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Im Lande der Bibel 1/2017

Das Erbe der Reformation in Palästina. Arabische Christen auf dem Weg in die Unabhängigkeit

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AUS SCHULEN UND GEMEINDEN<br />

KURZMELDUNGEN<br />

digen evangelischen Kirche im Heiligen Land<br />

sind. (An den vier Schulen lernen insgesamt<br />

rund 2500 Schülerinnen und Schüler).<br />

Wie würden Sie die Lage <strong>der</strong> christlichen<br />

Min<strong>der</strong>heit in den palästinensischen Gebieten<br />

und in Israel beschreiben?<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Christen nimmt immer mehr ab<br />

- nicht nur in den palästinensischen Gebieten<br />

und in Israel, son<strong>der</strong>n im ganzen Nahen Osten.<br />

Diese Tatsache macht uns große Sorgen.<br />

Unsere Kirche hat etwa 2000 Mitglie<strong>der</strong>. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> israelischen Besatzung, aber auch<br />

aufgrund <strong>der</strong> Radikalisierung von Teilen <strong>der</strong><br />

muslimischen Gesellschaft, sehen viele Christen<br />

in <strong>der</strong> Westbank und in Jerusalem keine<br />

Perspektive mehr. In einigen Dörfern predigen<br />

<strong>Im</strong>ame laut, dass <strong>der</strong> Islam die einzig wahre<br />

Religion sei. Das gab es früher nicht. Unsere<br />

Kin<strong>der</strong> haben nach dem Besuch <strong>der</strong> Kirche<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Moschee direkt wie<strong>der</strong> zusammen<br />

gespielt. Offiziell werden wir Christen von<br />

<strong>der</strong> Palästinensischen Autonomiebehörde anerkannt.<br />

Wir sind in <strong>der</strong> Regierung vertreten,<br />

zwei Christen haben Ministerposten. Mit <strong>der</strong><br />

Mehrheit <strong>der</strong> muslimischen Gesellschaft haben<br />

wir keine Probleme – aber <strong>der</strong> Einfluss<br />

<strong>der</strong> radikalisierten Min<strong>der</strong>heit ist spürbar.<br />

Ein weiteres Problem ist, dass viele Menschen<br />

keine Arbeit mehr finden o<strong>der</strong> keine<br />

Wohnung für ihre Familie. Dann verlassen sie<br />

das Land – vor allem, um ihren Kin<strong>der</strong>n eine<br />

bessere Zukunft bieten zu können. Wir als Kirche<br />

versuchen, den Menschen Sicherheit zu<br />

geben, eine Perspektive. Wir planen zum Beispiel<br />

ein christliches Housing Project auf dem<br />

Ölberg: Hier sollen 84 Wohnungen entstehen,<br />

in denen orthodoxe, katholische und evangelische<br />

Christen zusammenleben können – ältere<br />

und jüngere Menschen. Denn wer eine<br />

sichere Wohnung und eine Arbeit hat, verlässt<br />

sein Land nicht so schnell.<br />

Was wünschen Sie sich von <strong>der</strong> israelischen<br />

Regierung, was von <strong>der</strong> Palästinensischen<br />

Autonomiebehörde mit Blick<br />

auf die Lage <strong>der</strong> Christen?<br />

Sowohl bei den Israelis als auch bei den Palästinensern<br />

gibt es eine große Sehnsucht nach<br />

Frieden. Als <strong>der</strong> israelische Ministerpräsident<br />

Yitzhak Rabin noch gelebt hat, waren wir einan<strong>der</strong><br />

nahe. Wir hatten zum Beispiel eine<br />

Partnerschule in Haifa, die Schüler haben zusammen<br />

Musik gemacht und Sport getrieben,<br />

es gab gemeinsame Lehrerfortbildungen. Seit<br />

einigen Jahren ist so etwas überhaupt nicht<br />

mehr möglich. Wir dürfen uns gegenseitig<br />

nicht mehr besuchen. Die Besatzungspolitik,<br />

die <strong>Lande</strong>nteignung und <strong>der</strong> Siedlungsbau<br />

treiben die Menschen auseinan<strong>der</strong>. Ich wünsche<br />

mir eine Zweistaatenlösung, aber ob diese<br />

noch verwirklicht werden kann, ist fraglich.<br />

Als Kirche müssen wir für die Menschen dafür<br />

sorgen, dass sie in Frieden und Geborgenheit<br />

leben können. Von <strong>der</strong> palästinensischen Regierung<br />

erwarte ich, dass sie uns anerkennt:<br />

nicht, weil wir Christen, son<strong>der</strong>n weil wir Palästinenser<br />

sind. Wir haben dieselben Rechte<br />

und Pflichten wie alle Palästinenser. Ob wir<br />

als christliche Min<strong>der</strong>heit nun zwei o<strong>der</strong> ein<br />

Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung ausmachen, spielt<br />

dabei keine Rolle. Wir sind ein Teil des palästinensischen<br />

Volkes. Ein zukünftiger palästinensischer<br />

Staat kann daher kein religiöser,<br />

muslimischer Staat sein, son<strong>der</strong>n er muss ein<br />

Staat für alle Palästinenser sein, unabhängig<br />

von ihrer religiösen Zugehörigkeit.<br />

Neue/r Schulleiter/in für Talitha Kumi gesucht<br />

Wollten Sie schon immer mal Talitha<br />

Kumi leiten? O<strong>der</strong> kennen Sie jemanden,<br />

<strong>der</strong> dafür geeignet wäre?<br />

Zum 1. August 2018 wird die Stelle des<br />

Schulleiters unserer Evangelisch-Lutherischen<br />

Schule Talitha Kumi in Beit Jala/<br />

Palästinensische Gebiete neu besetzt.<br />

Talitha Kumi ist eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

– aber eine lohnende! Rund 730 Schülerinnen<br />

und Schüler besuchen <strong>der</strong>zeit die<br />

Klassenstufen 1 – 12. Hinzu kommen ein<br />

Kin<strong>der</strong>garten und eine Berufsfachschule. In Talitha Kumi gilt „Kartoffel trifft Olive“: Deutsche und<br />

palästinensische Traditionen, verschiedene kulturelle <strong>Im</strong>pulse begegnen sich dort. Seit über 160<br />

Jahren stellt es ein Bildungsangebot dar, das Begegnung ermöglicht. Talitha Kumi ist lebendig<br />

und bunt – entdecken Sie es unter: www.talithakumi.org.<br />

Die Bewerberin/<strong>der</strong> Bewerber muss über Lehrbefähigung <strong>der</strong> Sekundarstufe I und II verfügen<br />

(Besoldungsgruppe A 15 o<strong>der</strong> A 16 bzw. die entsprechende Entgeltgruppe des TV-L vorausgesetzt).<br />

Sehr gute Englischkenntnisse sowie die Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche, die<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zugehört, sind erfor<strong>der</strong>lich. Erfahrungen<br />

im Auslandsschuldienst sind erwünscht. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit kulturellen<br />

Einrichtungen im Gastland wird erwartet.<br />

Die Bewerbungsfrist endet bereits am 2. Mai <strong>2017</strong>. Die Bewerbung läuft über die Zentralstelle<br />

für das Auslandsschulwesen (ZfA). Unter www.auslandsschulwesen.de finden Sie die Stellenausschreibung,<br />

Bewerbungsformulare und Hinweise zu den Bewerbungsmodalitäten.<br />

Wir freuen uns über Ihr Interesse – o<strong>der</strong> die Weitergabe dieser Ausschreibung an an<strong>der</strong>e<br />

Interessierte.<br />

Rola Sleiman ist die erste ordinierte Pfarrerin in Nahost<br />

Rola Sleiman wurde am 26. Februar <strong>2017</strong> zur Pfarrerin <strong>der</strong> National Evangelical Synod of Syria<br />

and Lebanon ordiniert. Sie ist damit die erste Frau einer Kirche im Nahen und Mittleren Osten,<br />

die ins Pfarramt ordiniert worden ist. Obwohl alle Kirchen, die zur „Fellowship of Middle East<br />

Evangelical Churches“ gehören, bereits 2007 grundsätzlich <strong>der</strong> Frauenordination zugestimmt<br />

haben, war dieser Beschluss bisher nicht umgesetzt worden. Wir wünschen Rola Sleiman<br />

Gottes Segen für Ihren Dienst!<br />

40 | IM LANDE DER BIBEL 01/<strong>2017</strong> IM LANDE DER BIBEL 01/<strong>2017</strong> | 41

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