, fielen mir die<br />

zahlreichen Facetten des 10. Wiener<br />

Gemeindebezirks, dem Ghetto Wiens,<br />

immer stärker auf. An dieser Stelle<br />

angemerkt: Natürlich ist Favoriten keine<br />

Bronx. Aber jedes Mal, wenn ich mit<br />

meinen Freunden Markus und Stöger<br />

(Bitte nicht falsch verstehen, Jungs)<br />

eine Unterhaltung über den Zehnten<br />

führe, geben sie mir zu verstehen, dass<br />

die Gegend um den Reumannplatz das<br />

schlimmste Ghetto Wiens sei. Wir Favoritner<br />

wissen alle, dass das nicht stimmt.<br />

Wir bezeichnen unsere Hood trotzdem<br />

als Ghetto. Soll das mal einer verstehen.<br />

Zurück zur 67er Bim. Die langen<br />

Fahrten mit ihr werden mir abgehen. Sie<br />

war neun Jahre lang mein Begleiter zur<br />

Schule hin und zurück. Ich weiß noch,<br />

als ich meinen Volkschulfreund Manuel<br />

jedes Mal überreden musste, den längeren<br />

Heimweg mit der 67er zu wählen.<br />

Nur damit wir eine Runde länger Mario<br />

Kart auf unserem Nintendo DS spielen<br />

konnten. Diese Zeiten bleiben immer in<br />

meinem Herzen. Gleichzeitig freue ich<br />

mich am Reumannplatz einzusteigen und<br />

nur paar Minuten später in Oberlaa den<br />

besten Döner zu verschlingen.<br />

Aykut Erdem, 21, Inhaber<br />

KusKut Weine<br />

Denken nur an das Essen - Aykut und sein nimmersatter Vierbeiner ‚Buba‘<br />

42 / RAMBAZAMBA /


Umwelt- und Öffistadträtin Ulli Sima über ehrliche Wiener,<br />

Kristallluster in St. Petersburg und 11-Millionen-Euro-Züge.<br />

Von Amar Rajkovic, Antonia Frank (Mitarbeit) und Christoph Liebentritt (Foto)<br />

Wir sind zusammen mit Öffi-Stadträtin<br />

Ulli Sima nach Oberlaa gefahren und<br />

haben alle neuen Stationen der U1<br />

einmal ausgetestet.<br />

„WIR<br />

KLAUEN<br />

GUTE<br />

IDEEN.“<br />

biber: Wie oft nutzen Sie selbst die Öffis<br />

und mit welchen Linien fahren Sie am<br />

meisten?<br />

Ulli Sima: Ich fahre regelmäßig mit den<br />

Öffis. Da ich in Ottakring lebe, benutze<br />

ich oft die U6 und natürlich die U2, die<br />

direkt zum Rathaus fährt.<br />

Wenn man dem Boulevard glaubt, ist es<br />

lebensgefährlich mit der U6 zu fahren.<br />

Empfinden Sie das auch?<br />

Die Lage letztes Jahr mit der plötzlich<br />

aufkommenden Drogenszene an der<br />

U6 war nicht hinnehmbar. Ich habe das<br />

nd_ Anzeige Biber_207x66mm<br />

selbst erlebt, weil ich bei der Thaliastraße<br />

lebe. Wir haben versucht, die<br />

Gesetzeslücke zu schließen und auf<br />

Bundesebene der Polizei zu ermöglichen,<br />

die verdächtigten Drogendealer auch<br />

festzunehmen. Das ist gelungen und<br />

nun bleiben wir natürlich weiter dran am<br />

Thema Sicherheit.<br />

Mit welchen Maßnahmen?<br />

Die Wiener Linien haben ihre Personalpräsenz<br />

massiv verstärkt. Wir haben<br />

ein umfassendes Paket geschnürt, im<br />

Rahmen dessen im Endausbau über 300<br />

Personen für Sicherheit und Service sorgen.<br />

Ein Teil davon sind eigene Security-Mitarbeiter<br />

und der andere Teil sind<br />

Mitarbeiter, die nicht mehr hinter dem<br />

dunklen Glas versteckt bleiben, sondern<br />

in den Stationen unterwegs sind.<br />

Das heißt, die Menschen haben doch<br />

ein Bedürfnis nach Maßnahmen, die ihre<br />

subjektive Sicherheit steigern. Warum?<br />

In Wahrheit sind die Stationen der Wiener<br />

Linien der sicherste Ort in der Stadt.<br />

Über 11.000 Kameras, jedes Delikt wird<br />

aufgeklärt, die Stationen sind noch heller<br />

ausgeleuchtet. Wenn die Menschen z.B.<br />

über Drogendealer lesen und sie dann<br />

auch sehen, fühlen sie sich bestätigt.<br />

Aber unsere Mitarbeiter sind präsent und<br />

es gibt zahlreiche Notrufeinrichtungen.<br />

Was kostet ein neuer Zug?<br />

Da würde ich Sie bitten zu raten.<br />

Acht Millionen?<br />

Da waren Sie gar nicht schlecht. Rund<br />

elf Millionen Euro kostet ein neuer Zug in<br />

der Anschaffung.<br />

An welchen internationalen Vorbildern<br />

orientieren Sie sich?<br />

Wir sind Vorbild für viele Städte. Aber<br />

wir“ klauen“ gnadenlos alle guten Ideen<br />

von anderen Städten. Von London haben<br />

wir uns das Konzept der U-Bahn-Stars<br />

mitgenommen (Musiker spielen an frequentierten<br />

Stationen der U-Bahn), die<br />

Sprüche auf den Mistkübeln haben wir<br />

aus Hamburg und Berlin importiert, das<br />

„Ascherohr“ haben wir aus Augsburg<br />

mitgebracht.<br />

Welche U-Bahn ist Ihnen international im<br />

Gedächtnis geblieben?<br />

In St.Petersburg hängen überall Kristallluster.<br />

London hat seinen eigenen<br />

Charme, von der Barrierefreiheit haben<br />

sie aber nur wenig gehört.<br />

Wie viele der in den Öffis kontrollierten<br />

Menschen haben keinen Fahrschein?<br />

Nur 1,8% der kontrollierten Fahrgäste<br />

hatten 2016 keinen gültigen Fahrschein.<br />

Warum sind die Wiener so ehrlich?<br />

Das hat sowohl mit der billigen Jahreskarte<br />

um 365 Euro als auch mit der<br />

Angst zu tun, vor anderen Fahrgästen als<br />

Schwarzfahrer entlarvt zu werden. ●<br />

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UNTER<br />

BEOBACHTUNG<br />

44 / RAMBAZAMBA /


Die Sex-Watchlist<br />

Als mir das Kondom beim Sex mit einem unbekannten<br />

Mann reißt, möchte ich mit einer Therapie eine mögliche<br />

Ansteckung mit HIV verhindern. Doch die Krankenkasse<br />

ist gesetzlich nicht verpflichtet, die Therapie zu bewilligen.<br />

Mein Spießrutenlauf beginnt.<br />

Von: Emir Dizdarević und Marko Mestrović (Fotos)<br />

Es war ein geiler Abend. Vorglühen bei Freunden,<br />

von einem Club in den anderen ziehen, tanzen,<br />

sich einen hübschen Typen anlachen und ihn mit<br />

nach Hause nehmen. Bei mir dann Sex. Als wir<br />

fertig sind, merken wir, dass das Kondom gerissen<br />

ist. Die ganze Leichtigkeit des Abends ist mit einem Mal weg.<br />

Es ist ernst. Er geht sich duschen. „Zur Beruhigung“, wie er<br />

sagt. Ich döse kurz ein und als ich aufwache, ist er weg. Kein<br />

Name, keine Nummer, nichts. „Und was ist, wenn er jetzt HIVpositiv<br />

ist?“, frage ich mich.<br />

Es ist Sonntag. Ich fahre auf die Notfall-Ambulanz des Allgemeinen<br />

Krankenhauses der Stadt Wien (AKH), um einen HIV-<br />

Schnelltest zu machen. Wirklich Sinn<br />

macht das nicht. Erst nach sechs<br />

Wochen lässt sich sagen, ob ich<br />

infiziert bin oder nicht. Aber irgendetwas<br />

muss ich tun. Irgendetwas, egal<br />

was. Und auf der Station zu sein,<br />

hilft mir dabei. Die Krankenschwester<br />

spricht mir gut zu und der Arzt versucht<br />

mich ein bisschen aufzulockern, indem er Scherze über<br />

mein „geplatztes Verhüterle“ macht. Die Aufheiterungsversuche<br />

funktionieren. Nach der Blutabnahme schicken sie mich<br />

in die HIV-Abteilung. Schließlich kann man einer Infektion jetzt<br />

noch entgegenwirken und dort können sie mich am besten<br />

darüber informieren.<br />

ICH BIN „HÖCHSTRISKANT“<br />

Ich sitze in der HIV-Abteilung. „Gibt es irgendeine Möglichkeit<br />

Ihren Partner ausfindig zu machen?“, fragt mich der Arzt drei<br />

Mal. „Nein“, muss ich immer wieder antworten. Würde ich<br />

ihn kennen, wäre alles einfach. Mein Partner und ich könnten<br />

uns beide einem Schnelltest unterziehen und binnen weniger<br />

Stunden wüssten wir unseren Status und ob Infektionsgefahr<br />

Statistisch gesehen bin<br />

ich in diesem Moment<br />

höchstriskant.<br />

besteht. So ist es alles ungewiss und wir können uns nur auf<br />

Wahrscheinlichkeiten und Statistiken verlassen. Es folgen Zahlen,<br />

Daten, Fakten.<br />

Generell gilt, dass immer der Empfänger beim Sex das<br />

größte Risiko trägt. Bei Heterosexuellen also die Frau und<br />

bei Männern jener, der passiv ist. So wie ich es bei meinem<br />

Geschlechtsverkehr war. Die Infektion geschieht in beiden Fällen<br />

durch Schleimhautverletzungen. Entweder durch die in der<br />

Vaginalschleimhaut oder in der Analschleimhaut. Bei Zweiterer<br />

kommt es jedoch leichter zu Verletzungen, was das Ansteckungsrisiko<br />

deutlich erhöht. Auch bei der Anzahl der Sexpartner<br />

liegen Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), vorne.<br />

Das alles steigert die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Infektion noch einmal<br />

deutlich. Die Infektionsrate liegt bei<br />

Vaginalverkehr bei 0,3 Prozent und<br />

bei Analverkehr bei bis zu 3 Prozent.<br />

Also bis zu zehn Mal so hoch. Statistisch<br />

gesehen bin ich also in diesem<br />

Moment höchstriskant.<br />

Ich entscheide mich für eine Postexpositionsprophylaxe,<br />

kurz PEP. Dabei handelt es sich um eine vierwöchige Therapie,<br />

die die HI-Viren daran hindern sich im Körper festzusetzen.<br />

Statistisch vermindert das die Möglichkeit einer Infektion um<br />

weitere 90 Prozent. Der Arzt stellt mir das Rezept aus, macht<br />

mich aber noch darauf aufmerksam, dass ich mein Rezept bei<br />

der Bezirksstelle der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK)<br />

bewilligen lassen muss. Da heute Sonntag ist, gibt er mir PEP<br />

für zwei Tage aus dem Medizinschrank der Station mit. Schließlich<br />

ist es entscheidend, dass ich so früh wie möglich mit der<br />

Therapie beginne. Am besten innerhalb von vier Stunden.<br />

Maximal aber binnen von 48 Stunden. In diesem Zeitrahmen<br />

bewege ich mich noch. Inzwischen liegt auch das Ergebnis<br />

meines Schnelltests vor. Derweil bin ich HIV-negativ.<br />

/ RAMBAZAMBA / 45


Die PEP-Thearpie dauert einen Monat lang, in dem der Patient zwei<br />

verschiedene Medikamente (Truvada und Tivicay) nimmt. Kosten privat: 1800 Euro.<br />

46 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF / /


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Am nächsten Tag hätte ich eigentlich Mitarbeitergespräch,<br />

entschuldige mich aber aus gesundheitlichen Gründen. Das<br />

hat jetzt Vorrang. Als ich beim Arzt in der WGKK Mariahilf<br />

in sein Zimmer gerufen werde, grüßt er mich freundlich. Ich<br />

reiche ihm das Rezept. Als er es mustert, ziehen sich seine<br />

Mundwinkel nach unten. „Den Befund bitte“, sagt er. Ich<br />

reiche ihm mein Rezept, auf dem nicht viel außer „Kondom<br />

gerissen“ steht. „Dafür sind wir nicht zuständig.“ Obwohl ich<br />

ihn verstanden habe, frage ich nach was er meint. Der Arzt<br />

in der HIV-Abteilung hatte gemeint, dass ich es hier bewilligen<br />

lassen könnte, sage ich ihm. „Das ist eine Fehlinformation“,<br />

antwortet er. Ich versuche es weiter. Es sei dringend,<br />

erkläre ich ihm. Ich hätte nur noch PEP für heute, ich dürfte<br />

doch keinen Tag auslassen und überhaupt sei morgen ein<br />

Feiertag, wodurch alle Stellen geschlossen sind. „Das tut mir<br />

leid. Alles Gute“, schließt er das Gespräch ab und beendet<br />

damit all meine Überzeugungsversuche. Eigentlich wäre der<br />

Arzt verpflichtet gewesen sein Verneinen meines Antrages<br />

schriftlich festzuhalten. Mit einem Abdruck eines „Nicht<br />

bewilligt“-Stempels etwa. Er tut es nicht. Von dieser Pflicht<br />

erfahre ich erst später von HIV-Spezialisten Dr. Lang. Keine<br />

Bewilligung zu bekommen, heißt als Patient die Kosten selber<br />

tragen zu müssen. Kostenpunkt: 1800 Euro.<br />

Gesetzlich ist die Krankenkasse aber tatsächlich nicht<br />

verpflichtet, mir die Therapie zu bewilligen. Die Politik hat<br />

versagt, das zu regeln. Trotzdem bewilligt die WGKK in Einzelfällen<br />

die PEP-Therapie. „Eine PEP wird grundsätzlich nach<br />

sorgfältiger Einzelfallprüfung seitens der WGKK übernommen,<br />

wenn ein erhöhtes Krankheitsrisiko nachweisbar ist<br />

(z.B. Kondomriss). Die entsprechende Aufklärung, Indikationsstellung<br />

und Verordnung muss durch eine Fachambulanz/ExpertInnen<br />

erfolgen“, heißt es von Seiten der WGKK.<br />

Ich fahre wieder ins AKH. Ich bin stinksauer. Ich glaube<br />

im Krankenhaus falsch beraten worden zu sein. Dass meine<br />

Situation nicht ernst genommen wurde. Und das, obwohl<br />

es hier um mein Leben geht. Ich erreiche die HIV-Abteilung<br />

noch kurz bevor sie zusperrt und bekomme noch einen Arzt<br />

zu sprechen, Dr. Gerold Felician Lang. Ich erkläre ihm was<br />

passiert ist. Für ihn nichts Unbekanntes.<br />

„SIE MÜSSEN JETZT KÄMPFEN.“<br />

Seit einigen Jahren erlebt Dr. Lang immer wieder nicht<br />

nachvollziehbares Verhalten seitens der Krankenkassen in<br />

ganz Österreich. So springt zum Beispiel in der Steiermark<br />

in den meisten Fällen die Uni Klinik Graz mit ihrem eigenen<br />

Budget ein und im Burgenland bewillige man nur in Härtefällen.<br />

Eine österreichweit einheitliche Regelung gibt es nicht.<br />

Die Kulanz entscheidet, berichtet mir Dr. Lang. Dr. Lang<br />

erinnert sich auch an einen Fall, in dem ein 21-Jähriger von<br />

mehreren Männern vergewaltigt wurde und die PEP anforderte.<br />

Das Ansuchen wurde jedoch bei der ersten Anfrage<br />

verweigert. „Er hätte ja nicht mitgehen müssen“, lautete die<br />

Begründung. Dr. Lang musste schließlich damit drohen in die<br />

Medien zu gehen, um eine Bewilligung zu erhalten. In Wien<br />

allerdings gab es lange Zeit kein Problem bei der PEP-Vergabe,<br />

erzählt HIV-Experte Dr. Lang.<br />

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Aber auch in Wien hat sich einiges verändert. Seit zwei<br />

Jahren braucht es nun eine genaue Schilderung des „Sexualunfalls“.<br />

Und seit drei Monaten sei es besonders schlimm,<br />

da alle Bewilligungen „kategorisch“ abgelehnt werden. Als<br />

Argument werden die „inflationären Kosten“ der PEP und eine<br />

„Weisung von Oben“ hergenommen – das alles schildert mir Dr.<br />

Lang. „Wir haben im Jahr 80 PEP-<br />

Fälle. Wir sind das größte Zentrum in<br />

Österreich mit 1.600 HIV-Patienten in<br />

Behandlung. 80 Fälle ist nichts, das<br />

sind in Wahrheit viel zu wenig – wenn<br />

man sich überlegt, wie viele Risikokontakte<br />

stattfinden müssen. Das als<br />

großen Kostenfaktor aufzulisten, ist<br />

lächerlich“, sagt Lang.<br />

Alle Versuche von Dr. Lang eine rechtlich verbindliche Auskunft<br />

zu bekommen, scheitern. In einer Mail verlangt er nach<br />

klaren Richtlinien, wann eine PEP bewilligt wird. Ohne Erfolg.<br />

Allerdings verweist man ihn darauf dieses Vorgehen als „edukative<br />

Maßnahme“ der Patienten zu verstehen. Auf welcher<br />

rechtlichen Grundlage, ist für ihn nicht nachvollziehbar. In der<br />

Zwischenzeit erfährt er aber von einem Fall, bei dem die PEP<br />

verweigert wurde, der Patient aber klagt und verliert. Angeblich<br />

bereits in der ersten Instanz. „Wir würden alle so gerne dieses<br />

Urteil lesen. Die Krankenkasse kennt das, stellt es uns aber<br />

nicht zur Verfügung. Müssen sie auch nicht. Aber aus einem<br />

Erstinstanzurteil eine rechtliche Verbindlichkeit abzuleiten und<br />

die PEP nicht mehr zu bewilligen, ist vermessen. Erstinstanzliche<br />

Urteile sind nicht verbindlich“, sagt Lang.<br />

All das muss ich jetzt ignorieren. Für mich heißt es jetzt<br />

nur eines: Mein Rezept bewilligt bekommen. Dr. Lang stellt mir<br />

einen neuen Befund aus. In diesem gibt er an, dass ich abgelehnt<br />

wurde, obwohl „Höchstrisiko“ bei mir besteht. Weiter<br />

führt er an, dass dieses Vorgehen nicht nachvollziehbar sei<br />

und gegen sämtliche internationale Leitlinien der PEP-Vergabe<br />

verstößt. Schlussendlich schreiben wir auch, dass ich bei<br />

einer erneuten Ablehnung gerichtlich klagen werde. Wieder<br />

bekomme ich PEP für zwei Tage mit auf den Weg. „Sie müssen<br />

jetzt kämpfen“, sagt er mir zum Abschied.<br />

UNTER BEOBACHTUNG: DIE<br />

MÄNNER AUF DER WATCHLIST<br />

Da der Dienstag ein Feiertag ist, kann ich erst am Mittwoch<br />

wieder um die PEP ansuchen. Das ist der vierte Tage seit<br />

meiner möglichen Infektion. Ohne die Versorgung durch die<br />

HIV-Abteilung wäre es für eine PEP-Therapie längst zu spät.<br />

Diesmal gehe ich zur WGKK am AKH. Ich gebe der Ärztin dort<br />

mein Rezept samt neuem Befund und werde nach längerer<br />

Wartezeit in ihr Zimmer gerufen. „Ich habe das jetzt ausnahmsweise<br />

bewilligt“, sagt sie mir. „Sie müssen wissen, wir<br />

sind mit der Vergabe sehr restriktiv, also seien Sie vorsichtig.<br />

Es gibt nämlich sehr wohl auch eine Watchlist, wie oft Sie bei<br />

uns waren. Und weswegen.“ Ich beginne mit ihr zu diskutieren<br />

und betone, dass mir das zum ersten Mal in meinen 28 Jahren<br />

passiert und jedem das Kondom reißen kann. Auch heterosexuellen<br />

Menschen. „Nein, es sind doch immer die MSM (Männer,<br />

die Sex mit Männern haben), die hierherkommen.“ Nach diesen<br />

Worten nehme ich mein bewilligtes Rezept und gehe. Die Pressestelle<br />

der WGKK bestreitet auf Anfragen die Existenz einer<br />

solchen Liste.<br />

Ich fühle mich bloßgestellt und stelle mir vor, mir wäre das<br />

mit 18 Jahren passiert, als ich noch nicht so viel Selbstvertrauen<br />

hatte. Hätte ich das alles durchgezogen, oder hätte ich<br />

verschüchtert aufgegeben? Oder<br />

wenn ich gerade viel Stress in der<br />

Ich fühle mich<br />

Arbeit hätte und keine so verständnisvolle<br />

Chefin? Immerhin habe ich<br />

bloßgestellt und werde<br />

deswegen mehrere Tage im Büro<br />

wieder wütend.<br />

gefehlt und mein Mitarbeitergespräch<br />

abgesagt. Alles Dinge, die ich jetzt<br />

nachholen muss. Ich bin mir nicht<br />

sicher, ob das immer möglich wäre. Anstatt mir zu helfen, mich<br />

zu beraten und zu versorgen, wurden mir Hürden in den Weg<br />

gelegt. Auch auf mich wirkt es so, als ob man mir hier eine<br />

Lehre erteilen will. Eine Lehre wofür? Ein gerissenes Kondom?<br />

Schwulen Sex? Steht einer Krankenkasse irgendein moralisches<br />

Urteil überhaupt zu? Ich halte die PEP jetzt in den Händen.<br />

Diesmal hatte ich noch Glück. Ich weiß nicht was sein wird,<br />

sollte mir das ein zweites Mal passieren. Schließlich gehöre ich<br />

jetzt auch zu ihnen: den Männern auf der Watchlist. ●<br />

Statement der WGKK:<br />

Gibt es bei der WGKK eine Watchlist? Also eine Liste, auf<br />

der vermerkt wird, wie oft und wieso jemand bei Ihnen<br />

war? Nein, diese gibt es nicht.<br />

... bezüglich der Kostenübernahme: Herr Dizdarevic hat die<br />

PEP­Therapie auf Kosten der Wiener Gebietskrankenkasse<br />

(WGKK) erhalten.<br />

... bezüglich des Ablaufs: Die Rezepte für eine PEP­Therapie<br />

werden prinzipiell direkt im ärztlichen Dienst der WGKK<br />

des zuständigen Spitals bearbeitet. Herr Dizdarevic war<br />

im AKH in der zuständigen Ambulanz, die auch das Rezept<br />

ausgestellt hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

dieser Ambulanz hätten ihn zur Bewilligungsstelle<br />

des AKH schicken müssen. Warum der Patient ins<br />

Gesundheitszentrum Wien­Mariahilf gegangen ist, wissen<br />

wir nicht. Der Arzt im Gesundheitszentrum Wien­Mariahilf<br />

hat Herrn Dizdarevic aufgrund fehlender Befunde an die<br />

zuständige Stelle ins AKH geschickt. Nach Rücksprache<br />

mit der Ambulanz konnte die zuständige Ärztin der<br />

Bewilligungsstelle im AKH das Rezept bearbeiten.<br />

Statement Österreichische AIDS-Gesellschaft –<br />

Dr. Horst Schalk, Vizepräsident der österreichischen<br />

AIDS-Gesellschaft:<br />

„Dass die PEP trotz Rezept eines HIV­Spezialisten immer<br />

öfter durch die WGKK nicht bewilligt wird, ist uns<br />

bekannt. Besonders in den Krankenhäusern ist das ein<br />

Problem, weniger in den Praxen. Genaue Zahlen sind<br />

uns leider nicht bekannt. Da es sich bei der PEP um eine<br />

Prophylaxe handelt, ist die Krankenkasse gesetzlich<br />

nicht dazu verpflichtet. Vergleichbar wäre das etwa mit<br />

Schutzimpfungen, da besteht auch keine Pflicht. Wir<br />

befinden uns allerdings momentan mit den Krankenkassen<br />

in Verhandlungen und versuchen den Zugang zu der PEP<br />

allgemein zu erleichtern.“<br />

48 / RAMBAZAMBA /


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Mehr Verantwortung,<br />

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Gehalt? Prestige? Arbeitskollegen?<br />

Das kann alles entscheidend sein,<br />

wenn es darum geht, dass du dich<br />

wertgeschätzt und wohl fühlst. Sehr<br />

vielen jungen Menschen ist jedoch<br />

eines zunehmend wichtiger: gesellschaftliche<br />

Verantwortung. Studien<br />

haben gezeigt, dass die sogenannte<br />

„Generation Y“ - also alle zwischen<br />

1980 und 2000 Geborenen - sich<br />

vermehrt für soziale und ökologische<br />

Probleme einsetzen. Und das nicht<br />

nur privat: Sie möchten einer Arbeit<br />

nachgehen, bei der sie einen positiven<br />

Beitrag für ihre Gesellschaft<br />

leisten können. Themen wie Kinderarbeit<br />

und Ausbeutung in Entwicklungsländern<br />

sind absolutes Tabu,<br />

während fairer Handel und grüne<br />

Energie großgeschrieben werden.<br />

Unternehmen, die für junge, motivierte<br />

Arbeitskräfte attraktiv bleiben<br />

wollen, müssen sich somit gut<br />

überlegen, wie sie in Zukunft handeln<br />

möchten. Da zeigt sich: Man muss<br />

nicht unbedingt im Chefsessel sitzen,<br />

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50 / KARRIERE /


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„MIT DEM<br />

ESSEN<br />

KOMMT<br />

DIE INTE-<br />

GRATION“<br />

Das einst türkische<br />

Restaurant „Lale“ am<br />

Brunnenmarkt wurde<br />

vor sechs Monaten<br />

vom 24-jährigen Syrer<br />

Mohammad Halak<br />

übernommen.<br />

52 / KARRIERE /


In Wien eröffnen immer<br />

mehr syrische Restaurants.<br />

Das schafft Arbeitsplätze<br />

und integriert. Doch viele<br />

der Jungunternehmer<br />

sind mit der Bürokratie<br />

überfordert und auch<br />

die österreichischen<br />

Gäste bleiben aus. Ein<br />

Lokalaugenschein.<br />

Von Melisa Erkurt und Bilal Albeirouti,<br />

Fotos: Christoph Liebentritt<br />

Von Außen merkt man keinen Unterschied.<br />

Noch immer ziert der „Lale“-<br />

Schriftzug die Außenfassade, noch<br />

immer riecht es beim Vorbeigehen nach<br />

orientalischen Gewürzen – selbst die<br />

Einrichtung ist immer noch die gleiche. Doch das türkische<br />

Restaurant „Lale“ wurde vor sechs Monaten vom<br />

24-jährigen Syrer Mohammad Halak übernommen. Das<br />

Lale ist jetzt ein syrisches Restaurant, mittlerweile eines<br />

von vielen. Denn seit der Flüchtlingswelle sperrt in Wien<br />

gefühlt fast täglich „ein Syrer“ auf.<br />

Für Österreicher fast unbemerkt,<br />

denn ob der Kebap jetzt Schawarma<br />

heißt, macht für viele kaum einen<br />

Unterschied. Doch für Syrer bedeuten<br />

ihre Restaurants eine Menge<br />

– sie schaffen neue Arbeitsplätze –<br />

aber vor allem bringen sie auch ein<br />

Stück Heimat nach Österreich.<br />

„Kultur wird über das Essen<br />

weitergegeben. Durch das syrische<br />

Essen behalten wir unsere Kultur<br />

bei und können diese den Österreichern<br />

näherbringen“, erzählt Hussen<br />

Alhassan, der vor zehn Monaten<br />

das Imbiss-Restaurant „Hum Yum“<br />

in Favoriten eröffnet hat. Alhassan<br />

kommt aus Aleppo, seit drei Jahren<br />

lebt er in Österreich. „Mit dem Essen<br />

kommt die Integration“, sagt der<br />

Syrer. In Österreich sein eigener<br />

Chef zu sein gibt ihm aber auch<br />

Selbstbewusstsein. In Aleppo war<br />

Alhassan als Computeringenieur in einer Führungsposition,<br />

in Österreich war er Flüchtling und angewiesen auf<br />

Sozialleistungen. Das ändert sich mit seinem Imbiss-<br />

Restaurant. Er beschäftigt jetzt selber elf Mitarbeiter,<br />

alles syrische Flüchtlinge, die ohne Deutschkenntnisse<br />

woanders schwer eine Arbeit gefunden hätten.<br />

Arbeit, die bitter nötig ist: 75 Prozent der Syrer in<br />

Österreich sind derzeit arbeitslos oder in Schulung und<br />

leben von Sozialhilfe. Etwa 200 Syrer sind offiziell als<br />

selbstständig gemeldet. Aktuell sind laut Wirtschaftskammer<br />

0,4 Prozent aller Mitglieder der Fachgruppe<br />

Gastronomie und 1,2 Prozent der Mitglieder mit nichtösterreichischer<br />

Staatsbürgerschaft in der Fachgruppe<br />

Gastronomie in Wien syrischer Herkunft. Wie viele<br />

syrische Restaurants es genau gibt, darüber gibt es<br />

keine Auskunft. Unser syrischer Redakteur hat in Wien<br />

25 ausfindig gemacht.<br />

Flüchtlinge schaffen Arbeitsplätze für Flüchtlinge –<br />

klingt eigentlich alles prima, doch ein Problem gibt es:<br />

Viele der Jungunternehmer haben keine Erfahrung in<br />

der Gastronomie und müssen nach wenigen Wochen<br />

schon wieder schließen, weil sie mit der Bürokratie überfordert<br />

sind.<br />

SCHEITERN AN DER BÜROKRATIE<br />

„95 Prozent jener Syrer, die hier ein Restaurant aufmachen,<br />

haben keine Kenntnisse über die Gesetze, Steuern<br />

und Kalkulationen. Die Gewinnspanne eines Restaurants<br />

in Syrien ist sehr hoch, in Österreich dagegen muss<br />

man viele Abgaben leisten, das wissen viele Syrer nicht,<br />

Hum Yum Chef Alhassan plant schon weitere Standorte.<br />

/ KARRIERE / 53


wenn sie in Österreich ein Restaurant eröffnen“, erzählt<br />

Ali Shik, der vor einem Monat das syrische Restaurant<br />

„Papay“ im zehnten Bezirk eröffnet hat. „Finanzamt,<br />

Steuerberater, Krankenkasse – damit sind die meisten<br />

überfordert“, sagt Shik, der bereits in den 90ern nach<br />

Österreich kam und lange in einem italienischen Restaurant<br />

arbeitete. Auch in Gesprächen zwischen biber und<br />

fünfzehn syrischen Restaurantbesitzern zeigt sich, dass<br />

alle die Bürokratie in Österreich unterschätzt hatten.<br />

Mirvat Yasin schüttelt noch immer den Kopf, wenn<br />

sie daran denkt, dass sie das Hin und Her wegen der<br />

Lüftungsanlage mit dem Magistrat zwei Jahre gekostet<br />

hat. 2013 eröffnen sie und ihr Mann das<br />

syrische Restaurant „Jasmin al Sham“ im<br />

19. Bezirk. Damals gibt es nur ungefähr<br />

fünf syrische Restaurants in Wien.<br />

Heute beschäftigen sie 25 Mitarbeiter,<br />

alles syrische Flüchtlinge. Viele ihrer<br />

ehemaligen Mitarbeiter haben mittlerweile<br />

ein eigenes Restaurant eröffnet.<br />

Direkt gegenüber von „Jasmin<br />

al Sham“ befindet sich ein syrischer<br />

Imbiss, das „Tommy’s“. Mirvat sieht kein<br />

Problem in der Konkurrenz. „Das einzige,<br />

was ich schlecht finde, ist, dass manche<br />

Schawarma für einen Euro anbieten, das geht<br />

nicht.“ In Mirvats Restaurant bekommt man Schawarma<br />

für 2,50, das ist derzeit der gängige Preis für das Döner<br />

ähnliche arabische Traditionsgericht. Doch nicht nur das<br />

Essen, auch die Wasserpfeifen machen einen großen<br />

Teil des Gewinns aus. Das Rauchergesetz 2018 trifft<br />

viele syrische Restaurants daher hart.<br />

„Es gibt<br />

gar nicht so<br />

viele syrische<br />

Köche, wie es<br />

Restaurants<br />

gibt.“<br />

SELBSTSTÄNDIGKEIT STATT<br />

SOZIALLEISTUNGEN<br />

Auch Halak, der das „Lale“ übernommen hat und noch<br />

immer unter demselben Namen führt, schüttelt den<br />

Kopf. Der junge Syrer ist überfordert. Er wünscht sich<br />

vor allem jetzt in der Anfangszeit Unterstützung von<br />

der Wirtschaftskammer. „Ich habe monatliche Ausgaben<br />

von 12.000 Euro und keinen, der mir erklärt, was<br />

ich besser machen könnte“, sagt der 24-Jährige, der<br />

in seiner Heimat Wirtschaft studiert hat und seit zwei<br />

Jahren in Österreich lebt. Weil der junge Syrer nicht<br />

von Sozialleistungen leben wollte, hat er sich selbstständig<br />

gemacht. Das Geld für das Restaurant<br />

hat er noch aus Syrien, wie die meisten der<br />

syrischen Gastronomen.<br />

„Wir sind nicht arm, wir sind ja<br />

nicht vor der Armut, sondern vor dem<br />

Krieg geflohen“, versucht Alhassan<br />

von „Hum Yum“ zu erklären, woher<br />

die syrischen Flüchtlinge das Geld<br />

haben, ein Restaurant zu eröffnen.<br />

„Viele hatten in ihrer Heimat Geld<br />

gespart oder haben Grundstücke,<br />

Immobilien und Felder verkauft“, sagt der<br />

40-Jährige. Tatsächlich geben fast alle der<br />

fünfzehn syrischen Restaurantbesitzer, mit denen<br />

für diesen Artikel gesprochen wurde, an, das Geld aus<br />

Grundstücksverkäufen in Syrien zu haben.<br />

Schnell wird klar: Geld ist nicht das größte Problem.<br />

Das fehlende professionelle Personal macht den Jungunternehmern<br />

viel eher zu schaffen. „Neulich hatten<br />

wir ein Bewerbungsgespräch mit einem syrischen Koch<br />

aus Villach, weil es in Wien einfach nicht mehr ausgebildetes<br />

syrisches Personal gibt“, erzählt Alhassan. Nicht<br />

nur die Restaurantbesitzer, auch<br />

die meisten der Mitarbeiter haben<br />

davor nie in der Gastronomie gearbeitet,<br />

manche haben ihre ersten<br />

Erfahrungen auf der Flucht in der<br />

Türkei gesammelt, die meisten aber<br />

arbeiten das erste Mal in Österreich<br />

in der Küche oder im Service. Alhassan<br />

sieht darin auch einen weiteren<br />

Grund, wieso viele Syrer nach ein<br />

paar Wochen ihr Restaurant wieder<br />

schließen müssen: „Wenn die Mitarbeiter<br />

keine Profis sind, passt die<br />

Qualität auch nicht.“<br />

Ali Tag leitet das „Zeno“, ein kleines Restaurant in Favoriten, in dem alle Zutaten<br />

frisch vom Markt beschafft werden.<br />

DER ERSTE SYRISCHE<br />

SUPERMARKT IN WIEN<br />

Das kann auch Ali Tag bestätigen.<br />

Der 50-Jährige lebt seit 25 Jahren<br />

in Österreich. Seit 2016 leitet er das<br />

kleine syrische Restaurant „Zeno“<br />

in Favoriten, davor hat er jahrelang<br />

in der Gastro gearbeitet. „Es gibt<br />

54 / KARRIERE /


mittlerweile gar nicht mehr so viele syrische Köche, wie<br />

es syrische Restaurants in Wien gibt“, erzählt der gebürtige<br />

Syrer. „Viele Syrer sehen, dass die Restaurants gut<br />

laufen und wollen deshalb auch eines aufmachen, aber<br />

weiter denken sie nicht“, so Tag. „Sie wissen nicht einmal,<br />

wo sie die Lebensmittel herbekommen.“ Er selbst<br />

kauft frisch vom Markt, beim Ägypter und beim Türken<br />

ein. Vor kurzem hat der syrische Supermarkt „Durra“ am<br />

Gürtel aufgemacht, davon ist Tag begeistert. „Original<br />

syrische Produkte, die es davor nirgends zu finden gab<br />

und tolle Mehlspeisen“, schwärmt er.<br />

Syrische Restaurants gibt es mittlerweile einige,<br />

aber syrische Lebensmittel waren bisher schwieriger<br />

zu beschaffen. Das ändert sich mit der Eröffnung von<br />

„Durra“ im Juli 20<strong>17</strong> am Neubaugürtel. Im Supermarkt<br />

mit angeschlossenem kleinen Restaurant, in dem frisch<br />

Mehlspeisen zubereitet werden, ist bereits einen Monat<br />

nach Eröffnung viel los, vor allem arabische Kundschaft<br />

reiht sich in der Kassa-Schlange. Der Chef Emad Aldurra<br />

ist in Syrien jedem ein Name. Seiner Familie gehört der<br />

Lebensmittelhersteller „Durra“.<br />

Emad Aldurra wohnt in Jordanien, kommt aber<br />

ursprünglich aus Syrien. Seit zwei Monaten ist er in<br />

Österreich, um das Geschäft zu eröffnen. Als nächstes<br />

möchte der 37-Jährige einen Supermarkt mit Restaurant<br />

im November in Stuttgart eröffnen. „Ich möchte in<br />

jedem europäischen Land, in dem es viele Syrer gibt, ein<br />

Durra ist der erste syrische Supermarkt in Österreich.<br />

Neben Lebensmitteln werden hier frische Mehlspeisen<br />

und Süßigkeiten zubereitet.<br />

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„Durra“ eröffnen. In Wien beschäftigt<br />

er 20 Mitarbeiter, darunter auch<br />

Österreicher.<br />

„MEHR ÖSTERREICHER,<br />

BITTE!“<br />

Außer bei „Jasmin al Sham“, das<br />

sich nach über vier Jahren bereits<br />

bei Österreichern einen Namen<br />

gemacht hat, und bei „Lale“, das<br />

viele noch immer für das gewohnte<br />

türkische Restaurant halten, ist<br />

der Großteil der Kundschaft der<br />

syrischen Restaurants arabisch. „Oft<br />

kommen türkische Gäste, aber wenn<br />

sie sehen, dass das Lale jetzt syrisch<br />

ist, gehen sie wieder“, erzählt Halak.<br />

Seine österreichische Kundschaft<br />

stört es dagegen nicht, dass das<br />

Lale jetzt in syrischer Hand ist. Für<br />

sie hat Halak extra Schnitzel auf der<br />

Karte und auch türkischen Kebap,<br />

falls jemandem die Schawarma nicht<br />

schmeckt.<br />

„Wir müssen unsere Gerichte dem österreichischen<br />

Geschmack anpassen“, sagt Hekmat Kotish, der seit fast<br />

zwei Jahren in Österreich lebt und plant ein syrisches<br />

Restaurant zu eröffnen. „Wir brauchen mehr Vegetarisches<br />

auf der Karte und müssen mit weniger Fett<br />

kochen“, weiß er. Restaurants wie „Zina’s“, „Habibi und<br />

Hawara“ und „Zsam-Zsam“ haben das bereits umgesetzt.<br />

„Die machen ein gutes Geschäft, weil dort hauptsächlich<br />

Österreicher essen“, sagt Kotish. Ein weiterer<br />

Grund, wieso die meisten syrischen Restaurants nur<br />

arabische Kundschaft haben: Im Gegensatz zu Zina’s“,<br />

„Habibi und Hawara“ und „Zsam-Zsam“ wird in fast<br />

allen der anderen syrischen Restaurants kein Alkohol<br />

ausgeschenkt. „Wenn in einem syrischen Lokal Alkohol<br />

ausgeschenkt wird, schreibt jemand in die „Syrer in<br />

Österreich“ Facebook-Gruppe, die über 39.000 Mitglieder<br />

fasst, dass man nicht in dieses Lokal gehen soll. Es<br />

wird Druck auf die Gastronomen ausgeübt“, erzählt ein<br />

junger Syrer.<br />

Aber können die Restaurants überleben, wenn sie<br />

nur auf syrische Kundschaft angewiesen sind? Noch<br />

immer sind die meisten Syrer in Wien Flüchtlinge mit<br />

wenig Einkommen. „Wenn am 27. des Monats das Geld<br />

vom Sozialamt kommt, ist in den syrischen Restaurants<br />

immer viel los, in den darauffolgenden Wochen kommen<br />

immer weniger“, weiß Kotish. Der 36-Jährige möchte<br />

unbedingt ein Restaurant eröffnen und es internationaler<br />

ausrichten, auch um den Österreichern seine<br />

Dankbarkeit zu zeigen: „Wir sind dankbar für alles, was<br />

wir in Österreich bekommen und wollen Österreich mit<br />

unserem Essen etwas zurückgeben.“●<br />

Das Durra hat erst im Juli eröffnet, ist aber schon so erfolgreich, dass weitere<br />

Standorte in Wien und anderen europäischen Städten geplant sind.<br />

Syrische Restaurants in Wien – eine Sammlung<br />

von biber-Redakteur Bilal Albeirouti:<br />

Zina´s, Praterstrasse 55, 1020<br />

Zeno, Senefeldergasse 14, 1100<br />

Alraian, Mariahilfer Gürtel 3, 1150<br />

Lale, Brunnengasse 51, 1160<br />

Layali Alsham, Migerkastrasse 5, 1100<br />

Bauabet Alschark, Huttengasse 45, 1160<br />

Papay, Keplergasse 7, 1100<br />

Maya, Lerchenfelder Gürtel 55A, 1160<br />

Sindbad, Hernalser Gürtel 39, 1<strong>17</strong>0<br />

Hum Yum, Columbusgasse 61 , 1100<br />

Tarbush, Schröttergasse 3, 1100<br />

Layali Alons, Laxenburgerstrasse 14, 1100<br />

Alarabi excellence, Arbeitergasse 20, 1050<br />

Bab Tooma, Schönbrunner Strasse 86, 1050<br />

Habibi & Hawara , Wipplingerstasse 29, 1010<br />

Zsam Zsam, Vivenotgasse 8, 1120<br />

Syriacus-Damas, Hamburger Strasse 16, 1050<br />

Jasmin Alsham, Heiligenstädterstraße 9, 1190<br />

Castle, Laxenburger Strasse 80, 1100<br />

Laziza, Haberlgasse 53, 1160<br />

Bab Alhara, Lerchenfelder Gürtel 19, 1160<br />

Falafel Maria, Thaliastraße 59, 1160<br />

Falafel Abo Noor, Brunnengasse 59, 1160<br />

Burger Haus, Längenfeldgasse 4, 1120<br />

Afamia Lounge, Herbststraße 2, 1160<br />

56 / KARRIERE /


»Worauf es ankommt,<br />

ist dein<br />

Engagement –<br />

egal, woher du<br />

kommst.«<br />

Mahmudur Rahman<br />

Z:Ö Integrationsbotschafter<br />

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Die Integrationsbotschafter/innen von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH kommen an deine Schule und diskutieren<br />

mit dir und deiner Klasse, was zu einer erfolgreichen Integration gehört und wie man Vorurteile abbauen<br />

und Motivation schaffen kann.<br />

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Selbermacherin<br />

Um den<br />

Kopf<br />

gewickelt<br />

Bei Blanka Slak Rupnik dreht<br />

sich alles um den Turban. Wie das<br />

extravagante Accessoire das Leben<br />

der Slowenin veränderte, und von<br />

Wien aus die ganze Welt erobern soll.<br />

Von Nada El-Azar, Foto: Zoe Opratko<br />

Woher das mit den Turbanen<br />

kommt, ist eine weniger<br />

glamouröse Geschichte, als<br />

es nach außen hin aussieht“, erzählt die<br />

29-jährige Designerin. Ihre Großmutter<br />

mütterlicherseits, eine modische und<br />

temperamentvolle Italienerin, brachte<br />

ihr das Nähen bei. „Sie hatte immer<br />

diesen Coco-Chanel-Flair“, erinnert sie<br />

sich zurück. Als Blanka etwa 18 Jahre<br />

alt war, erkrankte ihre Großmutter an<br />

Krebs und verlor ihr ganzes Haar. Um<br />

58 / KARRIERE /


ihr in Zeiten der Krankheit ein bisschen<br />

Glamour zurückzugeben, begann ihre<br />

Enkelin verzierte Turbane für sie zu<br />

nähen.<br />

TURBAN STATT HIDJAB<br />

Heute verkauft Blanka ihre Turbane<br />

unter dem Namen „TRIBBE Hats By<br />

Blanka “ in ihrem Online-Shop. Der<br />

Kopfschmuck verleiht seiner Trägerin<br />

Stärke und Selbstbewusstsein – dass<br />

ihre Kundinnen sich so fühlen, ist für<br />

Blanka ein großer Antrieb: „Ich hätte<br />

niemals gedacht, dass ein Stück aus<br />

einer so traurigen Zeit in meinem Leben<br />

so vielen Menschen so große Freude<br />

bereiten könnte.“ Eigentlich ist Blanka<br />

Psychologin, aber das hing sie an<br />

den Nagel, nachdem die Turbane die<br />

Oberhand über ihr Leben gewannen.<br />

Ihre Ausbildung hilft ihr allerdings dabei,<br />

besser auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen<br />

eingehen zu können. Viele muslimische<br />

Frauen ziehen Blankas Turbane<br />

als stylische Alternative einem gewöhnlichen<br />

Kopftuch vor. „Neben Russinnen<br />

gehören Araberinnen zu meinen besten<br />

Kunden!“, lächelt sie stolz.<br />

GESCHÄFTSFRAU UND MUTTER<br />

Blanka ist ehrgeizige Geschäftsfrau und<br />

dreifache Mutter – Selbstständigkeit und<br />

Familie unter einen Hut zu bringen, ist für<br />

die Powerfrau ein ständiger Balanceakt.<br />

„Wenn ich mit meinen Kindern zusammen<br />

bin, vermisse ich die Arbeit. Wenn<br />

ich arbeite, ist es umgekehrt!“ Blankas<br />

vierjährige Tochter steht gerne mal auf<br />

Instagram als Mini-Testimonial vor der<br />

Kamera. Als Mutter erlaubt sich Blanka<br />

nicht, Party zu machen. Ihre ganze<br />

jugendliche Verspieltheit spiegelt sich<br />

dafür in ihren Designs wider.<br />

Gerade laufen die Vorbereitungen für<br />

die Eröffnung ihrer ersten Boutique am<br />

21. September 20<strong>17</strong> in der Bognergasse<br />

7 im Wiener Goldenen Quartier auf<br />

Hochtouren. Das Innenleben bestimmt<br />

sie – der Laden ist eine Repräsentation<br />

ihres Selbst. Wien sollte der Dreh- und<br />

Angelpunkt in ihrer Karriere bleiben, aber<br />

dies ist erst der Anfang. „In 10 Jahren<br />

möchte ich Läden in Berlin, Bangkok und<br />

New York eröffnet haben.“ ●<br />

WKO-WIEN HILFT<br />

Im Gründerservice der WKO­Wien<br />

kann man bei einem Beratungsgespräch<br />

alle Fragen stellen, die<br />

die Gründung eines Unternehmens<br />

betreffen. Im Vorhinein kann man<br />

sich auch schon eigenständig<br />

online informieren. Ob generelle<br />

Tipps zur Selbstständigkeit,<br />

rechtliche Voraussetzungen, Amtswege<br />

oder Finanzierungs­ und<br />

Förderungsmöglichkeiten: Auf der<br />

Website kommt man mit wenigen<br />

Klicks zu allen wichtigen Informationen.<br />

wko.at/wien<br />

www.gruenderservice.at<br />

Die Selbermacherin-Serie ist eine<br />

redaktionelle Kooperation von das<br />

biber mit der Wirtschaftskammer<br />

Wien.<br />

DER ERSTE<br />

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Das WK Wien-Servicepaket ist randvoll mit Unterstützung, Beratung und<br />

ExpertInnenkontakten. Besonders bei der Beratung zur Unternehmensgründung.<br />

W wko.at/wien/gruenden


TECHNIK & MOBIL<br />

Alt+F4 und der Tag gehört dir.<br />

Von Adam Bezeczky<br />

MEINUNG<br />

Alle wollen<br />

Hacker sein<br />

Das Bild der Hacker hat sich<br />

gewandelt. Früher wurden sie als<br />

Aussätzige porträtiert, als Geeks<br />

ohne Leben und ohne Freundin,<br />

die nur vor dem Rechner<br />

hockten. Inzwischen, in unser<br />

immer stärker computerisierten<br />

Welt, hat der Begriff dank Marketing<br />

eine völlig neue Bedeutung.<br />

Jedes YouTube-Tutorial ist schon<br />

ein „hack“. Großteils sind das<br />

aber solche „nonaned“ Tipps, die<br />

jede(r) mit ein bisschen Hausverstand<br />

drauf hat. Das gleiche gilt<br />

übrigens für „Punk“ und „Pirat“ –<br />

viele lauwarme Veranstaltungen<br />

bedienen sich dieser Begriffe,<br />

die nix mit ihrem eigentlichen<br />

Sinn zu tun haben. Klar, Sprache<br />

verändert sich – aber bitte, nur<br />

weil man eine Nieten-Lederjacke<br />

trägt, wird man nicht zum Punk.<br />

Und durch einen „YouTube Life<br />

Hack“ auch nicht zum Hacker.<br />

bezeczky@dasbiber.at<br />

Drohnen-<br />

Versicherung<br />

Sie sind überall – Drohnen!<br />

In der Steiermark werden<br />

sie bereits bejagt (ein<br />

Jäger hat eines einfach<br />

abgeschossen), aber auch<br />

ein kleiner technischer<br />

Defekt reicht für einen<br />

Absturz. Was viele nicht<br />

wissen: Drohnen ab 250<br />

Gramm Gewicht müssen extra versichert<br />

werden, sie gelten nicht mehr als Spielzeug,<br />

sondern als Luftfahrzeug. Die Wiener Städtische<br />

versichert Luftfahrzeuge der 1. Klasse<br />

mit einer eigenen Drohnen-Versicherung – ein<br />

gutes Investment, wenn so ein Teil einmal vom<br />

Himmel fällt.<br />

Farbklecks<br />

Im hyper-farbenfrohen Shooter „Splatoon 2“<br />

auf der Nintendo Switch geht’s um eines: den<br />

Gegner mit möglichst viel Farbe zuzukleistern.<br />

Der kinderfreundliche Shooter in der dritten Person<br />

unterhält mit spannenden Levels und einer<br />

bunten Story. Unterstütze die Inklinge im Kampf<br />

gegen die fiesen Ocatrianer!<br />

Cyborg-<br />

Bakterien<br />

mit Solarzellen<br />

Pflanzen erzeugen über<br />

die Photosynthese Sauerstoff.<br />

Bakterien der<br />

Gattung Moorella thermoacetica,<br />

die zunächst<br />

mit Cadmium und der<br />

Aminosäure Cyston<br />

gefüttert werden, entwickeln<br />

Mini-Solarzellen auf<br />

ihrem Körper und steigern<br />

die Wirksamkeit bei der<br />

Photosynthese auf 80<br />

Prozent. Pflanzen schaffen<br />

im Vergleich nur mickrige<br />

zwei Prozent. Bald erzeugen<br />

wir vielleicht Strom<br />

aus Cyborg-Bakterien.<br />

DAS SUPER-HANDYBATTLE<br />

Die Spitzenmodelle iPhone 8 und Samsung Note 8 liefern<br />

sich einen spannenden Kampf. Das Note 8 punktet mit Stift<br />

und DeX-Bidlschrim und Maus-Kompatibiliät, das iPhone X mit<br />

Gesichtsscanner. Hardwaretechnisch und preislich sind beide<br />

Modelle jedenfalls im Spitzensegment angesiedelt: Jenseits der<br />

999 Euro Grenze müssen Fans tief in die Tasche greifen.<br />

bereitgestellt, Apple, Marko Mestrović<br />

60 / TECHNIK /


Der ökologische<br />

Stromtarif<br />

Der flexible<br />

Erdgastarif<br />

Der Stromtarif für<br />

Photovoltaik-<br />

Anlagen<br />

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Flexibel je nach Marktlage oder mit Fixpreisgarantie? 100% ökologisch oder<br />

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jeden genau das Richtige. Welcher passt zu Ihnen? Finden Sie es mit unserem<br />

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Wasserkraft 45,83 %<br />

Windenergie 9,<strong>09</strong> %<br />

feste oder flüssige Biomasse 3,42 %<br />

Sonnenenergie 1,03 %<br />

Erdgas 39,62 %<br />

sonstige Ökoenergie 1,01 %<br />

CO 2 -Emissionen<br />

radioaktiver Abfall<br />

131,55 g/kWh<br />

0,00000 mg/kWh<br />

Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria.<br />

Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und<br />

Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG<br />

im Zeitraum 1.1.2016–31.12.2016 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle<br />

angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Die Herkunftsnachweise<br />

stammen aus Österreich (86,65 %) und Norwegen (13,35 %). Das<br />

Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraftwerken zur gleich zeitigen<br />

Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt. Gemäß § 78 Abs. 2 ElWOG<br />

2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der Stromerzeugung<br />

in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Unsere Lieferungen<br />

sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.


MEINUNG<br />

So schwanger<br />

Ich habe die Eleganz eines Sumoringers. Und<br />

funktioniere nur mehr breitbeinig. Kleider hindern<br />

mich nicht daran. Wenn ich gehe, rudere ich mich<br />

nach vorne, während ich seitlich im Pinguintakt<br />

schwanke. Für meine Grazie gibt es viele Vergleiche.<br />

Außerdem stöhne ich. Ich stöhne, wenn ich<br />

mich hinsetzte (erleichtert), ich stöhne, wenn ich<br />

vom Sofa aufstehe (hilflos) und ich stöhne bei<br />

Steigungen und Stiegen (Lokomotive). Dies ist<br />

mein Lifestyle. Ich bin schwanger. Wie Frauen ohne<br />

Partner das managen, kann ich nur bewundern. Ich<br />

brauche Hilfe beim Sockenanziehen wie Denken.<br />

Konzentration = Fehlanzeige. Obwohl nichts mehr<br />

so „geht“ wie vorher und mein ökologischer Fußabdruck<br />

dank 11 Kilo mehr und fremdgesteuerter<br />

Lust auf Schweinefleisch<br />

nun deutlich tiefer einsinkt, möchte ich<br />

nicht mehr ohne Bauch. Erstens kann ich<br />

mich nun legal auf den „Behinderten“-<br />

Sitzen in der U-Bahn niederlassen. Und<br />

zweitens: Dieser Bauch beweist mir<br />

jeden Tag, was für ein vollautomatisches<br />

High-Tech-Wunder der weibliche Körper<br />

ist. Frauen = Wahnsinn. Und Stars von<br />

Beyoncé bis Serena W. zelebrieren dieses<br />

Wunder. Galt „Mami-Werden“ früher<br />

als Emanzipationsniederlage, wird der<br />

Bauch heuer zum Ur-Symbol von starken<br />

Frauen. Ich hoffe, das ist nicht nur ein<br />

PR-Gag. Denn nun watschle ich selig in<br />

die Karenz und sage Aufwiedersehen!<br />

Drop the mic - Antia out.<br />

antia@dasbiber.at<br />

LIFE & STYLE<br />

Ciao,<br />

Ich werd dann mal Mama<br />

Von Delna Antia<br />

HAUTTIPP<br />

Perfekte<br />

Wassereinlagerung<br />

Wirkt! Dieses Beauty-<br />

Elixier des steirischen<br />

Natur-Labels Ringana<br />

spendet Feuchtigkeit<br />

genau da, wo man sie<br />

haben will. Nämlich im<br />

Gesicht – für ein frisches<br />

Babyface.<br />

Big Summit am Rathaus:<br />

Ein Bauch und ein Bürgermeister.<br />

Farbtipp<br />

ROT, BABY<br />

Rot ist DAS Muss diese Saison.<br />

Auch im Kreißsaal. So empfehlen<br />

die allgemeinen „Checklists“<br />

für den Geburts-Koffer auch<br />

Make-Up für die Mami. Mein<br />

Tipp: „Flame“ Lippenstift<br />

von Tom Ford und alle<br />

so: Mamma mia!<br />

FASHIONTIPP<br />

Kein Style für Bäuche<br />

Die Schwangerschaftsabteilung von H&M<br />

empfehle ich Businessfrauen. Oder Frauen,<br />

die bald nach Sylt reisen. Schwangeren<br />

empfehle ich sie jedenfalls nicht. Bei all<br />

den Nadelstreifen, gedeckten Farben<br />

und blau-weiß-Gestreiftem wird man<br />

nur depressiv. Die Abteilung suggeriert:<br />

Kaschiere den Bauch, „hübsch“<br />

war gestern. Dabei will ich<br />

doch protzen. Außerdem,<br />

welcher Mensch mit Wassereinlagerungen<br />

möchte<br />

ernsthaft Skinny-Jeans<br />

mit Reißverschlüssen an<br />

den Waden tragen? Selbst<br />

spezielle „Mami-Geschäfte“<br />

konnten den Shoppingfrust<br />

nicht beheben: „Grannys<br />

werden Mütter“ hieß wohl<br />

die Kollektion der Saison.<br />

Leute, mehr Bauch, Busen<br />

und Beine sind doch bitte<br />

kein Style-Umstand!<br />

Tipp: Ausnahmen bestätigen<br />

die Regel! Das neue<br />

H&M-Dress für Bellys in Red<br />

H&M, Dragan Tatić, Marko Mestrović, Ringana, Tom Ford<br />

62 / LIFESTYLE /


Meine Karte. Meine Filme. Meine Mädels.<br />

Nur 24,90 Euro im Monat.<br />

Kino ohne Limit. Gilt für alle Tage, beinhaltet<br />

alle Zuschläge für 3D, Loge, VIP, iSens.<br />

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KINOWELT


MEIN FREUND<br />

IST SCHWANGER<br />

Es kann auch Männern passieren.<br />

Von Delna Antia, Fotos: Dragan Tatić<br />

Schwangerschaft<br />

liegt im<br />

Trend. Sowohl<br />

was die Statistik<br />

betrifft als auch den<br />

Lifestyle. Der Babybauch,<br />

so könnte<br />

man meinen, wächst<br />

zum feministischen<br />

Symbol: Beyonce<br />

performte als<br />

Fruchtbarkeitsgöttin,<br />

Serena posierte<br />

als Amazone am<br />

ELLE-Cover und Gal<br />

Gadot mimte im 5.<br />

Monat noch Wonder<br />

Woman. Starke Frauen sind schwanger,<br />

so die Message. Nun, nicht nur<br />

starke Frauen. Mein Freund ist auch<br />

schwanger. Und er ist stark dabei.<br />

Seine Schwangerschaft verläuft<br />

Gott sei Dank gut. Die ersten Unwohligkeiten<br />

haben sich eingependelt<br />

und er muss nur noch höchstens drei<br />

Mal am Tag weinen. Aber wie jede<br />

Schwangere aus Erfahrung weiß, es<br />

sind die ersten drei Monate, die es in<br />

sich haben. Mein Freund litt etwa unter<br />

Schwindelattacken beim Duschen. Er<br />

sprach von plötzlichem Unterleibsziehen<br />

im Bett (und das, obwohl er bis<br />

dato den Unterleib nicht vom Magen<br />

unterscheiden konnte, sondern alles<br />

jenseits der Brust als „Bauch“ empfand).<br />

Auch den morgendlichen Kaffee<br />

brachte mein Freund auf einmal nicht<br />

mehr hinunter. Zu salzig schmeckte<br />

ihm dieser. Wir recherchierten natürlich,<br />

ob seine Symptome ernsthaft<br />

bedrohlich sind, doch es zeigte sich:<br />

Das Phänomen ist bekannt. „Couvade-<br />

Syndrom“ nennt die Medizin es, wenn<br />

Männer unter Schwangerschaftssymptomen<br />

leiden. Das beruhigte ihn.<br />

Seine Schwangerschaft verläuft Gott sei Dank gut. Die ersten Unwohligkeiten<br />

haben sich eingependelt und er besitzt den Pregnancy-Glow.<br />

Überhaupt bildete er sich in kurzer<br />

Zeit zum Ssw-Experten aus. (Für<br />

Nicht-Schwangere, Ssw = Schwangerschaftswoche)<br />

Am liebsten surfte er<br />

auf netmoms.de und fragmutti.at. Bald<br />

warf er nur mehr mit Fachvokabular<br />

um sich: Er sprach vom Trimenon, von<br />

Bonding, Bugaboos und konnte mir<br />

das Braxton-Hicks-Syndrom im Detail<br />

erklären (= Übungswehen).<br />

STILL-DISKRIMINIERUNG<br />

Doch leider ist das Internet auch<br />

für den stärksten Schwangeren ein<br />

schwarzmalender Ratgeber. So wurde<br />

mein sonst so gelassen veranlagter<br />

Freund zunehmend zur Nervensäge.<br />

Er machte sich Sorgen um alles.<br />

Ich musste ein Machtwort sprechen<br />

und das Internet bekam eine Kindersicherung.<br />

So begann er allmählich<br />

seine Schwangerschaft zu genießen.<br />

Freunde sprachen ihn bald schon auf<br />

seinen „Pregnancy-Glow“ an – dieses<br />

tiefere, innere Strahlen und selige<br />

Lächeln, das ihn nun umgab. Und sein<br />

Haar erschien voller, es glänzte.<br />

Wie bei den meisten Schwangeren<br />

pendelten sich<br />

die anfänglichen<br />

Symptome im zweiten<br />

Drittel ein. Der<br />

Kaffee schmeckt<br />

nun wieder und über<br />

Schwindel klagt mein<br />

Freund kaum noch.<br />

Lediglich krampft<br />

sich sein Unterleib<br />

schmerzhaft zusammen<br />

und er presst<br />

seine Augenlider<br />

aufeinander, sobald<br />

es um das Thema<br />

der Geburt geht.<br />

Wir hoffen, dass er<br />

sie gut überstehen wird. Für Dammöl<br />

ist er jedoch noch nicht offen. Allerdings<br />

für Sonnenmilch. So achtete er<br />

im Sommerurlaub erstmals auf seine<br />

Haut, da er nun Verantwortung trägt,<br />

und cremte sich mit Lichtschutzfaktor<br />

jenseits der „7“ ein. Als die besondere<br />

Schwangerschaftsphase der zunehmenden<br />

Kindsbewegungen begann,<br />

wurde bald auch der Körper meines<br />

Freundes von innen durchrüttelt: Per<br />

leichter Magenverstimmungen konnte<br />

er Bewegungen in seinem Bauchraum<br />

wahrnehmen. So wurde sein Wunsch,<br />

die Schwangerschaft möglichst nah<br />

zu spüren, zur psychosomatischen<br />

Angelegenheit. In diesem Sinn war es<br />

natürlich ein Schock – ein gewaltiger<br />

– als Hebamme Beatrix ihm bei der<br />

Geburtsanmeldung erklärte, dass er<br />

gerne an allen Terminen teilhaben könne,<br />

außer doch bitte beim Stillkurs. Er<br />

schaute konsterniert, verstört, wollte<br />

wissen warum?!? Hebamme Beatrix<br />

hat es ihm dann sehr sensibel erklärt.<br />

Nur das mit dem „Mutter-Kind-Pass“<br />

bleibt unverständlich. Was ist mit den<br />

schwangeren Vätern? ●<br />

64 / LIFESTYLE /


MANN & BODY<br />

Marko Mestrović,<br />

MEINUNG<br />

Schlaf Dich aus!<br />

Du bist,<br />

was du isst<br />

Von Artur Zolkiewicz<br />

Probleme mit Einschlafen haben<br />

heutzutage viele. Die Gründe dafür<br />

können sehr unterschiedlich sein:<br />

von einem “Binge Watching”-<br />

Marathon (eine aktuelle Studie<br />

weist nach: Binge Watcher schlafen<br />

schlechter) bis zu persönlichen<br />

Problemen. Wer hat das nicht<br />

schon mal erlebt: Kurz vor dem<br />

Zubettgehen ist man todmüde,<br />

sobald man sich aber hinlegt, ist<br />

man wach wie am frühen Morgen.<br />

Die Reaktion? Schnell auf Instagram<br />

ein paar Bilder ansehen, einen<br />

Freund auf Facebook anschreiben<br />

oder vielleicht noch eine Folge<br />

schauen. Dass Schlaf wichtig ist,<br />

weiß jeder. Doch was tun, wenn<br />

die Kakophonie der Gedanken dich<br />

nicht einschlafen lässt? Wer nicht<br />

meditieren mag, kann seinen “monkey<br />

mind” mit einfachen Atmungsübungen<br />

kontrollieren lernen. Und ja,<br />

es gibt eine App dazu: Pranayama.<br />

Man stellt die Dauer der Atemsequenzen<br />

ein, legt sich bequem hin<br />

und schon ist man in der Welt der<br />

Träume. Die Atemübungen können<br />

durchaus auch in stressigen Zeiten<br />

eingesetzt werden und dienen<br />

zur Not auch als wirkungsvolles<br />

Entspannungs-Tool.<br />

zolkiewicz@dasbiber.at<br />

Tipp<br />

Gute Laune<br />

mit Ananas<br />

Ananas schmeckt nicht<br />

nur gut, sondern ist auch<br />

sehr gesund. Abgesehen<br />

von vielen anderen Vitaminen,<br />

Mineralstoffen und<br />

Spurenelementen enthält<br />

die Tropenfrucht Vanillin.<br />

Diesem Aromastoff wird<br />

eine anregende, erotisierende<br />

und euphorisierende<br />

Wirkung nachgesagt.<br />

Stimmungsaufheller pur!<br />

Zahl<br />

des Monats<br />

35 $<br />

soviel hat die Studentin<br />

bekommen, die das Nike-<br />

Logo entworfen hat.<br />

FUN FACT<br />

Daniel Kish kann trotz<br />

Blindheit mithilfe der Echo-<br />

Ortung Fahrrad fahren. Dazu<br />

schnalzt er mit seiner Zunge<br />

und hört auf die Echos.<br />

FM4<br />

Unlimited<br />

im Wiener<br />

Prater<br />

FR 20.10.20<strong>17</strong><br />

& live auf<br />

Radio FM4<br />

/ LIFESTYLE /<br />

@RADIOFM4


MEINUNG<br />

Bücher entspannen<br />

mich nicht<br />

Meistens kaufe ich Bücher in Schüben.<br />

Und dann lese ich die Hälfte entweder<br />

am selben Tag durch oder sie stehen<br />

monate/jahre/jahrzehntelang im<br />

Regal oder am Nachtkasterl. Ich habe<br />

versucht, ein Buch nach dem anderen<br />

zu lesen wie ein normaler Mensch, aber<br />

ich bekomme es einfach nicht hin. Ich<br />

muss mehrere Bücher parallel zueinander,<br />

je nach Laune, lesen und wenn<br />

sie mir nicht auf Anhieb gefallen, lese<br />

ich sie auch oft nicht zu Ende. Rebellisch<br />

oder chaotisch? Sucht es auch<br />

aus. Eindeutig rebellisch ist zumindest<br />

die Bücherration, die letztens bei mir<br />

eingetrudelt ist: Feminist Fight Club,<br />

Bad Feminist, Milk and Honey und We<br />

Should All Be Feminists. Das Motto ist<br />

offensichtlich. Brav noch ein Foto auf<br />

Instagram gepostet, um zu zeigen wie<br />

belesen man ist und los geht’s. Mein<br />

Plan: mich ausklinken und einfach<br />

lesen. Also hab ich mir einen Tee<br />

gekocht, eine Kerze angemacht und<br />

mich an Rupi Kaurs „Milk and Honey“<br />

gesetzt. Nach dem neunten Gedicht<br />

musste ich so viel heulen, dass mir<br />

Tränen in den Kamillentee geflossen<br />

sind. So viel zu Entspannung. Danach<br />

begann ich mit „Bad Feminist“ und<br />

musste mir alle fünf Minuten Notizen<br />

machen. Manche Bücher sind wohl<br />

nicht zum entspannten Lesen gedacht.<br />

Oder liegt es an der Leserin?<br />

pantic@dasbiber.at<br />

KULTURA NEWS<br />

Verstaubte Museen sind<br />

Schnee von gestern.<br />

Von Jelena Pantić<br />

GEWALT, SEX &<br />

MIGRATION:<br />

KUNSTSCHATZI<br />

MIT SCHARF!<br />

Große Premiere: Das kommende<br />

Kunstschatzi am 19.9.<br />

trägt einen biber-Stempel! Das<br />

KUNSTSCHATZI MIT SCHARF<br />

wurde geboren und eines<br />

können wir euch versichern:<br />

Es wird sehr heiß zugehen.<br />

Beim Kunstschatzi im Kunsthistorischen<br />

Museum kannst<br />

du das Museum und seine<br />

Sammlungen in einem sehr<br />

lässigen Rahmen genießen.<br />

Extra für die biber-Edition des<br />

Kunstschatzi gibt es sechs (!)<br />

vom Kunsthistorischen Museum<br />

eigens kreierte Touren,<br />

die Namen wie “Hammerheiß<br />

& göttlich geil” oder “Kemet<br />

sehen und sterben” tragen.<br />

Es gibt sogar einen eigenen<br />

scharfen Cocktail - Stichwort:<br />

Chilli infused Vodka. Komm<br />

vorbei, um 19 Uhr geht’s los!<br />

Kunstschatzi mit scharf, 19.9.<br />

20<strong>17</strong> ab 19 Uhr im Kunsthistorischen<br />

Museum, Maria-Theresien-Platz,<br />

1010 Wien<br />

Tipp<br />

ELEKTRO-<br />

WELTPREMIERE IN<br />

WIEN!<br />

Elektronische Beats plus riesige Lichtshows<br />

in einer Wiener Kirche? Fix dabei.<br />

Die Konzerttournee Electric Church von<br />

Sergio Manoel Flores kommt zur Weltpremiere<br />

nach Wien und sowas habt ihr<br />

noch nicht gesehen!<br />

28. & 29. September in Wien in der<br />

Kirche am Hof, weitere Termine bis<br />

April 2018 auf<br />

www.electric-church.at<br />

NEUER KUSTURICA<br />

Liebe und Krieg? Der Stoff, aus dem erfolgreiche<br />

Balkanfilme gemacht sind. Emir Kusturica<br />

kehrt mit seinem neuen Film ON THE<br />

MILKY ROAD zurück. Milchmann Kosta soll die<br />

schönste Frau des Dorfes, Milena, die kleine<br />

Schwester des “Kriegshelden” Žaga, heiraten.<br />

Doch dann verliebt sich Kosta Hals über Kopf<br />

in eine geheimnisvolle Italienerin (gespielt von<br />

Monica Bellucci!) - Žagas Braut. Geplant ist<br />

eine Doppelhochzeit, doch wie das Drama es<br />

will, brennen Kosta und die schöne Italienerin<br />

schon davor durch. Keine gute Idee. Ab 29.9.<br />

ist ON THE MILKY ROAD in den Kinos.<br />

KHM-Verband, Petr Nasic, Julia Peternell, Electric Church<br />

66 / KULTURA /


Flüchtige<br />

ZWISCHEN POLSKA-SCHAL<br />

UND WIRTSCHAFTSUNI:<br />

WER IST EINFACHSO?<br />

Von Aleksandra Tulej und Julia Peternell (Fotos)<br />

Territorien<br />

Kuratiert von Maren Richter<br />

und Klaus Schafler<br />

„Das ist doch dieser Pole mit Bauchtasche, der mit<br />

Jugo Ürdens auftritt.“<br />

Der 19-jährige Wiener Rapper EINFACHSO, der polnische<br />

Wurzeln hat, hat kürzlich seine erste eigene EP<br />

namens „TakTak“ herausgebracht. Mit Biber spricht er<br />

über seine Musik, den Flötenunterricht in der Volksschule<br />

und darüber, was zur Hölle ihn auf die Wirtschaftsuni<br />

getrieben hat.<br />

<strong>BIBER</strong>: Wieso nennst du dich EINFACHSO?<br />

EINFACHSO: Das erklärt sich eh von selber. Ich wollte<br />

etwas, das bei den Leuten hängenbleibt. Einfach so halt.<br />

Was machst du neben der Musik so? Studieren, arbeiten?<br />

Ich hab’ mich gestern für Wirtschaftsrecht an der WU<br />

inskribiert, weil die Anmeldefrist bis gestern war. Ich will<br />

halt auf 16 ECTS kommen, damit ich die Familienbeihilfe<br />

krieg. Und sonst arbeite ich als Security. Einfach da stehen<br />

und Geld verdienen.<br />

Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Bist du immer<br />

schon so rumgelaufen oder ist das ein Statement?<br />

Meinst du wegen Bauchtasche und so? Ich lauf schon seit<br />

zehn Jahren so herum, nicht wie die Kids, die auf einmal<br />

auf cool tun. Ich würd’ sagen mein Stil ist so ein Mix aus<br />

drei Streifen (anm. Adidas) und Vans.<br />

Wie bist du zum Rappen gekommen?<br />

Ich hab in der Volksschule Flöte und Gitarre gespielt, der<br />

Klassiker halt. Dann (habe ich) immer mehr Deutschrap<br />

gehört und dann irgendwann gemeint ich kann’s besser<br />

(als die meisten Deutschrapper).<br />

Und – kannst du’s besser?<br />

Besser als 70 % von denen, die es versuchen.<br />

Das ganze Interview gibt es auf www.dasbiber.at<br />

29 <strong>09</strong> 20<strong>17</strong> – <strong>09</strong> 12 20<strong>17</strong><br />

07 10<br />

ab 19.00H<br />

16 11<br />

ab 18:00H<br />

ERÖFFNUNG DO 28 <strong>09</strong> 20<strong>17</strong> 19.00H<br />

PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG<br />

LANGE NACHT DER MUSEEN<br />

RESANITA: „Von der<br />

Be- und Eingrenzung<br />

und Inbesitznahme der<br />

Natur bis zu ihrer aktiven<br />

Veränderung“<br />

VIENNA ART WEEK<br />

Kuratorenführung, danach<br />

Lecture von Peter Fend<br />

VERANSTALTUNGSDETAILS<br />

www.kunstraum.net<br />

KUNSTRAUM NOE HERRENGASSE 13 1010 WIEN T +43 1 90 42 111<br />

/ KULTURA /


Wie wär’s eigentlich mit BLAUMACHEN?<br />

Von 22.9. - 1.10. ist die Wienwoche<br />

20<strong>17</strong> im Gange, und zwar unter dem<br />

Thema DOLCE FAR NIENTE. Wer<br />

steht nicht auf süßes Nichtstun?<br />

Das Wiener Festival kreiert für<br />

uns künstlerisch ein Leben jenseits<br />

kapitalistischer Produktion. DOLCE<br />

FAR NIENTE verlangt danach,<br />

Arbeit und Zeit zu revolutionieren.<br />

Wir haben für euch zwei Highlights<br />

herausgepickt:<br />

UMGEKEHRT<br />

Fr, 29. 9., 19 Uhr<br />

VHS Ottakring, Ludo-Hartmann-Platz 7, 1160<br />

Wien<br />

FELDFORSCHUNG<br />

Sa, 30. 9. ud 1.10. 20 Uhr<br />

WERK X-Eldorado, Petersplatz 1,<br />

1010 Wien<br />

Was wenn wir die Syrer wären? Stell dir vor, du<br />

bist aus deiner Heimat geflüchtet und musst<br />

dir nun ein komplett neues Leben in einem<br />

fremden Land aufbauen - und das am unteren<br />

Ende einer hierarchischen Gesellschaft.<br />

Hauptsache #cleaneating und #healthylifestyle<br />

- Aber unter welchen Bedingungen<br />

arbeiten die PflückerInnen, die<br />

uns täglich das Gemüse auf den Teller<br />

bringen?<br />

Im Theaterstück UMGEKEHRT wird das Publikum<br />

an einem fiktiven Ort zwischen Syrien<br />

und Österreich Teil einer Handlung, die nach<br />

Alternativen zur Eingliederung und Unterwerfung<br />

sucht. Dahinter steht das mafi-Kollektiv, ein<br />

Zusammenschluss von Kulturschaffenden und<br />

AktivistInnen.<br />

Eine von ihnen, Miša Krenčeyová zum Projekt: „Die<br />

Performance ist auf Arabisch und Deutsch, ohne<br />

DolmetscherInnen. Schon allein aufgrund der Sprache<br />

vermischen sich Gefühle von Fremdheit und<br />

Vertrautheit.“<br />

Der Eintritt ist wie für die gesamte Wienwoche<br />

frei! Eine verbindliche Anmeldung bis<br />

27. September unter reservation@wienwoche.org<br />

ist aber notwendig.<br />

Für weitere Infos zum Festival schaut<br />

unter www.wienwoche.org vorbei!<br />

Am 1. Oktober 2013 traten rund 70 ErntehelferInnen<br />

aus Rumänien und Serbien bei einem<br />

Großbauern in Tirol gegen massive Ausbeutung<br />

und willkürliche Behandlung in den Streik.<br />

Interviews mit damaligen Protestierenden<br />

bilden die Grundlage für die Lecture-Performance<br />

FELDFORSCHUNG. Co-Regisseur<br />

Franz Xaver: “Der Wohlstand Österreichs wird<br />

genau von denjenigen Menschen gesichert,<br />

die in diesem Land täglich von Rassismus<br />

betroffen sind: Migrantinnen und Migranten.<br />

Und während Bio allgegenwärtig ist, kümmert<br />

sich kaum jemand um die Arbeitsbedingungen<br />

der FeldarbeiterInnen.”<br />

Freier Eintritt, wegen begrenzter TeilnehmerInnenzahl<br />

aber bis 28.9. anmelden unter<br />

reservation@wienwoche.org.<br />

Dieser Artikel ist eine entgeltliche Schaltung in Form einer Kulturkooperation mit der Wienwoche. Die redaktionelle Verantwortung liegt allein bei biber.<br />

Hans Leitner, Ivan Krenčey, Petr Nasić, Wienwoche<br />

68 / KULTURA /


LUST AUF EINE<br />

NACHT MIT <strong>BIBER</strong>?<br />

Haltet euch fest: 1 Nacht, 670<br />

Museen, für euch umsonst. biber<br />

verlost 20 Tickets für die ORF<br />

Lange Nacht der Museen!<br />

Am 7. Oktober 20<strong>17</strong> stehen euch<br />

670 Wiener Museen und Galerien<br />

von 18 bis 01 Uhr Früh offen.<br />

Die GewinnerInnen kommen zu<br />

einem kleinen aber feinen Get-<br />

Together zu uns. Da sich das Biber<br />

Headquarter im Museumsquartier<br />

befindet, haben wir einen tollen<br />

Startpunkt, von dem wir alle<br />

gemeinsam aus losgehen.<br />

Reguläre Tickets kosten übrigens<br />

15 Euro (ermäßigt 12 Euro) und<br />

sind unter tickets.ORF.at erhältlich.<br />

Kinder bis 12 Jahre kommen<br />

gratis rein.<br />

Alle weiteren Infos unter:<br />

langenacht.ORF.at<br />

Für ein biber-Rendezvous schreibt eine Mail an pantic@dasbiber.at.<br />

Die GewinnerInnen werden benachrichtigt und mit Details versorgt.<br />

Kunsthistorisches<br />

Museum<br />

Albertina<br />

Kunsthalle Wien<br />

Die biber<br />

Highlights<br />

Wien Museum<br />

Kunstraum NÖ<br />

/ KULTURA / 69


„Die Leiden des jungen Todor“<br />

Von Todor Ovtcharov<br />

Der coolste Blogger<br />

Ich habe mich entschieden ein Blogger zu<br />

werden. Der Grund für diese Entscheidung<br />

ist die Geschichte eines Bekannten, dessen<br />

Schwester Bloggerin ist und anbgeblich wahnsinnig<br />

viel Geld damit verdient. Diese junge Frau<br />

fotografiert sich auf Instagram wie sie Smoothies<br />

trinkt und Eis isst, in diversen modernen Locations<br />

auf der ganzen Welt. Modemarken geben ihr Geld,<br />

damit sie in ihren Kleidern Eis isst. Sie wird von<br />

vielen Menschen gefollowed und geliked. Ich will<br />

auch Geld vom Internet verdienen.<br />

Ich bin gerade dabei zu überlegen, wie mein Blog<br />

ausschauen kann. Was kann ich wohl der Menschheit<br />

aus dem Internet zeigen? Ich kann nicht wie<br />

die Schwester meines Bekannten sein. Niemand<br />

wird mich beim Eis essen betrachten wollen. Alle<br />

werden nur sagen: „Hör auf Eis zu essen, du<br />

Nilpferd!“ Ich könnte natürlich was Gesünderes<br />

essen, aber wenn ich an gesunde Nahrung denke,<br />

wird mir übel.<br />

Ich muss natürlich nicht ich selbst sein. Einer der<br />

erfolgreichsten bulgarischen Blogger ist 28, gibt<br />

sich aber als 15-Jähriger aus. Es ist bemerkenswert,<br />

dass das so viele Jahre durchgeht. Seit 10<br />

Jahren macht er den perfekten 15-Jährigen und<br />

die Teenager lieben ihn. Dieser Blogger sagt den<br />

Jugendlichen, was sie machen sollen, um cool<br />

in der Schule zu sein. Nicht, dass ich in meinen<br />

Schuljahren nicht cool war, aber ich habe schon<br />

vergessen, wie das geht. Also das mit dem Teenagerblog<br />

wird auch nicht klappen.<br />

Ich könnte probieren, einen politischen Blog zu<br />

starten. Die Politiker aus aller Welt geben so viele<br />

Möglichkeiten, um sie satirisch zu kommentieren.<br />

Ich werde politisch unabhängig sein und Trump,<br />

Putin, Merkel und Macron ärgern. Ich habe aber<br />

keine Ahnung, wie ich damit zu Kohle kommen<br />

kann. Trump gibt mir sicherlich kein Geld. Merkel<br />

wohl auch nicht. Und ich bin mir nicht sicher, ob<br />

ich Putins Geld will.<br />

Ich habe darüber mit meinem Bruder gesprochen.<br />

Er würde mitmachen, wenn wir unseren<br />

Blog „Die nackten Migranten“ nennen. So können<br />

wir sowohl die politisch Interessierten, sowie alle,<br />

die auf Pornos stehen, als Publikum anziehen. Es<br />

wäre nur ein bisschen umständlich, da ich überall,<br />

wo es um Migranten geht, nackt auftreten<br />

müsste. Und wo wird mein Mikro befestigt, wenn<br />

ich meine Hände frei haben will? Dieses technische<br />

Problem tötete unsere avantgardistische<br />

Idee.<br />

Freunde von mir meinen, ich solle nicht so lange<br />

überlegen, sondern gleich losbloggen, vloggen<br />

und so weiter. Die meisten Blogs sind eh komplett<br />

sinnlos, haben aber hunderttausende Fans.<br />

Die bloße Tatsache, dass ich so lange überlege,<br />

wie mein Blog ausschauen wird, macht meine<br />

Idee einen Blog zu gründen sinnlos… ●<br />

70 / MIT SCHARF /


WENN GENUSS<br />

slow<br />

low<br />

schonend vorgegart<br />

COOKED<br />

zart und saftig<br />

VON SPAR<br />

schonend<br />

bei Niedertemperatur<br />

vorgegart<br />

das schnell e<br />

slow-food<br />

raff iniert mariniert<br />

Der Pull ed Meat Klassiker:<br />

Pull ed Pork Burger<br />

Weckerl, Pita-Brot oder Burger<br />

Bun aufschneiden, auf<br />

die untere Hälfte gleichmäßig<br />

Kraut bzw. Coleslaw-Salat<br />

verteilen, das Pulled<br />

Pork darüber geben<br />

und z.B. mit Zwiebel-,<br />

tomaten-, Gurkenscheiben<br />

und Salat<br />

garnieren.<br />

Exklusiv bei:


FOTO © KHM-MUSEUMSVERBAND<br />

SA | 7. OKT | 20<strong>17</strong><br />

IN GANZ ÖSTERREICH AB 18:00 | LANGENACHT.ORF.AT<br />

TICKETS UNTER TICKETS.ORF.AT

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