14.12.2012 Aufrufe

Massnahmen zum Schutz gegen Graffiti an Bauten

Massnahmen zum Schutz gegen Graffiti an Bauten

Massnahmen zum Schutz gegen Graffiti an Bauten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Autor: Peter Andrea Buchli<br />

BAUREINIGUNG<br />

24 baumagazin.ch 3/2006<br />

Sicher vor Schmierereien<br />

<strong>Massnahmen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Schutz</strong><br />

<strong>gegen</strong> <strong>Graffiti</strong> <strong>an</strong> <strong>Bauten</strong><br />

Entscheidet m<strong>an</strong> sich, eine Oberfläche vorbeugend <strong>gegen</strong><br />

<strong>Graffiti</strong><strong>an</strong>schläge zu schützen, d<strong>an</strong>n ist im Normfall eine<br />

graffitifreie Oberfläche das eigentliche Ziel. Der vorbeugend<br />

aufgebrachte <strong>Graffiti</strong>schutz ist somit nur der erste Teil der<br />

Massnahme, dem d<strong>an</strong>n bei Anschlägen die <strong>Graffiti</strong>entfernung<br />

als zweiter Schritt zu folgen hat.<br />

Die <strong>Graffiti</strong>schutzsysteme werden aufgeteilt in<br />

drei Kategorien, deren Namen sich nach dem<br />

Vorgehen der <strong>Graffiti</strong>entfernung orientieren.<br />

Opferschichten (oder Temporärsysteme)<br />

Die <strong>Graffiti</strong> werden zusammen mit der <strong>Schutz</strong>schicht<br />

entfernt („geopfert“); diese Schicht ist<br />

<strong>an</strong>schliessend wieder nachzulegen. Die bek<strong>an</strong>ntesten<br />

Vertreter dieser Kategorie sind Wachs-<br />

/Paraffinschutzfilme sowie die mit dem Produkt<br />

PSS 20 vertretene Polysaccharid-Technologie.<br />

Die wichtigsten Eigenschaften solcher Opferschichtsysteme<br />

sind die normalerweise gute<br />

Wasserdampfdiffusion sowie bei einigen Systemen<br />

die Möglichkeit, die <strong>Graffiti</strong> ohne den Einsatz<br />

von chemischen Mitteln nur mit Wasser<br />

oder Dampf zu entfernen. Die <strong>Schutz</strong>wirkung<br />

<strong>an</strong> Aussen- und Innenwänden beträgt je nach<br />

Produktqualität und Wetterexposition zwei bis<br />

maximal fünf Jahre.<br />

Perm<strong>an</strong>entsysteme<br />

Die <strong>Schutz</strong>schicht oder Imprägnierung bleibt<br />

bei der <strong>Graffiti</strong>entfernung auf bzw. im Substrat.<br />

Normalerweise erfolgt die Entfernung mittels<br />

speziellen, auf die <strong>Schutz</strong>schicht abgestimmten,<br />

chemischen Produkten. Typische Vertreter dieser<br />

Kategorie sind Beschichtungen aus Polyureth<strong>an</strong><br />

oder Lacke sowie diverse Imprägnierungen.<br />

Die wichtigsten Eigenschaften sind: wartungsarm,<br />

teilweise einfärbbar, nicht reversibel.<br />

Bei Polyureth<strong>an</strong>produkten ergeben sich<br />

meistens eine starke optische Veränderung des<br />

Untergrunds und eine grössere Behinderung<br />

der Wasserdampfdiffusion. Die <strong>Schutz</strong>wirkung<br />

<strong>gegen</strong> <strong>Graffiti</strong> beträgt ebenfalls zwischen zwei<br />

und fünf Jahren, je nach Qualität des Produktes<br />

und Wetter- bzw. UV-Exposition.<br />

Semi-perm<strong>an</strong>ente Systeme<br />

Darunter versteht m<strong>an</strong> die Kombination einer<br />

Hydrophobierung bzw. Imprägnierung und<br />

einer Opferschicht, <strong>zum</strong> Beispiel eine Sil<strong>an</strong>/<br />

Silox<strong>an</strong> basierte Hydrophobierung mit einem<br />

Wachsfilm als Opferschicht.<br />

Ziel eines <strong>Graffiti</strong>schutzsystems ist es<br />

- die <strong>Graffiti</strong>farben vor dem Eindringen in<br />

das bzw. vor dem Berühren des Substrates<br />

abzuhalten<br />

- ein schnelles, vollständiges, umweltschonendes<br />

und kostengünstiges Entfernen ohne<br />

Beschädigung des Untergrundes zu gewährleisten<br />

Jedes <strong>Graffiti</strong>schutzsystem hat seine dazugehörende<br />

Methode der <strong>Graffiti</strong>entfernung.<br />

„Den Letzten beissen die Hunde“, diese Erfahrung<br />

haben schon viele Verarbeiter von <strong>Graffiti</strong>schutzsystemen<br />

gemacht. Verträgt sich ein<br />

<strong>Graffiti</strong>schutzsystem nicht mit dem Untergrund<br />

oder aber ist der Untergrund (z.B. Anstrich,<br />

Putz) schlecht verarbeitet worden, d<strong>an</strong>n ist<br />

zuerst immer einmal das g<strong>an</strong>z am Schluss aufgebrachte<br />

<strong>Graffiti</strong>schutzsystem <strong>an</strong> entst<strong>an</strong>denen<br />

Problemen Schuld. Ein <strong>Graffiti</strong>schutzsystem<br />

muss deshalb als Teil des Fassadenaufbaues<br />

betrachtet und entsprechend in die Pl<strong>an</strong>ung<br />

miteinbezogen werden. Damit können Überraschungen<br />

vermieden werden. Ist eine Fassade<br />

<strong>Graffiti</strong> gefährdet und soll deshalb mit einem<br />

<strong>Graffiti</strong>schutzsystem versehen werden, d<strong>an</strong>n<br />

muss der Untergrund kompatibel mit dem<br />

gewünschten <strong>Graffiti</strong>schutzsystem sein.<br />

Es ist im Zweifelsfall immer sinnvoll, die<br />

Verträglichkeit mit dem Untergrund und die<br />

Leistungsfähigkeit eines <strong>Graffiti</strong>schutzsystems<br />

<strong>an</strong> der Fassade (bei Neubauten: <strong>an</strong> der Musterfassade)<br />

zu testen. Dabei soll das System<br />

Polysaccharide <strong>Schutz</strong>schicht:<br />

<strong>Graffiti</strong>-Entfernung nur mit Wasser<br />

zwecks Betestung seiner Witterungsbeständigkeit<br />

unbedingt mindestens vier bis fünf Wochen<br />

auf der Fassade bleiben, bevor die <strong>Graffiti</strong> aufgesprüht<br />

werden (die <strong>Graffiti</strong> würden <strong>an</strong>sonst<br />

den <strong>Schutz</strong>film vor der Witterung schützen und<br />

so keine Aussage über die Witterungsbeständigkeit<br />

des Systems zulassen). Das Produkt ist<br />

auf sein optisches Verhalten, auf seine Haftung<br />

auf dem Untergrund und auf seine Funktionalität<br />

nach der kurzen Bewitterungszeit zu prüfen.<br />

Im Weiteren sollte sichergestellt sein, dass der<br />

<strong>Graffiti</strong>schutz eine sehr gute Wasserdampfdiffusionsfähigkeit<br />

hat, d.h. die W<strong>an</strong>d „atmen“ lässt<br />

und dadurch ermöglicht, dass die Feuchtigkeit<br />

in der W<strong>an</strong>d in Form von Wasserdampf nach<br />

aussen gel<strong>an</strong>gen k<strong>an</strong>n.<br />

Oft ist es notwendig, schon während der Bauphase<br />

die fertig gestellten Flächen <strong>gegen</strong> <strong>Graffiti</strong><strong>an</strong>schläge<br />

zu schützen, um kostenintensive<br />

Reinigungsarbeiten vor der Bauwerksübergabe<br />

zu vermeiden. Besonders wichtig ist bei Betonbauten<br />

in solchen Fällen, dass der verwendete<br />

<strong>Graffiti</strong>schutz einerseits uneingeschränkt wasserdampfdiffusionsoffen<br />

ist, damit der Trocknungsprozess<br />

beim frischen Beton nicht beeinträchtigt<br />

wird und, <strong>an</strong>dererseits, eine alkalische<br />

Umgebung verträgt.


Qualitäts- und Gütesicherung<br />

Die Gütegemeinschaft Antigraffiti aus Deutschl<strong>an</strong>d,<br />

welche für Produkte und für Firmen das<br />

Gütesiegel der RAL-Zertifizierung erteilt, hilft,<br />

unter den vielen am Markt vorh<strong>an</strong>denen Anbietern<br />

die Spreu vom Weizen zu unterscheiden.<br />

Bezüglich des Einsatzes von <strong>Graffiti</strong>schutzsystemen<br />

<strong>an</strong> Ingenieurbauten (Brücken, Lärmschutzwände,<br />

Tunnels, etc.) stellt die noch<br />

strengere Homologierung durch die BAST (Bundes<strong>an</strong>stalt<br />

für Strassenwesen in Deutschl<strong>an</strong>d)<br />

einen weiteren Prüfstein für ein <strong>Schutz</strong>system<br />

dar. Darüber hinaus sind aussagefähige Testberichte<br />

von renommierten Prüf<strong>an</strong>stalten,<br />

Empfehlungen von bek<strong>an</strong>nten Herstellern von<br />

am Bau verwendeten Produkten und das Vorliegen<br />

von überprüfbaren Referenzen wichtige<br />

Kontrollmöglichkeiten. G<strong>an</strong>z besonders zu empfehlen<br />

jedoch ist die Bemusterung am Objekt<br />

selbst. Die heute verfügbaren <strong>Graffiti</strong>schutzsysteme<br />

haben eine Lebensdauer bis maximal<br />

fünf Jahre. Angaben über eine noch längere<br />

Wirkungsdauer sind mit grösster Skepsis zu<br />

betrachten.<br />

Umwelt<br />

„Den Worten sollen Taten folgen“ – dies darf<br />

m<strong>an</strong> auch im Bereich der <strong>Graffiti</strong>bekämpfung<br />

verl<strong>an</strong>gen. Nur all zu oft werden auch heute<br />

noch, aus Kostengründen oder weil die H<strong>an</strong>dhabung<br />

einfacher sei, <strong>Graffiti</strong>schutzsysteme<br />

eingesetzt, bei welchen für die <strong>Graffiti</strong>entfernung<br />

chemische Produkte verwendet werden<br />

müssen. Darunter fallen fast alle so gen<strong>an</strong>nten<br />

„Perm<strong>an</strong>entsysteme“ wie Polyureth<strong>an</strong> basierte<br />

Produkte und Imprägnierungen. Durch die<br />

Verwendung von chemischen Reinigern wird<br />

die <strong>Graffiti</strong>farbe <strong>an</strong>gelöst und vermischt sich<br />

mit dem für das Abwaschen der Fläche verwendeten<br />

Wasser. Ein so belastetes Wasser wird in<br />

der Schweiz fast ausnahmslos immer noch in<br />

den nächsten Wasserschacht der Strasse geleitet.<br />

Opferschichtsysteme erlauben in vielen Fällen<br />

eine <strong>Graffiti</strong>entfernung mit heissem Wasser.<br />

Dabei bleibt die <strong>Graffiti</strong>farbe in fester Konsistenz<br />

erhalten. Eine g<strong>an</strong>z besondere Stellung<br />

bezüglich Umweltverträglichkeit nimmt das<br />

<strong>Graffiti</strong>schutzsystem „PSS 20“ aus pfl<strong>an</strong>zlichen<br />

Polysacchariden und Wasser ein. Die <strong>Graffiti</strong>entfernung<br />

bei diesem für Mensch, Tier und<br />

Umwelt vollständig ungefährliche System erfolgt<br />

mittels heissem Wasser und etwas Druck.<br />

Bei einem weichen Berner S<strong>an</strong>dstein belässt<br />

m<strong>an</strong> den Wasserdruck unter 10 bar, um die<br />

Oberfläche nicht zu beschädigen, bei einer<br />

harten Gr<strong>an</strong>itfassade k<strong>an</strong>n der Druck auf 50 bis<br />

70 bar erhöht werden.<br />

Polysaccharide sind in der Natur sehr verbreitet<br />

und dienen als Aufbaustoff von Pfl<strong>an</strong>zen (Zellulose)<br />

und Energiereserve (Stärke). Polysaccharide<br />

sind allgemein chemisch inaktiv, sie sind<br />

alle ungiftig und verursachen keine Allergien.<br />

Sie eignen sich ideal für die Herstellung von<br />

Opferbeschichtungen auf Wasserbasis, da sie<br />

leicht Filme bilden. Mehr als 6 Millionen Quadratmeter<br />

bauliche Oberflächen sind seit 1990<br />

in Europa mit dem aus solchen Polysacchariden<br />

bestehenden Produkt ‚PSS 20’ erfolgreich <strong>gegen</strong><br />

<strong>Graffiti</strong> und Schmutz geschützt worden.<br />

(www.pss-polysaccharid.eu)<br />

Kosten<br />

Die Kosten eines <strong>Graffiti</strong>schutzsystems bestehen<br />

aus den Kosten des Produktes und dessen<br />

Verarbeitung <strong>an</strong> der Fassade sowie den Kosten<br />

der <strong>Graffiti</strong>entfernung von den geschützten<br />

Flächen. Auch sollten die Kosten, welche durch<br />

die Umweltbelastung und die „öffentliche“<br />

Entsorgung (bei der <strong>Graffiti</strong>entfernung) im<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g mit einem <strong>Graffiti</strong>schutzsystem<br />

entstehen, miteinbezogen werden, was<br />

aber kaum je berücksichtigt wird.<br />

www.pss-technology.eu<br />

Kontakt<br />

PSS INTERSERVICE AG<br />

Rebbergstrasse 10<br />

Postfach 315, 8954 Geroldswil<br />

Tel.: 044 749 24 24<br />

<strong>Graffiti</strong>-Entfernung<br />

mit Wasser - ungefährlich<br />

für Mensch, Tier und Umwelt<br />

baumagazin.ch 3/2006 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!