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Infos_THC

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CANNABIS VOM ARZT.<br />

EIN NEUES GESETZMACHT<br />

II<br />

ES MOGLICH<br />

Zumindest auf dem Papier ist die<br />

g e s etzl i c h e N eur eg el u ng d er T h erap i e<br />

mit Cannabismedikamenten weltweit<br />

beíspiellos: Das Besondere ist<br />

die Kombination aus der Möglíchkeit<br />

einer Verschreibung durch jeden<br />

Arzt in Deutschland mit dem<br />

Anspruch auf eine Kostenerstattung<br />

durch die Krankenkassen. Was hinter<br />

dem Gesetz steckt und wie konkret<br />

damit umgegangen wird, erlautert<br />

Cannabísaktivist und -patient<br />

Maximílían Plenert.<br />

DAS SYSTEM,,AUSNAHMEGENEHMIGUNG'<br />

VERGANGENHEIT<br />

IST<br />

In Deutschland beendet das neue Gesetz den Ausnahmezustand,<br />

unter dem Cannabis bisher genutzt werden konnte. feder Patient<br />

musste eine amtliche Genehmigung beantragen, um Cannabis<br />

legal kaufen zu dürfen. Die zuständige Behörde verlangte in jedem<br />

Einzelfall eine umfangreiche Begründung, warum eine Therapie<br />

mit Cannabis alternativlos und sinnvoll ist. Ihre Medizin mussten<br />

die oft schwerkranken Patienten komplett aus eigener Tasche<br />

bezahlen. Für nicht wenige Betroffene war die Möglichkeit, in die<br />

Apotheke gehen zu können, nur sehr eingeschränkt nutzbar.<br />

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I<br />

ù<br />

Texf : Maximilion Plenerl<br />

VOM GESETZESTEXT IN D¡E PRAXIS<br />

Die Regelung ist erst Anfang März in Kraft getreten, daher liegen<br />

bisher kaum praktische Erfahrungen vor. Viele Arzte, Apotheker<br />

oder Krankenkassenmitarbeiter wissen bisher kaum oder gar<br />

nicht über die neuen Regeln Bescheid. Zudem machen falsche und<br />

. lückenhafte Informationen die Situation unübersichtlich. Viele<br />

Ärzte lehnen eine Behandlung mit Cannabis ab, weil sie Cannabis<br />

skeptisch gegenüberstehen, sich unsicher sind oder die bürokratischen<br />

Hùrden fürchten. Viele Detailfragen sind heute ungeklärt.<br />

Insbesondere ist noch offen, wie restriktiv die Krankenkassen mit<br />

den Anträgen auf Kostenübernahme umgehen werden. Auch sind<br />

sich die Apotheker uneinig, zu welchem Preis Cannabisblüten<br />

verkauft werden müssen und ob die Originaldosen wie bisher<br />

ungeöffnet weiterverkauft werden sollen.<br />

Die Berichte von Patienten, die versuche eine Therapie mit<br />

Cannabis zu erhalten, zeigen, wie groß das Chaos aktuell ist. Viele<br />

scheitern bereits bei der Suche nach einem Arzt, der bereit ist,<br />

eine Therapie mit Cannabis in Erwägung zu ziehen. Patienten<br />

kann man nur raten, mit weiteren Ärzten zu sprechen und diese<br />

geduldig mit Informationen zu versorgen.<br />

12<br />

) tot*'uac""t,


I<br />

I<br />

Die Krankenkassen stehen dem neuen Gesetz<br />

ebenfalls skeptisch gegenüber. Diese sind jedoch<br />

an die vom Gesetzgeber klar zugunsten der<br />

Patienten formulierten Regelungen gebunden.<br />

Ablehnungen durch die Krankenkassen sollte<br />

widersprochen und ein Gang vor das Sozialgericht<br />

erwogen werden. In der Vergangenheit haben die<br />

Gerichte den Patienten bei Cannabis zu ihrem<br />

Recht verholfen.<br />

DAS THERAPIEZIEL BEI CANNABIS:<br />

HOFFNU NG FÜR NICHT-HEILBARE<br />

Manche Patienten setzen große Hoffnung in<br />

Cannabis, während die Ärzte aufgrund der lückenhaften<br />

Studienlage zurückhaltend sind. Cannabis<br />

kann helfen, aber ein Wundermittel mit'Garantie<br />

auf Heilung bei diversen Krankheiten ist es nicht.<br />

Oft sind es chronische Erkrankungen, bei denen<br />

Cannabis eingesetzt werden kann. Bei einer<br />

Therapie geht es meist nicht um eine Heilung,<br />

sondern um die Linderung vgn Symptomen<br />

und um Lebensqualität. Hier unterscheiden<br />

sich Cannabismedikamente nicht von anderen<br />

Arzneimitteln. Die Wirksamkeit von<br />

/<br />

DIE WICHTIGSTEN ÄNOENUNGEN ÜEENBUCK<br />

BtM- I Gründung einer Cannabisagentur<br />

Fùr den Anbau von Cannabis wird eine staatliche Stelle eingerichtet,<br />

die den Anbau, die Verarbeitung und die Abgabe reguliert. Diese<br />

Cannabisagentur besitzt ein Staatsmonopol und wird Anbaulizenzen<br />

an qualifizierte Produzenten in Deutschland vergeben. Das Cannabis<br />

geht nach der Ernte in den Besitz des Staats über. Dieser übernimmt<br />

mit Hilfe von externen Dienstleistern die Prüfung, Verpackung und<br />

den Vertrieb der Cannabisblüten.<br />

BtM-2 Medizinisches Cannabis wird verkehrsfähig und versch<br />

reibu ngsfÌih ig<br />

Früher war der Umgang mit Cannabis (außer der sogenannte<br />

NutzhanfJ nur in Ausnahmefällen und mit Genehmigung des BfArM<br />

(Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) möglich.<br />

Die einzige Ausnahme waren bisher der Wirkstoff Dronabinol und<br />

Cannabis in Zubereitungen, die als Fertigarzneimittel zugelassen<br />

waren, wie das Arzneimittel Sativex. In Zukunft darfzudem Cannabis<br />

,,aus einem Anbau zu medizinischen Zwecken unter staatlicher<br />

Kontrolle" wie andere Betäubungsmittel verschrieben werden, Zu<br />

Cannabismedikamenten zeigt sich hier relativ<br />

schnell. Cannabismedikamente haben richtig<br />

eingesetzt relativ wenige Nebenwirkungen und<br />

ein Therapieversuch kann ohne größere Risiken<br />

durchgeführt werden.<br />

WAS STEHT WIRKLICH IM GESETZ?<br />

Die neuen Regelungen zu Cannabis als Medizin<br />

wurden am 19, fanuar 20t7 vom Bundestag<br />

beschlossen und traten am 10. März20L7 in Kraft.<br />

Sie tragen den Titel ,,Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher<br />

und anderer Vorschriften".<br />

Mit dem Gesetz wurden neun Änderungen im<br />

Betäubungsmittelrecht und dem Sozialgesetzbuch<br />

Fünftes Buch - Gesetzliche Krankenversicherung<br />

beschlossen<br />

Die Regeln im Betäubungsmittelrecht betreffen die<br />

Verkehrsfähigkeit von medizinischem Cannabis,<br />

die Verschreibungsfähigkeit als Arzneimittel und<br />

den geplanten lizenzierten Anbau in Deutschland.<br />

Die Änderungen regeln, dass Cannabis verschrieben<br />

werden darf, Die Verordnung durch den Arzt<br />

auf einem Kassenrezept mit einer Kostenerstattung<br />

wird erst im zweiten Teil geregelt.<br />

Herstellung, Verarbeitung und Vertrieb wird es fùr die entsprechenden<br />

Unternehmen verkehrsfähig.<br />

BtM-3 Cannabisblùten dürfen irn Ausland rnitgeführt werden<br />

Cannabis darfnun auch in Form von getrockneten Blüten wie andere<br />

verschreibungsfähige Betäubungsmittel über die Grenze mitgeführt<br />

werden. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass sowohl<br />

EU- als auch Nicht-EU-Länder unterschiedliche Regulierungen<br />

und Anforderungen in Bezug auf medizinisches Cannabis haben.<br />

lm Vorfeld sollten daher Informationen des jeweiligen Konsulats<br />

eingeholt werden, ob ein Mitfùhren generell möglich ist und welche<br />

Behandlungsnachweise erbracht werden müssen.<br />

BtM-4 Verschreibung von max. 100 Gramm Cannabisbltiten<br />

pro Monat<br />

In der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung<br />

ist geregelt,<br />

dass ein Arzt pro Monat und Patient bis zu 100.000 mg Cannabis in<br />

Form von getrockneten Blüten verschreiben darf. In begründeten<br />

Ausnahmefällen darf diese Menge überschritten werden.<br />

BtM-5 Keine Verschreibung durch Zahnarzt, Tierarzt oder zur<br />

Substitutionsbehandlung<br />

Cannabisblüten sind in der Liste der Betäubungsmittel aufgeführt, die<br />

nicht von einem Zahnarzt oder Tierarzt verschrieben werden dürfen.<br />

Da Cannabisblüten keine Zulassung für die Substitutionsbehandlung<br />

von Opiatabhängigen haben, dürfen sie hierfür nichteingesetztwerden.<br />

Dies bedeutet iedoch nicht, dass der Einsatz von Cannabisblüten mit<br />

anderen Therapiezielen bei einer Abhängigkeitserkrankung ausgeschlossen<br />

ist.<br />

ÄruornuruGEN tM sozlALREcHT<br />

Im SGB V ist festgelegt, unter welchen Umständen Versicherte einen<br />

Anspruch auf eine Behandlung zu Lasten der Krankenversicherungen<br />

haben. Wer die Kriterien erfüllt, kann einen Antrag auf<br />

Kostenübernahme durch die Krankenkasse stellen. Danach können<br />

Cannabismedikamente<br />

auf ein Kassenrezept verordnet werden.<br />

SGB- 1 Leistungsanspruch auf Cannabismedikarnente<br />

Grundvoraussetzung für eine Verordnungvon Cannabismedikamenten<br />

und eine Kostenerstattung durch die Krankenkasse ist das Vorliegen<br />

einer,,schwerwiegenden Erkrankung". Der Leistungsanspruch<br />

umfasst,,Cannabis in Form von getrockneten Blüten, Extrakten in<br />

standardisierter Qualität sowie Arzneimitteln mit den Wirkstoffen<br />

Dronabinol oder Nabilon". Dies beinhaltet auch das Fertigarzneimittel<br />

und Pfl anzenextrakt Sativex.<br />

SGB-2 Voraussetzungen<br />

Ein Leistungsanspruch setzt zwei Bedingungen voraus: Es stehen<br />

keine alternativen Therapien zur. Verfügung oder diese können<br />

im konkreten Einzelfall nach Einschätzung des Arztes unter<br />

Berücksichtigung der Nebenwirkungen nicht angewendet werden'<br />

Zudem muss eine Aussicht auf positive Wirkung auf Krankheit oder<br />

Symptome bestehen.<br />

Beide Bedingungen waren Teile der Prüfung des BfArM für eine<br />

Ausnahmegenehmigung zur Nutzung von Cannabis zur Selbsttherapie.<br />

Damit kann aufdie Liste der Diagnosen, für die bisher eine Erlaubnis<br />

erteilt wurde, verwiesen werden.<br />

SG3- 3 Genehnigungsverfahren<br />

Die Leistung ist vor Inanspruchnahme durch den Patienten bei der<br />

Krankenkasse zu beantragen. Ein Antrag darf'laut Gesetz ,,nur in<br />

begründeten Ausnahmefällen" abgelehnt werden' Die Regelung fùr<br />

den Leistungsanspruch sind vom Gesetzgeber deutlich offener formu'<br />

liert als die Formulierung im S 2 Abs. 1a SGB V zum Thema,,Off-Label<br />

Use".<br />

SGB-4 Begleiterhebung<br />

ln den kommenden fünf Jahren wird durch das BfArM eine<br />

,,nichtinterventionelle Begleiterhebung" durchgeführt. Hierzu werden<br />

die Ärzte, die Cannabis verordnen, Daten zur Behandlung in anonymisierter<br />

Form weitergeben. AufGrundlage dieser Daten soll der zuständige<br />

Gemeinsame Bundesausschuss in fünf jahren Regelungen für die<br />

Leistungsgewährung festlegen.<br />

)<br />

r"ro'r a n".r,


BEIPACKZETTEL<br />

FUR PATIENTEN<br />

Tex¡: Moximilian Plenerf<br />

Dasneue Gesetz hat denWeg zur einer Nutzung uonCannabis c,ls Medizint'reígemøcht.<br />

Diese Anleitung soll als Wegweiser Patienten helt'en, das Gesetz praktísch zu nutzen.<br />

Kostenantrag<br />

Ausbteiben einer Reaktion gilt der Antrag automatisch á[s<br />

genehmigt. Schattet die Krankenkasse den MDK ein, gilt eìne<br />

Frist von f ünf Wochen.<br />

Es empfiehlt sich, jeden Schritt gut zu dokumentleren, da im<br />

Einzelfa[ eine Klage gegen die Ablehnung der Krankenkasse<br />

sinnvoll sein kann.<br />

Verordnung<br />

I<br />

Die Suche nach einem Arzt<br />

'\<br />

-J<br />

Die erste Schwierigkeit ist es, einen Arzt zu finden, der bereit<br />

ist, eine Therapie mit Cannabis durchzufr.ihren. Der erste<br />

Antaufpunkt ist der bisher behandelnde Arzt. Dieser kennt Sie<br />

und lhre Erkrankung am besten - und vieLleicht war Cannabis<br />

bereits ein Thema. Mit dem neuen Gesetz können Sie nun offen<br />

die Therapie mit Cannabis ansprechèn.<br />

tu ,0<br />

Einige Mediziner zeigen eine klar ablehnende Haltung und sind<br />

nicht bereit, über diese Option zu reden. Anderen fehlt es an<br />

medizinischem Fachwissen sowie den gesetzIichen RegeIungen.<br />

An dieser Situation wird sich erst nach und nach etwas ändern.<br />

B¡s dahin müssen Patienten ihren Arzt motivieren, sich zu in{ormieren,<br />

und selbst geeignete lnformationen bescha{fen.<br />

Lehnt lhr Arzt eine Therapie mit Cannabis konsequent ab<br />

oder vertröstet Sie, müssen Sie sich auf die Suche nach einem<br />

neuen Arzt machen. Hierbei kann die regionale kassenärztliche<br />

Vereinigung oder Ärztekammer weiterhelfen. lm ldealfall finden<br />

Sie einen Facharzl, der au{ lhre Erkrankung spezialisiert ist.<br />

Das Rezept<br />

ct<br />

#<br />

Bevor das erste Kassenrezept ausgestellt und eingelöst werden<br />

kann, muss eine Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse<br />

genehmigt worden sein. Die Antragstellung er{olgt durch den<br />

Patienten, unterstützt durch den behandeInden Arzt'<br />

Der Antrag kann formlos sein und kann sogar schon gestettt<br />

werden, bevor ein Arzt .gefunden wurde. Es ist kein Rezept<br />

notwendig. D¡e Übernahme der Kosten sollte so früh wie<br />

mög[ìch gestetlt werden.<br />

Der Gesetzgeber hat {estgelegt, dass eine Cannabistherapie<br />

nur in begrúndeten Ausnahmefällen verweigert werden darf'<br />

Diese Regelung ist im Vergleich zu der üblichen Regelung für<br />

die Erstattung von Medikamenten außerhalb ihrer Zutassung<br />

(,,Off-Label Use") sehr vieI o{fener formuliert.<br />

Voraussetzung für einen Anspruch auf diese Leistung ist das<br />

Vorliegen einer schwerwiegenden Erkrankung, ein Mangel an<br />

Alternativen zur Ther4pie mit Cannabié sowie eine Aussicht auf<br />

Erfolg.<br />

Liegt eine Genehmigung f tir die Erstattung des<br />

Cannabismedikaments vor, kann der Arzt ein Kassenrezept<br />

ausstetlen. Es ist möglich, nach Einreichen des Antrags Cannabis<br />

von einem Kassenarzt auf Prìvatrezept verschrieben zu bekommen<br />

und die Kosten nachtraglich im Fall einer Genehmigung<br />

ei nzurei ch e n.<br />

Bezug über die APotheke<br />

t l2**<br />

-*<br />

a<br />

I<br />

Ernpfehlungen an Patienten<br />

Außern Sie lhre Bedürfnisse und Hoffnungen klar. Zeigen 5ie Verständnis für<br />

die Lage, in der sich der Arzt gerade befindet. Berichten Sie von lhren bisherigen<br />

Erfahrungen mit Cannabis. Lassen Sie sich durch Misserfolge nicht<br />

abschrecken.M¡t genug Geduld und Behanl¡chke¡t kommen Sie an lhr Ziel.<br />

ln{ormieren Sie sich zum Stand der Wissenschaft bei lhrer Erkrankung.<br />

Vernetzen Sie sich mit anderen Patienten, via Facebook ebenso wie vor O¡t.<br />

Um eine Therapie mit Cannabis durchzuführen, muss der<br />

Arzt ein Betäubungsmittelrezept ausstellen. jeder Arzt in<br />

DeutschLand dar{ Cannabis verschreiben. AlLerdings besitzt<br />

nicht jeder Arzt einen Betäubungsmittelrezeptblock oder nutzt<br />

diesen regelmäßig.<br />

Für díe Ärzte ist nicht klar, welche finanzie[[en Risiken auf sie<br />

zukommen, wenn sie Cannabis zulasten ihres Praxisbudgets<br />

verordnen. Daher steilt sich zunächst die Frage, ob er ein<br />

Privatrezept ausstellen würde, das Sie dann selbst bezahten<br />

m üsste n.<br />

Die Krankenkassen schatten.beì Kostenanträgen regelmäßig<br />

ihren Medizìnischen Dienst (Vnf) ein. Dieser bewertet den<br />

jeweitigen Fall und gibt eìne nicht bindende Empfehtung ab'<br />

Zahlreiche Antragssteller bzw. ihre Ärzte haben vom MDK einen<br />

weitgehend standardisierten Fragebogen erhalten. Im ldealfall<br />

kann man setbst bei der Antragsstellung alte darìn abgefragten<br />

lnformationen bereits mitschicken.<br />

Die Krankenkasse muss innerhalb von drei Wochen auf lhren<br />

Antrag reagieren. Versäumt sie dìese Frist, gilt die sogenannte<br />

Genehmigungsfiktion nach Ç r5 Abs. 3a SGB V: Beim<br />

Nicht.iede Cannabissorte ist immer in den Apotheken verfúgbar.<br />

Vor dem Ausstetten des Rezepts sollte man bei der<br />

Apotheke nachfragen, wetche Sorten aktuell lieferbar sind' Der<br />

Arzt kann ei.nem Patìenten mehrere Sorten verschreiben' Einige<br />

Apotheken fordern vom Patienten beim Einlösen des Rezepts<br />

eine schriftliche Anweisung zur Einnahme vom Arzt.<br />

t6<br />

) c"rn'lan""r, 17


sie eher eine abwehrende Haltung einnehmen und<br />

Menschen muss sich ändern, Doch den Beamten<br />

Patienten weiterhin um die Übernahme kämpfen zu erklären, dass die Politik unrecht hatte und daher<br />

müssen oder ob es klare Kriterien geben wird und die das Gesetz zum Positiven veränderte, ist ein längerer<br />

Kosten in den räirt.n Fällen übernommen werden, Prozess, der ein Umdenken erfordert,<br />

I<br />

Leider sind mir immer mehr Fälle bekannt, in der die<br />

Krankenkassen die Erstattung ablehnen, obwohl die WIE LAUTET IHRE PROGNOSE FÜR<br />

Patienten zuvor über eine Ausnahmegenehmigung ¡ DIE ZUKUNFT?<br />

verfügt haben. Diese Praxis ist skandalös, Hier müssen<br />

Die SPD hat im Plenum zur Cannabismedizin eingeräumt,<br />

dass man sich dem Thema aus ideologi-<br />

wir ganz dringend am Ball bleiben,<br />

Auch die Budgetfrage von Hausärzten ist zu schen Gründen lange verwehrt hat, Nun wurde die<br />

klären, damit keine Ungleichbehandlung von Gesetzesänderungen begrüßt und man hat eingesehen,<br />

sich auch mit Cannabis als Genussmittel weiter-<br />

Kassen- und Privatpatienten entsteht, Wir hätten<br />

die Kostenübernahme gerne noch klarer geregelt hin befassen zu müssen, ln einigen großen Städten wie<br />

gesehen, Trotzdem haben wir dem Gesetz zugestimmt, Berlin, Hamburg, Düsseldorf oder Bremen wird bereits<br />

weil es ein ganz klarer Durchbruch für die Patienten die Debatte geführt, den Umgang mit Cannabis bzw<br />

ist, Das heißt aber nicht, dass man jetzt die Hände dessen Verbot zu ändern, Durch Modellprojekte könnte<br />

in den Schoß legen kann, Der Prozess muss weiter man verschiedene Abgabeformen ausprobieren und<br />

begleitet werden, Es ist Aufgabe der Politik, gesetzliche<br />

Anderungen zu evaluieren und wenn nötig, Dies ist wichtig, um auch in der Gesellschaft Vorurteile<br />

gleichzeitig schrittweise eine Regulierung vorbereiten.<br />

An passungen vorzu neh men,<br />

abzubauen, Die Ergebnisse müssen dann in Bezug<br />

auf Jugendschutz, Änderung des Konsumverhaltens<br />

WIE WIRD SICH DIE PRAKTISCHE oder Auswirkungen auf dem Schwarzmarkt evaluiert<br />

7. UMSETZUNG GESTALTEN?<br />

werden,<br />

Das Verhalten und die Einstellung gegenüber Patienten Wenn es zu einer Legalisierung kommt, sollte diese<br />

seitens der Polizei wird sich nicht von heute auf klug erfolgen, Die blanke Kommerzialisierung wie bei<br />

morgen mit dem neuen Gesetz ändern, ln der Regel Alkohol ist nicht wünschenswert, Gewinn und hohe<br />

haben di'e Beamten keinerlei Erfahr:ung im Umgang Steuereinnahmen sollten nicht allein im Fokus stehen,<br />

mit medizinischem Cannabis, Bei bisher gerade mal Cannabis muss ein gesundheitspolitisches Thema<br />

1,000 Erlaubnisinhabern und zwei bis vier Millionen bleiben, Es sollte also kein lnteresse daran geben, den<br />

Cannabiskonsumenten ging die Polizei stets davon Konsum auszuweiten, Stattdessen sollte Aufklärung<br />

aus, dass es sich um eine illegale Handlung handelte, und Prävention im Mittelpunkt stehen, genauso wie<br />

wenn sie Menschen mit Cannabis aufgriff, Selbst bei die Kontrolle der Substanzen, Man kann den Konsum<br />

Erlaubnisinhabern kam es in der Vergangenheit oft zur nicht verhindern, Dass dafür Werbung gemacht wìrd,<br />

Beschlagnahmung der Medizin,<br />

hingegen schon,<br />

Bei Treffen der Polizeigewerkschaft begegnet mir oft<br />

die Auffassung, dass Cannabispatienten einfach nur<br />

Leute sind, die einen legalen Weg gefunden haben, zu<br />

kiffen, So verhält sich die Polizei auch, Patienten berichteten<br />

uns, dass sie teilweise täglich kontrolliert wurden verhindern, Dass dafür Werbung<br />

,,Man kann den Konsum nicht<br />

- selbst am Arbeitsplatz, Der Blick auf schwerkranke<br />

gemacht wird, hingegen schon,"<br />

22<br />

) ootu', a n".r.<br />

Die Krux mit<br />

der<br />

Fahrerlaubnis<br />

Cannabis als Medizin ist jetzt legal - aber auch hinterm Steuer?<br />

Was AutoJahrer beachtàn müssen, erklcirt unser Gastautor<br />

und Führerscheinexperte T heo Reetig.<br />

Text: Theo Reetiq<br />

Conno/ispotienten und viele, die es jetzt vielleicht werden<br />

wollen, stellen sich die Froge, welche Auswirkungen die Freigobe<br />

von Connobis ols Mediz¡n ouf ihren Führerschein hol;<br />

ob sie domit ouch AuIo fohren dürfen oder sich domil slrofbor<br />

mochen. Diese Frogen sind ouch von Fochleuten nichi<br />

einfoch zu beontworten, do hier unterschiedliche Rechtsbereiche<br />

berührt werden.<br />

Wenn ein Connobispolient einen Unfoll verursocht, in einen<br />

verwickelt wird oder dem Polizistenouge.ouffollig erscheint,<br />

mocht er sich unler Umstönden wegen einer Slroßenverkehrsgefohrdung<br />

slrofbor bzw. muss mit einem strofrechtlichen<br />

Ermiltlungsver{ohren rechnen.<br />

ln solchen F¿llen wird der Führerschein normolerweise<br />

unmittelbor durch die Polizei sichergestellt.<br />

Dos gleiche gilt übrigens für Potrenten, die unler dem Einfluss<br />

,,herkömmlicher" Medikomente stehen und wegen ihrer<br />

Fohrweise ins Visier der Polizei geroten oder gor einen Unfoll<br />

verursochen.


Drogenkontrollen im<br />

Straßenuerkehr.<br />

Ilrogenfahil - ia oder nein?<br />

Hier ist die Rechtsloge klor, ollerdings<br />

ergeben sich für Potienien ondere Probleme.<br />

Geröt ein Connobispotient in eine<br />

Drogenkontrolle, sollte er den Beomfen<br />

ohne Scheu berichten, doss er ein<br />

<strong>THC</strong>-Medikomenf verschrieben bekommen<br />

und eingenommen hot. Am besten<br />

hot mon für diesen Foll dos Rezept gleich<br />

porot, denn dos könnte schon dozu führen,<br />

doss die Polizei ouf eine Blutentnohme<br />

verzichtel. Dem Fohrer konn nömlich<br />

völlig unobhöngig vom {estgestellten<br />

<strong>THC</strong>-Wert keine Drogenfohrt vorgeholten<br />

werden, do die Einnohme örztlich<br />

ongeordnet wurde. Selbst wenn die Polizei<br />

ein ehtsprechendes Ermitf lungsverfohren<br />

einleilen sollte und es zu einer Blutentnohme<br />

kommt, konn mon im weiteren<br />

Verlouf miÍ eìner Einstellung des Verfoh-r<br />

rens rechnen.<br />

Grund zum Aufotmen hoben Potienten<br />

jedoch nur bedingt. Zwor liegr in solchen<br />

Föllen keine ,,Drogenfohrl" im Sinne des<br />

Stroßenverkehrsgesetzes vor, die Polizei<br />

wird den Sochverholt über die med¡zinische<br />

Verwendung von Connobis ober der<br />

zusTöndigen Führerscheinslelle melden.<br />

Wegnehmen konn d¡e Führerscheinstellen<br />

die Fohrerloubnis nicht wegen regelmößigem<br />

Connobiskonsum oder wegen<br />

vermeintlich fehlendem Tiennungsvermögen,<br />

wie es bei Freizeitkonsumenten<br />

gelon wird. Die Behorde wird jedoch<br />

Zweifel on der grundsöIzlichen Fohreignung<br />

begründen können. Vielen ist nicht<br />

klor, doss diverse Kronkheitsbilder und<br />

ouch eine Douerbehondlung mit Arzneimitteln<br />

für sich olleine genommen schon<br />

Fohreignungszweifel begründen können.<br />

Als lnhober einer Fohrerloubnis ist mon<br />

grundsötzlich dozu verpflichtet, Zweifel<br />

on der Fohreignung gegenüber der Verwoliungsbehörde<br />

ouszuröumen. Dofür<br />

muss mon ouch die nolwendigen Kosten<br />

selbst trogen.<br />

An diesem steinigen Weg wird ouch<br />

dos neue Connobisgesetz koum etwos<br />

öndern. Mit der Ausnohme, doss Betroffene<br />

gegenüber einem Gutochter nichl<br />

mehr gloubhoft mochen müssen, wie sie<br />

ihr ieures Medikoment finonzieren, um<br />

eine durchgcingige Versorgung sicherzu-<br />

AM BESTEN HAT MAN<br />

FÜR DIESEN FALL DAS<br />

REZEPT GLEICH PARAT.<br />

stellen. Bisher wor die Kostenfroge eine<br />

fost unüberwindl¡che Hürde in der Begutochtung.<br />

Denn: Mon mussle gloubho{t<br />

mochen, douerhoft in der Loge zu sein,<br />

sich den Konsum leisfen zu können.- um<br />

eine Unterversorgung ouszuschließen.<br />

Dieses Problem isi seil der Kostenübernohme<br />

durch die Kronkenkossen übersichtlich<br />

geworden.<br />

Wenn das Gutachten ansteht<br />

Mon wird olso von der Führerscheinstelle<br />

oufge{ordert, seine Fohreignung durch<br />

entsprechende GutochÌen nochzuweisen.<br />

Komml mon der Aufforderung nicht<br />

noch, hot dos den Entzug der Fohrerloubnis<br />

zur Folge.<br />

Die Kosten für solche Gulochten sind<br />

schwer einzuschötzen - und notürlich<br />

MAN MUSSTE<br />

GLAUBHAFT MACHEN,<br />

DAUERHAFT IN DER<br />

LAGE ZU SEIN, S'CH<br />

DEN KONSUM LEISTEN<br />

ZU KONNEN.<br />

obhöngig vom vorliegenden Kronkheitsbild<br />

und deren Ausprögung. Auch die Erfolgsoussichten<br />

ouf ein positives GuTochten sind<br />

von verschiedenen Fokforen obhangig und<br />

nicht ein{och zu überschouen.<br />

Lout einer Broschüre des Deutschen Honfverbonds<br />

(DHV) zur medizinischen Verwendung<br />

von Connobis wurden die meislen<br />

Ausnohmegenehmigungen für Connob¡s<br />

ols lvledikomenr für dìe {rin{ Kronkheitsbilder<br />

multiple Sklerose, chronische Schmerzen,<br />

ADHS, depressive Störungen und Tourette-Syndrom<br />

erteilt. Auch bei Diognosen<br />

wie Epilepsie wurden in der Vergongenheit<br />

schon Ausnohmegenehmigungen zugesprochen.<br />

Kronkheitsbilder wie dieses lösen<br />

jedoch fur sich genommen schon Fohreignungszweifel<br />

ous. Dies gilt unler Umslönden<br />

ouch bei chronischen Schmerzen,<br />

wenn sie zum Beispiel Auswirkungen ouf<br />

den Bewegungsopporot hoben.<br />

Welche Faktoren für<br />

Gannabispatienten eine Bolle<br />

spiclen<br />

Viele Connobispolienlen werden sich frogen,<br />

ob es überhoupt möglich ist, eine<br />

Fohreignung nochzuweisen. Grundsötzlich<br />

loutel die Antwort jo, ober nur rn einem<br />

begrenzten Rohmen. Entscheidend siqd<br />

in jedem Foll die ,,Risìkofoktoren", d¡e bei<br />

jedem Potienten individuell sind.<br />

;;", Grunderkronkungr<br />

binol), sondern ouch Connobisblüten verschreiben<br />

zu lossen.<br />

Wer ollerdings ouf seine Fohrerloubnis<br />

ongewiesen ist, sollte sich dorüber im Kloren<br />

sein, doss die Dosierung und Dorreichungsform<br />

- weil unterschiedlich genou in<br />

der Einnohme zu kontrollieren - moßgeblich<br />

eine Rolle spielt.<br />

So verwies z. B. der TÜV-Süd in einer<br />

Presseerklörung Ende Jonuor dorouf, doss<br />

bei der inholotiven Einnohme die sìchere<br />

Dosierung viel schwieriger zu kontrollieren<br />

sei ols bei einer Fertigorznei, deren Einnohme<br />

orol erfolgt.<br />

Foktor BTM-Auffölligkeit:<br />

V¡ele ConnobispofìenTen hoben bereits vor<br />

ihrer Erkronkung Erfohrungen mit Connobis<br />

gemocht und spöter feslgestellt, doss<br />

der Konsum ouch ihr Kronkheitsbild verbessert.<br />

Für diejenigen, die deswegen schon<br />

einmol Probleme mit den Strofverfolgungsbehörden<br />

holten oder domit schon einmol<br />

im Stroßenverkehr oufgefollen sind, wird<br />

die Angelegenheit schwierig.<br />

Zum einen müssen hier, wie bei jeder<br />

Erkronkung, die grundsötzlichen Frogen zur<br />

NotwendigkeiT einer Douerbehondlung,<br />

zum konkreten Kronkheitsbild und einem<br />

sicheren Umgong mit dem Medikoment<br />

geklort werden. Zusötzlich wird jedoch<br />

Liberprüft, inwieweil ein weitergehender<br />

Connobiskonsum ousgeschlossen werden<br />

konn. Dozu wird in der Regel ein MPU-Gutochlen<br />

geforderl, do mon einen weilergehenden<br />

Connobismissbrouch nicht olleine<br />

über rein medizinische Befunderhebung<br />

ousschließen konn. Um ein positives Gut-<br />

Von den {ünf genonnten Kronkheitsbildern<br />

werden Potienlen mit MS, Tourette-Syndrom<br />

und chronischen Schmerzen die<br />

größten Choncen ouf dos Beholten ihrer<br />

Lenkerlizenz hoben. Bei depressiven Störungen<br />

und ADHS follt die Fohreignungsbegutochtung<br />

selten posiliv ous.<br />

I<br />

Foktor Medikomentenform:<br />

Mit dem neuen Gesetz ¡st es mögl¡ch, sich<br />

nicht nur Ferligorzneimittel (2. B. Drono-<br />

ochlen zu erholten, muss derjenige eine<br />

tiefgreifende Auseinondersetzung mit dem<br />

zurückliegenden,,Drogenkonsum" nochweisen<br />

können. Er muss belegen, doss er<br />

sich vom drogenkonsumierenden Umfeld<br />

vollkommen distonziert hot, so doss ein<br />

weitergdhender Drogenmissbrouch ousgeschlossen<br />

werden konn. Dieser Nochweis<br />

dtirfte fur den Großteil der Betroffenen<br />

koum zu erbringen sein.<br />

24<br />

) e"r'ran".r, 25


Ein Beispiel zur Ueranschaulichung<br />

Der Foll:<br />

Ein on ADHS erkronkter Monn beontrogte erstmolig eine<br />

Wie schwierig bzw. unmöglich es sein konn, seine Fohreignung Fohrerloubnis. Er setzte die Fohrerloubnisbehörde ouch dorüber<br />

trotz medizinischer Verwendung nochzuweisen, zeigt die Mitte in Kenntnis, doss er im Besilz einer Ausnohmegenehmigung<br />

Februor 2017 gefcillte Entscheidung vom Oberverwoltungsgerichl<br />

Monnheim. Hier bestötiglen dìe Richter die Entscheidung lindern. Die Behorde lehnie den Antrog ouf Ersterleilung per se<br />

für den Bezug von Connobisblüten ¡st, um seine Erkronkung zu<br />

der Vorinstonz vom Verwoltungsgericht Korlsruhe. -ob und zog noch nicht einmol eine Fohreignungsüberprüfung in<br />

Grune<br />

Netzw<br />

H¡lfe<br />

rk ê.V,<br />

Betrocht. Noch Auffossung der Behorde stond erne Nichteignung<br />

zum Führen von Krofilohrzeugen fest: Weil der Pofient schon mit<br />

diversen okTenkundigen Vergehen gegen dos BtMG oufgefollen<br />

wor und bekonnt wor, doss er schon seit seinem 14. Lebensjohr<br />

regelmößig Connobis konsumiert.<br />

Dogegen richtete sich die Kloge vor dem Verwoltungsgericht<br />

Korlsruhe. D¡e Richter wiesen diese Kloge mit der Begründung<br />

ob, doss zum einen die Nìchteignung schon olleine durôh den<br />

in der Vergongenhert stottgefundenen Connobismissbrouch<br />

feslsteht. Auch der Verweis ouf eine Stud¡e der Universitöt<br />

Heidelberg, wonoch Connobis posilive Auswirkungen ouf den<br />

Verlouf der ADHS hoben konn, wurde vom Gericht verworfen,<br />

do d¡ese Studie nicht oussogekröftig genug sei. Zum onderen<br />

Rüdiger Klos-Neumann in der Küche<br />

\^/.""<br />

Y Y steht, dann brodeln nicht nur die Töpfe. Er<br />

erzählt gern und viel - etwa darübel wie Cannabis<br />

sein Leben verändert hat. Seit einigen Monaten fühlt<br />

sich der gelernte Koch wieder richtig lebendig. Nur<br />

dadurch war der Ortswechsel von der Ruhr an die<br />

Spree überhaupt möglich - und hier dreht er den<br />

Spieß um und zieht seinen Nutzen aus der Krankheitsgeschichte:<br />

Rüdiger ist Cannabiskoch. In seinem<br />

Videokanal sens cuisine bereitet er Rezepte zu,<br />

die eine besondere Zutat enthalten: Cannabisblüten.<br />

Damit hat er ganz offensichtlich einen akuten Nerv<br />

der Zeit getroffen. Die Nachfrage nach Gerichten mit<br />

<strong>THC</strong>-Wirkstoff war außerordentlich - unter Followern<br />

und der Presse. In den kurzen Videos zeigt er<br />

lhrl:en mit e*nnabis kiír:çt narh qrafiem Sp*$.<br />

Dçs ist es au:h. Ãber uçr *!len Ðingen hilft es<br />

{annr:bispati**ten, ihre f'¿7*dik#{nsni€ auf ttn-<br />

Eeneftme Vi¡'eise ei*zunefurnen * ahne Rauttt,<br />

dat'ür n'¡it vie! ûesrhmack. Llnser l(och R.üdíger<br />

ffJ+s-¡fue#rn a*r zeiçt, wie's gel:t.<br />

sohen die Richter ouch in der Dosierung (ftinf Gronim om Tog)<br />

schon einen fohreignungsousschließenden Foktor. Hier sollte<br />

deull¡ch werden, doss ouch die legole Verwendung von Connobis<br />

ols Mediz¡n, je noch Follloge, gonz schnell seine Grenzen<br />

im Fohrerloubnisrecht findet. Bei der Entscheidung, ob Connobis<br />

ganze Gerichte und auch Basics wie cannabisierten<br />

Honig oder Buttet die vielfältig eingesetzt werden<br />

können.<br />

ols Mediz¡n verschrieben wird, steht dos Wohl des einzelnen Poti-<br />

:<br />

1<br />

&tgffiÉdttuOtu¡Etrbú8.tjfu*<br />

t[¡¡.loæù4dbrylcô¡elùMúùr¡olt<br />

Mb,ffitrhMlsùM,<br />

l, da<br />

x<br />

J¡ÈE<br />

freffihrytu dmãt,'(F¡ffi<br />

odr¡Bdlehffiruffi'fr.<br />

$ubffi<br />

a$d, h¡¡ryf ft Mllll@<br />

M ^qrùð¡lge<br />

tudûro df ñlbñ!i&Orlhú&1,bffi tutu<br />

@r!¡t&.tudEdr# e rl.tùqffi d<br />

le¡h4ffib M.dlMú¡kffi4<br />

dbhNtubFb!dFffil@nlå@<br />

ildt¡e/Zenhle >>>>>> È. 0176 20556690<br />

lt. 0176 2&18657<br />

an ots 970069ú<br />

tl€d@dË€n >>>>>>>> nLdeffi Ogruc<br />

Sadffi >>>>>>>>>>>> chqnolt¡€Wæìtfqde<br />

th0l@ >>>>>>>>>>> 1è1. 03628 5¡9208<br />

IÍITIÏ.G R[l E IIT.1l II.F E, D E<br />

enTen im Vordergrund. Bei der Führerscheinfroge geht es ollein<br />

um die ollgemeine Verkehrssicherheit. Bevor mon den offiziellen<br />

Weg einer Connobisverschreibung geht, sollte mon doher im<br />

Vorfeld die persönlichen Choncen bei einer onslehenden Foh_reignungsbegutochtung<br />

ousloten, insbesondere hinsichtlich der<br />

Dorreichungsform und Dosierung. Denn spötestens bei der ersten<br />

Verkehrskontrolle, bei der Connobiskonsum festgestellt wird,<br />

geht eine entsprechende Meldung on die Fohrerloubnisbehörde.<br />

Kcarffek Ës¡s å,*treaa<br />

Über 20 fahre lang litt Rüdiger Klos-Neumann unter<br />

Clusterkopfschmerzen.,,Die traten sechs bis achtmal<br />

täglich auf und waren so intensiv wie epileptische<br />

Anfälle", beschreibt der A2-lährige. Mit Schmerzmitteln<br />

trotz höchstmöglicher Dosierung kam er an


-<br />

A<br />

Man liest darüber in der<br />

Zeitung, sieht Berichte im<br />

Fernsehen oder hört an<br />

der Sup ermarktkasse die<br />

S chlang estehenden sich<br />

darüb er austauschen: Cannabis<br />

- eine für viele immer noch<br />

mysteriöse Pflanze, Droge<br />

und Medizin. Was genau ist<br />

Cannabis aber eigentlich, und<br />

wie lassen sich die daraus<br />

gewonnenen Produkte<br />

v o neinander a bg renze n ?<br />

E<br />

WAS;ST<br />

gANNAB;S<br />

EIGENT'[.ICFN?<br />

Cannabis ist nicht etwa der Name einer<br />

Droge, sondern die lateinische<br />

Bezeichnung für die Hanfpflanze bzw. botanischen<br />

Gattung der Hanfpflanzen. So<br />

wird der Kulturhanf ,,Cannabis sativa" genannt,<br />

der indische Hanf ,,Cannabis indica"<br />

und der Ruderalhanf ,,Cannabis ruderalis".<br />

Cannabis steht dabei für die Gattung, der<br />

klein geschriebene Name für die entsprechende<br />

Spezies, also die spezifische Art.<br />

Die Gattung Cannabis bildet zusammen<br />

mit der Gattung des Hopfens [Humulus)<br />

die botanische Familie der Hanfgewächse<br />

ICannabaceae). Beim Cannabis ist sich<br />

die Fachwelt indes nicht einig, welcher<br />

Systematik der Vorzug gegeben werden<br />

soll. Manche Botaniker sprechen von den<br />

drei oben genannten Spezies, Cannabis<br />

sativa, indica und ruderalis, andere sehen<br />

lediglich eine Stammpflanze, Cannabis sativa,<br />

und drei Unterformen ffachsprachlich<br />

Varietäten genannt), nämlich Cannabis<br />

sativa var. sativa, Cannabis sativa var. indica<br />

und Cannabis sativa var. ruderalis.<br />

Nach neuerer Definition sehen einige<br />

zudem eine weitere Art, nämlich<br />

Cannabis afghanica, was die<br />

Verwirung innerhalb der botanischen<br />

Systematik (Nomenklatur<br />

genannt) nicht gerade mindert.<br />

Ein verbindliches, für alle geltendes<br />

und damit einheitliches<br />

System gibt es in der Botanik in<br />

dieser Form nicht.<br />

Die Erläuterung der botanischen<br />

Klassifizierung ist jedoch<br />

nicht der Weisheit letzter<br />

Schluss, bringt sie doch dem<br />

Cannabis-Neuling noch nicht<br />

die finale Erhellung, wenn es<br />

darum geht, im Dschungel der<br />

Cannabissorten die Orientierung<br />

zu finden. Denn neben den natürlichen<br />

Arten gibt es noch die<br />

zahlreichen sogenannten Strains,<br />

die dann Namen tragen wie,,L.A.<br />

Confidential",,,Super Silver Haze",<br />

,,0G Kush", ,,Northern Lights",<br />

,,Orange Bud" oder ,,fack Herer".<br />

Bei solchen Pflanzen handelt es<br />

sich um explizite Züchtungen,<br />

sogenannte Kreuzungen [fachsprachlich<br />

Hybriden genannt),<br />

die es in der Natur so nicht gibt.<br />

Auch die Abgrenzung der botanischen<br />

Spezies verwischt sich hier<br />

zusehends, weil Zuchtformen wie<br />

die genannten aus diversen Arten<br />

und bereits gekreuzten Sorten<br />

kreiert werden. Diese Züchtungen<br />

werden aus den verschiedensten<br />

Gründen produziert, nJm<br />

Beispiel, um den Pflanzen eine<br />

verbesserte Resistenz gegenüber<br />

Schädlingen, Krankheiten und<br />

Umwelteinflüssen zu verleihen,<br />

um den Wirkstoffgehalt und die<br />

Zusammensetzung der Moleküle<br />

zu beeinflussen, um bestimmte<br />

Aromen nJ erzevgen oder um<br />

die Wuchseigenschaften der<br />

Pflanzen zu verbessern.<br />

So werden seit einigen fahren<br />

etwa stark psychoaktive<br />

Cannabissorten mit der wilden<br />

Art Cannabis ruderalis gek4euzt.<br />

Sie hat die besondere Eigenschaft,<br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

unabhängig von der Tageslänge<br />

in Blüte zu gehen - dieser Vorzug<br />

wird den neuen Hybriden so<br />

sprichwörtlich angediehen. Die<br />

anderen Cannabisarten - sativa<br />

und indica und all deren<br />

Abwandlungen - gehen nämlich<br />

erst in die Blütephase übe4,<br />

wenn ein konstanter Rhythmus<br />

zwischen Tag (bzw. Sonnenlicht)<br />

und Nacht [bzw. Dunkelheit)<br />

eingehalten wird, wobei die<br />

Dunkelphase zwischen zehn und<br />

zwölf Stunden liegen muss.<br />

Weil Cannabis ruderalis<br />

mit seinem ursprünglichen<br />

Heimatgebiet, dem südöstlichen<br />

Russland, in einer Gegend vorkommt,<br />

in der die Tage kürzer<br />

als die Nächte ausfallen, hat sich<br />

bei dieser Spezies eine Eigenart<br />

ausgebildet: Nach Ablauf einer<br />

bestimmten Zeit des vegetativen<br />

Wachstums geht sie in<br />

den Blütemodus über - und<br />

7-<br />

6<br />

8<br />

i ¡a I "-""0..n.^<br />

i)<br />

:<br />

a<br />

L_<br />

39


ildet eben nicht abhängig von<br />

den Lichtperioden Blüten aus.<br />

Genau diese Eigenschaft ist es, die<br />

dazu geftihrt hat, die sogenannten<br />

Automatic-Strains ztJ kreieren,<br />

die Cannabisanbauern IGrowern)<br />

das Leben leichter machen sollen,<br />

Denn solche Automatic-Pflanzen<br />

können theoretisch auch 24<br />

Stunden am Tag unter prallem<br />

Licht stehen und werden trotzdem<br />

in die Éltite gehen. Das istbei<br />

Cannabis-Strains, die ausschließlich<br />

aus Anteilen von Cannabis<br />

sativa und/oder indica bestehen,<br />

undenkbar.<br />

Hanf ist übrigens eine zweihäusige,<br />

der Fachmann sagt diözische<br />

Pflanze, bildet also männliche<br />

und weibliche Exemplare<br />

aus, von denen lediglich die weiblichen<br />

psychoaktiv nutzbar sind.<br />

Die Beziehung zwischen<br />

Mensch und Hanf ist eine uralte.<br />

Archäologen belegen eine<br />

Verwendung von Cannabis durch<br />

den Menschen seit mindestens<br />

10.000 |ahren vor Christus. Kein<br />

Wundet war der Hanf für die<br />

Menschen doch schon immer<br />

ganz besonders wertvoll, weil er<br />

als Heilmittel, Nahrungsmittel,<br />

Rauschsubstanz, Ritualdroge<br />

und vor allem als vielseitige<br />

Nutzpflanze verwendet werden<br />

kann, Aus Hanfkann man Fasern<br />

und Textilien, Seile, Papier; Werkund<br />

Baustoffe, Öl und vieles andere<br />

herstellen. Der Kulturhanf<br />

Cannabis sativa eignet sich aufgrund<br />

seiner robusten und langen<br />

Fasern ganz besonders<br />

gut als Nutzpflanze. Moderne<br />

Zuchtformen der Pflanze kommen<br />

mit nur sehr geringem <strong>THC</strong>-<br />

Wert [weniger als ein Prozent)<br />

daher.<br />

WAS W;RKT<br />

ünrnnluPT?<br />

Häufig ist,. wenn es um die psychoaktive<br />

Wirksamkeit der<br />

Cannabisarten geht, von einem<br />

Molekül des Namens<br />

Tetrahydrocannabinol,<br />

kurz <strong>THC</strong>, die Rede. <strong>THC</strong><br />

ist zwar der hauptwirksame<br />

Inhaltsstoff bzw.<br />

Molekülkomplex des<br />

Hanfs. Die tatsächliche<br />

WirkUng und die eigentlich<br />

pharmakologischen<br />

Effekte sind aber das<br />

Ergebnis des Zusammenspiels<br />

vieler verschiedener chemischer.<br />

Verbindungen, die in den<br />

Cannabispflanzen vorkommen<br />

können, <strong>THC</strong> und seine verwandten<br />

Stoffe - Cannabidiol (CBD),<br />

Cannabinol ICBN), Cannabigerol<br />

tÇnC1 und so weiter - gehören<br />

einer Stoffklasse an, die sich<br />

Cannabinoide nennt. Das sind zu<br />

Deutsch die Cannabiswirkstoffe,<br />

die es sowohl im Pflanzenreich<br />

gibt [= Phytocannabinoide, griechisch:<br />

phyton für Pflanze), und<br />

die auch im menschlichen und<br />

tierischen Körper produziert<br />

werden [= Endocannabinoide,<br />

altgriechisch: endogen für körpereigene<br />

Stoffe).<br />

Die Phytocannabinoide im Hanf<br />

beeinfl ussen sich wechselseitig in<br />

ihrer Wirksamkeit, Ein Beispiel:<br />

CBD hat viele medizinisch nützliche<br />

Eigenschaften, wirkt aber<br />

[abgesehen von leicht beruhigenden<br />

Effekten) nicht psychoaktiv<br />

bzw. sogar der berauschenden<br />

Wirkung des <strong>THC</strong>s entgegen.<br />

Mit den Cannabinoiden, von<br />

TERPENE<br />

KONNEN EBENFALLS<br />

MEDIZINISCHE UND/<br />

ODEB PSYCHOAKTIVE<br />

EFFEKTE<br />

HEBBEIFÜUNEru.<br />

denen in den diversen Hanfarten<br />

mehr als hundert verschiedene<br />

vorkommen [jedoch nicht alle<br />

in jeder Pflanze), ist es allerdings<br />

noch nicht getan. Es liegen<br />

in den Hanfpflanzen außerdem<br />

weitere Moleküle vol<br />

beispielsweise die Terpene, die<br />

ebenfalls medizinische und/<br />

oder psychoaktive Effekte herbeiführen<br />

können und die<br />

Wirkung des Cannabinoidmixes<br />

in Cannabis stark beeinflussen.<br />

Neben den Cannabinoiden<br />

und den Terpenen gibt es weitere<br />

Inhaltsstoffe im Hanf.<br />

Insgesamt über 600 chemische<br />

Verbindungen sind in den vergangenen<br />

50 fahren in den verschiedenen<br />

Cannabispflanzen nachgewiesen<br />

worden. Die Tatsache,<br />

dass die Phy[ocannabinoide<br />

eng mit den Terpenen verwandt<br />

sind - sie stellen sogenannte<br />

Terpenphenole dar -, ist aber<br />

eher ein Thema für Fachleute.<br />

Genauso wie das Faktum, dass ein<br />

großer Anteil der Cannabinoide<br />

in frischen Pflanzen in seiner inaktiven<br />

Säureform vorliegt und<br />

beim Trocknungsprozess durch<br />

D ecarboxylierung fAbspaltung eines<br />

Kohlenstoffdioxid-Moleküls)<br />

in die aktiven Formen übergeführt<br />

wird.<br />

Halten wir fest: Die Anwesenheit<br />

diverser Cannabinoide, Terpene<br />

und anderer Inhaltsstoffe sowie<br />

deren Verhältnis zueinander und<br />

auch die Produktion, Lagerung<br />

und Zubereitung bestimmen die<br />

Wirksamkeit der entsprechenden<br />

Cannabisprodukte wie Haschisch<br />

und Marihuana.<br />

w^s RAUC;-lr<br />

MAN VOM<br />

CANNAB;S?<br />

Obwohl Cannabis als Droge<br />

mittlerweile in so gut wie allen<br />

Gesellschaftsschichten bekannt<br />

ist, herrscht zuweilen immer<br />

noch Konfusion. Nämlich wenn<br />

es darum geht, zu erklären, was<br />

Haschisch und Marihuana sind.<br />

In vielen Büchern wird es immer<br />

wieder falsch erklärt - dabei ist<br />

es so einfach: Marihuana meint<br />

nichts weiter als die getrockneten<br />

Blüten der Cannabispflanze.<br />

Stängel, Samen und Blätter zählen<br />

nicht als Marihuana, wie in<br />

einigen Büchern zu lesen ist. Als<br />

Haschisch bezeichnet man das<br />

Harz der Cannabispflanzen, das<br />

von winzigen Harzdrüsen, den<br />

sogenannten Trichomen, abgesondert<br />

wird. Diese Harztropfen<br />

werden durch Siebung, Schütteln,<br />

Klopfen etc. von der Pflanze abgesammelt<br />

und zu unterschiedlichen<br />

Haschischsorten verarbeitet.<br />

Daneben gibt es noch das<br />

eher rare HaschischöI, ein stark<br />

wirksames Konzentrat das mit<br />

Hilfe von Lösungsmitteln aus<br />

Haschisch extrahiert wird, sowie<br />

die recht neuen und superpotenten<br />

BH0-Konzentrate [BHO<br />

= Butane Honey Oil oder Butane<br />

Hash 0il), die mit speziellen<br />

Extraktoren aus Cannabisblùten,<br />

-schnittresten, -blättern und<br />

-harzen gewonnen werden.<br />

ORAil.ER<br />

KONSUM<br />

Cannabis kann aber nicht<br />

nur geraucht oder verdampft<br />

[= vaporisiert), sondern auch<br />

gegessen oder getrunken werden.<br />

Werden die fett- und alkohollöslichen<br />

Inhaltsstoffe der<br />

Cannabispflanzen zum Kochen,<br />

Backen oder zur Herstellung von<br />

Getränken verwendet, resultiert<br />

in aller Regel auch ein andersartige¡,<br />

zuweilen stärker ausgeprägter<br />

Rauschzustand, als dies<br />

bei gerauchtem Cannabis der Fall<br />

ist. Oral zugeführtes Cannabis<br />

tängt erst nach einer halben bis<br />

zwei Stunden an zu wirken und<br />

prägt, gerade bei ungewohnten<br />

Anwendern, häufig richtige halluzinogene<br />

Effekte aus, die man als<br />

rauchender,,Normalanwender"<br />

von Hanfprodukten gar nicht<br />

erwarten würde. Gegessenes<br />

oder getrunkenes Cannabis<br />

kann überdies schnell zu einer<br />

Überdosierung führen, die zwar<br />

für den Körper nicht schädlich<br />

ist, wohl aber äußerst unangenehm<br />

werden kann.<br />

MED;ZiNlSCil-lE<br />

QUÀü.iTÄTEN<br />

Cannabis hat zahlreiche medizinische<br />

Qualitäten, die bei den<br />

verschiedensten Krankheiten<br />

und Leiden hilfreich sein können:<br />

Es kann die Übelkeit bei<br />

Krebs- und Aidspatienten hemmen,<br />

den Augeninnendruck von<br />

Glaukomerkrankten senken,<br />

zeig!. signifikante Effekte bei<br />

neurologischen Erkrankungen<br />

40 ) c**a L"o* 4l


wie Aufmerksamkeitsdefizit/<br />

Hyperaktivitätssyndrom IADHS)<br />

und Tourette'Syndrom und kann<br />

chronische Schmerzen erträglich<br />

machen. Dieses Gewächs verfügt<br />

über ein so großes medizinisches<br />

Spektrum wie keine andere<br />

Pflanze auf dieser Erde. Diese vielfältige<br />

Heilkraft des Hanfs liegt in<br />

erster Linie darin begründet, dass<br />

wir Menschen [und auch die Tiere)<br />

über ein Endocannabinoidsystem<br />

verfügen, das maßgeblich für<br />

die Regulierung der verschiedensten<br />

Vorgänge innerhalb des<br />

2<br />

5<br />

Organismus miWerantwortlich<br />

ist. So haben Tierversuche ergeben,<br />

dass z. B. Mäuse ohne die-<br />

Endocannabinoidsystem<br />

ses<br />

nicht lebenstähig sind - dasselbe<br />

gilt aller Voraussicht nach<br />

auch für den Menschen. Viele<br />

Krankheiten und Leiden sind<br />

dabei auf eine Fehlfunktion des<br />

Endocannabinoid-Haushalts zurückzuführen,<br />

weshalb'sie mit den<br />

pfl anzlichen Cannabiswirkstoffen<br />

behandelt werden können.<br />

Cannabismedizin kann äußerst<br />

wirksam sein.<br />

7<br />

I<br />

4<br />

3<br />

ISlI CANNABIS<br />

EINE FUR UNS<br />

KUL]IURFREMDE<br />

PFil.ANZE?<br />

Häufig wird von Gegnern einer<br />

Freigabe des Hanfs argumentiert,<br />

Cannabis sei in unseren<br />

Gefilden eine kulturfremde<br />

Pflanze. In Wirklichkeit ist der<br />

Hanf bis vor etwas mehr als B0<br />

fahren in Deutschland bzw im<br />

deutschsprachigen Raum noch<br />

überall gewachsen, ob in Gestalt<br />

der Kulturpflanze auf den Feldern<br />

der Landwirte oder als verwilderter<br />

Pflanzenbestand am Wegrand.<br />

Der Botaniker Heinrich Marzell<br />

erhelltin seinem Buch über heimische<br />

Nutz- und Medizinalpflanzen,<br />

dass der Anbau der Hanfpflanze<br />

vermutlich aus Zentralasien und<br />

Indien stammt, nach Deutschland<br />

kam er im 4. oder 5. fahrhundert.<br />

Bis , vor etwa 65 fahren war<br />

Cannabis sogar noch in gewöhnlichen<br />

Pflanzenführern für heimische<br />

Wildkräuter zu finden,<br />

was durch eine Vielzahl von<br />

Literaturstellen mühelos belegt<br />

werden kann. Der Hanf ist bei uns<br />

also alles andere als kulturfremd<br />

- erst die Drogenprohibition hat<br />

aus dieser vielseitigen Pflanze ein<br />

Teufelszeug gemacht.<br />

WEN N<br />

DER<br />

KONSUM<br />

ZUM<br />

PROBLEM<br />

WI RD<br />

Bei den meisten verläuft der<br />

Ca n n a bi skonsu m u n prob I e m ati sch,<br />

andere srnd im Laufe ihres Lebens<br />

auf Hilfe angewiesen. lm Berliner<br />

,,Therapieladen" können sie<br />

Unterstützung finden, Andreas Gantner,<br />

Psychologe, berät hier seit fast 3O<br />

6<br />

NACH<br />

DEUTSCHLAND KAM<br />

HANF IM 4, ODEB 5,<br />

TAHBHUNDEBT,<br />

Jahren Menschen jeden Alters, Was<br />

das direkte lJmfeld und die Politik tun<br />

können, erklärt er im Gespräch'<br />

Text: Janika Takats<br />

42 ) c**a 1"s..<br />

43


Allergische Diathese<br />

Angststörung<br />

Appetittosigkeit und Abmagerung (Kachexie)<br />

Armplexusparese<br />

Arthrose<br />

Asthma<br />

Auf merksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS)<br />

Autismus<br />

Barrett-Ösophagus<br />

Blasenkrämpfe nach mehrfachen<br />

Operationen im Urogenitalbereich<br />

Blepharospasmus<br />

Borderline-Störung<br />

Borreliose<br />

Chronische Polyarthritis<br />

Chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS)<br />

Chronisches Schmerzsyndrom nach Polytrauma<br />

Chronisches Wirbelsäulensyndrom<br />

Cluster-Kopfsch merzen<br />

Colitis ulcerosa<br />

Depressionen<br />

Epilepsie<br />

Failed-back-surgery-Syndrom<br />

Fibromyalgie<br />

Hereditäre motorisch-sensible<br />

Neuropathie mit Schmerzzuständen und Spasmen<br />

H lV-lnf ektionFortsetzung<br />

HWS- und LWS-Syndrom<br />

Hyperhidrosis<br />

Kopfschmerzen<br />

Lumbalgie<br />

Lupus erythematodes<br />

Migraine accompagnée<br />

Migräne<br />

Mitochondropath¡e<br />

Morbus Bechterew<br />

Morbus Crohn<br />

Morbus Scheuermann<br />

Morbus Still<br />

Morbus Sudeck<br />

Multiple Sklerose<br />

Neurodermitis<br />

Paroxysmale nonkinesiogene Dyskinese (PNKD)<br />

Polyneuropathie<br />

Posner-Schlossman n-Syndrom<br />

Posttraumatische Belastungsstörung<br />

Psoriasis (Schuppenfl echte)<br />

Reizdarm<br />

Rheuma (rheumatoide Arthritis)<br />

Sarkoidose<br />

Schlafstörungen<br />

Schmerzhafte Spastik bei Syringomyelie<br />

Systemische Sk[erodermie<br />

Gtraspastik nach infantiler<br />

Cerebralparese<br />

Thalamussyndrom bei Zustand nach Apoplex<br />

Thrombangitis obliterans<br />

Tics<br />

Tinnitus<br />

Tourette-Syndrom<br />

Trichotillomanie<br />

Urtikaria unklarer Genese<br />

Zervikobrachialgie<br />

Zustand nach Schädel-Hirn jTrauma<br />

Zwangsstörung<br />

:.r.,,..<br />

Aktue[[ sind t4 unterschiedliche Cannabissorten in Apotheken<br />

erhä[t[¡ch, jedoch kann es bei einigen nach wie vor zLr<br />

Lieferengpässen kommen. Es ist abzusehen, dass in Zukunft<br />

zah[reiche weitere Sorten au{ den Markt kommen, die das<br />

Sortiment erweitern werden' Die Frage, welche Sorte bei<br />

welcher Erkrankung hitft, ist dabei nicht leic,ht zu beantworten'<br />

Die Forschung steht hier noch am Anfang, die Studienlage ist<br />

dünn und die meisten Ärzte haben keinerlei Erfahrung mit dem<br />

Verschreiben von Cannabis.<br />

Die heute verfügbaren Sorten lassen sich in 5 Typen einteilen<br />

(siehe Folgeseite).<br />

Ärzte können zudem standardisierte Extrakte aus einer oder<br />

dieser Sorten verschreiben' Diese werden dann<br />

-"hr"r.,<br />

vom Apotheker zubereitet. Zudem können auch Rezepturen<br />

von Cannabisblüten für bestimmten Dosierungen und<br />

Au{nahme{ormen angef ertigt werden,<br />

-<br />

Neben Cannabisb[üten und standardisierten Extrakten<br />

gibt es aktue[[ vier Cannabisarzneimittel' Diese ,,regulären"<br />

ArzneimitteI dür{ten bei Arzten eine größere Akzeptanz<br />

besitzen als Cannabisbtüten, da sie standardisierte Präparate<br />

sind, deren Zusammensetzung stets identisch ist'<br />

Das Fertigarzneimitte[ ,,Sativex" ist ein alkoholisches Extrakt<br />

und wird als Spray aufgenommen. Es ist für Spastiken bei<br />

multipler Sklerose zugelassen und wird bereits hier regelmäßig<br />

eingesetzt. Aufgrund seiner Zusammensetzung ist es gut als<br />

Mittel{úr den ersten Therapieversuch geeignet' Der enthaltene<br />

Atkohot macht Sativex weniger verträglich'<br />

..'.': .... : .:<br />

,,Dronabinot" ist reines <strong>THC</strong> und schon länger als Rezeptur in<br />

Form von Tropfen oder Kapse[n verschrieben worden'<br />

,,Canemes" mit dem Wirkstoff Nabilon ist ein künsttich<br />

hergestelltes Cannabinoid und wirkt ähnlich wie <strong>THC</strong>' Als<br />

Fertigarzneimittel hat es eine Zulassung für Ubelkeit und<br />

Erbrechen als Nebenwirkung einer Chemotherapie'<br />

Wegen der psychoaktiven Wirkung sind beide Medikamente<br />

nicht als MitteI der ersten WahI für einen Therapieversuch<br />

empfeh[enswert und so[[ten besonders vorsichtig dosiert<br />

werden.<br />

Der Wirkstoff CBD ist als Rezeptur verschreibungspflichtig'<br />

Reines CBD ist im Gegensatz zu CBD-reichen Cannabisb[üten<br />

oder Extrakten von einer Kostenerstattung ausgeschlossen'<br />

Wegen seiner Zusammensetzung ist CBD gut {ür den ersten<br />

Therapieversuch geeignet.<br />

-,,<br />

Die beiden wichtigsten lnhaltssto{fe der Cannabispflanzen sind<br />

das Delta-9-Tètrahydrocannabinot (<strong>THC</strong>, als ArzneimitteI auch<br />

,,Dronabino[" genannt) und Cannabidiot (CBD)' ln der Pflanze<br />

selbst sind zahlreiche weitere verwandte Cannabinoide und<br />

medizinisch wirksame Sto{fe enthalten. <strong>THC</strong> und CBD sind<br />

die beiden am besten erforschten Stoffe, und ein GroßteiI der<br />

medizinischen E{{ekte von Cannabis wird einem oder beiden<br />

Stoffen zugeschrieben. Sie sind in Cannabis, in Extrakten und<br />

Arzneimitteln wie Sativex in unterschiedlicher Konzentration<br />

e ntha[ten.<br />

Beide Cannabinoide he[{en bei zahlreichen Erkrankungen und<br />

Beschwerden. Das Spektrum ihrer Wirksamkeit überschneidet<br />

sich. Die Wirksamkeit bei einzelnen lndikationen, aber auch<br />

beim einzelnen Patienten sind unterschiedlich. Ebenso hängen<br />

die Nebenwirkungen von der Menge der beiden Wirkstoffe'<br />

aber auch dem Verhältnis zueinander ab' Daher sind CBD<br />

sowie CBD in Kombination mit <strong>THC</strong> die besten Varianten, um<br />

die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Cannabis als Medizin<br />

zu testen.<br />

<strong>THC</strong> ist {ür den klassischen Rausch verantwortlich' Seine<br />

psychoaktive Wirkung ist bei der Therapie mit Cannabis<br />

eine unerwünschte Nebenwirkung und kann gerade von<br />

unerfâhrenen Patienten aIs unangenehm wahrgenommen<br />

werden. Das Cannabinoid CBD ist nur schwach psychoaktiv<br />

und verursacht keine gravierenden Nebenwirkungen' Die<br />

Kombination aus <strong>THC</strong> und CBD erzeugt unterschiedliche<br />

Wechsetwirkungen. CBD hemmt die psychischen Wirkungen<br />

sowie die Herzfrequenzsteigerung von <strong>THC</strong> und kann damit<br />

helfen, die VerträgIichkeit zu erhöhen' Andererseits kann<br />

die Hemmung der appetitanregenden Wirkung des <strong>THC</strong> ein<br />

unerwünschter Nebenef{ekt sein.<br />

58<br />

) ""ao'"<br />

59


: ..':<br />

Wirkung<br />

aktivierend<br />

Wirkung:<br />

ausgle¡chend<br />

Beginn<br />

verzögert, nach 30 bis 90 Minuten<br />

schnell, nach wenigen Minuten<br />

Wìrkstoffet<br />

viel <strong>THC</strong> (12-22o/o), CBD gegen<br />

Null<br />

Wirkstoffe:<br />

CBD = <strong>THC</strong> (6*100lo)<br />

Dauer<br />

lang,4bis6Stunden<br />

kurz,2l:is 3 Stunden<br />

Nebenwirkungr<br />

psychoaktiv je nach <strong>THC</strong>-Konzentration<br />

Nebenwirkung<br />

Bediol, Pedanios B/8, Penelope,<br />

Argyle<br />

Vorteil<br />

niedriger Peak, bei (Neben-)Wirkungen<br />

schnelle Wirkung, rasches Eindosieren, Nebenwirkungen<br />

von kurzer Dauer<br />

verfügbare<br />

Sorten<br />

Bedrocan, Pedanios 18/1, Princeton,<br />

Pedanios 16/1 und 14l1, Houndstooth<br />

Nachteil<br />

Nebenwirkungen halten Iänger an, Dosisfindung<br />

braucht mehr Zeit<br />

hoher Peak bei Wirkung und Nebenwirkung,<br />

I n halationsgerät notwendig<br />

Wirkung:<br />

anti-psychotisch, a ngstlösend,<br />

gegen körperliche Spannung<br />

Anwendungen<br />

pro Tag<br />

einmal pro Tag kann genügen<br />

mehrfache Anwendung nötig<br />

Wirkung<br />

zwischen ,JHC"(UP) und<br />

,,rHC',(DOWN)<br />

Wirkstoffe<br />

viel CBD (7-15Yo), kaum <strong>THC</strong><br />

Tabelle: Vergleich orale Eìnnahme und l"Lalatron<br />

Wirkstoffe<br />

Nebenwirku<br />

ng:<br />

viel <strong>THC</strong> (12*22%), CBD gegen<br />

Null<br />

psychoaktiv, je nach <strong>THC</strong>-Konzentration<br />

Nebenwirkung<br />

Bedrolite<br />

<strong>THC</strong>:<br />

Schmerzen, insbesondere in Kombination mit Opiaten,<br />

Glaukom, Appetitlosigkeit, Depressionen, Schlafprobleme<br />

Sorte mit einem bestimmten <strong>THC</strong>- und CBD-Gehalt wirksamer<br />

und verträglicher sein als eine andere Sorte mit ähnlicher<br />

<strong>THC</strong>- und CBD-Konzentration, aber Unterschieden bei den<br />

sonst¡gen Wirkstoff en.<br />

verfügbare<br />

Sorten<br />

Wirkung<br />

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gefunden werden. Wird die Dosis nur in kleinen Schritten<br />

gesteigert, so[lte es zu keinen Übettaschrngen kommen. Eine<br />

spürbare Rauschwirkung nach der lnhalation ist nur von kurzer<br />

Dauer, während die medizinische Wirkung länger anhält.<br />

Nebenwirkungen und eventuelle Risiken müssen vor der<br />

Therapie mit dem Arzt im Einzelfall besprochen werden.<br />

Cannabis ist im Vergleich zu anderen Medikamenten ein<br />

ziemlich sicheres Medikament, denn eine Überdosis an sich<br />

ist nicht [ebensbedrohlich. Die gravierendste Nebenwirkung<br />

ist der berauschende Ef{ekt des <strong>THC</strong>. Weitere übliche<br />

Nebenwirkungen sind: trockener Mund, . Schwinde[,<br />

Herzrasen, Blutdruckschwankungen sowie Müdigkeit. lm<br />

Verlauf der Behandlung nehmen diese Nebenwirkungen ab.<br />

Besondere Vorsicht ist bei Menschen mit einer Vorerkrankung<br />

(Herzkreislaufsystem, Blutdruck, Depressionen,<br />

Schizophrenie, andere psychotische Erkrankungen, Epilepsie),<br />

älteren Menschen, Schwangeren, Sti[[enden und Kindern<br />

angebracht. Die Verkehrstüchtigkeit kann je nach Dosierung,<br />

Gewöhnung und dem lndividuum mehr oder weniger stark<br />

eingeschränkt sein.<br />

.:<br />

Eine Therapie mit Cannabismedikamenten muss vom<br />

Patienten bei der Krankenkasse für eine Kostenübernahme<br />

zuvor genehmigt werden. Eine Ausnahme sind die beiden<br />

Fertigarzneimittel Sativex und Canemes. Diese werden bei<br />

einer Therapie für die jeweilige Erkrankung gemäß Zulassung<br />

ohne diesen Umweg von den Krankenkassen erstattet. Ohne<br />

eine Übernahme der Therapiekosten ist eine Verschreibung<br />

auf einem Privatrezept möglich. ln diesem Fall muss das<br />

Medikament vom Patienten bezahlt werden. Da die Kosten<br />

für eine Therapie stark vom eingesetzten MitteI abhängen,<br />

empfiehlt sich ein Preisvergleich.<br />

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63


Texl: loniko Tokots<br />

Experten schötzen, doss es<br />

in Deutschlond bis zu vier<br />

Millionen Menschen gibl,<br />

die regelmoßig Connobis<br />

konsumieren, ouch wenn<br />

der Besilz und der Hondel<br />

bisher verboten woren. Bis<br />

zur, Gesetzesönderung im<br />

\/tarz2Ol7 woren rund 1.000<br />

Personen im Besitz einer<br />

Ausnohmegenehmìgung der<br />

BundeSopiumslelle, die sie<br />

dozu berechtigte, Connob',<br />

'<br />

in der Apotheke zu erwerben. Wie viele der vier Millionen<br />

Connobis ous medizinischen Gründen verwendet hoben,<br />

ist nicht bekonnl. Auch lösst sich nicht in ollen Fallen deutlich<br />

zwischen Genusskonsum und medizinischem Gebrouch<br />

unterscheiden, do die Grenzen fließend sein können.<br />

Schötzungen zufolge wìrd die Zohl der Polienten, die sich<br />

Connobis verschreiben lossen werden, irgendwo zwischen<br />

120.000 und 850.000 liegen. Wie viel Connobis donn<br />

lohrlich benötig wird, ist derzeit noch vollig offen. Klor ist<br />

ober, doss der Bedorf enorm steigen wird und die bisherigen<br />

Versorgungsstrukiuren keinesfolls ousreichen werden.<br />

ln der Vergongenheit wurden die Potìenten ousschließlich<br />

mit medrzinìschem Connobis ous den Niederlonden versorgt.<br />

Die Apotheken mussien dies extro für die jeweiligen<br />

Potienlen on{ordern. Tiolz der überschouboren Nochfroge<br />

kom es immer wieder zu Lieferengpössen. Diese nötigten die<br />

Potienten dozu, sich ihre Medizin ouf dem Schworzmorkt<br />

zu beschoffen oder heimlich selbst onzubouen. Seii einigen<br />

Monoten können die Betroffenen ouch ouf Sorten ous<br />

Konodo zurückgreifen, die dos Sortiment der Apotheke erweilern<br />

und die Loge etwos entsponnen.<br />

Dos neue Gesetz ist noch keine<br />

drei Monote in Kroft, doch schon<br />

jetzt ist obzusehen: Der Bedorf<br />

on Connobisbluten, -ölen und<br />

-extrokten wird exponentiell in<br />

die Hohe schießen. Die domir<br />

e n t st eh e n d e n wi rt s ch of f I i c h e n<br />

Maglichkeiten reichen weit über<br />

d ie Co nn abisprod ukti on hi nous.<br />

Nun gilt es, den neuen Morkt zu<br />

gestalten.<br />

WI LLKOMMEN IM<br />

CANNABUSINESS<br />

DER WETTLAUF UM DIE LIZENZEN<br />

Um zukunftig die medizinische Versorgung problemlos zu<br />

gestolien, hot die Regierung mit der Geselzesönderung die<br />

Gründung einer sogenonnten Connobisogentur ongekündigt,<br />

die die Produktion und Distribution in Deutschlond<br />

verwolten soll. Derzeil bewerben sich einige Dutzend<br />

Unternehmen und Vereinìgungen um eine Anboulizenz hierzulonde.<br />

Die begehrlen Lizenzen werden ober wohl nur die<br />

wenigslen erhollen. Slrenge Regulorien und Vorschriflen<br />

werden festgelegl, domit dos Connobis für den Verkouf<br />

in der Apotheke zugelossen wird. Diese Anforderung<br />

mochen hohe lnvestilionen in die Anbouonlogen sowie<br />

Logereinrichlungen und Equipment zur Quolitotskonlrolle<br />

nötig, die nur die wenigsten Bewerber oufbringen können.<br />

Bis bei uns die ersten Blüfen getrocknet und obgepockt<br />

werden, wird noch einige Zeit vergehen. Bis dohin wird der<br />

steigende Bedorf weiterhin durch lmporle gedeckt werden<br />

müssen.<br />

Fochkundige gehen dovon ous, doss dos deutsche Gesetz<br />

in den kommenden Johren ols Vorloge für eine EU-weiIe<br />

Regulierung von medizinischem Connobis dienen wird.<br />

Wenn dieses Gesetz von den 28 EU-Mitgliedssloolen rotifiziert<br />

würde, hölten 510 Millionen Menschen ouf einmol<br />

Tugong zu medizinischem Connobis. Der dorous<br />

enlslehende Morkt wird größer sein ols der<br />

von USA und Konodo zusommengenommen.<br />

Wohrend in den USA Potienlen immer noch selbst<br />

für ihr Connobis oufkommen müssen, reguliert in<br />

Deutschlond - und vielleicht ouch bold in Europo<br />

- dos Geselz die Kostenübernohme durch die<br />

lclÇ<br />

Kronkenkossen. Domit wird gewöhrleistef, dqss<br />

Potienten die Menge Connobis erholten, die sìe<br />

benötigen. Gleichzeitig treibt diese Regelung die<br />

Nochfroge in die Hohe.<br />

Es ist doher nichl verwunderlich, doss bereils<br />

jetzt schon einige US-omerikonische und konodische<br />

Unfernehmen versuchen, ou{ dem<br />

deulschen Morkt Fuß zu fossen. Auch lsroel<br />

plont in den kommenden Johren, eine {ührende<br />

Rolle bei der Produktion und beim Export<br />

von medìz¡n¡schem Connobis einzunehmen. Mit<br />

der Verschreìbungsfahigkeil und dem Verkou{<br />

befritt mon in Deutschlond ein neues und bisher<br />

noch weitestgehend freies Feld. Und die<br />

Aufbruchsstìmmung ist groß.<br />

DER GRUNE RAUSCH<br />

ln den USA werden der wochsende Morkt und<br />

die steigenden Umsölze durch die Legolisierung<br />

von Connobis in einigen BundesstooTen ouch ols<br />

Green Rush bezeìchnet. Domit spielt mon ouf den .<br />

Goldrousch on, mil dem sich im 19. Johrhundert<br />

hundertiousende Amerikoner und Zuwonderer<br />

infìzierlen. Domols zogen unzöhlige Glücksritter<br />

in die Regionen von Kolifornien, Colorodo oder<br />

South Dokolo. Zu nennenswerfem Reichtum<br />

brochten es nur die ollerwenigsten. Die Suche<br />

noch Gold wor Knochenorbeit und ein wirlschoftlich<br />

ungewisses Unierfongen. Der Verkouf von<br />

Spoten und Meißeln sowie Sieben und onderer<br />

Ausrüslung wor dogegen öußerst lukroliv.<br />

Hier lossen sich Anologien zur wochsenden<br />

Connobisindustrie - in den USA genouso wie in<br />

Deutschlond - ziehen. Wohrend der Anbou des<br />

medizìnischen Connobis nicht nur lnvestilionen<br />

in die benötigte lnfrostruklur vorousselzt, sondern<br />

ouch die Ausbildung,und Beschö{tigung<br />

von fochkundigem Personol, {ordern ondere<br />

Geschöftszweige weit weniger Stortkopitol. ln<br />

den USA hoben viele Unternehmer in den Johren<br />

seil der Legolisìerung in den ersten Slooten erslounliche<br />

Kreotivitöi bewiesen. Von ouf dos<br />

Geschoft mil Connobis speziolisierlen Anwölten<br />

und Business jConsulling-Unlernehmen über<br />

Anbouschulungen und eine ouf die Bronche {okussierte<br />

Jobvermittlungsplottform bis hin zu<br />

Connob¡s-Hochzeilsplonern und Kifferbustouren<br />

wird inzwischen so ziemlich jede erdenkliche<br />

,Dienstleistung ongebofen.<br />

77<br />

76 )<br />

r.."*tb. & B$ire$


\HAN,ï E<br />

Elf*gå3*"",, *",r;,::ïîr<br />

IIANFMAGAZIN<br />

DRUCKT SICH AUS<br />

ln Deutschlond sind die Moglichkeiten derzeit noch begrenzt, do<br />

ousschließl¡ch der medizinische Connobisgebrouch zugelossen<br />

wird. Allerdings werden deulsche Unternehmen in der Bronche<br />

nicht dos Problem hoben, doss keine Bonk mil ihnen Geschöfte<br />

mochen dor{ und der gesomte Geldverkehr dodurch in bor<br />

stottfinden muss. Unobhöngig dovon, wonn die Produktion in<br />

Deurschlond storten wird, ist obzusehen, doss zukünftig weit<br />

mehr Menschen in der,,Connobis-service-lndustrie"<br />

werden ols in der eigentlichen Produktion.<br />

PROFIT FÜR ALLE?<br />

orbeilen<br />

Seitdem die ersten Sloolen in den USA Connobis vollstöndig legolisiert<br />

hoben, isi klor: Connobis ist dos große Geschoft. Die<br />

Aussicht ouf den großen Proiit lockt lnvestoren und Unternehmer<br />

on, die zwor von Connobis koum Ahnung hoben, jedoch dos<br />

nötige Kleingeld mitbringen. Dieses Profifstreben stößt vor ollem<br />

denlenigen bitter ouf, die sich Johre, *"nn'li.ht Johrzehnte<br />

für die Legolisierung und die medizinische Nutzung der Pflonze<br />

stork gemocht hoben. Einige, die sich - ou{ die eine oder ondere<br />

Weise - der ,,ursprünglichen" Connobisszene zugehorig ftihlen,<br />

lun ihren Unmut doher im lnternet kund. Connobis solle nicht<br />

dem Kopitolismus zum Opfer follen, so die Devise. Helfen wird<br />

dies wenig. Ob ous der Apotheke oder ouf dem Schworzmorkt,<br />

Connobis ist ein Produkt, dos den Regeln seines Morkts folgt wie<br />

jedes ondere Produkt. Die romonlische Hoffnung, doss es bei<br />

Connobis onders Ioufen sollte, wird uner{üllt bleiben.<br />

Anslott sich der unoufholtsomen EnTwicklung zu verweigern,<br />

sollte überlegt werde.n, wie diese geslolTel werden konn. Auch<br />

hier gibt es bereirs erste Ansötze ous den Vereinigten Stoofen.<br />

Die gemeinnützige ,,Notionol Orgcnizotion for the Reform of<br />

Morijuono Low" (Norml) setzt sich seiT den l970ern fur die<br />

Legclisierung von Connobis und den Schutz der Konsumenten<br />

ein. Die Vereinigung genießt hohes Ansehen und will mil einem<br />

Gutesiegel die lndustrie tronsporenler gestolten.<br />

So sollen Konsumenlen erkennen, welche Unternehmen nur<br />

ouf dos schnelle Geld ous sind und wer hingegen soziole<br />

VerontworTung übernimmt.<br />

Ahnliche Konzepte können ouch in Deutschlond dozu beilrogen,<br />

den Morkt und speziell die Produkt¡onsbedingungen tronsporenter<br />

zu gestolten. 40 Prozent der Unlernehmensgründungen<br />

in der Connobisindustrie in den USA wurde von Frouen durchgeführt.<br />

Der Prozentsotz ist höher ols in jeder onderen Bronche<br />

und sollte (.uktrnftige) Unternehmerinnen in Deulschlond ermuligeri.<br />

Dos noch freie Feld bietet jede Menge Moglichkeiten<br />

für kreotive Geschöftsideen (ouch in Bezug ouf Nurzhonf) und<br />

Connobisenthusiosten die Gelegenhe¡1, in die Selbststondigkeit<br />

zu storten.<br />

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KENTTICKY:<br />

The Heart of Hemp country<br />

Die Noù4nd gt!il j¡r.ûilioiln<br />

uunritâclràn&rds""r<br />

WWW.HANF-MAGAZIN.DE<br />

n----<br />

Freunde des Hanf Magazins können sich auf eine kompakte Printversion<br />

freuen. Ab April 2017 wirð zweimal jährlich ein Heft im handlichen Format<br />

frisches Wissen zum Thema Hanf verbreiten. Die Themen orientieren sich<br />

am Onlinemagazin und heben Nutzhanf und Medizin in den Vordergrund.<br />

Von Budshots und dicken Joints nimmt das neue Magazin bewusst Abstand.<br />

Trotzdem erfahren wir, was in der Cannabisszene passiert, welche<br />

Messen und Events anstehen, welche Produkte einen zweiten Blick lohnen<br />

und wie politisch, rechtlich und wirtschaftlich mit dem Thema Cannabis<br />

umgegangen wird.<br />

Eine Lektüre, die sich aufzubewahren lohnt, kundigt das Hanf Magazin an.<br />

Vielleicht auch ein Erkennungsmerkmal unter Gleichgesinnten. Und übrigens:<br />

Es ist umsonst und tiberall erhältlich. Fans können sich das Magazin<br />

bequem nach Hause liefern lassen - das Onlineformular gibt es auf der<br />

Website.<br />

Veränderu<br />

sind möglich!<br />

Im fahr 2008 gab es die erste Ausnahmegenehmigung für medizinisches Cannabis<br />

in Deutschland. Heute nutzen viele Patienten legal natürliches Marihuana. Der<br />

Deutsche Hanfverband liefert Informationen für Betroffene und unterstützt diese<br />

über die Aktion,,Straffreiheit für Patienten" bei rechtlichen Verfahren.<br />

www.hanfverband.de<br />

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