Elstern-Post Nr. 1
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Kinderzeitung des Bezirksmuseums Alsergrund<br />
1. Jahrgang<br />
Ausgabe 1<br />
8/2003
Hallo, ich wünsche Dir einen wunderschönen Tag!<br />
Darf ich mich kurz vorstellen? Ich bin eine Elster und mein Name ist<br />
Pica Pica, meine FreundInnen dürfen mich auch Pipi nennen – nicht zu<br />
verwechseln mit dieser frechen rothaarigen Göre aus Schweden, Du<br />
weißt schon, diese Pippi Langstrumpf (die schreibt man ja außerdem<br />
auch mit Doppel „p“). Du erkennst mich an meinem schwarz-weißen<br />
Gefieder. Am Bauch und an den Schultern bin ich weiß, ebenso auf der<br />
Seite.<br />
Wenn Du mich nicht verrätst, sag ich Dir auch, wo ich wohne.<br />
Versprichst Du es? Na gut, ich sag’s Dir: Ich wohne im Bezirksmuseum<br />
Alsergrund, das ist in der Währinger Strasse 43 im Bezirksamt. Und<br />
willst Du auch wissen, wo genau? Ich nenn den Raum „Kirche“, weil<br />
dort so wunderschöne bunte Glasfenster sind, die herrlich glitzern,<br />
wenn Licht durchscheint. Du hast ja vielleicht schon mal gehört, dass<br />
wir <strong>Elstern</strong> es mögen, wenn’s funkelt und glitzert.<br />
Wenn abends alles ruhig wird im Amtshaus, komm ich über meinen<br />
Geheimweg (den kann ich Dir leider nicht verraten!), tripple durch<br />
alle Räume des Museums und lege mich dann in der Kirche schlafen.<br />
Keine Sorge, ich mach dort nichts schmutzig, so wie das meine (sehr<br />
entfernten) flegelhaften Verwandten die Tauben tun würden. Das<br />
ist auch kein Wunder, denn ICH gehöre schließlich zur Familie der<br />
Singvögel, der intelligenten Singvögel! Meine kleinen und größeren<br />
Geschäftchen erledige ich im „Sigmund Freud Park“ bei der Votivkirche<br />
(Ich erzähle Dir gleich, warum ich so gern bei dieser Kirche bin!). Nur<br />
manchmal kannst Du vielleicht eine kleine Feder, die ich bei der Mauser<br />
verloren habe, in der „Kirche“ finden ...<br />
Ich hab da gar kein schlechtes Gewissen, weil ich mich im<br />
Bezirksmuseum eingenistet habe, denn schließlich bin ich sehr wichtig<br />
für den 9. Bezirk! Ich bin im Bezirkswappen abgebildet, mitten drin<br />
sogar und ich hab dem Bezirk auch seinen Namen gegeben – „Elster“<br />
wurde früher auch als „Alster“ bezeichnet und das führte wiederum<br />
zum Namen „Alsergrund“ (es gibt auch noch die Erklärung, dass „Als“<br />
vom keltischen Wort „alt“, das kühler Bach und vom slawischen „olsa“,<br />
das Erle heißt, abgeleitet ist, aber sag doch selbst, der Name unseres<br />
Bezirks kann doch nur mit MIR zu tun haben!).<br />
Ich habe sogar noch mit einem anderen Bezirk zu tun, weißt Du<br />
welcher das ist? Es kommt auch ein „als“ vor. Genau! Hernals. Und der<br />
8. Bezirk, die Josefstadt, der auch am (heute zugeschütteten)
Alsbach liegt, hat mich ebenfalls in seinem Wappen! Ich bin ganz schön<br />
berühmt, findest Du nicht?<br />
Manchmal verstecke ich mich auch tagsüber im Museum, und wenn Willi,<br />
der Direktor des Museums, Kindern, die ihn mit ihrer Lehrerin besuchen,<br />
von der Bezirksgeschichte erzählt, höre ich immer wieder gern zu.<br />
Inzwischen weiß ich so viel über „meinen“ Bezirk, den Alsergrund, dass<br />
ich die Geschichten auch weitererzählen könnte. Magst Du sie hören?<br />
Nicht gleich heute, ich muss mich ja erst mal ordentlich vorstellen, aber<br />
vielleicht in der nächsten „<strong>Elstern</strong>-<strong>Post</strong>“?<br />
Ah ja, gut, dass Du mich erinnerst! Ich wollte Dir ja noch erzählen,<br />
warum ich die Votivkirche so gern mag. Ich bin nämlich eine ganz<br />
besondere Elster, denn ich bin schon 124 Jahre alt. Warum das so<br />
ist, weiß ich nicht genau, vielleicht komm ich mit Deiner Hilfe noch<br />
dahinter. Jedenfalls wurde ich 1879 im Glockenturm der gerade neu<br />
erbauten Votivkirche geboren. Meine ersten Lebenswochen verbrachte<br />
ich ebenfalls dort. Nur wenn die Glocke geläutet wurde, verkroch ich<br />
mich in mein Nest und hielt mir die Ohren zu, denn das Läuten war<br />
ganz schön laut. Auch meine ersten Aus-Flüge unternahm ich vom Turm<br />
aus. Danach verließ ich meine Eltern und schloss mich einer Gruppe<br />
von gleichaltrigen Jungvögeln an. Aber immer wieder zog es mich zur<br />
Votivkirche und das ist bis heute so geblieben.<br />
Ich bin froh, dass niemand weiß, wie alt ich schon bin, sonst hätten<br />
mich die WissenschaftlerInnen schon längst in ein Labor gesteckt, um<br />
mich zu untersuchen, denn eigentlich werden <strong>Elstern</strong> allerhöchstens<br />
vier Jahre alt. Eine wurde sogar einmal 15 Jahre, aber niemals 124!<br />
Am Ende der 1. „<strong>Elstern</strong>-<strong>Post</strong>“ erzähle ich Dir eine Geschichte, die von<br />
mir und meinen Verwandten handelt (dann weißt Du auch gleich, warum<br />
ich Tauben nicht leiden kann):
Impressum:<br />
„<strong>Elstern</strong>-<strong>Post</strong>“ Kinderzeitung des Bezirksmuseums Alsergrund, 1090 Wien, Währinger Str. 43,<br />
Text: Mag. Brigitte Neichl, Illustration: Martina Schuy<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Wilhelm Urbanek