Wachholtz Verlag Verlagsprogramm 1/2018

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4 Schwerpunktthema: Revolutionsjahr 1918 Der 1918er Roman – Eine Wiederentdeckung! »Vor der Feldstraße macht der Trupp halt. Die Fenster vom ›Kaiserkaffee‹ sind eingeschlagen. Auf der Straße liegen noch Scherben. Und auf dem Pflaster sind noch große Blutflecke zu sehen. Blutspuren führen in die Tür des Cafés, in das man die Sterbenden und Verwundeten hineingetragen hat.« Es waren entscheidende Tage im November 1918 – zehn Tage, die Deutschland veränderten. Die Toten vom 3. November in Kiel waren die ersten Toten der Revolution und Theodor Plievier hat 1932 den Revolutionsroman 1918 geschrieben – einen Roman als ein, wie Plievier es ausdrückte, »lebendiges Gesamtbild«, einen Roman von wirklich großer Intensität. Immerhin hatte Plievier große Teile des Beschriebenen als Matrose Seiner Majestät selbst erlebt – und die eigene Erinnerung später durch intensive Recherchen in den Archiven vor Ort ergänzt. Theodor Plievier (1892–1956) war 1929 mit seinem Romanerstling »Des Kaisers Kulis« einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden. Von dem im Berliner Malik-Verlag veröffentlichten Buch wurden innerhalb weniger Jahre 40 000 Exemplare verkauft, das Buch wurde in insgesamt zwölf Sprachen übersetzt. Der Roman »Der Kaiser ging, die Generäle blieben« war als zweiter Band einer auf insgesamt fünf Bände angelegten Reihe gedacht, allerdings beendete die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 diese Pläne. Im Mai 1933 wurden die Werke Theodor Plieviers durch die Nationalsozialisten verbrannt. Der Roman schildert in sechs Kapiteln die Ereignisse des November 1918 – im Feld, auf den Schiffen und Straßen in Kiel und auch an den Plätzen der Macht oder in den Arbeiterwohnungen von Berlin. Was bewog die Handelnden auf Seiten der Monarchie, der Soldaten und Arbeiter, zu ihrem Tun? Theodor Plievier, der während des Ersten Weltkriegs selbst Matrose auf einem in Kiel stationierten Kriegsschiff war, macht sich in diesem Roman auf die Suche nach den Beweggründen der Personen und nach Erklärungen für das Geschehene auf der Macht-Ebene genauso wie auf der Ebene der einfachen Menschen von Kiel bis Berlin – am Ende der Revolution stand bekanntlich das Ende des Deutschen Kaiserreichs und die Entstehung neuer staatlicher Strukturen. Plievier ging es mit seiner Literatur, die im Stile der »Neuen Sachlichkeit« durchaus Parallelen zu Erich Maria Remarques »Im Westen nichts Neues« oder auch zu Sergei Eisensteins Film »Panzerkreuzer Potemkin« hat, darum, aus vergangenen Kämpfen die Erfahrungen zu bewahren, aus »davongetragenen Niederlagen die bitteren Lehren [zu] ziehen«, um nicht nur »Geschichte zu schreiben, sondern Geschichte zu machen«. »Der Kaiser ging, die Generäle blieben« ist auch aus diesen Gründen nicht nur ein Roman voller Lokalkolorit zwischen Kiel und Berlin über eine entscheidende Zeit der deutschen Geschichte, sondern auch ein wichtiger Teil der deutschen Literatur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – den wiederzuentdecken unbedingt lohnt. »Und draußen fließt der Strom weiter. Noch immer quellen Menschen aus den Vorstädten und Arbeiterquartieren in die innere Stadt. In der Friedrichstraße, Unter den Linden, auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor brennen die blau flimmernden elektrischen Bogenlampen wieder. Der Krieg ist aus! Das Kaiserreich ist gestürzt!«
Schwerpunktthema: Revolutionsjahr 1918 5 Oben links: Gruppe bewaffneter Arbeiter im Nov. 1918 Oben rechts: Plievier als Matrose der SMS Wolf Unten links: mit Plievier befreundete Künstler, Berlin 1924 Unten Mitte: Cover Malik-Verlag, 1930 Unten rechts: Gebäude des Malik-Verlags, 1924
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