02.11.2017 Aufrufe

ONE FOR DINO!

Der Haibacher Dino Franke startet 2017 beim Ironman Hawaii, dem härtesten Triathlonrennen der Welt. Es ist nicht weniger als die Weltmeisterschaft, welche ihn hierher geführt hat. Wie hat er er sich geschlagen im Glutofen Hawaii?

Der Haibacher Dino Franke startet 2017 beim Ironman Hawaii, dem härtesten Triathlonrennen der Welt. Es ist nicht weniger als die Weltmeisterschaft, welche ihn hierher geführt hat. Wie hat er er sich geschlagen im Glutofen Hawaii?

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„It’s never as good as the first time“, dachte ich und war<br />

mir daher gar nicht so sicher, ob ein zweiter Start in Kona wirklich so<br />

eine gute Idee ist. Auch Corinna war anfangs nicht sonderlich angetan<br />

und es fielen Sätze wie: „… das kennen wir doch jetzt“ und „…das wird<br />

vielleicht nicht mehr besser“. Dennoch wollte ich nach meinem AK-<br />

Sieg im Oktober 2016 in Maryland die Chance nicht ungenutzt lassen,<br />

zumal ich den Slot ja auch schon bezahlt hatte (klassische Controller-<br />

Denke ) - und dann kam es doch irgendwie anders.<br />

So brachen wir Anfang Oktober mit einer kleinen, 8-köpfigen TV-<br />

Haibach-Reisegruppe auf, um auf die Insel der Triathleten-Träume zu<br />

reisen. Am Ort des Geschehens angekommen, habe ich sofort<br />

gemerkt, was anders war: im Vergleich zu meinem ersten Start 2014<br />

wusste ich nun, was mich erwartet. Während ich 2014 supernervös<br />

war, kaum schlafen konnte und immer besorgt war, mir auf den letzten<br />

Metern einen Infekt einzufangen, war ich dieses Mal sehr entspannt<br />

und konnte diese unglaubliche, pulsierende Atmosphäre, die sich in<br />

der Woche vor dem Rennen aufbaut, in vollen Zügen genießen.<br />

Während meine Begleiter-Crew die Insel erkundete, konnte ich mich in<br />

Ruhe auf das Rennen vorbereiten. Auch der Totalausfall meines<br />

Wattmessers bei meiner zweiten Trainingsfahrt ließ mich erstaunlich<br />

kalt. So pilgerte ich mit meinem SIMPLON Mr T2 zur Triathlon-Messe<br />

und hoffte, dass mir irgendjemand das Teil reparieren würde.<br />

Insgeheim wusste ich zwar, dass sich die Hersteller bei diesem Mega-<br />

Event alle Beine ausreißen, um die Athleten glücklich zu machen, als<br />

ich aber 2 Stunden später mit einem niegelnagelneuen Wattmesser<br />

inklusive neuer SRAM-Red-Kurbeln vom SRAM-Stand verabschiedet<br />

wurde, ohne einen Cent dafür gezahlt zu haben, war ich doch etwas<br />

geplättet.


Nachdem mir das Team von Stenger-Bike noch in<br />

Deutschland meine Laufräder auf „tubeless“ umgerüstet hatte (mit dem<br />

Schwalbe Pro One aus meiner Sicht die derzeit pannensicherste und<br />

rollwiderstandsärmste Lösung), war ich im Hinblick auf das Rennen<br />

guter Hoffnung, dass weder Durchschläge noch Durchstiche mich<br />

stoppen würden und mir technisch auch sonst nicht mehr allzu viel<br />

passieren konnte. Auch mental und körperlich war ich prima drauf, so<br />

dass ich selbst in der Nacht vor dem Wettkampf recht gut schlafen<br />

konnte.<br />

Das Rennen selbst lief für mich dann auch viel besser als erwartet.<br />

Nachdem die Schwimmbedingungen in den letzten Tagen vor dem<br />

Rennen mit kurzen harten Wellen bei langer Dünung ziemlich<br />

herausfordernd waren, war das Wasser am Renntag eher ruhig. Um<br />

Zweikämpfen von vorneherein aus dem Weg zu gehen, hatte ich mich<br />

ziemlich weit links eingeordnet und konnte meinen Rhythmus schnell<br />

und ohne allzu viel „Feindkontakt“ finden. Das Schwimmen fühlte sich<br />

schnell an und als ich nach einer erwarteten Zeit von 1:18 h dann eine<br />

gemessene Zeit von 1:12 h auf meiner Uhr sah, entwickelte sich ein<br />

breites Grinsen auf meinem Gesicht und eine positive Grundstimmung<br />

in meinem Kopf. Mir ist klar, dass alle „echten“ Schwimmer bei 1:12 h<br />

nun mitleidig schmunzeln, aber für mich war das einfach unerwartet<br />

klasse! Auf dem Rad setzte sich das positive Gefühl fort, wenngleich<br />

ich bei diesen klimatischen Bedingungen nicht in der Lage war, meine<br />

aus Deutschland gewohnte Leistung abzurufen. Im Vergleich zu 2014<br />

waren die Bedingungen auf dem Rad absolut prima und die sonst<br />

teilweise unberechenbaren, stark böigen Mumuku-Winde auf dem<br />

Weg nach und von dem Wendepunkt in Hawi hielten sich in Grenzen.<br />

So konnte ich mein heißgeliebtes Mr T2 bereits nach 5:15h in die<br />

Wechselzone schieben.


Nachdem ich meine Rennstrategie bei meinem ersten<br />

Hawaii-Start 2014 rein auf Sicherheit und Finishen ausgerichtet hatte,<br />

wollte ich mein Rennen in diesem Jahr– für meine Verhältnisse – etwas<br />

aggressiver gestalten. Ich hatte mir vorgenommen, nicht zu viel Zeit an<br />

den Verpflegungsstationen zu verlieren und den Speed beim Laufen,<br />

gerade auf dem ersten Halbmarathon, aufrechtzuerhalten. Diese Idee<br />

hatte ich allerdings auf Basis meiner Erfahrungen aus 2014 entwickelt,<br />

als die Bedingungen genau andersherum waren als dieses Jahr,<br />

nämlich sehr wellig und windig auf den ersten zwei Disziplinen und<br />

dafür eher bewölkt beim Laufen. In diesem Jahr war es beim Laufen<br />

einfach mal so richtig heiß! Dabei ist die reine Lufttemperatur nicht<br />

unbedingt das Hauptproblem, sondern eher die ungewohnt hohe<br />

Luftfeuchtigkeit und die heftige Sonneneinstrahlung (als kleine<br />

Erinnerung hat mir die Sonne im Lendenwirbelbereich zwischen Trikot<br />

und Hose ein schönes „Tattoo“ eingebrannt, das mich sicherlich noch<br />

den ganzen Winter schmücken wird). Als Konsequenz meiner<br />

unangepassten Rennstrategie merkte ich bei ca. Rennkilometer 16<br />

kurz vor dem Anstieg der Palani Road, dass mir schwindelig und übel<br />

wurde, da ich total überhitzt war und die Sonne begann, mein Hirn<br />

wegzubrennen. Ein Eiswasserbottich, in den ich meinen ganzen<br />

Oberkörper eintauchte, und eine Gehpassage bis zum Ende der Palani<br />

Road brachte zum Glück Besserung und darüber hinaus die Einsicht,<br />

dass in meiner Prioritätenliste ab sofort Kühlung VOR Geschwindigkeit<br />

stehen musste. So ging es dann mit etwas reduzierter Geschwindigkeit<br />

raus auf den Queen K Highway in die Lavawüste. Nachdem ich die<br />

Passage im Energy Lab 2014 bei leichtem Nieselregen erleben durfte,<br />

zeigten mir dieses Mal die deutlich verschärften Bedingungen im<br />

Energy Lab die Grenzen meiner körperlichen Fähigkeiten auf. Mit<br />

meiner ausgefeilten „Hirn-aus-und-stumpf-auf-die-Schuhe-des-<br />

Vordermanns-glotzen-Strategie“ konnte ich meinen Körper jedoch<br />

überreden, die erflehten Gehpausen auszulassen und die letzten<br />

10 km anzugehen. Mit meiner Marathonzeit von 3:46 h war ich<br />

immerhin 23 Sekunden schneller als 2014. So war meine aggressive<br />

Renngestaltung doch noch aufgegangen ;-).


Was gegen Ende des Rennens passiert, ist etwas, das<br />

man nur schwer vermitteln kann. Ab dem Ortseingang von Kona setzt<br />

ein unglaublich euphorisches Glücksgefühl ein, das auf dem Ali’i Drive<br />

und im Zielkanal noch einmal massiv zunimmt. Da ich wusste, dass ich<br />

mein Ziel „schneller als 2014“ sicher erreicht hatte, habe ich mir die<br />

Zeit genommen, die letzten Meter zu gehen und die Stimmung<br />

aufzusaugen. Ich glaube, das hat sich gelohnt, denn das Gefühl hält<br />

immer noch an! Mittlerweile liegt das Rennen schon wieder 2 Wochen<br />

zurück, aber der Gedanke daran zaubert mir in Bruchteilen von<br />

Sekunden ein breites Grinsen ins Gesicht.<br />

Auch Corinna hatte zusammen mit unseren Mitreisenden vom TV<br />

Haibach eine phantastische und abwechslungsreiche Zeit. So wurde<br />

aus unserer Wettkampfreise ein viel schöneres Erlebnis, als wir<br />

erwartet hatten. Ob es noch einmal besser wird als das zweite Mal?<br />

Wer weiß, vielleicht sollte ich es irgendwann noch mal ausprobieren…


one for dino<br />

dino franke beim ironman hawaii 2017<br />

story told by himself<br />

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